16: 563 . ftzt Die bisherigen Psahlbantenfunde ans dem laibacher Atoore?) Separatabdruck aus dem „Laibacher Tagblatt" Nr. 240 vom 19. Oktober 1876. In der sehr zahlreich besuchten Mnsealversamm- lung am 14. d. M. erstattete Musealcnstos Desch- mann unter Vorweisung eines äußerst reichhalti¬ gen. übersichtlich geordneten Materiales Bericht über die bisher gemachten prähistorischen Funde ans dem laibacher Moore. Bekanntlich wurde mit den bezüg¬ lichen Ausgrabungen im Vorjahre Ende Jnl! be- Commission zur Erhaltung der Baudenkmale, Jahr¬ gang 1876, S. 24-34, mit 2 Tafeln, worauf 46 Objecte abgebildet sind. 10e-56ö - 2 begonnen und Ende September wegen eingetreienen schlechten Wetters aufgehört. Die Fortsetzung der Arbeiten im heurigen Jahre wurde durch die reich¬ lichen Unterstützungen seitens des k. k. Unterrichtsmi¬ nisteriums, der Akademie der Wissenschaften und der krainischen Sparkasse ermöglicht. Man begann mit den Aufdeckungen Anfang August, und es werden dieselben bei dem äußerst günstigen Herbstwetter noch jetzt fortgesetzt. Auch in diesem Jahre wurde bei den Aushebungen die be¬ reits im Vorjahre constalierte Lage der einstigen, durchschnittlich bei 40 Meter breiten Seeniederlassung in der Richtung gegen Ost mit der Visur auf Piava- goriza verfolgt. Der Pfahlbau durchschneidet dem¬ nach im weiteren Verlaufe den Jschzasluß in der Nähe von Brunndorf, und wirklich war den kra- kauer Fischern schon seit viele» Jahren eine Stelle in der Jschza bekannt, wo eingerammte Pfähle im Flußbetts massenhaft vorkommen. Im heurigen Som¬ mer ließ Herr Medizinalrath Dr. Stöckl, nachdem er hievon Nachricht erhalten halte, an besagter Stelle eine Aushebung des Flußgrundes vornehmen; die hervorgeholten Proben konstatierten auch hier zwi¬ schen den Pfählen jene an Thierresten, Topfscherben, Kohlen und sonstigen Küchcnabsällen überaus reiche Kulturschichte, die man in den Pfahlbauten antrifft. Heuer wurden bisher beiläufig 2000 Quadrat¬ meter Torfgrund mit einer durchschnittlichen Mäch¬ tigkeit von 2 Mieter ausgehoben. Das Landesmuseum wurde hiebei auch in diesem Jahre, namentlich bei den mit den Grundbefitzern zu treffenden Abkommen, durch Herrn Martin Pe¬ ruzzi in sehr auerkennenswerther Weise unterstützt; die Ueberwachung der Grabungen fand durch den am Museum bediensteten Herrn Ferdinand Schulz statt, dessen unverdrossenem Eifer mancher sehr werthvolle Fund zu verdanken ist. 3 Nach den gemachten Probeschürfungen und Aus¬ hebungen war an der bisher aufgedeckten Stelle nicht ein continuierlich zusammenhängender Pfahlbau ge¬ standen, sondern es fanden in der Niederlassung kleinere Unterbrechungen statt, so daß die ganze An¬ siedelung aus mehreren Jnseldörfern bestanden zu haben scheint. Besonders bemerkenswerth ist der Um¬ stand, daß ein jedenfalls jüngerer, durch die dichter aneinanderstehenden stärkeren Pfähle und durch reich¬ licher verzierte Geschirreste ausgezeichneter Pfahlbau gegen die einstige offene See sich erstreckte und von der oben angedeuteten Richtung gegen die Morast¬ insel Germez abbiegt. Zu Pfählen wurden meist Laubhölzer benützt, und zwar Rundhölzer, mitunter mit 20 Centimeter im Durchmesser, es sind meistens Stämme der