M. 46. Mach den 19. November 1864. 8. Jahrgang. Nlillter an5 Arain. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blätter aus Krain" crschciucu jeden Samstag, und ist dcr PränumcratiouSPrcis ganzjährig 2 fl. östcrr. Währung. Ländliches Md. Tort draußcu iu dein grünen Thal, Beglückt uor allen Häunscu, Hielt Hauns cm off'ncs Frcudcnmahl Mit allen Mpcn Gänsen. Denn heute war's nn andcru Jahr, Daß er das Scepter führte, Des Angers fromme Gänseschaar Mit Glück iu Ruh' regierte. Er saß, deu Nucken angelehnt, Im breiten Eichenschatten; Sein Hund umkreist, indeß er gähnt, Die Hcerd' auf grüucu Mattcu: So war sciu Volk und er geschützt, Er halte blos das Schauen, Wie mancher, dcr im Amte sitzt, Sich Nägcl abzukauen. Der Mittag senkte glüh'ndcu Schein, Kein Hauch war iu dcu Lüftcu, Da schlief dcun Hauns glückselig ein, Vergaß Huud, Hccrde, Triftcu. Die Sonne schlich znm Untergang Nings um dic gau;e Eiche — Doch Hauns lag immer längclaug Im Schlaf, wie cinc Leiche. Halloh! was gibt's auf einmal dort? Ein Gäuörich hebt dic Flügel, Uud Huud und Hccrdc zieheu fort, Hcim über Thal uud Hügel. O Hauns, du schläfriger Negcut! Dir wird es schlimm ergehen — Mau nimmt dir ab das Regiment, Und — dir ist recht geschehen! . ! Der Weg zum Eaplta!. 1 Wir saßeu unserer drei iu eiucm kleinen Zimmer und i klagten über die Härte unseres Schicksals. Da sagte Georg: ^ „Ohne Geld ist doch nichts anzusaugen; würde ich auch auf ^ ciue Sveculation verfallen, die einem Nothschild Ehre machte, man würde sie doch nicht für beachtenswert!) halten, da sie von solch eiuem armen Schlucker käme." „Ich," sagte Albert, „habe eben ein Werk vollendet, das z meinen Ruhm als Schriftsteller gründen würde, weun ich nur cincu Buchhändler fiuden könnte, dcr es mir abkaufte." ^ „Ich bat meinen Principal um eiuc Erhöhung meiner ! Besoldung," rief ich aus, eifrig in den Chorus des Jammers mitslimmeud, „uud er autwortete mir, daß er für 40 Louis-d'or jährlich mehr Commis haben könne, als er bedürfe." „Ich würde nicht so Vieles wünschen," sagte Georg gedankenvoll, „wenn man nebst dem, das; wir arm sind, uns nur nicht für arm hielte. Würde man nur von Einem von uuZ glauben, dasi er reich sei." ^ „Was nützt der Schatten ohus das Wesen?" fragte ich. „Gewiß sehr viel," sagte Albert, „da halte ich es mit Georg — dcr Anschein bewirkt oft die Wirklichkeit. Der nächste und beste Weg zu einem Capital ist der Credit." „Besonders," erwiederte Georg, „der Nuf, ein großes Glück zu haben. Hat keiner von uus etwa eiueu reichen Oheim in Indien?" „Einer meiner Vettern ging vor Jahren nach Iamaica odcr Martinique, es fällt mir eben nicht mehr ein," sagte ich unschuldiger Weise, „nnd er kam niemals zurück." „Vortrefflich, das ist Alles, was uöthig ist!" rief Georg aus, „wir wollen diesen Vetter heraufbeschwören, oder — könnten wir ihn nicht todten? Ja, so: Johann Merau ist gestorben, hinterläßt ciue große Zuckerpflanzung mit huudcrt Negersclaven, uud eiu Vermögen von huuderttauscnd Lonisd'or seinem vielgeliebten Vetter Louis Merau." Wir lachten über den Spaß, und ich dachte nicht mehr daran; aber Georg und Albert, noch mehr aufgeregt durch den Punsch, den ich zur Ehre des Erblassers kommcn ließ, verloren