Ein Wort für wahre Christen. Wahre, m.kwnrdige Geschichte von den armen Seele» im Fegefeuer. Laibach. Druck u. Verlag von Ig. v. Klcinmagr L F. Bamberg. 1875. d Der Glaube ohne gute Werke, ohne Werke -er Dnrmhcrstgkcist ist to-t. Jak. 2., 26.V. „Gleichwie die Barmherzigkeit gegen den Leidenden ein gewisses Zeichen der ewigen Seligkeit ist, ebenso ist die Unbarmherzigkeit ost ein Zeichen der ewigen Verwerfung," wie bei Matth, im 25 V. Reine Liebe zu Gott und Barmherzigkeit gegen den leidenden Mitmenschen aus Liebe zu Gott, das ist das größte Opfer vor Gott und das gewisse Zeichen der ewigen Seligkeit; denn Jesus sprach: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden au dein großen Gerichtstage Barmher¬ zigkeit erlangen " Matth, im 5. B. „Wahrlich, wahrlich sage ich euch, Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht ver¬ gehen." Luk. 21., 25. — 33. V. Jesus sprach auch: „Wahrlich sage ich euch, was ihr den Armen in meinem Namen gethan, das habt ihr mir gethan." Matth. 25. B. Liebe Christen! Ich frage ench daher, welche sind die wahren, größten armen Verlassenen, die st il g Y n 4 u s' v d L b a n h d d e h 3 l t t n s s n n n >e ie der Barmherzigkeit am meisten bedürftig sind? — Die größten und beweinenswürdigen Armen sind die armen Seelen im Fegefeuer, welche in ihren großen Leiden unaufhörlich zu uns um Hilfe und Barmherzigkeit rufen. Wohl dir, mein Christ, wenn du einst am großen Gerichtstage reich an Werken der Barm¬ herzigkeit vor dem gerechten Richter Jesu erschei¬ nen wirst! Wohl dir, dann hast auch du gewiß Barmherzigkeit zu hoffen. Matth. 5. V. Ja wahrlich, nur reiue, heilige Liebe zu Gott und Barmherzigkeit gegen den leidenden Mitmen¬ schen ans Liebe zu Gott, das ist das größte Opfer vor Gott und das gewisse Zeichen der ewigen L-eligkeit. Wünschest du nun, christliche Seele, auf deinem Todtenbette in der letzten Stunde deines Lebens, wovon die glückliche oder unglückliche Ewigkeit abhängt, in diesem fürchterlichen Augen¬ blicke, allwo die schreckliche Hölle ihre ganze Macht aufbietet, um deine arme Seele in ihre Fallstricke zu stürzen und dich ewig unglücklich zu macken; wünschest du wol damals Hilfe, wahre Be- schütznng und Fürbitte zu haben, welche dich in dieser Angst nicht verlassen, sondern mit Trost in die glückliche Ewigkeit begleiten werden: o! so erzeige du jetzt Barmherzigkeit, reiche auch du jetzt deine barmherzige Hand den armen leidenden 4 Menschen, denn Barmherzigkeit aus Liebe zu Gott, das ist das größte Opfer vor Gott. Liebe Christen! Die armen Seelen im Fege¬ feuer, diese erbarmungwürdigen Seelen sind in größter Armuth, in allergrößten Leiden, in sol¬ chen Leiden, die kein menschlicher Verstand fassen, noch begreifen kann; ach Gott, sie weinen und rufen ohne Aufhörcn zum Himmel und zu uns Christen: „O erbarmet euch! erbarmet euch über uns, wir leiden schreckliche Marter," um Hilfe und Barmherzigkeit: doch gedenke lieber Christ, daß unter diesen leidenden armen Seelen ganz gewiß auch einige deiner Angehörigen, Vater, Mutter, Schwester und Freunde sich befinden, welche un¬ aufhörlich mit weinenden Augen um Hilfe rufen. O! wohl dreimal selig sind jene frommen, Christen, welche diese großen Freunde Gottes von ihren großen Leiden rette» und zum Himmel behilflich sind, wohl ihnen, ihr Lohn ist groß im Himmelreich. Lieber Christ, gedenke, wie viele Schätze jur die Ewigkeit, für