R durch b^iO t L-i N Mit Plan des Bades und der Umgebung ..... C'"- 'i t 1 i?2 v Bad Stein. Wasser-Heilanstalt „Bad Stein in Krain (Eigenthiimer: Alois und Franz Praschniker und M. Kezel). —- Pfarrer Kneipp’sches Heiiverfahren. 1898 . Stein. — Verlag der Curanstalt. » Lage und klimatisch-hygienisehe Verhaltnisse. Inmitten eines ergiebigen und heilkraftigen Wasser- schatzes gelegen, von erfrischender Alpenluft bestrichen, welche gewiirzt erscheint durch die herrlichen Diifte der ringsum ausgebreiteten, segensvoll prangenden Fruchtfelder, wie nicht minder der in nachster N&be, gleichsam als rei- zendste Seiten-Decoration sich erbebenden, dicbten Laub- und Nadelwalder, bietet Bad Stein, von der Scbopfung in der Art scbon und gut ausgestattet, Heilpotenzen dar, wie sie in gleich vortheilhafter Conjunctur wohl selten gefunden werden mogen. Die Schonbeit der Lage befriedigt aucb das ver- wobnteste Auge und entlockt aucb dem Ansprucbsvollsten Worte der Bewunderung. Ebenso scbon wie die Landscbaft, ebenso gunstig sind die klimatisch-hygienischen Verbaltnisse. Bad Stein liegt 391 m iiber dem adriatischen Meere, am linken Ufer der Feistritz, am Fbsse der 2560 m hoben Steiner (Sanntbaler) Alpen, deren Auslaufer, von prachtigen Tannen und Ficbten bewaldet, sich bis zum Bade erstrecken. Die durcb das nahe Hochgebirge nordlicb geschiitzte Lage, die reine, wiirzige Alpenluft und das berrlicbe, klare Alpen- wasser scbalfen in kiirzester Zeit friscbe Lebenskraft und erneuten Lebensmutb und es verdanken diesen Heilfactoren allein scbon scbvvacblicbe und nervose Gaste eine auffallende Besserung ihres Zustandes. Die Lufttemperatur betragt in den Sommermonaten im Durcbschnitte -|- 15° C., ist somit 4 m&ssig warm, die Feuchtigkeit 80-5 °/ 0 pro Jabr, somit massig. Ozon bat Bad Stein als Jahresmittel 9 - 6 und wird hievon kaum von einem anderen Orte erreicbt. Die Wit- terungSTerlialtnisse im Sommer sind so giinstig, dass es Bad Stein auch diesfalls mit jedem, noch so tief gelegenen, modemen Curorte aufnehmen kanu. Alle diese erwiibnten klimatischen Verbaltnisse, dazu die staubfreie Atmospliiire, die Terraingestaltung, die daselbst und in der Umgebung vorkommenden Culturen und die herrschenden Luftstro- mungen qualificieren Bad Stein zu einem Luftcurorte mit Voralpenklima; dasselbe niihert sich aber infolge der un- mittelbaren Nackbarschaft des Hocbgebirges dem Hoch- gebirgsklima insoferne, als selbst boben Temperaturen an- genehm abkiiblende Nachte folgen. — Neben der Cur bat Bad Stein, nacb dem Aussprucbe einer anerkannt arztlicben Autoritat in Nervenkrankheiten, in seiner Luft und seinem Klima ilberhaupt ein unschatzbares Kleinod gerade fiir die Heilung Nervenkranker. Reiseverbindung - . Von Wien gelangt man mit dem Eilzuge in 9 1 l 3 , von Budapest in 10, von Agram in 4 1 /.,, von Gorz in 4 3 / 4 , von Fiume in 3*/,, von Pola in 6, von Triest in 4, von Innsbruck in 15 Stunden nacb Laibacb. Das Stadtcben Stein (Eisen- bahn-, Post- und Telegraphen-Station) erreicht man von der k. k. Staatsbahn-Station Laibacb aus per Babn in l*/ 4 Stun¬ den und es verkebren zwiscben Laibach und Stein taglich drei — an Sonn- und Feiertagen vier — Ziige in jeder Bichtung. Die Wasserbeilanstalt ist 10 Minuten von der Station Stein entfemt; der Diener stebt bei Ankunft eines jeden Zuges zur Verfugung; Wiigen sind vorber bei der Curdirection zu bestell en. Cuphaus, 6 Am ostlichen Ende des am rechten Feistritz -Ufer gelegenen Stadtchens Stein angelangt, iiberschreitet man die Feistritz-Briicke, von ivelcher man schon eine prachtige Ansicht der die Ebene nach Norden hin absehliessenden, himmelanstrebenden Alpen hat und gelangt nun liber den Curparksteg zum Curhause, wo man sich Quartier amveisen lasat. Geschichtliches. Die alteste urkundliche Nachricht iiber den Ort Stein (in Krain) stammt aus dem Jahre 1061; in diesem Jahre ividmete namlich Markgraf Ulrich von Istrien „den Weiler Feistritz bei Orte Stein“ auf den Altar der Kirche von Saben (Brixen) in Tirol. Durch Sophie Grafin von Weimar- Orlamiinde-Istrien, ivelcke dem Grafen Berthold II. von Andechs (Meran) die Hand reichte, giengen die Herrschaft Stein mit dem Markte Stein, dann die Schlosser Kleinveste und Oberstein und das benachbarte Munkendorf in den Besitz der Grafen von Andechs (Meran) liber, und z\var noch vor dem Jahre 1200; um dieselbe Zeit erscheint auch schon eine Adelsfamilie Derer von Stein genannt, Herr Gerloch von Stein (1177), in einer Urkunde fiir das Klostei Sittich (in Unterkrain). In die nachstfolgende Zeit, in die ersten Decennien des 13. Jahrhunderts fallt die Erhebung des Marktes Stein zur Stadt — eine Urkunde von 1229 nennt schon die Burger von Stein — und 1232 bestiitigt Berthold der Patriarch von Aquileja die von ihm im Ver- eine mit seinen Briidern Otto Herzog in Meran und Heinrich Markgrafen in Istrien vorher schon vorgenommene erste Stiftumg eines Spitals in Stein. Als Herzog Friedrich II. von Osterreich als „Herr von Krain“ (1232—1246) Oberkrain besass, erschien er 1241 in Stein, wo er die Grafenamts- kanzlei fiir Krain unterhiejt und sejn Landgericht hatte und 7 urkundet u. a. zu Perau bei Stein (8. Mai 1241). Friihzeitig besass die Stadt Stein — scbon im 13. Jahrhundert ivohl- ummauert und mit vier Thoren versehen — ihre Schule (1307 wird Ulricb, der Pfarrer von Goriach, als Schulmeister genannt und erscheint als solcher noch 1311) und friihzeitig bliihte auch hier der Handel nach ausvvarts, denn schon yor 1321 begegnet man einer lebhaften Kaufmannschaft mit Venedig! Die Fiirsten des Hauses Habsburg, wie im All- gemeinen eifrige Fbrderer des St&dtewesens, hoben auch Stein zu immer grosserer Bliite empor, indem sie auch diese Stadt reichlich mit Privilegien versahen, so Herzog Eudolf IV. 1362 ,,unter seiuem haimlichen Zaiehen“, Her¬ zog Leopold 1380 und 1382, Herzog Wihelm 1396, Herzog Ernst 1406 und mit einer Fiille von Gnaden Kaiser Fried¬ rich III. (von 1444 bis an seinen Tod). Die Stadt Stein, die sich unter den erlauchten Landesfiirsten der glorreichen Dynastie Habsburg also immer grdsseren Aufschivunges in Handel und \Vandel und im socialen Leben iiberhaupt er- freute, besass um diese Zeit auch bereits ein dem Vorbilde anderer Stiidte entsprechendes „Bad“ mit allen damit ver- bundenen Geniissen an Speise und Trank und .jeglicher Ergdtzung". „Am Gries“, dem rechten Ufer der Feistritz, gerade vis a vis den gegenwartigen Badeanlagen, hatte die »Steiner Padstuben" ihre Stelle. Sie war anfanglich landes- fiirstliches Eigenthum und ivurde vom kais. Vicedom fiir Krain venvaltet. Im Jahre 1478 iiberliess sie Kaiser Fried¬ rich III. der Stadt Stein, ivogegen sich die Burger ver- pflichteten, die Brucke liber die