Ve reinigte Lalbacher Zeitung. Gedruckt bei 3gnaz Aloys Edlen v. Kleinmaye. Dienstag den 29. Juli 1617. I n n I a n d. Wien. ^In einem Berichte aus Lemberg dom zi. Julius heißt es: „Am gestrigen Tage genoß die Hauptstadt Galiziens das unschätzbare Glück, Ihre Majestäten unsern geliebtesten Kaiser und Herr,:, und die allerdurchlauchttgste Kaiserinn, w ihre Mauern aufzunehmen. II. f. k. MW. langten um 4 Ubr Nachmittags in dem PaNastede« Griechisch-katholischen Metropoliten bei St. Georg an, von wo Sie "ach einer kurzen Ruhe, Iiren feyerlicken Einzug in Lemberg hielten. Das allerdurcke «auchtigste Fürstenpaar fubr in einem sechs-Mnnigen offenen Wagen, -mter dem unaufhörlichen Iubelrufe einer unzahlbaren Volksmenge, welche den Wagen mit Blumen bedeut?. Am Anlange der Krakauer Vorstadt, bel den, Haufe des bürgerl. Simmermeisters Kawk^l, war ül»er die Straße ein gesckmack. «oUer, mit ssrä^en behängter Bogen gelogen , und mit passenden Inschriften aus v«n Horazischen Oden verseben; längs lem ^eltew, dem Spaziergange gegenüber, be-»ruMn sauber und gleichförmig gekleidete Knaben und Mädchen Mosaischer Religion, den Rabbiner an der Spitze, Ihre Majestäten. In der Krakauer Gasse, in der Gegend des Nniversttäts»Gebäudes, standen die Mufter-Hauptschule, das Gymnasium, und das zur Universität erhobene bisherige Lyceum, sammt dem Lekr - Personale, in feyenicher Kleidung, und bracliren ibrem verehrten Monarchen und der Beglückerinn Veine? Tage ein herz. lickies Lebehoch! Am Hauptplatze fuhren II. MM. durck eine prachtige Triumpbpforte, an deren Eingänge eine Reihe Bürgermäd« ck»en ANcrböckstdenselben ein Gedicht auf die ere freul'che Ankunft zu überreichen die Ehre hatten" „Die hoben Reisenden fubren hierauf durch die Halitscher und neue Gaffe zu dem Allerhöchsten Hvftager (in der ehemahligen Gouverneurs - Wobnung im Kratterschen Hause), wo Oic von einem Spalier von uni-formirten Beamten, de- akademischen Senate, den Landstanden und den ersten Damen der Hauptstadt en pfangen wurden." „Eine unübersekbareMevsckenmtnge der stark bevölkerten Stadt und der Umgegend bedeckte die Fwren, wclcbebas fcbön gelegene Haus umgeben, nebst den denaebbarten ^ trase stn »ndAnhöhen. II. MM. hatten die Gna- be^ auf dem Vrfse zu erscheinen, und den freudigen Gruß des Volkes zu empfangen, worauf Sie die Besatzung und die bewaffnete Hurgerjchaft vorbeiziehen ließen. Erstere stellte stch dann aufdem Hauptplatze auf, und gab etn dreimahliges Kreudenfeuer." „Abends war die ganze Stadt pracht-5?" beleucktet, und nach 9 Uhr geruhten ^ MM. durch dte vornehmsten Gassen ber <^ladtund der Vorstädte zu fahren, begleitet von emer zahllosen Menge, welche die Lüfte we" w,d breit mit dem unaufhörlichen Rufe «Mte: Es lebe, lange lebe Kaiser Franz'. Es lebe dle Kaiserinn!" (W. 3) Ausland. Deutschland. Negensburg, den n. Juli. Unter der hiesigen armern Volksklasse, als: T«g!öhnern , Handwcrkspurjchcn, Lot? terbuben, gemeinen Weibern ?c. entbanden hier wegen Brodmangel am 8. d. Abends 6 Uhr Unordnungen, wobei ennge Backer durch Plünderm.g und Beschädigung an Hauser« und Meubelu mehr vd>,r m nach größttntyeils überstandenenLei-den, be: dcr so hoffnungsvollen Ernte und in emimwiederelwas glü.Nlchern Zeitpunkte ereignete. Die Ruhe war augenblicklich durch militärische und bürgerliche HatrouiUen hergestellt. Nicht verhehlen laßt es sich indeß, daß an manchen Orten die Bäcker einen unersättlichen Wucher ihren Mitbürgern fühlen l,eßen, und daß sie dabei sich uner» lauter Vortheile bedienten und um die hoch« sten Preise oft schlechtes Brod lief- rten. Dieses Unfuges erwähnten schon mehrere öffentliche Blätter (Eialzb. Z.) Am 3o« Juli wurde die 