^° 47^ »844. Vaterländisches. Oeffentlicher Jahresbericht über die Kleinkinderbewahr-Anstalt in Laibach mit Schluß des Militär-Jahres 1344. <^)er Verein zur Erhaltung der hiesigen Klein-kuiderbcwahr-Anstalt entledigt sich einer angenehmen Pflicht, das Ergebniß des dießjährlgen Rechnungs-Abschlusses zur Kenntniß des wohlthätigen Publikums von Laibach zu bringen, und öffentlich Rechenschaft üb,r das erworbene Instituthaus Nr. 63 nächst St. Florian zu geben, welches ein würdiges Denkmal des Gemem sinnes, der frommen Mildthätigkeit und bereit-willigc,, Theilnahme an allen zum Wohle der Menschheit en ichteten Anstalten, dieser Hauptstadt zur wahren Ehre und Zierde gereicht. Das gedachte Haus Nr. 63 in der Stadt wurde am 9. Jänner 1843 bei öffenrl. Feilbietung von dem bevollmächtigten Rechts - Anwälte des Vereins, Hrn. Doctor Blas Crobach, Hof- und Gerichtsadvo-cate,, hier, um den Betrag von 6525 fi. erstanden; die nothwendig befundenen vielen neuen Herstellungen und großen Reparaturen durch den besondcrn Eifer und umsichtsvolle Leitung des Co,mt6 - Mitgliedes, Hrn. Ignaz Bernbacher, auf das zweckmäßigste und solideste mit einem weitern Kostenaufwands von 3832 fi. 35 kr. aus dem am 4. November 1842 auf 3049 fi. 45 kr. C. M. erwachsenen baren Vermö. gen der Anstalt, und den vielen Zuflüssen des vor. Jahrs bewirkt und für die Anstalt eigenthümlich so eingerichtet, daß sie schon im Monate Juli desselben Jahres in das erworbene schöne Haus übertragen werden konnte. Die hiesige Spar-Cassa hat, nebst dem früher auf diesem Hause abliegenden Capitale pr. 3000 ss., noch 3500 fi. zur sogleichen Tilgung der übrigen Ta- bular.-Gläubiger bereitwillig angeboten, und es ist dieses zweckmäßige Haus, welches der Verein um den Erstehungspreis von.....6525 fi. — kr. den nothwendigen Bauherstellungen . 3832 » 35 » den Umschreibungs .-, Vcrbriefungs- Gebühren, verfallenen und nicht berichtigten Zinsen pr......220 « 53'/^ » zusammen um......10578 fl. 28^ kr und im reelen, nun sicher ein Drittel dieser Summe übersteigendem Werthe a» sich brachte, einzig m,t dem Sparcassa-Capitale von 6500 si. belastet geblieben, wovon aber theils durch Ersvarmsse an den Einkünften im laufenden Jahre, theils durch die subscribirten Beiträge der verehrllchen Stadtinsassen, und den Ertrag zweier, zum Nest.n der Anstalt abgehaltenen Abendlmterhaltungen, endlich durch andere Geschenke l000 ft, wie es die dem heutigen Intelligenz-Blatte angeschlossene Rechnung erweiset, der Spar ^ Casse zurückgezahlt, und dieser Theilbetrag grundbüchlich gelöscht worden ist. Sonach bleibt nun noch eine Schuld von 5500 fi. auf dem Hause haftend. Da aber sowohl die Erhaltung dieser Anstalt, als auch die zeit, weise Rückzahlung des obigen Schuldbetrages einzig von der Großherzigkeit wohlthätiger Menschenfreunde abhangt, so bleibt nichts anderes zu wünschen übrig, als daß die über alles wohlthatige und gemeinnützig wunderbar waltende Vorsehung zu diesem Behufe recht viele großmüthige Theilnehmer, welche die Nützlichkeit dieser Anstalt gehörig würdigen und durch ihre milden Spenden dieselbe fortan unterstützen möchten, zu. führen wolle. Höchst beglückt ward diese Anstalt in diesem Jahre durch den so sehnlich erwarteten Besuch Ihrer Majestät unserer allerg nä digsten Kaiserinn und LandeSmutter Maria Anna, welche am 3. September, durch die überaus huldvolle, all« Gemüther tief ergreifende Anwesenheit die kindlich 190 Kommen Wünsche, welche zwei Kindel- im Namen der Zahlreich anwesenden übrigen Kleinen darzubringen das Glück hatten, gnädigst abzunehmen, und durch die gütige Einzeichnung Allerhöchst