Die Eröffnung der TriglavlMte ober -em Kotthale tzr 31. Irtli 1887. -HW«p-^eiden letzten Tagen des verflossenen Mo- mttes-rvar'die imposante Hochalpenmulde an der Nord- seile des Triglav, zunächst' den riesigen Schneeseldern und dem Gletscher dieses Berges gelegen, der Schau¬ platz eines alpinen, von mehr als' anderthalbhundert Personen besuchten Festes, welches aus Anlass der feier¬ lichen Eröffnung der von der Section -Kram- des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins daselbst er¬ bauten neuen Triglav-Hütte stattfand. Der seinerzeit von der Section -Kram- gefasste Beschluss, in einer Seehöhe von 2200 Meter ein solides Schutzhaus zu erbauen, sonach in einer Höhenlage, welche der Seehöhe der Grintouz-Spitze in den Steiner Alpen nur um etliche 360 Meter nachsteht, wurde von Kennern des Triglav-Stockes als ein undurchführbares Unternehmen bezeichnet; jedoch die Ausdauer der Leiter des Baues und die rege Mitwirkung entschlossener,„vor keinen Schwierigkeiten zurückweichender Arbeiter aus der Ortschaft Mojstrana haben eine wohnliche und, Dank den verfügbaren Geldmitteln, auch eine mit allem Kom¬ fort ausgestaltete Unterkunftshütte zustande gebracht, welche an Solidität und Bequemlichkeit den bestgebau¬ ten Zufluchtsstätten in solcher Höhenlage nicht nachsteht. L Die Hütte liegt ober dem zwei Stunden von Mojstrana entfernten wildromantischen Thalgrunde des Kot, am Rande zwischen dem obersten Absturze der Urbanova Špica und der äußerst kühn geformten Rjo- vina, welche beiden Hochalpengipfel einen der gro߬ artigsten und wildesten Thalkesfel — -Pekel» (die Hölle) genannt — einschließen. Der Weg vom Thalgrunde Kot führt anfangs über ein äußerst steiles, mit Knie- Holz bewachsenes Gehänge und weiterhin abwechselnd über Schneefelder und Schutthalden am Rande des -Pekel-, Von Mojstrana aus gelangt ein guter Fußgeher in fünf Stunden zur Schutzhütte, von dort auf die Spitze des Triglav in anderthalb Stunden, Schon am 80, Juli war die Zahl der Zuzügler eine so bedeutende, dass eine Unterkunft aller Er¬ schienenen in der nur für etliche 30 Personen ein¬ gerichteten Hütte nicht möglich war; man musste, um zur Labung der neuen Ankömmlinge in der Hütte Platz zu gewinnen, wo der Sparherd nicht zur Ruhe gelangte und das mit dem Kochen beschäftigte rührige weibliche Personale in unterbrochener Thätigkeit war, die vorhandenen Matratzen ins Freie tragen, es dem Einzelnen überlassend, so gut es gierig, mit Benützung seines Plaids und der verfügbaren Wolldecken sich im Freien ein Nachtlager zurecht zu machen, was in der milden Mondscheinnacht für keinen der im Freien Cam¬ pierenden von üblen Nachfolgen begleitet war. Noch tief in die Nacht hinein meldeten Salutschüsse neue Gäste an. Außer dem Mondschein leuchteten bengalische Flammen auf einzelnen, mit österreichischen, krainischen und deutschen Fahnen beflaggten Felskuppen, und stiegen Raketen empor. Fröhliche Lieder erschollen durch die ganze Nacht, auf den Schlafmusste verzichtet werden. Schon um 3 Uhr morgens setzte sich die erste, aus fünf Köpfen bestehende Gruppe zur Ersteigung des Triglav über die Schneefelder gegen den kleinen ^00(53^ 3 Triglav in Bewegung, sie langte um 4'/§ Uhr auf der höchsten Spitze an. Die Sonne gieng erst später über der Choralpe auf. Die Beleuchtung der ganz reinen Hochgipfel der Centralkette, der karnischen und julischen Alpen war eine wunderbare, über der Adria, in ein¬ zelnen Thälern und gegen Osten lagerte ein dichter Höhenrauch. Während eine stattliche Touristencolonne