IV. Jahrgang. Nr. 74 Zeitschrift für vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: llhiig fi, 6. ^ Ganzjährig fl. 5,— «lbjühlig , 3.— Halbjährig „ 2.20 Einzelne Nummer 5 kr. Die Redaktion befindet sich am Hauptplatz, Nr. 10, II. Stock. Die Administration in Ottokar Klerr'S Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 313. Insertionsgebühren: Für die 2spaltiqe Petit-Zeile oder deren Raum bei Imllliger Einschaltung 8 kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal 10 kr. Stempel jede« Mal 30 kr. Inserate übernimmt Hansenstein N Vogler in Wien, Wollzeile 9, Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. Geldsendungen sind zu richten an den Eigenthüme r de« Blattes. Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mitteilungen nicht berücksichtiget. Laibach, Dinstag am 14. September 1869. Tabor und Verfafsungstag. Die wenigstens für die deutsche Nation in Oesterreich liberale Hälfte des 19. Iahrhundertes könnte das Zeitalter der Tabore und Verfassungstage genannt werden. Es ist ein sehr erfreuliches und untrügliches Zeichen der fast schon erreichten politischen Reife der Völker, wenn sie an der Verwaltung des Staates, der Regierung der Nationen theilnehmen und der Regierung bei der Auffindung der zweckmäßigsten Mittel zu einer ersprießlichen, befriedigenden Lei­tung des Negierungsschiffes an die Hand gehen, sie auf die Klippen aufmerksam machen, an welchen dasselbe in Brüche gehen konnte, und bereitwillig dahin wirken, daß dasselbe zu allgemeiner Befrie­digung den Hafen des geistigen wie materiellen Wohlstandes unbe­schädigt und auf dem kürzesten Wege erreicht. Seitdem das absolutistische Regime sich als unhaltbar erwiesen, seitdem die Regierung selbst erkennt, daß es sich in dem konstitutio­nellen Geleise sicherer fahren lasse, baß sich Minoritäten nicht unge­straft ignoriren lassen, seitdem man auch in Regierungskreisen dem fortschreitenden Zeitgeiste Rechnung zu tragen gezwungen wurde, seit­dem der Hemmschuh veralteter, nicht mehr möglicher Institutionen gefallen, beginnt ein neues, reges politisches Leben, der Zopf ver­schwindet immer mehr, um dem wahren Liberalismus Platz zu ma­chen. England ging in dieser Richtung allen übrigen Staaten voran, venu bereits vor hundert Jahren, wo Frankreich, Oesterreich und andere Reiche des Kontinents in absolutistischen Fesseln lagen und mehr großen Heereslagern als Staaten glichen, dachte man dort an die Neorganisirung der Verfassung und die Befestigung des Reiches nach innen durch Befriedigung der Wünsche der eigenen Unterthanen. Diese kamen denn auch in den Meeting s zum Ausdruck, wo sich das Vol k versammelte, um in Staatsangelegenheiten zu berathen, Beschwerden zu führen, Beschlüsse zu fassen. Oesterreich, dessen Charakteristikon die Schnelligkeit gerade nicht ist, brauchte volle hundert Jahre, um in die Fußstapfen Englands zu treten. Die konstitutionelle Aera gebar auch ein Gesetz, wornach es dem Volle gestattet ist, in Versammlungen unter freiem Himmel gemeinsame Angelegenheiten zu berathen und zwar sowohl jene, welche in den Wirkungskreis einzelner Gemeinden gehören, als auch jene, welche darüber hinausreichen, um sie dann in Form von Re­solutionen der Negierung zur Kenntniß zu bringen. Die Slovenen und Slavcn überhaupt, deren Vorfahren bereits dieses Recht besaßen und ausübten, machen von demselben nun wieder den umfassendsten Gebrauch, und namentlich in Böhmen ha­ben schon unzählige Tabore stattgefunden. Auch in Krain, Steier­mark und Gör; rief der Ruf der Vollsmänner die