Eiche, Ulme, Esche, Espe, Pappel, Erle; das Nadelholz ist seltener, am besten erhalten ist die Föhre. Die Kopfenden sind abgestumpft, meist ganz morsch, die Pfähle stecken über ein bis zwei Meter tief im einstigen konchhlienreichen Seeboden, der dem Einrammen der Hölzer keinen bedeutenden Widerstand entgegensetzte. Von Querhölzern, auf denen die Hütten standen, findet sich außer etlichen verkohlten Stücken nichts vor. Von ausgedehnteren Brandstätten des Pfahlbaues, wie sie in den schweizer Seen vorkommen, hat sich bisher keine Spur gezeigt. Wenn schon im Vorjahre der große Reichthum an Funden die Kenner überraschte, so ist durch die heurigen Aufdeckungen eine solche Fülle von Werk¬ zeugen und thierischen Resten zutage gefördert wor¬ den, daß man sich ein ziemlich klares Bild von den häuslichen Verhältnissen dieser Seeniederlassung so¬ wie von der damaligen Thierfauna machen kann. Namentlich geht aus den vorgefundenen Stein- werkzeugen, als: Beilen, Hämmern, Meißeln, Lan¬ zenspitzen, Messerchen, Steinsägen, hervor, daß man es mit einem in die Steinzeit reichenden Pfahlbau 4 zu thun habe. Das Museum besitzt bei 30 solcher Objecte, davon mehrere blos in Bruchstücken, einzelne mit Bohrlöchern, sehr sorgfältig gearbeitet und po¬ liert. An ein paar Stücken ist die zugeschliffene Schärfe noch so gut erhalten, daß man damit tiefe Einschnitte in das Holz machen kann. Von beson, derem Interesse ist ein kleines Beilchen aus Nephryt, einer in Europa gar nicht vorkommenden Steinart, aus welcher noch heutigen Tages die Neuseeländer ihre sehr werthvollen Steinbeile anfertigen. Das Vorkommen ähnlicher Nephrytbeile in den schweizer Seen hat die Forscher der Urgeschichte vielfach be¬ schäftigt und berechtiget jedenfalls zu dem Schluffe, daß schon in jener Urzeit Verkehrsbeziehungen mit den asiatischen Ländern, wo der Nephryt vorkommt, stattgefunden haben. Eine ebenfalls nicht inländische Gesteinsart, woraus mehrere Beile und Hämmer angefertiget sind, ist der Serpentin. Derselbe ist nach dem Urtheile von Sachkundigen verschieden von den Serpentinvarietäten, welche in den zunächst ge¬ legenen Fundorten dieses Gesteines, nemlich in Steier¬ mark und den Euganeen vorkommen. Zu Feuer¬ steinwaffen wurde ebenfalls ein von anderwärts be¬ zogenes Material verwendet; es deuten mehrere durch wiederholte Zusplitterung am Rande sehr verschmä¬ lerte Lanzenspitzen darauf hin, daß auch dieses Ge¬ stein bei den Pfahlbauern im großen Werthe stand. Weder im Savebecken noch in den das Morastbecken umgebenden Bergen finden sich ähnliche Feuersteine vor. Möglich, daß zur Anfertigung der besagten Waffen die in den Nummulitenschichten vorkommen¬ den Feuersteinknollen benützt wurden, deren nächste Lagerstätte nächst St. Peter in Jnnerkrain ist. Von minder harten Gesteinsarten wurde ein sehr fein¬ körniger Kalkmergel zur Anfertigung von Hacken verwendet, auch der bekannte grüne Otoker-Stein, welcher in Oberkrain zu Thür- und Fensterstöcken 8 eine sehr ausgedehnte Verwendung findet, ist in einer Hacke repräsentiert. Ein flaches, fast kreisrun¬ des, in der Mitte durchbohrtes Kalkstück dürfte als Halsschmuck gedient haben. Von sonstigem bearbeiteten Steinmateriale sind zu erwähnen