Der s. und S. Sabvgang ist nock) vorrätig und Kann nacbbesteUt werden. J?af0ofiscOe-Tnissicms- Tfifscörift öer Sötjne Oes hlgst. .QcnenS 3esu. Orpn öesatlarifn -Verein fürTlfriftn SErl'chelm monatlich einmal und Rostet jährlich mit Vostzusendung 2 K - 2 /ßft. = 3 ffran&en. tllMffionsbaus fllMUanb bet Briten, Tirol. Ltn ganzer Fabrgang, eintacD gebunden, Kostet Nr. 2.30. gnßctü: Allerseelen........................... 241 Ein Tag Krieg unter den Schilluk . . 242 Tagebuch des hochw. P. Stephan Claudius M. Bockeuhuber F. S. C................... 247 Die DjalMba ............................... 253 Aus dem Missionsleben: Ein glückliches Mißverständnis......................256 „Seid klug wie di: Schlangen unb einfältig wie die Tauben!" . ". . . . . . 257 Wie hart ein Schillukkopf ist .... 260 Verschiedenes: Zu unseren Bildern . . 262 Die Glasindustrie Nordböhmens und die Missionen ...............................262 Wie sah "Pharao ans ? „..................264 ; Eine echt orientalische Geschichte . . . 264 Gebetserhörnngen und -Empfehlungen . 264 Memento....................................264 Abbildungen: Bilder aus dem Bahr-cl-Ghazal. — Marktszenen in Assuan. — P. B. Kohnen und Schillukkönig Fadiet samt Begleitung.. — j Grab eines Scheichs in der Wüste bei Assuan. — Töpferei in Oberägypten. 33riefäaften der Wedcrktion. H. Sch. in M. Beitrag verwertet. Besten Dank. Für weitere sehr verbindlich. Herzlichen Gruß der ganzen Familie! M. B. in Innsbruck. Die Schuld lag nicht bei uns, vielleicht am Postboten. Kam zurück im Juli als nicht angenommen. Bitte uns also zu entschuldigen. Besten Dank für eingesandten Betrag samt Ueberschuß. P. K. aus Pust. Zu Bildern brauchte ich Text, darum ist jeder Artikel sehr willkominen. An Bildern fehlt es nicht, aber .... Br. Sch. in A. Vielleicht ist schon etwas unterwegs, wenn nicht, dann bitte ich darum. Redaktionsschluß 17. Oktober. Aclben-Wevzeicbnis vorn 15. september vis 15. Oktober 1907. In Kronen. Opfcrstock: Brixen N. N. 1.— ; Fnlnek A. P. f. d. W. d. (£.37.— ; Grein A. S. 2.— ; Grins A. G. 10.— ; Hausen R. S. 11.74; Hils- , dach N. N. 1.75; Innsbruck Dr. M. K. 20.— ; Klosterneuburg A. C. 2.—; Kurtatsch O. C. 20.—; Oberbozen P. I. K. 1.— ; Raisting Pfr. K. W. 1.17; Salzburg N. N. 4.— ; Trofaiach K. K. L. 1.20; Untermais K. 99L 6.—; Wien N. N. 2.— ; P. M. N. 24.—. Zur Pcrsolvierung von heiligen Messen sandte» eilt: R. Schwaibold 14.04; Pfr. L. Wagner 33.—; I. G. Thöny 10.—; Anna Geiger 21.10; Th. Bachinger 50.— ; M. Gostner 6.—; N. N. Äsers 2.—; Ant. Schweinschwaller 6.— ; Knoflach 28.— ; Magd. Huber 12.— ; L. Schröer 50.—; M. Stadtmüller 34.— ; Jos. Hackl 10.—; Benes. I. B. 255.60; Lehrerin Fröhlich 42.21; N. N. Äsers 2.— ; Joh. Büches 27.—. Für Khartum: Jos. Arnold 5.— ; Joh. Felbner 10.—; Em. Schwarz 4.—; Emma Becker 5.—; Anna Steidt 10.— ; Emil Goldschmied 2.—.; Trofaiach 1.—. Für Msgr. Geher: Kath. Missionen 198.90. Zur Taufe von Heidenkindern: A. M. Gmunden 60.— (Georg, Ottilie, Anna); M. Pl. Innsbruck 40.— (Brigitta, Juliane); I. A. 92m-markt 60.— (Josef, Maria, Magdalenas; durch kath. Missionen 54.61 (zwei Maria). Effekten: Marie Bockeuhuber: Brief- marken usw.; Mar. Frauenkongrcgation: Kirchenwäsche; A. Strohal: eine Albe. * * * „0 Herr, verleihe allen unseren Wohltätern um deines Namens willen das ewige Leben!" Abonnements-GvNeuevurrgeN. Vom 15. September bis 15. Oktober 1907 haben folgende Nummern ihr Abonnement erneuert' 139 271 577 629 784 978 993 1337 1451 1623 1632 1927 2775 3197 3380 3407 3731 4200 5064 5092 5126 5183 5185 5193 5230 5271 5325 5389 5407 5423 5464 5467 5477 5487 5646 5648 5707 5721 5758 6354 6453 6460 6465 6534 6568 6585 6607 6617 6628 6635 6644 6681 7003.. jfotöoiisroe-missions • 'tritsctiriri InStfto# 6» 01951- ÜIT1I&* lesu. Ji \ Or$an DnTnartm-Umln ftaflfil&ASa 71)/>v dient vornehmlich der THnter- HSKrl UU tsncytl stüt.mng und Ausbreitung der sllMsflonstättgfeett der „Söhne des heiligsten föenene Jesu" und sucht Verständnis und werktätige Liebe des /missions werk es in Mort und Schritt zu fördern. — Das Arbeitsfeld dieser /mtsstonäre ist der Sudan (Zcntralafrika), „MUe sebčn find öle süße derer, öle öen Frieden, öle trobe ^Botschaft des Dellcs verkünden"! (ISöm. 10,15.) "m<>r Cit^rn CTs*e(nt monatlich uns wies ((Snuil UKl intytl DOmIHMmonebaueOMllanSbei Lriren (Süotirol) herausgegeben. Abonnement ganzjährig mit Kostversendung 2 K = 2 slDh, = 3Fr. Mit Empfehlung vieler boebwürötgster JBlscböfe. 1beft U, November 1907. X. Zadrg. Bllerfeelen. j üb dumpfen Tönen klingen uns in diesem Monate wiederholt die Worte entgegen: „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen!" Erhaben, ergreifend ist die kirchliche Feier des Allerseelentages. Vom Himmel, dem Wohnsitz aller Heiligen, führt uns die heilige Kirche an jenen Verbannungsort der leidenden Seelen, um uns zu werktätigem Mitleid mit denselben anzuregen. Die Natur selbst (der Herbst) ladet uns zur Trauer ein, mahnt an das Vergängliche aller Erdenfreuden, erinnert au den Tod. —- — Wie vielen Grabeshügeln begegnen wir, wenn wir den Nil entlang hinaufziehen durch unser Missionsfeld! Gräber an Gräber reihen sich, in denen Missionäre, Priester, Brüder, Schwestern und einheimische Christen liegen und auf den großen Tag der Vergeltung harren. Wie viele Wohltäter, Gönner und Leser unserer Zeitschrift haben in diesem Jahre wieder das Zeitliche gesegnet! Wenn es unsere heilige Pflicht ist, für unsere Wohltäter zu beten, so fordert es die Dankbarkeit im Allerseelenmonate noch mehr, der Verstorbenen besonders eingedenk zu sein. Auch die heilige Kirche, unsere gütige Mutter, mahnt uns durch Wort und Beispiel zu mitleidsvollem Erbarmen mit den armen Seelen. Der Priester liest die für diesen Tag eigens bestimmte . Allerseelenmesse und alle Altäre sind an diesem Tage privilegiert. In manchen Gegenden, wie in Spanien, Südamerika, Mexiko und anderen Orten, haben die Priester das Privilegium, am Allerseelentage drei heilige Messen lesen zu dürfen, und das vor einiger Zeit an Papst Pius X. eingereichte Gesuch, jenes Privilegium auf alle katholischen Priester des Erdkreises auszudehnen, dürfte in nicht zu fernerZukunftdieGenehmigungerlangen. Die Liebe ist stärker als der Tod, ja die christliche Liebe geht über das Grab hinaus und hilft nach Kräften den leidenden Seelen. Hören wir darum das Flehen dieser Armen: „Erbarmet euch meiner, wenigstens ihr, meine Freunde, erbarmet euch meiner!" und seien wir ihnen behilflich, damit sie bald zur beseligenden Anschauung des ewigen Lichtes gelangen. Ein Züij IRrieg unter den Lddilluk. Von Ibodbw. P. Jß. in interessantes Erlebnis schildert uns der hochw. P. Bernard Kohnen, der seit Jahren unter den Schillnkmissioniert, in den folgenden Zeilen. Trotz seiner Wildheit zeigt dieser Volksstamm auch seine guten Seiten. Eines Tages stand ich an der Tür unseres Hauses und plauderte mit einigen Burschen, die friedlich im Hofe herumsaßen und mit einer alten Feile, die sie von uns ausgeliehen, ihre Lanzen schlissen, während andere dieselben mit Ziegelstaub blank putzten. Fröhlich und heiter unterhielten sie sich. Wie auf ein gegebenes Zeichen springen alle ans, einer schaut dem andern ins Gesicht, werfen die Feile weg und fort geht es, ihren Hütten zu. Ich konnte es und kann es bis heute noch nicht verstehen. Während ich so hin und her dachte, was diese eilige Flucht wohl zu bedeuten habe, drang an meine Ohren der Ruf: lu lu, lu lu. Es war ein Alarmruf, der wie gewöhnlich von den Frauen ausging. Das feine Ohr der Schilluk hatte ihn vernommen, bevor wir auch nur das mindeste wahrgenommen. Das ist der verabredete Schrei, um die Männer zum Kriege zu rufen. Beinahe schneller wie durch unseren Telegraphen wird der Ruf in wenigen Augenblicken in allen Dörfern des ganzen Distrikts von einem Ende zum andern wiederholt: im Nu stehen alle Männer in Waffen und beginnen zu lausen. Aber wohin laufen sie? Sie wissen es selbst nicht, denn anfangs wissen sie noch nicht, um was es sich handelt. Da jedoch alle ganz gut die alten Streitfragen kennen, die zwischen dem einen und dem andern Distrikt bestehen, und aus einem Worte, das sie da und dort auffangen, sind sie bald im reinen über den Stand der Dinge und richten ihren Lauf mit Sicherheit nach dem Orte, wohin sie gerufen sind. Neugierig, zu wissen, um was es sich handelt, gehe auch ich hinaus und frage einen, was es denn gebe. Doch es ist umsonst; man läuft und niemand bekümmert sich um meine Fragen. Ich aber will auf jeden Fall die Ursache dieses Laufens kennen lernen: dieses Zusammenlaufen so vieler Leute beunruhigt stöhnen F. s. C. mich. Endlich gelingt es mir, die Ursache zu erfahren. Einige Burschen eines nahen Distrikts kamen in ein Dorf nicht weit von Attigo und verlangten, daß man ihnen mehrere Kühe abliefere, die man ihnen wegen eines früher, abgeschlossenen Heiratsvertrages schuldig war. Bei den Schillnk werden die Heiraten dann geschlossen, nachdem der Bräutigam der Familie der Braut eine gewisse Anzahl (vier bis sechs) Kühe ausbezahlt hat. Die Leute jenes Dorfes weigerten sich natürlich und um sich der Bittsteller zu entledigen, griff man zum Stocke. Die Schillnk haben immer den Stock zur Hand und weil man immer gerade nach dem Kopf zielt, hatten zwei bald einen zerschlagenen Schädel. Indessen diese Rauferei ans der einen Seite vorfiel, vemächtigten sich einige der Fremden mehrerer Kühe und Kälber und trieben sie im Galopp ihrem Distrikte zu. Auf diesen Staatsstreich hin konnten sich die Weiber, die zugegen waren, nicht mehr halten und hatten jenen Kriegsruf ausgestoßen, um die Bewohner der andern Dörfer zu Hilfe zu rufen. Derselbe Ruf erscholl auch im Dorfe der Räuber und auch dort griff man zu den Waffen und vereinigte sich, um die eigenen Rechte zu verteidigen. Man kann sich kaum vorstellen, mit welcher Geschwindigkeit alles gerüstet ist und die beiden feindlichen Heerhaufen einander gegenüber stehen. Während die Bewohner des Distriktes von Attigo den Räubern der Kühe nachliefen, um sich dieselben zurückerstatten zu lassen, tritt ihnen schon eine feindliche Schar Krieger, mit Lanzen und Schilden bewaffnet, entgegen und ist auf jede Gefahr gefaßt. Was ist nun zu tun? Weiter verfolgen oder nach Hause zurückkehren, um sich mit den andern zu vereinigen und so dem Feinde besser Widerstand leisten zu können? Das war die große Frage, auf die niemand Antwort wußte, denn bei einem so großen Wirrwarr denkt einer so, der andere anders, noch war ein gemeinsames Kommando da, welches 'die Bewegungen aller geregelt hätte. In solchen Fällen drängt einer vorwärts, ein anderer hält zurück; es ist ein Hin- und Herschwanken, bis endlich eine Mehrheit gebildet wird, die den kleineren Teil nach sich zieht. In unserem Falle kam es dahin, daß sich alle im nächsten Dorfe hinter Attigo vereinigten, gerade hinter unserem Hanse. Außerhalb dieses Ortes wuchsen die feindlichen Streiter immer mehr an und rückten auch näher. Gewöhnt an