Ihres Namens in das Denkbuch der Anstalt ein theures Denkmal zu hinterlassen geruheten. Ein Gnadengeschenk von 300 fl., welches Ihre k. k. Ma,estättn bei Allerhöchst Ihrer Abreise der Anstalt zugewendet haben, und wovon 150 si., wie es die Rechnung erweiset, in die Spar- Cassa zur seinerzeitigen Abtragung der Schuld, 150 fl. hingegen auf die currenten Bedürfnisse in diesem Iahlg in Ausgabe gestellt wurden, lassen mit vollem Grunde erwarten, daß sich diese Anstalt des Allerhöchsten Bei- falli Ihrer k. k. Majestät zu erfreuen das Glück hatten. Möchte dieses Institut unter dem Schutze Ihrer Excellenz der FrauFreiinn v. Weingarten, Gemahlinn unsers allverehrten Herrn Landes-Gouverneurs, und der wahrhaft mütterlichen Sorgfalt der edlen Frauen, die sich mit'.astlosem Eifer dein Wohle derselben widmen, auch für die Zukunft, zur Ehre Laibach's und den armen Kindern zum Nutzen, ungestört fortbesteheni zugleich aber auch allen Wohlthätern, welche dieselbe gegründet, unterstützt und zu deren Erhaltung mitge. wirkt, die Beruhigung gewahren, redllch das Ihrlge beigetragen zu haben, um eine Anstalt hier ins Leben zu rufen, die ihrer schönen Einrichtnng wegen gar, viele ahnliche anderorts übertreffen dürfte, und ihr«r Bestimmung und Wesenheit nach in allen gebildeten Staaten schon lange des Beifalls und der Ankennung jedes Menschenfreundes sich zu verschaffen wußte. Laibach am 4. November 1844. Die Wallfahrt der Taubstummen auf den heil. Berg bei Görz am 24. Juni 1844. (Fortsetzung.) Durch die oberwähnten erfreulicheu Resultate wurde nun der indessen sich gebildete Taubstummen-VereiuS-Ausschuß in den Stand gesetzt, ein eigenes Locale zu miethen uud einen ordentlichen Lehrer vom F. E. Consistorio zu erbitten und zu besolden, Zöglinge aufzunehmen und sie zu versorgen. Da waren nun so manche Schwierigkeiten zu bekämpfen, wie es über-Haupt bel jedem Anfange der Fall »st. Das Locale hatte gar keine Einrichtung: Betten, Kleidungsstücke, Lebensmittel, kurz Alles mußte neu herbeigeschafft werden. Neue arme Taubstumme baten um die Aufnahme und Versorgung u. s. w. _ Da faßte das F. E. Eonsistorium und der T. St. Vereinsausschusi den vertrauungsvollen Entschluß, durch die hohen Behörden, welchen das Gedeihen des Institutes nicht unbekannt geblieben war, bei Seiner Majestät um eine gnädige Unterstützung aus einigen Provinzialfonden zu bitten Nicht vergebens war unser Flehen. Der mildreiche Landesoater Ferdinand begnadigte beim Anfange des Jahres 1842 das Institut mit einer jährlichen Unterstützung von 2150 fi, aus verschiedenen Fonden des Küstenlandes. Der kummervolle Zweifel über den Forcbestand des T. St. Institutes ward nun gehoben. Man war dadurch in die freudige Lage versetzt, das bereits beengt werdende Locale durch Miethe zu vergrößern, mehrere nöthige Einrichtungsstücke anzuschaffen, das Lehr- und Aufsichtspersonale zu vermehren, neue Zöglinge aufzunehmen , u. s. w., kurz; es trat ein frohes geordnetes Wirken und Leben ein. Bereits hat sich die Zahl der aufgenommenen Zöglinge bis 30 erhoben. Es ist rührend zu sehen, welche Freude die Taubstummen bezeigen, wenn ein neuer Un-«zlücksgefährte aufgenommen wird. Alle drängen sich um ihn, alle wollen mit ihrer fertigen, auch dem Un. glücksbruder verständlichen Geberdensprache sich mir ihm unterhalten. Der Arme, anfangs betroffen scheint nun, wie in eine andere Welt versetzt, aufzuwachen, sein Gesicht heitert sich auf, und s^ine Augen, in dem frohen Kreis seiner Gefährten umherblickend, funkeln Freude, daß er nun aus seinem bisherigen trauri. gen Zustande erlöset ist Froh schließt er sich dann an