die massenhaft vorkommenden Reib-, Schleif- und Mahlsteine, wozu meist Quarzconglo- merate aus den Triasschichten benützt wurden, letz¬ tere finden sich anstehend am Rande des Morast- becksns in Kremenza, auch auf der nahe gelegenen Morastinsel Germez. Man könnte von solchen Reib¬ steinen ganze Fuhrladungen sammeln. Von den klei¬ neren Schleifsteinen sind ein paar durchbohrte Stücke bemerkenswerth; man mochte sie bei der Jagd zum Zu¬ spitzen der Pfeile mitgenommen haben, wie dies noch jetzt bei den wilden Jägervölkern der Fall ist. Einige weckenartig geformten Schleifsteine haben eine Längs- rille in der Mitte, offenbar vom Zuspitzen der Dolche herrührend. Daß die Pfahlbauern bei ihren Excursen dem Vorkommen der Mineralien eine große Auf¬ merksamkeit schenkten, beweisen vorgefundene Stücke von Anthrazit und Braunkohlen. Ersterer kommt in der Fortsetzung des Golouz-Zuges vor, und werden in neuester Zeit Schürfungen darauf betrieben. Sehr merkwürdig sind einige vorgefundene Blöcke eines von der Bohrmuschel (kiroius) wabenartig ange¬ bohrten dolomitischen Kalksteines, und es ist wol kaum anzunehmen, daß dieses Gestein in der Haus- wirthschaft eine Verwendung gefunden habe. Sehr spärlich ist das Vorkommen von Bronce- werkzeugen. Bisher wurden nur 9 Stücke avfge- sunden. Eine Hacke 9 em. lang, an der Schärfe 6'5 em. breit, eine Pfeilspitze 3'5 em. lang, eine Lanzenspitze 9'4 em. lang, ein fein zugespitztes dünnes Stechwerkzeug mit Ansatz 94 em. lang, ein 20 em. langer, mit beiderseitiger Ciselirung in Halbkreisen und Strichen schön verzierter Dolch 6 mit 6 Nieten, ein Schwert in Schilfform, 37 6W. lang, eine gut erhaltene 15 em. und eine defecte 19 em. lange Haarnadel. In diesen Werkzeugen spricht sich der Uebecgang aus der Stein- in die Broncezeit und die fortschreitende Kunst in der Bearbeitung der Bronce aus. Das oberwähnke Beil ist in der Form sozusagen identisch mit einer der vorhandenen Steinhacken, ebenso die Lanzenspitze mit einer aus Feuerstein angefertigten, während der Dolch eine schon kunstvollere Arbeit ist. Die erst¬ genannten Werkzeuge haben das Aussehen, als ob sie von Kupfer wären, der Dolch hat eine schöne goldgelbe Farbe, diese Verschiedenheit in der Farbe dürfte wol von der verschiedenen Legierung der Bronce herrühren. Die sonst an Broncewaffen, die aus der Erde ausgegraben werden, vorkommende Patina hat sich an den im Moore vorgefundenen nicht gebildet. Wenn man nun auch annehmen wollte, daß diese Broncegegenstände von anderwärts eingeführt wurden, so widerspricht dieser Annahme der Umstand, daß in der letzten Zeit thönerne starkwandige Gu߬ schalen, ferner die Hälfte eines Gußmodells für eine Hacke an der oberwähnten Stelle des Pfahlbaues, die einer jüngeren Ansiedelung anzugehören scheint, aufgesunden wurden. Bon Waffen und Geräth- schaften aus Eisen ist bisher nichts zutage geför¬ dert worden. Das Hauptmateriale zur Bereitung von Waffen und mannigfachem Handgeräth lieferten die Kno¬ chen von erlegten Hirschen und sonstigem Wild. Charakteristisch für den laibacher Pfahlbau sind die so häufigen Hammerbeile aus Hirschhorn; das Bohrloch ist an der Geweihstange ober der Rose angebracht, das andere Ende zugeschärft. Das