Feistritz zu bauen und jahrlich ein halbes Pfund Denare in das kais. Vicedomamt zu Laibach abzufiihren. Unter dem Jahre 1496 ivird diese Steiner Badestube als Schauplatz iippigster Lebensfreude mit Wein, Weib und Gesang geschildert; der Tanz ivurde hier gepflegt und die Weinkarte der Wirtschaft ivies „Ter- 8 rant“, „Malvasier“ und „Rainfal“ auf, daneben auch den heimatlichen Wippacher — die Weinsorten auch anderwar- tiger Bader, z. B. Baden bei Wien. Zu gleicher Zeit war Stein eine Gewerkenstadt; das Amtsbuch des Vicedoms von 1496 nennt „Hammer, Stampfen und Schleifen“ der Stadt Stein. Nachdem die Feistritz (im 16. Jahrhundert) von dem Grunde, auf dem die Padstuben gestanden, den meisten Theil weggerissen, wurde die „Stube“ selbst in die Stadt iibertragen an Stelle einer Muhle, die dem Grafen Lamberg gehort hatte und 1511 abgebrannt war. Der Pfarrmatrikel von Stein entnehmen wir den Namen des Baders Joannes (1630), der als „Chirurgus turcicus“ eingetragen erscheint. Unser Chronist Freiherr von Valvasor erwahnt noch 1689 die Badstube in Stein, von deren weiteren Bestande keine Nachricht mehr vorliegt. Gleich seinem Vater Kaiser Friedrich III. war auch Kaiser Maximilian I., der „letzte Ritter", der Stadt Stein wohl gewogen, was sich in mehreren Gnadenacten des Kaisers offenbarte, der auch auf der Fahrt aus Steiermark (11. Juli 1514) in Stein sich aufhielt zur Pflege edlenWaid- werks, das dann auch 1564 den Regenten von Innerosterreich Erzherzog Karl II. hieher fiihrte, der am 29. April des ge- nannten Jahres in der Feistritz an dem noch in den 30er Jahren unseres Jahrhunderts bestandenen steinemen Tische „der Fiirstentafel“ das Jagdmahl eingenommen! — Ende des 17. Jahrhunderts trat ein rascher Verfall in Handel und \Vandel und im socialen Leben der Stadt Stein in die Er- scheinung, so dass Freiherr von Valvasor in seiner Schilde- rung von Stein constatieren musste, „dass in der vorhin so reichen und bevolkerten Stadt fast der vierte Theil wo nicht mehr Hauser eingefallen, alle Kaufmannsgewolbe, deren doch eine grosse Menge war, ein einziges ausgenommen, zugesperrt seynd und man das schonste Haus auf ein Jahr 9 lang fur zwei Kronen in Bestand bekommen kann.“ Erst ivieder durcb den von dem grossen Staats- und Volkswirte Kaiser Karl TI. der Stadt (1716) verliehenen giinstigen „Mauthtarif‘ bob sich auch der „Commerz“ von Stein wieder in erfreulicbster Weise, gleichwie in unseren Tagen in der sorgenvollen Begierungsperiode Sr. Majestat unseres Kaisers Franz Josef I. — Allerh6ehstwelcher anlasslicb der GOOjah- rigen Landesjubelfeier 1883 am 14. Juli Stadt und Bad Stein mit Allerbochstseiner Anwesenheit begliickt bat (Ge- denktafel an der Frontseite des Curhauses), — Dank der weisen Fiirsorge des Monarcben im Allgeineinen das weite macbtige Beich und jeder einzelne Tbeil den bocbsterfreu- lichen Aufscbwung gewonnen. In die Tage der glorreichen Begierung Sr. Majestat Kaiser Franz Josef I. talit die neuerliche Bliite der Stadt Stein, die Errielitung 1 unserer Badeanstalt und die Ex-offnung der Eisenbahn Laibaeli- Stein! Die Anstaltsobjeete und die EinFichtung: der Anstalt. Das im Jabre 1876 gegrimdete Etablissement mit seinen Bade-, Cur-, Wobn- und Bestaurations-Gebduden liegt am Zusammenflusse der forellenreicben Feistritz und des Neulbaches, auf einem balbinselfbrmigen Terrain, welebes den zwei wilden Gewassem erst abgerungen werden musste, und ist tbeils von tiefschattigen Waldparkanlagen, theils von reizenden Parkparketen umgeben, an deren siidlicber Periferie die musterhaft eingerichtete \Vasserlieilanstalt stebt. An der Nordseite der Wasserheilanstalt ist das ele- gante Badehaus mit einer Anzabl von Badezimmern mit vvarmen und kalten Wannen- und Douche-Bitdern und einer vato.lt 11 prachtigen und geschutzten Vorhalle angebaut. Dicht da- neben befindet sich das grosse Sclnvimmbassin mit einer entsprecbenden Anzahl Auskleidekabinen. Die dem Parke zugekehrte Frontseite des Schwimmbassins ist von zwei zierlichen Eckpavillons eingeschlossen, yon denen im rechts- seitigen der Turnapparat Uiiiversalmuskelstarker unter- (von der Curpark-Seite). 12 gebracht ist, wahrend der linksseitige als Verkaufsbude fiir Minerahvasser, Postwertzeic]ien, Bijouterien u. dgl. und als Cassa zum Schwimmbassin in Yerwendnng steht. In unmittelbarer Nahe der AVasserheilanstalt steht das Curhaus; dasselbe enthalt einen grossen hohen Tanz- und Speisesaal mit Marmorsaulen, eine schone gedeckte Veranda ftir circa 100 Personen, eine ahnliche unbedeckte an der Strassenseite, eine schattige Terrasse unter machtigen Kastanienbaumen, ein Billardzimmer, ein Gesellschaftszimmer, ein Lesezimmer, diverse Nebenlocalitaten, im Souterrain eine Kegelbahn mit mehreren Schankzimmern und Nebenbequem- lichkeiten, in der Mansarde eine Anzahl grosserer und klei- nerer IVohnzimmer fiir Gaste. An der Ostseite des Curhauses befindet sich die gedeckte lVandelbahn, der Spiel- (La\vn tennis, Croquett, Kegelbahn) und Turnplatz, der zum A¥assertreten her- gerichtete Miihlhach und die Graslaufiviese. In dem reizenden, dem Curhause westwarts vorge- lagerten Parke befindet sich — wenige Schritte nordwarts situirt — die A r illa Keptun mit eleganten, comfortal ein- gerichteten AVohnungen sowie einzelnen Zimmern fiir Cur- gaste; Veranden und Balcone erkoken die Annehmlichkeit des Aufenthaltes in dieser Villa, die entziickendste Aussicht auf die nahe und entferntere Umgebung bietend. Zu Fiissen der Villa liegt ein anmuthig umrahmter Forellenteich und anheimelndes Platschern umfliessenden AVassers wirkt stim- mungsvoll in dieser Parkpartie. AVeiter nordwarts beim Austritte aus dem Curparke gewahrt man in ivahrhaft idyllischer Lage zwei vreitere Entitaten der Curanstalt, den in portischer Kuhe aus dem Griin der Matten hell sich abhebenden „M1ihlhof“ und die stattlich schone Villa „Louise“ ; wahrend der Miihlhof ausser mehreren AVohnungen auch geraumige Stallungen 13 zur Unterbringung der von Curgasten mitgefuhrten Equi- pagenjumfasst, ist die Villa Louise durch eine Beihe be- sonders geriiumiger Zimmer ausgezeichnet; [aueh enthalt diese, von einem lieblicben Garten umgebene 'Villa nebst Terrasse und Balcon vier Veranden, also vielseitige Moglich- keit, die berrlicbe Gebirgsluft tagsiiber reichlich in diesem traulichen Iieim schon zu zu geniessen, dazu nocb sowohl vom Mtiblhofe als von der Villa Louise aus stets vor Augen den macbtig fesselnden Anblick der Steiner Alpeu. Den gleichen Anblick der Alpen gew&hrt die „ Villa Johanna", weitere hundert Schritte in derselben Bichtung—• inmitten eines aufstrebenden Fichtenwaldchens — an der vn-H io MiinkendOrferstrasse gelegen, mit einer Auswahl von vier Wohnungen und mehreren einzelnen