Heft 1 Wie kamen die Israeliten durchs Rote Meer ohne ein Wunder? Militärisch gewürdigt von Davorin Zunkovic (jugoslavischen Oberstlt. d.R.) (mit einer kolorierten Karte und einer Skizze auf Seite 11 u. 16) Maribor 1937 Selbstverlag — Ptuj, Jugoslavien. Druck der Ljudska tiskarna d. d., Maribor / Verantwortlich Viktor Eržen in Maribor M Skrabar Viktor javni notar Prmo2 Heft 1 2 0, XII. 1937 Wie kamen die Israeliten durchs Rote Meer ohne ein Wunder? Militärisch gewürdigt von Davorin Žunkovič (jugoslavischen Oberstlt. d. R.) (mit einer kolorierten Karte und einer Skizze auf Seite 11 in 16) Selbstverlag — Ptuj, Jugoslavien. Druck der Ljudska tiskarna d. d., Maribor / Verantwortlich Viktor Eržen in Maribor Diese Gründung hat den Zweck, der grossen Kulturwelt die Geschicke der Altslaven so darzustellen, wie sie sich auch literar-geschichtlich selbst bieten, von der offiziellen Slavistik aber wegen oberflächlicher Orientierung dauernd vernachlässigt wird, damit die nichtslavischen Völker weiter im unklaren bleiben, was diese seit undenklichen Zeiten hinsichtlich der allgemeinen Kultur der Menschheit mitgeleistet haben, worauf als der erste schon der deutsche Kulturhistoriker J. Gottfried Herder bereits im J. 1778 aufmerksam machte, als er erklärte: »Die Slaven seien der Segen der Erde gewesen, denn überall hat sich die Erde gefreut, wo immer sich diese niederliessen«, und was leicht zu beweisen ist. Dieses soll nun durch Publikationen in Heften von etwa einem Druckbogen und zum Preise von 1 Mark in kurzen Abständen der grossen Oeffentlichkeit erschlossen werden, wozu ein überaus vielseitiges und wenig bekanntes Material vorliegt und wobei nur solche wissenschaftliche Themata berührt werden, deren Hauptphasen der altslavischen Vergangenheit und Kultur bisher nahezu allgemein verhüllt blieben. Der Anfang wird mit den Deutschen gemacht, die sich in der langen historischen Zeit mit den Slaven niemals befreunden wollten. Die anderen slavischen Gruppen sowie die modernen Sprachen können sodann jene Gebiete der einzelnen Hefte für sich veröffentlichen, die ihnen fallweise im Drucke erwünscht erscheinen. Die einzelnen Hefte werden in der »Ljudska tiskarna« in Maribor hergestellt. Einstweilen wurden 50 solche einzelne Monographien ausgearbeitet, die den wesentlichen Inhalt der altslavischen Geschichtsbegebnisse umfassen, wobei aber noch keine zeitliche Begrenzung erreicht erscheint, daher unsere Interessenten hier nur die Vororientierung erhalten, dass vorerst folgende Hefte erscheinen sollen: Heft 1: Wie kamen die Israeliten durchs Rote Meer ohne ein Wunder? Heft 2: Die altslovenische Chronik von Sarandapor, von Adam an, umfassend bis heute 7446 Sonnenjahre; Heft 3: Die Geschicke des »Suez«-Kanales in den verwichenen 4000 Jahren; Heft 4: Die Naturgeheimnisse des mittelalterlichen Hexen-wahnes; Heft 5: Die indo-slovenische Handschrift von Grünberg vom 4.-3. Jahrhunderte n. Chr. Das hier behandelte Thema steht zwar im organischen Zusammenhänge mit der grosszügigsten kriegsgeschichtlichen Handlung des Altertums, d. i. dem Auszuge der Israeliten aus Aegypten, die sich mit grosser Berechtigung um das Jahr 1427 v. Chr. abgespielt haben muss, die aber seit 3360 Jahren noch keiner militärisch-kritischen Würdigung zuteil wurde. Dieses unfassbare Versäumnis wollen wir nun hier weitgehendst nachholen, wenn wir uns dabei auch bewusst sind, dass uns ausser dem! technischen Teile nur mehr sehr verblasste Hilfsquellen zur Verfügung stehen. — Diese Schrift war bereits im Dezember 1934 fertiggedruckt, wurde aber später vom Verleger dem Autor zurückgestellt, als dieser Bedenken fühlte, wonach dies zu einem grösseren Zusammenstosse mit der katholischen, griechisch-orientalischen wie protestantischen Geistlichkeit führen könnte, obschon jene Zweifel bereits der Autor selbst zerstreute, wonach es sich hier durchaus um keine bewussten häretischen Tendenzen handelt, sondern nur um die Geltendmachung einer rein exakten Wissenschaft, wie es die Technik an sich ist, die der Wahrheit niemals aus dem Wege zu gehen braucht, denn diese kennt keine Wunder oder etwas metaphysisch Uebersinnliches. Der erste, der diese Publikation als eine seriöse wissenschaftliche Arbeit erfasste, war der bekannte Archäologe Dr. Walter Schmied der Grazer Universität, der sofort seinen Hörem diese Schrift in diesem Sinne auslegte. Als zweiter meldete sich der Theologie-Professor M. Slavic, der Universität in Ljubljana, der jedoch diese Schrift als eine vollkommen verunglückte bezeichnete, weil angeblich dieselbe Lösung schon andere versuchten, welche neue Lösung er aber auch nicht aufklärte, sondern nur wieder als ein weiteres unaufgeklärtes Geheimnis hinstellte. In diesem Falle wäre es aber weit richtiger gewesen, wenn der Kritiker, falls er dabei nur Rom