Landes¬ museum besitzt deren über 200 Stücke in den verschie¬ denen Stadien der Anfertigung und des Gebrauches, da- 7 runter auch einzelne Exemplare von bemerkenswerthen Abweichungen von der üblichen Form. Anderwärts sind in den Pfahlbauten diese Werkzeuge sehr selten. Nach Ansicht der Prähistoriker sollen sie als Hauen für die Bearbeitung des Bodens gedient haben. Gewiß wurden sie auch als Hämmer verwendet und mochten außerdem eine energische Waffe ge¬ wesen sein. Ebenso massenhaft kommen die Zin¬ ken von Hirschgeweih mit Spuren der Bearbeitung mittelst Stein- und Bronce-Aexlen, auch mittelst Steinsägen vor. Einzelne davon sind an der Basis durchbohrt. Zu den häufigsten Funden gehören die meist aus Hirschknochen angefertigten Stechwerkzeuge in allen Abstufungen bezüglich ihrer Größe. Es find deren über 2000 dem Museum zu gekommen. Die an vielen noch ganz gut erhaltene Politur deutet auf ihre starke Benützung. Ihre Verwendung mag eine sehr mannigfache gewesen sein: als Dolch, als Stechwaffe, als Lanzen- und Pfeilspitze, zum Durchlöchern der Felle, als Gabel beim Speisen, als Nadel, wahr¬ scheinlich auch als Haarnadel. Einzelne kleine Doppel¬ griffel mochten zum Einzeichnen des Ornaments auf die Thongeschirre gedient haben. Eine sehr praktische Verwerthung haben die Hauer des Wildschweines als Messerchen und Schabwerkzeuge gefunden, zu diesem Zwecke wurde die äußere mit der Schmelzschichte überzogene Zahn¬ substanz verwendet. Außer den aus Bein angefertigten meißel¬ artigen Werkzeugen, zu denen nicht selten Rippen¬ stücke bearbeitet wurden, gehören zu den interessan¬ testen Horn- und Beinobjecten die schön gearbeiteten Kleiderhaken aus Hirschhorn, ferner eine Art Dorn¬ haken, welche die Stelle der Knöpfe an der Fell¬ bekleidung vertraten, schön polierte Garnhälter aus Röhrenknochen, an deren Enden die durch die Schnur 8 gemachten Einkerbungen sichtlich sind. Diese letzteren Objecte sind in andern Pfahlbauten bisher noch nicht aufgefunden worden. Desgleichen bilden eine Spe cialität unseres Pfahlbaues die gar nicht seltenen Unterkieferästr von wilden Rindarten, deren starke Politur und Abglättung vermuthen läßt, daß, man sie als Glättewerkzeuge bei Bearbeitung der Felle verwendete. Ein besonders reichhaltiges und für den Kultur¬ historiker höchst interessantes Materiale bilden die ausgegrabenen Thongeschirre und deren Fragmente. Das Museum besitzt über 100 fast ganz erhaltene Stücke. Bei den meisten ist der Thon mit kleinen Steinkörnchen gemengt, die Gefäßwandungen zeigen ver¬ schiedene Abstufungen in der Dicke von 2 em., wie das bei Gußschalen und Untersätzen der Fall ist, bis zu 2 mm. dicken Gefäßen. Ebenso ist in den räumli¬ chen Dimensionen der Geschirre eine große Mannig¬ faltigkeit. Das größte ganz erhaltene bauchige Ge¬ fäß mit 2 Henkeln mißt in der Höhe 30'5 om., in der größten Weite 24 om., es erinnert an orientali¬ sche Formen. Einzelne Geschirrscherben von starker Wandung lassen schließen, daß sie Gefäßen ange¬ hörten, die mindestens einen Rauminhalt von einem halben Hektoliter besaßen. So wie sich in den sonsti¬ gen Werkzeugen ein seltener Formensinn ihrer An¬ fertiger kundgibt, so ist dies namentlich bei den