freudigste Bewe­gung hervor, Tausende von Stimmen erschollen gegen den bisherigen Druck, das Nationalitlltsbewußtsein, welches nickt ganz unterdrückt zu haben die Deutschthümler oft genug bedauert haben mochten, er­wachte von neuem, die Sehnsucht nach der Vereinigung aller Bruder­stamme wurde laut; die Früchte diefer Taborsaat gedeihen immer erfreulicher, überall zeigen sich die wohltätigsten Folgen und das, was ganzen Vereinen, ja ganzen Ständen kaum in einem halben Jahrhundert mit Mühe gelungen wäre, nämlich die Aufklärung des Landvolkes über seine durch das Gesetz garantirten Rechte, bewirkte ein einziger Tabor. Die Deutschthümler merkten nur allzubald, daß durch diese Versammlungen jenes Gift unter dem Volte sich in rapidester Weise verbreitete, welches sie die nationale Pest nennen und mit Recht überaus zerstörend für ihre eigene Konstitution finden, welche nur auf Kosten des Volkswohls gedeihen kann. So ungerne sie sichs auch gestehen mochten, daß diese Tausende denn doch nicht durch Frasen­werk sich blenden lassen, fo verächtlich sie auch davon sprachen, so erkannten sie dennoch die Bedeutung derselben und um diese wenig­stens theilweise abzuschwächen oder zu Paralysiren, arrangirten sie „Verfassungstage"; um die loyale Gesinnung des slovenischcn Volkes zu verdächtigen, legten sie sich in ostensiv-tcndenziöser Weise den Titel „Verfassungsfreunde" bei. Dem Wesen nach sollten die Verfassungstage Gegensätze von Taboren sein, sie sollten der Regierung zeigen, daß mit den auf den letzteren ausgesprochenen Wünschen nur ein kleiner Theil des Land­volkes einverstanden sei, sie sollten die nationalen Führer isoliren. Doch schon der erste Versuch bei Windischfeistritz mißlang vollständig, denn bei der Volksversammlung war alles, nur kein Volk, der wich­tigste Faktor, wo es sich um Landesangelegenheiten handelt. Nicht zufrieden mit dieser wohlverdienten Blamage schrieben sie abermals ein Wortturnier in Gegenwart des Landvolkes bei Cilli aus, zogen sich aber vor Beginn desselben schmählich zurück. Die neueste, aber bei der bekannten Unempfindlichkeit gegen Blamagen schwerlich auch die letzte Niederlage erlitt das exklusive Verfllssungstorps bei Nothwein, welche nur deßhalb eine Abwech­selung gegen die bereits verdauten früheren both, weil sich dort eine größere Anzahl — entsetzlich lächerlich machte. Die ganze Ko­mödie macht auf Unbefangene den Eindruck jenes bekannten Frosches, der sich, um des Ochsen Größe zu erreichen, bis zum Zerplatzen llufblähete. Es ist eben nicht so leicht, Theater zu spielen, wie sich's die Verfasfungsritter ^>ar excLllenciL wohl gedacht haben mögen. Um Effekt zu machen, muß man Publikum vor sich haben, und dieses letztere ist in unserm Falle das Volk ; die Figurantcn der Verfas­sungstage sind höchstens der Chor und wenn dieser applaudirt, so liegt dieß in seiner Rolle, es wird niemandem einfallen, daraus auf die Güte des Schauspiels eiuen Schluß zu ziehen. Da also die sonderbaren Schwärmer von Seite des Publikums keinen Applaus erhalten tonnten, sondern von demselben, wenn sie nicht hinter ver­schlossenen Thüren gleichsam nur im Familienkreise gespielt hätten, arg ausgezischt worden wären, so müssen sie, um die Komödie uicht bloßzustellen, dieselbe selbst leben, was sich, hinter den Koulissen ge­sehen, ungemein komisch und erbaulich ausnimmt. „Mi t großen Herren ist nicht gut Kirschen essen," lautet ein vielfach erprobtes Sprichwort; wenn wir dasselbe auf unfern Fall anwenden, so würde es etwa lauten: „Mi t dem Volke ist nickt gut