Vereinigte LaiVacher Zeitung. Gedruckt mit Edlen von Kleinmayer'schen Schriften. Dienstag den 8. August i 8 i 5. Offizielle Armee - Berichte. 3lm 19. Iuly sind in Paris die f. t. Grenadier - Bataillons Swo, Mu-c, ^aro y und Purcell, ingleichcn das Hussarcu - ?^egl-mcnt Erzherzog Joseph , und die Culrassier-Regimenter Sommariva und Konstantin eingerückt. Diese Regimenter bleiben theils in , tbcils um Paris, und bilden in Gemeinschaft mit taiserl. Russischen, lönigl. Großdritanuischen und Preussischen Truppen, die Besatzung und das öbscrvazions-Corps der Hcmvtstadt. (W. Z.) Der Waffenstillstand für S:raßburg und die übrigen Festungen im s^ay, so wie für die daselbst siebenden Truppen, ist am 22. Iuly gegen zehntägiger Aichündüng geschlossen worden. (W. Z.) Das Armee - Corps unter den Besehlcn des Erzherzogs Ferdinand war Meister von ganz Manche Comte und Burgund; der General ^rnnont hatte seit dem 17. Inly sein Haupt-Quartier in Lyon. Die innere Gah-rung im randc ist aNcntbalbcn sichtbar. Frankreich. Es hieß, der König würde sich unverzüglich und noch während der Anwesenheit der ftemdcn. Monarchen., krönen lassen. Der Intendant des Preussischen Heeres < Staatsrath Ribbentrop, hat im Moniteur angezeigt, einer der von den Preussischen Truppen besetzten Bezirke habe eine Verminderung der ihm auferlegten Kricgssteuer nachgesucht und erhalten; die Deputation des Be-kirres habe dafür einen Beweis von Erkent-lichkeit geben ^u müssen vermeint, und einen Betrag von 6(),acx) Fr. überbracht; dieftr sey zwar angenommen, aber unmittelbar an die Kricgskassc abgeführt worden. Dieses, beißt es weiter, werde bekauntgcmacht, mit der Erklärung , daß kein Preussischer Beamter Geschenke irgend einer Art annehmen dürfe 5 welches znr Richtschnur in dem Verkehr mit diesen Beamten zu nehmen sey. Die (?^, n^ i<- I^n<.'<- vom 18. Julius enthalt ein Schreiben aus Rochefort vom 12. mit folgenden. Umstanden über Napoleon Boe napartes dortigen Aufeuthalt: „Seit den ersten Tagen dieses Monaths lagen 11. Englische Kriegsschiffe vor unserm Hasen, die denselben nnt so strenger Sorgfalt bewachten, daß es auch. dem kleinsten Fahrzeuge-zu entkommen unmöglich war. Um sich selbst von den Absichten die,er Flotte z» überzeugen, war Napoleon am8.d. al^Bord der Saale, einer der für ihn bestimmten Fregatten , gegangen. Am andern Tage sandte er vermittelst einer Schalnppe den Gen Ber-traud au Bord des EnaM'chm Admiral- SchG s?s , ur.d ließ den <>eyen D.'.rchzug für seine bcydcn '^rc^atten verlangen; averder Englische Befehlshaber gab zur Antwort daß er ^eit entfernt diesen Durchzug zu erlauben, vielmehr c^uf beyde Fahrzeuge feuern lassen würde, wenn sie auszulaufcu versuchen wollten. Dieser Erklärung aber setzte er hinzu: wenn jedoch Napoleon selbst an Vord des Englischen Admirals-Schiffs kommen wollte, er mit aller Achtung aufgenommen werden, leine Person geschützt seyn, und nach Engiand gebracht werden würde, wo dann die Englische Regierung über dessen Verlangen verfügen könnte." Als diese Nachricht Vonaparten hintcrbacht wurde, erklärte er sick gleich, er zicbc jedem anderen