70880^^» I"?* f Ma alfc ß Seiner Majestät des Kaisers von Oesterreich, Königs von Ungarn und Böhmen. Laibach igiZ- Zu finden bep Joseph Sassenberg, Pächter Edel von Rleinmayerschen Buchdruckers^. 7088V Oesterreichische Monarchie fand sich durch ihre Sage, durch ihre vielfachen Verbindun¬ gen mit andern Mächten, durch ihre Wichtigkeit in dem Europäischen Staatenbunde, in einen großen Theil der Kriege verwickelt, die seit länger als zwanzig Jahren Europa verheerten. Im ganzen Laufe dieser schweren Kriege hat nur ein und immer derselbe politische Grundsatz jeden Schritt Sr. Majestät des Kaisers geleitet. Aus angeborner Neigung, aus Pflichtge¬ fühl , aus Liebe zu Ihren Völkern dem Frieden zugethan, allen Ervberungs - und Vergröffe- rungsgcdanken fremd, haben Se. Majestät nie die Waffen ergriffen, als wenn die Nothwen- digkeit unmittelbarer Selbstvertheidigung, oder die von eigener Erhaltung unzertrennliche Sorge für das Schicksal benachbarter Staaten, oder dir Gefahr, das ganz^ gesellschaftliche System von Europa durch gesetzlose Willkühr zertrümmert zu sehen, dazu aufforderten. Für Gerech¬ tigkeit und Ordnung haben Se. Majestät zu leben und zu regieren gewünscht; für Gerechtig¬ keit und Ordnung allein hat Oesterreich gestritten. Wenn in diesem oft unglücklichen Kampfe der Monarchie tiefe Wunden geschlagen wurden, so blieb Sr. Majestät wenigstens der Trost , daß das Schicksal Ihres Reiches nicht für unnütze oder leidenschaftliche Unternehmungen auss Spiel gesetzt ward, und daß jede Ihrer Entschließungen vor Gott, vor Ihrem Volke, vor den Zeitgenossen und der Nachwelt gerechtfertiget werden konnte. Der Krieg >w" 'S--?, wärd« ungeachtet der zweckmäßigsten Dorbereitungsanstalten den Staat zum Untergange geführt haben, wenn die unvergeßliche Tapferkeit der Armee, und der Geist einer treuen Vaterlandsliebe, der alle Theile der Monarchie beseelte, nicht stärker gewesen wäre, als jedes feindselige Schicksal. Die National - Ehre und der alte Waffen¬ ruhm wurden unter allen Widerwärtigkeiten dieses Krieges glücklich behauptet; aber kostbare Provinzen gingen verloren; und durch die Abtretung der Küstenländer am Adriatischen Meere wurde Oesterreich aller Ar.theil am See-Handel, eines der wirksamsten Beförderungsmittel seiner Landes - Industrie geraubt; ein Schlag, der noch tiefer gefühlt worden seyn würde, wenn nicht zu eben der Zeit ein, den ganzen Continent umschlingendes, verderbliches System ohnehin alle Handelswege gesperrt, und fast alle Gemeinschaft zwischen den Völkern gebro¬ chen hätte. Der Ganz und die Resultate dieses Krieges hatten Sr. Maj. die volle Ueberzeugung gewährt, daß Key der einleuchtenden Unmöglichkeit unmittelbarer und gründlicher Heilung des tref zerrütteten politischen Zustandes von Europa, die bewaffneten Rettungsversuche einzelner Staaten, anstatt der gemeinschaftlichen Noth ein Ziel zu setzen, nur die noch übrig gebliebe¬ nen unabhängigen Kräfte fruchtlos aufreibcn , hen Verfall des Ganzen beschleunigen , und selbst die Hoffnung auf bessere Zeiten vernichten mußten. Von jener Ueberzeugung geleitet, erkann¬ ten Se. Maj., welch ein wesentlicher Vortheil es seyn würde, durch einen auf mehrere Jahre gesicherten Frieden den bis dahin unaufhaltsamen Strom einer täglich wachsenden Uebermacht wenigstens zum Stillstand zu bringen, Ihrer Monarchie die zur Herstellung des Finanz - und Militär-Wesens unentbehrliche Ruhe, zugleich den benachbarten Staaten einen Zeitraum von Erholung zu verschaffen, der, mit Klugheit und Thätigkeit benützt, den Uebergang zu glück¬ licheren Tagen vorbereiten könnte. Ein Friede Liefer Art war unter den damaligen gefahr¬ vollen Umständen nur durch einen ausserordentlichen Entschluß zu erreichen: Der Kaiser fühlte es, und faßte diesen Entschluß. Für die Monarchie, für das heiligste Interesse der Mensch¬ heit, als Schntzwehr gegen unsbsehliche Uebel, als Unterpfand einer bessern Ordnung der Dinge, gaben Se. Naj., was Ihrem Herzen das Theuerste war , hin. .In diesem über ge° 4 wohnliche Bedenklichkeiten' weit erhabenen, gegen alle Mißdeutungen des Augenblicks gewaff« neten Sinne, wurde ein Band geknüpft, das, nach den Drangsalen eines > Kam¬ pfes, den schwacher?, und leidenden Theil durch das Gefühl einiger Sicherheit auftn.