862 r Lel>ensl'ilder j Z § H s d H j ^VsrgOUg-UH-it. ! - H 4 EhrkiispiegeldnSteiermiirs;, Stadt Marburg Gr«), 1863. in Marbnra Lebeusbilder aus der Äls öeitrag zu einem Ehrenspiegel der Steiermark besonders der Stadt MarkurH. LiimDeflen des UnlttflittMgssondes sar arme Ggmnasialschnler hcrausgegeöen. Graz, 1863. Verlag von Friedrich Feyrer's Buchhandlung in Marburg. Jlür Alle, die an nachstehenden Skizzen An- thell nehmen, nur die noll-wendige Vorerinnerung, daß diese schon seit zwei Jahren sertig sind, deren Drucklegung aber durch Mißgeschicke aller Art bisher verzögert wurde. Mochte« sie uur setzt meine« Freun¬ den — besonders den Bewohnern Marburgs und Untersteiermarks, denen ich dies Büchlein widme — dafür desto willkommener sein! Windischgratz, in der Barthlmäwoche 1863. Einleitung uncrklärbar, oft durch den Jdeeugang hervorge- rufrn oder durch besondere Umstände veranlaßt treten Perso¬ nen vergangener Zeit vor das geistige Auge des Menschen (was sich bei einem mehr bewegten Leben natürlich noch öfters wiederholt) und man wird mit solchen Bildern dann in das Reich der Vergangenheit oder in die Kreise jener Personen so lebhaft hincingczogen, daß oft darüber die Gegenwart zurück¬ tritt. Sind dann solche Menschen (materiell — nicht formell) hohe oder edle Charactcre, so wird damit auch die Seele höher gestimmt, und der Jdeeugang wird damit zum schönen Trau¬ me— wie bei der Erinnerung an Trauriges oder an ver¬ worfene Menschen zum drückenden Alp. Solche Bilder, wie sie also oft dem Verfasser vorschweb¬ ten , sollen nun dem freundlichen Leser gegeben werden — nicht etwa Biografien (daher selten: wo und wann geboren oder gestorben und was Alles gewesen?) sondern nur Bilder, Umrisse, Skizzen. Er wird da vielleicht manchem alten Be¬ kannten begegnen, und diese Aufzeichnungen aus einem viel bewcgtenLebcn so nehmen, als was sie geboten werden: Zeit- und Sittenbilder, oft der Ausdruck individueller Anschauung und dergleichen, und in so ferne dürften sie Manchem will¬ kommen sein, und dürfte der beschriebene Eindruck mit jenem 1 2 meiner Freunde (für welche dies Buch eigentlich geschrieben) oder mancher Marburger übereiustimmen. Haben diese Bilder und Lebensumrisse dann aber auch nur eine gleichgestimmte Seele gefunden, oder einen bekann¬ ten Ton angeschlagen, der aus weiter Ferne wiederklingt, und haben sie Erinnerungen geweckt, welche den Geist erheben, so ist ihr Zweck vollkommen erfüllt nud deren Herausgabe ge¬ rechtfertigt. Ich habe mir besonders Untersteier und seine Sohne zum Ziele gesetzt, weil ich selbst da mehr zu Hause bin, und Namen aus jenen Tagen begegne, die mir unvergeßlich sind (wenngleich diese Bilder mir oft nur in ungewisser Erinnerung vorschweben, gleich jenen lichten Wölkchen an schönen Aben¬ den, deren Gestalt sich stets ändert), weil sic ehrenvollen Andenkens dort noch fortlebcn, also auch dem heutigen Geschlechte bekannt sein mögen! Fester stehen die Bilder unserer Lehrer: nicht mehr da- hinziehendcn Wolken, sondern Sternen gleich, die an unscrm Abendhimmel, ehe die volle Nacht cintritt, mild und freund¬ lich herablcuchten und uns vom Horizonte, an dem die letzten Abcndstrahlen dämmern, in die Tage des ausgehenden Lebens, in die der rosigen Kindheit, oder in jene der mehr schon be¬ wegten Knabenjahre, meist aber schon in unsere unvergeßliche Jugendzeit zurückversetzen, besonders, wenn diese unsere Lehrer unsere Anerkennung genießen. Fix gestalten sich solche Porträts erst später — leider schon oft von traurigen Erinnerungen eingerahmt! — Weil ich da von den Lehrern spreche, so glaube ich auch manche gegenwärtige Bürger von Marburg, mit denen mich das Alter oder Geschick auf die Schulbank zusammenführte, auch auf mich erinnern zu müssen. Eigentliche und innige Freundschaf¬ ten werden wohl meist später tim Jünglingsalter) geschlossen, Z aber ich hoffe, daß ich auch aus frühem Tagen her (als ge¬ wesener Mitschüler) in eben so gutem Andenken bei ihnen sein werde, als es die Meisten noch bei mir sind, und so führe ich von unfern Lehrern die Namen auf, wie sie an meinem Gedächtnisse twrübcrziehen, z. B. Nikolaus Schon, ein sogenanntes „Reichsglied", ein eifriger Schulmann, da¬ mals Director der Normalschule, deren Bau am Kirch- (heu¬ tigen Dom-) Platze mir auch noch wohl erinnerlich, ein leb- haftcrGesellschaftcr außer der Schule — Johann Panis, der non Mariahilf in Graz nach Marburg übersetzt wurde, und der sich meiner, als ihm besonders empfohlen, eifrig an- nnhm; später thätigerOckonom — Ignaz Reittmann, so viel ich mich erinnere: „Schreibmcister" mit großem Eifer — F r a n z Tr e m m el, der auch anderseits der StadtMar- burg »»gehörte, endlich unsere Katecheten M ich. Gruber und Johann Jokope — wohlgcmcrkt: es sollen nur Bilder der Vergangenheit (nicht Lebender) geliefert werden. Noch gedenke ich der P r ä m i e n n e r t h e i lu n g e n, welche Feierlichkeiten nicht — wie eine kurze superkluge Zeit es finden wollte — zwecklos, sondern sich oft tief imGemüthe des Knaben cinprägen und, wie der erste Schulgang, oft einen Eindruck für's ganze Leben — auch manchmal schon eine Lebensrichtung geben. Wie viele meiner Schul- und Spielgenossen sind seitdem (bald ein halbes Jahrhundert!) selbst hinübergegangen, und gehören schon mit zu den Bil¬ dern der Vergangenheit, — dieUcbriggebliebcncn mögen sich Alles nun mit diesen Aufzeichnungen zu einem Ganzen ge¬ stalten ! — Aber auch andere Erinnerungen sollen d a m i t g eweckt werden: da in meinem väterlichen Hause zu Marburg Geselligkeit herrschte und nicht nur oft Besuche aus Graz, der Heimat meiner Mutter kamen, sondern 1* 4 auch Stellung und Bildung meines Vaters oft Leute aus allen Ständen da vereinigten, so kamen auch die verschieden¬ artigsten Gespräche vor, und auf solche, betreff der damaligen Kriegsereignisse, erinnere ich mich genau, z. B. auch noch auf den Abmarsch unseres damaligen vaterländischen Regiments (Lusignan) aus Marburg, des Durchzuges der Serben, dann der Erzählungen von der Leipziger Schlacht u. st w., endlich einer Tafel, die dem rückkchrenden „Feldpater" Rotter (später an der windischcn Pfarre angestcllt) gegeben wurde; mir deswegen eine besondere Erscheinung, weil meine Mutter mir von dessen Pflichten und gefährlichem Berufe im Felde erzählt hatte, ich aber, wie cs das Knabenalter und besonders jene kriegerische Zeit mit sich brachten, stets nur soldatische Ideen Herumtrug, genährt durch liebenswürdige Offiziere, wie sic manchmal der Zufall in's Haus führte, z. B. Lichtenfeld, Schüret) u.A. Ebenso sind mir die Namen chrenwerther Bür¬ ger und Bewohner dieser Stadt aus jener Zeit noch sehr er¬ innerlich — auch ihre Gestalten wollte ich zeichnen, z.B. des gemächlichen und thätigcn Fr a n; V o g l, des eifrigen I o- hann Remih, wie auch Anderer, deren Namen in der heutigen Generation aber noch fortleben, sämmtlich anerkannt auch um's Allgemeine, und um Marburg selbst verdiente Männer, deren Bilder die Tage meiner Kindheit im Geiste begleiten. Wie solche nun mir vor die Seele treten, folge ich — natürlich ohne ein System oder eine Zeitordnung festhalten zu können — dem freien Jdccngange, versuche es auch öfters, Zwei zusammen zu stellen, die mir wie immer zusammen¬ gehörig oder (in was immer für einer Richtung) gleich wir¬ kend oder in ähnlichen Verhältnissen erscheinen, und so mögen zwei vielverdicnte Seelsorger hier den ersten Platz ein¬ nehmen und dieReihensolge der versprochenen Bilder eröffnen- 'S PMschrtsch md Jöschmz. Welcher Marburger (besonders der reiferen Generation) hat diese Namen nicht schon nennen hören und sie nicht, mit hoher Achtung genannt, oft vernommen! Noch werden sich Mele des Letzteren erinnern, Wenige vielleicht des Erstge¬ nannten, der 1826 (als Domherr in Graz) starb. Es sei er¬ laubt, mit der Erinnerung an ihn auch Erinnerungen aus längstvergangener Zeit zu erwecken — vielleicht für Manchen damit aus einer Zeit, wo das Leben noch viel versprach. Dr. Andrä Kautschitsch, geboren zu Kapellen (nächst Radkersburg), gehört zwar einer Generation an, die größten- Heils abgestorben, aber seine Werke überdauerten die persön¬ liche Erinnerung; er war noch aus der sogenannten Josefini¬ schen Zeit und Schule, und in Graz anerkannt der Scharf¬ sinnigste im Kapitel. Vorhin Stadtpfarrer und Dechant in Marburg, wird sein Andenken durch sein Wirken da fortleben, wie sich doch auch noch Einige des schlichten nnd freundlichen Mannes, der stets „Zuckerl" für uns Kinder in der großen Westentasche hatte, so wie der allgemein auch schon damals ausgesprochenen Achtung, erinnern dürften? Sein anspruchs¬ loses Aeußere verrietst nicht den aufgeklärten denkenden Theo¬ logen, welcher übrigens nach damaligem Zeitgeistc einer Secte angchört haben soll, welche in Oesterreich strenge verpönt war, der aber die edelsten Menschen, die größten Regenten, die tiefsten Denker des vorigen Jahrhunderts angehörten—übri¬ gens war ja hier gar viel verboten, worüber hoffentlich die Zukunft anders urtheilcn, ja eben so oft herzlich lachen wird, als über so vieles Gebotene, z. B. die mit Zoll- und Winkel¬ maß gegebenen Bartvorschristen u. s. w. — 6 — Als intelligenter Slovenc, als muthiger Wcrtheidigcr seines Volkes und warmer Beschützer slovenischcr Jugend, die sich besonders in Graz an ihn fest anschloß, übte er wichtigen Einfluß, und da seine geistige Ueberlegenhcit ge¬ fürchtet wurde, war seine Stimme im Rathe maßgebend. Was er dort (besonders während der langen Sedisvacanz) nicht durch einfachen Vortrag erzweckte, geschah oft durch schlagenden Witz, und so wirkte er (auch als Studien-Director) mehrseits mit Erfolg Und zweckmäßig — sogestaltig hatte aber auch die windische Steiermark einen gewaltigen Vertreter — - wie seitdem Keinen mehr. Daß er cs aber auch redlich meinte, zeigen seine großherzigen Stiftungen für arme Studenten, die zweckmäßigen Verschönerungen des Marburger Stadt¬ pfarrhofes und Verbesserung der Pfründe, der Kirchenbau seiner Gcburtspfarre, die rationellen Herstellungen in seinem Weingarten (nun im Besitze seiner Verwandten) und