ju, , /7 * 0 fur den Unterricht an der Maschinenjungen- und iaschinen- Unteroffiziers-Schule 8. M. Kriegsmarine. Zweiter Band: 3Die Fach.wissensch.aften. (Als Hamneript gedruckt.) 1877 . Druck von Ig. v. Kleinmayr & Ped. Bamberg in Laibach Im Selbstverlago dor Scliule. Ln hal tsverzei chuiss. Mascliinenkunde. Seite Einleitung. 3 Erster Absehnitt. Maschinenelemente, A. Befestigungsmittel . 5 I Nietenverbindungon. 5 II. Scliraubenverbindungen. 9 Schraubenversickerungen.12 III. Keilverbindungen.13 Keilversiekerungen.14 IV. Bolzenverbindungen.14 B. Mittel zur Ubertragung rotirender Beuiegungen ...14 I. Mittel zur ungeanderten Ubertragung von rotirenden Beivegungen . . 15 1. Axen und Wellen.15 2. Kupplungen.15 3. Zapfen.'..16 4. Lager.17 II. Mittel zur geanderten Ubertragung von rotirenden Bevvegungen ... 20 1. Riementriebe.20 2. Riidenverke.22 3. Ketten- und Seiltriebe.24 C. Mittel zur Verwandlung geradliniger hin- und hergehender Beuiegungen in eon- tinuirlieh rotirende und umgekehrt .26 I. Der Kurbelmechanismus.26 1. Bestandtheile desselben. . . 26 2. Art und Weise der Bewegungsiibertragung.27 3. Weg des Ereuzkopfes und des Kurbelzapfens.28 4. Kriifto, welche im Kreuzkopfe und in der Sehubstange wirksam sind 29 5. Kriifte, wele)ie am Kurbelzapfen wirksam sind.31 6. Geschwindigkeit des Kurbelzapfens.32 7. Elemente des Kurbelmechanismus (mit besonderer Riicksicht auf Dampfmaschinen und Pumpen).34 a) Kolben, b) Cylinder, c) Stopfbuchson, d) Kreuzkopfe, elScliub- stangen, f) Kurbeln, g) besondere Formon des Kurbelme¬ chanismus. H. Escentrische Scheiben.42 IV Seite D. Mittel zur Leitung von Fliissigkeiten .48 I. Ro hren und Rohrenverbindungen.43 II. Ventile.45 1. Hiihne.46 2. Sehieber. 47 3. Klappenventile.47 4. Rundventile.48 Zvveiter Abschnitt. Von den Dampfkesseln. I. Material, Gesta! t und Wandstiirke.49 II. Wasser- und Dampfraum; Heizfliiche.51 III. Heizraum, Zugkanale und Schornstoin.53 IV. Kesselsysteme.59 1. Cylindrisehe Ressel mit iiussorer Feuerung.60 2. Cylindrische Kessel mit innerer Feuerung.60 3. Cylindrischo Kessel mit Vonvarmrohren und mit šiusseror Feuerung 61 4. Cylmdrische Kessel mit darunterliegendem Sieder.62 5. Die verschiedenen Formon der Rolirenkessel.63 6. Die Kessol naeh Dupuis’ Systein.65 7. Die Locomotivkessel.66 8. Die Sckiffskessel.66 V. Kesselgarnituren.71 1. Sicherheitsventile.71 2. Manometer.74 3. Wasserstandsanzeiger.75 4. Probirliahne, Schwimmor, Allarmpfeifen.76 5. Dampfabsperrventile.77 6. Speiseventile. 77 7 Ablassventile.79 8. Injeetoren.80 9. Luftventile ..81 VI. Dampfkesselproben .81 Dritter Abschnitt. Von den Dampfmaschinen. I. Besondere Eigensehafton und Art der Anwendung des Wasserdampfes . . 83 II. Eintheilung der Dampfmaschinen.87 1. Hauptbestandtheile jeder Dampfmasehine.87 2. Eintheilung der Dampfmaschinen nach der Art der Kolbenbowegung, nach der Art der Wirkung des Dampfes arn Kolben, nach der Hohe der in ihnen angewendeten Dampfspannung und nach dem Orte ihrer Aufstellung.89 3. Dampfmaschinen mit und ohne Condensation.90 Y Seite 4. Dampfmasehinen mit und ohne Expansion.91 5. Eintheilung dor Dampfmasehinen nach der Lage der Cylinder und der Kolbenstangen.96 6. Atmospharische und Oornwall-Dampfmasoliinen.97 7 Aufstellungsformen der Schiffsdampfmaschinen.98 a) Balanciormaschinen, b) oscillirende Masehinen, c) Maschinon mit directwirkenderTriebstange, d) Masehinen mit zuriickgelegter Triebstange, e) Trunkmaschinen. 8. Versehiedene Dampfmaschinensystome.102 III. liber die Dampfvertheilung (Steuerung).104 1. Steuerung mit einem Schieber.104 2. Steuerung mit zwei Schiebern.109 8. Umsteuerungen.113 IV. Messung der Leistung von Dampfmasohinen.118 1. Nominelle, effective und indicirte Leistung.118 2. Der Indicator und seme Anwendung.119 3. Das Indicator-Diagramm.123 4. Bestimmung der indieirten Leistung einer Dampfmasehine .... 126 V. tiber don Bowegungszustand der DampfmascMnen.129 Vierter Absehnitt. Besohreibung von Schiffsmaschinenbestan&theilen. I. Garnituren der Dampfcylinder.188 1. Stopfbiicbsen.133 2. Schmiervorrichtungen.135 3. Vorrichtungen zum Entfernen des Condensationswassers aus don Dampfcylindern und deren Dampfmiinteln.186 II. Condensatoren und ihre Details.140 1. Einspritz-Condensatoren.140 2. Oberfliiehen-Condensatoren.142 III. Speise- und Sodpumpen.145 IV. Versehiedene Schiffsdampfmaschinontheile.146 V. Kesselinstallirung und zugehorige Rohrleitungen.148 1. Dampfentnakme, 2. Ilesselfullen, 3. Kesselspeisen, 4. Absehaumen, 5. Durclipressen, 6. Sodpumpen, 7. llosselauspumpen. VI. Von don Treibapparaten. 154 1. Schaufelršider. 155 2. Schiffssehrauben.158 Fiinfter Absehnitt. Sohiffspumpen, Destillatoren und Ejectoren. I. Schiffspumpen.165 1. Dampfpumpen.165 2. Handpumpen.168 VI Seite II. Destillatoren.169 1. Dor Destillator mit zugepumptem Kiihhvasser.170 2. Der selbstthiitige Destillator von Perroy.170 III. Sodwasser-Ejectoren.. Seehster Absehnitt. Beschreibung der wichtigsten und verbreitetsten Arten von Schiffsdampfmaschinen. (Mit besonderer Rucksicht auf die in Sr. Majestat Kriegsmarine gebrauchhchen Gattungen.) I. Verticale Schiffsmaschinen mit directwirkenden Triebstangen (Dampfham- mersystem).. 1. Mascbine fiir ein Dampfboot . ..176 2. Mascbine fiir einen Transportdampfer.IgO II. Horizontalliegoude Schiffsmaschinen.. 1. Maschine mit zuriickgelegten Triebstangen.Ig2 2. Trunkmaschine.. III. Verticalo oseillirende Schiffsmasehine.Ig7 Abriss der Materialkunde und Materialbearbeitung. Erster Absehnitt. Abriss der Materialkunde. Baumwolle.193 Bimsstein.193 Blei.194 Bleiweiss.194 Eison.195 Feuerfeste Mauerstoine.197 Graphit.197 Hanf.197 Holz.198 Kautschuk.202 Kohlo.203 Kupfer . ..208 Beder.210 Legirungen.210 Loinol. 212 Mennige.212 Messing. 213 Muntzmetall.213 Olivenol.214 Pottasche.215 Quecksilber.215 VII Seite Sohmirgel.21(5 Stalil.217 Terpentinol. ... 220 Unschlitt.220 Werg.221 Zink. 221 Zinkweiss. 222 Zinil. 2215 Zweiter Absehnitt. Abriss oLer Materialbearbeitung. I. Allgemeines iiber "VVcrkzeuge und Werkzeugsmaschinen . 225 II. Form und Geschwindigkeit der Werkzeugsstable.22(1 III. Die verschiedenen auf Sohiffen zumoist gebriiuchliclien Maschinenwerkzouge 229 1. Drehstiihle, Bolirer und Metallscheeren.229 2. Mittel zum Anzeichnen und Hessen der Werkstiicke.231 3. Bohrwerkzeuge.232 4. Schraubenschneidiverkzeuge.233 5. Drehbank mit Zubebor ..233 6. Sckmiedewerkzeugo. 237 7. Versckiedene Werkzeuge . 238 Maschinenk unde Zusammengestellt von J. Ulm, Maschinenbau-Ingenieur S. M. Kriegsmarine, und G. Len&ecke, Ingenieur-Eleve S. M. Kriegsmarine. Hiezu die autographirten Tafeln 1 bis incl. 20. l Einleitung. Alle mechanischen Vorrichtungen, welche dazu dienen, um die Wirkungen von Kraften /ur Verrichtung niitzlicher Arbeit zu ver- \verthen, werden Masehinen genannt. Man unterscheidet Masehinen, welche eine Formveranderung und soiche, die eine Ortsveran- derung eines Korpers bezvvecken. — Jede Maschine muss derart eingerichtet sein, dass, wenn gevvisse Theile derselben dureli einen Motor bethatigt werden, andere Tlieile auf die zu veriindernden Korper zrveckentsprechend eimvirken konnen. Hienach muss jede Maschine aus dreierlei Bestandtheilen bestehen. 1. ) Jene Theile einer Maschine, \velche zur unmittelbaren Auf- nahme der motorischen Kraft geeignet sind, heissen Receptoren oder Kraftaufsammler. — Diejenigen Bestandtheile, welche die einzelnen Receptoren zu einem festen Ganzen verbinden, so dass diese dureli die Beschaffenheit des Motors bedingte Bewegungen machen miissen, nennt man in ihrer Gesammtheit die Betriebsmašchine oder Kraftmaschine. 2. ) Jene Theile einer Maschine, welche unmittelbar auf den zu verandernden Korper eimvirken, heissen Werkzeuge. — Diejenigen Bestandtheile, welche den Werkzeugen eine gewisse, durch die Natur des Arbeitsvorganges bedingte Bewegung ertheilen, nennt man zu- sammengenommeu die Arbeitsmaschine oder Werkzeugs- maschine. 3. ) Alle jene Theile einer Maschine, deren Bestinnnung es ist, die Verbindung zwischen der eigentlichen Betriebs- und zvvischen der Arbeitsmaschine herzustellen, werden in ihrer Gesammtheit mit dem Namen Transmission oder Triebwerk bezeichnet. Jede wie immer geartete Maschine besteht somit aus der Be- triebsmaschine, aus der Arbeitsmaschine und aus der Transmission. — So sind z. B. bei einer durch Wasserkraft getriebenen Maklmtihle die Radschaufeln die Receptoren, das Wasserrad ist die Betriebsmašchine; 1 * - 4 - die Miihlsteine sind die eigentlichen Werkzeuge, der Mahlgang ist die Arbeitsmaschine; endlick bilden die zwischen der Wasserradwelle und der Welle des bevveglichen Miihlsteines (Laufers) angetvendeten Mascbinentbeile (Zahnrader, Wellen sammt Lager, Riementriebe) zu- sammengenommen die Transmission. — Bei einem durch eine Sehraube getriebenen Dampfscbiffe sind die Dampfkolben die Receptoren, die Schiffsmascbine ist die BetriebsmascMne; die Fliigel der Sehraube sind hier das eigentliche Werkzeug, und die ganze Sehraube (Fliigel, Nabe und Befestigung der Fliigel) ist die Arbeitsmaschine; endlieh bilden die Fortleitungsivellen mit ikren Kupplungen und Lagern die Transmission. Die eigenthiimliche Verbindung aller Bestandtheile einer Ma- schine zu einem Ganzen, in einer solehen Weise, dass sie nur ge- zwungene, und zwar solehe Bewegungen machen miissen, wie durch die beabsichtigte Art der mittelst der Maschine zu verrichtenden Arbeit erheischt wird, nennt man den geometrischen Zusammen- hang derselben. Es \vurde bereits im ersten Bande dieses Leitfadens bei der Lehre von der Wirkung der Krafte auseinandergesetzt, dass nur ein Theil vom Effecte eines an einer Maschine wirkenden Motors nutzbar verwerthet werden kanu; Maschinen sind daher auch nie im Stande, den ihnen zugefiihrten Effect zu vergrossern, und bestehen ihre Vor- theile vielmehr lediglich darin, dass bewegende Krafte, ivelche sich nicht unmittelbar venverthen lassen, durch sie fiir gewisse Zwecke nutzbar gemacht iverden konnen. Je zweckmassiger eine Maschine in allen ihren Theilen construirt ist, desto mehr niikert sich ihre Nutz- leistung dem absoluten Effecte des an ihr thatigen Motors. Noch soli liier erwalmt werden, dass es im gemeinen Leben und selbst in ivissenschaftlichen Worken Sprachgebrauch ist, die Betriebs- oder Kraftmaschinen kurziveg Motoren zu nennen; so iindet man dio Dampfmaschinen, Wasserr;ider, Turbinen etc. unter diesem Namen oft vorgefuhrt. Erster Abschnitt. Maschinenelemente. Die im Mascbinemvesen zur Amvendung gelangenden Maschinen- tbeile oder Maschinenelemente lassen sich zwar nicht in vollkommen strenge durchgefiihrte Gruppen und Untergruppen eintheilen; es er- scheint jedoch der Ubersichtlicbkeit wegen wiinsckenswerth, die aus einem analogen Zwecke mehrerer Elemente entspringende Zusammen- gehorigkeit derselben zu ihrer Gruppirung zu beniitzen. A. Befestigungsmitte!. Als eine solche Gruppe konnen wir alle jene Bestandtheile an- sehen, die zur Befestigung von Mascbinentbeilen dienen. Es wird eine solcbe Verbindung entweder derartig gestaltet sein, dass die Lo- sung derselben nur durcb Amvendung ausserordentlicker Mittel oder aber mit Leichtigkeit erfolgen kann; im ersteren Falle nennt man sie eine undemontirbare, im letzteren aber eine demontirbare. Zu den undemontirbaren Verbindungen wird die Nieten-, zu den de- montirbaren die Schrauben-, Keil- und Bolzenverbindung gezahlt. I. Nietenverbindungen, Nieten besteben aus einem cylindrischen Kern aus Schmied- eisen (Kupfer oder Messing), der einen segmentartigen, etwas vor- springenden Kopf besitzt. Ilire Verwendung erfolgt fast ausschliess- lich bei Blechen, und zwar in der Art, dass man den Nietbolzen im weissgliihenden Zustande in die correspondirenden Locher der zu verbindenden Blecbe steckt, dem an der Niete bereits vorbandenem Kopfe (dem Setzkopfe) einen entsprecbend geformten Hammer (den 6 Setzhammer) entgegenhalt, den vorstelienden Nietenschaft aber durcb Hammerschlage niederstaucht, bis er eine kopfahnliche Form erlangt. Der Setzkopf und der auf die eben erwahnte Art gebildete Schliesskopf halten den Nietbolzen in seiner Lage. Durcb solche in regelmassigen Abstanden angebrachte Nieten bildet man Niet- r eihen. Selbstverstiindlich erfahren dio zu verbin&endon Bleohe friiher gewisse Vor- boreitungen Sie werden zuuachst gerichtot und erhalten jene Form und Grosse, in welcher sie verivendet werden sollen. Dami werden sie an den Kanton gehobelt und in jene Stollung gebracht, die sie nacli ihrer Verbindnng einzunehmen liaben; die 'iheiiung der Nietloeher ivird aufgetragen, und diese ontweder durch Stanzen oder Bohren der Bleche erzeugt. Das Bohren bietet den Vortheil der besonderen Genauigkeit, bedingt aber einen grossen Zoitanfvvand, weshalb das Stanzen vor- iviegond angewendet wird. - Wenn die Bleche derart vorboreitet sind, werden sie dureh Schrauben proyisorisoh verbunden und die Nieten in der friiher besckrieboncn Weise eingezogen. Wie eine jede Befestigung muss aucb die durch Nieten gebildete so angeordnet sein, dass sie jenen Kraften Widerstand leistet, welche die Verbindung zu losen beabsichtigen. Denken wir uns die in Fig. 1, Taf. 1 auf die einfacbste Art verbundenen Bleche A, B als Bestand- theile irgend eines Ganzen, so werden sie durcb eine Kraft — sei es der Dampfdruck oder der einer Fliissigkeit, oder durch den Zug einer Belastung — auseinander gezogen und tviirden eine Anderung ihrer gegenseitigen Lage eingehen, wenn sie nicht durch die ein- gezogenen Nietbolzen daran gehindert waren. — Wenn die auf solche Weise wirkenden Krafte diese Verbindung zerstoren vviirden, so komite dies otfenbar auf dreifache Weise erfolgen: 1.) Es konnte der Niet¬ bolzen reissen und abspringen; 2.) das Bledi konnte gegen den Band hin durchreissen, oder 3.) es konnte ein Durchreissen des Bleckes von einer Niete zur andern erfolgen. Der Nietbolzen ist nur bei kalt eingezogenen Nieten auf Ab- scheerfestigkeit beansprucht; bei lieiss eingezogenen Nieten jedocli auf absolute Festigkeit, indem durch die beim Erkalten des Bolzens erfolgende Zusammenziehung desselben eine Spannung in demselben hervorgerufen wird, die ein Zusaminendriicken der beiden Bleclie A, B in solchem Grade erzeugt, dass die Ileibung beider Bleche bedeuterid grosser ist als die Kraft, welche die Bleche auseinander zu ziehen strebt. — Der Nietbolzen bat daher nur seiner inneren Spannung geniigenden Widerstand zu leisten, und kanu man durch entsprechende Wahl seines Durchmessers ein Abspringen der Nieten leicht ver- meiden. 7 Um ein Durchreissen des Bleelies gegen den Kand hin zu ver- hindern, brauclit eben nur der Abstand der Niete vom Rande ein geniigend grosser zu sein, und wird der l^fache Bolzendurchmesser als Minimalentfernung der Nietenmitte vom Blechrand angesehen. Was endlieh das Durchreissen des Bleehes von einer Niete zur andern betrifft, so ist es einleuchtend, dass durch das Lochen des Bleehes die Festigkeit desselben leidet. Es ist auch die Festigkeit der Verbindungsstelle immer geringer als die des ungelochten Bleehes. Je weniger Nieten daher eine Nietenreihe (innerhalb gewisser Grenzen) besitzt, eine je grossere Nietentheilung also angewendet wird, eine desto grossere Festigkeit besitzt die Nietung, desto geringer ist die Gefahr eines Durchreissens des Bleehes an der Verbindungsstelle. — Will man aber zwei Bleche so verbinden, dass sie ein Durchlassen von tropfbaren Flussigkeiten oder Gašen nicht gestatten, d. h. will man ihre Dichtigkeit erzielen, so muss der Abstand zweier Nieten von einander ein moglichst geringer sein. Aus Blech genietete Trager besitzen daher eine Festig-keitsnietung, wahrend bei Gefassen, die Flussigkeiten aufnehmen sollen, ausschliesslich Dichtigkeits- nietungen angewendet werden. Bei Dampfkesseln muss beiden An- forderungen gleichzeitig Reehnung getragen werden; selbe miissen geniigend fest und auch dicht sein. Soli eine moglichst dichte Verbindung zweier Bleche erfolgen, so geniigt die Wahl eines kleinon Nietenabstandes allein nicht, sondern es miissen dio Bleche aussordem sorgfiiltig verstemmt worden. Dieso Arbeit besteht darin, dass man die schriig abgehobelten Blechrander, die nie vollstiindig genau anoiuander aufliegen, mittelst geeignetor Werkzeuge durch Hammerschlage zum vollkommenen Auf¬ liegen bringt Die Verbindung z\veier Bleche erfolgt, wie wir gesehen, durch eine regelmassige Aufeinanderfolge von Nieten (Nietennath). — Die Verbindung kanu durch Amvendung einer oder meh r er er soleher Niithe erreicht werden; man heisst sie im ersteren Falle eine ein- fache Nietung (Fig. 1), im letzteren eine mehrfache (Fig. 2). Bei einer mehrfachen Nietung werden die Nieten der zweiten Reihe gegen die der ersten um die halbe Theilung versetzt. Ebene, wie gekriimmte Flachen bildet man aus ein- zelnen Blechtafeln; die Verbindung erfolgt dabei entvveder durch ein Uberlappen der Bleche oder durch Anbringung von Laschen. — Die tiberlappung der Bleche besteht in einem Zusammenschieben derselben in der Weise, dass sie sich in einem Streifen bedecken, welcher die beide Blechtafeln verbindenden Nieten aufnimmt. Sind dabei die beiden Blechtafeln vollkommen gerade geblieben, so steht 8 das zweite Elecli um die Blechdicke vom ersten ab ; man biegt (kropft) daher haufig die Rander, um beide Bleche in eine Flucht zu bringen. — Die Verbindung mittelst Laschen erfolgt in der Art, dass man die Bleche stumpf aneinander stossen lasst und iiber die zwischen den- selben bleibende Fuge auf einer oder auf beide n Seiten Blech- streifen, die Laschen, legt, welche durch gesonderte Nietreihen mit jedem der Bleche verbunden werden; man nennt im ersteren Falle die Verbindung eine einfache Laschenvernietung, im letz- teren aber eine Kettenvernietung. In beiden Fallen kann jedes Blech auch eine doppelte oder mehrfache Nietnath erhalten. — Bei der Bildung von Flachen gentigt meistens die Verbindung von nur zwei Blechen nicht, sondern es wird erforderlich, diese mit einem dritten, oder auch drei Bleche mit einem vierten zu verbinden. Eine Verbindung von drei Blechen ist in Fig. 4, Taf. 1 dargestellt. Eine Blechtafel C soli mit den Blechen A, B verbunden werden. Es er¬ folgt dies in der Art, dass man die Tafel C unter die beiden anderen so schiebt, dass sie von denselben in "einem Streifen, der fiir die Aufnahme der Nieten geniigend breit ist, iiberdeckt wird. Die Blech¬ tafel B ist behufs besseren Anlegens keilformig zugescharft, das Blech A kropft sich dariiber. — In Fig. 5 derselben Tafel sind vier Bleche miteinander verbunden. Die Bleche A und C stossen stumpf aneinander und werden durch B und D gedeckt. A und G konnten auch keilformig zugescharft einander iibei’greifen, wahrend B und D ungescharft und ungekropft bleiben wiirden. Die Bildung von Kanten erfolgt durch Umliantschen des einen oder des andern Bleches oder durch Einschalten von VVinkel- eisen. Wird erstere Verbindungsart angewendet, so kann entweder die Flantsclie nach innen (Fig. 7) oder nach aussen gekehrt werden, und hangt die Wahl der einen oder andern Verbindungsart von den sich geltend machenden Nebenumstanden ab. Die wol am haufigsten vorkommende Kantenbildung ist die durch Winkeleisen (Fig. 9), welch’ letztere bei Blechconstructionen eine ausserst wichtige Rolle spielen. Die Bildung von Ecken bietet bei der Verbindung von Blechen wol die meisten Schwierigkeiten, und ist die Art und Weise der Durchfiihrung ganzlich von der angewendeten Kantenbildung ab- hangig. In Fig. 12, 13 ist eine Kantenbildung durch VVinkeleisen vorausgesetzt und demgemass die Eckverbindung durchgefiihrt. Die beiden verticalen Bleche sind mit dem horizontalen durch ein 'VVinkel¬ eisen verbunden, welclies im rechten Winkel abgebogen ist. Die Ver¬ bindung der beiden verticalen Bleche erfolgt durch ein VVinkeleisen, 9 das sich liber das erstere kropft. — Es tritt bei solcben Verbin- dungen haufig der Fali ein, dass die vorstehenden Nietenkopfe der Verbindung kinderlich werden; man versenkt dann dieselben. Es erfolgt dies in der Weise, dass man das Nietlock des einen oder an- dern oder beider Bleche auf zivei Drittel der Blechstarke conisch er- weitert und die Schliesskopfe der Nieten in die so gebildeten Ver- tiefungen legt. II. Schraubenverbindungen. tiber das Erzeugen einer Scbraubenlinie vvurde bereits im ersten Bande, S. 227, Envahnung gethan. Das Entstehen derselben kann man sich (Fig. 14, Taf. 1) durch die Bevvegung eines Punktes auf der Mantelfiache eines Cylinders vorstellen, welche derart vor sich geht, dass der sich bevvegende Punkt gleiche Winkelgeschwindigkeit behalt und dabei gleichzeitig der Grosse des Drehwinkels proportional in der Axenrichtung aufsteigt. Die Begriffe „Schraubengang“ und „Gangkoke“ wurden ebenfalls erlautert, und kann das Entstehen eines Schraubengewindes sowie die Form der Schrauben, endlich deren Eintheilung in flach- und scharfgiingige (Fig. 15, 16, 26, Taf. 2) als bekannt vorausgesetzt werden. Es bliebe daher nur noch zu envahnen, dass die im Maschinemvesen venvendeten Schrauben- muttern eine sechseckige oder viereckige Form erhalten und dass ferner Steigung und Gangliohe der Schraubengevvinde meist in einer gewissen Beziehung zum Bolzendurclimesser stehen (Whitworth’sclie Schraubenscale). Die zur Befestigung von Maschinentheilen verwendeten Schrauben sind aussckliesslick scharfgangige, und erfolgt die Befestigung selbst in derWeise, dass man den Schraubenbolzen durch die an geeigneter Stelle angebrachten Locher zweier zu verbindenden Theile, beispiels- weise zvveier Platten, hindurchsteckt, die Schraubenmutter aufsetzt, und so lange niederschraubt, bis der Schraubenkopf an einer und die Schraubenmutter an der andern Platte aufliegt. Durch iveiteres An- ziehen der Mutter mit einem hiezu geeigneten Schraubenschliissel werden die beiden Platten mit einer gewissen Kraft aneinander ge- presst, die dem im Schraubenbolzen kervorgerufenen Zuge entspricht und die Platten hindert, sich in der axialen Richtung des Schrauben- bolzens, sowie in der darauf senkrechten bewegen zu konnen. — Dass die Schraubenverbindung eine leicht demontirbare ist, ist einleuch- 10 tejncl, da sie durcli Emporschrauben der Mutter anf dem Bolzen be- hoben werden kann. Wie bei der Nietenverbindung die Niete allen Kraften geniigenden Widerstand entgegenzusetzen bat, die eine Ver- anderung der relativen Lage beider verbundenen Theile zu bewirken trachten, so ist es bei der Scbraubenverbindung der Schraubenbolzen, der dies besorgen soli. Er wird wie die iibrigen Schraubentheile meist aus Schmiedeisen erzeugt und gewohnlich auf absolute Festig- keit beansprucbt. Ware jedoch die Verbindung so angeordnet, dass der Bolzen auf Scheerfestigkeit beansprucbt wtirde, so wird die schee- rende Einwirkung der Zugkrafte dureb Einscbaltung von Scbeiben oder Keilen belioben. — Liegt eine Schraubenmutter auf Gusseisen auf, so soli dies stets auf einer bearbeiteten Flacbe erfolgen; oft gibt man auch schmiedeisene Unterlagscheiben. Audi bei Ver- bindungen von Holzern durcli Schrauben werden Unterlagscheiben angevvendet; diese dienen jedoch in diesein Falle zur gleichmassigeren Vertbeilung des Druckes der Mutter auf das Holz, \veshalb diese Unterlagscheiben meist mehreren Scbraubenmuttern gemeinschaftlich sind. — Die Scbraubenverbindung kann, je nacb der Gestalt der Verbindungsstiicke und nacb den Anforderungen, die an eine Ver¬ bindung gestellt werden, eine iiusserst verscbiedenartige sein, und sollen im Folgenden die haufigst angewendeten Scbraubenverbindungen besprochen werden. Die Scbraube obne Kopf.