Illyrisches Blatt z " m ' Nutzen und Vergnügen. Nro. ä9. Freitag den 5. Dezember ,619. D i e S p r a ch e. (Beschluß-) Keine Spracht besitzt für irgend eine Neigung oder Gesinnung, Leidenschaft. Tugend oder Laster, Fähigst ode« Stupidität em ausschließendes Monopols man taun in jed-r Sprache alles scnn, man kaun (mn mitDonHuart zu reden) in der groben Sprache galant, in der galanten grob, in der harmon.schen ua-«rtragUch, in der tcufi.schcn angenehm, in der gele!,,l' ten dumm, in dcr barl?ar>schen majcstäusch, und m dcr majestätischen emsatt.g sey«, wie (5 Don Huart selbst dcwicb. Die D'l^ter haben eigentlich keine Sprache, denn ! fie sprechen n.cht, sie singen; darum haben s« viel mit dem St.glch gemein, welcher dann am me,sten singt, wenn er le.n Futter hat. Indeß 'st dem Gesänge man. cher Dichter n.cht zutrauen; sie machen bei cmem Glase Wasser die frohestcn Licdcr auf den Wein, sie besingen dcnAdlcrtt.ck eines halbblinden Maccn, dicWelü. heu oueo Ignoranten und bctrillern d.e Anmuth e>. ^es Medusenlopft. AUe dn'se Bravourarien und Ge° sänge be.ßen so viel, als: »Gib uns heute unser tag' liche» Brod!" - Die Dchter verstehen mci,ttrUch d>e Kunst, ven Mantel nach dem Winde zu drehen: nnt der nähmlichen Feder, cm. der gestern c.n Leichencar. nnn r.°ß, schrciden sic heutc eine fröhliche Ode auf em ncn vernuihltes Paar; sie sind >mc die Glocke, d.e be. frohen Kirchwcihfesien, wie bei den Trauerfeycrl.chke.« ten ertönet, oder wie der Nosmarin, der sich be. Hoch-z-it.n und bei Le.chenbegrabnNftn gebrauchen laßt. dennoch Psicgcn sie aber u, ihren Ocsängcn me.sttnS zu loben, und dieß ift tlug, denn eine schöne Lüf>e hott man lieber alü eiuc unangenehme Wahrheit, für die erstere wird man belohnt, und für die andere auf die Finger geklopft. ^ Um die Sprache ist es zwar cme recht vortreffliche , Sache, und die Griechen hatten der Beredsamkeit ih-. rcr Redner mehr zu verdanlen, als ihren Helden; aber dennoch wäre es oft für die menschliche Nuhe weit er» fprießuchcr, wenn manchem alten plaudernden Weibe ! oder auch mancher jungen Klatschschwcstcr die Zunge an dem Gaumen klcdc» möchte. Mag es »un Naivität öder was nnmer gewesen seyn, so wa« doch die ' Antwort eines Studenten recht possierlich, der auf die j Frage wie die alten Wcibcr auf lateinisch heißen, zur 1 Antwort gab: ,5inc ünc ä^eull-z." ' Die Sprache eines Halbw'sftrs ist die unausstel)^! lichste, und dit eines Heuchlern die niederträchtigstes Dieses elende, im'Staube kriechende Sclavcninscct bleibt ein ewiger Gegenfüßlcr dcr Wahrheit. Eine wort; scheue, gleichsam stotternde Denkart beherrscht seine niedere Seele, eine zaghafte taubstumme Verschlossenheit schlägt über die Wahrheit seiner Gesiunungen ih; re schwarzen Flügel. Solche elende Halbmenschcn th>ei'< len sich niemahls dem andern aufrichtig mit; Conve-nienzen, Erwartungen und Hoffnungen legen ihrer Sprache einen-Zwang und Cereinoniel auf, damit die freye Wahrheit, die nicht anders, als unmittelbar von Seele zu Seele, vom Herzen zum Herze,« sprech?n.wiU und tann, immer Umwege nehmen, und unter niedrigen Schlagbaumen durchstreichen muß; diesen Leuten , hängt beruft -^ und st^ndeßmäßig ein Schloß am Mun- — ,I4 — de, wenn sie aufrichtig redensollen, sie kennen keine andere, als eine sinesische Etiquette' Wahrheit, Wehe dem, der sie gerne anhört! Die Sprache besitzt eine so große Kraft, daß man nur aus wenigen Worten alsoglcich auf den Charakter des Menschen schließen kann. Geben