für Aunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. . ^ GV. Montag am NZ. November N»» dieser Zeitscdrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, iedes Mal ein halber Noaen. Der Greis des Blatte«! ist in üaibach Zanzjahriq ü, bezahlt. Alle k. l. Ponamier neomen Bräoumeraiion an. In Laiba« vrünuinerill man beim Verleger am staun» Nr. >YU, »n ersten Etocle. Der Verwaiste. W!i t tummeruollem Schritte Wankt hin durchs öde Feld Ei» Knabe, ganz «erlassen, Verachtet von der Welt. Und durch die Kirchhofspforte Tritt schweigend er herein: »Da ruht wohl nicht mein Vater, Und nicht die Mutter mein!" »Ich habe sie verloren. Und Niemand sagt mir wann . Und Nie,»and sagt mir, wo ich Ihre Gräber finden kann!" — Da kniet der Arme nieder, Und Thrunen falle« dicht Auf grüne» Voden nieder Wie Vlumensternc licht. Und horch! Aus tiefsicr Erde Vernimmt er leise» Hauch: »»Bin Mutter aller Menschen, Vi» deine Mutier auch.»« »»Komm her in meine Arme, Komm her in meine» Tchooß, I n meinem Mutterhause N,st aller Schmerze» los."' F. Fi hing er. Der Deserteur. Vaterländische Erzählung von Michael Hrinto. (Fortsetzung.) Plötzlich unterbrachen ein Paar schwere Männertritte ihre Ruhe. Sie sah sich erschreckt um: — ein Mann von großer, vierschrötiger Gestalt, einen Militärmantel umge­worfen, unter welchem ein weißer Riemen hervorsah, und einen Czako in die Augen gedrückt, stand vor ihr. Das breite, braune Gesicht war mit Blatternarben bedeckt, ein, Paar blitzende, graue Augen späheten scheu und unstät herum. Der Mann schien einen Augenblick betroffen zu sein; — Mari a war beinahe erstarrt und sprachlos vor Schrecken, und drückte ihr Kind ängstlich an die Brust; endlich brachte sie kaum hörbar die Worte hervor: »Um Gotteswillen! Martin , wie kommst Du hierher?« „Das wird Dich wenig kümmern", war die Antwort; „allein daß ich hier bin, wird wohl recht sein, denn ich stehe auf meinem Grund und Boden, von welchen Ih r mich vertrieben habet.« Diese Worte waren übrigens, so wie alle Reden Mar ­tins , mit vielen rohen Flüchen und Betheuerungen aus­gestattet. „Martin, was sprichst Du?« entgegnete Maria, welche sich wieder gefaßt hatte, sanft; „wir haben Dich nicht vertrieben, Du selbst warst Dein größter Feind, war-rum hast Du im Trunk, Spiel und Schwärmerei dein Le­ben zugebracht. Hat Gott nicht mit Recht sein Auge von Dir gewandt, da Du Dich soweit vergaßest, daß Du gegen Deine unglückliche, alte Mutter, statt auf ihr Flehen und ihre Ermahnungen vom lasterhaften Leben abzulassen, zu hören, Deine Hand erhobst, und Kummer sie in's Grab brachte? hat nicht —« „Schweig, dummes Weib! Du scheinst auch bei dem Pfarrer zu Feistritz in der Lehre gestanden zu sein, und ihm die unerbetenen Ermahnungen, für die ich ihm noch den Lohn schuldig bin, abgelauscht zu haben.— Nun zur Sache, denn ich habe nicht Zeit, leeres Zeug mit Dir zu schwatzen. — Wie lange seid Ihr schon Zinsleute in mei­ner Mühle?« „Wie meinst Du das, Martin?« „Frage nicht, antworte, wie lange mästet Ih r Euch schon in meinem Eigenthume von meinem Hab und Gut?« „Künftigen Donnerstag werden es gerade fünf Jahre sein, daß mein Gatte die Mühle in öffentlicher Versteige­ rung ehrlich und redlich an sich brachte.