Narodna in univerzitetna knjižnica v Ljubljani 259840 7^ Das Römerbad Tüffer in Steiermark. Medizinisch beleuchtet von Dr" Max Leidesdorf, Docent an der Wiener Hochschule und Barlearzt im Rom erb ad Tüffer, Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften etc. etc. etc. Mit einer lithögraphirten Ansicht des Hades. W I E N. Druck und Verlag von Carl Gerold'» Sohn. 1857. V o r w o r t. Da die im Jahre 1N2B von Dr. Macher hierausgegebene Broschüre über das Römerbad Tüffer, welche im Jahre 1846 durch Herrn Hen eine zweite vormehrte Aurlage erfahren hat, theils dem Zeitgeiste nicht mehr entsprechend, theils aber auch im Buchhandel nicht mehr vorräthig ist, so habe ich mich veranlasst gesehen, diesem Mangel durch Veröffentlichung vorliegenden Werkchens abzuhelfen. Nicht durch Auf Zählung abenteuerlicher Wunderkuren, nicht durch poetische Zugaben habe ich geglaubt die Wirksamkeit unserer Mineralquelle in ein günstiges Liebt setzen zu müssen, sondern bin bemüht gewesen, die Beredtsamkeit aus den Thatsachen, die tJeberzeusrunff aus der nüchternen Beobachtung hervorgehen zu lassen. Es muss dies hier erwähnt werden, weil man Badeschriften gewöhnlich als Posaunen ansieht, die in lärmenden Tönen den Ruhm und den Glanz eines Badeortes verkünden und verbreiten sollen. Der Geist des Fortschrittes, dem wir, wo er sich auch immer kund geben mag, huldigen, macht sich bereits auch auf dem balneologischen Gebiete geltend. Die Fackel der Wissenschaft und der Drang nach Wahrheit verscheuchen den Geist des Aberglaubens und der Lüge aus seinen letzten Schlupfwinkeln, Was aber die Erfahrung von Jahrhunderten bestätiget hat, verliert gewiss nichts von seiner Bedeutung, wenn es einer wissenschaftlichen Kontrole unterzogen wird, und alle Mineralquellen werden in dem Masse gewinnen, als es gelingen dürfte, die Indikationen ihrer Anwendung fester zu begründen und genauer zu bezeichnen. Dahin ging auch mein Bemühen bei der medizinischen Beleuchtung des Römerbades. Sind gleich die Akten über diese und ihr verwandte Thermen noch nicht geschlossen, so wird doch für die Mehrzahl der Fälle aus der vorliegen-den Zusammenstellung von Erfahrungen ein Urtheil über die Anzeige des Bades ersichtlich werden. Die Beschreibung der reizenden Umgebung, welche das Römerbad auszeichnet, habe ich bei der mehr medizinischen Tendenz dieser kleinen Arbeit weggelassen und verweise solche, die sich darüber näher unterrichten wollen, auf Dr. Gustav Puffs „Wegweiser in sämmtliche Gesundbrunnen und Bä-der der Steiermark", erschienen in G ratz 1854. Wien, 15. Februar 1K57. Dr. IfMadß f^eldesdorf. Inhalt. Seite Vorwort............•........................................ 111 I. Topographische und geschichtliche Notizen................. 1 II. Das Römerbad mit seinen Einrichtungen.......... ........ 4 III. Physikalisch - chemische Beschaffenheit der Heilquelle. ...... 7 IV. Schematischer Vergleich des Römerhades mit dem Wildbade Gastein und Pfäffers.................. . ................ 9 V. Wirkungsweise der Mineralquelle des Römerbades........... 11 VI. Allgemeine und spezielle Heilanzeige des Römerbades ....... 18 1. Rheumatische und gichtische Leiden..................... — a) Chronischer Gelenks-Rheumatismus................. — b) Chronischer Muskel - Rheumatismus.................. 19 c) Gicht........................... ................ — 2. Nervenkrankheiten.................................... 21 a) Nevralgicn............... ........................ — b) Krämpfe......................................... _ c) Lähmungen.....'.................................. 22 3. Frauenkrankheiten.. .................................. 24 a) Amenorrhoe...................................... — b) Dysmenorrhoe .... .............................. — o) Blutausscheidung.......... ....................... 25 d) Chronische Anschoppung des Uterus................ 26 e) Chronischer Katarrh............................... — f) Oophoralgicn......................... ........... — g) Chronische starre Exsudate.............. ......... 27 h) Sterilität......................................... — 4. Chronischer Magen- und Darmkatarrh.................. 28 5. Chronischer Blasenkatarrh.............................. — 6. Hautkrankheiten...................................... 29 7. Oedematische Anschwellung der Glieder und Steifigkeit in den Gelenken........................................ 