^i. 4s. Laibach den 12. November 1864. 8. Jahrgang. Malter aus Urain. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") D^e ^Blätter aus Krain" erscheinen jcdcn Samstag, und ist der Priinumerlltionsprcis ganzjährig 2 fl. östcrr. Währung. Weine nicht mein Kind! O weine nich! mein Üind, Sei karg mit Deinen Thränen, Es kommt die Zeit, wo Dn Nach ihnen Dich wirst sehnen. Nie Nöölcin lechzend sieh't Der stillen Nacht entgegen, Daß lindernd sich daranf, Die milden Thaue legen, So wirst Dn fühlen anch In heißen Lebenslagen Der Thräne hohen Werth, Wenn Schmerzen Dich zernagen. Und denk' wic schwer e? ist, Wenn Gram die Brnst erfüllet, Und Deinem heißen Aug' Kein Thränlcin mehr cntcmillct; Tann dünkt Dir kalt die Welt, Die öde vor Dir lieget, Weil Du uicht weinen tannst, Weil Dir der Quell versieget. D'rnm weine uicht, mciu Kind, Sei larg mtt Deinen Thränen, Es lommt. die Zeit, wo Du Nach ihucn Dich wirst sehnen! Der Aönig von Hvetot. Novcllcttc von Oswald Hause. Im Jahre 1794 lebte in cinem Hause der Straße Canne-diere zu Marseille ein Manu, der die Stelle ciues Portiers versah uud zugleich Schneider war. Ein zweiter Johann, der muntere Seifensieder, saug mW trillerte er den ganzen Tag, indem er die Kleiduugsstücke seiner Kuudeu mit kunstgcübter Kand ausbesserte, während seine Gattin, die perfekteste Köchin weit und breit, gebratene Kastanien an die Leute der Nachbarschaft verkaufte, welche das Vrod als Luxusartikel betrachteten. Unter den Bewohnern des Hauses und den regelmäßigen Kundeu der beiden Ehclcute befand sich auch eine geflüchtcte corsische Familie, welche sehr häufig zu der Garküche der Madame Mathicu ihre Zuflucht nahm, ohue indeß im Puulte der Bezahlung ciue besondere Eile zu zeigen. Papa Mathicu und seine würdige Ehehälfte schenkten dieser Familie namhaften Credit, und zwar nur auf die ehrliche Miene der Mutter und die Worte des ältesten Sohnes hin, der ein junger hoffnungsvoller Artillerie-Offizier war und mit dem Portier auf besonders gutem Fuße staud. Wenn er nach Marseille kam, seine Familie zu besuchen, pflegte er oft in die Loge des braven Mathicu zu treten, um sich mit ihm zu uuterhalten. „Papa Mathieu," sagte cincs Tages der junge Offizier zu dem emsig nähenden Portier, „wofür quält IhrEnch eigentlich so? Ihr habt keine Kinder und sonst eiu leidliches Auskommen." „Das wohl, mciu Offizier," autwortcte Vater Mathieu, einen Augenblick die Nadel ruhen lassend, „aber scheu Sie, ich biu iu Juctot geboren, und kcnue keinen größeren Wunsch, als mir in meinem Geburtsorte ciu Häuschen kaufen zu können. Deshalb lege ich jeden Sou bei Seite, den ich erübrigen kann; aber, aber" — fügte er fcufzcnd hinzu — „es fehlt noch sehr viel, ehe dieser Wunsch in Erfüllung gehen dürfte." „Nun, Papa Mathieu," scherzte der junge Artillerist, „wenn ich es jemals in Frankreich zu etwas bnnge, so ernenne ich Euch zum König von ?)uctot." „Und ich," erwiederte lachend der Schneider, „proclamirc > Sie von dem Augenblicke an zum Generalissimus meiner Armee." „Tanke," sagte der Offizier, „ich lasse mir das gefallen, ohne die Hoffnung auf Besseres aufzugeben." ! „Ah! denken Sie vielleicht daran, die französischen Armeen zn Kehligen." ^ „Wer weiß? Als Soldat trage ich ja den Marschallstab in der Tasche." „In der That, Sie sind ehrgeizig, mein General!" , „Ein wenig. Und Eure