für Annst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. 222» «?^>«2NWHT?<2» ^ 83. Freitag am KV. Februar 1845. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, iedes Na! ein'lalber Noaen. Der Greis lies Blaues iN >» ?o>b<>ch g»»liiihriü ü, Scenen aus dem dramatischen Gedichte Glemence Isaure. Von A. Pannasch. (Fortsetzung.) Zweite Scene. Iosrande, Elemente. Iosrande. Der gnädige Herr Graf ist von Paris Zurückgekommen. Clement«. Hier?! schon hier?! Iosrande. Wie? — schon? So war' es Euch zu früh? Cr kommt! Elemente. Kommt?!— Iosrande. O, verrachet Euch nicht selbst! Elemente. Wo ist die Kraft, die mich beseelen soll? Iosrande. Begegnet freundlich ihm! —hier >st er schon. — (m.) Dritte Seene. Der Graf und Elemente. Graf. Hier meine Hand und meinen besten Gruß: Gott in und mit dir, Schwester! E I e >» c nc c. Sei willkommen! Graf. Ich weilte lang, nicht wahr? —S o geht's bei Hof'; Man lebt dort Tage, wie wir Stunden leben. Geschäftig, eilend, mit des Windes Wehen Entsticht die Zeic; Ereignis, drängt sich auf Ereignis;, und vergessen wird, was ist, Durch das, was kommt. Ja, ließ der König nicht — Der Waffenruhe satt — zum Aufbruche blasen, Um unser nahes Gimon t zu entsetzen, So blieb ich noch. Ich fand mich sehr geehrt, Gesucht sogar, und das verdankt' ich dir: Denn viele deiner Lieder leben dort, Man hält sie hoch, auf reinem Pergament Gemalt, mit goldnen Schnörkeln ausgeschmückt, Auch wohl verwahret unter sammt'nem Deckel; So fand ich sie bei Hofe aller Orten, Ich sollte dich sogar abconterfei'n; Und all' dein Thun — mir schien e3 wahrlich seltsam Ward abgefragt in seinen kleinsten Theilcn. Elemente. Nur wenig Hab' ich oder nichts geleistet, Das solcher Theilnahm' würdig war'. Grnf. Das; du Noch Besseres vermagst, bezweifi' ich nicht. — Du schweigst? Giebst keinen Beifall? Clemence. Du weisit es wohl, ich freu' mich oft im Stillen. Graf. Auch lob' ich sehr den würdevollen Ernst, Der ganz sich schickt für deine künfi'ge Bahn. Und diesen stillen, frommen Sinn bedenkend, Nahm ungern ich aus uns'rer Stadt Toulouse Hier diesen Ehrenbrief an dich, durch den Der höbe Rath für Lieb' und Poesie Zum Haupte des Gerichtes dich ernennt. CI c m e n c e. O gieb! das freut mich sehr! (»sfnet und liest.) Graf. Du nimmst es an? Elemente. Ob ich es nehme?! Ach, du konntest wohl Kein wünschenswertheres Geschenk mir bringen! Solch' Glück und Ehre wagt' ich kaum zu ahnen. Graf. Doch wie verträgt sich dieses Liebesspiel Mi t deinem künftigen Beruf? Schworst du Nicht bald des Lebens Freudenwege ab? Elemente. Und wär's auch schon im nächsten Mond, warum Soll ich dies Sängerfest, das jetzt erfolgt — Denn schon, sagt mir die Schrift, versammeln sich Die Troubadours — nicht freudig mitgeniesien? 