den höch¬ sten Grat des Triglav besetzt hielt, rückten noch immer unter Begleitung verlässlicher Führer aufgelöste Gruppen auf den Schneefeldern zum kleinen Triglav hinan, auf allen Graten und Felsvorsprüngen des kleinen und großen Triglav wimmelte es von Menschen, sie glichen kriechenden Ameisen, welche die aufgelöste Reihe durch frischen Nachschub zu ergänzen bestrebt sind. Eine Pause in diesem Gewühle war in dem Momente eingetreten, als der Photograph Lergetporer seinen Apparat auf dem kleinen Triglav aufgestellt hatte, um das Bild des plötzlich zur Ruhe gelangten Menschengewoges auf dem Felsgrate des großen Triglav zu fixieren, ein ge¬ wiss für alle Theilnehmer sehr wertvolles Erinnerungs¬ blatt, das an Originalität der dargestellten Alpen- scenerie seinesgleichen suchen dürfte. Noch immer dauerte öle Bewegung der Menschen auf dem Grate des großen Triglav beim Auf- und Abstieg bis gegen 8 Uhr fort, als bereits die steigende Sonne ihre sengen- den Strahlen selbst in diesen eisigen Höhen fühlbar machte. Im ganzen hatten 85 Personen die höchste Spitze des Triglav erstiegen. Indes hatten die bei der Hütte zurückgebliebenen Touristen die sehr bequemen Ersteigungen der ganz nahe gelegenen Hochgipfel der Urbanova Zpica, des Begunjski Vrh und der Kredarca ausgeführt; von all diesen Punkten genießt man prächtige Fernsichten in die Mischer Alpen, über Kärnten, auf die Karawanken und auf die ober dem Uratathale sich erhebende zer- 4 rissene Kette der Skerlatcrca, Nogica und Kukova Špica. Um 10 Uhr hatten sich vor dem im festlichen Schmucke prangenden, mit Festons von Alpenrosen und Edelweiß behängten Schutzhause sämmtliche Teilneh¬ mer der Festlichkeit wieder eingefunden; es fehlte nie¬ mand, keinerlei Blessuren durch die erkletterten Felsspitzen, mit Ausnahme einzelner Riffe an den Kleidern der Rückgekehrten, waren wahrnehmbar. Ein Schusssignal gab das Zeichen zur Ausführung des letzten Programmpunktcs, nämlich der feierlichen Hütteneröffnung. Dieselbe wurde durch einen improvi¬ sierten Sängerchor eingeleitet, welcher unter lautloser Stille den ergreifenden Choralgesang: «Das ist der Tag des Herrn» anstimmte, worauf unter allgemeinem Jubel der Anwesenden das herrliche «Deutsche Lied» folgte. Sodann übergab der Leiter des Hüttenbaues, Gregor Rabitsch von Mojstrana, den Schlüssel zu der ge¬ schlossenen, vorher geschenerteu und auf ihre normale Einrichtung reducierten Hütte dem Obmanne der Sek¬ tion «Krain», Herrn Karl Deschmann, welcher fol¬ gende Ansprache an die Versammelten hielt: Geehrte Festgeuosfen! Als Obmann der Sectiou «Krain- liegt mir die Aufgabe ob, unser Festprogramm mit der feierlichen Eröffnung der Triglav-Hütte in einer der gehobenen Stimmung der hier Versammelten ent¬ sprechenden Weise abzuschließen und der in unserem Kreise herrschenden Begeisterung über das großartige vor unseren Augen entrollte Alpenbild, sowie auch über die unter einem glücklichen Sterne ohne jeglichen Unfall vollzogene Triglavbesteigung durch eine Besucheranzahl, wie sie Ersteigungen solcher gefährlicher Hochalpengipfel kaum aufweisen dürften, mit meinen schwachen Worten einen würdigen Ausdruck zu geben. Vor allem spreche ich namens des Ausschusses der Section «Krain» allen Festgästen den besten Dank aus, 5 dass sie unserer Einladung, dem Könige der Julischen Alpen einen Besuch abzustatten, in einer ganz unerwar¬ teten Anzahl nachgekommen sind. Es bedurft« keiner Reclame, um der großen Theiluahme der Krainer an dieser alpinen Feier sicher zu sein, denn der durch