Katholische IIMionszeitfchrilt Berausgegeben vom ülilHonshaus Graz, Paulusforgaiie 10, Steiermark. Redigiert von P. Beinridi Wohnhaas F. 8. C. Preis ganzjährig 10.000 K - 1 k- MK. - 5 [i. - 8000 u. K - 8 is*. K - 20 Di. - 2 Fr. Den Belüge Vater Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Hpoitotitchen Segen erteilt. Für Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige titelten geleten. mit Empfehlung der hochwürdigtten Oberhirten von Brixen, Brünn, Sraz, tieitmerih, tiinz, Otrnütz, Marburg, Orient, Uriels und Wien. Best 9 und 10. September —Oktober 1924. XXVII. Jahrgang. ii ^ !! Hus unserer neuen Million. 11 m jj Briefen unserer Missionäre entnehmen wir das Folgende: Aus Barberton schreibt P. Stephan Berger am 4. Juni 1924: Wir lagen im Hafen von Lourenzo Marquez vor Anker, und ich befand mich gerade in der Kabine mit Fieber, als Bruder Klodt kam und mich mit den Worten aufweckte: „Es ist ein Telegramm von Monsignore Kauczor gekommen, das Sie und Bruder Huber nach Barberton beruft." So stand ich denn auf und packte meine Habseligkeiten, und dann dampften wir zu zweit in unser neues Missionsgebiet hinein. Wie ich von der Bahn aus sehen konnte, ist Transvaal nicht gerade so herrlich, wie ich es vorher in einem dicken Buche geschildert fand. Abends langten wir in Barberton an, wo Hochw. P. Provinzial uns erwartete; dazu kam ein syrischer Katholik, der uns in seinem Auto zu seinein Hause brachte, wo unser ein stärkendes Mahl und Zimmer für die Nacht warteten. Hochw. P. Provinzial hatte am selben Tage eine Zusammenkunft mit den Katholiken der Stadt gehalten, bei welcher letztere sich zur Aufbringung einer bestimmten Geldsumme monatlich für den Unterhalt eines ständigen Priesters verpflichteten. Leider war meine Nachtruhe keine ungestörte, denn außer der begreiflichen Aufregung/ die mich nicht einschlafen ließ, fand ich zu meinem großen Schrecken leibhaftige Wanzen im Bette! Am nächsten Tage gingen wir aus, die Kirche zu besichtigen; wir konnten aber nicht Messe lesen, denn in der Kirche fehlte es an allem Notwendigen, und unser Tragaltar befand sich noch am Bahnhof. Man darf sich aber die Kirche von Barberton nicht als einen Prachtbau vorstellen. Man nehme gewelltes und verzinktes Eisenblech und führe damit einen Kastenbau von 14 m Länge und 6 m Breite, 7 m äußerer und 4 m innerer Höhe auf, verschale das Innere des Blechkastens mit Holz, lege die Decke auf freistehende Stützen, und man hat eine getreue Wiedergabe des katholischen Gotteshauses von Barberton-Das kleine Wohnhaus ist von Ziegeln gebaut und bietet gerade Platz für zwei Personen, obwohl unsere Zahl inzwischen auf vier angewachsen ist. Die Sakristei ist natürlich so gebaut wie die Kirche und wenig größer als eine Schiffskabine. Zum Überfluß hat sie den Fehler, daß sie den Regen durchs Dach läßt. Das Haus ist an die Kirche angebaut und war bei unserer Ankunft vollständig leer. Die Küche ist einige Meter vom Hanse entfernt, 4 m lang und 21/2 m breit, ans Wellblech gebaut, ebenfalls vollständig leer; da gab es weder Küchengeräte noch einen Herd. Am Tage darauf reiste der hochw. P. Pro- vinzial ab; jetzt hieß es für mich: schwimmen oder ertrinken! Zunächst handelte es sich darum, die notwendigsten Haus- und Küchengeräte zu bekommen. So nahm ich denn einen Bogen Papier und mein englisches Wörterbuch und suchte die Ausdrücke für Küchengeräte und Zimmereinrichtungsgegenstände zusammen, ging dann zu einem katholischen Engländer und bat ihn, er möge die Katholiken, die etwas geben könnten, benachrichtigen, daß am folgenden Nachmittag ein „Meeting" in der Kirche sein werde, um zu beratschlagen, wie man die nötigen Einrichtungsgegenstände zusammenbringen könne. Am nächsten Nachmittag erschienen auch einige Katholiken und ich legte ihnen meine Liste vor. Das Ergebnis war nicht schlecht; A. notierte drei Töpfe für die Küche, B. eine Matratze, C. sechs Suppenschüsseln und so fort. Für weitere 14 Tage wohnten wir bei dem Syrier, der uns vieles gab. Dann siedelten wir in unser neues Heim über. Natürlich fehlten noch Tische, Stühle, Kasten, aber in der Not frißt der Teufel bekanntlich Fliegen. Ich machte mich wieder aus die Bettelwanderschaft und bekam noch manches Stück, wenn auch gebraucht. So sind wir jetzt mit dem Notwendigen versorgt; allerdings ist noch manches auszubessern. Ermelo im südlichen Transvaal, inmitten von Weideland, 1727 m über dem Meere, gelegen und Mittelpunkt eines vielversprechenden kohle- und goldreichen Bergbandistrikts, mit einer Bevölkerung von 1800 Schwarzen und 2760 Weißen, darunter 60 Katholiken, hat nunmehr in der Person des hochw. P. Josef Musar auch einen ständigen Priester erhalten. Dieser wohnt einstweilen bei einem katholischen Syrier; für den Gottesdienst steht ihm ein Saal zur Verfügung. Ein Grundstück für eine Kirche ist bereits erworben. Damit sind bisher vier Posten in der neuen Mission besetzt: Lydenburg, Witbank, Barberton und Ermelo. (Sieh Kartenskizze S. 67.) Witbank. Am 15. Juni wurde im Beisein des Generalgouveneurs von Transvaal, Earl of Athlone, und der Prinzessin Alice von England das Kloster- und Jnstitutsgebäude der Dominikanerinnen eröffnet. Das fertige Werk macht dem Architekten und den Erbauerinnen alle Ehre. Die Räume sind luftig und gut belichtet. Für die Schule dienen sechs Klassenzimmer, jedes 9 m lang und 6 m breit, für je 40 Kinder bestimmt. Im Internat werden einstweilen nur zehn Zöglinge Unterkunft finden können, doch ist beabsichtigt, mit der Zeit für 300 Tagschülerinnen und 100 interne Zöglinge Raum zu schaffen. fr IRiffionswiffenfchaftiicfier Kurs für Akademiker in Sf. Gabriel. Sv (22.-27. 3uli 1->24.) Der diesjährige missionswissenschaftliche Lehrgang für Akademiker im Missionshaus St. Gabriel zu Mödling bei Wien unterschied sich von seinen Vorgängern durch die Teilnahme starker Vertretergruppen der akademischen Missionsbewegung aus den österreichischen Nachbarstaaten und die Anwesenheit zahlreicher Laienakademiker und -akademikerinnen. Aus Ungarn hatten sich 40, aus Jugoslawien 20, aus der Tschechoslowakei 14 Teilnehmer eingesunden, unter ihnen mehrere Prälaten. Mit Einschluß der Vertreter Deutschlands, Italiens, der Schweiz und Japans gehörten die Kursmitglieder acht verschiedenen Staaten an, so daß die Tagung ein mitteleuropäisches, fast internationales Gepräge erhielt. Dementsprechend liefen auch aus einer Reihe von Ländern Begrüßungsschreiben ein. Besonderen Beifall lösten aus die Glück- wunschbriefe des österreichischen Bundeskanzlers Dr. Ignaz Seipel, des Apostolischen Nuntius in Wien, Dr. Sibilia, der hochwürdigsten Erzbischöfe und Bischöfe von Wien, Salzburg, Graz, Klagenfurt, Pscs (Ungarn), Neutra (Slowakei) und Marburg (Jugoslawien). Die Gesamtzahl der Teilnehmer betrug 200, eine erfreuliche Ziffer, die zeigt, wie tief das Missionsinteresse in der Akademikerwelt Wurzel geschlagen hat und wie sehr die Hoffnung berechtigt erscheint, daß die angehenden Führer des Volkes im späteren Wirkungskreise der Missionspflege ihre besten Kräfte weihen werden. Nach einer stimmungsvollen gesanglich-musikalischen Darbietung und der Begrüßung durch den hochw. Rektor des Missionshauses, eröffnete P. Dr. Wilhelm Schmidt, S. V. D., von stürmischem Beifall empfangen, die Tagung mit dem Vortrag „Akademiker und Heidenmission", in dem er den