Zimmern, gleickfalls wie alle Wohnrftume der Curanstalt, mit Elegance und Com- fort ausgestattet, und ebenfalls mehrere Veranden enthaltend. Von der Mtinkendorferstrasse an der Siidseite der Villa Louise abzweigend, gelangt man in massigem Anstiege durcb eine schattige, mit Euhebanken versehene AUee zum Stamm- hause der Curanstaltsinhaber, zum „Praschnlkerhof“, mit einem schmucken Vorparke, und recbts seitvvarts zum „Sommerhause“, einem geraumigen Baue mit einer Anzahl von Wohnungen und Zimmern fiir Curgaste, die die wenigen Schritte Entfernung von der Curanstalt nicht scheuen und anderseits die grossere Nahe des Waldparkes, der sich hier Prasehniker-Hof.j 17 unmittelbar anschliesst, vorziehen. Vermbge ihrer herrlichen Lage, ihrer praktischen Wohnungseintheilung und eleganten Einrichtung, sowie ihrer entziickenden Femsicht ist diese Villa befahigt, auch yerwohntere Anspriiche zu befriedigen. Pfarrer Kneipp’sehes Heilverfahren. Im August 1891 nahm die Anstalt die Pfarrer Kneipp’- sche Heilmethode an, und sind fiir diese grosse und be- queme Raumlichkeiten und Einrichtungen vorhanden. In der Herren- wie in der Damen-Abtheilung ist an den, mit dem Giesslocale verbundenen Auskleideraum eine Keihe sepa- rierter Kabinen mit Betten angeschlossen. Abweichend von der Einrichtung vieler anderer Anstalten dieser Richtung, in denen nur Giisse und Bader verabfolgt werden, wabrcnd die Wiklungen und Aufschl&ger zuhause — meist unge- schulten Lohndienern und Stubenmadchen in Gasthausern und Privatvvohnungen — iiberlassen bleiben, werden hier alle Anwendungen in der Anstalt selbst von wohlgeschultem Personale unter Aufsicht des Arztes vorgenommen. Diesen Vorzug wissen ganz besonders nervose Gaste geziemend zu wiirdigen, indem sie das beruhigende Bewusstsein geniessen, einem geubten, vollkommen verliisslichen Personale anver- traut zu sein und den Arzt auf ihren Ruf j eden Augenblick zur Seite haben zu konnen. Der grosste Theil der tibel, an denen die Mensch- heit heutzutage leidet, beruht nach Kneipp auf Genussucht und Verweiehlichung. Bier, Wein, Kaffee und Tabak sind Genussmittel, die niemand glaubt entbehren zu konnen, wahrend die meisten Menschen Kalte, Zugluft oder Stra- patzen nicht mehr ertragen konnen. Eben aus dem Umstande, dass schon die Jugend mit Federbetten, Wollkleidung, friih- zeitigem Genuss von Kaifee und Alkohol, durch warme 2 18 Bader und durch Stubenhocken verweichlicht und verdorben wird, und die herangewachsenen Menschen alle diese schlim- men Einfliisse in erhohtem Masse auf sich wirken lassen, ist unser nervoses Zeitalter entstanden. Logischerweise kann das Heilmittel gegen diese modemen Ubel nur in grosserer Abluirtung und einfacherer Lebensueise liegen. Die Kneipp’sche Curmethode besteht hauptsdchlich aus zwei Abtheilungen: 1 . Abliiirtungsmittel, 2. Wasser- anwendungen. Zu ersterer gehoren: Das Barfussgehen im nassen Grase, auf nassen Steinen, im neu gefallenen Schnee und das Wassergehen (Wassertreten), Eintauchen der Arme und Beine in kaltes Wasser, sowie der Knieguss. Die Art und Weise der An- wendung dieser Mittel richtet sich selbstverstandlich nach Individualitat und Jahreszeit. Zu d en W asseranwendungen gehoren: Die Giessungen, lVaschungen, Wieklungen, dana die Aufsclilager, die Bader, die Dampfe und das Trinken des Wassers. ,.Je gelinder, je schonender — desto besser und wirksamer“ lautet die humane Lehre des hochbegabten Naturarztes Kneipp. Die Schroffheit, mit welcher mancher Wasserkiinstler auftritt, schadiget haufig — namentlich bei Blutarmen, die hierauf noch nicht vorbereitet sind — die Wirkung. Betreifs der Diiit lautet die Hauptregel: Einfache, gemischte Nahrung (Fleisch-und Pflanzenkost, Obst); keine scharfen Gewiirze, kein starkes Salzen, keine langen Mahl- zeiten. Kneipp macht in dieser Beziehung gerade nicht viel Ausnahme von der gewohnlichen Lebensweise, nur ršiumt er einen Vorzug seiner Kraftsuppe (gestampftes, vorher ge- rostetes Roggenbrod deren wichtigster Bestandtheil), >velche zp^veilen auch schon zum Friihstiick genommen wird, so\fie 19 verschiedenen Krautersuppen und derben Mehlspeisen, ein. Kaffee und Thee wird absolut verboten; an deren Stelle tritt entweder Milch oder der sogenannte Kneipp^che Malz-Kaffee, dem in Ausnahmsfallen etwas Bohnen-Kaffee beizusetzen erlaubt wird. — Yon aufregenden Getriinken ist strengstens zu meiden: Schnaps und dessen sammtliche Verfeinerungen und Verbesserungen; Bier und Wein ist moglichst wenig zu geniessen, namentlich aber nicht ge- wohnheitsmassig zu gebrauchen; \vogegen Honign r ein als Getranke fiir Gesunde und Kranke empfohlen wird. Der- selbe wird in der Curhaus-Restauration ausgeschenkt. Einen grossen Wert legt Herr Pfarrer Kneipp dem Brod zu, wobei er dem aus Naturmehl bereiteten (sammt Kleie) den Vorzug gibt (Kleienbrod). — Uber das Tabakrauehen sagt Herr Pfarrer Kneipp: Man moge ja nieht zu viel raucben! Kleidung. Im Hinblicke auf die Curvorschrift, mit moglichst warmer Haut jede Procedur anzuAvenden, empflehlt es sich demnach auch hiefiir zu sorgen, und wo Erwdrmung durch Bewegung nicht herbeigefiihrt werden kann, sich ivarm zu kleiden. Wahrend des Curgebrauches ist grund- satzlich die Yerwendung von Wollhemden und deren ver- schiedene Abarten zu vermeiden und nur Leinenwiische, je grober desto besser, zu tragen. Echte Hausleimvand ver- dient stets den Vorzug bei Herstellung dieser W&sche (sogenannte Bauernreisten). Da das Tragen von Sandalen zur Abhiirtung des Korpers wesentlich beitragt, soli sich der Curgast dieselben gleich bei seinem Eintritte beschaften. Anwendung’ eombiniertep WassercuFen. Nur auf specielles Verlangen werden an einzelnen Patienten combiuierte AVassercuren , eventuell auch mit 2 * 20 Unterstutzung durch Massage, Heilgymnastik, Elektrieitat, Inhalation, Mineralwasser, auch durch Bettdampfbiider in Anwendung gebracht. Krankheiten, bel denen der Curgebrauch in Bad Stein angezeigt ist. Als souTeriines Mittel ist die Hydrotherapie zu be- trachten bei Bekampfung gewisser, functioneller Erkrankun- gen des Nervensystems, wie Keurasthenie (Nervositat) und Hysterie, die mit ihren manigfachen Symptomen, wie Schlaflosigkeit, Kramp fzustanden, Neigung zurHypockondrie, Platzangst, Zwangsvorstellungen und ahnlichen psychopa- thischen Angstzustanden vielfache Angriffspunkte fur das Wasserheilverfahren abgeben. Femer eignen sich zur Behandlung: Neuralgien, namentlich Ischias, Gelenksneurosen, habitueller Kopf- schmerz, Migraine, Morbus Basedowi, Initialstadien von Tabes dorsalis, Ohorea (Veitstanz), leichte F&lle von Epilepsie. Weitere Krankheitsformen, gegen welche man durch eine rationelle, individualisierende Wassercur ausgezeichnete Heilerfolge erzielen