ähnliche Szenen, die bei diesem kriegerischen Volksstamme nichts Außergewöhnliches' ffind, achtete ich anfangs nicht besonders darauf. Nicht selten kommt es vor, daß der Kriegsruf ertönt wegen einer ganz geringfügigen Sache, eines einfachen Streites halber zwischen zwei Personen, so daß bei Ankunft der jungen Krieger bereits alles vorüber ist und alle scherzend nach Hanse zurückkehren. Diesmal jedoch merkte ich bald, daß die Geschichte verhängnisvoll aussah und einen ernsten Charakter annahm. Ich stand hinter den Hütten und beobachtete jede Bewegung. Ich sah auch schon, wie sich die Kämpfer von Attigo zum Angriffe stellten. Sie vereinigten sich auf einem Platze, knieten auf die Erde, stellten den Schild vor sich hin und in der Rechten hielten sie die Lanze kampfbereit. Der Angriff mußte von seiten des andern Distriktes ausgehen, denn diese rückten immer näher heran und ihr Geschrei wurde immer lauter. Es gab ein Toben und Lärmen, das durch das Schreien der Weiber und Kinder noch vermehrt wurde; diese liefen in die Hütten, um sich zu verbergen, während die Alten die Gemüter der jungen Krieger durch friedliche Worte zu beruhigen suchten und wirklich das möglichste taten, um einen Kampf zu verhindern. Das war der richtige Augenblick; meine Pflicht forderte es, daß ich den Kampfplatz betrat. Mein Erscheinen wurde von den Alten begrüßt und einstimmig riefen sie mir zu: „Pater, Pater, hilf uns den Krieg aufhalten; schaust sie wollen einander töten!" Um die Schlacht zu verhindern, bot sich nur ein wirksames Mittel dar: dem herannahenden Feind entgegengehen und versuchen, ihn zur Umkehr zu bewegen. Ich nahm einige Alte mit mir und ohne Waffen näherten wir uns einer Tabakpflanzung, in welche die Angreifer von Attigo bereits eingedrungen waren. Sie kamen mit solcher Wucht auf uns zu, als ob sie uns alle hätten auf- spießen wollen. Als sie aber in unserer Nähe waren, knieten sie nieder, legten den Schild auf den Boden und stachen die Lanze in die Erde. Das war ein gutes Zeichen: sie zeigten sich bereit, uns anzuhören. Hierauf fingen wir an, mit freundlichen Worten sie anzureden, und indem wir uns gleichsam anschickten, ihre Schilde zu entfernen, sagten wir zu ihnen: „Was tut ihr da, Burschen? Seid Männer! Warum wollt ihr einer den andern umbringen?" Währenddessen bemerkte ich unter der feindlichen Schar einen alten Bekannten, einen guten Menschen, der mir in diesem kritischen Augenblicke sehr gut helfen konnte. „Wie," sprach ich zu ihm, „auch du bist hier? Del, der große Mann, der Abgesandte des Großhäuptlings, du unter diesen Buben, um eine Rauferei zu machen? Wirf sogleich den Schild weg und besänftige sofort diese Burschen." Zum Glücke hörte mich der gute Mann an und begann sogleich mit mir die feindlichen Angreifer auf sanfte Weise zu beschwichtigen. Auf diese Weise gelang es uns, dieselben von Attigo zu entfernen und zu beruhigen. Der liebe Gott hatte augenscheinlich meine Schritte gesegnet. Wehe, wenn wir nicht zur rechten Zeit ins Mittel getreten wären, wenn die beiden Reihen einander näher gerückt wären und von der einen oder andern Seite auch nur eine einzige Lanze geworfen worden wäre, so hätte kein Bitten und Flehen genützt, den Kampf abzuwehren, kein Grund hätte mehr Geltung gefunden. Da plötzlich tritt ein neuer Zwischenfall ein, um uns die Freude, die wir über die erlangte Ruhe bereits verkosteten, wieder zu zerstören. Eine andere Schar näherte sich von einer andern Seite Attigo mit der offenbaren Absicht, das Dorf anzugreifen. Sie schwangen ihre Lanzen und man hörte Kriegsgesänge. Einen Augenblick stand ich unschlüssig da, was zu tun sei. Diese hier zu verlassen, schien mir zu gefährlich — Hierbleiben und jene voranrücken lassen war noch gefährlicher. Ich wählte auch diesmal das äußerste, nämlich entgegentreten und verhindern, daß sie sich dem Dorfe näherten, in welchem die Unsrigen versteckt und stets zu unserer Verteidigung bereit waren. Begleitet von einigen Alten, langten wir eben in dem Augenblick an, in welchem Djur-Gehöfte. Sudanesische Brücke (s. H. 9, S. 211). Wilder aus dem Wabr-el-Gbazal. Dorf Morgan-Kali. Djur-Hütte im Vau. die feindlichen Streiter schon gegen die Hütten stürmten, um in dieselben einzudringen. Die Sache wurde ein wenig ernst; ich war bald von allen Seiten umringt und in einer sehr schwierigen Lage, um mit ihnen verhandeln und sie beruhigen zu können. Doch siehe, auch diesmal kam mir die Vorsehung zu Hilfe. Von weitem hört man dumpfe Töne, schon kann man schreckliche Schläge vernehmen. Was gibt es denn schön wieder? Ist es also noch nicht zu Ende? Es war der Großhäuptling von Tun go selbst, der, auf die Gefahr aufmerksam gemacht, herbeieilte, um den Kampf zu verhindern. Umgeben von seinen Leuten, nähert er sich, mit festen Hieben schlägt er allen Kriegern, denen er begegnet, aus die Schilde und befiehlt allen, sich zurückzuziehen. Ans das Wort des Häuptlings beruhigen sich alle und gehorchen. Nur der eine oder andere stolze Jüngling will sich nicht beugen, doch mit dem Häuptling ist nicht zu scherzen. Darum sollte die Schuldigen die gerechte Strafe treffen und er würde sie auch gleich über alle verhängt haben, wenn er nicht von den Umstehenden und von mir davon abgehalten worden wäre. Wir hielten ihn am Arme, drückten ihm die Hand und bewogen ihn, zu verzeihen. Die Dazwischenkunft des Großhäuptlings hatte also die Gegner beruhigt, die sich endlich zerstreuten und auch ich konnte nach Attigo zurückkehren und das Versöhnungswerk bei den Unsrigen vollenden, denn diese standen noch immer mitten im Dorf in Waffen. Es war bereits Abend und wegen des Laufens und der Aufregung ob der Gefahr war ich müde und erschöpft. Am Eingang in das Dorf begegnete ich noch einer Truppe, die, mit wehenden Fahnen einherziehend, die üblichen Kriegslieder sang. Da rief ich den Häuptling und sagte ihm: „Mein Freund, es ist nun Zeit, daß auch die von Attigo nach Hause gehen. Alles ist jetzt vorüber und ihr sollt in Frieden ziehen. Hast du nicht gesehen, wie die andern zögerten, abzuziehen, weil sie die Leute von Attigo noch in Waffen sahen? Befiehl also allen, die Waffen abzulegen und nach Hause zu gehen. Ich habe dem Feinde mein Wort gegeben." Der Häuptling hörte mich an. Er ließ alle Krieger rufen und befahl ihnen, sich auf die Erde zu setzen. Das war das Zeichen, daß er reden wollte. Nachdem alle um ihn herum saßen, fing er stehend und umgeben von einigen Alten an zu reden: „O Attigo (b. i. Leute von Attigo), was tust du da? Denn ich sehe in deinen Handen noch Schild und Lanze. Weißt du nicht, wieviel Unheil ein Krieg bringt? Wieviel Kühe man dem Feinde zahlen muß? Wieviel Schulden, wieviel Streitigkeiten er im Gefolge hat? Du, du, Attigo, du hast die ganze Schuld, denn wegen jeder Kleinigkeit holst du deinen Schild. Sind denn das Dinge, um derentwillen man nach der Lanze greift? Warum soll da nicht der Stock genügen!" Diese Großsprecherei des Häuptlings dauerte so eine Weile fort, indem er beständig den wichtigen Punkt betonte, man solle nicht so schnell zum Schilde greifen, was doch ein Zeichen des Krieges sei, und der Krieg sei immer ein Unglück für das ganze Land. Um den Sinn der Predigt besser zu verstehen, ist zu bemerken, daß jeder Schilluk immer mit dem Stock bewaffnet geht und deshalb wird bei gewöhnlichen Raufereien nur dieser gebraucht; solche kommen alltäglich vor und werden oft gar nicht beachtet. Der ganze Streit spielt sich zwischen sieben, acht Leuten ab, die dann mit verwundeten Schädeln nach Hause gehen. Diese kommen hierauf zu uns um Medizin: besondere Folgen hat das nicht. Endlich ist die Rede zu Ende; der Häuptling nimmt sodann eine Handvoll Asche, spuckt ein wemg auf dieselbe und bestreut die Leute damit gleichsam, um zu sagen: Geht nun in Frieden! Nach altem Brauch trennen sich nach einer solchen Segnung die Leute und gehen nach Hause; diesmal aber scheinen sie nicht befriedigt zu sein oder waren ihre Gemüter noch zu sehr erhitzt. Und wirklich springen alle auf und wiederum wird ein Kriegsgesang angestimmt und sie ziehen von neuem im Dorf herum. Der Häuptling lärmt, erzürnt sich, er gebietet nochmals die Auflösung, aber umsonst. Anstatt ihn anzuhören, gehen alle auf den Platz vor unserer Mission und setzen sich dort nieder, als ob sie wiederum Rat halten wollten. Ich folge ihnen; es ist schon Nacht. Es ist wirklich sehr schön, einer solchen Versammlung beizuwohnen und die Reden anzuhören, welche die verschiedenen Redner mit großer Ruhe einer nach dem andern halten; an jenem Abend war ich zu müde, um sie zu verkosten, und ich konnte kaum den Augenblick abwarten, bis die Komödie zu Ende war. Die Schilluk sprechen mit großem Ernst und ich möchte fast sagen: mit Majestät. Während alle in einem großen Kreise herumsitzen, erhebt sich einer und beginnt, über die Streitfrage zu disputieren, und er spricht, solange er Stoff hat und solange er will; alle hören ihn stillschweigend an, niemand unterbricht ihn. Nach dem ersten Redner erhebt sich ein zweiter, darin ein dritter und ein vierter usw., imitier mit derselben Ruhe und Geduld der Zuhörer. Für gewöhnlich sagen alle das gleiche, doch in einem andern Ton; manchmal sogar mit redegewandten Ausdrücken, was bei einem wilden Volke wie diesem kaum glaublich erscheint. Der Gegenstand aller Reden war in unserem Falle bestimmt: alle Redner, es waren Alte, luden einstimmig znr Ruhe und zum Frieden ein. „Und du, Pater, hältst nicht auch du deinen Vortrag?" Das war es, was ich wollte und auch erwartete; ich stand auf und sprach ungefähr folgendes: „Männer von Attigo, meine Rede ist kurz, hört mich an! Habt ihr -nicht hier zwei Fahnen? Wer hat euch denn diese zwei Fahnen gegeben? Hat sie euch nicht der Pater gegeben? Ohne Zweifel! Hat er sie euch gegeben, um Krieg zu führen? Ist der Pater vielleicht zu euch gekommen, um Krieg zu führen? Gewiß nicht; er ist gekommen, um den Frieden zu bringen." Ich näherte mich dann einer der beiden Fahnen und, indem ich ihnen das rote Kreuz auf derselben zeigte, fuhr ich fort: „Sehet ihr dieses Zeichen? Das ist das Zeichen des großen Gottes; es ist das Zeichen des Friedens und das darf man nicht in den Krieg tragen. Wollet ihr, daß euch der große Gott strafe oder euch Segen spende? Wohlan, so wisset denn, daß er nicht den Krieg, sondern den Frieden will. Ich nehme euch indessen diese Fahnen ab und lege sie in unser Haus, um sie aufzubewahren. Die Fahnen gehören euch und ich gebe sie euch jedesmal, wenn ihr sie verlangt, aber nur für eure Feste, dann kommt und holet sie; ich wiederhole es, sie gehören euch!" „Uebergebet die Fahnen!" rief dann einer der Aeltesten. Ich nahm sie, gab sie einem Manne, der an meiner Seite stand, und befahl ihm, sie nach Hause zu tragen. Nachdem diese Zeremonie vorüber war, waren alle zufrieden. Die Versammlung löste sich langsam auf und bald trat auch Ruhe und Stille ein; es war auch Zeit. So zeigte sich der Geist dieses Volkes im wahren Lichte: kriegerisch und mild. Trotz seiner vielen Fehler bemerken wir auch immer mehr einen Anfang von Großmut und Geistesstärke, der zu höheren Dingen fähig ist, wenn dieses Volk einem höheren Ziele, einer erhabeneren Bestimmung zusteuern wird. Und das ist unsere Aufgabe. Leider sind unsere Arbeiten noch im Vorbereitungsstadium; wenige Jahre erst sind wir bei diesem Volke, ohne Zweifel ist dies der langwierigste und schwierigste Teil des Apostolates. Wir sehen aber mit Vertrauen in die Zukunft; reichlich werden die Früchte sein, die wir nach geduldigem Harren ernten werden. Tagebuch des bocbw. P. Stephan Claudius fli\ Wocfcenbuber F. s. C. (Fortsetzung.) 