Beilage zur Kaibacher Zeitung. ^N 3^. Sechster IllhWNg. H 3. September K8OV. Nebeltag. Mun weicht cr nicht mehr von der Erde Der granc Ncbcl unbewegt, Er deckt das Feld, cr deckt dic Hcerdc, Den Wald und was im Wald sich regt. Er fällt des Nachts in schweren Tropfen Dnrchs welke Laub von Vanm zn Baum, Als wollten Elfcngcistcr klopfen Tcn Sommer wach ans seinem Traum. Der aber schläft, von kühlen Schauern Tief eingelullt, im Todtcnklcid — O welch' ein stilles, sanftes Träumen Vcschlcicht das Herz in dieser Zeit! Im Grund der Scelc winkt es lcisc, Und vom dahin gcschwnnd'ncn Glück, Beschwört in ihrem Zanbcrlreisc Erinnerung uns den Traum zurück. j Pas Dild der S'chwester. Novelle. ^ (Fortsetznng.) ! ^>manuel suchte wiederholt anf das Vild zurückzukommen, i der Müller aber wich ihm stets aus. U»d doch ließ ihm die Sache keine Nnhe; sein scharfes und geübtes Auge hatte die Hauptumrisse rasch erfaßt, und wenn er in der Stille der Nacht darüber nachsann, trat es immer deutlicher vor ^ ihm heruor; es weckte immer mehr Erinnerungen in ihm, und endlich war's ihm, als müsse ein großes Geheimniß seiner Vergangenheit durch dieses Vild seine Lösung finden. Er beschloß auch, es genau zu untersuchen, ehe er die Mühle verließ. Früher wollte er alier mit Marien ins Reine gekommen sein: es war ihm, als müsse dann die Aufklarung, ! die er von dem Vilde erwartete, ihn und alle Nebligen um ^ so freudiger überraschen. Als ihm daher Marie mit Hand und Mnnd Liebe und Treue gelobt hatte, ging er rasch Kathrein aufsuchen. Kathrein :rar Mariens Iugendgespielin; sie war auf der Mühle auf» gewachsen und besaß nun das volle Vertrauen der Müllers- ! lcute. Sie allein konnte ungehindert zum Hauptschlüssel gelangen, sie allein konnte daher Einanuel helfen. Als er ibr aber sagte, sie müsse ihn heute Nacht heimlich in die blaue Stube führen, kreischte sie auf und that sehr böse. Kctthrcin war gar tugendhaft und sie fragte ihn auch sehr entrüstet, was er wohl von ihr denke und ob er sich nicht schäme? Als er aber hoch und thener schwor, daß er das Vild und nur das Vild sehen wolle, und daß er dieses sehen müsse; und als cr ihr Geld, viel Geld und nebenbei versprach, die Sache werde kein Geheimniß bleiben, er selbst wolle es am nächsten Morgen dem Müller erzählen, fand sie sein Anliegen minder bedenklich. Sie erklärte aber doch sie müsse auf jeden Fall früher Martin fragen; bei dem Allen pflegte sich nämlich das ganze Haus in zweifelhaften Fällen Natbs zu erholen. Nnn hatte aber Martin nicht nur nichts dagegen, er schien vielmehr sehr erfreut. Er rief wieder einige Male: „Ho, ho!" rieb sich wieder vergnügt die Hände und sagte, das gehe ja wunderbar schön, nnd cr könne dem lieben Gott nicht genug danken, daß er ihm seine guten Augen gelassen und ih:n in seinen alten Tagen so große Freude bereitet habe. Dann hatte cr Kathrein aufgetragen, genau so zu handeln, wie Emannel verlangen werde und unverbrüchlich zn schweigen; er selbst nehme alle Verantwortlichkeit auf sich. So hatte denn die Magd Gmanuel i» die blaue Stube geführt. Dieser war sichtlich erregt auf das Vild zugeeilt. Sein erster Vlick galt diesem, sein zweiter der Chiffre des Künstlers. O mein Vater, seufzte Emanucl, und als ihm Kathrein auf seine dringende Frage bestätigte, was er bereits ahnte, daß nämlich das Vild jenes der Schwester des alten Müllers sei, sank er in die Knie und verharrte tief er° griffen, anscheinend im inbrünstigen Gebete, in dieser Stellung. Erst auf Kathreins wiederholtes Drängen erhob er sich und verließ das Zimmer. Cr konnte aber die ganze Nacht nicht schlafen und er wollte es auch nicht. Er gab ssch ganz und willig den heftigen und raschwechselnden Gefühlen hin, die sein Herz durchströmten; cr sah mit Ungeduld und Sehnsucht dem nächsten Tage entgegen, von welchem er ein ganz neues, viel schöneres nnd glücklicheres Lcbcn beginnen wollte. AlS