Verfafsungstag spielen," Darin liegt eben der Unterschied zwischen Tnbor und Verfassungstag, daß den ersteren die Landbevölkerung bildet, der letztere aber nur von einer geringen Anzahl verblendeter Schwärmer für die großdeutsche, in unserm Falle preußische Idee, von einzelnen effekthaschenden Abentheurern, gefallenen Größen, Re­negaten und ähnlichen verkommenen Genien gebildet und inszenirt wird; einige Schleppträger ohne irgendwelche Gesinnung, von ihren ^' ^ H«rren auf den Verfassungsmarkt getriebene Domestiken oder bezahlte ' ' ^Handlanger u. f. w. geben dem ganzen Bilde einen passenden Rah­men. Schließlich kommen die journalistischen Anstreicher, welche die Zahl der Versammelten mindestens Potenziren, und der Verfassungstag ist da und kann nach diesem Rezepte beliebig oft und auf jedem dazu geeigneten Boden geschaffen werden. Demnach ist zu erwarten, daß eine Regierung, die des Volkes und ihr eigenes Wohl im Auge hat, die nicht Koterien auf Kosten ganzer Stämme bevorzugt, die Forderungen ähnlicher Versammlun­gen in die gemessenen Grenzen zurückweisen, oder vielmehr dieselben gar nicht berücksichtigen wird. Dagegen wird sie im eigenen Interesse die Stimmen so vieler Tausende, ja Millionen, die auf den Taboren bereits ihre Rechte verlangt, nicht ungehört verhallen lassen, sie wird einzusehen gezwungen sein, daß die Wünsche der Slaven nicht Wünsche einzelner Persönlichkeiten und Parteien sind, fondern daß sie tief im Herzen des Volkes ihre Quellen haben. Wenn die auf Taboren beschlossenen Resolutionen nicht mit den abnormen Forderungen der sogenannten liberalen Klique Harmoniren, so liegt der Grund in der letztern, die eben ihren eigenen Weg gehen will. Soll etwa die Bil­dung Sloveniens deßhalb nicht statthaft sein, weil es diesen Herren nicht gefällt? Die Slovenen sehen nun einmal ihr Heil nur in der Vereinigung der Brudeistämme, sie können — und gewiß nicht zum Nachtheile des Gesammtstaates Oesterreich — nur vereint erstar­ken und bilden dann ein unangreifbares Bollwerk gegen den im Süden wühlenden italienischen Maulwurf. Wenn zufällig eine K aste diese Ueberzeugung nicht theilt, sollen deßwegen ganze Völker­stämme im naturgemäßen Fortschritte aufgehalten werden? Sollen diese unleidlichen Zustände auch jetzt noch fortbestehen, weil diese Koterie sich darin wohl fühlt? Man fürchte nicht, daß diese Klique dann zu Grunde ginge; sie würde sich in nationale Elemente auflösen, denn dieses sonderbare Kulturgewächs hat die Eigenschaft, daß es in jedem Klima gedeiht, seine Natur ist zwar infolge der regierungsgärtnerischen Pflege ver­zärtelt und gegen den erfrischenden slovenischen Wind etwas empfind­lich, wird aber sicherlich darin ebenso wohlgedeihen, als im deutschen Treibhause. Jene Amfibien aber, die jetzt in beiden Elementen sich Wohl fühlen, werden sich an den festen Boden des nationalen Fort- Feuilleton. Bekenntnisse eines Vagabunden. Novelle. Erstes Kapitel. Ter böse Mann. Durch den Nebel meiner Erinnerungen hindurch sehe ich ein altes, finster aussehendes Gebäude in einem der schmutzigsten Theile der damals noch nicht so freundlichen Stadt Laib ach. Wie und wo ich zur Welt kam, war für mich ein Räthsel, zu dessen Lösung ich selbst mir am wenigsten Mühe gab. Mochte ich der Aussage meiner „Mutter" zufolge im Laibachflusse aufgefischt worden, oder nach einer andern Version durch ein altes Weib her­gebracht worden sein, ich war einmal da, das ließ sich nicht leugnen und zwar zum größten Verdrusse meiner Ernährerin. Mit dieser bewohnte ich das unterste Stockwerk, aus