33» Gras. Eh' es dem Unnatürlichen gelingt, Man hat für immer dich erwählt; doch das Giebt freilich sich von selbst, gebietet es Die Zeit. Clemence. Die Zeit? — steht nicht die Zeit bei uns?, Graf. Bei uns? Wie so? wie meinst du das? Clemence. Daß es Auf dich —auf mich nur ankommt, diese Monden > — Graf. I n Jahre zu verwandeln ? (Gehtsiestarrlund prüfen» an. Elemente senkt betroffen den Nlick.) DÜntt mir's doch, Du bist nicht mehr dieselbe, die du warst? Ich finde dich voll Lust und Lebenssinn. — Doch laß uns jetzt mit wenig Worten schließen. — D u sagst mit deinem nächsten Namensfest Der Welt dein Lebewohl, bis dahin mag's Verbleiben auch bei deinem Richreramt. Clemence. Und meine Stimme gilt dir nichts? mein Herz, Das fragst du nicht? Graf. Hat das noch zu entscheiden? Clemence. Verbindet es ein Schwur? Graf. Mein Schwur, den ich Der Mutter auf dem Sterbebett gechan. Clemence. Doch wenn's den Frieden meines Lebens gilt — ? — Graf. Der Friede wird nicht in der Welt gefunden. Clemence. llnd du mich sterbend sähst ein Opfer werden? Graf. Ich wüßte keine« schönern Tod für dich, Clemence. Nein, nein! nicht länger kann ich es verschweigen, Nicht länger Mehr die schwere Last ertragen! Laß' mich zu deinen Füssen es bekennen: — Ich kann mich nicht vom Glück des Lebens trennen! G-«f. Du kannst nicht? sprichst sogar es kecklich aus? Was ich beschworen, denkst du zu verhöhnen? Doch nein! du wagst es nicht! ein andrer Mund Sprach jetzt aus dir. — Es ging was vor! ich seh' Es klar. Nicht läugne, aber sei gewarnt. Ein schlechter Führer ist's, dem du vertraut; Die Säule, die die schwere Decke trägt, Sie ist mein Schwur; wie jetzt die Säule steht, So muß sie fortbestehen, unverletzt; Denn wagt er es nur einen Stein zu lösen, Stürzt ein das Haus, und er — er ist gewesen. (Ab.) Elemente. O mein verpfändet Glück! Raoul (welcher schon früher erschien, und sich kaum zurückgehalten hat eilt nun auf Clemence zu, und schließt sie in seine Aeme). Nein, fürchte nichts! Vertraue dem Geschick! — Beim großen Gott! Daß er erbarmungslos zum Schwur dich zwingt Eh' stürzt, und müßt' ich mit das Opfer sein, — Ob seinem eigenen Haupt' die Decke ein. Zweiter Act. Gebirgsgegend. Im Vordergrund eine Winzerhütte. Vierte Scene. Ein Diener, Roll». Raoul. Diener. Mich sendet Euer Vater Euch entgegen; Ein königlicher Bote ist gekommen, Der rings die Ritterschaft zum Kampfe ruft Nach Gimont, das der König will entsetzen. Was nachbarlich, wie wir, um Gimont hauset, Bricht auf. Der Herr zieht diese Stunde noch. Fünfte Scene. Die NUhnc wird durch das Mondlicht erhellt. Garten, wie im crsien Act, die Harfe lehnt an der Fontaine. Clemence kommt schüchtern, m>o mehrmal um sich blickend. Clemence. Ich bin allein, kein Lauscher folget mir, Ich darf der Nacht und meinen Blumen wieder Das stille Sehnen meines Busens klagen. — Ob schlimm ich d'ran gethan, ob tadelnswerth, Daß ich Hieher in dieser Stunde kam, Ja, daß ich selbst nach dem Geliebten heiß Verlange — ach, ich will mich nicht befragen! Naou l rief's in mir, Raou l rief es tausendfach; Ich mußte folgen diesem Ruf der Liebe. — Umsonst, umsonst will ich vergessen ihn! Wo ich nur immer wandle, wo ich ruhe, Der Name Raou l ist aller Ort zu lesen: I m Sande gräbt er sich zu meinen Füßen — Auf blum'gem Boden schreibt sich blumig: Raoul-^ I m Abendroth erglühet mir sein Name — Ich seh' ihn blinken dort am Sternenhimmel.