den Himmel kannst du für deine Seele sammeln, wenn du sie durch Gebet und gute Werke von ihren großen Leiden und Martern rettest. Ja glücklich, über alles glücklich schon hier auf Erden zeitlich, und noch viel mehr einst jen¬ seits des Grabes sind jene Christen, die aus Liebe zu Gott den armen Seelen Barmherzigkeit 5 erweisen; denn keiner legt sein Gebet und gute Werke besser und verdienstlicher an, als Der- jenige, der seine guten Werke für die armen, leidenden Seelen im Fegefeuer, vereiniget mit l, den heiligen Leiden Jesu und durch Fürbitte i Maria, dem himmlischen Vater opfert; gedenke mein Christ, so viele Seelen du durch gute g Werke zum Himmel beförderst, so viele Für- bitter wirst du bei Gott in deiner letzten Sterbe- stunde haben. Der heilige Ambrosius spricht, ; daß alles dasjenige, was man für die armep : Seelen mit den Verdiensten Jesu C hristi auf¬ opfert, alles dieses gänzlich auch zu unfern ' Verdiensten verwandelt wird und wir wegen solchen guten Werken nach dem Tode das hundert¬ fältige Merkmal von Gott empfangen werden, indem Jesus selbst sprach: „Was ihr den Armen in meinem Namen gethan, das habet ihr mir gethan." Matth. 25. B. Dionisius, aus dem Karthüuser-Orden, hat nach seinem Tode schriftlich hinterlassen, nämlich: daß die heilige Jungfrau Gertraud alle Tage früh Morgens den armen Seelen im Fegefeuer aus christlicher Liebe alles im Namen Jesu geschenkt hat, was sie durch ihre guten Werke, durch ihr Gebet und Bußwerke verdienen würde, und als endlich der Tod sich ihr näherte, wurde sie von ängstlichen Gedanken ü überfallen, welche in ihr der höllische Geist er¬ weckt hat und ihr vor die Augen stellte, daß ebenfalls dergleichen Pein im Fegefeuer auf sie warte, weil sie so unvorsichtig gehandelt und alle ihre guten Werke den armen Seelen im Fegefeuer geschenkt hat, und eben in diesem Augen¬ blicke, da sich die heilige Gertraud in diesen Aengsteu befand — siehe, da erschien ihr Jesus — welcher sie tröstete und zu ihr sprach: „Meine Tochter Gertraud, damit du wissest, wie an¬ genehm mir deine große Liebe, die du gegeu die armen Seelen im Fegefeuer bewiesen hattest, gewesen sei, siehe, so schenke ich dir zu deiner Belohnung alles, was du noch zu leiden hättest. -Ich will auch dazu deine Glorie im Him¬ mel noch mehr vergrößern und es veranstalten, daß alle diese durch dich erlösten Seelen in deinem Tode dir entgegen kommen und deine Seele unter freudenreichen Danksagungen in den Himmel begleiten werden." — O! unendliche Güte Gottes. Ja wahrlich, alle guten Christen, welche in ihrem Leben öfters mit Gebet und guten Werken den armen Seelen im Fegefeuer Hilfe leisten, werden zur Zeit ihres Todes gewiß kein langes Fegefeuer haben; sie werden mit Trost erfahren, wie lieb und angenehm es dem guten Gott war, daß sie aus Liebe zu Gott sich der armen Seelen 7 erbarmt und durch gute Werke die armen Seelen von ihren Martern gerettet haben. Eben diese Seelen, liebe Christen, werden euch auch damals nicht verlassen, so ihr einst an diesen schreckli¬ chen Ort kommen werdet; diese erlösten Seelen werden unaufhörlich um Gnade und Barmher¬ zigkeit für euch bitten, bis sie Gott erhören und euch auch desto früher zur himmlischen Freude und ewigen Seligkeit aufnehmen wird. Denn gleichwie die Barmherzigkeit gegen den Leidenden ein gewisses Zeichen der ewigen Seligkeit ist, ebenso ist die Unbarmherzigkeit