39., und am 3. Juli die 40. Sitzung der Bundesversammlung gehalten. In letzterer wurde unter AnHern das Gutachten der in der 35. Sitzung gewählten Commission über bie wirksam sse» Vorkehrungen zur möglichsten Sicherung der deutschen E?eehandlung gegen die Näubcreien der Bardaresken erstattet, und darin von dem Gesichtspuncce ausgegangen, baß die Bar« dlschen Meeres als Seeräuber angesehen, und a!s solche verfolgt und behandelt werde» sollen. (Wdc) Frankreich. Am 8. Juli (dem Fahrstage von des Königs zweitem Einzüge in seiner Hauptstadt) machten die fremden Bochschaftcr und Minister Sr. Majestät und der königl. Familie die Aufwartung. An bem'elben Tage, -ach der Messe, hatte der kaiserl. öst^r. vev^Il« mächtigte Mlnnter, Herr General Vaion v. Vincent, die Ehre, dem Kö, ige m einer Prioataudienz ein Schreiben ieines Souve, rains zu überreichen, worin derselbe die Vermahlung der Erzherzoginn kcopoldine mit dem königl. Prinzen von Portugal notificirt. Das Preootalgericht zu llyon hat am /;. Juli abermahlü über 8, des Hockverraths Angeklagte abgeurtheilt, wovon einer znm Tode, ein anderer zur Dcportatwll und einZter zur >?erferstrase verurtdeilt wurde; d'e übrigen lind losgesprochen. Als man dem zum Tode VerurweUten dle Sentenz vorlas, rief er zweimahl mit trotziger Stimme und ^wüthender Miene: „Hoffentlich wird mich der rächen , für den ich sterbe!" Er wurde am 5ten hingerichtet. Oudin , Chef einer Insurgenienbande, «elcher im vergangenen Juni entrann, soll zu Tarascon verhaftet worden seyn. (Wdr.) S ch w e i z. Am 7. ^«li wurde zu Bern 'die Tagsatzung mit herkömmlichen Feierlichkeiten eröffnet. Nach einer, von dcm regierenden sckul-theiß v. Watte»nvyl gehaltexen wüt-devollen Rede, erfogte der Bulldesschwnr. Fhre kais. Hoh. die Grotzfürjiinn Consiatttin und das diplomatische Ccrps verherrlichten das Fest. Im EantonGlarus,in de» Landstriche« an der Tbur, ^lintb, am Mei" un Boden-see hat das Wasser seit dem 5. Juli große Verheerungen angerichtet, Brücken weggerissen, Damme niedergestürzt »c. (Mdc^ Spanien. Ein Schreiben aus Vayvn«e vom 3o. Juni, in Niederländischen Blattern, enthalt Nackste-hendes:„Die jü,.gstenNnchrichten ausSpanten melden, daß der englische General Beresford, Oberbefehlshaber der portugiesischen Armee, aNe Augenblicke zu Madrid erwartet werde. Man glaubt, seine Ankunft in dieser Hauptstadt habe einen sehr wichtigen politischen Zweck.^ ,,In den Gebirgen von Katalonien hat wan auf die von einem Offiziere, dessen Prozeß in Barcellona eingeleitet wird, gemachten Entdeckungen eine große Waffen-Niederlage in Beschlag genommen. Uevrigens ist ln dem nördlichen Theile von Spanien alles llchl.V (W. 3.) Lacy und 4 seiner Mitvcrschwornen sind am 2?. ^uni zn Barcellona durch das Kriegs-Scricht zum Tode verurtheilt worden; dicsel« be Strafe wurde in <^nt>iM5tli. Juni an die Küste von Piraino getrieben wurde Von " darauf befindlichen Personen waren « bereits todt, ? starben unmi t, telbar darau^ und die übtigen erwartet ein ahnlickes Schicksal. Die nähmlichen Räuber batten am ,^. ^uni eine äbnliche Grauelthat bei Lip^ri an einem andern sardinischcn Schis» fe verübt. <^ie sind aber jetzt sämmtNch in den Händen der Gerechtigkeit , standen be-re'ls am Pranger und erwarten die Strafe ihrer Schundtd'acen. (Wdr) T ü r k e y. Der ksnigs. preußische Konsul« ^r. Rou« ler, zu M'arle^lc, sckre'hfmit^r dknl^2Z. ^,^6 mus: Mach der Erklärung des ^znc^,„s eines Kauffabrers, der Algler am »3. verlassen bat, und gestern hier angekommen ist, hatte der Dey dieser Regentschaft eine Fre-gatte^oon ^' Kanonen und einige kleine Kaper ausgcrüsiet, welche einig? Tage vor seiner Abreise von dem genannten Hafen