keine Zeit, eine ganze Geschichte auszusiuucn über das Vermögen, welches nur hinterlassen sein sollte. Am nächsten Tage stellten sich verschiedene Freunde ein, um mir Glück zu wüuschen. Es versteht sich, daß ich sie zu enttäuschen trachtete, sie wollten aber keine Ausrede aunehmen. Vergeblich versicherte ich sie, es sei eine Erdichtung; sie wollten es nicht glauben. Mehrere Leute erinnerten sich noch recht wohl meines Vetters Johann, sie hatten ihn in Nantes gesehen, ehe er sich einschiffte, im Jahre 17L0. Unter Anderen kam auch mein Schneider, dem ich noch cinc kleine Summe schuldig war, die ich jedoch iu dein Augenblick eben nicht zn bezahlen vermochte. Ich dachte gleich, daß dcr Tod meines Vetters sein Gedächtniß aufgefrischt habe, und wünschte meine zwci Freunde an eiucn Ort, dcn ich nicht nennen mag. ! „Guten Morgen, Herr Mayer," sagte ich, „Sie sind wegen dcr fünfzig Franks gekommen?" ! „Sie werden wohl nicht deuten, mein Herr, daß ich einer ! solchen Kleinigkeit wegen Sie belästigen werde? Nciu , mein Herr, ^ ich komme, um Ihre Befehle zu empfangen. Sie brauchen eiucn Traueranzug." „Einen Traueranzug?" „Ja, mein Herr, wegen des höchstbetrübenden Hiuschei-dens ihres geliebten Herrn Vetters. Einen dunkelbraunen Frack für den Morgen, schwarze Hosen und Weste." j „Für diesen Augenblick, Herr Mayer —" 182 „Ich hoffe, mein Herr, daß ich doch nichts gethan habe, Ihre werthe Kundschaft zu verlieren?" „Aber ich wiederhole Ihnen, ich habe gar kein Geld erhalten." „Ich bitte, mein Herr, dieses Umstandcs nicht Erwähnung zu thun; es hat gar kcine Eile," rief der Schneider aus, während cr sich eifrig beschäftigte, mit Papierstrcifen mir das Maß zu nehmen. Ich bedürfte eben einigen Zuwachs in meinem Kleiderschränke , also sagte ich nichts mehr. Kaum hatte mich mein Schneider verlassen, als mein Nachbar mit vielen Verbeugungen eintrat. > „Mein lieber Herr," sagte er, „ich möchte Sie um eine ! große Gefälligkeit bitten, kaufen Sie mein Haus. Sie werden sich wohl umsehen, um sicher und einträglich Ihr Geld anzulegen. Scchszigtausend Franken sind eine Kleinigkeit für Sie, i bei mir ist ein anderer Fall. Ich dachte, Herr Fclix habe sich entschlossen, das Gcbände zu taufen, und nun höre ich, er habe seine Mcinnng geändert. Was wird aus mir werden? Ich muß große Zahlungen leisten und weiß nicht, wo ich das Geld hernehmen soll." „Was? Ich Ihr Hans kaufen? Da müßt ich ja wahnsinnig scin, um an so etwas zu dcnkeu!" „Wahnsinnig? Sie können sich nirgends ein besseres Haus kaufen. In zwei Jahren wird es, mit wenig Kosten, ! doppelt so viel werth scin, als jetzt; Sie werden nie wieder i eine so gute Gelegenheit finden. Sagen Sie Topft! Einverstanden, jind ich gehe sogleich." Und er war weg, ehe ich Zeit hatte, ein Wort zu erwiedern. Zwei Stunden nachher kam Herr Felix, dem äußern Anscheine nach nicht in der besten Laune. „Wahrlich, mein Herr," fing cr an, „Sie haben mich unangenehm überrascht, das Haus ist mir unentbehrlich: ich zählte darauf, wie wenn es schon das meine wäre, und bot nur fünfzigtauscnd Fanks dafür, weil der Eigenthümer in Verlegenheit ist und ich gewiß zu scin glaubte, daß cr genöthiget scin würde, sie zu nehmen. Bei Ihnen, mein