Wert der Mitarbeit aller katholischen Hochschulstudierenden an den Weltmissionsaufgaben der Kirche auseinandersetzte und die Notwendigkeit der Ausbreitung des Missionsgedankens unter allen gebildeten Katholiken darlegte. Durch die französische Revolution verlor die Kirche die früheren Beziehungen zu den akademischen Lehrstätten. Die geistlichen llniversitäten verschwanden und die staatlichen Hochschulen erwiesen sich als die Zentralen des Unglaubens, was für die katholischen Missionen um so verhängnisvoller war, als immer mehr Studenten aus Japan, China und anderen Missionsländern die europäischen Hochschulen besuchten und von da den Eindruck mit nach Hause nahmen, als habe das Christentum seine Rolle im öffentlichen Leben Europas ausgespielt und besitze nur noch traditionellen Wert, wie kürzlich der Rektor der Universität Peking bei seiner Antrittsrede sich zu äußern beliebte. Daraus ergibt sich für die katholischen Studenten die Pflicht, freundschaftlichen Verkehr mit ihren heidnischen Studiengenossen anzuknüpfen und sie mit dem katholischen Glaubensleben in Berührung zu bringen, um die falsche Geistesrichtung, die ihnen bei den Vorlesungen so häufig entgegentritt, zu zerstören und an deren Stelle ihnen die Überzeugung zu vermitteln, daß dem Christentum nicht bloß für das Glück des Eiuzelmenschen, sondern der ganzen menschlichen Gesellschaft entscheidende Bedeutung zukommt. Der erste Kurstag war der Behandlung allgemein orientierender Fragen gewidmet. Professor Dr. Schmidlin, der Begründer der deutschen katholischen Missionswissenschaft, gab eine Einführung in den gegenwärtigen Stand der katholischen Missionswissenschaft und den weiteren Ausbau der verschiedenen missionswissen-fchaftlichen Zweige. Mit überwältigender Überzeugung schilderte er den großen Nutzen, den die Aneignung missionswissenschaftlicher Kenntnisse sowohl den Missionären selbst, als auch den Heimatseelsorgern wie allen gebildeten Missionsfreunden gewährt und erteilte praktische Winke für das Missionsstudium. Anschließend gab P. Johannes Thauren, S. Y. D., einen äußerst lehrreichen, allgemeinen Überblick über die heutige Missionslage und führte aus, daß die katholischen Missionen, obschon sie gegenwärtig, rein zahlenmäßig betrachtet, noch den Vorsprung vor dem Protestantismus behaupten, doch in größte Gefahr geraten sind, von diesem überflügelt zu werden. Es folgt daraus, daß die Katholiken in weit stärkerem Grade und viel umfassenderer Weise als bisher durch Opfersinn und Stellung von Missionsberufen die Gewinnung der Heidenwelt für den wahren Glauben fördern müssen. Am Nachmittag berichtete Professor Kitlitzko aus Ried in Oberöfterreich über die in Österreich ansässigen Mis-sionsgesellschasten und ihre Missionen. Vom heutigen Österreich betätigen sich 15 männliche und 8 weibliche Orden und Genossenschaften am Missionswerke. Anerkennung verdient die ideale Missionsbegeisterung der jüngeren Geistlichkeit und des priesterlichen Nachwuchses. Da Professor Kitlitzko seit vielen Jahren für die Linzer Theologische Quartalschrift die Rundschau in den Missionen besorgt, so erhoffen wir ebendort die Veröffentlichung seines Referates. Mit großer Befriedigung vernahm man auch aus den kurzen Darlegungen und Übersichten der Vertreter der Nachfolgestaaten, daß auch da der Missionsgedanke sich immer sieghafter entfaltet und die studentische Missionsbewegung immer mehr an Boden gewinnt. Am zweiten und dritten Tage behandelten die Redner hauptsächlich die Schwierigkeiten, die sich der katholischen Missionsarbeit entgegenstellen. P. Dr.Freitag, S.Y.D., entwarf ein eindrucksvolles Bild von den geographischen, klimatischen, kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Hemmnissen und Widerständen, denen das Missionswerk begegnet. So haben beispielsweise die Stehler Missionäre, um in den Mittelpunkt ihrer neuen Mission West-Kansu in China zu gelangen, von der letzten Kulturstation noch 76 Tagereisen zu je 10 Wegstunden auf Pferden reitend zurückzulegen. Man vermag sich in Europa kaum eine richtige Vorstellung zu bilden von den Schwierigkeiten, die aus dem Erlernen der fremden Sprachen, aus den eigenartigen Sitten und Gebräuchen, den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen und nicht zuletzt aus den religiösen Anschauungen der Heidenvölker überreichlich hervorquellen. Seit Kriegsende haben sich durch das überall erwachende nationale Bewußtsein die Widerstände gegen das von Europa kommende Christentum teilweise verstärkt und die Schwierigkeiten eine Verschärfung erfahren. Dennoch müssen sie einmal überwunden werden. Gott will es! Meisterhaft sprach P. Dr. Schulten, S. Y. D., aus seiner eigenen Erfahrung als Missionär in Pvrtugiesisch-Mooambique über die Anforderung gen, die insbesondere das Sprachstudium und die Völkerkunde an den Glaubensboten stellen, deren Bewältigung aber den Erfolg der missionarischen Wirksamkeit ausschlaggebend bedingt. Dieser Vortrag mochte für viele Kursteilnehmer ein wahres Erlebnis bedeuten. In den Nachmittagsvorträgen zeigte P. Freitag eingehend die Entwicklung, die Ziele und Aufgaben der katholischen Studentenmissionsaktion. Wie die Priestermissionsvereinigung von Münster i. W. ihren Ausgang nahm, so wurde auch der erste katholische akademische Missionsverein von Prof. Schmidlin ins Leben gerufen. In Deutschland treten zur Zeit die katholischen Studentenverbindungen vollzählig dem akademischen Missionsbund bei. Der Studentenmissionskreuzzug in Nordamerika zählt bereits eine halbe Million Mitglieder, obgleich er erst seit zehn Jahren besteht. Die Erstarkung und Ausdehnung der katholischen Hochschülermissionsbewegung muß um so dringlicher angesehen werden, als die protestantische, über die P. Thauren zusammenfassend berichtete, sie schon überholt hat. Für Freitag, den 26. Juli, hatte man die Referate über die größten und wichtigsten Missionsländer, liber Südasien, Ostasien und Afrika, anberaumt. Über das Kastenwesen in Indien und dessen Einfluß auf die Missionierung verbreitete sich mit großer Klarheit und Offenherzigkeit P. Hoffmann, 8. J., der 37 Jahre auf dem indischen Missionsfelde gewirkt hatte. Man zählt in Indien 50 Hauptkasten, die sich in viele Unterkasten gliedern. Nicht nur die höheren Berufsklassen, sondern auch die Handwerker und Arbeiter bilden je nach ihrer Tätigkeit eigene Kasten. Unter den 315 Millionen Einwohnern sind 2sts Millionen Katholiken, davon V4 Million Europäer; die Protestanten haben 2 Millionen Anhänger gewonnen. Die indischen Katholiken gehören der überwiegenden Mehrheit nach den niederen Kasten an. Die höheren Kasten wurden vom Christentum noch kaum berührt, und das Kastenwesen kann sich rühmen, dem Christentum eine Niederlage bereitet zu haben. Denn wenn auch die Kastenunterschiede als eine bürgerliche Einrichtung angesehen werden dürfen und selbst die religiösen Formeln und Vorschriften der einzelnen Kasten wenigstens ursprünglich bürgerlicher Natur waren, so verursachen sie doch dem Fortschritt des Evangeliums schier unüberwindliche Hindernisse. Der Zweck des Kastenwesens be- steht in der Reinhaltung des Blutes in der Familie, die sich zur Sippe ausgewachsen hat, weswegen die Kastenglieder ihren Stammvater genau anzugeben wissen. Nur die Geburt berechtigt zur Zugehörigkeit einer Kaste und bloß innerhalb derselben ist