Freytag den 21. Jänner 1826. -^5on den, statt der convcntionttlen Neujahrs'.vünsche zum Besten der hiesigen Armen-Anstalt eingeführten Erlaßkarten sind heuer 365 Stücke gelöst werden, und dafür 546 fi. 36 kr. E. M. eingegangen. Die A^nen-Instituts-Commission bringt dieses zur öffentlichen Kenntniß, und erfüllt ihre Pstlcht, allen Wohlthätern / welche hlczu mcnschenfteundllch beygetragen haben, den lebhaftesten Dalik im Nahmen dcr Armen Mlt dcr Versicherung aubzusplechen, daß diese Summe Hülfe brmgcnd zu lhrcr Bestimmung gelangt« Md chre Verwendung ln der Iahresrcchnung ausgewiesen werden wird. > ',^ Dem Vcrze'lchniß der wohlthätigen Neujahrs - Hrawlantcn wurde nachtraglich noch folgende Num» mcr bcrgefügt. - ^ Nro. 865. Herr Carl Graf v. Aucrspcrg. M Schreiben aus München vom Z. Jänner. V^stern war der festliche ?!be»id der Eröffnung des neu?,, köiugl. Hof« u»,d Naciolwltbealers, dessen innere, überailg reiche Vergoldung und kunstvoll? Aus-fchmnckung von zahllosen Sichlern wi^e,strahlte. Viele Stunden vor dem Ausschließen des Eingangeö war die von acht kolossalen Saulen getragene Vo>halle von den Schaulustigen belagert. U>n 4 i.»2 Uhr begann das ge« walcige Drängen; schnei! waren das Parkett und die Galltrie angefüllt, und die Inhaber von Sperrsitzen konnten nur nnc Anstieügung auf ihre Platze kommen. Endlich waren auch alle Logen genommen, und es schien, als ob in dem ungeheuern Hause kein Fußbreit Raum mehr zu finden wäre. Um 6 1^2 llhr erschien der «llerhöchste Hof, Se. Majestät der König, Ihre Ma-Üstat die Königinn, und die beyden Prinzessinnen kö« nigl. Hoheiten, in der grosien ko'nigl. Mittciloge. Kaum war der König nur so weit gegen die Brüstung der Loge vorgerrelen, daß das Vc»!r AUcrhöchstseiüe Gegen» wart bemerken tonnte, alK e,n allgemeiner und unge, heurer Jubel, gleich einem Donner, sich erhob, der un« unlerb>ochen gegen 5 Minuten dauerte II kt. Majestäten erwiedelten den herzlichen Empfang auidas Huld» vollste. Der Vorhang rollie nach einer rauschende»! Ouver« türe auf, und Herr Eßlair trug ci»en Prolog, ^ur feyerlicken Eröffnung dieser Bühne, gedichlel von dem Freyherrn v. Miltitz, königl. sächsischem Kammrherrn und Obersthofmeister Sr. tönigl. Hoheit des Prinzen Johann von Sachsen, mit der ihm eigenthümlichen Meisterschaft vor. Von dem Gedanren ausgehend, daß zwey Zauberer: der König und seine wackern Baiern, diesen Sitz der Musen Hand in Hand wieder erbaut haben, sagt der Dichte»: will ich nur das Auge freyer heben, l So seh' die beyden Zauberer ich hier.' Der Erste — schon seit fünf und zwanzig Jahren Kennt ihr den segenreichen Talisman. Sein schönstes Werk - ihr habt es selbst erfahren — Nar, als Er eure Herzen sich gewann. Nach diesen Worten brach das ganze Haus wie-d«rhohlt in den freudigsten Iubelruf aus/ und unverkennbar war die tiefe Rührung Sr. Majestät. Am Schlüsse der Stelle: So mög' auch Sie, die alle Herzen meinen, Sie, jedem Schönen stammverwandt, Nicht minder oft in unsrer Mitt' erscheinen, Die Königinn an unsers Königs Hand, — wurde die angebethete Landesmutter mit einem rauschenden Lebehoch gefeyert! Eine Gardine stieg empor, und das gesammte Kunstpersonal in zwey Hälften, die Männer schwarz gekleidet, die Frauen größtentheils weiß, an der Spitze die HH< Loyle und Staudacher, Madame Vespermann und Dem.Sig!, sangen ein baieri« sches Volkslied, vom Professor I. Sendtner einfach und wahr gedichtet, und von dem kunstsinnigen Hof-, theater Intendanten, Freyherrn re Stimme ist heiter, ihr Mund lächelnd, ihr Ge. slcht zufrieden. Sie nehmen den Fremden mit Freude auf. Ohne