dergl. W a s hätte dieser reelleMann wohl zum jetzi- gen Strohfcuer gesagt?? Mehr als an ihn werden sich die Marburger noch an Mathias Lösch nig erinnern, der als Stadtpfarrcr, Kreis¬ dechant, Viccdircctor des Gymnasiums u.s.w. erst 1830 starb, nachdem er als Priester im vollsten Sinne des Wortes, als väterlicher Freund aller, besonders die ihm näher standen, als Wohlthätcr nach allen Richtungen, durch zwei Dccennicn ge¬ wirkt hatte. Als Seelenhirt fromm, ohne Zclotcn-Eifer, als Geschäftsmann streng, ohne zu beleidigen, als Freund warm und innig, ohne seine Würde zu vergeben, als Vater der Ar¬ men, Helfer und Tröster in der Noch überall und freundlicher Genius in jedem Kreise seiner Thätigkeit, wird er in seiner Vaterstadt (zugleich dem Orte seines rastlosen Wirkens) stets eine hehre Erinnerung bleiben. Sein Verhältniß zu meinen beiden Vätern war innig, nnd seine letzten angenehmen 7 Stunden verbrachte er in ihrem Kreise, im Weingarten des Fürstbischofs von Lavant nächstMarburg. Forregers Brief ddo. 18.Jänner 1830 an meinen Vater ist zu sprechend, um hier nicht Platz zu finden als Beweis der Wahrheit alles Gesagten: „Also hat unser alter, edler, lieber Freund hienieden aus- gelitten. Friede seiner Asche. Möge uns einst ein leichteres Scheiden aus diesem Jammerthale werden, aber möge nur auch der zehnte Theil derThräncn und Segnungen uns Nach¬ folgen, die den Allverchrtcn gewiß in's Grab begleitet haben. Durch einen Zeitraum von beiläufig dreißig Jahren waren wir gewohnt in dem gastfreundlichen Pfarrhofe zu Marburg unfern lieben Jugendfreund zu finden, die angenehmsten Stunden in seinem Umgänge zu erleben, und unsere innersten Herzensergießungen gegenseitig auszutauschcn — ach, nun ist dieser Pfarrhof für uns ein fremdes Haus, und bei der einsamen Kapelle unter unfern vorausgegangenen Eltern und Lieben, unter seinen in das Allvaterhaus hcimgekchrtenPfarr¬ kindern werden wir die Ruhestätte seines Körpers suchen. Schon sehen wir wenige mehr aus der Kette unserer Zeitge¬ nossen, die Meisten sind in's Grab gesunken, einzeln, zerstreut rufen wir noch einander zu, wie verlorne Schildwachcn aus einer vergangenen Welt. Wie lange wird's denn wohl auch mit uns währen? Doch genug davon, ich muß meinen Ge- dankcnlauf ändern , sonst bricht mir das Herz u. s. w." Seine Biografie (aus der Feder des weil. Prof. Supan- tschitsch) hat mehr von ihm erzählt; die Anwesenheit seines Porträts, fast in jedem Hause der StadtMarbnrg, möge die Ehrfurcht bethätigen, die dem Verklärten gezollt wird — mir bleibt das Andenken an seinen gastlichen Pfarrhof, an seinen immer heitern Sinn, seinen herzerhebenden Predigten (man pflegte davon zu sagen: „Kurz und gut"), später an die 8 Freudeiltage, wenn er nach Graz kam und Alles sich um ihn versammelte, wie seine hohe, edle Gestalt, unvergeßlich und stets heilig. Sein Pfarrhof in Marburg Ivar nicht nur das Asyl aller Bedrängten und Hilfesuchenden, das Absteigguartier und Kostort aller seiner vielen Freunde und Angehörigen von Nah und Fern, sondern auch der Mittelpunkt der damaligen literarischen, belletristischen und geselligen Welt Marburgs, und trauernd sprach man nach Jahren noch von „Dechant Löschuig und seiner Zeit", aber mit Stolz nennt Marburg daher auch ihn den Scinigen. Ein neues Geschlecht ist seitdem erwachsen, die Formen haben sich gewaltig geändert, und wer erst in zehn Jahren auf dem Gange des Stadtpfarrthurmcs (wohin Löschuig mich beim ersten Gange als Cicerone begleitete), sich umschen wird, dürfte das Marburg von einst kaum mehr erkennen; so schafft und rüttelt die Zeit au menschlichen Gebilden, aber die reben- bedeckte Hügelreihe im Norden, die schönen Bergketten im Westen und Süden, wie die fruchtbare Ebene im Osten wer¬ den immerhin Zierden der Stadt bleiben, wie die Erinnerung an solche Männer, als die Vorgenannten, ein Schmuck, den keine Zeit ändert und mit dem noch die späten Enkel prangen dürfen, denn vollkommen paßt auf Beide der Spruch: „Wer dem Besten seiner Zeit gelebt — hat gelebt für alleZeiten!" Wir gehen von diesen auf zwei andere Lehrer über — auf zwei Professoren des alten Marburger Gym¬ nasiums, welche durch ihre Wirksamkeit in anderer Sphäre sich verdient machten, und durch spätere Thätigkeit sich Ruhm und Ehre verschafften, aber immerhin für Marburg auch von hohem Interesse bleiben: D — Es war die Medaille aus der Brust eines Civikisten be¬ kanntlich einst von großem Werthe— oft sprechender für daS Innere ihres Trägers, als heutzutage ein Wäschstück vollOr- deNszeichen, und so mag es gestattet sein, zweier Männer von ancrkamitemWerthe der Art zu erwähnen, deren spezielles Wirken in Marburg vielleicht zwar vergessen, aber in andern Kreisen desto gewisser fortleben wird. Nur Wenige der heuti¬ gen Bürger (oder Marburger überhaupt) dürften sich mehr dieser ihrer Lehrer erinnern; aber wo sie noch im Andenken leben, genießen sie hohe Achtung. Beide gehörten einem Kreise an, von dem später die Rede sein soll. Josef W a rti n g er verließ ihn, eben in Marburg seine Bestimmung suchend, zu¬ erst, aber er galt in selbem als der eifrigste Vertheidigcr der Menschenrechte, wie er auch später noch oft in vertrauten Kreisen sich bitter gegen Physische und psychische Tyrannei aus¬ sprach. Bei Gründung des vaterländischen Instituts, von dessen heutiger Ausdehnung damals wohl Niemand eine Ahndung hatte, von Erzherzog Johann in das Landesarchiv berufen, war es keine kleine Aufgabe, aus Nichts etwas zu schaffen, und das Chaos, wie es bald die Einsendungen aller Art mit sich brach¬ ten, zu ordnen, nebenher die ständische Registratur zu leiten, einen Nachwuchs hcranzubilden, und doch der Wissenschaft auch zu leben, wie er es durch seine Geschichte bethätigtc. Erwägt man seine Genauigkeit und Kleinlichkeit in Vie¬ lem, entgegen seiner genialen Auffassung und freien Denkart, anderseits seine Sparsamkeit im Kleinen und seine Großmuth (ja überreiche Freigiebigkeit), wo es edle Zwecke galt, seine Kränklichkeit und den schwächlichen Körper gegenüber seinen Märschen und Entbehrungen u. s. w., so kann es nicht leicht - 10 cin größeres Räthsel geben. Sein amtliches Wirken hat zwar ein Biograf in unserem Tagblattc berührt, doch glaube ich hinzufügen zu müssen, daß Wartinger, obwohl Pedant, doch sich die Liebe Aller zu erwerben wußte, die ihn näher kennen lernten; wie z. B. er es auch trefflich verstand, durch Auf¬ hängen von Bildern und Landkarten in den Schulen (was eigentlich ohne besondere Bewilligung nicht gestattet war), das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Was die Bemerkungen dieses seines Biografen über die Unvollständigkeit seiner Geschichte betrifft, erinnert mich selbe an eine mir noch von Wartinger selbst erzählte Begebenheit mit einem „jungen Gelehrten" von Graz, der, ihn beim Rock¬ knopfe erfassend, erklärte, daß die „Alten allzusammen E.... wären" — wir, fuhr derselbe junge Herr fort, wir bringen die Wissenschaft erst in die Welt, u. s. w. Daß es dem alten Herrn dabei mehr um seinen Knopf, als um alles andere war, bildete den zweiten Theil der Geschichte (wahren Anekdote). Als Schöpfer und Ordner seines Fachs am st. st. Joan¬ neum löste er vollkommen seine Aufgabe, und krönte sie durch Herausgabe unserer Geschichte, wodurch er mehr als irgend ein anderer Schriftsteller den Namen eines vaterländischen Geschichtsforschers und Geschichtsschreibers verdient. Seinem ehrenvollen Anträge, deren dritte Auflage zu besorgen, konnte ich wegen Berufsgeschäften (die mich eben von Graz abricfen) leider nicht entsprechen, würde aber auch als Schüler neben einem so großen Meister Bedenken getragen haben, eine solche Aufgabe auszuführcn. Wenn auch vielleicht nicht so in allen Winkeln des Lan¬ des bekannt, wie mancher von uns Neueren, die wir uns der Durchforschung desselben in verschiedenen Richtungen widmen (und gewidmet haben) ist er doch überall bekannt, und klingt sein Name dankerfüllt als Nestor steierischer Geschichtsforschung — 11 undVaterlandskundc und wird fortleben, wenn jene von jetzt mit viel größerer Berühmtheit und mit Pathos auftretcnden s. v. „Gelehrten" längst verschollen sein werden! Ebenso werden seine Prämien-Stiftungen, sein Wohlthätigkeitssinn nach allen Richtungen hin, seine väterliche Sorge für so viele arme Studenten, seine wcrkthätige Liebe zu seiner schönen Heimat, (Stainz) in allen Gauen der Steiermark fortleben, wenn auch die Generation erloschen, der er angehörte. Mir bleibt Wartinger, dessen Gelehrsamkeit und Verdienste unsere Hochschule durch Verleihung des Ehren-Doctor-Diploms, der Staat durch jene der goldenen Verdienstmedaille, die kaiscrl. Akademie der Wissenschaften aber durch erste Ernennung zum Mitglieds wie so viele gelehrte Gesellschaften durch die Wahl zum Corrcspondentcn oder Ehrenmitgliede öffentlich anerkann¬ ten, als Lehrer der historischen Hilfswissenschaften am Joan¬ neum, unvergeßlich. Beinahe gleichzeitig mit Wartinger wurde sein Freund und College, Dr. Joh. Bapt. G ottweiß (von Geburt ein Deutscher, der es jedoch durch Fleiß dahin brachte, daß er als slavischcr Dichter und Schriftsteller seiner Zeit sogar Geltung errang), auch von Marburg und zwar durch Familicnverhält- nisse an die östliche Grenze von Steiermark abbcrufen; aber auch in dieser seiner neuen Heimat wirkte er segenbringend, wie es die durch ihn hervorgerufene Monografie von Lutten¬ berg berichtete, wo er 1850, betrauert von der Bevölkerung der ganzen Umgebung, welcher er durch ein halbes Jahrhun- dert in Leid und Freud als Vater und Freund angehört hatte, starb. Als Schriftsteller (besondersLyriker), als gediegener und rechtlicherBcamter, als ausgczeichneterGcschäftsmann in jedem Fache unserer vielverzweigtenLandamtirung (daher er auch nach seinemZurücktrittc ins Privatleben oft noch von denBehörden - 12 - zuRathe gezogen wurde) als väterlicher Freund und Helfer über¬ all, wo es galt, das Recht zu schützen, oder wo Hilfe schnell Noth that, als Förderer der Wissenschaft und alles Guten im Lande, als Freund und Kenner der Kunst, als thätiges Mitglied der