er nun plötzlich den Müller unten im Hofe ihn heftig rufen hörte, eilte cr auch mit hochklopfendcm Herzen hinab. Er trat aber betroffen ein Paar Schritte zurück, als er des Müllers ansichtig wurde. Valentins Stirnaber ! war machtig angeschwollen, seine Augen funkelten unheimlich und seine Lippen bebten. Auf sein heftiges Rufen waren die Müllerin und Marie, Kathrein und Martin herbei« geeilt, und alle blickten bestürzt auf das verstörte Antlitz des Müllers. „Aus meinen Augen !" rief dieser mit'bebender Stimme, als er Kathrein erblickte, „hinaus aus diesem Hause, elende feile Dirne! Es war Dir ein Vaterhaus, Du aber hast seine Ehre verkauft! Hinaus, sag' ich Dir, und erzähl' es nie Jemanden, daß Dich der alte Valentin einst wie ein Vater behandelt hat!" Kathrein erbleichte; sie wollte sprechen, sie fand aber in ihrer großen Angst und Kränkung keine Worte. (3s war jedoch auch nicht nothwendig, der alte Martin nahm sich ihrer kräftig an. „Sie geht nicht binaus!" sprach er ruhig, „das sage ich, der alte Martin; ich will nicht, daß Du wieder was zu bereuen hast. Nun weiß ich, was Dir wieder einmal das Hirn sieden macht. Sie geht aber doch nicht, oder ich geh' mit ihr. Was sie gethan, habe ich befohlen. Du mußt also mich und 'Andere höre», ehe Du urtheilen darfst." „Ich will aber nichts hören, alter Schwachkopf'. Und ! Du. . ." herrschte ihn der Müller an; doch Martin fiel ! ihm ins Wort. „Ich bin kein alter Schwachkopf", sagte ! er, „Du aber, Valentin, bist blind und taub, und gerade heute solltest Du Augen und Ohren weit offen haben, denn heute ist für'Dich und Dein Haus ein wichtiger T«g. Darum geh' in Deine blaue Stube, Valentin, geh', ehe Du weiter sprichst. Wenn je, so ist heute die rechte Zeit hiezu!" , Die Müllerin näherte slch recht tief bekümmert ihrem Manne; ste wollte beschwichtigend zu reden beginnen, doch ! er ließ sie nicht zu Worte kommen. „Laß' mich, Alte!" rief er heftig, „nur dießmal laß mich! Du weißt, was ich noch gestern gewollt, und wie gut ich's gemeint; Du weißt aber noch nicht, welche Schmach mir z>un Lohne angethan worden. Sieh nur jenen Menschen dort, wir wissen nicht I einmal seinen Namen, wir haben ihn nie darum gefragt, denn er war uns beilig, als er Gastfreundschaft in unserem i Hause verlangte. Und nun ueh, wie er c6 vergolten. Zuerst stiehlt er das Herz der reichen Müllerstochter; das kam ja dem armseligen Müßiggeher eben recht! Es war ihm aber nicht um ihre Liebe zu thun, nur um ihr Geld! Mit Geld kauft er sich ja Liebe. Hörst Du wohl, Alte? Er kauft sich Liebe! Er kauft sie in meinem Hause, er kauft sie in derselben Stunde, in welcher ihm noch die süßen Worte meines Kindes in den Ohren klingen mußten, und für seine Niedrigkeit wählt er jenen Ort, welchen ich selbst nie ohne ehrfurchtsvolle Scheu betrete. Ehrloser!" fuhr er mit keu- ! chender Stimme gegen Emanuel gewandt fort, „blick' noch ein Mal zu diesem Mädchen auf, rrcnn Du den Muth da;u hast; sieh' Dir's noch eiu Mal an, ste war Dir bestimmt, ^ und sie hätte Dir mehr Glück gebracht, als Deine matte , Seele zu begreifen vermag. Nun ist's aber aus, ste wird ! Dich vergessen, wird Dich bald vergessen, denn ihre reine Seele bat nichts mit Dir gemein! Nun aber geh', geh' belastet mit unserer Verachtung", schloß er, während er die geballte Faust schüttelte, „geh' bald, ehe meine Geduld zu Ende, und ich was thue, was noch nie ein Ludwig in diesem Hause gethan!" Gmanuel war sehr bleich geworden. Auch seine Augen funkelten, auch seine Lippen bebten, auch in seinen Adern rollte heißes Vlut. Gleichwohl suchte er an sich zu halten, als er anhob: „Herr Müller!" sagte er, „Herr Müller, Ihr seid ein gar strenger Richter; Ihr seid's aber, glaub' ich, stets gewesen. Ihr urtheilt sehr vorschnell, aber auch das habt Ihr schon öfterö gethan. Ihr weiset mir unge-hört die Thüre, und ich bin nicht der Erste, dem dieß