wir z. B. Acht, wenn zwey Menschen einander begegnen und anreden. Wie haben Sie sich gestern Abends unterhalten? frägt der Stutzer. Wie speist man in dem neucn Gasthau-. se? spricht der Schwelger. Wie steht der Curs? sagt der Mäcklcr. Hört man nichts von einem Kriege? wird Nicht bald gerauft werden? fragt der Lieferant. Hat denn das Geplapper nicht bald eia Ende? sagt einer, dem dieser Aufsah lanae Weile macht. I-, mein Herr, er ist zuEnde; denn ich fühle ?b selbst, daß ich, indem i'ch' von und über die Sprache reden wollcc, ins Plaudern gerathe. Nichts für ungut! Pausa. S e l t s a m e s S p i e l. Ein Erzbischof von Canterbury befand sich einst auf einer Ncisc durch seine Diöccs in einem Gast; Hofe, wo er eben eingelehrt war^, am Fenster, und bemerkte in einiger Entfernung in einem einsamen Gehölze einen wohlgekleidcten Mann allein, der für sich zu sprechen und eine Rolle ,;u probiren schien. Der Prälat wurde begierig zu erfahren, was eigentlich der Fremde vornähme, und sandte deshalb ei-. ucn Diener hin, der ihn gcnau^beodachtcn sollte, allein da dieser keine recht befriedigende Antwort zurück--brachte, beschloß seine Herrlichkeit selbst hinzugehen. Er begab sich also in daeGehölz, indem er seineu Dienern befahl, in einiger Entfernung auf ihn zu warten. Er redete den Fremden höflich an, und erhielt eine eben so höfliche Antwort von demselben. Es entspann sich nun ein Gespräch zwischen beiden, welches der Fremde zuweilen durch Selbstgespräche unterbrach, daher fragte nun der Bischof, was er denn damit eigentlich wolle? — Ich bin bey'm Spiel, versetzte jener. Vey'm Spiel? sagte der Prälat, und mit wem denn? Sie sind ^a allein! Ja! sagte jener, so scheint es, Tle sehen nur meinen Gegner nicht, denn ich spiele mit — Gottl Mit Gott? erwiederte der Prälat ganz verlegen, denn er hielt den Mann für wahnsinnig, das isi doch eine seltsame Partie; und was spielen sie denn, wen» ich fragen darf? Schach! Sir! Der Erzbischof lächelte, da indeß der Manu ziemlich friedlich und sanft schien, wollte er sich noch durch einige Fragen an ihm belustigen. Und spielen sie den«, um etwas? fuhr er daher fort. Gewiß? Die Partie Fann aber nicht lange unentschieden bleiben, denn Iyr Gegner ist Ihnen doch auf alle Fälle weit überlegen. Er benutzt seine Überlegenheit nicht, sondern spielt blos wie ein Mensch. Aber, wenn sie nnn gewinnen oder verlieren, wie wird es dann mit der De,-,ahlung? O! diese wird pünktlich geleistet, das versichere ich Ihnen! — Nun, wie steht denn jetzt Ihr Spiel? Der Fremde murmelte elraö vor sich hin, dann sagte er: Ich habe es ss eben verloben! Und wie viel haben Sie denn damit verloren? Fünfzig Guineen! Das ist viel! Wie wollen Sie diese bezahlrn? Und nimmt denn Gott auch Ihr Geld? Nein! der Arme ist sein Schatzmeister! Er de-stimmt dann immer eine würdige Person seine Schul? den einjukassiren, und gegenwärtig sind Sie scin Schatzmeister! Mit diesen Worten zog er seinen Veutel herars, zählte fünfzig Guinccn ab, übergab sie dem Bischof und entfernte sich», indem er sagte, daß er heute nicht mehr spielen wolle. Der Prälat war höchst verwundert über di.'sen Vorgang, und wußte nicht, was er dazu denken,soll< te; er besah das Geld, fand das Gold gut und richtig, Nnd kam nun auf den Gedanken, daß hinter dcm - '95 - Manne mehr stecken müsse, als der bloße Schein verrathe. Er setzte indessen scine Reise fort, und verwandte das Gel) seiner Bestimmung gemäß für die Armen. < Ven ftincr