k. k. steierm. Landwirthschafts-Gesellschaft, des innerösterr. Industrie- und des steierm. historischen Vereines, als wahrer Rechtsfreund und Gelehrter, und einer der ge¬ mäßigten und sachkundigsten Deputirten des Landtages 1848 — gehört sein Andenken dem Vaterlande und der Geschichte desselben an, die ihn neben viele seiner Freunde (als auch um's Allgemeine verdient bekannte Männer) und neben An¬ dere stellen wird, die ruhig und anspruchslos ihre Pflichten erfüllten, nach Kräften, und unbekümmert um dns Urtheil der Welt, Gutes wirkten. Damals, wo eine Auszeichnung nicht nur formellen, sondern die goldene Medaille auch reellen Werth hatte, wo die Ordensverleihungen noch nicht so massenweise geschahen, konnte man auch annehmen, daß unter der mit solcher Aus¬ zeichnung geschmückten Brust auch ein edles Herz schlage — leider hatte das seinige zu schlagen aufgehört, als der Staat sein gemeinnütziges und unermüdetes Wirken so belohnen wollte, und die Kundmachung dessen bereits die öffentlichen Blätter meldeten. Sein Andenken aber wird fortleben, und als Ehrenmann im vollen Sinne des Wortes wird er nicht nur für seine Verwandten, sondern auch durch seine letztwilli¬ gen großherzigen Stiftungen (Spital und Schule in Lutten¬ berg) für diese ganze Gegend eine hehre Erinnerung bleiben. Mit Recht aber mag die Lehranstalt, welcher die Beiden ihre ersten Kräfte widmeten, stolz auf solche Namen sein — auch sie haben dem Besten ihrer Zeit gelebt, und ihr Name wird nicht untergehen im Strome der Zeit. 13 Zu solchen Namen und Männern, deren Verdienste ihr persönliches Andenken überdauern, füge ich Zwei, deren Familien - Name überhaupt in Steiermark (auch in unfern Tagen) von gutem Klange ist, da ihn noch heute Männer von hoher Achtung, großem Ver¬ dienste und auch bekannten äußern Ehren tragen; aber ich habe nur Lebensbilder aus der Vergangenheit versprochen, und so werde hiermit zweier Marburger gedacht, die auch Verwandtschafts-Verhältnisse unter einander und mit großen Kreisen der Gegenwart und auswärts verbinden: ImyMer Md Kriehuber. Was Ersteren betrifft: Franz Faver Edlen v. Neu¬ pa u e r senior, der erst 1832 in Graz starb, gehört er be¬ treff seines letzten Wirkens der halbvergangencn Zeit und damit noch lebender Erinnerung an, während sein erstes that- krüstiges Wirken und Handeln in die Periode der großen Reformen JosefsII. fällt. Damals Professor des Kirchenrcchts (noch an der alten Grazer Universität) ging Neupauer der¬ art in den Gegenstand selbst und in die Ideen des philosofischen Kaisers (wie der Verfasser der „Genesis" treffend diesen Re¬ genten nennt) ein, daß er bald die Aufmerksamkeit der da¬ maligen Staatsmänner auf sich zog und nach Wien berufen ward, um nicht mit belehrenden Worten allein, sondern in Thaten zu wirken, da man einsah, daß auch rasches Handeln zur Ausführung gehöre. Leider aber starb der deutsche Kaiser, welcher seinem Volke „nicht lange, aber ganz gelebt" hatte, früher, als er sein großes Werk vollends ausführen konnte, und die Männer am Staatsruder verloren mit ihm den Len¬ ker -— ein Sturm von außen trat ein, und so ward das Staatsschiff leider bald den Wellen preisgegeben, eine der 14 traurigsten Epochen in der österreichischen Geschichte! Unrich¬ tig ist's, daß Leopold II. unbedingt und allsogleich den Weg der Rcaction einschlug. Ich hatte ost Gelegenheit, mit Neu- pauer darüber zu sprechen-, er führte diesem weisen Regenten scharf das Wort gegen solche Znmuthungcn, und bedauerte nur, daß die Reactionspartei bald so Niel Terrain gewann, auf daß sic bei der Thronbesteigung Franz II. schon als herr¬ schende und wieder beglückende auftrat. Leopold hatte, wie Ncupaucr, der sich damals in den höchsten Kreisen bewegt hatte, oft sagte, den edelsten Willen, war aber überhaupt nicht so Autokrat (ja eigensinnig) wie sein Bruder, was die ohne¬ dem nur schwer nicdergehaltene Partei sogleich klug benützte und zuerst die Männer, die der große Kaiser zur Förderung seiner Zwecke erkoren hatte, nacheinander entfernte. Auch er trat und zwar, da es ihm Vermögensverhält- nisfe erlaubten, ganz in den Privatstand zurück, und sah leider den schönen Bau, wozu auch er so manchen Stein geliefert hatte, abtragcn und zerfallen; doch hatte die Idee Wurzel geschlagen, und noch wagte es damals, d. h. noch während seines Lebens, Niemand, wie wir es vor Kurzem zu lesen Gelegenheit hatten, die Schritte des philo- sofischen Kaisers offen zu bekritteln und seine Zeit, die „soge¬ nannte aufgeklärte" mit Bemerkungen lächerlich zu machen. War es damals noth, zu bestimmen, daß „die Kirchenmusik nicht mit theatralischen Schnörkeln aufgeputzt sein soll" und daß sechs Lichter hinreichend sind u. dgl. — so würde cs heut¬ zutage wohl noch viel nothwendiger sein; zugleich könnte dem „Publikum" auch bedeutet werden, daß der Altar und nicht der Chor der Ort sei, wohin der Blick in der Kirche gewendet sein soll!!! Wer aber die hundert und hundert Lichter sammt allen Blümeln, Papierln und Bandeln sieht, womit so man¬ cher Altar (besonders im windischen Landesantheile) heutzu- 15 tage anfgeputzt ist und gar, wer da härt, wie den Leuten das Geld dazu herausgelockt und damit jede Bildung des Ge¬ schmacks Hindangehalten wird, und sich die wahnsinnige Freude vorstellt, die der liebe Herrgott, als Lenker der Myriaden von Sonnen und Erden, wie nicht minder mit allen Roladen und Trillern, damit haben mag, der wünscht sicher nicht nur solch' „läppische Verordnungen" republizirt, sondern auch ganz ernsthafte und handgreifliche Mittel zur Durchführung der¬ selben dazu?! — Neupnuer zog sich Ende der zwanziger Jahre in sein Vaterland zurück und lebte als Greis in Graz, aber nicht un- thätig, denn von ihm ging schon damals der erste Impuls aus, daß die Universität, die ihn 1827 wieder als Rector Magnificus wählte, durch solchen am Landtage vertreten sein solle. Leider ging man beim damaligen Stabilitäts- und vermeintlichen, daher allein-felig-machendcn Legitimitätsprin- zipe hohen Orts nicht darauf ein, und erst der neuesten Zeit ward die Ausführung dessen Vorbehalten, einer Zeit, welche Neupaucr voraussah und sagte, aber nicht mehr erlebte; — er erkannte diesen zweiten Theil der Bewegung von 1830 (wie er meinte) als uothwendige Folge der Zeit, hatte ihn aber früher gehofft, und so war der rege Geist längst der morschen Hülle entrückt, ehe das Jahr 1848 erschien; glück¬ lich aber erlebte er auch nicht mehr die Schande der Zeit und der Völker mit der schmachvollsten aller Reaktionen : 1849 und Fortsetzung !!! Wer heute Marburg sieht, der es vor vierzig Jahren kannte, denkt dabei unwillkürlich auch an dessen ältere Gene¬ ration , die in Allem und Jedem füglich als Gegensatz der heutigen gelten kann: nicht nur, daß die ehrsame Bürgerschaft den überwiegenden Theil derselben bildete, sondern auch, daß 16 das Sprüchlein „recht und schlecht" auf diese volle Anwen¬ dung fand, — Letzteres gegenüber unserer heutigen frisirten, parfümirten, in Sticflettcn und Glacehandschuhen einher¬ gehenden rnoderuisirten Welt, Ersteres im Hinblicke, daß ein derber Handschlag eines damaligen Geschäftsmannes mehr galt, als heutzutage ein vollständiger Notariatsact sammt Gericht und Obergericht! Wer sich auf diese unsere ehrenwerthen Vorfahren noch zu erinnern weiß, und unser goldpapicrnes Zeitalter nicht im Voraus überschätzt, dem werden die Namen und Bilder jener Marburger Bürger als hehre Andenken einer „besseren Zeit" Vorkommen, Unter diesen Männern, ausgezeichnet durch Kenntnisse und Erfahrungen, durch seltene Herzensgute und Gastfreund¬ schaft, Gesinnungstüchtigkeit, so wie durch eine staunens- werthe Thätigkeit nach so vielen Richtungen hin erscheint uns Alois Edler v. Kriehuber senior (starb 1835), k.k. Post¬ meister in Marburg, Vorsteher der landwirthschastl. Filiale dort, Inhaber vom Platzcrhof nnd Melling, so wie anderer Realitäten — mehr werth aber als dies Alles: Freund und Vater aller Nothleidenden, aller armen Studenten, all' seiner Untergebenen, gesellig, wohlwollend und freigebig, ein Bie¬ dermann im vollen Sinne des Wortes! Emsig und stets thätig, besorgt um das Große wie Kleinste, war er allen Neuerungen abhold, „weil nach seiner Ansicht man nur das Alte (Anerkannte) machen solle, wie es recht ist, statt es besser wissen zu wollen, als die, von denen wir's gelernt!" Nun, darüber gibt es verschiedene Ansichten und Niemand soll dem Andersdenkenden grollen — cs führt zu weit und oft auf Abwege. Als rationeller Landwirth, Hausvater, Bauherr u. s.w. genaß Kriehuber hohen Ruf und wurde allseits zu Rathe 17 gezogen, wo immer ein größeres Unternehmen begonnen Word. Sein Hous golt in Marburg (und lange noch noch ihm) als dos Erste, und war der Sammelplatz nicht nur seiner vielen Freunde und zahlreicher Jugend, sondern auch von ausgezeich¬ neten Fremden und ehrcnwerthcn Männern ihrer Zeit. Beson¬ ders war cs dos Asyl so vieler armer Studenten, wobei der edlen Gepflogenheit der Marburger Bürgerschaft für solche (durch Einthcilung von Kosttogen) wohl überhaupt anerken¬ nend zu erwähnen ist. Als der Erzherzog (damals Prinz Johann genannt) noch im strengsten Jncognito zu reisen pflegte, betrat er auch oft unerwartet ols Gast und Freund dies Haus, und cs Word ihm do, wie überhaupt stets in Marburg, ein Empsnng zu Theil, wie ihn kaum dos bcst durchdachte offizielle Programm veranstaltet hätte. Leider werden solche Namen und Charaktere, wie die unserer Vorfahren und namentlich Kriehubers, in unserer dampfbesesscnen, überstürzenden und mir materiell-beflissenen Zeit immer seltener, deshalb cs sich doch der Mühe lohnt, sie in Wort oder Bild festzuhalten. Der Jdeengong und Vcrwondtschnftsvcrhältiiisse führen mich von Vorstehenden auf zwei andere in Steiermark wohl¬ bekannte Nomen, hieher gehörig als zwei Studenten deS M a r b u r g er G y mn as i u ms, beide in Hessen Ehrenbüchern vorkvmmcnd, ousgezeichuet im Ge¬ gensätze und wieder in der Choraktcr-Aehnlichkcit: ArreM Dnter und Sohn). Als bei dem beginnenden Ncubauc Oesterreichs (An¬ fangs 1861) die Vorfragen betreff der