die Ehe gestattet. Die Übertretung dieser Vorschriften zieht die Ausstoßung aus der Kaste nach sich und das bedeutet für den Inder das größte Unglück, denn kastenlos sein heißt soviel wie verlassen dastehen und sozial, wirtschaftlich, politisch und religiös tot sein. Auch der Übertritt zum Christentum wird vielfach mit dem Ausschluß aus der Kaste bestraft. Soll Indien bekehrt werden, so muß man seinen Völkern zum Bewußtsein bringen, daß das Christentum wesentlich verschieden ist vom Europäismus, der das Land unterjocht und ausgebeutet hat. Nur ein von aller Politik losgelöstes Christentum, dessen Verkünder sich in ihrer ganzen Lebensweise dem Inder anpassen, hat Aussicht auf Erfolg. Über die ostasiatischen Missions- und Kultur-fragen handelte großzügig Dr. Aufhauser, Professorfür Missionswissenschaft in München. Nach seiner Auffassung ist die Vorherrschaft der weißen Rasse nicht nur stark erschüttert, sondern innerlich vielleicht schon gebrochen. Japan, das Land der aufgehenden Sonne, hat sich zu einem vollkommen modernen Staatswesen emporgeschwungen und strebt die Herrschaft über den Osten an. In China mangelt zwar die einheitliche politische Führung, aber die gebildeten Chinesen glauben an die Zukunft ihres Volkes und dessen Aufstieg1 zu ähnlicher Höhe wie Japan. Für beide Länder arbeitet die Zeit. Während die Geistesrichtung der europäischen Völker auf Kampf gegeneinander eingestellt ist, sucht man in der östlichen Welt, trotz aller Gegensätze, die Einheitsfront gegen die Weißen herzustellen. Die Abneigung gegen sie wird großenteils auch auf das Christentum übertragen, dem der moderne Japaner auch schon deshalb wenig Beachtung schenkt, weil dessen Annahme im allgemeinen keine irdischen Vorteile, Reichtümer und Würden einträgt. Günstiger liegen die Missionsaussichten in China, das den Deutschen wohlgesinnt ist. Der Redner verweist ebenfalls auf die Notwendigkeit, die japanischen und chinesischen Studenten europäischer Hochschulen mit dem heimatlichen Katholizismus bekanntzumachen. Von höchster Bedeutung für das Missionswerk im fernen Osten ist die Errichtung von katholischen Hochschulen und die Verbreitung katholischer wissenschaftlicher Werke. Wie verderblich jede religions-seindliche Äußerung in der Zeit des Telegraphen wirkt, konnte Professor Aufhauser auf seiner Studienreise in Ostasien an einem auffälligen Beispiel ersehen. Die Bemerkung eines Pariser Professors: „Das Christentum wird nie die Nationalreligion Japans werden" stand in großen Buchstaben am Kopfe aller führenden Zeitungen der Hauptstadt Tokio. Über die gegenwärtige Missionstätigkeit in Afrika, ihre Erfolge und Schwierigkeiten sprach P. Heinrich Wohnhaas, F. S. C., aus Graz. Die Missionserfolge im dunklen Weltteil stehen einzig da in der neuesten Missionsgeschichte. Das Haupthindernis der Missionierung Afrikas bildet der Islam. Von großer Tragweite für die Zukunft ist die Freiheitsbewegung der schwarzen Rasse, die von den zwölf Millionen Negern Amerikas ausgeht und in Afrika lautesten Widerhall findet. „Afrika den Afrikanern" lautet die Parole. Wie anderswo bietet auch in Afrika die Heranziehung eines eingebornen Priesterstandes die sicherste Bürgschaft für den Bestand und die Ausbreitung der katholischen Religion. In der Schaffung einer bodenständigen Geistlichkeit wurden seit dem Kriege zu schönen Hoffnungen berechtigende Fortschritte erzielt. Die beiden letzten Referate am Freitag nachmittag, gehalten von Kooperator Ramharter, der sich um das Zustandekommen des Missionskurses ein Hauptverdienst erwarb, und dem Theologen Raab aus St. Pölten, führten die Kursteilnehmer in die Arbeitsweise der theologischen Missionsvereine und -studienzirkel ein und brachten eine Fülle von Anregungen und praktischen Winken. Ein Japaner, der sich im Missionshaus St. Gabriel' befindet, berichtete über das Aufblühen der katholischen Studentenvereine in Tokio. Am vierten und letzten Tage des Kurses legte Chefarzt Dr. Förster aus Würzburg die Entwicklung des missionsärztlichen Instituts dortselbst dar. (Sieh hierüber den folgenden Artikel!) Abschließend hielt Professor Schmidlin den letzten, von hoher Begeisterung getragenen Vortrag über „Kirche und Mission". Die tief in der katholischen Glaubenslehre verankerten Ausführungen gestalteten sich am Schlüsse zu einem hinreißenden Appell an die gesamte Christenheit zu höchster Anspannung aller Kräfte für das Weltapostolat. Die Mission ist ein solidarisches Anliegen und strenge Gewissenspflicht der Gesamtkirche; eine Haus- und Familienangelegenheit des ganzen katholischen Volkes. Alle missionseifrigen Seelsorger geben einstimmig Zeugnis von dem rückwirkenden Segen, den der Missionsopfersinn auf das heimatliche Glaubensleben ausübt. Jeder einzelne Katholik muß nach Maßgabe seiner Mittel am Sieg der katholischen Religion mitwirken und wenn möglich Aufklärungsarbeit leisten. Der Eifer für die Glaubensverbreitung, der die Christen der Ur-kirche erfüllte, muß auch uns beseelen, durchleuchten und beflügeln. Katholisch sein, heißt ein Missionsherz in der Brust tragen! Eine Reihe wichtiger Entschließungen wurden im Verlaufe des Kurses vorgelegt und angenommen, unter anderem die Gründung einer deutschen katholischen Universität in China, für die der Theologen-Missionsverband innerhalb drei Jahren 100 Millionen Kronen aufzubringen sich bereit erklärte. Der Kurs klang in den Wunsch aus, im heiligen Jahre 1925 alle katholischen Akademiker, über die nationalen Schranken und Grenzen hinweg, auf dem Boden des Missionsgedankens zusammenzuschließen, damit sie auch in der Missionsbewegung die Stelle einnehmen, die ihnen als den künftigen Führern des Volkes gebührt. P. H. Wohnhaas, F. S. C. BIQI Hrzfliche nMionshilie 0 0 O 0 Christus wirkte sowohl als Missionär wie auch als Arzt, indem er die Kranken, die man von allen Seiten zu ihm brachte oder zu denen er sich in seiner Güte und Menschenfreundlichkeit begab, wunderbar heilte, und auch den Aposteln die Gabe der Krankenheilung verlieh. Nach dem Vorbild des Meisters haben die Glaubensboten aller Zeiten den Kranken ihres Missionsfeldes eine ausnehmende Sorgfalt gewidmet und mit der Lehrverkündigung auch die Ausübung der Werke der leiblichen Barmherzigkeit verknüpft. So finden wir denn in allen Missionsländern neben anderen Anstalten der Karitas auch Armenapotheken, Missionsspitäler und Krankenhäuser. Die medizinische Hilfeleistung der Missionäre und Missionsschwestern hat schon ungezählten kranken Eingebornen Linderung ihrer Schmerzen und Heilung ihrer Wunden vermittelt, aber eigentliche Missionsärzte, die ihre berufliche Tätigkeit im Anschlüsse an die Mission und in engster Zusammenarbeit mit den Missionären ausübten, gab es bis vor kurzem katholischerseits fast keine, während die Protestanten der englischamerikanischen Richtung schon vor mehr als vierzig Jahren Missionsärzte in den Dienst der Evangelisation zu stellen begonnen haben. Dieser Mangel im katholischen Missionsbetrieb wurde um so bitterer empfunden, als sich immer mehr zeigte, daß einerseits die protestantischen Missionsärzte eine Hauptanziehungskraft für die Eingebornen, namentlich in kulturarmen Ländern, darstellen und andererseits die Krankenbehandlung medizinischer Laien immer nur ein Notbehelf bleibt, ganz abgesehen davon, daß priester-liche und ärztliche