kann, sind folgende: Gelenks- und Muskelrheumatismen, acute und chronische Magen- und Darmkrankheiten (Dyspepsie, chronischer Darmkatarrh, habituelle Obstipation, Homorrhoiden), acuter und chroni¬ scher Kasen-, Rachen-, Keblkopf- und Bronehial-Katarrh, astlimatische Zustiinde, Lungenemphysem , Initialstadien von Lungenspitzen-Katarrh, chronische Herzkrankheiten (Herzneurosen, Angina pectoris), Cireulationsstorungen, Leberkrankheiten, Kephrolithiasis (Nierengries- und Nierensand-Bildung), Enuresis nocturna (nachtliches Bett- nassen); ferner Anomalien des Blntes und Stoffvvechsels 21 (Constitutionskrankheiten), Anamie und Chlorose, Gicht, abnorme Fettleibigkeit, Scrophulose, Hautkrankheiten, (chronische Exzeme, Psoriasis, Acne), cariose Processe, tor- pide Fussgeschwiire, welche oft jeder Behandlung trotzen; ferner Frauenleiden, namentlich chronische Katarrhe und Menstruations-Anomalien ; endlich Sexualstorungen (Im- potenz, Pollutionen), Intoxicationen (Missbrauch dureh Tabak, Morpbium und Alkohol). Beconvalescenten von schweren Erkrankungen wird eine allgemeine, kržiftigende —, Personen, die zu Kheuma- tismen und Erkaltungen neigen, eine vorsichtig abhartende Cur zutheil. Geisteskranke sind von der Aufnahme ausge- schlossen. Curzeit. Die Anstalt ist vom 15. Mai bis Anfangs October ge- offnet. Die Bestimmung der Zeit zur Durchfiihrung einer Our iiberlasse man, wenn moglich, arztlicher Anordnung, da sich fiir die einen Krankheiten die vrarmere Jahreszeit, fiir andere die kiihlere erfahrungsgemass als vortheilhaft erweist. Curdauer. Eine bestimmte Dauer der Curzeit l&sst sich fiir den einzelnen Krankheitsfall nicht voraus bestimmen, da weder der Arzt, noch der Patient vorher wissen kann, in welcher Weise der erkrankte Organismus gegeniiber der Badecur reagieren wird. Fiir solche, welche eigentlich nicht krank sind, son- dern nur Buhe suchen, fiir solche, welche dureh Missbrauch ihrer Krafte herabgekommen sind und sich wieder zu krdf- tigen suchen oder infolge von Uberanstrengung in ihrer 22 Berufsthatigkeit Auffrischung ihres Organismus bediirfen, mag ein Aufenthalt von 3 — 4 Wochen gentigen; anders verhiilt es sich mit den aogenannten chronisclien Krank- heiten, Rheumatismus, Gicht, Scrophulose, chronische Ner- venschwache, chronischen Katarrhen des Kehlkopfes, der Bronchien, des Magens, Krankheiten der Leber, des Darm- kanals etc.; in allen solchen Fallen ist ein langerer Cur- gebrauch zur Erzielung eines bleibenden Erfolges unbe- dingt notbwendig. Curarzt. Die arztliche Leitung liegt seit einer Reihe von Jahren in den Handen des Univ. med. Dr. R. Wackenreiter, welcher sich in Worishofen, wo er wiederholt — zum letztenmale im Friihjahre 1896 — war, das Kneipp’sche Heilverfahren eigen machte und sich zuvor auf der Klinik fiir Hydro- therapie bei Prof. Winternitz, fiir Hautkrankheiten bei Prof. Kaposi, und auf der Nerven- und psvchiatrischen Klinik des Prof. Krafft-Ebing reichliche Kenntnisse und Erfahrungen sammelte; derselbe behandelt streng nach Kneipp’sclien G-rundsiitzen (nur auf speciellen Wunsch auch nach anderen Naturheilmethoden) und erwarb sich durch seine zahlreichen giinstigen, darunter mehreren, geradezu iiberraschenden Curerfolge wahrend seiner drztlichen Thiitigkeit in dieser Anstalt das Vertrauen seiner Patienten, sowie ein en ge- achteten Namen als Vertreter der Kneipp’schen Methode. Die Curgaste erfreuen sich einer besonderen Sorgfalt von Seite des Curarztes, welcher sich die Aufgabe stellte, nicht bloss die erforderlichen Wasseranwendungen zu verordnen, sondern auch die Diat und die gesammte Lebensweise der Patienten zu regeln und mit Zuhilfenahme aller Factoren des Naturheilverfahrens, als: Luft, Bewegung, zweckmassige Bekleidung u. s. w. Heilresultate zu fordern, 23 Die Aufnahme ist von der Wahrscheinlichkeit eines Erfolges abhangig und es geht derselben eine Consultation und eingehende Unter- suchung voran. Der Aufgenommene erhalt eine fiir 7 Tage giltige Ordination ins Ordinationsbuch. Mit der erfolgten Aufnahme untervvirft sich der Curgast allen Curverordnungen, auch bat er alle Curregeln genau einzuhalten; die Nichtbefolgung derselben zieht den Austritt nach sich. Curordnung. Die Dauer der einzelnen Curapplicationen ist eine je nach Krankheitsform und Individualitiit verschieden be- schrankte und erfordert genaue Einhaltung. Es ist nicht zuliissig die Badevvarter zur Ubertretung der in dieser Kich- tung strengen Vorschrift zu bewegen und hat Jeder die Folgen und Nachtheile, welche aus einer solcher Art er- zwungenen Anderung entstehen, zu tragen. Die P. T. Gaste werden gebeten, den Badevvartern das Festhalten an der Zeiteintheilung nicht zu erschweren, vielmehr diesen durch wohlwollendes Behandeln die Aus- iibung ihres Dienstes zu erleichtern. Die Badewarter sind gehalten, alle Regelwidrigkeiten der Curgaste zur Anzeige zu bringen; mogen letztere be- denken, dass damit einer Pflicht geniigt wird, welche das Gesundheits-Interesse der Gaste vorschreibt; ebenso werden die Curgaste ersueht, alle Pflichtversaumnisse der Badewarter zu melden, um so das genaue Einhalten der Curverordnungen zu ermoglichen. Die curgebrauchenden Gaste haben sich am Ablaufs- tage der Ordination dem Curarzte zur Consultation und Berichterstattung vorzustellen, auf Grund derer dann die 24 weitere Ordination erfolgt. Iuzwisehen auftretendes Unbe- hagen, sowie alle auffallenden Symptome sind aussertourlich dem Leiter bei Gelegenheit des Curgebraucbes zu melden, damit er den Krankheitsverlauf ricbtig beurtheilen und dem- entsprechende Modificationen vomehmen konne; in drin- genden und kritischen Fallen ist die Intervention desselben aucb Nackts in Anspruch zu nebmen. Den Badewartem ist strengstens verboten, sicb zur Abanderung der vorgeschriebenen Cur verleiten zu lassen. Das Bauchen ist in der Anstalt unstattbaft; das Spucken auf Fussboden ist strengstens zu vermeiden. Hiezu dienen die aufgestellten Spucknapfe. Das Curprincip im allgemeinen erfordert dringend, vollstšindig ausgeruht friih aufzusteben, um die frische Morgenluft ausgiebig geniessen zu konnen, daher die Cur- gaste um 9 Uhr abends das Bett aufsuchen mogen. Das Lesen in der Einpackung ist entschieden cur- widrig, indem die geistige Anstrengung die peripheriscbe Nervenreaction ablenkt, beziebungsweise absorbiert. Man vermeide jede geistige Anstrengung und auf- regende Kartenspiele. Hazardspiele, sowie Spiele mit hohem Einsatze sind verboten. Nach jeder Wasseranwendung kleide man sich rasch an und trachte durcb dem Kraftezustande und der Er- warmungsfahigkeit des Einzelnen angepasste Bewegung sich baldigst zu erwarmen; ein langeres Verweilen erfordert hiezu die doppelte Zeit. Bei Tage halte man sich moglichst vi el im Freien auf. Jedes Kaltegefiihl trachte man durch Bewegung zu ubervvinden. Dem Curgaste steht auch der sogenannte „Universal-Muskelstarker“ zur Verfugung, wel- cher Apparat theils selbstandig — zur Kraftigung — theils zur Erwarmung vor oder nach einer Wasseranwendung, dient. 