-)-:.! , bcn stärker» und siegreichen für Mäßigung und Gerechtigkeit stimmen, und so, von zwey weiten zugleich, der Wiederkehr eines Gleichgewichtes der Kräfte, ohne welches die Gemeinschaft der Staaten nur eine Gemeinschaft des Elends seyn kann, den Weg bahren sollte- Der Kaiser war zu solchen Erwartungen um so mehr berecht-get, als zur Zeit der Stiftung dieses Bandes der Kaiser Napoleon den Punkt in seiner Laufbahn erreicht hatte, wo Befe¬ stigung des Erworbenen wünschenswürdiger wird, als rastloses Streben nach neuem Besitz. Jede weitere Ausdehnung Seiner langst alles gerechte Maß übersteigenden Herrschaft war nicht nur für Frankreich. das unter der Last seiner Eroberungen zu Boden sank, sondern selbst für sein wohlverstandenes persönliches Interesse mit sichtbarer Gefahr verknüpft. Was diese Herrschaft an Umfang gewann, mußte, sie nothwendig an Sicherheit verlieren. v-as Gebäude seiner Größe erhielt durch die Familien - Verbindung mit dem ältesten Äaiserhause der Christenheit , in den Augen der Französischen Nation und der Welt einen solchen Zuwachs an Festigkeit und Vollendung, daß unruhige Vergrößerungs-Plane es forchin nur entkräften und erschüttern konnten. Was Frankreich, was Europa, was so viel gedrückte und verzwei¬ felte Nationen vom Himmel erflehten, schrieb dem mit Ruhm und Sieg gekrönten Beherr¬ scher eine gesuude Politik als Gesetz seiner Selbst - Erhaltung vor- Ts war erlaubt za glauben , daß so viel vereinigte große Motive über den Reiz eines einzigen triumphiren wurden. ? Wenn diese frohen Hoffnungen unerfüllt blieben, so kann Oesterreich kein Vorwurf dar¬ über treffen. Nach vieljähriger vergeblicher Anstrengung und unermeßlichen Aufopferungen aller Art, gab es Bewegsgründe genug zu dem Versuch, durch Vertrauen und Hingebung Gutes In wirkenwo Ströme von Blut bisher nur Verderben auf Verderben gehäuft hat¬ ten. Se Majestät werden es wenigstens nie bereuen, diesen Weg betreten zu haben. Das Jahr i8>o war noch nicht verflossen, der Krieg wüthete in Spanien noch fort, die deutschen Völker hatten kaum Zeit gehabt, nach den Verwüstungen der vcyven ^ru-icge den ersten freyen Athemzug zu thun, als der Kaiser Napoleon in einer unglücklichen Stunde beschloß, einen ansehnlichen Bezirk des nördlichen Deutschlands mit der Masse Ländern, die den Nahmen des Französischen Reiches führte, zu vereinigen^ und die alten freyen Handeks- .Städte. Hamburg, Bremen und Lübeck, ihrer politischen, bald nachher auch ihrer kommer¬ ziellen Existenz, ihrer letzten Subsistenz-Mittel zu berauben. Dieser gewaltthätige Schritt geschah, ohne irgend einen auch nur scheinbaren Rcchtsgrund mit Verachtung aller schonenden Formen , ohne vorhergehende Ankündigung oder Rücksprache mit irgend einem Cabinett, un¬ ter dem willkuhrlichen und nichtigen Vorwande, daß -er Krieg mit England ihn gebiethe. Zugleich wurde jenes grausame System, welches auf Kosten der Unabhängigkeit, der Wohl¬ fahrt, der Rechte und der Würde, des öffentlichen und Privat - Eigenthums aller Staaten des Continents, den Welt - Handel zu Grunde richten sollte, mit unerbittlicher Strenge verfolgt, in der eitelu Erwartung, ein Resultat zu erzwingen, das, wenn es nicht glücklicher Weise unerreichbar gewesen wäre, Europa auf lange Zeiten hinaus in Armuth, Ohnmacht und Barbarei) gestürzt haben würde. Der Beschluß, welcher eine neue Französische Herrschaft, unter dem Titel einer zwey und dreyßigsten Militär-Division, an den deutschen Seeküstcn errichtete, war an und für sich beunruhigend genug für alle benachbarte Staaten; er wurde es noch mehr als unver¬ kennbare Vorbedeutung künftiger größerer Gefahr. Durch diesen Beschluß sah man das, in Frankreich selbst ausgestellte, zwar früher schon übertret»?, doch immer noch als bestehend prsclamirte System der sogenannten natürlichen Granzpunkte des Französischen Reiches, ohne alle weitere Rechtfertigung oder Erklärung, über den Haufe» geworfen, und sogar die eignen Schöpfungen des Kaisers mit beyspielloser Willkühr vernichtet Weder die Fürsten des Rhein¬ bundes, noch das Königreich Westphalen, noch irgend ein großes oder kleines Gebieth auf dem Wege dieser furchtbaren Usurpation wurde geschont. Die Gränze lief, dem Anschein nach von blinder Laune gezeichnet, ohne Regel noch Plan, ohne Rücksicht auf alte »der neue § Verhältnisse quer über fänder und Ströme hin,. schnitt die mittleren und die südlichen denk fchen Staaten von aller Verbindung mit der Nordsee ab, überschritt dir Eibe, riß Däne¬ mark und Deutschland von einander, nahm selbst die Ostsee in Anspruch, schien der Linie der fortdauernd besetzten Preußischen Oder - Festungen entgegen zn eilen. Und doch trug die ganze Qecupakion,. so gewaltsam sie auch in alle Rechte und Besitzungen, in alle geographi¬ sche, politische und militärische Demarkationen eingriff, so das Gepräge eines vollendete»? und geschloßnen Gebieths, daß man gezwungen war, sie nur als Einleitung zu noch größer» Gewaltschritten zu betrachten,, durch welche die Hälfte von Deutschland eine Französische Prv- vinz-, und der Kaiser Napoleon wirklicher Oberherr des Continents werden sollte. Am nächsten mußten sich, durch diese unnatürliche Ausdehnung des Französischen Ge¬ bieths, Rußland und Preußen gefährdet fühlen. Die Preußische Monarchie, von allen Sei¬ ten eingeschlossen, keiner freyen Bewegung mehr mächtig, jedes Mittels, neue Kräfte za