Wahlen alle Gemülher 2 18 beschäftigten, war man in Cilli bald darüber eins, daß Dr. Math. F o rr e g g er allein nur der rechte Mann dazu sei; hatte er doch schon 1848 im Landtage eine so hervorragende Rolle gespielt, daß eine starke Partei sich ihm unbedingt und innig anschloß-, — desto mehr hoffte man natürlich jetzt von seiner Einsicht und Erfahrung ersprießlichen Erfolg seines kräftigen Wortes und seines unermüdeten Eifers für Wahr¬ heit, Recht und Freiheit. Eben so sicher als die Wahl iu den Land- und Reichstag war ihm die Wahl zum Bürgermeister- amte der Stadt Cilli, welcher er seit zwei Jnhrzehcndcn mit Rath und That angehörte. Da erscholl die Trauerbotschaft von seinem Tode und ward zur Schreckcnsknnde seinen vielen Freunden, welche nicht einmal von seiner Erkrankung wußten, so wie in allen Schichten der Gesellschaft, in allen streifen, denen er als Gesellschafter, als Geschäftsmann oder Rath¬ geber angehört hatte. Eine würdige Feder berichtete in unserem Tagblatte über den viel zu frühen Hingang dieses als Juristen und P ubli z i ste n ausgezeichneten Mannes und über die damit zu Grabe getragenen Hoffnungen, — wer aber selbst Ge¬ legenheit hatte, Cilli in derStimmung darüber zu scheu und zu hören, konnte sich überzeugen, daß die von dort be¬ richtete Trauer um ihn eine sehr ernste war. Schnell in der Auffassung, klar in seiner Darstellung, wie scharf im Urthcile, bleibt er als Advokat in gutem An¬ denken Allen, denen er als solcher diente, ebenso als Ver- t h e i d iger in Strafsachen, vor allem aber als Schriftsteller (Correspondcnt mehrerer geachteter Blätter); was aber seine Freunde an ihn verloren, steht in den Herzen derselben ge¬ schrieben und wird cs bleiben bis zum Wiedersehen, wo keine Trennung mehr und kein Schmerz! Wie aber Forceggersun. der Mann des Fortschrittes und damit die Hoffnung seiner 19 (und einer gewaltigen) Partei — war sein Vater Thomas Forregger conscrvativ, der Mann des Festhaltcns am Alten, da „mit dem Rütteln daran, wie er meinte, bis wir nichts Besseres haben, nichts geholfen wäre!" Das ist nun allerdings Mcinungssache, und die Beiden mögen jenseits die Debatte darüber fortführcn, wenn sie, der irdischen Hülle entledigt, nicht ohnedem schon die Wahrheit ersaht haben und in der Sache übcreinstimmcn — ? Thomas Fo rregg er starb 1839 als sürstbischöflich Laonnter Rentmeister zu St. Andrä in Kärnten, und thäti- gcs Mitglied der kärntncr. sowohl als steicr. Ackcrbaugcscll- schaft, als welchem ihm ein ehrender Nachruf in den dies- fälligen Heften gewidmet wurde. Zu selbem glaube ich seine klare Einsicht in's Leben überhaupt, seine besondere Vater¬ landsliebe, sein edles Herz, das alle Menschen mit gleicher Liebe umschloß, sowie seinen unerschöpflich heitern Sinn und aufrichtige Gastfreundschaft und Geselligkeit, welche Alt und Jung an ihn fesselte, hier anzufügen. „Weinlöse und Lasnih" waren damals die große Pa¬ role für Groß und Klein, Fern und Nah', Hoch und Nieder, sie vereinigte die alten und neuen Freunde aus Nord und Süd, Steiermark und Kärnten im stillen Thnle beim steiner¬ nen Tische, der gefüllte Becher brachte Leben und Lärm, und bethätigtc bald seine Inschrift : »in vino voritas" im trau¬ lichen Kreise — unvergeßlich gewiß Allen, die je daran Theil nahmen (und cs waren deren Viele, auch berühmte Namen darunter); aber hoher schätze ich Forreggers Verdienst als Freund und Lehrer Aller, die ihm näher standen, als tröst- und scgenbriiigender Genius, wo es Rath und Hilfe galt, als Hausvater und Haupt einer zahlreichen Familie, der er bis zum letzten Lebcnshauche ganz lebte, als Rnthgeber in allen Sphären und allen Lagen des Lebens für Jeden der 20 selbe in Anspruch nahm, endlich als Geschäftsmann und Beamter, als welcher er sich gerechte Anerkennung und aus¬ gezeichnetes Lob allseits, besonders aber in der schwierigen Stellung eines Landbeamten (dem Dienstgeber und Behör¬ den gegenüber) erwarb. Sein Nachlaß zeigte solche schriftliche Anerkennungen, so wie mir auch erst viel zu spät andere Pa¬ piere ans solchem zu Gesichte kamen, daher im gedachten Nekrologe, den ich in Aufforderung der k. k. Landwirthschafts- Gcscllschaft in Eile liefern mußte, und den der hohe Präsident selb st c e n s n rir c n d mit Bemerk n n- gen versah (die ihm selbst nicht minder als dem Ver¬ klärten zum Ruhme gereichen) Nichts davon erwähnt werden konnte. Diese Aufzeichnungen meist aus seinen Studienjahren bestätigen das Gesagte, erzählen Einzelheiten des Wiener Lebens, wo die meisten der hier Genannten als Freunde er¬ schienen , dann Ereignisse späterer Zeit und dergleichen; un¬ willkürlich denkt Jeder dabei an Horazens : zustnin ao tv- naoenr propooiti virum im vollen Sinne des römischen Klassikers. Im dicsfälligcn Verzeichnisse (Bekanntschaften ans den Studienjahren) finden wir außer mehreren vorerwähnten Na¬ men auch andere (im Vaterlande) von gutem Klange, so: Dr. Ignaz Popetschnig (starb leider zu früh für die Scinigcn und für die Wissenschaft, als Physiker zu Radkers- burg); Johann Onitsch, k. k. Polizcidircctor in Wien -, Dr. Josef Iulr, besonders rechtlicher und ehrenwerthcr Ad¬ vokat in Graz; Johann Orten Hofen, ständ. Baurath-, Johann Karner, Verwalter in Riegersburg und bekannt als rationeller Ockonom; Math. Eisl, Güter-Director und ökonomischer Schriftsteller-, Dr. Michael Taus, Advokat; Dr. Johann Stieger, Arzt in Graz, von hohem Rufe und allgemeinem Vertrauen-, Karl Graf von Inzaghi, starb 21 M Hofkanzlcr in Pension zu Graz , mehr ober als dies: Wohlthäter der Annen, Beförderer der Künste und schlicht im Umgänge; Dr. Anton Freiherr von P I n P P ort, Hof- rnth nnd Präses der juridischen Fakultät in Wie»; Peter Ziegler, Kreishauptmauu in Oberstem-; die geistreichen Brüder Körösköny, Gutsbesitzer in Croaticn; Dr. Hödl, Advokat und Ockonom in Graz; die Brüder Murmaver aus Marburg, deren senior in Graz als Advokat hohen Ruf genoß; Dr. Jagdmann, als Arzt nnd Gesellschafter in Marburg ebenso unvergeßlich, wie Georg Kernegger, Priester und Naturfreund, u. A. m., die hier nur angeführt, um aus den Genossen auf die handelnde Person zu schließen. Großes Verdienst errang sich Vater Forregger bekannt¬ lich bei Gründung der steicrnr Landwirthschafts- Gesellschaft: als Erzherzog Johann dazu den ersten Plan faßte, galt cs natürlich die rechten Mittel zum Zwecke— vor Allem die gehörigen Mitarbeiter zu finden, und schon da zeigte sich des Meisters Scharfblick in der Wahl. Ohne Rück¬ sicht auf Stand oder Stellung im bürgerlichen Leben, ohne die Ahneuzahl zu beachten u. s. w., rief der Gründer unserer Gcsellschaft dazu nur Männer in seinen Rnih und zur un¬ mittelbaren Hilfe, von deren Einsicht und Energie er über¬ zeugt war, wozu Forregger den sprechenden Beweis lieferte, da er noch gegenwärtig mit Moskau und Mayer als Grün¬ der rationellen Weinbaues in Steiermark verehrt wird. Aber auch Forregger juirlor verlegte sich später mit allem Eifer auf Landwirthschaftskunde, wie er dann auch als ^ilialans- schuß in Cilli thätig war. Beide Hausväter mit zahlreicher Familie lebten dem Wohle derselben mit ganzer Seele. Und so mögen diese Zeilen als Erinnerung an zwei Marburger dienen, welche ihrer Va¬ terstadt gewiß stets zum Ruhme dienen. 22 Wenn es zur Biografie eines Helden nicht nothivcndig gehören würde, so und so viele Gegner todtgeschlagen —oder eines Staatsmannes, so nnd so viele Rieh Papier verschrie¬ ben zu haben, so wäre es mit anderem oder stillem Wirken derselben zu einer Biografie auch gedient; aber die Welt will einmal Lärm und der Leser etwas Pikantes, sonst ist die Ge¬ schichte „höllisch langweilig" — ich rathe also hier meinen geehrten Lesern, lieber gleich anfangs, wenn ihnen die 20ger oder 30ger Jahre fern stehen, oder Graz ihnen unbekannt ist, gar nicht weiter zu lesen, denn es gilt der folgende Absatz nur dem stillen Wirken zweier Bürgersöhne von Mar¬ burg und zwar in Graz, wo ihre segensreiche Wirksam¬ keit ehrend anerkannt wurde, daher ihre Namen auch ihrer Vaterstadt zur Ehre gereichen; zweier Freunde, die sich lm Leben und Streben so oft begegneten: Dr. Merle und Doirichter senior. Der Refrain eines alten Liedes heißt: „Ein Jeder thu' das Seine" — wenn dies Sprüchlein nun alle Menschen anwenden würden, wie sich's gehört, so stände es wahrlich besser um's Allgemeine. Leider aber thut so selten Jeder das Seine — ja gemeinnütziges Wirken wird meist nur verkannt oft verlacht — statt belohnt, wie cs die Vorgenannten leider auch bestätigen könnten, und so sehen wir noch viel zu weuig gemeinsames und gemeinnütziges Handeln in der Welt. Vom Wirken des Ersteren als gewesenen Prof, an der med. chirurg. Lehranstalt in Graz, Director des Krankenhauses u. s. w., als Mitstifter und Beförderer so vieler gemeinnützi¬ ger Anstalten, wozu vor Allem seine wcrkthätigen Bemühun¬ gen um G l e ich e n b e rg gehören, war im Nekrologe seiner Zeit (Grazer Ztg. 1855) die Rede; auch wo er als Physiker 23 lebte und wlrkte, steht sein Name fortan hoch in Ehren. Ich erwähne seiner hier (als auch gebornen Marburger) nur ans meiner Erinnerung als unser Hausarzt, und noch mehr als Hausfreund! Ruhig und besonnen, sanft und ernst, liebeboll und theilnehmend als Berufsmann, vielseitig gebildet und geist¬ reich als Gesellschafter, anspruchslos im Leben, mit Rath nud That fordernd alles Gute, alles Gemeinnützige, unvergeßlich in allen Freundeskreisen, und so Gegenstand allgemeiner Ver¬ ehrung in Graz, ist es erklärlich, daß sein so gähcr und un- vermntheter Tod alle Klassen der Bevölkerung (wie cs sicher noch manche Erinnerung bewahrt) sehr erschütterte, und eine unerhörte Theilnahme, ja viele Thränen hcrvorrjef. Damals, wo Vereine (und waren sie auch zu den un¬ schuldigsten und edelsten Zwecken) als die „deutsche Pest" galten, und jede freie Bewegung mit Argnsaugen überwacht wurde, wo das „System" einmal von Amtswegcn alsVölker- und Menschenbeglückend galt, wo mit „vereinten Kräften" aber ohne offizielle Führung (nnd vorgcschriebcne Form) auch Gutes zu wirken oder Edles zu leisten für staatsgefährlich galt, war es eine schwere Aufgabe, die Neberzeugnng vom Besseren durch die That zu beweisen; desto größerer Ruhm aber gebührt eben solchen Männern, wie den beiden Obge¬ nannten (und wohl auch vielen Andern), solcher Mißgunst der Zeit und Verhältnissen zum Trotze in anderer als amtlich vorgcschriebcner Richtung und Form Gutes gewirkt zu haben. Wer sich jener Zeit erinnert, muß dies bestätigen. Ein Mann der unbekümmert uni solche Formen, aber auch über das Ur- thcil der Welt sich erhebend, dem Besten seiner Zeit lebte und wirkte, war Josef Hofrichter, wie es der ihm von einem Freunde gespendete Nachruf (1843 in der Grazer Ztg.) wozu diese Zeilen eine Ergänzung liefern sollen, erzählte. 