zu fürchten hatte, mir meine überzeugte Aufdeckung belassen hätte, denn wir wissen doch, dass im J. 444 v. Chr., als man den Pentateuch umredigierte, damals zugleich die Fälschung beging, die Lebenszeit Moses’ um circa 500 Jahre nach rückwärts zu datieren, daher wir bei diesem Anlasse nicht mehr leicht beim Pulverfasse vorüberkommen, so lange nicht die alten Tatsachen wieder zu ihrem ursprünglichen Rechte gelangen, denn heute glaubt man ziemlich allgemein, dass es Hieronymus war, der die ganzen Phantastereien am Roten Meere in die Vulgata einpaschte, denn die älteste altslovenische Chronik, die von Adam her stammt, weiss nur anzuführen, dass Moses die Israeliten aus Aegypten führte, ohne welche weiteren mystischen Zusätze. Glaubt aber Rom hiebei unnachgiebig bleiben zu müssen, so bliebe nichts übrig, als alle heutigen Welt-Enzyklopädien inbezug auf jene Tatsache richtigzustellen, denn der technische Teil der Fiktionen am Roten Meere lässt sich auf eine andere Weise heute nicht mehr zurückbremsen. Verwunderlich ist es hingegen, dass Lesseps, obschon er die Kanalverhältnisse am Roten Meer selbst genauestens beschrieb und einzeichnete, nicht darauf verfiel, alles dasjenige für den Uebergang der Israeliten auszuwerten, was Moses tatsächlich so genial durchführte, denn gleich im J. 1869 wurde die alte Methode des Schleusenverkehres im Pbaraonenkanale wieder instandgesetzt, und kam dabei auch niemand darauf, hier etwas religiös Bedenkliches herauszufinden, da alles natürlich klar war. — Die zum Teile mysteriöse Erzählung vom Auszuge der Israeliten aus Aegypten ist allen Christen wie Juden aus der hl. Schrift des Alten Testamentes wenigstens in der Hauptsache bekannt. Im II. Buche Moses, das religionsgeschichtlich im besonderen auch die Bezeichnung »Exodus« (— Auszug) führt, erfahren wir aber nur, dass die Israeliten gezwungen waren, infolge der zunehmenden Bedrückungen durch die Pharaonen, Aegypten zu verlassen und dies umsomehr, als ihnen ohnehin schon längst das »gelobte Land« (Palästina) als künftige Heimat in Aussicht gestellt war. Naheliegend war es aber, dass man sie, nachdem sie bereits durch 430 Jahre den Aegyptern Frohndienste leisteten, auch nicht leichterdings ab-ziehen lassen wollte, daher Jahve über Aegypten zuvor noch zehn verschiedene Landplagen schicken musste, denn erst unter diesem volkswirtschaftlich lähmenden Drucke wurde der Pharao zur Nachgiebigkeit umgestimmt. — Daraufhin machten sie sich von ihrer Sammelstelle Alt-Kairo (Ramses) mit 600.000 Man schlagbereit zu Fuss auf den Weg. Diesen folgte ein ungeheurer Tross von Frauen und Kindern, dann grosse Herden von Schafen und Rindern. Ihr Mundvorrat für den Marsch bestand aus ungesäuertem Brote für sieben Tage. Die Marschlinie ging zum nördlichen Teile des Roten Meeres, dem sogenannten »Schilfmeer«. Mit Jahwe’s Hilfe zogen sie durch diesen Teil des Roten Meeres, und gelangten so in die arabische Wüste Sur, womit sie bereits das ägyptische Territorium hinter sich hatten. Der Pharao liess zwar die abziehenden Israeliten militärisch verfolgen, doch sei jenes Verfolgungsdetacbement samt und sonders im: Roten Meere ertrunken, worauf weitere Belästigungen unterblieben. — So die Biblische Geschichte! Der Strenggläubige wird über die Einzelnheiten dieser Erzählung nicht weiter nachgrübeln, da er alles in den hl. Schriften Enthaltene ohne Vorbehalt glauben muss. Nachdem wir aber hier keine herätischen Tendenzen verfolgen, ist unsere Behandlung dieses Themas als eine reine Glaubenssache hiemit auch schon theoretisch abgetan. Anders sieht aber dies aus, wenn man die geschilderte Begebenheit für eine geschichtliche Tatsache nimmt, wie sie letzten Endes auch von allen Bibelexegeten und Historikern im allgemeinen erfasst wird, denn unter dieser Prämisse können wir jenes" Ereignis erst dann ernst nehmen, sobald alle unnatürlichen Zutaten aufgeklärt sind. Jener Volksgarnisonswechsel muss nämlich, da es in der gleichen Sache nicht zwei Wahrheiten geben kann, einmal so erfasst werden, wie er sich in der Wirklichkeit nur abgespielt haben kann.1) Dies wäre wahrscheinlich auch schon längst geschehen, wenn sich je ein kritischer Geist origineller mit dem Geschehnis befasst hätte, so musste aber erst ein grübelnder Fachmann jenes Ereignis des Legendencharakters entkleiden. Desgleichen hätte auch schon der Hagiograph in die äusserst verworrene Schilderung mehr Klarheit gelegt, wenn er militärisch gründlicher orientiert gewesen wäre, so stand er aber selbst vollkommen im Banne der Suggestion des Gehörten, dass er sodann kritiklos aufzeichnete und uns schliesslich in einer Fassung hinter-liess, nach der die Israeliten noch heute nicht aus Aegyten herausgekommen wären. Ueberdies verrät sich der Biblische Chronist gelegentlich selbst in dieser oder jener