25 Einem Schlafbediirfnisse gebe man jedesmal nacb. Frohsinn fordert die Cur: aus diesem Grunde fordere jeder diese dureh Aufsuchen heiterer Gesellschaft und vermeide den Umgang Jener mit sich Terfallenen, die an Allem und Jedem etwas auszustellen liaben. I)er Ter- kehr mit solchen erschuttert das so notlnvcndige Ver- trauen zum Arzt und K atu rJieil verfahren; in solcbem Falle ist es besser die Cur aufzugeben, die Anstalt zu verlassen. Preise in der Wasserheilanstalt und arztliches Honorar. Die erste arztlicbe Consultation wird nur gegen Vorweisung des an der Casse um 50 kr. erhiiltlicben Ordi- liationsbuelies, welcbes aucb die genauen Verhaitungs- massregeln wabrend des Curgebraucbes enthalt und auch zu allen weiteren Ordinationen mitzubringen ist, ertheilt. Fiir die Wassercur d. h. fiir alle biezu gehorigen tdglicben Wasseranwendungen inclusive Wickel, spaniscber Mantel, Heublumenaufscblager, Fuss- und Kopfdampf u. s. w. sammt der dazu erforderlieben Badewasehe, Kotze und an- deren Utensilien und sammt Bedienung, einSchliesslich der ersten eingehenden, iirztlichen Untersuchung und der \vochentlichen Ordination sind per Wocke und Person 6 fl. an der Cassa zu entrichten, woselbst man Abonncment- Karten erhalt, welche im Vereine mit dem Ordinationsbucbe als Anweisung auf die Verabfolgung der Wasseranwendungen gelten und dem Bademeister, beziehungsweise der Giesserin vorzuweisen sind. Zugereiste Curgaste, welche nicbt zugleich die Wobnung und Verpflegung (mindestens letztere mittags und abends) in der Anstalt nebmen, bezablen fiir die oben angefiibrte Wasser- cur und arztlicbe Leistung per Woche und Person 7 fl. 50 kr. 26 Diese Gebiiren sind aueh dann zu entrichten, wenri die Cur eine Unterbrechung von einigen Tagen erleidet; eine Ausnabme bievon bildet die Menstruationszeit. Die Ordinationen werden fttr je 7 Ta ge ertlieilt. Falls cbemische Untersuchungen erforderlich sind, fiir je 1 Untersuchung 3 fl.; Massage, Anwendung der Elektricitat oder specielle arztliche Dienstleistung, sowie ausserturliche arztliche Consultationen sind besonders u. zw. zu Handen des Arztes zu honorieren. Fiir Unbemittelte kann ausnahmsweise eine den Verhiiltnissen entsprechende Ermassigung obangefiihrter Wassercur-Preise, sowie des ilrztlichen Honorars stattfinden. Verpflegrmg'. In der Curhaus-Restauration wird ausgiebige, kriif- tige und vorziigliche Kost, sorgfiiltige Behandlung und Be- dienung bei billigen Preisen geboten. Kneipp-Curgiiste erhalten in der Curhaus-Restaura¬ tion die Verkostigung zu nachstehenden Preisen: Pension I. Classe per Tag und Person 1 fl. 36 kr., umfasst: Friihstiick: 1 Portion Kneipp-Kaffee oder Cacao oder Kraftsuppe oder eine grosse Kanne siisse oder saure Milch mit 2 Broden; Mittag: Suppe, dann abwechselnd: einen Tag Rindfleisch mit Sauce und zweierlei Gemiisen, den andern Tag Braten mit Compote, jeden Tag eine Mehl- speise und 2 Brode; Abend: Einen Braten mit einer Zuspeise und Compote und 1 Brod. Pension II. Classe per Tag und Person 70 kr. Friih- stiick: 1 grosse Schale Kraftsuppe oder Kneipp-Kaffee oder Cacao oder siisse oder saure Milch mit 2 Broden; Mittag: Suppe mit Rindfleisch und Gemiise, oder: Suppe, Hiilsen- friichte mit einer zweiten Gemiisespeise, oder: Suppe mit 27 einer derben Mehlspeise und Brod; Abends: Eine grosse Schale Kraftsuppe mit Ei und Brod oder eine kleine Fleisch- speise mit Zuspeise und Brod — zahlbar wochentlich an den Bestaurateur. Das Menu Tvird unter Controle (les Curarztes entirorfen und ivird von (liesem ftir einzelne Kranke (olme Steigerung des Preises) modiflciert. Abonnement ftir Sommerfrisehler per Tag und Person zu 1 fl. 50 kr. o. W. — zahlbar wochentlich dem Bestaurateur — besteht aus: Friihstiick : Kaffee oder Thee mit Gebiick. Mittags : Suppe, Bindfleisch mit zwei Gemiisen, Braten und Salat — oder: Suppe, Bindsbraten mit Zugehor, Mehlspeise; als Abwechslung Fisch oder Wild. — Abends: Eine Fleischspeise mit Zugehor. Getranke nach Tarif. Curgaste konnen in besonderen Fallen, Sommer- frischler jederzeit nach dec Karte zu massigen Preisen spei- sen und es liegen auch ftir erstere eigene Speisekaiten auf. Erster Mittagstisch um 3 / 4 auf 12 Uhr, zweiter Mit- tagstisch um halb 1 Uhr, in Form der table d’hote. Besehreibung und Preise der Wohnungen. 28 29 * 30 Stockwerk Mansarde Parterre 1. Stock 1. Stock 31 ^'ti-Cci •? Is a | vlu n J '^JfosCl-CvCfiej’- f 1. oftrtA J j)fa gegen Steiermark zu auslaufenden Gebirgsgruppe gewahrt man die freundlich ins Thal herab winkende Wallfahrts- kirche zu St. Primus. An der Ortschaft Sdusch mit gleichnamigen, uber 300 Jahre alten Schlosse voriiber, gelangt man nach kurzem Wandern eine Obstbaum-Allee entlang in das Dorf Goditsch (hier Gastbaus Kronabethvogel, Bier, Wein, Milch, Kaffee — angenehme Bast im Obstgarten). 5. Nach Staliouza. Den Weg von Goditsch weiter verfolgend, kommt man in circa 6 Minuten an den Feistritz- fluss; am rechten Ufer auf einem Felsenhiigel troknt weithin sichtbar die Kirche von Stranje (455 m). Nun biegt man vom Gemeindewege in die am rechten Flussufer von Stein herfuhrende Bezirksstrasse und erreicht auf dieser in weiteren 10 Minuten das Dorf Stahouza (hier Gasthaus Prelesnik, Wein, Flaschenbier, Kaffee, kalter Imbiss — Garten). Wir stehen hier am Fusse der Alpen und der Einmiindung von drei durch wildromantische Naturschonheit gleich ausgezeich- neten Thalern (Feistritzgraben, Tschernathal und Bister- schitza-Graben). 6. Zur JVallfahrtskirche St. Primus. Vom Dorfe Stahouza aus geleitet uns der Weg unweit der Einmundung des Tschernathales zuniichst in die Ortschaft Prapret und von da steigt man zu der aus dem 16. Jahrhundert stam- menden Kirche von St. Primus empor (845 m), die im gothischen Stile erbaut, im Schiff schone Frescomalereien (in der einen die Jahrzahl 1452 zu lesen) und gut geschnitzte Altare weiset. Unter den Kirchengerathen findet sich ein Kelch mit der Jahrzahl 1495. Unweit dieser Wahlfahrts- kirche, und zwar zunachst oberhalb derselben, ragt ein zweites Kirchlein empor, geweiht den Apostelfiirsten Peter und Paul. Die St. Primuskirche, wie sie von den verschie- densten Seiten aus der Laibacher Ebene und von Krainburg 46 her sichtbar ist, bietet den iiberraschend schonsten Ausblick nach diesen Ebenen und in die dieseiben umrahmenden, die reiehste Abwechslung bietenden Hiigellandschaften. Es kann kaum eine loknendere Vormittagspartie geben als eine Wanderung nacb St. Primus. 