24 Feind aller geistlosen Formen, aller lästigen Etiguette, aller leeren Zeremonien und Redensarten, war er schon des¬ wegen Vielen ein Gräuel — desto mehr, als leider (besonders im ämtlichcn Leben) bei uns die Form Niel wichtiger als die Wesenheit. Eigennutz war ihm gänzlich fremd, im Gegen- theile leistete er oft über seine Kräfte, und dich — manchmal aber auch die Unzweckmäßigkeit oder Unzulänglichkeit seiner Gabe erkennend, hielt er mitten inne, was ihm häufig übel gedeutet wurde. Seine Vorliebe für die Jugend überhaupt, sein Eifer für Erziehung und Aufklärung, fürBildungs- und Humanitätsanstalten aller Art, bestimmte ihn ost zu großen Opfern — wie noch gar wohl bekannt, daß er überhaupt keinem gemeinnützigen Unternehmen im Lande fremd blieb, sondern jedem Solchen mit Rath und That stets zugcthnn war. Die erst später Vorgefundenen Belobungsdccrete zeigen seine aufopfernden Bemühungen , zur Zeit der französischen Invasion, den Druck derselben zu mildern; zur Zeit der gro¬ ßen Theucrung die Noth der Armen zu lindern; alljährlich zweckmäßige Prämicnbücher für die Schuljugend auzuschaffen, arme Studirende (besonders Marburger) zu unterstützen re. Die Anstalten, denen er als Gründer oder Beförderer (im wahren Sinne des Wortes) angehörte, haben seinen Namen in ihren Gedenkbüchcrn ausgezeichnet, und viele dankerfüllte Herzen segnen noch sein Andenken; aber auch seiner mehr- fettigen wissenschaftlichen Bildung, sowie seines jugendlichen Schwunges, seiner Begeisterung für alles Große, Schöne und Gute, seiner rastlosen Thätigkeit in spätem Jahren, wo es galt, das Wahre zu bcthätigen, soll hier gedacht werde». Nach seinen Ansichten würden wir (wie im freien Eng¬ land) allerdings längst schon nacheinander wohlthätige Vereine und Anstalten entstehen gesehen haben, worüber er gclegcn- heitlich einer Fcstbcschreibung an mich im Jahre 1841 nach — 2S — Radkersburg schrieb : „In, wenn alle die Geburts- rind Na- mensfcstc der Reichen, die oft so Niel kosten, zum Besten ihrer ärmern Mitbrüder verwendet würden, was ließen sich in so vielen Tagen und Jahren für schöne, der wahren Menschheit gedeihliche Dotationen denken? —- und welch' wohlthätige Folgen würden sich nicht für die Ankunft daraus entziffern lassen — man lacht freilich zu dergleichen Aussprüchen und heißt sic eitle Wünsche, aber als Chimären lasse ich sie doch nicht gelten!" Wie sehr ihn die Natur und ihre großartigen Bilder auzogen (besonders zuletzt in Kärnten) zeigen seine letzten Zeilen an mich dto. 1843 (denn einen Monat darnach war er nicht mehr) und zwar über meinen Rath, Vellach oder Tüffer zu gebrauchen: „Ein stärkendes Bad, und zwar zwischen Bergen, wird mir heilsam und willkommen sein — eine gro߬ artige Natur wirkt auch stärkend, selbst auf den schwachen Menschen ein, deswegen suche ich Berge auf, kanu ich mich gleich nur an ihrem nähern Anblick ergötzen — das Frühjahr beginnt, die Blumenwcide, die fröhlichste Zeit für Kinder — für uns Alte ist der Herbst da, oder eigentlich der Winter!" Sein bis in's Alter starkes Gedächtnis; ließ ihn oft große Strophen älterer und neuerer Dichter und in mehreren Spra¬ chen citiren, Ivie er bekanntlich Tiedges Urania beinahe wört¬ lich wußte — so gestärkt war auch sein Hingang, leicht und still. Dankerfüllt werden sich jene Marburger seiner erinnern, denen er nicht nur ein uneigennütziger Agent, sondern auch jederzeit ein wohlmeinender oder thätiger Tröster und Freund war. Wir wollen Marburg verlassen, nachdem wir dort MäN- , deren Wirken oder Gesinuungstüchtigkelt 26 bereits auch anderseits anerkannt wurde, und gehen in der Bilderschau solcher nun weiter. — Ehe ich aber meine Leser tiefer in die wiudische Steiermark hinein führe, weise ich auf zwei Männer an der östlichen Grenze hin, welche ebenfalls sich hohe Geltung errangen und einer seltenen Popularität erfreuten ; cs sind zwei Seelsorger R n d k c r s b u r gs. Wem wäre wohl dieser Ort nicht vom Namen, wenigstens von seinen Weinen, bekannt? — einst „Gränitzveste" gegen Türken und Ungarn — heute eine offene und freundliche Stadt mit gar gcmüthlichen Leuten, auch wieder eine Grenze bildend : zwischen Deutschen und Slovencu, wo cs jcdoch ohne Blut und Sturm hergeht, und kein eiserner Ernst mehr nothwendig ist (desto mehr aber Papier und Druckerschwärze)?) Hier waltete durch beinahe sechs Dccennicn als Scclcnhirte, als väterlicher Freund, als Wohlthäter, als Schöpfer und Beförderer alles Guten, als gesuchter Gesellschafter und Ver¬ mittler nach allen Seiten hin ein Mann, dessen Andenken auch erst mit dem letzten der Generation erlöschen wird, der er angehörte; nicht minder so — aber nur kurz — sein Vor¬ gänger, zwei in Steiermark wohlbekannte Namen: Scheide!e und Wml. Wenn man von einem Menschen viele Titel aufzählt, entsteht nothwendig die Frage, ob er auch die mit all' sei¬ nen Würden verbundenen Obliegenheiten befolgt und seine Stellung ausgefüllt hat — ob das Ganze nicht nur Schein, sondern auch Wahrheit u. s. w. Daß der Letztgenannte als Priester, und mehr als durch ein halbes Jahrhundert Seelen¬ hirt der Gemeinde Radkersburg, als Kreisdechant, als Grün¬ der und Verwalter des Krankenhauses, als Mitglied und Filialausschuß der st e i e r m. L a n d w i r t h s ch a s t s- Geschrieben znr Zeit der nationalen Wirren I 27 Gesellschaft und des historischen Vereines, als Stifter und Direcior der H a u p t j ch ulc in Radkersbnrg, als Haus¬ freund (nicht nur angenehmer Gesellschafter, sondern auch Helfer mit Rath und That) seine Pflichten treu erfüllte, habe ich in den wenigen Zeilen, welche im Wahrheitsfreunde auf das Grab dieses meines väterlichen und mir unvergeßlichen Freundes gelegt wurden, zu zeigen mich bemüht. Kurz will ich seiner nur noch erwähnen, und meine lieben Radkersburger^uibus, nämlich interest, erinnern, wie sein gastlicher Pfarrhof mir so oft ein Asyl bot, wenn Sorgen aller Art mich drückten, oder Roheit und Leidenschaft mich verfolgten. Seine Ruhe und klarer Sinn versöhnten mich meist wieder mit der Welt und waren es, die ihm glücklich bis zum letzten Athemzuge treu blieben. Streng katholisch und religiös, gehörte er doch der alten Schule an und galt als „Josefiner", was er freilich — als Greis und bei dem jetzigen Getriebe — nicht gelten lassen wollte, was ihm aber als Beamten, als Staatsbürger, als Menschen gewiß nur zur Ehre gereicht — leider dürfte er einer der letzten gewesen sein! Heute nur noch die Frage, warum einem solchen Manne keine Auszeichnung von Seite des Staates zu Theil wurde? denn auch das Ehrenkanonikat von Scckau erfolgte nur nach Jahrenund inFolgc desDienstaltcrs—doch hierüber wollen wir uns mit der Ansicht jenes römischen Helden tröste», der sich die Errichtung von Ehrensäulen verbot, „weil cs rühmlicher sei, wenn die Nachwelt frägt: warum wurden ihm keine gesetzt? als, wenn solche stehen und man erst fragen muß: warum wurden solche etwa d em gesetzt?" Sein Vorgänger im Anite war J o s e f S ch e i d ele, ebenfalls und noch mehr aus der Josefinischen Zeit und ihr angehörig, trotz er seine Laufbahn bei den Jesuiten begann. 28 Was nun diese — vor Allen die damals sogenannten Exjesuit en — betrifft, gehörten all' diese , deren Graz so diele einst zählte, einer tüchtigen Schule an, waren meist in Wissen und Erfahrung ausgezeichnete Männer, und ge¬ noßen im Allgemeinen hohe Achtung. Es ist auch kein Zwei¬ fel, daß ihr Institut mehr Wissen bewahrte, als damals manches andere, daß auch tiefe Denker aus selbem hcrvvr- gingen und die Einzelnen diese Achtung verdienten; allein als Gesammthcit paßten sie nicht mehr für die Zeit — für den Fortschritt — für die nothwendige Entwicklung; der Zweck der Gesellschaft, des Ordens war, wie es viele dieser Erjesuiten selbst sagten, ver¬ kommen, ja verwerflich! Scheideles Predigten in Graz, wohin er 1813 als Dom¬ herr berufen ward, waren sehr besucht, und erschienen auch im Drucke, während sein Andenken in Radkcrsburg in ehren¬ voller Erinnerung sortlcbte. Dort wirkte er früher als Ver¬ mittler und Tröster zur Zeit der französischen Invasion, als gastlicher Hausherr, dem der festige schöne Pfarrhof snmmt Gärten seine Gestalt verdankt, als Gesellschafter und viel¬ seitiger Hausfreund, als Hersteller der schönen Kirche, als thätiger Schulmann — wie dies Alles dort in frommer Sage lebt und fortlebcn wird, bis die Generation erlöscht, welcher Beide nngehörten; deswegen paßt auf Beide der biblische Spruch: „daß ihr Andenken in Frieden sein wird und ihre Werke ihnen nachfolgen werden." Es kommen nun drei Söhne der Stadt Windisch- Feistrist zu nennen, die ohne Ahnen einen Ruf sich erwar¬ ben, welcher ebenso ehrenvoll für sie ist, als ein Stammbaum voll Solcher. Müssen so Viele vom Adel rein nur ihr Ver¬ dienst und ihre Würde in fremder Verdienste und in einer — 29 — kaum mehr wahren Vergangenheit suchen, so begründeten die Nachfolgenden durch ihr Wirken ihren Werth, und rechtfer¬ tigten damit ihre Würde; daher eS von Jedem gilt, was Schiller von der deutschen Muse sagt: Höher darf das Herz ihr schlagen, Selbst erschuf sic sich den Werth! Anton Mihnrko. Starb 1838 als fürstbischöflich Scckauffcher Rentmeister ob Lcibnitz, Geschäftsmann und Laudwirth im vollen Sinne desWortcs. Bewahrt Thonhausen, wo er durch mehrere Jahre als Oberbcamtcr fungirte und die Gegend von Weitz damit sein Andenken, dass er zwischen Jnhabung, Behörden, Beam¬ ten, Unterthemen und Allen die rechte Mitte zu finden wußte, so muß sein Wirken in Seckau noch reicher und ehrenvoller genannt werden, als bekannt ausgezeichnete Männer dort aus seiner Schule (wieder als gesuchte und ausgezeichnete Beamte) hcrvorgingen —- abgesehen, daß die schönen und zweckmäßigen Anlagen und der Umbau des Schlosses Seckau, der rationelle Wirthschnftsbctricb und die schönen Maierge- bäude daselbst, die Aufstellung der Nömerstcinc aus dem alten Thurm, der Anbau des Lelbnitzer-Fcldes, Einführung zweck¬ mäßiger Neuerungen allseits u. s. w. unmittelbar von ihm herrührcn, da er, hatte er einmal das Wahre erkannt, es mit eiserner Consequcnz durchsührte. So wenig Dank er für seine gewissenhafte Verwaltung und damit so unerwartete Vermehrung der bischöflichen Ren¬ ten erntete, hat ihm die öffentliche Meinung dem gegenüber Gerechtigkeit widerfahren lassen, und sein segcnvolles An¬ denken lebt nicht nur in seiner Familie, sondern im Herzen Aller fort, die ihm je näher standen. 