f,'i r Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. W^ 54« V»n8t»3 ÄSN ^. ^uu. K847. Au den Mond. ^hr scheltet mich, ich komme spät nach Haus, Und leb' die halbe Nacht in Saus und Braus; Dann schrieb ich abgespannt ein Vuch, ein Lied, Bis kühl der Morgen durch dic Fenster zieht. — l Wahr ist's, ich komm' nach Mitternacht nach Haus, Mit krankem Herzen oft nack Saus und Vraus. — Find' ich ein Weid dann, das mich liebend grüßt, Find' ich ein Kind dann, das den Vater küßt? Find' ich ein Wesen, das im Nachtgebet Auch um den Gatten, um den Vater fleht? — Find' einen Hund ich, der die Pfote gibt. Zum Zeichen, daß ein Wesen noch mich liebt? — ' Nein, nein! ick starre in ein altes Vuch, Und auf der blassen Lippe bebt ein Fluch; — Da — plötzlich in mein Erkerfenster scheint Der Mond, der alte, treue, bleiche Freund. Mein Freund, Du giesicst in mein Fensterlein, Wie reiche Zähren, Deinen Glanz hinein; Wölbt über mich sich erst das kühle Grab < Du senkst dann Deinen Glanz, wie jetzt, herab. An diesem Grab, das keine Blume ziert, Da weint kein Weib. fein Freundesaug' gerührt,, Da ringt kein Kind die kleinen Händchen wund; Auf meinem Grab heult nicht einmal ein Hund. Doch Du, mein alter bleicher Freund, allein. Du wirst mir dann noch treu, wie heute, seyn; Du sendest «Silbcrzähren dann herab Auf eines Armen ungeschmücktes Grab. C. Herloß söhn- Neisebilder eines Touristen. Von Ale rander Skoffiz. (Fortsetzung.) e^ch wollte den Hügel verlassen, als ich einen am Boden liegenden Knochen, der ein Schenkelknochcn von auffallender Größe »rar, aufhob, und diesen Fu»d meinem Reisegefährten vorzeigte, der, den Ort besehend, wo er gelegen , bald einen zweiten und dritten fand. Nun riefen wir die Fackelträger, herbeizukommen, und diese bildeten einen Kreis um uns, wo wir am Boden kniend, theils mit Messern das Erdreich aufscharrten und alsbald Rippen, Wirbclknochen, Schädelstücke, Kiefer mit und ohne Zähne, und so die ganzen Skelete von mehreren Thieren zwischen Steinen und Schotter heraus gruben. Es blieb kein Zweifel übrig, daß an dieser Stelle eine ganze Truppe der vorweltlichen Höh- lenbären ihr gemeinschaftliches Ende fand, allein schwer wäre es, ein sicheres Urtheil zu fällen, auf welche Art dieses herbeigeführt wurde. Die Umstände, daß die Skelete beisammen und auf einer erhöhten Stelle lagen, sprechen für eine Überschwemmung der Grotte, bei welcher die Thiere wahrscheinlich auf die Anhöhe sich geflüchtet halten und dort, da sie das Wasser, der obern Luftschichte zu Folge, nicht erreichen konnte, dem Hungertode anheim gefallen sind. Ein und eine halbe Stunde suchten und scharrten wir unverdrossen, wälzten Steine mit Vorsicht weg und beseitigten Sand und Schotter. Wir hatten bereits mit unserer Ausbeute 5 Tücher gefüllt und immer zeigten sich neue Gebeine, und noch immer gruben wir tiefer, als uns ein Führer aufmerksam machte, daß wir nns, da die Fackeln bald zu Ende gebrannt wären, beeilen müßten, den Rückweg an-zurreten, weil diesen im Finstern zu finden keine Möqlich-keir sey. Nun bedauerten wir zu spät unsere Unvorsichiigkeit, alle Fackeln zugleich brennen gelassen zu haben; allein jetzt war keine Zeit zu verlieren, schnell füllten wir cin sechstes Tuch mit dem Rest der Gebeine und becilren uns, die Anhöhe herabzusteigen. Die Grotte, in der wir so lange verweilten, war nicht sehr groß. eben so wenig-sehr hoch, daher hatte der Rauch der Fackeln durch die Zeit den Raum allmälig er-füllr; dieser