(Fig. 17, Taf. 2) unterscbeidet sich von der normalen (Fig. 18, Taf. 2) dadurch, dass sie statt des Kopfes einen coniscben Ansatz besitzt, der sich in die gleichfalls conisclie Bobrung des einen der zu verbindenden Tbeile einlegt. Die Scbraube bat daher eigentlicb einen versenkten Kopf, und werden solche Ver- senkungen in allen jenen Fallen angewendet, in denen das Vorsteben des Schraubenkopfes aus irgend welcbem Grunde hinderlicb ware. Die Kopfscbraube (Fig. 20, Taf. 2) ist von der gewobnlichen dadurch verschieden, dass sie keine Mutter besitzt, indem diese durcli das mit Geivinde versehene Bohrlocb des einen der zu verbindenden Tbeile ersetzt wird. Diese Verbindung liat den Nachtheil, dass sie dureb das Einrosten der Schraubengange oft schwer gelost werden kann, was namentlich dann der Fali ist, wenn das Gegengewinde in einen gusseisenen Korper geschnitten wurde. Will man in einem soleben Falle eine bereits eingerostete Scbraube entfernen, so reisst der Bolzen haufig ab und muss ausgebolirt werden. Um diesein Ubelstande abzubelfen, wendet man oft die in Fig. 19, Taf. 2 dar- gestellte Verbindung in soleben Fallen an, wenn ein Demontiren der- 11 selben zu gewartigen ist. Der Schraubenbolzen besitzt hierbei seinen Kopf nicbt am Ende, sondern zwischen beiden Enden eingeschaltet; der Bolzen ist beiderseits mit Gewinden versehen und wird mit Hilfe seines meist viereckigen Kopfes in eines der zu verbindenden Stiicke wie eine gewohnliche Kopfschraube eingebracht. Der Schraubenkopf findet in einer entsprecbenden Aussparung des zweiten Theiles Auf- nahme, so dass letzterer auf dem ersten Theile unmittelbar aufliegt und durck auf das andere Ende des Bolzens aufgeschraubte Muttern gehalten \vird. Statt des gewdhnliehen Kopfes besitzt mitunter der Schrauben¬ bolzen ein angeschmiedetes Auge und wird durcli einen in das eine der beiden Verbindungsstiicke eingeschraubten Bolzen, der in die Offnung des Auges reicht, gehalten (Augscliraube). Das andere Ver- bindungsstiick nimmt in einem Bobrloch das Bolzenende der Scliraube auf und mrd durck eine Mutter gehalten. Diese Verbiudungsart kann selbstverstandlich mir dann angewendet iverden, wenn der von der Mutter gehaltene Tkeil nur die Tendenz besitzt, sicli vom anderen Theile zu entfernen; sie findet sicli liautig bei Stopfbuchsen vor. Die Keilschraube (Fig. 22, Taf. 2) ist eine Schraube, bei welcher der Kopf durcli einen den Bolzen durchdringenden Querkeil ersetzt wird. Ilir analog ist die Fundamentschraube (Fig. 24, Taf. 2), die ihrer haufigsten Amvendung als Befestigungsmittel von Maschinen-Fundamentplatten ihren Natnen verdankt. Der Schrauben¬ bolzen geht hierbei durcli das Mauervverk und wird durcli einen Quer- keil gehalten, der sicli auf eine gusseisene Druckplatte legt. Bei solchen Verbindungen von Maschinentheilen mit dem Mauer- werke, die keine bedeutende Wichtigkeit besitzen, \vendet man fast allgemein die Steinschraube an. Der Schraubenkopf ist in diesem Falle (Fig. 25, Taf. 2) ein prismatisches Stiick, das in den Schrauben¬ bolzen iibergeht. Dieser Kopf wird in eine gleichfalls prismatische Offnung des Steinfundamentes gelegt und in demselben durcli Ein- bringen von kleinen Eisenkeilen und nachherigem Eingiessen von Blei oder Sclmefel befestiget. Die Kanten des Schraubenkopfes sind be- hufs besseren Haltes der Schraube aufgehauen. Verbindungen von mehr als zwei Theilen erfolgen liiiufig durcli Schrauben mit Zivischenkopf (Fig. 23, Taf. 2). Wir haben in diesem Falle eigentlich zwei Schrauben, die einen gemeinsamen Kopf besitzen, \velcher sicli in eine Aussparung des Mittelstiickes einlegt und da- durcli eine feste Verbindung der beiden anderen ausseren Theile an dieses ermoglicht. 12 Schraubenversicherungen. Die Verbindung zweiei' Maschinentheile durch Schrauben besitzt den wesentlichen Vortheil einer leichten Losbarkeit. Allein dieser Vor- tbeil birgt aucli den Ubelstand, dass die Losung durch Selbstlos- gehen der Mutter oft ungewiinscht erfolgt, was namentlich bei Ma- schinentheilen, die Stossen ausgesetzt sind, leicht eintritt und die unangenehmsten Folgen herbeifiihren kann. — Durch die Wahl eines sehr geringen Steigungswinkels kann diesem Ubelstande mit Sicher- heit nicht abgeholfen werden, da trotzdem oft ein Losprellen der Mutter stattfindet; auch ist ein vollstandiges Anziehen der Schrauben- mutter oft gar nicht zulassig, wie dies etwa bei Theilen, die nur eine bestimmte Lage einnehmen konnen (Lagerdeekel), der Fali ist. Man muss daher den Schrauben besondere Sicherungsvorrichtungen geben. Die einfachste derselben ist eine Gegenmutter, d. i. eine Mutter, die sich auf die eigentliche Befestigungsmutter auflegt und durch die Reibung auf den Gangen dem Loswerden der ersten Mutter entgegen- wirkt. Mutter und Gegenmutter erhalten in diesem Falle ebene Stirn- llachen, um besser aufzuliegen. — Ein'e andere ausserst einfache Ver- sicherung ist die mittelst Stift oderSplint (Fig. 27, Taf. 2). Haufig sind Gegenmutter und Splint gleichzeitig als Schraubensicherungen angewendet (Fig. 28, Taf. 2). — Eine Sicherung, die ein Nachziehen der Schraube ermoglicht, ist die in Fig. 29, Taf. 2 dargestellte; es erhalt namlich die Schraubenspindel einen kreisformigen, mit segment- artigen Ausschnitten versehenen Kopf, in welch’ letzteren der kreis- formige Kopf einer nebenangebrachten Kopfschraube eingreift und so ein Riickgehen der Mutter hindert. Um ein Anziehen der Schraube bewirken zu konnen, besitzt selbe einen viereckigen Ansatz behufs Aufnahme eines Schraubenschliissels, und ist ferners der Kopf der kleinen Sicherungsschraube mit einem segmentartigen Ausschnitt ver- sehen, welcher nach erfolgter Verdrehung derselben ein Vorbeigehen des zu sichernden Schraubenkopfes ermoglicht. Eine namentlich bei Schiffsmaschinen gebrauchliche Schrauben- sicherung ist die mittelst Kleinmschraube. Sie besitzt den Vor¬ theil, jede beliebig kleine Drehung der Mutter behufs Nachziehens derselben zu gestatten, was bei der fruher besprochenen Schrauben- versicherung nicht der Fali war. Die Mutter muss liiebei etwas starker gehalten werden und ist oberhalb secliseckig, unterhalb aber cylin- drisch und mit einer eingedrehten Nuth versehen; in diese driickt 13 eine kleine Klemmschraube, die meist aus Stalil erzeugt und gehartet ist. Diese Klemmschraube ist entweder in dem zu befestigenden Maschinentbeile selbst angebraclit (Fig. 30, Taf. 2), oder in einer Unterlagscheibe befestigt (Fig. 31, Taf. 2), wobei diese durch einen kleinen Stift gegen Verdrekung versichert ist. Schraubeu, die kein weiteres Nachziehen erfordern, werden entweder durch eine einfacbe Klemmschraube gesichert (Fig. 32, Taf. 2) oder durch eine ange- schraubte, mehreren Muttern gemeinsame Leiste (Fig. 33, Taf. 2) vor dem Zuriickgehen gewahrt. III. Keilverbindungen. Eine vielfach angewendete Befestigungsart von Maschinentheilen ist die mittelst Keilen; diese Verbindung gehort zu den demontir- baren und wird nach der Bescliaffenheit der zu verbindenden Theile verschieden ausgefiihrt. Das Wesen des Iveiles und seine Wirkungs- \veise wurde bereits im ersten Bande, S. 221, besprocken. Die Stei- gung des Keiles nennt man auch den Anzug; derselbe kanu ein- oder zweiseitig sein. Der Anzug ist bei Keilen, die eine dauernde Verbindung bewerkstelligen sollen, ausserst gering (s bis 4); bei solchen, die ofters gelost werden, etwas grosser (4 bis 4); endlich bei solchen, die eine Verschiebung der verbundenen Theile gestatten sollen, am grossten ( 4 ). Wahrend Schraube und Niete vonviegend auf ihre absolute Festigkeit beansprucht wurden, erfolgt die Anspruch- nahme des Keiles auf dessen Scheerfestigkeit, und zwar entweder senkrecht gegen das Querprofil oder senkrecht gegen das Langsprofil des Keiles; im ersteren Falle wird er Langskeil, im letzteren Querkeil genannt. Es sind daker die bei der Keil- und Fundament- schraube vorkommenden Keile Querkeile, wakrend die Befestigung von Radern und Scheiben auf Axen oder Wellen durch Langskeile erfolgt. — Langskeile (Fig. 34, Taf. 2) erkalten an ihrem Ende einen vorspringenden Ansatz, Nase genannt, um ein Herausziehen des Keiles zu ermoglichen. Die Vervvendung von Keilen ist eine mannigfache. Die Verbin¬ dung kann dabei so erfolgen, dass die verbundenen Theile eine unverriickbare Lage zu einander einnehmen (wie die Wellenstiicke in Fig. 39 oder der Kurbelzapfen in Fig. 40); oder die Keilverbindung kann eine derartige sein, dass sie durch Anzieken des Keiles ein 14 gegenseitiges Verriicken der verbundenen Theile gestattet, was in vielen Fallen wiinschenswerth erscheint. (Scliubstangenkopfe, Fig. 37, 38, sind vorwiegend mit derartigen Keilen verseken.) Keilversicherungen. Wie die Schraubenmuttern, so miissen aucli die Keile gegen das Zuriickgehen und Herausfliegen gesichert werden, \vas durch Anbrin- gung von Vorsteckstiften (Fig. 39, Taf. 2), durch Klemmschrau- ben (Fig. 37, Taf. 2) oder durch Zugschrauben (Fig. 38, Taf. 2) erfolgt. Letztere Sicherungsart wird namentlicb bei den hin- und hergehenden Schubstangenkopfen angewendet, und erbalt die Zug- schraube selbst wieder eine Sicberung durch Gegenmutter. IV. Bolzenverbin&ungen. Die Verbindung mittelst Bolzen erfolgt meist bei Gabelungen und Gelenken. Der Bolzen bestebt aus einern cylindriscken Korper (Fig. 35, Taf. 2), der mit einem runden Kopfe verseken und gegen das Herausfallen durch einen vorgesteekten Splint gesichert ist. In Fig. 35, Taf. 2 besitzt der Kopf einen nasenformigen Ansatz, der ein Ver- drehen des Bolzens hindert. Der vorgesteckte Splint stiitzt sich da- bei auf eine Unterlagscheibe. Der Bolzenkopf wird mitunter aucli eingelassen; in diesem Falle wird er conisch hergestellt, wie aus der in Fig. 36 dargestellten Befestigungsweise ersichtlich ist. B. Mittel zur Ubertragung rotirender Bewegungen. Als zweite Gruppe von Maschinenelementen kann man jene be- trachten, die zur Ubertragung rotirender Bevvegungen dienen. Nacli der Art und Weise der Ubertragung tbeilen sich diese Elemente in zwei Gruppen, namlicb in solclie, welcbe die rotirende Bevvegung oline Geschwindigkeits- und Drebungsrichtungs-Anderung ubertragen, und in solclie, die entweder die eine oder die andere oder aucb beide Anderungen gleichzeitig bezwecken. 15 I. Mittel zur ungeanderten Ubertragung von rotirenden Bewegungen. 1. Axen und VVellen. Zur ungeanderten Ubertragung rotirender Bewegungen bedient man sieli im Maschinenwesen der Axen und der W el len. Beide sind meist cylindriscbe Korper, die durch die continuirlicbe Drehung um ihre geometrisebe Axe das Fortpflanzen einer rotirenden Be- wegung ermdglicben. Je nach der Art der Inanspruchnahme werden sie in Axeu und Wellen geschieden; erstere sind blos bi e ge n d en Kraften, letztere aber verdrebenden, oder aucb gleichzeitig biegenden und verdrebenden Kraften ausgesetzt. Axen sind aus Guss- oder Sehmiedeisen, selten aus Holz her- gestellt, und dienen zur Aufnahme von Radern oder ahnlichen Ma- schinentheilen, mittelst denen die drehende Bewegung tibertragen wird. Das Gewicht der Rader belastet die Axe; sie beisst eine ein- facb oder mehrfach belastete, je nacbdem sie ein Rad oder melirere Rader aufnimmt. Jener Theil, der zur Aufnahme der Last des Rades dient, beisst Axenkopf und ist den Regelu der Biegungs- festigkeit entsprecbend starker gebalten. Jede Axe erbalt an min- destens zwei Stellen Unterstiitzungen. Fallt die Belastung ausserbalb des Untersttitzungspunktes liinaus, so beisst die Axe eine frei- t r a g e n d e. W e 11 e n werden entweder nur durch drehende Krafte bean- sprucbt und heissen in diesem Falle Torsionsvvellen, oder sie sind aucb gleichzeitig belastet und werden dann belastete Wellen ge- nannt. Belastete Wellen erbalten im Angriffspunkte der Last eine Vergrosserung des Durchmessers, einen Kopf; der Durcbmesser der Welle lauft gegen denselben an (Anlaufe). Torsionswellen werden meist aus Sehmiedeisen, belastete Wellen, wie die Axen, vorwiegend aus Gusseisen erzeugt, wobei sie bebufs Materialersparniss einen meist sternformigen Querscbnitt erbalten. 2. Kupplungen. Erfolgt die Ubertragung der rotirenden Bewegung auf grossere Entfernungen, so ist es nothig, die einzelnen Wellenstucke mit ein- ander zu verbinden. Jene Vorricbtungen, deren man sieli zur Ver- bindung von Wellenstticken bedient, heissen Kupplungen. Siekonnen entweder so eingerichtet sein, dass die beiden Wellen- enden in einer festeu Verbindung bleiben, und heissen dann fes te 16 Kupplungen, oder sie sind so beschaffen, dass durcb Ein- und Aus¬ riicken gewisser Theile die Mitnalime des getriebenen Wellenstiickes von Seite des treibenden erfolgt oder unterbrochen wird (Ein- und Auskuppeln); letztere werden losbare Kupplungen genannt. Feste Kupplungen kommen in verschiedenen Anordnungen vor; sie konnen ein- oder zweitkeilig sein. Zu den ersteren rechnet man die Muffenkupplung (Fig. 42, Taf. 2); die Wellenenden stossen dabei entweder stumpf aneinander (wie im vorliegenden Falle), oder bilden durcb einfaches oder schwalbenschwanzfbrmiges Uberlappen ein sogenanntes Scbloss. liber diese Wellenenden wird eine Muffe geschoben und mit denselben durch einen Liingskeil, mitunter noch mit jedem Wellenstiick durch je einen Querkeil (Fig. 39, Taf. 1) ver- bunden. — Eine zweitheilige Kupplung ist die in Fig. 43, Taf. 2 dargestellte Scheibenkupplung. Sie bestebt aus zvvei Scheiben, die mit den beiden Wellenenden durch Langskeile verbunden sind und untereinander durch Sclirauben in Verbindung stehen. Zu den losbaren Kupplungen zabit man alle jene Constructionen, die ein Ein- und Ausriicken der getriebenen Welle ermbglichen; sie werden im allgemeinen in Zahn- und Frictionskupplungen ein- getheilt. Im ersteren Falle erfolgt die Mitnahme der getriebenen Welle von Seite der treibenden durch zahnformig gestaltete Theile; wird der Eingriff dieser Stiicke durch Verriicken eines Kupplungs- theiles unterbrochen, so erfolgt auch gleichzeitig eine Unterbrechung der Bewegung der getriebenen Welle. Im letzteren Falle erfolgt die Mitnahme durch Scheiben, die, aneinander gepresst, eine Reibung verursachen, welche zur Ubertragung der Bewegung geniigt; auch in diesem Falle kann die Bewegung unterbrochen werden, wenn man durch Ausriicken des einen Kupplungstheiles die zur Mitnahme nothige Reibung behebt. (Universalgelenke; Hook’scher Schlussel.) 3. Za (» t e n. Jede Welle oder Axe muss behufs eines unverriickbaren Ver- bleibens in ihrer Lage und Richtung mindestens an zivei Stellen unterstiitzt werden. Diese Unterstiitzungsstellen haben aber auch die Drehung der Welle um ihre geometrische Axe zu ermbglichen, und muss dah er der getragene Theil der Welle die Form eines Rotations- korpers erhalten, der diesen aufnehmende Theil jedoch die zuge- horige Holilform besitzen. Ersteren Theil nennt man Zapfen; die ihn ganz oder theilweise umfassende Holilform wird Lager genannt. 17 Zapfen kommen bei der Mannigfaltigkeit der Anwendung roti- render Bewegungen ausserordentlich hiiuflg vor. Je n a eh der Art der Inanspruchnahme der Zapfen durch die sie belastenden Krafte werden sie im Allgemeinen in Trag- und Stiitzzapfen getheilt. Tragzapfen konnen als Štirn- oder als Halszapfen vorkommen, je nachdem sie am Ende einer Weile liegen oder sich im Verlaufe derselben ein- geschaltet befinden. Stiitzzapfen konnen entweder als Špur- oder als Kammzapfen zur Anwendung gelangen, wobei fur die Bencu- nung der bei den Tragzapfen angefiihrte Eintheilungsgrund mass- gebend ist. Die Lange und der Durchmesser eines Zapfens sind von Ein- fluss auf dessen Festigkeit, auf den durch die Reibung bedingten Effectverlust und auf die Ahniitzung desselben. — Die Festigkeit des Zapfens erfordert eine thunlichst geringe Lange desselben, indem alle der Belastung der Welle entsprechenden Druckkrafte auf denselben biegend wirken, und ihr Biegungsmoment der Zapfenlange direct pro- portional ist. Der durch die Reibung hervorgerufene Effectverlust ist von der Zapfenlange unabhangig, steigt aber mit der Vergrosserung des Zapfendurchmessers. Die aus der Zapfenreibung folgende Ab- niitzung erfordert moglichst grosse Beriihrungsflachen des Zapfens mit dem Lager, da sie um so geringer ausfallen wird, je kleiner der Druck fiir die Einheit der Beriihrungsflache ist. Eine moglichst ge¬ ringe Ahniitzung des Zapfens kann daher nur auf Kosten des Effect- verlustes erreicht werden, indem man nur durch Vergrosserung der Lange oder des Durchmessers grosse Beriihrungsflachen erreichen kann. Tragzapfen miissen immer mit Anlaufen versehen werden, die den Z\veck haben,' ein Verschieben der Welle in Folge Auftretens etwaiger Schubkrafte zu verhindern. — Kammzapfen nehmen den Druck durch eine Anzahl von Ringen auf, welche an der Welle an- gebracht sind und sich in die ringformigen Vertiefungen des zu- gehorigen Lagers einlegen. Auch hier wahlt man auf Kosten der Effectiibertragung lieber grossere Durchmesser der Ringe, indem da- durch der Druck auf die Flacheneinheit, mithin auch die Ahniitzung, ge¬ ringer wird, was aus dem Grunde um so niithiger erscheint, als sich der Druck ohnehin nicht auf alle Ringe vollkommen gleichformig vertheilt. 4. Lager. Zapfenlager haben, wie bereits envahnt wurde, einen zwei- fachen Zweck; sie sollen erstens die Drehung des Zapfens um seine geometrische Axe ermoglichen, anderseits den Zapfen, mithin auch 2 18 die Welle, in einer Lage erhalten, die ihr Zusammenhang mit an- deren Maschinentheilen bedingt. — Zapfenlager bestelien daher aus Theilen, die durch ganzliches oder theihveises Umschliessen des Zapfens seine Drehung, und aus solchen, welche die Befestigung desselben ermoglichen sollen; ersteren Zweck erfiillen die Lagerschalen, letzteren der Lagerkorper. Die Lagerschalen sind meist zwei-, mitunter auch mehrtheilig, und miissen die Hohlform jenes Rotationskorpers besitzen, die dem Zapfen eigen ist; sie sind daher in den meisten Fallen nach einer cylindrischen, seltener nach einer Kugelflache geformt. Sie bestelien stets aus einem weicheren Materiale als der Zapfen, um die Zapfen- reibung und mitliin auch die Abniitzung des Zapfens moglichst zu verringern. In besonders wichtigen Fallen bringt man in den Lager¬ schalen Aussparungen an, welche mit leichtfliissigen Legirungen aus- gegossen werden. Die so gebildeten Auflagen schmiegen sich dem Zapfen leicht an und tragen bei guter Wartung zu dessen Erhaltung wesentlich bei; im entgegengesetzten Falle schmelzen sie schon bei selbst geringer Erwarmung des Zapfens und inachen durch sofortiges Verstopfen der Schmierlocher und Schmiernuten eine \veitere Schmie- rung des Zapfens mit 01 unmoglich. — Die Lagerschalen werden vom Lagerkorper aufgenommen, der zum mindesten aus zwei Theilen be- steht, namlich aus dem Lagerdeckel und dem Lagerkorper im engeren Sinne. Beide Theile werden durch Schrauben in einer be- stiinmten Lage gehalten. Der Lagerkorper ermoglicht, mittelbar eine Befestigung desselben mit dem Fundamente und halt auf diese Weise auch den Zapfen und die Welle in einer bestimmten Richtung. Er ruht entweder auf einer eigenen Lager- oder Fundainentplatte auf, welche ihrerseits mit dem Fundamente verbunden ist, oder er ist auf einem Geriiste (Lagerstuhl) befestigt. Lagerdeckel wie Lagerkorper sind meist aus Gusseisen erzeugt und heissen nach der Art des Zapfens, zu dessen Aufnahme sie dienen, Trag- oder Stehlager, Fuss- oder S p ur lager. — Lager, die an einem horizontalen Balken derart befestigt sind, dass der Zapfen unterhalb desselben zu liegen kommt, nennt man Hangelager; solche, die auf einem erhohten Ge- riiste befestigt werden, Bocklager. Fig. 44, Taf. 2 stellt ein Stehlager dar; der Aufriss ist halb im Schnitte, halb in der Ansicht gezeichnet, der Grundriss ist in einer Halfte mit abgeliobenem Lagerdeckel dargestellt. — Die beiden Lager¬ schalen besitzen vorspringende Rander, Nas e n, mittelst denen sie sich an den Lagerkorper anlegen und verhindert werclen, eine Langs- 19 verscMebung einzugehen; an ihrem inneren Umfange besitzen sie die dem Zapfendurcbmesser entsprecbende Bobrung und liegen mit ibrem ausseren Umfange in zwei tingformigen Hauleisten im Lagerkorper auf. Letztere sind desbalb angebracbt, um nicbt den ganzen ausseren Umfang der Lagerdeckel sowie das Innere des Lagerkorpers be- arbeiten zu miissen. Um ein Verdrehen der Lagersekalen zu verhin- dern, besitzt jede Lagerscbale ein Zapfchen, welches in eine ent- sprechende Bobrung des Lagerkorpers passt, oder sie erhalten seit- liche Nasen (Fig. 44, b ), oder es werden ibre ausseren Hauleisten nach den Flachen eines sechsseitigen Prisma bearbeitet (Fig. 44, a ), welcbe auf die in derselben Weise gebildeten Flacben des Lager¬ korpers zu liegen kommen. Lagerkorper und Lagerdeckel greifen in einander ein und lassen zrviscben sich einen Spielraum, der mindestens eben so gross sein muss, als der zwischen beiden Lagerschalen. Er dient dazu, um trotz der allmaligen Abnutzung der inneren Scbalen- flachen durcb das Nachziehen der Deckelschrauben stets eine sichere Lagerung des Zapfens erzielen zu konnen. — Der Lagerdeckel be¬ sitzt einen gefassartigen Ansatz, der zur Aufnahme von Sclnnier- material dient, welcbes durcb die im Deckel wie in der oberen Lagerschale angebracbte Bobrung (in welcbe ein kleines Robr ge- setzt wird) zum Zapfen gelangt, und sicb auf demselben durcb die an der Innenflacbe der Lagerschale angebrachten Nuten gleicbmassig vertheilt. — Der untere Tbeil des Lagerkorpers liegt auf der Fuss¬ platte des Lagers auf, wesbalb die Kdpfe der Deckelschrauben in einer entsprecbenden Vertiefung des Lagerkorpers versenkt sind. Die Fussplatte wie der untere Lagerkorper sind gleichfalls mit Schrauben verbunden; die Schraubenlocher sind behufs leichterer Montirung des Lagers langlick und stehen quer iiber einander. Befindet sicb der Lagerkorper in seiner ricbtigen Lage, so wird er mit der Fussplatte durcb festes Anzieken der Schrauben sowie durch Eintreiben von Eisenkeilen, die sicb einerseits an die seitlichen Nasen der Fussplatte, anderseits an den Lagerkorper anlegen, sicher verbunden; die Fuss¬ platte selbst wird mittelst Fundamentschrauben am Mauerwerke be- festigt. Fig. 45, Taf. 2 stellt ein Fussla ger dar. Dasselbe bestebt aus einer kreisformigen Platte, der Spurplatte, welche im Gegensatze zu den Lagerschalen der Steblager aus einem h ari er e n Materiale als der Zapfen (meistens aus Štabi) erzeugt ist, auf dem Lagerkorper aufliegt und durcb einen sowol in die Platte als in den Lagerkorper eingelassenen Stift am Mitdrehen gehindert wird, und aus einer 2 * 20 Metallbiichse, die im Lagerkorper sitzt und oben bebufs Aufnahme des Schmiermaterials etwas erweitert ist. Die Verbindung des Lager- korpers mit der Fussplatte, sowie jene mit dem Fundamente, erfolgt in der beim Traglager bescliriebenen Weise. II. Mittel zur geanderten Ubertragung rotirender Bewegungen, Die continuirlich rotirende Bewegung einer Welle kann auf eine andere unter gleicbzeitiger Anderung der Gesdmndigkeit oder der Drehungsricbtung ubertragen werden; eine solche Ubertragung wird hauptsachlich — je nackdem der Abstand der beiden Wellen ein grosserer oder kleinerer ist — durch Riementriebe oder dureh Raderwerke und nur selten durch Sckeiben, iiber welche Kette n oder Seile gelegt sind, bewerkstelligt. 