30 Innig verbunden mit diesen Erinnerungen, besonders betreff der nus dem alten Thurm mit Snchkenntniß und Fleiß herausgcnommenen und schöngeordncten Jnschriftstcine im obern Schloßhofe zu Scckau ist jene von Kaspar Harb, zuletzt k. k. Bczirksvorstehcr in Hnrtbcrg, Vorsteher der dorti¬ gen Landwirthschaftsfiliale, Mitglied und Correspondcnt des steierm. histor. Vereines, bctheilt mit der goldenen Civilehren- Medaille, anerkannte» Historiker und Numismatiker u. s. w., ein Mann , der das Seine zu seiner Zeit vollständig leistete, als Beamter aber aus der Schule Mihurko's hervorging, überall, wo er lebte und wirkte, in ehrenvollem Andenken steht, wie dies der Nachruf unlängst in den öffentlichen Blät¬ tern erzählte. Besonders wird dies Andenken erweckt beim An- blicke der erwähnten Aufstellung, da sie — wie wohlbekannt-— nur von ihm herrühri, obwohl scinNamc nicht in der goldenen Inschrift dort vorkömmt, und obwohlAuderc mit epigrafischen Aussätzen darüber mehr Lärm machten, als der bescheidene jeder Anmaßung fremde Schöpfer des Werkes — dich zur Nachricht Aller, denen daran liegt, davon was zu wissen!! J. S. Nmmrnumn. Obwohl unlängst in einem Blatte zu lesen war, daß und wie sehr die Freiheit der Kirche gefährdet und beeinträch¬ tigt wurde, und die Bureaukratie sich damit einschlich, daß früher meist nur Staatsbeamte — und gar G n b e r n ial- räthe — in Oesterreich znr bischöflichen Würde gelangten (womit eigentlich nicht nur dem Systeme der halbvcrgange- ncn Zeit, sondern auch dem ersten öftere. Kirch cn- fürsten der Gegenwart der Stab gebrochen wird), wollen wir cs doch wagen, einem solchenManne derVergangcnheit das Wort zu reden, der in allen Kreisen, wo er lebte und wirkte, in ehrenvoller Erinnerung bewahrt wird. 31 War Zimmermann , wie sein Biograf in der „Carin- thia" 1843 aus den vorliegenden amtlichen Daten berichtete, als Gubernialrath einer der ausgezeichnetsten Geschäftsmän- ner, welche dem damaligen Gouverneur, Grafen Hartig in Graz, „je vorgekommen" — so war er im Freundeskreise ebenso der geistreichste, leutseligste und unterhaltendste Ge¬ sellschafter, als Mann der Wissenschaft eben so vielseitig ge¬ bildet, belesen und bescheiden; als Naturfreund endlich un¬ ermüdet und heiter bei allen Parthicn, Jagden oder auf Spaziergängen in der Umgebung von Graz, und später im paradiesischen Lavantthalc. Schon ist die Generation, der er eigentlich angehörte, sehr gelichtet, und der Tod greift schon gewaltig in die jün¬ geren Schichten ein, die den verstorbenen Kirchens ü r sten von Lavant nur noch als väterlichen Freund verehrten, aber es wird kaum so bald das Andenken an den Edlen erlöschen, der dann als Bischof cs wieder verstand, die rechte, Mitte zu wahren und alle Parteien für sich so einzunehmcn, wie dich von ihm noch wohl erinnerlich ist, Zimmermann gehörte als Student einem Kreise an, Von dem schon die Rede war, und aus welchem tüchtige Männer für Staat und Wissenschaft hcrvorgingen; er blieb stets Allen mit gleicher Liebe zngethau , und die Erinnerung an jene Tage ward in Gesellschaft solcher Jugendfreunde ost erweckt, wenngleich sich schon ein Glied um das andere aus jener Kette durch das unerbittliche Schicksal löste. Wie sehr er es aber auch verstand, sich die rechten Mit¬ arbeiter im „Weinberge des Herrn" zu wählen, zeigt wohl der Umstand, daß die Männer, die er zur Förderung seiner Zwecke in seinen Rath berief, fortan die allgemeine Achtung genaßeu, Stützen der geistlichen Regierung' blieben oder auswärts selbst zu hohen Würden gelangten. 32 Die Meisten sind heimgegangen, erfreuten sich jedoch allge- meiner Achtung: es ist dieß der größere Theil des alteren höheren Di v c e s an - C l e ru s, wie z. B. Franz Schnei¬ der, Stadtpfarrer und Abt in Cilli (vorhin Professor in Graz), ein kenntnißretcher, liebenswürdiger und aufgeklärter Priester und Weltmann, und Andere, der Gegenwart kaum erinnerlich — cs ist dies der (zum Bischof von Laibach dcsig- nirt gewesene) Dr. Simon L a d i n i g g, Statthaltercirath, Ritter des eisernen Kronordcus in st w., ein aus der soge¬ nannten Zimmermann'schen Schule hcrvorgegangcncr Ge¬ schäftsmann, aber ebenso angenehmer Gesellschafter — es war dies der erst unlängst verstorbene Domdcchant Kaspar Albrecht, dem sein Bischof (als gewesener Schüler) eine würdige Grabrede hielt, welcher ich nur bestehen mochte, daß seine vielseitige wissenschaftliche Bildung der Frömmigkeit keinen Abbruch that — es war dies Sigmund I uv ent- sch itsch, dem ich später ein eigenes Blatt der Erinnerung widmen will — es war dies A. M. Slomschek, der jüngst verstorbene Bischof, den Zimmermann als Spiritual nach Klagenfurt berief, u. v. A. Die Trauer um den leider viel zu früh verblichenen Kirchensürstcn war keine osficivsc — der Priester, der an Zimmermann seinen väterlichen Freund und Rathgkber ver¬ lor-, der Geschäftsmann, welcher die Tiefe der Einsicht und Schärfe desllrtheils an ihn bewunderte-, der Landman», mit dem sich der Fürst oft über ökonomische Gegenstände besprach und der den „lieben guten Herrn" nur als solchen liebte, ja Jedermann, der sich durch sein Wohlwollen ungezogen fühlte — bedauerte aufrichtig den Verlust eines solchen Mannes, und weder vor noch nach ihm dürften die erschüt¬ ternden Klänge von allen Thürmen des Thales alle Herzen so schmerzlich bewegt haben, als am 1. October 1843; doch 33 davon haben die Blätter seiner Zeit Kunde gebracht, und wir wollten nur eine Erinnerung wecken! Bei der Gelegenheit (weil schon ein Angriff gegen den übrigens gerechten Feind der „Büreaukratie in derKirche" — in den Stimmen aus Jnnerösterrcich, raatins einiger Slaven in Kärnten) erlaube ich mir noch eine Bemerkung — eben bei Zimmermann, als selbst Geschichtsforscher und Historiograf feines Bislhums (wie T angel berichtet) — gegen den Ver¬ fasser jenes sonst gut gehaltenen Artikels. Er führt unter den „überflüssigen Schreibereien und Neuerungen" auch die Führung der Pfarrchroniken auf!! Er muß vergessen haben, daß diese Führung der lit. inemorsd. eine uralte kirchliche Vorschrift ist, und keine Behörde, sondern in neuester Zeit nur der historische Verein solche wie¬ der in Anregung brachte. Er soll sich übrigens nur geschmeichelt fühlen, daß man seinem Stande — mehr als Anderen — den Sinn und die Fähigkeit dafür zumulhct! Bestehen doch auswärts darüber aus demselben Grunde ausdrückliche und strenge Regierungs¬ verordnungen, wie ich dies in meinen „Arabesken", wo die Genesis der neuen Ehronikcn erzählt ist, auch berichtet habe. Man kann aus den bisherigen literarischen Leistungen des Herrn F. M. doch nicht entnehmen, daß er ein Freund des äolao tar itteitts sei, oder (wie so viele seiner Standcs- genossen) ein Todtfcind des Schreibens überhaupt — ? Er möge sich also, statt darüber zu raisonnircn oder kritisiren, selbst zur Pfarrchronik von machen. — 8roü Dr. Iosel Wurmn. Starb l8S8 als k. k. Rath und pcnsionirtcr Stabsarzt der Armee in Wien, nachdem ich mit ihm und noch einem 3 34 Mm hochgestellten Freunde noch kurz zuvor gemüthlich einen Abend im Austausche von Jngcndcmmerungcn aus der Studienzeit dortselbst verbracht hatte. *) Leider brachte tröst meiner Aufforderung für diesen verdienten Arzt und Staats¬ mann kein Blatt cine ausführliche Biografie desselben als solchen. So nahe ich aber nun dem Verklärten als Freund stand, könnte ich keine solche liefern — nicht einmal seine Orden und Titel und derlei Formsachen (wie er selbst sic nannte) wüßte ich nnzugcben für Alle aber, die ihn näher kannten, würde dies anch nichts zum Ruhme beitragen, welchen Wurzian — eigentlich also: Ritter von n. s.w. — als Mensch und Freund, als geistreicher Gesellschafter und thcilnehmen- der Arzt, als Geschäftsmann u. s. w. sich allseits erwarb und schon längst erworben hatte, als das Geschick ihn an die Seite des ruhmbedeckten greisen Heerführers unserer Armee ries, dessen längste Erhaltung er in seiner Sphäre sich zur Lebensaufgabe machte und deren glänzende Lösung seinen Namen mit dem Radestky's damals so innig verband. Wurzian war der Sohn eines Bürgers, welchen Stand er stets in Ehren hielt, studirte in Marburg, später in Graz, trat 1826 in das Josefinum, war aber überall als „jovialer Student und College" bekannt, wandte sich später zur Ho¬ ch Es war dich dein, (alten) BUunenstöckl in Wien — für mich eine doppelte Erinnerung, denn dort war eS 1821 (freilich sah es da¬ mals ganz anders aus), wohin nach bei meiner ersten Anwesen¬ heit in Wien allabendlich Professor Schneller mitnahm, wo ich die damaligen Koryphäen der literarischen Welt kennen lernte, und mich auf Castelli als An ekd ot en - Meist er erinnere. Allerdings durfte ich als Knabe mich nicht empor zu solchen Größen wagen, „doch fassen und bewundern könnt' ich sie!" 35 möopathie und hatte in Mailand eine ausgcbrcitcte Präzis. Nach dem Tode Radcükh's trat er in den Ruhestand nnd zog sich nach Wien zurück, wo er mich beim Scheiden noch aussvrdcrte, ihm zur Seite zu bleiben, wenn er in Kürze (wie er damals Vorhalte), nun wieder hercinkäme, seine Freunde alle