Narodna in univerzltetna knjižnica v Ljubljani____________ i>.36H9, s l wort und Vild. » i'^n Or. Friedrich Mmlausr. % btUöil/ill IslllCi 1. hliht., ff iililliiil ^^^^ Vl, ^and. MUZ^ M ar n ten. M Mil zahlrMen Mbildunssen F nlN und eitlem Cikcvilde ^ I F........... L. ' 'iil ^Verlag rm, Carl Graeser. ^1 ^ c/ / Die lander Oesterreich - Ungarns in Wort und Vild. Hcraus^i'sscln.'n von Prof. Dr. Friedrich Umlauft. Sechster Vand. Das S c iz o g i h u in /v a rnte n. Geschildert uon Z^rof. L>r. >Otto F>tc»Nucndcr. Mit zahlreichen Abbildungen und ruiom Til^Ibilds in Farbendruck, Wien?z^). I. wallfischgasso 6, KLAGENFURT. V-:!.k- v ■•; \,rl (irseH'T ::i Wien. Das Herzagthum Rannen. Geschildert von Prof. Dr. Otto Sreinwcndcr. Mit zahlieichen Mbildungrn und rincin Titelbild? in Farbendruck. Wien M). Dcrlag von c^arl Graescr I, e. ^,„q / ^<3lj119/ VaZ Her^ogthum karnten. l2er landschaftliche Charakter Mrnteus. — Gebirge, — Flüsse und Seen. —> Almleben und Viehzucht. — Waldwirtschaft, — Ackerbau, — Fischerei und Jagd, — Vergban uud Montanindustrie. — Abriss der Landesgeschichte.) ."^ü^^^icl Schönes in Berg und Thal, viel Merkwürdiges in Land HM^N^r und Lentcn, in reicher Fülle und raschwcchselnder Altannigfaltig-'^^^^^kcit, enthält in seinen engen Gemarkungen das Kärntnerland. Ans einein Raume von nicht ganz 104 Qnadratmyriamctern k^K' <"^ crhebt sich der Zng der Hohen Taucrn vom Glockner bis zum Ankogcl, mit vereisten Höhen und schwarzen Hörnern, die aus den ewigen Schneefeldern sich cmporrccken, dehnt sich von der Liescr bis zur Mctnitz eine abgeschiedene Alm-Öde, ans sanftgefurmten Knpften und grünen Hochtha-lungeu bcsteheud, folgen dauu weiter gegen Osteu, gegen die erzreiche Saualpe uud Koralpc hin, reizende Thäler, die Stätten des Fleißes der Menschen, reich an Erinnerungen der Geschichte und der Sage, geziert mit den steinernen Zcugeu thateureicher Jahrhunderte. Diesem aus Urgestein bestehenden Norden des Landes stehen anf geringe Entfernung die südlichen Grenzmauern gegenüber, die hellfarbigen Kalkwände der Harnischen Alpen und der Karawanken, in hnndcrt verschiedenen phantastischen Formen für eine Unzahl von schönen Landschaftsbildern den großartigen Hintergrund bildend. In der Mitte des Landes aber, nahe gcnng den Mächtigen Höhcnzügen, um von ihnen beherrscht zu werden, breiten sich die Thalwcitcn mit Feldnng und Dorf und Stadt, erhebt sich waldiges Mittelgcbirg mit Schlössern nnd spitzen Thürmen, schimmern, einladend zum langen Bleiben, die grünen und blanen Spiegel der Seen. Diese Mannigfaltigkeit schöner Bilder anf engem Nanmc ist der landschaftliche Charakter Kärntcns. Drei Länder, Tirol, Salzburg und Kärnten, theilen sich in den Besitz der Hohen Tanern nnd ihrer herrlichen Hochburg, der Glock» H Das Herzog!hum Käriltcil, nergrupfte; im Gletschereis zwischen dem Iohannisberg und dem Großglockner treffen die Marken der drei Länder znsammen. Von hier setzt sich der Hauptzug gegen Osten fort nud bildet dic Landcsgrenze bis zu den Steinkaren nnd Firnfeldern, die nördlich uud östlich vom An-kogel die innersten Schlnchten des Elends abschließen. Der tiefste Übergang über diesen an stolzen Spitzen und weithin ergossenen Gletschern so reichen Zng ist der Malnitzcr Tanern (2414 >"). Von dem Hauptzuge der Hohen Tauern zweigen sich außer zahlreichen kürzeren Widerlagern drei bedeutende Gcbirgszüge gegen Süden ab. Der erste ist derjenige, welcher im Groß glockner (3?i)7 «>) sich zur höchsten und schönsten Erhebung der österreichischen Central-Alpcn zuspitzt. Dieser Zng wird von den „Thörln", dcm Bergen nnd Peisch-lachthörl, die ihn uon der Glocknergruppe trennen, bis zum tiefen Sattel des Iselsberges (1163 >n) die Petzcck- oder Schobergruppe genannt. Vom Iselsbcrgc an setzt sich der Zng in östlicher Rich-tuug fort bis zum Zusammenflufs der Moll und der Trau uud heißt die Krcuzeckgruppe. Der zweite, uach Süden streicheudc Ast ist die Stell« kopfgruppe, der dritte, gegen Südost weit hinaus vorgestreckt, ist jener vielverzwcigtc Zng, in welchem um die Hochalmsftitzc (3355 >») herum die Alpen das letztemal gegen Osten zu einer großartigen Glctscherbildung gelangen. Zwischen dem Ankogel (3255 m) und dem Hafncreck verlässt der Hauptzng der Tanern, indem er sich nach Norden ins Salzbnrgische wendet, das Land. Vom Hafner l3061m) gchcn zwei Züge aus, ein kurzer, aus aussichtsreichen Hochgipfeln bestehend, die mit dem Stnbeck abschließen, nnd ein lang hinans sich streckender Zng, die Wasserscheide zwischen Mur uud Dran, und zugleich die Landcsgrenze zwischen Salzburg und Kärntcn. Dieser letztere fällt gegen den Katschberg (1041 '"), wo er von der Neichsstraße übersetzt wird, rasch ab, Vom Katschbcrg an geht der Hochgebirgscharaktcr verloren, und mäßig sich hebende nnd senkende Almen verbinden die Gruppen, in die das stcirisch-kärntnerische Grenzgcbirge stch auflöst. Von der Stangalpcngrnppc, deren höchste Erhebung der Königstuhl (2253 m) bildet, streicht bis an die Lieser, den Millstättcrsee, die Trau uud den Ossiachersee ein viclvcrzweigtcs Gebirg, die Gruppen des Roscnik, der Millstättcr-Alpe, des Rodrcsnock, dcs Wöllancrnock, des Mirnock und der Görlitzcn. Die Fortsetzung des Zuges, vom Köuigsstuhl bis zur Krebenze, fällt im allgemeinen mit der Landesgrcnze zusammen; von der Krebenze an ist dies nicht mehr der Fall. Die weiter gegen Osten folgenden Bäche, die Olsa, der Hörfeldbach nnd die Lavant, entspringen außerhalb des Gebirge. 7 Landes, und der die Wasserscheide bildende Hanptzng sendet nur mehr zwei mächtige von Nord gegen Süden streichende Ausläufer nach Käruten^ die Sanalpe nnd die Koralpe. Die südlichen Kalkalpen treten uon Tirol herüber in zwei Parallelzügen ins Land. Der nördliche, die Wasserscheide zwischen Dran nnd Gail bildend, erhebt sich in der Kreuzkofclgrnpfte zu mächtigen Bergformcn von wilder Schönheit, setzt sich über den Gailberg bis znin Neißkofel Heiligenblut u,ld dl'r Großzlllckucr schmal nnd ungegliedert fort und theilt sich dann in die aus Staffberg, Latschur und Guldeck gebildete nördlichere Gruppe nnd in den niederen Zug an der Sonnseite des Gitschthals und Gaithals, der in der berühmtesten Anssichtswarte Kärntcns und einiger Länder herum, dcm fast ganz isolierten Dobra<-, seinen Abschluss findet. Der zweite Kalkalpenzug, der von Westen ins Land tritt, ist dcr^ Hauptzug der Carnischen Alpen. Die höchste Erhebung dieser Grenz- g Das Herzogthu», »alnte!,. Ulaner gegen Italien ist die Kellerwand. Der tiefe Einschnitt der Fella trennt die Carnifchen Apen von ihren Fortsetzungen, den Grnppen des Muntatsch, ^ischbergs und Mangart. Die Wasserscheide zwischen den Gebieten des schwarzen und des adriatischeu Meeres ist nicht zugleich die Landesgrenze. Diese geht weiter westlich nach der Thalrinne der Pont ebb an a nnd dann läng^ dem Zuge südlich der Fella, der vom Vischberg ausgeht, so dass das Quellgebict der Fella zu 5t'ärntcn gehört. Eine Fortsetzung des Hauptznges der Carnischcn Alpen, nur durch den Einschnitt der Gailitz getrennt, sind die Karawanken, Waldbergc bis znm Mittags tog el, dann eine nach Norden in schroffen Wänden abstürzende Kette mit kurzen waldigen Strebepfeilern zwischen den tief eiugeschnittenen Qnerthülcrn, gegen Osten in Gruppen von sanfterer Form, die Petzen und den Ursulaberg sich auflösend. Während der Ing, der sich von der Ko^ntta gegen die Obir, und von dieser gegen die Petzen hinzieht, von der Vellach durchbrochen wird, stehen die Karawanken durch den von der Ko^ntta ausgehenden Sattel des Secbergs in Verbindung mit den Santhaler Alpen (auch Steiner- oder Sulzbachcr Alpeu genannt). Die bedeutendste Erhebung, die Grintoue-Gruppe (2558 m) bildet die Grenze zwischen Kärnteu, Steiermark nud Kram, so dass der zwischeu dem Grintone nnd dem Seeberg gelegene herrliche Thalkessel, Seeland genannt, noch zn Käruteu gehört. Tort, wo die Dolomite der Kreuzkofelgrnppc, wahrhaftige „Unholde", und der gegen Westen ausgestreckteLäugsbalkender^trenzeckgruppesicheinauder uähsrn uud das Lienzcr Feld abschließen, durch diese Klause tritt die Nr au ins Land. Rechts und links strömen Wildbäche zn über Schutthalden, von Erlengebüsch bedeckt, bis ueue Güsse das Gebüsch mit nenem Geröll überschütteu. Eine waldige Enge zwischeu dem Ostbalken der Krenzeckgruppe uud deu AuMnferu des Latschur uud Guldecks schließt das obere Trauthal ab. Die Dräu muss sich bei Sachsen bürg nordwärts dräugeu nnd wendet sich dann, nachdem sie die Moll aufgenommen, in Mer Biegung gegen Südost, so dass das Lurnfeld nnd das untere Dran-thal als die geradlinige Fortsetzung des Möllthals erscheint. Die Moll rauscht aus dem Pasterzeugletscher hervor; vou den ^isvelasteten Bergen, die ihre herrliche Gcbnrtsstätte umstehen, stürzen über die schwarzen Wände prächtige Wasserfälle ihr zn, wie der Leilerfall und der Iuugfernsprung, während sie selbst unterhalb Zlapp einen Flüsse 9 Mächtigen Fall bildet. Ein wüstes Wasser ist sie in ihrem Mittelläufe, zwischen Winklern und Obervcllach, Bergstürze verlegen ihr den Lauf, sie sammelt sich, sic breitet sich secartig aus uud durchbricht wieder, von schmelzendem Schnee oder von Gewitterstürzcn geschwellt, den Geröllwall, um Verderben in die untere Thalstnfe zu tragen. Ein schönes helles Berg' Wasser, das der Moll von Obervellach zufließt, ist der Malnitzbach, der bei Groftftcnstein iu gewaltigem Falle über die Felswand der Maluitzcr Thalsperre niederbraust. Iu ihrem Unterlaufe ist die Moll weniger gefährlich als ihre zuströmcuden Wildbächc, wie der Kaftonigbach und dic Teuchel. Im Lurnfeld, dort, wo Spital liegt, bricht aus wildschöner Waldschlucht die grüne Licser heroor; ihre hellfarbigen Wellen verschwinden, so mächtig sie auch siud, in der sandgranen Dran. Die Lieser entspringt Nl einem wilden Hochgcbirgstesscl, hoch oben am Hafncreck, sie durchstießt das eiusamc Pöllathal uud riunt dann, tief eingeschnittcn, und darum den Anwohnern nicht feind, dnrch einen waldigen Graben. Vom Osten her, ans der Region der Nocke, stießen ihr bescheiden-friedliche Bäche zu, vom Westen her aber nimmt sie die dnrch ihre Wasserfälle hochberühmte Malta auf uud behauptet ihrcu Namen, obschon die Malta wohl dreimal stärker ist. Eine halbe Stnndc ober Spital, dort, wo der reizende Liescrstcig beginnt, gibt ihr der Millstättersce seinen klaren, ruhigen Abfluss. Bis Villach, während des Laufes durch das einförmige Unterdrau-thal, empfängt die Dräu nur einen nennenswerten Znfluss, den Weißcn-bach, den Abfluss des Weißensecs. Unterhalb Villach wirft die Gail ihr Wasser in die Dran, gewöhnlich ein ruhiges hellgrünes Wasser, das seiue Abkuuft uou deu ^alk- und Dolomitbergeu nicht verlängnet, manchmal aber auch thalbreite braune Massen, vermischt mit Bänmen, mit frnchtbarem Erdreich und sonstiger Beute. Die Gail ist das bösartigste Wasser im Land, und die Menschen, die die Berge abholzten, haben das Ihrige beigetragen, sie zu dem zu macheu, was sie jetzt ist. Jetzt rückt mau ihr mit Dämmeu an deu Leib, schuürt ihre Zuflüsse durch Thalsperrcu und gibt fehr viel Geld dabei aus. Wenn es nur nützte! — Die Gail eutspriugt eiuige Meilcu außerhalb des Landes, in Tirol. Das obere Thal, bis Wetzman bei Köt-schach, heißt das Lcsachthal. Hier stießt die Gail in engem, tief einge-rissencm Bette; den Gehöften, die sich mit ihrer Meldung Hunderte von Meteru ober ihr, dort, wo die souuigeu Hänge minder steil werden, angesiedelt haben, kann sie nicht schaden. Aber aus zahllosen steileu Wasser-riNnen stießt bei Wolkenbrüchcn, oder wenn der Iauk deu Schuee zusam-mcusiedet, ciue gewaltige Wassermenge zu. Diese breitet sich, wenu sie aus 1H 2as Herzlllithmu Kiirnten, der Euge sich in das eigcutliche Gaithal herausgedrängt hat, durch neuo Zuflüsse von dm jähen Halden rechts und links vermehrt, frei in dio Breite aus, überschwemmt das Thal, überdeckt es mit Sand und Grics und hat den größeren Theil der Thalsohle ruiniert. Die Ortschaften im obern und uutern Gailthal haben wühl wenig von diesem Flnssc, desto mehr aber uon den Wildbächen zn leiden. — Anffallend ist die fast schnurgerade Nichtuug des gauzcn Gailthals. Unterhalb Villach mündet anch die Arriach, ein stilles, dnnklcs Wasser, dem man es ansieht, dass es nicht mehr aus dem Hochgebirge kommt. Weiter unter Villach weudet sich die Dran mehr südwärls, den Karawanken zu. Das Thal zwischen den schönfarbigen, stolzformigen Schroffen der Karawanken und dem niedrigen Waldznge im Norden, der cs vom Wörthcrscc und der Klagenfnrter Ebene trennt, bis znm Durchbrüche bei Sager heißt das Nosenthal. Ans den kurzen, aber großartigen Qner-thälcrn vom Süden her, aus dem Värenthal, Voden- und Loibl-thal, dem Waidisch- nnd Freibachgrabcn rinnen bläuliche Kalkwasscr dem sich mächtig entwickelnden Strome zn. Ein bedeutender Zufluss vom Süden ist die Vellach, ein fröhlicher, blaugrüuer Bach, dessen Quellen nnter der Sknta nnd Ko^ntta hervorbrechen. Eine halbe Stunde weiter abwärts mündet die Gnrk. Diese hat unter den kärntnerischen Nebenflüssen der Dran das größte Flnssgebict. Sie kommt aus dem kleinen Torrersee, hoch her aus den grünen Almen im Gebiete der Nocke. N eichen an heißt die erste reizende Thalnng, die sie dnrchfließt, dann zieht fie einen weiten Bogen dnrch Mittelkärnten, forcllcnrcich oben, krebfenberühmt unten, von süßen Liedern allwcg nm-tönt. Der Flattnitzbach ist der erste größere Bach, den sie abwärts der Reichenau bekommt. Sein Name erinnert an die Flattnitz, die schönste und größte Alm im Land, von der so viel gesungen wird, nnd wo so viel gerungen ward. Bei Zwischenwä'sscrn vereinigt sich mit ihr die Metnitz. Auch diese cutspringt in der Nähe der Flattnitz; sie nimmt unter Friesach die ans Stciermark kommende Olsa anf. Bei Brückt kommt znr Gurk die Görtschitz; zwei Nebcnbäche der Görtschitz, die Lolling nnd die Mosinz, müssen genannt werden, denn der eiserne Klang ihrer Namen ist weitbekannt. — Der bedeutendste Ncbenflnss der Gnrk ist die Glan, an der die alte und die jetzige Hauptstadt liegen, ein schleichendes trübes Wasser, dnnkel von der nährenden Erde, die es nm-> gibt. Im oberen Laufe bewässert sie, oft nur in zn ausgiebigem Maße, das burgeureiche Manthal, im Mittelläufe das Zollfeld, die Stätte der Nömerstadt Viruunm und der Erbhnldignng, im uutercn Flüsse und Teen, ^i Laufe die Klagenfnrter Ebeue. In die Glau mündet der Abfluss des Wörthcrsees, die Glanfnrt. Ein bedeutender Ätebenflnss der Tran ist die Lavant. Sie entspringt ans dem Lavantsee unter dem Zirbitzkogel, in Stciermarf, durchfließt zncrst das obere Lavantthal, bricht dann zwischen den Ausläufern der Koralpe nnd Sanalpe in eiunn lieffchattigen eitgen Graben, dem Twiuiberger Graben, durch, nnd ficht dann zwifchen Wolfsberg und St. Paul einen reichen, blühenden Garten mn sich gebreitet, das Paradies von Körnten, wie es gern genannt wird, das untere Lavantthal. An der Landesgrcnzc erhält die Dran den letzten Zuflnss kärntnerischen Wassers, die kohlenbranne Miß. Reinlich kommt sie hcrans aus dem Graben hintcr der Petzen, aber dann dient sie der Industrie und wird, wie es bei Hohofen- und Puddclarbcitern vorkommt, etwas gebräunt. Arbtit schändet nicht — möge sie nnr recht brann bleiben nnd immer fchwarzbranncr werden? Nachdem die Dran die Miß aufgenommen hat, fließt sie noch einige Kilometer als Grenze zwischen Steiermark und Kärnten. Vald aber wird der Graben zwischen den Anslänfern der Koralpe und dem Bacher ganz steirisch. Die Dräu spielt noch eine Zeit lang zwischen den grünen Bergen mit Felsblöckcn, um dann bald in die Ebene zn gelangen, wo die Gegend gesegnet nnd langweilig wird. Dem Glbiete des Mitttlmecres, als Nebenfluss des Tagliamcnto, gehört die Fella an. Jenseits der kaum bemerkbaren Wasserscheide zwischen Tarvis nnd Saifnitz sammelt sich aus den Bächen der Uggowitzer Alpe und ans dem großartigen Fclskessel zwifchen dcm Montatfch und dem Vifchbcrg das grüne Wafser der Fella; der Grenzbach, der bei Pontafel hinzukommt, die Pontebbana, bezeichnet die Völkcrscheide. Siud die raufcheudcn Flüsse und die hüpfenden Bäche Wegweiser im Gcthale nnd hinein in die Waldschlnchten bis hinauf zu den Schnee-feldern des Hochgcbirgs, so ladet das ruhige Gewässer der Seen zum Bleiben ein. Kärnten hat deren eine große Zahl. Da wir später Gelegenheit haben werden, den großen Seen, dem Wörther-, Millstälter-, Ofsiacher- und Weihenfce einen Befnch abzustatten, so möge hier nnr erwähnt sein, wodurch sich diese größeren kärntnerischen Seen vor allen Alpenseen auszeichnen. An Großartigkeit der Scenerie manchen Seen anf der Nordseite der Alpen nachstehend, laden sie mehr durch eine mildere Form landschaftlicher Schönheit denjenigen zum längeren Verweilen ein, dem düsterer Ernst und wilde Großartigkeit leicht uubcquem wird. Was 12 - 2lls Herzogthum ztcirntcn, aber jeden fesselt, das ist einc gleichmäßig angenehme Badetemperatur, die von Ende Mai bis Ende September selbst nach längerem Regen selten unter die wünschenswerte Grenze sinkt. Am gleichmäßigsten in seiner Temperatur ist, seiner riesigen Tiefe wegen, der Millstättersee, am wärmsten der Wörthersee. Dieser letztere verdankt seine Wärme zum Theil dem Umstände, dass die meisten seiner Zuflüsse ans kleinen seichten Waldsecn kommen, in denen das Wasser von der Sonne vorgewärmt wird. Selbst der Weißensee erreicht trotz seiner bedeutenden Höhe von 896 m eine neidenswerte Badewanne, während das Bad in dem nnr um weniges höhcr gelegenen Achcnsec in Tirol den Meisten in der Negel ungemüthlich wird. — Neben den vier großen kärntnerischen Seen empfehlen sich in dieser Beziehung der Klopeinersee und der Faakersee, der erstere sehr freundlich, der zweite prachtvoll gelegen. Der hellblane Faakersee mit seiner reizenden Waldinscl in einer Landschaft von ideal schönen Farben und Formen ist geradezu ein Juwel uuter den kärntnerischen Seen. Unter den Waldseen ist der Naiblersee einc vielgcrühmte Schönheit; rings nmgeben ihn steil abfallende Fichtenwälder, über welche sich cin großartiges Felsgebirge, vielfach nnd tief herab Zertheilt, in ebenso schönen als formenreichen Gestalten erhebt. Sein Wafser ist kühl und unr uoch gerade recht für einen rüstigen Mangartsteiger, dem, von schweiß-reichcr Bergfahrt kommend, es ans ein paar Grade mehr oder weniger nicht ankommt. Die zahlreichsten, freilich auch kleinsten Secspiegel liegen in den Hochmnlden des Urgebirgs, weit oben über der Holzgrenze, manchmal von Almmatteu, meistens aber von wüstem Geröll umgeben, den größten Theil des Jahres über vereist. Ein solches Seegcbiet bilden die Hohen Taucrn zwischen dem Hohcnaar und der Maluitz. Hier liegt, über 22ON m hoch, in einem tiefen Felscnkessel der Oschenigsee (in der Inner-Fragant), in dessen Nähe. im Wnrtenthal, nnter den letzten Felsen- uud Gletscher-höheu, der Feld see, der Weißen see uud der Schwarz see. Noch höhcr treffen wir die beiden Zirknitzseen. Am höchsten aber (24M m) liegt der von Felswänden nnd Gletschern eingeschlossene Goldzech- oder Zirm-see. Höher in Enrova verkehrte wohl kein Floß als jenes, auf welchem liier die Erze der Goldzeche verfrachtet wurden. — Ein zweites Hochseen-Hübiet ist der Reiß eck. auf dessen Karen um die Höhe hernm die grünen Mecraugen so dicht neben einander eingebettet liegen, wie im Granit der lwhcn Tatra. Auch die Malnih, die Hochalm im Maltathale und der Sonnblick, ebenfalls im Maltathale, haben ihre Seen. Ausnahmsweise findet sich ein solcher Hochsee anch im Kalk; cs ist dies der die wildeste Felsnmgebung verschönende Wolayasee im Gailthale. Almlcbeu mid Viehzucht, i H Ein von diesen Hochseen iu ihrer großartigen aber düsteren Umrandung ganz verschiedenes Bild bietet der Turrachersee, an der Straße zwischen Neichenan und Turrach, gerade unter der Landekreuze, die durch seine Mitte zieht. Offen liegt er da gegen Süden nnd Norden, mit freiem Blicke hier ans einen Theil der steirifchcn Tancrn, dort auf den in weiter Ferne thronenden Triglau, umgeben von einem lichten Zirbcnwald, während sich rechts nnd links Wiesen nnd Almen bis zn den sanftgeformten Knppen des Ninsennocks nnd Schobcrnocks emporheben, ein friedliches nnd doch großartiges Bild, das in seiner eigenartigen Schönheit jedem nnvergesslich bleibt, der es einmal geschant nnd genossen, Spät beginnt das Sommerleben anf der Alm. Während nntcn „beim Land" schon die Kornblnle ein gesegnetes Jahr erhoffen lässt, haben erst die dnnklcn Flecken auf Kosten der weiten Schneeflächc sich ansgcdchnt nnd endlich eine nur hie und da von einem hartnäckigen Schneefleck unterbrochene branne Fläche gebildet. Doch jetzt schafft die Sonne rasche Arbeit, nnd über Nacht ist ein grüner Schimmer über die branne Alm geflogen. Der Auftrieb erfolgt meist am Veitstag (15. Inui), und die Senucnwirtfchast beginnt. Im Kalk, wo die Hänge steil nnd kahl sind, ist die Nindviehwcide meist auf die Kessel der Hochthäler beschränkt, nnr die Schafe weiden, wo ein grünes Plätzchen mitten im wildesten Geschröff sich zeigt; in den Uralpen jedoch gehen die Almen bis 2000 >" nnd auch darüber. Das fchönste Almeugcbiet ist aber dort, wo sich die viclnamigen Nocke zwischen der Lieser, dein Millstättcr- nnd dem Ossiachersee erheben, nnd in dieser Gegend ist die Flattnitz nud deren Umgebnng, ein Nlmboden, wo, die stcirische Nachbarschaft mitgerechnet, vielleicht an !W,000 Rinder dem Geschäfte der Fleischvcrmehrnng nnd Milcherzeugung obliegeu. Auch die nördlichen Partien der Sanalpe und der Koralpenstock sind wertvolle Almböden. In Kärnrcn gibt es zwei Ninderrassen: die weiße norische, anch Maria-hofcr oder Lauantthaler Nasse genannt, in Nnterkärnten, deren schwererer Ban dem praktikableren Weideboden angemessen ist, nnd die rothscheckige Möllthalcr Nasse, kleiner nnd darum dem rauheren Boden Oberkärntens angemessen. Der Natnr der Nassen entsprechend lufert die Mariahofer Nasse mehr Mastvieh, die Müllthaler Nasse mehr Znchtvich für dic Ansfnhr. Die Produete der Milchwirtschaft werden zum allergrößten Theile im Lande selbst verbrancht, denn die vorwiegend vegetabilische Nahrung, der Sterz, meist ans Heiden (Buchweizen), die Polenta lim Sndwcsten Kärntens), der Hirsebrei (in: windischen Theile), die ans verschiedenem i^ Vas Herzogthuui ,Nävi>t^!l, Gctrcideschrott gemahlenen „Talken" (in der Millstätter Gegend», die Käs-nltdel und Schottranukeu, die Almsäncrliuge nnd das Nahmmuß und andere Speisen delicatcstcr Erinnerung nehmen so ziemlich alles in Ansprnch, was die 230- oder 240.000 Rinder an Milch, Vnttcr, Schmalz nnd Schütten leisten, nnd anch von dem Schottenkäse, den mageren, halbfetten und den wenigen fetten Käsen bekommen die Nich ^-Kärntner wenig zn kosten. Die Nebcunutznngcn der Alm sind Waldstren, Enzian, aus dessen Wnrzcl der knie- nnd lungcnstärkende Schnaps gebrannt wird, Arnica, dcr schon den Römern bekannte Spcik (Valm'iaiiÄ eoltiea), dcr mit seinem Dufte die Gemächer des Orients erfüllt, Eiseuhnt uud andere Medieinal-pflanzcn, unter denen das isländische Moos (l^tt^ria iMiuIicm) für Meusch und Vieh hochbedeutsam ist. Mit dem Sammelu dieser Alpenpflanzen beschäftigt sich weder Bauer noch Hirte, sondern dcr Wnrzclgräbcr, ein armes Lent, dessen Nntzeu wohl kaum im Verhältnis steht zu dem Schaden, den er durch die Aufwühluug des Almbodens anrichtet, Zwei bis vier Monate dauert das Leben auf der Alm. Daun heißt es: Ner Smuar geht umar, Die Heumahd, der Schnitt, und es erfolgt der Abtrieb, meist um deu „kleiueu Franeutag" (8. September), weuu kein Stück Vieh über eine Wand abgefallen und sonst kein „Unrcim" passiert ist, häusig iu festlichem Anfzuge, unter dem Glocken-gebimmel der mit Kränzen nnd Bändern geschmückten Herden und dein Peitschenknall jauchzender Halterbnbcu. Neben der Nnidviehzucht ist die Pferde- und Schafzucht von erheblichem Bclaugc. Ungefähr die Hälfte des etwa 12.000 Stück betra-geudcu Pfcrdestandes gehört der schweren norifchcn Raffe an. Anf den Märkten von Pnsfarnitz uud Greifcuburg, wohin die Pferde von der Alm herab oder von den sanern Wiesen au den Ufern der Dran und Gail zugetrieben werden, erzielen Fohlen der uorischeu Nasse einen Preis von 15U bis 300 fl., dreijährige tadellose Zuchthengste bis 1200 fl. Für den leichteren Gestütsschlag des Unterlandes ist der Michaclimarkt zn St. Veit der wichtigste. — Die Schafzncht ergibt cinen in erfreulicher Znnahme stehenden Export, besonders nach Frankreich; das Vleibnrger Schaf ist ein tüchtiges Fleischschaf mit kräftiger Wolle, während die weiche Wolle des Gnrkthaler Schafes sich befonders zur Vcrarbeitnng für Filz und Lodcu eiguet. — Schweine werden ans Krain und Kroatien iu beträchtlicher Meugc eingeführt. Ist die Viehzucht die Hanptquelle eines befchcidcucu Wohlstandes, so sollte dcr Wald dic nächste sein. Aber leider ist in dieser Veziehuug Waldwirtschaft und Actcrba», 15 viel gesündigt worden und wird noch fortgcsündigt. Dass an sanfter geneigten Hängen die Weide vielfach dcn Wald verdrängt hat, ist dort, wo das Holz schwer bringbar nnd daher fast wertlos ist, gewiss gerechtfertigt. Aber der Wald ist vielfach anch an Steilgehängen vcrschwnndcn, welche mm, vom Negen ansgewafchen, zn Stcinöden geworden sind nnd verwüstendes Geröll in das Thal zn senden drohen; nnd es waren nicht nnr Bauernwälder, die so zn Grnnde gerichtet wurden, große Herr-schaftsbesitzcr sollen auch uicht anders abwirtschaftet haben. Eine andere barbarische Schädigung des Waldes ist das sogenannte „Grashacken" oder „Taxenschnatten"; man hackt in Oberkärnten die Äste und Zweige der Fichten ab, um Strcn zu gewinnen, obwohl die Rinder anf gedieltem und reinlich gehaltenem Stallbodcn sich anch ganz wohl befinden würden. Dass das Aussehen der Wälder dadurch ein klägliches wird, daran läge schließlich nicht viel, aber daran liegt sehr viel, dass der seiner Zweige beraubte Stamm nicht mehr Holz ansehen will. Der Wald besteht im Urgcbirg fast dnrchgchcnds ans Fichten; Tannen sind viel seltener. An den Grenzen der Waldung gegen die Alm hin stehen meist lichte Lärchenwälder, manchmal, besonders in der Reichen-auergcgend, anch Zirbenbeständc. Leider fällt es schwer, jetzt noch schöne Stämme dieses uugemein langsam wachsenden Vanmcs zn finden. In die Alm hinein zieht sich wucherndes Krummholz, erwünscht an Steil-gehangen, wo es den so leicht ins Schieben kommenden Boden festhält, sonst aber die Weide beeinträchtigend. Der Wald des Kalkgebirges ist in so fern verschieden, als hier am Fnße hänfig Vnchmwäldcr oder gemischte Bestände auftreten. Im Schottergrnud der Klageufnrter Ebene und des Iaunthales nnd anf dem trockenen Mittelgebirge dieser Gegenden ist die Rothföhrc vorhcrrfchcnd; von Schwarzföhren hat sich ein kleiner Bestand auf den Singerbcrg im Loiblthalc verirrt. Dem Ackerbau sind von dem gesammten Cnltnrland nur 12'///, gewidmet; der Ertrag genügt daher dem Bedarf des Landes nicht, und Weizen, Korn, Gerste und Mais müssen anch in gntcn Jahren eingeführt werden, während zur Ansfnhr uur der wertvolle B.rghafer gelangt. An dcn steilen Leiten der engen Thäler wird der Feldban mit unglaublicher Mühe nnd recht bescheidenem, gar oft dnrch Hagel und Wolken-brüchc in Frage gestellten! Erfolge betrieben. Nnr die breiten Thalnngen, das tiefgründige Lavantthal, das Kraftvfeld, das Iaunthal und die Umgebung von Klagenfnrt erzengcn Getreide über den eigenen Bedarf. Aber gerade diese Gegenden sind die wirtschaftlich am schlechtesten gestellten. Die große Zahl und der Preis der Arbeitskräfte, der schlechte Preis der Frucht, der seit dem Ansban der Eisenbahnen dnrch die Eonenrrenz Ungarns und des Anslandcs gedrückt wird, die große Last an Stcnern, Iß Da» HeizoMum Kärntcn. Zuschlägen und Gcmeindeumlagen, die außer allem Verhältnisse zum Bodenertrag stehende Höhe des Zinsfußes, dazu die Scheu vor Reformen und die Lust zn genies;cn bringen eine» Banern des Unterlandes nach dem andern um Heim und Habe. Der auf Ackerbau angewiesene Kleinbauer, bei dem von einem Reinertrag längst nicht mehr die Rede sein kann, Weil er sich im besten Falle nur so viel verdient, als seiner Hände Arbeit wert ist, geht unrettbar zn Grunde, wenn nicht rasche uud gründ« liche Hilfe kommt. Obst wird in größeren Mengen im gesegneten Lavantthale, sowie in einigen Gegenden des St. Veiter nnd Millstättcr Bezirkes gebant. Ein kleiner Theil wird für den Winter gedörrt, ein anderer, ebenfalls kleiner Theil wird auf Obstbrantwciu verarbeitet; die für das Brennen zum Hausbedarf unpraktische Art der Vcsteuernng verleidet dem Bauern das Brantweinbrenncn aus Obst nnd Waldbecrcn, dafür nimmt der Verbrauch an importiertem Kartoffelschnaps in einem betrübenden Grade zn. In gnten Obstjahren entwickelt sich ein bedeutender Export, und Obstmost wird bis zu 5s),0l)0 Hektoliter gepresst. — Der Weinban, in früheren Iahrhnndertcn an gar manchen sonnigen Hängen des Unterlandes betrieben, ist fetzt anf einige Gärten bei Sittersdorf, Globasnitz, Wolfsbcrg und Unterdrauburg beschränkt und liefert, Wenn's gnt geht, etwas über 1000 Hektoliter, der trotz seiner Säure Känfer Zn gnten Preisen findet, da cr appetitanregend wirkt nnd für sehr gesnnd gilt. — Der Hopfen bau, je uach den Preisschwankungen sich ansdehnend nnd wieder zurückgehend, liefert in St. Veit ein ganz vorzügliches Product. Fischerei und Jagd zählen nur als Vergnügen, Noch wimmelt es in vielen Bächen von Forellen; der Hncheu der Dran, die Nheiuanke und der Wels der Seen, die Krebse der Gurt und Glan sind billige und oftgesehene Tafclzierden, tragen aber dem Fischwasserbesitzer sehr wenig ein. Am Ein- nnd Abflnss des Millstättcrsecs aber werden, einem altprivilegierten Brauche treu, dic Lachsforellen zur Laichzeit gefangen, was der Vermehrung derselben kaum förderlich fein dürfte. Vielleicht bringt der im Jahre 1tt7!i gegründete Verein znr Hebnng der Fischzucht Ordnung und Verdienst. Mit der niederen Jagd sieht es nicht znm Besten aus, dagegen frcnt sich St. Hubertns noch an dem Hochwildstande anf den Sanalpenhängen, in der Flattnitz nnd in den Seitengräben der Lieser, die schönsten Gemsjagden aber gibt es im Maltathale nnd in der Malnitz, mehr oder minder gnte Gcmsjagden beherbergt das ganze kärntnerische Kaltgcbirg. In höherem Grade als irgendwo hängt der Wohlstand des ganzen Landes von dem Gedeihen des Bergbaues nnd der Montan-Industric Bergbau uu) Mmnau-Iüdusjrn', ^7 ab. Im Jahre I8?