Vorhaben vor, sich der Rechtlichkeit der Engländer zu überlassen, und wolle um durch einen gewagten Versuch in So Mäntel, i5o,u^>c> Hosen, iäo,0o.) Paar Camaschen, i5o, cioo Halsbinden, 15n, cxx> Tsbakos, IN0,(DO S'uck Koch - und Trinkgeschirr, 100,000 Hufeisen, 3000 Pferde, halb Reit -und halb Zugpferde, und 4 Millionen Franken zur Berichtigung des rückständigen Soldes. Beim Ankauf der koimscirten Güter werden nur Bons angenommen und blos Franzosen können sie k^u'en. (P. Z. Die Stadt Charlcoille ist verwüstet wor--den. Sie hat sich dieses Unglück durch das ausgeartete Betragen einiger Individuen, welche auf die Ailiirten geschossen, und einen Stabs - Offizier gctödtet haben, zugezogen. - Man versichert, der König werde die Kammer der Pairs, so wie dieselbe am 20. März bestand, znsam uenbernfcn. Nach der Konsiituzions-Urkunde wlrd die Kammer der Dcputirtcn diejenigen Patrs anklagen, welche sich der Verrätbcrey schuldig gemacht haben , und die Kammer der Pairs wird sie richten. Von einer Verminderung der Kontribu-zion für Paris ist in den dortigen Blättern keine Rede mebr. Es scheint also, das diese Nachricht ungegründet gewesen sey. Gestern wurde daraufeine beträchtliche Summe abbe< zahlt, die auf di< verschiedenen Klassen txc Bürger vertheilt war; die Notanen bezM-ten demnach 226,00c) Fr. , die Advokaten 300,090, der Handelstand doppelt so viel, die Bankiers ^00,000, die Wechselagenten 500,000 Fr. Dafür werden von derMumzi-palbehörde Gutscheine ausgestellt, und die ganze Summe hernach auf alle Emwobner von Paris ausgeschlagen. Dic^Par^er Spt-täler werden geräumt, und fur Preussische Verwundete eingerichtet. -^ s < , Das Gebölz von Boulogne ist betnahe gänzlich verwüstet, und die große Flalchcn-mannfattur zu (3>cvrco soll ganzlich zerstört worden seyn. (W. Z.) Der Oberst Labedoycre, welcher von Ludwig XVi!'. im vorigen Jahre ein Regiment u'id den St Ludwigs-Orden zu erheucheln wußte, und slch hinterdrein auf das Schändlichste betrug, ist m das Gefängniß geworfen ivordcn. ^ ,. ^>^ ,« Aus dtm Saal der Marschalle in den Tnillerien isi nebst dem Portrat des Marschalls Ncy, auch jenes des Marschalls Davoust binweggenommen worden. Der Herzog v. Vassano schickt sich an, nach Italien zu gehen. (W. Z.) Paris, vom 16. Iul.: ,,Gestern bemerkte man auf den öffentlichen Spaziergängcn eine grosse Zahl Menschen, die zu 3 und 3, oder zu 4 und /; gingen, und im Knopfloch eine rothe Nelke trugen. Viele vielleicht zu angstliche Bürger baben in der Nelke den Nachfolger des Veilchens und ein Vercinigungszei-chcn zu sehen geglaubt. Es gab hier und da Streit; der ernsthafteste batte auf dem Boulevard des Tempels Statt. Mehrere Garden des Königs fanden sich, mit Necht oder Unrecht, durch Aeusserungen einer Gruppe Nelkentragcr beleidigt. Den Worten folgten Thätlichkeiten; zu gleicher Zeit vermebrte sich das Menschengcdränge und der Lärmen j hierund da hörte man Aufrnhrgesckrey; aber die ^erschwindung der Haupt-Personen cndi,)te diesen ärgerlichen Auftritt, der ohne Zweifel sich nicht mcl'r erneuern wird." Das Schloß Vincennes und die ganze Normandie kabcn den