legre sich so dichr herab, daß wir im Herabsteigen nur schwach athmen konnten, heftigen Reiz znm Husten bekamen und das Brennen der Augen kaum das Schauen gestattete. Wir waren den HÜgel hinabgeschritten und suchten der Grotte zn entfliehen; der Rauch war unerträglich, die Fackeln verlöschten im selben nacheinander nnd wir setzten den Weg beim Schimmer einer gläsernen Laterne, die wir ans Vorsicht mitgenommen hatten, forr.'Es lag Alles daran so schnell als möglich aus dem Bereiche dieftr Grotte herauszukommen. Schon glaubten wir den Ausgang erreicht zu haben, a!s sich die Führer betroffen ansalzn nnd die Gegenstände um uns zu unterscheiden suchten, endlich aber eingestanden, daß wir den rechten Weg nicht eingeschlagen hätten und uns auf der entgegengesetzten Seite befanden. Der Rauch war an dieser Stelle minder drückend und nun mußten wir von Neuem uns demselben preisgeben, um die Anhöhe zu umgehen. Wir näherten uns wieder dem Hügel und 214 umgingen ihn alif einer Seite, allein wir fanden keinen Ausweg, wir suchten an der entgegengesetzten Seite, aber auch hier fanden wir keine Stelle, die jener glich, an welcher wir eintraten. Die Furcht, den Rückweg vor dem Ausbrennen der Kerze nicht zu finden, und der Rauch, der, au-szer seinen übrigen Widerwärtigkeiten, auch noch die Gegenstände verhüllte, machten uns unfähig, unsere Nachforschungen mit überlegender Sorgfalt anzustellen. Immer drückender wurde der Rauch, das Athmen immer schwerer, der Reiz zum Husten belästigte uns ununterbrochen und die Augen brannten wie Feuer; wir konnten so nicht bestehen und stohen den Hügel hinan. Oben athmeten wir wieder frei, denn der Rauch hatte sich in die Tiefe, beiläufig acht Schuh hoch, gelegt. Von hier aus suchten wir uns zu orientiren; wir besahen die Stelle, wo wir verweilten und wo wir hinaufgestiegen; die Führer erinnerten sich der Richtung, in welcher sie zu uns traten und glaubten nun mit Gewißheit, von diesem Puncte aus den Weg nicht verfehlen zu können, auch täuschten sie sich nicht, denn nachdem wir noch einmal die lästige Rauchschichte durchdrangen, waren wir am Ausgange der Grotte angelangt. Schon hörten wir im Vorwärtsschreiten das ferne Rauschen des Wassers, als uns plötzliche Finsterniß deckte, denn die Kerze in der Laterne war ausgebrannt. Einer der Führer suchte sein Feuerzeug hervor und rief den Andern zu, die Ueberreste der Fackeln anzuzünden; neuer Schrecken — die Fackeln waren auf der Anhöhe vergessen, als wir sie zuletzt verließen. Kalter Schauer durchrieselte die Glieder, ,vir konnten nur ein halb ersticktes »Was ist zu machen?" hervorbringen, denn die verschiedenen Unfälle, denen wir nun ausgesetzt waren, zogen mit des Gedankens unendlicher Schnelle in lebhaften, schauerlichen Bildern durch unsere Phantasie und große Schweißtropfen netzten die eisige Stirne. Die Führer fluchten und tobten auf einander, indem einer dem Andern die Ursache unserer Verlegenheit zuschrieb, und ganz gewiß wären sie handgemein geworden, hätte sie nicht Furcht, Finsterniß und endlich ein plötzlicher Ausruf der Freude meines Gefährten zurückgehalten. Der Freudenruf galt einem, bei jeder andern Gelegenheit gewiß sehr unansehnlichen Funde, den mein Gefährte machte, als er sein Sacktuch aus der Tasche nehmen wollte und in demselben den Rest einer Wachskerze, die er aus Vergessenheit seit einem, dem heutigen ähnlichen Besuche noch bei sich trug, entdeckte. Dieses Stümpfchen rettete uns vielleicht das Leben, ganz