Herr, ist es anders. Deßwegen komme ich, Sie zu fragen, ob Sie es mir für fünfundsiebcnzig Tausend Franks abtreten wollen." Fünfzehn Tausend Franks so auf einmal in den Schooß eines armen Schluckers fallend , der sich mit harter Arbeit quälen mußte, um in einem Jahre achthundert Franks zu verdienen! Ich traute kaum meinen Ohren! „Ich kann Ihnen nicht sogleich eine Antwort geben," sagte ich, „jedoch wenn Sie sich die Mühe nehmen wollen, um fünf Uhr wieder zu kommen, dann werde ich sehen, was ich thun kann." Drei Viertel auf fünf Uhr war Herr Felix wieder da. Ich sprach ganz offen zu ihm: „Ich muß Ihnen sagen, daß ich keinen Gedanken hatte, das Haus zu kaufen, bis der Eigenthümer mich dazu vermochte. Sie fagtcn aber, daß Ihnen das Haus unentbehrlich sei, mir wird jedes andere Passen, mithin gehe ich auf Ihre Bedingungen ein." „Sie sollen für diesen Vetrag eine Geldanweisung auf Paris erhalten, zahlbar in vierzehn Tagen," antwortete Herr Felix, der sich verbeugte und über meine Handlungsweise, wie es schien, entzückt, mich verließ. Eine Geldanweisung auf Paris! Der Umstand schien mir so außerordentlich, daß ich glaubte, sie nach Paris schicken zu müssen, um das Geld einzuhebcn. Zu diesem Zwecke schrieb ich an Herrn Flangcs cc Vcrgcrct, das einzige Haus, das ich dort kannte. Ich empfing gewöhnlich durch dasselbe den Zins eines kleinen Capitals, das mir ein Oheim hinterlassen hatte. Ich benachrichtigte Flangcs k Vergcret, daß ick über ein Capital zu verfügen hätte und von ihnen zu väinehmcn , wünfchtc, wo ich dasselbe am besten unterbringen könnte. Tio Bedeutung des Wortes „Capital" ist sehr verschieden, je nach dem Stand des Besitzers und der Stelle, die derselbe im Leben einnimmt. Das Gerücht meiner Erbschaft hatte sich bis ! nach Paris verbreitet: wenn ich also vom Capital sprach, mußte es klar sein, daß ich eine große Summe meinte. Dieß erwies sich auch aus folgendem Briefe: „Mein Herr, wir haben Ihr werthes Schreiben vom 17. d. kurz nach Beschluß des spanischen Parlaments wegen eines Anlehens erhalten, an welchem uns« Haus einigen Antheil hat. Da wir unseren Freunden eine Gelegenheit darzubieten wünschen, sich bei diesem Geschäfte, das wir vor-thcilhaft finden, zu bcthciligen, so haben wir uns die Frei-i hcit genommen, Ihnen gleich zwanzigtausend Piaster (spanische ! Thaler) gutzuschreiben. Sollte Ihnen diese Summe zu beträchtlich scheinen, so gestattet Ihnen das Steigen jener Versicherungen nach Prämie zu verkaufen. Wir verbleiben , Herr, Ihre weiteren Befehle erwartend FlangcZ k Eomp. in. i>." Diesem war ein Postscriptum vou der Hand des Principals beigefügt: „Wir haben mit Freude das große Glück vernommen, das unserm alten Freunde und Corrcsvondcnten widerfahren ist, und bieten Ihnen bei Gelegenheit unfcrc Dienste an." Zwanzigtausend Piaster! Ich ließ den Brief vor lauter ! Erstaunen aus meinen Händen fallen. Wie groß aber würde l meine Ucbcrraschnng gewesen sein, wenn ich mich auf die Handelsausdrücke besser verstanden und den Conto-Current bedachtsamer gelesen hätte: denn ich hätte alsdann gesehen, daß das, was ich für Capital hielt, bloß die jährlichen Zinsen ! waren. Ich verlor keine Zeit, meinen Correspondenten zu ^ schreiben und sie zu benachrichtigen, daß die Summe viel zu ^ groß sei. Ich habe kein Geld von Martinique crhalteu, fagte > ich, und es wäre mir vielleicht unmöglich, meine Verbindlichkeiten rechtzeitig zu erfüllen. . Mit umgehender Post kam eine Antwort. ^ „Wir vernehmen mit Bedauern, daß Sie Befürchtungen ! hegen wegen des spanischen Anlehens. In Folge Ihrer Befehle haben wir also die Hälfte des Ihnen angewiesenen Capitals verkauft, welches Ihnen schon einen Netto-Gewinn von acktzigtauscnd Franks bringt. Was Ihr Vermögen in Martinique betrifft, so sind wir genugsam bekannt mit der Verzögerung, welche bei einer solchen Entfernung nothwendiger Weise eintrit, um zu verstehen, daß Sie nicht sogleich in den Besitz Ihrer Erbschaft kommen können; jedoch wird Ihre Unterschrift genügen, Ihnen unterdessen das nöthige Geld zu verschaffen. Wir nehmen uns die Freiheit, Sie an die Vortheile zu erinnern, die aus rechtzeitiger Gcldanlcgung erwachsen, damit Sie, wenn die gerichtlichen Einmischungen ^ werden beendet sein, keine Schwierigkeiten finden, ein so ! großes Capital mit guten Zinsen anzulegen. In der Hoff- ! nung, Sie werden uon den deutschen Assecuranzen eine bessere Meinung haben, als uon den spanischen, senden wir Ihnen einen Prospectns, um in Grüningen cine Vank zu errichten. Sie mögen gefälligst beachten, mein Herr, daß ^ cs keiner Einlage bedarf, und das; es Ihnen, da die Zu- ^ schüsse nur in langen Zwischenräumcn zu erfolgen haben, leicht sein wird, falls Sie unterdessen ihre Meinung ändern ,' sollten, Ihre Acticn zu verkaufen, ohne irgend cine Zahlung ! geleistet zn haben. Wir haben fünfzig in Ihren Ercdit gestellt, und verbleiben achtungsvoll :c." (Schluß folgt.) Eine päpstliche Visitation zur Zeit der Kirchen- ! reformation in I-teiermark, Kärnten und Kram. , Nach cincm Mcuiuscriptc der Bibliothek dclla Vona in Gürz. (Fortsetzung.) Von hier begab ich mich nach Kärntcn und zwar zuerst nach Eberndorf, regulirteZ Chorhcrrenstift, von meinem Vorfahren im Patriarchate gegründet. Durch Ungebundenheit des Lebens war der Eonvent in cine Schuldenlast von 20.090 Gul- i den gerathen, die jetzt auf die Hälfte gezahlt war. Vci Ver- ^ Minderung dcr überflüssigen Ausgaben würde diese Abtei sich ^ von dcr Schuld ganz befreit haben und man könnte sie dann ! zur Dotirung des Görzerischcn Icsuitencollegiums verwenden, ^ worüber ich schon dcr <Ü0UAi'6Fuxioii6 (^6i'M2uiol>, geschrieben ! habe. Die zu diesem Stift gehörigen Pfarrkirchen wurden im ! übelsten Zustande gefunden, sowohl hinsichtlich des EultuZ als ^ dcr Verwaltung, wie die anderen in diesem Lande, und ich ^ versammelte hier zum dritten Male den Elerus, um ihm Er- ^ Mahnungen und Weisungen zu geben und die allgemeinen Vor- i schriftcn zu veröffentlichen. Ich setzte dann meine Ncise nach ^ Villach und in das Gailthal (valio 6iFiia) fort, cine Gegend, ! welche, als die beflecktestc von Allen, auch der meisten Hilfe ! bedarf. Ich schrieb alsogleich dem Viccdom des Bischofs uon ^ Bambcrg, dessen GerichtZbatkcit ein großer Theil dieses Landes ! untersteht, er habe sich zu einer bestimmten Zeit in Villach cin- ! Zusinden, um dort mit ihm zusammen zu treffen. Tiefer Vice- ! dom befand sich