31 seit« VII. Uegen-Anzeigen........................................ 32 VIII. Anwendungsweise des Bades........................ .... 34 Dauer der Badekur..................................... Wahl der Tageszeit.................................... 34 Dauer der einzelnen Bäder.............................. Wahl der Jahreszeit.................................... 35 IX. Diätetisches Verhalten während der Kur.................. 37 Traubenkur........................................... 38 X. Bade-Tarif und Bade Ordnung.......................... 39 1. „Am kräftigsten und wirksamsten sind uniftagbar die Bäder jener Mineralwasser, die so warm zu Tage kommen, dass sie benutzt werden können, ohne einer bedeutenden Abkühlung oder Erhitzung zu bedürfen." Onimi. PhyritailHan»meairinl«elis Darstellung d«r IwkanntOBtpn Heilquellen. Topographische und geschichtliche Notizen über das J( öi ii et ha d Töffer. Von der Kreisstadt Cilli kaum 2l/2 Meilen entfernt, auf der Südbahn in 35 Minuten erreichbar, erheben sich unweit des rechten Sannufers, auf einer sanften Höhe am Fusse des waldigen Senosek, die Gebäude des freundlichen Kurortes Tüffer, beinahe im Mittelpunkte jener scharfgeschnittenen von dem Sannfluss durchzogenen Gebirge, die aus Juraformation und Alpenkalk bestehen und die das liebliche Thal gegen Nord- wie gegen Südwinde schützen. Das Klima der Gegend ist daher mild und stärkend, die Luft rein und gesund, anhaltender Regen selten, Nachtfröste treten nur bei sehr vorgerückter Jahreszeit ein *). Das Trinkwasser ist vortrefflich, hat selbst im höchsten Sommer nur -J- 6,5° R., man schreibt ihm eine auflösende Kraft zu. Die Analyse weist nach Dr. Macher's Angabe keine chemischen Bestandteile nach, aus welchen sich die auflösende ) Genauere meteorologische Beobachtungen sind bisher nicht in massgebender Weise verzeichnet worden. Wirkung erklären Hesse, sie scheint daher da, wo sie eintritt, eine Folge der niederen Temperatur des Wassers zu sein. Die Vegetation ist üppig und die vielen Helleborus-arten schmücken selbst in den rauhen Monaten die Umgegend mit ihren Blüthen. Eine über die Sann geschlagene O OD Brücke stellt die Verbindung des Stationshauses der Eisenbahn mit dem Kurorte her. Der Hügel vom rechten Sannufer zum Bade hinan ist zu einladenden, anmuthigen, mit. Springbrunnen und Blumenbeeten, Orangerien und Alleen gezierten Anlagen benützt, die den höchstens fünfhundert Sehritt weiten Weg zu den Wohn - und Badegebäuden angenehm zurücklegen lassen. Die Lage des Bades selbst, und der grösstentheils damit in Verbindung stehenden Lokalitäten ist eine höchst romantische, wie sie gewiss nur wenige Kurorte aufzuweisen haben. Die Quelle aber behauptet unter den Thermen der schönen Steiermark den ersten Rang, sowohl hinsichtlich ihrer Temperatur (30,72° R.) als auch der Wassermenge. Sie gehört, wie aus der später anzugebenden Analyse ersichtlich sein wird, zu den Akratothermen und steht daher mit Gastein, Pfäffers in der Schweiz und Wildbad in Wür-temberg in einer Reihe. Was das Geschichtliche unserer Heilquelle betrifft, so sei hier in gedrängter Kürze erwähnt, dass sie schon zu den Zeiten, als die Römer die Thäler der Sann und Save beherrschten und die Stadt Celeja, die heutige Kreisstadt Cilli, bildeten, von diesen und zwar, wie es scheint, mit Erfolg benutzt wurde. Als Beweis dafür gelten drei gut erhaltene, an der äusseren Wand des grossen Badebassins eingemauerte Denksteine, welche den Nymphis Augustis zu Ehren gesetzt sind. Nach dem Sturze des weströmischen Reiches fehlen uns durch achthundert Jahre alle geschichtlichen Nachrichten über diese Quelle, bis wir sie im Anfange des vierzehnten Jahrhunderts als Eigenthum der Karthäuser von Gai-rach wiederfinden. Im Jahre 1529 würde der Badeort von den Türken verwüstet und geplündert. Nach Aufhebung der Karthause Gairach ging die Heilquelle an die Herrschaftsbesitzer von Tüffer über. Ein Graf von Wildenstein hat viel für die Wiederherstellung der Gebäude und des Badehauses gethan. Später verkaufte Graf Kajetan von Wildenstein den Kurort an Herrn Gurnigg, Postmeister in Cilli, dieser denselben an Herrn Worlitschegg, von welchem die Frau Amalie Uhlich das Besitzthum 1840 käuflich an sich brachte. Unterstützt von der rastlosen Thätigheit ihres Herrn Gemals war dieselbe eifrig bemüht, das Römerbad Tüffer einer bessern Zukunft entgegen zu führen und brachte es auf den