gewiß aber aus der fürchterlichen Pein des traurigen Bewußtseyns, in diesem weiten Grabe viele zweifelhafte Stunden auf Hilfe von Außen warten zu müssen. Bei diesem einzigen Lichte wateten wir durch's Wasser und nachdem wir wieder auf trockenem Boden anlang, ten, fanden wir im schnellen Vorwärtsschreiten die flüher von den Führern hie und da weggeworfenen Fackelreste. Sorgfältig wurden jetzt diese aufgehoben und angezündet, daher konnten wir auch die Grotte bei derselben Beleuchtung verlassen,, bei welcher wir in selbe eingezogen. Wir befanden uns wieder vor dem Eingänge; die Nacht war lange schon angebrochen, der Vollmond beschien mit seinen milden Strahlen den Felsenschlund, dem wir so eben entstiegen und frohlockend begrüßten wir Alle die Oberfläche. Nachdem wir uns überzeugt, daß keine der dreizehn Personen fehlte, nämlich außer mir und meinem Gefährten, Herrn Pater Bilinek, der Bezirkscommissär, Herr Zheleschnik, nebst drei Beamten der Herrschaften Laas, dann der Ve-zirksarzt Herr Schweiger und sechs Führer, aus denen Allen unsere Gesellschaft bestand, warfen wir noch einen Blick auf den Schauplatz unseres Abenteuers und verließen die Schlucht. Die neuaufgefundenen Skelette befinden sich im Museum zu Laibach, wo sie Herr Freyer, Custos daselbst, künstlich zusammenfügte. (Schluß folgt.) Ironie des Lebens. Crayon - Skizze von Fr. Lacheiner. Die Geschichte eines jungen Lebens ist oft verwickel» ter, als eines, bereits der Abnützung nahen. So kommt es, daß gewisse Ereignisse, würden sie nicht für höhere Fügungen gehalten, als boshafte Anschläge auf unser Glück erscheinen müßten. In solchen Fällen gilt die Nedefo'.'m: »Es verfolgt Einen." Wer Herrn Frei kannte, wird diese Klage nicht un» gerecht finden. Er hatte ein großes Herz und darin viele edle Gefühle; in seinen Handlungen herrschte ein gewisser Styl, so wie im Spiele des Schauspielers: sie waren nicht bloß abgerissene, unzusammenhängende Aeußerungen des Thätigkeitstriebes, sondern sie km'ipften sich durch tiefe Grundideen, welche sie wie feine Goldäderchen durchzogen. Dennoch war Frei's Vater mit seinem Treiben nicht zufrieden und berief ihn nach Hause. Frei verließ die Amtsstube, in welcher er schon lange, aber fruchtlos für sein Heil gewirkt hatte, und machte sich reisefertig. — Herrlich leuchtete die Mondnacht, leise Zephyre küßten die Blüthen der Bäume. Es war so süß in der ganzen Natur, so recht zum Träumen eingerichtet. Welches liebende Herz wollte sie nicht genießen — die Wonne der Nacht?—^< Wo liegt die'Jugend im Schlummer? — Wach' auf, du Thörin, der Mond leuchtet, hinaus! hinauS! Am Hauptplatze des Städtchens stand eine hohe Linde; sie warf lange Schatten im Mondlicht. Hier war es gut; der Schatten gibt dem Lichre seine Slärke, die Heimlichkeit — der Liebe ihren freien Zug. An der Linde lehnte der liebende Jüngling Frei. Fran zilla, die Tochter des Amtmannes, theilte seine Gefühle, diese unsterblichen Flammen. Sie hatte ihr Wort gelös't und war zum Abschiede erschienen. Ach, das Leben hat nichts Schlimmeres, als Abschied von der Geliebten. Man hat sich so Vieles zu sagen, sich Briefe zu versprechen, seine unwandelbare Gesiniuing zu beschwören, eine Locke zu empfangen und zu weinen. Armer Frei! -— das sind die Früchte, die der Lenz versprochen; dieser Philister nimmt doch zu oft sein Wort zurück! Und Franzilla? -^ 215 eine bis zum Sterben verdüsternde Melancholie sprach aus ihren Zilgen. Das unglückliche Herz wand sich