Majestät?" ! „O lieber Gott, meine Majestät ist leicht zufriedengestellt; i sie begnügt sich, wie gesagt, mit einer Hütte in meinem Heimat' ^ lichen Dorfe, wenn sie nur Naum genug für eine Wirthsstubc ! uud eine Schneiderwerkstatt hätte." ! „Sie sind sehr genügsam, Sire. Ich verspreche Ihnen das Alles im Voraus." ^ „Und Ihnen wünsche ich einen Palast von Marmor, mein ! Herr General!" ! Der Schneider lachte laut und der Offizier lächelte wenig- ^ stens. Am folgenden Morgen reiste er zu seinem Ncgimento ab, seine Familie begab sich nach Paris, der Schneider trieb ! seine Beschäftigung in gewohnter Weise und seine Frau bratete ^ Kastanien für die Nachbarschaft. Beinahe hätte Papa Mathien ! das originelle Gespräch mit dem jungen, sonst so ernsten Sol-! daten vergessen, als er eines Tages einen Brief mit einer ganz ^ stattlichen Geldsumme empfing, dessen Inhalt lautete: „Ich biu General-. es ist also billig, daß Sie König ' von Yvetot werden, und ich hoffe, daß Sie mit Beifolgendem die erste Einrichtung zu bestreiten im Stande sein werden. Der General Von aparte." Papa Mathieu tanzte wie ein Rasender auf einem Beine, ^ nahm seine sieben Sachen zusammen und zog mit seiner Frau 178 den ersehnten Fluren der Heimat zu. In ))uetot angekommen, erzählte man ihm, das; die Gemeinde die Ruinen eines Schlosses, welches man vor der Revolution stets den „Palast der Könige von Ivctot" genannt hatte, zu versteigern gedächte, und sür eine geringe Summe wurden dem Schneider diese Trümmer wirtlich überlassen, die indeß immer noch Baumaterial genug enthielten, nm auf diesem Platze ein recht stattliches Häuschen ^ zu erdancn. Mathicu richtete nun wirklich eine Echänke in ! seinem Palaste ein und nannte sie: „Zur Republik von Vvetot," denn von Königen durfte damals bei Todesstrafe nicht die Rede sein. Fast um dieselbe Zeit, als der Schneider mit seinem Van fertig war, wurde der frühere Artillerie-Offizier zum General 011 oliei' ernannt, nnd nachdem er auch die letzten Trümmer der großen Revolution zerstört hatte, richtete er sich provisorisch in Luxcmbourg ein, um sich auf den Einzug in die Tuilericn ^ vorzubereiten. ! „Sollte der junge Mann Recht gehabt haben?" rief Papa Mathieu einige Tage nach dem 18. Vrumaire aus. „Er hat bei meiner Seele den Marschallstab in seiner Tasche gefunden; sollte er etwa —" Papa Mathieu's Rede verlor sich in ein ! unverständliches Murmeln, aber er hatte sagen wollen: „Sollte ^ cr etwa auch noch eine Krone finden?" Und er fand sie, wie Jedermann weiß, und sogar mehrere , so das; cr sie an seine Verwandten verschenkte. An dein Tage, wo der General die doppelte Krone von Frankreich und ! Italien sich auf das Haupt setzte, änderte Papa Mathieu das ^ Schild seiner Schänke und nannte sie fortan: „Zum Kö,'ge ^ von Vuetot," und seine Gäste legten ihm bereitwilligst selbst ! diesen Titel bei, so daß er schmunzelnd meinte: „Wir fangen unsere Dynastie Vcide zu gleicher Zeit an, ! und sind nun fast Vettern. Jetzt gilt's, wessen Regiment am längsten dauert." Während nun der neue Cäsar im Fluge Provinzen und i Länder eroberte, um den Gliedern seiner Familie Geschenke damit zu machen, begnügte sich der bescheidene Herrscher von ! ?)rctot damit, neben der WirthZstube einen kleinen Tabaksladen z anzulegen und eine Restauration einzurichten, deren Oberleitung cr seiner