sammeln, beraubt, schien sich ihrer gänzlichen Auslösung mit starken Schritten zu nähern. Rußland, durch die eigenmächtige Verwandlung der im Tilsiter Frieden frey erklärten Stadt Danzig in einen Französischen Waffenplatz, und eines großen Theiks von Pohlen in eine französische Provinz, auf feiner West-Gränze schon hinreichend beunruhigt, sah in dem Ver¬ rücken der Französischen Macht langst der Seelüste, und. in den neuen Fesseln, die Preußen¬ bereitet wurden, eine dringende Gesakr für seine Deutschen und Pvhlnischen Besitzungen. Von diesem Augenblicke an war der Bruch zwischen Frankreich und Rußland so gut als ent¬ schieden.. Nicht ohne große und gerechte Vesirgniß sah Oesterreich diese neuen Wetterwolken auf- steigcm Der Schauplatz der Feindseligkeiten mußte in jedem Falle seine Provinzen berühren, deren Vertheidigungsstnnd, da die nvthwendige Reform des Finanz-Wesens die Wiederher¬ stellung der Militär. Mittel gehemmt h. tte,. höchst unvollkommen war. Aus einem höher» Standp nkte betrachtet, erschien der Kampf, der Rußland bevorstand, in einem äußerst be¬ denklichen Lichte, da er unter eben so ungünstigen Evnjnneruren , eben dem Mangel an Mit¬ wirkung anderer Mächte, eben -em Mißverhältniß der wechselseitigen Streitkräfte, folglich eben so hoffnungslos als alle frühere von ähnlicher Art begann- Se. Mas. der Kaiser, bo- then alles, was freundschaftliche Vermittlung von einer und der andern Seite vermochte, auf, um den Ausbruch des Sturmes zu verhindern. Daß der Zeitpunkt so nahe war, wo das Mißlingen dieser wohlgemeinten Schritte dem Kaiser Napoleon weit verderblicher werde» sollte, als seinen Gegnern, ronnie damahls kein menschlicher Scharfsinn voraussehcn- So war es aber im Rath der Welt-Regierung beschlossen. Als die Eröffnung Les Krieges nicht mehr zweifelhaft war, mußtet» Se- Mas. auf Ma߬ regeln denken, wie sich, in einer so gespannten und gefährlichen Lage, eigene Sicherheit mit pflichtma'ßiger Rücksicht auf das wesentliche Interesse benachbarter Staaten vereinige» ließ. Das System einer wehrlosen Unthätigkeit , die einzige Art von Neutralität, die der Kaiser Napoleon, seinen Erklärungen zufolge, gestattet hätte, war nach allen gesunde» Staats-Grundsätzen unzulässig, und am Ende nur ein ohnmächtiger Versuch, der schweren Aufgabe, die gelsset werden sollte, auszuweichen. Eine Macht von Oesterreichs Gewicht durfte der Theilnahme an den Angelegenheiten von Europa unter keiner Bedingung entsagen , noch sich iir eine Lage versetzen, wo sie, gleich unwirksam für Frieden und Krieg ihre Stim¬ me und ihren Einfluß in allen großen Verathschlagungen verloren hätte , ohne irgend eine Gewährleistung für die Sicherheit ihrer eigenen Gränze zu gewinnen. Sich gegen Frankreich rum Kriege zu rüsten, wäre ein unter den obwaltenden Umständen eben so sehr mit der Bil¬ ligkeit als mit der Klugheit streitender Schritt gewesen. Der Kaiser Napoleon hatte Sr. Daj. keinen persönlichen Anlaß zn feindlichen Handlungen gegeben, und die Aussicht, durch geschickte Benutzung der einmahl gestifteten freundschaftlichen Verhältnisse, Lurch vertrauliche Vorstellungen und mildernde Rathschläge, manchen wohlthätigrn Zweck zu erreichen, war noch» «icht ohne alle Hoffnung verschwunden- An Bezug auf das unmittelbare Staats-Interesse aber hätte ein solcher Entschluß zur unausbleiblichen Folge gehabt, daß die OesterreichischM» Täuber der erste und vornehmste Schauplatz eines Krieges geworden wären, der,, hey der aß- feMre« Unzulänglichkeit ihrer Vettheidigungs -Mittel, die Monarchie in kutzer Zeit zu'Bo- Len werfen mußte. In Lieser peinlichen Lage blieb Sr- Mas. kein anderer Ausweg , als der, auf der Seile »an Frankreich den Kampfplatz zu betreten. Für Frankreich im eigentlichen Linne des Wor¬ tes Partey -zu ergreifen, hätte nicht nur mit den Pflichten und Grundsätzen des Kaisers, son- -ern selbst mit den wirderhohlten Erklärungen Senns Cabinrts, welches diesen Krieg ohne Men Rückhalt gemißbilligt hatte , im Widerspruch gestanden Sr Maj gingen hey der Unterzeichnung des Traktats vom »4. März >812 von zwey bestimmten Gesichtspunkten aus. Der nächste war , wie selbst die Worte des Traktats bezeugen, sich keines Mittels zu bege¬ ben,"-wodurch früher »der später auf den Frieden gewirkt werden konnte, der andere, von innen und außen eine Stellung zu gewinnen, die , im Falle der Unmöglichkeit des Friedens, »der wenn der Lauf des Krieges entscheidende Maßregeln nvthwendig machen sollte, Oester¬ reich in den Stand setzte. mit Unabhängigkeit zu handeln, und in jeder gegebenen Voraus¬ setzung so zu Werke zu gehen , wie eine gerechte und weife Politik es vorschrriben würde. Aus diesem Grunde ward nur ei» genau bestimmter und verhältnißmWg geringer Theil dec Armee zur Mitwirkung bey den Kriegsoperationen verheißen; die übrigens bereits vorhandenen Eder noch zu