12. IR eise nach 'Iftagango. 9. Februar: Donnerstag. P. Bertola und ich reisen um 9 Uhr vormittags nach Kayango ab, um den Mitbrüdern in dieser Station einen Besuch abzustatten. In O-Qual oder besser Quöl rasten wir. Um 5 Uhr abends sind wir in Wau. Der hochwst. Bischof, der zufällig hier weilt, und seine Begleitung sind äußerst ärmlich eingerichtet, da der Proviant von Meshrah noch nicht gekommen ist. Stern der Neger. Heft 11. P. 3B. ftotmen und Scbtllukkönig Fädlet samt Weglettung. 10. Februar: Frei tag. Um 10 V4 Uhr mittags verlassen wir Wan. Unsere abergläubische» Alten in Europa wurden uns eine solche Reise an diesem Tage gewiß nicht angeraten haben. Wir aber ziehen voller Hoffnung vorwärts. Außer dem Begleiter des P. Bertola hatten wir nun auch noch einen Buben, den er in Wan auf seiner Reise nach Mbili zurückgelassen hatte. Wir kommen nun an mehreren Stätten vorüber, wo früher ein Dorf gestanden. Die Gegend ist schön und abwechslungsreich an Naturbildern. Um 4 V, Uhrkommen wir in Bobalü an. Von Wau bis hieher ist kein Dorf an: Wege. Bobalü aus dem Stamme der Ndoko ist ein Untergebener des Sultans Kayango, für den er eine schöne Hütte in Bereitschaft hat, damit, wenn sich der Fürst nach Wau begibt, er hier gut und sicher übernachten kann. Bobalü ist ein kleiner, dicker Neger in den Vierzigerjahren. Er ist ein guter Bekannter des P. Bertola und empfängt uns daher sehr freundlich und weist uns sogar die Hütte des Sultans an. Wir stärken uns drinnen ein wenig. Seine Frau bringt Eier, die wir kaufen. Nach halbstündigem Aufenthalte geht es wieder fort. Um 8 Uhr abends langen wir in Morgan-Kali (siehe Bild Seite 244) an; vom Dorfe Sabün sehen wir nur Wachtfeuer. In einem etwa eine halbe Stunde davon entfernten Dorfe ist Tanz. Ich steige ab. Wir treten durch die Tür in der Umzäunung ein. Unser Erscheinen bringt alles ins Stocken. ' Der Weg von Bobalü bis Morgan-Kali ist sehr abwechslungsvoll. P. Bertola will die Eier sieden, entdeckt aber, daß mehr als die Hälfte faul und ungenießbar sind. Einige Dschallaba wärmen sich abseits am Feuer. Da wir sehr müde sind, begeben wir uns bald zur Ruhe. 1 l. F e b r u a r: Samstag. Wir hätten uns vorgenommen, in aller Frühe aufzustehen, allein der Schlaf machte einen Strich durch die Rechnung. Als wir erwachten, war es nahezu 6 Uhr. Ich schaute gleich nach dem Esel und ließ ihm Durrah verabreichen. Nach eingenommenem Frühstück machten wir uns auf den Weg; um 10 Uhr vormittags hoffen wir, in Kayango einzutreffen. Wir begegneten einigen Dschurfamilien. An einem Chür war ein Dschur mit dem Aufstellen einer Falle für wilde Tiere beschäftigt, deren es hier viele geben soll. P. Bertola versucht, auf Waldgänse zu schießen, hat aber kein Glück. Es war schon gegen 10 Uhr, als wir uns den ersten Häusern des Dorfes Kayango näherten. Im Hintergründe zeigte mir Pater Bertola die Mission, welche sich von hier sehr schön ausnimmt. Ein Bruder des Häuptlings Kayango kam uns nachgelaufen, um uns zu begrüßen. Die Residenz des Häuptlings oder, besser gesagt, des Sultans, wie er sich nennt, ist von einer Umzäunung eingeschlossen. Mehrere Araber hocken vor dem Eingänge, der Sultan selbst ist unter ihnen. Kaum wird er unser ansichtig, kommt er selbst herbei, uns zu bewillkommnen. Sein Trompeter schmettert unterdes das „Salam". Wir nähern uns der Mission. P. Vignato ist schon an der Türe. Beim Bau des Hauses sind Hochw. P. Zorn und Bruder Cyrill beschäftigt; sie kommen alle herbei, auch Bruder August. Bald drängen sich zur Tür des Refektoriums die Zöglinge, bezw. Katechumenen herein. Es sind ihrer sechzehn. Hochw. P. Zorn nimmt mich gastfreundlich in seine Hütte auf. 12. Februar: Sonntag. Mache mit P. Bertola einen kleinen Ausflug in die Umgebung. Der Boden scheint ziemlich fruchtbar zu sein und wird bestens ausgebeutet. Es gibt hier verhältnismäßig wenige Golofamilien; die meisten sind Ndoko, deren Sprache auch vorherrschend ist. Es wohnen hier untereinander Golo und Ndoko. Erstere verstehen gewöhnlich nicht Ndoko; es sind Leute, die sich unter den Schutz des Sultans Kayango stellten. Die Eingeborncn sind im allgemeinen freundlich und, nach ihren Arbeiten (im Ban der Hütten, Anfertigung von Angareb, Sesseln, Linnenzeug) zu schließen, in der Bildung schon ein gutes Stück voraus. Sie lieben sehr die Musik und haben ein eigenartiges'Instrument, Rongo genannt, mit Stimmbrettchen, auf die sie mit Kautschukschlägeln hämmern: das Ganze ähnelt einer Zimbel. 14. Februar: Dienstag. Vormittags führte mich Hochw. P. Vignato zur Residenz des Sultans. Sein Palast ist eine geräumige, rechteckige Hütte. Nur weist sie eine Türe auf, während bei anderen Hütten ein mit einer Strohmatte verschlossenes Loch deren Stelle vertritt. Auf einem Gerüste befinden sich allerhand Kisten und auf einem Tisch Kochgeschirr aus Zink und Porzellan. Ans dem Bette liegt eine mohammedanische Gebetsschnur. Der Sultan erzählt lange von seinen Feldzügen unter Gessi gegen die Sklavenhändler. Im Hofe der Residenz stehen die Hütten der Frauen des Sultans: angeblich soll er 15 haben. 17. Februar: Freitag. Um halb6 Uhr morgens reise ich oon Kayango mit einem Führer ab. Um 9 Uhr komme ich nach Morgan - Kali, raste hier ein wenig, dann wieder weiter. Die Sonne ist furchtbar heiß; ich muß fast bei jedem Tritt des Reittieres trinken. Um halb 1 Uhr mittags bin ich in Bobalo. Mache mich hier zurecht, da ich müde bin und da übernachten will. Mitternachts höre ich das Gebrüll wilder Tiere; ich schaue nach dem Esel, er ist nicht mehr da. Es ist mondhell.', Bobalo geht mit mir ihn suchen. Endlich sehe ich ihn in der Nähe des Chor und führe ihn zurück. 18. Februar: Samstag. Halb 4 Uhr-früh brechen wir ans. Es ist noch finster. Der Esel schrecktz-hie und da zusammen. Punkt 8 Uhr kommen wir in Wau an. Einige Stunden später trifft Häuptling Dud mit Loal ein. Da der Häuptling wegen Geschäfte sich peinige Z Tage aufhalten muß, werde ich morgen mit Loal abreisen. 19. Fjebru'ar:! Sonntag. Lese früh die hl. Messe und reise um halb 6 Uhr fort mit Loäl. Um halb 1 Uhr kommen wir in Mbili glücklich an. 24. FebrItjar[: j,,Freitag. Kommt Monsignore Geyer mit Bruder Cogel. 28. F e b r u a r: D i e n s t a g. Monsignore reist fort. 13. Die ersten IRatecbumenen. Scbmelzöten der Dscbnr. Dungersnot. 1. März: Mittwoch. Beginn des Katechumenates mit zwei Knaben, von denen der eine, Loäl, der Erstgeborne des Häuptlings DudZst. 8. März:- Aschermittwoch. Gehe mit Hochw. P. Tappi die Hochöfen der Dschur ansehen. Sie lassen uns erst durch die Umzäunung nur ungern hinein, da sie behaupten, daß, toenn'j wir die Oefen ansehen, sie zerspringen. Wir suchen sie zu beruhigen, was endlich so zum Teile gelingt. Die Oefen sind etwa 2 Meter hoch, unten weit, engen sich dann, erweitern sich hierauf wieder. Sie sind ganz aus^ Lehm mit Stroh hergestellt. Unten sind Zugröhren angebracht, die auf allen vier Seiten aus dem,Boden herausschauen. Hitze 410.2° C. im Schatten Maximum, 25° Minimum. 15. April: Samstag. Erster starker Regen mit Gewitter. Das Wasser ist auch bereits sehr notwendig. Der Njiduk ist nämlich fast schon ausgetrocknet. Selbst der Wan hat kein Wasser mehr, der Dschur ist auch schon auffallend seicht und wasserarm. Die Hungersnot macht sich immer fühlbarer. Die Leute gehen entweder in den Wald Früchtei. suchen oder fischen,Wimen sich aber kaum den nötigen Lebensbedarf verschaffen. Man arbeitet nun fleißig auf den Feldern. Es ist immer so: „Durch Schaden wird man klug^oder:„DuinmheitschlägtdeneigeneuHcrrn." 14.|1Rranfoen6 esucb e. Taute. 30. April: Samstag. Auf dem Spaziergange vormittags gegen den Njiduk komme ich zu einigen Hütten, wo ich aus einer derselben unterdrückte Seufzer vernehme. Ich erkundige mich bei einem Jüngling, wer da drinnen sei, worauf er mir sagt, daß eine alte kranke Frau dort wohne. Sie wird herausgerufen ; sie gleicht einem^Skelett, so sehr ist sie abgezehrt. Ich verspreche, sie mit dem Nötigen zu versorgen, da sie besonders an Hunger leidet. Bringe ihr oft Fleisch und beginne, sie zu unterrichten. H,WieUch nachher, zerfahre, ist sie eine Bongo, die als Kind in die Gefangenschaft,, der Dschur kam. I. Mai: Montag. Gehe mit Loal wieder zur Kranken. Auf dem Heimwege zeigt er mir eine Hütte, die ich Zimmer unbewohnt glaubte. Dort finde ich eine andere alte Frau mit einem ganz wunden Fuß. Ich verspreche ihr, sie zu Pflegen und für sie zu sorgen. Bruder Fanti besorgt den medizinischen Teil, ich unterrichte sie und walte meines Amtes als Missionär. 10. Mai: Mittwoch. Finde die alte Bongo schwer krank; lasse den Bruder Fanti holen; er erklärt und meint, daß sie den nächsten Tag nicht erleben wird. Da sie noch gut bei Sinnen ist, wiederhole ich alles, was ich ihr früher bereits erklärt, und vervollständige den Unterricht in allem zur Taufe Erforderlichen. Sie versteht alles gut und nickt bejahend mit dem Kopfe. Da es schon Abend und den nächsten Tag abzuwarten nicht ratsam ist, taufe ich sie ans den Namen Maria. Biele Dschur sind anwesend und sehen allem aufmerksam zu. II. , 12., 13. Mai. Finde die Sterbende immer außer sich. 11. Mai: Donnerstag. Beim Abendgebet in der Kapelle schnellt Bruder Fanti plötzlich empor. Eine Schlange hat ihn mit dem Schwänze am Kopfe berührt. Richtig finden wir sie ober uns im Strohdache versteckt. Bruder Fanti tötet sie. Es ist ein großes Exemplar, oben schwarz, unten glänzend weiß mit dreieckigem Kopfe. Nach Aussage der Dschur if*> sie sehr giftig. 14. Mai:,Sonntag. Schutzfest des heiligen Josef. Gehe nachmittags die Kranke besuchen; sie ist bereits gestorben und begraben. Glückliche Seele! Ich bete für die Bekehrung der Dschur. 23. Mai: Dienstag. Begebe mich nachmittags wie gewöhnlich zur fußleidenden Frau, um sie zu unterrichten. Sie seufzt, klagt über sehr heftige Schmerzen am Fuße. „Nimm mir den uaro (Verband) weg, ich sterbe!" ruft sie mir zu. Ich suche, sie zu beruhigen, und schicke Loal, der mit mir ist, zum Bruder Fanti. Der Bruder kommt; er findet die Wunde sehr gefährlich. Ich spreche ihr von Gott; sie hört gerne zu. Sie klagt, daß sie so leicht alles vergißt. Ich tröste sie und frage, ob sie getauft zu werden wünscht, was sie bejaht. Auf meine weitere Frage, ob sie Furcht vor dem Tode hätte, sagt sie: „Ich habe keine Furcht." Ich mache sie nun mit der Möglichkeit ihres Todes bekannt, sie hört mich stumm an imbTauf'meine Versicherung hin, daß sie, wenn getauft, nicht in das Haus des Feuers („Hölle") kommt, sondern in das Hans Gottes eingeht, wo sich alle braven Leute befinden und wo auch ich sie einst wiedersehen werde, ist sie^zufrieden und ergeben. 