Köchin Ieanneton übertrug, da seine brave Frau seit längerer Zeit kränkelte. „Mein hoher Vetter macht allerdings seinen Weg schneller als ich," dachte der König Mathieu bei sich selbst: „er hat schon fast ganz Europa durchzogen, während ich uoch nicht den Kirchthurm des Torfes aus den Augen verloren habe', aber wer kann wissen, welcher von uns am Ende doch noch weiter kommt." Als der stolze Kaiser Napoleon die geliebte Gattin des Generals Vonaparte versließ, um sich mit der Kaisertochter zu verbinden, begnügte sich Papa Mathicu, der seine theure Ehehälfte verloren hatte, damit, seine Köchin Ieauneton zu sich auf den Thron zu heben, d. h. zu heiraten. „Hm!" sagte er dabei kopfschüttelnd, „mein Vetter gefällt mir nicht mehr, denn er vergißt seinen Ursprung, und das wird ihm Unglück bringen. Ich bleibe Mathieu, wie vorher, und meine Köchin Ieanneton gilt mir so viel, als eine Erzherzogin." In dieser Zeit 5er Triumphe und des Rühmet für don Kaiser Napoleon, wagte es Jemand, die friedlichen Tugenden des Königs von Yvcwt zu besingen, auf die Gefahr hin, dcu kriegerischen Sinn des allmächtigen Kaisers damit zu beleidigen. Das Lied wurde Mr populär und störte den Schlaf dcs Monarchen. Er ließ den Verfasser desselben ermitteln. DZr-selbe war ein einfacher Geschäftsmann — wäre es ein Fürst gewesen, der Kaiser hätte ihm gewiß den Krieg erklärt und ihn vielleicht entthront, aber so zweifelte er, was er thun solliö. Man versichert, daß in diesem Augenblicke ein geistreicher Mann — wahrscheinlich Talleyrand — lächelnd zu Napoleon gesagt habe: „Sirc, das Neckt, zu dichten, ist das einzig,?, was Ew. Majestät dem französischen Volke gelassen haben. Mazarm achtete es so, wie sein erlanchtcr Zögling; wollten Sie weniger nachsichtig gcgcn Ihre Unterthanen sein? Tas Volk bezahlt gut, lassen Sie es immerhin dichten und singen für sein Gc!d; ein Lied mehr, das ist eine Verschwörung weniger. Dieses Licdchcn machte nicht bloß am Hofe zu VcrsaNeZ Sensation, nein , es ward auch für das Königreich V^ctot, von größter Wichtigkeit, denn es hätte daselbst beinahe cinc politische Umwälzung hervorgerufen. Die Revolution, um welche es sich hier handelt, nimmt keine Stelle in der Geschichte ein, denn sie dauerte kciNM vicr-undzwanzig Stunden und hatte Nicmandcns Tod zur Folge. Die Dorfbewohner nämlich, zu welchen das Lied gedrungen war, und die übcrdicß das Verhältniß des Vater Nathicu zn ihrem Kaiser aus des Ersteren Erzählung sehr wohl kannten, vereinigten sich eines schönen Tages und ernannten ihn unter den Klängen jenes Liedes feierlich zu ihrem Könige, das hcißt, sie übertrugen ihm das Amt eines Ortsvorstehers, welches von dem bisherigen Inhaber desselben nicht zur Zufriedenheit dc-5 Dorfes verwaltet worden war. Vater Mathieu nahm die Königswürdo an und setzte Niemand ab, als den Schulmeister, dessen Stelle ein Würdigerer einnahm. So Hing die Staatsumwälzung ohne jegliches Blutvergießen von Statten...... Jahre mit ungeheueren Ereignissen waren vorübergegangen — die Schlacht von Waterloo war geschlagen. Der König von Vvetot soll nach derselben einen Brief an Napoleon geschrieben und ihm seine Staaten zur Disposition gestellt haben, aber der Vrief gelangte nicht an seine Adresse, und der Kaiser schiffte sich auf dem „Vellerophon" ein. „Ah!" pflegte Vater Mathicu seufzend zu sagen, „der arme Vetter, um wie viel glücklicher bin ich nun als er. Wä!