krampfhaft, der Stich war zu tief gedrungen. Sie reichte Frei ihre Hand, sie neigte sich hin, das arme Kind, und lag in den Armen des — Amtmannes, ihres Vaters. Er war plötzlich dazwi. schen getreten, Freihatte die Flucht ergriffen. Am Fenster ihres Zimmers steht ein Mädchen sinnend. Ihre Wangen bleich; es scheint, ein schlimmes Wetter habe Spott getrieben mit ihren Rosen. Gar oft hört sie Anspielungen auf eine heimliche Liebe und auf die Hintergehungen der wohlgesinnten Aeltern, welche sich die Jugend undankbar erlaube. Jetzt vom Schmerze überwältigt, von jenem Bangen, das den Menschen wo immer Trost zu suchen nöthigt, nimmt das Mädchen ein nettes Kistchen zur Hand und langt einige duftende Papiere hervor. Es sind allerliebste Briefe von Frei, dem geschiedenen, noch nicht Wiedergesehenen. Sie küßt diese Papiere. — Kein Trost ist den Liebenden süßer, als der, welchen sie sich selbst geben; kein Wort spannt die Nerven ihres Herzens höher. Es ist unaussprechlich. Franzilla lies't alle Briefchen wieder und wieder, die Erinnerungen weben ein reiches Leben in dieser Einsamkeit. — Dessen wird der Amtmann gewahr. — Die Briefe feiern ihre Apotheose auf dem heiligen Herd der Laren. Ein Jahr ist verschwunden. — Frei, von der Lust des Lebens fortgerissen in seine Wirbel, verlegt sich auf Reisen. Sein Weilen dauert nirgends lange, aber im Bade — herrscht ein anziehendes Leben. Es zieht ihn mit tausend Magneten an sich, und er vermag keinen Widerstand. Der Löwe in der Gesellschaft, und wie immer der Gott seiner Eigenliebe, nebenbei ein glücklicher Kartenspieler, findet er ganz begnügt, daß auf große Verluste immer eine Entschädigung folgt. Es wird eben getafelt, Frei sitzt zu Tische mit gleich-gesinnten jungen Leuten, denen die Romantik einer schnell angesponnenen und eben so schnell wieder abgebrochenen Liebesgeschichte im Bade über Alles gilt. Da treibt ihn das von ferne her vernehmbare Rollen eines Wagens hinab in die Flur. Nicht lange, der Wagen hält still, der Kutscher öffnet den Schlag. Eine herrliche Gestalt, eine Dame, schön, nur zum Lieben, der Geist der Jugend selbst, kommt zum Vorschein: — Franzilla. — Frei möchte anbetend in die Knie sinken, die Versöhnung mit dem Geschicke ist die Wiedergeburt unseres Glückes. Frei ruft begeistert: »Selig sind, die da sehen!" Die Dame aber lispelt: — »O!— ich bitte — mein Gemahl." — Daneben stand ein kleines, abgelebtes Männchen. Mitterburg im Juni 1847. Brosamen aus der Vergangenheit. Der berühmte Schauspieler Kean hatte eine solche Furcht vor dem Gerufenwerden, daß er — sobald nur das Stück zu Ende gespielt war — sich sogleich ausziehen ließ und eine halbe Stunde im Garderobezimmer im Hemde herumlief. Garrick setzte iu gleicher Absicht nach jeder Vorstellung die Füße in Haferschleim. Die heutigen Künstler aber — sagt die böse Welt — bleiben in vollem Costume, so lange nur eine menschliche Teele noch im Parterre ist, denn diese könnte noch applaudiren und sie hervorrufen. Campe, der treffliche Verfasser des deutschen Robinson, war der erste Erzieher der beiden Brüder Alexander und Wilhelm von Humboldt. Sie machten mit ihm Reisen durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz. Als Hofmeister glaubte der gute Mann überall ein bedeutsames Wort äußern und durch einen gelehrten Fingerzeig, eine interessante Notiz den Ausschlag geben zu müssen. Als die Reisenden in das Sterbezimmer Rousseau's traten, sagte er demzufolge mit vieler Rührung: »Zu diesem