Nro. 60. LlOacher ^MD Zeilmg. Dienstag den 26. Weinm. ^79^ Inländische Nachrichten. Wien den ,6. weinm. Der K-auch Ä. K. wirkliche Kämmerer , und vormals am kurfürüstl. SäHischen Hofe bevollmächtigte K. und K. K. Mini'Ier, des H. R. R. Freyherr v- Knebel auf Ka^enellenbogen, nackdem selbiger^ an denkurfürstl. Pfälzischen Hofe, dle feyer-liche allerhöchste NotiMwn von der am 9/d. M. in Frankftlrt glücklich voll^oge^ nen Krönung unsers allcrgnädigsten Monarchen zum Römischen Kaiser nberbrachr hatte, langte, nach einem dre^aglqen Aufenthatte in München den 18. Abends in Burkersdorf an , von wo aus derselbe czessern Vormittag um " llhr, unter Vorausr.'i^unq von 30 blasenden Postll-lionen , und in Begleitung des Hrn. Post-, Meisters von Burkersdorf, wie auch dreyer Possossiziere, unter einem lebhasten Freu-denqeschren des allenthalben versammelten Volks, hier eintraf/und durch dle vor-, nehmsten Gassen der Stadt, zuerst nach. der Hofburg , und sodann nach der Soin- merwohmmg des Hof - und Staatskanz-> lers, Fürsten v. Kaunitz fuhr, und dort II. KK. HH. den durchlauchtigsten Erzherzogen und Er.cherzoginen , hier dem Hrn. Fürsten, seine Depeschen'übergab. Wegen der glücklich erfolgten Erhebung Sr. Maj. auf den deutschen Kaiscr-thron ward hmte, auf besondcrm allerhöchsten Befehle, in der Metro?'olttankir-che zum h. Stephan mit einem scyerlichm : Hrrr Gott dich Iob< n wir! dcni Allerhöchsten der schuldige öffentliche Dank abgestattet; bey welcher Kirchelsfeyer Ihre M. HH. in Begleitung der anwesenden geheimen Räthe , Kämmerer, und des äusseren Hofstaates erschienen, ouch alle Pfarr - und Ordensqeistlichcn der Stadt und der Vorstädte sich einfanden. Wahrend des Hochamtes gab das vor ^der Kirche aufgezogene Militare eine dreymalige Salve, und die auf den Wallen aufgeführten Kanonen wurden zu dreyen Malen abgefeuert , auch jedesmal die Glocken in allen Kirchen in und vor der Stadt gelautet. In der Kirche paradirte das Korps der bürgerl. Unteroffiziere. Se. Maj. der Kaiser werden am 22. hier anlangen, und der Erzherzog Joseph, welcher zum Koadjutor von Vamberg und Würzburg ernannt worden, wird noch diesen Abend erwartet. Man kann di ausserordentliche Pracht in Frankfurt ^ nicht beschreiben; genug, die meisten unserer Kavaliere mußten sich andere Gala-Kleider , und Equipagen anschaffen, um mit jenen anderer Höfe gleich erscheinen zu können. Selbst dcr Kaiser kaufte einen Wagen zum Einzug, weil man den!! nach Frankfurt geschickten für zu gering! hielt^ > Am 19. Abends langte der Hcrr Graf Karoly aus Frankfurt hier au.! Se. Maj. der Kaiser haben demselben das höchste Wohlgefallen, fnr das unbegrättüte Zutrauen der hungarischen Na,ion in Höchst desselben Gnade und On-e'dngkeit,! zu erkenuen gegeben. Nun ist aus einmal der Stein des Anstosses gehoben, und die Krönung am «5, November in^ Preßburg festgesetzt, wohin die Reichskro-^ ne von Ofen unrer feyerlicher Begleitung! jedoch nur einige Tage vor der Krönung gebracht, alldort öffentlich ausgesät, aber gleich nach erfolgtem Gebrauch wieder ^ nach Ofen zurück geführt wird. Die Landtagssitzungen aber werden zu Qlen im> Mittelpunkte des Königreichs, fortgesetzt.^ Die hungarische und gallizische No-belgarde sind bende zu den erfoderlichm Hofdiensteu kompletirt worden- Der Erzherzog Ferdinand wird erst im Frühjahre ,791 mit ftiner G.mahlin! in Florenz Residenz nehmen. Privatbriefe aus Bukarest meldm noch nichts von dem fast allgemeinen Gerüchte, daß die Rußen die türkische Festung Ismail erobert, und mittelst ihrer Flotte den Seehaven Varna in Brand gesteckt haben, auch daß der Fürst Potemkill mit seiner ganzcn Macht gegen dcn Groß-vezier in Anzug sey, um ihn durch Manövers des Nepninischen und Souwarow-! schell Korps von Konstontinopel ab;u-schneiden. Allein von allem diesen ist noch kein offizieller Berichz bey dem Rufsischen Bothschafter Fürsten von Gallizin eingelange!. Se. K. K. Majestät haben an dem Krönunqstage den K. K. Qocrstkammerer Hrn Grafen von Rosenberg, den regierenden Grafen Rcuß v. Lobenstcin, den !regierendrn Grafen v Salm, und den regierenden Grafen v. Schönburg - Waidenburg , in dcn Reichsfürstensiand zu erhe-^ ben , und dieses durch Melhöchstdero 3i ichs-Vizekanzler, Fürsten v. Kolloredo, in der Domkirche bekannt ,u machen aücrgnadigst ! geruhet. Am Tage nach der Krönung reisten !aus dem Gefolge Sr. Maj. die K. K wirklichrn Kämmerer Graf Wen;el