> rend ich in Frieden auf meinem Dorfe regiere, sitzt cr einsam auf cincr fernen Insel als Gefangener. Aber warum war cr auch gar so ungenügsam und ehrgeizig!" Die S't. Johannes-Capelle und S'tatue bei der S'avedrücke. (S ch l u ß.) Nach ihrer letzten, vor 24 Jahren geschehenen Herstellung erfordern die an derselben wahrgenommenen bedeutenden Vc- schädigungcn cine kostspielige Herstellung, welche den Ständen ! Krains obliegen würde. In Erwägung dieses Umstandcs, dann ^ bei der in die Augen fallenden ungünstig gestellten Lage dieser i Capclle und da diese vormalige Commerzialstraße in Folge ^ der seit fünfzehn Jahren eröffneten südlichen EtaatZeisenbahn weniger benützt wird, und da bei diesem Umstände diese Capellc nebst ihren schönen Bestandtheilen — wenn auch eine kostspielige Wiederherstellung derselben erfolgen würde — bei weitem nicht mehr ein Gegenstand jener Aufmerksamkeit für Reisende ! wäre, als sie es durch die ihr wicdcrgegebene kunst- und prachtvolle Ansicht zu sein verdienen würde, hat sich der Landes- ! Ausschuß bewogen gefunden, zufolge Beschlusses vom 5. Juli 1861, Z. 3617, dieselbe unter Vorbehalt der Genehmigung ! des Landtages der Etadtgcmeinde in Laibach gegen dem znm ! Geschenke zu überlassen, daß sie die Uebertragung derselben ! nach Laibach an einen angemessenen Ort, und daselbst die vollständige Wiederherstellung und Aufstellung auf eigene Kosten übernehme, wozu wohl ein Platz an oder bei einer Brücke am ^ meisten angemessen und entsprechend wäre, und daß sich der ! Stadtmagistrat verpflichte, dieselbe bleibend im guten Stande z Zu erhalten. Nachdem nun der Stadtmagistrat in Laibach die ! unter diesen Bedingungen gemachte Schenkung nach mehreren ! Debatten angenommen hat, und hievon auch das fürstbischös- i liche Ordinariat in Kenntniß gesetzt wurde, so ist diese baldige ! Aufstellung an einem passenden Ölte in Laibach zu gewärtigen, und es wird sonach diese Stadt um ein prachtvolles historisches ^ Kunstdcnlmal bereichert, das ihr zur besonderen Zierde gereichen wird. Nach dem neuesten Kostenanschläge betragen, unter der Voraussetzung, daß die Etatue an ihrem gegenwärtigen Standorte verbliebe, die Herstellungskosten des Monumentes 242 st. 50 kr. und die Kosten des Aufbaues einer neuen Capelle 2340 fl. Der künstlerische Werth dieser Sculpturarbeiten, wenn sie auch leider hie und da mehr oder weniger beschädiget sind, ist allgemein anerkannt, und es mag ein mehr gewandter Kunstkenner die Statue nebst ihren Attributen genauer beschreiben. Toch kann ich es nicht unterlassen, über die an dieser Capelle vorhandenen acht marmornen ovalen Wappentafcln eine genauere Erklärung zu geben, aber nicht in der Art, das; ich mich in -cine genaue Beschreibung dieser Wappen einlassen wollte, indem die persönliche Ansicht derselben den Kunst- und Wissen-schafts-Freunden erwünschter ist, sondern ich will nur jene Patrizier Krains aus jener Periode namhaft machen, in welcher man diese Capclle erbaute und ihre Wappen daselbst anbrachte. Vorläufig sei also bemerkt, daß an der Außenseite ober dem Eingänge drei und in der Capelle vor der Marmorstatue am Boden fünf marmorne Wappentafeln, diese neben einander liegend, angebracht sind. Sowohl das mittlere der äußern drei, als als der innerhalb befindlichen