15.' Falsche Gottbett. 25. Mai: Donnerstag. Schon lange erwarteten die Dschur Regen, doch der Regen kam nicht. Gestern abends zeigte sich wohl ein Gewitter, zog aber vorüber. Die Dschur wollten daher den Regen von Atschiek erbitten. Ein Tanz wurde für diesen Tag rat Dorfe Aleo von der Priesterin (Gemahlin des Bolis von Aleo) anberaumt und ein Hammel abgeschlachtet. Der Reigen dauerte bis mittags. Nachmittags brach ein Gewitter mit ausgiebigem Regen herein. Die Dschur hatten aber die Wetterwolken früher nicht beachtet, zumal sie sich auf Anzeichen eines bevorstehenden Regens wenig oder gar nicht verstehen, sondern waren fest überzeugt, daß ihnen Atschiek diesen Regen auf das Opfer und die Gebete hin gesendet; so bekräftigt sich der Glaube an eine Gottheit, die ihre Väter nie gekannt, die nur an Dschuok hingen, den sie sich nicht unter so schlimmen Farben vorstellten wie jetzt ihre Nachkommen. Armes, verblendetes Volk! 16. Ikranüc. Derscbteöene ^Begegnungen. 26. Mai: Freitag. Die alte Frau ist seit einigen Tagen in Besorgnis erregendem Zustande. Der Hauptnerv ist angefressen. Sie ist deshalb sehr empfindlich; will auch von Gott nicht mehr gern hören unter dem Vorwände, daß sie der Fuß zu sehr schmerzt. Allein mit den andern zu schwätzen, da verspürt sie keinen Schmerz dabei. Es sind offenbar Teufelstücken, der wieder eine Seele zu verlieren fürchtet. 4. Juni: Sonntag. Da mir angezeigt wurde, im Dorfe Aleo sei ein schwerkrankes Kind, begebe ich mich zur betreffenden Hütte. Finde das Kind wohl schwer krank, doch nicht so gefährlich, um ihm die hl. Taufe gleich 'spenden zu müssen. 5. Juni: Montag. Komme wieder zur Hütte. Die Eltern haben das Kind zum Quacksalber Duang Did getragen, werden aber nachts zurückkehren, wie mir ein Knabe von der Hütte mitteilt. Ich trage ihm aus, er solle den Eltern sagen, sie möchten morgen mit dem Kinde zur Mission kommen. Wieder der Teufel im Spiel. Habe heute die fußleidende Frau zur Genüge unterrichten können; sie hörte gern zu. Das Uebel schreitet vorwärts. Die Arme-hat Furcht vor dem Tode; siefragt, ob sie, wenn sie die Taufe empfängt, deshalb sterben müsse. Ich suche sie von dieser Einbildung abzubringen, indem ich ihr darlege, daß auch ich die Taufe vor langer Zeit empfing und doch immer noch lebe. Dies wirkt überzeugend.- 6. Juni: Dienstag. Treffe auf dem Wege zum Arbeitsplätze eine Anzahl Wildschweine. Ein großes lugt nach mir, ich mache mich aber in einem weiten Bogen aus -dem Staube. Auf dem Platze angekommen, nähert sich ein Dschurjüngling und sagt mir, daß er auf Wild ausgehe. Ich berichte- ihm von den Wildschweinen. Sofort macht er sich, von Hunden gefolgt, auf. Bei der Heimkehr sehe ich ihn aus dem Walde treten. „Die Wildschweine sind davon. Die Hunde sind rechte Hasenfüße," meint er. Das Wahrscheinlichste aber wird sein, daß er beim Anblicke jener Borstentiere allen Mut verlor. Die Eltern sind mit dem Kinde noch nicht zurückgekehrt. 7. Juni: Mittwoch. Um zwölf Uhr nachts weckt mich ein Schuß, bent gleich ein anderer folgt, aus dem Schlafe und zwar ganz in der Nähe meiner Hütte. Ich springe auf zur Türe hinaus und bemerke bei der Hütte des Br. Fanti Licht. Es ist der Bruder selbst, der mit deut Gewehrlanfe eine große Schlange aufhebt, die sich im Dache seiner Hütte versteckt hat, unter sein Bett gekrochen ist und dann durch ein Loch in der Wand zu entkommen suchte. Doch der Bruder holte sie ein und schoß sie entzwei. Abends kommt wirklich die Mutter mit dem kranken Kinde. Bis jetzt ist noch keine erhebliche Gefahr vorhanden und wir legen ihr nahe, immer regelmäßig zu kommen. Sie scheint doch zu uns Vertrauen zu haben. 17. Unbegründete Wnzutrtedenbeit desDäupt-lings und seines Sobnes. 11. Juni: Sonntag. Br. Fanti ist seit einigen Tagen krank. Loal, der den Koch macht, will um jeden Preis heute fort, obwohl sein Monat erst am 14. abläuft. Wir wären so in der größten Verlegenheit. Der Bruder kann nicht auf und wir verstehen uns auf die Küche nicht. Auf Zureden des Häuptlings, seines Vaters, verbleibt Loal noch. 12. Juni: Montag. Loal sagt zu mir: „Gestern war ich erzürnt, heute bin ich wieder gut." Es war eine jener bösen Stunden oder Launen, an denen diese Neger sehr oft leiden und in denen sie wie ausgewechselt zu allem fähig sind. Im Laufe des Tages erzählt er mir, daß uns die Dschur hassen und daß, wenn nicht die Regierung da wäre, sie uns umbringen würden. Auf meine wiederholte Frage, ob das wirklich wahr sei, bejaht er es und sagt, es von den Dschur selbst gehört zu haben. „Ja, warum hassen sie uns denn? Was haben wir den Dschur je Böses getan?" — „So," erwiedert er und fährt dann fort: „die Dschur sind schlimm, sie hassen jeden, der reich ist, auch ihre Stammesbrüder, sie hassen jetzt auch mich, weil ich bei euch bin." Die Tatsache, daß uns die Dschur hassen, be- kräftigt Loal durch ein Beispiel. Als ich gestern mit ihm zu seinem Vater ging, um ihn von seinem Vorhaben, uns so plötzlich zu verlassen, in Kenntnis zu setzen, war dieser von der Hütte abwesend, doch beis einem Bruder in der Nähe. Als er mich sah, kam er auf mich zu; hinterher ging eine Frau, die mit ihm bald ein Gespräch anknüpfte. Ich gab darauf nicht weiter acht. Heute nun fragte mich Loal: „Hast du gestern jenes Weib nicht gehört?" „Gewiß, aber nicht darauf geachtet: was sagte sie?" — „Sie fragte meinen Vater, warum ich weggehen wollte, er mich aber nicht lasse, und als ihr der Vater sagte, es sei aus dem Grunde, weil der Effendi (Br. Fanti) krank sei, versetzte sie: O, laß ihn nur fort, der Effendi soll nur umkommen!" Der einzige und alleinige Grund, wie es auch Loal klar aussagt, liegt darin, daß die Dschur von uns so viel haben möchten, als sie sich nur immer wünschten. Wir sollten also mit dem Gelde der oft selbst blutarmen Wohltäter die Faulheit und Arbeitsunlust dieser Leute unterstützen. Das Schlaraffenland ist ja doch nur ein Truggebilde des Geistes, aber keine Wahrheit. 18. Juni: Sonntag. Fest der hl. Dreifaltigkeit. Nach Wau mit dem Bolts gereist. Dort finde ich P. Vignato bei P. Firisin. Letzterer liegt am Fieber krank. Er wie auch Br. Heinrich ersuchen mich, zu bleiben, bis er gesund ist. 25. Juni: Sonntag. Reise von Wau mit einem Soldaten weg. Zuhause treffe ich P. Tappt allein; Br. Fanti liegt krank darnieder. 26. Juni: Montag. Suche auf Antrag des hochw. P. Obern mit Häuptling Dud ins reine zu kommen. Es wird abgeschlossen, daß er, wenn er jeden Monat Leute zur Arbeit schickt, nach seinem Wunsche jeden Monat ein Geschenk vom Obern erhalten wird. 27. Juni: Dienstag. Häuptling Dud begehrt vom P. Obern, daß er, aitch wenn keine Leute zu arbeiten kämen, monatlich entlohnt werde. Er hat somit an dem am vorhergegangenen Tage mit ihm abgeschlossenen Vertrag kein Gefallen, aus dem Grunde, weil er, jeder Autorität bloß, nur höchst selten und nur einzelne Männer zur Arbeit schicken könnte, somit fast immer der übereingekommenen Entlohnung verlustig gehen oder diese nur gering ausfallen würde. Da der hochw. P. Obere darauf nicht eingeht — wir können doch keinen entlohnen, der für uns nichts tut und tun kann — so erklärt Häuptling Dud, daß er von nun an nicht mehr unser Häuptling sein werde und wir uns selbst nach Leuten umschauen sollen, wenn wir sie brauchen. 18. Line 'Negerin stirbt ohne Taute. Abends gehe ich wie früher die alte kraule Frau besuchen. Doch wie ist sie so verändert! Sie sagt mir sofort, daß sie nicht mehr zur Hütte herauskäme und keine Medizin mehr wolle, da sie sterbe. Ich krieche in die Hütte hinein. Da liegt sie, den kranken Fuß ohne Verband. Der Bruder hatte auch während meiner Abwesenheit nicht kommen können, weil er selbst krank war. Sie will mich nicht anhören; ich sehe es selbst; sie leidet Unsägliches. Der Fuß ist eiru Gewühl von Würmern. Ich entferne mich, bessere Stunden hoffend. Auf dem Wege nach Hause sage ich dem Häuptling Dud, er möge doch die Alte überreden, sich wieder Medizin reichen zu lassen. „Ich war früher bei ihr," sagte er trocken, „und da sagte sie mir, daß sie deine Medizin nicht mehr wolle, weil du schon so lange Zeit zu ihr kommst und sie noch nicht gesund wurde." Diese armen Leute meinen eben, daß eine Medizin nur dann gut sei, wenn sie immer und zwar sofort wirke. Eine längere Kur können sie nicht begreifen. Ich suche mit Häuptling Dud noch einmal bezüglich der oben besagten Angelegenheit übereinzukommen. Allein alles ist vergebens. Es ist sonderbar: Haben sich diese Neger etwas in den Kopf gesteckt, so ist es unmöglich, sie auf eine bessere Ansicht zu bringen. 28. Juni: Mittwoch. Ich suche mir eine Person als Vermittlerin bei der Alten aus und zwar eine Verwandte von ihr. Um sie für meinen Zweck zu gewinnen, lege ich einem Jüngling, der in ihrer Hütte wohnt, einen Verband an einem wunden Fuße an. Sie ist bereit, mit mir zu kommen. Ich bemühe mich, sie zu bewegen, etwas Medizin zu nehmen ; auch ihre Verwandte spricht ihr zu, doch kein Erfolg. Ich gebe ihr Fleisch; sie nimmt es nicht an. Sie hört nicht auf meine Worte. „Ja, Großmutter," sage ich, „wenn btt mich nicht anhören willst, kommst du ins Haus des Feuers!" „Laß mich, laß mich hinkommen!" Schrecklich! Arme, verstockte, Seele! So oft hatte ich schon von Gott zu dir gesprochen und du hörtest mich und jetzt, wo es gilt, leihst du mir kein Gehör. O das ist bitter, furchtbar bitter, helfen, retten wollen und — nicht können — eine Seele aus eigener Schuld in die Hölle sozusagen stürzen zu sehen! Ich entferne mich traurig, doch nicht verzagt; ihr Tod scheint doch nicht so nahe. 29. Juni: Donnerstag. Da mir der hochw. P. Obere geraten, einige Tage zu warten, um sie nicht zu ermüden, gehe ich heute nicht zur Kranken, sage aber ihrem Sohne, daß ich vielleicht morgen kommen werde und im Falle, daß Gefahr vorhanden wäre, er mich gleich rufen solle. 