Höhepunkt, den es gegenwärtig einnimmt. II. Das HoiiiiM-ltail mit seinen Einrichtungen. Zur Aufnahme der Kurgäste sind vier grosse und mehre kleine Gebäude bestimmt. Die ersteren sind das Traiteuriegebäude mit 25, das Badehaus und das Croatenhaus mit 87 gut eingerichteten, theilweise heizbaren Zimmern verschen. Diese Gebäude stehen vermöge gedeckter Corridore und Treppen einerseits mit dem Badebassin, andererseits mit dem Salongebäude in Verbindung, welches einen grossen Gesellschaft- und Speisesaal enthält, der in modernem Styl erbaut und mit Freskomalereien auf das geschmackvollste verziert ist. In demselben können 150 Personen gleichzeitig speisen, und werden die Bälle oder Concerte veranstaltet. Das Traiteuriegebäude ist mit den übrigen beiden mittelst einer gedeckten Galle-rie verbunden, die gleichzeitig zur Promenade bei schlechtem Wetter dient, und von welcher aus eine bequeme Treppe zur freundlichen Kapelle und weiter hinauf zu dem erst seit 1856 vollendeten und bezogenen Neugebäude, So-phienschloss genannt, führt. — Dieses Gebäude, im neuesten Style von Meisterhand gebaut, zeichnet sich durch seine schönen Formen, durch die günstige Lage, welche nach allen Seiten hin die prachtvollste Aussicht gewährt und durch die Grossartigkeit seiner Räume vortheihaft aus. Es ist drei Stock hoch, enthält ausser den Speisesälen, Billardzimmer, Lesekabinet und Kaffeehaus, 72 schöne, ge- räumige Zimmer, die mit Raikonen grösstenteils versehen sind und die selbst den Anforderungen der verwöhntesten Gäste entsprechen dürften. Von den kleineren Gebäuden sind zu erwähnen: das Mauthhaus mit 5 Zimmern, das S c h w e i z er h au s mit 4, das untere Wir t h sh aus und das J ä ge r h aus, jedes mit 2 Wohnzimmern. Ausserdem ist für Stallungen und Remisen genügend gesorgt. Zahlreiche geschmackvolle Anlagen und bequeme Spaziergänge ziehen sich von all diesen Gebäuden durch den ganzen Kurort zweckmässig und einladend hin. Im Erdgeschoss des Badehauses , dessen schon oben erwähnt wurde, befindet sich das grosse Badebassin, Römerbad genannt, welches in einem zwei Stock hohen, weiten Räume besteht, dessen Boden mit marmornen Platten belegt ist und 440 Wr. Quadratschuh Flächeninhalt hat. In demselben befinden sich auch marmorne Bänke und Stufen, und nette Gallerien ziehen sich für die Zuschauer herum. Zwei zweckmässige, geheizte Auskleidezimmer, eines für Damen, das andere für Herren, sind mit allen Bequemlichkeiten und nöthigen Vorrichtungen zum Wärmen der Wäsche versehen. Gewöhnlich ist das Bad 4V2 Schuh hoch gestellt und fasst dann eine Wassermasse von 1900 Kubikschuh, welche in einer Zeit von l!/2 Stunden zuströmt. Das Badewasser fliesst nicht nur immerwährend zu und ab, sondern es wird aus Reinlichkeitsrücksichten das ganze Bad zweimal in vierundzwanzig Stunden ganz abgelassen und gründlich gereiniget. Dasselbe gilt von den gleich zu erwähnenden Bassins, dem Separat- und dem Fürstenbade. Das Separatbad stosst an das Römerbad an, hat 160 Quadratschuh Bodenfläche und fasst, 4'/2 Schuh hoch gefüllt, 615 Kubikfuss Wasser. Das Fürstenbad, welches sich in der Nähe des Separatbades befindet, ist nur um etwas kleiner als das Römerbad und hat eine etwas niederere Temperatur (+ 27° R.). _ o Das Armenbad endlich hat 97 Quadratschuh Flächeninhalt. Das Baden daselbst ist den Armen unentgeltlich gestattet. Zu den Seiten dieser grossen Bassins gibt es vier Kabinete mit Wannen, welchen das Thermalwasser in ununterbrochenem Strome zufliesst. Noch ist zu bemerken, dass im Separat- und Fürstenbade warme Douschen von mehr weniger kräftigem Kaliber angebracht sind. HI. Physikalisch - chemische Bcschatrenheit der Heilquelle *). Die Quellen entspringen am Fasse des Berges Seno-sek aus Dolomit, der hier zu Tage geht, und auf der andern Seite von einem verwitterten schwarzen Thonschiefer bedeckt wird; südlich vom Bade erheben sich die Dolomitfelsen zu spitzen Bergwipfeln. Das Wasser des Bades wird von drei Quellen geliefert, welche in einer Stunde 1000 K. Schuh Wasser geben. Die Temperatur der wärmsten derselben war bei einer äusseren Wärme von 19,3° C. am Abflüsse in das Bassin 38,4° C. Die Temperatur der anderen beiden Quellen ist nur um Bruchtheile eines Grades geringer. Wärme und Jahreszeit haben keinen Einfiuss auf die Temperatur dieser Quellen. Nach der vom Professor Unger gemachten Messung liegt das Bad 755,413 W. F. über der Fläche des adriatischen Meeres. —■ Das Wasser ist farblos, krystallhell, ohne Einwirkung auf das Probepapier, besitzt einen etwas pikanten, bitterlichen Geschmack, zeigt weder so noch beim Schütteln einen Geruch und war nach einjähriger Aufbewahrung noch vollkommen klar, geruchlos und ohne Bodensatz. Dem Gefühle nach ist das Wasser weich und seifenartig, echte Perlen laufen in demselben etwas gelblich an. Das spezifische Gewicht dessel- *) S. Professor Dr. F. Hruschauer's Untersuchung der Mineralquelle des Römerbades Tüffer in Oesterr. Mediz. Wochenschr. 