oft ein Zeichen der ewigen Verwerfung; wie Christus bei Matth, im 25. B. sprach: „Ich war hungrig und arm, und ihr habet mich nicht gespeist," und so wird einst das schreckliche Wort des. ewigen Richters gegen die Unbarmherzigen erschallen, nämlich: „Weichet von mir!" ach Gott, wohin? „in das ewige Feuer." — Die heilige Schrift beweiset uns, daß unter allen heiligen Tugenden die Liebe zu Gott die größte Tugend sei, und diese wahre heilige Liebe zu Gott den Leidenden Barm¬ herzigkeit erweiset. Niemand aber ist der Barm¬ herzigkeit mehr bedürftig, als die armen verlas¬ senen Seelen im Fegefeuer, denn diese armen Seelen können sich selbst nicht im geringsten helfen. Gedenke, was für einen großen Verdienst wirst du am großen Gerichtstage finden, wenn 8 du früh und Abends alle deine guten Werke und Gebete vereiniget mit den Leiden Jesu dem himmlischen Vater auffopsern würdest; ja weit größern Verdienst hast du zu hoffen, als wenn du solches nur für dich selbst aufgeopfert hättest. Wir lesen auch in mehreren Büchern von einem Edelmann, welcher ein großer Gutthäte'r der armen Seelen war. Dieser wurde einmal im Schlafe aufgeweckt und ermahnt, er solle allsogleich zu seinem Beichtvater gehen und eine Beicht ablegen, indem er sodann sterben werde. Auf diese Stimme machte sich der Edelmann auf, ging zu seinem Beichtvater und erzählte den Vorfall; nachdem er sodann seine Beicht verrichtet und das allerheiligste Altar-Sakrament mit Andacht emfangen hatte, starb er augen¬ blicklich dahin; wohl ein seliger Tod. k. Unrein äs Ornss vom. 1. A. Ebenso lesen wir auch von einem frommen Manne. Dieser fiel in eine tödtliche Krankheit, die Kräfte des Leibes nahmen ab und das Ge- müth wurde mit vielen schweren Gedanken be¬ ängstiget. In diesem angstvollen Kampfe sah dieser fromme Mann viele weißgekleidete Männer daherkommen, welche sich alle um das Kranken¬ bett mit freundlichem Benehmen stellten und zu ihm sprachen: „Fürchte dich nicht, denn wir kommen, dir in deinem letzten Kampfe bei- 9 zustehcn." Der Kranke wurde durch diese Worte getröstet, weinte vor Freuden und fragte, was dieses bedeute? — „Wir sind," antworteten sie, „die Seelen, welche du mit deinem Gebete und guten Werken gegen Himmel befördert hattest; jetzt sind wir hier, dich gleichfalls zu schützen und dir Hilfe zu leisten und dich in das himm¬ lische Vaterland zu begleiten." Sieh', er starb, und starb glücklich, und fuhr mit ihnen ohne Zweifel zum ewigen Leben, k. Bin et. k. Gregorius, ein rcgulirter Chorherr, schreibt Folgendes: „Einer armen Frau, die sich ohnehin mit ihren Kindern ärmlich durchbrachte, wurde noch dazu ihr Ehemann Schulden halber in das Gefängniß geworfen; dadurch stieg ihr Elend auf's höchste, indem sie nicht nur ihre Kinder ernähren, sondern auch ihren armen Mann aushalten sollte. In dieser großen Noth begab sie sich mit weinenden Augen in die Kirche, um da Gott, dem Vater der Armen, ihre Noth zu klagen; als sie da nun mit Weinen nnd Bitten ihr Herz vor Gott ausgoß, fiel ihr alls einmal ein, wie auf Eingebung des Schutzengels, daß die armen Seelen im Fegefeuer ihren Wohltä¬ tern in der Noth große Hilfe leisten; sie faßte daher ein großes Vertrauen auf Gott und nahm ihre noch übrigen paar Kreuzer und ließ dafür eine heilige Messe für die armen Seelen Iü lesen, welcher Messe sic auch selbst mit Herzens¬ andacht beiwohnte. Als nun die Andacht been¬ det