Art, dass seine Vorlage zwar richtig war, doch fehlte ihm hiezu die kritische Gabe, sie real zu erfassen, was z. B. daraus hervorgeht, wonach Jahwe Moses befiehlt, auf den Horeb jenen Stab zu nehmen, mit dem er den Nil geschlagen, ob schon er den Nil nie geschlagen haben kann, sondern bestenfalls nur den Nilarm, der den »Pharaonen-Kanal speist.2) Desjenigen, der den vorausgesendeten Bericht der Bibel eingehender betrachtet, bemächtigt sich gleich eingangs eine gewisse Skepsis, namentlich als er erfährt, dass Moses einen mehrtägigen Marsch mit 600.000 Bewaffneten, dann — gering gerechnet — einen zwei- bis dreifach so grossen Tross nebst unzähligen Hekatomben von Zug- und Nutztieren durch ein als wässeram verrufenes Wüstengebiet antritt, als ob dies ohne irgendein Wunder nur mit einer Katastrophe für das ganze israelitische Volk enden könnte, zumal vorerst äusserlich auch alles als wenig vorbereitet aussah, doch sprach hiefür nur der Schein, so lange niemand darüber orientiert war, wie gründlich Moses Vobereitungen für seine schwere Mission waren. Weiss man aber, dass Moses viele Jahre als Schwiegersohn des auf dem Sinai wohnenden Priesters des Gottes von Sinai lebte, ist es bereits naheliegend, dass er mit seinen Terainkenntnissen und rei- ') Man weiiss zw,ar, dass das benachbarte Arabien wiederholt zu Aegypten gehörte, doch muss dies gerade damals nicht der Fall gewesen sein, denn die unbehinderte Wüstemwanderung Israels weist in eine Zeit, in der die Halbinsel Sinai nicht von ägyptischen Truppen besetzt war. ") Für die Geschichtlichkeit jenes Auszulges im Biblischen Sinne wurde z. B. sogar angeführt, dass der ägyptische, später Mönch gewordene Kaufmann Kosmas, sonst auch als »Indienfahrer« bekannt, in seinem iphantasti-schen Werke »Christliche Topographie«, die aber bisher auch noch niemand gründlich überprüft hat, behauptet im J. 525 n. Chr. am Roten Meere noch persönlich die Radspuren der die Israeliten verfolgenden Streitwagen dies Pharao gesehen zu haben, die er aber bestenfalls nur am »IFharaoneini«-Kanale gesehen haben kann. chen geographischen Erfahrungen geradezu von jenem Gott, also Jahwe selbst, dazu berufen schien, das israelitische Volk aus Aegypten zu führen, ja, für die Führung ins gelobte Land eigens vorbereitet worden zu sein, was doch ohne grosse Vorkenntnisse hiezu undurchführbar ist. Vielfach wollte man auch Moses Geschichtlichkeit anzweifeln oder auch dessen Geburtsjahr um das Jahr 500 v. Chr. verlegen, wogegen aber am klarsten die nahezu tageweise bekannten Daten im Laufe der 40 Jahre seiner Palästina-Wanderung sprechen. Gleich beim Antritt des Marsches fühlen wir aber schon, dass hier alles ernstlich durchdacht ist, wofür vor allem schon die genaue Regelung des Etappendienstes spricht, denn bei mindestens zwei Millionen Menschen kann man in einer Wüste mit der Verpflegung nicht spielen, sie muss in natura vorhanden sein. Gleich der erste Marsch, der von Kairo bis zu den Bitterseen ungefähr 100 km beträgt, überzeugt jedermann hievon. Der Marsch wird in sieben Tagen mit 14—15 km pro Tag zurückgelegt, was er-fahrungsgemäss selbst die grösste Kolonne leicht bezwingt, wenn kein empfindlicher Verpflegs-, Futter- oder Wassermangel eintritt. Alle Beteiligten sind für sieben Tage mit ungesäuertem Brot versehen und kommt in diesem Falle selbst das Schlachtvieh leicht nach. — Im Frühjahre, als die Israeliten auszogen, fanden sie schon frischen Graswuchs vor, daher auch schon die Fouragierung möglich war. Der Weg führte durch verschiedene Ortschaften mit Quellwasser (Sokoth, Etham, Pichachorot); das erste Lager wurde am linken Ufer des »Pharaonen«-Kanals bei den schon auch aus der Bibel bekannten ergiebigen Süsswasserquellen aufgeschlagen und daselbst wohl auch gleich mit den Vorbereitungen für den Uferwechsel begonnen. Ehe wir aber weiter gehen, muss hier auch die Frage geklärt werden, wie sich die Israeliten eine so imponierende Wehrmacht unbemerkt aufbauen konnten, denn es gibt einstweilen keine Erklärung hiefür, wieso der Pharao sozusagen einen Staat im Staate dulden und der militärischen Organisation der Israeliten in grossem Stile völlig gleichgültig gegenüber stehen konnte. Dies fiel übrigens auch schon den Aegyptem auf, und ver-anlasste gelegentlich auch den Pharao zu folgender Grübelei II, 1, 9—22): »Das Volk der Israeliten wird ja zahlreicher und mächtiger wie wir! Wir wollen klug gegen sie verfahren, sonst könnte es noch weiter zunehmen, und sich, falls wir in einen Krieg verwickelt würden, auch noch zu unseren Feinden schlagen oder kurzum aus dem Lande ziehen!