ausgesegelt waren, mit dem bestimmten Auftröge, in dem Kanal und der Nordies gegen preußische und sianftatische v csiiffe zu kreuzen. Private briefe bestatiqen diese Nachricht, und fügen hinzu: daß dics^fleint Geschwader vorGibrai-taranbalten solle. umPilo^n einzunehmen." Ein türkisches S^biff, welcbe^ laut Handels« berickten anf der Hö^e von Bordcaur ge-sebcn worden, ist vermut^ltch dasselbe Nachrichten ans Konstannnopel vom lc>. Iunius zufolge, katte die dießsadriae Wall-sanrts« Karawane am 2. d. M ihren feyer-lichen Anszng nach der Ebene von Scutari gehalten, Der vormabli^eBostanbschi^Baschi von Adrianopel, Dadimeran Oglu Me^mod Aga, begleitet dieselbe in der Eigenschaft eines Surre ^Emini (Führers der Gelenk -Karawane) mtt den qewöbnlichen Geschenken hes Großfterrn für die Kaaba (das Haus des ß>ropbeten in Mekka) und deren Vorftcber. An eben demselben Tage wurde dem vierjährigen Thronerben Sr. Hoheic, Sbeksade Abdulbamid, das Haupt geschoren, und zum ersten Mable mit dem Turban bedeckt. Ein Tbeil von seinen Haaren wurde mit dem Eurre Emini zum Opfer nach der Kaaba geschickt; der Berber Baschi (Ober-Barbier) aber am folgenden Taqe mit einem Ehren-Pelze bekleidet, und mit einem herrlich ge< schmückten Pferde und einerzbedeutenden Sum^ me Geldes beschenkt. (W. Z ) S ck w e d e n. Stockholm ^ vom /i Juli. Die Vollfahrig-feit des Herzas von Sudermannland wurde beute mit höchster Pracht und Feyerlichkeit begangen. ^, Morqen gibt der Herzog von Sudermann-land allen nickt sckon beute dazu berufen ge« weftnen Corps vom Civil-und Militär-Etat des Reichs nack einander Audienz, nm ih-»en Glückwunsch zn empfangen. Mehrere sollende Tage sind hm kriegerischen Schauspielen gewidmet, wozu verschiedene Regimenter aus den Provinzen angekommen sind »nd sich auf dem Ladugardsfelde unweit der Stadt unler Zelten gelagert haben. Sowohl die Königinn als der Kronprinz machtenden-? selben schoa vorgestern Adcnd eine«: Besuch und wurden die ganze Linie binnnter, mit einem fortlaufenden Hurrah! begrüßt. Man glaubt, daß »n diesem Lager am nächsten Sonntage ein Fest gegeben werde. Die e»-» ste wichtige Folge der Volljährigkeit des Prin< zen istj dessen Gitznahme im staatsrath, in welchen er dieser Tage eingeführt werden wird. (Wdr.) , Vermischt« Nachrichten. In der Gegend von Fnlda ist ein Wolf von außerordentlicher Größe, der in dem doc-tizen und dcm anqrät zenden Hessen-darm-stadtischeu Lande die größten Verwüstungen angerichtet und bloß im Futdaischen 40a Schaf? zerrissen baNe, von einem Lamm erlegt worden, nähmlich von dem Oberjäger Lamm. (Wdr.) Die französischen Journale empfehlen den Landwirthen drmgend, nach der in England üblichen Verfahrungsart die Blüthen der Kartoffelpfianzeu abzubrechen, w wie sie er-scheinen. Die Kartoffel «Ernte soll dadurch wenigstens um ein Sechstheil vermehrt werden. Am 2. Juli wurde zu Düsseldorf ein Kornhalm vorgezeigt, welcher 19 Aebren trug, die alle von unten bis oben voll gs^ keimt waren. Diese Wunderahre ward auf dem Stadthause als eine seltne Erscheinung wie billig , aufgewiesen. — Zu Braunschweig wird jetzt monathlich, wie tu Berlin, von der Polizei öffentlich bekannt gemacht, welche Bäcker das größte und welche ^das kleinste Brod gebacken haben. — Rathe gab es nur bei Landes - oder Stadtbe^örben. Auch werden dergleichen Titel muunkr fuk Geld oder aus Gnade verliehen. In^ Nso. lc>o des Hamburger Korrespondenten kundig» sich Jemand mitso eben angekommenen oer^ fchndencn Ledersorten an; und lügt sewem Namen den Tltel: „Leder«'Ratd" bei. Was kann es bei solchem Gewerbe wohl zu Aven geben? Und könnte man, ohne den M<"n zu beleidigen, nicht eben so gut sagen: ,,« derner-Rach?"