1845. April. ben verhält sich zum dcstillirten Wasser bei 15° C. wie 1,0009:1,0000. Die Resultate der von Prof. Dr. Hruschauer im Jahre 1843 unternommenen Analyse ergaben Folgendes: 1000,0 Gramme Wasser abgedampft gaben 0,264 wasserfreien Rückstand = 0,0264 p. C. —- Beim Kochen entwickelte sich Kohlensäure, und es fiel ein weisser Niederschlag zu Boden (Kalk, Bittererde, eine Spur von Eisenoxyd). —■ Nach der qualitativen und quantitativen* Analyse befanden sich: Bes tandtheil e In 1000 Theilen In 1 Mcdizinalpfund Wasser (von 12 Unzen Wasser) Gran a) t i x e : Kohlensaurer Kalk...... 0,032500 0,187200 Kohlensaure Bittererde .... 0,007522 0,043327 Schwefelsaurer Kalk..... 0,013613 0,078411 Schwefelsaures Natron .... 0,027323 0,157380 0,003850 0,223776 0,057552 0,331409 0,080667 0,49(1202 Kohlensaures Eisenoxydul . . , Spur Spur Summe der fixen Bestandteile 0,264027 1,520795 b) flüchtige: Frei Kohlensäure....... 0,388701 2,239263 Summe aller Bestandteile. . . 0,652788 3,760058 Nach den Ergebnissen der vorliegenden chemischen Analyse gehört die Mineralquelle des Römerbades in die Klasse der Akratothermen und zeichnet sich aus durch den nicht geringen Kohlensäuregehalt, so wie durch ihre der Blut wärme gleichkommende, die Haut wärme jedenfalls übersteigende Temperatur, vermöge welcher sie ohne jene Vorbereitungen Anwendung findet, welche die nothwendige Erhöhung oder Erniedrigung der Temperatur anderer Mineralbäder erheischt, was gewiss ein zu berücksichtigender Vorzug ist. g IV. Scheinatischer Vergleich des Römerbades mit dem Wildbade Oastein und Pf alters. Schon bei der im Jahre 1843 stattgehabten einundzwanzigsten Naturforscherversammlung in Gratz wurde von dem Herrn Landes-Protomedikus Dr. Wenzel Str ein z und Dr. Gorischek aus Wien die Aehnlichkeit zwischen Gastein und dem Römerbade hervorgehoben, und letzteres dem Publikum, namentlich seiner günstigen klimatischen Verhältnisse wegen, empfohlen. Ebenso hat Pfäff'ers in der Schweiz, welches sich einer so grossen Berühmtheit seit ältester Zeit erfreut, eine dem Römerbade vollkommen ähnliche, chemische Zusammensetzung und beinahe dieselbe Temperatur. Um die Aehnlichkeit der drei erwähnten Mineralquellen anschaulich zu machen, lasse ich hier eine tabellarische Uebersicht der chemischen Analyse dieser Thermen folgen. Gehalt in einem Civilpfd. ä 1 6 Unzen = 7680 gr. Bestandtheile des Römer- des Gastein- Pfäffers bades nach bades nach nach Hru schauer Soltmann Pagenstecher a) fixe: Schwefelsaures Natron . 0,209 1,495 0,242 Schwefelsaures Kali . . _ — 0,055 0,0045 0,428 0,340 0,268 Kohlensaures Natron . . Schwefelsaurer Kalk . . 0,104 — —. 0,027 Kohlensaurer Kalk. . . 0,249 0.397 0,910 Kohlensaure Bittererde . 0,057 0,035 0,147 Salzsaure Bittererde . . 0,299 —' — 0,018 Kohlensaur. Kisenoxydul Spur 0,022 0,006 Kohlens. Manganoxydul —. — Spur —, Kieselsäure...... 0,632 0,020 0,140 Organ. Substanz . . . . Spur Spur — —■ Summe . 1,978 2,364 1,7625 b) flüchtige : 4,15 K. Z. Kohlensaures Gas . . . 2,906 — — Temperatur...... + 29",5 R. 37»—40° R. 27°,6-a9°,5E. Diese Tabelle wird wohl den überzeugenden Nachweis der Analogie der drei Mineralquellen liefern. Das Römerbad hat überdiess den Vortheil des ausgezeichnet günstigen Klimas und der bequemen Zugänglichkeit, vermöge seiner Lage an der Südbahn. v. Wirkungsweise der Mineralquelle des Köm erb a d es Die exakte Methode, die in der letzten Hälfte unseres Jahrhunderts in den Naturwissenschaften überhaupt und in der Medizin insbesondere sich das Bürgerrecht mit so ausnehmendem Erfolge erworben hat, konnte nicht ohne Ein-Huss auf die Balneotherapie bleiben, und die Arbeiten von Lehmann, Beneke, Berthold und Anderen auf diesem Gebiete legen dafür ein sprechendes Zeugniss ab. Die wohlthätigen Najaden, deren nur noch poetischer Weise hie und da gedacht wird, haben längst die Flucht