fünf Wappen ist das ! gräflich Gallenbcrg'sche, und eines wie das andere deutet an, daß diese Capclle unter einem Landeshauptmanne aus dem ! rcichsgräflichcn Hause Gallenbcrg erbaut wurde. Tiefer damalige Landeshauptmann war Wolf Weikhard Neichsgraf von Gallenberg, welcher zu Folge des Sterberegistcrs der hiesigen 5 179 ! Tompfarrc, wo er als C^)it^ii6U8 ?i'0vinoiuo angegeben ist, ^ am 51. Februar 1733 (nicht wie im Dr. Klun's Arctio i I. Heft, Seite 84, im Jahre 1734) alt 04 Jahre, starb, l und dessen Leichnam nach Münkendorf, der Stiftnng feiner Ahnen, zur Beisetzung abgeführt wurde. Von den andern beiden äußern Wappen ist das zur linken Hand von dem Landeshauptmann-Stellvertreter Orphcus ReichZ-grafen von Strassoldo, welcher zu Folge Stcrberegislers der ! hiesigen Domvfarrc, wo er als I^ooumt6N6U8 angegeben ist, i am 26. December 1732, alt 72 Jahre, starb, und dessen ! Leichnam nach Moräutsch znr Bestattung abgeführt wurde. Daß ^ die Landeshauptleute Stellvertreter hatten, kommt in den dama-! ligcn Landtagsoerhandlungen mehrmals vor. ! Die übrigen fünf Wappen, nämlich das äußere zur rechten ! Hand und vier von den am Boden vor der Statue angc-^ brachten sind aber von den im Jahre 1727 gewesenen slän-, dischen Verordneten, und zwar, das äußere zur rechten Hand j vom Anton Josef Reichsgrafcn von Auersperg, von der Pon-i kraz'schen jüngeren Linie in Krain, geboren am 7. Mai 1695, ! Herrn zu Neichcnstein, Lichtcnwald :c., k. k. Kämmerer, wirtl. ^ geheimen Nathe, in der Folge 1743 bis 1759 Landcshauv:-^ mann und Crbmarschall von Krain, gestorben zn Laibach am ! 6. October 1762. Sein und seiner Gemalin Maria Iosepha ! Antonia, geb. Gräfin von Kaiserstcin erstgeborener Sohn war ! Raimund, geb. am 30. August 1723, Tomprobst in Laidach ! 1771 , zugleich auch bischöflicher Ossizial und ständischer Verordneter, gestorben an der Entkräftung am 25. Juni 1790. Von den im Innern der Capcllc am Boden angebrachten ! Wappen ist das erste vom Carl Heinrich Schweiger von Lerchen-fcld. Die Lerche im Hauptfelde (für einen Papagei gehalten) gab zu der Ansicht Vcranlafsung, daß man dieses Wappen sür das des Abtes von Sittich, welcher auch ständischer Verordneter ! war, hielt, was es aber nicht ist. Das zweite ist vom Prälaten des vormaligen Carthäuscr-klosters Freudenthal, damals Jakob Klopper. Das dritte, oder mittlere, ist, wie schon oben erwähnt, Gallenberg'Z. Das vierte mit den an einen spitzigen Felsen auf beiden ! Seiten herauf kriechenden zwei Eichhörnchen vom Johann Taniel von Gallenfels, der auck ständischer General-Einnehmer gewesen ist, und das fünfte mit dem links heranspringenden Widder im Hauptfelde vom Johann Ferdinand Freiherrn von Hallerstcin. Anton Iellouschek. Eine Comzwnirmaschine. Bekanntlich befassen sich die Techniker bereits seit längerer Zeit mit der Erfindung einer Componir-Maschinc, d. h. einer Maschine, welche dem Componisten es ermögliche, seine musikalischen Gedanken, denen er durch das Clavier Ausdruck verleiht, in sichtbaren Zeichen zu fiiircn. Nachdem alle bisherigen Experimente dieser Art mißlungen waren, soll es dem seit einigen Jahren in Paris ansässigen Pianisten und Componiften E. F. Endres aus Mainz — derselbe ist Musik - Tirector der deutschen Liedertafel in Paris — geglückt sein, eine Vorrich- " 180 tung zu erfinden, welche dem