7. Zlim Fcistritz-Ursprunge. Von Stahouza gelangt man in 2*/ s Stunden zum Ursprunge der Feistritz, eine Partie, die wol kein Besucher von Stein zu unternehmen versaumen solite. Der Weg halt sich bis zum Ursprunge stets am linken Ufer der Feistritz und fiihrt erstlich durch den Ort Stahouza, dann tiber einen Berghang — wo bei einer Kapelle die Landschaft von malerischem Effekt — und weiters iiber eine langgestreekte Steinhalde. Die Feistritz zur Seite lassend geleitet jetzt der Weg liber einen etwas steilen Berghang aufvvarts und fiihrt dann mitten durch einen schonen Buchemvald eine geraume Zeit \veiterhin. Slan be- tritt sodann saftiggrtine Wiesenmatten und gelangt dariiber- hin zu den Holzhiitten, in denen das bestbekannte ,, Steiner Putzpulver 11 gereinigt wird. Es folgt die Forstliiitte der Steiner Biirgercorporation, die auch eine Baumschule unter- halt zunachst zur Anforstung im eigenen Gebiete. An der Stelle, wo der Weg die Richtung nach abiviirts den Putz- pulverhiitten zu nimmt — etwa hundert Schritte von der Dreikonig-Kapelle entfernt — zweigt ein Steig ab, reckts bergan, auf welchem man in zwei Minuten auf die Jagd- hiitte am ,,Konigsberge“ (Kraljev hrib) trifft; man ver- siiume ja nicht diese kurze Unterbrechung auf wenige Minuten, da sich bei dieser Jagdhiitte ein entziickender Ausblick auf das Alpenpanorama bietet! Nachdem man sich daran hochlick ergotzen konnte, gelangt man, auf den friiheren Weg alsbald zuruckgekehret, an die Holzhiitten und zur Forsthiitte. Diese nun rechts lassend riickt man seinem Ziele allmalig niiher. Man kommt iiber eine Brucke 47 unter tvelcker aus enger tiefer Scklucht daherbrausend die Bela, ein wilder Gebirgsbach, sicb alsbald in die Feistritz stiirzt. Interessant ist ausser dieser Brucke das schluckt- artige Engthal der Bela selbst, durck welches seitab ein Jagd- u. Touristenhaus beim Ursprung der Feistritz. Weg den Touristen zur Ojstriza und k Planjawa, diesen „Perlen“ im Gebiete der Steiner Alpen, und zum Abstieg in das paradiesisch sckoue Logartkal djr griiaea Steijrmrrk geleitet. Dem,|Wanderer zum Feistritz-Ursprunge aber be- gegnet bei Fortsetzung seiner Tour eine zweite, in der Hohe 48 von 40 m befmclliche Brucke — 'die Nitturbrttcke von Predassel. Ein paar Minuten links vom Wege abzweigend steht man vor deni herrlichen Naturšchaustficke, das sich dem fiberrascht staunenden Auge hier bietet! Man erblickt die Feistritz, durch eine Felsenge sich pressend, deren Wande bald senkrecht bald uberhangend die Schlucht abgrenžen, und fiber dieser Klamm hat sich ein Felsblock eingekeilt, der nun die natiirliche Brucke fiber die Feistritz darstellt. Schon von hier aus gesehen, ist die in der Tiefe drunten sich abspielende, schauerlich schone Naturscenerie des zu- sammengepressten und aufschaumenden Wassers fibenval- tigend; doch noch weitaus grossartiger, von geradezu zauber- hafter Schone — an die Hochromantik Gollinger Ofen gemahnend — gestaltet sich dieser Anblick, wenn man zur Tiefe hinabsteigt, was der unmittelbar neben der Brucke ain rechten Ufer der Feistritz hergestellte Stufenabstieg vermittelt. Da sttirzt in \vildem, donnernden Tosen das Wasser von einer Hohe von 15 Metern in ein muschel- formiges Naturbecken, von wo es, wieder aufstaubend, durch cine Felsenge in Cascaden in ein ervveitertes sich fort- ergiesst. In diese Schlucht hinab soli in den 30er Jahren unsbres Jahrhunderts, angeblich von Militarflfichtlingen die schon erwkhnte „Ffirstentafel“, an der 1564 der Erzherzog- Begent Karl II. von Innerfisterreich sein Jagdmal in der Feistritz gehalten, gesturzt rvorden sein, an welcher „Tafel“ sich iloch bis zu ihrem Absturze die Waidmanner in den Steiner Forsten nach gehaltener Jagd zu versammeln pflegten. Von der Naturbrucke bis zum Ursprunge der Feistritz vvahrt es nur noch 20 Minuten. Man ttberschreitet daselbst angelangt ein Brfickchen und befindet sich an eihem Beken, erfullt von krystallhellem Wasser, wie eS aus den__£lm Fusse 49 der Berglekne kervorsprudelnden Feistritzquellen sick kier sammelt. Felsblocke aller Dimensionen, mit Fiokten be- standen, mit Moos und Pflanzengriin bedeckt, schmiicken den das Ziel unserer Wanderung bildenden Alpenkessel (584 m), und in Ekrfurcht gebietendem Halbkreise umstehen Dick die ktihn in das Aetkerblau ragenden Felsenzinken, die Grate, Gipfel und Sattel des vielfach geklufteten, weiss- sckimmernden Kalkalpenzuges, eine unnackahmlicke Natur- courtine fur dieses Landsckaftstheater ersten Ranges! Und im Vordergrunde auf sanft ansteigender Wiesen- matte empfangt Dick das gastlicke Dack des sckmucken Jagd- und Touristenliauses, welches vor circa 20 Jahren kierker in diese Weltabgesckiedenkeit die damaligen Jagd- p&chter Prasckniker und Kezel gestellt und der Biirger- corporation von Stein ins Eigentum iiberlassen kaben. Fiir Freunde grosserer Touren eroffnet sich von kier aus der Weg in 4 Stunden zum Steiner Sattel (1879 m) — von dort zwiscken Brana (2447 m) und Baba Abstieg ins Logarthal — auf die Ojstriza (2350 m) und zum „Konig der Steiner Alpen“ dem 2559 m kohen Grintouz. AUe Touren sind bestens markiert; der Weg zum Feistritzursprunge von Stahouza aus und von diesem Wege aus die Abzweigungen zu den Alpenspitzen. 8. In das Tschernatlial (und von da nack Steier- mark). Von Stahouza aus ftikrt eine Bezirksstrasse dstlick in das Tschernatlial (— links iiber Prapret Aufstieg nach St. Primus —) an den Caolin-(Porzellanerden)-Werken vor- iiber, beginnt nach einer Gekstunde in Serpentinen zu steigen und erkebt sick bis zur Hohe des Tsckerniutzberges (902 m) — kier die Grenze zwischen Krain und Steiermark — von wo aus dieselbe dann in fortwahrendem Gefalle tiber Oberburg in das Sannthal weiter zieht. — Vom Dorfe Tsckerna aus ersteigt man auf guterhaltenem Fusswege in 4 50 2V, Stunden den Racksattel (1031 m) und gelangt iiber St. Anton durchs Leutschthal in weiteren 2 1 /,, Stunden nach Leutsch, von wo eine neue Fahrstrasse nach Sulzbach ge- leitet. 