die Poesie verherrlichte Altvater Triglav ist einer jener Mag¬ nete, zu dem das Auge des Thalbewohners mit Be¬ geisterung hinaufblickt. Herzlich willkommen sind uns die werten Gäste von auswärts, die zahlreich erschienenen Vertreter von Schwester-Sectionen, welche die weite Zureise nicht ge¬ scheut haben, um einen der herrlichsten Aussichtspunkte in den Südalpen zu ersteigen. Die Section «Krain» rechnet es sich zur großen Ehre, dass das Centrale des Deutschen nnd Oesterreichischen Alpenvereins in München als Delegierten zu diesem alpinen Feste seinen General- Secretär, Herrn Dr. Emmer, entsendet hat. Von den Sectionen des Deutschen Reiches sind hier vertreten jene von Berlin, Dresden und München. Der älteste alpine Verein des Continents, die Section «Austria» in Wien, deren fünfundzwanzigjähriges Jubiläum seit ihrem Bestände demnächst in Radstadt gefeiert werden soll, die gleich nach ihrer Gründung der Erforschung der Triglav-Kette ihr Augenmerk zugewendet hat, ruft uns in einem herzlichen Schreiben zu dem gelun¬ genen Unternehmen ein fröhliches Glück und dreifaches Hoch mit dem Bemerken zu, dass durch den Bau dieser Hütte für die Erforschung des Triglav-Gebietes ein ungemein ersprießliches Werk geschaffen wurde, dass die Section -Krain- sich hiemit um die alpine Sache unschützbare Verdienste erworben hat. Der österreichische Alpenclub in Wien, die Section Eisenkappel und Cilli haben ebenfalls Vertreter anher gesendet, der Hochobir und Grintouz winken dem Triglav ihre Grüße zu. Die Section Klagenfurt beglückwünscht uns auf telegraphi¬ schem Wege zu dem gelungenen Unternehmen. Durch 6 eine stattliche Anzahl von Delegierten ist die Nachbar- section Villach vertreten, es ist dies ein treuherziger Ausdruck der seit jeher bestandenen freundnachbarlichen Beziehungen zwischen Kärnten und Krain, welche durch den von den Alpenvereinen zwischen einzelnen Volks¬ stämmen trotz scheidender Gebirgsketten gepflegten brüder¬ lichen Verkehr stets inniger sich gestalten werden; ins¬ besondere schätzt sich die Section -Krain» glücklich, in der Lage zu sein, der Schwestersection Villach die unseren Vereinsmitgliedern bei der vorjährigen Er¬ öffnung der Bertha-Hütte am Mittagskogel erwiesene Gastfreundschaft hier erwidern zu können. In Bewunderung versunken stehen wir hier vor dem reich gegliederten Panorama des Beherrschers der Oberkrämer Alpen, umgeben von Bergriesen, an deren Formen und kühnem Aufbau sich das Auge nicht satt sehen kann. Mit Befriedigung können wir auf die ausgeführten Weganlagen, auf den gelungenen Hütten¬ bau blicken. Alle die Schwierigkeiten, welche bisher den Triglav als einen unnahbaren, als einen nur für be¬ sonders beherzte Bergsteiger zugänglichen Gebieter er¬ scheinen ließen, sind nunmehr überwunden. So verlockend es auch wäre, an dieser Stelle eine wenn auch nur flüchtige Skizze der ersten Ersteigungen dieses Bergriesen zu geben, so kann ich mich diesfalls nur auf einige wenigen Bemerkungen beschränken. Zum erstenmale kommt der Name dieses Berges in der im Jahre 1744 erschienenen großen Floriantschitsch'schen Karte Krains vor. Dieser unverdrossene Kartograph hat mit unzureichenden Instrumenten eine trigonometrische Höhenmeffung desselben ober der Laibacher Ebene vorgenommen. Der berühmte Naturforscher Balthasar Hacquet machte in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhundertcs die erste barometrische Höhenmeffung auf den Gipfel des Berges; seine anziehend geschriebene -Lustreise vom 7 Triglav zum Großglockner» machte zuerst