Nro. 27. ^ Dienstag den 5. April 1791. " Inländische Nachrichten. TVien öe« go. März. Es verbreitet fich hier seit ein paar Tagen das Gerücht / der ungarische Deputirte bey dem Kongress? :u S.ißtow, Hl>rr Graf ?^ranz von Estecha^y, habe daselbst im Flamen der ganen Ungarischen Nation, gegen den Vertrag in Reichendach, so wie gegen jede Mtrettnng protestirt, und dabey erklart, daß Ungarn entschlossen sey, das Eroberte mit Gut und Blut zu behaupten. Indessen geben wir dieses noch <>ls eine bloße Sage an, bis ferncre Berichte Vtstattigung und Wahrheit mitlrin-ßen werden. Von dem Waffenstillstände wir Oesterreich heißt es itzt, daß selbiger bis zum August verlängert sey. — Außer öem Rußischen Generale Tomarow, der fich itzt in Triest befindet, sieht man «uch in allen Italienischen S,-Häsen Nus- ein« goldene mit Brillanten besetzte Dose, «nd für die Dienerschaft d^r nenstadttr miliiar M.dcmie .0 S 5'.' ""/ .^ Gelenk g^bcn ; HZchstdie-stldeu sollen des Vorhabens seyn, eine derley Stiftung auf den nämlichen Fuß itt Neapel zu errichten, daher Se. Maj. alles auf das genaueste in Augenschein ge-uommen haben.— Se. K. Hoheit der Herzog Albert beginnen von Zeit zu Zeit bejsir zu werden , und sind entschlossen bey vollkommener. Herstellung mit Höchst-derselben Frauen Gemahlin , und dem Herzog von Kurland, eine Neise nach Dresden zu unternehmen. »— Dl.r Hauptnlanll von Scholtercr von Brechanville Infanterie ist nebst noch einigen Offiziers bereits aus der Gefangenschaft von Kon-sianlinopel allhier angekommen; die Mißhandlungen , welche diese braven Männer von den Türken übertragen mußten, sind ausscrordemlich. — Ge. K. K. Maj. haben Höchstdero Hof-und Kammerjuwelier Franz Mack, in Anbetracht seiner sich durch den ausgebreiteten Iuwelenhandel und andere dem Staate geleisteten er-sprißlichcn Dienste sich erworbenen „Verdienste , sammt seiner eheleiblichen Nachkommenschaft , in den Nitttrstand der ge-fammtcn K K. Erblander mit dcm Ehrenworte : Edlcr von, ',u erheben aliergna-digst gcruhct. — Der bcy der Mauth-Dirclzion gestandene Konzipist v. O.uixs, ist als Offi^ialis bey der Staats Kanz-ley mit I0IO st. Gchalt angestellet worden , und so wird immer ein Individuum um das andere von gedachter Direktion untergebracht werden. — Bey der Ziffer-Kat^ley solle dcr Herr, Hofsekrettlr vou Dollsin zum Hofralh ernannt worden seyn / auch sollen Se. Maj. übe.rhcuipt die Besoldungen des Personals bey der Ziffer - Kanzle«) merklich vermehret haben. — Se. Maj. haben den Hofkriegs-rathlichen Kauzelisten Nattermann in Rücksicht seiner besonderen gute» Verwendung ,,nd dessen beziehenden geringen Besoldung, auch habenden vielen Kinder« in so lan;5, bis er eine Besoldung von 3c>o ff. erlanget , jahrlich 22« fl. Zulag zü bewilligen geruhet. — Der Hofmeister des Grafen vqu Fries ist seiner Dienste entlassen wor den, weil er der Sage gemäß des Vorhabens gewesen ist, den jungen Grasen nach Frankreich zu entDhren ; gebachter Hofmeister bekam vor seiner Entlassung sowohl den rückständigen Gehalt , als auch zu seiner Heimreise die nöthigen Reise-Gelder/ welche er aber auf seinen Tische zurückgelassen, und sich in der Stellung mit dem Rücken gegen die Do:mt erschossen hatte. Brunn den <6, März. Der Fürst Von Potemkin hat am 22. dieses früh die Stadt Iassy verlassen, und über Har-kow und Moskau die Reise nach Petersburg angetretten / nachdem der Oberste von Bauer Sr. Purchlaucht einige Tage zuvor die gnadigste Einladung der Monarchin überbracht hatte. Der Fürst von Nepnin hat indessen das Kommando erhalten ; allein ftine Gewalt erstreckt sich nur auf das, was sich bloß auf die Armee bezieht / indem alle andere Gegenstände gedachtem Fürsten vorbehalten werden. Binnen anderthalb Monaten wird derselbe wieder zurück erwartet. Vor seiner Abreise speisele der Fürst eincs Tages bey einem der Bojaren, Namens Starßa, zu Mittage; nachher bey dsln Trackreur Müffel; endlich bey dem Sklo-ner Juden Naton. Von dem letztern erhielt er einige reichliche Geschenke, und dem andern wurden ansehnliche Lieferungen üdcrlassrn. — Dem