— Was je ich gefühlt und dem Liede vertraut, Es war nur ein dunkles glühendes Drängen; Doch seit ich ihm liebend ins Antlitz geschaut, Erkenn' ich das Walten in meinen Gesängen. So will ich denn singen und lieben, Wie mir es mein Gott in die Seele geschrieben; Geliebter! Geliebter! umfange die Braut! Ich bin dir im Leben, im Tode getraut! — Und kommt er zu spät? Und werd' ich vermißt? Und sucht man, und träfe — weh' mir! Ich fliehe, ich fliehe den Schreckensort! (Sie will «bellen, und hiilt plötzlich horchend «!!.) Wie, rief es Nicht dort? (Beschluß folgt.) Vesterreichische Gnomen. Von Doctor und Vibliothecar Richter. (Fortsetzung.) ?2. Es ist aber nicht nur der österreichische Kais« als König von Ungarn ein apostolischer Fürst, sondern d,e 335 österreichische Christenheit selbst kann Theater in Laibach. Schreiben an die »C«r ni olin.« (Durch Umstände Verspätet.) Edle Dame! »Wenn Einer ausgegangen ist. So ist er nicht zu Haus; Und wird der Winter hart, So sagt irgendwo Ch amissa. Oder kehren wir die Sache um: wenn Einer zu Hause ist, so ist er nicht ausgegangen, und es war kalt, bedeutend kalt. Und wer nicht ausgegangen, war auch nicht im Theater, denn der Winter war hart, oder er — fürchtete sich Vor einem gcwißen und anderen Stücke, »der Gott Chronos halte zu wenig Korner in seiner Sand« uhr für diesen Einen; und wenn dieser Eine nicht im Theater war, so kann er nicht über's Theater referiren, er müßte denn zur Zahl jener Wesen ge­hören, welche Chamisso im vierlen Verse jener erwähnten Strophe auf« führt, und welchen wir sehr zweckmäßig mit Gedankenstrichen ausfüllten. Dieses zur Entschuldigung, wenn Sie vielleicht Manches besprochen zu sehen wünschten, was wir nicht besprechen tonnen »der wollen . Doch zur Sache. ,^ Den in. Dett>uU»iML. Zum ersten Male: "Lustschlösser«, Lustspiel in 4Arten von A. W e id ne'r. Wenn wir die alteEinthcilung des Lustspieles in ein Situoüonsstück, Intrigucnstück und Chnracterstück, so wie die in ein scherzendes und sotnri/ches Lustspiel gelten lassen, so gehören die »Lufsclilös­ser« zu de>r sotl>^sstze<^md Charakterstücken. Mad. Leipziger, Graf Wal­tcr, Goblitz un-d HlNucs lind eben so scharf gezeichnete, als geistreich durch­geführte Charaktere, und die satirische Geißel des Verfassers sucht vorzüglich jenen wunden Fleck des modernen Lebens zu treffen, der mit Geld anfangs und mit Geld aufhört, das eingebildete, mit falscher Bildung prunkende, vo,u Werthe seines Mammons ganz durchdrungene, undssch den Schein des Mäecnatenthums gebende Treiben so mancher »uf geraden und krummen Wegen reichgcwordener Auftömmlinge jeder Classe. Die Aufführung dieses köstlichen Lustspieles war eine gelungene. Mad. Frieb (Mnd. Leipziger), Hr. Strampfer (Graf Walter), Hr. Co las (Wablitz), Hr. Nemo,) (Flunk), Hr. Ncufcld (Commerzienralh) spielten zur allgemeinen Zufriedenheit, und bereiteten dem zahlreich versam­melten Publicum einen genußreichen Abend. Den iz. Dcccmb. Zu,» erste» Male: »Die Theoterwclt. oder Dich­ter-Schicksale», Original-Posse mit Gesang in zwei Acten von Friedrich Kai ser und Ferdinand Thalhammer, Musik von Adolph Müller. Eines der wenigen deutschen Compagniefabricate, das seiner Zeit »n der Wien volle Häuser zog. Diese Posse enthält viele neue und gelungene Wi­tze, gicbt viel zu lachen, und leidet nicht, ein Wunder! an der leider so beliebten Zotenkrankheit. Alle Mitwirkende» trugen zur Rundung des Ganzen bei, Mad. M elli ng er(Röschen) war recht gut bei Stimme, und trug ihre l_!oup!