bildenden Streitkräfte blieben außer aller Gemeinschaft mit diesem Kriege. Durch eine Art von stillschweigender Übereinkunft wurde selbst das Gebieth der Monarchie »an allen kriegführenden Mächten als neutral behandelt. Der wahre Sinn und Zweck des Don Sr. Majestät gewählten Systems konnte weder Frankreich, noch Rußland, noch irgend sinem einsichtsvollen Beobachter der Weltbegebrnheiken, entgehen. Der Feldzug von »812 bewies in einem denkwürdigen Beyspiel, wie rin mit Riesen» kräften ausgestattetes Unternehmen in den Händen eines Feldherrn vom ersten Range schei¬ tern kann, wenn er, im Gefühle großer militärischer Talente, den Schranken der Natur, «nd den Vorschriften der Weisheit Trotz zu birthen gedenkt. Ein Blendwerk der Ruhmbe¬ gierde zog den Kaiser Napoleon in die Tiefen des Russischen Reiches 4 und eine falsche poli¬ tische Ansicht verleitete ihn zu glauben, daß er in Moskau den Frieden vörschreiben , dir Russische Macht auf ein halbes Jahrhundert lähmen , dann siegreich zurückrehren würde A s die erhabne Standhaftigkeit des Kaisers von Rußland, die ruhmvollen Thaten seiner Krie¬ ger, und die unerschätterte Treu seiner Völker, diesem Traum ein Ende gemacht, war es zu spät, ihn ungestraft zu bereuen Die ganze Französische Armee wurde zerstreut und vernich¬ tet; in weniger als vier Monsthen sah man den Schauplatz des Krieges von Dnjeper und der Dwina au die Oder und Elbe versetzt. Dieser schnelle und außerordeauichc Glückswechftl war der Vorbothe einer wichtiAen Revolution in den gesgwmlen politischen Verhäirnissen von Europa. Die Verbindung zwi¬ schen Rußland, GroßbrlUanien und Schweden vor allen umliegenden Staaten einen neue» Vereinigungspunkt dar. Preußen längst rühm ich vertraut mit drin Entickluße. das Aeus, ferste zu wagen, selbst die Gefahr de» unmnielbaren politischen Todes einem langsam?« Verschmachten unter auszehrenden Bedrückungen vorzuziehen, ergriff den günstigen Augen¬ blick , und warf sich den Verbündeten in dir Arme. Diele größere und kleinere Fürst?« Deutschlands waren bereit, ein Gleiches zu rd»n. Allenthalben eilten die unge-ultigeu Wünsche der Völker, dem regelmäßigen Gange ihrer Regierungen zuvor. Von allen Seile« schlug-er Drang nach Unabhängigkeit unter eigenen Gesetzen, da» Gefndl gekränkter Na- tionaiehre, die Erbitterung gegen schwer gemrßorauchte fremde Obergewalt in Helle Flam¬ men aus. Se. M ljestät der Kaiser zu eiustchlSvvst, um diese Wendung der Dinge ruckt a!S die natürliche und nöthwendige Folge einer vorhergegangenrn gewaltsamen Ueberspannuug, nnd zu gerecht, um sie mit Unwillen zu betrachten, hatten Ihr Augenmerk einzig daraus gerich. tel, wie sie durch reiflich überdachte und glücklich comhkurte Maßregeln sür das wahre und bleibende Jnlcrcffe des Europäischen Gememwesens benützt werden könnte. Schon seit -em Anfang« de» Decemdermoalhs waren von Seite deS österreichischen Krdineks bedeutende Schritte gethan worden, um den Kaiser Napoleon durch Gründe, die seiner eigene« Wohl- Mo so nahe lagen, als dem Interesse der Well, für eine gerechte vrch frledkkche PvlW zu stimme«. Diese Schritte wurde« von Zeit zu Zeit erneuert und verstärkt« Man schmei- cheklc sich, daß der Eindruck des vorjährigen Unglücks, der Gedanke an die fruchtlose Hio- Opferung einer ungeheuer« Armer, die zum Ersatz Dieses Verlustes erforderlichen harten Zwangs» Maßregeln aller Art, der tiefe Widerwille der Französischen Nation, und oller in ihr Schicksal verflochtenen Lander gegen eine« Krieg, Der, -ohne Aussicht auf künftige Schad» lsShaliung , Gr Inneres erschöpfte, und zerriß, daß endlich selbst ein kaltblütiges Nachdem ken über die Ungewißheit des AusgangG dieser neuen höchst bedenkliche« ErisiS, de« Kai¬ ser bewege« könnte, de« Vorstellungen Oesterreichs Gehör zu -Zebe^ Der Ton-, kn welche« diese an ibn gerichtet wurden, war den Umständen sorgfältig «.«gepaßt, so ernst als dir -Größe des Zweckes, so schonend als der Wunsch eines günstigen Erfolges und die »bmalkekr-- De« freundschaftlichen Verhälknissc es forderten. Daß Eröffnungen, die auS so lauterer Quelle geflossen waren, bestimmt verwarft «wer. Den sollte« , ließ sich freylich nicht erwarten. Die Art aber, wie man sie aufnahm, und mehr «och der scharfe Coukrast zwischen den Gesinnungen, welche Oesterreich nährte , und dem gan¬ zen Verfahren des Kaisers Napoleon zur Zeil jener mißlungenen FrftdenSvcrsnche schlug schon früh die beste« Hoffnungen Darnieder. Anstatt durch eine gemäßigte Sprache-wenig¬ stens den Blick G die Zukunft zu erheitern, und die allgemeine Verzweiflung zu -besänftigen, -wurde vor den höchsten Ruchoritälen in Frankreich Dey jeder Veranlassung fcyerlich -ange- Modigk, daß der Kaiser auf keinen ZriedenSantrag hören würde, der die Zategrttät des Französischen Reichs — im Französischen Diuue DeS Wortes — verletzen, oder