Tätigkeit ihrem Wesen und ihrer Eigenart nach eine volle, ungeteilte Menschenkraft erheischen und die kirchlichen Bestimmungen auch den Glaubensbotcn hinsichtlich der ärztlichen Praxis Grenzen ziehen. Deshalb besaßen die ostasiatischen Missionskrankenhäuser spezielle Berufsärzte, die man jedoch nicht als Missionsärzte im oben angedeuteten Sinne ansprechen kann. Nun hat auch die katholische Mission den großen Schritt getan, den man bisher aus finanziellen Gründen scheute, und den Gedanken der missionsärztlichen Fürsorge in die Tat umgesetzt. Vor zwei Jahren wurde zu Würzburg unter Anlehnung an die dortige Universität und das von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn gegründete Juliusspital ein katholisches missionsärztliches Institut eröffnet. Beim niissionswissenschaftlichen Kurse in St. Gabriel erstattete Professor Dr. Förster, ärztlicher Leiter des neuen Institutes, einen eingehenden Bericht über dessen Vorgeschichte und hoffnungsvolles Aufblühen. Bei Kriegsausbruch zählte man in den protestantischen englisch-amerikanischen Missionen nicht weniger als 1100 Missionsärzte, und die protestantischen deutschen Missionsgesell-schasten konnten zu gleicher Zeit auf 22 Missionsärzte hinweisen. Die von Münster in Westfalen ausgehenden missionswissenschaftlichen Bestrebungen hatten indessen auch im deutschen Katholizismus Verständnis für die ärztliche Fürsorge in den Missionsländern angeregt. Pro-feffor Schmid-lin schrieb in seiner 1919 herausgegebenen „Katholische Missionslehre imGrund-riß": „Gern wird die katholische Mission die berufs-ürztliche Mithilfe in der religiösen Beeinflussung bei der Krankenbehandlung zulassen und auch Laienürzte freudig als Bundesgenossen begrüßen." Durch die Schrift des früheren Apostolischen Präfekten von Assam, Dr. Becker, S. D. S., „Ärztliche Fürsorge in den Missionsländern" wurden weitere Kreise der deutschen Katholiken auf die klaffende Lücke in der katholischen Missionstätigkeit aufmerksam, und bald gelang es Msgr. Becker, durch persönliche Aussprachen und Vorträge katholische Ärzte für den Gedanken der ärztlichen Missionshilfe zu begeistern. Als Frucht dieser Bemühungen entstand im Sommer 1921 der Katholische Verein für missionsärztliche Fürsorge zu Aachen. Im Laufe des folgenden Jahres wurde für das Der Missionär als Arzt. geplante missionsärztliche Institut von der Stadtverwaltung Würzburg ein Haus mit großem Garten durch zehnjährigen Pachtvertrag erworben, das den jungen Medizinern, die den missionsärztlichen Beruf zu ergreifen gedenken, während der Studienjahre Unterkunft und eine entsprechende geistige Vorbereitung auf das Missionsleben bietet. Studentinnen und Ärztinnen, die sich dem Missionsdienste widmen wollen, wohnen bei den Ritaschwesteru in der ehemaligen Residenz. An den sonntäglichen Missionsfeiern und sonstigen Festlichkeiten des Instituts nehmen alle gemeinsam teil. Die Anstalt, deren geistliche Leitung in den Händen Dr. Beckers liegt, verfolgt weiterhin den Zweck, durch Abhaltung von Krankenpflegekursen für Missionäre und Missionsschwestern am Apostolat mitzuwirken. Bisher wurden zwei Kurse von je einjähriger Dauer für Missionsschwestern und ein sechswöchiger Lehrgang für Missionspriester abgehalten, so daß bereits 80 Schwestern und 19 Priester in der Krankenpflege und ersten Hilfeleistung ausgebildet werden konnten. Im Institut sind 23 studierende Mediziner untergebracht. Acht fertige Ärzte und Ärztinnen sind bereits in die ihnen zugeteilten Missionsgebiete hinausgezogen und vier weitere sehen ihrer Ausreise in allernächster Zeit entgegen. Es haben sich schon 130 Ärzte und Ärztinnen für den Missionsdienst vormerken lassen; ein Mangel an Personal besteht also nicht. Welch tiefreligiöse Gedanken die ausreisenden Missionsärzte beseelen, zeigte Chefarzt Dr. Förster an einem Beispiel. Ein gewandter und beliebter junger Arzt, der seit vier Jahren in einer großen Stadt seiner schwäbischen Heimat eine schöne Praxis besaß, verkaufte sein Haus, um mit dem Erlös davon Medikamente und Instrumente zu beschaffen für die Einrichtung eines Missionskrankenhauses im Innern Chinas, wohin er sich im März begab, begleitet von seiner Frau, die mit Idealismus ihrem Gatten folgte, ohne vor den Beschwerden der Land- reise zurückzuschrecken, die vom Hafen aus bis zu ihrem Zielpunkt vier Reisewochen in Anspruch nimmt. Das anfangs aufgetauchte Bedenken, daß sich nur solche Mediziner für den Missionsberuf zur Verfügung stellten, die in der Heimat keine Praxis fänden, ist geschwunden. Das missionsärztliche Institut ruht auf den Schultern der Missionsvereine und Missionsorganisationen Deutschlands; seine besondere Stütze erblickt es in dem missions-ärztlicheu Verein mit seinen rührigen Ortsgruppen zu Aachen, Köln, Würzburg usw. Je mehr diese ausgebaut und vervielfältigt werden, desto leistungsfähiger wird sich das Institut erweisen, dessen nächste Aufgabe es sein wird, ein katholisches Tropenkrankenhaus erstehen zu lassen, in dem die in den Missionen Erkrankten Pflege und Heilung finden sollen. Man hofft, daß noch das laufende Jahr die Erfüllung dieses Wunsches bringt. Auf die Bedeutung der missionsärztlichen Fürsorge für das Bekehrungswerk übergehend, betonte Dr. Förster, daß geschickte ärztliche Kuren eine Brücke schlagen zur Bekehrung der Heiden. Jedenfalls wird durch die Tätigkeit des Misstonsarztes dem Evangelium der Weg breiter gemacht und die Missionsbasis erweitert. Das bisher Versäumte nachzuholen ist heilige Pflicht. Namentlich durch Bildung von Ortsgruppen des Vereins für missionsärztliche Fürsorge muß dem neuen Institut jene allgemeine Unterstützung erworben werden, die ihm heute noch fehlt. Wenn die Katholiken, vorab die akademisch gebildeten Kreise, sich an idealer Gesinnung und Opfermut von den Protestanten nicht übertreffen lassen, so wird sich das schwache Reis rasch zu einem mächtigen Baume entwickeln, zumal auch in Amerika eine vielversprechende katholische missionsärztliche Bewegung eingesetzt hat, und die Möglichkeit nahegerückt erscheint, daß Unternehmungen dieser Art sich selbst finanzieren können, wenigstens in Städten mit internationalem Verkehr, p. §. Wohnhaas, F. S. C. P/Wilhelm Banholzer, der erste Millionär der Schilhik, Von P. giidor Sftmg. (Forlfc^ung.) Der Gedanke, einmal als Missionär nach Afrika reisen zu dürfen, um den armen verlassenen Negern das Licht des Glaubens zu bringen, verließ den jungen Theologen nicht mehr. Eines Tages machte ihn P. Noldin auf die noch junge Kongregation der Söhne des heiligsten Herzens Jesu aufmerksam, die eine große Mission in Mittelasrika habe, und meinte lächelnd, das sei etwas für Banholzer. Tausende von unsterblichen Seelen gingen dort alljährlich verloren aus Mangel an Missionären. Es sei der schönste und erhabenste Beruf, mitzuarbeiten an der Rettung der Seelen. Wilhelm lauschte wie gebannt den Worten seines geliebten Lehrers und war sich mit einem Male klar über seinen Missionsberuf. Sein Entschluß war gefaßt; der Heiland rief ihn, und dem Rufe wollte er Folge leisten. Er verschaffte sich Schriften über die Mission von Zentralafrika, über Land und Leute, Sitten und Gebräuche der dortigen Negervölker und las und studierte sie mit Liebe und Begeisterung. Die von Papst Gregor XVI. im Jahre 1846 errichtete Mission von Zentralafrika war bis zum Jahre 