ži betrug der Wert des gcwouueneu Roheifeus über ?V, Millionen Guldeu, von lvelcher Summe auf den waldbefihenden Bauer ein beträchtlicher Theil entfiel, indem größtenthcils Holzkohle zur Vcrwcndnng kouimt. Je allgemeiner das ganze Laud an dem Bergsegen theil nimmt, um so erschütternder Wirleu Krisen wie jeue, die im Jahre 1«?:; ciutrat. Vou Jahr zu Jahr sank der Geldwert der Erzeugnisse, so dass der Wert des Roheisens im Jahre 1«78 nur mehr 2,700.000 fl. betrug. Erst iu neuester Zeit ist wieder ciue erfreuliche Besserung zu bemerken, und lange kalt gestaudeue Hohöfeu kommeu wieder in Betrieb. Tie reichen Erzlager an der Westseite der Saualpe siud im Besitze der Hnttcn-berger Eisenwerks-Gefellfchaft; die Erze werden in den Hohöfen von tolling, Heft, Mosinz, Trcibach, Ebcrsteiu, Hirt nnd Prevali verhüttet. Die ^ager an der Ostseite der Saualpc, im Besitze des Grafen Henkel, liefern ihr Erz zu dcu Öfen vou St. Leonhard, St. Gertraud und Waldenstein im Lauantthalc, Die Gruben nnd Öfeu iu der ?friesachre Gegeud sind anßer Betrieb, dagegen verarbeitet in gleichmäßiger solider Stetigkeit der Hohufcu uuu Eiseutratten bei Gmüud die Erze, die hoch aus der Almenregiou der Krenls, von Altenbcrg und Grüuleiteu zugeführt werden. Von den Fabriken, in denen das kärntnerische Roheisen verarbeitet wird, sind vor allen zn nenneu: das Puddliugs- uud WalzN'erk, sowie die Maschinenfabrik iu Prevali, die Eisengießerei nnd Maschinenfabrik in Vrnckl uild Klageufnrt, das Puddliugs" nnd Walzwerk in Buchscheiden bei Fcldkirchen, die Stahlhütten nnd Walzwerke von Eiseukappcl, sämmtlich der Hütteuberger Eisenwerks-Gesellschaft gehörig, ferner die der Firma Ferd. Graf Egger gehörigen Fabriken: das Eiseuvuddelwerk zu Freuden-^ berg (a. d. Gurk), das Stabeisen uud Blechwalzwerk iu ^ivpitzbach (a. d. Dräu in der Nähe von Bleiburg) nud die Draht- nud Draht-stiftenfabrik zn Fcistritz im Noscnthal. Auch in den Sciteugräbeu des Roseuthals, in Uutcrioibl nud Wcidisch arbeiteu Walzwerke uud Drahtzüge. Das Roheisen des Lauautthales wird iu Wolfsberg. Frautschach und Kollnitz, das von Eiseutratten bei Gmüud raffiniert. Seufeuhämmer gibt es iu Himmelberg (bei Fcldkircheu), Wolfsberg, Kleiu^Glöduitz im Gurk-thale nnd Greifenvnrg, eine Anzahl kleinerer Werke beschäftigt sich mit der Erzeugung von Drahtseilen, Pfannenware, Nägeln, Hacken, Hämmern, Ketten, Pflügen, Eggen u. s. w. Die Gewehrfabrieation wird in Ferlach betrieben, jedoch nicht in einer oder mehreren großen Fabriken, fouderu in einer ganz eigenen Art von Theilung der Arbeit dnrch eine große Zahl selbständiger Meister und Hilfsarbeiter. Diese Fabrication, durch Ausfuhrverbote uud soustige Quälereien oft in ihrer Existenz bedroht, geht hoffentlich dadurch, dass man das Schwergewicht auf feine Ware zu legen begonnen hat, einer gesicherten Zukunft eutgegcn. 3tcinwcnd>,'r: Kärnt,,'». . 2 1« , Tas HerzogthiiN! Klivutoil, Die Eisenwerke arbeiten bei weitenl zum größten Theile mit Holz kohle, nur Preuali wird zum Theile auch aus den Kohlenlverken von Licscha, die Stahluiertc von Streitebeu uud Miß aus deu Kohlenrevieren von Homberg und Miß, uud dir Lavautthaler Eiseuiverke ails beuach-barteu Gnlbeu versorgt. Gewonnen werdcu im Lande uur Braunkohlen nud Lignite im Gesammtwerte von wenig mehr als eiucr Drittelmillion Gulden. Das zweitwichtigste Bergwerksproduct Käruteus ist das Blei. Vou der Oesainmtpruductiou au Bleierzen in Osterreich entfallen anf Kärnten zwei Drittel, nämlich 70.80« '». l't. Ans diesen sieben Millioueu itilo gramm Erzen tvurdcu im Jahre 1878 über vier Milliouen Kilograiuin Reiublei gewouueu; die Zahl der Arbeiter betrug 2750. Außer Bleiberg ist Raibl für die kärutuerische Bleiproduetiuu am bedeutendsteu; kleinere Bergwerke finden sich an vielen Stellen der Kattalften, in Miß, Eisen-t'apvel, Blcibnrg, anf der Hochpetzen n, s. w. Das Bergwerk auf der Obir, über 20U0'» hoch ganz uahe untererm Gipfel gelegen, ist wieder aufgelassen worden. Verarbeitet wird das kärntnerische Blei zn Blech, Röhren, Kugelu, Plomben, Formblei nnd sonstiger Comprcssiousware iu St. Martiu bei Villach, zn Schrott iu den hochragenden Schrott Thürmen von Federauu, Gailitz uud Gnrlitsch lam Wörthcrscc), zu Glätte uud Mcuuig iu Obervcllach bei Villach, Gailitz, Gllrlitsch und Saag (die beideu letzteu aiu Wörthcrsee), zu Bleiwciß iu dcu zwei Fabrikeu iu Klagenfnrt, ferner in Wolfsberg lind St. Veit; des weitesten uud ältestcu Rufes rühmen sich die Baron Hcrbert'schcu Fabriken in Klagcufnrt nnd Wolfsberg, Aus denselben Lagerstätten wie Blei werden anch die Zinkerze, Zinkblende uud Galmci, gehoben. Im Jahre 1878 wnrden 5l).000«l^>. Zinkerze gefordert, wovon die kleiuere Hälfte auf Blciberg, die größere auf Raibl mtfälll. Anf der Iankeu, der prächtigen Anssichtswarte zwischen deu Thälern der Dran uud der Gail, wurden in früheren Jahrhunderten die Bleierze abgebant, die Zinkerze dagegen auf Halden verstürzl: diese alteu Haldeu werdcu ueuerer Zeit wieder aufgearbeitet uud wurden so (im Jahre 1878) etwa 4^.000 Kilogramm Ziukerze gewonneu. Die Verhüttung geschieht nicht im Laude, soudern dic Erze gehen iu die Zinkhütten von Cilli, von Sagor in Krain nud vou Ivauc^ in Kroatieu. Die Gewiunnng von Quecksilber, Kupfer, Brannstein und Graphit ist unbedeutend, die von Silber längst, die von Gold seit l87li gänzlich aufgegeben. Und NI!!! ein Blick in die Landesgeschichte! Das Dnnkel, das über der Ncenge keltischer Gangeuussen-s chasten zwischm den südlichen ,^alkalpcn und der Dunan liegt, beginnt erst zn schwinden, wie die Rüiner dieses Verssland betreten. Das erstemal war dies der Fall, als die Römer, dnrch den Einbruch der Eimbern und Teutonen aufgeschreckt, sich veranlasst sahen, der vom Norden drohenden Gefahr entgegenzutreten und diesen germanischen Völkern bis zur Wasserscheide des Urgebirgs entgegen rückten. Hier, bei Norcja, erlitt der Consul Cucius Papirius Carbo im Jahre I^i dnrch die Cimbern eine vollständige Niederlage, Tnrch die Berührung mit den wandernden Germanen nnd den südlichen Nachbarn, den Rönleril, in ihrem Frieden gestört, schlössen sich die Alpenkelten zu großen Verbänden zusammen. Zwei Namen erscheinen, jener der Taurisker, um bald wieder im dampfe mit den Datern zu verschwinden, der andere jener der Noriker, Mit dem Noriker-könig Voeeio schloss Cäsar ein Bündnis und erhielt als Dictator von diesem Hilfstrnppen. Die nnter der Form eines Bündnisses verkleidete Abhängigkeit war der erste Schritt zur Unterwerfung. Das friedliche Volk der Noriter hat sich wohl gutwillig in die Fremdherrschaft gefügt; unter Augustus erscheint Norieum bereits als Theil des römischen Reiches. Bald kennen die Nömer norisches Gold nnd Eisen, Plinius kennt den Sveik, Iliuenal setzt sogar vorans, dass eine Anspielnng auf die alpinen Kröpfe verstanden werden könne. (t)ui« wiliillnm ^nttiii' mirllwr i» ^^)ibu8?) Bald zogen sich Straßen die Flnsslänfe entlang nnd über die Alpcnjoche, so die Römerstraße über die Plccken, der Heidenwea, über den Korutauern, Lager nnd Castelle entstanden in den abgeschiedenen Alpenthälern, und nachdem der Besitz gesichert war, erhoben sich anch friedliche Ansiedlungen, die Ansgangspnnkte römischer Sitte nnd feineren Lebensgenusses. Zwei Städte treteu als bedeutend hervor, Virnnnm am Zollfelde und Teurnia oder Tiburnia am Lnrnfelde; auf deu Bcrgcshöhcu aber wurde deu fremden Göttern geopfert, so dem Ilvrcultt« mvi«t»8 auf dem DanielZbcrge, der Isis auf dem Ulrichsberge. Als in der Folge im römischen Reiche das (5hristenthn,n den Sieg gewann, drang es auch von dort in die Berge; Aqnilcja sandte seine Boten nach Kärnten, nnd die Römcrstadt Tibnrnia ward der erste Bischofssih in den Alpen sseit 350). Was römisch und christlich war, wurde von der Völkerwanderung hinweggeschwcmmt. Virunnm nnd Tibnrnia giengen zu Gruude, uud keine sichere Mmde weiß etwas vou der Art des Uutergaugcs zu erzählen. In die entvölkerten Gegenden aber schoben sich die Slaven vor. Im Jahre 595 waren diese schon in das Toblacher Feld bis an die Dran-qucllen vorgedrungen; hier wurden sie von dem Bayernherzog Thassilo NH Das Herzoglhum Kariltc». besiegt. Als dieser aber im nächsten Jahre mit einer kleinen Schar einen Einfall in das Land der Slaven machte, wurde er von den zn Hilfe gerufenen Nvarou, den Tribntherren der Slaven, vollständig geschlagen. So war das südliche Noricnm, welches die Römer das biuneulänoische genannt hatten ^oricuiu iu^5 II. (7^) Bajoarien nnd damit das Land der Karantancr der unmittelbaren Herrschaft Karls des Großen anheimfiel. Wichtige Folgen ergaben sich aus der Anschließung Karantaniens an Bayern. Der einheimische Fürst Boruth uahm nm 7A8 das Christenthum an, nnd dieses breitete sich mit der fortschreitenden Sicherung der bayrisch-fränkischen Oberherrschaft nntcr den Alpenslavcn ans. Der irische oder schottische Priester Virgil, seit 7<»7 Bischof von Salzburg, und der Wanderbischof Modestns verfolgten mit Eifer die Christian:-sicruug; Maria Saal nnd St. Peter im Holz find die ersten Stiftuugcn. Eine andere, viel langsamer sich vollziehende Änderung war die Ausbreitung des Deutschthums. Mit der Einführung der fränkischen Verwaltung traten dentsche Grafen an die Stelle der nnznverlässigen heimischen Fürsteu, deutsche Adelige kamen ins Land, die Könige machten Schenkungen an deutsche Bisthümcr, nnd mit den Herren kamen auch eigene Leute deutscher Zuuge, welche das schwach bevölkerte Land besetzten. So wnrde das slavische Element allmählich auf den Süden uud Osten des Landes beschränkt, doch war dieser Vorgang ein langsamer, ohnc jeden Truck uud Zwang; er dauert ein Jahrtausend und ist anch jetzt ÄlirisK der Laüdossscichichtc. 21 nicht abgeschlossen. Gegenwärtig bilden die Elovencn ein starkes Viertel der 340.00l) Einwohner; sie sitzen in einzelnen scharf geschiedenen Dörfer-gruppcn im Eanalthal, das nutere Gailthal, von Hermagor abwärts, ist vorwiegend slovenisch, von Villach abwärts ist nicht nur das rechte Drannfer slovenisch, sondern anch das Hügelland nördlich der Dräu ans eine bedeutende Strecke Die Sprachgrenze geht am Nordnfer des Wörthcrsecs über die Südabhänge des Ulrich^berges, des Helenenberges, steigt weiter östlich die Abhänge der kleinen Sanalpe hinan nnd schneidet nördlich von Lavamünd nnd Nnterdranbnrg in die Anslänfer des Kor-alpeuzuges ein. Doch ist dieses slovenische Territorium uielfach Uon deutschen Gebieten durchsetzt, abgesehen davon, dass die Städte, Märkte und Industrieortc rein deutsch sind. Das am weitesten gegen Süden vorgeschobene Vollwerk deutschen Wesens ist Eisenkappel, Ein fremder vermisst übrigens, ausgenommen in Seeland, kanm je die Kenntnis des slavischen Idioms, da der größte Theil der männlichen slovenischen Bevölkerung .Mrntens der dcntschen Sprache vollständig oder theilweise mächtig ist. Vom Jahre 788 dnrch die folgenden Iahrhnndertc bleibt Karant auien Bayern zn getheilt; doch erscheinen wiederholt eigene kärntnerische Herzüge Einer derselben ist Arnnlf, Karlinanns Sohn, der im Jahre 887 ans dem Reichstage zn Tribur König der Deutschen ward. Im Jahre !>7<; tritt Kärnten mit seinem Herzoge Heinrich als sechstes in die Reihe der dentschen Herzogthümer. Das Herzogthnm umfasste damals das heutige Kärntcn, das Pnsterthal, ganz Steiermark nnd den südöstlichen Theil von Niederösterreich, wozu noch die Marken Krain, Istrien und Verona mit Friaul kamen. Während der drei Jahrhunderte vom Herzog Heinrich bis zur Ve-lehnnng Maiuhards von Tirol erlitt das Herzogthnm eine Reihe von Schmälernngen dnrch theilwcise Abtrennnng der Marken und dadurch, dass auch onf dem noch übrig gebliebenen Territorium die Gebiete der Bischöfe von Salzburg, Vamberg und Frcising sich der Oberhoheit der Herzöge entzogen. Nach dem Anssterben der Sponheimer, welche dnrch anderthalb Jahrhunderte das Hcrzogthum inne gehabt hatten, dnrch den Tod Ulrichs III. gelangte Kärnten und Krain dnrch Erbvertrag an den Böhmenkönig Ottokar II. Nachdem Ottokar ans dem Marchfelde gefallen war, erhielt Graf Mainhard von Tirol, der als Graf von Lnrn nnd Pnsterthal im Lande mächtig war, anfangs die NeiclMerwesnng in Kärnten und Kram und im Jahre 1280 die Belehnnng mit dem Herzvgthnm, Als der Stamm Mainhards schon mit dessen Sohne Heinrich im Jahre lZ!!5 ans-starb, erhielten am 2. Mai desselben Jahres die Habsburger Albrecht II. der Weise nud Otto der Fröhliche von Ludwig dem Bayern die 2^ Nas Herzogthui» Klintte«. Belehnnng lllit Kärnten, uud Otto nnterzog sich für sich nnd seinen Brndcr der Erbhnldignng ans dcm Zollfelde. Seitdem hat Karntcn — die wenigen Jahre französischer Herrschaft in Oberkärnten ansgcnommen — gnte nnd schlimme Tage im steten Verein mit den übrigen Kronländern der habsbnrgischen Dynastie erlebt. Klein war das eigentliche herzogliche Gebiet damals, als Albrecht II. nnd Otto der Fröhliche die Belehnnng empfiengen. Nur drei Städte, St. Veit, Völkermarkt nnd Klagcnfnrl, waren landesfnrstlich, alle übrigen geschlossenen Orte, sowie der bei weitem größte Theil des Bandes waren im Besitze der Bischöfe von Salzburg nnd Bamberg, der Grafen von Görz nnd Ortenbnrg nnd der Anffensteinc als Erben der Heimbnrger Grafen. Bald aber kamen die Herrschaften der im Anfstande besiegten Anffensteinc in den landesfürstlichen Besitz, die Ortenburgischeu Besitzuugen fielen nach dcm Anssterben den Cillier trafen an, die Görzer verloren all' ihr Gebiet nntcr der Lienzer Klause im Streite nm die sillier Erbschaft und bald ninsstcn anch Salzbnrg nn^ Bamberg, erst thatsächlich, dann dnrch förmlichen Negress, für ihre Besitznngen innerhalb Kärntens anf die Unabhängigkeit verzichten. So war Kärnten nnter dem Landesfürsten nnd den Ständen geeint. Nach außen aber mnsste es von seinem in den vorigen Iahrhunderteu so bedeutend geschmälerten Umfange noch einiges abtreten. Als Kaiser Max im Jahre 1500 die Görzer Erbschaft antrat, wnsstcn es die Tiroler durchzusetzen, dass das Pnsterthal ihnen zugetheilt wnrde, und im Jahre 1522 kam die Umgebung von St. Lam brecht an Steiermark. Innerhalb der enggezogenen Landcsgrenzcn entwickelt fich um so stärker das Gefühl der Zusammengehörigkeit, nnd fröhlich uud selbstbcwusst gedeiht zu gemeinsamer Arbeit nnd gemeinsamer Frende ein stark betontes ^andesgefühl, das fort nnd fort genährt wird von der ewig jnngen Schönheit des Landes nnd dem biedern nnd frendigen Sinn der Landslente. Seiner Heimat und seiner Frennde aber denkt der Kärntner nie bewegter, als wenn er in der Fremde eine jener Weisen erklingen hört, wie sie in so reicher Zahl, bald keck anfjanchzend in unbändigem Jubel, bald das Leid eines kranken Herzens klagend, daheim ertönen anf hallendem Tanzboden, aus dem hohen Kornfeld, das fich leife wiegt im Glanz der Sommernacht, oder hoch von der Alm ins tiefe Thal, ^. ttwycufun und Nmyeliunss. (Geschichtlichem. - Riindlian^ dnrch dic Stadt, Ncr Wörthersec, — Viktnnq, HolllNlburq, Maria Rain, dir Tattnch, ^as Zullfcld,) Den Nöinern hatte als Vorort des ^«»l'iclllil nn'liiwl'l'MlUlim die alte Keltcnstadt Virunilin am Zollfelde gefallen, das Mittclaltcr rückte nordwärts, an den Fust des Waldgebirges, nach St. Veit, aber nicht weiter als eine starkc Meile. Gcnan su wcit, als die mittelalterliche Hauptstadt St. Veit nördlich vom keltischen und römischen Virunnm liesst, ist die Ncnzcit nach Süden gcaMgen nnd hat die ncne Hauptstadt mitten in die größte Vbcnc des Landes verlegt. Das war im Jahre 151«. Und wenn man hente die Stadt mit ihren geränmiqen Plätzen, mit den schnnr geraden breiten Straßen, mit den einfachen Renaissance- nnd Zopfbanten, nn denen nicht ein Detail daran erinnert, dass man jemals im gothischen oder qar romanischen Stil gebant habe, betrachtet, so möchte man wohl meinen, dass die kärntnerischen Landftändc vor vierthalbhnndcrt Jahren eine Stadt von Grnnd aus neugeschaffen hätten. Dem ist aber nicht so. Schon im Anfange des 111. Jahrhunderts finden wir hier eine kleine Stadt Chlagenfnrt nnd ein Herzogsschlofs, nnd noch einige hnndert Jahre früher steht ein romanischer Kirchenban dort, wo sich die jetzige Stadt-pfarrt'irche mit ihrem hochragenden Thurme erhebt. Aber ein Erdbeben hat im Jahre 1li90 die alte Kirche zerstört, nnd die alte Stadt, nnr ans dem „alten Platze" und dessen Seitengässchcn bestehend, wurde der Nen-zeit zu enge. Die alten zwei Thore nnd die Stadtmauer fielen — ein einziges Stück Mauer hat sich noch in einem Hanse am ncnen Platze erhalten — und im weiten Geviert um den alten Kern zogen sich jetzt hoher Wall nud tiefer Wassergraben nnd mächtiges chloritschiefernes Gc-mäner; nach allen vier Winden aber eröffneten fich wohlverwahrte Thore. Auf den nen gewonnenen Bangründen erhob der Adel des Landes, die Stände, die reichen Stifter der Nmgebnng neue Hänser; natürlich wnrde anch der alten winkeligen Hänser in der Altstadt, so viel ihrer ein ucr- 24 Mogenfillt >md NiüNl'biüis,, heereuder Brand im Jahre 151^ übrig gelassen hatte, nicht geschont, sie mussten Nenbantcn weichen, und mit dem Neste räumte der Brand vom Jahre 172:; auf. So ist ans Klageufurt eine uelie Stadt geworden. Wieder vergiengeu seit jenem Vraude fast dreihuildert Jahre, Da kaiucu die Franzosen, das erstemal im Jahre 17!>7, dann wieder 1805, endlich 15M). Hatten sie sich die beiden erstenmale mit schwerem Gelde und den ständischen Kanonen begnügt, so sprengten sie das letztemal nach dem Friedensschlüsse Manern nnd Thore. Sie wollten kein Hindernis finden, wenn sie wieder einmal Lnst haben sollten zn kommen. Nun folgten gcldarme, erbärmliche Zeiten. An ein Planieren der Wälle nnd Gräben komlte nicht gedacht werden; wer zu bauen Lust hatte, der errichtete sein Heim hoch oben anf dem Wall, der sogenannten „Schütt", der andere unten am Rande des froschgesegneten Bächleius; im übrigen wnrde die Innenseite der Wälle von Gärten, die Außeuseite von mageren Wiesen eingenommen. So war's bis zum Beginn der sechziger Jahre. Da sieng man an ein Stück Graben nach dem andern zu verschütten, Durchbrüche durch eine Schütt nach der andern auszuwerfen, endlich ganze Schütten abzugraben. Iu diesem halbfertigen, aber hoffnungsreichen Znstaude befindet fich die Stadterweiternng jetzt. KlcMnfm't, scheine Etcidt, ,<>»ch>,' Vlil^nfl'iistcr . , . behanvtet ein Volkslied; so mag es sich denn gebühren, zuerst ciuen Rund-gang durch die Stadt zn machen. Den Mittelpnntt bildet der „Nene Platz". Von hübschen, wenn anch nicht sehr bedeutende» Bauten eiugeschlosseu, ist er vou imposanter Größe, viel zn groß für den gewöhnlichen Verkehr, doch gerade recht für den laute» Donnerstag Wocheumarkt nnd für die Promenade an lanen Frühlingsabendeu, oder wenn an Sonntagen vormittags die Mi'litäreapelle ein lustiges Gratis-Coueert gibt. Der erste Blick, das erste Staunen gilt dem Lindwnrm. Da steht das grüngraue Wappeugethier der Stadt, aus einem riesigen Block Klreuzbergl-Schiefer ausgemeißelt, den Schweif ringelnd, die stumpfeu Flügel hebeud, dcu Rachen sperrend nnd wassersfteiend. Das ist das Urbild aller Lindwürmer, nnd kein Kind, das seine Sagen brav gelesen, wird in ihm einen Unbekannten finden. Mehr Knnst wäre weniger Natur. Diesen Wurm habeu im Jahre 1590 dreihundert Knabeu im Festgewande vom Krenzbergl, seiner Geburtsstätte, mühsam in die Stadt geschleift, uud jetzt wüuscht derjenige, der ihu zuletzt beschrieben, ihn wieder „feru vom Haufttulatze, iu eiuer wäldlicheu Aulage"! Neiu, den lassen wir uus nimun'rmehr forttrageu! Vor dem lindwnrm aber steht ein Mann mit geschwuugener Keule, von den Leuten in Crmangelnng Rxiid^aiiss tmrch dii,' Etadt, 25 eines andern Namens Hercules genannt, Den bindern stellt man die Frage: Wann wird der .herenles zuschlagen? Des Räthsels Lösung aber ist: Wann sich der Lindwurm rühren wird. Dieses eigenthümliche, ehrwürdige, ungefüge, jeden Klagenfurter, wenn cr nach langer Abwesenheit wiederkehrt, anheimelnde Bildwerk steht, wie schicklich, in einem Wasserbassin, welches von einem Eisengitter, einer alten schiinen Schmiedearbeit, umgeben ist. Vs erinnert an die ^ründungssage: Die Moorgegend am See ist unbewohnbar, denn drinnen haust ein furchtbarer Drache. Ein gefangener Schelm nimmt den Kampf mit dem Drachen auf. Der Wurm wird durch ein an eine lange Kette gebundenes Rind herbeigelockt nnd im ehrlichen Zwcikamvf erschlagen. Nun kann die Stadt gegründet werden, Ver Lindwurm. Olaufurt oder Chlagenfurt, die Furt an der Glan. Doch bei dieser Etymo logie hat man es nicht bleiben lasseu. Das traurige Wort „Klagen" verlangte seine unmittelbare Erklärung. Uud so erzählt mau von einem armen Bäckerjuugeu, der unschuldig des Diebstahls angeklagt und nach altem Brauch gehenkt wurde. Als nnn, zu spät, seine Unschuld an den Tag kam, da entstund grofzes Klagen, nnd der Rath beschloss, dass die Stadt zur Sühne hinfort den Namen führen solle, den sie beute hat. Außer dem Lindwurm hat der neue Plah noch zwei Mouumente. Von diesen ist die Maria Theresicn-Statue bemerkenswert, ein Werk Pönningers ans dem Jahre 1872. An deren Stelle stand früher eine Statne derselben Kaiserin von Moll, einem Schüler Donners, voll 2l; ,Ula,;cnf,»,'t »iid Um^cl>>i»>i. Schu.'uug und Eleganz, darstellend die Kaiserin im ungarischen Krönung«^ ornate, schön, schlank mid jligendlich, zn ihren Hänpten stieß eine schwebende Fama in die Tuba, Glider war das schöne Werk ans Blei, und in diesen fiir Denkmäler zn wenig dauerhaften Kleiderstoff hatten die Jahre seit 17l>5i üble Lücken gerissen, durch welche die Vögel des Himmels ein-und ansfwgeu. So wnrde denn die alte Statue abgetragril, die neuere ist ans solider Bronze; mit dem veränderten Stoffe ist aber auch dic /jignr fchwrrfälliger nud gemächlichcr geworden, Gehen wir vom neuen Platze östlich, su kommen wir durch die Vurggassc, vorüber an der ständischen Vura. (ans dem Ende des vorigen IahrhnnderW auf den Cardinalsvlatz, so genannt zn (ihren des hochsinuigeu (5ardiuals Frauz .^'. Altgrafeu vou Salm, der als Gurker Fürstbischof von litt!) bis ltti^ unvergessene Thaten der Humanität und des Patriotismus wirkte. Auf diesem Platze steht ein schlanker, rothmar-morncr Obelisk, von dem genannten Cardinal 18'><) zum Gedächtnisse, des wiedergewonnenen Friedens errichtet. . Weiter gegen Osten gelangen wir in die Völkermarkter Vorstadt, werfen einen Blick auf die bischöfliche Residenz, einst für die Erzherzogiu Marmune, die menschenfreundliche nnd fnnstsiuuige Tochter der grvsien Kaiserin, erbant, nnd kehren, uachdem wir im bischöflicheu Garten, einem Tummelplätze der Kinder, ein wenig gerastet, wieder in die innere Stadt znrück. Wir passieren den „Alten Platz", biegen links ein nnd stehen im Hufe des 5.'andhanscs. Tie beiden Thürme, die Treppenaufgänge unter ihnen, die Areaden des ersten Stockwerkes geben ein stattliches Bild, eigenartig nnd von malerischer Wirkung; die Details sind schlicht uud unbedeutend. Im Innern sind sehenswerti der ständische Wappensaal mit sämmtlichen Wappen des kärntnerischen Adels und drei Fresco - Gemälden Fromiller's, welche die Huldigung Karls VI, nnd die alte Erbhuldignng der kärutuerischeu Herzöge am Fürsteusteiue zu Karuburg und am Herzogstnhle auf dem Zollfelde darstellen. Unter der Abbildung der Karubnrger Feier steht der Zcnge so vieler Hcrzogshnldignngen, der Fnrstenstein, ein römisches Säuleneapitäl. auf defseu Platte das Laudeswapuen eingegrabcu ist. Hieher wurde er gebracht, uachdem er von seinem ererbten Platz anf freiem Äckerfeld vor Karnbnrg längst auf eiue benachbarte Wiese hatte wauderu müsseu. Ferner bcberbcrgt das Landhans anch bis jetzt die Landesmuseeu mit Bibliothek, Autikensammlnng, naturhistorischeu Sammlungen u. s. w. Das Musenm hat in feinen bisherigen beschränkten Räumlichkeiten nicht nnr durch den wissenschaftlichen nnd patriotischen Eifer seiner Mitglieder nngemeiu reich-haluge Sammluugeu zn Staude gebracht, souderu ivar auch seit je dcr Mittelpunkt wisseuschastlicher Forfchuug uud die Stätte, von der aus Anregung uud Belehrung für das gauze Laud ausgieug. Möge das Museum cmch in seiner nenen Heimstätte, die eben im Bau begriffen ist, seine segensreiche Thätigkeit mit demselben Erfolge fortsetzen. Durch das Landhans hindnrch treten wir anf den Heiligen Geist-Platz mit der landschaftlichen Kirche nnd kommen, wenn wir gegen Westen die innere Stadt verlassen, znr „Lend", dem Canal, der die Stadt mit dem Wörtherser verbindet. Wir werfen einen Blick anf die hübsche nene evangelische Kirche, *) widerstehen der Versnchnng, den Weg zum See weiter westwärts zn verfolgen nnd kehren zurück. Wir biegen rechts nnd gelangen über den Venedietinerplatz, anf welchem der neue prächtige Schulbau auffällt, znr Domkirche. Sie gehörte früher den Iesniten, welche hicherbcrufeu wurden, um die ganz protestantisch gewor-dene Stadt wieder katholisch zu machen, uud noch früher den Protestanten, Diefe hatten die Kirche 15i8^ —1593 erbant, erfreuten sich jedoch mir knrze Zeit ihres Besitzes. Im Jahre INW mnssten sie den Icsniteu weichen. Von der Domkirchc können wir entweder durch die schöne uene Vahuhufstraße zwischen schattigeu Alleeu und netten ^icubanten bis znm Baliuhofe spazieren, oder in eutgegeugesekter Richtnug die Stadtpfarr^ tirche zum Ziele nehmen. Nicht wegen des nüchterueu Baues der Kirche, auch uicht wegeu des Iuueru, welches, wcuu auch recht stimmuugs^ uud geschmackvoll, doch uichts Außerordentliches bietet, soudcru wegen des Thurmes Uud zwar interessieren nns auch die kuhu anf eiuauder gesetzten Kuppelu uicht, auch uicht die Frage, ub der !)1^ >" h»he Thnnn wirklich der höchste im i^ande sei, oder ob uicht gar die Villacher blecht hätten, wenn sie behaupten, ihr Thurm sei noch nm ein Stück höher. Wir beeilen nns vielmehr, über die Wendeltreppe hinanf zum Thürmer und auf die Altane zu kommen. Schaut mau zuerst nach Osten aus, so schweift der Blick mit Behage» über eilt weites, ebenes Feld, bedeckt mit allerlei Cultur: Wiesen, viel Wald, anch in der Ebene, Äcker. Hat uns das Schicksal gerade Ende August oder Anfang September heraufgeführt, so genießt man die crsrcn lichste Angenwcide. Kanm hie nnd da ein Stoppelfeld, alles in den frischesten Farben, hier schönster grünster Kukuruz, und da die weif; und roth blühende Sterzblnmc, sonst Buchweizen oder Heidckoru genannt, die Luft mit süsiem Dnft nnd die Seele mit der frcuudlicheu Vorstellung der lieben Nationalsfteise erfüllend. Dazwischen Torfer, Kirchen anf den Höhen, "> känttcu zählt un^cfähr 18.000 Protcstaittni, welche meist im ob^cn (An'kthal, in dcr ,M>,'geud", iu dcr Umgcbmiss von Gmüild, u» untren Gailthal nnd int (Mschthlil wohnen. Schlösser lim Abhang des im Norden sich hilizieheudeu Mittelgebirge!. Gleich behaglich ist der Hiutergrilud, die Saualpe mit ihrem langen glatten stücken, dann die rundlich geformte Koralpe, der im Dnft ver schwimmende sanft geformte Bacher, selbst die Petzen, die vom Süden herüberlugt, sieht von hier recht zahm ans. Ein paar Schritte, und wir schanen gegen Norden. Das Bild wird complicierter, und keine weite Ebene trennt uns mehr von den Bergen, Ans eine Meile, ja ans eine hall,'^ Meile rücken sie heran Und an den Hängen des Mittelgebirge glänzen Schlösser aus dem Grün ins Dntzend und darüber, jedes freundlich, jedes beneidenswert gelegen; zum Theil siud's ältere, wie Nnn abichl, eiu lustiges Schlösslein auf einem luftigeu Hügleiu, wie Valvassor vor zweihundert Iahreu schreibt, oder Tent-schach, stolz uud thuriubewehrt, meistens aber ueltere, welche die erban-sässigeu Klagenfurter Patricier sich zur Erlustiguug geballt haben, bevor das Schwimmen im See moderu wurde. Wie nett das Kreuzbcrgl mit Kirchlein, Schweizerhaus uud Au^sichtswarte« hcrübergrüsit! Da scheu wir auch die „vier Berge," Lasseu wir wieder deu alten Valvassor sprechen: „Seyud vier der hohen Borge im Laude, dahiu jährlich grosse Wallfahrten gehaltcu werden, welcher Namen sind S. Ulrichs Berg, S. Helena Berg, S, Veits Berg nud S. ^aureutzen Berg, deren einer von dem andern zwey Meilwegs ligt, Auf diese Berg laufst das gemeine Volck alle Jahr Kirchfahrten, au der heiligen drey Nägl Tag, (denn also nennen sie den dritten ^reytag nach Ostern), uud diese Kirchfahrt verrichtet man von ersteu Nachmittag an biß deu auderu Nachmittag, die gmche Nacht hindurch, und also in vier uud zwanhig Stunden. Wann sie in die Kircheu kommen, gehen sie allein um deu Altar herum, verrichten ihr Gebet, nnd gehen also von eiuer kircheu zur auderu, da sich soust die Kirchfahrt zu ciuer auderu Zeit im Jahr iu vier uud zwantzig Stnndcn nicht verrichteu lässt: sintemalen der gantze Umweg, Berg anf-Berg ab, anf die zwölff Meilwegs erstrecket". Dazu mag bemerkt werden, dass mau zwar laugst diese uugefähr 1WN »l hohen Berge nicht mehr für die höchsten des Landes hält, aber noch imim'r in groszer Schar, oft ^W0 Personen stark, sich au dem Abende vor dem genannten Tage, dic Hüte mit Bergerlaub (wildem Epheu) geschmückt, anf dem Helenenberge sammelt, um Mitternacht über Stock uud Sttiu beim Scheine von Kien-fackeln bergab reuut, uud uuu die andern drei Berge iu einer Tour absteigt uud abläuft, ein Branch, der vielleicht noch aus dem Heideuthnmc stammt, denn auf dem Ulrichs- wie anf dem Helenenberge waren heidnische Cultstätten. — Während dieser Abschweifuug habeu wir Munr gehabt, die weitgezogenen Alvenhöhen hinter diesen Borbergcn zu betrachten, rechts die Fortsehnug der Saualpe, die Weitalpe mit der Sirbitzen Nundgaoy durch dil' äladt. 