König erkannt. Paris den 18. Iuly. Auf ein Schreiben des Marschalls Da-Voust, das auch völlig gleichlautend unterm 1. Äuly an Fürst Blücher crgieug, und in welchem der Marschall beyden Heerführern zu Gemüth führte / daß sie nach Napoleons hlbdattfuttg i^elne Ursache mehr hatten, bl5 Feindseligkeiten sortzusetzeu, und daher' verlangte, sie sollten sich in Erwartung der Entscheidung des Kongresses mit einem Waffenstillstände beschäftigen, antwortete Fürst Blücher am nämlichen Tage in folgenden Ausdrücken: Es ist irrig, daß zwischen dc« verbündeten Mächten und Frankreich alle Ursachen zum Kriege aufgehört haben, weil Napoleon dem Thron entsagt habe; dieser hat nur bedingungsweise entsagt, nämlich zu Gunsten seines Sohnes; und die Deklaration der vereinigten Machte schließt nicht nur Napoleon von Throne aus, sondern cmch alle Mta.licder der Familie. Wenn der General Frtmont sich berechtigt geglaubt hat, einen Waffenstillstand mit dem ihm gegenüber siebenden feindlichen General zu schließen , ^ so ist dieß kcm Beweggrund für uns, ein Gleiches zu tbun. Wir verfolgen nnseru Sleg, und G)tt hat uns die Mittel und den Willen dazu verliehen. Sehen Sie zu, Herr Marschall, was Sie thun, und stürzen sie nicht abcrmal eine Stadt ins Verderben; denn Sie wissen, was der erbitterte Soldat thun würde, wenn ihre Hauptstadt mit Sturm genommen werden sollte. Wollen Sie die Verwünschungen von Paris eben so, wie die von Hamburg aufsich laden? Wir wollen in Paris einrücken, um die rechtlichen Leute in Schutz zu nebmen gegen die Plünderung, die - ihnen von Seiten des Pöbels droht. Nur in Paris kann ein zuverlaßiger Waffenstillstand Statt haben. Sie wollen, Hcrr Marschall, dieses unser Verhältniß zu ihrer Nation nicht verkennen. Ich mache Ismen, Herr Marschall , übrigens bemerklich, daß, wenn Sie mit uns unterhandeln wollen, es sonderbar ist, daß Sie unsre mit Briefen und Aufträgen gesendeten Offiziere znrück halten. In den gewöhnlichen Formeln konventioneller Höflichkeit habe ich die Ehre, mich zu nennen , Herr Marschall, Ihren dienstwilligen Blücher. (K. Z.) Italien. Der k. k. österr. Gesandte, Nitttr vou Lebzeltern, hat in der Nacht vom i3. zum 1/,. Iuly Staatsbotlien nach Bologna, An-. cona, Benevent und Pontecoroo mit dem Befehle <3>r. kais. f. Maj. an die dortigen Befcblshabcr, abgesandt, die Legazionen, die Marken, wie auch Benevcnt und Ponte-rorvo den päpstlichen Behörden zu übergeben (W. Z.) M Niederlande. Nachrichten aus Brüssel zu Folge, hat der König der Niederlande dem Herzog von Wellington, dem Fürsten Blücher und dem Erbprinzen der Niederlande das Großkreuz des Wilhelms - Ordens ertheilt, und den Herzog von Wellington zum Fürsien von Waterloo mit einer jahrlichen Einnahme von 20000 Gulden erhoben. In den Französischen Festungen, die sich ergeben haben, bleiben Französische Kommandanten; die Festungen aber und deren Gebieth werden für Rechnung der Verbündeten verwaltet. Auch eine Compagnie Leidener Studenten ist nach Paris abmarschirt. Zu Brüssel sollen Wellingwn und Blücher Ehrcnsanlen errichtet werden. (W.Z.) Großbritannien. Die Summe der