3<). Juni: Fest des heiligsten Herzens Jesu. In der Frühe höre ich bei der kranken Frau weinen und klagen. Ein Gedanke fährt mir durch den Sinn: Ist sie vielleicht gestorben? Später erfahre ich, daß sie noch in der Nacht ihre Seele ausgehaucht. Gott sei ihr gnädig! Ich habe alles getan. Unerforschlich sind die Ratschläge Gottes. Ich habe für ihre Rettung gebetet, mich abgemüht, mit Satan sozusagen Leib gegen Leib, Ang' gegen Aug' gerungen — ob Sieg, ob Verlust, Gott weiß es. Sie war zur Genüge unterrichtet; ihren so nahen Tod hatte niemand vorausgesehen. (Fortsetzung folgt.) Die IDjalläba. Ethnographische ^Beobachtungen von P. IR. T. F. S. C. (9 -L)M\ Itter die ethnographischen Merkwürdig-leiten, die man bei allen Völkern und unter jedem Klima trifft, glaube ich, kann man die Existenz der sonderbarsten Typen zählen. In Europa sind es die sprichwörtlichen Zigeuner und Juden, gefürchtet, ja sogar gehaßt, und doch können sich diese auch nützlich machen und in vielen Fällen sind sie auch erwünscht: in Aegypten haben die Griechen ihren Platz eingenommen; in Bahr-el-Ghazal ist dieser keineswegs angesehene und doch brauchbare Typus von den Djalläba vertreten. Hier sollen einige ethnographische Einzelheiten über diesen Volksstamm folgen. Der Djalläba stammt ans dem Kordofan oder Darfur, ist der Religion nach ein Muselmann, ein Araber von Abstammung und von schwarzer oder brauner Farbe. In politischer Hinsicht ist er ein Untertan des Landes, wo er seine Geschäfte treibt. Was dies letztere betrifft, so gibt er sich mit allem ab, was die geringste Mühe kostet und den größtmöglichen Gewinn bringt. Weshalb führt er diesen Namen Djalläba, der für sich, etymologisch betrachtet, auch nicht eine seiner hervorstechenden Eigenschaften bezeichnet? Schon oft und oft habe ich mir diese Frage gestellt, ohne mir je eine bestimmte Antwort geben zu können, es sei denn, daß Djalläba von Djalläbia komme, und dann wäre es ein Beiname, der von den nackten Negern denen gegeben wurde, die über den Hosen ein langes Hemd tragen: aber in Wirklichkeit erreicht ihr Hemd nach kordofanischer Sitte nicht die Sänge der wahren Djalläbia und niemandem fällt es ein, all den anderen Volksstämmen, Aegyptern usw., die in dieses Gebiet, mit der Djalläbia bekleidet, kommen, den Zunamen Djalläba zu geben. Wie der Leser sieht, hat diese Frage ihre Schwierigkeiten, deren Lösung ich manchem Pfleger der Philologie empfehle, und ich werde ihm sehr dankbar sein, wenn er mich aufklären möchte. Als menschlicher Typus steht der Djalläba weit, sehr weit hinter seinen Vertretern in Europa und Aegypten zurück. Der Djalläba ist ein antipathischer Typus in besonderer Weise. Mit einem langen Hemd über den Hosen bekleidet, den Turban auf dem Kopfe, die Markub seine Art Sandalen) au den Füßen und den muselmännischen Rosenkranz um den Hals oder um die Hand, hat er im allgemeinen ein Erscheinen, das auf Wohlstand deutet, aber die mangelnde Reinlichkeit verrät einen gemeinen Sinn; der geneigte Kopf könnte auf Unterwürfigkeit schließen lassen, aber die unbändigen und unsteten Augen, die er wild auf den Sprecher und seine Umgebung wirft, lassen das habgierige Gemüt erkennen. Sein honigsüßes nnv gefälliges Gespräch würde ihn als eine bekannte, vertraute Person erscheinen lassen, aber die Handelsmienen und die handelsmäßigen Schlußfolgerungen sagen laut, daß beut Djalläba das Leben eine Geschäftszeit dünkt und die Freunde seine Ware sind. Ist der Djalläba ein Bankier, ist er ein Handelsmann? Weder das eine, noch das andere, obschon er bei den einfältigen schwarzen Stämmen für so etwas gelten kann; in Wirklichkeit ist er ein Kleinkrämer, ein Wucherer; bei Gelegenheit wird er Schmuggler, Kuppler, Sklavenhändler, Dieb und noch mehreres andere, was aber seine olympische Heiterkeit nicht im geringsten stören kann. Als im Jahre 1879 Gessi Pascha von Gordon abgeschickt wurde, um die Revolution von Soliman Bey in Bahr-el-Ghazal zu ersticken, erkannten sowohl er als Gordon, daß diese Revolution hauptsächlich vom unzufriedenen Teile der Djalläba angestiftet worden sei, da sie fürchteten, ihr Handel mit Sklaven werde ihnen gelegt; und kaum hatte Gessi Pascha die Macht der aufständischen Truppen niedergeschmettert, so ordnete er sofort eine förmliche Jagd auf alle Djalläba an, die im Bahr-el-Ghazäl waren, und sparte weder Geldstrafen noch Kerker, bis er das Land von ihrem Einfluß gereinigt hatte. Sein Werk dauerte jedoch nur ein Jahr, da nach der Verabschiedung Gordon Paschas im Jahre 1881 auch sein einziger getreuer Statthalter den Bahr-el-Ghazal verlassen mußte, und die Djalläba, die kaum von seiner unbeugsamen Gerechtigkeit zurückgehalten wurden, brachen bei seinem Scheiden von neuem in den Bahr-el-Ghazal ein. Während des Mahdi-Aufstandes war die Tätigkeit der Djalläba als Sklavenhändler sehr beinträchtigt worden, da auch sie sehr in Anspruch genommen waren; zuerst unter der Führung des Mahdi, dann unter der des Kalifen Abdullahi. Heutzutage ist dieser Sklavenhandel sehr beschränkt und hat sich nur zum Teil im Westen des Bahr-el-Ghazal, d. i. in Dar-Fertit, erhalten, wo sie infolge des Wirrwarrs, der in den angrenzenden französischen Gebieten herrschte, einen Schlupfwinkel für ihren ruchlosen Handel fanden. Die Erlaubnis, im französischen Kongo mit Waffen, Munition und Likören Handel zu treiben, gibt den Djalläba die beste Gelegenheit, mit gute Geschäfte zu machen und znm Teil den Schaden zu ersetzen, der ihnen durch das Verbot des Sklavenhandels zugefügt wurde. So sind die Djalläba Schmuggler für die großen Häuptlinge des Bahr-el-Ghazal geworden, bei denen jene drei Artikel gesucht sind. Die sogenannten Sultane derKresch, Ndoko, Niam-Niam sind mehr oder minder berüchtigt wegen ihrer Trunksucht. Bei ihnen findet man immer geistige Getränke, in Ermangelung von etwas Besserem nur einheimischen Branntwein— diesen zu brennen, lernten sie von den Arabern — und oft auch Kognak, Wisky, Mastix oder wenigstens stark alkoholische Flüssigkeiten, die solche Namen tragen. Und um auch den relativen Luxus ihrer Höfe zu bewahren, der heutzutage bis zur Sucht geht, sich europäisch zu kleiden, Tischgeräte usw. zu gebrauchen, bedürfen sie Geld und Geld können sie nur durch Elfenbein gewinnen. Das Elfenbein aber erbeuten sie erst auf der Elefantenjagd und so sehen sie sich in die Notwendigkeit versetzt, auf Schmuggelwegen von den Djalläba Pulver und Kugeln zn kaufen. Aber wenn der Djalläba, wird hier der Leser einwerfen, ein Verkäufer von Sklaven, Pulver, Kugeln und Spirituosen ist, alles streng verbotene Waren im Sudan, dann ist er ein schlechter Mensch und muß der Strenge des Gesetzes verfallen, d. h. seine übrigen Lebensjahre in Gefangenschaft zubringen. Nur langsam. Hüten wir uns vor übereilten Schlußfolgerungen. Der Djalläba kommt von Kordofan in Begleitung von Ochsen- und Kuhherden, Ziegen und Schafen, an denen im Bahr-el-Ghazal und besonders in Wau großer Mangel ist; er durchreist Dar-Fertit, das Land der Golo, Ndoko, Denka und langt schließlich in Wau an, nachdem er schon in jenen Gegenden einen Teil seiner Ware verkauft hat. Wenn er in Wau den Rest seiner Ware verhandelt hat, kauft er in den Magazinen der Regierung verschiedene Waren und Galanterieartikel, um sie in Wau selbst oder in anderen Gegenden des Bahr-el-Ghazal den Eingeborenen wieder feilzubieten. In der Oesfentlichkeit ist der Djalläba ein Viehhändler, der in Wan zu einem Kleinkrämer wird, um dann in diesen Eigenschaften bei den einflußreichsten Häuptern der Gegend einzudringen. Was ist da Schlechtes in alledem ? Wo verbietet das ein Gesetz? Und wer bricht dieses, der Djalläba? O gewiß nicht! Die einheimischen Häuptlinge lieben die Djalläba mehr als alle anderen Handeltreibenden, nicht nur, weil sie von ihnen jene Waren bekommen können, die man anderswo nicht haben kann, sondern auch, weil der Djalläba sich für sie zum Schreiber macht und ihnen die Verordnungen der Regierung verdolmetschen kann; dann hat der Djalläba Geld und liebevoll leiht er davon dem Häuptling, der immer ohne dasselbe ist und es ihnr mit Elfenbein oder etwas anderem, wenn er es hat, zurückerstatten wird. Der Djalläba wird dann selbst den Wert des Elfenbeins bestimmen .... Aber kann der eingeborene Häuptling Hoffnung haben, es an andere teurer zu verkaufen?.- Der Religion nach ist der Djalläba ein fanatischer Muselmann; er hat keine besondere Ausbildung in der Religion, aber er weiß genug, um seiner Ueberlegenheit über die einfältigen religiösen Ideen der Eingeborenen inne zu werden und sie auszubeuten; er ist weise genug, um den Schaden zu begreifen, der seinem Einflüsse und seinem Geschäfte erwachsen würde, wenn der Unterricht des Missionärs die Eingeborenen aufklären wird, und daher ist er sein natürlicher Feind und sucht ihm aus allen Kräften entgegenzuarbeiten. Es kommt nicht zum offenen Kampf; er ist zu schlau, um nicht die vielen Nachteile zu wittern, die daraus für ihn entstehen könnten, aber er arbeitet unter der.Hand. Erspart keine Verleumdungen und Ränke. In der Oesfentlichkeit jedoch ist der Djalläba der demütigste und gefälligste Diener eines jeden Missionärs, wenigstens jedesmal, wenn er einen prächtigen Gewinn erhoffen kann. An diesem Punkte angelangt, wird man mich vielleicht fragen: Wozu diese Beobachtungen? Die Antwort in zwei Worten: Ich habe einfach einen anderen Beweis für den moralischen und materiellen Schaden bringen wollen, den die sogenannten halbzivilisierten Muselmänner der eingeborenen Bevölkerung zufügen. Viele wünschten ihre Zahl mitten unter den heidnischen Völkern vermehrt zu sehen, da nach ihnen der Mohammedanismus eine größere Annäherung an die Zivilisation Europas bedeutet. Wer nur ein wenig Verstand hat, wird beurteilen können, ob jene die Eingeborenen mit der Zivilisation oder mit den Lastern Europas bekannt machen. \\s \j> vzv/ \fz \fz\rz \j> \[z \f> Qi Aus betn Missionsleben. ! Lin glückliches Mißverständnis. Ans Assuan. Eine der erfolgreichsten Beschäftigungen in unserer Mission sind die Besuche in den Hütten der Eingeborenen, weil diese oft Gelegenheit bieten, eine Seele zu retten. Eines Tages wurde mir ein solches Glück zuteil. Nachdem ich die hl. Messe gehört und den Heiland in der hl. Kommunion gebeten hatte, meine Schritte zu lenken, verließ ich am frühen Morgen mit einer anderen Schwester das Haus. Welche Richtung sollen wir einschlagen? Ich hatte noch nicht daran gedacht. In dieser Gegend ist so viel Elend, daß, wohin man sich auch wenden mag, man immer genügend Arbeit findet. Hier in Assuan findet man Leute jeder Rasse und jeder Religion: Europäer, Araber, Kopten, Sudanesen, Bischariner usw.: alle diese, mit Ausnahme der ersteren, leben in unreinlichen Hütten, in denen oft viele im größten Schmutze zusammenwohnen. Oeffnet man die Tür einer solchen Wohnung, so kommt einem ein ekelerregender Qualm entgegen. Ich muß bekennen, daß es mehr Anstrengung kostet, in einer solchen Behausung zu verweilen, als unter den glühenden Sonnenstrahlen in der Wüste zu reisen. Und doch erlebt man dort viel Trost-Volles, dort mitten in jenem Unrat haben wir oft schon sterbenden Hindern die Pforten des Himmels eröffnet und nur dort, indem wir den Kranken beistehen, bietet sich Gelegenheit, von Gott und unserer hl. Religion zu sprechen. An jenem Morgen waren wir also unschlüssig, wohin wir gehen sollten. Uns gegenüber war das Lager der Bischariner, eines Nomadenvolksstammes von üblem Rufe. Es ist wahr, daß wir auch dort wie überhaupt überall gut aufgenommen werden und mit Achtung behandelt werden, doch wäre es hier mehr als anderswo unklug, allein zu gehen. Nach einiger Ueberlegnng kamen wir zum Entschlüsse, unsere Schritte nach dem nahen Dorfe der Sudanesen zu lenken. Es befand sich nämlich daselbst ein krankes Mädchen, das wir bereits ein