« — Demnach war auch schon der Pharao selbst nicht mehr im Zweifel, dass die israelitische Wehrmacht genügt, sich selbst den Auszug zu erzwingen Er ordnete zwar daraufhin an, die Israeliten fortan unter harter Arbeit zu halten, doch dauerte es nicht lange, als der Pharao er- neuert aufmerksam gemacht wurde, dass die Israeliten militärisch sichtlich weiter erstarken. Da ging er in dieser Abwehr um einen Schritt weiter und befahl den Staatshebammen, von nun an beim Entbinden der Israelitinnen, wenn es Knäblein sind, diese sogleich ums Leben zu bringen, die Mädchen hingegen am Leben zu lassen. — Als jedoch die Berufshebammen hiebei eine Art passiver Resistenz zur Schau trugen und dies damit rechtfertigten, dass die ibrischen Lrauen nicht so beschaffen sind, wie die misrischen (ägyptischen), denn jene sind lebenskräftiger und haben schon meist geboren, ehe noch die Geburtshelferin bei ihr erschien (II, 1, 19), daher der gewollte Effekt auch ausbleiben muss, worauf der Pharao seinen Untergebenen befahl von nun alle den Israeliten geborenen Knäblein kurzweg in den Nil zu werfen. Diese brutale Massregel zeigt genug drastisch an, dass das stetige Anwachsen der israelitischen Wehrmacht für den Staat schon eine sozialpolitische Katastrophe voraussehen liess, überzeugte aber zugleich auch die Israeliten, dass als letzter Rettungsweg für sie nur mehr das Verlassen Aegyptens übrigbleibt, sowie dass dies ohne Waffengewalt nicht mehr erreichbar ist, falls sie als Volk nicht zugrunde gehen wollen. Andererseits wäre man geneigt, die wirkliche nummerische Macht der Israeliten eher zu unterschtäzen bei der Annahme, dass sie sich mit einer taktischen Schlagkraft von 600.000 Bewaffneten nicht erst die Erlaubnis zum Auszuge zu erbetteln brauchten, denn einen solchen hohen Friedenspräsenzzustand hielt sich damals auch der ägyptische Staat schwerlich, wofür später sogar ein näherer Beweis erbracht wird, und bis der Pharao sein Reich mobilisierte und die Armee gegen sie operieren lassen konnte, waren diese schon leicht weit über die ägyptischen Landesgrenzen, sofern sie ihrerseits einen triftigen Grund hatten, sich dabei nicht offensiv zu betätigen. Eine befriedigende Erklärung für jene hohe Ziffer liesse sich hingegen unter der Annahme finden, dass Moses dies schon seit langem organisatiorisch vorbebreitete, und die kampffähigen Israeliten zu einer Art Miliz unauffällig gruppierte, wobei sich der eigentliche Kampfeffekt vor allem auf die Massenwirkung aufbauen sollte, ganz abgesehen davon, dass Moses die militärischen Potenzen Aegyptens genauestens bekannt sein konnten und andererseits er allein wusste, was er mit seinem Volke vorhat. Tatsächlich schickte der Pharao jenen 600.000 Mann nur 600 Streitwagen und eine Abteilung von Reitern entgegen, und da ein solcher Wagen erfahrungsgemäss nur mit zwei vollwertigen Kriegern besetzt war, so stand den Israeliten, die allerdings die ganze historische Zeit hindurch nie welche hervorragende kriegerische Tugenden an den Tag legten, nebst einigen Reitern bestenfalls 1200 Soldaten erster Güte gegenüber, wras ein Verhältnis von 1 : 500 ergibt, was für den ersten Blick tatsächlich verwunderlich erscheint, doch wie sollen wir heute herausfinden, warum die Aegypter damals so wenig Streitkräfte in die Kampffront warfen? Andererseits muss jene Zahl als reell angenommen werden, weil dies aus der namentlichen Musterung zu Beginn des zweiten Jahres auf Sinai (IV, 97) klar hervorgeht, denn diese ergab 603.550 der über zwanzig Jahre alten Krieger, und weicht die Zahl 601.730 der 38 Jahre später Gemusterten noch ganz unwesentlich ab, wobei aber die Listen derartig gewissenhaft geführt erscheinen, dass wir dort sogar noch namentlich erfahren (IV, 111), wonach von den am Sinai gemusterten heute nur mehr zwei am Leben sind, da Jahve gestimmte, dass sie alle in der Wüste sterben müssen! Wenn aber einige Historiker der Ansicht zuneigen, dass jene Zahlen übertrieben seien, so lassen die abgehaltenen Musterungen mit ihrer mathematischen Genauigkeit hier in keiner Weise welche Fiktionen zu, die irgendwie begründet wären. — Mit dem Eintreffen Israels am Kanäle, von dem bisher ausser Moses niemand eine Kenntnis hatte, tritt aber an ihn die schwierige Frage heran, auf welche Art er nun sein Volk über die grosse Wasserbarriere ohne welchen Ueberschiffungspark auf das arabische Ufer bringen soll, umsomehr als indes die Situation, wie sie noch kurz vorher die Bibel darstellt, ein anderes Wirklichkeitsbild an den Tag gefördert hat. Es ist bekannt, dass man dieses naturgesetzwidrige Geheimnis, das geradezu der Vorstellung von einer Schlacht am Meeresgründe gleichkommt, durch Jahrhunderte auf natürlichem Wege aufzuklären suchte, doch immer vergebens, denn dieses war so lange völlig-aussichtslos, als man von der Existenz des »Suez-Kanals im Altertum keine Kenntnis hatte und überhaupt nicht wusste, dass Arabien von Aegypten durch das grosse technische Terrainhindernis des »Pharaonen«-Kanales, der allerdings oft durch