1. Biementriebe. Jeder Riementrieb besteht aus zwei cylindrischen Scheiben (Riemenscheiben oder Rollen) und aus einem iiber sie gelegten Riemen ohne Ende (Treibriemen), welcher einen Theil des Um- fangs derselben umspannt. Jene Riemenscheibe, welcbe auf der Welle angebracbt ist, von \velcher aus die Bewegung weiter ubertragen wer- den soli, heisst die treibende, jene, auf welche die Bewegung iiber- tragen wird, die getriebene; das Riemenstiick, welches auf die treibende Scbeibe aufliiuft, nennt man das fiihrende, das von ihr ablaufende Riemenstiick das geftihrte. — Besteht ein Riementrieb nur aus den oben erwahnten Bestandtheilen, und erfolgt somit die Leitung des Treibriemens ohne Zuhilfenahme anderer Rollen, so heisst er ein selbstleitender, im entgegengesetzten Falle ein Riemen¬ trieb mit Leitrollen. (Offene und gekreuzte oder geschrankte Riementriebe.) Die Ubertragung der Bewegung von einer Riemenscheibe auf die andere ist nur durcli die Reibung moglich, welche der Riemen in Folge seiner Anspannung auf den Mantelfiachen der Riemenscheiben wachruft; diese Reibung wird, falls selbe so gering sein solite, dass ein Riemengleiten stattfindet, durch Aufstreuen von Colophoniumstaub auf die Gleitseite des Riemens erhoht. — Beginnt die treibende Rie¬ menscheibe sich zu drehen, so erfolgt zunachst die Mitnahme des fiihrenden Riemenstiickes in Folge seiner Reibung auf der treibenden 21 Rolle; da dieses Riemenstiick jedocli auch von der getriebenen Rie- menscheibe in Folge der Reibung gehalten wird, so tritt eine An- spannung desselben ein, welche so lange wachst, bis durch selbe der Umfangswiderstand der getriebenen Scheibe erreicht ist; dann erst bewegt sich die letztere. — Dass bei so erfolgter Bewegungsiiber- tragung auch gleichzeitig eine Geschwindigkeitsanderung erfolgen kann, wird ersichtlich, wenn man bedenkt, dass die Umfangsgeschwindig- keiten der Scheiben eines Riementriebes — ein Gleiten des Riemens ausgeschlossen — gleich sein mtissen; denn da die Umfangsgeschwin- digkeiten der Riemenscheiben ihrem Durchmesser und ihrer Um- drekungszakl direct proportional sind, so ist klar, dass eine Anderung des Durchmessers einer Scheibe, bei gleich bleibender Umfangs- geschwindigkeit, auch eine Anderung der Umdrehungszahl im Gefolge haben miisse; und zwar verhalten sich die Umdrehungszalilen der Wellen eines Riementriebes verkehrt wie die Durchmesser der zu- gehorigen Riemenscheiben. Dass ein Riementrieb nebst der Anderung der Umdrehungszahl (Gesch\vindigkeit) auch eine Anderung der Dre- hungsrichtung bewerkstelligen kann, wird aus dem Anblick eines ge- kreuzten Riementriebes ersichtlich. Treibriemen werden oft aus Guttapercha, meistens aber aus gut gegerbtem Leder erzeugt, welches in Streifen geschnitten und durch Nathe zu einem Stiicke ohne Ende gebildet wird; seltener erfolgt die Verbindung der einzelnen Riemenstiicke durch Leimung, durch Nieten oder Metallschnallen. Die Riemenscheiben werden aus Gusseisen (manchmal aus Holz) erzeugt; sie bestehen (Fig. 46, Taf. 2) aus der Nabe, welche mittelst eines Keiles auf der Welle befestigt wird, aus dem Kranze, auf welclien der Riemen zu liegen kommt, und aus den Armen, welche die Ver¬ bindung der Nabe mit dem Kranze herstellen. •— Behufs einer besseren Auflage des Riemens ist bei grosseren Riemenscheiben die aussere Fliiche des Kranzes etwas gewolbt abgedreht. Oft tritt das Bedtirfniss ein, die Geschwindigkeit der getriebenen Welle, bei sich gleich bleibender Geschwindigkeit der treibenden, zu andern; je nachdem die heabsichtigte Anderung der Geschrvindigkeit der getriebenen Welle eine successiv zu- oder abnehmende oder aber nach einem bestimmten Verhaltnisse anzuwendende sein soli, bedient man sich der conischen Trommeln oder der Stufenscheiben; erstere finden beispielsweise in Spinnereien, letztere namentlich bei Holz- und Metali-Bearbeitungsmaschinen Vertvendung. Die Stufen¬ scheiben (Fig. 47, Taf. 2) bestehen aus mehreren Riemenscheiben von 22 verschiedenen Durchmessern, welche in einem Stiicke gegossen wer- den. Die Durchmesser eines Stufenscheibenpaares miissen zu ein- ander in einem bestimmten Verhaltnisse stehen, damit eine durch sie einzuleitende Geschwindigkeitsanderung nicht aucb gleichzeitig eine Anderung der Lange des zugehorigen Treibriemens nothwendig mache. 2. Riiderirerke. Soli die rotirende Be\vegung einer Welle auf eine zweite ihr naheliegende Welle iibertragen werden, so wendet man bei Uber- setzung kleinerer Krafte Scbeiben an, die sicb, je naeb der Axen- lage, in cylindriscken oder in conischen Flachen beriibren. Wenn beide Scbeiben aneinander gepresst werden, so erfolgt die Bewegungs- iibertragung in Folge der durch den Bruck hervorgerufenen Reibung der sicb beriihrenden Flachen; solche Scbeiben nennt man Fric- tionsrader. — Ist aber der Umfangswiderstand ein grosserer, und sind Stosse oder plotzliche Geschwindigkeitsanderungen der treibenden Welle zu gewartigen, und ware ferner bei grosserem Umfangswider- stande die zur Bewegungsubertragung nothige Reibung beider Rader so gross, dass daraus eine baldige Abnutzung derselben folgen wurde, so versieht man die Rader an ihrem Umfange mit kunstlichen Un- ebenheiten in der Art, dass die Erhohungen des einen Rades in Ver- tiefungen des anderen eingreifen. Diese am Umfang angebrachten Erhohungen nennt man Zahne, die entsprechenden Vertiefungen Zahnlucken, endlich die Rader, an denen sie angebracht \vurden, verzaknte Rader oder Zahnrader. — Wenn wir uns die Zahn- rader auf solche Weise aus Frictionsradern entstanden denken, so ist es ersichtlich, dass sich selbe gleichfalls in zwei Rotationsflachen be- rtthren, die bei paralleler Stellung der Axen Cylinderllachen, bei schiefer Stellung derselben aber Kegelflachen sein werden. Im ersteren Falle nennt man sie cylindrische oder Štirn rader (Fig. 48, Taf. 2), im letzteren conische oder K eg el rad er (Fig. 49, Taf. 2). Denkt man sich die Beriihrungsflache eines Stirnrades durch eine senkrecht zu seiner Axenrichtung gelegte Ebene geschnitten, so ist die hiedurch entstehende Durchschnittslinie offenbar ein Kreis. Diesen nennt man den G run d- oder Theilkreis.— Auch die Be- riihrungsflachen vou Kegelradern geben, durch senkrecht zu ihrer Axenrichtung gelegte Ebenen geschnitten, Kreise als Durchschnitts- linien, deren Durchmesser gegen den Fuss des Beriihrungskegels hin wachst; man nennt in diesem Falle den grossten dieser Kreise, das 23 ist jenen, der am Fusse des Beriihrungskegels selbst liegt, den Grund- oder Theilkreis. Theilkreis wird dieser Kreis deswegen genannt, weil auf dem- selben die Theilung des Rades, das ist der Abstand zweier Zahne, aufgetragen wird. Der Theilkreis theilt jeden Zahn in zwei Theile: in den Zahnkopf, das ist das oberhalb desselben befindliche Zalin- stiick, und den Zahnfuss, der unterhalb des Theilkreises liegt. Die gegen die Zahnhohe senkrechten Dimensionen des Zahnes sind die im Theilkreise zu messende Zahndicke und die Zahnbreite. Die Zalmdicke ist von der Theilung des Rades abhangig; sie ist etwas kleiner als die halbe Entfernung zweier Zahne, indem die Zahnlucke grosser als die Zahndicke ist. Die Breite und Dicke des Zahnes sowie die Zahnhohe sind von der Grosse der zu iibertragenden Um- fangskraft sowie von der Umfangsgesclnvindigkeit abhangig. Die den Zahn begrenzenden gekriimmten Seitenfliichen nennt man die Zahnflanken. Die Form der Kriimmung dieser Seiten¬ flachen ist von Wichtigkeit und muss derart beschaffen sein, dass die Ubertragung der Bewegung ohne Stosse und ohne Unterhrechungen stattfindet. Es besitzen daher alle Zahnflanken gut ausgeluhrter Rader bestimmte Zahnformen. (Beschreibe die Evolventen- und die Cy- kloiden-Verzalinung.) Je nach dem Orte der Anbringung der Zahne theilt man die Zahnrader in solche mit ausserer und innerer Verzahnung ein; im ersteren Falle sitzen die Zahne am ausseren, im letzteren am inneren Umfang des Zahnkranzes. Das Ubersetzungsverhaltniss bei Zahnradern wird nicht wie bei den Riemenscheiben durch das Verhaltniss ihrer Durchmesser, son- deru durch das ihrer Zahnezahlen ausgedruckt. Zahnrader werden meist aus Gusseisen, nur in seltenen Fallen aus Messing oder Schmiedeisen hergestellt; sie bestehen aus der Nabe, den Armen und dem Zahnkranze, \velch’ letzterer zur Aufnahme der Zahne bestimmt ist. Die Zahne bestehen entweder aus demselben Materiale wie der Kranz, und sind in diesem Falle mit diesem in einem Stiicke gegossen, oder sie sind aus Holz erzeugt und werden in entsprechende Offnungen des Zahnkranzes eingesetzt und durch Holzkeile unter einander befestigt (Fig. 48, Taf. 2). Grossere Rader erhalten hiiufig ITolzzalme, welche mit den Eisenzahnen des zu- gehorigen kleineren Rades arbeiten. Der Eingriff eines Rades mit Holz- in eines mit Eisenzahnen ist sehr giinstig, indem erstens die Rader bedeutend ruhiger arbeiten, zweitens aber ein Bruch stets bei 24 einem Holz- und nicht bei einem Eisenzahn erfolgt, und man ersteren leicht auswechseln kann. — Die Arme der Kader erhalten Verstar- kungsrippen und besitzen daher einen T- oder sternfbrmigen Quer- schnitt. Soli die drebende Bewegung einer Welle auf eine zweite iiber- tragen \verden, die so gelegen ist, dass ilire Axe weder mit der der ersteren parallel liegt, nocb selbe scbneidet, sondern sie kreuzt, so kann diese Bewegungstibertragung nicht in der besprochenen Weise mittelst Štirn- oder Kegelradern erfolgen, sondern sie geschieht (Fig. 54, Taf. 2) durcb den Eingriff schiefstehender Zahne eines am Umfang verzahnten Rades mit einem zahneartig geformten Gewinde einer Scbraubenspindel. Die Theilung dieses Zaknrades ist dann offenbar gleich der Ganghohe der Schraube, und es lieisst ersteres, wie bereits bekannt, das Schneckenrad, letztere aber die Schnecke oder Schraube ohne Ende. 3. Kette« - und Seiltriebe. Bei der Anwendung von Ketten- und Seilscheiben zur Ubertra- gung von rotirenden Bewegungen ist es die Anspannung im fiihrenden Ketten- oder Seilstiicke, welche auf den Sckeiben einen Reibungs- widerstand wachruft, der die Bewegungsubertragung ermoglicht. — Man theilt die Ketten je nach der Art ihrer Anvvendung in Last- ketten und Treibketten. Erstere werden fur das blosse Tragen oder Fortbewegen von Lasten, letztere aber bei Ubertragung rotiren- der Bewegungen gebraucht. Ihrer Form nach unterscheidet man: die weite Ringkette (deutsche Kette), die en g e Ringkette (englische Kette), die Stegkette und die GeFenkskette (siehe Fig. 50, Taf. 2). Die ersteren drei Gattungen sind aus einer Reihe von ineinander- greifenden Gliedern, den Kettengliedern, die ausRundeisen erzeugt sind, letztere Gattung aber durcb entsprechende Verbindung von Flacheisenschienen mit quergehenden Bolzen gebildet. ■— Die Ketten- glieder der deutschen Ketten sind mehr langlich und lassen ein leichtes Verwirren der Kette zu, jene der englischen sind mehr oval; die Stegkette besitzt ein eingeschweisstes Querstiick, den Steg, um ein Zusammendriicken der Kettenglieder durch starkes Anspannen derselben, sowie ein Verwirren der Kette zu verhindern. — Die Er- zeugung der einzelnen Kettenglieder erfolgt auf dem Horn eines Ambosses durch Biegen und Zusammenschweissen von Rundeisen- stticken, und wird die Iliilfte der Kettenglieder fur sich, die andere Halfte aber unter gleichzeitiger Verbindung mit ersteren erzeugt. 25 Von der guten Schweissung und dem Materiale der Kette hangt die Festigkeit derselben wesentlicli ab. Werden Ketten zrn- Ubertragung rotirender Bevvegungen beniitzt, so erhalten die Kettenscheiben am Umfange entsprechende Vertie- fungen, um ein gutes Einlegen der Kette zu ermoglicken. Bei An- wendung yon Gelenksketten zum gleichen Zwecke wird der Umfang der Scheibe mit zabnformigen Vertiefungen versehen, in welcke sicb die Querbolzen der Kette einlegen. Zur Verbindung der Kettenstfieke imtereinander gebraucht man die Scheckel undWirbel oder Warrel (Fig. 51); erstere besteben aus einem einerseits offenen Kettengliede von etwas grosserer als der normalen Lange, welches durch einen Bolzen abgescblossen \verden kann; letztere ermoglicken ein Verdrehen der Kette um ikre Langen- axe. ■— Zur Anhangung von zu kebenden Lasten an Ketten bedient man sich der Kettenhaken (Fig. 52); diese besitzen entweder einen kreisformigen oder einen kreisformigen, durch zwei parallele Ebenen begrenzten Querscknitt (wie im vorliegenden Falle), oder ihr Quer- scknitt ist trapezformig. An den Kettenhaken schliesst sick gewohn- lick ein Wirbel an, um dessen Drekbarkeit zu ermoglichen. Soli aber eine Kette an einem Haken befestigt werden, so gebraucht man einen Wirbelring (Fig. 53). Die zur Verwendung gelangenden Seile werden in Hanfseile und Dr akt seile gesckieden; ikrer Form nack theilt man sie in Run ds e il e und in flacke oder Bandseile. — Hanfseile werden zu Rundseilen durch Zusammendrehen mekrerer Litzen erzeugt, wakrend Bandseile nebeneinander liegende Litzen besitzen; die bedeu- tende Biegsamkeit der Hanfseile gestattet ihre Verwendung in allen jenen Fallen, in welchen Rollen oder Trommeln von geringem Durch- messer zur Anwendung gelangen, wie z. B. bei Flaschenziigen. Sie leiden jedoch durch Nasse oder Temperaturswecksel selir und erhalten in Fallen, in welchen sie solcken Einflussen sekr ausgesetzt sind, einen Theer- oder Asphaltanstrick; jedoch erfolgt die Vergrosserung ikrer Dauerhaftigkeit in diesem Falle stets auf Kosten ihrer Biegsam¬ keit. Die Tragkraft eines Hanfseiles hangt in erster Linie von der Qualitat des zu seiner Herstellung venvendeten Hanfes und von der Grosse des Seilquerscknittes, sowie vom Grade der Dreliung der Fiiden in den einzelnen Litzen ab. Drahtseile werden als Rundseile durch Zusammendrehen von Litzen um eine Hanfseele gebildet; selbe finden hauptsacklich als Trag- und Forderseile, als Triebseile, sowie als stekendes Gut auf Schiffen 26 ihre Verwendung. — Da Drahtseile eine grosse Steifigkeit besitzen, miissen bei Leitung derselben iiber Rollen letztere bedeutende Durch- messer erlialten, wie z. B. die Seiltrommeln bei Fordermaschinen. Drahtseile werden meistens aus Eisendraht, seltener aus Kupfer- oder Stahldraht erzeugt. C. Mittel zur Verwandlung geradliniger hin- und her- gehender Bewegungen in continuirlich rotirende und umgekehrt. Die Venvandlung einer gegebenen hin- und hergehenden Bewe- gung eines Maschinentheils in die continuirlich rotirende einer Welle und umgekehrt spielt im, Maschinenwesen eine ausserst wichtige Rolle. Fast bei einer jeden Maschine finden sich derlei Bewegungsuber- setzungen vor, und werden dieselben, je nach dem Zwecke, zu vvelchem das rotirende oder hin- und hergefiihrte Maschinenelement dienen soli, verschieden ausgefiihrt. Unter den vielen Anordnungen dieser Bewe- gungsiibertragung ist der Kurbelmechanismus sowie der zu diesem einschlagige mittelst excentrischer Scheiben der \vichtigste, und sollen beide in Folgendem zur Besprechung gelangen. I. Der Kurbelmechanismus. 1. Bestandtheile desselben. Soli die geradlinig hin- und hergehende Bewegung eines Ma¬ schinentheils in die continuirlich rotirende einer Welle umgesetzt \verden, so hiingt man an das Ende einer mit demselben fest verbun- denen Stange gelenkartig eine zweite ein, deren Ende mit dem Zapfen eines Hebels verbunden ist, welcher sich auf einem Wellenende auf- gekeilt befindet. Den Hebelarm der Welle nennt man Kurbel und die mit einem Zapfen desselben, dem Kurbelzapfen, gelenkartig verbundene Stange die Schub- oder Pleuelstange. Die Verbin- dung der letzteren mit dem Ende der hin- und hergehenden Stange erfolgt durch Einschaltung eines Zwischenstiickes, welclies Kreuz- kopf genannt wird. So lange dieses eine Ausweichung des Endsttickes der hin- und hergehenden Stange von ihrer geradlinigen Bahn ver- 27 hinclert, erfolgt raittelst der Schubstange eine rotirende Bewegung der Kurbel. Die Schubstange ivird deshalb auch oft Triebstange genannt. Fig. 1, Taf. 3 zeigt die scheraatische Anordnung eines Kurbel- mechanismus. Der Kreuzkopf ist mittelst einer aus zwei Linealen gebildeten Geradfiihrung geleitet und bedingt das Verbleiben der mit ihm in fester Verbindung befindlicben Stange in ihrer geradlinigen Bahn; er ist aber andererseits mit der Schubstange gelenkartig verbunden, welche um einen am Kreuzkopfe befindlichen Zapfen schivingen kann. Schubstange und Kurbel sind in der Figur durch gerade Linien angedeutet. 2. Art und Weise der Bervegungsubertrag-ung. Dass ein aus vorerwahnten Bestandtheilen bestehender Mecha- nismus die hin- und hergehende Bewegung des einen Elements in die rotirende des anderen verwandelt, ist aus folgender Betrachtung leicht ersichtlicli: Denken wir uns die Kurbel horizontal nach rechts stehend, so befindet sich der Kreuzkopf in der Stellung 1, und es liegen Kurbel und Schubstange in einer Geraden, die, wie wir sehen werden, auch die Symmetrielinie der ganzen Bewegung ist. Riickt nun der Kreuzkopf gegen den Punkt 2, so miissen sich Kurbel und Schubstange von dieser Symmetrielinie heben oder unter dieselbe senken, indem der Abstand vom Wellenmittel bis zum Kreuzkopfe, der friiher der Summe der Schubstangen- und der Kurbellange gleich war, nun ein geringerer \vird. Angenommen, Kurbel und Schubstange hiitten sich liber die Gerade W 3 W x K B K t (Fig. 2, Taf. 3) gehoben, so bleiben sie auch so lange iiber derselben, bis der Kreuzkopf in die Stellung 2 gelangt, in welchem Falle die Schubstange die Kurbel deckt und die Entfer- nung vom Wellenmittel zum Kreuzkopfe der Differenz der Schub¬ stangen- und der Kurbellange gleich ist. — Bei der Zuriickbeivegung des Kreuzkopfes gegen seine urspriingliche Lage 1 werden sich Kurbel und Schubstange unter die Mittellinie senken, bis sie, beim Ein- treflen des Kreuzkopfes in seiner Anfangsstellung, wieder ihre urspriing- liche Lage erreicken, das ist in einer Geraden liegen. Bei dieser beschriebenen Bewegung des Kreuzkopfes bat die Schubstange eine schwingende Bewegung vollbracht, der Kurbelzapfen aber ist von W } liber WW S nach W A und iiber W 4 zuriick nach W, gelangt, hat also, da seine Entfernung vom Wellemnittel constant blieb, um das- selbe einen Kreis beschrieben. 28 Wenn also der Kreuzkopf von seiner Anfangsstellung ilber seine Endstellung in die Anfangsstellung zuriickkehrt, so beschreibt der Kurbelzapfen einen Kreis und die Welle vollbringt eine Umdrehung. Nachdem dabei die grosste Entfernung des Kreuzkopfes vom Wellen- mittel gleieb der Summe der Schubstangen- und der Kurbellange, die kleinste Entfernung desselben vom Wellenmittel aber der Diiferenz jener beiden Langen gleich ist, so sind die aussersten Lagen des Kreuzkopfes um die doppelte Kurbellange von einander entfernt. Man sagt biefur: der Hub des Kreuzkopfes ist gleich der doppelten Kurbellange. 