ge-schehen. Ihr habt mir viel Gutes erwiesen, und ich danke Euch hiefür; Ihr habt mir, wie Ihr sagt, noch VeH'eres zugedacht und auch hiefür danke ich Euch. Ihr hättet es aber wahrlich nicht umsonst gethan. Mtr scheint, Euch drückt manchmal eine schwere Last, ich aber, so glaube ich, ich dätte ste Euch abgenommen. Nun k.inn ich's freilich nicht, wenigstens jetzt nicht, ntzcht an diesem Orte. Ihr habt mich beschimpft und ehrlos gescholten, und Ihr wißt doch wahrlich selbst nicht warum? Das ist stets so, wenn man den jähen Zorn zum Herru werden läßt und ich meine, Ihr solltet das schon erfahren haben! Nunzelt nicht die Stirue, alter Herr, ich meine doch, Ihr solltet das schonerfahren haben. Ich könnte nun gehen, den bittern Groll im Herzen, wie schon Andere vor mir gegangen slnd; ich will's aber nicht thun, Euch zu Liebe und mir zu Liebe nicht, darum halte ich auch jetzt au mich. Ich will Euch auch Alles erklären, und Ihr werdet beschämt sein und doch große Freude haben; aber hier kann ich'Z, hier darf ich's nicht, schon um Dtrer willen, die vor mir gekränkt und verletzt worden ist. Ihr müßt also zu mir kommen, müßt zurücknehmen, was Ihr voreilig gesprochen und dann will ich Euch Vielerlei erzählen. Schüttelt nicht trotzig Euer graues Haupt, alter Herr! Ihr werdet kommen, denn Ihr müßt kommen und wär's auch nur wegen des armen Mädchens dort, das Ihr gedemüthigt und beschimpft, und auf dessen Ehre Ihr kein Recht habt. Wie machen wir's aber? Nun hab' ich's, Herr Müller! Kommt in sechs Wochen in die Residenz, kommt im nächsten Monat am Marientag. Geht dort in die Kunstausstellung; fragt dort nicht viel, sondern schauet; es wird etwas da sein für Euch. Spricht es Euch mächtig zum Herzen, dann werdet Ihr mich rasch gefuuden haben, dann werdet Ihr keine Erklärung mehr benöthigen und es wird Alles g!tt und schön werden. Läßt es Euch kalt, dann begegnen wir uns in diesem Leben lmumcr, dann aber fragt den alten Martin, der mehr nnd besser gesehen, als Ihr, und leistet dem Mädchen dort Abbitte, wie's nur Eure Schuldigkeit sein wird." (Fortsetzung folgt.) Die philharmonische Gesellschaft in Laibach, seit dem Jahre ihrer Gründung 1702, bis zu ihrer letzten Umgestaltung 1862. Eine geschichtliche Stizzc von vi-> Fr. Kcesbnchcr. (Fortsetzung.) „Statuten, welche die musikalische Gesellschaft zu Laibach bei ihrer Entstehung, den 1. November 1794, festgesetzt hat." Diese Statuten enthalten nur 33 §§,, und da viele davon ganz überstüßig sind, so haben die zweiten Statuten die drei ersten Paragraphe in einen zusammengefaßt. Trotz dieser Weitläufigkeit in der Ausdrucksweise sind sie ein ziemlich gut und bündig zusammengesetztes Ganze. Wie schon erwähnt, bestimmen selbe als Vorstchung einen Direktor, einen Sud-Direktor, einen Sekretär, einen Kassier und vier Ausschüsse, alljährlich mit Majorität gewählt. §. 6. Die ersten zwei Ausschüsse müssen aus der Zahl der Musikkenner, die übrigen zwei aus der Zahl der Liebhaber gewählt werden. Die ersten 13 U. betreffen die Verwaltung der Gesell« schaft, 14.— 20. eiitbalten die Regeln für das Orchester, 21. —23. die Aufnahme der Mitglieder, 26.-33. allgemeine Gesellschaftsregeln. §. 14. Das Orchester wählt sich alljährlich seinen Direktor. Ei» auch für andere Orchester zutreffender Paragraph ist der 18., der das Fürsichspielen der Instrumente nach Beendigung der Piecen verbietet. Sehr ungalant läßt sich der §. 21 also vernehmen: Die Gesellschaft nimmt Jeden, von dem es sich versprechen läßt, daß er entweder als Muilkdilettant oder als Musik-liebhaber den Zweck der Gesellschaft befördern, nicht aber stör.en werde (insolang !>.'.) als Mitglied auf. Frauenzimmer jedoch machen hievon eine Ausnahme, insofeiu nur wirkliche Musikdilcttantinnen z" Mitgliedern ausgenommen werden können. Dieser Mangel an Galanterie wird durch den §. 