1885 von Weltpriestern versehen worden. Unter Leo XIII. wurde das weltpriesterliche Missionsseminar zu Verona im genannten Jahre in eine religiöse Genossenschaft umgewandelt und die Leitung der Anstalt vorderhand Patres aus der Gesellschaft Jesu übergeben. Generaloberer der jungen Missionskongregation war im besagten Jahre P. Jakob Molo g n i, 8. J. An diesen wandte sich der junge Banholzer und bat ihn um Aufnahme in die Genossenschaft der Söhne des heiligsten Herzens Jesu, Missionäre für Zentralafrika. Mit Freuden gewährte ihm P. Mologni die erbetene Aufnahme. Wilhelms Eltern legten ihrem Sohne keine Schwierigkeiten in den Weg; als gute Katholiken wußten sie einen so erhabenen Beruf zu schätzen. Jni März 1895 nahm Banholzer Abschied von seinen Angehörigen und von seiner Vaterstadt Rottweil. Seine Reise führte ihn wieder über Innsbruck, wo er an der teuren Alma mater im Konvikte der Jesuiten so schöne Tage verlebt hatte. Mancher seiner Freunde unter den dortigen Theologen mag sich seine eigenen Gedanken gemacht haben, wie es doch möglich sei, daß der offene, biedere Schwabe mit seiner Lebenslust und seinem Feuergeist sich in ein italienisches Kloster einsperren wolle. Wer ihn aber näher kannte, wußte wohl, daß er das, was er einmal beginne, auch ausführe, koste es, was cs wolle. Von den innigsten Segenswünschen seiner Lehrer und Mitschüler begleitet, setzte er seine Reise nach Italien fort, und über Brixim, Bozen und Trient erreichte er seinen Bestimmungsort die Stadt Verona. Es war der 20. März 1895. Der hl. Josef hatte seinen Schützling nicht nur vor den Gefahren des Weltlebens bewahrt, sondern ihn auch in die stille Klosterzelle geführt. Wilhelm fühlte sich recht glücklich im Missionshause; er empfing bald das Ordenskleid und begann mit der ihm eigenen Willenskraft sein Noviziat. Die italienische Sprache erlernte er in kurzer Zeit. Sein gesetztes Wesen machte großen Eindruck auf seine meist jüngeren Mitnovizen, die ihn schätzen und hochachten lernten. Sein Eifer und seine Frömmigkeit waren gediegen und kernig, frei von Selbstüberschätzung. Seine biedere Schwabennatur behielt er auch im Noviziate bei und, weit entfernt von aller Streberei und Schmeichelei, war er stets offenherzig. Er konnte seinen Mitbrüdern mit verblüffender Offenheit die Wahrheit ins Gesicht sagen, ohne indes die brüderliche Liebe zu verletzen. Der Generalobere P. Mologni, der lange auf dem Balkan als Missionär tätig gewesen, legte als gleichzeitiger Novizenmeister großen Wert auf eine gute Erziehung seiner Novizen. Ganz besonders mußten sie sich im Gehorsam, in der Demut und in der Nächstenliebe üben; vorkommende Fehler wurden strenge von ihm gerügt. Fr. Banholzer blieb nichts erspart, und es wird in seinem Innern manchmal schweren Kampf gegeben haben, sich selbst zu überwinden und hübsch demütig und gehorsam zu bleiben. Aber er hatte ein großmütiges Herz und schreckte vor keiner Schwierigkeit zurück. P. Mologni fand Gefallen an betn jungen mannhaften Deutschen und bestellte ihn zum Scharführer der Novizen. Da er selbst Deutsch zu lernen wünschte, um mit den deutschen Novizen in ihrer Muttersprache verkehren zu können, so mußte Frater Banholzer ihm den Lehrer abgeben. P. Mologni hatte ein schweres chronisches Leiden und war infolgedessen nervös und oft in gedrückter Stimmung. Da wollte es auch mit der Erlernung der deutschen Sprache nicht recht vorwärtsgehen. Eines Tages geschah es nun während des Unterrichts, daß der gute Pater die Schwierigkeiten der deutschen Sprache mehr als sonst fühlte und seinem jungen Lehrer krankhaft gereizt zurief: „Eure deutsche Sprache ist eine Sprache der Barbaren, die man nicht erlernen kann!" Da antwortete ihm der junge Novize in seiner gewohnten einfachen und wahrheitsliebenden Weise ganz unerschrocken und offen: „Sie und die meisten Ihrer Landsleute werden diese Sprache überhaupt nie recht lernen, weil euch die nötige Geduld dazu fehlt." Der Novizenmeister war zuerst sprachlos über diese bei einem Novizen ganz unerhörte Kühnheit und rief dann aus: „Nur ihr Schwaben könnt so offen sein und einem die nackte Wahrheit unverblümt ins Gesicht sagen." Im August 1897 erlag P. Mologni seinem unheilbar gewordenen Leiden. Das Jahr 1895 sollte für die kleine und junge Missionsgesellschaft der Söhne des heiligsten Herzens Jesu bedeutungsvoll werden. Der Apostolische Vikar Bischof Sogaro hatte sein Amt niedergelegt. Zu seinem Nachfolger war P. Anton Roveggio ernannt worden, das erste Mitglied der jungen Kongregation, dem das verantwortungsvolle Amt des Vorstandes einer der ausgedehntesten Missionen der Welt und die bischöfliche Würde verliehen wurden. Am Weißen Sonntag, den 20. April 1895, empfing der Erwählte im Dome zu Verona aus den Händen des damaligen Weihbischoss und späteren Kardinals von Verona Bacilieri die bischöfliche Weihe. Das war natürlich ein Freudenfest für die jungen angehenden Missionäre, die der erhebenden Weihefeier in der Veroneser Domkirche beiwohnen dursten und vom Neugeweihten als Erste den bischöflichen Segen empfingen. Bischof Roveggio sollte insbesondere im Leben des jungen Banholzer eine bedeutsame Rolle spielen, ihm durch Erteilung der heiligen Weihen die Pforte zum Priester- tum erschließen und ihn in sein späteres Missionsfeld, das Land der Schillukneger, einführen. Am Sonntag nach seiner Bischofsweihe erteilte Bischof Roveggio in der Hauskapelle des Missionshauses zwei Klerikern der Kongregation die heilige Priesterweihe. All das machte natürlich auf die empfänglichen Herzen der Novizen tiefen Eindruck und erhöhte ihre Missionsbegeisterung. Nach Vollendung des ersten Noviziatsjahres setzte Fr. Banholzer seine in Innsbruck begonnenen theologischen Studien im Priesterseminar zu Verona fort. Es wird ihn kein kleines Opfer gekostet haben, sich an die neue Studienordnung zu gewöhnen, die von der in deutschen Gegenden gepflegten sehr verschieden ist. Die Mehrzahl der Professoren hatte zudem für deutsche Verhältnisse kein rechtes Verständnis. Dem Professor der Kirchengeschichte sagte Fr. Banholzer bei einer passenden Gelegenheit einmal unter vier Augen gründlich seine Meinung. Der Herr war anfänglich wohl überrascht, freute sich aber dann doch über die Offenherzigkeit seines Schülers. Nach zweijährigem Noviziat legte Fr. Banholzer im März 1897 die einfachen ewigen Gelübde ab. Ende Juli des gleichen Jahres beendigte er seine theologischen Studien und reiste bereits int Oktober mit den Mitbrüdern Fr. Heinrich Seiner (aus Steiermark) und Fr. Hugo Larisch (aus Schlesien) nach Afrika ab. Unter Führung des hochwürdigen P. Via-nello schiffte sich die kleine Reisegesellschaft in Triest ein und landete nach fünf Tagen im Hafen von Alexandrien in Ägypten. Einen neuen Weltteil betraten die angehenden Glaubensboten; Afrika, das heißersehnte Land ihrer Wünsche, tat sich ihnen auf. Zum ersten Male winkten ihnen schlanke Dattelpalmen afrikanische Willkommgrüße zu. Von Alexandrien führte der Schnellzug unsere Reisenden nach Kairo, der Hauptstadt Ägyptens. Am Bahnhof wurden sie von einigen Mitbrüdern empfangen und in das Missionshaus geleitet. Von dort kamen sie bald auf die int Nilflusse gelegene Negerkolonie Gesira, um sich auf die heiligen Weihen vorzubereiten und die schwierige arabische Sprache zu erlernen. Als zu Anfang der achtziger Jahre im