noch ganz gut erhaltenen Geschirren der Fall. Biele davon stehen antiken Formen nahe, und überhaupt zeigt es sich, daß schon die damalige Keramik die For¬ men der Lampe, der Schale, des Bechers, der Opfer¬ schale, des ein- und zweihenkeligen Geschirres mit weiter und mit ausladender Oeffnung in der man¬ nigfaltigsten Abwechselung zum Ausdruck gebracht hat. Ein nach unten zweihörniges verziertes Gefäß mit mondsichelähnlicher Basis und schmaler Oeffnung, eine Art Feldflasche, 7 Deciliter enthaltend, ist in 9 der Form höchst sonderbar. Ebenso gehören zwei ganz geschlossene thönerne Klappertöpfchen oder Schel¬ len, mit Löchern zum Tragen an Schnurren versehen, wovon eines verziert, in der Größe einer welschen Nuß zu den Specialitäten des laibacher Pfahlbaues. Von den zahlreichen Geschirrornamenten wurde eine sehr interessante Collection vorgewiesen. Die roheste Ornamentik ist die durch Eindrücke der Fin¬ ger und Nägel oder stumpfer Grabstichel hervor¬ gebrachte; sodann folgt die gerade und Zickzacklinie, mitunter mit federartigen Seitenästen; sehr häufig ist die Kreuzverzierung; an dünnwandigen Schalen ist die ovale Zierrath abwechselnd mit Zickzackstrichen nicht selten In der größten Zierlichkeit tritt endlich das Ornament mit eingedrückten umsponnenen Schnüren auf; mehrere solche verzierte Geschirr¬ scherben mit eingelassenem Henkel wurden in letzter Zeit in der oben angedeutelen, dem Alter nach jüng¬ sten Seeniederlassung aufgefunden. Nach einer Aeußerung des berühmten schwedischen Schriftstellers über die prähistorischen, in Skandinavien gemachten Funde, Dr. Montelius aus Stockholm, der vor kur¬ zem das laibacher Museum besuchte, haben diese letzteren Zierrathen die größte Aehnlichkeit mit den Ornamenten der nordischen Keramik, welche bekann¬ termaßen an Schönheit der Formen die von diesseits der Alpen bekannt gewordenen Kunstproducte aus jener Epoche weit übertrifft. Bei keinem der ausgehobenen Thongeschirre läßt sich die Anwendung der Töpferscheibe nachweisen. Au den nicht seltenen Fundstücken aus Thon gehören ferner die durchlöcherten kreisrunden Thon- scheiben, die einfachen und Doppelkegel, die man als Spinnwirteln und Netzbeschwerer zu deuten pflegt. In den meisten finden sich beim Ausgraben noch die Reste des hölzernen Stäbchens, das im Loche steckte. Auch in der Anfertigung dieses Hausgeräthes gibt 10 sich eine große Mannigfaltigkeit kund. Ein vorge¬ wiesenes Stück ist mit glänzenden Schuppen bedeckt, es wurde nemlich der Thonmasse viel Glimmer bei¬ gemengt. Räthselhaft ist die Verwendung kleiner hohler Kegelstutzen, von denen bisher nur ein paar Stücke aufgefunden wurden. Besonders auffallend ist die große Anzahl von kleinen Töpfchen, Schälchen, Näpfchen aus Thon, wobei nur ein paar verziert erscheinen. Es wurden davon ein paar hundert Stück ausgegraben. Man deutet sie als Kinderspielzeug. Hieher gehören auch kleine hohle Cylinder, die an der einen Oeffnung gleich kleinen Hütchen eine 1 bis 2 Centimeter breite Krämpe tragen. Thönerne Löffel gehören zu den Seltenheiten. Auch von Holzgeschirren haben sich mehrere Reste vorgefunden, darunter eine massive Schüssel, eine sehr hübsch gearbeitete, dem Aussehen nach ge¬ drechselte