irgend eine Der ihm wilMhrlich einoerlsidtra Provinzen in An sprach nehmen möchte. Z» gleicher Zeit wurde selbst von solchen eventuellen Bedingungen , die diese eigenmächtig aufgestellte Gr-änz» sinke nicht einmahl zu treffen schien, -bald mir drohendem Unmulh, bald mit bitterer Ver¬ achtung gesprochen; gleich als hätte man nicht vernehmlich genug andeuten können, wie fest der Kaiser Napoleon entschlossen ftp, der Ruhe Der Welt auch nicht rin einziges nahm» Haftes Opfer zu bringen. Diese feindseligen Manifeste hatten für Oesterreich noch die besondere Kränkung zue Folge , daß sie selbst die die Aufforderungen zum Frieden-, die dieses Kabinet, mit Dorrvif. sen und scheinbarer Bepfiimmunh Frankreichs an andere Höfe gelangen ließ, «'n ein falsches u-'d höchli ui vorrbeilhaftes Li-Hl stellten. Die wider Frankreich verbündeten Souveraine setzten Sen O-stkrreichischen irnkeGandlungS «And Vermittlungs-Anträgen, statt aller Aal» „ort dir öffen'lichen Erklärungen des Französischen Kaisers entgegen. Ns Sr, Maj. im Monakh März einen Gesandten nach Lvndbn geschickt Hatten, um Enz« sand zgne Thsilnahme an einer Friedens - Unterhandlung ein Mladen-, erwiederke das Vrittische Mi ittr um, es könne nicht glauben -, daß Oesterreich noch Friedens- Hoffnungen Raum gebe, da Der Kaffer Napoleon in ter Zwischenzeit Gesinnungen -offenbart habe, die -nur zur Der. ewigung des Krieges führen müßte-; eine Aeusserung, dir Sr. Maj- um -so schmerzhastee seyn maßte, je gerechter n>nd gegründeter sie war. Nichts desto weniger fuhr 'Oesterreich sott, dem Kaiser von Frankreich die dringende NothMMZreit des Friedens immer bestimmter und stärker ans Herz zu legen ; bey jedem sei» «er Schrrttr von dem Grundsätze geleitet, Daß. Da das Gleichgewicht und Die Ordnung in Europa burch dre gränzenlofe-UebermachtFrankreichszerstörtworden waren, ohne Beschränkung die¬ ser Uebrrmacht kein -wahrer Frrede gedacht werden könne. Zu gleicher Zeit ergriffen Sr. ÄH. alle zur Verstärkung und Concrntrirung Ihrer Armee erforderlichen Maßregeln. Der .Kaiser sühtte, Daß Oesterreich zum Kriege gerüstet seyn müßte, wenn seine Friedens - Vermittluuz richt ganz ohnmächtig werden sollte. Ueberdirß hatten Se. Maj. sich schon längst nicht ver¬ borgen, daß Der Fall einer unmittelbaren Lheilnahmr am Kriege von Ihren Berechnungen nicht ausgeschlossen seyn dürfte. , Der bisherige ZustanL der Dinge konnte nicht fortdauern', von dieser Überzeugung wan Der Kaiser Durchdrungen, sie war die Triebfeder seiner sämmtlichen Schritte. Schlug jeder Versuch zum Frieden zu gelangen, schon in erster Instanz fchl, so mußte jene UeberMWiL 8 — nur noch kebendigex werden. Das Resultat ergab sich von selbst. Auf einem von kcydsw Wegen,, dMch Unter Handlungen od er durch Waffengewalt, mußte man zu einem andern Zn- siaudc gelangen. Der Kaiser Napoleon hatte die Kriegsrüstungen Oesterreichs nicht nur- vorausgesehen> sondern selbst als nothweuisig- erkannt, und Key mehr als einer Gelegenheit ausdrücklich gebil¬ ligt. Er hatte Gründe genug, um zu glauben, daß Se. Mas.,, der Kaiser, in einem für- Las Schicksal der Welt so entscheidenden Zeitpunkt alle persönliche oder vorübergehende Rück« sichten, bey SMe setzen, nur das bleibende Wohl der Oesterreichischcn Monarchie und der Le umgebenden Staaten, zu Nathe ziehen,,, und nicht beschließen würde, als was diese höch¬ sten Motive Ihm zur Pflicht machten. Das Hesterreichische Kabinet hatte sich nie so- geäußert, daß seinen Absichten eine andere vernünftige Deutung gegeben werden konnte. Nichts desto weniger wurde von Seite Frauk- reichs nicht bloß anerkannt, daß die Oesterreichische Vermittlung, nur eine bewaffnete seow könne, sondern mehr als einmahl erklärt, wie bey den. cingetretenen Umständen Oesterreich sich nicht mehr auf eine Nebenrolle beschränken, sondern mit großen Kräften auf dem Schaus- Platz erscheinen, und als selbsthandelnde Hauptmacht einen Aulschlag g"ben müsse. Was auch sonst die Französische Regierung von Oesterreich hoffen oder besorgen möchte, in jenem Ge¬ ständnis lag. die vorläufige Rechtfertigung des. ganzen von Se. Waj,, dem Kaiser, beschloss?» UN, und durchgesührten Ganges-, Pis auf diesen Punkt hatten dir Verhältnisse sich entwickelt,, als l r Kaiser Napoleon Paris verließ,. um den, Fortschritten der alliirteu Armee Einhalt zn th n. Dem Helden-. muth der Rußischen und Preußischem Truppen in den blutigen Gelechten c?s Monaths May- Haben selbst ihre Feinde gehuldiget. Daß gleichwohl der Ausgang dieser ersten Periode doö- Feldzuges nicht günstiger für sie war,, hatte theils in der Uebcrzahl der. Französischen-Kriegs.»