29 ! und Koc-na, anderseits mit Vrta<"a und Seleniza, savor der waldige Matschachergnpf nnd der Singerbcrg. Weiter gegen Westen folgt der scharfgezcichnete Harlouz mit seinen gewaltigen Wäuden, hinter ilnn säunit die Baba hervor. Nun folgt wieder ein Wald- «/) 5llage»fm't und 1N,nie»n,iiii, berg, die Matzen, dann ein Prachtstück, die Mauer der koöntta, dann wieder waldige Berge, der Setitsche Vrh und der Schwarze Gnpf, endlich ein Wahrzeichen der Klagcnfnrter ^cgend, die schiin geformte mächtige Obir. Der ganzen Kette ist ein Ätagelflnhezng, die Sattnitz, vorgelagert, jedoch niedrig genng, um nnr das Fußgestelle des herrliche» Grcnzgebirges zu verstecken. Dieselbe Nnndschan genießt man vom Anssichtsthnrme ans deni Krenz-bergl, nur dass man statt der Hänser der Stadt den grünen Wald nnter und um sich hat. Bevor wir nns aber dahin uud damit in die Nmgc-linng begeben, sei bemerkt, dass Käruteus Hauptstadt etwa 1. dass es lnehrere Tagc hindnrch ^lashelles Spiegeleis gibt, bevor der Rcimfrost sich angesetzt oder Neuschnee sich darüber anssseschnttet hat. Da tnmmelt sich nlln, was die Fnsze rnhren kann, Inng nnd Alt nnd besonders Damen nicht wenige auf dcr riesigen Eisbahn. Das Eis ist dnrch^ sichtig, das Wasser klar. Wenn man nnn so hinschwebt nnd die Steine am Boden, das sich anfwärts reckende Geäste drr Algen, die Fischbrnt unter sich sieht, da ergreift den Mnling wohl ein leichtes Schandern. Doch wenn er sieht, wie die andern anch nicht einbrechen nnd hört, das^ schon uiele eingebrochen sind nnd wieder herausgezogen wnrden, su fängt I2 illassenjuit uild Uirgel'ilüg, er an, sich um die Wunder der Tiefe nicht mehr zn t'ümmeru und sich nur des sausenden ?ilugs und der schneeblinlenden Landschaft rings nnlher zn frcueu. Bald wird das Eis dicker und Schnee sällt darauf. Da tummelt man sich uuu nicht mehr auf der gauzeu Fläche m allm ihren Weiteu, sondern auf beschränkter, wenn auch noch immer sehr grußer Bahn, die ausgeschaufelt und reinlich ausgekehrt daliegt. Voll und ganz wird das Vergnügen, wenn hochpreisliche Gastlichkeit zur Erwärmung der Mieder uud Erhaltung ihrer Geschmeidigkeit iu Puusch uud Glühwein zum schönen Ansdrncke kommt. Der Wörthersee ist der größte des Bandes und derjenige, dessen ^ Vorzüge und Schönheiten bisher am meisten gewürdigt worden sind. Niedrige, waldige, buchtenreiche Höhenznge rahmen ihn ein, und über diese weg schauen die Karawankeu in den See, so dass das östliche Bcckeu vou der Obir, dem Harlouz uud der Ko^ntta, das westliche vom Mittagstugel beherrscht wird. Daher die große Zahl eben so verschiedener als reizender Bilder. Die Felseumaner der Karawanken ist weit genug weg, um die behagliche Stimmung des ruhigen Genusses nicht durch düsteren lHrnst zu stören, uud doch wieder nahe genug, um uus jeden llareu Sommerabeud das wunderbare Spiel der Lichter zn weisen, wenn die Sonne von den hellen Steinwändeu Abschied uimmt. Am Hlordnfer führt die lHiseubahn, Krumpendorf, Pörtschach und Vcldcn sind Stationen; hier lassen sich die ständigen Sommergäste, aus der Fremde nieder. Schön ist's überall uud jeder Ort hat seiue eigenthümlichen Vorzüge Krumpcudorf die Nähe der Hauptstadt, Pörtschach die ^iage auf weit vorspringender Landzunge mitten zwischen dem östlichen und dem westlichen Seebeckeu, Veldeu die schönsten Ausflüge. Das Süd-ufcr wird uon deu Einheimischen bevorzugt. Ein angenehmer Spazicrgang längs des Lendcanals, ein Omnibus oder ein anderes Gefährte bringt den Klagcnfurtcr bis zum Schlosse Loretto. Von hier fährt man in wenigen Minuteu über den Seearm, aus dem die Glaufurt abfließt, ans das andere Ufcr und bleibt meist beim Maiernigg, wo mau fich am Bade, am Spiel der Boote und der Wellen, am Waldesschattrn und an dem, was Küche uud Keller bietet, weidlich erfreut, bis der kleine Schraubendampser, der auf dem See verkehrt, die Rückkehr vermittelt In Pörtschach mögen wir auch eiues bedeutcudeu Mauues gedeuken, der wenige Jahre, bevor er heimgegangen, fich hier einen Ruhesitz für seiucn Lebensabend gebant hat. Es ist dies der namhafteste kärnt» nerische Dichter, Adolf R. v. Tschabuschnig (geb. in Klageufurt 1«09, gest. 1tt?7), cm gedankenreicher Lyriker und ein weltkundiger und feinsinniger Erzähler im Roman nnd in der Novelle. Eine andere Reihe von Ausflügen lockt uus nach Südeu Hier erhebt sich, hiugeschmiegt an den schattigen Bergwald, halbversteckt uon den riesigen Vittrmg, Hollenburg ^^ Aäumeu dos Parkes, Schloss und Kirche von Vittring, Eö sind dies die Gebäude eines ehemaligen Cistcrcicnfcrklostcrs. Der Abt Johannes von Viktring, gleich bedeutend für seine Zeit als Politiker wie für unsere Forschung als Geschichtsguelle, erzählt die romantische Grüudungssage. Der junge Graf Heinrich von Eponheim muss um der französischen Königstochter willen ein Gottesgericht bestehen nnd bleibt dnrch die Hilfe der Gottesmutter Sieger im Kampfe mit einem Löwen. Seitdem ist fein Sinn nur mehr anf das Ewige gerichtet. Er uinnnt die Kutte, er wird Cistercienserabt zn Villars in Lothringen. Sein Oheim, Graf Bernhard von Sponheim, gründet für ihn ein Kloster anf heimischer Erde, und in diefes ..Siegeskloster", geweiht der hl. Maria, die ihm im Lowcntampfe den Sieg verliehen, zieht 1142 Graf Heinrich ein. — Von dem ursprünglichen romanischen Bau hat sich wenig erhalten, ^ feh ens wert find ^ die Glasmalereien. Nach der Anfhebnug ! des Klosters kam das Stift in den Besitz der Familie Moro, Die Mow's, aus Earnien stammend, haben hier eine Tnchfabrik ge- gründet, die einen Weltrnf hat. Sie haben aber nicht allein den befruchtenden Strom indli-stricllcr Thätigkeit in ein Land, welche? ! dessen gar sehr be-^ dnrfte, gelenkt, sondern diese Familie hat anch seit einem Jahrhunderte Kunst nud Gewerbe geför-dertnudmehrereAn gehörigediesesHau-ses, voran Eduard Ritter vvu Moro, Adolf N, v. Tichndoschüiss, haben in der Landschaftsmalerei Ausgezeichnetes geleistet. Von Viklriug können wir, an tiefbefchatteten Teichen voriiber, anf die Laibacher Puststrasie gelangen, welche den Eonglomeratrücken der Sattilitz au seiner tiefsten Einsattelung übersetzt. Dort, wo dieser Rücken überhängend ab stürzt, über einer Felsenhöhlnug, schaut Schluss Holleu bürg zu Thale. Tief drunten wälzt die Dräu ihre graueu Wogeu durch das Grüu der Aucu, und jenseits des Thales stehen riesig, frei vom Scheitel bis zur Sohle, iu überwältigender Pracht, die Karawanken. Die Maner der Ko,^utta, gerade anf-strcbeud, ohne Widerlager und Strebepfeiler, das Gemsgeschröff des Harlouz, un Westen der Mittagskogcl — man kann den Vlick nicht weuden von ihnen! Und wenn erst der Abend seine rothen Feuer auf ihueu entzündet und die glühenden Wände in das dämmerude Thal hcrableuchten, dann hat mau Unvergessliches geschaut. Sle!!! w l> ndcr! K,iroten. ' A ZH. Kwssenfuvt und Uinssebunss. Ungefähr dasselbe Prächtige Schauspiel bietet das eine halbe Stunde von Hollcnburg gelegene Wallfahrtsdorf Maria ^Nain. Ein andermal führt uns der Weg in die Sattnitz, die nucrschöpfliche Schatzkaininer des Klagenfnrtcr Stndcnten, der dort aus der Flora des Wassers nnd der Waldwiesen sein Herbar zusammenstellt, für den sogar Alpenrosen in tiefer schattiger Schlucht erblühen, der dort Mfcr in die Spiritusflaschc steckt, Raupen sammt deren gutter einsackt nnd selbst vor allerlei Gemolche und sonstigem Gewürme nicht zurückschreckt. Durch den Wald von gemischtem Bestände, vorbei an Felswänden und frischen Quellen gelangt man nach Ebenthal, einem kleinen Dorfe mit dem Sommcrschlusse des Grafen von Ooi'Z. Von hier mag man entweder den Prcdigerstuhl besteigen nnd, wenn man Lust hat und jung genug ist, dnrch eine steile Niese herabrntschcn, oder dnrch eine Linden-Allee von seltener Schönheit den Weg wieder stadtwärts einschlagen. Eine Meile nördlich von Klagenflirt beginnt das Zollfcld, eine Thalwcituug von mäßiger Ausdehnung;, gegen die Berglehnen zn dehnt sich magerer Ackerboden, die Niedernng ist größtentheils wildcntmrciches Moos. Fichtenbewachscncs Mittelgcbirg, der Mnria-Saaler Berg, der Hclenenbcrg, gewöhnlich Magdalcusberg genannt s105i2,"), der Ulrichsberg, wie ein Kameelrückeu geformt, stehen gegen Abend nnd Morgen und lafscn den Ausblick nordwärts anf die weite Alm, südwärts auf die Karawanken und den hinter ihnen mächtig emporgcthürmten Triglav frei. Über dem Thalboden, am Fuße des Ulrichsberges, des Non8 (>rllnwm!8, wie er im !1. und 10. Jahrhundert heiftt, liegt Karnburg, zur Zeit der Karolinger die Pfalz der Herzoge. Dort stand der Fürsten-stein. Weiter nördlich, auf einem vom Ülrichsbcrge anslanfcnden Rücken, hinter welchem der Thurm von Karlsbcrg, der Burg der mächtigen Äuffcusteine, hcrüberschaut, sehen wir das weitläufige Schloss Tanzen-bcrg, von dem man sagt, es habe soviel Thore als Monate, soviel Thüren als Wochen und soviel Fenster als Tage im Jahr sind. Anf dem Hügelzngc im Osten dominiert ein großer, dunkelbronzebranner gothischer Kirchcnban, der zwcithürmigc Maria-Saalcr Dom. Hier hat Modcstns, der vom Salzburgcr Bischöfe Virgilins entsandte Wandcrbischof, den carantanischen Slaven das Christenthum gepredigt. Uuten, anf ebenem Felde, steht der Herzug stuhl, em Doppclthron, ans alten Nömcrstcinen zusammengefügt, Wenn aber der Pflug seine Furchen tiefer zieht, so wirft er wohl unverwüstliche blassrothcZiegel hcranf nnd keltisches Eisen nndEäsaren-Münzen. Denn nntcr der Ackererde der Ebene nud unter den Wurzeln der Bäume, die Hügel hiuan, rnhen die Trümmer von Virunnm. So ist das Zollfeld die Stätte, auf welcher die Jahrtausende, soweit die dnnkclste Erinncrnug reicht, ihre Zeugen hinterlassen haben. Das Zottfeld. 35 Die alte keltische Stadt wurde von den Römern znm Vororte des binncnländischcn Noricums ssemacht. Hier liefen die Straßcnzüge zusammen, hier erhoben sich die Tempel der altitalischen Götter sowohl wie des persischen Mithras und des ägyptischen Serapis, Villen reihten sich aneinander, den sanft abfallenden Hang hinanf bis anf die Höhe des Helcncnbcrges. Jahrhunderte hindurch blühte die Stadt, um die Mitte des fünften Jahrhunderts verschwindet sie. Der Strom der Völkerwanderung hat sie oerschlnngen. Haben sie die Hunnen zerstört oder ein anderer Stamm, wnrde sie verlassen, nachdem sie der Überschwemmung oder dem Erdbeben znm Opfer gefallen war, oder weil sie keine Sicherheit mehr bot gegen die wilden Horden, wer weiß es zu sagen? Marni Auf Kelten und Nömcr folgen die Slaven. Ihre Fürsten sitzen dort, wo einst der Procurator Recht gesprochen. Die Stammcsfürstcn, abhängig von Bayern, Voriith, sein Sohn Gorazd uud sein Neffe Chotimir, nehmen das Ehristcnthnm an, und zur Bekehrung des Volkes kommt der Wanderbischof Modestus: als dessen Wohnung bezeichnet die Sage einen kleinen Rundban neben der Maria-Saalcr Kirche, das Modesti-Stöckl. Auf die slavischen Herzoge folgen dcntfche, anch das Volk germanisiert sich langsam. Noch aber bleiben dauernde Erinnerungen, dass das Herzog-thum einst slavisch gewesen. Der Herzog brancht Kaiser nnd Reich nicht Rede zu stehen, es sei denn in windischer Sprache. Eine andere Eriuuernng ist die ehrwürdige Erbhnldiguug, Valvassor (^opo^rapliill, ^roki-6ucliw8 s'^riiMtU', 1688) beschreibt sie folgendermaßen: Es ist aber in Kärndtcn ein altes Herkommen, daß ein jeder neu angehender Lands-Fürst r>ou eiuem Bancrn dieses i^and zu ^ehcn zu I« Ma^onfm't >uld Un!ss?ln<»>i empfangen pflegt, und zwar auf folgende Weis: Es ist ein Banern-Geschlecht unter den (idelthümeru, die Hertzogen zu Blasendorf genannt, si) erblich bey felbigein Geschlecht verbleibt, uon Alters hero befreyet. So ufft ein nenaugeheuder Lauds-Fürst die Huldigung in Kärndten cmpfahen und die Lehen vcrleiheu will, so setzt sich der Bauer aus erblicher Gerechtigkeit auf eiuen runden flachen Marmelstein l welcher gleichwie eine rllnde Tafel formirt und zu Kärulmrg unweit von Maria Saal auf dcr einen Seltm stehet). Nebeu ihn herum stellt sich das Land-Vulck und die Vaner-schafft ansserhalli der uui deu Stein aufgerichten Schranckeu. Alsdann kummt dcr angehende ^ands Fürst daher, in einem grobeu Vaileru-^leid, alich dergleichen Hnt nud Schuhen, einen Hirteustab in dcr Hand haltend. Denselben führeu zwey ^aud-Herren, nud folget darauf der gautze Adel, in zierlichen Meidcrn anfgepntzt, mit dein Panier des; Ertz-Herhugthums Mrndten. Aur ihnen her gehet zwischen zweyen Panieren der Graf von Görtz, als Erb Pfaltz-Graf in Kärndten. Neben dem Lands-Fürsten aber werden geführt anf einer Seiten ein schwartzes Rind uud auf der audern cin mageres nngestaltcs Nof;. Sobald' der Lands-Fürst dem Bauern znnahet, fo schreyet er deni Lands Fürsten ulit folg^'udeu Worteu an: Wer ist der, der also hochfärtig daher prauget? Hierauf antwortet das nmsteheude Volct: Der Fürst des ^ands koinutt. Anf diß fragt der Vailer: Ist er anch ein gerechter Richter und Liebhaber deß Heils nnseres ^ands? Freyer Eigenschaft? Ist er anch ein Beschirmer des christlichen Manbens nnd der Wittiben nnd Waisen? Da antworten sie denn: Ja, er ists nnd wirds seyn Folgends muß der Lands-Fürst dem Vanern nm die obge-meldtcn zwey Stnck bey seinen Treuen geloben, daß er Gerechtigkeit wolle halten, ub er wol deßwegen so arm werden sollte, daß er sich mit solchem Vieh, als dem Stier und Noß cruehren müsste. Nach diesem fragt der Bauer wiederum: Wie nud mit waß Gerechtigkeit wird er mich vou diesem Stuhl bewegen? Dem giebt alsdaun der Graf uon Görtz Antwort: Man wird dich mit li() Pfenningen von danuen kauffcn; diese zwey Haupt-Vieh, der Ochs und das Pferd, werden auch dein seyn, uud dn wirst des Fürsten Kleid nehmen, nicht weniger wird dein Hans frey lind nnzinsbar seyn. Hierauf nimmt der Baner zwar das angebotene Vieh au und weichet dem ^auds Fürsten, jedoch eriuuert er ihn mit einem sanfften Vackcnstreich gerecht zu richten. Welches dann der Ertz-Hertzog, sobald er anf diesen Stnhl gestiegen, zu thnn gelobet, immasscn er sich mit blossem Schwcrd etlichmal um uud um kehret, dasselbe iu die ^infft schwinget lind anbey verspricht, ohn Unterschied der Personen gleich zu richten. Nach diesem begiebt er sich in die nechst dabey anf einem Berg gelegene S. Peters Kirchen, nnd ziehet darinn nach Vollbringuug deß Amts und Kilchen-Gesangs die Bancrn Kleider ab, hingegen seine fürstliche an, nnd Die Erbl)l>uiu0" m dcr Dominicanerkirche, endlich ein Fri^u',,, angeblicher Albrecht Türer (Ölgemälde auf Holz. die heilige Familie darstellend, mit der Jahreszahl 1525), sowie höchst iuteressante alte Kirchengewäuder auf dem Petersberge. Tie Vefestignugen, deren Rninen der Stadt ein eigenthümliches Aussehen geben, stammen ans verschiedenen Zeiten. Im Jahre 1072 bante Erzbischof Oebhard von Salzburg ein festes Schloss nnf dem Pctersbergc; von diefem steht noch der mächtige Thnrm hinter der Kirche, dessen Innenwände noch die roiuauischeu Wandgemälde der einstigen Vurgkapelle bewahrt haben. Im Jahre 11 AI stritten Herzog Engelbert vou Kärutcn und Bischof Hildebold vou Gnrk um den Besitz von Fricsach, Der Herzog ceruierte die Stadt nud erbaute, um den festen Petcrsberg zu bezwingen, Be- 40 Die Thäler dcr Melmtz, Gurl imd Gla», fcstigungen auf dem Virgilienbcrg und Geiersberg, sowie die rothen Thürme. Markgraf Leopold von Österreich brachte dem bedrängten Bischof Hilfe; von dem Erzbischofe Konrad aber wurden an den von Herzog Engelbert befestigten Punkten eben so viele nene Schlöffcr erbaut. Nm 14W endlich wnrden die Festungswerke vom Erzbischofe Leonhard von Keutschach großcntheils neu aufgebaut. Doch je großartiger die Gebäude waren, um so leichter nnd früher geriethen sie in Verfall; der PalaZ mit seinen Bögen nnd Fenstersänlen im Stil der Frührenaissance stürzt ein, und daneben steht noch fest, als ob es noch ein Jahrtausend stehen wollte, dns von der Gräfin Hcmma erbaute Petcrskirchlcin. Tie ragenden Thürme auf den Felsen, verschieden in Bauart nnd verschieden in dem Grade ihres Verfalls, das Trümmerwcrk am Boden, halb überwuchert von Gestrüpp, dieses ganze steinerne Stück Mittelaltcr bietet eine Unzahl malerischer Ansichten, nnd jene sind es nicht am wenigsten, wo das Leben mit dem Verfall im Kampfe liegt, wo die Dächer über den wcithalligen Gebäuden noch mit Mühe ausgeflickt werden, nnd die armen Inwohncrlente mit ihren Kindern nnd Ziegen die Staffage bilden. Ein eigenartiges Bild bietet der Hanvtftlatz, eingerahmt von netten Hänsern ans vielleicht vier Iahrhuuderteu, während vom Pctersberge Kirche und Wartthurm gebietend uiederschaneu. Auf dem -vauptplatze steht ein sehr schöner Renaissance-Brunnen, früher für römisch gehalten, mit mythologischen Statuen und Vasreliefs. Nud nnn lassen wir Stadt nnd Alterthum nnd wandern iu die ewig jungen Berge! Von Friesach hinein in die Flattuitz, von dort etwa auf den Eisen-Hut oder Winterthalnock, dann hinüber über den Almrücken und bergab, berganf zum Tnrracherfee, hiunnter nach Reichenan, und, wenn uicht etwa die Nixen des Millstättersces weiter westwärts locken, zurück über die Krücken, ins Vad St. Leonhard und das Gnrkthal herunter bis Zwischen-wäsfcrn, das ist ein Weg, den die gewöhnlichen Tonristen kaum kennen, die nur dort hintreten, wohin tauseud Fnßspuren der Vorgänger führen. Freilich, wer einmal diese Pfade gewandelt, findet gern wieder her. Er wird dann wohl uicht anspruchsvolle Schaustücke suchen — den einzig dastehenden Turrachersee etwa ausgenommen — er würde sie nicht finden. Aber im Thal reizvollen Wechsel der Landschaften und in den netten Dörfern und stattlichen Einzelgehöften urkärntnerifches Leben, recht nnd schlecht, lustig und gemüthlich, findet er hier allerwegeu, Und dann erst die Almen, diese Höhen, lang hingestreckt und eben, die weite, grüne Weide, wohin man schaut, uud über den dunklen Fichteuforsten tief unten, über die Zirbenbcstände weiter oben, weithin über dem Mittelgebirg, blanduftig Umgegend von Zrirjnch, 41 und glänzend wie Nbendgcwölk eine lange Mauer mit starrenden Thürmen und ragenden Zinnen, die Karawanen! Trliczc Öde alif s^nuigcr Höh! Ja, eine Ode ist's, aber cine, von der man nicht leichten Herzens wieder hcrabsteigt; da gibt cs nichts Wildes, nichts Düsteres, nicht einmal etwas Großartig ges, aber viel Liebes und Anheimelndes in dieser seligen Alm Öde. Bringt das Wehen des Windes einen Lant an dein Ohr, so sind cs Herdenglocken, oder es singt ein einsamer Hal^ terbub eine süße Weise vom Berg ins liebe ferne Thal hinab. Wir gehen also den Marktplatz hinan imd kommen dnrch den „Tack" in die enge kühle Schlucht hinter dem Pctcrsberge, steigen mählich ans den Sat tel, der den Petersberg mit dem Oeiers-berg vorbindet, und kommen hinter der Schloss ruine des (Acicrsbcrg^ in einen Fichtenwald, in welchem das Var bara-Badl versteckt liegt. Ncchts draußen im wogenden .'»torn fcld liegt Schloss Maierhofcn mit Park nnd ansehnlichen Wirtschaftsgebäuden, näher gegen die Eisenbahn gerückt, am Vergrand das freundliche Brunnen in Hricsach. HZ Til! Thäler dsr Melnitz, ''»nir! lino «Ian, St. Stop hau, Der schöne Berg darüber ist dic kredenze; dicser mächtige Kalkstuck hat mitten in seiner zahmen Nrgebirgsnmgcbnng Manieren angenommen und thnt cs in seiner sanften Form seinen Nachbarn gleich. Dem abcr, der seinem Gipfel znwandcrt und sich der weiten Borg- nnd Thalschan ins Steirische nnd Kärntnerische erfrcnen will, wahrt er nicht länger sein Incognito. Ta heißt es: Thn Weili in deine Flasche, denn, wie es nnn einmal beim Kalk üblich ist, ist er gar karg mit dem Wasser und verschlingt es selber in seine Tiefen. Anch eine große Höhle steht dir offen, in welcher die Nrweltsthiere der Umgebung ihre müdm Knochen znr Rnhe gelegt und für den Forscher nnserer Tage sicher deponiert haben. Wir aber gehen die forellcnreiche M^tnitz thalauf, durch das Dorf Et. Sal-vator mit einem längst ausgeblasencu Hohofen nnd durch dn> Märkte Grades nnd Mctnitz. Außerhalb Grades, anf grünem Hügel, steht die St. Wolfgangskir.che, ein nicht großer aber sehr schöner Kirchenbau ans dem Beginn des 15, Jahrhunderts, der anch demjenigen wohl gefallen wird, der nicht gerade von vornherein sich für jede spitzbogige Nelia'm'e unserer Vorfahren interessiert. Vis Metnitz erfreuen wir uns einer reizenden, schnell wechselnden Landschaft; aus den fruchtbaren Feldern, den srisHeu Wiesen, dein schönen Wald, den grünen Almen, dcn spitzen KirchthOMew und netten Ortschaften setzt sich eine Reihe gar mannigfaltiger OiklMchu^ sammcn. Der alt? Valuassor, der für einen „bequemen Ort" nnd 'für „feine Berglein" gern ein lobendes Wort hat, sagt von dieser Gegend: „Sie ist recht lustig nnd artlich zn sehen, gleich einem Christ-Krippelein, so man zu Weihnachtszeiten in denen Kirchen Pflegt aufzusetzen." Auch die Staffage Passt, Der Metnitzthaler ist von kerndeutscher Art, offen und schneidig, kräftig nnd gewandt. Jedes Dorf hat seine Ringtratte. Leidci wird die edle Ringknnst nicht melu fo gepflegt wie früher, wo am Oswalds tage auf der Flattnitzalpe die Burschen dreier Länder znsammenkamcn, um ihre Kräfte im Kampfspicl zu messen. Von Metnitz an wird die Gegend einsamer. Noch ein hochliegendes stattliches Gehöft/der Oberhof, dann theilen Wald nnd Alm sich in dcn Boden. Es ist ein prächtiges Hochwildreuier, das wir durchwandern. Die Jagd, dem Bisthum Gurt gehörig, ist an einen Cavalier verpachtet; dadnrch erscheint dem König der Wälder eine anständige Behandlung zn-gesichert, während man im allgemeinen mit ihm in Kärntcn nicht sehr glimpflich umgegangen ist. Noch ist die Sanalpe und die nördliche Fort> setznng der Koralpe ein huchberühmtes Revier, aber bei weitem nicht mehr das, was es noch vor wenigen Jahren war. Wenn die Hälfte der Hohöfen kalt steht und die Eifenerzengnifse zu Schandpreisen weggehen müssen, dann wird das Sparen etwas Selbstverständliches. Die Gcmeiudejagdcn werden zn Vauerujagdcn, und im eigenen Rayon mnfs tüchtig abgeschossen In bcr sslattmtz, ^^ werden, denn das Hochwild versteht sich leider nicht dazu, ill Würdigung der schlechten Zeiten weniger Wildschaden zu machen. Außer dem Gebiete der Sau- und Koralve und dem der Flattuitz ist der Hirsch noch Staudwild in den Gräben des Licserthals, Aus allem sonstigen kärntnerischen Waldgebirg hat man ihn so ziemlich verdrängt. In vier Stunden sind wir von Metnitz in der sslattnitz. In Smttag wert sikerisch lusti wer'n, werinar auf die Alma gohu zäun', Diandlün wcrut a mit uns cnifc n>,'1)ii, af der Fladnitz da trint' ncar an Nciu, Dn branchst dich also nicht auf das herrliche Wasser zn beschränken, und es ist nicht nothwendig, den kräftigen Hnnger, den der weite Weg erregt hat, und den die frische Flattnitzer Luft steigert, ansschließlich auf alpine Kost zu verweisen; das Volkslied verheißt dir ein Wirtshans. Man kann also, ohne sich Abbruch zu thun, viele Tage lang bleiben nnd wird es nicht bereuen, Die prächtigen Almwicsen ringsum, mit Seunhütteu besät, Wasser uud Luft, geeignet den Kranken gesnnd zu macheu, nnd im Gesunden das Frohqesühl der Kraft mächtig zn steigern, die Kühle da oben, die keine SoilMtermattigkeit aufkommen lässt, das schöne Gebirg mn-her, das uns keine Ruhe gibt, bis Wir es abgestiegen haben, das alles will uns nicht forMssen. Änch Gesellschaft kann man haben, Lentc aus der Stadt', aber .fMich keine lustige. Die Armen, die sich immer so sorgfältig einhüll», wenn die Abcudkühle auf die Alu: herabsinkt, die blassen Städter mit v'en elegisch-heitern Gesichtern, sie hoffen alle, dass die Flattnitzer Almluft an ihrer kranken Brust ein Wunder thun werde. Sind wir genug im Grünen herumgcbnmmclt, haben wir vielleicht den Eiscnhnt oder zum mindesten den Winterthalnock bestiegen, so mag es Zeit sein, weiter zn wandern. Wege führen nach allen Nichtnngen-wir aber wählen den, der über die Haidner- und Pfandelhüttc auf den Leitersteig führt, einen über 200U m hohen, in den Felsen cinge-schnittencn Fahrweg. Bis Hieher geht man vun der sslattnitz drei Stnnden, oft eben, immer ans weiter, freier, dnftigcr Alm. Will man vom Leitersteig zum Turracherscc, so kann man wohl auf der Höhe bleiben und bei dieser Gelegenheit den Schobcrnock mitnehmen. Wenn man aber fürchtet, sich bei dieser Gelegenheit zn vergehen, was gar leicht möglich ist, so schelic man sich nicht, auf der stcirischen Seite eine Stuudc bergab bis zur Vacherhütte, uud dauu wieder anderthalb Stunden aufwärts zu steigen. Nuu ist der Turracherscc erreicht, dieser eigenthümlich schone See mit seinen Zirbcnbäumcn am Ufer, zwischen den grünen Almhöhen zu ^H, Tie Ihälor der Mcüuy, G»rl ii^id Olmi, beiden Seiten, in dessen Spiegel aus den Fernen im Nord nnd Süden die schönsten blauen Berge hineinschauen. Mag es auch wenig Lieblicheres geben als dieses Bild, es muss geschieden sein. Vine Meile in jener angenehmen Neiguug abwärts, die znm Sturmschritte einladet, und wir sind in Neichcnan. Dass die Reichen an ein freundliches Thal ist, dass dieses Thal von schönen Bergen eingeschlossen ist, dass auf diesen Bergen die bestell Almen bis zu den höchsten Erhebungen sich hinaufziehen nnd dass in den Wäldern dieser Berge gar mancher Hahn balzt, das möge gesagt werden, aber nicht mehr. Alles braucht nicht vrrratheu zu werden. In der Reichenau machen wir Kehrt und wandern wieder gegen Osten. Znerst geht es, etwa 400m hoch nach St. Lorenzen in der R eichcnan s147i m). Dieses Dorf, nnd nicht Heiligenblnt (1404 m), wie gewöhnlich angegeben wird, ist das höchstgelegene Pfarrdorf im Lande. Nebenbei bemerkt, liegt anch die Pfarre Kremsalpe (14K7 ",) hö'lM als die berühmte Glockncrstatiun. Von St. Loreyzen geht der Liebhaber eines Spazierganges über weiten Almbodcn über die Krncken nach dem Bade St. Leonhard. Die Krücken ist niederer als Haidnerhöhe nnd Leiterstcig nnd weiter gegen Süden ins kärntnerische Mittclland vorgeschobcu. Daher ist die Partie über die Krncken keineswegs eine Wiederholung des Weges, der uns von der Flattnih zum Turrachrrsee geführt hat; die Aussicht ist wesentlich anders uud die Almwiesen sind vou eiuer selten vorkommenden Schönheit und Üppigkeit. Das Bad St. Leonhard, hoch und kühl gelegen, ist ein will« kommenes Plätzchen für solche, die sich nicht damit begnügen wollen, sich ein paarmal des Tags durch ein Seebad zu erfrischeu, und es vorziehen, den hcißcu Tagen nnd schwülen Nächten der Hochsommerwochcn gründlich auszuweichen. St. Leonhard, mitten im Wald uud bestrichen von den Lüften, die von der Kühle der Almen herabwehcn, bringt es nicht über eine angenehme Frühlingstemperatnr. Aber nicht nur dcujeuigen, die vor der Glut der Hundstagc Ncisiaus nehmen, bietet dieses Bad einen erwünschten Znfluchtsort, sondern auch die, dereu Nerven vou den zweifelhaften Freuden und unläugbaren Leiden des Stadtlebcus, des Sitzens und Studierens zermartert find, finden hier wohlthuende Ruhe nnd Stärkung, und das vortreffliche Waffer, Zum Bade und znr Triukeur verwendet, hat mauchem Magenleidenden geholfen und manchen M'eouvaleseenten wieder auf die Beine gebracht. Von St. Leonhard thalab dnrch die Sirnitz kommen wir wieder an die Gnrk, die wir in der Reichenan verlassen haben. Der Lauf der Gurt von der Gucsau bis zur (5'inmüudung des Siruitzgrabeus ist inter^ essant. Statt nnter Gnesan die ganz niedrige Thalwand gegen Süden zu Weitensfeld, ÄurI, 45 durchbrechen und übcr Himmelbcrg Fcldtirchcn zuzueilen, hat sie sich linkshin gewendet, in das höhere Gebirg eingebohrt und tost als „enge Gurk" durch eine wilde Felsschlucht, die sie sich ausgewaschen hat, in den tieferen Thalboden herab, den wir jetzt betreten. Vorüber an den Einmündungen idyllischer Wald- nnd Wiesenthäler, gelangen wir in etwa drei Stunden, von St. Leonhard an gerechnet, in den Marktflecken Weitcnsfcld. Am Platzbrnnnen steht eine hölzerne Inngfran; es ist das Standbild jener einzigen Weitcnsfelderin, die einmal nach einer Pest am Leben geblieben war. Drei Wei-tensfeldcr Bürgcrsöhne warben nm sie, ein Wettlanf entschied. Wären wir Pfingstmontags hier, so könnten wir sehen, wie das Andenken der Stammmutter nnd jenes entscheidenden Wettlaufs gefeiert wird. Berittene Bürger ziehen auf und nmkrciscn das Stand bild, dann reiten sie den drei Wett laufern voran. Der Sieger erhält den Brautkranz, den die hölzerne Inngfran zn Ehren des Tages ans dem Hute trägt, nnd ein Geldstück, der Zweite ein seidenes Tüchel, anch der Dritte geht nicht leer ans; er erhält