ergriffen, das elementarische Prinzip des Paracelsus und das Aethereoelastische Jahn's sind gefallen, und selbst die geheimnissvollen Kräfte, die man sich bald als Magnetismus, bald als Elektricität *), bald als einen unergründli- *) „Da Waaser ein guter Elektri ci tätsi ei ter ist, müssen die Quellen, die aus grossen Erdtiefen kommen, auch diejenigen Elektricitäten, welche dort herrschen, dem Körper mittheilen, der in die Quelle getaucht wird , wenn sie dieselbe nicht schon an die Halbleiter mitgetheilt haben, von denen sie in ihrem Laufe umgeben sind. Im Wasser selbst geben die Prozesse der Auflösung, der Zersetzung, der Erwärmung, des Zusammendrückens des Wassers und der Reibung Anlass genug zu einer Bildung von Elektricität. In wie fern aber die dem Wasser ei ge n t hü ml i c h e Elektricität eine Wirkung auf den Badenden auszuüben fähig ist, ist völlig unbekannt. Lersch, Einleitung zur Mineralquellen-lehre, p. 511. chen Stoff zu denken liebte, scheinen sich immer mehr in bekannte Agentien aufzulösen, und werden hoffentlich, mit Wage und Thermometer, mit chemischen Reagentien und physiologischen Versuchen befragt, dem Forscher Rede und Antwort stehen. Noch lässt sich zwar aus den bisher gepflogenen , so schwierigen und mühsamen Untersuchungen kein endgültiger Schluss ziehen, doch schon jetzt kann mit Bestimmtheit behauptet werden, dass die genauere Kennt-niss des Einflusses der warmen Bäder auf den Organismus, theils als Reizmittel, theils als den Stoffwechsel beförderndes, uns manchen praktisch zu verwerthenden Fingerzeig geben, und uns über die Wirkungsweise der indifferenten Thermen einige Aufklärung verschaffen wird. So viel Aufschluss aber auch von umfassenden physiologischen Versuchen zu erwarten steht, so massgebend bleiben immerhin die empirischen Ergebnisse, wenn sie mit Sach-kenntniss beobachtet und mit Wahrheitsliebe verzeichnet werden. Ist der Einfluss, den ein Heilmittel auf eine Krankheit ausübt, naturgetreu hingestellt, so wird, wenn wir ihn einst wissenschaftlich zu erklären vermögen, eine solche Erklärung in der Uebereinstimmung mit den empirischen Thatsachen eine wesentliche Stütze finden. — Man hat die Krätze schon lange mit Schwefel zu heilen gewusst, ohne zu ahnen, dass dabei die Krätzmilbe zu Grunde geht. — In dem eben ausgesprochenen Sinne werde ich daher zuerst von der allgemeinen Wirkung des Römerbades sprechen und dann diejenigen Krankheitsformen speziell anführen, in denen sich unsere Therme, der Erfahrimg gemäss, heilsam gezeigt hat. Es ist schon oben erwähnt worden, dass es vermöge drei verschiedener Bassins (Römerbad, Fürstenbad, Separatbad) möglich ist, die Quellen des Römerbades in verschiedenen Wärmegraden zu gebrauchen, welche sich von -j- 27° bis etwas über -f- 29° R. erstrecken. Ausserdem kann in den Wannenbädern, indem man das Wrasser abkühlen lässt, eine bedeutend niederere Temperatur erzielt werden. — Diese verschiedenen Temperatura - Verhältnisse des Bades sind aber ein doppelt wichtiger Umstand, erstens weil der Punkt, bei welchem ein Bad behaglich ist und keine unangenehmen Erscheinungen hervorruft, bei einzelnen Individuen sehr verschieden ist, und zweitens, weil der Reiz, den ein warmes Bad erzeugt, um so grösser ist, je höher die Temperatur ist, in der es gebraucht wird. Die schönen Versuche von Lehmann *) beweisen, dass warme Bäder von 25° — 30° R. einen vermehrenden Einfluss auf die Ausscheidungsprodukte des menschlichen Körpers ausüben, dass sie die StofFausgaben um so intensiver vermehren, je höher die Wärme gesteigert wird. Kalte Bäder unter -j- 17° R. haben eine gleiche Wirkung, doch kommt diese Wirkung erst in Folge der Reaktion, also indirekt, zu Stande, während sie bei warmen Bädern eine direkte ist. Bei Bädern von lauem Wasser ist der eben bezeichnete Einfluss nicht oder doch nicht konstant wahrzunehmen. Dem zu Folge sind es weniger die mineralischen Bestandtheile, als die Temperatur, welche eine Reizung der Muskeln und der peripheren Nerven hervorbringt, welche sich bis zu den Nervencentren erstreckt und von da aus die verschiedenen Funktionen der Organe beeinflusst. Die Wirkung des warmen Wassers als Reizmittel auf Muskel und Nerven ist physiologisch durch viele Versuche festgestellt. Warmes Wasser in die Arterien eines getödteten Thieres gespritzt, bringt eine schwache Zusammenziehung der Muskeln hervor, worin sich diese Arterien vertheilen (Whytt). Tauchen wir den heraushängenden Nerv eines Froschschenkels in Wasser von -j- 30° R., so ziehen sich die Muskeln augenblicklich zusammen (Valentin). Eine Temperatur von 24° R. wirkt auf den Frosch als heftiger reflektorischer Reiz. Wird nämlich ein Frosch *) Wirksamkeit, warmer Sitzbäder, S. Archiv für gemeinschaftliche Arbeiten II. Bd. hinter den vorderen Extremitäten quer durchschnitten, alsdann so aufgehängt, dass seine Füsse in Wasser von gewöhnlicher Temperatur eintauchen und wird das Wasser bis 24° R. erwärmt, so zieht der Frosch zuerst den einen Fuss zurück, als hätte er sich verbrannt, dann sinkt der Fuss wieder in das Wasser, der andere wird gehoben, und so entsteht ein höchst komischer Tanz (Pickford). Die Wirkungen warmer Bäder auf die Haut, so wie auf Herz und Athembewegungen sind bekannt. Auch auf die Kapillai gefäss-Contraction hat die Wärme einen grossen, nach der Dauer und Höhe der Temperatur verschiedenen Ein flu ss. Ferner äussert schon eine Temperatur von -f- 28° R. eine Wirkung auf die Spermatophyten, deren Schwingungen sich verstärken, und es wäre aus der vermehrten Be-wegung der Samenfäden die vermehrte Zeugungsfähigkeit denkbar, die man nicht selten bei geschwächten oder älteren Individuen in Folge des Gehrauches warmer Bäder eintreten sieht. Indem das warme Bad aber, wie wir gesehen, als Reizmittel wirkt, befördert es erfahrungsgemäss auch den .Stoffwechsel, wie die theils schon angegebenen, theils neuen Versuche von Lehmann *), ferner die Experimente von Kletzinsky, Alfter, Berthold und Sieche **) auf das Bestimmteste darthun. Nach Letzteren ergab sich bei einer Temperatur von 30° R. und einer Badedauer von 5J» Minuten eine Gewichtsabnahme des Körpers von 4 bis 9 Unzen. Daneben beobachtet man zugleich erhöhtes Be-dürfniss nach Nahrungsmaterial, und falls die Nahrung entzogen oder nicht hinreichend genossen wird, Aufsaugung des im Organismus angehäuften Fettes, anwesender Exsudate oder Transsudationsmassen. Es sind dies Andeutungen genug, um die Wirkungen *) Bad Oeynhausen und das gewöhnliche Wasser. 1856. **) Medizinisches Jahrbuch von Töplitz. Schönau. i s zu würdigen, welche Bäder, wie das Römerbad, und wenn man auch nur ihre Temperatur in Betracht zieht, auf den gesunden oder erkrankten Organismus auszuüben vermögen. Auch ist hier der Ort einer Ansicht Erwähnung zu thun, welche Professor Löschner *) in einem äusserst anregenden Aufsatze ausgesprochen hat. Er macht auf die im Baderaum sich entbindenden Gase und auf die Aufnahme der in ihnen suspendirten Stoffe durch die Lungen aufmerksam, und spricht sich in Bezug auf die Wirkung der Bäder von indifferenten Mineralwässern folgendermassen aus : „Diese Bader, deren Wirkungsweise noch in tiefes Dunkel gehüllt, als dunkles Geheimmas angesehen wurde, enthalten keine festen Bestandteile oder wenigstens nicht in solchen Quantitäten, dass sie durch die Haut, wenn man der alten Ansicht huldigt, ihre Wirkung entfalten könnten, und die bedeutenden Wirkungen, die ihr Gebrauch hervorbringt, können nur die Aufnahme ihrer Gase in die Lungen als den Ausgangspunkt der Erklärung beanspruchen. Sie bringen ihre Wirkung lediglich durch Inhalation einer grösseren Menge Azot, und zwar wahrscheinlich als Azot-protoxyd, hervor, dessen Einfiuss auf das Nerven- und '* Blutsystem seit vielen Jahren bekannt, wenngleich nie zur Erklärung der Wirkungsweise der Bäder benützt worden ist." Es ist wahrlich zu beklagen, dass Herr Prof. Löschner uns die Beweisführung seiner Theorie schuldig geblieben ist. Ob Stickstoff in den dem Wasser des Römerbades entsteigenden Gasen und in welcher Menge es enthalten sei, ist aus der angegebenen chemischen Analyse nicht ersichtlich, schon desshalb aber, so wie aus dem Mangel aller Erscheinungen, die bei längerem Verweilen im Bade durch das Einathmen einer abnorm-azotreichen Atmosphäre eintreten müssten, als erschwertes Athmen, Sinken des Pulses, Erbleichen der Wangen und Lippen etc., machen es *) Baineolog. Skizzen. Prager Vierteljahrsschrift 1. 