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aiis alien Zweigen

der

Bechts- und Staatswissenschaften,

■vvelche

nach abgelegten vier strengen Priifungen

zur

Erlangiing der j uridischen Doetorswiirde

an der

k. h. Ilniuer IM ju IHten,

Josef Foklukar

aus Obergorjaeh in Krain,

am 6. Dezember 1864, um 12 UJir Mittags,

im k. k. I niversitiits-Consistorialsaale

off'entlieh yai  vertheidigen bereit ist.

--

Wien,

Mechithurigteii-Buchdruckerei.

1864 .

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142160


I. Aus der Rechtsphilosoplii?.

1. Der Grundbegriff des Reclites ist die Freiheit.

2. Die Verbindlichkeit der Vertrage steht mit der Frei¬
heit des Widens nicht im Widerspruche.

3. Auch nacb naturrechtlichen Grundsiitzen lasst sich
der Schulzwang rechtfertigen.

4. Jone Verfassung, welche die Mehrzahl der Staatsbiir-
ger befriediget, ist naturgemiiss immer die zweckmassigste.

5. Politisclie Reife des Volkes und Pressfreiheit sind die
Grundlagen und Garantien einer guten Verfassung.

II. Aiis dcm Aolkerrechte.

t. Austibung des Vorkaufsreohtes ist die gerechteste
Massregel gegen Kriegscontrebande.

2. Das Privateigenthum sollte im Seekriege denselben
Schutz geniessen, wie im Landkriege.

3. Zur Rechtmassigkeit eines Krieges ist die formlicke
Ankiindigung desselben niclit nothig.

III. Aus deni r dm is cli (‘is Rechte.

1. Regelmiissig ist eine res judicata kein Gegenstand
eines Vergleiches.

2. Der von einem, dureh das mandatum ad res admini-
strandas, bevollmachtigten Vertreter eingegangene Vergleich
bindet den Machtgeber niclit:.

3. Die Ansicht, der Fiskus sei Occupant eines erblosen
Nachlasses, ist rationeller als jene, nach welcher er als Uni-
versalsuccessor betrachtet wird.

IV. Aus deni Kirchenreckte.

1. Der Benefiziat erwirbt voiles Eigenthum am ganzen
Pfriindeneinkommen.

2. Nur in Bezug auf das Dogma kennt die Kirche keine
Toleranz.

3. Die Aufhebung der papstlichen Territorialholiheit
wiirde das Prinzip der Kirckenunabhiingigkeit gefahrden.

4. Konkordate sind nach denselben Grundsatzen zu
beurtheilen, wie andere Staatsvertrage.

V. Ails deni Lehenrechte.

1. Die Lehenbarkeit eines Gutes muss im Zweifel erwie-
sen werden, die Yermutliung streitet fur freies Eigenthum.

2. Audi der Lehensherr kann sicli der Felonie schuldig
maehen.

VI. Ans dem iisteer. Privatreclite.

1. Zur giltigen Ernennung eines Vormundes ist es nicht
nbthig, dass der Vater die Formlichkeiten eines Testamentes
beobachte.

2. Bin Notherbe kann selbst nach iiberreichter Erbs-
erklarung auf die vollstandige Entrichtung seines Pfliclittheiles
dringeu.

3. Zur Compensation konnen auch niclit klagbare giltige
Forderungen beniitzt werden.

VII. Aiis  dcm osterreichischen Chilprocesse.

1. Der Ricliter hat die nicht widersproclienen Umstande
nur insoweit fur riclitig anzunehmen, als denselben die in der
Verhandlung liegenden Beweise nicht entgegen steheu.

2. Auf Grundlage einer vollkommen glaubwurdigen Ur-
kunde, in welcher die Zahlung nach Thunlichkeit versproclien
wurde, kann die Exekution nicht bewilliget werden.

3. Eine Exekution gegen das Aerar zur zwangsweisen
Eintreibung von Geldforderungen findet nicht statt.

VIII. Aus deni osterreichischen Strairechte und
Strafprozesse.

1. Das Verbrechen des Mordes kann auch durch Unter-
lassung begangen werden.

2. Es gibt auch einen bestellten Kindesmord.

3. Ein Scliuldlosigkeitszeugniss soli auch dann nicht
verweigert werden, wenn statt Verbrechen oder Vergehen nur
eine Uebertretung erwiesen wird.

4. Die giinzliche Abschaffung der Todesstrafe ist nicht
zu empfelden.

IX. Ans dcm iisterr. Handels- und YVechselrechte.

1. Eine bestehende Forderung wird durch Ausstellung
eines Wechsels novirt.

2. Der Theilgiro ist zulassig.

3. Das Rotentionsrecht der Kaufleute besteht noch in

Kraft.

X. Ans der Xational-Oekonomie imd iinaiiz
wissensehaft.

1. Die auf die Unterrichtsaustalten verwendeten Aus-
lagen gehoren zu den produktivsten.

2. Die Hohe des Wechselkurses zwischen zwei Landerii
zeigt das Verhaltniss der Mengen von Geldzalilungen an,
welche beide einander zu leisten liaben.

3. Die Ansammlung eines Staatsscliatzes ist nicht wirth-
schaftlich.

4. Verpaclitung der Feldgiiter des Staates ist regel-
miissig der Bewirthschaftung durch besoldete Verwalter vor-
zuziehen.

XI. Ans der Verwaltungslchre.

1. Die Erricbtung guter Lehrer-Seminarien ist zur He-
bung der Volksscliulen besonders zu empfehlen.

2. Die Wucliergesetze werden durcb die Erricbtung
einer geniigenden Anzald guter Kredit-Institute iiberflixssig
gemaclit.

3. Vertheiiung gemeinscliaftliclier Gemeindewaldungen
ist das beste Scliutzmittel gegen Devastirung derselben.

XII. lus der Statistik.

1. Die Bevolkerung grosser Stiidte pflegt sich melir
durcli Einwanderung als durch Geburten zu vermehren.

2. Die Gerechtigkeit gebietet einen gleichmiissigen
Ausbau des osterreicliischen Eisenbahnnetzes.

3. Mit der Zuuahme der stehenden Heere mehren sich
die Staatsscliulden.

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