« „Nun — ich bin ein sehr billiger Mann. — Was ist das, vier Thaler Zins jährlich für eine solche Mühle, welche 400 bis 500 Thaler abwirft, nicht wahr? — Vier Thaler jährlich und fünf Jahre machen zwanzig Thaler, das ist der Zins, den Ihr mir schuldet, — den wirst Du mir gleich bezahlen; — dann — ich habe eine Reise vor — da hinauf in die Alpen — in die Holzschläge; — ich will eben nicht zeigen, wer ich bin, daher wirst Du mir 338 auch ein Röckel, ein Beinkleid und einen Hur verschaffen, verstehst Du mich?« Mari a harte ihm in stummer Angst zugehört, es wurde ihr nun klar, wie Marti n in solcher Gestalt hier­ herkam, — die Angst überwältigte die Klugheit und ent­lockte ihr die Worte: „Jesus Maria! Martin , Du bist also Des—« „Schweig, sage ich dir", schrie Marti n sie an, „schweig! sonst weis; ich ein Mittel, Dich sogleich und für immer stumm zu machen. — D u hast gehört, was ich ver­lange — gehe! in fünf Minuten müssen die Sachen hier sein.« Mari a raffte sich auf und wollte zitternd davon schleichen, als ihr Marti n den Weg vertrat und sagte: „Halt! Dein Mann ist Richter, nicht wahr? — da könnte ich zu schlechter Zahlung kommen, und muß mich also versichern, daß Du nicht aus der Schule schwatzen ,„^ . — So — jetzt gehe, Das wird mir bis zu Deiner Rückkunft als Pfand dienen." — Bei diesen Worten hatte Marti n der vor Angst ihrer Sinne kaum mächtigen Ma ­ri a den Säugling aus dem Arme gerißen, und wies sie mit drohender Geberde zu gehen an. Todtenblaß, am ganzen Leibe zitternd, wanlce Ma ­ria den Fußpfad gegen die Mühle hinab, und bei einer ^,interthüre, ohne von Jemanden gesehen zu werden, in ihre Wohnung. Dort öffnete sie schnell einen Schrank, in welchem sie ZN Thaler, alle mit dem Marienbilde—ein Geschenk ihres Gatten, verwahrt hatte, und band die von Marti n verlangte Summe in ihr Taschentuch; dann suchte sie unter den Kleidern ihres Gatten die geforderten Stücke auf, und eilte mit beflügeltem Schritt der Stelle zu, wo Martin , das noch schlummernde Kind am Boden vor sich liegend, sie erwartete. Derselbe stand lauernd da, und ermahnte spöttisch die athemlos Eilende, sich nicht so sehr anzustrengen, indem er ihr ohnehin für ihre freund­schaftliche Bereitwilligkeit danken müsse. Marri n steckte die 20 Thaler ein, nahm den Czako vom Kopfe und schleu­derte ihn in einen nahen Abgrund, den erhaltenen Hut aufsetzend. Hierauf erinnerte er Marien , wenn ihr Leben, Gatte und Kind lieb seien, von dem, was geschehen, gegen Nie­ manden und niemals eine Sylbe zu erwähnen,—und ver­ schwand im Gebüsche. Mari a nahm ihr Kind in die Arme, bedeckte es mit Küssen, und eilte mit thränenben Augen, ein Gebet spre­ chend, den Pfad gegen die Mühle zu. — Sie dankte der Vorsehung, daß die Männer den Pfarrer nach Hause ge­ leiteten, daher sie Zeit hatte, sich wieder zu fassen. Da die wohlhabenden Landleuce mir Kleidung reichlich versehen sind, so vermißte T—r die fehlenden Stücke um so weni­ ger, als er überdies glaubte, Mari a habe etwas Abge­ tragenes einem Bedürftigen geschenkt, Was oft geschah. Eines Tages der nächsten Woche saß die Familie beim Mittagessen, als es an die Thüre klopfte und der Gerichts­ diener, den Oberrichter mit Achtung grüßend, eintrat, ihm Einiges mündlich meldete, und ein versiegeltes Amtsschrei­ ben übergab. T—r öffnete es, und sah die Papiere durch. Unter Anderem waren darin einige gedruckte Zettel, deren e^>n T—r vorerst stille las, dann laut seiner Gattin mit­theilie. Er lautete: „Personsbeschreibung des am 8. Juni 18.. nach verübtem 'Cameradschnftsdiebstahle aus der Ca­serne zu Laibach meineidig entwichenen Gemeinen der sten Compagnie, Martin G—r :c.