Rüälchr sprach er wieder in dem < Gast')^ ein, und da cr abermals den Mann m dem , Waldchen bemerkte, und zwar ganz in dcr vongen . Stellung und ^age, so bef^loß er noch eme kleme ^ Unterredung mit ihm anzuknüpfen, und g'ng zu dem ^ Ende allein an den Ort. Der Fremde erschien ihm als ein recht stattl,a>r Mann, und der Prälat tonnte sich .M ench^a, bc, seinem Andl.cke eiue Art v.n Ehrfurcht oder ^ tung zu empsmden. Da er glaubte, der ,remdc^^^^ ich e uftn auf diese ungewöhnliche Art Gutes zu thu. so redet er ihn, wie einen alten Bekannt sta^ n vertrag, wie denn das Spiel ge^ s . st emsicsich zum ersten Male gebrochen hatten? ^^^ bald schlecht für mich. Ich habe bald gewonnen, balv verloren^ , ^ ' Und spielen Sie denn jeht wieder? Ja'. Sir, wir haben hcute schon mehrere Par-. tien gemacht'. ,. Und wer gewinnt den heute? das SM ist eben vorbey; ich habe noch emcn semen Zug zu thun, und dcr Gegner ck matt. Und wie viel gewinnen Sie denn i Fünf hundert Guinccn? , Das ist eine ausehnNchc Summe'. W. erhalten Sie denn Ihre Bezahlung? Uche Art und Weise!(5r se^ «en guten reichen Mann, wenn ich gewmne, und e mem Herr, sind Sie diese^person! Der Ueoe Gott'st äußerst pünktüch bcy solchen Gelegenhctten. Der EribMof hatte denseloen Tag en,e .eo. -tende Summe erhalten. Das wußte der Fren^ , und um die Quittung zu schreiben, zog er em PM horvor. Der Prälat mußte nun Zahlun^le'^en m entdeckte auf dicse Art, daß der seltsame ^P^'lcr mchts mehr sey, als ein seltsamer Dieb. Wichtige Anwendung der Holzfäule. ^ Hr. Doktor Thiel (zu Cafscl), kön. bayerschet Cantonsarzt, macht un'.erm i^. v. M. bekannt, das er obgenannte Säure mit ausgezeichnetem und ausfal-- , lendem Nutzen mehrmahls bey phagedanischen (fresse«^ ^ den) krebsartigen Geschwüren der Beine anwendete, auch hievon der k.o'n. Negierung des Nheinkreises i>t seinem Anttsb^richt vsm Monat Iuly d. I. Nachricht gegeben habe. Er sagt: ,Ich ließ Morgens, Mittags und Abends die Geschwüre mit S,'wrc auswaschen», belegte sie mit l^inn^celiux, (Väuschchen von Leinwand fasern), welche init Saure beständig naß erhalten wurden; Nachts bedeckte ein Hcilpstaster die Wunden; dcr Grad der Geschwüre wurde in wenigen Tagen rein, das speckige und luxuriöse (geile) Fleisch verschwand, und eine gute Granulation (Granulirung, Körnung) erschien. Die Saure verursachte keinen Schmerz' und verbessert augenblicklich den «bew Geruch der Ge-schwüre. Es iftz zu wünschen, daß fernerhin Versuche damit angestellt und dcr Erfolg bekannt werde. Hcre Pfarrer Hepp dayier, dcr eine schr schöne Sammlung von ihm selbst ausgestopfter Vögel hat, wendet sie «uch beym Ausstopfen der. Vögel an, besonders zum Aufbewahren dcr Amphibien. Ein Salamander und mehrere Eidechsen wurden damit mehrmahls überstr», chen; sie trocknet:»: schnell und änderten ihre Farbe nicht. Auch hier sind weitere Versuche zu wünschen." Das todte Meer. «^ Nach den neuesten Beobachtungen Hrn, M-M- 5 chaels über das todte Meer in Iudaa, scheint sein Was, ^ str doch wahrhaft abenteuerliche Eigenschaften zu haben. Sein Reisegefährte, Herr Legh, wagte es. trotz dem ?