Sudan der Mahdi-Aufstand ausbrach und die Missionäre und Schwestern sich von Khartum zurückziehen mußten, führten sie die schwarze Christenheit von Khartum mit sich nach Ägypten, wo der Apostolische Vikar Bischof Sogaro in nächster Nähe tion Kairo einen großen Teil der Nilinsel Bulak erwarb und auf dieser das Missionspersonal mit den schwarzen Christen ansiedelte. Der Boden wurde bebaut, Vieh gehalten und die schwarze Jugend in Schulen und Werkstätten unterrichtet. Die Negerkolonie Gesira war so eine Welt im kleinen, ein Stück Sudanmission im mohammedanischen Ägypten. Fr. Banholzer und seine Gefährten hatten sich bald in diese kleine Welt hineingefunden und gaben sich mit großem Eifer dem Studium der arabischen Sprache hin, wobei ihnen der unmittelbare Verkehr mit den lustigen Negerlein, denen das Arabischsprechen wenig Kopfzerbrechen machte, von großem Nutzen war. Nach Empfang der Subdiakonats- und Diakonatsweihe begaben sich die drei Kleriker nach der etwa ‘20 Kilometer südlich von Kairo Einheimstcher Medizinmann. gelegenen Stadt Heluan, bekannt durch ihre heil-bringendenSchwefelbäder. Dort hatten die Missionäre von Zentralafrika die Seelsorge der europäischen Katholiken übernommen und eine schöne Kirche erbaut; außerdem unterhielten sie eine große Schule mit Internat. In der der heiligen Familie geweihten Kirche von Heluan empfingen die drei Diakone Banholzer, Seiner und Larisch am vierten Adventsonntage 1897 von Bischof Ro-veggio die heilige Priester weihe. In einem Briese an seine Familie schildert der neugeweihte P. Banholzer diese erhabene Feier als den schönsten Tag seines Lebens, dankte seinen lieben Eltern und Geschwistern für alles erwiesene Gute und sandte ihnen aus weiter Ferne seinen ersten priestertichen Segen. In der heiligen Christnacht feierte er in der Negerkolonie Gesira sein erstes heiliges Meßopfer, bei dem die Negerzöglinge die heilige Kommunion empfingen. (Fortsetzung folgt.) (20 Unterwerfung nach zwanzig Safiren (20 Nicht nur unter den Völkern gibt es Kriege, sondern es kommen auch Kämpfe vor zwischen Aberglauben und Gottesverehrung, zwischen heidnischer Überlieferung und christlicher Lehre. Der Irrtum erhebt Anspruch auf jahrhundertealte Rechte; er verschanzt sich hinter ihnen, weiß Angriffswaffen zu erfinden und Abwehrverhaue zu errichten, die um so furchtbarer aussehen, je größer die Unwissenheit und der Stammesstolz sind. Auf der einen Seite die Gebräuche, die Anschauungen, die feindselige öffentliche Meinung, auf der andern Seite die Stimme Gottes, die Vernunft und das Ge- wissen. Es sind lange beschwerliche Kämpfe. Am Feste Christi Himmelfahrt 1924 erhielt ein solcher Kampf seinen glücklichen Abschluß mit der Taufe des Schillukfürsten Nykang, ein Kampf, der über zwanzig Jahre gedauert. Nykang, ein Bruder des derzeitigen Schilluk-königs Papit, war einer der ersten Schilluk, die sich den weißen Missionären von Lul näherten; er war der einzige, der den Zweck ihres Kommens oberflächlich erkannte, der sich über die vielen .Vorurteile des Stammes hinwegsetzte und die Glaubensboten verstehen, lieben und schätzen lernte. Die Pharisäer unter den Schilluk, die wütenden Gegner alles dessen, was nicht einheimisch ist, und die unversöhnlichen Feinde aller derer, die zur Mission gehen, besonders der Kinder, diese Torwächter heimischer Sitte, zeigten sich Nykang gegenüber nachsichtiger und schlossen ein Auge und den halben Mund, weil Nykang „Njaret", das heißt Mitglied der königlichen Familie war und möglicherweise einst selbst Besitz vom Throne ergreifen konnte. Sie hielten es auch nicht für möglich und noch weniger für wahrscheinlich, daß er von der fremden Seuche angesteckt werden könne. Er bekundete einen entschiedenen Charakter, weshalb man ihn für gefeit gegen die Gefahren des gewöhnlichen Volkes hielt. Schließlich darf mau auch unter den Schilluk eine königliche Hoheit nicht ungestraft verspotten oder ihr Vorwürfe machen! Nykang, zufrieden mit dieser Auszeichnung und sicher gemacht von so viel Vertrauen, nahm sich alle Freiheit, indem er bei den Patres einen großen Teil der Zeit zubrachte und als kluger Beobachter zuhorchte und forschte. Allmählich, ohne daß er selbst es tune wurde, verwandelte sich die überspannte Neugier in Bewunderung, Anhänglichkeit und Hochachtung gegen die Missionäre. Es sind doch ganz merkwürdige Leute, dachte er, diese weißgekleideten Bartträger, und doch so anheimelnd in ihrer Freundlichkeit, bestrickend in ihrer unbegrenzten Güte! Nun erkannten auch die übcrkonserva-tiven Großen die Gefahr und erhoben ein schwarzseherisches Gekrächze, aber es war zu spät. Nykang hatte sich innerlich schon der Lehre Christi zugewandt. Aus seinen häufigen Besuchen in der Mission entstand eine Freundschaft mit den Glaubensboten; daher kamen die gegenseitige Mitteilsamkeit und die vertrauliche Beantwortung vieler Fragen über Religion und Christentum. Die Wahrheiten des Glaubens, der Gedanke an den Tod und die Ewigkeit schlugen tiefe Wurzeln in der einfachen Seele des Jungen. Doch warum ergab er sich nicht der Gnade? Warum öffnete er sein Herz nicht Gott, der ihn mit dem Lichte der Wahrheit anzog? Ein Geheimnis. Aber dies Geheimnis war vielleicht nicht ganz undurchdringlich, wenn man bedenkt, daß Nykang nicht betete. Mit der lebhaften Bewunderung der Glaubenswahrheiten verband er ein äußerstes Widerstreben gegen das Gebet, als etwas Demütigendes, Unrühmliches. So fand er sich unbewaffnet und schwach angesichts der erwachenden Gegnerschaft der Menschen, kraftlos im Widerstreit gegen die eigenen Leidenschaften. Die strengen Erhalter der reinen Schilluk- -sitte, die allem Fremden abhold ist, erhoben das Feldgeschrei und riefen zu den Waffen gegen die fremden Einflüsse und das Werk der Missionäre. Sie wiegelten die Gemüter auf und entrüsteten sich über das Ärgernis, das Nykang durch feine Vertraulichkeit mit den Weißen gab. Sie wiesen hin auf die Schmach, die daraus für den ganzen Stamm erwachse, da Nykang königlichen Geblütes sei. Dieser fühlte den Druck des feindseligen Geschwätzes, der allgemeinen Entrüstung, der freundschaftlichen Bestrebungen, ihn von der Mission fernzuhalten. Er mied deshalb wiederholt die Mission auf längere oder kürzere Zeit, aber wie ein Schmetterling zum Licht der Lampe, kehrte er immer wieder zurück. Unbemerkt schlüpfte er in das Zimmer des einen oder andern, um zu fragen, um zu hören. Gott — Jesus Christus — die Taufe — die Sünde — der Himmel — der Abgrund — das waren die Punkte, die stets wiederkehrten in seinen Gesprächen. Er brannte anscheinend von Verlangen nach der Taufe, lächelte jedoch im entscheidenden Augenblicke, gefiel sich in der Vorstellung, bereits Christ zu sein, entschied sich aber zu nichts. Der Wille war mehr bewegt von Vernunstgründen als von der Gnade. Die Gnade konnte nicht wirksam werden, weil der Arme nicht betete. Das demütige Gebet schien ihm unwürdig eines Schillnk, unvereinbar mit seinem königlichen Blute. Und der Kampf dauerte fort. Es kamen die Stürme der Flegeljahre, verstärkt von den liederlichen Landessitten, wie auch durch den frechen weiblichen Wettbewerb, dem die glänzende Partie begreifliche Lust machte. Der Wirbelwind der Leidenschaften riß Nykang mit sich, zog ihn zum Leben des heidnischen Schilluk zurück, machte seine Besuche auf der Mission seltener, kühlte