9. In den Bisterschitza-Oraben. Von Stahouza — beim Prelesnik — zieht ein Weg, die Feistritzbriicke iiber- setzend und dem Laufe des Bisterschitza-Baches folgend, in ein anfanglich als Idylle sicli anlassendes, dann in Wild- romantik iibergehendes, enges Thal. In e / 4 Stunden von Stahouza erreieht man das Wallfahrtskirchlein Zakal (St. Florian) — 535 m — an einer Berglehne mit pracht- voller Aussicht auf die schier in nachster Nahe ragenden Alpen; in der Kirche siekt man alte Votivtafeln. Die Markirung des Weges von der Feistritzbriicke aus. 10. Nadi Theinitz (Tujnice). Auf dem in die Steiner Vorstadt Graben einmiindenden Theinitzer Gemeindewege erreieht man in l 1 /, Stunden den mehrseitige, lohnende Aussicht bietenden Kogel Theinitz (488 m) mit Kirche, Friedhof, Pfarrhaus und Schule. Der Weg iibersetzt zu Anfang die Steiner Schleppbahn und steigt dann im schat- tigen Hohhvege zu einem Bergsattel an den Schuttenbach- Hiigeln, von da an talit er einem munter dahinplatschernden Bachlein folgend, von Weiden- und Buchengestrauchen be- schattet, bis zur Thalsohle, von wo er dann, an einigen Bauernhiitten voriiber, sich in einen Fichtenwald erhebt und nach einigen Krtimmungen die Anhohe gewinnt. Hier eroffnet sich dem Ankommenden nun die vorangedeutete herrliche Aussicht auf die Laibacher und Krainburger Ebene und bis zur fernen Triglavgruppe hin, sowie heriiberwarts im Steiner Boden auf das Panorama der Steiner Alpen. Zu Anfang des Dorfes an dem Strassenanstiege stehen zwei Gasthauser, im hoher gelegenen zeitweise guter Wein. Der Weg ist von der Vorstadt Graben an markiert. 6i 12. Auf deli tJlriclisberg (Senturška gora). Beim oberen Gasthause des Dorfes Tbeinitz zrveigt ein Weg rechts yon der Strasse ab, auf welcbem in 1 */ 2 Stunden der Gipfel des Dlrichsberges (673 m) zu erreichen ist; die den Berg- gipfel kronende Kirche, die von weitem und stets sichtbar (— grtisst doch gleichvvie die St. Primuskirche aus ostlicher, so sie aus \vestlicher Gruppe der Steiner Alpen weit ins Land binein — ; ), dient als bester Wegweiser. Nicht allein, dass eine Partie auf den Ulriehsberg sich der reizenden Aussicht \vegen dem Naturfreunde besonders lohnt, »verden die interessante Flora dieser Hoben, sowie die Fauna und die geologischen Verbaltnisse daselbst zumal den Natur- forscher sicberlich befriedigen. Der vor kurzer Zeit dort verstorbene Pfarrer Bobič hatte ein kleines Museum der seltensten Funde beimatlicher Flora und Fauna zusammen- gestellt und -»varen in erster Linie die Moose und Petrefacten, die er im Bereiche seines Forschungsgebietes gefunden, von ganz ausserordentlichem fferte, darunter das Moos Tro- chobryum carniolicum (aus dem Dobliza-Graben in einer Hohe von 500 m) und Mynvella Carevana (aus der Kanker) — friiher nur aus Amerika bekannt, an Petrefacten der von ihm entdecte Cancer carniolicus (beschrieben in den Denk- schriften der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien, Natunvissenschaftl. Abtheilung 48. Band, Seite 27). 11. Nadi Sdiuttenbadi (Mili vrh). Lohnende kurze Fusspartie am Morgen oder Abend. In das sckmale Gass- chen gegeniiber dem Hotel Fischer einbiegend kommt man den Klostergarten der Franciskaner entlang liber den Sallenberg biniiber naeh kurzer Steigung zum Ivalvarien- berg. Unmittelbar im Bucken der Kapelle beginnt ein an- muthiger Waldweg, »velcber nacb et»va 8 Minuten bei den BauernMusern in Žale einmiindet. Der weiterhin sich zieh- ende Weg fiihrt an IVirtscbaftsgebauden und Obstgarten 4 * Steiner Alpen. 53 voruber zum Schuttenbacher Kogel, wo man zunachst eine \vunderliebliche Aussicht geniesst auf die in buntem Wechsel unten ausgebreiteten, fmchtreichen Felder und saftig griinen Wiesen und im weiteren Auf- und Fernblicke nach den waldbedeckten, mit weissen Kirchlein und alters- grauen Ruinen geschmiickten, machtigen Bergen im Hinter- grunde und dann nach den kahlen Bergeshauptern mit den weissen Stirnlinien des ewigen Schnees, nach den Hauptern der Skuta, Brana, Planjava, Ojstrica u. s. w., beherrscht von dem diese Gruppe hochiiberragenden, ehnviirdigen Grintouz, auf den von weiter Ferne her nur noch der Altvater Triglav herabschaut. Den Riickweg kann man durch den reizenden Wald von Steinbiichel nehmen, der uns dann in der Nahe des Schlosses selbst ins Freie fiihrt. 12. Ueber Podgier und Kreuz nach Commenda (Komenda). In westlicher Bichtung von Stadt Stein und amAbfalle der ersten Steiner Vorberge gelegen, nimmt uns das langgestreckte Dorf Podgier auf, dessen wohlgepflegte, schattige Obstgiirten den Naturfreund anzuheimeln vermogen; dreiviertel Stunden kann man sich dem Genusse der Wanderung durch dieses, das behiibigste Aussehen weisende Dorf hingeben, dann nehmen Dich wohlige Wiesenmatten auf und geleiten dich zur Fahrstrasse nach Schloss Kreuz, das in herrlicher Lage auf einem bevvaldeten Bergvorsprunge massiger Hohe freundlich herabgriisst mit weitem Ausblick auf iippige Baufelder und driiber hin nach der hochromanti- schen, oberkrainischen Gebirgswelt. Schloss Kreuz (Eigentum des Herrenhausmitgliedes Otto Freiherrn von Apfaltrern), mit seinen festen Rundtiirmen das echte Geprage eines ur- alten „Herrnsitzes“ weisend, erscheint als „villa Creutz apud Stayn“ schon 1279 im Testamente des Herzogs Philipp von Kdrnten, des damaligen Herrn von Krain, genannt. Im Schlossaale findet sich ein interessantes Gemalde, den herr- 54 licken Sieg des Andreas von Auersperg 22. Juni 1593 in der Schlacht bei Sissek iiber die Ttirken darstellend. In den Tagen der „Gegenreformation“ wurde die auf Schloss Kreuz bestandene protestantische Kapelle mit Pulver in die Luft gesprengt, welchem Acte viel hundert Menschen vom Gross- gallenberge bei Laibach zusahen. — Von der Ortsckaft Kreuz den Weg fortsetzend gelangt man in einer halben Stunde, ein iippiges Wiesentkal passierend, zu der am Beisckeidbache liegenden Ortschaft Cominenda (Gasthaus Mejatsch), aus welcher sicb eine kleine Kirche, Schloss, Spitalsgebaude und Pfarrhaus (deutsche Ritterordens Com- mende) erhebt, von der aus man eine massig lohnende Aussicht geniesst. Die umliegenden Dorfer Mlaka, Gmajnza, Podborscht, Klanz und Kaplavas sind seit alten Zeiten her durch eine eigentumliche Hausindustrie in Thon ausge- zeichnet, durch die aus dem Lehm der Umgegend erzeugten krainischen Geschirre, die in manchen Formen noch an die aus den prahistorischen Fundstatten zu Tage geforderten Urnen u. s. \v. erinnern, in allen Arten aber einen beliebten Absatzartikel im Lande selbst, sowie nach Karnthen, Steier- mark, ins Kiistenland u. a. O. bilden. IB. Am Feistritzufer iiber Perau nach Dupliza. Aus der Vorstadt „Vor der Briicke“ (— links vom Curpark- stege —) biegt rechts der Weg ab, der sich am Fusse des Obersteinkogels dem Laufe der Feistritz entlang durch die Vorstadt „Neumarktl“ hinzieht; auf diesem Wege gelangt man zunackst zurVilla Soos, dann zum Schlosschen Ober- Perau (— die „villa Perau“ schon 1241 urkundlich genannt —) und weiters zu einer Kapelle links am Bergabhange — aus- nehmend schoner Abendspaziergang —; vor der Kapelle iann man zum Rtickwege iiber den Feistritzsteg abbiegen und gelangt iiber Unter-Perau nach Stein zuriick. Setzt man aber von der Kapelle den Weg fort, so fiihrt uns die Wanderung immer am linken Feistritzufer liber iippig griinende Wiesen bis zur Duplizalbriicke, auf der man dann, die Feistritz iibersetzend, dem Laufe derselben entgegen am rechten Ufer