nämlich einen Stranf; von Blnmen nnd Schweinsborsten. Bald ist der Hanptort des Thales erreicht. Übcr den Hänsern des Marktes erheben sich weitläufige kloster' ähnliche Banlichkeiten uud ciue dop-pelthürmigeKirche. Es ist der berühmte Gurker Dom. Wer von dieser Seite kommt, dürfte vielleicht enttäuscht sein; die Zwiebeldächer der Thürme uud der Mörtelverwurf der Facade lassen bedauerliche Renoviernngsarbeitcn befürchten. Nm so angenehmer wirkt die Überraschung, wenn wir die Südseite zu Gesichte bekommen; die edle Einfachheit der romanischen formen, von keiner stümpernden Hand des Mittelalters nnd der Neuzeit entstellt, spricht aus dem schönsten Material, marmorgleichen Kaltsteinqnadern, deren helle Farbe durch die Sonne nnd den Ncgcn von mehr als sieben Jahrhunderten in einen prachtvollen Vronzeton abgedämpft worden ist. Durch die Vorhalle zwischen den beiden Thürmen uud eiu reiches, ans sieben Drr Gurtt'r 2om, Hg Die Thiilkr der Mctnitz, Gurl und Glaii, Säulenreihen sich zusammensetzendes Marmorportal trctclt wir in das Innere und finden, was wir nach der Betrachtung dcr südlichen Außenseite erwartet, eine wohlthuende vornehme Einfachheit aller Maße und Formen. Unter dem stark über das Schiff erhöhten Chor treten wir in die Krypta. Sechs Pfeiler und hundert Säulen tragen das Gewölbe der Grabkirchc, in dcr die Stifterin des Münsters, die 14li5 selig gesprochene Hcmma, rnht. Viel Leidende kommen an ihr Grab, besonders am Peter-nnd Paulstage, sowie am 28, Anglist; vielleicht ist es weniger die fromme Oräfin als die unglückliche Mutter, die dem Herzen des Volkes sympathisch ist. Ihr Gemahl, Wilhelm Gras von Sonne, zugleich Graf von Friesach und Zcltschach, war ins heilige Land gezogen und nicht mehr heimgekehrt; bis Gräbern im Lavantthale war der Wegmüde gekommen und hatte dort Ruhe für immer gefunden. Ihr Sohn Wilhelm ward, wohl in den Unrnhcn, die der abgesetzte Kärntner Herzog Adalbero erregt hatte, ermordet; nach der Legende waren es zwri Söhne, die nnter den Streichen der aufrührerischen Bergknappen ihren Tod fanden. Da verlebte die Gräsin zu Gurkhofen ein einsames Leben, gründete ein Kloster und übergab an dasselbe ihr reiches Erbe. Das war im Jahre 1042. Bald daranf starb sie. An die Stelle der von ihr gebauten Kirche, die wahrscheinlich ebenso einfach war, wie die ebenfalls von der Gräfin Hemma gegründete nnd noch wohlerhaltene Kirche auf dem Pctersberge in Fricsach, trat bald ein prächtiger Dom, sowie an die Stelle des Nonnenklosters ein vom Erzbifchofe Gebhard von Salzburg gestiftetes Visthum; Günther von Krappfeld eröffnet im Jahre 1072 die Ncihc dcr Bischöfe von Gnrk. Hundert Jahre später erfolgte die Einweihung des Domes und die Übertragung dcr Gebeine dcr Stiftcrin in die Grabtirche. Die späteren Jahrhunderte haben manches Sehenswerte in dic Hallen dieser Kirche zusammengetragen. Da sind sechs Holzschnittafeln aus dem 15. Jahrhundert, aufgestellt iu dcr Vorhalle, Thaten und Wliuder dcr seligen Hemma darstellend; denselben Legendenkreis behandeln mehrere an drn Scitenwändcn dcr Kirche aufgehängte Ölgemälde dcs kärntnerischen Malers Fromillcr. In dcr Krypta bewnndern wir eine Statue der sterbenden Hcmma, ein ebenso schön concipiertes als zart ausgeführtes Werk Eorradini's. Das Schöuste aber ist eine wunderbare Kreuzabnahme von Raphael Donner; von demselben Meister sind die Basreliefs der Kanzel. Ein ganz respectables Werk des Barockstiles ist endlich der kolossale Hochaltar mit seinen mehr als hundert Heiligen im Goldgcwande, ein Gegenstand des Stannens für das Landvolk, welchem die goldglänzende Masse, die ricscmnäßigcn Hciligcn mit Bischofsmützen nnd Königskronen natürlich mehr imponieren als das dunkle Blei der Donncr'schen Gruppe. Hllch-Osicnmtz, 47 Hoch-OsierwiZ. ^o Die Thaler dcr McNlitz, Wuvl und Kl.in, Eine halbe Meile unter Gnrk liegt das Städtchen Straßbnrg, überragt von einem ausgedehnten Schlosse, in seiner gegenwärtigen Forin aus dem 14. Jahrhundert, der Residenz der Gnrker Bischöfe bis zu deren Übersiedlung uach Ktagcnfnrt. Anstatt auf das Schloss Zu steigen, welches nichts Interessantes enthält, empfiehlt sich ein Besnch der nahen Kirche in Lieding. Aus der Zeit der älteren Hemina, welche !175, vom Kaiser Otto Is. Markt- nnd Münzrecht für Lieding erhielt, ist zwar nichts vorhanden: dafür enthält die hübsche gothische Kirche die schönsten Glasmalereien, die man in Kärntcn sehen kann. Tort, wo Gnrk nnd Metuitz znsammenfließen, am Schlüsse des cigentlichen Gnrkthals, steht das bischöfliche Schloss Zwischenwässern, unfern der Eisenbahnstation Hirt. Von hier dampft der Zug gegen Süden in das gesegnete Krappfeld. Weit ausgedehnte Weizenfelder und die netten Höfe mit den auffallend großen Wirtschaftsgebäuden lasfeu vermuthen, dafs der Wohlstand hier ein festes Heim gefunden, ein leider nicht ganz richtiger Schlnss. Gleichzeitig sind die Listen gestiegen nnd der Preis der Frucht gefallen; von der Ungunst dieses Verhältnisses wurde der auf Köruerban angewiesene Bauer des Flachlands uicl mehr getroffen, als der Viehzüchter der Hochthäler. So ist denn die Zahl der Zwangsver-tänfe nirgends in Kärnten hänfiger als in den fruchtbaren, aber den Alm weiden ferner gerückten Gefilden des Krappfeldes. Dazu tritt allerdings uoch eiu auderer Grund. Der Kraftpfeldcr und sciu Nachbar, der Glan-thaler, siud die leichtlebigsteu uud lustigsteu im Lande. Wie wäre es auch sonst möglich, dass das Volkslied hier jahrans jahrein ungezählte neue Blüten treibt, nnd dass es hier mit unvergleichlichem Schwünge gesnngen wird? Nuu findet uud siugt sich wohl auch eiu Lied bei Tag nud bei der Arbeit, aber Wirtshaus uud Tauzboden taugen doch noch besser dazu. Das .Volk der Sänger uud der Dichter wird bei eiucm glänzenden Honorar nicht reich: wie muss es dann hier gehen, wo die Übuug der heitern Künste mit bedeutenden Betriebskosten verbunden ist? Der Zng durcheilt die Ebene des Krappfeldrs, vorbei an dem Schlöffe Töfcheldorf, hin unter dem uralten hochgelegenen Markte Althofcn nnd neben den Hohöfen von Treibach. Zur Seite eröffnet sich eiu Blick auf Schloss Silberegg; wer nicht weiß, dass hier manche der schönsten Liederweisen zum ersteumale erklungeu ist, dem wird zum weuigsteu der Name Silbcregg als der Gcburtsstättc eiues trefflichen Bieres in augeuehmer Erinnernng seiu. Bald schließt sich die Thalweitung wieder, die Karawanken und der hinter ihnen emporragende Triglav, die bisher das Thalbild im Süden abgeschlossen haben, werden von den nahen Waldbergen gedeckt, nnd Eisenbahn, Fluss und Straße suchen in einer engen Schlucht Nanm neben einander. Das alte wohler- Hoch-Osterwiy. - H a haltene Schloss Manns bcrg schaut von steiler Höhe herab. Noch eine Biegung, und vor nns steht, wie ein märchenhaftes Spielzeug aus der Zeit der Götter nnd Riesen, ein schroffer, über 200 Meter hoher Kalkblock, gekrönt von einem stolzen Schlosse und von nnten bis hinauf spiralförmig nmwundcn von einem Mauerbande und einer Reihe von Thürmcu, Thoren nnd Brücken, alles hübsch wohlerhaltcn, dass man seine Freude dran haben kann. Es ist Hoch-Osterwitz, ein wcitbcrühmtcr Name und ein viel angestanntcs Cchanstück. (5in breiter Fahrweg führt auf das Schloss, hiu au deu Felswänden, über Abgründe, aus denen die dunklen Fichten ihre Wipfel cmporspitzcn. Zugbrücken werden passiert, vierzehn Thore, jedes für sich ein kleines Ca-stell, durchschritten, endlich tritt man in den geränmigcn Schlosshof. In den Sälen nm den Hof herum gibt es allerlei, was zur Nitterei gehörte, zu scheu, Bilder des KhevenlMler, Nüstuugeu, Waffen, eine uoch immer ganz ansehnliche Ausstattung der Burg, wenn auch die Frauzufen im Jahre 180!) das Beste zum Mitnehmen geeignet gefunden und in zwanzig Wagenladungen fortgeführt haben. Auch eine Stierhaut zeigt der Castellan und erzählt die oft besnngcne Geschichte von der Bclageruug uud Rettung von Osterwitz. Anch in dem Fremdenbuche ist sie iu Reimen zu lesen wie folgt: Von allem Weibsvolt auf der Welt Hat keine die Mannolent so gequält Wie Margreth vom Tirolerland, Die Maultasch war sie zubenannt. Sie kam daher mit Mann nnd Rufs, Berannte, zerbrach uianch' lustige!.' Schloss; Die Mannslent, so darin gefangen, Mussten zumeist am Galgen hangen. Sie legte sich anch vor Ostcrwitz: Da kam zn knrz ihr Wciberwitz. Was sie auch tenfelt, was sie zrttert lind ihre armen Lent verwettert, Über die Felswand kommt man nie, Man wäre dcnn ein Vogclvirh. Doch unterdessen wnrd' im Schloss Der Vorrat lötz, der Hunger grosi. An Hund und Kcch, an Spatz und Dohlen War mit drr Hrit nichts mehr z« holen; Zwei Scheffel Weizen und ein Stier, Vor Alter und vor Hunger dürr, Das war noch übrig, sonst nichts mehr. 3 tein w e nd ri ^ tarnten, . ^ h<) ^ Die Thäler bcr Mctuitz, ^uvl und Glaii Nun war zn Riltcrszncht nnd Lehr Auf Ostenvitz ein junger Knab, Der gar emeu findigen Einschlag gab, Den «tier, den binden sie bei den Hörnen Und zwicken ihn von hinten und vornen. Da dringt sein Vrnllen vom Vera. zn Thal, Als wären wohl hnndcrt Rinder im Stall, Dann wird der arme Kerl gcschlacht', Gesotten, gebraten und eingemacht. Und in die Hant wird, fest verpackt, Das lehte Getreide eingesackt. Dann werfen sie den Tack gan,z mnnter Über Mauer nnd Fels hinnnter; Er kollert hinab wohl auf den Nasen, Derweil die Hörner tapfer blasen, Und alle Schlosslent' höhnisch lachen Und über die Manltasch sich lustig inachen. Die Manltasch dentt in ihrem Sinn: Die Klansraden han noch Mütter drinn, Eie zieht von dannen: ihr Weiterwill, Der lain ,;n tiir,; vor Osterwitz. So einer aber behaupten wollt', Dass die Geschicht nit wahr sein sollt', So seh' er mir die Stierhaut an Und nehme sich ein Beispiel dran, ' Wie manchmal durch ein verkanntes Nind Man unverhofft sein' Rettung findt. Aber so wenig als die Stierhaut, hat auch der Maultasch-Hügel am Fuße des Schlossbcrges, ein Hügcl, der dadurch entstand, dass jeder Ritter der Männin einen Helm voll Erde znsammenschüttctc — all das hat nicht vermocht, die Verweisung dieser Belagcrnng in das Ocbict der Zage zn verhindern. Anch einen Inngfcrnsprung hat Hoch-Osterwitz; cs ist die senkrechte, zmn Theil überhängende Wand gegen Nordosteu. Die Sage ist dieselbe wie überall, mir dass nns hier ein tragischer Schlnss erspart wird, indem die Verfolgte gerade anf einen nnten vorüberfahrcndcn Hcnwagen zu 2t, Veit, 51 fallen kommt. So hat die Sage nachgeholfen, wo die Geschichte nicht viel zu erzählet wnsste, denn dem imposanten Aussehen der Burg entspricht nicht anch eine Fülle historischer lHrinueruugen. Tcr letzte Schenk von Ostcrwitz starb 1480 in türkischer Gefangenschaft, dann ward dic Burg landesfürstlich, ein Zeughans für den Kaiser Friedrich IV. und dessen ritterlichen Sohn. Seit drei Jahrhunderten ist Ostrrww Khcvcn-hüllerisch. Der erste Besitzer ans dieser Familie, Graf Georg, hat sie in ihrer gegenwärtigen Gestalt crbant. Von Laimsdurf senkt sich die Eisenbahn in das Thal der Glan und bringt uns nach St. Veit. Von einem Hopfcnwald umgeben, liegt die freundliche Stadt dort, wo der Mühlbach ane« tief ausgcrisscncr Schlucht herausbricht, um, je nach Bedarf, die Marktwiesc zn wässern oder der schleichenden Glan sich anznsclMßcn. Ani Ansgange dieser ür-lenschlucht gründete im Jahre 901 Graf Rathold nach einem Siege über die Ungarn dem slavischen Volksheiligen Vilns eine Kirche, genannt St. Veit in den Erlen, Znr Stadt herangewachsen, ward St. Veit um 1NM Residenz der Herzöge lins dem Hanse Sponhcim. Herzog Bernhard hielt hier glänzenden Hof, Walthcr von der Vogclweidc lebte hier eine Zeit lang als Gast des X«>'ncl«lmere8. Aus den Rittern der Umgebnng bildete der Herzog, der es gern den Größeren gleich gethan hätte, seinen Hofadel; der K'raigor war Trnchsess, der Osterwitzer Schenk, der Karls bergcr Marschall. Mit dem Anssterben der Sponheimcr hörte St. Veit auf Residenz zu sein. doch blicb cs Hauptstadt bis 151^. Mit der Übergabe der bisher landesfnrstlichen Stadt Klagenfnrt an die Stände verlor St. Veit seine Bedeutung. Tie Bürger hatten den Gang der Z^it nicht verstanden nnd im Selbstbewnfstsein ihrer landesfürstlichen Eigen schaft die Stände beleidigt. Tas kam so: Im Jahre 1516 ahmten die Kärntner Bauern ihre Nachbarn in Stcicrmark uud Kraiu uach, welche sich nnter dem Druck dcr?lbgabeu für die »tnra pr^väa erhobeu hatteu, und bemächtigten sich dnrch einen Überfall Althofens. Die ständische Mann-schaft, die zur Bekämpfung der Vanern ausrückte, verlangte in St, Veit Herberge zn nehmen, dic Bürger aber wollten von der Aufnahme ständischer Trnppen in ihre landesfürstliche Stadt nichts wissen, sperrten die Thore nnd ließen sich erst nach Unterhandlungen »nd Drohnna/n bestimmen, die Söldner gegen bare Bezahlnng einzulassen, Da5 trugen die Stände den St. Veitern nach, und mit dem Aufblühen von Klagenfurl sank St. Veit tief an Wohlstand und Bevölkerungszahl. Merkwürdiges ans der Vorzeit hat fich in der ehemaligen Landeshauptstadt auffallend wenig erhalten- wir befchen das Rathhans mit seiner Inschrift: ,,I5m« mang rud, «mo ^llll»« r<^, man «nl! >^v vorlwl'cn doä, 1468," die Brnnncnschale auf dem Hanptplatze, röinischen Urfprnngs 52 Tie Thaler der Metiiitz. Gurt n»d Glan, aus dcm Zollfclde, und etwa noch die bescheidene Herzogsburg in der nordöstlichen Ecke der Stadt, und wir sind fertig. Audere Specialitäten hat St. Veit aus der Gegenwart auszuweisen: Hopfen, Spargel und Krebse. Wer aber zu Michaeli kommt, wird auf der Marktwiosc zwischen Ölkrapfeupfanucn nnd Kegelbahnen leichtblütiges lustiges Volksleben sich fröhlich gebärden sehen. St. Veit ist von einein reichen Kranze von Schlössern umgeben. Osterwitz wurde bereits genannt; auf dem Wege dahin kommt man an den von hochstämmigen Fichten nmgcbencn Ruinen von Taggcnbrnnn vorüber. Gegenüber von Taggcnbrnnn, au der Straße gegen Fricsach, liegt das wohlcrhaltene Schloss Huugerbruuu; auf dem Plateau ober der Stadt stehen die Manern von Nnssberg, das schöne gothische Schloss Fr anen stein, einzig in seiner Art im Lande, uud die umsaugreichen Kraiger-Schlösser, der Sitz der im 15. Jahrhunderte mächtigeu Ritter und Freiherreu von Kraig, Glananfwärts ragen weitschauend die Thürme von Liebenfcls, einer nngemein malerischen Ruine; uuterhalb derselben, auf mäßigem Hügel, steht Ho heust ein, noch uuter Dach uud Fach, mit lateinischen uud deutscheu Inschriften über den Eingängen nnd an den Thüren, Der Spruch: Wer Kunst und Waffen liebt, Ist wilttiimd hier zu Haus. Das simionarme Gsind Bleibt mir viel lieber draus, erinnert an die Zeit, in der Ritterthum und Humanismus im freudigen Verein das Leben verschönten. Anf der südlichen Seite der Glan stehen Hard eck und hoch ragend der Thnrm von Karlsbcrg. Diesen Thurm hat sich als Denkmal ein mächtiger Mann gesetzt, Konrad von Anffcnstein. Von feinem Stammschloss bei Meran zog er mit dem nenen Herzog Mainhard im Jahre 1W6 nach Kärnten. Wenige Jahre später suchte Graf Ulrich von Heimburg, als Gemahl der Witwe des letzten Sponhcimers, seine Ansprüche auf Käruten mit Gewalt durchzusetzen. Die Scharen der Verschworenen erstiegen in einer Nacht die Mauern von St. Veit und nahmen dcn Herzogssohn Ludwig gefangen. Da brachte Auffcnstem ans Tirol Verstärkung nnd erhielt, als die Verschworenen, nnter ihnen der letzte Karls-berger, auf dem Platze von St. Veit hingerichtet wurdeu, Karlsberg als Bclohuuug sciucr guten Dienste. Der Graf von Heimburg aber wurdo vor Griffen geschlagen und mnfste das Land meiden. Zwei Männer sielen vor Griffen, deren Tod für den Anffensteiner bedeutungsvoll wnrde. Der Uwsselnmg von Lt. Veit. 5Z eine stand im Lager des Herzogs; es war Neinprecht von Glaneck. Er starb nicht von Feindes Hand. Todwund aufgefunden, verschwieg der Edle den Namen des Mörders, seine Witwe aber heiratete bald daraus den Mann, den der Verdacht als den meuchlerischen Vcrräther bezeichnete, den Auffeustein. Der andere Gefallene war der schöne, freudige Wilhelm von Schärfenberg, dein die Waldfrau im Schlafe den Glücksriug an den Finger gesteckt hatte. Stcrbcud übergab Schärfeuberg den Ring dem Auffcnsteiner mit den Worten: So lang du diesen Ring behaltest und deinem Herrn Treue wahrest, wird das Glück von dir nicht weichen. Und das Glück blieb dem ersten Auffenstein trcn. Er war der trene Berather seiner Herren, „war ein weiser guter Fridtmacher, er hatt auch zu den Händlen gnet Sieg und Glückh". Seine großen Banten — er baute Karlsberg, Neudenstein, Hardeck, Gntenstcin, Strechau, das Frauen-tloster zn St. Veit — erschöpften sein Gold nicht. Als Körnten habs-burgisch wurde, ergab er sich gutwillig uud legte sciuc Stelle als Landes-hanptmann nieder. Auch seinen Söhnen blieb das Glück treu; sie theilten sich iu des Vaters Güter uud in die freigcwordeueu Lehen der Grafen von Hcimburg. An den Enkeln aber vollzieht sich das Verhängnis. Im Jahre 1368 sehen wir sie in offener Empörung gegen den Landesherrn. In Vleibnrg von dem Aufgebot des Landes nud den Truppen der Bifchöfe von Äamberg uud Salzburg belagert, müsseu sie sich crgebru uud wandern in die Haft, in denselben Thnrm von Strechan, den ihr Großvater gebaut. Hier stirbt der eine, der andere erhält nach achtnndzwanzig-jühriger Gefangenschaft die Freiheit und schließt seine Tage als Domherr in Regensbnrg. Bevor wir die Umgebung von St. Veit verlassen, sei noch zweier Puukte gedacht, deren Besuch leicht mit dem Ausflüge nach Ostcrwitz verbunden werden kann. Nördlich der Bahn, eine Stunde von St. Veit entfernt, liegt St. Georgen am Längsce. Durch Felder und Wiesen, vorbei an dem Schloss Wcyer, uud dann durch die schattige Waldschlucht hiuter Taggenbruuu, erreichen wir deu freundlichen See, über dem sich das ehemalige Stiftsgcbäude von St. Georgen erhebt. Wichburg, die Gattiu des Grafen Ottwin von Lurn und Pustcrthal, gründete hier nm den Beginn des 11. Iahrhnnderts ein Nonnenkloster, Öttwin aber gieng ins heilige Land nnd kehrte erst nach siebzehnjähriger Wandernng zurück; in einer Höhle des Ottwiuuskogels soll er als Einsiedler gelebt haben. Der andere Punkt ist der südlich von Osterwitz gelegene Heleneu oder Magdalcns-Berg, bekannt dnrch die Ausgrabungen römischer Alterthümer, eine hübsche gothische Kirche mit zierlichen! Altar, ferner als Ans-gangsftunkt der Procession auf die vier Berge uud als vielgcrühmte Alis-sichtswarte. 54 T"K Gebiet der Laiialpe und «llralpe. Tic Fahrt von St. Veit nach Villach bringt uns, vorbei an dcm Bergschlosse Glancck, nach Feldkirchen. Wer in die Neichenau oder ins Bad St. Leonhard wandern will, steigt hier aus, und wer in Kärnten auf Rothwild, Hasen und Füchse jagen will, thut auch am besten, sich hier um freundliche Bekanntschaft umzusehen. Zwischen Feldkirchen nnd Villach zieht sich die Eisenbahn eine lange Strecke längs der Ossiachersees hin. Von dem Südufer schanen die stattlichen Gebäude des einstigen Stiftes Ossiach herüber. Ein legendarischcr Ozzius wird als Gründer genannt: hier lebte und starb als stummer Büßer der Polenkönig Boleslaw II., der den Krakauer Bischof Stanislaw am Altare erschlagen hatte. Noch von einer andern, weniger tragischen Merkwürdigkeit weiß Valvassor zu berichten: „Sonst ist dieses bemercket worden, daß so offt ein fremder fürnehmer Herr oder Potentat in dieses Kloster gekommen, in selbigem See ein extraor^inari grosser Fisch jederzeit gefangen worden, welches Glück aber zil andern Zeiten sich niemals begibt." Am nntcren Ende des Sees steigt der Schlossberg von Landskron empor, die Felspyramide des Mittagskogels steht nah und mächtig vor uns, uud in aller Herrlichkeit breitet sich die Villachcr Gegend vor uns aus. 3. Dap Ocüict der Saualpc und lioralpe. (T>as obere Lavantthal. — Wulfsbcrg. — Tio ^oralpe. — St. Paul. — Die Saualpe. — Vas Görtschitzthal,) Von der Regel, thalauf zu wandern und fo bis zum obersten Thalschluss den Geuuss sich steigern zu lassen, thnt man gut beim Lavant-thal eine Ausnahme zu machen, denn hier trägt das nnterc Thal den Preis davon vor dcm oberen nnd natürlich auch vor dcm Graben, der beide verbindet. Wenn man von dem Paradiese Kärntens spricht, so hat man das untere Lavantthal, die Gegend zwischen St, Paul und Wolfs? berg im Sinue. Auch der Berg, deu man hier vor allen angeht, der Speit, dehnt sein Gesenke zwischen den beiden genannten Orten aus. So treten wir denn von Norden her, von Iudeuburg ails, ills Thal. Beim Tachswirt, der auch Taxwirt geschrieben wird, überschreiten wir die Grenze. Wollten wir die Lavaut von ihrem Ursprung aus verfolgen, so hätten wir durch Zirbcnwälder zum grüucn Lavantsce sgegcn 1W0 m hoch gelegen) hinaufsteigen müsscu nnd hätten uns dabei den Zirbihkogel nicht entgehen lassen. Doch enthalten wir uns für diesesmal der Übergriffe in steirischcs Gebiet und marschieren in jenem Sturmschritt, zu welchem die Neigung der Reichsstraße auffordert, nach Reichenfels. Der Name erinnert an jene Zeiten, wo Theophrastns Paracelsus schreiben DaB obere Uauanttyal, 55 konnte: „Das Lavantthal hat seinen Namen vom Waschen erhalten, denn in demselben die Wasserfluß so goldrcich gewesen seyndt, dass von fremden Nationen Künstler und Berglcnth gekommen nnd zu dieser Zeit wunder-barlich gediegen Gold rein nnd ohne Feur anch 1^(1 Pftmdt schwere Handstein gefunden werden," Eine kleine Stunde unter Ncichenfels liegt der Hauptort des oberen Lavantthales, St. Lconhard. Hier besieht ncan die eine Viertelstunde anßer der Stadt liegende Lconhardikirche, einen schwungvollen spätgothischen Bau von sehr glücklichen Verhältnissen mit schönen Glasmalereien, aber einer ausgiebigen Reparatur bedürftig, Von der Kirche wieder herab auf die Straße gelaugt, sucht mau rechts drüben am Berghang einen Waldweg zu finden, der uns ins bestbekannte Bad Preblan führt. Herrenhans, Schweizerhaus und Kapelle liegen freuudlich uud luftig auf vorspringender Höhe mit weitem Ausblick auf das obere Lavantthal nnd die Petcreralpe. Valvassor sagt von diesem Saucr-brnnncn: „Hoch im Gebirg, anf einem lnstigcn Vergleiu, hat überall hernm Wälder. Dieser ist ein trefflich guter uud gesunder Sauerbrnuu und lieblich zu trinken. Er wird wegen seiner Güte auf Vamberg uud andere weit-entlegene Örter verschickt." Nebenbei bemerkt, war der Bam-bergcr Bischof ein gar mächtiger Herr in tarnten. Neichenfels, St. Leon-hard, Wolfsberg, also das obere uud ein Theil des unteren Lavantthalcs gehörte ihm, dann im Mittelland die stolze Feste Griffen, ferner die Grafschaft Villach, die Bergwerke von Bleiberg, ans denen er freilich nicht viel heransznschlagen wufste, ferner die Herrschaften Fcldkirchen, Wasser-leonbnrg, Federann, Dietrichsteiu nnd einige andere. Die Hoheitsrechte, Zoll, Steuer nnd Gerichtsbarkeit, giengen mit dem Aufall Kärntens an Österreich erst allmählich nnd im sechzehnten Iahrhnndert dnrch förmlichen Recess verloren, die Herrschaften fclbst wurden 1759 durch Kauf landesfürstlich. Das Donnerwetter, welches niedergieng, als der Pfleger zn Wolfsbcrg die Bamberger Herrschaften übergab, dcntetc das Volt, das sich nntcr dem Krmmnstab der weit entfernt wohnenden Herren wohl befand, dahin, dass der Himmel mit dem Handel nicht einverstanden sei.. Nach dieser Abschweifung nach Preblan nnd ill die Vorzeit gehen wir wieder herab nnd erreichen durch die Fels- uud Waldparticn des zwei Stnnden langen Twimberger Grabens, vorüber an den Manern nnd Thürmen der Rnine Twimberg, St. Gertrand, Durch deu Waldeusteiner Graben, der sich bei Twimberg öffuet, köuuteu wir, wenn wir die Absicht hätten,- sobald wieder das Land zn verlassen, über die Pack nach Köslach gelangen. Uuter St. Gertraud treten die Berge, die bisher kaum genng Raum für Fluss uud Straße gelassen haben, zurück, und uuter ihreu Häugen, geschützt gegen den unfreundlicheu Zug der Nordwiude, dehuen sich die mit Obstbanmallccn durchsetzten Ackergründe des nntcren Lavantthales ans Kß Das Gebiet der Iaimlpc u^d Koralpe. Der Kärntner, gewohnt an rauhes Gebirg und steile Leiten, schätzt diesen weiten Thalbuden, die tiefgründigen Felder nnd die üppige Pracht dieser Fruchtbäume höher als der Fremde, den meist nur die vielgepriesene Hochwarte der Koralpe hiehcr zieht. Dieser wird daher meistens das kärntnerische Paradies nur an seinen Endpunkten, in Wolfsberg nnd St. Paul, genaner kennen lernen nnd den Anfstieg ans die Koralpe von Wolfsberg ans, den Abstieg nach St. Panl oder umgekehrt machen, wenn er nicht zn den Beqnemen gehört, welche die Eiscnbahnfahrt vorziehen. Im Hoch- und Spätsommer mag es anch dabei sein Bewenden haben. Führt ihn aber ein günstiges Geschick dann hicher, wenn das Thal in der duftigen Obstblüte prangt, dann bleibe er nur nnten „beim Land" und wandere ans Straßen und Feldwegen über St. Andrä, um zu gestehen, noch keinen schönern Frühlingsspazicrgang gemacht zu haben. Ein anderes eigenartig schönes Schanspiel gibt es hier in der Osternacht zu sehen, wo vom Thal bis zn den Höhen hinauf unzählige Ostcrfcucr erglühen. Wolfsbcrg, gegenwärtig Endpunkt der von Unterdraubnrg aus-laufcndeu Zweigbahn, ist eine nette lebhafte Stadt; ihr Wahrzeichen ist die prächtige Schlossbaute des Grafen Henkel von Donnersmark, etwa 50m ober der Stadt, in den vornehmen Formen englischer Schlösser, im Innern von erlesener Pracht. Vom Schlosse wie von dem nahen Mansoleum genießt man eine herrliche Übersicht der Stadt, des ganzen reizenden Thales und der Gebirge, gerade gegenüber dcr wcitgcstreckten Sanalpe, im Süden der Karawaukcu, Auch die Kunst hat hier einen schönen Tempel, das Mausoleum mit der Marmorstatnc dcr schlummernden Gräfin. Dcr Architekt Etühler und der Bildhauer Kiss haben hier etwas geschaffen, das im Lande nnd weit darüber hinaus nicht seinesgleichen hat. Der Anfstieg von Wolfsberg auf die Koralpe ist sehr bequem und mehr nach dem Sinne derer, denen gemächliches Vorwärtskommen lieber ist als schnclllohncndes Klettern. Vor dem Irregehen hütet man sich durch Fragen bei den Banerngehöftcn, beim Wegbauer, beim Hasen nnd Schlögl, und kommt durch die Zoderwiescu beim Schlöglbrnnn vorbei znr Hipst-Hütte. Hier, auf der Alm, gibt's an Sonntagen anf der Kegelstätte bei Most uud Wem viel Manns- uud Weibsleute, die sich von der Alm und von den nächsten Dörfern zusammenfinden. Von der Hipflhütte weg will der Pfad zwar noch immer nicht recht steigen, doch geht es sich ganz munter; sind wir doch schon auf freier schöner Alm. Im Touristenhans wird übernachtet und am nächsten Morgen die Höhe, der „Spcik", der nur mehr eine Viertelstunde entfernt ist, erstiegen. Die Aussicht, mehr weit als malerisch, erfordert einen ganz reinen Tag, um znr vollen Geltung zu Wlllfsbcrst. Die Koralp,', <2t, Paul 57 kommen; sie eröffnet dem von Stcicrmark Kommenden zuerst das formen-rciche Gebiet der Karawanken, das Glanzstnck der Rundschan, dem von Kärntcn i^ommenden vermittelt fie zuerst den Anblick einer ins Unendliche sich ausdehnenden Ebene. Der Abstieg über Rojach nach St. Paul ist flotter, weil steiler. ^ Schon von weitem imponiert das stattliche -Stiftsgcbändc; seine mächtigen Unterbauten lassen es noch bedeu^ tender erscheinen. Das , Wolfsbergerschloss und ^ das St.'Panlcr Stift ^ streiten sich nm den ! Preis der schönsten Lage im Lavantthalc. Von den Kara wanken sieht man vom Markte und vom Stifte au> allerdings nichts, der waldige Thalschlnft, , von dem die Nuinc von ^ Rabenstein nnd das ^ Kirchlein des Iosefs-bergcs hcrabschanen, ist ! zu nahe. Dafür bietet z eben dieser Waldrücken ', nahe nnd reizende , Spaziergänge nnd der ^ nur eine Stunde ent ferntc Kasbauerstein ^ eine ebenso weite als malerifchc Nnndschan, Welche fast alle Schön «1 Pau>, hciten des Koralpcn-Panoramas in engerem Rahmen nnd daher um so wirkungsvoller vereinigt, Wo jetzt Stift und Kirche stehen, anf dem weitschauenden Hügel, erhoben sich einst die Thürme der ^avanter Grafenpfalz. Der Gemahl der Lavantcr Erbtochter Nicharda, Graf Siegfried von Sponhcim, begann hier nm 10lw den Ban einer dem heil. Panlns geweihten Kirche nnd wurde in derselben, als er anf der Nnckreise ans Palästina in Bulgarien Htz Tas Gebiet der Taualve uud Koialpr. starb, beigesetzt. So war die Kirche gleich anfangs eine Grabkirche, eine Bestimmung, die sie zn Anfang unseres Jahrhunderts in viel größerem Maße erfüllen sollte. Nach dem Tode Richardas beschloss ihr Sohn, Graf Engelbert, den Bau eines Klosters; dieses wnrde zwölf Benedietinermönchen ans dem Kloster Hirsan nnter dem Abte Wezilo übergeben, nnd die Kirche 1M>3 dnrch den Erzbischof Thiemo von Salzburg eingeweiht. Noch steht der schöne romanische Van, aus Saudsteiuquadcrn zusammengefügt, in den Haupttheileu unverändert, im 14. Jahrhundert mit einem gothischen Gewölbe versehen, und von den wesentlichsten Entstellungen einer geschmacklosen Periode wieder dnrch einen kunstsinnigen Abt befreit. Im Jahre 1782 wurde das Kloster aufgehoben nnd blieb durch ein Vierteljahrhuudert verödet, bis es im Jahre 1808 wieder neue Bcwohucr erhielt. Wie bei der Gründung, so wurde es anch diesmal schwäbischen Mönchen übergeben. Es waren diesmal die Benedictiuer ans St. Älasien im Schwarzwalde, denen nach der Auflösung ihres reichsuumittel-baren Stiftes znerst Spital am Pyrhn, dann St. Paul übergeben wnrdc. Sie brachten aus ihrer Heimat die Überreste jener Mitglieder des Habs-bnrgischen Hanfes mit. welche uuu im St. Pauler Münster ihre Ruhe gefunden haben. Auch die wertvollen Schätze der Bibliothek