zn besuchen nnd damit die Erinnernngen zu erwecken aus einer Zeit, „die für Alle mehr oder minder doch des Angenehmen hat" aus den Tagen der Schule und der Jugend. Wer Freundschaft ans diesen Tagen und solche Colle- gialität kennt, der mag ermessen, wie schrecklich mich — und Alle aus diesem Kreise — die Kunde vom Tode des thcuern Freundes traf, den ich nach mehr als 25jähriger Trennung nun wieder einmal recht zu genießen mich schon innig freute. Es geschah nimmer — doch das „Warum" wird offenbar, wenn die Todten auferstehen, und so will ich mich trösten mit der Hoffnung auf jene Aufklärung und auf's Wieder¬ sehen jenseits. Es folgen nun zwei G o n o bi 1) cr, welche vielleicht nicht in weiteren Kreisen bekannt sind, allein auch als ge¬ wesene Marburger Studenten und Männer von Bedeutung in ihrer Sphäre um so mehr hier ein Blatt der Erinnerung verdienen, als ich dem Einen persönlichen Dank schuldig bin, der Andere aber dem Kreise angchörte, von dem schon öfters hier die Rede war, der also damit beschrie¬ ben werden soll. Sigmund Jubnnts chiisch. Starb 1845 als Hauptpfarrer von Tüffer, viel zu früh für sein Alter und seine Thatkraft, für seine Freunde 3 " 86 und Angehörigen. Ausgezeichnet schon als Student, war er häufig Rathgebcr seiner Mitschüler, und so sammelten sich in meinem Baterhause, wo er unser Hofmeister war, Män¬ ner, welche später selbst zu hohen Ehren und Würden kamen, deren Namen die Bescheidenheit zu nennen verbietet; die noch Lebenden aber werden sich ebenso dieses ihres Freundes, als unseres gastlichen Hauses erinnern. Es wurde damals die vierte Classe der Rormalschulc in Marburg errichtet, und Juvantschitsch (als dankbarer Schüler) sammelte Borlageblättcr für diese nengcschaffene Zcichmmgsschulc und dergleichen. Als Theologe Ivar er mein Mentor und Tröster in Klagenfurt, wo weit entfernt vom väterlichen Hause mich viel Heimweh quälte. In der Seel¬ sorge angestcllt, lag er so sehr seinem Amte ob, das; er bald als Hofkaplan nach St. Andrä berufen und bald auch in das Lallanter Konsistorium als Rath ausgenommen wurde, wo er als Diöccsan-Schulobcraufseher energisch und ersprieß. lich wirkte, wie cs seine vielseitige Bildung (Sprachkunde, Musik, Zcichenkuust) und angeborne Thätigkcit mit sich brach, ten, bis er auf eigenen Wunsch nach Tüfscr befördert wurde. Eben bei dieser Gelegenheit fällt mir ein, da ich nach Jahren (als Badegast) wieder nach Juffer kam und den Friedhof besuchte, wie sonderbar und ost zweckwidrig Epitaphien sind! So nennt der Grabstein dieses meines unvergeßlichen Freun¬ des und Lehrers wohl seine Titel und Würden (wie man sie auch im Schematismus lesen kann), sagt aber nicht, das; er das auch im vollen Sinuc des Wortes war, wozu ihn das betreffende Dekret vor der Welt machte. Anderseits wieder kann der Stein auch lügen : ein be¬ kannter Gutsbesitzer in Graz, von höchst schlechtem Rufe' ließ sich (testamentarisch angeordnet) ein Monument setzen, wo mit goldenen Lettern zu lesen, daß er „ein Baker der 37 Armen und Waisen war" u.s. w., eine wahre Parodie seines Lebens und Wirkens — für die Mitwelt freilich nur da zum Spott und Scherz, in Bezug auf die Nachwelt aber eine Verhöhnung der öffentlichen Meinung!! Was nun aber weiter meinen vorerwähnten Lehrer be¬ trifft, wären mir wenige aber kräftige, sein Leben und Wir¬ ken bezeichnende Worte viel lieber gewesen — leider lebte er seinem Berufe, wenn auch ganz — doch viel zu kurz. An der alten Eggenbcrgcrstraße in Graz, wo sich diese in die neue Aunastrnße mündet, steht noch ein kleines unansehnliches Häuschen (sogar ebenerdig nur), und nimmt sich gegen die Prachtbauten dieser neuen Welt in nächster Nähe gar sonderbar aus. Dasselbe gehörte in den letzten Jahrendes vorigen Jahrhunderts der Großmutter des Schrei¬ bers dieser Zeilen, die von einer kleinen Pension und dem Ertrage des Gärtchens dabei lebte. Unter ihrem Schutze ver¬ sammelten sich damals darin oft junge Leute, die sich ur¬ sprünglich ihrem Sohne, der später in der literarischen Welt eine Rolle spielte (I. H. Wastl) anschlossen, besprachen dort die Tagesereignisse, die Erscheinungen in dcrLitcratur u.s. w- und waren oft sehr guter Laune, wie es die Jugend und Freiheit mit sich bringt. Daß aus diesem Kreise später selbst Männer von hohem (innern und äußern) Werthc hervor¬ gingen, wäre nur zu erwähnen, weil alle vielstockigcn Häuser der neuen Hauptstraße zusammen. jetzt vielleicht nicht solche Männer zählen! Hätten die Herren „Maßregler" der damaligen Zeit gewußt, daß sich da allabendlich „Studenten" versammeln, die großen Begebenheiten der Zeit (besonders den Gang der Revolution in Frankreich) erzählen, über Kant'sche Philoso¬ phie und Naturrecht ohne vorgeschriebenen Commcntar ver- 38 handeln , die neuesten Erscheinungen der Literatur und Poli¬ tik des In- und Auslandes frei besprachen n. st w. — ja zeitweise sogar Trink- und andere Lieder ertönen lassen wären diese Bestellungen „im Garten" wohl eingestellt oder sie selbst Alle bald sammt und sonders unsichtbar geworden, und hätten ihre Bestimmung in entfernten Regimentern oder beim Fuhrwesen (ein schon damals beliebtes Auskunftsmittel für solche Fälle) gefunden — wie es bekanntlich so vielen unvorsichtigen jungen Leuten erging — statt sie später Alle zu hohen Ehren kamen oder durch in- nern Werth und stilles Wirken glänzten. Unter diesem jungen Bolke herrschte oft die heiterste Laune, besonders „wenn etwas vom Hause" kam (die Mei¬ sten waren aus Unterstcicr zu Hause), wie im Wissen herrschte im Genießen dann ein Communismus, und wenn die Eltern des Einen oder Andern was schickten (ein alter Studenten¬ brauch) wurde Commers gehalten, statt philosofirt oder dispu- tirt. Hätten Herr von Thugut und seine Helfershelfer davon gewußt, sie würden darin den Untergang der österreichischen Monarchie gewittert und dieser Unterhaltung „im Garten" bald den Garaus gemacht haben — Großmüttcrchcn aber schloß die Balken, bereitete „die wiudischen Bogel" zu, und wechselte fleißig die Flaschen, ohne im Singen ein staats- gefährlichcs Symptom zu finden, erntete aber auch die An¬ erkennung dafür, daß ihr dies „junge Bolk", wie sie cs stets nannte, Mann für Mann bis zum letzten Augenblicke in Liebe und Verehrung ergeben war. Die meisten dieser Studenten waren Slowenen (wenig¬ stens aus den „untern Gegenden" zu Hause), vertrugeu sich aber ganz gut mit ihren deutschen Collegen, wie es bei Män¬ nern von Einsicht und 'Bildung auch zu erwarten — wir wollen zwei Sonderlinge nur h e r a n s h e b e n, 39 Beide durch ihr Leben und Wirken Neu Bedeutung, beson¬ ders in nationaler Beziehung, so unscheinbar sie in ihrem Aeußern oder Auftreten waren. Wir wollen Einen nach dem Andern folgen lassen, Beide Glieder einer Kette aus dem erwähnten Freundeskreise „im Garten." Goyertm A'Mmchmg. War der Sohu gerade so bemittelter Leute in Gonobitz, daß sie ihm Unterstützung zum stndiren zukommen lassen konnten, was er nun auch rühmlich benützte, und nicht nur den Schulstudien oblag, sondern seinem Wissensdrangs, be¬ sonders in neuen und alten Sprachen, nachkam. In allem exotisch, fiel es ihm einmal ein, nach Paris zu reisen um das Leben und Treiben der Revolution an Ort und Stelle kennen zu lernen? und die Notabilitäten damaliger Politik und neuen Staatslebcns (die unsere officiellen Zei¬ tungen gewöhnlich als Ungeheuer oder Mißgeburten beschrie¬ ben) selbst zu schauen. Ein solches Unternehmen glich da¬ mals einem Wagstückc eigener Art, und wenn heutzutage Jemand sich von seinen Freunden verabschieden wollte, nm morgen die Reise in den Mond auzutrcten, wurde mau viel weniger darüber staunen! Verzweifelt war der Gedanke, da er nach absolvirten Studien denn doch auch nur vorhatte „ein Beamter" zu werden — unbegreiflich also von ihm, als so einsichtsvollen Menschen, daß er, unsere Bürcau- kratie und den Unverstand oder bösen Wil¬ len ihrer Träger wohl kennend, nicht voraussah, *) Nicht zu verwechseln mit jenem wauvais susst des Grazer Ma¬ gistrates, bei dessen Leiche 1847 Unruhen stattfnnden. 40 daß für ihn, als damit Geächteten, keine Rosen mehr blühen werden! — Doch Nichts hielt ihn ab, und Nanerschnig kehrte reich an Wissen und Erfahrungen (wie es seine voll¬ kommen französische Sprachkenntniß und seine Vorstudien vermuthen ließen), zu seinen sehnsuchtsvoll harrenden Freun¬ den glücklich zurück. Desto schlechter natürlich erging es ihm mit und in sei¬ ner Anstellung, und man vergast ox oklloio immer auf den Brausekopf, d. h. mau erinnerte sich hohen Ortes immer nur seiner Pariser Reise, statt seiner Verwendung und Verdienste, berücksichtigte jene, statt d.s Talentes. Erst als man in Zara einen Krcishaupt- m a n n brauchte, der nicht nur Figurant, sondern auch was wissen mußte, holte man ihn, als vieljährigcn ersten Kreis. Commissär, wo er Italien und das Küstenland in jeder Be¬ ziehung kennen gelernt hatte, wieder hervor, und stellte ihn als aä latus des Civil- und Militärgouverneurs dort an. 1847 als Gnbernialrath pcnsionirt, wollte er in Graz die letzten Lebenslage wieder unter seinen Jugendfreunden und Commersgcnosscn von anno dazumal zubringen, allein der Tod hatte sie alle inzwischen abberufen, und so zog er sich aus sein väterliches Erbe nach Gonobitz zurück, wo er wieder der Literatur und dem Landbaue, dessen rationeller Betrieb aber auch da den Mann vom Fache bewies, zurück, aber bald starb. Es folgen zum Schluffe nun zwei in der slove n i- schen Literatur bekannte Namen, wovon der Erste, wie vorerwähnt, als Sonderling und seinem gedachten Freunde vom „Garten" her ungerecht wird, da Beide in mancher Hinsicht gleiches Schicksal hatten, im Wissen und Erfahrung aber einen gleich hohen Rang einuahmen, alle drei aber wie- 41 der den Beweis liefern, daß, wenn der Slave sich einmal einen Grad von Einsicht und Kenntnissen erworben, er den Deutschen sogar überflügelt. Alms Perger. Ein geborncr Friedauer, starb 1839 als Verwalter von Narrcnbüchel bei Radkersburg, nachdem er des Lebens Un¬ gunst (wie Nanerschnig viel aus eigener Schuld) in vielen Richtungen genossen. Beide