sein« Kameraden und vergißt sel„ früheres Elend. — ES ist ein wahres Vergnügen, das Benehmen dieser von der Natur verwaisten Unglücklichen zu beobachten. Alles ist froh, Alles mit dem zufrieden, was das Institut, wenn auch sparsam, bietet. Mit ganzem Herzen hänge» sie an ihren Lehrern und Erziehern, und an Al/e, die sich ihrer annehmen. — Daß die armen Geschöpfe, die lhre ersten Jahre meistens ohne alle Erziehung in der Stumpfh.it verlebten, auch so manche Gebrechen in das Institut mitbringen, ist sehr leicht begreiflich, und es muß daher ihren Lehrern und Erziehern nur zu desto größerem Lobe gereichen, daß sie durch ihre eiserne Geduld, rastlosen Fleiß, und gebieterische Klugheit diese Armen von den mitgebrachten Schlacken nach und nach zu reinigen wissen. Da der Zweck des T. St. Institutes, nicht bloß darin besteht, daß die Zöglinge den Unterricht in der Religion und in den Schulgegenständen nebst der möglichsten Erziehung erhalten, sondern daß sie nothwendig auch solche Fertigkeiten oder Handwerke erlernen, mit welchen sie sich in ihren künftigen Lebensjahren ihren Unterhalt verschaffen können; so erhalten alle Mädchen, nebst besagtem Schulunterricht, von der Wirthschafterinn den Unterricht in den Haus - und 191 Küchengeschäfte», jenen aber in den weiblichen Handarbeiten bringt ihnen eine eigene Nähennn b.i. — Alle Knaben aber, wie sie die nöthlgen Kräfte erhal-tcn, müssen ein Handwerk oder eineKunst erlernen. Be-reils machen 6 — 8 Knaben bei ihren Lehrmeistern erfreuliche Fortschritte; mehrere noch besuchen mit gutem Fortgange die Zeichnungsschule an Sonn. und Feiertagen. Dieses fortschreitende Aufblühen des Institutes, die bekannten Umstände, daß noch bei Weitem nicht die Hälfte der lernfähigen Taubstummen des Küstenlandes in das Institut aufgenommen werden konnte, und daß ein geräumigeres Locale oder der Ankauf eines eigenen Hauses bereits das dringendste Bedürfniß geworden ist, hatte bei uns die Hoffnung genährt, daß nicht nur d»e bisherigen Unterstützer des Institutes ihre, vielleicht gesteigerten Opfer, sondern daß auch neue Wohlthäter ihre milden Gaben am Altare unserer Armen niederlegen wer. den, um das erhabene Bewußtseyn zu fühlen: »Auch ich habe zur Gründung und zum leichteren Fortbestehen dieser so nützlichen, das Reich Gottes und das Wohl der Leidenden verbreitenden Lehranstalt mein Schärflein beigetragen!" — Nicht ganz wurde unsere Hoffnung erfüllt. Zwar haben die Landdecanate der Erzdiö-crse G'o'rz slch erklärt, fernerhin das Institut zu unterstützen; zwar fuhren einige Bez. Commissariare des Görzer und Istrianer Kreises fort, milde Gaben einzusenden : aber mehrere Bewohner der Städte scheinen ihre helfende Hand zurück zu ziehen, oder fie doch zu verkürzen. An manchem Orte und bei mancher mit mehr als hinlänglichen Mitteln bedachten Person herrscht, wo nickt Abgenelgtheit, doch aber eine verderbliche Gleich, gilligkelt gegen das Institut. Hm non noliisenm — contra »o» 68t, — )Vn!lt6 al)llliv9i'6 oor^Ä V68lra! — Thut Gutes da es noch Tag ist; denn es wird die Nacht kommen, wo ihr nichts mehr werdet wirken können! — Doch! wir wollen nicht murren, wenn sich trübe Wolken an unserm Horizonte zeigen. Es lebt ja der Vater der Waisen! Er, der dem Sperlinge Nahrung und Obdach finden läßt, wird die Herzen der guten Menschen lenken, die es durch ihre milden Gaben möglich machen werden, daß die noch draußen verwahrloseten Taubstummen zu ihren Unglücksgefährten in das Institut werden aufgenommen werden können! — Doch lassen wir diesen Gegenstand; er ist in dem Consistorialberichtlichen Nachrufe im Jahre 1840 und in