3. \\eg des Kreuzkopfes, und des Kurlbelzapfens. Im Vorigen wurde dargelegt, dass die Lage des Kreuzkopfes in seinen Endstellungen K 1 K s (Fig. 2) die Stellung des Kurbelzapfens in den Punkten W x W s bedingt. tjber den Weg und die Stellung des Kurbelzapfens fur eine beliebige Lage des Kreuzkopfes zvvischen diesen Endstellungen gibt uns folgende Betracktung Aufschluss: Denken wir uns die Schubstange unendlicb lan g, so wird sie bei der Bewegung der Kurbel stets parallel zur Symmetrielinie bleiben, und es ist die Entfernung des Kreuzkopfes von seiner Anfangslage stets gleich der Horizontal-Projection des Kurbelzapfenweges. Fur eine beliebige Stellung W ± des Kurbelzapfens ist AW t — KK X . Anders verhalt es sich, wenn die Schubstange eine endliche Lange besitzt. Halten wir die allgemeine Lage des Kurbelzapfens in W fest, so ist in diesern Falle der Weg des Kurbelzapfens (im Sinne der Symmetrielinie) AW t kleiner als KIL j. Denken wir uns namlich die Schubstange von der Kurbel losgelost und um den Punkt K in die Mittellinie gedreht, so ist C W ± der Weg des Kreuzkopfes fur diese Kurbellage, indem wir uns ja auch die Schubstange aus der Stellung K l W x in die Stellung KC langs der Mittellinie verschoben vorstellen konnen. Um die Grosse der Pfeilhohe des Bogens CW, das ist um die Grosse CA = w, ist daher der Weg des Kurbelzapfens kleiner als jener des Kreuzkopfes. Wenn sich also der Kurbelzapfen in seiner Mittellage W 2 befindet, so ist nicht auch der Kreuzkopf gleichzeitig in seiner Mittellage, sondern bereits liber selbe hinaus. Diese Diffe- renz bcider Wege ist fur den Punkt W 2 offenbar die grosste, indem eine von W 2 entsprechend verzeichnete Bogenlange, somit auch die zugehorige Pfeilhohe, die grosste ware. Sie nimmt bei der Weiter- bewegung des Kurbelzapfens von W., aus ab und ist im Punkte W 3 wieder gleich Nuli; der Weg der Kurbel im Sinne der Symmetrielinie 29 (W 1 W 3 ) ist gleicli dem Wege des Kreuzkopfes (K t 2Q. Bei der Bewe- gung des Kurbelzapfens auf der unteren Halfte seiner Bahn tritt gerade das Entgegengesetzte ein. Denn befindet sich derselbe unter- halb der Symmetrielinie in einer allgemeineu Stellung W, so ist W S B der Weg des Kurbelzapfens, wahrend der Weg des Kreuzkopfes n ur W S E ist. Eilte daher der Kreuzkopf bei der Bewegung des Kurbel¬ zapfens oberhalb der Mittellinie demselben vor, so eilt er jetzt dem- selben nach, und zwar erreicbt dies Nacheilen ein Maximum fiir die Lage kF 4 , von welckem Punkte ab es abnimmt und in W 1 wieder gleicli Nuli wird. Benennen wir jenen Tbeil der Kurbelbewegung, \vahrend welcbem sich der Kreuzkopf dem Wellenmittel nahert, mit der Bezeichnung Her(zu)gang, und jenen Theil derselben, wahrend vvelchem sicb der Kreuzkopf vom Wellenmittel entfernt, mit Hin(weg)gang, so konnen wir nach dem Vorigen folgenden Satz aufstellen: Wah- rend des Herganges eilt die Kur bel dem Kreuzkopf e nach, wahrend des Hinganges eilt sie demselben vor. — Fiir eine beliebige Stellung des Kreuzkopfes kanu man die zugehorige des Kurbelzapfens leicht dadurch finden, dass man von jenem Punkte des Kreuzkopfes aus, in welchem die Schubstange eingekangt ist, mit der Liinge derselben einen Kreisbogen beschreibt; der Punkt, in welchem dieser Bogen den Kreis des Kurbelzapfens schneidet, bestimmt die gesuchte Stellung der Kurbel. Dieser Bogen schneidet den Kurbel- kreis im Allgemeinen in zwei Punkten; es entspreclien daher ein und derselben Kreuzkopfstellung stets zwei Kurbelstellungen; die eine fallt in den Hingang, die andere in den Hergang. — Fiir die Endstellungen des Kreuzkopfes fallen diese beiden Schnittpuukte in je einen zusam- men (W 1 und W & ). 1. Kriifte, ivelehe im Kreuzkopfe und in der Schubstang-e rvirksani sind. Denken wir uns, die Kurbel bewege sich, wie in Fig. 2, a und 2, b angedeutet ist, und befinde sich in der Stellung der Fig. 2, a. In diesem Falle erfolgt die Bewegung der Kurbel in Folge des Schubes, den der Kreuzkopf durch die mit selbem fest verbundene Stange erkalt und dessen Intensitat und Richtung in der Figur mit F bezeiehnet ist. Die Schubstange stellt vermoge des Widerstandes, den die Kurbel der Drehung entgegensetzt, der Verschiebung des Kreuzkopfes ein Hinderniss entgegen, dem eine in der Figur mit p bezeichnete Kraft 30 entspricht, deren Richtung in die der Schubstange fallt. — Soli daber eine Bewegung des Kreuzkopfes, d. i. eine Drehung der Kurbel statt- finden, so muss die Kraft P fiir jede Lage des Kreuzkopfes sicb in zwei Componenten zerlegen lassen, deren eine in die Schubstangen- ricbtung fallt und im Allgemeinen grosser ist als jener Widerstand p, wahrend die andere Componente senkrecht zur Be\vegungsrichtung des Kreuzkopfes ausfallt; letztere ist in der Figur mit Q bezeichnet. Diese Componente Q wiirde ein Heraustreten des Kreuzkopfes aus seiner geraden Bahn bewirken, wenn er nicbt auf einer festen Flacbe gleiten wiirde, die dies verhindert. Fiir die betracbtete Kurbelstellung in Fig. 2,a haben wir also in der Scbubstange einen Druck in deren Langenrichtung, und im Kreuzkopfe einen Druck nacb abwarts. Fiir den ganzen Hergang der Kurbel bleiben die Verhaltnisse die- selben; befindet sicb aber die Kurbel im Iiingang (Fig. 2 ,b), so herrscbt in der Schubstange ein Z u g und der Kreuzkopf wird gleich- zeitig abwarts gedriickt. Setzen wir die in Fig. 2, c und 2, d angedeutete Drehungs- ricbtung der Kurbel voraus, so bleibt die Betracbtung dieselbe. — In der Fig. 2, c befindet sicb die Kurbel im Hergange, die Schubkraft P des Kreuzkopfes findet einen Widerstaud von der Crosse und Rich- tung der Kraft p ; soli die Drehung der Kurbel stattfinden, so mlissen wir uns die Kraft P durch zwei Componenten ersetzt denken, wovon eine jener Kraft p entgegengesetzt ist und im allgemeinen \vieder grosser als selbe sein muss, wahrend die andere Componente \vieder senkrecht zur Bewegungsricbtung des Kreuzkopfes ausfallt. Erstere Componente bewirkt bei dieser Kurbelstellung einen Druck in der Langenrichtung der Schubstange, und die zweite mit Q bezeichnete wirkt senkrecht nach aufwarts. Letztere \viirde also ein Abheben des Kreuzkopfes von seiner Bahn bewirken, wenn derselbe nicbt geflibrt ware. Fiir den ganzen Hergang der Kurbel bleiben diese Kraftverhaltnisse gleicb. Fiir den Iiingang der Kurbel maclit zvvar der Druck in der Scbubstange einem Zuge in derselben Platz, der Kreuzkopf wird aber wieder nach aufwarts gedriickt, wie aus Be¬ tracbtung der Fig. 2, d bervorgebt. Fiir eine und dieselbe Drebungsricbtung erfolgt somit im Kreuzkopfe ein Druck senkrecht zu seiner Bahn, und zwar stets nur in einer Richtung; in der Scbubstange wechselnZug und Druck bei jeder Umdrehung der Kurbel, die Schubstange wird wabrend des Ilerganges stets auf Druck, wakrend des Hinganges auf Zug beansprucbt. 31 Die Grosse des Druckes im Kreuzkopfe ist in den einzelnen Phasen der Bewegung verschieden; dieser Druck wachst mit dem Winkel a (Fig. 3, Taf. 3), den die Schubstange mit der Symmetrielinie bildet, und ist daher fiir die Kurbelstellungen 2 und 4 am grbssten. Der Winkel a wird im Allgemeinen um so grosser, je kleiner die Schubstangenlange bei gegebener Kurbellange ist; man gibt daher den Schubstangen stets die grosste zulassige Lange (meistens das 5- bis 7facke der Kurbellange), um moglichst geringe Schwankungen im Drucke des Kreuzkopfes zu erhalten. 5. Krilite, wclelie am Kurbelzapfen wirksam siud. Die in die Schubstangenricktung fallenden Krafte werden un- mittelbar auf den Kurbelzapfen iibertragen. Denken wir uns die Schubstange unendlich lang, so dass sie fiir jede Kurbelstellung parallel zur Mittellinie bleiben wiirde, und eine Kraft D, die constant auf sie einwirkt, so wird fiir eine beliebige Kurbelstellung offenbar nicht die ganze Kraft P zur Drelmng der Kurbel nutzbar iibertragen, sondern nur jene Componente derselben, welche in die fiir diese Kurbelstellung an den Kurbelkreis gezogene Tangente fallt, vvahrend die zweite Componente der Kraft P, die senkrecht gegen erstere, also in der Kurbelriehtung liegt, blos ein Andriicken der Welle im Lager hervorbringt. Es ist einleuchtend, dass in den Lagen 1 und 3 der Kurbel gar keine die Drehung der Kurbel fbrdernde Kraftiiber- tragung stattfindet; es wird fiir diese Punkte keine in der Schub- stangenrichtung wirkende Kraft im Stande sein, der Kurbel eine drehende Bewegung zu verleihen, und man nennt daher auch die Punkte 1 und 3 die todten Punkte. Von der Anfangsstellung 1 steigt die Grosse der die Kurbel bewegenden Kraft immer mehr, bis sie bei einer zur Kurbellage 1 senkrechten Richtung ihr Maximum erreicht, in welchem Punkte diese Kraft, die man auch die Umfangs- oder Tangentialkraft zu nennen pflegt, gleich dem Drucke in der Schubstange wird. Von dieser Kurbellage 2 an sinkt die Umfangs¬ kraft immer mehr und wird im Punkte 3, dem zweiten todten Punkte, gleich Nuli. Beim Hingange erfolgt das Analoge; von der Kurbel¬ stellung 3 an vvachst die Umfangskraft, wird in der Stellung 4 gleich dem Zuge der Schubstange (erreicht somit wieder ihr Maximum) und nimmt von da an ab; in der Kurbellage 1 ist sie wieder gleich Nuli. Eine unendlich lan g e Schubstange bewirkt also eine Kraft- iibertragung in der Art, dass die Umfangskraft am Kurbelkreis fiir die Drelningsvvinkel von 90° und 270° ihr Maximum erreicht, nam- 32 lich der Kraft P gl c i eh wird, ftir die Winkel 0° und 180° aber ein Minimum erlangt und gleich Nuli wird. Diese Betracbtung erhalt einige Modificationen, wenn wir die endliche Lange der Schubstange beriicksichtigen. Die in die Schub- stangenrichtung fallende Kraft ist in diesem Falle nicht constant, son- dern wachst, wie aus Fig. 3, Taf. 3 ersiehtlich ist, mit dem Winkel, Avelchen die Schubstangenrichtung mit der Symmetrielinie bildet. Diese Kraft wird offenbar fur eine Drehung der Kurbel um 90 0 (vom todten Punkte aus gereebnet) am grossten. Das Maximum der Umfangskraft am Kurbelkreise erfolgt jedoch sebon friiher, namlich dann, werm die Schubstangenrichtung senkrecbt zur Kurbelrichtung steht, in welchem l 1 alle zwar eine etwas geringere Schubstangenkraft als das Maximum wirkt, jedoch ganz zur Bewegung der Kurbel verwendet wird. — Fur die Punkte 1 und 3 ist die Umfangskraft gleich Nuli, und wir er- lialten somit bei Beriicksicbtigung der endlichen Lange der Schub¬ stange folgendes Bild liber die wechselnde Umfangskraft. Vom Punkte 1, in welckem die Umfangskraft Nuli ist, steigt selbe, erreicht in einer Stellung, welche etvvas v o r der senkrechten Kurbellage ist, ihr Maxi- mum, fallt dann wieder allmalig und ist im Punkte 3 wieder Nuli. Fiir die weitere Bewegung der Kurbel beim Hingange steigt die Um¬ fangskraft wieder und erreicht fiir eine gewisse Kurbelstellung (die hier rechts von der um 270° gedrehten Kurbel liegt) ihr zweites Maximum, und wird im Punkte 1 wieder Nuli. Nachdem, \vie friiher envahnt wurde, die in die Schubstangen¬ richtung fallende Kraft mit dem Neigungsvvinkel a wachst, so em- pfiehlt es sich, um moglichst geringe Schwankungen in der Inanspruch- nahme der Schubstangen zu erzielen, das Verhaltniss der Schub- stangenlange zur Kurbellange gross zu halten. 6. Gesclnvindigkeit des Kurhelzapfens. Wir denken uns, dass der Kurbelzapfen mit einer gewissen Ge- schwindigkeit im todten Punkte 1 anlange. Wurden auf denselben von da an gar keine Krafte einvvirken, so miisste er (vom Einflusse der Reibungswiderstande abgesehen) mit dieser Geschwindigkeit weiter rotiren. Nun wirken aber auf denselben Krafte ein, namlich die Um¬ fangskraft im Sinne der Drehung, und zwar mit variabler Intensitat, und dieser Umfangskraft entgegen der Umfangsvviderstand Q mit con- stanter Intensitat. — Die Eimvirkung dieser beiden Krafte wird die Geschwindigkeit des Kurbelzapfens in nachfolgender Weise beein- flussen: 33 Nachdem, wie bekannt ist, die Umfangskraft fiir den Punkt 1 gleich Nuli, in der Nalie desselben aber sehr gering ist, so ieuchtet ein, dass wegen des constanten Widerstandes Q eine Weiterbewegung des Kurbelzapfens vom todten Punkte aus nur bei gleichzeitiger Ab- nahme der Geschwindigkeit erfolgen kann, welche Geschwindigkeits- verminderung so lange dauern muss, bis in einer gewissen, zwischen 0 ° und 90 ° liegenden, Kurbelstellung die Umfangskraft gleich dem Umfangswiderstande Q wird. Bei der von dieser Lage aus erfolgenden stetigen Zunahme der Umfangskraft, die jetzt immer grosser als Q ist, erfolgt auch ein stetiges Waehsen der Gesclmindigkeit des Kurbel¬ zapfens. Hieraus ist ersichtlich, dass bei jener Kurbelstellung, in welcher die Umfangskraft gleich Q war, die Geschwindigkeit des Kurbelzapfens ihren niedrigsten Werth erreičhte. Wir wissen, dass (eine unendlich lange Triebstange vorausgesetzt) die Umfangskraft fiir die Drehung der Kurbel um 90 ° ihr Maximum erreicht, und von da ab sinkt. Die Geschwindigkeit des Kurbelzapfens wachst dabei mit gleichzeitiger Zunahme der Umfangskraft, sie wachst aber auch noch dann, wenn die Umfangskraft bereits im Sinken begriffen ist, und zwar so lange, bis die Kurbel in eine Stellung gelangt, in welcher \vieder die Umfangskraft gleich dem Umfangswiderstande wird, da ja in allen vorhergehenden Kurbellagen die Kraft grosser als der Wider- stand war. Die Kurbellage, in welcher die Umfangskraft zum zweiten Male gleich dem Umfangsviderstande wird, liegt zwisclien 90 ° und 180 ° und ist, da bei der Weiterbewegung der Kurbel ein Sinken der Ge- schwindigkeit eintreten muss, somit jene, in welcher das Maximum der Gesclmindigkeit eintritt. — Die Geschrvindigkeit des Kurbelzapfens sinkt bei der weitern Bewegung der Kurbel bis zum todten Punkte 3 wieder auf jene Hohe, die sie im Punkte 1 besass. Fiir die Bewegung der Kurbel auf der unteren Halfte ihrer Balin tritt genau dasselbe ein; es erreicht die Gesclmindigkeit des Kurbelzapfens fiir eine Stel¬ lung zivischen 180 ° und 270 ° ihr Minimum, fiir eine Stellung zwischen 270 ° und 360 ° ihr Maximum. Die Geschwindigkeit des Kurbelzapfens wird daher bei jeder Umdrebung der Kurbel an zwei Punkten ein Maximum, an zwei Punkten ein Minimum. Fiir eine endliche Schubstange erreicht der Kurbelzapfen fiir jede Umdrehung gleichfalls zweimal eine Maximal- und eine Minimal- geschvindigkeit. Nur die Kurbellagen, in welchen diese Geschwindig- keitsgrenzen erreicht werden, sind andere, da ja auch die Umfangs- kraft nicht bei 90 °, sondern bereits friiher ihr Maximum erreicht. — Die Betrachtung erlialt aber einige Modificationen, wenn wir auch 3 34 noch die Einwirkung der betvegten Massen beriicksichtigen. In Wirk- lichkeit' tritt das Minimum der Geschwindigkeit nicbt bei jener Kurbel- lage ein, in welcher die Umfangskraft gleicb Q ist, sondern spater, indem der bei den nachstfolgenden Kurbellagen gewonnene Zuwachs der Umfangskraft dadurch absorbirt wird, dass die mitrotirenden Massen in Bewegung erhalten tverden miissen; anderseits erfolgt auch das Maximum der Geschwindigkeit nicht in jener Kurbellage, in welcher die Umfangskraft wieder gleich dem Widerstande wird, sondern spater, indem die in rascber Bewegung befindlichen Massen einen gewissen Uberschuss an Kraft reprasentiren. Erst wenn dieser aufgezehrt ist, erfolgt ein Sinken der Geschwindigkeit. — Dadurch nun, dass mit dem Kurbelmechanismus verbundene, mitrotirende Massen die Minimal- und Maximalpunkte der Geschwindigkeit des Kurbel- zapfens gegen Kurbellagen hin verriicken, in welclien die Umfangs¬ kraft eine bereits grdssere, oder, wie im letzteren Falle, eine ge- ringere geworden ist, wird aucli der Unterschied zwischen beiden Geschwindigkeitsgrenzen ein geringerer; der Mechanismus arbeitet dann gleichformiger, und liegt in dieser Function der mitrotiren¬ den Massen die Bedeutung der mit dem Kurbelmechanismus in Ver- bindung stehenden Schwungr ader. 7. Elemente des Kurbelmechanismus. (Mit besonderer Riicksiclit auf Dampfmaschinen und Pumpen.) a) Kolb en. Maschinentheile, die zur Aufnahme der Bewegung tropfbarfliissiger oder gasformiger Korper dienen, oder zur Ubertragung von Bewegungen auf Korper obiger Aggregatzustande verwendet wer- den, heissen im Allgemeinen Kolben. Jeder Kolben rnuss behufs raumlicher Theilung des ihn umgebenden Gehauses mit einem ent- sprechenden Dichtungsverschlusse an den Gefassvvanden anliegen, d. h. gedichtet sein. Die Dichtung besteht aus einem elastischen Korper, der den cylindrischen Kolben in Form eines Ringes umgibt. Je nacli der Lage dieses Dichtungsringes kann man von einer ausseren oder inneren Dichtung sprechen. Im ersteren Falle befindet sich die Dichtung im Vollcylinder und heisst Kolbendichtung, im letzteren liegt sie im Hohlcylinder und heisst Stopfbiichsendichtung. Liisst man das den Kolben umgebende Gehause auf einer Seite often, so heisst der Kolben einfachwirkend, ist dasselbe beiderseits ge- schlossen, so wird er doppelvvirkend genannt. — Die haufigst vor- kommenden Kolben sind die Dampf- und die Pumpenkolben. Erstere erfahren in Folge des Dampfdruckes eine hin- und hergehende 35 Bewegung, letztere libertragen eine ihnen ertlieilte Bewegung auf Fliissigkeiten. Die Dampfkolben werden, je nach der Art der angewendeten Dichtungsliederung, in Hanf- und Metallkolben geschieden. Hanf- liederungen werden nur bei niederem Dampfdrucke (jetzt ausserst selten) angewendet. Metallkolben bestehen aus einem cylindrischen Korper, der an seiner ausseren Mantelflache eingedrehte Nuten be- sitzt, in welchen sicb sclirage aufgeschnittene Ringe aus Stalil oder Bronce befinden. Diese Ringe legen sicli mit einem gewissen Brucke an die Wandungen des Hohlcylinders (hier des Dampfcylinders) und bewirken dadurck die Abdichtung des Kolbens. — Ist das Metali, aus welckem der Cylinder hergestellt wurde, ein weiches, so soli das des Dichtungsringes noch weicher sein, und finden daher Dichtungs- ringe aus Bronce haufige Amvendung. Die Abniitzung soli eben stets eher an dem leiclit zu ersetzenden Ringe, als am Cylinder statt- finden. — Bei Dampfkolben von geringem Durcbmesser legen sicb diese schrag aufgeschnittenen Ringe uumittelbar in die ringformigen Nuten des Kolbens. Man macht den Durchmesser des Dichtungs¬ ringes etwas grosser als den des Kolbens, und bewirkt dadurch den elastischen Anschluss desselben an das Gehause. (Siehe den Dampf¬ kolben der Pumpe Fig. 1, Taf. 14.) Ofters legt man audi in ein und dieselbe Nut des Kolbens zwei Dichtungsringe aufeinander, in der Art, dass die Schnittfugen der Ringe auf entgegengesetzte Seiten des Kolbenmantels fallen, und liisst durch kleine, an ein er Kolbenseite befindliche Locher unter die Dichtungsringe Dampf zutreten; man be- werkstelligt hiebei durch den Dampfdruck selbst die Dichtung des Kolbens. — Kolben von grosseren Durchmessern werden zweitheilig hergestellt und bestehen aus dem eigentlichen Kolbenkorper und dem Kolbe n dečke 1. Der Dichtungsring wird in diesem Falle bei abgehobenem Kolbendeckel auf den Kolben aufgeschoben, und ersterer sodann durch Schrauben an den Kolbenkorper befestigt. Das An- pressen des Ringes an die Cylinderwandungen erfolgt auf versckie- dene Weise. Man treibt entvveder uuter den Dichtungsring eine elasti- sche Hanfpackung, oder man bringt am Kolbenkorper unterhalb des Dichtungsringes Blattfedern an, die letzteren an die Wandungen des Dampfcylinders anpressen. (Siehe den Dampfkolben Fig. 4, Taf. 18.) Dampfkolben nelnnen cylindrische Stangen, die Kolbenstangen, auf, mit welclien sie durch Muttern oder Keile verbunden werden. — Wird ein Kolben mit einer Stange niekt fest, sondern gelenkartig verbunden, so entstekt der sogenannte Trunkkolben. Der Dampf- 3 * 36 kolben stelit in diesem Falle mit einem Hohlcylinder (dem Trunk) in Verbindung, welcher entweder nur auf einer Seite (Fig. 5, Taf. 18) oder auf beiden Seiten (Fig. 1, Taf. 19) durch die Deckel des Cy- linders hindurckgelit, behufs Aufnahme der gelenkartig zu verbinden- den Stange einen Zapfen tragt, und auch zugleieh die Geradfiihrung des Kolbens besorgt. Bei den Pumpenkolben wird, bei niclit allzu hoher Temperatur der zu pumpenden Fliissigkeit, vorzugsvveise Leder als Dichtungs- material vemvendet. — Einfachwirkende Pumpenkolben erlialten meistens eine Stopfbtlchsendiehtung; der Dichtungsring liegt danil in einer Nut des Puinpenstiefels und besteht aus einem Lederstulp von U-formigem Quersclinitt; das zwiscken den Schenkeln desselben zu- tretende Wasser driickt einen derselben fest an den Pumpenkolben und bewirkt hiedurch dessen gute Abdichtung. — Doppeltwirkende Pumpenkolben sind entweder ein- oder zweitheilig. Im ersteren Falle werden in eine Nut des Kolbens Lederstreifen aufeinander gewickelt (Kolben der Puinpen Fig. 1, 2, 4, Taf. 14), im letzteren Falle Leder- ringe hochkantig dem Kolbenkorper aufgeschoben und durch den Kolbendeckel zusammengepresst. Pumpenkolben werden auch oft durchbrochen angewendet und an den Durchbruchstellen mit Ventilen versehen; sie heissen dann Ventilkolben (Fig. 8, 9, Taf. 14). b) Cjjliudev. Die Kolben werden von Gehausen umgeben, die man ihrer Form wegen Cylinder nennt, und nack der Art der auf- genommenen Kolben in Dampf- und Pumpencylinder scheidet. — Dampfcylinder sind beiderseits verschliessbare cylindrische Gefiisse aus Gusseisen, seltener aus Bronce. Ihr Material soli eine geniigende Harte besitzen, damit die durch das Schleifen des Kolbenrings er- folgende Abniltzung moglichst gering und gleichformig erfolge. Dampf- cylinder erhalten an den Enden einen etwas grosseren Durckmesser der Bokrung; bei der allmaligen Abniltzung des Cylinders wird da- durch die Bildung eiues „Grates“ in der Arbeitsfiacke des Cylinders verhindert. An den Enden sind die Dampfcylinder mit Kanalen ver¬ sehen, vvelche in seitlichen Angiissen derselben geformt sind und in einer vollkommen eben bearbeiteten Flache miinden; letztere Flache nennt man den Schieberspiegel. Durch diese Kanale erfolgt ein wechselweises Einstromen des Dampfes, und wird dadurch die hin- und hergehende Bewegung des Kolbens, auf eine an einer spateren Stelle dieses Leitfadens zur Besprechung gelangende Weise, bewerk- stelligt. Um Dampfcylinder gegen Abkiihlungen zu schiitzen, umgibt man sie mit Verschalungen aus schlechten Warmeleitern, wie Holz, 37 Filz u. a. m. Grossere Dampfcylinder erhalten meist einen, gleiclifalls bekleideten, Mantel (Dampfmantel) aus Gusseisen, der ein Um- spielen der Aussenwandungen des Dampfcylinders mit frischem Kessel- dampf ermoglicht. Der seitliche Abscliluss der Dampfcvlinder erfolgt durch kreisrunde Deckel, die Cylinderdecke], welche in das Innere des Cylinders eingreifen und sich an Flantschen des Dampfcylinders anlegen. Die Dichtung dieser Deckel erfolgt durch Minium und Tresseh- garn, die Deckelbefestigung durch Schrauben. — Pumpencylinder werden vorwiegend aus Bronce hergestellt oder mit Broncefiitterungen