PRIRODOSLOVNE RAZPRAVE, 3 (4), p. 133-138 Ljubljana, 19. IV. 1937 PRIRODOSLOVNE RAZPRAVE KNJIGA 3 (4. ZV ), STR. 133—138 A. KOŠIR Ober den sog. pigmentschutz BEI TEERMAUSEN CENA 5 DIN LJUBLJANA 1937 IZDAJA IN ZALAGA PRIRODOSLOVNO DRUŠTVO V LJUBLJANI UREDIL: DR. PAVEL GROŠELJ PRIRODOSLOVNE RAZPRAVE, 3 (4), 133 138 Ljubljana, 19. IV. 1937 Uber den sog. Pigmentschutz bei Teermausen. A. Košir. Die Frage des Pigmentschutzes bei Geschvviilsten ist von man-chcrlei Interesse. Erstens kame ein solcher Schutz angeblich in Betracht bei Menschenrassen, deren Angehorige eine schon von Geburt aus hinreichend pigmentierte Haut aufweisen. Man 1'indet in der Literatur diesbeziigliche Hinweise, letztens bei Dobro-volskaja-Zavadskaja (1), aus deren letztem Abschnitt ich nur zitiere: ». . . rarete de ces cancers chez les negres . . .«, ferner den SchluBsatz, der sich auf die Versuchsmause bezieht: ». . . la pigmentation de la peau ne semble jouer aucun role pro-tecteur contre 1’action cancerigene du goudron.« Zweitens konnte man an einen solchen Schutz denken bei Versuchstieren, die entwe-der eine an sich pigmentierte Haut besitzen, oder aber, deren un-pigmentierte Haut pigmentierte Derivate regelmaBig oder aus-nahmsweise liefert. Da waren alle jene Versuchstiere zu ervviih-nen, deren Fell pigmentiert ist, ohne daB normalerweise die Haut \veder im Epithel noch in der Cutis Pigmentbestandteile fiihrt. Als Kontrolltiere konnen dabei die albinotischen Individuen der-selben Art herangezogen werden. Lewin (2) zitiert W o g I o m , der bei Teerhauttumoren einen Unterschied nach der Hautfarbe der Mause nicht gesehen hat. Y a m a g i w a und 11 c h i k a w a , L e r o u x und S i m a r d fanden schvvarze oder schwarz-weiBe Ka-ninchen besser geeignet fiir Teerversuchszwecke, jedoch zeigten nach C i e c h a n o w s k i, M o r o s o w a und W i 1 h e 1 m i auch vveiBe Kaninchen Karcinombildung (zitiert nach Lewin). Eigene Versuche. In ineinen eigenen Versuchen teerte ich 35 graue Hausmiiuse, denen ich ebensoviele albinotische geteerte Kontrollen gegeniiber-stellen kann. Beriicksichtigt sind nur Versuchstiere, die wenig-stens 90 Tage die Teerung iiberstanden haben. Jeder Hausmaus ist eine Kontrollmaus gegeniibergestellt, deren Versuchsdauer hochstens um 7 Tage differiert. In der beigegebenen Tabelle sind eventuelle Hauttumoren und Lungenmetastasen vermerkt, in der Anmerkung allfallige andere \vichtige Befunde angegeben. Weifie Maus Hausmaus Anmerkung No. Teer Haut Lunge No. Teer Haut Lunge 449 98 816 98 749 103 — — 845 102 — — 794 104 — — 852 102 — — 720 115 — — 836 114 — — 564 118 — — 827 121 + — 338 126 — — 857 124 * — * epitheliale Hyperplasie u. lokaiisierter epithe- 500 126 — — 846 129 — * — lialer Tumor 501 131 — — 887 131 — — 724 132 — — 818 132 — — 341 146 + — 884 146 — — 170 173 — — 819 172 — 103 176 — — 820 172 — 470 178 — — 858 177 — 796 182 + — 859 180 — — 342 186 — — 888 186 __ * — * multiple Horncysten 745 189 — * 885 187 ~ — * Epithelhyperplasie 172 255 — — 862 257 + — * tumor mammae,1 Haut* 508 260 2 868 261 1 — melanom, 2 Epithelhy- 509 262 — — 861 261 + — perplasie 510 268 + * 860 265 — — * auBerdem Horncyste 175 282 + — 847 281 — — 631 293 + — 828 291 + — 759 305 + — 838 