in Wolfsberg, einige Tagrcisen von Villach entfernt. Ich begab mich zunächst auf Straßburg , die Residenz des Bischofs, wo ich auf das höflichste aufgenommen und von i diesem Prälaten mit allen Ehren behandelt wurde. Er ist eben j von einer Vereisung jenseits der Trau zurückgekommen, welche von der größten Wirkung sein konnte, da dieser Bischof von solcher Güte ist, daß ihn selbst die Ketzer lieben und hochschätzen. Ich blieb nur einen Tag in Straßburg und begab mich dann nach Villach, wo ich den Bevollmächtigten des Bischofs von Vambera/ zu treffen dachte. Da ich aber weder ihn, noch einen Andern fand, dcr mir über die Verhältnisse Auskunft geben konnte, so blieb ich nicht in Villach, wo ich eher verlieren, als gewinnen konnte, sondern begab mich zehn Meilen weiter in die Abtei uon Arnoldstein, wo ich cine Nachricht vom Vicedom abwarten und inzwischen die Besichtigung vornehmen konnte. Da erhielt ich ein Schreiben von ihm, worin er sich entschuldigte, da er vom Bischöfe keinen Auftrag habe, indem er fchr bedauerte, nichts zur Erleuchtung diefer so entarteten Gegenden thun zu können. Ich empfand hierüber um so tieferen Schmerz, als ich hörte, daß der Graf von Ortenburg, der eifrigste Vertheidiger des katholischen Glaubens, der alle Ketzer dieser Gegenden in der größten Furcht hält, noch nicht von Burgund zurückgctehit sei, wie ich glaubte, indem ich gehofft hatte, durch den Eifer und den Einfluß dieses Herrn Einiges in diesen, die Grenzen Italiens bildenden Gegenden ausrichten zu können. In diese Abtei (Arnoldstcin) hatte sich cin weltlicher Ketzer cingcschlichcn. Ich fand den Abt und einen cin-Z'gen Bruder, der den Titcl eines Priors führte, in dem ungebundensten Leben, dcr Ketzerei nicht nur verdächtig, sondern sogar überwiesen. Der Abt celebrirt nur cin Mal des Jahres, weiß die Messe nicht (UM 8Ü. äir N638cl) und das ganze Gesinde bis auf Glöckner und Organist sind Ketzer, denen der Abt erlaubt, nach Villach in die Synagoge (protest. Kirche) zu gehen und das Sacramcnt zu nehmen. Er (dcr Abt) hat zugestanden , an vielen verbotenen Tagen Fleisch gegessen zu haben, und er hält als Oberaufseher seiner Arbeiter einen der ärgsten Ketzer, dcr cine große Menge ketzerischer Bücher hat und bei welchem ketzerische Versammlungen stattfinden; ich ließ die Bücher, obwohl mit nicht weniger Gefahr als Aufsehen, verbrennen. Ter Prior, überwiesen, außer seines üblen Lebenswandels, unter beiderlei Gestalt die Eom-! munion auszutheilen und sich zum lutherischen Glauben zu be-! kennen, flüchtete sich nach Villack. Ich lnd ihn vor und da ! er nicht erschien, setzte ich ihn ab und verbannte ihn aus der ! ganzen Tiöccse. Der Abt aber, in dcr Furcht, von mir be-^ straft zu werden, hatte die Kühnheit, den Mautheinnehmcr von ! Villach und den Stellvertreter des Vicedoms von Vamberg her-^ bcizurufen, beide Ketzer, welche mich tadelten und sich dagegen ! verwahrten, daß ich in dicfcm, dem Vamberger Bischöfe unter-! gcbenen Orte cine Visitation vornehme. Ich antwortete ihnen ^ zwar wie es sich gebührt, aber dcr Abt licß cine Echaar Ketzer, ! mit Armbrüsten bewaffnet, vor die Abtei kommen, indem er ! fürchtete, ich möchte ihn nach Italien abführen und