angestrebten Zwecke nicht bloß entspräche, sondern so weit darüber hinausginge, daß die Trag- , weite ihrer Wirkung noch gar nicht zu berechnen wäre. Die in Nede stehende Componir-Maschine, deren innere Organisation noch Geheimnis; ist, läßt sich an jedem alten und neuen Tastcn-Instrumente, wie Orgel, Clavicr :c., mit geringer Mühe und wenig Kosten anbringen, ohne dem Instrumente selbst die geringste Beeinträchtigung zuzufügen, und ist, obgleich für beliebig viele Octavcn berechnet, doch von so geringem Umfange, daß ! man sie unter oder hinter dem Instrumente ganz verbergen ' kann. Vom innerlichen Mechanismus abgesehen, bestehen die ! äußerlich zur Erscheinung kommenden Vorrichtungen der Maschine darin, daß ein etwa zwei Zoll breiter Streifen gewöhnlichen ! Papieres ohne Ende an der einen Seite sich in die Maschine ^ hincinrollt und an der anderen Seite roth liniirt und mit Noten- ^ zeichen :c. schwarz bedruckt wieder zum Vorschein kommt. Die Maschine gibt jede Note auf oder zwischen den Linien an, welche ^ . auf der Tafte angeschlagen wird, und zwar nicht bloß deren , Benennung o ä 0 u. s. w., sondern auch deren Zeitwerth in ! den üblichen gewöhnlichen Schriftzcichen (Notenköpfen), d. h. sie ! druckt die Note in der Form einer V32 , V,«, '/« , '^, ^2 ! und ganzen Note, gibt an, ob dieselbe punctirt ist oder nickt, ^ markirt die Pausen, die Forte und Piano, wo das Pedal wirkt und zu wirken aufhört, zeichnet die Tactstriche, mit Einem Worte, schreibt die Musikstücke nieder, so daß der Feder fast keine Nachhilfe übrig bleibt. Jeder Bewegung des Spielers ! willig, wie die Finger seiner Hand, Folge leistend, bewegt ^ sich der Mechanismus in ^ oder V4 Tacten (alle anderen ! Tactarten lassen sich auf diese zurückführen) und eilt oder zögert ! nach Belieben. Aber mehr noch, dieselbe tranZponirt auch augenblicklich jedes Musikstück aus der einen in die andere Tonart. Ermöglicht so dieser Mechanismus dem Componisten, seine Phantasien und musikalischen Gedanken sofort in den gewöhnlichen Zeichen zu.Papier zu bringen, so gestattet derselbe außerdem, von jedem Musikstücke sofort Copie zu nehmen, für Instrumentalmusik die einzelnen Stimmen aus der Partitur auszuschreiben , die Schüler zu controlircn, ob sie richtig spielen (denn sie markirt jeden Fehler), und ob sie gewisse Stellen so und so viel Mal geübt haben, dem Tauben zu sehen, was er gespielt, und dem Lehrer, ohne daß er neben dem Schüler säße (also Mr äiswueß), Unterricht zu geben u. dgl. mehr. Wenn die neue Ersinduug sich in Allem bewähren sollte, woran man nach den gemachten Experimenten kaum zweifeln kann, so wird durch dieselbe jedenfalls eine Art von Revolution in der musikalischen Welt hervorgerufen werden. Das Sprachrohr des Manila«. Die weitverbreiteten Indianer-Unruhen im Westen mußten die Befürchtung wach rnfen, es könnten die Eingeborenen einmal die Stangen des Pacific-Telegraphen zwischen den Vereinigten Staaten und Kalifornien umhauen und die Drähte niederreißen. Um diesem vorzubeugen, beschloß Mr. Creighton, der Hersteller der Ueberlandslinie, den Aberglauben, der bcr den Indianern eine gcwallige Nollc spielt, zu benutzen. Al5 die Linie daher von Fort Kearncy bis Fort Laramic, die etwa 500 Meilen von einander entfernt sind, vollendet war, richtete er es so ein, daß an demselben Tage der Häuptling der