Fenster ist die große Seele des unsterblichen Denkers hinausgefa hre n." Feuilleton. Schauderhafte Verbrechen. — Königsberg, 1. Juni. Eine Kette schauderhafter Verbrechen ist in diesen Tagen auf eine merkwürdige Veranlassung entdeckt worden, und man würde die Sache für ein Märchen gehalten haben, wenn die Würde und der Ernst des Mannes, der sie mitgetheilt hat, nicht Bürgschaft dafür leistete. In dem bei dem Hafen Pillau gelegenen Dorf Alt - Pillau wohnte ein verwitweter Müller mit seinem unverheiratheten Sohn, und eine Schaffnerin führte Beiden die Wirthschaft. Vater und Sohn buhlten Beide um die Gunst dieses Frauenzimmers, und der Vater hielt sich für den begünstigten Liebhaber, bis er seinen Sohn mit der Person in einem vertraulichen l6t6» ä-t6t6 überrascht. Von Rache darüber gespornt, fährt er nach der Kreisstadt Fischhausen und denuncirt seinen Sohn als Dieb; das Gericht überzeugt sich von der Wahrheit der Denunciation, der Sohn gesteht sein Verbrechen, erklärt aber zugleich, daß der Vater ein gefährlicher Dieb sey. Auch die Wahrheit dieser Ausjage bestätigt sich, und der Vater gibt nun an, wie der Sohn die Mühle, die der Erstere jetzt besitzt, unter dem vorigen Inhaber in Brand gesteckt habe; das Siegel auf diese Verbrechen drückt endlich der Sohn durch sein letztes Geständnis;, erzählend, wie sein Vater die eigene Frau, von der man glaubte, sie habe sich den Tod durch Erhängen gegeben, selbst aufgehängt habe. Die Verbrecher sind natürlich verhaftet. Schrecklicher Selbstmord. — Ein Lebensüberdrüssiger in Marseille hat kürzlich seinem Leben auf eine schreckliche Weise ein Ende gemacht, indem er sich ausgekleidet in eine Grube stürzte, in welcher eben Kalk gelöscht wurde. Obgleich die Arbeiter ihn schnell herauszogen, so starb er doch auf dem Wege nach dem Hospitale. Vleisevorfall. — Auf der südlichen Staatsbahn lösten sich vier, in der Station Mürzzuschlag stehende Lastwaggons durch Windstoß ab, und rollten, bei dem gegen Brück allmäligen Falle der Bahn mit steigender Schnelligkeit bereits der vor Krieglach befindlichen Brücke zu, wo die Bahn eine Krümmung macht, und daher der von Gräß kommende Train die ihm drohende Gefahr nicht bemerken konnte. Der dort befindliche Bahnwächter faßte jedoch den Entschluß, auf die rollenden Waggons hinauf zu springen, und sie durch das Bremsen und mit Hilfe einer Stange nach und nach in ihrem Laufe aufzuhalten, wo er alsdann durch schnelles Laufen dem entgegenrollenden Train noch zur rechten Zeit das erforderliche Zeichen zum Einhalten geben konnte. Der auf diesem Train befindliche, über Wien nach dem Franzensbade zum Gebrauche der dortigen Salzquelle reisende, in jeder Beziehung hochgefeierte Dichter, Anasta-stius Grün, der die Anstrengungen des Bahnwächters, und hiedurch die Abwendung der den Reisenden drohenden Gefahr zu würdigen wußte, machte sogleich mir ausgestreckter Hand eine Collecte, indem er alle auf dem Train befindlichen Personen, ohne Ausnahme, um eine Gabe für den braven Wächter gebeten hatte, auf welche Art ein nicht 216 unbedeutendes Sümmchen zusammenfloß, da einem so noblen Becrlcr eine Gabe zu reichen sich Niemand weigerte, und er selbst hierzu einen namhaften Beitrag leistete. Mehrere, die erst nach erlegter Gabe in Erfahrung brachten, wer der edelmüthige Sammler gewesen, machten noch nachträgliche Beiträge, um ihn näher zu betrachten und zu sprechen. Wiewohl der Bahnwächter fiir seine Leistung von der vorgesetzten BeHorde eine