abgereiseten Fürsten folgten bald mehrere vornehme Generale , ulid besonders der Graf v. Sou-warow. Dieser Held , uebst 23 andern allsehlilichen Personen, unter denen man auch ben General Wett und seme OemaP lm zahlte, hat den Weg über Lier nach Kiow gewählt. Außer allen diesen smd Noch eine Menge Staabsofficiere nach Petersburg abgegangen , die sich aber in der Folge zu dem Lieftandischcn- Heere begeben werden: und wie man hört, ist Gr. Von Souwarow derjenige, den Ihre.Ma-jesiat die Kaiserin /,um Befehlshaber für diese Armee gewahlet haben. Es heißt, er. habe sich diesen Posten ausdrücklich erbeten, um zu zeigen, Vaß cr von der Krjegskunst und den Eigenschaften eines Heerführers so viel besitze/ um nicht nur gegen türkisch?, sondern auch gegen andere Truppen kommandiren zu können.— Viele dieser reisenden Herren harten Tür-ken Von allerhand Alter und Geschlecht bey sich / die in Ismail in Rußische Gefangenschaft gerathen waren. Die Befehlshaber der Pohlischen Truppen an der Gränze bey Kiow glaubten, daß sie bey bestehender Freundschaft der Republik mit der Pforte , alles , was Mußelmann hieße, anhalten müßten; und sie thaten es. Dieß machte viel Larmens, und die Rußen sahen dieß als eine offenbare Beleidigung an; besonders da ihre Gefangenen gar keine Ursache hätten, über irgend eine Art von harter Behandlung zu klagen. Prcßburg den 26. März. Sicheren Nachrichten zufolge soll der Herr Feld-niarschalllmltenant v. Geneye das Slavonische Generalkommando erhalten. — Se. K. K. Majestät haben vermittelst eines allerhöchsten Handschreibens, dem K. K. Rüth und Hofsekrctar bey der nnga-nschen Hafkanzley Ferdinand von Royß, den ungarischen Adelstand , mit Nachsicht aller Taxen, allergnadigst zu VerU« hen geruhet. ^ "^ ^ NarHnschebes öen l6. März. Dle Auswechslung dcr Kriegsgefangenen wird nun thatigst betrieben. Den >o. dies sind i9O Mann Kriegsgefangene Türken/ welche hier. durch ic> Tage Halt machen mußten , ;ur Auswechslung nach den Gränzen transportirt worden, worauf den lZten »04. Köpsc der unsrigen von Konstantin»« pcl hicr eintrafen, den 54. Nastag hielten und den is: ihren Marsch nach Lu-gos angetrettcu haben. Von diesen waren mehrere von den Regimentern, die bey den Uiberfall zu Schupanek zugegen gewesen , welche wieder an ihre Regimenter abgegeben wurden : Das Wallachisch-Illyrische Regiment hat allein ls Mann erhalten. Die hiesige Einwohner fangen an ihre Hauser widerum in guten Stand herzustellen , und man hofft, daß der Ort um ein wirkliches verschönert werden wird. Prag den 10. März. Bey der künftigen Könlgskröiiung wird hier nach alter Sitte und nach dem Cosium unsrer Väter ein Tournier gehalten werden. Graf Ferdinand Kinsky hat die Direk« zion darüber auf sich genommen. Se. Zurchl. Fürst 3'dam Äuersberg , sind ' dabey zum Tournier - Marschall ernannt,' und die übrigen Stellen haben die 2. Grafen Defonr, Graf Salm, Baron Binneberg erhalten. Die Turnierende Ritter sind : General Graf Willhelm Äuersberg mit dem General Fürsien'von. Fürstcnbcrg. Graf Ferdinand Kinsky mit ^ dem Grafen Joachim Sternberg. GrafD Srzichowsky mit dem Graf Franz Nosch. .^ Gr. Leopold Kinski) Rittmeister mit dem 5 Rittmeister Or. NoO,OO0 Rubel angegeben wird. Der nach Stockholm bestimmte rußisch-kaiserliche Ambassadeur, Baron v. Igelström, ist uoch unpäßl?ch, welches sein« A'creise nach Stockholm verhmdlrt-. Eben das soll der Fall mit dem schwedischen nach PeZ eersburg bcstlmmten Ambassadlur, Baron Taube, seyn. Der Fürst Potemkin hat von seiurr Armee 2 Kürassier, 6 ^arabi-mer, 3 Dragoner, 4 Grenadier, 13 Musketier und 2 Iagerlegimenter zm Verstärkung der Trupprn, bey Kyow, Weißrußland , ^leskon , und Lieftand abgeschickt, und itzt besteht seine Armes qeqen die Türken noch aus 29,787 Mann Kavallerie und '09,053 Mann Infanterie , zusammen aus 1^8.840 Mann, ohne die Artilleristen , Bombardiers, In« genieurs, Kosaken und übrige leichte nn-gnläre Truppen zu rechnen. Wird alle Dienst -und Frevtage nachmittcias um 4« Uhr aus dem Platze ^'0. »85. in der von Kleinmaycrschen Buchhandlung "ausgegeben.