^ath seines arabischen Führers, sich mit seinen GeseU-schaftern darin zn baden. Das Wasser hatte die Kraft, selbst diejenigen, welche nicht schwimmen konnten, auf eine wunderbare Art flott zu erhalten. Ihre erste Empfindung beym Untertauchen ivar ein plötzliches Erdtt-ii den, und an Stellen, wo ihre Haat verletzt war, empfanden sie den empfindlichsten Hchmerz. Dcr Geschmack > ic)6 — war vit^c und unleidlich salzig, ssiniqe von denen, welche diesen Vcvsuä) machten, litten noch lange darauf von einer öhligeu .Ernste, die das Wasser auf den Kör: per zurückgelassen und die lein Wasä'.en fortschaffte, bey andern löste sich mehrere Tage nach einander dic Haut stückweise ab. — Von diesen Wirlunacn dieses Jahrtausende gcfürchtcten Sees, bis zu den Nachricht ten, die uns Iomvillc r.nd mancher fromme Pilger der vergangenen Zeiccn geben, ist wirtlich der A3eg nicht so weit, un) jener ihre Wahrhaftigkeit kann sich end« jich noch cvwciscn. Musikalische Idiocrasic cineö Hundes. Ein großer Pudelhund (erzählt dcr Professor Bietet im Angusthcft 1819 der Lil)ln,Uil!ed singt oder spielt, eine alte Romanze, ul weicher und ziemlich kläglicher Tonart (l'-me d<- «otr« Lau^iiu ««! !noil>, l2 ^anvre d^l.^ u. s. w.), so blickt der Hund «nfangs erbärmlich den Singer an, o,ähnt hierauf «inmal übers andere, unter stets sich mehrenden Zci< chen der Ungeduld und Undchaglichkeit; endlich sitzt as.spielende'Instrument nicht mehr gehört werden. Halt man wne, so thut auch er es, man hatdenVec-such gemacht, mit andern Liedern anzufangen, und dann ohne Unterbrechung auf dic bcz-ichnecc N^nauze !i herzugehen ; der Hund scheint den Gesang so lange nicht zu bemerken, bis mau auf das ihm unerträgliche ^ingstück kommt, woran er sich nicht hat gewöhnen können; alsdann aber nimmt er auch, ohne Unterschied «der Abweichung, die Neihe von Handlungen vor, welche eben ist erzählt worden. Es sind davon viel hundert Personen Zeugen gewesen, indem die Sache frühcr und jetzt noch ein Gegenstand 5cr Neugicide fur Hcdcrmknn ist, d«r davoü h^t. Eine noch nicht allgemein bekannte Veranlassung zum Tcllwerden der Hunde. Wenn man die Reihe der schreckhaften und schau.-derocllen ZuMe und Folgen mit einem thcilnehmc^ den Blick übersieht, welche durch dieVerlctzung eines Menschen von einem wüthenden Thiere verursacht wer-den, so ist gewisi dic Kenntniß eines neuen Vorgangs wichtig, auf den sich eine unvcnuuthete Hundswuth eingestellt hat. (3in gesunder und munterer Hund lief in Ge-genwart seines Herrn im Sommer 1818 in einem Kü» chcngarten umher, und fand daselbst eine gemeine Land-kröte, mit NückenwIczchc n und rothen Augen. Er siel über diese her, zermalmte sie mit den Zähnen, uud verschlang sie auf dcr Stelle. Beynahe augenblicklich darauf wurde seine untere Kinnlade schnell und krampst haft gegen die obere zn und herab bewegt, wobey il^n c in weißer Schaum aus dem Münde herab floß, wel« chcs wohl eine Viertelstunde anhielt. Gleich darauf verlor der Hund seine Munterkeit, und an demselben Abend fraß er nichts von seinem gewöhnUchen Futter» Am folgenden Tage wollte cr weder saufen noch fressen, und Qa sein Zustand bedenklich z^u werden anfing, so lcgte man ihn an die Kette, und bereit) am dritten Tage zeigte ev sich, daß die angewandte Vorsicht nicht vergebens gcwcsen. denn cs stellten sich sichere Zeichen von der Hundsw-ntl) ein, und da. sich diese km vieren Tage vermehrten, so licß mau ihn todten. W e i n p r 0 b e n. Ob ein.saurer Wein durch die Glätte versüßt und folglich vergiftet sey, erficht man dara.uo, wenn man ein bischen Lange von lebendi./.'n Nalk und Au^t-pigment eintröpfelt, indem cr davon schwarz wird. Oder, man tropfte ein Paar Tropftn Vitriol >n den verdächtigen Wein; und entstehen moUcnarnge weiße Flocken, sy ist cr mtt jener schädlichen Olcttio Scschwangcrt. I. Krcu tz.