hunderte von Jahren versumpft, daher unproduktiv dalag, geoplastisch getrennt ist, den aber schon der Pharao Seti (1443—1392) ausheben liess, und der zur Zeit des Auszuges schon funktionierte, demnach es schon damals eine Stelle gab, wo das Wasser »wie eine Mauer stand«, aber nicht am Roten Meere, sondern etwas nördlicher davon.3) Es besteht dabei auch kein Zweifel darüber, dass Moses die hydrographischen Verhältnisse jenes Gebietes längst genau bekannt waren, daher er mit seiner Kolonne auch schnurstracks dahin losmarschierte, wo der Uebertritt nach Arabien möglich oder am leichtesten durchführbar war, und zeigt die beigegebene Skizze auch jene Kanalstelle an, wo der Durchzug tatsächlich erfolgte. Desgleichen weiss man, dass sich am Nilkanale, den die bekannte internationale »Suez«-Gesdlschaft noch heute im alten Be- ) Bin aber diese Aufklärung ziu ermöglichen, musste der Verfasser erst das Werk: »Zur Geschichte der Slaven von idler Urzeit bis zur Völkerwanderung« vorausgehen lassen, die sich wiedler ,an den Abschnitt: »Zur To.po-nomie uralter Kanalbauten« anlehnt. — Maribor, 1929, triebe hält, drei massive Schleusenanlagen befinden, die Moses gleichfalls alle für den Uferwechsel technisch heranzog. Von diesen hatten nämlich die zwei nördlichen (I und II) die Aufgabe die im Kanäle anlangenden Transportschiffe in das Niveau des Roten Meeres zu senken, nachdem der Süsswasserkanal, dessen Wasserstand beträchtlich (um ungefähr 10 m) überhöht, was durch die Senkung des Wasserfahrzeuges in die Schleusenkammer eingeleitet wurde. Schloss man dann noch die Schleuse II auf, so schwamm; das Fahrzeug talabwärts bis zur Schleuse III (nächst Serapäum), wo sich zugleich auch ein Stapelplatz für den Handelsverkehr mit Arabien befunden haben muss, nachdem dort noch heute massive Ueberreste von Bauobjekten (Magazinen?) vorhanden sind. Moses führte nun für seine Zwecke folgendes Schleusenmanöver aus, das er in der Hauptsache nur der Methode der Senkung der Kanalschiffe anpasste und wobei jede Phantasterei ausgeschlossen ist, sofern der Schiffsverkehr normal aufrechterhalten bleiben soll. Für sich hingegen sperrte er vorerst unter verlässlicher Schleusenwache das Obertor der Schleuse I auf so lange ab, bis das Wasser dort tatsächlich »wie eine Mauer« stand. Im geeigneten Momente, d. i. als seine Kolonnen ä cheval des Kanals durchzugbereit dastanden, öffnete er noch die Schleuse III, damit das in der Kanalsohle stockende unproduktive Wasser in die Bitterseen abfliesse, und benützte nun nach flüchtiger Austrocknung und Anlegung der erforderlichen Zu- und Ausfahrtsrampen für die eigenen Fuhwerke die noch heute etwa 20 m breite Kanalrinne zum Durchmärsche und gelangte so durch diese zwischen dem Timsah-See und den Bitterseen geschaffene wasserlose Kanalunterbrechung in breiter Front mit allem, was zu seinem Volke gehörte, auf das arabische Ufer und setzte dort bei AyunMosa« (Moses-Quellen) den Marsch fort. — Dass jedoch die Aegypter die Israeliten nicht ungestört werden abziehen lassen, war schon deshalb zu erwarten, weil sie mit ihnen eine grosse Zahl billiger Arbeitskräfte verloren, daher auch damit zu rechnen war, dass sie die aus dem Lande Ziehenden irgendwo an der Queue anhalten und in Verwirrung zu bringen trachten werden, falls es ihnen nicht gelingt rechtzeitig weit aus dem Bereiche dieser Möglichkeit zu kommen oder dies sonstwie taktisch-technisch zu hintertreiben. Dass es aber hier irgendwo unvermeidlich zu einem Zusammenkrache führen wird, dieses deutet auch Jahwe schon selbst (in II, 14, 17) an, wo er die Drohung ausspricht, dass er den Sinn der Aegypter werde verhärten lassen, so dass sie euch nachziehen müssen, dann will ich am Pharao und seinem ganzen Heere, an seinen Wagen und Reitern mich rächen, denn hier will ich ihnen zu erkennen geben, dass ich Jahwe bin, d. i. die werden sich wundern, was sie da erleben werden! Aus der Bibel geht zwar nicht klar hervor, was hier geschehen wird, aber der militärische Philosoph ist wenigstens über das eine im klaren, dass Jahwe den Aegyptem einen taktischen Fehler suggeriert, den er von ihnen gemacht wissen will, d. i. sie auf jede Art zu verlocken, dass sie den Israeliten nachsetzen, was sodann zu ihrem Verhängnis wird. Fliezu erfahren wir schon (in II, 14), dass die Israeliten bereits bei Pichahiroth abschwenken sollten, um die Aegypter irrezuführen, als ob sich jene in der Wüste verirrt hätten, ihnen daher schon jetzt nachziehen wollen. Studijska knjižnica Ptuj Der Kriegsplan Jahwe’s bezw. Moses war sichtlich auf folgende Kriegslist aufgebaut, die sich sodann auch bewährte: Sobald die Aegypter bemerken, dass ihnen die Israeliten bereits entwischt sind, da setzen sie ihnen mit allen ihren Reitern und Streitwagen unter Ausnützung der zurückgelassenen Zu- und