dem Nechnungsberichte 184^ umständlich und zweifelsohne für alle T. St. Vereinsmitglieder beruhigend dargestellt worden, und gehen wir nun zu unserm dermaligen Gegenstande — zur Wallfahrt über. Das öftere Ausgehen mit unsers Zöglingen ist bei dem nun sehr beschränkten Raume des Locale5 ein gebietendes Bedürfniß. Es gewähret ihnen auch überhaupt d»e großen Vorth.ile, daß sie frische, gesunde Luft genießen, ihre Körper in Bewegungen üben, und bei absichtlich gewählten beschwerlichern Gängen dieselben stärken und abhärten. Unberechenbar aber ist der Vortheil, den die begleitenden Lehrer in Betreff des Unterrichtes dabei erreichen können. Die Schöpfung liegt vor ihren Augen ausgebreitet da. Berge, Wäl» der, Thäler, Wasser, Wiesen, Aecker, Dörfer, Kirchen , Häuser, Bäume, Gesträuche, Saaten, Gräser, Thiere, Gesteine — kurz Hunderte von Gegenständen beschäftigen die Augen und das Gemüth der gehör-und sprachlosen Armen. Welche ausgedehnte Gelegenheit hat hier der Lehrer, ihnen diese Gegenstände zu erklären, zu benennen u. s. w. — So fragten mich vor mehr als 2 Jahren einige Zöglinge (versteht sich nur durch Geberden), was oben auf dem entfernten B.rge (auf den heil. Berg deutend) für ein Gebäude sey? — Ich gab ihnen zu verstehen, daß dort oben die Mutter des Sohnes Gottes verehrt wird, und deutete ihnen, daß wir einmal dort hinaufgehen würden; freudig hüpften sie um Mich, und schienen mich auf's Worthalten zu erinnern. Wohl oft haben sie mich seit je-ner Zeit auf das Versprechen bittend erinnert; dessen ungeachtet sollte dieses erst heuer in Erfüllung gehen. (Fortsetzung folgt.) Die Gründung deS Hospitals des Gelübdes. Um Itt Uhr Abends strahlte aus den Fenstern des Pallastes des Grafen von B....... blendender Lichtglaoz; man wähnte, große, helle Augcn zu s.hen die in die Nacht schauten und sich nicht zum Schlafe sckließen wollten. Der Schimmer mit dem festlich beleuchteten Hause verbreitete einen röthlichen Wiederschem auf dem Schnee und gleich dem Lächeln auf dem Gesichte eines Gestorbenen. Aus den Wägen, welche geräuschlos daherrollten und unter einem Zelte vorder Freitreppe hielten, stiegen auf weiche Teppiche mit Blumen und Diamanten geschmückte Frauen aus. Aber unter den Damen fehlte noch eine, und der Graf hatte ihre Abwesenheit wahrgenommen. — Gegen Mitternacht ging er hinaus, um zu sehen, ob sie noch nicht komme, denn sein Vater hatte zu ihm vor seinem Tode gesagt: die Tochter meines alten Waffengefährten Baron von W.......hätte ich mei- 192 ne Tochter zu nennen gewünscht; sie ist schön, reich und besitzt Talente und Tugenden. Ihr Vater und ich habl'ii euch mehr als einmal in unseren Träumen verlobt." Wilhelm wünschte daher lebhaft, sie bei dem Feste zu sehen. . . . Als er auf der Thürschwelle stand, zu sehen, ob sie komme, und eine Frau mir einem wimmernden Kinde auf dein Arme zu ihm herantrat, rief er: Entfernt diese Bettlerinn! Ach, gnädigster Herr! es friert und hungert mich! Ich habe diesen Morgen die Almosen austheilen lassen. Schenkt mir aus Mitleid etwas, wofür ich mir Brot und Holz kaufen kann! — Mem Kind stirbt Hungers! In diesem Augenblick fuhr der Wagen der erwarteten Dame in den Hof. Die Bettlerinn mußte sich entfernen. — Sie kam wieder, als die glanzende Equipage fortgefahren war. Sie kam wieder, aber ihr Kind wimmerte nicht mehr, es war eben eingeschlafen. Auch sie fühlte, trotz dem Hunger, daß die Au-genlieder lhx schwer wurden. — Sie legt« sich unter das Zelt der Freitreppe. — Es fielen dicke Schneeflocken. Einer der Bedienten entdeckte sie hier und zagte sie hinaus. Das arme Geschöpf konnte nicht mehr