anderes Mal besucht hatten und das vielleicht unserer Hilfe bedürftig war. Mit unserem Korb unter dem Arm begaben wir uns dorthin. Wir hatten einige der gewöhnlichsten Medizinen bei uns, die wir auch sonst bei solchen Aüsgängett mit einigen kleinen Geschenken mitzunehmen pflegen. Beim Dorfe angelangt, erkundigten wir uns sogleich bei den ersten Negern, denen wir begegneten, nach der Kranken; diese führten uns sofort zu einer Hütte. Außerhalb derselben lag, teils an der Sonne, teils im Schatten auf dem Boden hingestreckt, ein krankes Mädchen von ungefähr 13 Jahren. Wir schauten es an, doch schien es uns, daß es nicht das von uns gesuchte war. Und wirklich war auch der Name, mit dem sie es riefen, ein anderer: „Saida," sagte eine zu ihr, „steh' auf, schau', diese suchen dich!" Da regte sich das Mädchen, hob den Kopf, schaute uns an und mit allen Kräften, die es noch hatte, richtete es sich auf und streckte uns seine Arme entgegen; auch wir hielten dann unsere Hände hin und das Kind ließ dann die seinigen in unsere fallen und mit einem Blick und einem Lächeln bat es um Hilfe und Erbarmen. Das Kind war aber auch hilfsbedürftig. Seine Hände brannten vor Fieber und der abgezehrte Körper fiel wieder auf den Boden zurück. Wir richteten es auf und setzten uns an seine Seite, wir reichten ihm einige Erfrischungen, die ihm wieder etwas Kraft gaben. Hierauf ließen wir uns teils von dem Kind, teils von den Umstehenden seine traurige Vergangenheit erzählen. Nnbanerin von Geburt, war das Mädchen bereits ohne Mutter und der arme Vater, wie alle seinesgleichen int Sudan, konnte dem Kinde nichts anderes als schwarzes Brot verschaffen. Von einer langsamen Schwindsucht aufgezehrt, brachte das arme Mädchen lange Stunden auf dem Erdboden liegend zu und hätte fast nicht einmal zu träumen gewagt, daß bald Hilfe käme. Wir fragten nun Saida, ob sie in ein reinliches Haus kommen will, in ein Bett, wo sie auch weißes Brot und andere gute Sachen für ihren schwachen Magen bekomme .... und wir beständig bei ihr bleiben werden, um ihr beizustehen. Sie schaute uns starr wie verblüfft an und fragte endlich: „Ja, möchtet ihr mich wirklich nehmen?" „Ja, gewiß, wir wollen dich glücklich machen, komm' mit uns!" Sie schien etwas unschlüssig zu sein, dann aber antwortete sie: „Ich werde morgen früh mit meinem Vater kommen." Auf dieses Versprechen hin ließen wir sie ganz getröstet und setzten dann unsere Reise fort, um vielleicht noch andere ähnliche unglückliche Geschöpfe zu finden. Wunderbar find die Wege der göttlichen Vorsehung! Der liebe Gott hatte sich diesmal eines Mißverständnisses bedient, um uns an das Lager dieser armen Kranken zu führen! Saida hielt Wort: Am nächsten Morgen kam sie in Begleitung ihres Vaters und klopfte an unsere Tür. Mit Freuden wurde sie aufgenommen; wir zeigten ihr das für sie bereite Zimmer und stärkten sie dann mit kräftiger Nahrung. Die Kleine wußte nicht, wie sie uns ihre Zufriedenheit ausdrücken sollte: Ihr unschuldiges Gesicht lächelte: ganz voller Staunen über all die neuen Dinge, die sie umgaben, wandte sie ihre Augen von diesen nur ab, um entweder ihren Vater oder uns anzuschauen...........Diese Umgebung war etwas ganz Ungewöhnliches für sie, sie konnte sich gar nicht zurechtfinden. Nachdem sie von ihrem Vater Abschied genommen, legte sie sich ruhig zu Bette. Wir hofften sie bald wieder herzustellen und im Anfang schien das Uebel auch weichen zu wollen, denn es trat eine leichte Besserung ein: bald jedoch verschlimmerte sich ihr Zustand und die übrige Zeit, die sie noch lebte, wurden für sie nur Tage immer größerer Leiden. Trotzdem war sie glücklich, denn sie sah, mit welcher Liebe sie gepflegt wurde. Die Wahrheiten unserer hl. Religion zerstreuten die Finsternisse ihres Geistes, sie lernte dieselben kennen und glaubte sie auch: es schien ihr auch unmöglich, daß jemand noch glücklicher als sie werden konnte. Ihr Vater, der sie öfters besuchen kam, war von ihrer Zufriedenheit ganz gerührt. Er schrieb alles der Sorgfalt zu, mit der sie gepflegt wurde, und obgleich er sah, daß es mit ihr abwärts ging, weinte er doch vor Freude, weil er sie voller Trost sah, und auch er wiederholte oft ähnliche Segenswünsche, wie sie Saida zu sprechen gewohnt war: „Gott möge euer Leben erfreuen, Gott verlängere eure Jahre!" und andere, wie es bei diesen Leuten der Brauch ist. Die hl. Taufe war nun der einzige Wunsch, das einzige Verlangen des Mädchens und obgleich noch nicht vollkommen unterrichtet, hielten wir es für notwendig, das hl. Sakrament nicht mehr länger zu verschieben. Wir waren in den letzten Tagen des Juli, bereits über einen Monat war sie bei uns, als die Anzeichen der nahen Auflösung uns zum Entschlüsse brachten. Saida war festlich gestimmt, ihr schwarzes Gesicht leuchtete vor Freude über den Anblick der Vorbereitungen, die zur feierlichen Handlung getroffen wurden. Nachdem die Zeremonien vollendet waren und unsere liebe Kleine ein Kind Gottes und Erbe des Himmels geworden, begriff sie auch mehr, zu welch hoher Würde sie erhoben worden, und ganz entzückt über ihr großes Glück, erwartete sie nur mehr dessen Vollendung im Himmel, den sie so nahe wußte. Wirklich lebte sie nur mehr einen Tag. Gestärkt durch die letzte hl. Oelung auf die große Reise und nachdem sie den päpstlichen Segen empfangen, legte sie ihren Kopf nieder, gleichsam um zu schlafen, und hauchte ihre reine Seele aus. Line Sdbweftev der „Frommen /Dritter der Megerlander". * „Seid klug wie die Schlangen und eiutältig wie die Tauben." (Fortsetzung.) Den Rest unserer Tour legten wir durch riesige Durrahfelder zurück. Zwar wächst in dieser Jahreszeit außer in den Gärten und an Brunnen noch nichts, doch sieht man noch die Spuren der letzten Ernte: große, dürre, quer übereinanderliegende Stengel und gelbe Blätter. Doch werden auch diese bald verschwinden. Alles wird von den Frauen und Mädchen gesammelt, auf Haufen getragen und verbrannt. Mit dem kommenden Charif (Regenzeit) wird wieder gesät und neue §off= nung blüht. Wehe demjenigen, der, der Wege unbekannt, sich ohne Führer in ein Durrahfeld wagt, wenn die Durrah etwa zwei Meterhoch ist! Und wäre es das eigene Feld, man verliert sich darin. Ich erinnere mich noch, als vor einem Jahre unser guter Bruder-Cyrillus sich unsere Durrah ansehen wollte, wie er da vorwärts und rückwärts, rechts und links nach einem Ausweg suchte und ihn nicht fand. Wie er im Bogen um unser Haus irrte, etwa 200 Nieter davon entfernt, es aber nur nach drei Stunden fand und ganz auf der entgegengesetzten Seite, von wo er es verlassen. Etwas müde, um so frischer aber im Geiste, kamen wir wieder nach der Station zurück. Wäre der folgende Tag nicht der letzte, als Tag meiner Abreise bestimmt gewesen, ich wäre sicher zu Hause geblieben und hätte mir längs des Flusses auf nützliche Weise die Zeit vertrieben. Aber so ... „Bis Mittag können wir unseren Affen im nahen Wäldchen noch einen Besuch abstatten!" — Gut also! Ich hörte die Kerls schon von weitem schreien. Meine Kügelchen waren diesmal etwas dicker gewählt. Ich nahm einen aufs Korn und im nächsten Augenblick siel er mir vor die Füße, „als wär's ein Stück von mir". Ich wollte ihn eben nehmen — doch traute ich ihm nicht besonders, nahm ihn also beim langen Schwanz, schleuderte ihn zweimal im Kreise durch die Luft und schlug ihn dann zur Erde. Das genügte. Ein uns begleitender Bube nahm ihn, trug ihn nach Hause, zog ihn ab, lud seine Freunde zum Abendessen ein und gab mir das zierliche, wenn auch nicht besonders große Fell. — Jetzt habe ich es schön präpariert und es wird bald seinen Einzug in Tirol halten. Schon wollten auch wir nach Hause gehen; plötzlich zeigte mir P. Zattoni dort drüben unter den Dornen noch einen schlanken Gesellen. Ich zielte, drückte los und — sah nichts mehr. Ich zwängte mich durch die Dornen bis zur Stelle, untersuchte — nichts, gar nichts! Also, gehen wir doch, es ist Zeit! Nach etwa 50 Schritten seitwärts fanden wir, was wir wollten. Nur war cs, wie wir vorausgesetzt, kein Affe, sondern eine fette Gazelle. Natürlich wurde auch sie nach Hause geschafft. Wir waren ja nicht weit und so trug sie P. Zattoni auf seinen eigenen Schultern. So, nun reise ich vergnügt: die Hälfte für euch und die andere für uns — für die Reise. 3. von Mau nach „Wir ffieruö“ (Atken-Wrunnen). Die Gazelle, die ich mit Montag abends erlegte, war zur Hälfte für uns Reisende bestimmt; leider hatte sie'der schlaue Koch von Wau, aus Furcht, der gute Bissen möchte ihm über Nacht von den Katzen gestohlen werden, zu gut und zu sicher aufgehoben — und so geschah es, daß wir (und natürlich auch er) bei unserer Abreise seiner ganz vergaßen! Wer ernährt die Vögel des Himmels, also auch uns? Und zudem hatten wir uns, abgesehen vom Jagdglück, genügend mit Proviant versehen-, wollte hiermit nur andeuten, daß es auch am Bahr-el-Ghazal noch kluge Leute gibt, Leute, die das Wort des Herrn nach ihrer Weise und zur rechten Zeit anzuwenden wissen. Gegen 4 Uhr nachmittags reisten wir von Wau ab. Unsere Station liegt etwa 10 Minuten nordwestlich vom Flusse Djur. Kassänga (Golo), Gabriele (Nubaner?) begleiteten uns. Zwei Esel waren zum Reiten und drei zum Transport unserer Sachen bestimmt. Am Flusse angekommen, war guter Rat teuer; zu große Einfalt wäre fatal und strikte Klugheit allein ungenügend gewesen. Da galt es anfassen — die Esel anfassen, fest anfassen und ziehen und schieben und heben und alles Mögliche versuchen, um sie ins etwa einen halben Meter hohe Wasser zu bringen. Da mußte man ganz einfältig, mit dem Zügel in der Linken, mit der Peitsche in der Rechten, vorangehen und ein mögliches kleines Bad nicht scheuen. — Da galt es, dem Grautiere seine Tracht klug abzumessen: nicht zu wenig, sonst bewegt es sich kaum vom Flecke, anderseits auch nicht zu viel; es könnte plötzlich mal die so sehr gepriesene Geduld verlieren — einen krummen Sprung machen und seine Last ins Wasser werfen. — Mir schien, die richtigen Faktoren gewählt zu haben; alles ging glatt vonstatten. Schon waren wir zwei Patres (auf einem Nachen) drüben angekommen; unsere Karawane, etwas mehr stromabwärts, kämpfte noch um das Gleichgewicht mit den Fluten; doch auch sie kam näher. Hier sind die Ufer ziemlich hoch und sehr steil: das Landen, besonders wenn die Tiere beladen sind, ist schwierig; das braucht guten Willen und — ein mutiger Anlauf und, wcnn's gelingt, ist man oben. Da braucht's auch wieder Klugheit, große Klugheit. Man muß sein Tier kennen, ob es für die Last auch hinreichende Kräfte hat, ob die Sachen auch gut und sicher geladen sind, denn sonst . . . Uebel erging es dem Gabriel mit dem Esel, der meine Sachen trug. Eben sah ich noch, wie er einen famosen Purzelbaum schlug ■— konnte kaum meinen Augen trauen: alle die schönen Sachen, die ich schon teils für Verwandte, gute Freunde und Bekannte bestimmt hatte und die mir so viele Zeit und Mühe gekostet, lagen im zerstörenden, feuchten Elemente! Ein