Abfahrtsrampen ungestüm nach, stossen aber bei ihrem unvorsichtigen Nachdrängen auf eine feindliche Vorhut oder einen eigens gelegten Hinterhalt, bezw. werden durch einen solchen Gegenstoss gegen den Kanal zurück geworfen, wo ihnen aber bereits der Rückzug abgeschnitten ist, weil sie augenscheinlich die Israeliten zu weit verfolgt haben, denn indessen riss die Schleusenwache das Obertor auf, worauf sich das vielleicht schon tagelang angestaute Wasser lawinenartig kanalabwärts ergoss und alles mitriss, was sich eben in der Rinne befand, nachdem es naheliegend ist, dass sich die Flüchtenden oder Ueberraschten schwimmend oder reitend noch durch den Kanal retten wollten, statt gefangengenommen zu werden und dabei ertranken. Diese Katastrophe kann nur auf folgende Art herbeigeführt worden sein. — Bei Bubastis beginnt der 55 km lange »Pharao-nen«-Kanal, der dort vom Pelusinischen Nilarm gespeist wird. Das Navigationswasser im Kanale, dass sich ohnehin im fallenden Verhältnisse befindet, häuft aber dabei ungeheure Wassermassen an, die, wenn sie plötzlich entspannt werden, torentenartig wirken müssen, und dachte bei den Aegyptern augenscheinlich auch niemand daran, dass man dabei auch noch den Pegel um 9.9 m erhöhen kann, daher sich das Geraten der Aegypter im eigenen Lande in jene überaus plumpe taktische Falle nur dahin erklären lässt, dass die Israeliten über die Details der Kanalverhältnisse weit orientierter waren, als die Aegypter, bei denen sich die alltäglich wiederholende Manipulation im Kanalverkehre mit der Zeit so einlebte, dass neimand mehr daran dachte, dass es einmal auch anders sein könnte, wie bei allen Menschen, die sich täglich im gleichen Kreise bewegen. — Der »Pharaonen« Kanal hat dann noch eine IV. und V. Schleuse längst der Bitterseen und noch eine weitere VI. bei den Lagunen knapp an der Stadt Suez, doch konnte Moses von allen diesen keine einzige verwerten, da sie weder die Bitterseen mit dem kleinen Bassin und ebenso auch nicht in der Lagune das störende Gewässer hätten verdrängen können. Der tatsächliche Uebergang über den Kanal hat demnach nur bei der III. Schleuse stattgefunden haben Schi.bn können. Die Schleusen IV. und V. hatten dabei lediglich den statischen Zweck die Schleusen I.—III. mitzuregulieren, wenn sich aus dem Pelusinischen Nilarm zu viel Ueberfallwasser angesammelt hätte, zugleich aber auch den 9.9 m hohen Pegelstand automatisch im Gleichgewichte zu halten. War. nun dies alles technisch-mathematisch so vorbereitet, dass jede Störung der Funktionierung dabei ausgeschlossen war, so darf auch hier weiter niemand miehr von einem »Wunder« sprechen, da hier alles natürlich aufgeklärt erscheint, und dies auch praktisch so durchgeführt wurde. Aus der Bibel erfahren wir überdies (II, 14), dass hier auch ein Engel mitwirkte, der, sobald er gewahr wurde, dass die Aegyp-ter nachjagen, sofort von der Spitze der Kolonne hinter diese trat, und dort augenscheinlich rasch eine Nachhut ausschied, die vermutlich einen feindlichen Vorstoss parieren sollte, und woraus man schliessen muss, dass die Israeliten derzeit noch immer in umgekehrter Marschordnung zogen, obschon die Gesetze der angewandten Taktik fordern, dass man sofort eine starke Nachhut ausscheidet, sobald man dem eigenen Lande den Rücken kehrt, doch mag dieses taktische »Versehen« auch hier irreführende Zwecke verfolgt haben, damit die Aegypter den Israeliten umso gereitzter nachsetzen, sobald diese bemerken, dass sie von ihnen geradezu verhöhnt werden, da sie es gar nicht der Mühe wert finden, sich vor ihnen zu sichern, und auf diese Art auch in jene Falle gerieten. Hingegen enthält das »Alte Testament« des P. Niward Schlögl (Wien, 1922), nicht mehr jene Stelle mit dem Eingreifen des Engels, weil der Verfasser indessen bewiesen hat, dass der alttestamentliche Bibeltext durchaus nicht unverändert in unsere Hände gekommen ist, und lautet der berichtigte Text nun folgend: »Da brach Jahwe, der vor dem Lager der Israeliten gezogen war, auf und zog nun hinter ihnen her, so dass er zwischen dem Lager der Aegypter und dem Lager der Israeliten zog, und kein Teil dem anderen die ganze Nacht hindurch nicht nahe kam, was auch der Wirklichkeit entspricht, wenn dabei keiner in die Offensive übergehen kann. — Anschliessend erfahren wir weiter, dass Moses seine Hand über das Meer schlang, worauf sich das Wasser spaltete, und die Israeliten mitten durchs Meer auf trockenem Boden gingen und bildete das Wasser ihnen zur Rechten und zur Linken eine Mauer. In weiterer Erzählung erfahren wir noch, dass Jahwe Moses auftrug, seine Hand wieder übers Meer zu schwingen, damit das Wasser wieder die frühere Stelle einnehme und die Wagen und Reiter des Pharao bedecke, die ihnen ins Meer nachgezogen waren. Die Mission des Engels sowie die Sicherung