dem einfachen Grunde, weil es lein höheres gab, und ich hatte deßhalb nicht weit auf den Hof, dessen Zutritt mir jedoch streng verboten war. Meine Ernährerin hatte also mit mir große Noth, das weiß ich aus den häufig erhaltenen Schlägen, Wenn sie ausging, so war sie sehr schön; dann stand sie eine gute Weile vor dem Spiegel, auf dem kleinen Tischchen neben ihr waren mehrere Töpfchen, ähn­lich jenen, in denen sie mir täglich meinen Kaffee brachte. Sie putzte sich, ordnete die Haare und wenn sie endlich ausging, so war sie so schön roth, wie die Soldaten, die sie mir zum Spielen mitge­bracht, oder meine Wange, wenn sie mir eine Ohrfeige gab. Einmal trat ich auf sie zu und rief: „Mama, gewiß hat Dich jemand geschlagen, daß Du so roth aussiehst. O ja, das schmerzt sehr, Mama!" „Schweige, Du Taugenichts!" fuhr sie mich zornig an. „Du schritt« gewöhnen, sobald jenes in Fäulniß gerathende Wasser ver­alteter Institutionen abgeleitet wird, worin sie sich bis jetzt behaglich gefühlt. Man gebe sich nicht der gefährlichen Täuschung hin, daß die durch Verweigerung nach dem Gesetze garantirter Rechte hervorge­rufene und genährte Opposition durch Gewaltmaßregeln sich unter­drücken läßt. Dieser Glaube könnte sich bitter rächen, wenn die Devise: „H,U8tria erit in nrb« ultima" auf Befriedigung der Völkerschaften angewendet würde. Tagesneuigkeiten. Lllibllch, 14. September. — (Die Landtagseröffnung) findet morgen 15. d. M. nach einem feierlichen Hochamt um 11 Uhr statt. I n der ersten Sitzung dürften die Ordner des Hauses ernannt und die Regie­rungsvorlagen mitgetheilt weiden. Die zweite Sitzung am 16. d. M. wird oem Vernehmen nach die Prüfung der Wahlen der vier neu­gewählten Landtagsmitglieder zum Gegenstände haben. Der Zutritt zu den für das Publikum reservirten Räumen ist nur gegen beson­dere Eintrittskarten gestattet, welche in der Landeskanzlei, 1. Stock zu haben sind. — Die diesjährige Landtagssaison verspricht, wie wir schon gelegentlich bemerkten, wegen des massenweise ange­häuften Materials sehr lebhaft zu werden. — (Begriffsverwirrung der „Laib. Zeitung".) Wir fanden schon häufig Veranlassung, die Theilnahme hevorzuheben, welche unser Regierungsblatt einzelnen der liberalen Klique ungehö­rigen Persönlichkeiten widmet, wenn denselben von Seite der natio­nalen Partei ein wohlverdientes Malheure passirt. Diesem Prinzipe getreu hat es auch Herrn Dr. Klun gegen die bekannte Mißtrau­ensadresse in Schutz genommen und zur Verdammung dieses Schrift­stücks die ihrem Klienten von der Triester Handelskammer gewidmete Dankadresse entgegengestellt. Die Sache nimmt sich für Uneingeweihte recht hübsch aus; der Scktionsrath Herr Dr. Klun aber ist unsers Wissens einstweilen noch nicht Abgeordneter der Triester Kammer, daher kann ein Dankvotum derselben mit der Adresse feiner Wähler, der Laibacher Kammermitglieder, keinen Vergleich aushalten; dasselbe hat eben nur einen Privatcharaltcr, eine Mißtrauensadrcsse konnten ihm die Triester Herren nicht Votiren, sie hätte keinen Sinn, weil er von ihnen lein Mandat übernommen hatte; die Mißtrauens­adresse feiner Wähler aber ist vollkommen gerechtfertiget und follte den Adressaten, wie es überall üblich, zum Niederlegen seines Man­ hast gar kein Recht zu bemerken, daß ich roth bin. Uebrigens merke Dir, was ich Dir sage. Wenn wir allein sind, so nennst Du mich „Mama", wenn aber jemand da ist, so mußt Du mich „Schwester" nennen. Hast Du es verstanden? Oder muß ich es Dir beibringen?" Dabei zwickte sie mich in den Arm, was sie immer zu thun