- macht, und in. dem-von aller Welt anerkannten militärischen Genie des Anführers derselben.,, theils in den politischen Kombinationen, welche den verbündeten Scmverains kN) ihrer gan-. zen Unternehmung zur Richtschnur dienten, seinen Grund. Sie handelten, in der' richtig- öere-haeten Voraussetzung.,, daß eine Sache,, wie die,, für welche, sie stritten, unmöglich lange. Lloff die ihrige bleiben könne ; daß früher oder später, im Glücke oder im Unglücke, jeder- nach nicht ganz ftiyer, Selbstständigkeit entkleidete Staat in ihren Bund treten, jede unab». hängig gehlieb'ne Armee auf ihrer Seite stehen müsse. Sie ließen daher, der Tapferkeit- ihrer Truppen- nur so weit, als der Augenblick es gebotst, fronen Schwung, und sparten: einen ansehnlichen Lheil ihrer Kräfte für einen Zeitraum auf,, wo sie mit ausgedehnterm Mitteln »ach größern Erfolgen streben zu können hofften. Aus gleichen Gründen, und mm die weitere- Entwicklung der Begebenheiten, abw.arten. zu können,, gingen sie einen Waffen-- Wstand , ' Inzwischen, batte durch den Ruckzug der Allicktm, der Krieg für den Augrndllck eine Gestalt aewonnen, die dem Kaiser täglich fühlbarer machte, wie unmöglich es seyn würde, Keym-weitern Fortgänge desselben, ei» unthäliger. Zdschauer zu bleiben.. Vor allem war 0as- tzchicksal. der Preußischen Monarchie rin Punkt, der Sr. Maj. Aufmerksamkeit lebhaft be¬ schäftigte». Der Kaiser hielt die Wiederherstellung derPreußischcn Macht für den ersten Schritt' zur Wiederherstellung, des politischen Systems von Europa ;- die Gefahr-, in welcher sie jetzt schwebte, sah er ganz ivie seine eigene arr. Der Kaiser Napoleon hatte dem Oesterrelchischcm Hofe bereits zu Anfang des April --Monats eröffnen lassen-, basser die Auflösung Per Preu-- ßischen Monarchie als eine natürliche Folge- ihrer Abtrünnigkeit von Frankreich, und der- Meilern Fortsetzung Les Krieges betrachte , und- daß es jetzt nur von Oesterreich abhangeni würde , ob es» die wichtigste und schönste-ihrer Provinzen mit seinem Staaten vereinigen- «olle -eine Eröffnung, di: deutlich genug bewies, daß keim Mittel unversucht bleiben muß- !r-, sm- Preußen zu- retten. Wenn dieser große Zweck durch einen billigen Frieden nicht zu- NAichsn war,, sö mussten Rußland und Preussen durch eine kräftige Mitwirkung unterstützt: AA-em Von, diesem- uaiürlichen Gefichtspunkle auS, über welchen selbst Frankreich sich nicht! WW, MM tMsche» kyaalr.,. fttztra Se. M.aj, Ihre Rrrstu»gelt mit, unermüdeter Lhäligr. 9 Mk fort. Sie verließen in den ersten Zagen des Juny-Monats Ihre Residenz , und heg«« den sich in die Nähe des Kriegsschauplatzes , um lheilS an einer Unterhandlung für des Frieden, der nach wie vor das höchste Ziel Ihrer Wünsche blieb, wenn sich irgend eine Aussicht dazu zeigte, wirksamer arbeiten, theilS die Vorbereitung zum Kriege, wenn Le, ßerreich keine andere Wahi bleiben sollte, mit größerem Nachdruck leiten zu können. Richt lange zuvor hakte der Kaiser Napoleon anküvdigen lasten. ,, Er habe einen Frie¬ dens , Kongreß zu Prag in Vorschlag gebracht, wo Bevollmächtigte von Frankreich , den vereinigten Staaken von Nordarmerika , Dännemark, dem Könige von Spanien und fäwmt- Uchen alliirtcn Fürsten, und son der andern Seite Bevollmächtigte von England, Ru߬ land , Preußen , den Spanischen Insurgenten und den übrigen Blliirten dieser kriegführen¬ den Masse erscheinen, uud die Grundlagen eines langen Friedens festfttzen sollten." — An wen diese Vorschläge gerichtet, auf welchem Wege, in welcher diplomatischen Form , dnrch wessen Organ sie geschehen seyn konnten, war dem Oesterrrichischen Kabinet, welches bloß Lurch die öffentlichen Blätter zur Kenntniß derselben gelangte, völlig unbekannt. Wie übri¬ gens eia solches Projekt auch nur eingeleitck, wie ans der Vereinigung so ungleichartiger Ele¬ mente, ohne irgend eine einstimmig anerkannte Grundlage, ohne irgend eine planmäßig ge¬ ordnete Vorarbeit , eine Friedens - Unterhandlung erwachsen sollte, ließ sich so wenig fas¬ sen, daß es erlaubt war, den ganzen Vorschlag weit eher für ein Spiel der Phantasie, als für die ernstlich gemeinte Aufforderung zu einer großen politischen Maßregel, zu halten. Mit den Schwierigkeiten eines allgemeinen Friedens vollkommen vertraut, hatte Oester, reich lange darüber gedacht, ob diesem fernen und mühsam zu erreichenden Ziele nicht all¬ mählich , und Schrittweise, näher gerückt werden könnte, und in diesem Sinne sowohl ge¬ gen Frartrkich , als gegen Rußland und Preußen, die Idee eines Kontinental . Friedens geäusserk. Nick! als ob der Oestcrreichische Hof die Nvthwendigkeit und den überwiegender» Werth eines von ollen großen Mächten gemeinschaftlich verhandelten und abgeschlossenen Frie- Lens, ohne wtlchen für Europa weder Sicherheit noch Wohlfahrt zu hoffen ist, auch nur einen Augenblick verkannt, oder gemeint hätte, der Contigenl könnte bestehen, wenn man Ze aufhörte, die Trennung von England als ein tödiliches Uebel zu betrachten ! Die Unter¬ handlungen, die Oesterreich vorfchlug, nach dem durch Frankreichs