Botaniker, der jahrelang in den Alpen oder in Italien oder gar am Blauen Nil, in Abessinien und Sudan gesammelt und dann seine Schätze in wenigen Minuten in Flammen aufgehen sieht, versteht mich, wenn ich klage: „Schade, ewig schade um meine Kollektionen; schade um diese Sachen, die, wenn auch nicht materiell von großem Werte, mir desto teurer waren ob ihrer Echtheit und Seltenheit!" Im Nu war ich zur Stelle; wir hoben zuerst die Kisten, dann den Esel heraus, luden von neuem auf und reisten ab. Für den Rest des Tages blieb ich in meiner trüben Stimmung; mit dem Buben sprach ich selten und mit meinem Esel nur, damit er seine Schritte beschleunige; wir waren noch nicht weit genug von der so fatalen Stelle! Um 5 Uhr abends erreichten wir Loül, ein kleines Dorf mitten im Walde. Wir ritten weiter. Mallwell-old (von den Eingebornen Gabour genannt) könnten wir in 2 Stunden erreichen. Abgesehen davon, daß wir an diesem Tage noch nicht viel geleistet, ist das Reisen hier am Abende wegen der Luft auch viel angenehmer. Etwas nach 7 Uhr waren wir im Nachtquartier. Es wurde abgestiegen, abgeladen, die Tiere angebunden, getränkt und gefüttert und dann auch an unsere Abendmahlzeit gedacht. Als Vorspeise diente die Erinnerung an die ganz vergessene halbe Gazelle. Dann kam allmählich ein gekochtes Huhn, nicht besonders schlechtes Wasser und zum Schluß ein Schluck Wein, um dem Ganzen eine Farbe zu geben. So, das ist eins und wer dann ein Bett hat, legt sich drauf; wer keines hat, sucht sich ein Plätzchen auf der lieben Erde, die ja immer nicht weit entfernt und sehr gastfreundlicb ist. — Wer auf Reisen gut schlafen kann und in seinem guten Schlafe dann von niemandem gestört wird, ist das glücklichste der Adamskinder! ■— Ja, aber oft geht's schief; wie gewöhnlich mischt sich ein „aber" oder gar ein „leider" in die schönsten Träume. Uns ging's leider auch so: Zuerst kam eine neue Karawane mit zwölf Ochsen und einem Haufen Gesinde an; kein Wunder, wenn das Lärm gibt! Ohne zu schimpfen und zu fluchen und zu schwören, kann ein Moslem ja kaum etwas tun. Seinen Mitgehilfen nennt er einen dicken Ochsen und seinen Ochsen einen erbärmlichen Esel. Sonderbar, aber doch wahr ist, daß man den eigenen Kindern oft Titel gibt wie ebn-el-kalb (Sohn eines Hundes), ebn-men talatin kalb (Sohn von dreißig Hunden) u. a. nt. Sie verfluchen sich gegenseitig: Vater und Mutter, Kinder und Vermögen. Ich kenne Moslems, deren jeder zweite Ausdruck ein Schwur ist. — Was ich hier gesagt, habe ich mit meinen eigenen Augen gesehen, unzählige-male gehört und wurde mir auch ebenso von vielen anderen versichert, von Personen, die schon lange in Afrika sind und seine Eingeborenen gründlich kennen. — Um so mehr muß ich mich nun wundern oder, besser gesagt, ärgern, wenn gewisse Europäer und das noch (scheinbar, dem Namen nach) katholische, in ihren Aufsätzen oder Büchern über Afrika und seine Bewohner behaupten, der Moslem sei fromm, tief religiös und zeichne sich besonders durch seine Gottesfurcht und wahre Nächsten-liebe aus! Und wen sollte es auch nicht ärgern und wer wird sich von einem charakterlosen Menschen sagen lassen, daß die Moslems ihre Töchter als höchsten Schatz, hingegen die katholischen Europäer die ihrigen als Arbeitsvieh oder gar Schlimmeres betrachten! Die dumme Behauptung, daß muselmanische Frauen sich oft versammeln und bis in die tiefe Nacht religiöse Bücher lesen, ist keiner weiteren Erörterung wert; gibt's ja niemand in der Welt, der solche Phantasien glaubt. Bin nun schon vier Jahre in Zentralafrika, bin als Missionär auch immer in Berührung mit den Eingebornen, habe jedoch immer gefunden, daß kaum ein Zehntel der Töchter Mohammeds lesen und schreiben kann! Wozu und woher also religiöse Bücher? — Wahr ist, daß sie sich oft vereinigen, auch abends und nachts, doch .... Noch vieles könnte ich in diesem Sinne erwägen; vielleicht ein andermal; an dieser passenden Stelle möge dies wenige genügen. Kehren wir nun nach Gabour zurück. — In der Nähe der Station ist nur ein Brunnen; das Wasser wird mit kleinen Kesseln, die an Mie baut ein Scbtltubfiopf ist. Mit unbedecktem Haupte in der Sonne gehen, muß ein wirksames Mittel sein, um den Kopf hart zu machen. Die Schilluk gehen immer entblößten Hauptes, das oft noch kahl geschoren ist, und das in jener afrikanischen Sonne, die nur der kennt, welcher ihre Wirkung erfahren hat. Die vielen Schläge, die der L>chillnk oft nur so im Vorbeigehen auf seinen Kopf er- ©rab eines Scbeicbs in einem langen Seile befestigt sind, langsam herausgezogen. Da denke man sich, wie lange es braucht, bis so viel Vieh —■ getränkt ist! Endlich konnten wir etwas schlafen. Es dauerte 'nicht lange; denn ran 2 Uhr nach Mitternacht wurde die Ochsenkarawane schon wieder mobil gemacht. — Schnell ließ auch ich satteln, einen schwarzen Kaffee und weiter. Für keinen Preis wollten wir wieder tut folgenden Nachtquartier mit dieser Sippe zusammenkommen! P. Lernard Zorn F. 8. C. ☆ bet Mäste bei Assuan. hält, dürften oft hinreichend sein, ran uns den nächsten Tag nicht erleben zu lassen. Vor nicht langer Zeit war in der Nähe von uns eine große Schlägerei, wobei auch zwei „umgebracht" (Schillnkausdruck für schwer verwundet) wurden. Nach dem Mittagessen reite ich auf meinem Esel zum Dorfe des-Großhäuptlings, wo die zwei kriegerischen Parteien, alle in Waffen, versammelt waren, um den Stand der Streitfrage zu erfahren.. Auf dem Wege begegnet mir ein Knabe und sagt: „Pater, komm', zwei in meinem Hause sind heute morgen getötet worden und zwar -am Kopfe." „Es ist schon recht," erwiderte ich, „ich werde kommen, wenn ich nach Hause zurückkehre." „Nein, nein, komme gleich, in unserm Hause kommt ein Unglück auf das -andere. Vor einiger Zeit hat man einen unigebracht, jetzt sind diese zwei dem Tode nahe; wer verschafft uns dann das Getreide für unser Haus?" Von Mitleid mit dem bist gekominen!") Es war auch eine ältere, weibliche Person da — wohl ihre Mutter — die auch spricht: „Abun i bi i kal cuok!“ Ich antworte mit einem gewöhnlichen Hm! Dann sage ich: „Man hat mich gerufen, weil hier zwei getötet seien, aber wo sind sie? Hierauf wendet der eine und dann der andere den Kopf gegen mich und spricht: „Pater, Töpferei in ©beräggpten. Kleinen bewogen, richte 'ich meine Schritte gegen sein Dorf. In seine Hütte eingetreten, finde ich zwei tüchtige Burschen um eine große Kürbisschale, die den Schilluk als Schüssel gilt, voll von Polenta und Durrah, was sie mit großem Appetit verzehren. Ich setze mich nach Sitte der Schilluk auf den Boden, ohne ein Wort zu sagen; nach einem kurzen Augenblick grüßt mich der erste, darauf auch der andere: „Abum i bi!“ („Vater, du siehst du hier nicht unsern Kopf ganz zerschlagen?" Und richtig haben alle zwei auf dem Kopfe eine tiefe und lange Wunde, in die man mit dem Finger dringen kann, um sie zu reinigen. Die Finger sind von den Stockschlägen zerschlagen, einer von ihnen hatte einen Lanzenstich gerade auf der Nasenspitze erhalten. „Aber schmerzt euch der Kopf nicht, wie könnt ihr mit solchem Appetit essen?!" „Freilich tut er weh, aber wir", antworten sie, „wir haben Hunger, weil wir eben von der andern Seite gekommen sind", b. i. nom Ort der Schlägerei. Ich schicke nach Hause, um etwas geeignete Medizin holen zu lassen, und unterdessen fragen sie mich, ob ihre Partei sie nicht noch verlangt habe, und erkundigen sich, wie viele auf der feindlichen Seite verwundet und wie viele Köpfe eingeschlagen seien. Sie trösten sich, daß sie nicht nur Schaden genommen, sondern auch zugefügt hätten. Ich halte ihnen natürlich eine Predigt, wie dieser Hader zwischen den Dörfern alles ruiniert und alle Eintracht und allen Frieden stört und nimmt. Sie stimmen mir in allem bei, aber — etwas anderes ist die Theorie, etwas anderes die Praxis. * * * Ein anderes Mal setzte sich ein Mädchen, das damit beschäftigt war, Ziegelsteine für die Maurer, auf den Bau eines Hauses zu tragen, auf ein Fenster gerade unter dem Gerüst, wo die Maurer mit andern L-chwarzen arbeiteten. Da fällt auf einmal ein halber Ziegelstein wuchtig herunter gerade auf den Kopf des Mädchens. Ohne zusammenzufahren, erhebt es sich, schaut in die Höhe und fragt: „Wer wirft denn da die Ziegel herunter?" Wie es natürlich ist, sind alle unschuldig und niemand hat ihn heruntergeworfen: das Mädchen aber setzt sich ruhig wieder auf den gleichen Platz. Wir waren nahe am Nil, um eine Straße anzulegen. Die großen und starken Mädchen lockerten mit großen Pickeln die harte Erde, während die kleinen sie auf die Straße trugen. Ich war nicht weit weg, als ich höre: „Arvi! vyekiano! („O weh!") und alle drängen' sich zusammen. Ich nähere mich ihnen und frage, was es gäbe. „Arvi! Nihaia anake' ka Kwero ! “ („Die Nikaia wurde mit dem Pickel getötet.") Wie kam das? Eines jener Mädchen, die den Boden lockerten, hat sich zu spät gebückt und ihre Nachbarin hat ihr, ohne darauf achtzugeben, mit dem Pickel einen Schlag auf den Kopf versetzt, so daß ihr eine große Wunde blieb. „O das macht nichts," sage ich ihr, „du gehst jetzt zu unserm Hause und der andere Pater wird dir den Kopf mit einer Medizin waschen." „Oh," erwiderte sie, „ich gehe nicht nach Hause, ich will diesen Abend mein Kleid haben" (b. i. meinen Taglohn). Darauf gehen die zwei genannten Mädchen zum Nil, waschen sich und nach einigem Geklatsch kehren sie zurück und setzen ihre Arbeit den ganzen Tag hindurch fort. Von dem Unfall aber sprach niemand mehr ein Wort. p. $. mobilen F. s. c. Zu unseren Wildern. Das Bild auf Seite 261 zeigt uns eine der größten Töpfereien Oberägyptens. — Die Tonarbeiten bestehen in großen und kleinen Wasserkrügen, wieWasserbehältern (Sir), Wasserschöpfkrügen (Borma und Gadus), Wasserflaschen (Gula) und Schüsseln. — Die Wasserbehälter haben gewöhnlich keine Glasur, damit sie recht porös bleiben. Die Wassertropfen, welche sich somit leicht an der Oberfläche der Gefäße ansetzen, halten das Wasser frischer, was bei der Tropenhitze sehr erwünscht ist. Die Glasindustrie Nordbödmens und die Missionen. Wer den Ereignissen in den Missionsländern im Verlaufe der letzten Jahrzehnte einige Aufmerksamkeit gewidmet hat, wird leicht die Ueberzeugung gewinnen, daß das 20. Jahrhundert ein Jahrhundert der Missionen werden wird, denn es berechtigt zur Hoffnung, daß die Verbreitung des Glaubens während desselben ungeheure Fortschritte machen werde. Je mehr sich die überkultivierten Völker von Gott entfremden, um so mehr wenden sich die unkülti- vierten dem „Lichte zur Erleuchtung der Heiden" zu. Die Bosheit der Menschen und die Wut der Elemente vermögen das lebendige Wort Gottes nicht aufzuhalten. Und doch schauen viele mit Bangen in die Zukunft, welche Ereignisse von furchtbaren Folgen geheimnisvoll verschleiern will. Das Verdienst der ersten EntdecknngAmerikas in seinen nördlichen Teilen gebührt den Nordgermanen des zehnten Jahrhunderts. Warum ging die Entdeckung dieser kühnen Seefahrer verloren? Warum haben