der beiden Lager durch Jahwe kann derjenige, der gewohnt ist, alles natürlich zu erfassen, hier nun auch sofort in die Prosa übersetzen. — Zweifellos geht aber aus der Episode am Kanäle hervor, dass es bei jenem Durchzuge zu einem scharfen Nachhutgefechte gekommen sein muss, bei dem die kombinierte Kriegslist mit dem Hinterhalte und dem Wasserüberfalle den Sieg zu gunsten der Israeliten entschied, wofür diese nun Jahwe in schwungvollen Hymnen als grossen Kriegsheld besangen (II, 15), und verdient jene geistreiche Kriegslist nun auch, wenn auch sehr verspätet, eine besondere militärische Hervorhebung, da sie in der Kriegsgeschichte als einzigartig dasteht, gleichgültig, ob das Konzept hiezu von Jahwe selbst, von Moses, von einem Engel oder irgendeinem energischen Generalstabsoffizier — stammt! Was Moses hier durchgeführt, ist demnach nur als die trockene Prosa von dem anzusehen, was uns die Bibel als Wunder der Wasserteilung am Roten Meere hinstellt und uns nun das durch Jahrhunderte ungeklärte Widernatürliche letzten Endes doch natürlich aufklärt. Andererseits konnte aber auch der Bibel-Chronist die naheliegende Frage, wie die Israeliten durchs Rote Meer gelangten, nicht rundweg umgehen, da sie schliesslich doch darüber kamen, nur kannte er die wirklichen Vorgänge nicht, und da er sie eben nicht kannte, war er genötigt, zu einer Ausdeutung auf phantastischem Wege zu greifen, oder aber, es wurden die konkreten Vorgänge am »Pharaonen«-Kanale später örtlich dem Roten Meere appliziert, als alles Reale bereits getrübt war. Schliesslich erfordert auch die Frage, wann jener Auszug in der Wirklichkeit vorsichging, eine abschliessende Lösung, die gleichfalls durch viele Jahrhunderte nicht überzeugend beantwortet werden konnte. Nachdem die Bibelforscher und Geschichtsphilosophen schon reichlich viel Tinte verschrieben, einigten sie sich schliesslich dahin, dass als der Pharao des Auszuges Amenophis II. anzusehen sei, der von 1461—1436 v Chr. in Aegypten regierte, was aber eine seriöse Nachkontrolle nicht bestätigt hat. Zur chronologischen Festlegung jener Begebenheit wurden bisher wohl alle bekannten ägyptischen, babylonischen und hebräischen Hilfsquellen, ja, sogar das Tontafelarchiv von El-Amarna, herangezogen, hingegen noch niemals die altslowenischen, die uns hier gerade die willkommensten Handhaben bieten, denen man aber aus unerklärlichen Gründen oder aus Unverständnis fortgesetzt aus-wieicht. Diese gehen aber, soweit sie den Auszug überhaupt berühren, ihre eigenen Wege, denn sie stützen jene Berechnung auf folgende zwei Fixpunkte. Als erster gilt das Jahr 3277. Es ist die Summe der abgelaufenen Sonnenjahre in- arithmeticher Reihenfolge von Adam bis Abraham. Der zweite ergänzt den ersteren folgend: von der Uebersiedlung Abraham’s nach Kanaan bis zum Auszuge der Israeliten verstrichen 530 Jahre. Nun wissen wir aber aus anderer Quelle, dass damals Abraham 75 Jahre alt war, demnach der Auszug nur in das Jahr 3882 (3277+530+75 fallen kann, was dem Jahre 1427 v. Chr. entspricht.4) Der englische Archäolog Harstings bat hingegen als Auszugsjahr das Jahr 1447 auf folgende Wege errechnet. Moses war 80 Jahre alt, als er die Israeliten aus der ägyptischen Knechtschaft hinausführte. In den Jahren 1527—1515 regierte zwar der Pharao Zehut-tnes, für den aber in der Wirklichkeit die Königstochter Hatschepzut die Regierungsgeschäfte führte, da er hiezu unfähig war. Diese war 4) Die altslo-venische Aera zählt zu Beginn -der römischen Aera -bereits 5508, bezw. 5509 Jahre, da hier das Neujahr mit 1. September beginnt. — Dieses Thema ist übrigens auch unter Anm, 3 erwähnt. es nun, die Moses im Schilfe gefunden und später adoptiert hatte. Zieht man von 1528 dann 80 ab, so gelangt man zur Jahreszahl 1448, vorausgesetzt, dass die Auffindung Moses gleich in deren erstes Regierungsjahr fiel. Die beiden Berechnungen ergeben daher trotz der normalen Differenzen in den chronologischen Auffindungen älterer Zeit keinen nennenswerten Abstand, nur ist der Pharao des Auszuges demnach nicht Anenophis II., wie dies auch Karl Miketta in seiner Schrift (»Der Pharao des Durchzuges«, Freiburg, 1903) behauptet, sondern erst dessen Nachfolger Tutmosis IV., der von 1436—1427 regierte, und würde in diesem Falle der Exodus sogar aufs Jahr stimmen, wenn auch erwiesen werden, könnte, dass dieser jener Pharao war, der bei der Verfolgung der Israeliten am »Pharaonen«-Kanale den Tod gefunden, doch lassen uns die sonst sehr redseligen ägyptischen Chronisten gerade hier im Stiche, die sich wohl über das eigene militärische Missgeschick nicht viel verbreiten durften. Aus anderen Quellen wissen wir aber immerhin, dass im Jahre 1427 in Aegypten ein Regierungswechsel vorsichging, so daiss man mit grosser Berechtigung davon sprechen darf, dass es