war, ging sie fort; da begegnete ihr bei dem Kirchenthore ein ehrwürdiger alter Herr, der sie freundlich anredete und sie fragte, warum sie so sehr betrübt sei; sic erzählte ihm ihr Unglück, worauf er ihr einen Brief gab, den sie einem adeligen Herrn in der Stadt über¬ geben sollte, welcher ihr aus der großen Noty gewiß helfen werde; darauf verschwand der alte Herr vor ihren Augen. Da sie den Brief dein Herrn ungesäumt überreichte, fragte dieser so¬ gleich, heftig erstaunt, indem er die Schrift seines verstorbenen Vaters erkannte, woher sie den Brief habe? Sie antwortete, daß ein be¬ jahrter, ansehnlicher Herr ihr selben bei der Kirche gegeben habe. Nachdem der Herr den Brief geöffnet, fand er darin diese Worte: „Mein Sohn! Jetzt geht dein Vater aus dem „Fegefeuer in's Himmelreich, vermittelst eiuer „heil. Messe, welche diese arme Frau hat lesen „lassen, ich empfehle sie daher dir am besten „an, sei dankbar und belohne sie reichlich, denn „sie hat es verdient und höchst uothwendig." Dieser gute Herr las diese Zeilen mehrmals durch, unter einem Strome von Freudeuthränen und himmlischem Troste, und sagte dann der glücklichen Überbringerin: „O gute Frau! Ihr II habt mit wenigem Almosen meines Vaters größtes Glück bereitet, ich will es euch auch reichlich vergelten; ich versichere euch, daß weder euch noch eueren Kindern bei mir je etwas mangeln soll bis in den Tod." O Gott! Was für ein großer Trost und himmlische Freude in der Sterbestunde für jene guten Christen, welche die armen Seelen durch ihr Gebet und gute Werke von ihren schreck¬ lichen Leiden gerettet und zum Himmel behilflich waren; allen Jenen ist der Himmel gewiß nahe. Freuet euch, liebe Christen, die ihr diese große Barmherzigkeit in euerem Leben ausübt; freuet euch, denn euer Lohn ist groß im Himmel und euere Freude wird euch in alle Ewigkeit Nie¬ mand nehmen können. Der heilige Iwo, Advokat der Armen, war der Barmherzigkeit dergestalt ergeben, daß er allezeit einen oder den andern Armen an seiner Tafel speiste. Einmal kam gar ein armer alter Mensch vor sein Thor und bat um Almosen. Der Advocat lud ihn sogleich mit Freuden zur Tafel. Der Arme saß an der Seite des Advocaten, aß aber sehr wenig; da man vom Essen aufstand, bemerkte der Advocat, daß des Bettlers Angesicht immer schöner und glänzender wurde, also zwar, daß er diesen großen Glanz bald nicht mehr ertragen konnte, woraus dieser IL verstellte Bettler, so Christus war, den Advo- taten liebreich umfangen, geküßt und diese Worte gesprochen hat: „Der Herr ist mit dir!" worauf er verschwand. Siehe nun, christliche Seele, wie lieb und angenehm die Werke der Barmherzigkeit vor Gott sind, welche aus Liebe zu Gott zum Heile der armen Seelen im Fegefeuer geschehen, wodurch du dir unendlich große Schätze für den Himmel sammeln kannst. Ich sage dann noch einmal: „Reine Liebe zu Gott und Barmherzigkeit gegen den leidenden Mitmenschen aus Liebe zu Gott, das ist das größte Opfer vor Gott und gewisse Zeichen der ewigen Seligkeit;" denn Jesus sprach: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden an dem großen Gerichtstage Barmherzigkeit erlangen." Matth, im 5. V. „Wahrlich, wahrlich sage ich euch, Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen." Luk. 21., 25.—33. V. Jesus sprach auch: „Wahrlich sage ich euch, was ihr den Armen in meinem Namen gethan, daß habt ihr mir gethan." Matth 25. B.