Dienstag den 19. Jänner 1836. 33 e l 2 i e n. 83 r ü ssc l, 2. Jänner. Se. Durchl. der Her. zog Ferdinand von Sachsen - Coburg, Bruder unsers Königs, und Vatcr dcs Prinzen, der die Königinn von Portugal ehelichen soll, ist in Begleitung des Grafen v. Lavradio, bevollmächtigten Ministers zDona Maria's, bei dem Madrider Hofe, nebst Gefolge gestern von Coburg hier angekommen. (Allg.Z.) N e u t s ch I a n v. Der Leipziger Zeitung zufolge sind Ihre ko« «'gliche Hoheit die Prinzessinn Amalia Augusta, Oe. niahlmn Sr. königl. Hoheit des Prinzen Johann, am a. Jänner von einer Prinzessinn glücklich entbunden worden. Die neugeborne Prinzessinn hat am 5. die heilige Taufe in der Kapelle des prinzlichen Palais durch den apostolischen Vicar, Bischof Mauermann, empfangen, und dabei die Namen Anna Maria er. halten. (Oest. B. Frankreich. Mehrere französische Journale enthalten folgendes aus Algier vom 20. Dec.: Der Marschall-Gouverneur wird zu einer Expedition nach Tremece-n durch die Türken und Kuluglis, die ihm mehrere ihrer Chefs zugeschickt haben, so wie durch die Mchrhelt der Bevölkerung aufgefordert. Es heißt, cr werbe zu Anfang der nächsten Woche dahin aufbrechen. Gegen zehn Stämme, die zwischen den Gebirgen, dem Meere und der Gränze des Königreichs Marocco, rechcs vonOran, wohnen, sollen zu Trcmecen Depulirte haben, um ei. ncn dauerhaften Frieden zu unterhandeln, und werden wahrscheinlich auch die meisten andern dazu veranlassen. Was diejenigen betrifft, welche links von Oran bis zum Chelif liegen, so empfinden sie sehr die Nicderla. ge Abdel-Kaders, und man bemerkt jetzt, daß nicht al. le diesem Kriege geneigt waren, da die Contingenle so schnell nach Hause zurückgekehrt sind. Diese Zerstreuung erfolgte ganzaus freiem Willen und war vollständig. — Man hat alle Gründe zu glauben, daß die Ca-bailen von der Umgegend von Vudgia ihrer Feindseligkeiten gegen diesen Platz müde sind, und einsehen, daß dicse zu nichts führen. Einige Stämme bieten Aus« gleichungen unter annehmbaren Bedingungen an, und zwei oder drei derselben haben sich sogar geweigert, an dem letzten Angriffe Theil zu nehmen. Der Gouverneur wird sich nach seiner Rückkehr sogleich mit dieser Sache, die für die französischen Besitzungen von hoch» sier Wichtigkeit ist, beschäftigen. (Allg. Z.) Nach Berichten aus Toulon vom 27. December war der Schooner Iris, welcher nach der toscanischen und sardinischen Küste abgeschickt gewesen, um über die Rüstungen in Genua Erkundigungen einzuziehen, niit dcr Nachricht zurückgekehrt, das, die dortige Schiffs-abtheilung, achtzehn Segel stark, am 22. in dcr Richtung gegen Süden ausgelaufen sey. Es hicß zwar, ihre Bestimmung wäre Marokko; man wollte aber wissen, daß sie beauftragt sey, die Insel Sardinien zum Gehorsam zurückzuführen. (W. Z.) Paris, 2. Jänner. Der gestrige Empfang in den Tuilcrien war sehr zahlreich. Die Anrcdc des di« plomalischen Eorps athmet auch dieses Jahr Frieden und Eintracht. Einige verwundern sich, daß sie nicht vom russischen Volhschafter gehalten worden , und knü« pstcn hieran ahnliche Vermuthungen, wie früher bei Hrn. Poz;o die Borgo's Reise nach London, aber dieses Ge» rede verrath viele Unkennlniß der diplomatischen Sitte. Graf v. Apponv ist unter den Nothschaftern der großen Mächte derjenige, welcher am längsten zu Paris liccredilirt ist, und ihm kam es daher zu, bei der Audienz das Wort zu führen. — Die Nachrichten aus Amtri- i8 ka machen fortwährend einen günstigen Eindruck. Ein großer Theil der Börse glaubt schon zu wissen, daß die Freistaaten zur Annahme der brittischen Vermittlung geneigt seyen. (Allg. Z.) ' O i e v e r l a n v e. -- -, Einem königl. Beschlusse zu Folge, wird die Fregatte Vellona, unter dem Befehle des Capitans van Son^ mit Z50 Köpfen bemannt, nach Ostindien zur Ablösung der Fregatte Palemdang, Capiiän Diemer, abgehen. (W. Z.) Vom ,9. auf den 20. Dec. wüthete auf den Kästen von Nordholland ein äußerst heftiger Sturm, welcher auf verschiedenen Puncten an den Seewehren großen Schaden verursachte. An einer Stelle wurde z.B. die Steinbekleidung in einer Länge von 1303 und einer Breite von, 6 Ellen, gänzlich auseinandergeschlagen. Auch der große Seedamm litt sehr. Die Wuth des Meeres an dieser Seile ist so groß gewesen, daß Niemand sich erinnert, etwas der Art schon gesehen zu haben, und baß nur die Sturmfluth von 1807 damit verglichen werden kann. (Wandr.) Spanien. Bayonne, 23. Dec. Die Belagerung von Guetaria dauert fort. Die hohe Lage des Forts bietet besonders große Schwierigkeiten dar. Es beherrscht die Vuchr, und man kann sich ihm nur durch eine schmale Erdzunge nahern. — Der Infant Don Francisco ist nicht, wie man gesagt hat, in Pamplona angekommen. Die Carlisten haben jetzt in Arragonien eine Cavallerie uon 6^0 Mann. Bordeaux, 20. Dec. Die letzten Berichte von der Gränze melden, General Espartero habe «in au-ßerordentliches Beispiel strenger Disciplin gegeben. Die Chapelgorris hätten in den Dörfern Excesse begangen, einen Alcaden geschlagen, ein Wirthshaus geplündert :c. Da sie die Schuldigen nicht hätten bezeichnen «vollen, so hätte der General ein Bataillon Chapelgorris zusammentreten lassen, aus jeder der sieben Compagnien durch das Loos fünf Menschen ausgewählt, dann «Us den sünfunddreißig wieder sieben/ und letztere seyen erschossen worden. Unter ihnen vesinde sich ein Genfer von 27 Jahren. Man schreibt aus Madrid, die Königinn « Regen» tinn würde nächstens eine Neise in die insurgirten Provinzen machen, um die Armee zu mustern und sie durch ihre Gegenwart zu begeistern. — Nach Briefen aus Santanoer sind 3539 Mann von der neuen Aushebung daselbst angekommen. Aus St. Sebastian wird un. term 23. geschrieben, daß Ailes ruhig und nichts Neues vorgefallen sey. Man kündigte daselbst die nahe An- kunft eines 800 Mann starken Bataillons Scholtl5n-der an. —Die Journale von Barcelona vom 27. Dec. melden die Ankunft von 2000 Mann Andalusien unter dem Befehle Espinosa's, die von der Seile von Tortosa in Catalonien eingetroffen seyen. Das ^nglische Linienschiff Nodnep von 92 Kanonen war in dem Hafen von Barcelona mit 15,000 Flinten und 26 Tonnen Patronen angekommen, die von der englischen Negierung zur Bewaffnung der spanischen Patrioten geschickt wurden. Dcr Molo war mit freudigen Menschen bei diescm Einlaufen angefüllt. Mina war in Salsoua mit seinrn Truppen und seiner Artillerie durch die schlechten Wege aufgehalten. Er wollte am 2H. aufbrechen. Der Gouverneur von Manresa hat den Befehl erlassen, daß die Familien der Factionisten, di« sich der angebotenen Amnestie nicht unterworfen haben, den Bezirk in ^8 Stunden verlassen müssen, ohne daß man ihnen irgendwo Zuflucht geben dücse. Diejenigen, die nicht freiwillig gehen würden, sollten durch die be« wassnele Macht ausgetrieben, und diejenigen, die zurückkämen, als Verschwörer erschossen werden. (Allg. Z.) Man liest im Memorial des Pyrenees vcm 2l. Dec.: Die Belagerung von Guetaria dauert mit gleicher beiderseitiger Erbitterung fort; die am Fuße des Forts liegende Stadt hat viel gelitten, denn man kann behaupten, baß sie sich zwischen zwei Feuern befand. Die Cartisten haben durch längere Zeit die Häuser ohne Schonung beschossen. Die aufs Aeußerste gebrachte Stadt steht auf dem Puncte, entweder dem Feuer beider Parteien zu unterliegen, oder die Einwohner müssen in Kurzem vor Hunger umkommen, wenn der ge« genwärtige schreckliche Zustand noch fortdauert. Man hat wiederholt gesagt, daß Guetaria aus San Seva-stian Unterstützung