°t2 angenehm vor. Ausgezeichnet, wie immer, war Hr. Cola 3 (Dampfig), unser Proteus, der in jeder Rolle weiß, was er spielt. Den 16. Deecmb. Hr. Karl Stigler , Professor des Conservato­riums zu Wien, producirte steh auf dem kn^IaetulUci»!, der neu verbes­serten ?t>)'l>I>Krmnn>c3 De n t schmo n n's. Erspielte, auf dem Piano von Hrn. Reickmann begleitet, ein Motiv aus der Nor»,» von Lickl, und das Alpenhorn Von Prock , und ohne Begleitung eine eigene Comp»­sttion: Impromptu über ein Schweizermorgenlied. Hr. Stigle r spielte lauter Gcsangstrllen, welche im Räume des Theaters beinahe ganz verloren gingen, statt daß er durch volle Accordengängc die Wacht seines ergreifen­den Instrumentes geltend gemacht hätte. Sei» Erscheinen ging beinahe spurlos vorüber. Jeder dieser Productionen ging ein einocligcs kotzebue'sches Stück voraus. Wir sahen an diesem Abende: »Die Erbschaft", »der gerade Weg der beste», und »die Zerstreuten.« Mad. Frieb, die beiden Hr». und Damen Strampfer, Hr. Rcmay und Hr.Colas waren darin beschäf­tigt. Hr. Colas darf den Elias Krumm zu seinen besten Leistungen rechnen. Den 1?. Dcccmb. Zum Vortheile des Hrn. Carl Rcichmann »die Nachtwandlerin.« Der Vencficiant gab den Graf Rudolph, Mad. Rosncr d,e Amin», Mad. Lang die Liese, M»d. Frieb die Therese, Hr. Ber n er den Elvin und Hr. Nielschitzki den Alcris. — Wenn wir bis nun der 2per immer ihr gebührendes Lob zn Theil werden ließen, wenn wir die herangereiften Talente mit voller Auszeichnung, und die sich «rst entwickelnden mit Schonung behandelten, so haben wir nur nach den Gesehen der Wahrheit und Billigkeit gesprochen; und wenn wir die heutige Vorstellung eine mißlungene heißen, so reden wir lautere Wahrheit, und die Billigkeit hat auch ihre Grenze». Diese Vorstellung zeigte in. Ganzen Mangel an Fleiß. Gleich der erste Männerchor intonirte um einige Tacte zu früh, das Schwanke» der Chöre dauerte den ganzen Abend, und so er­hielt die idyllische, zarte, liebliche Sonnambula heute ein klägliches Dasein. Mad. Rosner sang mit Aufdruck und Nravour, nur sind wir so frei, ihr zu bemerken, daß man des Guten nicht zu viel thun mllße, und daß man den ohnehin genug verzierten italienischen Gesang durch zu große Ueberla­dungen leicht verunstalte, so wie auch, daß u„s einiges Distonire» a» einer Künstlerin, wie Mad. Rosner ist, besonders unangenehm auffiel. Mad. Lang sang mit gewohntem Fleiße, spielte aber für ihren Part mit zu vie­lem Anstände. Der Bencficiant ließ uns den schönen > vollen Klang seiner Stimme hören, sang recht brav, wenn gleich im Duette des ersten Actes mit der Sonnambülen zu wenig kräfiig. Hr. Vor n er that sein Mög­lichstes, nur glauben wir, ihn erinnern zu müssen, daß die Bühne am Tage der Production keine Gesangschule ist, als welche er ste zum Mißfal­len des ganzen Publicums an diesem Abende zu betrachte» schien. Das Haus war gefüllt. (Beschluß folgt.) Laibach. Druck und Verlag des Joseph Vlasnik.