und des Archives uud manches Kunstwerk aus der Zeit der formenfreudigen Renaissance stammen ans dem schwäbischen Sitze des letzten Fürst-Abtes. To gibt es hier viel zu seheu und reichliche Gelegenheit, sich für freundliche Führung nnd Anfuahmc verpflichtet zu fühlen. Von St. Paul über Lavamüud nach Unterdrauburg fährt man mit der Eisenbahn; der Zug lässt uns Zeit genug, nm das anspruchslose Gelände an der Lavaut und Dran mit der erforderlichen Mnße betrachten zu können. Gegen Westen kommt man, Bühel anf, Graben ab, über Griffeu uach Völkermarkt, und von hier vorüber an den Nninen Unter-, Mitter-, Obertrixcn und Waifcnburg nach St. Johann am Brückl an die Hüttenbrrger Bahn, zugleich an den Auögang des Görtschitzthales, welches parallel mit dem Lavantthale sich längs der Westseite der Sanalpe hinaufzieht. Es hat aber nicht jeder Lust, einen taglangeu Büßgang auf der Poststraße anzutreten. Für dieseu Fall gibt es eine ganz prächtige Abhilfe, nämlich einen Spaziergang über die ganze Saualpc in die Lölling, Man steigt von St. Andrä gemach bergan uud übernachtet in Reißbcrg, den nächsten Morgen geht es nun über die kleine und große Sau, über den Gcrtrudskogel, der auch Getrusk ausgesprochen wird, die Kirchbcrgcr-alpe uud den Geierkogel in die Stelzing. Gchlnstige Beine, tüchtigen Proviant und eiuen gutlauuigen Genossen, der nicht jammert, wenn der Weg etwas länglich scheint, muss mnn mitnehmen; unter diesen Voraus- Di« Eaualp/, Nas Giirtschchttzal, 5^ setzungen wird die Tour zu eiuer höchst geuussreicheu, Man blimmelt cbeu einen vollen Tag auf freien«, weitem, weichem Almbodeu, großeutheils fast eben auf cincin Plateau von 2UlX)>n Höhe, von dem aus sich uach rechts uud links wechfeludc Thalsicht uud vielfurmiges sauftes Gebirg, uach Nord und Süd die schwungvoll gezeichueten Liuien der obcrstcirischen Verge uud der ganzen Karawankenkctte zeigen. Dass die Saualpe keincu großen Nameu als Anssichtsbcrg hat, kommt daher, dass gewöhnlich eiue einzelne Erhöhung i>n langgestreckten Nucken, meist die große San, uach laugcm uud laugweiligem Anstieg genommen nnd uach eiuer Stuude wieder verlafsen wird. Da gibt es nun in der Nahe fo bedeutende Con-eurrcntcn, wie die Sirbihe und die Koralpe, neben deneu die Saualpe nicht aufkommen kauu. Wird sie aber, ihrer Eigenthümlichkeit gemäß, der Lauge nach abgegangen, statt, wie missbräuchlich, überquert, so wird sie zu allen verdienten Ehren kommen. Von der Stelziug geht es auf der Fahrstraße, die aus dem Gör-tschitzthale über das Klippitzthörl iu das Lavautthal führt, nach Lulling, und uun wird eiu Tag der Besichtigung der großartigen Bergwerksanlagen, der Bremsberge, Förderbahnen, des Erzberg-Hanptstollens, der durch deu Erzbcrg aus der Lulling iu die Heft führt, der fcchs Hohöfen iu Lölling, Heft und Mosiuz, der Bessemer-Hütte in Heft gewidmet. Ein Rundgaug durch diese großartigen Werke ist nicht nur interessant, sondern auch landschaftlich sehr lohnend. Derselbe führt uns auch iu deu uralten Markt Hüttcnberg, uach dem die Eiseuwerks-Umou sich uenut. *) Schou die Römer kannten diese reichen Erzlager, aber erst unserem Jahrhunderte war der gewaltige Aufschwung vorbehalten, leider aber auch der jüngsten Vergangenheit jcue it'rise, die deu Wohlstand des Laudes tief erschüttert hat. Vou Hütteuberg aus kauu gegen Westeu in einer Stnude Maria Wcitschach, eiue schöue spätgothische Kirche, uom Salzburger Erzbischof Leonhard von Keutfchach erbaut, besucht werden. Die uackten Kaltstein-qlladern wollten den Banern nicht gefallen, darnm benutzten sie die Abwesenheit des Pfarrers, um ihm eine freudige Überraschung zu bereiten, uud als dieser zurückkam, musste er zu sciuem Schrecken schaueu, dass die braven Leute ihm die Wände innen und außeu mit eiuer dicken weißen Tüuche überschmiert hatten. Doch unser Ärger hält nicht an; wir sind ja nicht bloß wegen der Kirche hcraufgestiegeu, sondern vor allem wegen *) Tie Grulicit der.Mttenbcr" '' Eisenerz, fast ausschließlich Tpath- und Brmmoisensteme; daraus wurden ungefähr U)O,<»W >" <^ Roheisen gewonnen, au Vessemrrgut wurden iu Heft 127.000'"'', in Prevail .'is.,000 "> <- erzeligt. Der Grundbesitz der Gefeilschaft beträgt über drei Quadratmeitcn. ßs) Im Tüdoslen des Landes der Aussicht, und diese kann nns znm Glück niemand zu Schanden renovieren. Ein anderer Weg, dem Bach entlang, leitet über das .'oöra-feld ins Steirische hinüber. Wem es aber vergönnt ist, die dritte Richtung einzuschlagen, hinauf nach St. Johann am Pressen und sobald nicht wieder herunter zu müssen, der hat wohl den besten Theil erwählt. Znrück benutze man den Eiseubahnzng, der ohne jede Übereilung uns vorbei an Mößl, Wieting nnd Klein-St. Paul nach dem großen Dorfe Eberstcin trägt. Ein stattliches Schloss, vor wenig Jahren vornehm umgebaut, auf schroffem Felsen, ist von der Bahn aus sichtbar, der Hohofen liegt tiefer in einem Seitengraben versteckt. Von Eberstein, dessen Name an die Zeit erinnert, wo König Arnulf bei einer Vergabung an Bamberg sich die Jagd in einem bestimmten Gewälde vorbehielt, fahren wir weiter nach Brückt, nnd wenn wir hier in der großen Eisengießerei und Maschinenfabrik nichts zu thuu haben, ohne anderen Aufenthalt, als den die damit freigebige Fahrordnuug bestimmt, nach Launsdorf. Vor uns steht ein bekanntes, aber immer von nencm überraschendes Bild, Hoch Osterwitz! H. Im Sudostm dro Tandes. (Das Ial, Nosrsssi,) Von jeder Station der Bahnlinie Unterdranburg-Villach kaun mau in dieses Gebiet eindriugen, welches als das Gebiet der Karawanken mit ihrem Gorlandc oder mit Rücksicht auf die Bevölkernng als das Windische bezeichnet werden kann. Tie Karawanken, deren schöner Zug fast bei jedem uuterkärntncrischen Landschaftsbilde von weiterem Gesichtsfelde den malerischen Hintergrund bildet, bieten dem Besucher eiue Reihe großer Schöuheiten nnd verdieueu viel mehr Berücksichtigung, als sie bisher gefunden habeu. Die kurzen Querthäler mit der reichen Flora, die prächtigen, von weißen Kalkwänden gebildeten Thalschlüssc, die aussichtsreichen Gipfel warten noch der Zeit, wo fie die verdiente Würdigung fiudeu werdeu. Mit Unterkuuft und Verpflegung sieht es allerdings vielfach noch etwas primitiv ans; aber dieser Umstand hat hier weniger zu bedenten, da eine Wandcrnng in den Karawankeu in eine Reihe von Gipfclersteignngen und Gratüberquernugen zerfällt, zwischen welche sich passende Stationen zur leiblicheu Stärkung leicht einfügen lassen. Bei Unterdranburg überschreiten wir, von Osten kommend, die Landesgrcnze. Wir verlassen die Dran, längs deren grauen Wellen wir Das Illunthal, Vijenlavpcl und Trrland Hi von Marburg bis hicher gefahren sind, und biegen in das freundliche, grüne Mießthal ein. Bald ist Prevali erreicht, das größte Eisen Naffinier-wcrk Kärniens. Tic nächste Station ist die Stadt Blciburg, die nett nnd freundlich an den Fns; ihres Schlosshügcls hingcschmicgt liegt. Der mächtige Kalkkoloss im Süden ist die Petzen, ein Berg, der mit Grintone, Obir, Stun und Mittagskogel zu den lohnendsten Aussichtspunkten der Karawanken gehört. Das Berghans — die Petzen enthält nämlich reiche Bleilagcr — 1535!« hoch, ermöglicht es, die Tonr mit aller wünschenswerten Bequemlichkeit zu machen. Tie nächstwcstliche Station von Blei-burg ist Mhnsdorf. Eine Wegstunde nördlich von Kühnsdorf liegt hoch über der Dran, mit schönstem Blick auf Petzen, Griutoue und Obir, die Stadt Völkermarkt. Einst, bevor die Straße über den Loibl (nntcr Karl VI.) gebant wurde, als noch der Verkehr über den Sccberg durch die Kauker gieng, war Völtermarkt ein lebhafter Handelsplatz. Nun ist die Stadt seit langem recht still geworden uud mehr noch, seit die Eisenbahn sie weit seitab liegen gelassen hat. In Kühnsdorf verlassen wir die Eisenbahn nnd wenden nns südwärts. Doch wollen wir nicht geradeaus nach Eberndorf, sondern machen einen kleinen Umweg, der nns an den reizenden Klupcincrsee führt. Rings umgebende Nadelwälder verstecken das stille Gewässer, in welchem die fernen Höhen des nnterkärntnerischen Bcrglaudes nnd weit aus dcm Westen her die blane Kuppe des Tobraö sich spiegeln. Vom Bade und vielleicht auch von dem erfrischt, was ein gntes Gasthans am See zu genießen gibt, steigen wir das Gcorgibergl hinan nnd finden uns für die kleine Mühe einer Viertelstunde durch die Anssicht überreich belohnt. Nnn erst wandern wir den stattlichen Stifts-gebunden von Eberndorf zn. Tic Eberndorfer und Bleibnrgcr Gegend, d. i. das von kleinen waldigen Hügeln nnterbrochcne Thalland nördlich der Petzen, heißt das Iaun-thal, so genannt nach der römischen Station Inenna bei Globasnitz. Am Ende des eilften Jahrhunderts übergab ein Graf Chazeliu seine Güter an den Patriarchen von Aquilcja gegen die Bedingung, dass dafür ein Kloster erhalten werde. So entstand das Chorherrenstift von Maria-Inn in Doberndorf, denn so lautete der Ortsname, bevor er vollständig germanisiert wnrdc. Seit dem Beginne dieses Jahrhunderts gehört die Herrschaft Eberndorf zum Stifte St. Paul. In der ssortsetzuug nnsercs Weges erblicken wir znr linken Sitters-dorf; es ist der Ort, nach welchem aller kärntnerischer Wein genannt Wird. Ein scharfer Veißcr ist unser Wein, ein Saft, dem der heißeste Sommer gnt thnt, aber hoch geschätzt in den kleinen Kreisen, für die er nur ausreicht, denn als ein resoluter Gesell räumt er im Magen auf und wirkt Wunder bei Siechen und Gesunden. Duntelroth ist seine Farbe, him- ftZ Im Judos!«« des Bandes bcerduftig seine Bluiue, und er perlt übermüthig prickelnd gleich ciuciu alkalischen Alpensäucrliug. Ein nmfaugreiches schönes Gehöft steht dort, wo die Berge sich nahe ancinanderschieben, und die Waldschlncht der Vellach beginnt. (3s heißt beim Miklauz. Der Wirt hat sich selbst und den Gästen zum Vergnügen ein Übriges an Comfort geleistet, und das Staunen des Fremden wächst, wenn er außer Billard nnd Warmbad eine eigene Gasbeleuchtung findet, Vom Miklanzhof führt der Weg durch die Schlucht der Vellach zwischen den Nuiueu der Türkenschanzen hindurch in den Markt Kappet, znm Unterschiede von anderen Ortschaften dieses Namens Eiscnkappel genannt, weil ciust die Eiscnstraßc hier durchgieng. „Die Berge sind," schreibt Valuassor, „von lauter Felsen, mächtig hoch, uud gehen gleichsam gerad auf, dass nnmöglich eine Katz, zu geschweigen ein Mensch, darüber lommen kaun." Für den Übergang nach Snlzbach uud die Besteignng der Obir ^L'jll'll) ist Kappel der beste Ausgangspunkt. Die herrliche Aussicht von der Obir lässt sich leicht bei Abeud- und Morgenbelcuchtung genießen, da das Schnhhans nur eine Viertelstunde unter dem Gipfel liegt. Eine Weg^ stunde ober Kappel liegt das Bad Vcllach, einer der drei Kuhlensäuerlinge in der Umgebuug des Marktes. Unmittelbar hinter Vcllach beginnt die Straße stark zu stcigeu, bis sie die Höhe des Scebcrgs (1206'») gewinnt, uin dann in noch stärkerem Falle sich nach Seeland zu senken. Es ist ein Gemälde von seltener Großartigkeit nnd Schönheit, das nns anf der Höhe des Seebergs überrascht. Fast -^00 ,» huch über dem tiefgrünen von Eschcurcihcn durchzogenen nnd mit zerstreuten Gehöften bedeckten Wiesengrnnde von Seeland banen sich die schroff abstürzcndeu Massen der Grintonc-Grnftpe anf; hie und da ein Schneeftcck im Ge wände trägt dazn bei, den gewaltigen Eindruck zn steigern. Der Glanz punkt in der Umgebung Teelands ist der Grintone (2558",). Von der kärntnerischen Seite scheint er uuerstciglich, ist aber deunuch mit Führer, Stcigciseu lind Eispickel auch vou dieser Seite zn bewältigen. Von der kraincrischen Seite aber ist die Bcstcignng sehr bequem nnd seit der Eröffnung des Touristenhanses, der Frischanfhütte, sehr erleichtert. Man verfolgt die Poststraßc ungefähr bis znr Mitte zwischen der Kirche Kankcr nnd der Post Kanker, ist von der Straße weg in drei Viertelstunden beim letzten Baner Suhadolnik, nnd von hier in anderthalb Stnndcn bei der Frischaufhütte. Am uächsten Tag genngcn drei Stunden, um uns anf einen der weitschancndsten Gipfel zn bringen, der uns vom Uoilw nm^iol'o bei Finmc bis znm Wiener Schnceberg nnd von den Spitzen der bosnischen Berge bis zn den Vcnctiaucr Dolomiten, den hohen Tauern nnd dem Dachstein schanen lässt. Einen kräftigen Vordergrund Das Loldlthlll, Bodenthal mid VäieMhal. HH liefert das Geschröff dcr bcidcu nächsten 3tachbarn, der Sknta Mtd dor nur für wenige auserwählte Kletterer reservierten Kanker-^oöna, Die nächste Straße, die westwärts vom Scebcrg die Karawankcn übersetzt, ist die über den Loibl. Um dahin zu gelangen, können wir aus der Kanker wieder zurück auf den Seeberg nnd nach Visentappel gehen, die Obir ersteigen uud von dcr Obir am Fuße der Ko^utta über Zell, Neidisch und Ferlach zuln hochbcrühmteu Bierdorfc Untcrbergcn wandcru, oder wir wollen uns ein wenig in Obcrkrain umschauen, uehmen ein Wägclcheu bis Ncnmarktl uud ersteige», aber ja nicht zur heißen Tageszeit, den Loibl vom Südeu aus. Bou der Höhe des Loibl l1'^l>"^) kommen wir in ein schöucs Hochthal, das eigentliche Loiblthal, nnd dann durch eine waldige Felsschlucht vou starkem Gefall nach Untcrloibl und Unterbergcn. Beim „deutschen Peter" ini Loiblthal thut mau gut, sich zu längerem Bleiben Zeit zu uchmen uud vou hier aus Mturschön heiten zn genießen, vou dereu Neiz uud reicher Zahl die Leute draußen in dcr Welt nicht viel wissen. Eine ausgezeichnete Stelle au der Straße zwischen dem deutschen Peter nnd Unterluibl ist die Tcnfelsbrücke, „allwo," wie nnser alter Freund Valvassor bemerkt, „ein Wasser über einen mächtig hohen Felsen ob der Brücken mit einem solchen imjwN, herab uud uuter die Brücken in die ticffe Schlutteu über die Fclseu hcruuter schiefst, daß solches grausam auzusehcn ist. Der gemeine Mann pflegt diesen Ort so zn beschreiben, daß der Tcnffel allda seine Mutter bade." Iu der Nähe der Tcufelsbrücke, bei der Sapotniza-Kapelle, zweigt der Weg ins Vodcnthal ab. Dieses großartige Hochthal, hiuter desseu dunklem Waldgrnnde die hellen Wände dcr Vcrtcn-a so wuuderbar schon aufsteigen, ist jedem, dem man es gut meint, aufs wärmste zum Besuche zu empfehlen, auch dauu, wenn er sich mit dem herrlichen Thalbilde begnügt uud zu seiuem eigenen Schaden uusere Aufforderung uicht befolgt, deu Stou, den höchsten Puukt der klarawanken, unter sich zn bringen. Erfolgt dcr Anstieg auf deu Hochstuhl, wie mau etwa dcu Stou ins Deutsche übersetzen konnte, vom Vodeuthal aus, so empfiehlt sich für deu Abstieg — gutes Schuhwcrk vorausgesetzt — die Abfahrt durch die „grüne Riescu" ins Väreuthal, welches an Schönheit mit dem Bodenthal wetteifert. Im Bodcnthal wie im Bärenthal gibt es kein Gasthaus, aber man ist, dort beim Bodenbaner, hier beim Poanz, hinläuglich gut auf gehoben. Dcr Poanz ist auch Nachtstation für eine dcr schönsten uud an Bequemlichkeit alles, was man nnr billigcrwcisc verlangen kann, leisten den Bergpartien, nämlich für die Vesteiguug der Bärcnthaler Kv'-ua. Durch das Bäreuthal treteu wir, wenn wir uus im Kalkgeschröff gwischeu Alpenrosen nnd Edelweiß satt gestiegen sind, wieder mit Freuden ßh, Villach und Unigelmng, ins breite Thal der Dräu, ins Roscuthal, Bei St. Jakob müssen wir uns entscheideu, wenn wir es nicht schon früher gethau. Hier zweigt der Weg ab, der über Roscnbach einer Schafhütc zuführt, von der wir über grobes Geröll der lockenden Warte des Mittagskogcls zustreben können, oder wir halten nns an den Berghang nnd wählen uus Finkcnstcin und dann die Insel des Faakcrsces als lohnende Ziele, oder wir bleiben hübsch brav an der Dran, weil wir dann nach Rosegg kommen, nnd weil wir nicht viel Schöneres sehen können als jenes Bild vom Aussichts» thnrm des NoseM'r Schlussbergcs: tief unten der weite Bogen des rnhig flutenden Stromes, freudiges Fruchtgefilde und dnnkler Wald um ihn, und drüber die leuchtende Pracht der Karawanken. 5. Oillach uud Nmgobuug. lVillach. — Ausflüge in dk' Ilnigrgcud vun Villach. — Der Tobra^.) Am Kreuzuugspunkt der Eisenbahnlinien, welche südwärts über Tarvis nach Krain nnd nach Italien, westwärts durch das Dräu- und Pusterthal nach Frauzeusfeste, gegen Norden uach Obersteiermark und Österreich, gegen Westen längs der Dran nach llutersteier führeu, liegt der bcdeuteudste Haudelsort Käruteus, Villach. Die Stadt, vou Kaiser Heinrich II. an das Bisthum Bambcrg vergabt, hat eine erste Blütezeit im Mittelalter gehabt, als ihre Kaufherreu den Verkehr zwischen der Republik iu deu Laguuen uud zwischeu den deutscheu Reichsstädten, voran Augsburg nud Nüruberg, vermittelten. Unter dem Schuh der Kircheufürsten wussten sich die Bürger zn wehren fuwohl gegen die Coueurreuz, die ihnen der Herzog Bernhard von Svonhcim durch Anlegung einer Dran^ brücke unter Wcrnberg machen wollte, als gegen den Adel der bcuachbarteu Burgen, der es oft versuchte, auch sein Theil vom Handelsgewinn der Villacher sich anzueignen. Als aber der Weltverkehr uud mit ihm der Biuucuverkehr andere Wege einzuschlagen begann, da gieng es auch mit dem Wohlstand der Stadt abwärts. Der Schaden, den anderthalb Jahrhunderte früher jenes Erdbeben verursachte, welches die nahe Villacher Alpe spaltete, hätte man wieder verwinden köuueu, die großen Entdeckungen aber, die dem Glänze Venedigs ein Ende bereiteten, machten mehr nnd mehr ihre Wirkungen geltend. Die Verarmung nahm so zu, dass im Jahre 1745 die Bürger entschlossen waren auszuwandern. Vom Jahre 1809 bis 1813 war Villach, sowie ganz Oberkäruten französisch. Die Fremdherrschaft, so traurig sie für den Dentschen uud für deu Österreicher Villach. 65 sein mochte, schlug in materieller Bleichling nicht schlecht au. Sie brachte Leben und Verkehr in die still gewordene Stadt und manche zeitgemäße Reformeu. Nachdem es mit der französischen Herrlichkeit Zu Ende gegangen war, gedieh Villach noch mehr und dauerud; Militär uud Civiloerkehr hat, so lange Veuczien nnd die Lombardei zn Österreich gehörten, dem Villachcr Haudcl ein hübsches Geld eingebracht, und die thätigen Firmen, deren Namen vielfach ans den Ursprung ans Flitsch nnd Carmen hinweisen, haben es an Vifer nicht fehlen laffen. Mit der Abtretung Oberitaliens aber kamen die Eisenbahnen, die einen Stillstand im weiteren Aufblühen der Stadt nicht eintreten lasfcn. Villach, Manches erinnert an die alten Zeiten, an dem Thore neben der Dranbrnckc die Bilder des heiligen kaiserlichen Paares, Heinrichs II. und seiner Gemahlin Kuniguude, am Hanptplatze das Leiniugen'schc Haus l jetzt Gasthof „zum Löwen"), in welchom Kaifer Karl V. wohnte, als er anf der Flncht vor Muriz von Sachfen nach tarnten kam, daneben das Schcidtenberger'sche Haus, in welchem Thcophrastus Paracelsus arbeitete, das ehemals Graf Widmann'sche Hans (jetzt Gasthof „zur Post"), das mit seinen Ruudbogcnfenstern an venetianische Mnster gemahnt, uor allem aber die schöne gothische Pfarrkirche, Ihre lichten Hallen bergen viel Schönes, ein merkwürdiges, sehr altes Relief aus Sandstein, die Verklärnng Maria's darstellend, eine marmorne Kanzel mit dem ganzen Stammbaum Christi aus dem Jahre 1555, ciuen weißmarmornen Tanfsteiu mit deu zwölf «teinwcndcr- Kiirnten, -> Hß Hillach >,!ld Umgrb»»!i Aposteln aus dem 14. Jahrhundert, einen Chorstuhl, ein Jahrhundert jünger, mit reichen: Schnitzwerk, Glasmalereien, endlich eine proste Zahl sehr schöner Grabsteine der Familien Dielrichstein, Kheven hüller, Leinin^ gen u. a. Getrennt vun der Kirche nnd mit ihr nur durch einen Schwibbogen verbunden steht der mächtige Thnrni, a»f nraltein Nuterban sich !!4 Meter hoch erhebend. Anf den müssen Mr hinanf! Da liegt nnn unter dem vollgeniefzenden Beschauer der wnnder-schönc Villacher Thalkessel, von dein stattlichen Draustrom durchzogeu, ein Prachtgefild, besetzt mit Landhäusern, Dörfern, Kirchen. Die Thäler, die sich hicr vereiuigeu, öffneu dem weitschanenden Blick ihre iuneren Gründe, uud ringsum baut sich, nah uud feru, Gebirg iu alleu Formen aus, waldige Hügel im Osten, wo Schloss Wernberg nnd der Sternberg horübcrgrüßen, gegen Norden über den Zinnen nnd Thürmen von Lands-krön die südlichsten Vorposten aus dem Vllmengebiet der Nucke, nnter denen die bequeni hingelagerten Formen der Görlitze sich bemerkbar machen, und gegen West, ganz nahe, die Villacher Alpe. Doch die schönste Partie ist wieder der Süden, wo sich die lichten Wände der Karawanken aufbauen. Hier dominiert der Mittagskogel, eine schöne Pyramide mit scharfg^rissenen Linien; zur Rechten schaut die Spitze des Maugart herüber, zur Liuken entwickelt sich iu schräger Nrout die Karawaukentette, in der die Stongrnppe ein schönem Bild für sich gibt. So setzt sich die Villacher Rundschan, was das Gebirg betrifft, fast ganz ans denselben Elementen znsammen wie die Klagenfnrter lind ist doch eine ganz verschiedene. Die Berge sind hier viel näher gerückt, und die fünf Meilen, die zwischen den beiden kärntnerischen Vororten liegen, genügen, um sie ganz anders zn gruppieren. So habeu wir hier weniger ebenes Land und die Umrahmung ist weniger weit, aber malerischer, endlich bringt die Dran eiueu lebensvollen Strich in das Gesammtbild. ' Nnn steigen wir wieder von unserer hohen Wart^ herab nnd widmen ein Weilchen dem Standbilde Hans Gasscr's nnd dem Andenken dieses Meisters, Zu Eisentratten bei Gmünd ist dieser geniale Bildhaner am 2. October 1817 geboren, in einer Gegend, deren Söhue sich durch Sinn und Geschick für die Hautiermtg mit dem Schnitzmesser auszeichnen. Die Erstlingsarbeiten des Autodidakten — noch finden sich manche in Gmünd, wie das Wirtshanszeichen „znm Rössel" — machten den Grafen Lodron auf ihn aufmerksam, nnd als einmal die Herrschaft wieder von ihrem Sommeranfenthaltc nach Wien fuhr, durfte der juuge Haus mit anffitzcn. Auf die Lehrjahre iu Wien nnd München folgten die Meisterjahre, welche die dentfche Plastik mit einer großen Reihe edelster Schö-vfungcu bereicherten. Die Wielaud-Statue zu Weimar, das Hentzi Monument iu Ofen, die Welden-Statne in Graz, das Donanweibchen im Villach, ' 67 Wiener Stadtpark, seine Slaluen inl Triester Lloyd-Arsenale, im Arsenale und am Karltheater in Wien, sowie zahlreiche Porträtbüsten werden den Namen des Meisters erhalten. Er starb im Jahre 18 und Ähnliches fest. In derselben Nich tung etwas weiter steht als Thorwart des Gailthales ans einem über U)<> Meter hohen, ganz senkrechten Felsen die Ruine Fede rann, Heine Was sen blitzen mehr von der Höhe, wo eine Zeitlang, den Bam-bergern zum Trutz, Rudolf von Rase genistet, bis er gefesselt wie cin Bär den Villachern vorgeführt wurde; dafür tröpfelt modernes Mordzcng, flüssiges Blei, durch deu an die Felswand angeklebten Echrott-Thnrm herab. Natürlich gibt's von oben einen schönen Blick ans Thal »nd Gebirg. Ganz nahe der Stadtführt die Tiroler Ncichs-straße zn dem malc- Hans Gassrr. risch gelegenen Törfchcn St. Martin nnd hebt sich dabei nnr so hoch, als unbedingt nothwendig ist, nm anch dem Bca,nemstrn den schönsten Ansblick ans Villach und Umgebung zn eröffnen. In der Nähe des Ausflnsses des Ossiachersccs thront ans bewaldetem Bergkegel eine großartige Rnine; Land skr on heißt sie, cm klingender Name nnter den Schlössern des Landes. Tie Khevenhüller, deren Ahnen Villachcr Bürger gewesen, haben deu Prachtbau nm die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts anfgethürmt, aber ihn bald wie ihr anderes Eigen verlassen müssen, als die Gegenreformation die dem evangelischen Glanbcn treu gebliebenen zn Landflüchtigen machte. Weitere Nnsflüge thnn sich von hier anf: über den See hin nach Ossiach, oder nordwärts znm netten Dorfe Treffen mit dem schönen Noeoeo Schlosse der Grafen Go»-s nnd 5* ßß Villach und Umgebung von hier zum Asritzcrscc oder in das Ariacherthal zwischeu dem Wöl-lanernock und der Görlitzcu. Beide Berge, sanft geformt, almgrün bis zu den Kulmen, sind leicht zn besteigen und werden, was den Reiz nur erhöhen kann, von Fremden wenig besucht. So ist's überhaupt mit der ganzen aumnthigen Gegend zwischen der Liesrr, dem Millstätter und Ossiachcrscc nnd dem Qncllgebiet der Gurt' und Metnih, Eisenbahn uud Neichsstraßen ziehen einen weiten Bogen nm den stillen Frieden dieser Thäler nnd heimlichen Winkel, von denen aus es sich so vergnüglich ans die sonnige Pracht der Almen wandcrt. Doch kehren wir zurück aus der Einsamkeit der Wälder nnd der Verge, wohin uns ohnedies uicht allzu viele folgeu werden, weil man gewohnt ist, in den Alpen das Wilde und Großartige und — die Nähe der Eisenbahnen zn bevorzugen. Schloss Wernberg, stattlich aus die Draubrückcn hcrabschaucud, eiu Bau der ruhmreichen tthcvenhüllcr, nnd weiter der Eternbcrg, den Klagenfnrtcr nud Villacher zu ihren schönsten Aiissichtsftuukleu rechnen, siud die wichtigsten Marksteine in der U'iMbuug Villachs gegcu Osten, Maria-Gail, der Faakcrsee uud Finkenftcin gegen Sndostcn. Nicht die gothische Kirche von Maria-Gail mit romanischen Scnlpturcu und Bildrcstcu machen das Torf znm Ziel eines Spazierganges, sondern der Umstand, dass das dortige Gasthaus mit mehr Recht als viele andere den Namen „zur schönen Anssicht" führt. Der Glanzpunkt in der an Herrlichkeiten so reichen Villachcr Thalgegend aber ist der Faakersee. Der herzförmige See, hellblau wie keiu anderer kärntnerischer, ist nur von mäßiger Ansdehnnng, aber grof; genug, um in seiner Lieblichkeit mit der großartigen Erscheiuuug des Miltagskogels riu Bild vou volleudetcr Schönheit zu geben. Natürlich nntcrlässt man es nicht ans die reizende Waldinscl hinüber zn rndern, wenn man der Versuchung widerstehen kann, sich sofort ins blaue Wasser zu stürzen uud der nahen Insel zuzuschwimmen, während der Schiffsmauu gemächlich nachfährt. Die Atzung im Försterhanse darf uns aber uicht zn gemächlichem Bleiben einladen, sondern soll mir frischen Muth machen, nm noch der Schlossrnine, die dort im Süden so malerisch auf hohcu Fels postiert ist, eiuen Besuch abzustattm. Wenige Schlösser rühmen sich einer so prachtvollru Aussicht wie Fiukeustcin. Von Schloss Finkenstcin mag man dauu deu Weg durch Müllncrn gegen Bad Villach lenken und sich's dort wohl sein lassen. Doch alle diese Strcifzüge „unten beim Land" müssen unterbrochen werden oder, so schön sie auch siud, ganz zurücktreten, wenn einmal günstige Zeichen klar Wetter verheißen. Dann bricht man morgens auf nud steigt auf jene herrliche Hochwartc, wie es deren gar weit hcrnm keine zweite gibt, anf den Dobra^, Die ganze Vergreihe zwischen Gail nnd Dran, so namentlich der Ncißtofel, der Thorkofel uud die Iaukeu, ist durch schöue Umnodnn>i ln'ü Hiillüch. Der Dodraä, 69 Aussicht angezeichnet, denn sic liegt günstig zwischen der Eispracht der hohen Taucrn und dem wilden Kalk- und Dolomitgethürme des Südens. Dazn kommt nnn beim Dobra<-, dem änsicrsten, isolierten Osteap dieser Reihe, die weite Thal- und Borgschan von Nntertärnten. Die zn Füßen des Beschaners sich ausdehnenden Thäler, die der Dobrcw beherrscht, so besonders das Gailthal, lassen erst recht das Gebirg durch Contrast und Perspective Zur Geltung kommen, hier Kaltschroffen, dort vergletscherte Höhen, dort wieder das Cnltnrland in sciueu vielcu Farben uud Formen, Seen nnd Flüsse, stellen alle Arten dessen dar, was die Alftennatnr nur Schönes bieten kann. Auch weit übers Kärntnerland hinans geht der Blick, alle Nachbarländer, weisen ihre Höhcu, von Niedcr- o'stcrreich an bis Italia, nnd umsäumen so mit blandnftigen Spitzen die scharf gezogene Umgreuznng nnseres Hcrzogthnms. Doch nicht auf das, was er uns über deu Greuzeu zeigt, ist der Dobraä stolz, denn andere, höhere Berge schauen noch um ein paar Spitzen weiter, wohl aber darauf, dass er, wie kein anderer, von Gcbirg nud Thal in Kärnten die vollständigste und schönste Znsammenfassmig gibt. Dazn kommt die Leichtigkeit, mit der cr über Heiligengeistoder vonPleibcrg bestiegen werden kann, nnd der Umstand, dass sich wenige Minnten nnter dem höchsten Gipfel ein Unterknnftshanv, das für sechzig Personen Raum hat, befindet. So haben wohlhabende Männer aus der Nachbarschaft, .Kaufherren ans Villach nnd Gewcrten ans Äleiocrg, durch Anlage des Weges uud Van des Hanfes ein patriotisches 70 Vas Oailthal. Opfer gebracht, damit des Landes Herrlichkeit ailch denen offenbar werde, die schwerer an Geld und schwerer vom Leibe, nicht die flinkeren, aber für die Steigerung des Wohlstandes gewichtigeren Elemente der Tonristenwclt darstellen. Diese werden sich wohl hüten, dnrch das Gewand des Südabstiirzcs hinauf- oder herabznstcigen nnd so am richtigsten Orte die Erinnerung an jenen fnrchlbaren Bergsturz wachzurufen, der im Jahre 134tt die Villachcralpe anseinanderspaltete, das Getrümmcr eines halben Bcrg-kolosscs über das Gailthal hinschlenderte nnd siebzehn Dörfer und drei Schlösser begrub. Gibt es ja duch auf der sanfter ansteigenden Nordseite, in Bleib erg selbst, traurige, und noch dazu frische Spureu vom Übelwollen der Elemente. Am 25. Fcbrnar 187u lösten sich von den entwaldeten Höhen schwere Lawinen uud zerstörten-einen großen Theil des laug hingestreckten Dorfes; ciue große Zahl Meuschen kam um, nacht-schlafcnde iu ihrem Heim, von armen ssaschingsnarren ein tollender Zug, brave Vnrsche, die ans das erste Unglück herbeigeeilt waren und Rettnngs-arbcitcu versuchten, bis die zweite Lawine sie zu deu früheren Todten warf — der Schncetod hat keinen Unterschied gemacht. Doch die Bergknappen sind ein hartes Geschlecht. Noch waren die Todten nicht alle aus dem festverstampften Lahnschuee zn Tage gefördert, so waren die klein-müthigen Stimmen, die schon vom Auswandern gesprochen hatten, wieder verstummt. Heißt es doch in dem alten Bcrgmannslicdc: Wir fahren zum Himmel hinauf! Glückauf! 