Schale, am Rande mit mehreren Rillen verziert. Da die vielen Spinnwirtel und Garnbeschwerer daraus Hinweisen, daß das Spinnen, Weben, die Anfertigung von Netzen eine Hauptbeschäftigung im Pfahlbaue gebildet hat, da weiters nach etlichen auf¬ gefundenen Nadeln aus Bein, die sehr fein gearbeitet und mit einem kleinen Oehr versehen sind, zu schlie¬ ßen ist, daß man auch feinere Nadelarbeiten anzu¬ fertigen verstanden hat, so ist es auffallend, daß bisher noch nichts von Geweben oder Garnresten zutage gekommen ist. Die schweizer Pfahlbauten haben an Geweben und Geflechten aus Garn eine reiche Ausbeute geliefert. Allein alle solche Reste verdanken ihre Erhaltung in den dortigen Torf¬ mooren dem Umstande, daß sie von Pfahlbauten her¬ rühren, die durch Brände zugrunde gingen, daher auch jene verkohlten Reste in dem Moorwaffer nicht ver- 11 faulen konnten. Die einzigen Geflechtreste vom lai- bacher Moore sind einige Strickfragmente aus Bast, ebenfalls verkohlt. Ebenso auffallend ist der Umstand, daß bisher die Kulturschichte des laibacher Moores noch keine Spur von Getreide geliefert hat, wahrend in den schweizer Pfahlbauten große Mengen von verkohltem Getreide und Sämereien zutage gefördert wurden. Die vegetabilischen Reste in jener Schichte bestehen hier aus massenhaft vorkommenden Haselnußschalen, Körnern der Kornelkirsche und Schalen der Wasser¬ nuß nutans); in dem jüngeren Pfahlbaue sind sie nicht so häufig. Hiezu kommt noch die Eichel, Samen der Himbeere, Körner des Weißdornes. Von Obst hat man nur zwei verkohlte Holzäpfel gefunden. Mit Rücksicht auf die sonstigen Erzeug¬ nisse einer immerhin beachtenswerthen Kultur der einstigen See-Ansiedler darf man wol vermuthen, daß sie den Ackerbau gekannt haben. Vielleicht wird man noch an Brandstellen auf Getreidereste kommen. Es ist jedoch auch möglich, daß die einstigen See¬ bewohner den Fischfang, die Jagd und die Viehzucht dem Ackerbaus vorzogen, indem letzterer jedenfalls wegen des zahlreichen Wildstandes in den das Moor¬ becken begrenzenden Bergen mit großen Schwierig¬ keiten zu kämpfen gehabt hätte. Wirft man einen Blick auf die massenhaft ausgegrabenen Thierknochen, so zeigt es sich, daß es den Bewohnern des Pfahlbaues an reichlicher Nahrung, die ihnen sowvl die wilden als die zahmen Thiere lieferten, nicht gefehlt habe. Unter den wilden Thieren der damaligen Epoche nehmen als Riesen unter den Säugethieren den ersten Platz der Urochs (Los xriwiAOmus) und der Bison oder Wisent, gemeiniglich Auerochs genannt (Los Lisou), ein. Von ersteren wurde ein gewaltiges Horn ausgegraben. Von letzterer Art haben die 12 heurigen Aufdeckungen viele Reste geliefert. Bei dem Umstande, als die Schädelknochen der Thiere meist ganz zertrümmert sind, mit Ausnahme der Schädel des Dachses und des Hundes, kann wol das Stirn¬ stück mit den beiden ansitzenden Hörnern von einem Riesenexemplar des Wisent als ein seltenes Fund¬ stück bezeichnet werden. Dieser Species gehören auch mehrere Kieferstücke von jungen Thieren an. Ihr Fang dürfte durch Fallgruben bewerkstelligt worden sein. Desgleichen kamen Heuer auffallend viele Reste von zahmen Rinderrassen zum Vorscheine. Das dies¬ bezügliche Knochenmateriale