entsprechende Belohnung mit Ge-wißheir zu erwarten hat, so wird die momentane, ihm aus der Hand des gefeierten Sammlers dargereichte Spende, als eine ihn hocherfreuende Anerkennung der von ihm ausgeübten schönen That sowohl ihn, als auch seine übrigen Berufsgenossen zur strengsten Wachsamkeit anspornen. Strafe eines Gotteslästerers. — Vor einigen Tagen har ein tranriges Ereignis; in dem Dorfe Gonpille. res-Renfeugeres Statt gehabt. Mehrere Handwerker saßen in dem Wirchshause des Herrn Silvain Lavaillant um einen Tisch, von denen Einer mehr aus Gewohnheit, als aus böser Absicht eine Gotteslästerung ausstieß. Der Wirrh machte ihm darüber ein Paar freundliche Bemerkungen, die auch von dem keineswegs böse gesinnten Handwerker freundlich angenommen wurden. Da nahm ein anderer Gast, ein We-bergcsell, Namens Herubel, der gerne für einen starken Geist gelten wollte, das Wort und fing damit an, daß er das Daseyn Gottes laugnete, sodann, indem er durch seine gottlosen Aeußerungen und die Einreden der Anwesenden sich selbst immer mehr erhitzte, spie er gegen Gott und die Religion die abscheulichsten Gotteslästerungen aus. Auf den Versuch des Wirthes, durch sanfte Worte seine Wuth zu beschwichtigen, äußerte er endlich: »Mit deinem Gott will ich heute Abend noch zu Nacht essen!" und in demselben Augenblicke fiel er, wie vom Blitze getroffen, mit dem An-gesichte zur Erde. Er hatte zu leben aufgehört. Man kann sich kaum eine Vorstellung machen von dem Schrecken der Anwesenden, die in diesem Vorfalle eine sichtbare Srrafe des Himmels erblickten. Dienertreue. — Die »Theaterzeitung" schreibt: Ein Herr schickte seinen Kutscher in eine Handlung, ein Paar Pferdeschwämme zu kaufen. Der Kutscher ersuchte den Kaufmann, ihm die Rechnung für dieselben etwas höher zu stellen, damit er auch einen Gewinn dabeihabe, denn wahrscheinlich konnte der arme Teufel mit seinem Lohne und dem Ertrag des gestohlenen Hafers nicht leben. Der Kaufmann, an dergleichen Manövres gewohnt, erfüllte sein Verlangen. Der Herr des Kutschers jedoch, der den Preis der Schwämme zu hoch fand, schickte gleich, um die Ehrlichkeit seines Kutschers zu erproben, den Bedienten um ähnliche Schwämme. Dieser jedoch, noch ein größerer Spitzbube, als der Kutscher, ließ sich die Verkaufsrechnung noch höher schreiben, brachte daher auch die Schwämme theurer, als der Kurscher. Moral: Man muß, wenn man Dienerschaft hat, entweder alles selbst kau-fen, oder sich betriegen lassen. Papierkorb des Amüsanten. Ein ziemlich lächerlicher Auftritt kam unlängst in einer kleinen französischen Stadt vor. Es handelte sich um einen Diebstahl. Als die Jury ihre Berathung beendigt hatte, sagte der erste Geschworene zu dem Präsidenten: »Ich habe meine Brille vergessen, und kann demnach die Erklärung nicht ablesen; wenn Sie erlauben, überlasse ich dieß meinem Colle-gen." Aber der Eollegc konnte offenbar nicht lesen, und der dritte Geschworne befand sich in dem nämlichen Falle. Das Gericht mußte also erst einen Beschluß fassen, um den vierten Geschwornen zu berechtigen, die Erklärung der Jury vorzulesen. Wenn nun der vierte Geschworne auch des Lesens unkundig gewesen wäre, so hätte es jedenfalls ein scytisches Gelächter unrer den Zuhörern gegeben. Ein Eckensteher fuhr mit seiner Frau auf der Eisenbahn von Berlin nach Potsdam. Als die gellende Pfeife der Locomotive wiederholt ertönte, rief die Frau! »Ach herrjes! det is aber nich zum Aushalten mit dem Pfeifen." — »Na, wat haste denn schon wieder zu achherjesen?" erwiederte der zärtliche Gatte; »Du verlangst wohl, dat se vor Deine lumpje Iroschen die Mamsell Lind uf de Locomotive sotten singen lassen?" Nach amerikanischen Blättern lebt in Kentncky ein Mensch, der so groß ist, daß er, wenn er zu Bette gehen will, sich gleich einem Federmesser zusammen legen muß. Seine Beinkleider sind so lang, daß sie auf einer Seiler^ bahn gemacht werden müssen. Literarischer Courier. 