verseheu. (Siehe Fig. 1, Taf. 14.) c) Stopfbuchsen. D.ie hin- und hergehende Bewegung der Kol- ben wird durch die Kolbenstangen weit,er ubertragen. Die Kolben- stangen sind cylindrisch und gehen durch eine oder audi durch beide Cylinderdeckel hindurch. Um einen vollkommenen Abscliluss des Cy- linders zu ermoglichen, miissen sie an ihren Durchgangsstellen ge- dichtet sein. Die Dichtung hin- und hergehender oder rotirender Stangen erfolgt im Allgemeinen durch St-epfbuchsen. Soli eine Wandung, durch welche eine Stange mit hin- und hergehender oder rotirender Bewegung hindurchgeht, gegen Dampf, Luft oder Wasser gedichtet werden, so erhalt sie einen Anguss, welcher mit einer Boh- rung versehen wird, deren Durchmesser nur an einer Stelle behufs Fiihrung der durchgehenden Stange gleicli dem Stangendurchmesser, sonst aber grosser ist. Liegt also die Stange in diesem Angusse, dem Topfe, so bleibt zwischen derselben und der Bohrung ein ring- formiger Raum, der zur Aufnahme des Dichtungsmaterials dient. Letzteres wird durch einen, sich einerseits an die zu dichtende Stange, anderseits an die Bohrung des Topfes anlegenden Ring (Stopfring oder Brille) niedergedriickt, und bewirkt letzterer durch gleich- zeitiges Anpressen des Dichtungsmaterials an die Stange die Dichtung derselben. Jener Theil des Stopfbticbsentopfes, in \velchem die Stange gefiihrt wird, soli behufs geringerer Abniitzung derselben aus Bronce bestehen, und wird daher bei gusseisenen Wandungen meist in Form eines besonderen Ringes eingelegt. Fig. 9, Taf. 9 stellt eine Stopfbiichse der einfachsten Form dar. Um die Brille niederziehen zu konnen, besitzt sie seitliche Ohren, durch deren Locher die Bolzen der in die Wandung eingeschraubten Kopfschrauben hindurchgehen; durch Niederschrauben der Muttern wird ein Zusammendriicken der Packung bewerkstelliget. — Bei der in Fig. 10 dargestellten Stopfbiichse erfolgt das Zusammendriicken der Packung durch Einschrauben der ganzen Brille in die Bohrung des 38 Topfes, wobei erstere einen losen Metallring untergeschoben erhalt, um ein Verdrehen der Packung \vahrend des Anziehens zu ver- kindern. — Plaufig befindet sich das Gevvinde des Stopfringes an der Aussenfiache des Topfes, wie in Fig. 11, Taf. 9; audi bier ist (aus gleichem Grande wie oben) ein loser Ring der Brille untergelegt. Die Packungen der Stopfbiichsen besteben aus Hanf- oder Garn- zopfen, je nachdem die Diebtung gegen Dampf oder Wasser erfolgen soli. Diese Zopfe werden in der Starke des Stopfbiichsenringes er- zeugt und in Stiicke geschnitten, deren Lange dem Umfange der zu dicbtenden Stange gleich ist; die an den Enden sdiief zugeschnittenen Zopfe werden in heisses Unschlitt getaudit und mittelst keilformiger Packkolzer in den Topf getrieben, so zwar, dass sicb die sckiefen Schnittflachen der Enden eines Dichtungsringes aufeinander legen. Um boble Gange in der Packung zu vermeiden, sollen die Fugen mehrerer Ringe gegeneinander versetzt werden. Haufig kommen auch Wulste zusammengerollter Hanfleimvand als Uicbtungsmaterial zur Amvendung; sie besitzen eine Kautschukseele, und erzielen ibrer Elasticitat wegen eine gute Abdicbtung. („Tucks“ Patent-Packung.) d) KreuzlcSpfe. Die Verbindung der Kolbenstangen mit den Scbubstangen erfolgt, -vvie bereits bekannt ist, durch Einscbaltung der Kreuzkopfe. Diese bestehen aus einem Schlittenstuck, mit welcbem die Kolbenstange meist durch Keile fest yerbunden ist, wahrend die im Kurbelzapfen eingebangte Sclmbstange um einen am Scblitten- stiicke befestigten Zapfen scbwingen kann, vvodurch sie in die Lage gesetzt ist, alle der Bevvegung der Kurbel entsprechenden Stellungen einzunehmen. (Formen der Kreuzkopfe beschreiben.) — Da die senk- recht zur Bevvegungsrichtung des Kreuzkopfes fallende Componente der Sckubkraft bei derselben Drehungsrichtung der Kurbel stets auf eine Seite fallt, so ist es bei einer nur in einer Drehungsrichtung der Kurbel arbeitenden Mascbine aucli nur erforderlich, das Aus- weicben des Kreuzkopfes durch eine senkreckt zu dieser Componente liegende Gleitbahn zu verbindern. Man nennt dann die Geradfiihrung eine eingeleisige. Maschinen, die eine Anderung der Drebungs- richtung der Kurbel ermoglichen, erfordern die Anbringung zweier Gleitbahnen; die Geradfiihrung wird dann eine zweigeleisige ge- nannt. Bei Amvendung zweigeleisiger Gleitbahnen muss die eine der¬ selben nachstellbar sein, vvodurch trotz des allmaligen Abschleifens der Gleitbahntheile ein schlottriger Gang der Mascbine verkiiulert \verden kann. Um die Abniitzung moglichst gering zu gestalten, muss die Gleitflache des Kreuzkopfes eine hinreichende Grosse besitzen, 39 so dass d er specifische Druck mogliehst gering wird. Die Gleitflachen sind zn gleichem Zwecke meist aus Bronce hergestellt, oft mit Com- positionsmetallen geftittert. Bei grossen Maschinen, bei ivelchen der Druck im Kreuzkopfe ein bedeutender wird, wendet man haufig vier- geleisige Gleitbahnen an. (Fig. 1, 2, Taf. 18.) Die Kolbenstangen wirken dann auf eine Traverse, welclie die entsprecbenden Gleit¬ flachen besitzt und durch einen in der Mitte liegenden Zapfenhals die Schubstange aufnimmt. — Bei Anwendung mir einer Kolbenstange muss in diesem Falle eine Gabelung der Schubstange erfolgen. e) Schubstangen. Schubstangen besorgen bekanntlich die Ver- bindung des Kreuzkopfes mit dem Kurbelzapfen. — Sie besitzen eine stangenahnliche Form und werden aus Guss- oder Sclimiedeisen oder aus Stalil erzeugt. — Im ersteren Falle erhalten sie einen stern- formigen, in letzteren Fallen einen runden oder achteekigen Quer- schnitt. Wesentlieh ist die Verbindung der Schubstange mit dem Kurbel- und mit dem Kreuzkopfzapfen. Sie erfolgt mittelst lager- formiger Theile, die an den Enden der Schubstange angebracht sind und Scliubstangenkopfe heissen. Im Allgemeinen theilt man die Schubstangenkdpfe in offene und geschlossene. Fig. 37, Taf. 1 stellt einen Schubstangenkopf ersterer Art vor; das Ende der Schubstange ist hier augenfbrmig und nimmt ein Paar seckseckige Lagerschalen auf, deren eine sich in die bearbeiteten Flachen des Auges legt, wahrend die andere ausserdem auf dem Itiicken eines Keiles liegt. Durch Anziehen dieses Keiles erfolgt bei eintretender Abniitzung der Lagerschalen ein festes Andriicken der- selben an den Zapfen. Fig. 38, Taf. 1 stellt einen offenen Schubstangenkopf dar; der Schaft endet in diesem Falle parallelopipedisch, und ist mit einem Biigel versehen, iveleher denselben sowie die Lagerschalen umfasst. Das Festhalten des Biigels erfolgt mittelst eines Keiles, der zwischen zwei Leisten liegt. Die obere dieser Leisten liegt am Sehubstangen- scliaft auf und bat dem Biigel gegeniiber einen Spielraum; bei der unteren tritt das Entgegengesetzte ein. Erfolgt in Folge der schwin- genden Bewegung der Schubstange um den Zapfen eine Abniitzung der Lagerschalen, so wird durch Nachziehen des Keiles eine Locke- rung der Verbindung verhindert. Nachdem dadurch aber ein Herein- ziehen des Biigels erfolgt, so ist ersichtlich, dass ein Nachziehen des Keiles eine Verkiirzung der Schubstange um die Grosse der Ab- niitzung bewirkt, ivahrend bei dem im Vorigen besprochenen ge- schlossenen Scliubstangenkopfe das Gegentheil stattfindet. — Da es 40 nun der geometrišche Zusammenhang der einzelnen Stiicke des Kurbel- mechanismus bedingt, dass die Lange der Schubstange (die Entfer- nung von Zapfenmitte zu Zapfenmitte) genau dieselbe bleibt, so ist es vortheilkaft, die Kopfe einer Sckubstange so einzurichten, dass das Nackzieken des Keiles bei einem Kopfe eine Verkurzung, beim an- deren aber eine Verlangerung kervorbringt, und man beide Liingen- anderungen \veckselseitig ausgleicken kann. — Scbubstangen grosserer Masckinen erkalten lagerformige Kopfe. — Beide Lagerschalen werden dann untereinander und mit dem Sckafte der Sckubstange durcli Schrauben verbunden. f) Kurbeln. Kurbeln, die eine Componente der Schubstangen- kraft aufnekmen und dadurck die drekende Bewegung von Wellen ermoglicken, \verden meist aus Sckmiedeisen, seltener aus Gusseisen erzeugt. Gusseisene Kurbeln besitzen eine Nabe, mit welcker sie auf der Welle aufsitzen; ikre Verbindung mit derselben erfolgt fast aus- sckliesslicli durch Keile; der Querscknitt des Hebels ist dann meist ein T-formiger; der Kurbelzapfen besitzt ein conisck auslaufendes Ende, \velches sick in die gleichfalls conische Bokrung des llebel- endes legt; der Hebel ist an dieser Stelle augenformig erweitert. Die aus Schiniedeisen oder Stalil erzeugten Kurbelzapfen werden mit Keilen oder Schrauben mit der Kurbel verbunden. — Kurbeln aus Sckmiedeisen erkalten meist einen reckteckigen Querschnitt. — An den Enden von Wellen liegende Kurbeln nennt man Stirnkurbeln; wird eine Welle derart zu einer Kurbel abgebogen, dass der Kurbel¬ zapfen zwiscken beiden Wellenenden liegt, so entstekt eine Kurbel- axe. — Eine weitere Abart der Stirnkurbel ist die Gegenkurbel; diese entstekt dadurch, dass der Zapfen einer Stirnkurbel nock eine zweite Kurbel tragt, deren Hebelarm r (vom Hauptkurbelcentrum aus gemessen) kleiner ist als jener der Hauptkurbel E; der Hub der Gegenkurbel ist dann 2 (R —r). Eine Gegenkurbel ist principiell in Fig. 5, Taf. 3 veranschaulicht; der Zapfen der Stirnkurbel besckreibt bei Drekung derselben einen Kreis a , jener der Gegenkurbel den Kreis b. g) Besondere Formen des Kurbelmechanismus. Der Kurbel- mechanismus erhalt oft Modiiicationen in der Art, dass er nickt aus allen jenen Bestandtlieilen gebildet wird, die wir bisher als demselben zugehorig betrackteten. — Wird z. B. die Sckubstange unmittelbar in den Zapfen eines Dampfkolbens (Trunkkolben) eingehangt, so entfallt die Kolbenstange und auch der Kreuzkopf, und die Geradfiihrung des Kolbens erfolgt in der Stopfbtichse des Trunks. — Eine andere An- 41 -- ordnung ist die der Kurbelschleifen. Die hin- und hergehende Bewegung des Dampfkolbens der in den Fig. 2, 6, Taf. 14 dar- gestellten Dampfpumpen wird in die rotirende der Welle durch einen Rahmen bewerkstelligt, der mit der Kolbenstange durch einen Keil fest verbunden ist und einen Schlitz besitzt, vvelcher zur Aufnahme eines Gleitstuckes dient. Dieses Gleitstiick umfasst einen Kurbel- zapfen. — Aus der hin- und hergehenden Bewegung des Rakinens folgt somit unmittelbar die rotirende der Kurbel; fiir die todten Punkte derselben befindet sich das Gleitstiick in der Mitte des Schlitzes. Die geradlinig hin- und hergehende Be\vegung einer Kolben¬ stange \vird mitunter zuniichst in die schwingende eines doppel- armigen Hebels venvandelt, welch’ letztere Bewegung durch eine Schubstange unmittelbar zur Drehung der Kurbel venvendet wird. Diese Anordnung ist in der Fig. 14, Taf. 3 schematisch veranschau- liclit. — Den eingeschalteten schwingenden Hebel nennt man Ba- lancier; derselbe ist aus Gusseisen oder Blech hei-gestellt und von parabolischer Form; er wird von einer durchgehenden Axe getragen und kann um die auf Standern gelagerten Zapfen derselben schwingen. Sein Ende A tragt einen durchgehenden Zapfen, welcher beiderseits von den augenformigen Enden zweier Pliingeschienen AC gefasst wird, die am Zapfen C der Kolbenstange gelenkartig befestigt sind. Der Balancier besitzt ferner in D zwei seitliche Zapfen, welche ein zweites Paar Hangeschienen DB tragen, die unten mittelst eines durch¬ gehenden Bolzens B verbunden sind und durch ein zweites, von dem- selben Bolzen getragenes Schienenpaar, die Parallelstangen BC, gleichfalls mit dem Zapfen C der Kolbenstange in Verbindung stehen. Durch die Hangeschienenpaare AC, BI), das Balancierstiick Al) und durch die Parallelstangen CB wird ein Parallelogramm gebildet, das nach seinem Erfinder das Watt’sche Parallelogramm ge- nannt wird. •— Der Zapfen B nimmt iiberdies den augenformigen Kopf einer Stange BE, Lenk er s tange oder Gegenlenker genannt, auf, welche um den im Punkte E am Maschinengestelle angebrachten Zapfen schwingen kann. Erhalt die Kolbenstange eine hin- und her¬ gehende Bewegung, so \vird durch den beschriebenen Mechanismus der Endpunkt C derselben in einer fast vollkommen geraden Linie gefiihrt; der Punkt C befindet sich in drei seiner Lagen genau in einer und derselben Geraden, und beschreibt zwischen diesen Punkten eine 8. ahnliche Schleife, deren Kriimmung aber eine sehr geringe ist. Bei der hin- und hergehenden Bewegung der Kolbenstange macht der Balancier eine sclnvingende Bewegung, und zwar ist die Sehne 42 seines Schwingungsbogens aa x gleich dem Kolbenhube. — Hangt man am anderen Ende des Balanciers gelenkartig eine Schubstange ein, so (ibertragt diese die scbwingende Bewegung des Balanciers in die rotirende der mit derselben verbundenen Kurbel. II. Excentrische Scheiben, Die Ubertragung der Bewegung continuirlich rotirender Wellen in eine geradlinig hin- und hergehende erfolgt haufig durch den Excentermechanismus (Fig. 6 a , Taf. 3), namentlich dann, wenn der gerade gefiihrte Theil einen nur geringen Hub zu bescbreiben und bei seiner Bewegung keinen grossen AViderstand zu iiberwinden bat. Dieser Mechanismus bestebt aus einer kreisrunden Scbeibe, welcbe excentrisch auf eine AVelle aufgesetzt und mit derselben durch einen Keil verbunden wird. Man nennt sie die Excenterscheibe. — Excentersckeiben \verden aus Gusseisen, Messing, seltener aus Schmied- eisen, ein- oder zweitheilig, erzeugt; in letzterem Falle sind beide Theile durchbrocben und durch Schrauben untereinander verbunden. —- An ihrem Umfange sind sie vollkommen genau abgedrebt und be- sitzen dort seitlich eingedrehte Nuten, in welche sich entsprecbende Federn eines Ringes einlegen, der die Scheiben am ganzen Umfange umfasst und Excenterring heisst. Der Excenterring bestebt aus zwei getrennten Halften, die durch Schrauben untereinander ver¬ bunden sind und meistens aus Messing, seltener aus Schmiedeisen hergestellt vverden. Die eine Hiilfte des Excenterringes steht mit einer Schubstange, der Excenterstange, in fester Verbindung, die an ihrem anderen Ende einen gabelformigen Kopf besitzt, mit dem sie das Ende einer gerade zu fiihrenden Stange umschliesst, und mit derselben durch einen Bolzen gelenkartig verbunden ist. Letztere Stange wird entweder in einer Stopfbiichse oder in anderer AVeise gerade gefuhrt und tragt den geradlinig hin- und herzufiihrenden Maschinentheil, wie z. B. bei Dampfmaschinen einen Vertlieilungs- schieber. Die Bewegungsverhaltnisse excentrischer Scheiben sind genau dieselben wie die der Kurbeln. Ein Excenter ist auch in der That nichts anderes als eine Kurbel, die einen Hebelarm besitzt, welcher der Entfernung vom Wellenmittel bis zum Mittel der Excenterscheibe, der Excentricitat, entspricht. Die Exeentricitat ist also hier der 43 Kurbelarm und die Excentersckeibe der Kurbelzapfen, dessen Ver- bindung mit der Schubstange eben eine den Verkaltnissen ent- sprechend modificirte ist. In Fig. 6 b, Taf. 3 ist ein Excentermeckanismus schematisch dar- gestellt. Befindet sick der Punkt E , d. i. der Mittelpunkt der Excenter- sckeibe (des Kurbelzapfens), in den Stellungen ^ oder e 8 , so ist, ganz analog \vie beim Kurbelmeckanismus, auck der Endpunkt der Excenterstange in seinen Endstellungen s x und s 3 ; somit ist der Hub des gerade gefiikrten Punktes s gleick der doppelten Excentricitat. Befindet sick die Excentricitat senkreckt zur Ricktung e 8 e u also in den Lagen e 2 oder e 4 , so ist der Punkt s nakezu in der Mittelstellung seiner Balin. Die Bewegung des gerade gefiikrten Punktes s wird, ganz analog wie bei der Kurbelbewegung, in der Nake der End¬ stellungen eine sekr langsame sein; er wird dagegen die mittleren Stellungen mit grosser Gesckwindigkeit durckeilen. D. Mittel zur Leitung von Fliissigkeiten. Tropfbare oder gasformige Fliissigkeiten werden durck Rokren fortgeleitet. Um die Durekflussmenge regeln zu konnen, oder aber um Rohrenleitungen ganzlick abzusperren, werden besonders geformte Masckinenelemente angewendet, welche man im Allgemeinen mit dem Namen Ventile bezeicknet und je nach ikrer Einricktung und Wir- kungsweise in Hakne, Sckieber, Klappen- und Rundventile eintkeilt. I. Rohren und Rohrenverbindungen. Die zur Leitung von Fliissigkeiten verwendeten Rokren sind vor- wiegend aus Gusseisen und Ivupfer, und fiir besondere Zwecke aus Sckmiedeisen, Stalil, Messing, Blei, Leder, Geflechte oder Kautsckuk kergestellt. — Die Wakl des Rokrenmaterials hiingt einerseits von den Eigensckaften der fortzuleitenden Fliissigkeiten und anderseits von dem Drucke ab, welcker bei der Fortleitung auf die Rokrenwande ausgeiibt wird. — Bei den Gas- und Wasserleitungen finden fast aussckliesslick Eisenrokre Verwendung, wakrend Dampfleitungen aus Kupfer oder Sckmiedeisen, Leitungen fiir stark gepresste Luft dagegen aus Stakl erzeugt werden. Die aus Leder, Gefieckten und Kautsckuk 44 gebildeten Rohren nennt man S c hi a u eh e. —Je nach der Her- stellung unterscheidet man gegossene, gezogene und gelothete Rohren; Lederschlauche werden durch Vernietung gebildet. Kriimmungen der Rohren werden durch sogenannte Kniestiicke bevvirkt; die Verbindung einzelner Rohren oder Kniestiicke erfolgt durch Flantschen oder Muf fen, seltener durch Verschraubungen. Das an der Verbindungsstelle nothige Abdichtungsmittel hangt von denselben Umstanden ab, wie die Wabl des Rohrenmaterials. Fiir Gas- und Wasserleitungen wird vorwiegend Blei als Dichtungsmaterial gebraucht; fiir letztere sowie fiir Luftleitungen auch Kautschuk. Bei Dampfleitungen werden entweder Bleischeiben, ivelche beiderseits mit Miniumkitt belegt sind, oder in Bleiiveiss getauchte Tressen, endlich gefettete Pappendeckelscheiben, Lederfilz, Kautschuk mit Metallgeflecht etc. angewendet. Kupferrohren besitzen gegeniiber den Gusseisenrohren den Vortheil der grosseren Leichtigkeit, ferner die iverthvolle Eigenschaft, sich leicht biegen zu iassen; sie finden daher in Maschinenanlagen haufige Verwehdung. — Die Art der Erzeugung von Kupferrohren hangt von der Grosse ihres Durchmessers ab; solehe von geringem Durch- messer werden durch Zielien iiber conische Dorne, jene von grosserem Durchmesser durch entsprechendes Strecken und Biegen von Kupfer- blech gebildet, ivobei die sich entweder einfach oder in Zackenform iiberlappenden Rander hart gelothet werden. Die Kriimmungen der Leitung vverden durch entsprechendes Abbiegen der Rohren hergestellt, indern man die Rohren zunachst mit Pech ausgiesst, ihnen dann die erforderliche Kriimmung beibringt und schliesslich das Pech durch Ausschmelzen entfernt, Dieser Vorgang verhindert eine Verengung des Querschnittes an der Biegungsstelle.—■ Die Verbindung von Kupfer¬ rohren erfolgt in verschiedener Weise, und hiingt die Form derselben vom Durchmesser der Rolire ab. Ist derselbe klein, so wird haufig die sogenannte Hollanderverschraubung (Fig. 5, Taf. 9) angewendet. Sie besteht aus einem mit Geivinde versehenem Messingringe, der an einem Rohrende' angeldthet wird, und aus einer Mutter, ivelche das gleichfalls mit einem schmalen Messingringe versehene Ende des ziveiten Rohrstiickes gegen das des ersteren driickt. Behufs Dichtung wird zivischen die z\vei genannten Ringe Kautschuk oder Leder ein- gelegt. Fiir Rohren von grosserem Durchmesser erfolgt die Ver¬ bindung durch Flantschen, die entiveder durch einfaches Umborteln und Austreiben des Rohrendes gebildet iverden, oder, wie in den meisten Fiillen, in Messingscheiben bestehen, \velche auf die Rohr- 45 enden gelothet werden. Bei grossen Rohrdurchmessern erfolgt die Flantschenbildung durch Annieten von messingenen Winkelringen (Fig. 1, Taf. 9). Damit sich das Dichtungsmaterial an die Beriihrungsflaehen der Flantschen gut anlege, siud diese mit concentrischen Nuten ver- selien. Freie Rohrenden, die zeitweilig nicht zur Leitung von Flussig- keiten bentitzt werden, pflegt man durcb angeschraubte Vollscheiben, Blindflantscken, abzuschliessen. — Aus Kupfer bestehende Robr- leitungen, die \vesentlichen Temperatursdifferenzen ausgesetzt sind, wie z. B. Dampfleitungsrokre, viirden in Folge der verscbiedenen und oft eintretenden Ausdebnungen und Zusammenziebungen der Robren an den Verbindungsstellen nie dicht halten, wenn man nicht durcb Einscbaltung sogenannter Compensations - Verbindungen ihrer Langenveranderung Recbnung tragen wiirde. Rbhren von kleinem Durchmesser biegt man deshalb seitlich aus (Fig. 5, Taf. 9); die Krtiin- mung dieser Ausbiegung andert sich mit der jeweiligen Langenver¬ anderung der Leitung. Bei Robren von grosseren Durcbmessern er- folgen solcbe elastiscbe Verbindungen durcb Einscbalten einer Wulst (Fig. 3, Taf. 9) oder durcb entsprechende Flantschenverbindung (Fig. 4, Taf. 9). In besonders wichtigen Fallen wendet man die in Fig. 2, Taf. 9 dargestellte Muffenverbindung an. Diese erfolgt in der Art, dass das eine Robrende eine Muffe angenietet erbalt, wabrend der zugehorige Dichtungsring auf das zweite Robr lose aufgeschoben ist, somit dessen Langsverschiebung ermoglicht. Der Dichtungsring wird durcb Schrauben an die Muffe angebolt und bewirkt durcb An- pressen einer Hanfpackung gegen den Umfang der Muffe die Dicbtung der Verbindung. II. Ventile. Ventile sind, wie bereits erwahnt wurde, Vorricbtungen, die dazu dienen, den zeitweiligen oder tbeihveisen Abscbluss oder die Eroffnung einer Leitung oder eines Gefasses zu ermoglicken. Erfolgt dieser Abscbluss durch das Gleiten eines der abscbliessenden Tbeile auf dem ikn umfassenden, so nennt man das Ventil ein Gleitungsventil; wird aber die Eroffnung oder der Abscbluss durcb ein Ltiften oder Andrucken des Verschlusstiickes gegen Flachen des umgebenden Ge- bauses bewirkt, so heisst man das Ventil ein Hebungsventil. Letztere Ventile konnen auch selbstthatig und zwar derart angeordnet werden, dass die Ventiloffnung durch den Fliissigkeitsdruck bewerkstelligt wird. 46 Es gibt sowol Gleitungs- als Hebungsventile mit drehender und solche mit geradliniger Bewegung. 