hatten sich fast alle europäischen Sprachen eigen gemacht (Perger schrieb eine gemcinsaßliche türkische Grammatik). Beide verkehrten mit Gelehrten ihrer Zeit, Beide mußten mit dem Hemmschuh, welchen unsere Amtirung jedem freien Denker einlcgt, durch das Leben wandeln. Als geistreicher Mann mußte ihm natürlich das leere, gcisttödtcnde Formenwesen derselben, das ewige Einer¬ lei anekeln; doch hatte Perger nicht die Mittel, seinen Lieb- Iliigsstndien ganz zu leben, und so betrieb er, wie so Viele, seine Amtirung nur der physischen Existenz wegen, während er zum großen Aerger seiner Vorgesetzten und Collegen neben¬ her astronomische Beobachtungen und epigrafische Studien machte. So geschah es einst, daß er als Stener-Controlor ans Untersuchung war, zufällig aber in der Zeitung von einer Constellation der Planeten oder dergleichen las; natürlich ließ er sich seine Instrumente und Tafeln nachkommen, und berechnete statt Grund- und Hanssteuer und Mühllaufcrgeld u.s. w. den Gang der Himmelskörper, was für einen Bürenn- kraten von echtem Schrot und Korn (bisher?) freilich ein Gräuel war; denn was sind alle Himmelskörper, was das ganze Weltall z. B. für einen Bnchhalteristcn gegen die Be- dängclnng ven "/g kr., oder für einen Finanzmann gegen was Auffindcn eines Stempclgebrcchcns oder für einen 42 Kanzlisten (oder Juristen der neuen Schule) gegen eine Ru¬ brik mehr oder minder bei einem Gesuche in s. w. — —? Arm an irdischen Gütern, konnte er sich weder die Werke noch Instrumente alle anschaffen, noch die vaterländischen Alterthümer und Münzen erwerben, wie er cs wünschte; doch waren seine Sammlungen von Belange, wurden aber leider auch bald nach seinem Tode verschleppt. Was der steierm. histor. Verein jetzt anstrebt: Auf- finden und Bewahren der historischen Denk¬ mäler des Landes — damit hatte Perger schon vor einem halben Jahrhunderte begonnen, und was jetzt oft mit Pathos oder vielem Lärm als Entdeckung ausposaunt wird, finden wir längst schon in seinen Aufzeichnungen; *) es fehlte ihm nur die Anmaßung und Wichtigkeitskrämerei! Perger war aber nicht nur Sammler, als welcher er alle römischen Denk¬ steine in Steiermark z. B. schon vor Jahren zeichnete und beschrieb; Geograf, als welcher er die meisten Höhenpunkte im Lande kannte und längst selbst gemessen hatte; Geschichts- ") Zum Beweise dessen möge ein Factum dienen: bemüht, für die arme Witwe doch Etwas zu Geld zu machen, stellte ich auS seinen Schriften einen Aufsatz: „Die Heerstraßen der Römer in Jnnerösterreich" zusammen, worin sehr scharfsinnig und mit Zahlenbeweis aus den Mcilen-Entfcrnungen Naraja in die Ge¬ gend des heutigen Neumarkt (in Obersteier) versetzt wird — und übergab selben dem steierm. histor. Vereine zur allfälligen Aufnahme in die „Miltheilungen", hörte aber nichts mehr da¬ von, bis ich ihn Seite 30 im ersten Hefte derselben wörtlich abgedruckt fand. Meine Abwesenheit von Graz verhinderte weitere Erörterungen hierüber — nm aber die Ehre des Autors zu retten, ließ ich die Fragmente gesammelt und mit der indeß aufgefun¬ denen Karte versehen, noch einmal im Nationalkalender von Kaiser abdrucken. — ES sei dies öffentlich erklcikt, weil seitdem auch ein anderer hochgeachteter Schriftsteller (unschuldig) die un¬ rechte Quelle angab. 43 forscher, als welcher er die betreffenden auswärtigen Schrift¬ steller (besonders slavischcn) im Originale las, und daraus für die steierische Geschichte sammelte; sondern seiner Zeit auch Dichter, sammelte slovenische Lieder (wie sein verglei¬ chendes Wörterbuch der slavischcn Sprachen unseren Slove- nen zeigt, auf waS sic sich — statt unnützen Hader hervorzu- rufcn — verlegen sollten) und Landwirth, wo er als Guts- Verwalter und Mitglied unserer Gesellschaft sich bemerklich machte. Seine Bescheidenheit lies; ihn selten als Schriftsteller auftreten, desto gieriger wurde allseits Correspondenz mit ihm gesucht, die eben so geistreich als humoristisch war. Mangel und Mißverhältnisse aller Art drückten diesen Ehrenmann vor der Zeit darnieder und brachten ihn viel zu früh für die Wissenschaft, besonders aber für V a t e r l a n ds- künde und rationellen Slavcusinn zu Grabe. Obwohl nachstehender Nekrolog nun kein Lebensbild nach dem Plane dieses Büchleins (für meine Freunde) bietet, so glaube ich doch diese biografische Notiz als noch nirgend a n s g e f n h r t und doch von hohem Interesse für uns Un¬ tersteirer — hier aufzunehmen, denn die Bewahrung solcher Charactere und von Namen, die zu ihrer Zeit wenigstens eine Rolle spielten, ist Pflicht des Historikers, ja jeder vater¬ ländischen Schrift; besonders natürlich ist nachstehende Auf¬ zeichnung, welche ich der Güte eines hochverehrten Freundes verdanke, für die slovenische Steiermark wich¬ tig, und so möge sie den Schluß dieser Lebensbilder der Vergangenheit bilden. JohMn SiglNMd DopMsch, k. k. öffentlicher Professor der deutschen Sprache an der Uni¬ versität zu Wien, Mitglied der kais. Akademie der Natur- 44 forscher und mehrer in- und auswärtigen gelehrten Gesell¬ schaften, war geboren zu Arzlin, Pfarre Hocheneck, im Cillier Kreise den 9. Februar 1705. Seine Studien vollendete er in Lilli und Graz mit dem besten Erfolge, und bekleidete in mehren adeligen Häusern Erzieherstellen, bis er 1753 die Professur der deutschen Sprache und Beredsamkeit in Wien erlangte, die er eine Reihe von Jahren mit vielem Nutzen versah. Obschon geborner Wende, machte er doch das gründ¬ liche Studium der deutschen Sprache und Dialectik zum Hauptgegcnstaude seiner Forschungen, und in diesem Felde haben mir ihm unvergängliche Leistungen zu verdanken, wenngleich zu seiner Zeil oft seine Bemühungen, vorzüglich fene, die Lokalsprache in Wien zu reinigen, verkannt, ja von Einigen verketzert wurden. Nebstbei beschäftigte er sich mit Botanik und Naturkunde. Bei vorgerücktem Alter zog sich Popovitsch nach Bcrchtoldsdorf bei Wien in den Ruhestand zurück, wo er auch den 21. November 1774 starb. Seine von ihm verfaßte sinnige Aufschrift auf dem Lcichen- steinc sagt: . Faver unvergeßlich bleibt. Mißverstandene Politik stellte solche aber leider ein. - Es wären dies später: k. Nine. Schw a r z I aus dem Stifte Admont, Gymnasial-Profcssor in Graz, mir aber später noch interessanter als Ocnologe und Weinbauerin Rndkcrsburg, wo er die Stiftsgüter verwaltete-, dann der würdige Religionsprofessor k. Gerhard Endres, so wie Ulrich Spekmoser, dessen in meinen Arabesken gedacht wurde und der erst unlängst als Pfarrer zu Frauen¬ berg verst. U. Magnus Rock, ehedem Gymnasial-Präfect in Graz. Es wären noch mehrere solche Lehrer aufzuführcn, die aber noch nicht zu den „Lebensbildern der Vergangenheit" gehören; leider jedoch gehören dazu der durch Hcrzcnsgüte ausgezeichnete Dr. Karl Edler v. Appcltauer an der Hoch¬ schule zu Graz, der bekannte Publizist Ku dier, dem ich in meiner Monografie von Radkersburg ein Wort gerechter An¬ erkennung widmete, endlich der durch seine langweiligen Com- mcntare aber unterhaltenden Vorträge bekannte Prof. Egger in Wien; seine äußere Erscheinung (er trug große Brillen und eine Perücke eigener Art) entsprach den damals vorge¬ schriebenen k.k. Lehrbüchern, aber nicht dem Geiste und Humor, womit er den Gegenstand würzte-, so erklärte er uns z. B. im Völkerrechte den Krieg ganz kurz: „Wenn Zwei disputiren und keiner mehr nachgeben will, ziehen sie den Spadi — oder vom Leder oder schießen aufeinander; diese Kleinen schickte Kaiser Josef II. (welcher überhaupt in seinen Vorlesungen eine wichtige Rolle spielte), in s Narrenhaus; für die Großen, welche den General F oder N herausrufen, und ihre Leute einander todtschicßen lassen, ist aber natürlich kein solches groß 59 genug, also was ist zu machen? — man wartet den Erfolg ab, und wer dann besser stechen und schießen kann, der hat Recht— gerade so, wie bei den Kleinen!!" eine Anschauung, die doch gewiß sür's Praktische berechnet war! Endlich erlaube ich mir aus den Erinnerungen meines Paduaner-Studcntenlebens dreier Männer zu erwähnen, deren Ruf über die Grenzen ihrer Stadt ging und denen ich näher gestanden zu sein mich rühmen darf: des berühmten Historikers Menin, dem ich von Prof. Schneller empfohlen war, des erst unlängst verstorbenen Mathematikers S antini, wie des durch vielseitige Bildung und später durch seine po¬ litische Stellung bekannten Consilia ghi, damals Rector der Universität dort, der sich gerne mit mir deutsch unterhielt; sic gehören Alle mit zu den Lebensbildern, die ich versprochen habe, zu den Bildern, welche für mich schöne Tage aus nebel¬ grauer Ferne Hervorrufen und mitunter das Gcmüth in an¬ genehme Stimmung versetzen — wohlgcmerkt aber wieder¬ holt und vor Allem : „das Buch ist hauptsächlich nur für meine Freunde geschrieben!" Und nun zum Schluffe nur noch, daß wir den noch lebenden Söhnen Marburgs und der Steiermark, welche, Wie die Vorgenannten, dem Vaterlande zum Ruhme gerei¬ chen, noch lange hinaus ersprießliches Wirken wünschen. So angenehm es für den Nekrologen ist, das Verdienst gehörig zu beleuchten, so erscheint cs oft schmerzlich, das Gewesene zu erzählen; sie mögen sich also an dem Gegebenen erbauen und versichert sein, daß auch Ihr Verdienst erkannt werden wird, womit es jedoch — in der Art! — noch lauge Zeit haben möge. Und so wünschen wir herzlich, daß sie Alle noch nicht so bald den Bildern der Vergangenheit angc- hören mögen! Druck von 2. Srvkam's Erbe«. J n h a l L. Seite Anker Math., Professor .66 Foregger (Vater und Sohn).17 Vatterer (Onkel und Neffe) Johann Nepomuk.50 Hofrichter Josef, senior.22 Juvantschitsch Sigmund, Domherr.35 Kriehuber Alois Edler von, senior, k. k. Postmeister .... 13 Maul Christof, Dechant.26 Mihurko Anton, Rentmeister.29 Nauerschnig Copertin, Kreishauptmann ........ 39 Neupauer F L. Edler von.. . 13 Perger Alois, Gutsvcrwaltcr.41 Popovitsch I. M., Gelehrter.43 Schcidele Josef, Domherr.26 Schulz Carl, Med. Dr. 53 Waltinger Josef, Archivar.9 Wastl Ignaz Heinrich, Rechnungsrath.47 Werle Ignaz, Med. Dr.22 Wurzian Josef, Stabsarzt.33 Zimmermann I. S., Fürstbischof.30