5 Freunden der C. S p i n d le r'schen Muse dürfte es angenehm seyn, zu erfahren, das, in Wien bei Iasper so eben ei» neuer Roman, unter dem Titel: »Monsieur Kleiderleib» von diesem Romanschriftsteller erschienen sey. Der Roman soll sehr interessante Vadeabentheuer behandeln. -7 In Australien, in der Ttadt Adelaide, wo viele deutsche Cola« nisten wohnen, wird nächstens eine deutsche Zeitung erscheine». 5 Der Neoacteur der Sonntagsblatter, Dr. 3. A. F r a n k l, gab im Verlage von Mörschner und Bianchi in Nien: „Eine Ge» schichte der Juden in Nien» in vier Lieferungen heraus- ^ Die k. k. Wiener Staatsüuchdruckcrci wird nächstens an's Licht treten lassen: „plil'-xliünü Vl!,clli!ion«n5i5," Es ist diesi Werk eine getreue Beschreibung und Abbildung der ausgezeichnetsten Flora aus Wien's Umgebungen. Den Text lieferte der ausgezeichnete Botaniker, Professor Endlicher, Mitglied der Academie der Wissenschaften. ^cl vcx^n,: Academie der Wissenschaften. Die Mitglieder der A«-demie hielten am 27. Juni ihre erste Sitzung, und Herr Hofrath, Freiherr von Hammer-Purastall, wurde einhellig zum Präsidenten gewählt. Der 27- Juni 18H7 wird sich als ein wichtiger Tag in den Annalen der Acadcmie behaupten. ^ A. Krafft, der kürzlich verstorben? Scriptor an der k. k. Hof« bibliothek in Nien, sprach und schrieb v i e r z e h n Sprachen- -j- Ein Dichter in Neapel, Namens Nicolo Eorridi, streckt alle französischen, englischen und deutschen Viel« und Hchnellschreibcr in den Sand. Der Man» ist eigentlich aus Corfu. Ein neapolitanisches Journal bringt über ihn folgende Anzeige: „Signor Nicolo Eorridi schreibt auf Bestellung in 2't Stunden ein Lustspiel, in H8 Stunden eine vollständige Tragödie oder einen Operntert. in 3 Tagen ein grosjes hel« dengedicht in seckszeiligen Stanzen, ja auf Verlangen können gewisse Buchstaben des Alphabets ganz wegbleiben.» Was werden die Herren Dumas, Balzac. Sue :c, dazu s.igen? — -7- Aus der k. k- Staatsdruckerei in Nienist vor Kurzem das erste mit beweglichen Type» gedruckte japanische Werk hervorgegangen, wie der „Wanderer» schreibt. Es führt den Titel: „Techs Wandschirme in Gestalten der vergänglichen Welt,» und ist ein japanischer Roman, übersetzt von dem berühmten jungen Linguisten Dr- Pfitzmauer. — d — Pyrotechnische Anzeige. Herr Sebastian Göck, Kunstfcuerwerker aus Klagenfürt, war vor einigen Tagen hier und hat die Concession erhalten, am 1. August ein großartiges Feuerwerk, aus sechs Fronten bestehend, in der hiesigen Schießstälte al'brennen zu dürfen- Da eine derlei Augenweide unserm Publikum schon lange nicht geboten wurde, Herr G ö ct aber den Laibachern schon seit dem Jahre 1836 her, als er (ebenfalls in der Bchießstätte) ein brillantes Feuerwerk zur vollkommensten Zufriedenheit der Zuschauer abbrannte, rühmlich bekannt ist: so dürfte der Pyrotechniker, falls 5»pil<:r pluviu« sein „^oücello" dazu gibt, einen sehr zahlreichen Kreis von Zuschauern um sich versammeln und seine Nechnung finden. — d — Verleger: Ignaz Alois Gdler v. Kleinmayr.