pflegte, wenn sie mir etwas einschärfen wollte. „Schwester, Schwester!" rief ich, vor Schmerz in die Höhe springend. Sie ließ mich los. „So ist's recht! Vergiß es nicht, Du Nimmersatt!" Diesen Namen Pflegte sie mir nebst mehreren anderen, welche ähnlich klangen, aus dem Grunde beizulegen, weil ich öfter die Frech­heit hatte, hungrig zu sein. I n solchen Fällen bekam ich dann ent­weder ein Stück Brot, oder einen Puff, was jedesmal die beabsich­tigte Wirkung hatte, daß ich fchwieg. Beim Ausgehen sperrte sie immer die Wohnung zu und mich hinein und befahl mir, ruhig zu bleiben. Ich tummelte mich dann mit meinen Soldaten herum, fing Fliegen und spießte sie auf Nadeln. Einmal war's mir doch zu langweilig. Draußen hörte ich Kinder schreien und wäre so gerne bei ihnen gewesen, weil sie so hübsche Sachen hatten; ich hätte ih­nen dafür alle Soldaten gegeben. Ein Fenster ging nach dem Garten. Ich wollte hinaus schauen, aber das Fenster war zu hoch; ich sah mich im Zimmer um, nahm einen Stuhl, stieg hinauf und fah hinaus. Gerade vor mir war ein Baum voll schöner Früchte, wie mir einmal meine Mama einige gebracht hatte, welche gar so gut schmeckten. Mit einem Sprunge war ich draußen, kletterte auf den Baum, er war nicht hoch, und kostete eine Frucht. Ach, sie war so gut! „Heda, kleiner Bursche, wirf mir einige Aepfel herüber, ich kann nicht selbst hin, die Mauer ist zu hoch." Ich wandte mich nach der Stelle um, woher die Stimme kam, und sah einen schrecklich zerrissenen Mann mit einem grausigen Barte jenseits der Mauer stehen. dats vermögen. Das Gegenüberstellen der beiden Schriftstücke von Seite der „Laib. Zeitung" scheint demnach einem Mangel an Un­terscheidungsgabe zu entspringen, deßhalb wollen wir in arAuiaeQtiZ Ää iwilliuem reden. Herr Dimitz ist bekanntlich weder Eigentü­mer, noch verantwortlicher Redakteur der „Laibacher Zeitung"; er mag es oft genug sehr lebhaft bedauert haben, daß er nur mit Be­willigung des Ministeriums die Redaktion des Blattes führt. Wenn nun beispielsweise die Regierung ihm wegen regierungsfeindlicher Tendenzen des Blattes eine Rüge zukommen ließe, würde er sich wohl mit dem Lobe zu trösten vermögen, welches ihm vielleicht eben deßhalb das dankbare Lcsepublikum spenden würde? Wir glauben nicht, daß ihm dieses ein genügendes Aequivalent für die offizielle Nase wäre, welche ihm von feinen Mandanten zukäme; er würde entweder sein Amt niederlegen, oder seine Tendenzen ändern, obschon das letztere dankbarer und ersprießlicher, daher eher zu vermuihen wäre. — (Der katholische Verein für Krain) hat gleich so vielen anderen Korporationen u. f, w. an den hochwürdigen Herrn Bischof Rüdigier von Linz eine Ndresse gesendet, und folgendes durchaus eigenhändiges Dankschreiben desselben erhalten: „Ich danke dem löblichen katholischen Vereine aus ganzem Herzen für die Teil ­nahme, die Wohlselber mir in der erhebenden Zuschrift vom 24. v. M . auszudrücken die Güte hatte. Der Gott alles Trostes belohne ihn für den Trost, den er mir in einer Zeit schwerer Prüfung ge­spendet. Ein großer, vielleicht für lange Zeit entschwindender Kampf zwischen den Mächten des Lichtes und der Finsterniß scheint nahe bevorstehend zu sein. Wir fürchten uns nicht. Der Herr hat gespro­chen: „Habet Muth, ich habe die Welt überwunden." Auf dieses Wort vertrauen wir. Wir kämpfen unter seiner Fahne, für seine Sache mit seinen Waffen. Er wird uns zum Siege führen. Dabei ist es gleichgiltig, ob unsere Personen als Opfer fallen, wenn nur die Sache zum Siege gelangt, die wir vertreten. Indem