erhalten habe; diese Nachricht hat sich aber nicht bestätigt. In diesem Kriege, in welchem der politische Fanatismus eine so große Rolle spielt, ist es merkwürdig, daß ein jeder d^hin strebt, isolirt zu h^-ben, und in seinen Localitäten kämpft, ohne zum Tri« umphe der gemeinschaftlichen Sache durch allgemeine, gleichzeitige und wohlcombinirte Anstrengungen beitra, gen zu wollen. So bleibt Cordova seit einem Monate mit den unter seinen Befehlen stehenden 30,000 Mann unthätig, und so zeigt San Sebastian, nachdem es sich durch einige Tage bedroht sah, dieselbe Gleichgültigkeit gegen eine benachbarte Stadt, die es mit etwa l00 Mann, und einigen Lebensmitteln noch retten könnte. Es gib in Allem, was bei unsern Nachbarn vorgeht, eine Mi' schung von Größe und Kleinmulh, von Ergebenheit und wildem Egoismus, welche jede Vorhersagung unmoH-Uch macht. — Die Sentinelle des Pyrenees meldet 19 aus VayHNne vom 3i. Dec., daß, einem Schreiben aus Santander zu Folge, L500 Mann von der neuen Aushebung in dieser Stadt angekommen waren, und daß zu San Sebastian ein schottisches Bataillon von L00 Mann erwartet wurde. Dasselbe Blatt wiederholt das Gerücht von einem Heiratl^Proiccte zwischen Don "Carlos und^der Prinzessinn von Beira, und fügt bei, daß die päpstliche Dispens von Nom bereits angelangt ftp. ' (W. Z.) Madrider Zeitungen vom 2?. und 28. December melden: Der. GtncraUCommandant von Terruel in Arragonien hat in einer Depesche vom 2^. dem Prä. sidenten dcs Ministerrathes die Anzeige erstattet, daß er in Ellhlilung von Amnestic-Vewilligungün für Personen, welche sich an die Insurgenten angeschlossen, noch fortfahre, und daß die Zahl der zu ihren Familien Zurückgekehrten sich auf 2000 belaufe. Diese Nachricht erregte zu Madrid große Freude und Zufriedenheit. — Die Provinzial-Deputation von Cuen^a meldet der Re-gillung in einer Depesche vcm 21. Dec., daß General Esp'nosa die Banden von Cabrera und Quilez, welche drei Tage früher vom General Palarea bei Molina geworfen worden waren, bei Aldemuz geschlagen hat. Ihr Verlust wird auf 1500 Mann geschätzt. Die Ueberreste zerstreuten sich in das Gebirge von Moya. (W. 3.) Der Moniteur und das Journal de Paris vom 2. und 3< d. M. enthalten keine Nachrichten vom Kriegsschauplatze in Spanien.— Dem Memorial Bordelais zufolge ging an der Gränze das Gerücht, Guetaria habe capitulirt, da man keinen Kanonendon, ner mehr horte. Demselben Blatt zufolge war die n«ue Expedition, welche die Carlisten durch Oberarra-gonicn nach Catalonicn schicken wollen, zum Aufbruche bereit. — Aus Barcelona schreibt man unterm 2n a nnischcs Nei ch. Con st an t in ope l, 16. Dec. Wir hatten bis jetzt das schönste Herbstwctler, feit drei Tagen trat aber eine empfindliche Kalte ein, und heute zeigt das Thermometer 1 Grad uriter dem Gcfricrpuncll'. Der Name des neugcborncn Prinzen, Nizam Eddin (Glau-bcnsreform), scheint nicht ohne Bedeutung zu seyn, und auf die Ansicht des Sultans hinzuweisen, wie weit noch er oder seine Nachkommen in der Umgestaltung dcr veralteten gesellschaftlichen Einrichtung zu gehen ha« den, um das ottomanische Neich der europäischen Ci» vilisation einzuverleiben. — Die Reclamation«», welche von der französischen Negierung bei der Pforte gegen Tripolis gemacht wurdcn, und sich von der Zeit her datiren, wo dcr jetzt abgesetzte Dcy jenes Paschalik verwaltete, sind von der Pforte berücksichtigt, und bereits HU0,000 Francs liquidirt worden. —Die Gränzberich-tigungs'Angciegcnheit zwischen der Türkei und Gric> chsnland ist ihrem Ende nake; die Granzschtidungs^ Mappe, welche von drei französischen Officieren aufgc« nommcn wovdcn, ist der Pforte bereits vorgelegt, und man ficht in Kurzem der Erledigung dieser untergeordneten Differenz entgegen.