Aravahö's-Indianer zu Fort Kearncy Station und der Ehef der Eiour-Indianer zu Fort Laramie anwesend war. Diese beiden Stämme gehörten zu den mächtigsten der Ebcncn und' die beiden Häuptlinge waren eng mit einander befreundet. Nachdem die Opcratoren anf beiden Stationen sich durch Signale überzeugt hatten, daß jeder von ihnen einen Häuptling-, an seiner Seite hatte, fragte Mr. Ereigthon, der zu Fott Kcarney war, den Arapahö-Chef, ob er nicht Lust habe, etwas-mit seinem Freund zu Fort Laramie zu plaudern. Der Indianer grinste den Superintendenten ungläubig an. Endlich-überzeugte Mr. Ercigthon den Indianer, daß hicr von keinem Scherze die Ncde sei, und bewog ihn, eine Frage zu stellen.. Der Sioux antwortete. Die Unterhaltung wurde lebhafter und-die Fragen und Antworten flogen hin und her. Beide Häuptlinge waren anßcr sich vor Erstaunen und nach echter Indianer-weise forschten sie nicht nach einer Erklärung des Wunders^ sondern nahmen die Erklärung des Mr. Ereigthon und des-Telegraphisten zu Fort Laramie, daß der Telegraph die Stimme,, oder vielmehr das Sprachrohr Manitou'Z, „des großen Geistes"' sei, mit glänbigcm Vertrauen an. Um die Demonstration zum Abschluß zu bringen, ließ man die beiden Häuptlinge sich gegenseitig einladen, sich halbwegs zwischen den beiden Forts zu treffen. Der Einladung wurde sofort Folge geleistet, als ob es ein direkter Befehl Manitou'Z sei. Die Häuptlinge ritten anf für sie bereit gehaltenen Pferden 250 Meilen weit, trafen und überzeugten sich, daß es mit der Unterredung, die sie eine Woche zuvor, 500 Meilen weit von einander entfernt, gehalten hatten, seine vollständige Nichtigkeit habe. Die wunderbare Mähre vom Telegraph wurde bald unter allcu Stämmen bekannt, und von jener Zeit an bis jetzt, waren die Stangen, Drähte, Stationen, Instrumente, kurz Alles, was zum Telegraph gehört, in den Augen der Indianer heilig und bleiben unberührt. Literatur. Vom „Illustrirteu F a mi li cn b u ch e," herausgegeben vom ostcrrcich. Lloyd, liegen uns das 11, und 12. Heft, der Schluß des IV. Bandes neuer Folge (XIV. Jahrgang), ;nr Beurtheilung vor. „Die beiden Dragoner" von Stau. Graf Grabowski, und „Das Kind der Schmerzen" von Bernd vonGuscck, stammen aus der Feder zweier der beliebtesten Novellisten, nnd bcidc Erzählungen machen dem wohlbcgrttndctcn Nnf ihrer Verfasser alle Ehre. Einen sehr ansprechenden ethnographischen Aufsatz spendete wieder I. G. Kohl: „Die Spanier." „Die altgermanischen Tabakspfeifen," von Dr. Milllcr, und „Die Todtenurncn" (Kanopcn) in Trieft, von Professor Ungcr, bringen sehr interessante archäologische Aufschlüsse. „Die Ningelthiere im Dienste der Menschheit," von C. Nnß, schließen mit den Termiten, Heuschrecken, Maikäfern. Scorpioncn und Leuchtkäfern. Einen sehr klaren und vortrefflichen Aufsatz lieferte Professor A. Vogel: „Ueber hartes und weiches Wasscr." Heinrich von Littrow schildert uns endlich auch dic „Insel Nhodus" und Friedrich Ger-stäckcr in höchst humoristischer Weise „eine Truthahnjagd" in den amerikanischen Urwäldern. Dic beigegebencn Stahlstiche sind, wie stets, cinc höchst willkommene Zugabc, und dem bewährten Nnfc der artistischen Anstalt des österreichischen 3lvyd ganz entsprechend. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. — Druck uud Verlag von Ign. v. Kleinmayr s5 F. Bamberg in Laibach.