ich meinen aufrichtigsten Dank wiederhole, bitte ich Gott, daß er auf die Für­sprache der mackellosen Jungfrau den löblichen Verein stets in seinem heiligen Schutz bewahren wolle. — Linz, den 31 . August 1869. Franz Josef Rüdigier, m. p. Bischof." — (Neue Üitalnica.) Aus Tu ff er schreibt man uns: Am 19. d. M. wird hier nach der von der hohen Statthalterei be> reits erfolgten Genehmigung der vorgelegten Statuten die l^italnica mit einer Beseda und Tanzunterhaltung eröffnet werden, deren Pro­gramm durch Ihr geschätztes Blatt derzeit nicht bekannt gegeben wer­den kann, da solches noch von den zu erwartenden, noch nicht be­kannten mitwirkenden Kräften abhängig gemacht werden muß. Vor „Nun, willst Du oder nicht? Mach schnell, oder ich fresse Dich!" Und er steckte zwei Finger an jede Seite des Mundes und zog denselben auseinander, daß er schrecklich groß wurde. Ich begann zu weinen und fiel beinahe vom Baume. „Nicht fressen, nicht fressen! Ich will werfen, so viel Du willst!" Dann begann ich die Aepfel abzureißen und ihm über die Mauer zu werfen. Er hatte lange nicht genug, endlich rief er: „Gut ! Höre auf, kleiner Bursche! Komm morgen wieder um diese Zeit, sage aber ja niemandem davon, oder —" und er machte wieder, wie früher. „Nein, nein, ich sage nichts und werde morgen wieder kommen, nur darfst D u mich nicht — essen!" Ich weinte. „Wenn Du nicht kommst, so werde ich Dich gewiß fressen, sonst nicht!" Dann ging er. Zitternd stieg ich vom Baume und durch's Fenster und kroch in den dunklen Winkel hinter dem Ofen und drückte mit den Händen die Augen zu, damit mich der Mann mit dem gro­ßen Munde nicht sehen würde. Meine Mama kam und fragte, warum ich weine. „Ach der Mann, der Mann!" rief ich schluchzend. „Was für ein Mann?« Ich durfte es nicht sagen, sonst verschlang mich der Mann. „D u bist närrisch, leg Dich schlafen!" So sprach sie und begann sich umzukleiden. Ich fürchtete die Mama und legte mich in's Bett und sah im Schlafe den grausigen Mann mit dem großen Munde. Des andern Tages machte sich Mama wieder schön und ging aus; ich stieg durch's Fenster und warf dem bösen Manne Aepfel zu. Er wurde freundlich. „Du bist brav, Junge!" sagte er, als er genug hatte. „Bring dem Beginne der Beseda, zwischen 5 und^6 Uhr Abends, findet die Wahl des wirtlichen Ausschusses der öitalnica statt. Die ?. 1'. bereits eingeschriebenen und noch zu erwartenden Mitglieder unserer jüngsten 6italnica, sowie sämmtliche Patrioten und Freunde der guten Sache sind auf das freundlichste eingeladen, uns die Ehre ihres zahlreichen Besuches am besagten Abende zu geben. — (t?i^aro hui ^iAÄi-o yua!) heißt es im Nossinischen „Barbier von Sevilla". Heutzutage könnte man sagen: „Spitzel da, Spitzel dort," „Denunziant da, Denunziant dort." I n dieser Rich­tung schreibt man dem „Volksbl." folgendes aus Obersteiermark: Um das Wort Gottes kümmert man sich neucstens sehr viel, aber leider nicht auf die Art, daß man davon Nutzen haben könnte, wie der Katechismus lehrt. Wie man im Jahre 1866 überall preußische Spione witterte, so wittert man im Jahre 1869 selbst im abgele­gensten Dorftirchlein österreichische Spione. Ob wohl dieser Volks­wahn die Religiosität unserer Staatslenkcr ehrt und von liebevollen Vertrauen Zeugniß gibt? I n ein von der Straße abseits gelegenes, hinter Bergen verstecktes Kirchlein kam vor nicht langer Zeit eines Sonntags ein fremder Schnitterling und schrieb die ganze dort ge­haltene Predigt nach. Die Leute trauten diesem Hagiografen nichts gutes zu und es wurde darüber