die wissen¬ schaftlichen Kreise mit den Naturvorkommnissen dieses Berges bekannt. Tie zu Anfang dieses Jahrhundertes ausgeführten Ersteigungen durch Valentin Stanig, spä¬ ter Canonicns in Görz, durch die Gebrüder Deschmann haben besonders das Augenmerk der Landesbewohner auf diesen Hochgipfel gelenkt. Hauptmann Bosio's Uebernachtung auf dem Gipfel des Berges während eines furchtbaren Gewitters, welches einen seiner Be¬ gleiter erschlug, war eines der sensationellsten Aben¬ teuer einer Hochgipfelersteigung. Einen wichtigen Fort¬ schritt in der Kenntnis der vom Triglav - Gipfel sicht¬ baren Höhenpuukte bezeichnet das daselbst vom Maler Pernhart ausgenommene Panorama. Sicherlich wird auch die vom Photographen Lergetporer mit Benützung seiner vielfachen photographischen Landschaftsaufnahmen meisterhaft ausgeführte Reliefdarstellung des Triglav- Stockes das Studium der Gliederung dieses Gebirges wesentlich erleichtern. Den Hüttenbau zur Erleichterung der Ersteigung des Triglav ließ sich die Section «Krain» gleich bei ihrem Entstehen angelegen sein. Es wurde von ihr die noch jetzt bestehende Schutzhüte an der Südostseite des Hochgipfels erbaut; leider erwies sich die hiefür ge¬ wählte Baustelle in einer den Schneewehen zugänglichen Mulde als eine sehr ungünstige, man musste sich mit dem Aufsuchen eines anderen, passenderen Bauplatzes be¬ fassen. Nach Eröffnung der Eisenbahn durch das obere Savethal war es für die Section «Krain» eine un¬ abweisbare Aufgabe, durch die Eröffnung des kürzesten Aufstieges von der Station Lengenfeld durch das Kot¬ thal und durch Errichtung einer Schutzhütte ober der Krummholzregion das Ersteigen des Triglav von der Nordseite, was bishin nur einzelnen verwegenen Gems¬ jägern gelungen war, auch für gewöhnliche Touristen zu ermöglichen. 8 Ein diesfalls in der Jahresversammlung 1884 der Section «Krain» gefasster Beschluss fand beim Centrale des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, an das derselbe behufs Erwirkung ausgiebiger Unterstützungen für die Ausführung des Pwjectes geleitet worden war, eine sehr sympathische Aufnahme; die Generalversamm¬ lungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins haben in den Jahren 1884, 1885 und 1886 für diesen Zweck zusammen 1800 fl. gewidmet. Ebenso ließ uns die krainische Sparkasse, jedem gemeinnützigen Unternehmen ihre Hilfe bereitwilligst zusagend, mit Rücksicht auf die Hebung des Fremdenverkehrs in Oberkrain für alpine Zwecke reichliche Unterstützungen zufließen. Auf diese Art gelang es uns, den benöthigten Baufond zu beschaffen; jedoch wäre das Project unaus¬ geführt geblieben, wenn uns nicht der in Mojstrana ansässige Jäger Gregor Rabitsch, im Dienste der Jagd¬ gesellschaft Gall^-Bamberg stehend, welche Herren uns denselben in der anerkennenswertesten Weise zur Ver¬ fügung stellten, mit Rath und That zur Seite ge¬ standen wäre. Seiner genauen Ortskenntnis verdanken wir die Wahl des am günstigsten gelegenen Bauplatzes, und nachdem die Leitung des Baues in feine Hände ge¬ legt worden war, die Beseitigung bedeutender Schwie¬ rigkeiten in der Beschaffung des Bauholzes, des be¬ nöthigten Kalkes u. s. w.; auch die gelungenen Weg¬ anlagen sind als sein Werk zu bezeichnen. Noch vor kurzem befanden wir uns bezüglich der für die heutige Festfeier in Aussicht genommenen Ersteigung des Triglav von der Nordseite in großer Verlegenheit, denn der am kleinen Triglav im Vorjahre ausgesprengte Felspfad war total bis zu den alten Schneefeldern mit einer mächtigen Schneelage infolge der reichen Schnee¬ fälle des heurigen Winters und Frühjahrs bedeckt. 