seine Begeisterung für das Christentum ab, war aber nicht imstande, den glimmenden Docht gänzlich auszulöschen. Mitten im Lärm des Vergnügens, im Wirbel der Feste quälten ihn die Gewissensbisse und die Furcht vor dem göttlichen Gerichte. Da nimmt er wieder Zuflucht zur Mission und sucht dort Erleichterung, Trost, Frieden. Am Worte des Paters will er die guten Wünsche neu entfachen und die Bitter- feit der Seele verscheuchen durch einen eitlen Vorsatz. Dieses Zwitterleben von heiligen Gefühlen und heidnischen Werken, dieses Reden von Gott und Dienen dem Satan, dieser Glaube im Worte und Abfall in der Tat zog sich immer mehr in die Länge mit immer geringerer Hoffnung auf wirkliche Bekehrung. Neue Patres kamen. Sie bewunderten jenen zähen Glauben im Wirrwarr der Leidenschaft, sie boten gern die Hand zur Hilfeleistung, empfingen aber bald den schmerzlichen Eindruck, daß der göttliche Same unter den Dornen nicht lebensfähig sei. Andere Schilluk hatten unterdessen längst den großen Schritt getan und waren in die Kirche eingetreten. Für die überwiegende Mehrzahl der Stammesgenossen war das eine unverzeihliche Ungeheuerlichkeit. Aber allmählich verschwand die Überraschung und der Lärm hörte auf. Die stolze Größe der Schilluk war angegriffen worden; jedoch die Sonne fuhr deswegen fort, ihren Schein zu geben und die Saaten zu reifen. Und ruhig floß der Nil dahin wie sonst. Nachdem andere die Bresche in das alte Heidentum gebrochen, hätte Nykang der Weg ebener und leichter erscheinen sollen; allein er blieb noch immer unentschlossen; ein ewiges Pendel zu seiner eigenen Verzweiflung. Er kannte den Katechismus ganz genau; wenn nötig, unterrichtete und verbesserte er; blieb aber selbst Heide. Die Missionäre hatten schon die Hoffnung zurückgeschraubt auf einen möglichen Sieg sogar in der Todesstunde. In einem Punkte jedoch war Nykang trotz seiner hartnäckigen Unentschlossenheit von wün-schenswerterKlarheit ungeachtet der gegenteiligen Landessitten und Vorurteile. Er besaß Vieh und andere Reichtümer in Menge. Seine Stellung als großer Mann verlangte eine entsprechende Anzahl von Frauen; Anwärterinnen auf seine Hand gab es in Hülle und Fülle. Nykang begriff aber, daß ein offener Schritt gegen das Evangelium in diesem Punkte ihm endgiltig jede Hoffnung auf die Taufe benommen hätte. Deshalb erwählte er eine einzige Frau zu seiner Ehegenossin. Überdies hatte er seit einiger Zeit die angeborene Abneigung gegen das Gebet etwas überwunden. Es waren kurze Anrufungen und Stoßgebete, die Stärke und Mut erflehten, und er fühlte sich getröstet und erleichtert. Die Gnade begann das Übergewicht zu erhalten. Wenn er die Altersgenossen fröhlich zur Kirche gehen sah, schlüpfte auch er verstohlen hinein und wohnte mit den anderen dem Gottesdienst bei. So kam es zur entscheidenden Waudlungsstufe. Nach mehr als zwanzig Jahren des Schwankens, der Zweifel, des Widerstandes gewann der werktätige Glaube die Oberhand; die Vorsätze befestigten sich im Gebete, und Nykang wurde Christ. Mir war es vergönnt, meinen Missionsdienst unter den Schilluk damit einzuleiten, diesen stolzen Sigambrier zu taufen und damit einen so hartnäckigen und mühseligen Kampf zum Abschluß zu bringen, mit dem Taufversprechen die Bedingungen des Friedens entgegenzunehmen und gleichsam den Friedensvertrag zu unterzeichnen, der jener Seele das volle christliche Bürgerrecht und Christus die mit seinem Erlöserblut erworbenen Rechte sichert. P. Johann Pedrana. fr Afrikanische Küche, » Port Br, flugulf Gagel. (Forfietjung.) Jj Diesem verrufenen Vertreter der Nachtschattengewächse reiht sich der aus der gleichen Familie stammende Liebes- oder Paradiesapfel mit mehr Glück an. Seine Früchte reifen unter der afrikanischen Sonne so gut aus, daß man sie wie Äpfel roh von der Pflanze weg essen kann; auch ergeben sie einen vorzüglichen, kühlenden Salat. Die Zwiebeln sind in Afrika milder und süßer als in Europa, und man kann es den Israeliten in der Wüste schließlich nachfühlen, wenn sie ein Gelüsten nach einem ägyptischen Zwiebelsalat in Essig und Öl verspürten. Die Gurken werden von den Eingeborenen, selbst gebitdeten Ägyptern, ohne Zutat roh aus der Hand gegessen. Kürbisse werden bei allen Ncgerstämmen angebaut. Liefern sie ihnen doch, außer dem gelben Fruchtfleisch, in ihren getrockneten Schalen auch die gewöhnlichen Trinkgefäße. Die Flaschenkürbisse aber dienen ausgehöhlt als Wasserbehälter für die Reise. Der eßbare Eibisch oder Gombo (Hibiscus esculentus) ergibt gedünstet eine gute, schleimige Zuspeise zum Fleisch; die spitzen Kapselfrüchte werden auch getrocknet und für die Zeit der Dürre aufbewahrt. Einen sonderbaren, schleimige Fäden ziehenden Spinat liefert das Jutekraut (Corchorus olitorius), der nicht jedermanns Sache ist. Er heißt arabisch Molochia, d. i. königliches Gericht (warum weiß man nicht!) und wird stets mit gedünstetem Reis und Hammelfleisch aufgetragen. Die Zubereitung der Gemüse ist meist sehr einfach. In sehr viel Fett oder Öl werden sie mit Salz, Zwiebeln und vielem Gewürz gedünstet, doch nicht mit Mehl gebunden. Auffällig ist die vorherrschende Verwendung der meisten Garteuerzeuguisse zu erfrischendem Salat. Von Küchenkräutern und Gewürzpflanzen kommen vor: Petersilie, Sellerie, Dill, Fenchel, Anis, Kümmel, Koriander, Wermut, Pfefferminze, Basilikum, Lauch, Knoblauch, Spanischer Pfeffer und Cayennepfeffer. An Früchten ist der Sudan arm. Es gibt eigentlich nur Datteln und vereinzelt in Gärten gezogenes Obst, wie Baummeloneu (Carica papaya), Zimt- oder Rahmfrucht (Anona squamosa), Guajaveu (Psidium periferum), Kaktusfeigen (Opuntia vulgaris), Granatäpfel (Punica gr an atmn), Aprikosen, Apfelsinen, Mandarinen, Feigen, Weintrauben und Bananen (Musa paradisiaca). Die Baummeloneu erreichen die Größe eines Kindskopfes und ähneln im Geschmacke den am Boden rankenden Zuckermelonen, sind aber würziger. Im unreifen Zustande werden sie auch als Gemüse gekocht. Die Guajaveufrucht, auch Tropenbirne genannt, gleicht äußerlich einer abgestumpften Birne; das Fleisch ist rot und von eigenartiger Würze. Die Kaktus-feigen fordern bei ihrem Genusse leicht ein kleines Opfer durch die überall sich einschmuggelnden haarfeinen Stacheln, mit denen die ganze Kaktuspflanze bedeckt ist. Der weichkernige Inhalt der Granatäpfel wird zum Gebrauche mit Wein und Zucker verrührt und mit dem Löffel genommen. Die Weintrauben sind durch sehr großfrüchtige, volltraubige Sorten vertreten und bringen zweimal im Jahre Blüten und Früchte hervor. Was die Dattel für die nördlichen Gebiete, das ist die Banane für die südlichen Gebiete in der Nähe des Erdgleichers. Diese paradiesische Frucht bildet z. B. in Uganda ein Hauptnahrungsmittel der Eingeborenen, welche sie auf.alle möglichen Weisen verwenden. Unreif wird sie, gekocht und gebraten, als tägliche, kräftige Kost genossen. Gereift ist sie das köstlichste Obst, au dem mau sich wohl satt-, aber nie leid essen kann. In der Sonne getrocknet, hält die Banane sich monatelang. Getrocknet und zerstoßen ergibt sie ein süßes Mehl, bei dessen Verwendung zu süßen Mehlspeisen man den Zucker erspart. Außerdem bereiten die Eingeborenen aus der Banane Wein, Essig und Schnaps. Die au der prächtig beblatteteu, kraftvollen Staude in goldiger Schale gereiften Bananenfrüchte riefen mir immer die biblische