gesprochen, daß man in Zukunft einem solchen Hecht die Kirchthüre weisen soll. Es scheint überhaupt in dieser Periode ebenso fleißig, nur etwas versteckter spionirt zu werden, wie einst in der Periode Bach-Kempen; denn ein Herr, der es wohl wissen kann, weil er hübsch an der Quelle sitzt, hat jeman­den, der die Tugend der Verschwiegenheit niemals besessen hat, im Vertrauen gesagt, daß gegenwärtig alle wichtigeren und alle sich be­merkbar machenden Persönlichkeiten insgeheim polizeilich beobachtet werden. „Doch Hab' ich immer sagen hören, daß Geberdenspäher und Geschichtenträger Des Uebels mehr auf dieser Welt gethan, Als Gift und Dolch in Mörders Hand nicht konnten." (Schiller. Don Carlos.) Eingesendet. Die Errichtung einer freiwilligen Feuerwehr in Laibach, welche der gewesene Gemeinderath Dr. Costa schon im Jahre 1863 mit einem Programme und Statutenentwurfe im Gemeinderathe in An­trag brachte, ist gegenwärtig an der Tagesordnung. Damals fand die Sache an einem Mitgliede des Turnmthes der deutschen Turner einen Gegner, welcher den Gegenstand gegenwärtig als Mitglied des mir morgen auch ein großes Stück Brot! Ich bin sehr, sehr hungrig, verstehst Du? " Er steckte wieder die Finger in den Mund und — „Ja, ja, ich will", rief ich erschreckt und stieg vom Baume und in das Zimmer zurück. Von nun an verlangte ich von Mama immer sehr viel Brot und wagte nicht davon zu essen, weil ich fürchtete, daß der hungrige Mann nicht genug haben werde. Ich wurde immer magerer, und Mama sagte, daß ich krank sei. Der Mann begann freundlicher zu werden und ich fürchtete ihn nur, wenn er die Finger in den Mund steckte. Viele Tage warf ich ihm Aepfel und Brot über die Mauer, auf einmal kam ein anderer Mann und schüttelte den Baum, daß alle herabfielen. Ich weinte, der böse Mann mußte mich jetzt fressen, er hatte leine Aepfel mehr. Als meine Mama ausgegangen war, kroch ich durch das Fenster, erkletterte die Mauer, sprang hinunter und lief fort. Ich lief weit, sehr weit auf die Berge zu und wagte nicht zurückzuschauen, bis ich nicht mehr weiter laufen konnte. Alles war mir fo neu, bort wuchs großes Gras und ich fiel zu Boden und schlief und träumte von dem hungrigen Manne. Dann erwachte ich, es war so finster, ich fürchtete mich sehr und weinte nach der Mama. „Wer schreit denn da gar so jämmerlich?" Ich erkannte den bösen Mann an der Stimme und schrie noch mehr. „Es wird wohl wieder so eine Kröte sein, die seine Mutter verloren hat. Muß nachsehen!" Damit hörte ich ihn näher kommen, sehen konnte ich ihn nicht, es war ganz finster. Er faßte mich bei den Beinen und hob mich in die Höhe. Ich schrie, wie am Spieße; jetzt mußte er mich fressen. (Fortsetzung folgt.) Gemeinderathes mit dem Antrage auf sofortige Veistellung der kost­spieligen Requisiten warm befürwortet, während das Inslebeutrcten der Feuerwehr noch in weiter Ferne steht. Als plausibles Motiv der Errichtung wird das derzeitige Verfahren bei einem Schadenfeuer hingestellt, während die bisher glücklich abgcwendeten größeren Ge­fahren im Falle eines Brandes ignorirt werden. Schiller, der deutsche Vordermann, gibt das Bild einer Feuersbrunst seiner Heimat; so und nicht anders geht es bei uns bei einer Feuernoth zu und hat jedermann jederzeit sich überzeugen können, wie man sich, so groß als klein, jung wie alt beeilt beizustehen, wenn schon eine polizeiliche Aufsicht und Leitung oft vermißt wird. So haben wir es dem Eifer und der Nächstenliebe zu verdanken, daß seit Dezennien hier kein erheblicher Feuerschaden zu beklagen war, wohl