Beytrage, welche durch Snskripzion für die Witwen und Waisen der bey Watcrloo gebliebenen Britischen Soldaten in der City zusammengebracht worden, betragt schon über 63,000 Pf. Sterling. Ausser dieser soll noch eine zweyte in Westmünster, unter Vorsitz des Herzogs von Zork, eröffnet werden. Zugleich soll mit deu übrigen Komitcen Rücksprache genommen werden , in wie fern etwas für die Angehörigen der gebliebenen Preussen zu tbun sey. Hrn. Whitbreads Tod hat zu dem Gerüchte Veranlassung gegeben^ es sey eine Staats-vecschwörung entdeckt worden; indessen zeigte sichs bald, daß Alles nur Erdichtung gewesen. Hr. Samuel Whitbread hat ein Alter von. 5? Jahren erreicht. Seit 20 bis 3o Jahren war er Mitglied des Unterhauses. Seine Redner - Talente sind bekannt. Er war mit Lady Elisabeth, Schwester des Grafen Grey vermahlt, die ihm ^ Kinder, 2 Söhne und 2. Tochter, gebar. Der älteste Sohn erbt ein Majorat aus liegenden Gründen von. 26,000 Pf. jährlicher Einkünfte. Für dieFa-wilie liegt cm grosses Kapital in den öffentlichen Fonds, nnd ein noch grösseres in der berühmtm WHNbrcad"scheuVierbr.auerey, deren Entstehen und ungeheuerem Fortgange die Familie ihren Wohlstand und großen Reichthum zu danken hat. Die älteste Tochter des Verstorbenen ist mit Lord Waldegrave vermablt. Hr. Whitbrcad war seit einiger Zeit mit Schwindel und Schlafsucht bchaf-5et« sy datz dcch cr oft mitten in dpn HaUa- ms'tts VerhaM'm^n einschlief. Die Umstände seines I.odes sind bekannt. Die Transportschiffe welche nach Lissabon geschickt worden waren, um portugiesische Truppen nach Ostende zu bringen, Md zurückgekehrt. Diese Truppen sollen , wie man vernnnmt, statt nach Frankreich, nach Brasilien gehen. (W.Z.) M i s c e l l e. Genealogische Notiz. Die hohe Verlobte Sr. kaiserl. Hob. des Erzherzogs Karl von Oesterreich :e. lc. ist ans dem fürstlichen Hause Nassau-Weilburg, reformirter Religion, eine Tochter des Fürsten Friedrich Wilhelm und der Prinzessinn Louise Isabelle Alerandrine Auguste, Tockner des Burggrafen Wilhelm Georg zu Kirchberg, Grafen zu Sayn-Hochenburg. Ihr Nahme ist Hcnriette Alerandrine Friderike Wilhelmine. Sie ward geboren den^o. Oc-tober 1797. Ibre noch lebenden Geschwister sind: Georg Wilhelm Angust, Erbprinz, geboren den 1,5. Inny 1792 , und Friedrich Wilhelm, geboren der i5. Dezember 1790. Vonapartes Portefeuille. Im Haag ist das erste Heft von dem erbeuteten Portefeuille vom Bonaparte in Druck erschienen. Es enthält seine Korrespondenz bis zum Tage vor seiner Abreise von Paris zur Armee. Unter andern hatte er dem Postmeister zu Paris befohlen, keine Pferde dnrch das Thor, durch welches er passiren wollte, als in einer gewissen Zeit erpediren zu lassen. In dem Portefeuille befand sich auch ein Vcr-zeichniß von den Büchern, die Bonaparte auf seiner Nei«'e bey sich zu führen pflegte. Unter diesen Büchern waren: die Bibel, der hinkende Teufel ^ l« O.r-tin>', w l'n.^iw sl'O I?.'^. 3 Bände Romane von Voltaire, die Geschichte von Cor-sica, die Geschichte Wilhelms von Nassau :c. (P. 3.) Wechsel- Cours in Wien am 2. Angust i8,5. Eonventionsnnmzc von Hr.aoert 3.^ isb ff.