1857. zur Gewisflbteit, dass grössere Mengen von Stickstoff den Wasserdämpfen unseres Bades nicht beigemischt sind, geringe Mengen aber dürften auf den Organismus keinen wesentlichen Einfluss ausüben. Was aber das Azotprotoxyd oder Lustgas, dem Prof. Lö schner die Wirkung der indifferenten Thermalbäder namentlich vindiciren möchte, anbelangt, so wird dasselbe meines Wissens nur künstlich dargestellt durch Desoxydation der Salpetersäure oder durch Glühen des Salpetersäuren Amoniak, und wird nirgends als Naturprodukt gefunden. Bei der in nächster Zeit in Aussicht stehenden, neu vorzunehmenden Analyse des Römerbades werde ich aber jedenfalls auf die von Prof. Löschner hervorgehobenen Stoffe die Aufmerksamkeit des untersuchenden Chemikers lenken und die Ergebnisse seiner Zeit bekannt geben. Aus allem bisher Gesagten geht nun hervor, dass unsere Heilquelle eine allgemeine Wirkung auf das gesammte Nervensystem und das vegetative Leben äussert, und schon daraus kann man erschliessen, wie auf diese Weise bald eine darniederliegende Nerventhätigkeit gehoben, eine krankhafte Erregung gemässigt, eine mangelhafte Blutbereitung gebessert werden kann, wie endlich Aufsaugungen, Ausscheidungen, so wie alle organischen Funktionen thätiger vor sich gehen werden, und dadurch eine Belebung und Steigerung des Lebensprozesses zu Stande kommt, die dieses und ähnliche Bäder in den Ruf gebracht haben, dass sie verjüngen. Gerade aber in dieser Allgemeinheit der Wirkung des Bades liegt die grosse Ausdehnung des Breitegrades seiner Nützlichkeit, und es wird von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, nicht Wunder nehmen, wenn die verschiedenartigsten Krankheiten unter dem Einflüsse dieser und ähnlicher Thermen geheilt werden. Die Frage, in wie weit dabei eine spezifische Wirkung in Betracht komme, lässt sich rein wissenschaftlich nicht eruiren, und kann bei dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse nur empirisch, das heisst vermöge viel- und Borgfaltiger Beobachtungen beantwortet werden, wobei es in vielen Fällen, wo nicht in den meisten, immer noch schwer bleiben dürfte, die speeifische Wirkung von der allgemeinen zu unterscheiden. In diesem Sinne werde ich nun nach dem Masse vorliegender Erfahrungen und selbst gesammelter Beobachtungen die spezielleren Anzeigen für den Gebrauch des Römerbades festzustellen suchen, und auch in Zukunft sie so viel als möglich zu ergänzen stets bemüht sein; denn (im Vorübergehen sei es hier ausgesprochen) physiologische Versuche allein, so scharfsinnig und genau sie auch angestellt und so interessant ihre Ergebnisse auch sein mögen, werden nie den krankhaften Vorgängen des Organismus vollkommen anzupassen sein. VI. Allgemeine umi spezielle Heilaiizeige des Rmuerhades. Beobachtet man die grösstentheils schon oben besprochene allgemeine Wirkung in Folge eines zweckmässigen Gebrauches des Rörnerbades, unterstützt von der reinen, balsamischen Luft, dem milden Klima und von einer passenden, regelmässigen, aller drückenden Geschäfte und Beziehungen baren Lebensweise, so stellt sich bald heraus, dass die Gesammtheit der organischen Functionen gesteigert, der Appetit vermehrt wird, die Verdauung leichter von Statten geht, die Assimilation vollständiger zu Stande kommt, Diurese und Hautausdünstung reichlicher werden. Auf diese Weise verbessert sich die Gesammternährung, die Kräfte nehmen zu, eine allgemeine Empfindung von Wohlsein macht sich geltend. Es bewährt sich daher unsere Heilquelle in Zuständen von allgemeiner Schwäche, von langsamer Re-convalescenz, bei heruntergekommenen Individuen in Folge profuser Eiterungen, zu schnell nacheinander folgender Kindbetten u. s. w., endlich bei Entkräftung in Folge frühzeitig eingetretenen Alters. Die spezielleren Anzeigen für den Gebrauch des Rö-merbades betreffen: 1. Rheumatische und gichtische Leiden. a) Bei chronischem Gelenks-Rheumatismus, er mag von Anbeginn als chronische Affection auftreten oder aus einem akuten Gelenksrheumatismus entstanden sein, auch in jenen Fällen, wo Individuen einer Reihe von wiederholten Anfällen akuter und subakuter Gelenksrheumatismen unterworfen sind, vermag nichts besser die Disposition zu diesem Leiden zu heben, als ein durch mehrere Sommer hintereinander fortgesetzter Gebrauch einer Badekur. Alle sogenannten Abhärtungskuren stehen in ihrem Erfolge dem zweckmässigen Gebrauche warmer Mineralbäder weit nach, und werden ausserdem von mehreren Kranken gar nicht vertragen. Lange andauernde Schmerzen und Steifigkeit in den Gelenken , so lange keine wichtigen organischen Veränderungen in denselben da sind, werden hier oft radikal geheilt, wie aus den glaubwürdigsten Angaben manches ehemaligen Patienten hervorgeht, der nun das Bad nur aus Dankbarkeit alljährlich