6. C>.iü Olliltlial. (Die Gailthalcr. — Bräuche uud Tracht, — Da5 uuttn' (Gailthal. — Der Weißensee. — Der Ncißtofcl. — Kütschach. -^ Das Lesachthal.) Das lange, fast schnurgerade Thal der Gail besteht aus drei in vieler Bczichuug gauz verschiedenartigen Theilen, dem uutcrn Gailthal, von der Mündung des Flnsses bis hinauf nach Hermag or, dem Hanpt-orte des ganzen Thals, vorwiegend von Slovenen bewohnt, dem oberen Gailthal bis Kötschach, dessen Bewohner, znm Theil von longobar-discher Abstammnug, den allgcmciu kärntnerischen Dialekt ohne ansfallende Eigenthümlichkeiten sprechen, uud eudlich dein Lesachthal, von Kötschach oder, genauer gesagt, vom großen Säge nnd Kohlwcrke Wetzman an bis an die Landesgrenze nnd über diese noch einige Meilen weit ins Tirolische hinein; Tracht nnd Sprache sind hier schon ganz wie im Tiroler Die Gailthlllci, 71 Pnsterthal. Das untere Gailthal wird vom Dobrac- dominiert, dessen helle langgedehnte Wände in fust unzugänglicher Schroffheit ins Thal stürzen, das mittlere von dem schönen, kühngcschwnngenen Helm des Ncißkofels, in die Herrschaft des Lesachthales theilen sich die Unholde der Krcnz-kofelgruppe nnd die trotzige Gesellschaft der Kellerwand. Thalsuhlc gibt es im Lesach so gnt wie gar keine, denn tiefeingeschnittcn ins Schiefer-geklüft rcmscht tief nnten der Flnss, nnd die Thalsuhle im oberen und unteren Gailthal ist großenthcils vcrsnmpft oder mit Sand nnd Geröll überschottert. So weicht die Straße sorglich dcmverdcrbendrohcndcn Flusse aus und steigt auf und ab über die Änschüt-tnngen, die sich ans den Seiten-grauen hcransgeschoben haben, von einem Dorf znm andern an der Berglehne hin. Die Dörfer sind stattlich nnd rein lich,von einer findigenund sparsamen Bcvölkcnmg bewohnt. Der ewige Kampf nm die nährende Erde gegen das wilde Gewässer lässt sie nicht schlaff werden, hier gilt nicht jenes unglückliche, gemüthliche Wort, mit dem der Kärntner des Untertands fich über sich selbst lustig macht, das „Lei lass'n", hier heißt cS fest zugreifen und sich tüchtig umschauen. Der Boden trägt nicht Frncht genug für den eigenen Bedarf, man führt, so Ukl fehlt, den billigen Knknrnz ein nnd schwingt voll Appetit sein Stück Polenta, wie der braune Nachbar hinter den Grenzbergen. Zeit nnd Müh', die der Ackerban nicht vollanf in Anspruch nimmt, werden mit viel größerem Gewinne anf die Viehzucht verwendet; die Almweiden, besonders schön in dem Zuge, der das Gailthal vom Canalthal trennt, wimmeln von hübschem Rindvieh, nnd anf den Almen wie in den fnmpfigen Wiesen der Niederung wächst T^«, T^r^', 72 Das Gailthlll, fröhliches Fohlcnvolk zu hochwertigen Kolossen norischer Rasse heran. Die Prachtstämme des Hochwalds, Fichten, Lärchen, Blichen, wandern zn Thal und weiter als Sägestöcke nnd Bretter znr Eisenbahn ins Drauthal oder über die Hochjuche nach Italien. Das alles hat Wohlstand ins freundliche Hans gebracht nnd wirtschaftlichen Witz in die offenen Köpfe. Gegenwärtig hat man den Kampf mit dem Wasser aufgenommen, die Gail wird hübsch säuberlich in Dämme eingefasst und die Wildbäche durch Thalsperren verhindert, ihre Griesmasseu herabznspeien, altes Culturlaud soll geschützt, neues gewonnen werden. Aber freilich liegt drohend ober den gelichteten Wäldern lockeres Kalkgcröll, bereit, sich herunterznschieben nnd den Thalboden zu dem zn machen, was über den Bergen dxübeu die Thäler der Fella nnd des Tagliamcnto sind. Vielleicht trifft diese Befürchtung doch das Nichtige nicht, oder in so später Zutunst, dass die etwaigen Nachkommen, nnserem Mitleide entrückt, bis dahin sich schon auf irgend eine uns unbekannte Weise zn helfen wisfen werden. Für gewöhnlich sparsam, weiß doch der Gailthaler und Lcsachthaler seinen Feiertag nnd Kirchtag in Ehren zu halten. Bauernmahle gehen im allgemeinen mehr auf das Viel. So erzählt man, natürlich mit der nöthigen Nbertreibnng, dass sich Lente im Luugau Beinbrüche zugezogen hätten, wärend sie es versuchten, die nm den Hochzeitstisch aus weggeworfenen Knochen sich aufbauenden Barricade« zn übersteigen. Der Gailthaler ist audcrcr Art; er weif; bei solcheu Gelegenheiten eine hübsche Auswahl und eine erfreuliche Qualität zu würdige». Hier siud darum auch die besten Köchmueu im Land, was der Reisende bald mit vielem Vergungeu erfährt. Auch allerlei Volksspiele und Volksspässe sind gaug und gäbe, nnd waren es früher noch viel mehr. Noch immer eröffuet im nnteren Gailthal dcu Tauz uuter der slavischen Liudc der eigenthümliche heftige „hohe Tauz" im ^-Tacte. Das Kufeustechen kann man dagegen nnr mehr in Feistritz sehen. An einem Holzpflock ist eine mit Reifen wohl ge-festcte Kufe aufgesteckt. Die Bauerubnrsche, auf kräftigen Rossen, sprengen an der Kufe vorbei uud führeu während des Vorbeigalopicreus eiuen kräftigen Hieb oder Stoß gegen die Kufc aus. Wer in diefem Spiel, das Kraft uud Gewandtheit uud mächtigen Schenkeldruck erfordert, dieselbe zertrümmert, ist Sieger nnd erhält einen Kranz, deu die heiratsfähigen Mädchen des Dorfes beistellen. Originell siud die Hochzeitsgcbräuchl,'. Aber auch, wenn einmal das Jahr hindurch im Dorfe nicht gehochzcitet wird, fehlt es uicht au Fcstjnbel, Dann müssen die Mädchen, nnd zwar bei der empfindlichsten Strafe, die nur erdacht werden kauu — die fich Weigernde wird uubarmherzig vom Tanz ausgeschlossen — einen Sägeblock mit daran befestigtem, nachschleifendem Strohmann dnrch die Dorfgasse ziehen. Eiu als Narr^ verkleideter Bursche weist auf den Strohmann als den Die Gailthalcr, Das uitterc Gailthal, 73 Bräutigam der Mädchen; einen andern hätten sie in diesem Jahr nicht bekommen. Dieses „B lochzieh cn" ist besonders zn Dellach im Schwange. Am Johann is ab end erglühen, wie auch sonst im Lande, anf steilen Höhen die Sonnwendfeier. Ans den Flammen heraus werden die brennenden Scheiben gezogen nnd fliegen als lcnchtende, sprühende Raketen über den Felscnhang thalab. Die erste Scheibe wird anstandshalber dem heiligen Johannes zn Ehren geschlagen, aber die Widmnngcn der darauffolgenden Scheiben, voll Bosheit nnd derbem Witz, enthalten leicht verständliche Anspielungen anf Anwesende nnd Abwesende, besonders anf die Mädchen des Ortes).* Eigenthümlich ist di^e, Tracht der windischcn Gailthalerinncn: das weite Kopftnch, Busentnch und Fürtuch entweder weiß, mit Spitzen besetzt, oder rocht grellfarbig, auch wohl derb geblnmt, um den ücib eine einfarbige Binde mit herabhängender Schleife, das hellfarbige Kleidlein knrz, gerade übers ktme reichend, nnd hohe weifte Strümpfe. Wie lange wird man diese Tracht noch sehen? Die Stadtlcntc lachen darüber, und die armen Mädchen nehmen sich das zn Herzen nnd kleiden sich nach nnd nach ebenso langweilig wie ihre höhergebildetcn Schwestern. Wenn man nicht etwa von Blciberg aus Über Nötsch ins GaOthaler Trachten, Gailthal einbricht nnd die nähere Villachcr Gegend, Warmbad und Federann, schon kennt, so fährt man mit der Eisenbahn bis Thörl. Rechts wnchten die Dobraö-Wändc, links zeigt sich bald anf schroffem Steine ein großes, schlossartigcs Gebäu, das ehemalige Kloster Arnold stein, 1107 vom Bischte Otto von Vam-berg gestiftet. Von Thörl führt ein netter Spaziergaug dnrch Feld nnd Wiese nach Feistritz, jenem Dorfe, wo am Pfingstmontag das zlufcn- *) Wer mchr uun den (YM'äuch»,'» dcs l^ailthaleö wic des Kin'iitm'rlalides überhaupt erfahren will, der lese: Franz FrcniMci, Culturstndien ulier Volksleben, Sitten und Bräuche in ,Nä<,'ttt«l, Wici,, l«79. 74 Das GaiMM, stechen und der Tanz nntcr dor ^inde viel lustige Kirchtaglcute znsaM' inenführt. Von Fcistritz geht es dann anf die andere Thalseite nnd durch Obstgehäng nnd Fruchtgcfild gen Hcrmagor, etwas seitab vom Hanptthale, am Göstringbache gelegen. Wären wir nicht eben vom Süden her gekommen, so müssten wir von hier aus die Ausflüge auf die Egger-alm machen nnd anf den Wiesen der Knhwegeralm unter dem säge-förmigcn Grat des Gartncrkofels die Wulfenien blühen sehen. So aber wollen wir warten, bis wir ins Canalthal kommen, und von Hcrmagor aus ein Seitenspazicrgang dnrch das freundliche Gilschthal in den lieblichen, von Waldbergen umschlossenen Vergkessel von Weißbriach nnter-nehmen, dann etwa 300 '" hoch die Straße anf den Kreuzberg steigen und dem schönen Weißensee einen Besuch machen. Der Weisicnsce, 8!1l'» m hoch m ciuer engen, langen Spalte des Kalkgebirges gelegen, still nnd einsam, ist so recht geschaffen für einen, der sich der Welt verschließt, nm sich nnd der Natur zn leben. In die gleichförmig schöne Waldeinsamkeit schanen ans der Ferne die Häupter dcr Krcuzkofelgrnppc hinein. Diese mahnen mehr an die Anßcnwclt als die kleinen Dörfchen, die am Nordnfer des Sees Platz gefunden haben. Selbst das einzige größere Gasthans am See, das den Menschen zur Erquickung dasteht, mahnt an bescheidenes Stilleben, indem es folgende Anfschrift trägt: Solche (^aste liebe ich, Die ehrsam discuneren, Essen, trinken und zahlen mich Und friedlich nach Hanse marschieren, Trotz der steilabfallenden Ufer ist der Weißensee in seinem obersten Theile so seicht, dass an einer schmaleu Stelle eine Brücke darüberführt. die füglich an die Pfahlbauten erinnern mag, deren Spnren man hier gefunden haben wollte. Anch die üblichen Fahrzenge, quadratförmige solide Plätten, erinnern an vorphönikifchc Urformen, so dass wir nicht schr überrascht wären, wenn wir statt der kräftigen Fcrgin einen strup« pigen, zottigen Urahn am Nuder erblickten. Wollen wir nun nicht ins Dranthal nach Greifenbnrg ausbrechcn und von dort über die Zanken, mit Umgchnng der ganzen Länge des oberen Gaithals uns geradcwegs Kötschach zn halten, oder denselben Ort uon Oberdranbnrg anf der Straße über den Oailberg erreichen, fo müssen wir wohl nach Hermag or zurück. Wer rüstig steigt und sich weder vor losem Geröll noch vor starkgcneigteu Platten scheut, der kann anch von Weißbriach durch die Göstriug auf den scharfgeschnittenen Kamm des Hauptznges nnd übers „Köfclc" den steilen Helm des Rcißkofels erklimmen Dri Welkcus«. Drr Reinlufel, ztütich^ch. 75 und den Abstieg ins Neißacher Bad nild nach Reißach nehmen. Doch ist der Reißkofcl kein leichtes Stück Arbeit; anßer Führer, Fußeisen nnd genügend Getränk, Dingen, mit denen man sich in Neißach, Weißbriach oder Grcifcnbnrg verfehen kann, mnss man von Haus aus ansgcrüstrt sein mit festem Kniowcrk nnd mit Angcn, dic rnhiss in nnangcnrhmc Abgründe blicken können. Tem glücklichen Besitzer dieser Eigenschaften aber brancht der 2358 m hohe Kofel wohl nicht besonders empfohlen zu werden; seine freie, ^agc verheißt besonders Schönes und seine kühne Prachtform loctc vou selber an, nähere Bekanntschaft mit ihm zu machen. Von Hcrmagor nach Kötschach überlässt man sich am liebsten der Postkalesche zum Transport, denn anch fahrender Weise hat man Zeit a/nna., um die hübschen Dörfer, die in knrzen Abständen nach einander folgen, dic Bergconlissen znr Linken, die sich eine nach der andern öffnen, und leider auch die Verwüstungen des Hochwasscrs zn schauen. Endlich schließen sich die Berge, der Polinig tritt bedeutsam vor, neben ihm erscheint ein Berg von idealschöner Form, der Zelon, die Kellcrwand weist ihren Gletscher. Die Plenge strebt kühn empor, vor ihr breitet in 76 Das Gmlthal. wirkungsvollstem Contrasts die Mauthneralm ihren hellgrünen Nucken ails, und von dieser zieht sich ein scheinbar das Thal absperrender waldiger Verschluss hin zu der ebenso schön grünen Mußenalm, der man es gar nicht ansieht, dass sie der wilden Krenzkofelgrupve angehöre, Wir sind am Abschlüsse des obern Gmlthals, zugleich am schönsten Thalpuulte de^ ganzen Gebietes, in Kötschach. Einige von den Göttern bevorzugte stillselige Winkel des Landes darf gewiss cin des Landes und dcr Leute Kundiger vorsichtig verschwel gen, sei es um dort für scin.n privaten Naturcult eine heimliche Stelle !>ch zu wahren, sei es um seiuen Mitmenschen die Freude zu lassen, selber ein solches Plätzchen zu euldeckcn. Von diesem Rechte ist wiederholt Gebranch gemacht worden. Aber bei Kötschach geht dies nicht mehr au. Dass man des täglichen Auschaneus dcr prächtigen Berge nicht satt werden, dass man mit dem Absteigen ihrer Höhen nnd Schlnchten in Wachen nicht fertig werden kann, dass die Lüfte hier mild und wunderbar kräftigend sind, dass mau hier auch die sonst im Gebirg so bösen Regentage nicht zu fürchten brancht, weil Kötschach, verstärkt durch Mauthen nnd Wctzman eine erlesene Runde fröhlicher Gesellschafter stellt, dass es sich bei woh!< bestallter Küche nnd untadeligem vim» ^x;ciu,I^ lustbarlich genug lebt, das nnd Ähnliches kann und soll uicht verschwiegen werdeu. Es soll nicht, weil cs unedler Eigcnmch wäre, solche Wissenschaft für sich zn behalten, es kann nicht, weil schon gar zn Viele davon wissen. Vorab die Wiener stellen seit Jahren treulich ihr Contingent. Der nncrlässlichstc Ausflug, derjenige, den auch die machen, die sich von den Fleischtöpfen Kütschachs am schwersten trennen, ist dcr ans die Plecken. Man dnrchschrcitet das Thal, passiert den frenndlichen Markt Manthen nnd kommt, eine kleine Höhe nmgehcnd, in den Valentingraben. Links die schroffen Kalkwände des Polinig, tief drunten in dnnkler Schlucht der tosende Wildbach, am Wege rechts nnd links nraltc herrliche Buchen, ein Bannwald. Znr Rechten hinein führt der Pfad in die eigentliche Valentin, eine Alm unter den grandiosen Abstürzen dcr Kellerwand. Wir aber steigen eine kurze steile Strecke, dann ebnet sich der Weg nnd führt dnrch den herrlichen Alpcnkessel znm Plccknerhans. Rings um dehnen sich die saftigsten Almwiesen; ihr Grün zieht sich hinein in die Hochthale und hinauf gegen die Höhen, hie und da von lichtem Wald unterbrochen. Dann bricht daS Grün scharf ab, nnd über demselben steigen die Hochfelscn auf. Jeder Berg dcr Umrahmung hat eine eigenthümliche Form; besonders malerisch ist dcr nahe Zelon, stolzragend dcr Moserkofel, von den freundlichsten Formen die MauthncrAlm. Der Polinig zeigt sich von dieser Seite angenehm zn-gänglich, wie spielend kommt man über die „Spielböden" ans seinen ssiMchach, Das Lesachlhal. 77 wcitschancnden Gipfel. Auch nnter die Wände des Zelon und des kleinen Pahl lockt es den, der schnell nnd mühelos einen Edclweißstcrn auf den Lodcnhut stecken will. Tic Plcckcn ist riu klimatischer Curort; im Fremdenbnche findest dn gewissenhaft verzeichnet, nm wie viel Pfund in drei Wochen der fchmallcibigc Cnrgast zugenommen hat. Unter diesen Gästen, gntcr Laune und voll gntcr Hofftlungen, ist auch der Gcfnnde gut aufgehoben, der zwischen die kleineu Tpaziergänge ring? herum jeden zweiten Tag als bedeutendere Leistung irgend eine von den Hochtonren setzt, für welche die Plccken ciu so günstiger Ausgangspunkt ist. Der Polinig, in .'? Stunden erreichbar, wurde bereits genannt, eine andere häufig unternommene Bergwanderung führt dnrch die Valentin über die Scharte zum Wolaya-see, in großartigster Felsumgebnng, nnd vom See ins Lcsachthal. Die kleineren Spaziergängc lassen einen Einblick in eine großartige, von italienischen Sennen betriebene Alpenwirtschast machen; die Pleckcn mit der ganzen Umgebung gehört seit Jahrhunderten einem Besitzer, dem „Pleckner" Mans. Als nnerlässlich kann der etwa drei Viertelstunden in Ansprnch nehmende Weg zum Plcckucrpassc, dem Nonw Ooee der Italiener, gelten. Die Straße, gegenwärtig in schlechtem Stande, rnht thcilwcise auf römischen Fundamenten; nnmittelbar an der Neichsgrenze zeigen sich die tief cingeschnittcnen Furchen der römischen Gespanne nnd in den Felsen sind sieben Zeilen Schriftzcichen cingegraben, aber von den Stnrm-regen fast zweier Iahrtanfendc bis znr Unlescrlichkeit zcrritzt. Verfolgt inau den Weg auf italienischem Gebiet, so kommt man in etwas melir als einer Etnnde in die erste Ortschaft, Tischlwang anf Deutsch, Timan auf Welsch genannt. Die Lante der Einwohner sind bis auf weiteres deutsch, ein eigentümlicher Dialekt, die Bauart der Hänser, das Davorhocken der Weiber mit den kleinen Buben und „Gitschcn", das Anbetteln und der Grad der Reinlichkeit italienisch. Bevor wir von Kötschach weiter ins Lesach wandern, sollen noch mit allen Ehren genannt sein die Ianken nnd die Mnßen, bequem erreichbare nnd sehr lohnende Berge. Zwischen beiden führt die Straße über den Gailbcrg in zwei Stunden von Kötschach über Laas zur Eisenbahnstation Obcrdranburg. Laas nnd Kötschach haben hübsche spät-gothische Kirchen ans rothem Sandstein. Der Weg dnrch das Lcsachthal ist ein ganz eigenthümlicher. Von den Tüdabhängcn der Kreuzkofclgrnvvc geht eine Unzahl von Wasser-rinneu und Gräben zn Thal. Tief drunten aber durch die ausgewaschenen Schicfcrklammen fließt die Gail, an den meisten Stelleu unzugänglich; die Ortschaften liegen also fern von der Thalrinne, ein paarhundert Meter oben auf den sonnigen Abhängen. Daher muss der Weg in jeden Graben 7^ Das GailtlinI, sich hiueiu- Ultd wieder hcrausbiegen, sich senken und wieder l)ebeu. Tic Gräben sind oft gezählt wurden, als die verlässlichste Zahl derselben zwischen dem Sägewerke Wetzman und dor Wallfahrtskirche Maria Luggau gilt 72. Nur streckeuweis kommt eiu Fuhrwerk ohne Gefahr vorwärts, man geht deshalb zu Fuße und zählt die 72 Gräben, wenn man nicht etwas Klügeres zn thun hätte. Gegen Süden folgt eine Reihe schöner Thaleinfichten, wenn eine Schlncht zwischen den waldigen Widerlagern die gewaltigen Häupter des Hanptznges sehen lässt. Besonders überrascht ist man aber von den reinlichen, oft zwei Stock hohen Häusern, welche die Törfer St. Jakob, Vierbaum, Liesing, Loreuzen und Luggau bilden oder die in malerischen Grnftpcu am Vergeshang beisammenstehen. Auch im Innern herrscht cinc musterhafte Reinlichkeit, besonders anheimelnd sind die nett getäfelten Zimmer. Tie Bevölkerung ist mit der Außenwelt wenig, durch Fuszbotcu nnd Träger, in Verbindung; das Holz. das übrigens zum größeren Theile dem Fideieommiss der Fürsten Purzia gehört, wird auf der Gail nach Wehman geschwemmt. Gegen Norden schließen den Lesachthalcr die Dolomite des Pusterthals ab, gegeu Sndeu der Hauptzug der caruischcu Alpeu. Es ist erstaunlich, dass mau diese letzteren vor nicht gar lauger Zeit in einer Höhe vou beiläufig 2Z(U» »> durch eiue Ztraßeuanlagc übersetzt hat, um über den Hochalbelpass Sägestöcke uach Italien zn verfrachten. So eingeschlossen, mit unzureichendem Ackerboden, leben die 2800 Bewohner dieses etwa sieben Stunden laugeu Thales größteuthcils Uon Viehzucht nud befinden sich deshalb, mid wohl anch wegen ihrer Thätigkeit und Strebsamkeit, iu gesicherteren Verhältnissen, als die „glücklichereu" Bewuhuer der flacheren Gegeudeu, die mit ihrer Gctrcideproduction einer nach dem andern zn Oruude geheu. Vom Lcsachthale aus, und zwar von St, Loreuzen vder Lüggau, wird ein Aussichtsberg ersteu Rauges bestiegen, freilich erst seit kurzem uud das uicht häufig, deuu Luggau liegt dem Kirchfahrter nahe genug, dem gewöhnlichen Touristeu zu weit. Es ist der Hochweißstein, gauz überflüssiger Weise anch von Deutschen Nunto ?ul'Ma lpi^rru, aida) geuaunt. Im Lesachthale nennt ihn jedermann bei seinem deutschcu Namen, wenn auch die Spitze im Königreich Italien liegt. Der Weg führt von Loreuzen durch die Frohn auf ciuen von mächtigen Felswänden umgebeneu Boden. Hier sind ein Paar ärmliche Hütteu; in eiuer breuut ein alter Zillerthaler mit Weib uud einem blondhaarigen Enkel den edlen Enziaubrautwein. Mit dem Übernachten in der Enziauhütte sieht es nicht gar gut aus, aber zur Noth geht es, da es ja der Enziaubreuuer auch m solchem Gebäu dreißig Jahre ausgehalten hat, Vom Boden geht es i'eqnem, denn es ist ja die alte Sagstockstraße, auf deu Hochalbelpass, und danu steil, aber bei weitem nicht so schwierig, als zuvor der Anblick Das Canalthal, 7 g der Wände vermuthen ließ, auf den Hochweißstcin (2685 l!l). Was die Dolomite Tirols nnd Vmetiens, die Kalkalpen Kärntens und Krains, die Tauern und sonstiges OMrg nnd Thal Schönes zu dem weiten nnd malerischen Panorama beisteuern, ließe sich höchstens dnrch Namen andeuten, aber nicht schildern. Die Endstation anf kärntnerischem Boden ist der schön gelegene Wallfahrtsort Luggan mit stattlichem Kirchen-nnd Ktostergebändc. Von Lnggau gelangt man ins Pusterthal entweder anf der schlechten Fahrstraße über Unter- nnd Obertilliach nach Sillian, oder nm drei Stuuden näher über den „Kofel" nnd znm „Lnggancr Brückelc" nach Lienz. Ticscr letztere Weg ist gefahrlos ohne Führer zu machen und empfiehlt sich jedem, der anf einer Felscntreftpc, die ihres gleichen sncht, durch eine wilde Schlucht den Abstieg nehmen will. Ist man ohne anszngleiten, denn das könnte doch unangenehme Folgen haben, am nntcrcn Ende dieses Fclsenkamins angekommen, ob mit oder ohne Benützung der in den Stein eingetriebenen eisernen Ninge nnd der daran befestigten Stangen, so findet man es, wenn man nmsieht, kaum glaublich, dass man so leicht dnrch dieses so ganz uuzugäuglich scheinende Geklüft herab-getnrnt hat. Allerdings, ausgleiten darf man nicht, sonst könnte es einem znm mindesten so übel ergehen, wie unserem Führer, der bei seiuem Sturz eine der ältestgcdienten nnd größten Feldflaschen des Carantaner-landes in Trümmer schlug. ?. Das ^analtlial. (Tawis, ^ Naibl nild der Prcdil. — T>cr Liischarilicra. — Ponwfcl n„d Poittebba.» Deu Namcu, soust nichts, hat das Gebiet der Wasser^ und Völkerscheide, welches die Tarviser und Naiblcr Gegend nnd das obere Fclla-thal umfasst, von den nahen Welschen. Die Thalrinnen drüben in Carnien heißen alle l"alilUi, das Fellathal Oiiiml« <1i s^l'w; es ist für Italien die Eisenstraße. Die Nationalitäten aber haben sich in strenger Abgrenzung erhalten, als ob es nie kärntnerische Herzöge gegeben hätte, die zugleich die Mark Verona mit Friaul verwalteten Auch innerhalb der Grenzen des Ccmalthales sind die Volksstämmc streng gesondert; die Mehrzahl der 7000 Einwohner sind Deutsche, aber vom Süden herüber, ganz ohne Rücksicht anf trennendes Gebirg, reicht eine Zunge des slavischen Sprachgebietes, gebildet aus den Dörfern Saifnitz, Uggowitz, Wolfsbach und Leopoldskirchen. 80 Las üanalthlil, Der Ackerbau hat hier wenig zu bedeuten, dcr Wald ist vielfach gelichtet, ausgebreiteter, aber iu der Qualität hinter anderen Gegcudcn des Bandes zurückstehend, ist die Viehzucht, Toch darum steht die Wohlhabenheit doch höher als in vielen gesegneteren Landstrichen. Bergbau, Handel und bis in die neueste Zeit Fuhrwerk siud die Beschäftigungen, und Fleiß, Intelligenz und Genügsamkeit die Eigenschaften, mit denen man hier wirtschaftet. Auf kleinem Raum drängen sich hier alpine Schönheiten ersten Ranges zusammen. Der Naiblcrsce, der Predil, die Gräben und Almen gegen dcu Vischbcrg hiu, der Luscharibcrg siud für das große Publicnm, der Vischberg und Montntsch für den Bergsteiger ausgezeichnete Pnnkte. Dazn komntt das almcnrciche Gcbirg im Norden mit vielen schönen Spitzen, nnd wenn auch schon in Kram, so doch in nächster Nähe, der Mangart nnd die Wcißcnfclscr Seen. Für alle diese Ansflügc ist Tarvis, selbst in prächtigster Lage, ein willkommener Mittelpunkt, Bei Arnoldstcin verlassen wir das Gailthal und bleiben an der Eisenbahn. Ncich an großartigen Objecten, führt sie uns, über Brücken und dnrch Tunnels, nach Thürl und Tarvis. Es ist ein herrliches Panorama, das sich uns vom hochgelegenen Bahnhof anfthut. Mangart und Vischberg sind die hohen Herren, die sich vor uns in ihrer Majestät weisen, aber anch die vorgeschobenen Spitzen ihres Gefolges, der Fünfspitz und der Königsberg, mit ihren eigenthümlichen schönen Formen, wirken mächtig genug. Ist doch der Königsberg vou uusercu Ahnen würdig erachtet worden der Sage, dass der Longobardcnkönig Alboin seine Zinne erstiegen nnd von dort seinen Kriegern, wie einst Hannibal seinen Punicrn, Italiens Herrlichkeiten gezcigt habe. Vor den hochragenden Spitzen zieht sich ein niedriger, vom frischen Grün der Bcrgwiescn und lichtem Nadelwald bedeckter Zng hin, der sich gegen Osten zn den Vorposten der Karawankcn hinanhebt. Ans diesem Zngc bricht ein ans der Wcißcnfelscr Gegend kommender Bach hervor nnd eilt der Schlitza zn. Die Schlitza selbst aber, im unteren Lanfe Gailitz genannt, hat zwischen die westlichen Karawanken nnd die östlichen earnischen Alpen eine tiefe Runfc gerissen, die sich gerade nntcr dem Bahnhofe zn einer nnr wenige Klafter breiten, von senkrechtem hohen Gewand gebildeten Klamm verengt, über welche der nach Krain sich hinziehende Äst der Eisenbahn anf hoher Eisenbrücke darübcrsetzt. Der Markt Tarvis, aus dem lebhaften, modern gebantrn Ober-tarvis nnd dem alten nntcn an der Schlitza gelegenen Untertarvis bestehend, ist, wie gesagt, ein günstig gelegener Mittelpnnkt für Ausflüge Der Predü, «^ Steiüwender^ Kärntri, Hi) Nlls (^analthal. nach allen Richtungen. Von den hochherrlichen Weißenfelscrseen können Wir hier nicht sprechen, da sie schon zu Kram gehören. So verfolgen wir die Straße, welche gegen Süden läng» der seeklaren Schlitza in zwei Stnndcn nach Naibl führt. Naibl, obwohl nur 816 m hoch gelegen, hat, anf drei Seiten von wildem Hochgcbirg nmgeben, versperrt gegen die lanen Lüfte des Südens und des Westens, offen gegen Norden, ein rauhes Klima, kein Ackerfeld, keinen Obstbaum. Vielfach ist das Thal auch durch Gießen verschottert; es ist eine rauhe harte Schönheit, die wir hier treffen. Um so stärker wirkt der Anblick des Sees, der eine halbe Stunde von der Ortschaft entfernt ist. Die Prachtbcrge herum bilden eine großartige Rnnde, dazu geben die Wälder an den tieferen Hängen einen farbcnkräftigen Gegensatz und ans dem stillen, grünen See inmitten leuchtet ein verklärtes Spiegelbild all des Schönen, das sich um ihn gesellt. Vom Raiblersee erreichen wir bald die Höhe des Prcdil und genießen von einem gut gelegeuen Standpunkt aus die kühne Formcn-schünheit des Mangart, des Ialouc nnd anderer Nachbarn. Hier, vor dem steinernen sterbenden Löwen, gedenken wir jener Braven, die Mitte Mai des Jahres 180N für die Ehre einen herrlichen Tod starben. Dritt-halbhnndcrt Grenzer hielten mit einigen Kanonen ein hölzernes Blockhans gegen W00 Franzosen. Der Commandant, Hanptmann Hermann, wies alle Aufforderungen zur Übergabe zurück. Da fchickten die Franzosen Gefangene zn ihm, welche sie in denselben Tagen bei Malborghet gemacht hatten, mit der nencsten Unglücksbotschaft: Malborghct war von den rückziehenden Österreichern geränmt worden, die Blvckhänser von Talavai waren genommen, der Commandant, Hauptmann Henscl, war gefallen und, da er schwerverwuudct am Boden lag, mit Kolbenstoßen gctüdtet worden, selbst der Arzt war ermordet worden, die weitere Vcrtheidignng des Prcdils war nutzlos. Aber Hermann blieb bei seiner Weigerung. Da wurde das Blockhaus umgangen und iu Brand geschossen, alles war verloren. Hermann und was von der Mannschaft übrig war, stürzte aus Ranch nnd Flammen hinein in den Feind nnd verkaufte Leben gegen Leben. Nur wenige von den Grenzern blieben übrig. Das tief eingefurchtc Gcbirg nm Raibl erheischt eine Reihe gesonderter Touren, bis man es vollständig kennen gelernt hat. Da trifft es sich nun gut, dass man beim Bleiben in Raibl gnt aufgehoben ist nnd fürs Gehen tüchtige Führer findet. Von den Hochtonren ist der Visch-berg, fcitdem der neue Weg angelegt ist, am leichtesten zn bewältigen, der Mang art hat den rühmlichsten Namen, der Montatsch größere Schwierigkeiten. Die Höhe der drei (zwischen 2600 nnd 2680'») ist wenig verschieden, die Aussicht berühmt sich bei allen eines großartigen NaibI und der Predil, Der Luicharibcrg, 83 Vordergrundes und eines eben fo weitreichenden als schönen Blickes in die Ferne. Man hat also Auswahl genng nnd brancht nur zuzugreifen. Von Tarvis gegen Westen Zweigt sich dic Staatsbahulinie Tarvis^ Pontebba ab, an Welche sich die Fortsetzung nach Udinc anschließt. Die erste Station ist das windische Dorf Saifnitz, der gewöhnliche Ausgangspunkt für die Besteigung des heiligen Berges oder Lnschari-berges (8V6t6 Viäarjo). Dieser ist der besuchteste Wallfahrtsort Kärntens, besonders die slovenischc Bevölkerung des Landes nnd der angrenzenden Gebiete strömt zahlreich hiehcr. Eine unansehnliche Kirche, angeblich aus dem Jahre 13ti0, ein Wirtshaus, einige Buden mit den üblichen wach- Der Luscharlbt'rss, sernen, hölzernen nnd papierenen Wallfahrtsartikeln stehen nnmittelbar nntcr dem Gipfel. Aber auch dein Naturfreunde winkt oben reicher Lohn, denn die Aussicht vom Luschariberge zählt zn den allerschönsten im Lande. Die Höhe ist nicht bedcntcnd, 1723 m, und nach Süden reicht der Blick gar nicht weit. Aber gerade diese nahe Abgrenzung gegen Süden ist ein Prachtstück, es sind dies die herrlichen Gestalten des Ialouc, Mangart, Vischberg und besonders des Montatsch. Zu diesem gewaltigen Bilde steht das, was man von Unterkärntcn sieht, im wirkungsvollsten Gegensatze; die Umgebnng von Klagenfnrt, die freundlichen Berge und Hügel des Unterlandes, die von weiten herüber grüßen, können in ihrer anheimelnden Lieblichkeit wohl nirgends mehr 6* HH. Das Canlllthal, zur Geltung kommeu als an dieser Stelle. Nennen wir noch das reizende obere Savethal, die Profilansicht der Karawankcn, die Hohen Tauern, die Dolomite von Tirol und Earnien, so haben wir