ihm die z vier Cassen wegnehmen, die wir bei ihm gefunden hatten. Da er sicb aber überzeugte, das; ich nicht diese Absicht habe, kam er von seinem Entschlüsse zurück, indem er sich jedoch i der Furcht nicht cntschlagen konnte, der Agent des Bischofs ^ werde ihm nach meiner Abreise die gesammelte Snmme von 2000 Tucaten wegnehmen, und cr ließ sich hierüber dahin ^ vernehmen, er müsse 1000 Tucatcn dem Bischof, als seinem i Obcrhcrrn, geben nnd außerdem für den Empfang der Infel ^ (l^ä i'6eo^ti0ii6in ii^fuIllL) eine bedeutende Summe. Hätte ich auch den Abt von diesem Ort verjagt, so war doch keine Person ! da, die man an seine Stelle setzen konnte und es hätten sich ' die Ketzer dcr Abtei vollends bemächtigt, überdies; hätte ich ! mich einem Conflict mit dem Bischof von Vambcrg ausgesetzt. Ich beschloß deshalb, die Abhilft auf eine bessere Gelegenheit zu verschieben. Ich hielt dem Abte scine Vergchuugen vor, l und er versprach mir, sich zu bessern, aber ich höre, daß er ! wenige Tage nach meiner Abreise sein voriges Leben wieder ! angefangen und den Prior wieder aufgenommen hat, indem er ! entweder glanbt, ich werde nicht zurückkehren, oder die Ketzer , werden ihn (den Abt) unterstützen. (Hier kommt der Patriarch ! auf die Wichtigkeit dcr Erwerbung der Abtei zurück und erzählt, wie er die auch hier vorgefundeneu Anhänger der Commuuion unter beiderlei Gestalt in dcr Kirche durch eine an sie gehaltene Anrcde bekehrt habe nnd wie ihm die Ketzer von Tareis und Malborghct Schwierigkeiten in den Weg legten, die er glücklich ^ überwand.) (Schluß folgt.) ^ Volksmärchen aus Mrain. 6. Das Meerweib chcu. Das Meerweidchen läßt sich meistens am Ufer dcr Flüsse ! und des Meeres sehen; am liebsten sitzt sie im Mondenscheine.^ halb, Fisch halb Jungfrau, uud kämmt ihre langen, grünlichen ! Haare. Sie weiß alle zukünftigen Dinge, beschützt ihre Lieb- ! lingc und rächt sich an denen, dic sie beleidiget. In ihnen,^! finden wir die murmelnden, sanft tönenden Wellen des Wassers ! personificirt. Auch von ihnen erzählt sich das Volk viele, mit-untcr seltsam phantastische Märchen. Hier nur eines. Einmal ging ein Königssohu am Mccresufcr spazieren. Die Hitze des heißen Sommcrtagcs übermannte ihn, cr legte sich in den Schatten einer mächtigen Eiche und schlief endlich beim Gekose dcr munmlnden Flut ein. Dn weckte .ihn ein Kuß auf sciucu Lippen aus dcm sanften Schlnmmer. Er sprang auf und erblickte ein wundcrholdcs Mädchen, das crröthcnd vor scincm Blick die Augen niederschlug. In den süßen Zauber-bandcn dcr Liebe flehte cr um ihre Hulo und führte sie als scin Gcmal hcim, nachdem cr ihr hatte versprechen müssen, Jahr und Tag ein gewisses von ihren Zimmern nicht zu be-trctcn. So lcbtcn sie Eins in dem Andern, und oft weilten sie am Orte ihrer ersten Begegnung. Und hicr am Saume des Waldes erhob sich wie von unsichtbaren Geisterhänden ein prachtvolles Schloß, bespült von dcr Meeresflut. Bald war das Jahr abgelaufen, aber beständig quälte den KönigZsohn die Neugierdc, zu erfahreu, was scin Weibchen täglich mehrere Stunden in dem geheimuißvollcn Zimmer zu thun habe, bis er endlich einmal ein Loch bohrte nnd heimlich hineinsah. Welch' cin Anblick bot sich ihm dar! Da