sie dieselbe nicht ausgenützt und der Weltgeschichte den Weg nach Westen gezeigt? Sie waren zu arm und standen auf einer zu niedrigen Bildungsstufe, als daß ihre Entdeckung eine welthistorische Bedeutung, wie die Wiederauffindnng der tropischen Länder Amerikas durch Christoph Kolumbus, hätte erlangen können. Ebenso wird auch die katholische Kirche die ihr ungewöhnlich günstige Stimmung bei den Heiden nicht ausnützen können, wenn es ihr an den hiezu unentbehrlichen Kräften und Mitteln gebricht. Die nötigen Kräfte wird sie aufbringen. Zu dieser Hoffnung berechtigt das Drängen der glaubensbegeisterten Jugend zu den Missionshäusern. Doch „ihr großes Hindernis ist die Armut". „Die Mittel nehmen von Tag zu Tag ab." Der Verein zur Verbreitung des Glaubens hatte im Jahre 1905 eine Mindereinnahme von 262.271 Franken 64 Cents gegen 1904. Doch ist das nicht der einzige Fehlbetrag im Haushalte des Missionswescns der katholischen Kirche; die traurigen politisch-religiösen Vorgänge in Frankreich haben eine ansehnliche Reihe bisher ergiebig fließender Quellen der Missionsunterstützung ganz oder teilweise versiegen lassen. Tatsächlich mußten bereits verschiedene Missionsstationen infolge des Mangels an Unterstützungen aufgegeben werden, anderen droht das gleiche Schicksal, viele sind in große Bedrängnis geraten. Und doch ist es unbedingt notwendig, daß die noch heidnischen Völker unseren heiligen Glauben annehmen, bevor sie mit der gottentfremdeten Kultur Europas vertraut werden, der sie durch die modernen Verkehrsmittel viel näher gerückt wurden. Denn sie werden sonst zu dem Bewußtsein gelangen, daß man auch ohne unseren heiligen Glauben äußerlich groß werden kann, und mit kälter Verächtlichkeit denselben vornehm-gleichgültig ignorieren. Wenn die profane Bildung die religiöse übertrifft, wird der Mensch nur zu leicht glaubenslos. Die Deutschen haben dem Missionswesen in letzter Zeit großes Verständnis entgegengebracht. Beim Kindheit Jesn-Verein stehen die deutschen Kinder an erster Stelle. Aus Frankreich hatte dieser Verein im Jahre 1905 eine Mindereinnahme von 30.272 Franken, dafür spendeten die deutschen Kinder 30.602 Franken mehr als im Jahre 1904. Beim Vereine zur Verbreitung des Glaubens hatten die Deutschen im Jahre 1905 die größte Mehreinnahme; Belgien, Luxemburg und die Schweiz weisen im dritten Hefte der Jahrbücher der Verbreitung des Glaubens beträchtliche Gaben aus; zu den materiellen Opfern stehen die Opfer der persönlichen Hingabe im entsprechenden Verhältnisse. Demgemäß steigt auch die Anzahl der deutschen Missionsbischöse von Jahr zu Jahr. Das Gesamteinkommen der protestantischen Missionen betrug im Jahre 1905 76:,/4 Millionen Mark, außer 14'/., Millionen, welche in den Missionen selbst aufgebracht wurden... Jedenfalls können diese Zahlen sorglose Katholiken wachsamer machen und ihnen zeigen, wieviel auf dem Spiele steht, wenn die katholische Mission immer und überall durch finanzielle Schwierigkeiten gehindert ist, ihre gottgewollte Aufgabe in gehöriger Weise zu vollführen. Was auf dem Spiele steht, ist nichts Geringeres als die Bekehrung ganzer und großer Völker zur katholischen Kirche. Die Mittel dazu sind eine conditio, sine qua non. Die Deutschen Oesterreichs und Böhmens haben bisher dieser Angelegenheit ohne besonderes Interesse zugesehen. Denn es brachten z. B. das Bistum Metz im Jahre 1905 3 '/„mat und das Bistum Straßburg dreimal so viel für den Verein zur Verbreitung des Glaubens auf wie die Katholiken ganz Oesterreichs. Wer rechnet es zu seinen Aufgaben, dafür zu sorgen, daß auch die deutschen Katholiken Böhmens Anteil haben an dem Segen, den die Liebesgaben für die Missionen bisher den Franzosen eintrugen und den Rom jetzt den Deutschen anbieten wird? Bei den großen materiellen Bedürfnissen für kirchliche Zwecke bei uns können wir für die Missionen nur das anbieten, wodurch unserer Heimat kein Abbruch geschieht, was aber doch den Missionären sehr zustatten kommt. Da müssen an erster Stelle die Erzeugnisse der Glasindustrie näher ins Auge gefaßt werden. Sie ist ja meistens auf den Export angewiesen und zwar nicht zum geringen Teile in solcheLänder, in welchen katholischeGlaubens-boten wirken. (Sä)iu& folgt.) Line echt orientalische (Beschichte. Ein höherer mohammedanischer Beamter im Reiche des Khediven hatte einen Diener, welcher für ein Vergehen in seinem Dienste bestraft werden sollte. Nachdem der Diener verschiedene Entschuldigungsgründe vorzubringen versuchte, legte ihm der Herr einen dicken Stock und einen Korb voll Zwiebeln vor und sprach: „Wähle! Entweder iß all die Zwiebeln oder du erhältst eine Tracht Prügel." Der Diener wählte das Zwiebelessen. Als er die Hälfte bezwungen hatte, erklärte er, nicht mehr essen zu können, lieber wolle er die Schläge empfangen. Als er dieselben fast alle erhalten, schrie er laut auf und sagte, doch lieber die Zwiebeln fertig aufessen zu wollen. Aber nach einem gewaltigen Anlauf mußte er erklären, lieber wieder Schläge zu erhalten, als Zwiebeln weiter essen zu wollen. Das Ende vom Liede war, daß der Mann nach mehreren Versuchen sämtliche Zwiebeln aß, aber auch-seine wohlgezählte Tracht Prügel weghatte. Mie sah Pharao aus, der die Juden aus Aegypten nicht mehr fortlassen wollte, der dem Moses mehrmals seine Versprechungen nicht hielt und dafür von Gott gezüchtigt wurde und welcher endlich seinen Tod im Roten Meere fand, als er den Juden mit seinem Heere nachjagte? Er war ein etwas beleibter, alter Mann von mehr als Durchschnittsgröße (1‘74 Meter), fast vollständig kahl, nur mit einem schmalen Strich weißen Haares, mit verkalkten Adern, verknöcherten Rippenknochen und sehr wenig Zähnen. Diese Angaben stammen von Professor Elliot Smith, der int Auftrage Masperos, des Leiters der ägyptischen Ausgrabungen, die Mumie Meneph-tahs ausgewickelt und gründlich untersucht hat. Allem Anscheine nach ist Masperos Vermutung, daß es wirklich die Mumie Menephtahs sei, richtig. Man kann dies aus der Inschrift der Leichentücher, der Art des Einbalsamierens und besonders aus der Aehnlichkeit mit Ramses II., Menephtahs Vater, und mit Seti dem Großen, dessen Vater, schließen. Leider hat die Mumie sehr durch Räuber gelitten. Es hat sich auch herausgestellt, daß die Embalsamierer sich an dem Eigentum des Pharao vergriffen haben. (Bebetserbomngen und Empfehlungen. N. N. Dank dem hlst. Herzen Jesu für Erhörung in einer wichtigen Angelegenheit. Aus -t. Dem hlst. Herzen Jesu und Maria ewigen Dank für Verbesserung meiner finanziellen Lage. — Bitte noch weiter zu beten, daß mir auch im zweiten Teile meines Anliegens geholfen werde. Ans T. Unendlicher Dank dent göttlichen Herzen und der unbefleckten Gottesmutter für Hilfe in geistlichen Anliegen. * * I. P. in M. bittet, die folgenden Anliegen dem hlst. Herzen Jesu zu empfehlen: einige recht schwierige Familienangelegenheiten; einige Kranke und schwer Bedrängte; die Bekehrung mehrerer auf Abivege Geratener; Segen und Hilfe in schwierigen Unternehmungen. — Veröffentlichung int Falle der Erhörung versprochen. Th. W. in T. empfiehlt sich dein Gebete der Söhne des hlst. Herzens Jesu, um die Befreiung von Augen- und Fußleiden zu erlangen. Sch. bittet ums Gebet zum hlst. Herzen Jesu, Maria und Josef und zum hl. Antonius in besonderem Anliegen. K. L. in T. bittet ums Gebet, um Hilfe in geistlicher und leiblicher Not zu erlangen, und für eine kranke Schwester. N. N. in H. bittet ums Gebet der Söhne des hlst. Herzens Jesu, um in einem schweren zeitlichen Anliegen erhört zu werden. Dem Memento der hochw. Missionäre und dem Gebete aller Leser werden die folgenden Verstorbenen empfohlen: Frau Therese von Angeli-Forstemann (Bozen), Herr Georg Wittmann (Etgenhausen), Herr Dimitri Zamaria (Tegernsee), P. Franz Ser. Hattler S. J. (Innsbruck), Se. Eminenz Kardinal Andreas Stcinhnbcr (Rom). verantwortlicher Schriftleiter IRehtor P. Dr. /v. IKakkeiner F. S. C. — prevvereins--Luchdrusrerei 36dien, Südtirol. linferatenpreise: 12 Seite 20 K — 14 Seite 12 K - 1/8 Seite 7 K -1,16 Seite 4 K — bei Wiederholungen bober IRabatt. Ein wahrer Hausschatz für jede katholische Familie ist: LLLL Nrmen-Beelen-Wucl) Illustriertes haus- und Familienbuch für das katholische Volt. Bon Anton Steeger, Benefiziat. Mit bischöflicher Apprvbativu. — 580 Seiten Groß-Quartformat mit 125 Textillustratioucn und 1 Farbendruckbild. — Preis elegant in Leinwand gebunden 8 Mark = 9 Kr. 60 Heller, in hochfeinem Halbfranzband 12 Mark — 14 Kr. 40 Heller. 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Der reiche Inhalt desselben verspricht, daß die Gläubigen in das richtige Verständnis der wichtigsten Wahrheiten über die letzten Dinge des Menschen, deren Betrachtung so heilsam ist, eingeführt werden. Insbesonders praktisch finde ich die Belehrung über die Vorbereitung zu einem guten Tode. Die Spendung der heil. Sterbsakramente ist so schön erklärt, das; jeder gläubige Christ mit Befriedigung diese Belehrungen lesen wird. Und wie schön sind die Trostgedanken bei Sterbefällen eines Gatten, eines Kindes, beim Tode der Eltern, Geschwister und Freunde behandelt! Ich bin überzeugt, daß das Buch, dem ich weiteste Verbreitung wünsche, großen Nutzen stiften wird. Bestellungen auf das „Große Armensecleubuch" nimmt fede Buchhandlung entgegen sowie die Verlagshandlung von Lduard /longer, iDonauwövtb. Kongregation der „Söhne des heiligsten Derzens Zesu", - - - Missionare für Zentralatrifra. Außer Priestern und Theologen, welche Neigung und Beruf zum Ordensstande haben und sich dieser Mission widmen wollen, finden in dieser Kongregation Aufnahme Studenten der oberen Gymnasialklassen, welche in entsprechendem Alter stehen und Neigung zum Ordensstande haben: endlich sind auch Laien (als Handwerker, Bauern usw.) als Ordensbrüder sehr erwünscht und für das Wirken der Kongregation von großer Wichtigkeit. — Es werden auch brave und talentierte Knobelt aufgenommen und zu Missionspriestern ausgebildet, sowohl solche, welche noch keine, als solche, welche bereits eine oder mehrere Gymnasialklassen gemacht haben. Wegen der sonstigen Anfnahmsbedingungen wende man sich vertrauensvoll an den Obern der Missionshauses der „Söhne des heiligsten Herzens Iesu" in Milland bei Brixen, Tirol. llf>mYh frmniiSi' seien auf den neuen, unentgeltlich zur Verfügung stehenden Prachtkatalog It-llfUxi LI,lUlUL der als gediegen bekannten Firma Alois Maier in Fulda, Hoflieferant < gestrandet 1846), aufmerksam gemacht. Besonders hervorzuheben sind die zahlreich abgebildete!! Salon-Örgel-Harmoniums, anerkannt die seelen- und gemütvollsten aller Hansinstriimcute. Zn ihrer Herstellung wird nur das allerbeste, dauerhafteste Material verwendet. Ueber ihre fach gemäße Behandlung wird in der Preisliste Belehrung erteilt. Schul- und Hausorgeln sind in den verschiedensten Ausstattungen verzeichnet, für die einfachsten wie auch für die verwöhnteren Anforderungen. 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