noch immer nicht so viel verrathen, dass nicht auch sehr hoch gespannte Erwartungen noch übertruffen würden. Diese Namen können von der Weite der Aussicht eine beiläufige Vorstellung machen, von dem eigentlich Malerischen aber, der Gruppierung, dem Zusammenwirken und dem Gegensatze, lässt sich beim besten Willen nicht viel verrathen. So steige denn jeder selber die zwei Stunden oder, wenn man sich's bequem machen will, beliebig mehr von Saifnitz hinan und schlage sich durch Bettlerposten mit und ohne Glockengcbimmcl durch- mit dem Heruutcrkommcn brancht man sich dann nicht selbst zu bemühen. Das besorgt ein Saifnitzer Bauernjungc, Um einen einzigen Gulden schüttelt er seinen Fahrgast laufend und springend in sausender Eile bergab, um ihn nach kaum einer halben Stunde im Thale abzusetzen. Es ist die lustigste Fahrt, die man machen kann, und wäre für sich allein des Aufstieges wert. Eine zweite Tour von Saifnitz aus ist die uach Wolfsbach uud in die Seisfcra-Alpc, keine Bergfahrt, also auch für diejenigen, welche, sich einen alten Witz aneignend, behaupten, sie sähen die Berge lieber von unten an. Ist es diesen nicht um eine Ansrcde zn thun, die überflüssig ist, weil sie niemand hindert zu Hause zu bleiben, sondern ist es ihnen wirklich Ernst damit, so sollen sie nur in die Seissera gehen und drinnen die Bergumrahmung von seltener Großartigkeit mit dem gebührenden Respect anstaunen. Von Saifnitz abwärts gehts ins wmoische Nggowitz; will man aber die Uggowitzer kennen lernen, so muß man sich schon im Sommer etwas aufwärts bemühen, auf die Ukwa, die weite Nggowitzer-Alm. Dort oben obliegen sie der Heumahd, der Käserei uud sonstigen süßen Mühen des Almlebens. Folgt Festung Malborg her, eines der wenigen steinernen War-nungszelchen zur Darnachachtung für unsere südlichen Nachbarn und guten Freunde. Hauptmann Henscl hat hier ein Monument erhalten wie sein Waffenbruder Hermann am Predil. In einiger Entfernung von der Festung liegt der Markt Malborghet. Endlich sind wir an der Grenze. Wir verlassen den auffallend stattlichen Bahnhof und gehen ins Dorf. Pontafcl ist ein dentsches Dorf wie tausend andere, die reinlich geweihten Häuser mit Schindeldächern gnt karantanischer Art eingedeckt, hellhaarige Kinder vor den zahlreichen Wirtshäusern uud in denselben gut genährte bicrtrintendc Germanen. Aus der Thalschlucht zur Nechteu rinnt ein Wildbach heraus, die Pontebbana; sein anderer Name, Confinbach (Grenzbach), gibt seine Bedeutung an. Man tritt über die Brücke und An ber llirsci und Malta. gh glaubt sich mitten in Italien. Auf dcr Straße stehen Gruppen magerer brauner Gesellen in abgeschossenen und doch vielfarbigen Gewändern, an den Thüren wimmelt es von Weib und Kindern, überall tönt wälschcs Gcplaudcr, fließend, vollklingend, laut, endlos, die Häuser präsentieren sich malerisch, städtisch und etwas schmutzig, die Dächer aus Rundzicgcln und dcr Campanile von typischer Form fehlen auch nicht, kurz, es gibt keine Völker-scheide, die schärfer und reinlicher wäre. 8. An der Lieser und Malta. (Spital und die Grafschaft Ortenbnrg. — Millstatt, — Gmünd. — Das Maltathal,) Dort, Wo die grünblaue Liescr den Qncrricgcl durchbrechend, der vom Hühnersbcrg ausgeht und das Becken des Millftättcrsces vom Dräu-thalc trennt, ins weit geöffnete Thal hcrausspringt und durch das Lurn-fcld dcr Dran zueilt, steht iu schönster Lage der ansehnliche Markt Spital. Weit reicht die Schau thalanf und thalab, abgeschlossen von brcitangelcgtcm Gebirg, das sich in schlanken Spitzen von schwungvoller Zeichnung verjüngt. Gegen Nordwesten gewendet, haben wir die mächtige Krcutzeckgruppe vor uns, rechts vou dieser, in gerader Fort-setznng des Drauthals, schauen wir ins Möllthal tief hinein, bis ein schwarzwaldigcr Kegel, der Daniclsbcrg, und über diesem die Stcll-kopfgruppe mit ihren Schußfeldern die Thalficht absperrt. Von den nahen Bcrgcn bestimmen der Hühnersberg und das Gnldcck den Charakter der Landschaft. Dem Hühnersbcrg sieht man seine 2500'" Höhe kaum an. Grün bis an die aus dem Massiv hervortretenden kurzen Hörner, hoch hinauf carriert von Wald-, Feld- und Wicsenstccken, mit verstreuten Gehöften befcht, gibt er sich recht gemüthlich. Weil er nicht vordringlich anssieht, lässt man ihn auch hübsch ruhig seitwärts liegen nnd glaubt es kaum, dass er eine ganz vorzügliche Aussicht hat. Ihm gegenüber, gegen Süden, scheinbar nicht viel, in der That aber um beiläufig 600 m niedriger, dominiert das Gnldeck, waldig bis zur Höhe, so weit ihn die Spitaler Herrschaft nicht abgeschunden hat. Unter dem Guldcck, ans vorspringender Anhöhe, steht die Ruine von Ortcnburg, einst der Sitz eines mächtigen Geschlechtes. Graf Friedrich, aus dem Geschlechte dcr am Hunsrück ansässigen SponhOmer, erhielt einen Theil des alten Lnrngaues als Grafschaft Ortenburg von Kaiser Heinrich dem Heiligen. 1134 gedieh die Grafschaft Sternberg an die Ortenburger, und das Flügclwaftpcn der Ortenburger nahm die HH An der Lics?r mid Malta, drei Sterne der ausgestorbenen Sternberger auf. Um 1420 starb der letzte Ortcuburgcr Graf, Wilhelm, und die Sage erzählt von einem Gatteumord; ans der Hand scincr Gemahlin, einer gcbornen Herzogin von Teck, soll er den todbringenden vergifteten Apfel empfangen haben. So gelangte die schöne, ein Gebiet von vierzig Quadratmcileu umfassende Grafschaft an die Cillier, Doch nicht lange mehr blühte dies Kraft-geschlccht. Der Martinstag des Jahres 1456 sah die Ermordung Ulrichs von CM in Belgrad, und als der Graf „mit scndlichcr Clag" in der Minoritenkirche zu Eilli bestattet ward und um das Grab geordnet waren „fünff Banyr, uämblich Cilli, Ortenbnrg, Sonncgk, Sag or, ilndt das fünfft war ein schwarz Clagfändl", „da hnb einer ein sonderlich Geschrey, uudt schrey laut: Eilli, uudt nimmermehr Cilli, nnd schrey das dreymal, und darnach zerbrach er das Banyr ob sein." Von 1456 bis 1524 war Ortenburg landesfürstlich. In diesem Jahre übergab Erzherzog Ferdinand, nachmals Kaiser, die Grafschaft seinem Nathe Gabriel Salamanca als Lehen. Den spanischen Herren verdankt die nene Burg in Spital seine Entstehnng, ein seltenes Prachtwerk der Frührenaissance, ein vornehmer italienischer Palazzo mit der Anösicht auf deutsches Ur-gebirg und nordischen Sommcrschuce. Der letzte Salamanca starb 1640, nachdem sein ungcrathencr Sohn zu Villach vou Fleisch crh und cn zerrissen worden war. Seine Gemahlin aber, die ihre Schätze vergrub und ihr Geheimnis durch Mord schützte, wandelt als Burggespcnst durch die fol geudcn Jahrhunderte, Im Spitäler Schlosse ist ihr Bild zu scheu, wie sie einem späteren Bnrgherru erschien. Die Freiherren Widman, deren Vater, ein Villacher, sich Reichthnm uud den venetianischen Adel mit dem Prädicat Rezzouico erworben und durch Kauf Patcrnion und Sommcrcgg sammt dem Freiherrenstand an sich gebracht hatte, kauften die Grafschaft Ortcn-bnrg, verkauften sie jedoch bald wieder an den Fürsten vou Porzia. In dem Besitze dieser Familie ist die Grafschaft geblieben. Von den Überresten der ehemaligen Ncichsunmittelbarkeit behaupteten die Ortcuburger Grafen das Recht zn adeln bis auf Josef II. Die Aichencgg, Pacher, Moser, Hofer (später Freiherren von Ankershofen) gehören zn den von den Ortenburgeru Geadelten. Von Spital führt ein reizender Waldweg durch deu Liefergraben an den Ausstuss des Millstättersccs. Dieser gilt uuter den größeren Seen des Landes als der schönste. An Mannigfaltigkeit der Sceneric dem Wörthersce nachstehend, bietet er im ganzen nur cin, aber dafür um so großartigeres Bild. Millstätter Alpe und Mirnuck, Berge von sanfter, schöner Form, oben nut Almweidcn, an den Hängeu mit Nadelwald, am Fuße mit den Werken der Menschen, Acker, Wiese und Obstgarten in lieblichem Wechsel bedeckt, senken sich ohne Vorbcrge unvcrmit- Millstatt, g7 telt in dm Sec; im Süden ist die Abgrenzung gegen das Drauthal von einem niederen, tannenbestandencn Bergznge gebildet, gegen Westen aber öffnet sich die Aussicht weit und frei auf die kühn geschwungenen Formen der Krcntzeckgruppe, in welcher der schlanke Saudkofel sich besonders heraushebt, auf die Gruppe des Stclltopfs im Möllthale und auf das schöne Massiv des Huhnersbera.es mit seinen Almwciden und trotzigen Hörnern. Vom See ans gesehen, scheinen diese mächtigen Häupter sich unmittelbar ans dem Wasser zu erheben, denn der Blick schweift unanfge-haltcn über den niedern Rücken, der in westlicher Richtung den See vom Dranthalc scheidet. Einen grandiosen Anblick geben diese Möllthalcr Verge, wenn im Hochsommer die Sonne gerade hinter ihnen untergeht, besonders wenn die Lichteffccte durch schweres Wcttergcwült gesteigert werden, das sich in den Winkeln des Mollthals nnd in den Schlnchten der Krcutzcck-gruppe zusammengebraut hat, während über dein See noch ein lichter, ins Meergrüne hiuübcrspirlcuder Abeudhimmel blaut. Das Nordufer gibt geru benutzte Gelegenheit zn zahlreichen Spaziergängen, namentlich da, wo sich etwa 200 Meter über dem See ein langgestrecktes Platcan hinzieht, mit reicher Cnltnr und besonders ans-gezeichnet durch prachtvolle Wallnussbämne. Will man aber das genügsame Stilleben am See durch eine frühliche Bergwanderung unterbrechen, so hat man die schönsten Berge mit den lohnendsten AnZsichtcn vor sich, und wenn die Millstätter Alpe nicht mehr hoch genug erscheint, so hat man ja gleich dahinter Höhcrc nnd noch schönere, alle die hohen Herren, die in majestätischer Größe mit schneeweißen Häuptern zu beiden Seiten des Maltathales sitzen. Einen Spaziergang aber nntcrlasse niemand, der auch nur zwei Tage uuter dem Zanber der Millstätter Ecenir,en steht, nämlich dort hinanf zn steigen, wo die Fenster des letzten Äanernhanses von der halben Höhe des Mirnocks herabgläuzcn. Dieser letzte Baner, der Oberwinklcr im (Äschriet, hat sein Haus auf eine Stelle gebaut, von der aus See und Berge — der Grosiglockner nnd die Hochalmspitze sind auch dabei — sich zu einem vollendet schönen Gesammtbilde vereinigen, Zn steigen hat man von Döbriach nnr etwa anderthalb Stnn-den, nnd die freundlichen Lentc im Gschrict haben einige Betten zur Verfügung gestellt, so dass anch für den Bequemsten wenig zu wünschen übrig bleibt. Millstatt ist jetzt eine stark besnchtr Sommerstation. Wer einmal hier zwischen deu Bergen, unter den Fruchtbäumeu des Ufers, in nnd anf dem Wasser schnell schwindende Wochen verbracht hat, der kehrt gerne wieder, daher findet sich unter den Sommergästen ein treuer, jedes Jahr wiederkehrender Stammstock. So ist Millstatt der träumerischen Abgeschiedenheit entrückt uud ein bekannter Name geworden, HH Äü der Liescr und Malta. Das Bencdictmerkloster Millstatt wurde vor 1068 von Arbo, vormals Pfalzgrafen in Bayern, gestiftet. Seinen Nanien leiteten die Mönche, indem sic den Gedanken an die Mühlen des Mühlbachs als zu nahe? liegend zurückwiesen, von den tausend Götzenstatucn (miU« 8wwlw) her, die der sagenhafte Herzog Domitiau, der auf dem Guldcck hauste, umstürzte, als er das Christenthum eiuführtc. Kaiser Friedrich IV. gelobte, als er in seiner Wiener Burg belagert wurde, in: Jahre I4(i2 die Gründung eines neuen Ritterordens, der Land und Christenthum gegeu die Türken vertheidigen sollte. Diesem neuen Orden, den Georgsrittern. wurde im Jahre 14lW das in Wirtschaft und Disciplin ganz heruntergekommene Bencdictinerkloster zu Millstatt nebst vielen anderen Herrschaften übergeben. Der treffliche Johann Tiebenhirter war der erste Hochmeister. Er baute Kirche und Kloster um. Doch der Orden wollte nicht gedeihen. Die Zahl der Ritter blieb eine geringe, eilf Mann im Jahre 1471, und anch der Titel der „gekrönten Ritter", welche, anßcrhalb des Stiftes stehend, nur dnrch Beiträge der gnten Sache helfen sollten, zog wenige an. Der Hochmeister aber war in beständigen Geldverlegenheiten, da die Ritter ihre Ämter zu eigenem Gewinn ausbeuteten und nichts ablieferten. Und was das Schlimmste war, die Türken bekam der Orden nur zu sehen, als jene plündernd au den wvhlverschlossenen Thoren des Klosters vorbei bis in die Rcichenan vordrangen. So fristeten die Kreuzherren ein ruhm^ und thatenloses Dasein, bis das Kloster im Jahre 15^ den Jesuiten übergeben wurde, in deren Besitz es bis 1773 blieb. Aus der Iesuitenzeit ist das Jahr 1737 hervorzuheben, in welchem die geplagten Bauern, dreihundert an der Zahl, aufgereizt vou ciuem sichern Josef Paul Zopf, sich gegen die Patres erhoben und das Stift eiuuahmcn. Doch bald wurden die Banern von den Spitaler Bürgern gezwnngcn sich zu ergeben, worauf die Justiz iu den damals üblicheu unsauften Formen ihres Amtes waltete. Die Stiftskirche ist sehenswert, sie enthält noch manche romanischen Elemente. Noch interessanter ist der Kreuzgang, der die ursprünglichen Formen rein bewahrt hat. Das schönste im Stift aber ist eine nralte Linde von mächtiger Größe, nntcr der es sich auch dauu gut säße, wenn auch nicht ein, Bierquell daneben sprudelte. Nikt versetzen wir uns wieder nach Spital zurück und machen uns auf den zweiten Seitensprung, wegen dessen man an der Mündnng der Liescr Halt machen mnss, und verfolgen das frische Bcrgwasscr bis zu seinen woltenuahen Quellen. Hoffentlich wird es nicht mehr lange dauern, bis man von Spital nach Gmünd anf fast ebenein Wege neben der Lieser durch die schattige Bcrgschlncht traben kann. Von Licscrhofcn aus benutzen wir auch schon Onmnd, HA die neue Straße; aber bis dahin müssen wir jetzt noch die alte Straße wandern, bergauf über den Bühel, ^ratr«» genannt, als sollte es den Almen nnd Hörnern des Hühncrsbergs zugcheu, dann über den waldigen Rücken hin, dnrch den tief nntcn die Lieser ihr Vett ausgefressen, nnd hinab zum grünen, rauschenden Flnssc. Durch den Graben, gebildet von den Abhängen des Schirnocks rechts, des Hühnersbcrges und der Dornbacher Alpe links, kommen wir bis zu der Stelle, wo das helle Wasser der Lieser sich mit dem Kces-wasscr der dreimal stärkeren Malta mischt. Links hinein öffnet sich der Boden des Maltathals, abgeschlossen durch mächtige Berge, unter denen die hohe, schöngeformte Gestalt des Sonnblicks mit seiner stolzen Spitze und den Schneefeldern darunter dominiert, rechts hinein setzt sich der Liesergraben fort. Wo Maltathal nnd Liesergraben zusammenstoßen, liegt der Vorort der Gegend, ein maucr- und thorbcwchrtcs Städtchen mit zwei Schlössern, einem alten auf steiler Höh, einem neuen am Markte; es ist das herrlich gelegene Giuüud. Wer von der Brücke neben dem alten Stadtthore hineinschaut in die Pracht des Thales und der Berge, wer sich von den thätigen und liebenswürdigen Bewohnern der Stadt erzählen lässt, ans welchen Eisfeldern das milchgraue Wasser da uuteu zusammenfließt, uud über wie viel hohe Felsen uud mächtige Thalffterren es hinunterstürzt, wer die netten Häuser des stattlichen Platzes anschaut und in einigen derselben um wenig Geld mit viel Behagen seinen Leib gestärkt hat, wer draußen am Kreuzbichl au sonucnwarmcn Tagen ciu frisches Bad genommen, wer in den Wäldern umher die Hirsche röhren und im Gewäudc die Gemsen ftfeifeu gehört hat, der wird sagen wie wir: Hier ist gut bleiben! Bevor wir aber in das Hciligthum, dessen Schlüssel Gmünd ist, in das Maltathal, eintreten, wenden wir uns rechts und verfolgen den Lauf der Licser, Gegen Osten hebt sich über die Wälder seiner Hänge der sanft-» geformte Tchiruock; diesen sollte man znerst besteigen, wenn mau Gmünd zum Ausgaugsvlmktc einer Neihe von Hochgenüssen gewählt hat; eine leichte Tagespartie, für einen gntcn Geher eine Halbtagspartie, gibt der Schirnock — Tschcrneck heißt er eigentlich, was ans deutsch „schwarzer Gupf" bedeutet — eine ebenso malerische Alissicht, als eine vollkommene Übersicht des „Gmündthalcs" mit den waldigen Gräben und den Almew höhen im Osten, mit den dunklen Tiefen und eisglänzendcn Gletschern des Maltathalcs im Westen und Norden, An den Wäldern des Schirnocks vorüber wandern wir, die schöne Neichsstraße entlang, nach der Gewerkschaft Kreuzbichl, gräflich Lodrouisch wie die gauze Herrschaft Gmünd, und nach Eiscntratteu, dem Geburtsorte des genialen Bildhauers Hans Gasser. Die Fortsetzung des Weges, an mauuigfacher Abwechslung reich, l)0 An der Lieser lind Malta, bringt uns durch die Dörfer Leobcn und Kremsbrücken, vorbei au der Ruine Ranchentatsch in das eigentliche Katschthal, nach Rennwcg. Von Lauben uud Kremsbrücken führeu lange Gräben in die Abgeschiedenheit der Staugalpengruppe. Auf den König stuhl kann man durch den ^eobcngraben gelangen und dabei Station im Karlbade machen, wo man den Banern das Nad in ausgehöhlten Baumstämmen bereitet und das Wasser mit glühenden Steinen hitzt. Auch dnrch den hübschen Krcmsgraben kann man dieser leicht ersteigbaren nnd höchst lohnenden Knppe zuwandern, dnrch das hochgelegene Pfarrdorf Krcmsalpe hinauf znr Knavpcnhütte am AbHange des Saurcck, hoch über dem prachtvollen Almbuden, „Schönfeld" genannt, vorüber am Rosenccksce und am priesen Halssee. Abcr uicht nur eine weite uud schöuc Rundschau bietet der Königstuhl, der Grenzstein dreier Läudcr, in den Almen und Hochthalwinteln hernm webt noch die Altmntter Sage ihre roinantischen Gespinnste, und die Sennerinnen wissen dir von der „blntigen Alm", von der „Frei-mannsgrnbc" im „Verborgenen Thal", von Schatzgräbern zu erzählen, die vielleicht noch hcnte in verschwiegener' Nacht an das tanbe Gestein klopfen nud bereit wären, nm das liebe Gold ihr Leben gegen den rothen Freimann und ihre Seele gegen den Tenfel zu wageu. Von Rennweg führt die Poststraßc nördlich über den Katschberg ins salzburgischc Lnngau; das Thal der Licser aber, im vorderen breiteren Theile Katschthal, weiter nach innen Pöllathal genannt, setzt sich gegen Westen fort. Von dem auschnlichen Dorfe Et. Peter im Katschthal kann man das Steinwandcck ersteigen, sich von dort der Anssicht in das Lungan und ans die Bergkette vom Hafner bis zum Hirueck erfreuen und dann über die stcileu Grashaldcn lnstigc Abfahrt machen, oder man steigt südlich dnrch den Wolfsbachgraben znr Pcitlerwnrzihütte über die Hochmahden am Stern, Puisnigcck und Waudsvitz auf den Faschauncr, auch Reitereck genant, nnd von da ins Maltathal, ein Spaziergang, dessen ganze Genüsse besonders anfangs August verkostet werden können, wenn die Heumahd die sonst so stille Alm mit lantem ^ebcn erfüllt, wenn das Dengeln der Senfen von den Abhängen des Stern erklingt, wenn aus der Nähe vielstimmiger Gesang der Mähder schallt, wcnn's von allen Fernen jauchzt uud jodelt, nud vou deu Fclscnspitzcn herab die Peitschen der Halterbubcn knallen. Der hohe Herr des Katschthals aber ist der Hafner, der drinnen im innersten Pölla-Winkel über eine furchtbare Wilduis von Geröll nnd Schneefeldern sein granes Haupt erhebt; doch ist es bequemer uud sicherer, seine Bekanutschaft vom Maltathale ans zn machen. Nnn aber ins vielgepriesene Maltathal! Was seine Specialität ausmacht, das sind die Wasserkünste, welche die im Erfinden unerschöpfliche Das Malt^lhal, 91 Natur in reichster Fülle und Mannigfaltigkeit, ein Object ucben dein andern, nnd eines schöner als das andere, aufgestellt hat, und welche sie mit den rcichströmeuden Ergüssen der Schnee- und Eisfelder im besten Gange erhält. Über zwanzig größere Wasserfälle zählt man, die man Vom Wege aus schauen kann, ungerechnet die, welche in versteckten Schluchten oder hoch droben über der Thalsohle, ungestört vou jeglicher Vewunde-rung, medersprühen. Die Meisten beguügcn sich damit, über Malta' bis zum Pflügelhuf zu fahren, wo stch das eigeut liche Thal schließt uud der Graben beginnt, den von Stc-phansthurmhöheherabsprüheu-den Fallbach zn bewundern, einen Abstecher zu den beiden wassergcwaltigeu Gössfällen zu machen, die uuter dem „Hohen Steg" und der „Hohen Brücke" Hinabdon nernden Fälle der Malta zu schauen, vom Hohcnsteg aus den neu angelegten Touristen steig hinüberznbiegen, von den: ans man die Cascadcn de^ Meinikfalles überblicken kann, mit dem hohen, Wasser^ reichen, prächtigen Hochalm fall nnd dem wenige Schritte von ihm entfernten „Blanen Tumpf" abzuschließen uud nach vergnüglicher Nast bei der Traxhüttc in der Schönau wieder umzukehren. In der That bietet diese kurze Strecke Bilder von einer Schönheit und Großartigkeit, wie es überhaupt uicht gar viele ill dem gauzeu Gebiete der Alpen gibt, nnd das Maltathal verdankt den Felsen nnd Wasser-stürzen vom Fallbach bis zum blauen Tumpf seinen Namen. Aber doch lst dies alles nur ein Theil der Herrlichkeiten, die das Maltathal in sich birgt. Vor allem soll ein jeder, auch derjeuige, dessen Beinen die Götter nnr ein Mittelmaß von Krcift verliehen haben, von I^> Fa!Il»lll>! 92 An der Lieler und Malta. Malta in zwei bis drei Stunden auf das Fafchauncr-Thü'rl hinauf« steigen; der Anblick der dem Beschauer gegenüber thronenden Hochalmspitze mit ihren Gletscheru nud dem imposanten Gefolge der umgebenden Kolosse wird ihm reichlicher Lohn sein. Verspürt er Lust uach alpiuer Kost auf einer wunderbar schön gelegenen Alm, so gehe er vom Thörl hinein in die Perschitz und von hier, wenn er nicht kopffchcu ist, hinunter den Bach entlang bis dahin, wo der Waldbodcu in die ungeheure Tiefe feukrccht abbricht und der Fallbach im tühnen Anlauf dem Freisprung ins Thal, viel über 100 Meter tief, entgcgenhüpft. Über die senkrechte Wand hinaus biegt sich eine trummgewachseue Fichte; auf diefen Auslug hat sich auch schon mauch' Toller gestellt, der dann mit geschlofsencn Augen rückwärts kriechen musste. Das ist uicht uothwendig, aber uothwcndig ist es, nachdem man einmal so weit gekommen, die immerhin etwas schwindlige Schlüsselstiege hinab zur Tiefe des Fallbachsturzes zu klettern. Seine volle rauhe Schöuhcit, feine rechte Großartigkeit, bestehend aus weithin gegosseuem Eis, aus Massen schwarzer Felseu, aus dem wildesten Geröll, und uur wenig gemildert von lebendigem Wasser, von Almcngrün und kleinen Beständen langbemooster, uralter Bäume, hat das Maltathal für den aufgespart, der hinter den blaneu Tumpf vordringt. Über die Beschaffenheit der Wege, die seiner warten, kauu der Wanderer nicht lange im nnklarcn bleiben; die Kletterpartie unter der „langen Wand" hin gibt bereits genügenden Vorgeschmack. Dafür entschädigen ihn die zahlreichen Wasserstürze, der Aublick der ab und zu iu die. Thalschlucht hineinschauenden Hochgipfel, die grüueu Alnibodcu bei der Adambauer- uud bei der Wastlbaucralm, der uralte Lerchcnhain auf dem Wiefcngrund in der Nähe der letztgenannten Hütte. Bei der Wastlbauerhütte, der letzten Kuhalpe im Maltagrabcu, mag wohl auch eingekehrt werden; dagegen ist die Annäherung au die auf einem Felsblock steheudc Adambauerhütte nicht rathfam uud ein Ausgleitcu iu dem unergründlichen Koth von den nach--haltigsten und nicht gerade angenehmsten Folgen begleitet. Danu über-schreiteu wir den Kelnbrcinbach unb sind bald auf der prächtig gelegenen Sameralm angelangt. Hier steht eine Ochsenln'itte, ein Jagdhaus und das uengrbaute Touristenhaus, eine willkommene Nachtstation nach der achtstündigen Wauderung von Gmünd uud ein Ausgangspunkt für die Bestes gnng des Antogels, sowie für die Übergänge über die Arlscharte nach Hüttschlag, über die Kleinelendschartc nach Gastein und über die Groß-clendscharte nach Malluih. Gerade vor uns steht in trotziger Isoliertheit das brauufelsigc Schwarzhoru, zu seiuen Füßen vereinigen sich die aus den Gletschern des großen Elends und des kleinen Elends kommenden Bäche zum Maltabache, rechts schaut die vereiste, uur an den Kanten schwarze Pyramide des Tischlerkarspitzes auf die Alm herein, auf der Das Maltllthlll, HH entgegengesetzten Seite schließt der weithiugestrcckte Kelnbrein-Kees ab, von schwarzen Gipfelfelsen überragt, hinter denen das Hafnereck hereinlegt. Alle eben genannten Übergänge geben umfassende Übersichten über das Prachtgebict der Hochalmspihe und des Ankogels, über die mächtigen tief herabreichenden blanen Gletscher des Faschnocks, aus denen schwarze nnd rothe Felsen im wirkungsvollsten Contraste zum weißen Firnschnee nnd zum blanen Gletschereis hervorragen, beider werden diese Übergänge viel seltener gemacht, als sie es verdienen, weil sie im unverdienten Rufe besonderer Schwierigkeit oder gar Gefährlichkeit stehen. Die Arlscharte kann Von jedem, die Kleiuclendschartc bei gutem Wetter von etwas geübteren Bergfahrern ohne Führer übersetzt werden, obwohl ein solcher bis über das Kleinelend Kres immerhin erwünscht und bei Nebel nothwendig ist, die Großelendscharte endlich verlangt cmßcr einem tüchtigen Führer, wie man ihn in Malta oder manchmal anch beim Jagdhause bekommt, nur jenen Grad von Ausdauer, ohne den man sich überhaupt nicht in die Hoch-alpen trauen sollte, Dnrch den schönen Gössgrabeu mit seiner eigenthümlich reichen Vegetation und dem prachtvollen Zwillingsfalle führen anch zwei beschwerliche Übergänge in das Mollthal, der eine über die Dössner-scharte nach Mallnitz, der andere über das Kapouikthürl nach Ober-vellach, So kann man nm den gewaltigen Stock der Hochalmspitze mehrfache Querschnitte anlegen. Was aber die Thalwandcrnngen stückweise und unvollkommen, die Übergänge in beschränktem Maße genießen lassen, die Znsammenfassnng der einzelnen Schönheiten zn einem machtvollen Ganzen nnd die Erweiterung des großartigen Bildes dnrch Ansblickc, hier anf das Glockner-gebiet, dort anf Watzmann und Tännengcbirge, weiter auf Hochschwab und alles steirischc Land, endlich anf die Kalk- nnd Dolomitriescn, deren drohende Leiber mittägiger Dunst verschleiert, das gibt alles eine Bergfahrt auf einen oder den andern von den Giganten, die dem Maltathal zu beiden Seiten in langer Reihe dastehen. Von den Bergen auf der Nordscite dürfte der Sonnblick den ersten Rang verdienen; aber auch seine Nachbarn, der etwas Höhcrc nnd schwierigere Hafner nnd der nur etwas niedrigere, aber mit spielender Leichtigkeit zu nehmende Schober (im Katschthal Mareisigspitz genannt), haben ihre eigenthümlichen Vorzüge. Von den östlicheren Gipfeln anf der Südseite wird das Reiß eck mit seinen Seen bevorzugt. Der höchste im Range aber ist die weit-schaucnde Hochalmsvitze sl;355 w) mit ihren tief in die Thalnngen hinab-reichendcn Gletschern. Von der vier Stunden vom Pflügelhof entfernten Hochalmhütte, wo übernachtet wird, kommt ein frischer Tonrist bei gnten Schneever 94 'Das Möllthal, hältnisfen ohne Schwierigkeit in fünf Stunden auf die mittlere Spitze^ das letzte kurze Stück bis zur höchsten Erhebung erfordert allerdings Schwindclfrriheit. Der Antogel, der nächste Nachbar der Hochalmspitze, etwas niedriger, mit beschränkterer Aussicht nach Osten, wurde bisher viel häufiger bestiegen. Dies dürfte sich ändern nnd der Huchalmspitz zu allen verdienten Ehren kommen, wenn einmal auf der schwarzen Schneide das Schntzhaus steht. y. Vas Möllthal. (Das Lurnfeld.— Das Mölltyal und seim' Bewohner, — Wanderung dnrch das Thal. — Heiligenblut nnd drr Großgiockncr.) Eine kurze Fahrt bringt nus von Spital an den Ausgang des Möllthals. Wir durcheilen die schöne Thalbrcitung zwischen deni Guldecl nnd dem Hühncrsbcrg, das Lurnfeld. In seinem Namen klingt Tiburnia nach, die Nümerstadt, Sitz eines Bisthums seit der Hälfte des vierten Jahrhunderts, bis sie in den Stürmen der Völkcrwandernng zn Grunde gieng, wahrscheinlich von den Slaven zerstört, als diese ihre Herrschaft bis über das Toblacherfcld ausdehnten. Als mit der fränkischen Ober,' Herrschaft das Christenthnm zum zwcitenmale ins Land zog, schien es an die Erinnerung römischer Culturstätten anzuknüpfen nnd crhob seine ersten Kirchen, wo voreinst Virnnum und Tibnrnia gestanden, im Zollfeld Maria-Saal, im Lurnfcld St. Peter im Holz. Aber nicht ohne schweren Kampf sollen die Slaven sich ergeben haben. Von der Magdalcna» Kapelle, den Linden, die sie nmschatten, und den Mulden im Boden hernm geht eine düstere Sage. Hier wurde das Slavenhccr von den Franken vernichtet, nnd sterbend verkündete der heidnische Oberpriestcr, wenn die Linden znm drittenmale sich erncnern würden, so werde das geknechtete Slavenvolk sich erheben, die hier vergrabenen Kenlcn hervorholen nnd alle Deutschen erschlagen, und die Mulden hcrum würden sich mit Blut füllen. Blntmuldeu nennt sie seitdem das Volk. In der späteren Zeit, seit Karl dem Großen, erscheint der Name Tiburnia oder Liburnia in dem Namen der Grafschaft Lurn; in den Lurngau theilte sich uach L«>r '^chm'rfnl!, I^ 'Irt^ ^,I>I!^^!