aber solcher wunder­bar verhütet worden. Der größte Brand war in unseren Tagen jener des Koliseums, welchen aber die Beschaffenheit des mit Zündstoff angefüllten Hauses begünstigte, dem es sogar an bequemen Zu- oder Ausgängen fehlt, aus welchem aber bei jenem großen rapid über­hand genommenen Brande gleichwohl eine Familie ohne Apparate einer Feuerwehr gerettet wurde. Wir wollen nicht sagen, daß eine wohl organisirte Feuerwehr unter Umständen nicht wünschenswert!) wäre; hierbei ist aber mannigfaltiges zu bedenken. Zunächst wäre eine Präponderanz derselben dem Volke gegenüber höchst nachtheilig, wie schon jetzt das Auftreten des deutschen Turnvereines manche be­dauerliche Konflikte herbei geführt hat, wobei die alte Antipathie des Nationalen gegen den Frack „ßkrie " im Spiele ist. Und so erach­ten wir, daß, wenn im Jahre 1863 die Errichtung einer Feuerwehr nicht beliebt wurde, sie gegenwärtig noch viel weniger an der Zeit sei. Mehrere Bürger. Verstorbene. Den 3, September. Mathias Petae, Inwohner, alt 40 Jahre, im Zi­»ilspital, an Erschöpfung der Kräfte. — Dem Anton Besloj, Tischler, sei» Kind Franziska, alt 4 Jahre, in der Tirnauvorstadt Nr. 23, an der bran­dige» Bräune. Den 4. September. Herr Josef Rutter, Maschinenmeister bei Herrn Millitz, alt 61 Jahre, in der Stadt Nr. 293, an der Ruhr. Dm 5. Semptember. Georg IaropiL, Inwohner, alt 87 Jahre, imZi­»ilspital, und dem Herrn Johann Bcrger, Katastral-Iuspcltor, sein Kind Emilic, alt 14 Monate, in der Krakauvorstadt Nr. 3, beide an Erschöpfung der Kräfte. — Maria Renket, Instituts»rme, alt 69 Jahre, im Versorgungs­hause Nr. 5, am Zehrsicber. Den 6. September, De»! Josef Gabro»»el, Oebssler, sein Kind Franz, alt 1 Monat, in der Polancworstadt Nr, 60, an der allgemeinen Schwäche. — Dem Herrn Anton Reich, Tuchscherer, sein Kind Johanna, alt 2 Jahre, in der Polanavoistadt Nr. 16, an der brandigen Halsbräune. — Gertraud Pe­bann, Zimmeimannsgattin, alt 39 Jahre, in der Stadt Nr. 43, am gehr­sieber. - Maria Hermann, Iüwohnerswitwe, alt 5? Jahre, im Zwilspital, an der Ruhr. Anmerkung. I m Monate August 1869 sind 77 Personen gestorben, unter diesen waren 39 männlichen und 38 weiblichen Geschlechtes. nie/it »«ieeF^» Lf^/ezfl. In der 84-1. öitallljea-Iiß8tei8tuuzeu übernimmt, unä 2-^ar: I. 1Kl«S8o olluv ^ntd«i,rn„8 ". ^V. , v2nnßu; dann übernimmt äiezelbe I.eiüüeutl2U8Mte naeb. »Heu Liobtungen äe8 In> unä H,u8lanäe8 2U billig8ten ?rei8eu. Le8onäer3 erlaubt Lioti äie gefertigte Hn8talt äaraui'autm6rl!8am2U maeben, äa88 8ie aueb!.ßiLllell­Ne8t2ttUU^ell 2U8>V2lt8 auf äem I^anäe übernimmt unä 8olebe möglieb8t billig bereebnet. Die näberen Noäalitäten Können im Lureau äer gefertigten ^N8talt einge3ebsn ^veräen, all^vo aueb seäsr^eit bereit^illigLt ^'eäe ^U8kunlt in äieser liiebtung ertbeilt ^virä. 8eblie33lieb erlaubt sieb, äie ^,U8taIt uueb 2U erhabnen, äa38 unter äem I^eiellenb68tattung3'1"arif alle LedÜIliell inlllu8ive äer ?uneral (^ebübren ver8tanäen »inä, äa38 au58er 6er H,n8talt 2ll UieiU2Uäen eine veitere Xallluuz 2U 1ei8ten i8t, unä äa88 äie Leieben naeb Lelieben gefabren oäer getragen weräen. Inäem äie gefertigte H,u8talt glaubt, äa^euige vorget:ebrt und eingeleitet 2U babeu, um allen Hntoräeruugen vollkommen gereobt 2U ^veräen, bittet äie3elbe «las k. I'. Publikum, in lZeäarKtallen 8ieli äerLelben 2u beäieneu, uuä gibt äie Ver8ieberung ge^vi886nbafts8ter und reeller Leclienuug. 79—3. Eigenthümer und Herausgeber?eter 6ra88elli. — Für die Redaktion verantwortlich: ^ak. ^leuove. — Druck von ^oLel LlaLnil: in Laibach.