<» Mari a erblaßte, doch wurde der Eindruck, den diese Nachricht auf sie machte, von den Uebrigen nicht bemerkt, indem sich die Männer über das Schicksal Martinsun d die traurigen Folgen seines lasterhaften Lebens besprachen. Von Marti n war weiter Nichts zu hören, wohl aber vernahm man von häufigen Räubereien und Aus­plünderungen einzelner Häuser im Gebirge und im nahen Kärnten. Ein wandernder gottscheer Hausirer war auf der Reise über die Gebirge von vier vermummten Kerlen angefallen und seines sämmclichen, sauer erworbenen Ver­dienstes, welchen er als Mittel der Subsistenz über den Winter seiner Familie nach Hause bringen wollte, beraubt worden. Derselbe behauptete bei seiner Einvernehmung, er habe unter den Räubern unfehlbar und genau den Müllers­sohn Marti n wahrgenommen, der ihm sehr gut bekannt sei, weil er noch zu Lebzeiten dessen Vaters in der Fei­stritzmühle oft Etwas verkauft und übernachtet hatte. — Alle Bemühungen, Marti n habhaft zu werden, waren je­doch vergebens, indem er dieselben durch List immer zu vereiteln wußte und den Nachstellungen um so leichter ent­ging, weil ihm die Bewohner der abgelegenen Orte und einzelnen Häuser im Gebirge als Kundschafter und Hehler dienen mußten, wenn sie nicht ihre Habe und ihr Leben seiner und seiner Genossen Rache Preis geben wollten. Inzwischen waren abermals fünf Jahre verflossen. — Der Segen Gottes hatte über den Bewohnern der Fei­stritzmühle gewaltet. Man sah zwei kräftige, rothwangige und flachshaarige Jungen, deren einer sechs, einer fünf Jahre alt war, aufdem Wasen sich herumtreiben. Ein schö­nes Mägdlein, bei einem halben Jahre alt, lag in der Wiege unter dem Schutze der liebenden Mutter. Der alte Johan n hatte nun vollauf zu thun. Er schnitzte aus Breterstücken kleine Musketten und aus Schindeln Säbel für die Buben, verfertigte aus Papierstreifen, die er vom Großvater Schullehrer erhielt, und worauf schon die ersten Wunderzeichen der kalligraphischen Dorfjugend zu sehen waren, das Niemzeug, nicht minder Patrontaschen und Grenadiermützen, welche mit Tinte angestrichen wur­den. Dann sah man ihn häusig mir ganz ernster Miene die zwei Buben vor der Mühle exercieren und ihnen die Schritte und Wendungen vormachen, wobei die Rangen nicht sel­ ten in lustiges Gelächter über den alten Großonkel aus­ brachen, wenn derselbe, seinen Pfeifenstümmel im Munde, die Arme straff an den Leib gezogen, steif wie ein Mast­ baum sich haltend, mit großen Schritten die Füße aus­ wärts werfend, ihnen die Kunst des kriegerischen Ganges practisch zu erläutern sich bemühete. (Fortsetzung folgt.) 339 Qesterreichische Gnome«. Von Doctor und V>bli»thecar Richter. (Fortsetzung.) 