durch lacbende Auen oder aber bei einfallendem Thaue auf der Laibach-Steiner Bezirksstrasse bequem nach Stadt Stein zuruckgeleitet wird. 14. Zur Ruine Oberstein (Stari grad). Den Curpark bei der Wandelbahn verlaaaend tritt man iiber die Neulbriicke auf die ins Tuchainerthal fiihrende Strasse und gewahrt alsbald, einige Sckritte nach links, die nach dem Oberstein (auch Altstein genannt) weisende Wegmarkierung. Eine an der Strasse stehende, zwiachen zwei Baumen hingestellte Votivkapelle erinnert daran, dass 1794 ein Madchen vom Altstein abgestiirzt. Der in 36 Serpentinen die Hohe von Oberstein (600.4 m) geivinnende Spazierweg wurde — gleich der Miinkendorfer Waldpromenade — von den Badebesitzern angelegt und mit einer Anzahl von Buheplatzen ausgestattet, die hier an den stilltraulichen Waldstellen unter dem Schutze machtiger Tannen zur gemiitlichen Bast auffordern und deren Benutzung den Aufstieg ganz unmerklich gestaltet. Die Buine (Eigentum des Herrenhausmitgliedes Otto Frei- herrn von Apfaltrern) war einst (im 12. Jahrhundert) das Stammschloss der Herren von Gallenberg, der Stifter vom Kloster Miinkendorf. Nachdem im Jahre 1576 hier oben die Tochter des damaligen Besitzers Achaz von Thurn vom Blitze erschlagen worden, verliess der Eigentiimer das Schloss und gab es dem Verfalle preis; am langsten hielt sich die Burgkapelle, in der noch vor 100 Jahren Messe gelesen iverden konnte, heute sind auch ihre Spuren nahezu verschwunden. Die Aussicht von der Burgruine ist eine lohnende, besonders nach der Laibacher Ebene zu. Noch eine Stunde weiter von Oberstein, auf dem Babensberg, geniesst man die Aussicht auf die Berge von Unter- und 56 Innerkrain. — Das Forsterhaus auf Oberstein bietet zur Erquickung stets frische Milcb und ausgezeichnetes Quell- wasser. 15. Nach Oberfeld (Vrhpolje) und in die Neul- klamm „Soteska“. Am nordliehen Fusse des Oberstein- kogels fiihrt die Strasse erst am Neulufer entlang, dann den Neulback links lassend durch einen Hohhveg liber Oberfeld in das Tucheinerthal. Oberfeld ist in 10 Minuten erreicbt und nachdem man das Dorf in 8 Minuten leicht durchvvandert, gelangt man nach Ubersetzung des Neulbaches in eine sehenswerte, kiihle Thalsperre, in welcher sich die Strasse zwischen steilen Bergwanden betrachtlicher Hohe hindurchwindet. Biegt man vor dieser Tkalsperre vom Fahr- wege rechts ab, so gelangt man im Verfolge des Neulbaches in ein anderes, interessantes Engthal ,,Med gorami 11 , welches % Stunden lang, bei der Ortschaft Wir in die Tucheiner- strasse einmtindet. 16. Hach Neul (Nevlje), dessen Kirchtkurm aus griinem Dickicbt bis in das Bad herubergriisst, gelangt man aus dem Curparke bei der Wandelbahn heraustretend liber die Neulbrticke, dann beim Jagervvirt (am nordliehen Fusse des Obersteinkogels) links abzweigend, durch iippige Wiesen dem Neulbache entgegenstrebend, bequem in 15 Minuten. Die Kirche (vormals St. Georg am See genannt) und der Friedhof stehen auf senkrechter Uferwand. Im Volksmunde lebt die Sage, dass der im Thalbecken zwischen Stein, Miinkendorf und Neul bestandene See bis hieher reichte und an der Uferwand seien Kinge eingemauert gewesen, an denen man die Schiffe angebunden. Zum Andenken an den gelegentlich eines "VVolkenbruches stattgefundenen Abfluss dieses Sees wird noch heute alltaglich um 3 Uhr nachmit- tags vom Kirchthurme herab zum Dankgebete gel&utet. — Den Kiickweg nach dem Bade kann man aus dem Dorfe 57 lieul zunachst auf dem am rechten Neulufer befindliehen' Munkendorfer Gemeindewege nehmen, sowie auch den Auf- stieg zur Munkendorfer Waldpromenade wahlen, an deren diesseitigen Eingange ein reizendes Ruhepliitzchen mit herr- licher Aussicht in das Neulthal zu l&ngerem Aufenthalte, zu sinnender Betrachtung einladet. 17. Zur einsamen Miilile (Debevčev mlin). Am Schlosse Sdusch (— Eigentum der Familie von Zhuber- Tauzher —) vorbei kommend, trifft man zunachst auf die Ortsehaft Podjeusche; bei einer nach circa 300 Schritten Wanderung erreichten, am rechts befindliehen Berghange gelegenen Einaattlung biegt unser Weg wieder rechts in eine Thalmulde, von wo derselbe nach kurzer Steigung in einem schattigen Buchemvalde allmalig nach einem schonen griinen Wiesenthale („Verje“) hin abfallt. Alsbald stossen wir auf das in erfrischender Klarheit dahinziehende Gebirgsbachlein Scheuk, das dann bei Neul in den Neulbach miindet und uns jetzt nach etwa funfzehn Minuten bis zur „einsamen Miihle“ begleitet. Wir befinden uns, da angelangt, in der reizendsten Idylle, in einem von hohen Bergen ringsum eingeschlossenen, entziickendschonen Thalkessel, und zugleich bei dem Ursprunge unseres lieblichen Begleiters, des Ge- birgsbachleins „Scheuk“, dessen hier aus dem Boden spru- delnde Quellen in einem hinter der Miihle befindliehen, an die Berglehne stossenden Becken gesammelt erscheinen und aus diesem dann ihren Auslauf nehmen. Die Berglehne selbst schliesst eine kleine, jedoch nur Kindern und sehr schmachtigen Personen Eingang gewahrende Grotte („Frei- mannsgrotte 11 ) in sich, in der sich massig grosse Tropfstein- formationen vorfinden. Der eben beschriebene Weg ist vom Schlosse Sdusch aus, der Waldweg zur einsamen Miihle vom Munkendorfer Pfarrhofe aus markirt. Gehzeit 1 Stunde 15 Minuten. ■58 Ausfliige per Bahn und ansehliessende Spazierg-ange. Als solche empfehlen sich: Xach Tersain per Bahn, dann Fussparthie lilngs des Beischeidbaches, am Schlosse Habaoh (Eigentum des Frei- herrn von Lichtenberg) voriiber durch die Ortschaft Lack nach Mannsburg (hier im Gasthause Leuz frisches Bier, gute Weine, kalte und \varme Kiiche), den Riickweg nimmt man ziir Eisenbahn-Station Jarsche-Mannsburg. Xach Doinscliale per Bahn. Hier im Orte Besichti- gung der interessanten Strohhutfabriken der Tiroler Colonie, woran sich Fussparthien in die Auen an der Feistritz, zum Schumberg, nach Jauchen u. s. w. anschliessen konnen. In Domschale selbst bieten die Bestauration „Wenzel“ und „Post“ Erfrischungen; vorziigliche Getranke beim Herrn Biirgermeister Janežič. Haeli Homec per Bahn; von da lohnt sich der Auf- stieg auf den Klein Gallenherg, einen massigen, mit schonem Hadelholz bestandenen Hiigel, auf dem mitten zwischen schlanken Tannen die Kirche, ein beliebter WalIfahrtsort, emporragt; die Aussicht von den freien Stellen des Biichels ist eine reizende und reicht weithin in die Laibacher und Krainburger Ebene und bis an die nie genug zu geniessenden Alpen! Nachdruck verboten. Alle Rechte von der Verlegerin vorbehalten. Druck der Vereinsbuchdruckerei „Celeja“ in Cilli. 6610 i - \ v « Wasserheilanstalt „BAD STEIN” (IN Krain) GEBUNG Schloss u. KircTj Miinkendorll pmpi.n ZZUZ/M zWw/, Schub Stat.Stein (Verin trtibac^ Alle Rechte rorbe ha Ite-m.