Erzählung vom Manna in der Wüste ins Gedächtnis, denn bald ähnelt ihr Geschmack dem der Erdbeeren, bald dem der Ananas, und erinnert dann wieder au Himbeeren und andere Früchte, kurz, er entspricht dem Gaumen eines jeden. Die Eingeborenen der Provinz des Gazellenflusses finden in den dortigen Urwäldern manches Eßbare, so die süßlich schmeckende Frucht des Butterbaumes (Butyrospermum Parkn), die mehlige Schote des Johannisbrotbaumes (Ceratonia siliqua), die unansehnliche Eselsfeige der Sykomore (Ficus sykomorus). Selbst der bitteren gerbsäure-hältigeu Fruchtkugel der Delebpalme (Borassus flabelliformis) sowie einer sauren, den Mund zusammenziehenden Schlehensrucht wissen sie noch Geschmack abzugewinnen. Unser Kern- und Steinobst gedeiht nicht in Nordafrika. Zitronen oder Limonen werden als erfrischende Beigabe zu Getränken und für den Kücheubedarf viel angepflanzt. Die Datteln haben wegen ihres hohen Zuckergehaltes auch Nährwert. Sie werden meist getrocknet und bilden wegen ihrer Haltbarkeit eine Reisezehrung mit Vorzug. Das Zuckerbedürfnis des Menschen scheint sich im heißen Klima zu steigern. Deshalb erscheint bei festlichen Anlässen auch eine süße Mehlspeise oder Backwerk auf der Tafel. Dazu kommt in den größeren Orten des Sudan, wo sich Eismaschinen finden, süßes Gefrorenes als leckerer, kühlender Nachtisch. In Ägypten wird bekanntlich viel Zuckerrohr gebaut. Da kommt es vor, daß man selbst in den Straßen der Weltstadt Kairo Herren be- gegnet, welche die rote Kopfbedeckung des Tarbusch zwar als Einheimische, aber auch als Männer von Bildung und Stand erkennen läßt, die ganz unbefangen an einem Stück Zuckerrohr herumknabbern, die Schalenfascrn mit den kräftigen Zähnen entfernend und den süßen Saft des Stengels ein>augend. Die Eingeborenen des Bahr-el-Ghazal holen sich ihren Edelzucker aus dem Walde, indem sie die zahlreichen Wildbienenstöcke des Honigs Die Eingeborenen, dem Scheine abhold, verschmähen Suppen in unserem Sinne, und halten sich an festere Dinge; wohl aber bereiten sie fettige Tunken zum trockenen Mehlbrei. Die Europäer bleiben ihren heimischen Sitten treu und leiten den Feldzug des Mahles mit dem Scheingefecht einer Suppe ein. Fleischextrakt und gewürzte Brühen sind beliebte Ergänzungsmittel bei deren §et= stelluug. Nach dem Gottesdienste. berauben, nachdem sie zuvor die emsigen Kerbtiere mit brennenden Strohbüscheln verjagt haben. Allerdings Raubbau. Der Sudan ist ein salzarmes Land. Salz ist daher ein wichtiger Handels- und Tauschgegenstand. Die vom Verkehre abgelegen wohnenden Neger sind gezwungen, ihre Speisen ohne Salz zu bereiten oder denselben Asche von gewissen Holzarten beizufügen, die aber sehr kalihaltig ist. Wenn sie nun in den Besitz von Handelssalz gelangen, schlecken sie es aus der Hand wie bei uns die Kinder den Zucker. Infolge der großen Hitze halten sich zubereitete Speisen nicht lange, was natürlich die Küche nicht verbilligt. Ein weiterer Übelstand sind Insekten, besonders Fliegen, die sich zur Zeit der Dattelreife ins Unglaubliche vermehren und die Speisen in dichten Wolken umsummen, ihre Eier darin ablegen, und sie leicht mit Krankheitserregern verunreinigen. Deshalb ist es in reinlichen Häusern Gebrauch, die Speisen durch Drahtnetze abzuschließen, sei es in Form von freihängenden Kästen oder glocken- und korbförmigen Deckeln. Die Europäer halten sich an die in der Heimat gebräuchliche Mahlzeiteneinteilung. Während also bei den Deutschen z. B. die Hauptmahlzeit Punkt 12 Uhr mittags stattfinden muß, ordnet der Engländer seinen Tageslauf nach bewährter englischer Sitte, die für die Tropen wohl den Vorzug verdient. Er nimmt am Morgen nach dem Aufstehen nur einen kleinen Imbiß, legt aber bei einem kräftigen Gabelfrühstück zwischen 9 und 10 Uhr eine gute Grundlage, die ihn befähigt, bis gegen 2 Uhr durchzuarbeiten. Dann folgt der Lunch, das leichte Mittagessen, eigentlich ein zweites Gabelfrühstück. Nach diesem wird der Ruhe gepflegt. Am Nachmittag, nach dem herkömmlichen Tee, gibt sich der Engländer mehr äußerer Beschäftigung oder sportlichen Übungen hin und nimmt schließlich zwischen 7 und 9 Uhr abends sein Dinner, die Hauptmahlzeit, ein, zu der er frisch gebadet und in feierliches Schwarz gekleidet erscheint. Die herrlichen Tropenabende nutzt er gut aus, da er sich erst ziemlich spät zur Ruhe begibt. Bei dieser Lebensweise erhalten sich die Engländer auch im heißen Klima in merkwürdig blühender Gesundheit. Der gute Deutsche hingegen, eingedenk des vortrefflichen Sprichwortes „Morgenstund' hat Gold im Mund", erhebt sich zeitig vom Lager, auch wenn er der großen nächtlichen Hitze wegen eigentlich erst am Morgen schlafen und ausruhen könnte. Nach dem leichten Morgenimbiß, bei dem er wenig Eßlust verspürt, begibt er sich natürlich unverzüglich an die Arbeit. Zwischen 10 und 11 Uhr knurrt ihm der Magen. Nimmt er nichts zu sich, so ist er zur Mittagsstunde erschöpft, frühstückt er aber, so hat er bei der Hauptmahlzeit keinen rechten Hunger mehr und ißt dann aus Gewohnheit, was nicht gerade bekömmlich ist. Nach kurzer Rast geht er dann mit vollem Magen wieder an die Arbeit, zur heißesten Tageszeit. Abends geht er dann beizeiten zur Ruhe, obschon er oft lange nicht einschlafen kann. (Fortsetzung folgt.) IMiionseifer österreichischer Studenten. Aus dem Seminar in Melk wird uns geschrieben : An eigentlichen Missionsveranstaltnngen gab es im heurigen Schuljahre drei. Den Glanzpunkt bildete das Missionsfest am 2. Februar 1924 mit Missionspredigt und Generalkommunion für die katholische Weltmission. So gut es ging, suchte der Missionsleiter auch schon für die künftigen Jahre Vorarbeit zu leisten, wobei er an den ©obalen rührige Mithelfer fand. In zahlreichen Exemplaren wurden Missionskalender verbreitet, und fast jeder Sodale hielt sich eine Missionszeitschrift. Auch die Sammeltätigkeit war sehr rege. Insgesamt konnten wir im heurigen Schuljahr an Gaben 2,187.794 K abliefern und Missionsliteratur im Werte von 1,941.127 K versenden, so daß sich die geldliche Unterstützung der katholischen Mission seitens der Seminaristen auf 4,128.921 K beläuft. Der fcudwig=millions*Verein. Die Einnahmen des bayrischen Ludwig-Missions-Vereines betrugen im abgelaufenen Geschäftsjahre rund 65.000 Goldmark. Davon wurden 46.165 Mark der Zentrale in Rom zur Verteilung überwiesen. Die Betriebsauslagen stellten sich auf nicht ganz 4000 Mark. Den Rest verwandte die Vereinsleitung zur Beschaffung von Meßgewändern, Kelchen, Ziborien, Monstranzen, Meßkoffereinrichtungen, Bildern u. s. f. für die deutschen Missionen, insbesondere die neugegründeten. Um den Schäden der Geldentwertung zu entgehen, wurde jede Papiermark sofort in wertbeständigem Geld oder in Ware angelegt. Die Missionssammlung am Dreikönigsfeste ergab den ansehnlichen Betrag von 26.981 Goldmark. Alle bayrischen Bischöfe gestatten die direkte Einsendung der Pfarrbeträge an die Vereinszentrale in München, die Präsident Neuhäusler verwaltet. Das Sammelergebnis des Ludwig-Missions-Vereines befriedigte auch sehr die Propaganda in Rom. Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Missionshaus der Söhne des heiligsten Herzens Jesu in Graz, Paulustorgafse 10. Verantwortlicher Schriftleiter: Jstdor Kronsteiner, Laienbruder, in Graz, Paulustorgasse 10. Universitäts-Buchdruikerei „Styria" in Graz.