21. Dergestalt getauft und gesirmt zeugte jedes der drei Elemente deschristlichen Austriacism oder der österrei­chischen Christenheit seinen Kron-Heiligen, den heil. Herzog Wenzel, den heil. König Stephan und den heil. Mark­grafen Leopold, Männer, welche, nachdem sie auf Erden als Apostel und Aduocaten des Christenthums in ihren Reichen den Lauf vollendet, nun im Himmel als die Pa­trone ihrer ehemaligen Lander und Volker fürbictend am Throne Gottes stehen, damit die Kirchen Oesterreichs fort und fort blühen, und das Reich Gottes zunehme in Hoch­österreich, und alle Zungen das Lob des Ewigen verkünden. 23. Die Legende berichtet: Gleichwie der heil. Her^ zog Wenzel bis zum Vergießen des eigenen Blmes dem Glauben treu geblieben, dem Bösen widerstanden und so die Martyrkrone erworben, wie die Rechte des heil. Königs Stepha n darum unverwesen geblieben, weil er die irdi­schen Schätze stets mit voller Hand unter die Armen ver­theilt hat, also sei der heilige Markgraf Leopold von Oesterreich den Ungarn und Böhmen ein guter Nachbar, der Kirche und dem Reiche in schwierigen Zeiten ein ge­horsamer Sohn und treuer Vasall, Allen Alles, ein weiser, frommer Fürst, musterhafter Garte und Vater gewesen; und darum sind Glaubenstreue, Menschenliebe und Für­stenweisheit auf dem Herrschcrsitze an der Donau heimisch geworden, und haben, als die Zeit voll war, die drei gro­ßen Nationen veranlaßt, ihr Heil an den Stufen dieses Thrones zu suchen, und haben in der Einigung ihrer Kräfte und Nationalverschiedenheiten das Unterpfand ihres Forcbestandes wie ihrer nacionellen Vervollkommnung ge­funden. — 2«. Die Einigung war die unerläßliche Bedingung des ruhigen Fortbestandes, der ruhige Fortbestand die Be­dingung der nationalen Vervollkommnung, der das Chri­stentum Weihe und Salbung giebt. Einzeln — würden die Ruthen leicht von mächtigen Nachbarn gebrochen; ver­eint— haben wir Niemand zu fürchten, zumal als sich zu den drei Elementen des Austriacism das vierte, das latei­nische oder italienische, gesellt hat. Die Lombarden sind ohnehin nur latinisirte oder ilalisirte Deutsche, wie die Ve­netianer ilalisirte Stauen: mit österreichischem Eisen haben die Langobarden Oberitalien erobert und zum Andenken gleichsam, daß sie einst in Oesterreich waren, haben sie Friaul (l^rum ^»li>) ihr Ostreich oder Oesterreich (6ivil!l8 H»«tl-il>6, c.'ivivium umgestaltet, und die vier Gesich­ter Swantowit s haben nicht blos eine mathematisch-geo­graphisch-physische, sondern auch eine politisch-psychisch-me­taphysische Bedeutung erhalten, d. h. Oesterreich in seiner Totalität ist nicht blos eine materielle Conglomeration und Alluvion von Land und Wasser nach den vier Weltgegen­den hin, entstanden durch policische Addition, Subtraction, Mulciplication und Division, sondern eine Verbindung, ein Ineinandergreifen der Geister, also eine Art methaphy sischer Fusion, der geistigen Kräfte und Eigenchümlichkei­ten nämlich — darin sich die nordische Kälte und Bedäch­tigkeil an der südlichen Hitze der Gefühle erwärmen, diese an jenen sich abkühlet, der geistige Oriencalism in Occi­dentalism übergeht und die abendländische Einfachheit und Nüchternheit mit morgenländischer Pracht und Herrlichkeit sich galten. 