1. HHhne. Hahne sind Gleitungsventile mit drehender Bewegung. Das Ventil bildet hier ein coniscb abgedrehtes Sttick, Hahnkegel ge- nannt, das, mit den entsprechenden Bohrungen versehen, im Gehause sitzt. Das Gehause nimmt den Hahnkegel in einer conischen Bohrung auf und ist mit seitlichen Flantschen oder anderen Mitteln versehen, um es an Gefasse oder Rohrleitungen befestigen zu konnen. Die Hahnkegel miissen vollkommen genau im Gehause sitzen, und werden deshalb sorgfaltig eingeschliffen. Das Halten derselben im Gehause erfolgt in der aus Fig. 56, Taf. 2 ersiehtlichen Weise dureh einen am Ventil befestigten Bolzen mit Mutter; da jedoch die meisten Hahne nicht die enviinschte Eigenschaft besitzen, vollkommen dicht zu halten, so wird diesem Ubelstande oft dureh starkes Anziehen der Schraube nachgeholfen, \vas aber das leichte Drehen des Hahnkegels beein- trachtigt. Es ist daher vortheilhaft, die Dichtung und das Festhalten des Hahnkegels dureh zwei von einander unabhangige Einrichtungen zu bewirken; das Halten des Hahnkegels \vird deshalb gevvohnlich dureh Schrauben, das Dichten desselben dureh eine eigene Packung, welche dureh eine Hollandermutter gehalten ist, bewirkt, wie in Fig. 57, Taf. 2. — Hahne werden vorwiegend aus Bronce hergestellt. Kleine Hahnkegel werden voli, grossere hobi gegossen. Seltener werden Hahne aus Gusseisen erzeugt, indem solche dureh Einrosten des Hahnkegels leicht versagen. Die Drehung des Kegels wird dureh eine demselben angegossene Spindel mit vierkantigem Ende bewerk- stelligt, auf welehes ein entspreehender Schliissel gesteekt vrerden kann. Gestattet ein Hahn nur den Abfluss einer Fliissigkeit, so heisst er Ausgusshahn; erlaubt er den Durchfiuss einer Fliissigkeit in gerader Richtung, so \vird er Hahn mit geradem Durchstich, erlaubt er solehen unter einem Winkel, so wird er Winkelhahn genannt. Ermoglicht ein Flahn, eine Fliissigkeit in zwei oder drei Richtungen weiter zu leiten, so heisst er beziehungsiveise Drei-oder Vierveghakn. Im ersteren Falle erhalt der Hahnkegel zwei sich schneidende, im letzteren Falle zwei gesonderte Winkelbohrungen. Hahne, die den Ein- oder Austritt einer Fliissigkeit nach der Axen- richtung des Hahnkegels gestatten, heissen Hohlschliissel. — Fig. 55, Taf. 2 stellt einen Zweiweghahn, Fig. 55, a einen Dreiweghahn im Horizontalseknitte dar. 47 2. Sehieber. Sehieber oder Schleussen sind Gleitungsventile mit gerad- liniger Bewegung. Sie bestehen aus einer Metallplatte, die sich an Fiihrungsleisten des anschliessenden Gehauses legt und zwischen den-’ selben geradlinig verschoben werden karm. Bei den Endstellungen dieser Platte erfolgt die Eroffnung oder Absperrung der Leitung, wahrend die Mittelstellungen derselben die Durchgangsmenge der ge- leiteten Fliissigkeiten regeln. Da bei der Bewegung solcher Sehieber die dem Fliissigkeitsdrucke entsprechende Reibung zrvischen den Fiibrungsleisten und dem Sehieber iiberwunden werden muss, welebe oft sehr gross ist, so erfolgt die Bewegung des Schiebers meist mittelst flachgangiger Schrauben. 3. Klappenventile. Klappenventile sind Hebungsventile mit drehender Bewegung, Sie sind stets selbstthatig wirkend eingerichtet und bestehen aus Leder- oder Kautschukscheiben, welche die Absperrung der Leitung durch ein Aufliegen auf dem Ventilsitze ermoglichen; Fig. 58 und 59, Taf. 2 stellen solehe Klappenventile dar. Fur Luftpumpen von Schiffsmaschinen wird die in Fig. 59 dargestellte runde Kautschuk- klappe fast allgemein angewendet. Sie besteht aus einer kreisrunden Kautschukscheibe, die durch einen Schraubenbolzen am Ventilsitze gehalten wird. Ihr Hub wird mittelst eines durch denselben Bolzen gehaltenen Fangtrichters begrenzt. — Um der Kautschukscheibe beim Aufruhen derselben auf dem Ventilsitze einen geniigenden Stiitzpunkt zu bieten, ist derselbe mit einem durch Rippen gebildeten Gitter versehen. Bei Leitungen von rechteckigem Querschnitte wendet man die in Fig. 58, Taf. 2 dargestellte Klappe an. Der Ventilsitz ist in diesern Falle eine Platte, die rechteckig durchbrochen und in der aus der Abbildung ersichtlichen Weise durch Keile im Gehause ge¬ halten ist. Der Ventilsitz besitzt die fur die Klappenspindel nothigen Augen, durch welche die drehende Bewegung der Klappe ermoglicht wird. Die Klappe selbst besteht aus Kautschuk oder Leder und ist behufs grosserer Steifigkeit mit einer Schmiedeisen- oder Metallplatte versehen. Der Hebungswinkel dieser Ventile beHagt oft 30 bis 40°. — Klappen gehen durch ihren Gebrauch leiclit zu Grunde und erhei- schen eine oftere Wechslung; sie miissen daher stets leicht zuganglich und die zugehorigen Gehause mit entsprechenden, verschliessbaren Offuungen versehen sein. 48 4. Rundventile. Run d v en til e sind Hebungsventile mit geradlinigei' Bewegung. Selbe werden meistens aus Bronce erzeugt, und bestehen auch die Ventilsitze' derselben vorwiegend aus diesem Materiale, weshalb letztere bei Anwendung gusseisener Gehause eingesetzt werden. Wesentlicb ist es, den Rundventilen eine gute Fiihrung zu geben; man versieht sie deshalb mit Rippen, die im cjlindrisch ausgedrehten Ventilgehause gleiten, somit das Ventil in jene Lage zuriickftihren, welche es vor dem Iieben besass. Diese Fiihrungsrippen diirfen aber nicbt vollstandig genau am Gehause anliegen^ da in Folge der un- gleichartigen Ausdehnungen, welche namentlicb Erwarmungen durcb Dampf verursachen, leicht ein Klemmen des Ventiles erfolgen konnte. Oft ist das Ventil mit einer gedrehten Spindel versehen, die in einem durch Rippen des Ventilsitzes getragenen Auge gleitet. — Die Flaclien, in welchen das Ventil den Ventilsitz beriikrt, die Ventilspiegel, sind entweder coniscb oder eben. — Jedes Rundventil muss sich auf eine Ilohe Iieben konnen, die dem vierten Tlieile seines Durch- messers gleichkommt. (Warum ?) — Eine fernere Hebung wird durch im Gehause angebrachte Anschlaghorner verhindert. Zum ricbtigen Functioniren eines Ventiles ist es von Wichtigkeit, dass die Abfluss- offnung desselben geniigend hoch angebracbt ist. — Sie soli stets hoher liegen als der Ventilkorper in seiner hochsten Lage, da im entgegengesetzten Falle die ruckstroinende Fliissigkeit das Ventil noch langere Zeit offen halt und dasselbe auch in eine schrage Lage bringen kann. — Wie die Klappen-, so mtissen auch die Rundventile stets leicht zuganglich sein, da ein Nachsclileifen derselben sowie ihre Reinigung einen haufigen Zutritt erfordert. Fig. 61, Taf. 12 stellt ein einfaches Rundventil dar. Es ist durch Rippen gefuhrt, und stosst bei seinem Hube an das am Deckel des Gehauses angebrachte Anschlagliorn. — Ventil und Gehause sind im vorliegenden Falle aus Messing, da kein besonderer Ventilsitz angedeutet ist. Das Gehause ist durch Abnelnnen des durch einen Bugel gehaltenen Deckels zuganglich. Fig. 60, Taf. 2 stellt ein Kugelventil vor. Die Kugel bedarf keiner Ftihrung, sondern ist blos durch einen Fangkorb im Hube begrenzt. — Wird ein Rundventil durch den Fliissigkeitsdruck belastet, statt durch denselben gehoben zu werden, so gibt man selbem gewohnlich zwei Sitze (Doppelsitz- ventile). Es sind dies eigentlich zwei Ventile, die getrennte Sitz- flachen haben und untereinander in fester Verbindung stehen. (Fig. 3, Taf. 12.) (Vortheile derselben.) G. L. Zweiter Absehnitt. Y on de n D a m p f k e s s e 1 n. I, Material, Gestalt und Wandstarke. Dampfkessel sind im Allgemeinen Gefasse, welclie dazu dienen, um Fliissigkeiten in Diimpfe von einer holieren Spannung als jene des Luftdruckes zu ver\vandeln. Im Nachfolgenden soli jedocli nur von jenen Kesseln die Rede sein, welcke zur Erzeugung des Wasser- dampfes Verwendung finden. Das Material, aus welchem Dampfkessel liergestellt werden, ist hauptsachlich das gewalzte Eisenblecb; die Verbindung der ein- zelnen Platten erfolgt durch Vernietungen. Das Eisenblecb bat bis jetzt deshalb beim Kesselbaue uberwiegend Anwendung gefunden, weil es bei guter Warmeleitungsfahigkeit auch eine gentigende ab- solute Festigkeit besitzt und gegenliber anderen Metallen eine zum Mindesten ebenso leichte Bearbeitung (beim Biegen, Flantschen, Nieten etc.) bei verhaltnišsmassig geringem Preise aufweist. — Das Stalilbleeb, das wegen seiner dem Eisenblecbe iiberlegenen absoluten Festigkeit in diinneren Platten zum Kesselbaue angewendet werden kanu, und deshalb aucb eine grossere Warmeleitungsfahigkeit bietet, hat bis nun nocli keinen allgemeinen Eingang gefunden, indem die baufig vorkommenden ungleicbartigen Hartegrade dieses Blecbes und die etwas umstandlicbere Bearbeitung desselben die Anfertigung der Kessel erscbweren, und die aus der verschiedenen Harte wahrend des Betriebes folgende ungleichartige Ausdebnung der aus solcben Blecben erzeugten Kesseltlieile auf den Bestand der Kessel ungiinstig wirkt. ■— Kupfer ist zwar ein besserer Warmeleiter als Eisen, kostet aber beilaufig das Funffache und bat die eigenthiimliche Eigenscbaft, dass dessen ohnebin geringe absolute Festigkeit bei koheren Temperaturen bedeutend abnimmt; aus dieseir Griinden wird es selten als Kessel- 4 50 material angewendet. — Gusseisen und Messingblech darf ge- setzlich nicht zu Wandungen von Dampfkesseln angewendet werden, und ist blos gestattet, Feuer- und Siederohren unter 10 % Durck- messer aus Messingblech auszufiihren. Die Form oder Gest alt der Dampfkessel beeinflusst, Versuchen zu Folge, nur wenig ihre Verdampfungsfahigkeit und ist daher nur beziiglicli deren Haltbarkeit zu beriicksichtigen. Sie soli so gewalilt werden, dass sie bei einer moglichst geringen Wandstarlce jene Festig- keit bietet, die der Ressel dem kocksten in ilnn zu erreichenden Dampfdrucke nack, sowie in Betracktziekung seines eigenen und des in ikm entkaltenen Wassergewichtes, benotkigt. — Es ist einleucktend, dass die moglichst abgerundete Form auck zugleick jene ist, welcke die grosste Widerstandsfakigkeit verspricht, und wurde sick daher die Kugelform am besten ftir Dampfkessel eignen. Da jedoch die Aus- fiihrung von kugelformigen Kesseln nicht unerheblicke Schwierigkeiten bietet, so wendet man vorzugsweise die cylindrische Form an, indem diese bei grosser Leichtigkeit der Herstellung auck kohe Wider- standsfiikigkeit liesitzt. Die cylindriscke Form kann als Grundform aller Ressel und Resselgarnituren angesehen werden. — Da ein Ressel jedoch nicht allein von einer cylindrisck geformten Wand gebildet werden kann, sondern auck an seinen Enden gescklossen werden muss, so gebrauckte man friiher fiir die Resselenden meist wieder die Rugelform; gegenvvartig werden hiefiir jedoch aussckliesslick ge- wolbte Endplatten (im Handel Resselboden genannt) oder auck ganz ebene Platten angewendet, welck’ letztere dann durck Winkeleisen entspreckend versteift oder aber durck Verankerungen an anderen Resseltkeilen gekalten werden mttssen, um die gleicke Widerstands- fakigkeit zu bieten wie die cylindrische Resselkulle. — Eine andere ubliche Resselgestalt ist die sogenannte Rastenform; die Begren- zungsflachen sind bei solcken Resseln vorwiegend Ebenen. Bei dem Umstande, dass kastenformige Ressel Versteifungen und Verankerungen bedurfen, um die geniigende Festigkeit zu bieten, so fallen selbe unter ubrigens gleicken Umstanden immer sckwerer aus als cylin- driscke Ressel, und werden deshalb nur dort angewendet, wo aus lokalen Rticksickten die Aufstellung cylindriscker Ressel nickt tkun- lick ist, wie z. B. auf vielen Dampfsckiffen. Die vortkeilkafteste Warmeabgabe, die leickteste Erzeugung und der moglickst geringe Preis der Ressel wiirde jedenfalls dann erreickt werden, \venn die Wa n ds tar k e derselben, d. i. die Dicke der zur Bildung der Resselform vervvendeten Platten, sekr gering ware; die 51 Sicherheit der Kessel gegen die Gefahr der Explosionen sowie die Dauerhaftigkeit der Blechconstruction ist anderseits um so grosser, je grossere Wandstarken gewaklt werden. Durck die Annahme z\veck- massiger Kesselsysteme und entsprechender Kesseldurchmesser lassen sich die einander widerstreitenden, gewiinschten Haupteigensckaften eines jeden Kessels, namlick Billigkeit und Sicherheit, immerhin er- reichen. — Die Erfahrung lehrt, dass Bleche liber 13 '%i Dicke die Warme sehr schlecht leiten, dagegen jene unter 10 m f m Dicke bereits eine vorziiglicke Warmeleitungsfahigkeit besitzen; hiedurch ist so ziemlich die obere Grenze gekennzeichnet, bis zu welcber mit der Dicke derjenigen Bleche gegangen werden darf, welche zur Warme- abgabe bestimmt sind; solcbe Wande der Dampfkessel, welcbe nicbt zur Warmeabgabe an das Kesselwasser dienen, konnen auch starker angenommen werden. Die Bestimmung der Wandstarken der Dampf¬ kessel gehort nicbt in den Rabmen dieses Leitfadens, und sei nur erwakut, dass die einem cylindriscken Dampfkessel zu gebende Wand- starke mit dem Durcbmesser desselben unter iibrigens gleicben Ver- baltnissen zunimmt. — Die Wahl der Wandstarke eines Dampfkessels ist nach dem osterreichischen Kesselgesetze vom Jabre 1871 demVer- fertiger unter seiner eigenen Verantwortung iiberlassen. II, ^asser- und Dampfraum; Heizfiaohe. Derjenige Tbeil des Kesselinbaltes, welcker wabrend des Be- triebes mit Wasser gefiillt ist, heisst dessen Wasserraum. Derselbe soli moglichst gross sein, wenn die Dampfabnahme aus dem Kessel eine sehr veranderlieke ist; ein grosser Wasserraum ermoglicbt einen regelmassigen Kesseltrieb, selbst bei ungeiibterem Bedienungsper- sonale. Nur solche Kessel, die dazu bestimmt sind, in moglichst kurzer Zeit. Dampf zu entwickeln, erhalten einen sehr kleinen Wasser- raum; da jedoch in letzterem Falle das Kesselwasser bald erwarmt, aber auch bald verdampft ist, so erfordert die Bedienung eines solchen Kessels die grosste Aufmerksamkeit, und sind biebei, selbst bei bester Wartung, Unregelmassigkeiten im Betriebe oft scbwer hintanzubalten.— Diejenige Hoke, bis zu welcber der Kessel wakrend des Betriebes mit Wasser gefiillt sein soli, heisst die normale Hoke des Kessel- w as s er s (auch normal er Wasserstand); dieselbe liegt beispiels- weise bei cylindriscben Dampfkesseln meistens zwiscben den zwei 4 ^ 52 oberen Dritteln des Durchmessers; sie ist am Kessel aussen dadurch ersichtlich gemacht, dass eine mit dem Kesselinneren communicirende Glasrbhre angebraeht wird, in welcber dann das Wasser stets auf gleicher Hohe stebt wie im Kessel. Der aus dem Kesselvvasser sicli entwickelnde, aus der Wasser- oberflache entsteigende Dampf sammelt sicli im Dampfraume. Je rascher und je unregelmassiger die Dampfabnahme aus einem Kessel erfolgt, desto leicbter werden feine Wasserblaschen mit dem ab- ziehenden Dampfe mitgerissen; in diesem Falle wird also nasser Dampf dem Kessel entnommen. So oft es sich darum handelt, mog- licbst trockenen Dampf aus einem Kessel zu erhalten, wird dem- nach die Amvendung eines grossen Dampfraumes platzzugreifen haben. — Im Allgemeinen ist das Verhaltniss der Inhalte des Dampf- und des Wasserraumes eines Kessels von dem Zwecke abhangig, welchen der Kessel zu erfiillen liat. (Betrieb von Dampfmaschinen, Sieden, Heizen, Destilliren etc.) Die Dampferzeugungsfahigkeit eines Kessels hangt aber nicht so sebr von der absoluten Grosse desselben und aucb nicht von der Grosse des Dampf- oder des Wasserraumes, sondern (unter sonst gleichen Umstanden) von der Grosse jenes Theiles der ganzen Kessel- oberflache ab, welcher der unmittelbaren oder mittelbaren Eimvirkung des unter dem Kessel unterbaltenen Feuers ausgesetzt ist; man nennt diesen Theil der Kesseloberflacbe die Heizflache. Jener Theil der Gesammtheizflache eines Kessels, welcher unmittelbar der Einwirkung des brennenden Heizmaterials ausgesetzt ist, wird die directe Heiz¬ flache genannt, im Gegensatze zur indirecten Heizflache, ■fforunter man jenen Theil der Gesammtheizflache versteht, welcher nicht mehr von der eigentlichen Flamme, sondern nur von den ab- ziehenden Verbrennungsproducten (Feuergasen) bespult wird. — Bei der directen Heizflache erfolgt die Warmeaufnahme durch die Warme- strahlung des Brennmaterials, der umgebenden Wande und des Mauer- werkes, sowie durch Warmeleitung in Folge der innigen Bertihrung mit den Feuergasen; bei der indirecten Heizflache hingegen wird die Wiirme blos durch Leitung aufgenommen. —^Hieraus ist schon er¬ sichtlich, dass die indirecte Heizflache von der directen in Betreff der Warmeabgabsfahigkeit iibertroflen wird, und ersclieint es deshalb auch vortheilhaft, einen moglichst grossen Theil der ganzen Kessel- oberflache der unmittelbaren Einwirkung des Brennmateriales aus- zusetzen. 53 Je nacli der Grosse der Heizflache richtet sich auch die Leistungs- fahigkeit eines Kessels, d. i. die Dainpfmenge, welche derselbe in der Zeiteinheit zu liefern vermag. Die Verdampfungsfahigkeit der Kessel- heizflache schwankt zwischen 10 bis 30 % Dampf pro Stunde und Quadratmeter und hangt, gleiche Brennmaterialien vorausgesetzt, hauptsachlich von der Feuerungsanlage und von der Wakl des Kesselsystemes ab. III. Heizraum, Zugkanale und Schornstein. Von nickt minderer Wichtigkeit als die Heizflache eines Kessels ist dessen Feuerungsanlage, da von der Anordnung der letzteren nicbt nur die moglichst vollstandige Entwicklung der einem bestimmten Brennmateriale innewohnenden Warme, sondern auch deren beste Ausniitzung abhangt. ■—■ Eine gute Kesselfeuerungsanlage hat folgende Haupteigenschaften zu besitzen: 1.) Sie muss geeignet sein, eine hin- reichende Menge des Brenmnaterials in einer bestimmten Zeit zu ver- brennen; 2.) die Verbrennungs-Temperatur soli eine moglichst boke sein, damit die Verbrennung moglichst vollstandig erfolge; 3.) dem Brennmateriale muss die zum Verbrennen nothige Luftmenge durch einen entsprechenden Zug zugefiihrt werden; 4.) die Anlage muss gegen Warmeverluste nach Thunlichkeit geschutzt sein. Jede Kesselfeuerungsanlage zerfallt in drei Theile: 1.) in den Feuerungs- oder Heizraum, in welcliem die Verbrennung statt- findet; 2.) in jenen Theil, weleher die Feuerungsgase behufs nutz- barer Warmeabgabe fortleitet (Ziige oder Feuer kanal e), und 3.) in den Schornstein oder Kamin, d. i. jener Theil der Anlage, welcher den nothigen Luftzug bewirkt und die gasformigen Verbrennungs- producte in die Atmosphare abfiihrt. Der vorziiglichste Theil des Heizraumes ist der Rost, d. i. jener Theil desselben, auf welchen das zu beniitzende Brennmaterial ge- langt und wo die eigentliche Verbrennung stattfindet. Unter den verschiedenen fur Einzelzwecke mehr oder minder vortheilhaft zur Amvendung kommenden Arten der Roste ist der sogenannte P la li¬ ro st der verbreitetste und soli hier in erster Linie besprochen wer- den. — Der Planrost besteht aus mehreren (Juertragern (Rosttragern), iiber welche der Lange nach Štabe gelegt werden, die das Brenn¬ material unmittelbar zu tragen bestiinmt sind; letztgenannte Štabe 54 heissen Roststabe. Dieselben werden in solchen Abstanden von ein- ander gelegt, dass die zur Verbrennung nothige Luftmenge durch die verbleibenden Zwischenraume (Rostspalten) durchziehen kann. So- wol die Roststabe als die Rosttrager werden aus Guss- oder Schmied- eisen hergestellt. Die Form der Roststabe hangt von den Eigen- schaften jenes Materials ab, welches auf ibnen zur Verbrennung ge- langen soli. Die Roststabe dtirfen nicbt zu breit sein, damit das auf den Štaben aufliegende Brennmaterial mit der zugefuhrten Luft audi in Beruhrung kommen konne; die Rostspalten diirfen aber aueh nicht so weit sein, dass ein Durcbfallen noch unverbrannter Kolilen- stiickchen im grossen Masse zu beftircbten \vare. — Die Grosse der Fliicbe, auf welcher das Brennmaterial zur Verbrennung gelangt, nennt man die totale Rostflache, wahrend die Summe aller zwischen den einzelnen Štaben eines Rostes verbleibenden Rostspalten- flachen die freie Rostflache genannt wird; letztere soli mindestens ein Viertel bis ein Drittel der totalen Rostflache betragen. — Die Grosse der totalen Rostflache hangt nicht nur von der Menge des auf dem Roste in einer bestimmten Zeit zu verbrennenden Materials, sondern auch von der Qualitat desselben und weiters von der Holie ab, bis zu welcher sich ein bestimmtes Brennmaterial auf dem Roste schichten lasst, um eine zweckmassige Verbrennung zu erzielen. Die Grosse der totalen Rostflache ist daher zu der auf ihr in einer be¬ stimmten Zeit zu consumirenden Brennstoffmenge gerade, zur Hohe der Brennstoffschichte aber verkehrt proportionirt. —• Die Grosse der totalen Rostflache betragt bei Planrosten und bei Anwendung von Kohlen als Brennmaterial ^ bis der Kesselheizflache. — Die Brenn¬ stoffmenge, welche auf einer Rostflache von einem Quadratmeter Grosse in einer Stunde verbrannt werden kann, schivaukt beispielsweise bei Kohlen, je nach der Qualitat des Brennmaterials, zwischen 60 und 100 Mg. Zur Verbrennung von Kohlengries, Torf, Sagespahnen, IIolz- abfallen etc. werden die sogenannten Treppenroste angewendet. Sie bestehen aus einen System von quer zur Zugrichtung liegenden, treppenartig angeordneten Rostplatten, die in entsprechend geformten Seitentragern ihre Auflager erhalten (Taf. 4, Fig. 8) und iiber welchen eine eigene Beschickungsvorrichtung (meistens ein gusseisener Korb mit Deckel) angebracht wird. Die Neigung eines solchen Rostes ist ziemlich bedeutend und betragt oft bis zu 60°. Haufig befindet sich am Fusse eines solchen Treppenrostes auch ein kurzer Planrost, welcher die Bestimmung hat, das allenthalben auf dem eigentlichen 55 Treppenroste nicht verbrannte Material aufzunekmen und einer mog- lichst vollstandigen Verbrennung zuzufiihren. Treppenroste besitzen fiir die Amvendung der oben genannten, minderwerthigen Brenn- materialien den Vortheil, dass das Durcbfallen der unverbrannten Theile vermieden ist und docb gleichzeitig eine betrachtliche Luft- zufuhr platzgreifen kanu; aus letzterem Grande findet bei solchen Kosten auck eine ziemlich rauchfreie Verbrennung statt; auf Treppen- rosten lasst sich somit bei Anwendung von solchen Brennmaterialien, \velche ihrer Form lialber auf Planrosten rasck durckfallen mirden, ein nicht unbedeutendes Brennmaterialersparniss erzielen. (Btagenroste, continuirliehe Boste, Schuttelroste, rotirende Boste.) Der Rost trennt den Heizraum vom Aschenfall; letzterer ist jener Raum, welcher der Luft den Zutritt unter den Rost gestattet. Der Aschenfall, auck Aschenraum