^l-0. 52. I?l>'9. Laidacher Dienstag den 22. Christmonat. Inländische Nachrichten, ?Vien den ,5. lfbrisin^ Nie war viel-lkicht unsere policische Lage so kritisch; wenigstens erforderte sie nie mehr Vorsicht ge,M außen, als eben itzt mitten unter den glänzendsten Eroberungen. Frankreich ist in sine ^Bhnmacht gesunken, wo« durch es ausser Stand gesetzt ist, seine Hand auf die politische Wagschale zu le-ftm, so, daß man auf dessen Einfluß in Konstünttuopel zu Gunsten der verbundenen Kaiserhöfc gar nicht rechnen darf. Dort dominirt itzt Ainslie (Englischer Gesandter) ncbsi andern, von deren Stimmung man sich die Beibehaltung unserer großen Eroberungen, mit wenig Zuversicht versprechen kann. Rußland, gedeckt durch seine natürliche Lage,, und nun durch die Eroberung von Bender, und Ocza-kow sich seiner Vortheile bewußt, beut aller rege gewordenen Eifersucht seiner Politischen GcZncr Troz. Nur hat Oe- sterreich ittzt alle Maximen emer klugen Vorsicht anzuwenden, um die dermaligett günstigen Umstände benutzen zu fönneu. Zum Glücke sind wir mit den Qsmanen in diesem zweyten Feld'uge schon so weit gekommen, daß, wenn ja der dritte unvermeidlich seyn sollte, wir in der Fol^e viel weniger Macht, als in diesem Jahre , nöthig haben dürften. Den 28. d. v'. kamen in Wien zwey Voll gepackte Wagen mit Kindswaschc an, welche die Großfürstinn vou Rußsand Ihrer Königlichen Hoheit der Erzherzoginn Elisabeth zum Geschenke machte. Alles ist von dem feinsten Battisl, und zum Theil mit reichen Spitzen beseht. —- Wc-gen der ersnulichm Nachricht von der Einnahme der feindlichen Festung Bend?r, hat der Russisch - Kaiserliche Bothschafttr, , Fürsi v. Galitzin vergangenen Sonnig in der Bochschaftskap^lle nach gcendigttm Gottesdienst ein feverliHes Te ZWm^^ singen lassen. -> Wie man hört, werden gegenwartig Denkmünzen auf die grosse Schlacht bey Martinjestie zu Ehren Ko-burgs, und Souwarows geschlagen. Beyde Herren, Graf v. Kobenzl, und Baron v. Herbert beschleunigen laut eingelangten Briefen ihre Rnse nach Kohlen; sehr , und es heißt, daß der Gegenstand ihrer Sendung sich noch Weiler er-'- sireke, indem sie beyde auch nach London gehen sollen. Man sagt nämlich, daß dieser Hof sich sehr eifrig als Friedcns-mittler verwende. Am 9. d. Abends ist Hr. von Lombard, Flotttnkapjtainlieute-nant in Russischen Diensten , und des Russischen Ordens von St. Georg Ritter, welcher sich zu Anfang des gegenwärtigen Türkenkrieges, besonders bey der Kinbur-ner Schlacht, auf das rühmlichste ausgezeichnet hatte, darauf in Türkische Gefangenschaft gcrieth, vor einigen Monaten aber mit größtem Muthe sich aus derselben gerettet hat, nach vielen überstaiidt-nen Gefahren und grossem Ungemach von Triest Hieher gekommen. Die Unternehmer des Theaters auf der Wieden, Herr v. Vauernfeld, und Herr Schikaneder gaben den 5. d. ein Schau-piel zum Beßren der in diesem Bezirke »befindlichen Armen. Die ganze Einnahme wurde zur Holzanschajfung gewidmet; und die Direkziou selbst hat alle Unkosten des Tages auf sich genommcn. — Herr Schikaneder dankte auf eine rührende Art im Namen der Armen allen Menschenfreunden, welche die wohlthätige Absicht der Unternehmer durch zahlreichen Zuspruch, und durch Beytrage unterstützten. Triest den 8. ^hrlstm. Der ehmali-ge Russisch Kaiscrl. Gesandte bey der Pforte , Hr. v. Bulgakow isi aus seiner mchr «ls zweijährigen Gefangenschaft entlajM wördenVünd nebst dem bey ihm geoltt-benen Gesandtschastspersonale, an Bord einer französischen Fregate, nach einer glücklichen Reise von 21 Tagen den 3. d. im unsern Haven glücklich angelangt. Der erste Schritt also, ohne welchen die beyden Kaiserhöfe keine Friedensvorschlage annehmen wollten, ist von der Pforte zu den Friedensunlerhandlungen gemacht worden. Die natürliche