^ Disteln. Hst Das MölUhal, dem Verfälle der Comitatsverfassuug die Gebiete der Grafen uon Görz und der Grafcu von Ortcuburg. Vor der Station Sachscuburg öffnet sich in gerader Fortsetzung des Lurnfcldes das Möllthal. Die Flüchtigen unter den Wanderern, und das sind die meisten, dic Ungeduldigen, die cs nicht erwarten können, das hochgepriescuc Glocknergebiet zu betreten, und dic Unglücklichen, die nicht viel Zeit haben, verlassen jedoch den Eifcnbahuzug nicht, sondern machen dic Fahrt durch das ganze Drauthal uud lassen sich erst in Dolsach oder Lienz absehen. Von Dölsach gelangen sie dauu mit einer Steigung vou weniger als 400 m auf die Höhe des Isclsbergcs, der tiefclt Vinsattlung zwischen der Schober- und Krentzcckgrupve, genießen einen prachtvollen Ausblick auf das Lienzcr Feld und auf dic Tolomite zwischen dem Pustcrthal uud Lesachthal uud kommeu nach Wiuklern, wo die großartigen Vorhallen des Großgluckuer-HMgthums bcginueu. Die Senkung gegeu Wiuklern beträgt weniger als 200 m. Dieser Übergaug, um so wichtiger, je häufiger der Fahrweg durch das uutere und mittlere Möllthal uon Wildbächeu zerstört wird, ist leider uur von einer sehr schlechten Fahrstraße übersetzt. Hoffeu wir, dass das Reich bald sich des schönen Thales uud seiner wackern Bewohner durch die ohnedies nicht sehr kostspielige Anlage einer ordentlichen Straße über deu Iselsberg annehmen werde. Das Möllthal besteht aus drei landschaftlich von einander verschiedenen Theilen. Das untere Möllthal, von Möllbrückeu bis Söbriach, hat meist eine bedeutendere Breite, dic cs ermöglicht, dass die Bcrgeoulissen zur vollen Gcltuug kommeu. Schnell wechselud sind die Bilder zwar nicht, denn dic mächtigen Berge senken sich iu weitem Falteu-wurf zu Thal, aber man übersieht sie bis zu den erhabeuen Gipfeln hinauf. Dies uud der Wechsel der Cultureu macht eine Fußwauderuug lohnend. Weniger ist dies im mittleren Möllthal der Fall. Der Tagmarsch vou Obcrvellach bis Winklcru führt durch eiu enges, von der Moll und zahlreichen Wildbächen vielfach verwüstetes Thal, dessen Hochalpcubegrenzuug durch steile, waldige Ausläufer meist dem Blicke cntzogeu ist. Der Fußwauderer wird es daher vorziehen, bei Fragant die Sohle des Möllthals zu verlasscu und von Inuerfragant aus über die Höhe geradezu uach Sagritz und Döllack» zu waudcrn. Nur wird er sich bei schöuem Wetter uicht mit dem Übergauge über den Schober begnügen, sondern nicht vergessen, dem Sad nigg spitz oder dem Stcllkopf oder allen beiden einen Besuch zu machen. Für deu kleinen Zeitaufwand eines solchen Besuches erweisen sich beide, besonders aber der Stelltopf, überschwäuglich daukbar. — Der oberste Theil des Thales eudlich bietet eine Steigerung von Herrlichkeiten, die in dem Gr«pP0!isiei!i, ()7 Gri>p>ic,isl>,',!l, 2loi »wr iidcr) «avxtr». 7 9ß Das Müllthal. Großartigsten, das die österreichischen Alpen aufweisen können, in dcr Pasterze nnd dem Großglockucr, ihrrn Abschluss finden. Im Sommer tann man das Land, weniger die Lcnte kennen lernen; da sind sie zerstreut herum auf entlegenen Almen. Venn Ackerbau sieht nicht viel heraus; das schmale Maß Ackergrund, mit unsäglicher Mühe bearbeitet, trägt wenig, und wic oft ist alle Mühe verloren für immer, wenn das wilde Wasser Thalgrund nnd Ackerleiten in Geröll-Halden verwandelt. So ist Viehzucht das eiuzig Einträgliche. Diese wird aber auch brav und rationell betrieben, weniger auf Milchwirtschaft als auf Znchtvieh. Die Nasse, die den mit Recht gerühmten Naineu der Müllthaler-Rasse führt, ist mittelgroß, edel gebaut, fast durchgehendK Weis; nnd rothbrann gesteckt; mit Vergnügen bemerkt man die fortschreitende Vcrcdlnng dnrch sorgfältige Zuchtwahl. Im Winter, wenn das Vieh theils verkanft ist, theils im Stalle steht, da haben anch die Leute weniger zn thun. Da könnte man sie, wenn Wintertonrcn etwas Häufigeres wären, kennen lernen, wie sie auf allerlei ehrsame nnd lustige Kurzweil siunen, wie sie bei den umständlichen Hochzeitsgebränchcn, beim Hirten- nnd Königsspicl, beim Armensnndcrsftiel und anderen Lnstbar« keiten, dem Brauche der Väter tren, eigenen Witz nnd lcbfrische Einfälle anzubringen wissen. Doch nnbesncht können sie die Berge anch im Winter nicht ganz lassen. Da stehen hoch oben über der Holzgrcnzc, an wind-geschützten Stellen, mächtige Hcutristcn, die im August von den Almen' weisen, weiß Gott mit wie viel Plage, aber mit noch mehr Fröhlichkeit, zusammengetragen worden sind. Dieses Heu kann nur im Winter mit Schlitten zn Thal gebracht werden. Im December einmal geht's dann hinanf, von den Heiligcnblutcr Bauern allein wohl über zweihundert Menschen, nnd dann rasch an die Arbeit, denn in ein paar Tagen muss alles zu Ende sein. Über Eis und Schnee, vorüber an schaurigem Geklüft, fliegen dann die beladenen Schlitten bergab, ein „Hazcr" vorn, einer znm Bremsen nnd Anfhalten hinten. Geschickt nnd stark sind die Leute, und so kommen Unglücksfälle selten vor. In der Mitte zwischen Möllbrncken und Obrrvcllach verstellt ein freistehender Bcrgkegel die gerade Thalrichtnng. Schon weit vom Lurnfcldc ans sieht man ihn, der sich wie ein kecker Eindringling mitten zwischen die Hochwände hineingewagt hat. Es ist der Danielsbcrg. Schon den * Alten musste er auffallen. Als sie Noricum besetzten uud einen Weg über den Korntanern nach Gastein bauten, errichteten sie auf der mäßigen Höhe ein Heiligthum dem Hercules, dem Gotte der verborgenen Schätze, bedeutungsvoll in dieser Gegend, die dnrch ihren Goldrcichthum berühmt war. Auch dem Christenthum gefiel der Ort wohl, nnd es verwandelte den heidnischen Tempel in eine Kirche. Trotz der geringen Höhe ist die Anssicht WciüderllNst durch das Müllthal, 99 von der Danielskapcllc eine sehr lohnende. Da das Möllthal bis hiehcr eine gerade Fortsetzung des Drauthals ist, so reicht die Thalsicht bis Villach, nach der andern Seite bietet sich ein neues Bild, die Thallcmd-schast von Obervellach uud die Kare und Schnccfelder der Stellkopfgruppe. Hinter dem Danielsberg, bei Nap lach, überschreiten wir ein Trümmerfeld, das sich eben wieder mit jungen mageren Bäumchen zn besetzen beginnt. Dieses grobe Geröll hat der Teuchelbach herausgeschoben aus der Teuchel, einem Alpenwinkel von großartigen Schönheiten, der durch eine enge Schlncht von der andern Welt da draußen abgesperrt ist. In dieser Einsamkeit wohnen ein paar hundert Menschen die dcu Winter uud seiue oft gepriesene Beschaulichkeit gründlich genießen können. Nicht als ob der Winter strenger wäre, aber zur Zeit des Hoch-schnecs nnd des Lawincngangs sind sie von jeder Verbindung mit der Außenwelt abgeschlossen, nnd das dauert oft viele Wochen. Der Hauptort des Thales ist Obcrvellach, ein alter Markt mit stattlicher Kirche und mehreren größeren alten Gebäuden, den Zeugen einstigen Bcrgscgens. Hier war der Sitz des Oberbergrichters. Seil, langem hat der Goldbcrgban aufgehört für das Thal eine Quelle des Reichthums zu sein; in neuerer Zeit haben es mehrere wieder mit dem Goldgrabcn versucht und dabei sehr viel eigenes Geld angebaut. Was die letzten sieben Knappen anf der GoldZeche im Jahre 1878 ans alten 10s) Da« Müllthal, Halden gewannen, blieb nnanfbcreitct liegen. Dass aber schon vor zweihundert Jahren ein so rascher Verfall eintrat, daran trugen außer der Entwertnng der Edelmetalle anch besondere Umstände Schnld, nämlich Ranbban und die Auswanderung der Protestanten. Oberocllach liegt an dem 5taponigbach, einem bösartigen, wilden Gesellen, der schon manchmal über die festen Dämme gehüpft ist und Unheil angerichtet hat. Etwas oberhalb des Marktes kommt aus waldiger Thalengc der Mallnitzbach nnd stürzt sich über die letzte Fels-stnfe in einem schönen, ebenso wasserreichen als hohen Falle. Gegenüber diesem Wasserfalle, dem sogenannten Zcchnerfalle, ragt ans steiler Felshöhc ein wohlcrhaltcncs Schloss, Gropftenstein, von dem Architekten Stiv-vcrgcr stilgerecht restauriert. Der oben hanscnde Castellan, im bürgerlichen Leben ehrsamer Schuster, zeigt dem Vcsncher den rittermäßigen Hausrath, alte Waffeu uud sonstiges romantisches Allerlei und führt ihn auf die Altaue und ms Vnrggärtcheu. Berg und Thal liegen weit nnd schön da, nnd hat man sich schwer von der Südanssicht getrennt, so will man sich von der Nordseite gar nicht mehr losmachen, von dem sinnenden Schauen in die Schlncht, aus drr das schäumende Spiel des Falles hcrauslenchtct und die unendliche Melodie des Wassergcbranses emporranscht. Doch wir können nicht bleiben. Vor allem müssen wir diesen Bach entlang, dessen Fall wir bcwuudert haben; denn er kommt ans der Mallnitz, dem herrlichen Hochthal. Das Dörfchen Mallnitz, anf grünem Wiescnplan, von den schönsten Bcrgsormcn nmgcbcn, hat einen guten Namen bei den Gebirgsfrennden und wird häufig besucht wegen des fchönen uud bequemen Überganges über deu Mallni^er oder Nass-feldcr Taucrn nach Gastein. Es eignet fich aber anch ganz vorzüglich für ein längeres Standquartier, um von hier aus dem Stapitzersec und der Lassacher Alpe oder der Lonza einen gcnussreichen Besuch zu machen, oder die Besteigung des Ankogels und die Übergänge über das große Elend in den Maltagraben und über das Dössenerthörl in den Göss-graben zu nntcrnehmen. Auch der Huchalmspitz kann, wenn anch schwieriger, von dieser Seite in Angriff genommen werden. Führer znm Hcrnmstreifen in dem gemsenreichen Geschröff nnd in den am weitesten gegen Osten vorgeschobenen Keesfeldcrn sind in Mallnitz zu haben. Auf dem Wege von Obervellach nach Winklern passieren wir eine Ncihe von Dörfern, unter denen Stall das bedeutendste ist. Vor Stall überschreiten wir einen riesigen Schnttwall, den Klausenkofel, der die Moll staut, so dass sie sich oberhalb des Bergsturzes secartig erweitert. Durch die Nunsen des Schnttwalles rinnt hie und da ein graues, dickes Gebräu, welches aber nach Regenstürzcn zn gewaltigen Schlammlawincn anschwillt. Da scheint der Berg zn Thal zu steigen nnd der ganze Waiidcrunn durch das Thal, 101 Klausenkofcl sich in Bewegung zn setzen, der Boden wird unsicher, nnd der Wanderer beeilt sich, vor dcm gräulichen Gemisch zweier Elemente sich ins sichere Dorf zn flüchten, Winkleru, der erste Ort im Möllthale für diejenigen, die mit Vermeidung des nnteren Thales uon Tölsach über den Iselsberg her kommen, liegt sehr freundlich am grünen, sanft sich senkenden Gchäng; es würde zn längerem Bleiben einladen und böte ein paar sehr schöne Partien, eine leichte ans den Almboden und zn den Seen der Wangenitzcn, eine beschwerliche, aber sehr lohnende ans da« Pctzeck (32«:j m). Aber die Anzil> hüngskraft des Gluckners wirkt hier schon viel zn mächtig, als dass an Aufschnb gedacht werden könnte. Wir eilen über Mörtschach nach Döl lach, bemerken mit Vergnügen, dass diese Ortschaft ebenso wie Obei' vellach sich verjüngt und die früheren Tpnren des Verfalls mehr und mehr verschwinden lässt, machen der nahen Zirknitz Grotte einen kurzen Besuch nnd unterlassen es, nach einem angeblich 150 >" hohen Zirknitzfall zn forscheu, der Von einem Neisehandbnch iu das andere hinüberspringt. Bald wird das Thal ein anderes. Ungedeckt von Vorbergcn entfalten die Höhen des Haupt- D^ Im'nfrrnipr»«,,, zuges ihre volle Schönheit. Der schöne Berg rechts führt den unergründlichen Namen Stauziwurdi! er ist 2707 m hoch, in fünf Stunden mühelos zu nehmen, nud wegen seiner weniger weiten als schönen Aussicht gerühmt. Bald zeigen sich die schönen Berge des Glockncrstockes, der Brenntogcl und die steilallsstcigende Rächerin; endlich, nachdem der letzte Qnerricgcl überwunden ist, der Großglockner selbst in allen seinen Prachten. Bevor aber die Höhe von Zlapv erreicht ist, erhalten wir als passende Zugabe 1H2 Das Möllthal noch zwei Wasserfälle, den zartschönen Iuugfernsprung und den gewaltigen Möllfall. Vor der einzigen Schönheit des Bildes: Hciligcnblut mit dem Großg lockn er, tritt alles bisher Gesehene zurück (vgl. S. ?). So schancn wir uns denn satt, meiden den Versuch, den tausend Beschreibungen eine tausend und erste hinzuzufügen nnd halten beim Schober in Heiligeublut Einkehr. Die Zeit bis zum Mittagmahl wird durch Besichtigung der Kirche und wo möglich durch ciuen Spazicrgaug auf die obere Fleiß ausgefüllt. Vou der Fleiß hat man den freiesten nnd schönsten Blick auf die Heiligen -bluter Landschaft, in der Kirche aber lasseu wir uus die Geschichte vou dem seligen Nriceius erzählen, der, mit den Trupfeu heiligen Blntcs von Konstautinopel heimwärts reifend, im Schneestnrm vcruuglückt, dessen Leichnam auf wunderbare Weise gefunden wird nnd so Veranlassung gibt zum Van der Ariceinskapcllc und später der schönen gothischen Kirche, die mit ihrem spitzen Thurm.', wie oft bemerkt, so stiluoll zur schlanken Eispyramidc des Großglockners passt. Und nun der Moll eutgegeu bis dnhin, wo sie aus dem Absturz des Pastcrzcnglctschcrs hervorrauscht, und dann noch ein Stück aufwärts bis zur Franz Iusefs-Hühc, deu Weg, den jährlich Tausende mit Entzücken, waudelu. Laugsam hebt sich der bequeme Pfad; in anderthalb Stnndcn ist du> Briceiuskapclle erreicht, das prächtige Wasser und der Anblick des gegenüber herunterstürzenden Lciterfall, des schönsten im Möllthalc, verlangen eine Nast. Dann geht's weiter, immer bequem nnd mit jeder Viertelstunde schöner, durch belebte Almmahden. Die „böse Platte" sieht nur von der Ferne etwas bedenklich aus, währeud sie sich beim Betreten als ein gauz praktikabler Felssteig erweist. Noch ein Wiescnriegcl, nnd der grandiose Absturz der Pasterze liegt vor uus, überragt von den vereisten Steilwänden des Glockners. Ober dem Absturz der Pasterzc, auf dem Brcttboden, steht cm solider, netter Steinbau, der in seinen Nänmeu allerlei Herzerfreuendes in Form von Speise und Trank birgt, uud eine bedcuteude Anzahl uou Vctteu, sowie für den ansftruchslusereu Wanderer ein Hculagcr auf der Pogratteu euthält. Von diesem Glockuerhans, das eiu rüstiger Bergsteiger auf Wocheu zum Ausgangspunkte für zahlreiche Hochtouren ersten Ranges machen kann, ist noch eine Stunde Weges bis zur Franz Iosefs-Höhe, einem etwa'? vorspringenden Pnntte in der Abdachung der Frciwand. Hier ist für die Meisten das Endziel erreicht, von hier nehmen sie die unvergesslichsten Eindrücke mit sich, nm sich zeitlebens jenes Naturschauers zu erinnern, den sie gefühlt, als sie zum erstenmal über dem mächtigen Eismeer der Pastcrzc die erhabenen GlanMstalten des Gluckners und Iohannisbergs m den tiefblauen Himmel empurstarren sahen. Ler GroWocknci- ^^)Z Zahlreiche Iochübergänge geben Gelegenheit, den Anblick der Mock-ncrgrnppe von allen Seiten zu genießen. Die leichtesten ilnd am häufigsten gemachten sind die über die Pfandclschartc (von Heiligenblut aus über das Hochthor) nachFcr^ leiten im Fnschcrthale, und über das Berger-thörl sodcr anch über das Peischlachthörl) nach Kals. Ter Weg nach Kals lässt uns, wenn wir die Marr^ wiese überschreitend nns nmsehcn, noch lange die Herrlichkeit des Pastcrzenbildes genießen, zeigt uns dann, wenn wir über den KatzenHeig bei der Leitcrhüttc vorbei nahe der Höhe gekommen sind, den Olockner von der Rückseite; das Bergerthorlselbst bietet die schönsten Bilder, in der Nähe nördlich den Glöckner, südlich den Hochschober, in die Ferne gegen Tirol den Vencdigcr,dicDeffcreg-gcrberge und dieDolo-mite, gegen Kärnten die vergletscherten Höhen um dcn Hohcnaar. Dazn kommen pracht volle Bergtouren in reicher Auswahl. Es muss ja nicht gerade der Großglockncr sein; trotz aller Erleichterungen verlangt er noch immer mehr, als dass man sich in Kniehosen gnt ansnehme. Der Brennkogel, der Hohcnaar und der Iohannisbcrg sind ja anch hohe Herren und deren Bezwingung anch des Schweißes der Edlen wert, nnd eine T.I6 l'!iocl,il,'l'l>a>is. 1HH. Tas Älüllthal, solche genufsreiche Tour, bei der die Aussicht wohl etwas an Write, aber nichts an Schöuheit dem Glöckner nachgibt, lässt jedenfalls mehr Befriedigung zurück, als die große Zahl derer gefühlt hat, die mit schlotternden Knieu und schwindelverwirrten Sinnen vor der Schneide zwischen dein kleinen und dem großen Glockner zmückblciben mussten. Natürlich bleibt aber der Großglockner selbst das letzte, begehrenswerteste Ziel. Anf Veranlassung des Cardinals Altgrafcn Salm wurde die erste Spitze am 25. August 1799, die zweite am 28. Inli Ittttl) znm erstenmale erstiegen. Seit der Zeit hat der Glockner und sein Gebiet eine ganz stattliche Literatnr hervorgerufen: Schaubach, Rnthner, von Sonklar, Agassiz uud Karl Hofmann sind die besten Namen. Was aber kein noch so beredtes Wort leisten kann, eine Offenbarung der Wnndcrwclt des Glockners für den, der sie uicht gesehen, uud das schönste Andenken für den, der seinen Fuß auf das herrliche Bergeshaupt gesetzt hat, das hat der Pinsel eines für das weitschanende Hochgebirg nnd für seine Heimat begeisterten Mannes geleistet: die Glocknerbilder und das Glockncrpanorama des zu früh verschiedenen Meisters Mar°cus Pernhart. Tic Zahl der Glocknerfahrten ist in stetem Steigen begriffen, besonders seit der Erbauung der Stüdlhütte auf der Vanitscharte, und des Untcrknnftshauses auf der Adlersruhe. So kanu das letzte schwere Stück mit frifcher Kraft in Angriff genoininen werden und ausgezeichnete Führer walten als kräftige Schutzengel; glücklicherweise braucht es aberuoch immer genng mutige Kraft, um allzu gemächliche Sountagsfpaziergänger ansznfchließen und das Selbstgefühl des glücklichen Ersteigers verdientermaßen zn heben. So schließen wir mit den Versen des Gallenstein schen Vaterlands-liedcs, in welchem die Glocknerlaudschaft mit Necht die erste Stelle einnimmt: Dort wo Tirol cm Talzbura. grenzt, > Des Glockners Eisgefilde glänzt, Wo aus dein Krau.;, der es muschliefjt, Der Leiter reine Quelle fliesst, Laut tosend liingo der Bcrge Rand — Beginnt meitt llMres Vaterland. Nibilbi,ns,?n mn PDülchung fliulossraphischei Aufnahmril vvn Alois Veer in Klageniuit, Register. «!»! d»r mi» ' I'lzcichnlltN «tixnznhl b«fin»!t sich lit btjüglich« I»!>!>ra,lon, Adainbauerhüttü 32. Aclerbait 10, Asriherscr 8«, UlliN'cht >! 21, Almleben i?, Alpen, Kariusch' 7, A!»en, Hanihallr «, Allschaitc 92. «Mow, 48. Auwldstein 7!;, ?b'. Arriach «0. Auffeiistciii l2. Avare» 20. N«rbl>la°Vadl 4>. Äärenthal i<». !i^>. Värenthall!r 5ko<^na 63, Vcrssbau 1«!, Ät'inrrthllr! N, 103. Vierbanm 7«, Vlaili'l- Tllmpf 91. M'ilierss 70, Vleibimi «!. Vlllch^i^ben 73. «odcnthal 10, «3, Borutt, 20. Nrenillogel 103. Vanalthal 7?, Dacköwir 5,4. Danil'Isvcln 9«. Deutsch« Prtcr «3, Leutichthum, Ausbiei- Dol'ra5 ?, 6s, ?!». LiMnch 101, Dössneilcharte 92. Drau 8. Nüinstein 38. l«-t,ci!ll,al?4. libcrnborf «I. lzbelsN'in «0. Einöd 5-v EUciihiit 42. Eilcxinbustrie 17. Eisl'ittratten 80. Vaalersee 12, «4, «u. Fallbach !)i*. Falchaunci 90. — Tyurl 92. zederami «?. ZriNrih 72. Feldlirchcn 51. sseidsee '2. Fella ^. 11. Fmtrnslci» 63, Fiicheiri IN. Flattuch 1U, 40, 43, ssleif! !0H. Fraqant l!l!. Fraxz Iolefslwhe 1U2, ssreibachgrabl'n 1» Frirsach ^«, 39*. ^ Ar»nne>l 4>*. Fiinslpch 60. Gail !>. Oaild^li 7. Oailtlial ?o. Oa,l!l,a,^r Ti-achw! 7?'»°. Gasil'r, Hnls «0. «7", »!). b!cornilicrgl si, GcorgsritU'r 88. Gla», Glanthal 10, Olll,,furt II. G!bclm'rl,a»s n>2, !o^.-«riittmic N2. GÜisfllll !!,. Gösöiiralicn 93. OlAdl'K 42. «rllVvsuNelN !!7"', 10U, G'ufi^cobjchnrfc ^»2. Eioßs,Iocln« «, 7^ lOi Ojchru'i 87. Giiidlck ?, 85. O»rr, Äiithum 49. O»l'l lu, 45. — Tom 4». GuN, l'ngl' 4'». Hafiirr ß, 90. Hallen,W. Haibrck »2. HcUisscublilt 102, ^clsncnbcrg 53. Hemma 4N. Hcrmossor 74, H«ma,»>, Haxptm, ^,^! Heizossstübl üi. Hirl 4^, Huchal»,?all 9), Hliclialiülpitze «, !>3, Hochwild 42. bohe Brülle 91. Hllnonaar 103. Huhenstciii 52. Hulnr Steg 9l. Hollciwurq 33. Hopfl'nlilU! l6. HulMrliruim ü^, Huttl'illierq '. Hillt^ilicrger Union 59, Jaulen ?7. ^llU!i1!>al i)N. Iiliiafcrllsprunn S, 101 Kl-.nl^r s>2, K>lnlrr°>tl'eita tapüma,liüch 81. ^arnlitünien ^!!. z!arllwll»Ien U. »«rlliad 9«. Karlsl'erq 52. >lar»t!inss 34. lltl^blui^rstcin K7 «alichdern 0, »0, K»tschtt,lll 90, Kclltlwaod ^, 7>. Klustsnfurt 23. Mllusenlofrl loo, ztleinclrndlchartl' 92 Kloftcmrrsce 1?, s>i. Kofl'l 79, Kollitlch ?>0. ttünisssbern 80, Kö»i,iss!>,Iil «, !w, Noralp^ 7, 5,!, «trlliaer-2ch,äss>>r s,2 Uätschach 75,, Krappfeld 48, Klebrnzr a. 42, Kremöalp^ 90, Klliilszirabei! »', Kiruzberal »0, Krcuzbichl 89. Kreuzl'ctssluppl,' . Kluill'n 44, Kust'nstech»>i! ?2, »uhnidorf «>, «andslron «7, 69". Latsch', r 1, Lllunsdoif Li, Lavamünd 58. Lavant 11, Ullvantthal d4, lleitrrlüll 6, 102, iieit«sto!N 43, Ur!ach!h,il, 9. 70, 77. Uirdmss 48. Lie^r 9. 85. ^ st°l« 3. Licstli^, 78. Lindwurm 2l, 25*. Loibl ,!?. Loibltlinl 10, . Loreuzcn 78. Luffqau 78, ?g. Lurnfl'ld 04. Lujchariderg 83", MassdaUmalllpelle 9^. Mai^rhofcn 41, Maicrii',1 :'.». Mlliüh'rd 0, Tirol 21, Malborghct 84, Malli'i^ 99"', 100. MaUni^bacl, 9 MaNiiiül'r Täubin N Malta ü Maltallial 90. Manssnrt «, 80, 81*, 82. Mannvbern 49, Maria.«ail ««. — Ra,n N4, ?,5*. — Saal 24, Z?* — TIiercNen-Ziatue 25. — Wl'itichach 59. — Wort!, L!^ 20. Mm,I!a,'ch. Mar«. 4». Maüilien 7N, MelnilfaN 91, Mcini^ l'>, 42. Millauzliof «2. Millstättcrsee 8«. Mirnock 87, Miss II, Mitt'ssstossel 8, «4. Ätodestlis iiU, Müll 8. M»Mr»cken 96, MMlfnll IU2, MiMhal !<4. Monta».Industrie IU, Montatick 8, 82. Mon« (iarantanuZ 34. Wome Cruce?7. 106 Neuster, Monte Paralba 78, W°°sb»ra 2«. Mosinz I», Mnften ??. Nahfeldei Tauern 100, Äoricum !9, Nuhberss »2, Oberhllf 42. Oberbrauburg 77, ^liervellach 9s. Obir 8, «2. Obst 16. Olsa ia, Ortenbnr» 85, Oicheninsee 12, ossiach 5,4, Otto d« Fröhliche 21. Pacl 5,l>. Pontebbaim ii, Pasterze 102, Peüchla^tt'ürl S. Prtersberst 38, 3», Peyeck^ruppc ß. Pehen «. <>1, Pfandlicharte iü3. Pferdezucht 14. Pf>!N,^l,uf 91, Pleclo» Vll, Plccknrrpah 77, Volinig ?li PiiU«t!"'l 9, PonW'l'I 84, Vörtschllch .^1 *, 32 ^rcblail 5°>, PrrdU «1 *, 82. Prevali 81. Vrotestaiiten 27, Pustertha, 2^, ! Nabenstei» »7, Naibl «2. Naiblersce >2, Neichri,au 44, Ätcifn'ck «N, R^ßlo^l 7, 7,, 74, Nindvichzucht I3, Römüch« Herrschaft 1», Noscgss li'l Nosenthal ia, Hllchsenburg 9ß. <3ad»!!igsp>h 96. «c>ner 10. 2ainer>N»l 92, 2amo 2li, «anct Andrä »6, — Geolgcn am ^ä»g° 9, Teuselsbrückc «3. Teuruia, Tibuiuia I9. Theophrastus Paracelsus Tiichlerlarlpitz »2. Tischlwllna. 77, Torrerscc 10, 2üschcldorf 48, TraxhUtte 91, Treffen b7, Tieibach 48. Tschabuschnig 32, 2^. Turacherjee 13 43. Twimlierger Graben II, 55. Ugaowitz 8^. Ulrichslicrg 24, Uutcrbclston si3, Unteibiaubuig b8, LO. Uifullibeig 8. Valentin 76. Veldl'n 30. Hellach io, Äellach ) «2, Villach N5*. Vcrtaca 03, „Vier Verae" 28, Äitlring 33, Villach (Ltadt) 04, HiiNach (Warmbad) 67. Virgil 2ü. Virgilienbeiss 3s, VllUMIM 1!», 34, ^ifchbeizl «, u^, 82, Völtermartt «1, WaidischgrablM 10, Wald 14, Waldensteinei Graben »ö, Wallycr »uu der H«ael- Weidc »I, Wasllliaucihüttc 32, Wrißeüdach !». Wrinensee 12, 74, Weilcnsfeld 45, Werubcrg 6^!, Wiuüern 101, Hl>i!iterthalnocl 43. Wollli)lli^e 12, ?7, Wolfsbcra ü6, Würtlierfec 30, 32. Zechnerfall 9!>". Zinl i». Ziltnitzarolte iui, ^irlnitzieen 12. Züllield io, 34, Millinnsfnll ?3 Verlag von <^arl Graeser in U)ien, Vie Länder Österreich Nngarns in wort und Vild. Herausgegeben von Prof. Dr. Fr. Umlauft. 15 Bände zu 8 — 12 Druckbogen 8", in illustrirtem Umschlag und elegantester Ausstattung. Aicht mit Unrecht ward früher oft die Klage laut, dass es dem Österreicher, vor allem der Jugend uuseres Vaterlandes, an Hilfsmitteln gebreche, ihre Heimat so ganz und voll keuuen zu lernen, wie nur immer die innige Liebe zu derselben es wünschen ließ; höchstens wurden die grandiosen Schönheiten unserer majestätischen Alpenwelt in Neise-schilderuugl,',! eingehender gewürdigt, oder auch ab und zu irgend ein verborgener Winkel unseres Vaterlandes der seltsamen Neuheit wegen von einem Touristen aufgesucht. Und doch bietet unser ganzes Vaterland, bieten alle Kronländer des östcrrcichischnuigarischen Staates, ohne Ausnahme, eine solche Fülle landschaftlicher Reize, wie hochinteressanter ethnographischer Eigenthümlichkeiten — und doch weht durch die Geschichte all' der einzelnen Bestandtheile unseres Staatengebäudes ein solch warmer Hauch edler Liebe der Herrscher zu dm Völkern, unwandelbar, fester Treue der Unterthanen für das angestammte Fürstenhaus, dass kein einzelnes der Kronländer Österreich-Ungarns liebevoll eingehender Schilderung für unwert gehaltei; werden sollte. Vorlag von Carl Gracscr in !Vicn. Dieser Anschauung entsprang das Unternehmen, welches die oben genannte Verlagshandlung begonnen und von dein sie sich den segensreichsten Erfolg verspricht. Äußert sich ja doch — wir dürfen dies mit Stolz bekennen — gerade in unseren Tagen das Gefühl echter und wahrer Vaterlandsliebe immer stärker und stärker, nnd jene Zeiten sind wol für immer verschwnnden, wo das eigene Vaterland zn bewundern uud ihm die innigste Theilnahme entgegen zn bringen fast für ein Zeichen von Schwäche galt. Doch wenn auch die Vcrlagshandlung in dem Werke „Die Länder Österreich Uugarus in Wort und Bild" jedem Bewohner Österreich-Ungarns eine willkommene, gern empfangene Gabe b'riugen wollte, so hat sie doch bei diesem Unternehmen vor allem die Jugend im Auge, die ja so gerne den edlen Beispielen der Geschichte nacheifert, so gerue sinnigen Sagen lauscht und, niemals wandersmüde, den Schönheiten der Natur mit Lust und Liebe nachspürt, besonders wenu es die heißgeliebte Heimat ist, in welcher diese Schönheiten dem. entzückten Auge sich darbieten. Daher war es das Bestreben der Verlagshandlung, ciuc Reihe vou Schriftstellern zn gewinnen, welche mit eingehender Kenntnis des betreffenden Landes auch die Kunst verbinden, in Worten, die zu Herzen dringen und Gemüth nnd Geist in gleicher Weise ansprechen, das mit-znthcilen. was sie von Land nnd Lenten, von all' den anmnthigcn und erhabenen Landschaftsbildern, von Sitten nnd Bräuchen der Bewohner zu schildern haben. Eine Fülle von Illustrationen, mit denen jeder einzelne Band geschmückt ist nnd auf deren genaue und sorgfältige Ausführung die Verlagshaudluug alle Mühe verwendet, unterstützen das beredte Wort des Textes und prägen sich im Verein mit der lebendigen Schilderung fest der Erinnerung des Lesers ein. In diesem Geiste sind bereits erschienen: Band l „Das Erzherzog» thum Niederösterreich" von Prof. Dr. Umlanft, welchem gewiegten und erfahrenen Schulmann die Verlagshandlnng die einheitliche Redaction Vorlag von i^arl Gracscr in Ivicn. des ganzen Unternehmens übertragen hat; ferner Band II „Erzherzoge thum Oberöstcrreich" von Dr. Ferd. Orassancr, Band III „Die gefürstete Grafschaft Tirol nnd Vorarlberg" von Prof. Dr. I. M. Iüttncr, Band IV „Das Herzogthum Steiermark" von Prof. Karl Janker, Vand V „Das Herzogthnm Salzbnrg" von Prof. Ed. Richter, Band Vlll „Markgrafschaft Mähren" von Prof. Dr. Leo Sin olle. Jedes einzelne Bändchen soll beitragen, die genanere Kenntnis des betreffenden Landes in geschichtlicher wie geographischer Beziehnng zu vermitteln nnd so die Liebe zur Heimat nur noch fester zu begründen; denn nur der liebt voll und tief sein Vaterland, der so recht das Gute und Edle in dcmfelben erfasst nnd gewürdigt hat. Nnd so hofft denn die obengenanntc Verlagshandlnng mit voller Zuversicht, dass das Werk: „Die Läudcr Oesterreich-Ungarns in Wort nnd Bild" bei Jung nnd Alt freundliche Anfnahme finden werde. Verlag von ^arl Gracser in Wien. ..... ......^ " "' Vun äem 8nmmclwerl«e: „Dic Länder Bcstcrrrich-^lngarns ^,^ Wg^ ^^ Bild" gelangten bis Ende 1^880 zur Ausgabe: (Jeder Band ist einzeln käuflich.) t. Band. Pas stnherwglhnm VeNeirrich u, d. ssnns. Von Prüf, l>,-, Fr, Umlauft in Wien. 2, Band, VaZ i^ihrnoizthiim !>)r!1elrrlch o. d. lknno. Von Nr, Ferdinand Orassauer. :^. Valid, Die gefürstete Grasschnft ffirel und ziorailberg. Von 1»,-, I. Vi, Iüttner in Wien, 4. Vaud. Vag ljsizogthnm Zlnermark. Von Prof. Karl Janker in Graz. Preise für Band 1—5.: broch. fl, 1.2N, cart, si. l,^0, eleg. geb. fl. 1.60. 3. Vand, Das geiwMum Illlillltri;. '^on Prof. Eduard Richter, Vroch. —.80 kr., cart, ,!!>> tr., el^-,. ^cb, st. l,^l>, 6, Band. D«oklerlagt!>lluiDlnle!l.VouProf. Dr,Otto Tteinwcuder. Vroch.—.8<)lr. catt. - ",!w tr., cle^, ^eb. fl, l.20. 8. Band, Dir Malllglasschnfl Mährr». Vou Prof. l»r. Leo Smolle. Broch. fi. 1.— cart. st. !.!<>, ele^. sieb. fl. l.iO. In Illlrbereitunss l)«!ll!r. Frails 3wida in Trieft, 1H. Band. ÜW slöuigrcich Zlxgnru, Von Prof. Dr. I. H. Schwicler in Budapest. l3. Band. Pas ssroßfürNeilthum Hirlirnbülgen, Von Prof, I>r, Karl Nei sscuberger in Graz. 1i. Baud. Die ueleinigten Könilzrelchr ßloatien und Kllluonicn. — Kagnien und die ßerMllwina Vou Grorg v. ^yllrtovics, ^13. Band. Geschichte der listcrieichisch-ungarischen Monarchie. Von Prof. Karl Üistl in Wien. ----«^55---- Verlag von <üarl Graeser in lVien. Vun äem Oummclwerfie: ^Dic Länder Btstcrrrich-Ungariw in Wort und Bild" gelangten bis Ende ^880 zur Ausgabe: sIeder Band ist einzeln käuflich.) 1. Band. Vaa stljherwgthnm lliefteireich n, d. Eiins. Von Prof, I^. ssr. Umlauft in Wien. 2, Band, Vao ^rlljenllzzthilm lOrNcrreich o. d. l^niw. Von N>-, Ferdinand Gras sauer. ^. Band, Zlie Lefiirstclc Grlilschnft ssirol nud zlorllrlberg. Von Dr. I. M. Iüttner in Wien, 4. Band. Pas HliMthnm Ztnermal!,. Von Prof. Karl Janker in Graz. Preise für Band 1—4: broch. sl. l.20, cart, fl. 1.lj0, cleg. geb. st. 1.60. 5. Band. gas z>ermgll»um Zalillury. Von Prvf. Eduard Richter. Broch. —.80 lr., cart. ,!)<» tr., clc^, ^eb. fl, >.^<>, «, Band. llaalitrzogtlinulßälnlen. Von Prof. I>l. Otto Tteinwender. Broch.—.80lr. cart. ^ .!»» tr,, cl^, gcb. fl. l.20. 8, Band. Die Marligrafschnsl Miiliren. Von Prof. Or. Leo Smolle, Broch. fl. 1.— cart. st. !.!«>, rleg. l^cb, fl, l.40. 3n V«rberm!en !i^> l«ül erslsxinen in kurzen 3w!sr. Gottlieb Kürschner in Troppau. M Band. Vag l:llill!zrcill> Valnirn und lodomelicn und dns Serzogthum ßnkowina. Von ^ Pros, Iillins Iaiidanrct in Wien, 11. Band. Zlüll lirl,ogttium ftrnin. d»o ßüNenlaild und das ßöilillreich Dalmotie». Von Pros. !»>', Fran,^ 3iuida in Trieft, 12. Band. Das MiMich ilngnrn. Von Prof. Dr. I. H. Schwicker in Budapest. t3. Band. Das Großsiirlltnllium Kiebeubiilgen. Vo» Prof. I»>, Karl Nei ssenberger in Graz. 1i. Band. Die vtteiniLten Mligrriche ßloatien uud Zlauonirn. — ßssnieu und die ßerztilowina. Von ^corg v. c^yurtovicc-. ^1«. Band. Geschichte der österreichisch'«»garischen Monarchie. Von Prof. Karl Listl in Wien.