308 + — ' 649 309 + + 889 309 -f — 644 319 + — 853 318 + — 547 325 + — 839 327 + — 351 366 — — 854 364 + — 573 370 + — 855 371 + — 506 373 + — 840 376 + - 632 382 4- — 821 381 + — 633 391 + — 890 396 + — 150 404 — — 822 397 — — 648 465 — — 841 458 + * — * kleines Melanom mit | Klumpenzellen 152 467 — 869 474 + — No. bedeutet die Protokollnummer, Teer die nach der ersten Teerung verstrichene Anzahl Tage, Haut einen eventuellen Haut- und Lunge einen eventuellen metastatischen Lungentumor. Die Lungenbefunde bei 500, 508 und 745 sind nach meiner Meinung nicht auf die Teerung zuriickzufiihren, da ich, wie ich in einer friiheren (3) Arbeit ausgefiihrt babe, solche oder ahnliche Befunde auch an nicht geteerten Mausen wenigstens in derselben Anzahl vorfand. Es ist ein direkter EinfluB des Teerens auf das Alveolarepithel moglich, aber bei den Mausen meiner Zucht nicht nachweisbar, obwohl andere Untersucher bei Teerungen einen aus-gesprochen erhohten Prozentsatz von Lungentumoren bei wahr-scheinlich dazu disponierten Tieren feststellen konnten. Da spielt ohne Zweifel eine Rassendisposition eine recht wichtige Rolle. Aus der angegebenen Versuchstabelle geht hervor, daB zwi-schen den weiBen und gefarbten Versuchstieren kein wesentlicher Unterschied besteht, daB sogar die Hausmause einen etwas hoheren Prozentsatz primarer Hauttumoren haben. Demnach kann von einem Pigmentschutz bei geteerten Hausmausen nicht die Rede sein. Die Frage der Melanome ist spater behandelt. Etwas langer mochte ich bei der Frage der Pigmentbildung in der sonst nicht direkt pigmentierten Haut verweilen. Normaler-weise sind nur die Epithelderivate pigmentiert, in pathologischen Fallen aber kommt es zur Pigmentbildung auch im Corium, und zwar findet man da entweder einzelne isolierte Pigmentzellen oder mehrere zu Gruppen vereinigt (Melanome). In zwei Fallen meiner Versuchsreihe kam es zu ausgesprochener Pigmentzellenbildung, das eine Mal (868) handelt es sich um unregelmiiBig geformte Pigmentzellen, das andere Mal (841) um pigmentierte Zellen, die an die Klumpenzellen der Iris erinnern. Nahere Angaben iiber solche Melanome findet man besonders bei Lipschiitz (4, 5, 6, 7 und 8). Im histologischen Bild findet sich neben der ohnehin erwar-teten Mastzellenreaktion wie bei weiBen Mausen nach Teerpinse-lung nebenbei noch die Pigmentzellenreaktion in leichtem oder schwerem Grade. Dabei liegen die Pigmentzellen sehr oft neben oder zwischen den Basophilen verstreut, die nach Toluidinblau-farbung und Essigsauredifferenzierung in ihrem dunkelvioletten Ton auffallen. AuBer der Lage haben die Basophilen mit den Pigmentzellen noch eine ausgesprochene Formahnlichkeit gemein-sam. Man sieht mehr verklumpte Zellen neben solchen mit aus-gesprochenen »Pseudopodien«. Wie bei den histiogenen Mastzellen kann man auch bei diesen Pigmentzellen von der vielgenannten »Kornchenverstreuung« erzahlen. Diese Merkmale lassen eine nahe Verwandtschaft zwischen diesen beiden Zellformen vermuten. Ich verweise bei dieser Gelegenheit auf Bor r el s (9) Arbeit, in der an zwei Objekten der tJbergang von Mast- in Pigmentzellen erklart \vird: Helobdella stagnalis und die Hausmaus. In beiden Fallen ist die Formveranderung der Mastzelle, die