28. Diese geistige Fusion oder Verschmelzung öster­reichischer Nationalitäten geschieht aber ohnechemische Zer­setzung und Auflösung der Substanzen lediglich durch Zu­sammenfügung der positiven und negativen Seiten; absor­birt wird Nichts dabei, und geglättet oder gefeilt nur, was den Contact, d. h. den Anschluß hindert. Damit das edle Gestein in dieser National-Mosail besser aneinander schlie­ße, bedient man sich in vielen Fällen eines natürlichen oder künstlichen Kittes als Zwischenmittels, das den Zusam­menhang fördert. Am besten eignen sich hiefür theils die kleinen Diamantensplitter alter Nationalitäten, theils neue, in der Zeit geborne Gewohnheiten und Bedürfnisse; kurz gaffende Riße duldet das Gemälde eben so wenig als ver­unstaltende Lückenbüßer: Alles darin ist geschloßen und zu>»" sammenstimmend, so lange die Steine nicht mit Gewalt aus ihrer Lage gerißen werden. — 2». Dafür nun sorgt, dem dieses Wundergemälde anvertraut ist, so wie er zugleich die gehörige Beleuchtung verlheilt und überwacht. Denn jeder Edelstein in diesem Tableau hat seine eigene Grundfarbe und sein Licht, ge> hoben durch die alterthümliche Fassung, die ihn von seinem Nachbar scheidet, und macht Effect nach Maßgabe des Lich. tes, das auf ihn von obenher fällt.—Ach, dieses Blitzen, Funkeln, Strahlen der edlen Steine, wenn die Sonne kommt, nach bösem Wetter, ist unbeschreiblich! Es füllt das Herz mit süßer Lust, und zaubert tausend wonnige Gebilde aus des Gemüthes Tiefen herauf, die im Gedächt, nisse auf und nieder tauchen, und jedes Gebilde ist natio­nell: bald ein Phantasiestück, bald ein historisch Factum, das freundlich lächelnd vor der Seele vorübergleicet, und Träume weckt, aus denen man nicht gerne erwacht. So träumte in alcer Zeit einst dem Septimius Seuerus, er trinke, wie weiland Romulus und Remns, die Milch der Wölfin, und ging der Traum nicht aus? — (Fortsetzung folgt.) 24« Neues. (Eine tragische Scene,) die sich kürzlich auf der Bühne in Lucca zutrug, wird in „Ost und West« erzählt: Zwei Schauspieler daselbst waren nicht auf den Bretern allein, sondern auch in den Siraßen Lucca's und unter gewißen Fenstern Nebenbuhler. Sogar eine Romeo-Scene hatten sie schon in Wirklichkeit gespielt und sich geschlagen. Mir Mühe hatte man die grimmigen'Feinde besänftigt. I m zweiten Acte von »Lucia di Lammermoor" treffen die beiden Helden feindlich zusammen, der Handlung gemäß ziehen sie die Schwerter, der Kampf beginnt. Da erwachc in Beiden zugleich das schlecht gedämpfte Feuer, der Kampf wird lebhaft, das Publicum applaudirc, als plötzlich der Eine von Beiden, welcher den Edgar Ravenswood gab, einen gräßlichen Schrei ausstoßt, — Was war Das! — Wahrlich, so klingt das zweigestrichene« nicht! Es war ein Schrei des Todes, d.h. des echten, des Todes in Natura, wie man ihn nicht hinter Donizecti's Romantik zu su­chen pflegt. Der Unglückliche war durchbohrt von des dop­pelten Gegners Waffe. Der Mörder ist arretirt und harrt seines Urtheils. Das Theater in Lucca konnte längere Zeit keine Oper geben, da sämmcliche Mitglieder desselben Ta­ges nach dem erzählten Ereignisse sich weigerten, die mit Blut befleck« Bühne zu betreten. — (Eine neue Secte.) I n dem westlichen Theile Amerika's, hauptsächlich in Marieita, hat sich eine neue Secce gebildet. Sie nennen sich Halcyonen, und der neueste Zug in ihrem Glauben ist: Aaron's Brustschild, von den Juden Urim und Thumim genannt, müsse wieder gefunden werden, bevor die Tobten auferstehen könnten." — (Philippe) , ein