9 Man musste, uni sulchen Eventualitäten für die Zukunft abzuhelfen, einen zweiten Pfad von der Scharte zwi¬ schen der Kredarza und dem kleinen Triglav, au der selbst im Winter aperen Ostkante des letzteren eröffnen. Dieser zweite Pfad wird in Kürze beendet sein, diesmal wurde er zum Aufstieg nicht benöthigt, indem der früher erwähnte directe Aufstieg infolge des starken Schnee¬ schmelzens der letzten Tage wieder schneefrei gewor¬ den ist. » Allein nicht bloß der wackere Jäger Gregor Rabitsch, auch die gesummte Bevölkerung von Mojstrana ist uns bei diesem Unternehmen werkthätig zur Seite gestanden. Die gestrigen Freudenfeuer an den Abhängen der Roschiza waren eine sympathische Kundgebung der an ihren Bergen mit aller Innigkeit hängenden Berg¬ bewohner für das Gelingen des Unternehmens. Es freut mich, dem anwesenden Bürgermeister Wilman von Lengenfeld für die Unterstützung, die uns die Ge¬ meindevertretung hiebei geleistet hat, den wärmsten Dank auszusprechen. Ebenso erfreulich ist die Wahrnehmung, dass in Mojstrana tüchtige, der deutschen Weltsprache kundige Bergführer dem Touristen zur Verfügung stehen und dass auch ein tüchtiger Nachwuchs derselben zu er¬ warten ist, der Aufgabe vollkommen gewachsen, dem Fremden nicht nur alle gewünschten Auskünfte über die Rundschau vom Triglav und über die nächsten Höhenpunkte zu ertheilen, sondern ihm auch das sichere Geleite auf die kühn empvrragenden Berggipfel des benachbarten Flitscher Gebietes zu geben. Diesen Berg¬ führern sei die genaue Einhaltung der Hüttenordnung, die sorgfältige Ueberwachnng der Triglav-Hütte bestens anempfohlen. Wenn ich früher der lebhaften Theilnahme seitens der Mitglieder der Section «Krain» an dem heutigen Ausfluge gedacht habe, so darf ich die wirklich muni- — 10 - ficente Unterstützung nicht unerwähnt lassen, welche unsere Section seitens zahlreicher Gönner und Freunde in Laibach gefunden hat, wodurch es uns möglich ge¬ worden ist, auch für die Erfrischung und Kräftigung der ermüdeten Triglav-Besucher durch Speise und Trank in reichlichem Maße vorzusorgen. Auch die Kunst ist uns unterstützend zur Seite gestanden, das genial auf- gefasste und meisterhaft ausgeführte colorierte Titelblatt unseres Fremdenbuches ist ein Werk des anwesenden Malers Wettach, an dessen Bilde gewiss jeder Besucher der Hütte sein Gefallen finden wird. Desgleichen ist die praktische, äußerst zweckmäßige innere Einrichtung der Hütte, die reiche Ausstattung derselben mit den erforder¬ lichen Utensilien den umsichtigen Anordnungen des Ver- einscassiers Ernst Stöckl und bei den Eisenarbeiten der gediegenen Ausführung des Schlosfermeisters Achtschin zu verdanken. So hat denn vereintes Wirken ein schönes Denk¬ mal in dieser Fels- und Schneewüste aufgebaut. Möge vor allem der krainischen Jugend, die sich an der heu¬ tigen Triglav-Ersteigung in so namhafter Anzahl be- theiligte, dieser schöne Tag unvergesslich bleiben. Das schon frühzeitig geübte Bergsteigen ist eine Schule der Ausdauer, der Besiegung von Hindernissen; die Liebe zu den Bergen ist eine unversiegbare Quelle echter Vaterlandsliebe, sie stählet den Mannesmuth, sie er¬ füllt die Menschenbrust mit den erhabensten Gefühlen sie erhebt ihn über die Jämmerlichkeiten des Menschen¬ getriebes in der Niederung. Die heute mit Alpenrosen und Edelweiß geschmückte Triglav-Hütte ist ein jeden Besucher anmuthendes trau¬ liches Heim, sie wird ein Asyl sein für Touristen aus aller Herren