mit ihren zahlreichen Aus- laufern einer weitverzweigten Pigmentzelle immer ahnlicher wird, das \vichtigste Merkmal des Oberganges, als letzter Schritt kommt das Auftreten von Pigmentkornern statt der basophilen Kornelung hinzu und der ganze Vorgang ist damit beendet. Immerhin ist zu betonen, daB aus dem Nebeneinander auf ein Nacheinander ge-schlossen wird, mit welchen Rechte, das miissen erst experimen-telle Erfolge und exakte Beobachtungen noch beweisen. DemgemaB besaBe die graue Maus zwei Zellarten, mit denen sie auf die Teerung reagiert und denen die albinotische nur eine, das ist den gewohnlichen Gewebsbasophilen, gegeniiberstellen kann. Reaktive Zellansammlungen bei der weiBen Maus, die nach dem Teeren auftreten, hatten demnach einen anderen Wert als bei der Hausmaus: sie konnen wahre Mastzellen enthalten, die den iibli-chen Basophilen entsprechen, andrerseits aber auch »achrooti-s c h e oder farblose Pigmentzellen«, denen die Fahigkeit zur Pigmenterzeugung abgeht. Fiir beide Falle aber ware der Nach-weis der granularen Zelleinschllisse zu erbringen. R e s u m e. Mazanje s katranom povzroča pri sivi miški, kakor je sklepati iz poskusne vrste 35 živalic, približno prav toliko kožnih karcinomov kakor pri albinotični. Tudi v moji poskusni vrsti sta se pojavila dva benigna melanoma podobno kakor svojčas vLipschiitz-ovih poskusih. Potemtakem ne varuje koža pigmentiranih živalic organizma eksperimentalnih blastomov. Zelo verjetno je, da obstojajo med histiogenimi bazofilci in pigmentskimi stanicami genetski in morda funkcionalni odnošaji. če reagira bela miška po katraniziranju kože z dvema tipoma stanic, je en tip istoveten z običajnimi bazofilci, drugi pa predstavlja verjetno »brezbarvne ali ahrootične pigmentske stanice«, v katerih se ni dokončno stvoril pigment. LITERATUR. 1 Dobrovolskaja-Zavadskaja: Existe-t-il des lignees de souris refractaires au cancer du goudron? Compt. rend. Soc. Biol. T. CXXII, No 20, 1936. 2 Lewin, C.: Die Aetiologie der bosartigen Geschwiilste, 1928. 3 Košir, A.: Pljučni tumorji pri katranskih miškah. Zdravniški Vest- nik, 1934. 4 Lipschiitz: Zur Frage der Entstehung des exper. Teerkrebses der Maus. Wien. ki. XVochenschr. 1921. 5 — Weiterer Beitrag zur Kenntnis des exper. Teerkarzinoms der Maus. Ibidem 1922. 6 — t)ber das exper. Melanom der geteerten Maus. Dermatolog. Wo- chenschrift 1923, Bd. 76, 7 Uie Hautveranderungen bei der exper. Erzeugung des Teerkar-zinoms der Maus mit bes. Beriicksicbtigung der exper. Pigment-erzeugung. Archiv f. Dermat. u. Syph. 1924, Bd. 145. 8 Untersuchungen iiber exper. Pigmenterzeugung durch Teerpin-selung von Miiusen. Ibidem 192k, Bd. IM. 9 Borrel, A.: Homologie des cellules pigmentaires et des mastocytes chez la souris noire. Bulletin du cancer, 1928, T. XVII. Hausmaus Skl. Corium mit Pigmentzellen und Gewebsbasophilen. Vergr. 385-fach. Hausmaus 8(18. \Vie im oberen Bild sind auch hier zwei Zellgruppen sichtbar: Pigmentzellen mit sparlichen Kornchen, teils um den Kern gelagert, teils in »Pseudopodien« enthalten. Daneben Mastzellen in dunk-lerer Tonung, in denen die granuliire Struktur wegen der zahlreichen Kornchen nicht zum Ausdruck kommt. Paraffinschnitte, Toluidinblau-Essigsaure. Vergr. 385-fach.