Franzose, macht gegenwärtig in Wien durch seine Zauberkünste außerordentliches Aufsehen, und wenn er seinen Zuschauern gleich nicht im eigentlichen Sinne Etwas vorzuzaubern vermag, so bezaubert er sie doch Alle. — (Erfindung.) Herr le Normane, ein ausgezeich­neter Mechaniker, hat ein Mittel aussindig gemacht, auf einem einzigen Cylinder beide Seiten eines Blattes zu drucken, Was seiner Maschinen-Presse eine Schnelligkeit verleiht, die noch einmal so groß ist, als die bisher bei Schnellpreßen bekannte. Sie ist demnach im Stande, 4000 Exemplare in einer Stunde zu drucken. — (Noch eine Erfindung.) Madame Gobert in Paris verfertigt Krapplack, der allen bisher erzeugten weit übertrifft. Er bewährte sich so gut, daß sich die be­rühmtesten Maler in Paris dessen bedienen. Seit der Erfindung des künstlichen Ultramarins soll im Bereiche der Farbendarstellung nichts so Wichtiges geleistet worden sein. Auch hat diese Frau zum ersten Male den in der Krapp­wurzel so reichlich vorhandenen gelben Farbstoff behufs der Anwendung dargestellt. — (Länge der englischen Eisenbahnen.) Die »Railway Times" theilt über die Eisenbahnen in England folgende Zusammenstellung mit: Gesammte Länge aller be­reits eröffneten oder noch im Laufe des Jahres 1810 zur Eröffnung gelangenden Bahnen beträgt 1268 englische 'Mei­len, der im Laufe 1841 zu eröffnenden 160, der später zu eröffnenden 330, somit die Totallänge der Eisenbahnen, für welche das Parlament bis jetzt die Bewilligung ertheilt hat, i?38 englische Meilen. — Theater in Laibach. Den 2Y. 2ct. »Ich bleibe ledig.« Originallustspiel in 3 Alten von Blum . Eine originelle Idee, scharf aufgefaßt, wenn auch mit einigen Längen, doch teilweise recht pikant durchgeführt. Ein junger Philosoph, der olle Mädchen en da^ntelle behandelt, und das Heirothcn verschworen hat, läßt lich endlich durch seinen eilten, tomischen Onkel, dessen zehntes Wort immer ist: »Ich kenne die Menschen", zur Nrautschau verleiten, und findet, daß die vom Ontel als eine reine Einfalt und Unschuld gepriesene Karoline, welche uon einem sehr strengen Vater, dessen ganze Gestalt übri« Zcns ein Popanz ist, bewacht wird, ein schon länger dauerndes liebcsver­hültniß mit seinem Freunde bat. Die Liebenden heirothen am Ende, und der junge Philosoph schließt das Stuck mit seinem Sprichwortc: »Ich bleibe ledig!« Nun , Handlung hat dieses Lustspiel wohl nur wenig, aber wir wollen es wegen seiner Anmuth und Leichtigkeit immerhin als eine viel will« tommene Spende auf dem Altare Thaliens niedergelegt sein lassen, und uns seiner um so mehr freuen, als wir durch witz- und erfindungarmc und zottenreiche sogenannte Localpossen, die noch dazu auf Provinzialbühncn, wo Uicle Schauspieler nicht einmal den Dialcct zu treffen «ermögen, jedes locale Interesse Verlieren, dann durch geharnischte Ritterstücke schon recht hungrig, nach etwas feinerer Kost geworden sind. Gespielt wurde sehr wacker. Hr. siemap (Ludwig) zeigte den gewandten, talentvollen Schauspieler; tost« lich waren Mad. Strampfer (Kaiharina), und Hr. Colas (Baron Rautcnkranz); Dlle. Strampfe r (Karoline) war «oll Schalkhaftigkeit und liebenswürdiger NaiUelät; Hr. Strampfe r d. ä. machte aus de», Baron Niberstein, was sich nur immer mit Anstand daraus