nur Tutmosis IV. gewesen sein kann, der im genannten Jahre mit den abziehenden Israeliten Schlacht und Leben verlor. Dass aber auf genau demselben Wege und vermutlich auf die gleiche Art auch die jährlichen mohammedanischen Pilgerkarawanen von Kairo aus nach Mekka das arabische Territorium erreichten, darin bestärken uns noch die erhaltenen alten Karten, worunter aber auch nichts Anachrones vermutet werden darf, denn wir wissen noch beute genau, wie lange nach dem Jahre 622, dem Jahre der Flucht Mohammeds nach Medina, jene Schleusen noch intakt blieben. — Im Jahre 640, also noch 18 Jahre nach jener denkwürdigen Flucht, liess der damalige arabische Statthalter in Aegypten, Amru, den »Pharaonen«-Kanal wieder so weit instandsetzen, um auf ägyptischen Getreideschiffen von Kairo über Suez seine Heimat mit Brot-frucbt versorgen zu können. Hiezu brauchte er nur jedes Getreideschiff in die Kammer der II. Schleuse zu bringen und dieses schwhmm dann weiter bis zur VI. Schleuse, wo das Fahrzeug dann in die Lagune gelangte und von da an seinen Kurs auf das Rote Meer nahm, um sodann auf dem erwünschten Punkte am arabischen Ufer seine Fracht zu löschen. Hier wäre vielleicht zu bemerken, dass die Schleusen in der Zeit von 641 —1869 vom Zahn der Zeit intensiver abgenagt worden wären, wenn man indessen kein besonderes Gewicht an den Tag gelegt hätte, sie auch für verschiedene sonstige volkswirtschaftliche Zwecke weiter im brauchbaren Zustande zu erhalten, doch mag hiezu auch jener Kultusmoment das seinige beigetragen haben. Wird aber Moses in der Geschichte auch als der Führer Israels in der Zeit der Wüstenwanderung offen bezeichnet, so wurde er unseres Wissens bisher noch nie als das einbekannt oder erkannt, was er im realen Leben war, d. i. als der genialste Stratege aller Völker und Zeiten, denn er führte etwas durch, was vor ihm kein Feldherr und kein Eroberer von Weltruf zustandebrachte, und doch ist es einstweilen nur seitens Moltke bekannt, der selbst auf diesem Gebiete als weltgeschichtliche Autorität gilt, dass er Moses selbst als den grössten Strategen der Welt bezeichnete, der sich allerdings in die Weltgeschichte durch seine unvergänglichen Taten für Israel selbst dauernd eingegliedert hat. — Es braucht nur erinnert zu werden, dass er eines Tages mit dem gesamten israelitischen Volke aus dem Gebiete der jahrhundertwährenden Knechtschaft aufbrach und mit allem sich selbst auferlegtem Ballaste erobernd bis im das Ostjordanland vordrang und dieses seinem Volke zur neuen Heimat machte, was kein Normaldenkender auch nur einen Augenblick bezweifeln darf, denn eine solche radikale Uebersiedlung eines Volkes mit Mann, Weib, Kind und Pferch von Kairo nach Jericho, also eine Strecke von über 1000 km im Laufe von 40 Jahren, kann absolut kein geschichtliches Blendwerk sein! Einer solchen geradezu tollkühnen und ähnlich grosszügig angelegten strategischen Unternehmung kann sich kein Nebukadnezar, Alexander d. Gr., Attila oder Cingiskan rühmen, die zwar mit starken, meist schon kampferprobten Armeen in eine neue Welt hinauszogen, aber ihre Familien grundsätzlich daheimliessen, um nicht im Wechsel des Kriegsglückes gleich das ganze Volk aufzuopfern, und gelang es bei alledem keinem von allen Benannten das eroberte Gebiet seinem Volke nicht einmal für eine bescheidene historische Zeit zu sichern, als Moses allein, daher es auch höchst unbillig ist, wenn die Kriegsgeschichte gerade diese einzig in der Welt dastehende Erscheinung weniger hoch einschätzt als manche unvergleichlich weniger waghalsige, die aber trotz der schier unüberwindlich scheinenden Schwierigkeiten, wobei man einmal sogar auf längere Zeit auf den Sinai zurückkehren miusste, schliesslich mit seiner unverwüstlichen Energie und Konsequenz das heiss ersehnte Ziel doch vor sich erstehen sah. — SCHLUSSWORT Ueber alles hier von dem bisher gewohnten Abweichenden mögen nun die Theologen, Historiker, Semitologen, Schleusen-In-genieure, Wasserbautechniker wie auch die Krigsempiriker, ihre subjektive Meinung dahin aussprechen ob und in welcher Richtung es etwa der schweren Kreuzung zwischen der Bibel und der Moses-Strategie nicht standhalten sollte. — Um Moses’ militärische Fähigkeiten besser erfassen zu können, wurde dieser Schrift Fr. Allioli’s Karte des »Reiseweges der Israeliten von Aegypten nach Kanaan.« aus dessen »Handbuch der Biblischen Altertumskunde« (Landshut, 1842) beigelegt, und braucht darin nur jener Teil des Roten Meeres, das die Israeliten selbst durchzogen haben sollen, als phantastische Zugabe gestrichen zu werden. — He¿$tarí0 Hcr van ñfjíjprm nt>cf) (íbaimfttt s~" (j f'A'.i' ett ( (¿oi,4t tt ) / Mamaste* \t, On , BrüapnU* <• StruSSr^ _ «** ^Hir° *> iMMynui • ' jrçu.» i.bjttti Mt*ml Ht Him Ä*»» h» " âcceutcd dispe Lacer.stnltcii n. Ce$mfl«n