Tochter des vor eini« gen Jahren verstorbenen Prätendenten, welche unter dem Namen einer Herzoginn von Albani von der reichen Erbschaft ihres Vaters zu Rom lebte, ist wegen kranklicher Umstände nach Bologna gereiset , rmd allda den 17. Nov. in einem Alter von 37. Jahren verstorben. Sie hinterließ ihrcr noch zu Paris lebenden Mutter eine lebenslängliche Rente von zoOO Scudi, und sezte ihren Oheim den Kardinalen York zum Universalerben ihres übrigen sehr beträchtlichen Vermögens an Geschmeide, und barem Gelde ein. Dieser ist nun der letzte und einzige Sprossen aus dcm unglücklichen Stuarti-schen Hause. ' Brüssel den 1. Chrisim. Die zwey Erklärungen Sr. Majestät haben keine« günstigen Eindruck auf die Insurgenten gemacht. Die Worte: Aufrührer, Rebellen, und Verzeihung, schienen ihnen höchste Beleidigung, indem sie ihrem Vorgebe» nach nur die alte Konstituzion des Landes, und die Aufrechthaltung der Religion verfechten, und als solche keine Verbrecher sind, und folglich auch keiner Verzeihung bedürfen. In Flander» , wo sich alles empöret hat, in Flandern, wo den Absichten der Insurgenten nichts mehr im Wege steht, haben sich die Stände an» 24. und 2s. v. M. versammelt, und t» Beryll deS Nazionalstabs, welcher dabeß bewaffnet erschien, folgende 8 Punkte beschlossen , und in die Provinzialbücher eingetragen : i) die Entsetzung des Souveräns von aller Qberherrlichkeit in Flandern , 2) die Erneuerung der alten Union, und Allianz mit den Standen von Bra-bane, Z) die Anerbittung der Union, und Allianz mit allen niederländischen Pro^ Hinzen, 4) die Errichtung einer Armee von 24000 Mann regulirter Truppen für, und durch die Provinz Flandern, 5) die Msendung einiger Kommissäre um Kriegevorrath einzukaufen, 6) die Sou-ver'mitätscrklärmlg für den Rath von Wandern, 7) die Zulassung zweyer immerwahrender Deputirten vom Pamotenaus-Gusse zu ihren Versammlungen, 8) die Ernennung zweycr Deputirten, welche in gesagtem Ausschüsse Sitz haben sollen. Mitten unter dich« Unruhen zeichnet sich Hum Troste aller Wohlgesinnten die Provinz Hennegau durch ihre Treue gegen das Haus Oesterreich besonders aus. Sie hat die Nachgiebigteit des beßten, und gütigsten aller Souvräne mit Dank angenommen 5 und die dasige gewöhnliche Standedeplltazion sowohl als die alte Pro-vinzialkonstituzion, und Freyheit wieder hergestellt. Semlin den 4. Chrisim. Gestern nachmittag um 1 Uhr ist Hr. F. M. Bar. v. Loudou hier angekommen, und nach gewechselten Pferden gleich nach Belgrab ab-^gegangen. Noch ist es nicht ausgemacht, ob das Ordenskapittl hier zu Semlin, oder Belgrad, oder aber in Wien gehalten lverden soll. Man sagt, der Hr. F. M. werde nächstens nach Kroazien, und ^on da unmittelbar nach Wien abgehen, "ie schnell angewachsene Save hat die erst kürzlich an ihrer Spitze zur bequemern Kommunikazion mit Belgrad errich-ttte Schiffbrücke an 4 Ottm losgerissen; dsch hat man die Theile, obscho» mcht ohne Gefahr wieder aufgefangen. Auch ist ein mit Brennholz beladcues, unserer Stadt gehönges Schiff mitgerissen, und versenket worden. Rladova den 3. Chrisim. Um 2y. d. v. traf der Defterdar des Seraskiers Iussuf Bascha, in Begki/ung von 4s prachtig gekleideten Türkcn hier ein; cr hatte ein Schreiben an den Herrn F. M. London, und verlangte Se. Exzellenz sesbst zu sprechen. Da aber der Hr. F. M. schon nach Belgrad abgereiset war, so kehrte der Dcsterdar wieder zurück. Man vermuthet, daß er um einen Waffenstillstand habe anhalten wollen. Temrsroar den 5. Christm. Se. Ma« jestat haben dem General Wartenslebm einstlich befohlen die Biokade von Nen-orsova den Winter hindurch standhaft fortzusetzen, und zu diesem Ende den auf dem Berg Allion , bey Schnppanck , un> Mehadia auf Wintcrpostierung zurückgelassenen Truppen die nörhige