wird an Prof. Dr. Wil¬ kens an der Hochschule für Bodenkultur in Wien zur wissenschaftlichen Bearbeitung eingesendet. Das häufigste Vorkommen unter den Jagd- thieren ist jenes des Edelhirsches (6srvus olapkus). Die heurige Knochenausbeute an Hirschknochen rührt, nach den Kieferresten zu schließen, von nahezu 200 im Pfahlbaue verzehrten Hirschen her. Ganze Ge¬ weihstücke vom Hirsch gehören zu den Seltenheiten, jedoch besitzt das Museum davon eine sehr inter¬ essante Collection, die den einstigen König unserer Wälder in allen Altersstufen zur Schau bringt. Von besonderer Wichtigkeit für die Fauna jener Urzeit war die Constatirung des Vorkommens des Elenthieres oder des Elches (Oorvus ^loos) in unserem Moore. Mehrere flache, zur Aufnahme von Steinbeilen zugearbeitete Geweihstücke, nebst den für diese Hirschart sehr charakteristischen Hinterhaupt- knochen gehören bestimmt dem Elch an. Sehr zahlreich kam auf dem einstigen laibacher See der Biber (Oastor l?iksr) vor. In dem Pfahl¬ baue fanden sich Reste von mindestens 80 Stücken vor. Bär und Dachs gehörten nicht zu den Selten¬ heiten, das Vorkommen ihrer Reste ist ein ziemlich gleichmäßiges. Die Reste vom Wildschwein und Torfschwein nebst jenen einer gezähmten Schweins- 13 art können ebenfalls als häufig bezeichnet werden. Kieferreste von Ferkeln sind nicht selten. Vom Wolf kamen nur wenige Exemplare vor; der Luchs beschränkt sich auf einen schon erhaltenen Unterkiefer, der Fischotter auf einen unversehrten Schädel. Ob nicht etwa einige vorgefundenen Hörner dem Steinbock angehören, muß durch nähere astro¬ logische Untersuchungen ins klare gestellt werden. Unter den Hausthieren nahm die erste Stelle das Schaf ein, und zwar eine gehörnte Art. Das Vorkommen von Kieferresten des Schafes ist ein massenhaftes. Weniger stark ist die Ziege vertreten. Unterkiefer von Lämmern und Kitzen sind gar nicht selten. Buch an Vogelresten wurde ein ziemliches Ma¬ teriale zustande gebracht. Unter den ebenfalls sehr zahlreichen Fischresten, fallen die großen Wirbelknochen einer Fischart auf, desgleichen Kieferstücke von riesigen Hechten, Kiemen- dekel von Welsen, Schlundzähne einer Karpfenart. Auch von einer Schildkröte fanden sich Rücken- und Bauchschilder vor, sie scheint von der Schlamm¬ schildkröte (Lirins lutariu), die noch jetzt auf dem Moraste höchst selten vorkommt, verschieden zu sein. Als treuer Begleiter und Wächter des Men¬ schen ist auch der Hund in den aufgefundenen Kno¬ chenresten vertreten. Die meisten aufgesundenen Schädel gehören dem Hunde der Steinzeit an, der nach Dr. Jeitteles' Untersuchungen vom Schakal ab¬ stammt und in dem Spitz und Rattler noch heut¬ zutage seine Nachkommen hat. Erst in den letzten Tagen wurden aus dem schon oben erwähnten jün¬ geren Pfahlbaue ein gut erhaltener Schädel des Hundes der Broncezeit (Ouuis mutris oxiüwag llsibt.) aufgefunden. Diese Hunde-Art stammt nach obigem Forscher von dem indischen Wolfe ab und 14 wird noch gegenwärtig durch den Schäferhund und andere große Hunderassen repräsentiert. Von erwachsenen Menschen wurden zwei Schädel, denen die vorderen Gesichtsknochen fehlen, von einem Kinde eine Schädeldecke vorgewiesen. Auch mehrere menschliche