abschreckende Erklärungen fast ;ede Hoffnung auf Theilnahme Englands an einem gemeinschaftlichen Friedens-Versuch ver¬ eitelt worden war, sollten nur als wesentlicher Bcfisndtheil einer bevorstehenden größer» Unterhandlung , eines wahren allgemeinen Friedens.Congresses betrachtet werden ; sie soll¬ ten diesem zur Vorbereitung dienen, Präliminar - Artikel zum künftigen Haupt - Traktat liefern, durch einen langen Continental - Waffenstillstand einer ausgedehnten und gründli¬ chen Verhandlung den Weg bahnen. Wäre der Standpunkt, von welchem Oesterreich aus- ging, ein anderer gewesen, so würden sichkSüch Rußland und Preussen , durch die be¬ stimmtesten Verträge an England gebunden, sich nie entschlossen haben, den Einladungen LrS Oesterreichischen Kabinets Gehör zu geben. Nachdem der Russische und Preußische Hof, von einem für Sr. Maj. den Kaiser höchst schmeichelhaften Vertrauen geleitet, sich bereit erklärt hatten, einem Friedens - Kongreß »ater Öestereichifcher Vermittlung die Hand zn bielhen, kam cS darauf an, der förmli¬ chen Beysiimmung des Kaisers Napoleon gewiß z« werden, und von dieser Seite die Maß. regeln z» verabreden , die unmittelbar zur Friedens - Unterhandlung führen sollten. In die¬ ser Absicht entschlossen sich Se. Majestät , Ihren Minister der auswärtigen Angelegenheiten kn den letzten Tagen des JuniuS MonathS nach Dresden zu schicken. Das Resultat dieser Sendung war eine am Zy. Junius abgeschlossene Convention , durch welche die von Sr. Majestät, dem Kaiser , angebothene Vermittlung zum Behuf eines allgemeinen , und im Fall kein solcher zu Stande komwerr konnte, eines vorläufigen Continental-F-irdcuS vom Kaiser Napoleon angenommen wurde. Die Stadt Prag wurde znm Kongreßorr und der Z. ZuliuS zum Tage der Eröffnung bestimmt. Um die für die Unterhandlungen erforderliche Zeit zu gewinnen , war in derselben Convention festgesetzt, daß der Koised Napoleon den Mil Rußland und Preußen bis zum so, Julius bestehenden Waffenstillstand vor den. »r>- — rs — August »richt aufkündigm würde; nnd Se. Maj., der Kaiser, übernahm es, den Ruffisches und den Preusischcn Hof zu einer gleichen gegenseitigen Erklärung zu vermögen. Die in Dresden verhandelten Punkte wurden, hierauf diesen beyden Höfen mitgetheilk. Obgleich die Verlängerung des Waffenstillstandes mit manchen Bedenklichkeiten und man. chcn wesentlichen Juconvenienzen für sie verknüpft mar, überwog doch alle Einwürfe der Wunsch , Sr. Majestät, dem Kaiser, einen neuen Beweis Ahres Vertrauens zu geben, und zugleich vor der Welk zu beurkunden, daß sie keine Aussicht zum Frieden, wie schwach und beschrankt sie auch seyn möchte, vernachlässigen, keinen Versuch, der den Weg dazu bahnen könnte, von sich a'olehnen wollten. Die Convention vom Zv. JnaiuS erlitt kein- Abänderung, als die, daß der Termin der Eröffnung deS Congresses, weil die letzten Verabredungen so schnell nicht hatten beendigt werden können, bis zum 12. Julius hinanSgerückt wurde. In der Zwischenzeit hatten Se. Majestät, da Sie die Hoffnung, den Leiden der Mensch» heit und den Zerrüttungen der politischen Welt durch einen allgemeinen Frieden eia gründ¬ liches Ende zu bereiten, noch immer nicht aufgedcn konnten, auch einen neuenSchrikl bep der Briltifchcki Regierung beschlossen. Der Kaiser Napoleon Haire dieß Vorhaben nicht nur mit anscheinenden Bepfall ausgenommen , sondern sich selbst crborhcn, zur Abkürzung der Sa¬ che, den deßhald nach England abzusendenden Personen die Reise durch Frankreich zu ge¬ stalten. Als eS zur Ausführung kommen sollte, fanden sich unerwartete Schwierigketteu vor; die Ertheilung der Pässe wurde von einem Termin zum andern, unter unerheblichen Vor. wanden aufgcschoben, zuletzt gänzlich verweigert. Dieser Vorgang lieferte einen neuen und bedeutenden Grund zu großen und gerechten Zweifeln gegen die Aufrichtigkeit der von dem Kaiser Napoleon mehr als einmahl öffentlich ausgestellten Versicherungen seiner Geneigtheit zum Frieden , zumahl, du man nach mehreren seiner Aeußervngen gerade damahlS hakte glaube» müssen, daß der Seefriede Ihm vorzüglich am Herzen läge. Unterdessen hatten Ihre Majestäten, der Kaiser pon Rußland und der König vou Preu¬ ßen, Ihre Bevollmächtigte zum Friedenskongreß ernannt, und mit sehr bestimmten Instru¬ ctionen versehen; und diese Bevollmächtigte trafen, so wie ver von Sr. Majestät mit dem Vermittlungsgeschäfte beauftragte Minister, am 12. Julius zu Prag ein. Die Unterhandlungen, wenn sie nicht frühzeitig eine Wendung nahmen, die ein er¬ wünschtes Resultat mit Zuversichr voraussehes ließ, konnten nicht über den 10. August hin. aus fsrkdauern. Bis zu diesem Termine war durch Oesterreichs Vermittlung der Waffen, stlllstaud verlängert; die politische und militärische Lage der Machte, die Stellungen und Bedürfnisse der Armeen , der Zustand der