genannt, communicirt frei mit der Atmosphare und ist gewohnlich, so wie der Heizraum, durch eine besondere Thiire abgeschlossen. Es ist lclar, dass in einem Heizraume kein Luftzutritt stattfinden kann, wenn so\vol die Heizthiire als die Aschenfalltkiire geschlossen ist, ferner dass ein vortkeilhafter Luft¬ zutritt erst dann platzgreifen wird, wenn die Aschenfallthiire geoffuet und zugleich die Heizthiire geschlossen ist, endlich dass bei geoffneter Heizthiire kalte Luft liber dem Brennmateriale hinwegstreicht und durch den Zug des Kamins direct in diesen gefordert wird, ohne den eigentlichen Verbrennungsprocess zu unterstiitzen, da im letzten Falle die im Heizraume herrschende Temperatur durch die eintretende kalte Luft wesentlich herabgestimmt wird. -— Im Aschenfalle sammeln sich die Riickstande, welche nach der Verbrennung durch die Rostspalten fallen (Asche, Schlacke) und die von Zeit zu Zeit entfernt werden mtissen. Der Aschenfall muss eine hinreichende Iiohe besitzen, damit die am Boden desselben noch fortbrennende Schlacke nicht zur Zer- storung der Roststabe beitrage. Vom Roste aus ziehen die sich entwickelnden Flammen und die Feuergase zunachst iiber die Feuerbriicke, eine unmittelbar hinter dem Roste sich befindende, den eigentlichen Zugquerschnitt ver- engende Aufmauerung, \velche den Zweck hat, die Flamme sowol als die Feuergase in mogliehst innige Beriikrung mit dem Ressel zu bringen, sowie eine bessere Mischung der noch unverbrannten Gase mit der Flamme zu erzielen, damit diese Gase zur Entziindung ge- langen und somit eine vollstandigere Verbrennung eingeleitet werde. Obgleicli die Anordnung einer Feuerbriicke fiir die Ausniitzung des Brennmaterials vortheilhaft ist, so hat sie doch wieder den Nachtheil 56 im Gefolge, dass die Kessehvand an dieser Stelle durch die an sie gedrangte Flamme (Stichflamme) leicht zu Schaden kommt; aus diesem Grande ist es zu vermeiden, an jenen Stellen eines Dampf- kessels, welche tiber der Feuerbriicke liegen, Nietnathen anzubringen. Von der Feuerbriicke ab ziehen die Feuergase durch den Zug- kanal (oder durch mehrere Kanale) gegen das kintere Kesselende, um auf diesem Wege noch einen Tlieil ihrer Warme an den Kessel, beziehungsweise an das im Kessel enthaltene Wasser abzugeben. Die- jenige Linie, in welcher die Wandflache des Zugkanales mit der Kessehvand zusammenstosst, heisst gevvbknlick die Feuerlinie; der verticale Abstand derselben vom normalen Wasserstand soli mindestens 15 % betragen, und ist auch sofort erkenntlich, dass der Wasser- spiegel im Kessel nie unter die Feuerlinie sinken darf, vveil sonst die innen vom Wasser blossgelegte Kessehvand, welcbe aussen von den Feuergasen bespiilt wird, in den Zustand der Rothgliihhitze gelangt, in vvelchem das Kesselblech unfakig ist, dem von innen nach aussen wirkenden Drucke des im Kessel enthaltenen Dampfes dauernd Wider- stand zu leisten. Es bat aus diesem Grunde auch iiberhaupt als Ilegel zu gelten, dass alle von der Flamme bestrichenen Kesselwan- dungen auf der Dampfseite vom Wasser belegt sein miissen, damit die Gefahr einer Kessel-Explosion nicbt eintrete. — Der Querscbnitt der Zugkanale eines Dampfkessels soli unmittelbar hinter der Feuer- briicke 30 bis 50% der totalen Rostfiacke betragen. Von den Zugkanalen begeben sick die Feuergase, der Eimvir- kung des Zuges folgend, in den sogenannten Fuchs und von liier durch den Fuchskanal in den Sckornstein. — Der Fuchs ist eine sackartige Vertiefung des Zugkanales, welcke die Aufgabe kat, eine Verminderung der Zugsgeschwindigkeit der Feuergase einzuleiten, bevor diese selbst in den Schornstein treten, damit eine Ablagerung der mit den Feuergasen mitgerissenen Asche (Flugasche) stattfinde. Die sicli im Fuchs ansammelnde Flugasche muss durch eine an der Seite des Fuchses angebrachte Putztkiire zeitvveilig entfernt werden, damit sich der Fuchs nicht vollkommen verlege. In dem vom Fuchs zum Schornstein fiihrenden Fuchskanal ist gewohnlich ein Schie- ber (oft Register genannt) eingeschaltet, durch dessen Stellung man den Querschnitt des Fuchskanales nach Bedarf verandern kanu, um die Lebhaftigkeit des Zuges in den durch die Kaminanlage ge- botenen Grenzen zu vermehren oder zu vermindern. Auch durch theihveises Offnen oder Sekliessen der Aschenfallthiiren lasst sich die Zugthatigkeit steigern oder unterbrechen, und siud somit durch diese 57 Thiiren und durch das Register geniigende Hilfsmittel geboten, um die Zug - Intensitat den jeweiligen Betriebsbediirfnissen anzupassen. Selbstverstandlich — und wie šchon oben angedeutet wurde — konnen diese Mittel die grosste nattirliche Thatigkeit des Schornsteines nicht mebr steigern, sondern nur den fallweisen Verhaltnissen anpassen; eine Steigerung des natiirlicben Zuges kann in einem gegebenen Ka¬ mine nur durch Anwendung von ausserordentlichen Mitteln, wie durch einen in denselben eingeleiteten Dainpfstrahl, bewirkt werden; in solchen Fallen pflegt man dann den Zug einen kunstlicli her- gestellten zu nennen. In den meisten Fallen beschreiben die abziehenden Feuergase einer Kesselheizanlage nicht den im Vorigen beschriebenen kurzen Weg, um vom Heizraume in den Kamin zu gelangen, sondern dieselben werden in mehrfachen Hin- und Riickgangen (Windungen) liber den Kessel gefuhrt, wie bei Vorfiihrung einiger moderner Kesselsysteme im nachsten Unterabschnitte naker auseinandergesetzt werden wird. — Im Allgemeinen unterscheidet man innere und aussere Feuer- oder Zugkanale, je nachdem die Feuergase durch den Kessel hin- durch oder aussen um ihn herum gefuhrt werden. Man pflegt auch Kessel mit ausserer oder mit innerer Feuerung zu untersckei- den, je nachdem der gesammte Heizraum ausser dem Kessel oder im Kesselinneren liegt. — Die Warmeabgabe an die Kesselheizflache findet um so giinstiger statt, je langer die Zugkanale sind, docli darf deren Gesammtlange eine bestimmte Grenze nicht iiberschreiten, weil sonst die Reibung der Feuergase an den Kanalwanden, sowie der Wider- stand, der sich diesen Gašen beim Uebertritt aus einem Kanal in den andern entgegenstellt, den Zug beeintrachtigeu wiirden. Der Schornstein oder Kamin ist nichts anderes als ein sich senk- recht erhebender Kanal, der an seiuem unteren Ende mit den Feuer- kanalen und am oberen Ende mit der atmospharisclien Luft in Ver- bindung steht. Denken wir uns vor dem Roste eine Luftsaule, deren hochster Punkt von der Rostfliiche im verticalen Sinne gleichweit absteht als der kochste Punkt des Kamins, so wird diese Luftsaule der im Schornstein enthaltenen so Lange das Gleichgewiclit halten, als die Temperatur im Heizraume und in den Feuerkanalen gleich jener der ausseren Luft ist; wird aber durch den auf dem Roste entziindeten Brennstoff die im Heizraume enthaltene Luft erwarmt (und bleibt dabei die Pleizthiire geschlossen), so strebt selbe, da sie dann specifisch leichter wird, sich zu erkeben, und bewegt sich durch die Zugkanale in den Schornstein. In letzterem wird 58 sicb clann eine Saule erwarmter, somit leichterer Luft befinden, \velcke mit der vor dem Roste befindlick gedachten Luftsaule nicht mehr im Gleichgewiebte stehen kanu. Hat somit einmal die Er- warmung der im Heizraume, und dann jene der im Kamine ent- haltenen Luft platzgegriffen, so wird eine stetige Bewegung ein- treten; die vor dem Roste stehende Luftsaule \vird durcb den Aschen- fall in den Heizraum treten und dort die Verbrennung bewirken; die gebildeten keissen Gase werden dagegen ihren Weg nach dem Kamin nebmen und durcb selben in die Atmospkare entweichen. Diese stetige Bewegung, \velcbe nacb einmal eingetretener Erwarmung der Feuerungsanlage eingeleitet wird, nennt man den Zug derselben. Je hoker die Temperatur der aus dem Kamin abziebenden Gase im Vergleiche zur Temperatur der ausseren Luft ist, desto lebhafter wird der Zug im Allgemeinen sein miissen. Hieraus ist aucb scbon klar, dass Kamine gut gegen Abkiiblung geschutzt sein miissen, wenn sie ihre Aufgabe erfiillen sollen. Die fiir die Wirkung eines Kamins giinstigste Temperatur der abziehenden Gase liegt bei 272° Celsius. — Um den Zug in -einem Kamine iiberkaupt einzuleiten, pflegt man vor dem Anbeizen die im Kamin entbaltene Luftsaule zu erwarmen, was bei Stabilkesseln durcb die Einbringung von entziindetem Holz in den Fuchskanal •— und zwar so nabe als moglich am Fusse des Kamins — leicht bewirkt werden kann. — Audi die Starke des Windes tibt einen Einfluss auf die Zugverhaltnisse einer Heizanlage, weil durch den liber der oberen Offnung eines Kamins streichenden Luftstrom eine saugende Wirkung platzgreift, welche den der Heiz¬ anlage zukommenden Zug verstarkt. Hiedurch lasst sicb aucb er- klaren, warum an solcben Tagen, an denen eine bobe Temperatur der Atmosphare und zugleich vollkommene Windstille lierrscbt, die Einleitung und gute Erbaltung des Zuges einer Heizanlage sich scbiverer erreicben lasst, als an lcalten Tagen und bei mittlerer Wind- starke. — Die durch einen Kamin dem Brennmateriale zur Verbren¬ nung zugefiihrte Luftmenge vfacbst mit der Grosse des Kaminquer- scbnittes in geradem Verkaltnisse, jedocb nur wenig mit dessen Hohe; gemauerte Kamine werden gleichivol, und namentlich in Stadten, sebr hoch aufgefiihrt, damit die Beivohner der einer Fabriksanlage nalie- liegenden Ilauser durch den entsteigenden Rauch der Kamine nicht belastigt werden; Blechkamine kommen in beschrankterem Masse in An\vendung, weil die Abkiiblung solcher Kamine eine bedeutend grossere ist, als jene der gemauerten, da es schwierig und kost- spielig wird, selbe mit geniigend scbiitzenden Manteln zu verseben. 59 Die gemauerten Kamine werden, sowie alle von der Flamme oder von den Feuergasen bestrichenen Zugkanale, mit einer Lage feuer- fester Ziegel gefuttert, welche gut aufeinander aufgescbliffen und mittelst feuerfestem Thonmortel verbunden sein miissen, damit das Mauerwerk der hohen Temperatur fiir die Dauer Stand halten kbnne. Obwol der grosste Theil der Flugasche sich im Fuchs ablagert, so ist es dennoch nach langerer Betriebsdauer unumganglich nothig, sowol die Feuerkanale als den Kamin kehren zu lassen, weil sonst der an den Wanden liaftende Russ den Reibungswiderstand erhoht, welchen die durcli den Kamin angesaugten Feuergase an den Wanden der Feuerkanale sowie an der Wand des Kamines selbst zu erleiden haben. IV. Kesselsysteme. Der Zweck, fiir welchen ein Dampfkessel gebaut werden soli, bestimmt in den meisten Fallen scbon seine aussere Form sowie die Vertbeilung seiner inneren Raume, die Wahl der Rostanordnung und dessen Einmauerung oder Verkleidung, endlicb die zugehorige Kamin- anlage. Der Kessel einer Dampffeuerspritze wird von dem einer Sie- derei wesentlicb verscbieden ausseben. — Ersterer ist dazu bestimmt, in moglicbst kurzer Zeit Dampf zu bilden und selben gleicbmassig abzugeben; bei letzterem Kessel ist die rasche Erzeugung des Dampfes Nebensacbe, wahrend es vielmehr wiinscbenswertb erscheint, in ge- wissen, oft unregelmassig auf einander folgenden Zeitraumen viel Dampf zu erbalteu. Ersterer bedingt eine leiehte Transportabilitat, letzterer hingegen nicbt. Bei ersterem wird es ziemlich unmoglieh sein, mit Kleinkoble oder gar mit Holzabfallen zu heizen, was beim zweitgenannten Kessel wieder nicbt der Fali ist. Der Kessel einer Dampffeuerspritze wird unter allen Umstanden einen Bleclikamin er- halten, wahrend der einer Siederei gemauert sein wird, u. s. f. Je nach der Ortlichkeit, in der Dampfkessel zur Verwendung gelangen, pflegt man selbe in stabile, in transportable (Loco- mobil-, Locomotiv-) und in Schiffskessel einzutheilen; je nach der Aufstellungsart in horizontale und ver tičale (oder stekende) Kessel; endlicb unterscbeidet man, wie frilher scbon envahnt wurde, Kessel mit innerer und solche mit ausserer Feuerung. Von den zahlreichen bisber in der Praxis zur Ausfiibrung ge- langten Kesselformen und Kesselanlagen sollen hier nur die wiektig- 60 sten und am meisten verbreiteten vortbeilhaften Systeme besprochen werden. Diese sind: 1.) die cylindriscben Kessel mit ausserer Feue¬ rung, 2.) die cylindrischen Kessel mit innerer Feuerung, 3.) die cylindri- schen Kessel mit Vorwarmrohren und ausserer Feuerung, 4.) die cylindrischen Kessel mit darunterliegendem Sieder, 5.) die verschie- denen Formen der Rohrenkessel, 6.) die Kessel nach Dupuis’ System, 7.) die Locomotivkessel und 8.) die Schiffskessel. 1. Cylindrisclie Kessel mit iiusserer Feuerung. Die Figuren 1 und 2 der Taf. 4 stellen einen solcken Kessel K sammt Einmauerung, und zwar im Langen- und im Querschnitte, vor; er ruht vermittelst der auf seinen Seiten angenieteten oder an- geschraubten Trager auf dem Mauenverke und wird auf der grosseren Halfte seiner Oberfiache von der Flamme und den Feuergasen be- stricben. Unter dem Planroste II befindet sich der Aschenfall A; die Feuergase ziehen nach der Richtung des Pfeiles 1, blos die untere Kesselflache bestreichend, iiber dem Fuchs zum Kamin. Der unmittelbar iiber dem Kessel befindliche Raum ist mit Asche, Kolilen- losche oder einem anderen schlechten Warmeleiter ausgefiillt und gewohnlich mit einem einfachen Ziegelpflaster gedeckt. — Die wesent- lichsten Vortheile dieses Kesselsystems liegen in der Einfachheit der Herstellung und der Einmauerung, sowie in der Leichtigkeit der Reinigung des Zugkanales und der leichteren Beschliefbarkeit des Kessels; die Nacktlieile dieses Systems sind der verhaltnissmassig geringe Dampfraum sowie der Umstand, dass zur Erreichung einer grossen Heizflache der ganzen Kesselanlage eine nicht unbedeutende Langenausdehnung gegeben werden muss. Die Stossfugen der Blecke miissen bei diesem Kesselsysteme, wie auch bei den spater hier zur Beschreibung gelangenden Systemen, von der Flamme abgekebrt sein, damit die Blechverbindung dauernd dicht verbleibe. 2. Cylindrische Kessel mit innerer Feuerung. Die Figuren 3 und 4 der Taf. 4 stellen einen solchen Kessel K mit z\vei eingeschobenen Feuerrohren I\ und J‘\ dar, welche an den Kesselfronten angenietet sind; diese Kessel werden jedoch oft auch uur mit einem einzigeh Feuerrohre hergestellt und fiihren im All- gemeinen den Namen Cornwall-Kessel. Die Feuerrohren sind an beiden Enden offen und dienen zur Aufnahme des.Rostes sowol als zur Fortleitung der Feuergase durch das Innere des Kessels; sie ver- grossern die Kesselheizflache und somit auch die Verdampfungsfahig- 61 keit, ohne so bedeutende Langenausdehnungen zu erheischen, wie cylindrische Kessel mit ausserer Feuerung. Die Flamme und die Feuergase ziehen durch die Feuerrohre 1,1 am Kessel entlang, kehren dann durch die Kanale 2, 2 wieder zuriick und bestreichen endlich nocli die Kanale 3, 3, bevor sie in den Kamin treten. — In dem vor- gefiilirten Kessel sind iiberdies čonische Robren g , g eingesetzt, welche quer zur Zugrichtung liegen und nacb ihrem Erfinder Galloway’sebe Robren genannt werden. Selbe versteifen die Feuerrbbren in sehr giinstiger Weise und bezwecken eine entsprechende Circulation des Kesselwassers, sonde eine leichte und reichliche Dampfentwicklung, da sie die Heizflache vergrossern. Noch sei emvahnt, dass die flachen Abschlusswande solcher Kessel mit Winkeleisen versteift werden, um eine hohere Festigkeit zu erzielen, ferner dass bei diesen (wie bei den meisten andern cylindrischen Kesseln) die Langsnathen der Blecbe gewobnlich mittelst doppelter Vernietung bergestellt werden. Bei dem Stutzen S , welcher am Kesselboden und gerade iiber dem Asebenfalle liegt, wird das Speisewasser dem Kessel zugefiihrt. 3. Cylindrische Kessel mit Tonviirmrohren und mit 'ausserer Feuerung-. Die Figuren 8 und 9 der Taf. 4 stellen einen solcken Kessel dar. Derselbe bestebt aus einem etwas geneigten cylindriscben Haupt- kessel (Oberkessel) K und den beiden unter ilim liegenden Vor- warmrbhren V 1 und V s . Der Hauptkessel stebt mit dem Vor\viirm- rolire V 1 durcb einen rohrformigen Stutzen in Verbindung, ebenso die beiden Vorwarmrokren untereinander. Die Neigung, welclie luci¬ den Vonvarmrbbren gegeben ist, bat zum Zwecke, dem sieli in diesen Robren entwickelnden Dampfe einen leickten Ausweg naeh oben zu gestatten, wahrend die Neigung des Hauptkessels lediglicb angewendet wird, um eine vollstiindige Entleerung des Kessels beim Ausserbetrieb- setzen desselben zu ermoglicben. — Die Feuerung erfolgt im vorliegen- den Falle auf einem Treppenroste T, welcher aus dem Fiillkorbe F gespeist wd; A ist der Aschenfall. Die Flamme drangt sicli nacli der Richtung des Pfeiles 1 liber die hier angebracbte Feuerbrucke an den Oberkessel und bestreiclit ilm der ganzen Lange nacb, dann geht sie nacb der Ricbtung des Pfeiles 2 iiber das Vorvvarmrobr V 1 und scliliesslich nach der Ricbtung der Pfeile 3, 3 iiber das Vonviirm- rohr F 2 in den Kamin. Das Speisevvasser wird bei diesem Kessel am tiefsten Punkte des Yorwannrobres V z eingefiihrt und steigt succes- sive in den Oberkessel; es verfolgt daher auf dem Wege durch die Yorwarmrohren F 2 und V y gerade die entgegengesetzten Ricbtungen, 62 welche die Feuergase einschlagen, weshalb man solche Kessel auch im Allgemeinen als Kessel nach dem G e ge n str om-Systeme bezeichnet. Auch dieses Kesselsystem bietet, dem einfachen cylindrischen Kessel gegenuber gehalten, eine grosse Heizflache ohne grosse Raumver- schwendung in der Langenausdehnung. Da der Nachtheil eines ver- haltnissmassig geringen Dampfraumes bei diesem Kesselsysteme meist noch starker hervortritt als bei cylindrischen Kesseln (und zwar des- halb, weil solche Kessel weit mehi - Wasser enthalten und eine grossere Heizflache besitzen), so pflegt man hiebei dem Oberkessel einen cylindrischen Aufbau D zu geben, welcher als Dampfsammler dient und deshalb auch der Dampfdom genannt wird. Die kleineren cylindrischen Ansatze, welche in Fig. 8 angedeutet erscheinen, sind fiir die Anbringung der Kesselgarnituren bestimmt. 4. Cjliudrische Kessel mit darunter liegendem Sieder. Dieses System unterscheidet sich Yom letztbeschriebenen im Wesentlichen nur dadurch, dass hier die erste Flihrung der Flamme am Unterkessel stattfindet. — Ausser dem Hauptkessel (Oberkessel) K (Fig. 10 und 11 auf Taf. 4) wird namlich ein Unterkessel (Sieder) ange- wendet, in welchem der Rost liegt; die Feuerungsgase ziehen durch das Siederohr F nach der Richtung 1 an das hintere Kesselende und von hier nach der Richtung des Pfeiles 2 auf der Aussenseite des Sieders zuriick, endlich steigen selbe zum Hauptkessel auf und be- geben sich, im Sinne des Pfeiles 3 den Oberkessel bestreichend, zum Kamin. — Auch dieses System bietet eine grossere Heizflache als der einfache cylindrische Kessel mit ausserer Feuerung. Bemerkenswerth ist die elastische Verbindung der einzelnen Blechstosse des Feuer- rohres F , welche hier angewendet wird, um der ungleich grosseren Ausdehnung, \velche dieses Rohr im Vergleiche zu den andern Kessel- theilen erleidet, Rechnung zu tragen. Naclidem der Oberkessel erst in der dritten Fiihrung der Feuergase liegt, wahrend am Siederohr F die grosste Warmeabgabe stattfindet, so ist im Unterkessel stets specifisch leichteres Wasser als im Oberkessel, und entsteht deshalb eine lebhafte Wassercirculation; das Wasser des Unterkessels zieht namlich, wenn es einmal envarmt ist, durch den Verbindungsstutzen, welcher naher am Roste liegt, nach aufwarts, und jenes des Oberkessels sinkt durch den z\veiten Verbindungsstutzen, als specifisch schwerer, nach abwarts. Dieser stetige Kreislauf des Wassers ist fiir die Dampf- bildung sehr giinstig. — Auch bei diesem Kesselsysteme wird es ge- wohnlich nothig, einen Dampfdom am Oberkessel anzubringen, um 63 dadurch den eigentlichen Dampfraum zu vergrossern; die Speisung erfolgt hiebei meistens im Sieder, und zwar unmittelbar unter dem Roste, wie in der Figur durch das knieformige Speiserohr, welcbes aucb zugleich als Entleerungsrohr verwendet werden kann, angedeutet erscheint. Um eine vollstandige Entleerung des ganzen Kessels zu ermoglichen und um anderseits dem im Sieder sich bildenden Dampfe einen bequemen Ausweg zu verschaffen, ist der Sieder etwas geneigt. Die am Oberkessel angebrachten rohrformigen Ansatze sind ftir die Befestigung der Kesselgarnituren bestimmt. Ein dom beschriebonon ahnlicbes, aber boroits allerorts yerworfenes Sjstem ist jenos mit Siedern, welclie eine iiussere Feuerung besitzen, was Mer blos erwiihnt wird, um nicht zu Vervvechslungen Anlass zu bieten. 