Verpstegunz von Zeit zu Zeit zuführen zu lassen, es koste, was es immer wolle. Diese Me-' siung ist zwar noch nicht über, wird aber sicher bald übergehen: denn die Besatzung leidet schon an Lebensmilteln, und vorzüglich an Holz so einen Mangel, daß sie bereits die Pallisaden ein.ureissen angefangen hat um bey der emgrtrettme« grimigen Kalte ihre ohmdicß traurige La^ ' ge ertraglicher zu machen, wo unsererseits alles auf einen ausharrenden Muth an- > gesehen ist. ^ Vukarestöen25.Winterm. Indem von der Kalsemm von Rußland auf die Nachncht von dem grossen Siege bey MamnMe an den Prinzen v. Koburg erlassenen sehr verbindlichen Schreiben fallt unter andern folgende lesenswürdiae Stclle auf: „Ich befinde mich dermal in lmmem Leben zum erstenmale in ber Unmöglichkeit Ihr beyspielloses Verdienst b:lohmn ;u können. Ich erkenne meine Unzulänglichkeit, und ich lege dieses mein eigenes Gesiändniß gerne vor den Augen der Welt ab. Diese wird mir dann gewiß selbst das Zeugniß geben, daß das Verdienst Ew. Li?bden von solchem Werthe sey, der sich nur empfinden, nicht ganz belohnen laßt, und daß, wenn ich auch .'zum leHttrn selbst als Kaiserinn nicht vermögend bitt, ich doch Me Pflicht gegen Sie beobachtet habe, die ich als Mensch Ihnen schuldig bin." Verbir den z. Christm. Der Groß-vezier soll vom Hrn. F. M. Baron von London auf sein Gesuch um einen W^sen-Mstand die Aeusserung erhalten haben: ,s man ss^ uicht abgeneigt einen Waffen, fullstand einzugehen , nur mußten die Feinde cbevor Grsova räumen. Ausllindische Nachrichten. Rußland. Petersburg den 15. "wmterm. Ausser dem schmeichelhaften Beweise der allerhöchsten,, Zufriedenheit, den I. K. Maj. dem tapferen Generale Grafen v. Sonwarow, durch Beylegung des Namens Rimnikskoy gegeben haben,, ward ihm auch das Großkreuz von der ersten Klasse des militärischen St. Georgenorden verliehen, und haben ihm I. Maj. einen mit Brillanten besetzten goldenen Degen, der die Aufschrift führet: ,',Zum Andenken der Niederlage des großoezierischen Heeres „ , nebst dem Zeichen dts St. Andreasorden, deren Werth zusammen auf zono Rubel geschätzt wird, zum Geschenke übersandt. Dttnnem^k. Aoppenhagen den 25;lN)mterm. Aas Urtheil übcr den Schwcde^ l^inzelMm^ und seine Mitschuldigen, welche im vori-' gen Sommer die Absicht hatten, die an der Rhede von Koppenhagen gelegene Russische Flotte in Brand zu stecken, abe? vor der That verrathen, ergriffen, und in die Zitadelle gebracht worden sind, ist am ^6. d. in der mr Untersuchung eigens niedergesetzten Kommission vorgelesen worden, und fiel also aus: „ Die Delinquenten , Lars Ben'Fsiierna, und William O'Bricn, (Eigenthirrmer des zur Mord-brenn?rey gemietheten Schi^s) sollen ihre Ehre , Leven, und Gut verbrochen haben, der Kopf, und die rechte Hanb sollen jed?m lebendig abgehauen, der Leib zervicrtheilt, und auf das Rad gelegt, wie auch die Hand?, und Köpfe auf P 'ahlz gesteckt werden. Der Delinquent Thomas Sheilds , (ein Gastwirth. der von der Verschwörung wußte,) soll zur Arbeit in der Festung auf Lebenszeit in Eisen gesetzt werden. Ferner sollen sie jeder die Kosten des Arrest's, der Pflege ^ und Erekuzion erstatten, und Einer für Alle, und a3e für Einen , ein Salarmm von 62 Reichs-thalern an den General Fiskal erlegen. Diesem Urtheil wird na,h nHerer Verarm ftaltung der Justiz nachgelebt. Erinnerung. Es werden hiemit alle Herren Abnehmer , die unsere Zeitung noch fernerhin W , halten gedenken /"höflichst ersucht bis Ende dieses die BOellung zu machen, und , die Prannmnazisn für das neu eintret-tende halbe Jahr einzusenden. Diese Zei^ tnnz kostet im Orte Laidach HMjahnZ 1 fl. ZO kr. Ausser dem 2 fi. ,^^^«. Wird alle Dienstage nachmittag um 2. Uhr auf dem Platze Nro. 135. in der von Kleiumayerschen Buchhandlung ausgegeben.