Extremitätenknochen sind vorhanden. Die wissenschaftliche Bearbeitung dieser Menschenreste wird durch die anthropologische Gesellschaft in Wien veranlaßt werden. Als Endergebnis über die gemachten Funde ergeben sich folgende Thatsachen: Am Rande des jetzigen Moorbeckens, welches einst von einem großen, bei 4 Quadratmellen um¬ fassenden Binnensee ausgefüllt war, lebte in vorge¬ schichtlicher Zeit als Seecolonie eins Bevölkerung, die sich mit Fischfang, Jagd und Viehzucht beschäf¬ tigte. Sie bediente sich ursprünglich der Steinwafse und lernte erst später die Benützung der Metalle, der Bronce, kennen. Unter ihren Hausthieren ver¬ mißt man das Pferd. Eine bestimmte Zahlenangabe über die Zeit, in welche diese Ansiedelung zurückreicht, ist unthun- lich. Jedenfalls ist das laibacher Moorbecken ein Boden, auf dem die Geologie und die prähistorische Forschung Hand in Hand zu gehen haben. Die Ursachen der Moorbildung anstelle des einstigen Sees sind eines eingehenden Studiums der Terrain¬ verhältnisse des laibacher Moores werth. Möglicher¬ weise wird auch die in der Lettenschichte vorkommende zahlreiche Konchylienfauna über das geologische Alter des einstigen Sees einige Aufklärung liefern. Greift man auf die historische Zeit des laibacher Moores zurück, so ist wol der älteste Anhaltspunkt die unter der Moordecke vorhandene römische Straße, die von Lauerza über Babnagoriza nach Kremenza nächst Brunndorf führte. Dieselbe wurde in jüngster Zeit vom Herrn Spinnfabriksdirector Kraup in einer IS Strecke von mehreren Klaftern aufgedeckt. An dieser Stelle und weiterhin bei Strojanovgraben, näher am Südrande des Moorbeckens, hat Herr Marlin Pe¬ ruzzi Durchschnitte an der Römerstraße vorgenom¬ men und constatiert, daß sich unter derselben in einer Mächtigkeit von beiläufig einem halben Meter Torf und Moorschlamm vorfindet, während dieKul turschichte des Pfahlbaues unmittelbar auf dem ein¬ stigen Seegrunde aufgelagert ist. Wollte man nun die Mächtigkeit der alten Torfschichte unter der Römerstraße im Vergleich zu der darüber befindlichen, beiläufig 1'5 Meter mäch¬ tigen nachrömischen Torfschichte als Maßstab zur Bestimmung des Alters des einstigen Pfahlbaues annehmen, so ist es sehr schwer, sich vor Trug¬ schlüssen zu bewahren, indem die Kompression des Torfes und die Anwachsverhältniffe desselben durch Ziffern kaum auszudrückende Faktoren sind, indem es bekannt ist, daß seit den dreißiger Jahren der Morast an einzelnen Stellen sich um nahezu sechs Meter gesenkt hat. Wenn wir nun auch dermalen nicht imstande sind, einen Maßstab nach Jahrhunderten, ja nach Jahrtausenden für den Zeitpunkt, wann der einstige Pfahlbau verlassen wurde, zu finden, so ist doch mit einiger Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß derselbe durch viele Jahrhunderte bestanden hat, indem einer¬ seits das massenhaft zutage geförderte Materiale aus einem Seegrunde im Umfange von nicht ein¬ mal einem Joch, sowie das Hinübcrgreifen der Stein¬ zeit in die Broncezeit an besagter Stelle den Schluß rechtfertigen, daß diese verschiedenen Kultur¬ stadien daselbst nur im Verlaufe von Jahrhunderten, durch welche die See-Ansiedelung bestanden hat, nach einander folgen konnten.