weiter, ihre Glleder erstarrten; sie legte sich am Hofthore, vom Pfeiler ein wenig geschützt, nieder; sie drück« ihr Kind an dle Brust, aber es schrie nicht mehr, — es war kalt, — starr, — gestorben! doch sie wußte es nicht. — Auf den Schnee hingestreckt, schlief auch sie ein, um nicht wieder zu erwachen. Ehe sie verschied, blickte sie noch einmal auf zu den erleuchteten Fenstern des Pallastes des Reichen; noch sah sie glänzend geschmückte Damen vorbeitanzen. Ach! wenn ihr nur eine einzige von allen diesen zur Schau getragenen Perlen geschenkt worden wäre, sie hätte sich dafür Holz kaufen können, um sich zu wärmen; Brot für ihr Kind, und eine warme Decke, — aber sie bekam nichts. __ Als Wilhelm eine Für» stinn, die seinen Vall mit ihrer Gegenwart beehrt hatte, an ihren Wagen führen wollte, stieß sein Fuß an Etwas an, das im Schnee lag, und er zankte dar. über mir den Dienern. Sie sahen nach und fanden unter dem fast gefr»rnen Schnee die erstarrte Bettlerinn und ihr Kind. Trotz dem Geräusche des Orche? sters, trotz dem Tanze und der Freude erfuhr man in den vom Lichterglanz strahlenden, mit Blumenduft ge-füllten und angenehm geheizten Sälen den schrecklichen Tod der T'l'ttleriim. Da zeigte sich doch ein Fünkchen von Mitgefühl, von Achtung vor dem Elende; das Tanzen hörte auf und die Gaste entfernten sich. Als Wilhelm allein war, ging er hinunter, um die Gestorbene, welche so eben in die Hausflur gebracht wurde, zu sehen. Frauen rieben sie mit warmen Stoffen. . . allein es war zu spät. — So groß war die letzte Kraft des Todeskampfes gewesen, daß die Frauen nur mtt Mühe das kleine Kind von der Brust der Mutter trennen konnten. Wilhelm blieb über eine Stunde bei dem Leichnam stehen. Hierauf riß er in einem Anfalle »on Wuth die Blumenkränze von dem Getäfel des Saales herunter, zertrat sie und schloß sich hierauf in sein Zimmer ein. Niemand konnte ihm dahin folgen, und am nächsten Morgen war er noch eingeschlossen. In diesen einsamen Stunden reifte em großer Entschluß in seiner Seele: er hatte vor dem Bildnisse seiner Mutter ein Gelübde gethan. Er gründete das Hospital der Stadt, und alt dieses Gebäude vollendet war und dem Hospiz nichts mehr fehlte, wurde Wilhelm ein dienender Laienbru. der und starb nach fünf Jahren im Rufe der Heiligkeit, nachdem er zuvor sein Vermögen den Armen vermacht hatte. Die Statuten der frommen Gründung, welche sein Land ihm verdankt, hatte er selbst entworfen. Es heißt darin unter Anderem: »Von dem Tage vor dem Feste Allerheiligen bis zu dem Feste des heiligen Evangelisten St. Marcus, am 25. April, sollen im »Hospiz des Gelübdes" zwe; große Säle gut geheizt und dem Zutritt der Armen Tag und Nacht geöffnet seyn. Des Mittags und um 7 Uhr Abends soll ihnen Suppe gereicht werden.« »Barmherzig« Schwestern übernehmen die Ver' psiegung der Mütter und Kinder.« »Außerdem sollen vor Weihnachten j»bes Jahres Holz uud wollene Decken an die Dürftigen der Stadt vertheilt werden.« Feuilleton. (Man hat erzählt, daß Auber einen seiner schönsten Chöre auf folgende Art com-pouirt habe.) Eines Tages ritt ein Mann, ungeachtet der Abwehrung der Polizeidiener, mttten unter die Körbe und Butten des Gemüse- und Fischmarktes zu Paris. Es ist unmöglich, das fürchterliche Halloh zu beschreiben, das diesem Angriff folgte; Obsthändler, Fisch- und Gemüseverkäufer, Marktmei-ster, Polizeidiener, Alles schrie durcheinander. Der Reiter mitten in diesem Gekreisch war glücklich! Es war Auber, der diesen Lärm angestiftet hatte, um die Motive des Marktchors für seine »Stumme von Portici« zu finden. Verleger: Ignaz Alois Edler v. Kleinmayr.