von ^Paar nach Madrid und Llsabon, Graf Ludwig v. Slarhemberg nach Petersburg, Graf v. Fürilenberg nach London, Fürst ,v. Schwarzenberg nach Parma, Modena !und Rom, Graf v. Saurau nach May-!land und Turin, Fürst Karl v. Lichten« >st?in nach Paris, F-'rst Philipp v. Lich-tenstein nach Vcrlin und Dresden, und der Freyherr v. Knebel auf Katzenellenbo« !gcn nach München und Wien, um an diese Höfe, in der Eigenschaft auss>rordellt->'icher Gesa. dter , die N !rilt von der glücklich voll.ogencn Wahl und Krönung Sr. K. K. Maj. zu überbringen. Am Ls. erhoben sich Se. Maj. der Kaiser mit des Königs von Neapel Maj. und den Erchn-zogen KK. HH. ^u Pfer^ de, wie auch die drey geistlichen Herrn Kurfürsten , in das Hessische Lustlager nach Bergen, wohin Sich auch der Kaiserin und der Königin von Neapel MM. , nebst den Er,Herzoginnen KK. HH. begaben , um dle dornen Truppen die Haupt-! Musterung pass-ren, und im Feuer manö-vriren u sehen. Hierauf nahmen Ihr K. K. MM und KK. HH. nebst den Herren Kurfürsten, das Mittagmahl bey dem Herrn Landgrafen von Hessenkassel, in Dero Zelten ein, und kamen erst Abends nach Frankfurt zurück. Durch einen heute früh hier angekommenen Kurrier, hat man vernommen, daß wegen einer Sr. Maj. dem Könige von Neapel in Frankfurt zugesiossrnen Unpäßlichkeit, H^chstderoselben Rückreise durch Böhmen eingestellt-worden ist, II K, große Städte gesehen haben, so wird man leicht den Werth einer solchen Anstalt erkennen. Eine solche Arbeit laßt sich zwar nicht übertreiben; indessen ist man aber doch schon auf eine gute Strecke fortgerückt. So arbeitet man , um die Hauptstadt Galliziens mehr und wehr empor izli bringcn. Seit einem Jahre haben wir auch eine nach dcm schönsten Plane angelegte Gasse , welche unstreitig die schönste ist, und die neue Gasse heißt. ^ Temeswäv öen 4. N)emm. Dem neulich?!! Berichte zu Folge baben Sine Majestät der Illyrischen Nazion eine eigene HoN^lle bewilliget. Dieß thaten Höchstdieftlbm mittelst eincs Handdill?ts, welch's Sie unter dem 17. Herbstm5nat an D,ro königlichen Kom nMr F. M. L. Freyherrn von Schmidfeld erli.ßen, und welches in der Hanptvcrsamiuking vom 27. des besagten Monats öffentlich verlesen wurde. Ausländische Nachrlchccn. Pohlen. z IVavschau den l. N)?inm. Rußland ^ und Oesterreich spielen diesesmal mit der! Pforte eine besondere merkwürdige Rolle,! die ganz etwas anders ist, als was sie uns "scheint. So rasch Kaiser Joseph deri Zweyte in Ausführung seiner Anschläge! war, so bedächtig geht sein Nachfolger! Rund Bruder, Kaiser Leopold dcr Zweyte! ^ zu Werke. Glauben Sie mir, alles, was itzt in Absicht auf den Türkcnkrieg geschieht , wird durch Leopolden gelcittt. Er hat, Preußen zu Gefallen / von den Türken abgelassen; aber Rußland, mit dem Oesterreich gewiß noch immer verstanden ist, hAt die Osm.nlell für sich und für Oesterreich fest. Chatarina die Zweyte, hat den größten volitischm Streich ausgeführt, daß sie mit den Schw.'den Frieden schloß , den sie no h durch ei'ien Bund mit dieser Krone, so wie mit d.'ll Dänen, befestigen wird. Ersteres geschah, ohne daß eine andere Micht etwas davon wußte, als bloß der Wiener Hof. Hie-durch müssen für Preußens Plan sich viele All-sichten verlieren, so, daß dessen Proj,kt wie einige glauben, manche Lücke« bekommen dürfte. Chatarina sucht ?!die Pohlen an sich zu ziehen, und ich glaube, daß unsere Nazion sich hierüber flicht viel bedenken werde, indem det vernünftige Theil der edlen Pohlen der Re-I plldlik weit mchr Vortheil von der Freundschaft der Rußen verspricht, als von jeuer der Oömanen. Man weiß, daß die-> je stolze Nazion nie a:if Vcrrindlichkei-! tcn, sondern nur auf ihre Interesse ach-i:et. An den Rußischm Gesandten Herrn ^.ie« ren und 14 Matronen ans Land, um sich mit .Lcbensmittelu aus der Stadt zu ver-scheu. Hlerüoer einstand viel Bewegung lnter den Preußen: alle herum gelegene Gruppen mußteu nach der Seeküste mar« schireu, und Tag und Nacht unter Waffen oleiben. Das Boot fuhr taglich ab und ;u, und das Kriegsschiff segelte, nachdem es hinlänglich Lebensmittel eingenommen hatte, wieder ab. Be.) dieser Gelegenheit rückten einige ic>o Mann in unser Gebiet, um eiue Landung der Rußen zu verhindern. Diese rußische Flotte ist nicht weit von uns weggefcgelt. Wird sie uns schützen? — — Wird alle Dienst -und Freytaye nachmittaqs um 4. Uhr auf dem .Platze^' 135. in der von Kleinmayerschen Buchhandlung ausgegeben