24 etwas vermindert, der da sagt, daß aber Frauenzimmer immer als Ehrenmitglieder sollen angesehen werden; nur muß, setzt §. 23 hinzu, der Begleiter dieses Frauenzimmers, wenn er ein solches in die Akademie führen will, als ein ordentliches Mitglied einverleibt sein. Was den Lyeurg der ersten Statuten veranlaßt haben »nag, die Frauen von den Kunstgenüssen auszuschließen, mit Ausnahme der mitwirkenden und der als Ehrenmitglieder aufgenommenen, läßt sich leider nicht bestimmen. Die, wie ich später zu erwähnen Gelegenheit haben werde, im Jahre 18ll verfaßten Statuten, sind noch ungalanter betreffs dieses Punktes, sie schließen ebenfalls die Frauen aus, ohne ihnen das li dem Frankenlandc cinhcrgetragen, drang ins Land ein und erschreckt flohen die Musen und zum Theile ihre Jünger. „Die Invasion der Franken, erzählt ein Zeitgenosse, in echt musikalischem Style, hatte derselben (Gesellschaft) eine ziemlich lange Pause takt- und regelwidrig uorgezeichnct, die auch schon nach geschlossenem Frieden von Campoformido (Campoformio) wegen später Rückkehr einiger emigrirter mnsi-zirender Mitglieder, sogar mit einer punktirtcn Panse verlängert wurde. Und da nach einigen wieder gegebenen Akademien die gesellschaftlichen Zimmer zu anderen Nothdürften bestimmt worden waren (sie waren nämlich mit Mebl und Getreide angefüllt worden) mußten die musikalischen Uebungen auch zum zweiten Male durch weitere sechs Mouate ausgesetzt bleiben, welches die punktirte Panse gerade vier Mal wiederholen machte. Alles dieses aber vermochte dennoch nicht das ans Fclsen-grund gebante System der Gesellschaft zu erschüttern, noch weniger die Kette der gesellschaftlichen Verbrüderung zu zer« reißen, an die sich jeder Einzelne aus Anhänglichkeit für das Ganze gefesselt hielt. Standhaft duldend harrten die Mitglieder auf den wiederkommenden günstigen Morgen nnd beruhigten sich mit der schmeichelhaften sichern Hoffnung einer baldigen Aenderung der Dinge, die auck nach 8^ langen ! Monaten wirklich erfolgte, denn mit dem 6. März 1798 begann schon wieder die erste musikalische Uebung in den gewöhnlichen Zimmern. Frohsinn und Ordnung kehrten an ihre ersten Plätze wieder und ehe man's versah, stand Alles in seinem Geleise, wie zuvor." 1799. Ein schwerer Schlag trifft die Gesellschaft am 22. März; die sonst zum Vergnügen tönende Harmonie verwandelte sich in eine Trauermusik, die nur zu früh demjenigen erklang, der die schlafende Gesellschaft zu neuem Leben wachrief, der das Haupt der Gesellschaft war ^ Karl Mooö starb am besagten Tage um 3 Uhr Nachmittag, im frühen Alter. Selten wird einem Manne so einmüthigeö Lob, so einstimmige Anerkennung nachgerufen, wie es diesem edlen Bürger nach seinem Tode geschehen. Ein Zeitgenosse sagt- Seine mühsam zurückgelegten Arbeiten zmn Wohle der Gesellschaft bieten die größte Bewunderung demjenigen dar, dcr sie, täglich prüft, benutzt und wiederbelebt; sie sind in dem Tagcbuche des geselligen Vergnügens sichtbar ausgezeichnet und die Gesellschaft ehrt dafür auch jetzt noch seine Asche! In einem Aktenstücke aus jener Zeit heißt es: Laibach verlor in ihm den rechtschaffensten Bürger; die philharmonische Gesellschaft trauert, von einem edlen Manne und nebstbei von ivreni, "ach Erwägung aller Umstäudc, unersetzlichen Direktor geschieden z» sein. Die Gesellschaft wußte aber auch dem Gefühle ihrer Trauer Ausdruck zu geben, indem sie die Kosten der feierlichen Bestattung nicht nur durch freiwillige Beiträge beftritt, sondern der Witwe des Verblichenen den Ueberschuß der Sammlung, im Betrage von 190 fl., übergab. Die thränen-benetzte, dankende Quittung der Witwe, die im Gesell« schafts-Archive erliegt, ist ein Ehrenblatt in der Geschichte der Gesellschaft, die ihren Meister so dankbar zu ehren und zu würdigen verstanden hat. (Fortsetzung folgt.) Druck und Verlag vou Ign. v. Kleinmayr 25 F. Bamberss in Laibach. — Verantwortlicher Redacteur I. V. Kleinmayr.