5. Pie verschie.denen Formen der Itblirenkessel. Die Rohrenkessel (Tubularkessel) bestehen gevohnlich aus einem cylindrischen Kesseltheil und aus einem Rohrenbiindel, welches in ersterem eingebaut ist und als Heizflacke verwendet wird, oder aber aus einem solcken Rohrenbiindel allein. Im ersteren Falle sind die Rokrenenden in den sonstigen Kessehvanden (Rolirplatten) einge- schoben und dort abgedichtet und ziehen die Feuergase meist durch diese Rohren hindurch (seltener um selbe herum); im letzteren Falle communiciren die einzelnen Rohren des Biindels untereinander und ist die Feuerung stets aussenliegend; die Rohren sind entweder aus Schmiedeisen oder aus Metali hergestellt. Alle Arten der Rohren- kessel bieten den Vortlieil, in einem kleinen zur Verfiigung stehenden Raume eine betrachtliche Heizfliiche unterbringen zu konnen, wo- durch eine rasche Dampfbildung moglich wird; doch kaben sie in den meisten Fallen einen massigen Dampfraum und liefern also nasseren Dampf als einfache cylindrische Ressel. Der gemeinschaft- liche Nachtheil aller jener Rohrenkessel, welcke Rolirplatten besitzen, ist der, dass die Dichtung und dauernde Dichthaltung der Rohren- enden oft schwierig zu erreichen ist, und dass sich solcke Rohren ohne Anwendung des kiinstlichen Zuges leicht mit Flugasche ver- legen; die Rohrenkessel, welche nur aus einem communicirenden Rohrenbiindel bestehen, bieten meistens Schwierigkeiten beim Speisen derselben und haben stets einen eigenen Dampfsammler nothig. In den Figuren 5 und 6 der Taf. 4 ist ein einfacher horizontal- liegender Rohrenkessel K dargestellt; derselbe besteht aus einer cylindrischen Hiille, welche durch ebene Boden abgeschlossen ist, in denen die Rohrenenden ihre Dichtung erhalten; die Feuerung ist G4 liier eine aussere und erfolgt auf dem Planroste R ; A ist der Aschen- fall, D der Dampfdom, S das Speiserohr. Die Flamme zieht zuerst liber die Feuerbriicke und nacli der Richtung des Pfeiles 1 an der Unterseite des Kessels entlang, dann steigen die Feuergase auf und durchzieben nacb der Richtung 2 die Rohren (Siederohren), endlich gehen selbe durcli die beiden Seitenkanale 3, 3 zum Kamin und be- spiilen auf diesem Wege nocli die Seitenfiachen der cylindrischen Kesselhiille. Alle diese Kanale sind an ihren Enden mit Putzthiiren versehen, sowie auch die Anordnung getroffen ist, dass die vor den Siederohren (liber dem Roste) liegende Wand leickt entfernt \verden kann, um die Reinigung der Rohren (mittelst eigener Btirsten) leicht vornehmen zu konnen; in vielen Fallen ist anstatt der letztgenannten, in einem Eisenkasten gemauerten Wand eine doppelte Tkiire aus Eisenhlech angewendet, welche man die Rauchkammerthiire (oft kurz- weg Rohrthiire) zu nennen pfiegt. — In der Figur ist auch ersicht- lich gemacht, wie der grosste Theil der Flugasche vor dem Eintritte der Feuergase in die Siederohren sich ansammeln kann, ohne Ver- engungen des eigentlichen Zugquerschnittes im Gefolge zu haben, und ist im Aschenfalle auch eine Thiire angedeutet, durch welche die mit der Zeit sich anhaufende Flugasche entfernt wird. Bei diesem Kesselsysteme muss noch envaknt werden, dass die Rohrplatten zu einander parallel stehen sollen, um eine gute Dichtung zu erzielen, und dass diese Platten durch eigene Anker gegenseitig gehalten oder aber mittelst Winkeleisen ausgiebig versteift sein miissen. Um mdg- lichst wenig Anker oder Winkeleisen anzuivenden und um eine grossere Auflage fiir die Rohrenenden zu gewinnen, wahlt man meistens Rohr¬ platten, welche betrachtlich dicker sind als die sonstigen Kessehvande. Die Figuren 14 und 15 der Taf. 4 stellen verticale Rohren- liessel dar, welche zumeist dort Anwendung finden, wo eine geringe Lange und Breite, dafiir aber cine geniigende Plohe fiir die Kessel- anlage zur Verfiigung stelit. Der Rohrenkessel in Fig. 14 besteht aus einer Hiille und aus der eigentlichen Feuerkiste, \velche zur Aufnahme des Rostes R be- stimmt ist; A stelit den Aschenfall, H die Heizoffnung dar. Das Rohrenbiindel, welches hier vertical angeordnet ist, steht mit den unteren Enden der Rohren in der gewolbten Feuerkiste, wahrend die oberen Enden in einer ebenen Rohrplatte gedichtet sind, iiber wel- cher sich der durch den Dampfraum ziehende Kamin anschliesst. Die Feuerkiste ist durch Stehbolzen mit der Hiille verbunden; die untere Verbindung der Feuerkiste und der Hiille (in der Rostbohe) wird 65 durch einen eingeschobenen und dann vernieteten Schmiedeisenring bergestellt. Der in Fig. 15 vorgefiihrte verticale Rohrenkessel besitzt eine Feuerkiste, welche sich direct an den Kamin anschliesst, in welche aber Galloway’sche Rohren G, G eingeschoben sind. Diese verticalen Kessel sind nicht eingemauert, sondern blos mit einer Filz- und Holzverkleidung gegen Warmeverluste geschiitzt. In den Figuren 12 und 13 der Taf. 4 ist eines jener Kessel- systeme dargestellt, bei welchen ein Rohrenbundel allein den Feuer- gasen ausgesetzt erscheint; es bestehen verschiedene Ausfiihrungs- arten solcher Rohrenkessel, welche von ihren Erfindern gewohnlich als „unexplodirbar“ gepriesen werden. — Beim hier dargestellten Kessel nach Howards System sind fiinf geneigte Rohrlagen, aus je vier schmiedeisenen Rohren bestehend, tibereinander angeordnet; je fiinf iibereinanderliegende Rohre sind dabei mit ihren oberen Enden in ein Vertiealrohr verschraubt, wahrend die unteren Enden abgesehlossen sind, wodurch die einzelnen Rohren sich ungehindert ausdehnen konnen. An diesem Kessel kommt keine Nietung vor. Aus jedem der vier ver¬ ticalen Verbindungsrokre desselben fiihrt ein Knierohr zum gemein- schaftliehen cylindrischen Dampfsammler Z>; die Speisung erfolgt in ein horizontal liegendes Rohr, welches mit den unteren Enden der tiefsten Rohrlage communicirt. Damit die vom Roste R abziehenden Feuergase gezvvungen werden, alle Rohre ausreieheud zu bespiilen, sind gusseisene Zwischenwande iiber den untersten drei Rohrlagen an- gebracht, und nehmen diese Gase nach den in der Figur angedeuteten Pfeilen den Weg zum Kamin. Nocli sei erwahnt, dass der normale Wasserstand bei diesem Kessel zvvischen der dritten und vierten Rolirreihe zu liegen kommt. Auch die Belleville-Kessel sind dem soeben beschriebenen Systeme ahnlich; — sie bieten gleiehfalls holie Sicherheit gegen Explosionen, sind leicht zu reinigen und gestatten eine wenig umstandliche Aus- wechslung einzelner Kesseltheile; beim Howard-Kessel ist die Wechs- lung der Rohren dafiir sehr rasch mdglich, weil selbe an einem Ende frei liegen. 6. Die Kessel nach Dupuis’ Sjtem. Die Vortheile der einfachen cylindrischen und der Rohrenkessel sind bei diesem in Fig. 7, Taf. 4 im Langensclinitte dargestellten Kessel so ziemlich vereinigt. Der eylindrische horizontale Hauptkessel schliesst sich hier an einen verticalen Rohrenkessel an; durch diese 5 66 Anordnung ist eine Ieichte Reinigung der Rohren von oben ermog- licht und legt sich iiberhaupt weniger Flugasche in selben ab, als in horizontal liegenden. Die Feuergase bestreiclien den Hauptkessel nach der Richtung des Pfeiles 1, bespiilen dann die Hiille des verticalen Kessels nach der Richtung 2 und ziehen endlich durch die Rohren aufwarts und nach der Richtung 3 zum Kamin. — Die Speisewasser- zufiihrung erfolgt durch das Knierohr S , vvelehes durch den Kessel- fuss geht; auf dem Dampfraume des Verticalkessels ist das Dampf- absperrventil D angebracht. Dieses Kesselsystem bietet eine sehr 'bequeme Zuganglichkeit behufs der Reinigung aller Zugkanale und gestattet eine ungehinderte Ausdehnung der einzelnen Kesseltheile. 7. Die Locomotivkessel. Dieselben unterscheiden sich von den bisher beschriebenen Rolirenkesseln nur durch ihre eigentlnimliclie, dem Zwecke der Trans- portabilitat angepasste Form. Sie bestehen aus drei \vesentlichen Theilen: aus der Feuerbiichse, dem cylindrischen Haupt¬ kessel und aus der Rauchbtichse. — Die Fig. 16, 17 der Taf. 4 stellen einen solchen Locomotivkessel im Langen- und im Querschnitt dar. Die Feuerbiichse besteht aus einer kastenformigen Hiille und aus dem in selbe eingebauten Heizraume; B ist der Rost, A der Aschenkasten, H die Heizthiire, I) der Dampfdom. Der cylindrische Hauptkessel K enthalt die Siederohren und hangt mit der Hiille der Feuerbiichse auf einer Seite zusammen, \viihrend er am andern Ende durch die zweite Rohrwand abgeschlossen wird. Die Hiille der Feuer¬ biichse ist mit den Wandungen des Heizraumes durch Stehbolzen und Verankerungen verbunden. An der zweiten Rolirwand ist die Raueh- biichse E befestigt; selbe besteht aus einern leichten Blechkasten, welcher durch die Thiire T abgeschlossen ist und den Kamin C tragt; durch diese Thiiroffnung konnen die Siederohren gereinigt werden. Behufs Erreichung des nothigen Zuges ist ein Blasrohr B im Kamin- untertheil angebracht, in welches der von der Locomotive verbrauchte Dampf tritt. Auch die Kessel der in der Landwirthschaft hiiufig verwendeten Locomobile werden vorwiegend nach diesem Sjsteme hergestellt. 8. Die SchilTskessel. Die Schiffskessel unterscheiden sich von allen anderen Rohren- kesseln in characteristischer Weise; die thunlichste Ausniitzung des in einem Schiffe fiir die Dampfkessel gebotenen Raumes erheischt 67 eine eigenthiimliche Kesselform, welche sicli moglichst an den Sehiffs- kdrper anschmiegt; die Einmauerung hat wegen ihres grossen Ge- wichtes zu entfallen, da bei solclien Kesseln in erster Linie angestrebt werden muss, eine grosse Dampfentwicklung bei moglichst geringem Kessel-Eigengewichte zu erreichen. — Man unterscheidet Schiffskessel mit cylindrischer und solclie mit k a s t e n f o r m i g e r Hiille. Erstere sind vonviegend auf Handelsschiffen in Verwendung; sie besteben aus einem cylindrischen Hauptkessel von kreisformigem oder elliptisehem Querschnitt, in vrelchen mehrere Feuerbiiclisen eingebaut sind; an diese Feuerbiichsen schliessen sicli Rohrenbiindel an, \velche sicli in einer gemeinschaftlichen Rauchkammer vereinigen, durcli welclie die Feuergase in den Kamin abziehen. — Die cylindrischen Formen gestatten die Anwendung hbherer Dampfspannungen, oline grosse Kesselgewichte zu bedingen, dafiir lasst sich hiebei der im Schiffe fur die Kessel zur Verfiigung stehende Raum nicht vollkommen aus- niitzen, und muss beziehungsweise zur Erreichung einer bestimmten Heizflache ein verhaltnissmassig grosser Raum beansprucht werden. — Bei Kriegsschiffen, wo die beste Ausniitzung der Raume zur dring- lichsten Nothwendigkeit wird und ausserdem aus mekrfachen Riick- sichten ausser der Unterbringung einer grossen Heizflache auch ein moglichst grosser Wasser- und Dampfraum wiinschenswerth erscheint, endlich die Kessel meist ganz unter der Wasserlinie des Schiffes liegen mtissen, konunen noch ubenviegend kastenformige Kessel (oft Kofferkessel genannt) zur Anwendung. Die Hauptbestandtheile eines jeden kastenformigen Schiffskessels sind: die Kesselliiille, die Feuerbiichsen, die Siederdhren, die Rauchkammer und der Kamin. Es iviirde zu weit fiihren, alle Einzelnheiten der verschiedenen Variationen, in welchen kastenformige Schiffskessel gebaut wurden, erwahnen zu \vollen, und geniigt es zum Verstandniss dieses Types, den in den Fig. 1, 2, 3 der Taf. 5 dar- gestellten Kessel zu beschreiben. Die Kesselhiille schliesst einen meist durch Ebenen begrenzten Raum ein, der nur an der Bodenflache die durch die Schiffsform be- dingte Kriimmung tragt. Die Feuerbiichsen, deren je zwei bis seclis in einer Hiille eingesclioben sind, erkalten ebenfalls die Kastenform; die Seitemviinde und Boden derselben sind eben, die unteren Ecken und die Feuerdecken jedoch abgerundet. Der Anschluss derselben an die Kesselfront erfolgt durch Winkeleisen; die Versteifung untereinander gegen den Kesselboden und gegen die Kesselseitenwande geschieht durch Stehbolzen, gegen die Kesseldecke aber durch Verankerungen. 5 * 68 Die Feuerbuchsen nehmeo die Roste auf, welche auf querliegenden Tragern a , b, c liegen. Unterhalb der Roste sind die durch Thiiren abschliessbaren Aschenraume; ober den Rosten sind die Feuerbuchsen durch doppelwandige Heizthiiren f abgeschlossen; an den Enden der Roste sind kleine Feuerbriicken aufgemauert. Das Ende einer jeden Feuerbiichse ist mit einern erhohten Aufbaue versehen, welcher mit der zur Aufnahme der Siederohrenenden nothigen Rohrplatte ab- schliesst. — Die Siederdhren, \velche bei diesen Kesseln fast aus- schliesslich aus Muntzmetall hergestellt werden, haben meistens eine Lange von 1'5 bis 2 - 5 m j und einen licliten Durchmesser von 65 endlich 2 - 5 bis 3% Wandstarke. Um den Feuergasen einen mog- lichst raschen Abzug zu gewahren, erhalten die Siederdhren eine ge- ringe Ansteigung (;! bis s); ZU1 ' Erreichung einer dauernden Dich- tung miissen diese Rohren iiberdies senkrecht zu den beiden Rohr- platten B, B stehen. — Die Ra uch k amin er ist in den Ressel ein- gebaut und fiir alle Feuerbuchsen desselben gemeinschaftlich; die Offnung h dient zur Reinigung der Siederdhren und ist durch eine doppelwandige Thiire abgeschlossen; die Rauchkammer ist theils durch die vordere gemeinschaftliche Rohrplatte, theils durch die Kesselhiille begrenzt. Bei grosseren Ressel-Complexen gelangen die Feuergase aus der Rauchkammer nicht unmittelbar in den Kamin, sondern zu- naclist in einen eigenen Raum, welcher die Rauchziige der einzelnen Ressel vereinigt und der Rauchmantel genannt wird; auf diesen ist dann der Kamin aufgebaut. Bei einzeln zur Amvendung kommen- den Kesseln steht der Kamin direct auf der Kesseldecke. — Der Kamin besteht aus einem aus Blech genieteten Rolrre, dessen Quer- schnitt dem achten bis zehnten Theile der zugehorigen totalen Rost- flache gleichkommt; die Hohe eines solchen Kamins ist bedeutend geringer, als bei Kesselanlagen am Lande. Man unterscheidet fixe Kamine, das sind solche, die aus einem einzigen Rohre bestehen, \velches unveranderlich auf der Kesseldecke aufgestellt bleibt, und Teleskop-Kamine, \velche aus mehreren in einander verschieb- baren Rohren bestehen.. Ein weiterer Bestandtheil der Kastenkessel, welcher zur Uber- hitzung oder Trocknung des Kesseldampfes dient und gleiclifalls in diese Kessel eingebaut wird, ist der Uberhitzer. Derselbe besteht aus einem in die Rauchkammer eingesetzten, allseitig abgeschlossenen Kasten K aus Eisenblech; er theilt die Rauchkammer in zwei Theile, wovon der untere als Rauchkammer im engeren Sinne, der obere aber als Rauchkanal aufzufassen ist. Die Feuergase zielien von der G9 Rauchkammer aus durch die schmiedeisenen Rohren des Uberhitzers in den Rauchkanal; der diese Rohren umgebende Raum communieirt durch die an beiden Seiten offenen Rohren i, l mit dem Dampfraume des Kessels. Da die Dampfabnahme beim Ventil m (Fig. 3) erfolgt, so ist ersichtlich, dass der Kesseldampf, welcher durch die Rohren l eintritt, liber die Uberhitzenrohren hinwegziehen muss, um in das Absperrventil zu gelangen; auf diesem Wege wird er durch die die Rohren durcliziehenden Feuergase iiberhitzt oder getrocknet. — Mit- unter erfolgt die Dampfabnahme nicht ausschliesslich aus dem Uber- hitzer, sondern audi unmittelbar aus dem Kesseldampfraume. Man ist danil auch in die Lage gesetzt, entweder iiberhitzten oder ge- sattigten oder aber Dampf mittlerer Temperatur (gemischten Dampf) zu gebrauchen. Die eigenthiimliche Form der Kastenkessel bedingt eine ge- nugende Sicherung der dem Dampfdrucke ausgesetzten ebenen Wande. Geivoknlick versichert man ebene Waude gegen Ausbiegungen durch Annieten von Winkeleisen; gegeniiberstekende ebene Wande werden bei grosserem Abstande durch eingezogene V-erankerungen, falls sie sich aber in geringem Abstande von einander befinden, durch Stehbolzen an einander gehalten. Die Verankerungen sind ineist von kreisformigem, seltener von rechteckigem oder quadratischem Querschnitte, weil diese Formen verhaltnissmassig grossere Abniitzungsoberflachen bieten. Dort, wo man aus lokalen Riieksichten flache Anker anzuwenden gezwungen ist, wie es oft bei der Versteifung der Feuerbiichsen mit der Kesseldecke wegen der enge aneinander liegenden Siederohren nothig wird, gibt man den flachen Ankern einen etvvas grosseren Querschnitt, als bei runden Ankern sonst gebrauchlich ist; man lasst aber den flachen Querschnitt sofort in den runden iibergehen, sobald die raumlichen Verhaltnisse dies gestatten (wie unmittelbar liber den Siederohren), und schmiedet entweder die flachen mit den runden Ankern zusam- men oder verbindet sie in der aus Fig. 9 ersichtlichen Weise. Die Grosse des Ankerquerschnittes muss derart gewahlt sein, dass der betrefifende Anker jenem Dampfdrucke mit geniigender Sicher- heit widerstehen konne, welcher auf der durch diesen Anker ver- steilten Flache lastet. — Bezeiclmet a den mittleren Abstand der Verankerungen eines Kessels (in Centimeter) und p den Dampfdruck (Manometeranzeige in kjg pro □% l )i so stellt der Ausdruck a 2 p den auf einen Anker entfallenden Zug dar. — Die Inanspruchnahme der runden Anker soli, im neuen Zustande derselben, nicht 4 % pro □ , % l , 70 jene der flachen Anker nicht 3 % pr o □ W /L iiberschreiten. — Ilie- nach lasst sick der Querschnitt eines Kesselankers, bei gegebenem Ankerabstande und gegebener Dampfspannung, leicht bestimmen; es ist namlick filr einen runden Kesselanker der Durchmesser (in Milli- Die Anbringung der Anker erfolgt am einfacbsten und besten in der Art, dass man dieselben durch die correspondirenden Loeber der zu versteifenden Wande durchsehiebt und sie ausser- und inner- halb jeder Wand mit Muttern befestigt; zu diesem Behufe miissen die Enden der Anker mit Gewinden versehen werden; — unter die Muttern gibt man dann Unterlagscheiben, um einerseits den auf die Anker entfallenden Zug besser auf die beziiglicben Blechwande zu ubertragen, und um anderseits eine gute Dicbtung der Anker zu ermoglichen. Die Entfernung der einzelnen Anker muss so gewahlt werden, dass das Kesselinnere noch schliefbar bleibt, um dessen Reinigung falhveise bewerkstelligen zu konnen. Die iiblicken Entfernungen der Kesselverankenmgen liegen zwiscben 40 und 50 c [ m . Die Rohrplatten werden untereinander nur selten durcb das Einziehen von Ankern, dafiir aber meistens durch Anbringung von kraftigen Siederohren (Stiitzenrdhren) versteift, \velche an ihren Enden mit einem iiusseren Gewinde versehen sind und mittelst Muttern an den Rohrplatten gehalten werden. Die zur Versteifung naheliegender Wande gebrauchlichen Steh- bolzen werden aus Schmiedeisen erzeugt und sind ihrer ganzen Lange nacli mit Gewinden versehen, mittelst welchen sie in die gleichfalls mit Gewinden versehenen Locher der Wandungen verschraubt wer- den; die Bolzenenden werden iiberdies durch Muttern gehalten, sel- tener umgenietet. Die Reinigung der Kastenkessel erfolgt durch eigene Offnungen, welclie in der Hiille angeordnet sind und die wahrend des Betriebes durch Deckel mit BUgeln und Schrauben geschlossen \verden konnen. Gestatten solche Offnungen das. Einschliefen von Personen in den Kessel, so heissen sie Mannlocher, bei geringerer Ausdehnung aber, und wenn man durch selbe nur Putzvverkzeuge einbringen kann, wer- den selbe Schlammlocher oder Putzlocher genannt. — Der Verschluss solcher Offnungen ist stets in der Weise angeordnet, dass \vahrend des Betriebes ein Anpressen der Deckel durch den Dampf- druck erfolgt; die Deckel, Biigel und Schrauben werden ausschliesslich meter) d — a Ti 71 aus Sckmiedeisen kergestellt. Die Dichtung solcker Mannlock- oder Scklammlockdeckel kann entweder durck Tressen oder durck diinne Kautsckukrakmen erzielt werden. V. Kesselgarnituren. Unter Kesselgarnituren verstekt man alle jene Bestandtkeile, welcke an einern fertigen Kessel angebrackt sein mtissen, um ikn zum beabsicktigten Gebraucke tauglick zu macken. — Man tkeilt die ge- sammte Kesselgarnitur kiiufig in die sogenannte grobe und in die feine Garnitur ein, und verstekt unter der ersteren alle vom Kessel leickt abnekmbaren Tkeile, welcke zur Ileizung gekoren, als Rost- stabe und Rosttrager, Heiz-, Asckenfall- und Rauckkammertkiiren, sowie die Register und die Putzthuren, wakrend man zu der feinen Garnitur alle sonstigen mit dem Kessehvasser oder Kesseldampfe in Beriikrung stekenden Bestandtkeile recknet. tiber die sogenannte grobe Garnitur \vurde bereits das Wick- tigste in den vorkergehenden Unterabsebnitten ervvaknt, und er- iibrigt es blos, die einzelnen feinen Garnituren ikrer Form und ikrem Zweeke nacli vorzufiikren. — Die feinen Garnituren lassen sick ein- tkeilen: 1.) in solclie, welcke zur Erfiillung gewisser Sickerkeitsmass- regeln nothig sind, und 2.) in solcke, die aus dem Betriebe eines Kessels an und fiir sick entspringen. Die aus Sickerkeitsgriinden an jedem Dampfkessel angebrackten Garnituren dienen entweder dazu, den Dampfdruck in gewissen Gren- zen zu kalten (Sickerkeitsventile und Manometer), oder um ein Sinken des normalen Wasserstandes, rvelckes von verderblicken Folgen sein komite, reektzeitig zu erkennen (Wasserstands- anzeiger und Probirkakne; Sckwimmer und Allarmpfeifen). Die aus dem weckselnden Betriebe als notkwendig entspringenden Garnituren sind jene fiir die Dampfableitung (Absperrventile) und die fiir die Wasserzufukrung (Speisung), sowie fiir die Entleerung eines Kessels dienenden (Speise- und Ablassventile, Injec- toren und Luftventile). 1. Sieherheitsventile. Jene Vorricktungen, ivelcke auf einem Dampfkessel angebracht sind, um selbstthatig dem Dampfe einen Ausweg zu gestatten, sobald dessen Spannung ein beabsichtigtes Mass iibersckritten kat, nennt 72 man Sicherheitsventile. Sie bestehen jm Allgemeinen aus einem mit dem Kesseldampfraume communicirenden Gehause, welches ein Ventil enthalt, auf dessen untere Flache der Kesseldampf drttckt, vahrend iiber der oberen Flache desselben eine entsprechende Be- lastung angeordnet ist. So lange der durch diese Belastung auf das Ventil ausgeiibte Druck grosser ist, als die im Kessel herrschende Spannung (Uberdruck) des Dampfes, bleibt das Ventil geschlossen; sobald aber der Dampfdruck eine solche Hohe erreiclit, dass die Be¬ lastung ibm nicht mebr das Gleichgewicht zu erhalten vermag, offnet sicli das Ventil und lasst einen Theil des Kesseldampfes ins Freie entweichen, wodurch die im Kessel herrschende Spannung wieder auf ihr liochstes zulassiges Mass gebracht wird. Man unterscheidet Sicherheitsventile mit directer und solche mit in dir e eter Belastung; im ersteren Falle wirkt das angewendete Belastungsgewicht (oder eine Feder) unmittelbar auf die obere Ven- tilflache, im letzteren bingegen ist das Gewicht (oder die Feder) am Ende eines einarmigen Hebels angebracht, \velcber iiber dem Ventile derart angeordnet ist, dass der Endpuukt des kiirzeren Hebelarmes auf die Ventilplatte drttckt. Fig. 1, Taf. 6 stellt ein Sicherheitsventil mit directer Belastung dar. Das gusseisene Gehause enthalt liier einen Ventilsitz aus Metali und den gleichfalls aus Metali erzeugten flachen Ventilteller, welcher durch einen eigenen, in seinem Mittel sitzenden und mit ihm con- centrisch gedrehten Stift in der durch Rippeu mit dem Ventilsitze verbundenen Httlse gerade geftihrt ist. Auf dem Ventilteller liegen unmittelbar die Belastungsgewichte auf, die durch einen gabelformigen zweiarmigen Hebel, der am Gehause seinen Drehpunkt findet, auch mittelst Handkraft gelioben werden konnen, sobald man den Kessel¬ dampf durch das Ventil — sei es wegen Verminderung der Dampf- spannung oder beliufs ganzlicher Entleerung des Kessels — ent- \veichen (abblasen) lassen will. Der dem Kessel entstromende Dampf wird durch den am Ventilgehause angebrachten Stutzen und durch ein eigenes Rohr (Abblaserohr) ins Freie befordert. Die ftir einen bestimmten, grossten zulassigen Uberdruck (pro Quadratcentimeter) p auf einen Ventilteller vom Eigengewicht