Gewalt und ohne Soldaten schuhen sie ganze Dörfer gegen Ungerechtigkeit. Weiber und Kinder, vom stocke oder von dem Schwerte versolgt, nehmen ihre Zusiucht in daS Kloster. Was hindert den bewaffneten Böjewicht, seine Beute zu verfolgen, und so schwache Mauer» zu stürzen? Die christliche i,'i^be der Mönche. Sie entbehren die letzte Lebensunterhalcung', um den Unglücklichen las Leben zu kaufen. Türken, Araber, Griechen, Armenier, Karhollken, Juden, alle werfen sich unter den Schul; einiger armen Geistlichen, die sich selbst nicht vertheidigen tonnen. Hier muß man mit Bossuet erkennen: „daß gen Himmel aufgehobene Hände in mehr Bataillone eindringen, als^ände mit Was' fen versehen." Wirft man die Augen auf den Berg Sion und auf den Tempel, so wird man ein kleines Volk sehen, welches von den übrigen Einwohnern abgesondert lebt. Dieses Volk ist dort ein Gegenstand des härtesten Druckes. — Wenn ein Glied dieseS VolkeS mit Tode «bgeht, so geht sein Freund zur Nachtzeit heimlich fort, ihn in dem Thale Iosaphat unter dem Schatten des Tempels Salomo's zu begraben. Geht man in die Woh-. nungen, ^ sindet man das schrecklichste Elend; aber man sindet den Vater, mit dem heiligen Buche in der Hand, den Kindern die L.'hre zu erklären. Was dieses Volk oor fünf tausend Jahren that, das thut es noch. Es hat sechs Mahl die Ruinen von Jerusalem überlebt, und nichts kann eS hindern, seine Aiigen auf Sion ju heften. Wenn man die Juden auf ?er Welt zerstreut sieht, nach den Worten Goncs, so ist man verwundert. Abll man muß sie in Jerusalem sehen, dies« rechtmäßigen Herren Iudäa's, als Sclaven, asg Fremd« linge in ihrem eigenen ^ande. Die Perser, die'Griechen, die Rainer sind von der Erde verschwunden, und ein kleines Vo k, das vor allen diesen großen Völkern existirte, ist noch da ohne Vermischung, unter den Ruinen seines Vater« landeS. Und ist es nicht, selbst in den Augen eines Philosophen, ten eingeschlossen, gestalte,, sie keine Annäherung u„d hängen meistens im Dunkeln. Besonders glänzend war die Ki'che beym Gottesdienst am Cbarfreytag; mehrer? Tausend Wachse keizen auf goldenen und silbernen öeuchiern erhellten die Pracht des Innern; eine gvosie .'llizahl von P,ie< stern in den kostbarsten Gewändern; wehende Fahnen; »ine feyerliche, trefflich ausgeführte Mi.^k. Merkwürdig ist eine Zuflucht für Andächtige, wo Personen beyderley Geschlechts, die sich aus dem Lä'm der Welt zurückziehen wollen, um sich ungestört durch Geb-'he zum heiligen Abendmahl vorzubereiten, acht Tage lang frey gehalten werden. Die Anstalt ist reich begabt, em großtt pallastähnliches Gebäude, das zwey Höfe hat, dereii, einer aus einem schönen Garten besteht, wohin die Fenster der Busikammer gehen. Jeder Büsier hat ein be, quemes Gemach mit einem schön gearbeiten Crucisir un,d andern frommen Sinnbildern, einer hölzernen Bett" stelle, Stichs und Tisch. Bullock zählte 7, mitNum-mern bezeichnete Gemächer, wo die Büßer ihre Zeit meistens zubringen, ausgenommen die wenigen Augen« blicke bey der sparsamen Mahlzeir> uird die öffentlichen Andachtsstunden in der Cavelle. Die langen Gänge, wo sie sich Bewegung machen können, sind auf da< prachtigste mit goldenen und silbernen Crucisiren und andern Verzierungen ausgestattet, und mit vortreffli ch?n Gemahldeil aus der ulten Schule geziert, die Gegenstände «au« dor heiligen Schrift und dein Leben der Heiligen darstellen, und dazwischen liest man Bibel» stellen in spanischer Soracke. Die Zimmer sind gewöhn-lich zwölf M,hl im Jahre, abwechselnd vc>n Männern und Frauen bewohnt. Der Priester hac seine Wohnung ^iN