machen läßt; Hr. Strampfe r d. j . (Gustav Dormcr) hingegen möge uns im Interesse der Kunst zu gute halten, daß wir ihm den wohlgemeinten Rath erthcilen, sich eine gaunicnfreierc Aussprache, und eine ungebundenere Bewegung auf der Bühne eigen zu machen. Welcher Liebhaber, um nur Lines zu erwähl nen, wird vor seiner Geliebten uierlelstundenlang in der dritten Position stehen? Das Haus war mäßig gefüllt. Applaus und Hervorrufen fehlte nicht. Den 4. Nov. Zu,» ersten Male: »Paul und Pauline«, Lustspiel in 2 Acten uon Cosmar, dann »Komm her!» dramatische Aufgabe in l Act uon Elsholz. M»d. Frieb, welche einzig und allein in beiden Stücke» ausgezeichnet beschäftigt war, leistete wie immer Vorzügliches. Unser Lob, das wir ihr schon in Fülle gespendet haben, faßt immer stärkere Wurzeln. Zu erwähnen ist noch Hr. Colas als Schauspicl-Dircctor Palm. Neide Stü< cke, welche zwar keinen Anspruch »uf Kunstwerth machen tonnen, habe» doch den Abend angenehm ausgefüllt, uud das zahlreich versammelte Publi­cum gab seine Zufriedenheit durch reichlichen Beifall zu erkennen. Am 7. Novcmb. Zum Vorthcile des Schauspielers, Hrn. Heinrich Strampfer , zu», ersten Male: »Gleichheit der Jahre«, Loeolposse uon I. Nestroy, Musik von A. Müller. - »I bitt' Ihnen, machen's mir nir weiß, Herr uon Schwarz« — ist der bedeutendste Witz in dem gan> zen Machwerte, und so haben wir weiter Nichts mehr über das durch ein­stimmiges, gerechtes Mißfallen von Seite des Publicums gerichtete Ding zu sagen, als daß auch, außer etwa in den Rollen der Mamsell Geldkotz und des Cduard Stritzel, fein Schauspieler Gelegenheit hat, wirksam zu sein. Jene beiden Rollen waren in den Händen der Mad. Strampfe r und des Hrn. Colas, als», insbesondere die letztere, gut aufgehoben. Das Haus war ziemlich voll. Am 14. Nov. Zum Vortheile des Schauspielers und Regisseurs, Hrn. Colas, zum ersten Male: «Der Färber und sein Zwillingsbruder«, Localposse von I. Nestroy, Musik uon Müller. — Wieder eine Posse, und noch dazu eine Local - Posse, das ist heutzutage ein dramatisches Et­was (?), in welche», wienerisch geredet wird, in dem aber kein Fünk­chen des wiener Voltsgeistcs zu finden ist, glücklich überstanden! Diesmal ging's indeßen doch leichler, als sonst: Die Piece hat denn doch einigen Witz und einige komische Situationen, obgleich Mannigfaltigkeit hierin nicht ihre starte Seite ist. Die Hauptrollen waren in den Händen des Hrn. Colas (Kilian und Herrmann Blau), der Dlle. Strampfe r (Neserl) und des Hrn. Schinn. Hr. Colas führte seinen Part mit je­ner Laune und Gewandtheit durch, die wir an ihm bereits schätzen gelernt haben. Dlle. Strampfe r war in ihrer Rolle wie in ihre,» Elemente. Hr. Schinn wandte an seine Aufgabe jene feststehende, »„komische Ma­nier, die ihn, für komische Rollen dieser Art eigen ist. Sonst war Niemand bedeutend beschäftiget, doch griff Alles gut ineinander. Das Haus war ziemlich voll. Hr. Colas wurde gerufen. Aculuü. Veuefice-Anzeige. Samstag den 2». November lU4llwird in, hiesiaenstandische» Thea­ter zum Vortheile des Schauspielers, Herrn I . Carl Rem,,,), aufgeführt, zum ersten Mole : »Rosa, oder Trug und Fiauenlugend!« Original-Schau­spiel in fünf Allen von I . Carl Rem»,). Laibach. Druck und Verlag des Joseph Blasnik.