Lander, welche sie besetzt hatten, der sehnliche Wunsch der verbündeten SouveramS , einer quälenden Ungewißheit eia Ende zu mache» , gestatteten keine weitere Verlängerung. Der Kaiser Napoleon war mit allen diesen Umstän¬ den bekannt. Er wußte, daß die Dauer der Unterhandlungen durch die des Waffenstillstandes nokhwendig bestimmt war. Ucberdieß konnte der Kaiser Napoleon sich nicht leicht verbergen, wie sehr eine glückliche Abkürzung und ein froher AuSgang deS bevorstehende» Geschäftes von seinen'Entschließungen abhing. Mit wahrem Kummer mußten daher Se. Majestät, der Kaiser, bald inne werden, daß von Französischer Seite nicht nur kein ernsthafter Schritt zur Beschleunigung deS großen Werkes geschah, sondern vielmehr ganz so verfahren wurde, als hakte man die Verzöge- rung der Unterhandlungen und die Vereitlung eines günstigen Erfolges bestimmt zur Ab¬ sicht gehabt. Ein Französischer Minister befand sich zwar am Orte deS Kongresses, doch oh¬ ne Auftrag irgend etwas zu unternehmen, bis der erste Bevollmächtigte erschienen seya wür¬ de. Die Ankunft dieses ersten Bevollmächtigten wurde von einem Tage zum andern vergeb¬ lich erwartet. Erst am 21. Julius erfuhr man, daß ein beym Abschluß der Waffenstillstands- Verlängerung zwischen den Französischen und Russisch-Preußischen Commiffarien vorgefal- lener Anstand, ein Hinderniß von sehr untergeordnetem Belange, daß auf den Friedens« Kongreß keinen Einstuß haben konnte, und das durch Oesterreichische Vermittlung leicht und schnell hätte gehoben werden können, jene befremdende Verspätung erklären und recht¬ fertigen sollte, AlS auch dieser Vorwand beseitiget war, langte endlich der erste Französi- schc Bevollmächtigte den -8- Julius , sechzehn Tage nach dem zur Eröffnung des Congres- seS bestimmten Termin irr Prag an. Gleich in den ersten Lagen nach der Ankunft dieses Ministers blieb über daS Schick« sal des Congreffcs kaum ein Zweifel mehr übrig. Die Form in welcher die Vollmachten übergeben, und die wechselseitigen Erklärungen eingcleitet werden sollten, ein Punkt, der früher bereits von allen Seiten zu Sprache gekommen war, wurde der Gegenstand einer DiScusivu, an welcher alle Bemühungen des vermittelnden Ministers scheiterten. Die offen¬ bare Unzulänglichkeit der den Französischen Bevollmächtigten criheilkcn Instructionen führte einen Stillstand von mehreren Tagen herbey. Nicht eher als am 6. August überreichten 'diese Bevollmächtigten eine neue Erklärung, durch welche die obwaltende Schwierigkeit ftr ^Rücksicht der Form nicht gehoben, die Unterhandlung ihrem wesentlichen Zwecke um keine« -Schrrtt näher gebracht wurde. Unter einem fruchtlosen Notenwechsel über jene vorläufige Fragen gelangte man an den rc>. August. Die Russischen und Preußischen Bevollmächtig¬ ten konnten diesen Termin nicht überschreiten; der Congreß war beendiget; und der Ent¬ schluß, den'Oesterreich zu fassen Halle, war durch den Gang dieses CongrefseS, durch die jetzt ganz vollendete Ueberzeugung von der Unmöglichkeit des Friedens, durch den langst nicht wehr zweifelhaften Srundpunkl, auS welchem Sc. Maj. die große Streitfrage betrach¬ tete, durch die Grundsätze und Absichten der Alliirken, in welchen der Kaiser die Seinlgcn erkannte, endlich durch die bestimmtesten früheren Erklärungen^ die keinem Mißverständ- niß Raum ließen, zum Voraus enlschieden. Nicht ohne tiefe Betrübniß, und allein durch das Bewußtseyn getröstet, daß alle Mit¬ tel , die Erneuerung des Kampfes zu vermeiden, erschöpft worden sind, sieht der Kaiser Sich zu diesem Schrille gezwungen. Se. Maj. haben dreh Jahre lang mit unermüdeter Beharrlichkeit darnach gestrebt, die Grundlage der Möglichkeit eines wahren und dauerhaf¬ ten Friedens für Oesterreich und für Europa auf milden und versöhnenden Wegen zu ge¬ winnen. Diese Bemühungen sind vereitelt; kein Hülfsmiltel, keine Zuflucht.mehr, als bep den Waffen. Der Kaiser ergreift sie , ohne persönliche Erbitterung , ans schmerzhafter Nvlhwendigkeit, aus unwiderstehlich gebietender Pflicht, aus Gründen, welche jeder treue Bürger seines Staates, welche die Well, welche der Kaiser Napoleon selbst, in einer Stun¬ de der Ruhe und Gerechtigkeit, erkennen und billigen wird. Die Rechtfertigung dieses Krie¬ ges ist in dem Herzen jedes Oeflcrreichers, wie jedes Europäers, unter wessen Herrschaft er auch lebe , mir so großen und leserlichen Zügen geschrieben, daß keine Kunst zu Hülfe genommen werden darf, um sic geltend zu machen. Die Nation und die Armee werden daS Ihrige thun. Ein durch gemeinschaftliche Noch und gemeinschaftliches Interesse gestifteter Bund mit allen für ihre Unabhängigkeit bewaffneten Mächten wird Unseren Anstrengungen ihr volles Gewicht geben. Der Ausgang wird unter dem Bepstande des Himmels die gerechten Erwartungen aller Freunde der Ordnung und des Friedens erfüllen.