Ländern, sie sei gestellt unter den Schutz der biederen Bevölkerung des Thales zu unseren Füßen und aller künftigen Besucher, die dort Rast und Er¬ quickung finden werden. II Auch unter den Schutz des Musters Triglav sei dieselbe gestellt; möge dieser auch künftigen Besuchern dieses Schutzhauses den nämlichen unvergesslichen An¬ blick seiner Schneefelder, seines Gletscherabsturzes, seiner gigantischen Felsmassen gönnen, wie dies während un¬ seres zweitägigen Verweilens hieselbst im strahlenden Sonnenglanze der Fall war; wenn rasende Stürme diese Regionen durchbrausen, wenn grelle Blitze das finstere Gewölle durchzucken, so mögen sie dieses schwache Werk der Menschenhand schonen, und wenn der Be¬ herrscher dieses Gebietes sein greises Haupt von Blitz¬ strahlen unberührt wissen will, so mögen sich diese eher aus die Häupter der den Triglav-Thron umstehenden Vasallen entladen. Wie man bei der Taufe eines Erdenbürgers unter Becherklanq die herzlichsten Glückwünsche darbringt, so wollen Sie mit mir das Glas leeren auf den jüngsten Sprossen des alpinen Hüttenbaues, auf die hiemit er¬ öffnete Triglav-Hütte!- Begeisterte Zurufe begleiteten den Schluss dieser von tief ergreifender Wirkung begleiteten weihevollen Rede. Nachdem der Vertreter des Centrales, Dr. Emmer, der Section und dem Lande Krain seine Glückwünsche zu der in so eminenter Weise durchgeführten Förderung der alpinen Zwecke dargebracht und die Vertreter von Berlin, Dresden, Villach ihren herzlichen Dank für die ihnen erwiesene Gastfreundschaft ausgedrückt hatten, er¬ griff der anwesende Herr Bezirksrichter Dr. Ekel von Kronau das Wort, um über ausdrücklichen Wunsch des Bürgermeisters von Lengenfeld der Section den Dank der Bevölkerung für die ihr zutheil gewordene An¬ erkennung auszudrücken und den Deutschen und Oester- reichischen Alpenverein der wärmsten Sympathien für dessen Zwecke zu versichern. Der Herr Bezirksrichter fügte weiters hinzu, er kenne aus seinem Amtsverkehr die Bevölkerung als eine biedere, treuherzige, die sich den Fremden gerne gefällig erweist, indem sie die Vor- thciie eines regen Fremdenverkehrs sehr wohl zu schätzen weih; den besten Beweis der Entschlossenheit, der Aus¬ dauer dieser Bevölkerung haben die hier anwesenden kräftigen Mädchen von Mojstrana geliefert, die es sich nicht nehmen ließen, sammt und sonders den Triglav- gipfel zu ersteigen. Insbesondere aber müsse er cs hcrvorhcben, dass die Bevölkerung des oberen Save- thales einen sehr großen Wert aus die Erlernung der deutschen Sprache legt, deren Kenntnis der Mehrzahl der Männer von ihrem Verkehre mit dem benachbarten Kärnten geläufig ist. Fremde Touristen können daher mit Sicherheit auf die Begleitung durch tüchtige, auch des Deutschen kundige Führer rechnen,» Diesen beifällig aufgenommenen Worten folgten noch mehrere Toaste, von denen einer den Damen galt, die sich zu diesem Feste eingesunden hatten. Der hierauf vom Obmanne vorgetragene poetische Festgruß -Im Reiche Triglavs» von Dr, Fritz Kecsbacher erntete den lebhaftesten Beifall, Gegen zwölf Uhr rüstete sich die Mehrzahl der Gäste zum Aufbruche, Jedermann schied mit dem herzlichsten Abschiedsgruße und mit der Ver¬ sicherung, die schönsten Stunden seines Lebens dicsertage iu der Nähe dis Triglav verlebt zu haben. Eine kleine Anzahl von Touristen blieb zurück, um am folgenden Tage den Rückweg über die sieben Seen der Savica in die Wochein und ein Theil davon, um von den beiden obersten Seen die Thalfahrt ins Jsonzothal zu der Baumbachi-Hülte zu unternehmen.