saß scine Gcmalin halb Fisch, halb Jungfrau, umgeben von ihrcn Dienerinnen in der ncmlichcn Gestalt, in einer Flut von Thränen, die sie selbst geweint, während noch helle Tropfen ihrcn holdcn Augcn ent-qnollcn! Schnell enteilte cr, aber zu spät! Abends erklärte ihm trauernd scine Gemalin: Sie sei eine verzauberte Prinzessin , hätte cr nnr noch kurze Zeit seine Neugicrde bczäbmt, sie wäre erlöset worden, nuu müsse sie Gott weiß wie viele Jahre noch des Retters harren. Betäubt sank dcr Königssohn zu Boden. Als cr wieder erwachte, war Schloß und Jungfrau verschwunden, nnr sein wüstes Gehirn zeihte ihn seines folgenschweren Fehlers. Verzweifelnd irrte er am Ufer, bis Mitternacht kam und der Mond scinc bleichen Strahlen auf die Gewässer warf. Da zog es ihn mächtig niederwärts, cin Sprung — und die Fluten schlössen sich über dcm feuchten Grabe. 5. 8. Dcr Porcellan-Palaji in Mcricc». Auf dem Platze Guardiola in Merico steht cin bläuliches Gebäude, Casa. de los Azulcjos, d. h. Porccllanhaus genannt, von dessen Entstehung I. W. vou Müller in scincm Werke: „Land nnd Leute in Mexico" folgende Geschichte erzählt: Der Graf dcl Vallc war cin Nachkomme des Fcrdinando Cortcz uud gehörte seiner Zcit zu den reichsten Leuten dcZ Landes. Man erzählt sich von ihm, daß cr scincm Lehenshcrrn, dem König von Spanien , zwei prachtvolle, aus Cedernholz erbaute Kriegsschiffe zum Geschenk gemacht habe, init der ehrfurchtsuollcn Bitte, „einen Theil des spanischen Reiches mit eincm Besuche zu beglücken, in welchem die Sonne aufgehe, während Madrid in Schlummer liege." Zugleich soll cr sich anheischig gemacht habcn, dafür zu sorgen, daß des Königs Pferd, sobald cs in Vera-Cruz das Land betreten habe, bis in dic ferne Hauptstadt nur auf Silber treten solle. Bekannt und verbürgt ist cs, daß dcr Graf bei seiner Verheiratung dcn ganzen Weg von scincm Hausc, auf dcr Plaza de Guardiola, bis zur Kathedrale dicht mit Silberbarren belegen licß, über welche sich der Hochzeitszug hin- und zurück bewegte. Dieser Graf hatte einen Sohn, der alle Übeln Gewohnheiten eines leichtsinnigen und verschwenderischen jungen Mannes angenommen hatte und unter Anderem so hoch spielte, daß cr trotz scincs ungeheuern Ein--kommcns sich nicht selten in große Echuldeu stürzte. Eines Tages, als er sich wieder in die Nothwendigkeit versetzt sah, zu sciuem Vatcr zu gchcn und um neue Vorschüsse zu bitten, sprach der alte Mann, indcm er ihm die begehrte Summe überreichte, kopfschüttelnd und bcwcgt die Worte des spanischen Spruches: „Mcin Sohn, Tu baust Dir auch kein Haus von Porccllau," d. h., wie wir im Tcntschcn sagen: „Du wirst nie auf eiucn grünen Zweig kommen." — Dieß einzige ernste Wort des greisen Vaters machte auf den jnngcn Mann tiefen Eindruck. VonStnnde an änderte cr scine Lebensweise, entsagte scincn Thorheiten und begann sich mit ernsten Dingen zu beschäftigen. Kanm cin Jahr war vorüber, da kaufte er von ciucm Mönche einen dcm väterlichen Haufe gegenüber gelegenen Banplatz, ließ aus China odcr Japan eine Schiffsladung Por-cellanplattcn kommen, baute das Haus de los Azulcjos, wie wir cs, heute noch sehen, und machte auf diese Ncise die Prophezeiung des Vaters ehrenvoll zu nichte.