besucht. Sind organische Veränderungen bereits eingetreten, so wird durch den Gebrauch des Bades meistens eine bedeutende Erleichterung der krankhaften Symptome erzielt, und manche Kranke gebrauchen schon seit 20—25 Jahren beinahe jeden Sommer die Badekur, weil sie die Erfahrung gelehrt hat, dass sie danach einen bei weitem erträglicheren, schmerzensfreien Winter zubringen. Was hier vom chronischen Gelenksrheumatismus erwähnt ist, gilt auch vom b) chronischen Muskelrheumatismus mit seinen Folgen. Ich halte es für überflüssig, durch Belege von Krankengeschichten diese bekannten Thatsachen zu erhärten. Nirgends mehr als in den eben genannten Leiden sind die Patienten gelbst die kompetenten Richter über den Erfolg einer Kur. c) Bei der Gicht. Hier wären vor allem die Vorläufererscheinungen in Betracht zu ziehen, um durch den Gebrauch einer zeitgemässen Badekur dem Ausbruch der Anfälle vorzubeugen und die gichtische Diathese zu heilen, die eich durch Neigung zur Unterleibsplethora (Haemorrhoi-den), zur Fettbildung, zu gestörter Hautthätigkeit ankündigt, 2 * verbunden mit einer gewissen Lebensweise und nicht selten nachzuweisender Herädidät. Zu welcher Ansicht über die Natur der Gicht man sich auch bekennen mag, immer ist dieselbe in ihrem regelmässigen Verlaufe als eine sich in einem Gelenke loka-lisirende Krankheit der Säfte und des Stoffwechsels anzusehen , und es steht fest, dass ihre vollständige Heilung nicht durch Arzneien, sondern nur durch eine gänzliche Aenderung der Lebens weise und mithin des Stoffwechsels erzielt werden kann. Diesen Anforderungen wird der Gebrauch des Römerbades gewiss auf das umfassendste entsprechen, und kann dadurch sowohl die Disposition zur Gicht als auch das Wiedereintreten und sich Weiterausbilden der Paroxysmen beseitiget werden. Wo in Folge vorangegangener Gichtanfälle Empfindlichkeit, Schwäche, Anschwellung und Steifigkeit der Gelenke zurückgeblieben sind , da schreitet die Besserung oft sehr schnell vorwärts. — Sind aber durch wiederholte Gichtanfälle und sich immer mehr ausbreitende gichtische Diathese , bleibende pathologisch - anatomische Veränderungen in den Gelenken und im Organismus entstanden, so können diese gewöhnlich nur unvollkommen oder gar nicht zurückgebildet werden, ja es treten viele Zustände ein (Gefäss - Herzkrankheiten , Lungenemphysem u. s. w.), welche eine hierortige Badekur geradezu contrain-diciren. — Kommen regelmässige Gichtparoxysmen nicht zu Stande, treten nur unvollkommene aber langwierige Anfälle auf, denen längere Zeit hindurch grössere Beschwerden vorausgehen, als: Magenschmerzen, Appetitlosigkeit, Blähungen, Durchfall, Migraine etc., so werden solche Zufälle anomaler Gicht durch den Gebrauch des Römerbades wesentlich gebessert. In wie weit bei allen genannten Zuständen der innerliche Gebrauch irgend eines Mineralwassers vorauszuschicken oder gleichzeitig mit dem Römerbade zu verbinden sei, muss dem Urtheile des Arztes in jedem individuellen Falle anheimgestellt bleiben. 2. Nervenkrankheiten, und zwar : a) Neuralgien. Unter den Nevralgien sind es ausschliesslich die schon lange andauernden, veralteten Fälle, die ihr Heil bei uns suchen und theilweise auch finden. Am häufigsten kommen Interkostal nevralgien, die uns gewöhnlich mit dem Namen Spinalirritation und Hysterie zugeschickt werden, und Nevralgien des Schenkelgcflechts (JV. ischiatica und cruralis) vor. In den ersten acht Tagen nehmen beim Gebrauch der Bäder die Schmerzen gewöhnlich zu, sodann pflegen die Patienten eine wesentliche Erleichterung zu fühlen; andere Male scheint selbst eine ganze Kur keinen wesentlichen Einfluss auf das Leiden zu nehmen und es stellt sich eine merkliche, mehr oder weniger anhaltende Besserung erst einige Zeit nach beendeter Kur ein, wie aus glaubwürdigen, von Kranken selbst an mich ergangenen Mittheilungen unzweifelhaft hervorgeht. Die In te rko s t al n e v r al gi e n kamen vorzugsweise beim weiblichen Geschlecht in Verbindung mit anämischen Zuständen und Gebärinutterlciden, namentlich Uterinal-katarrhen, vor. Hieher gehört auch ein Fall von heftiger, schon ein Jahr andauernder Nevralgie des dritten Astes des rechten Trigeminus bei einer 29jährigen Dame, welche bald nach einem erfolgten Abortus davon befallen wurde, und bei der alle bis dahin angewandten Mittel fruchtlos gewesen waren. — Nach dreiwöchentlichem Baden hatte der Schmerz aufgehört, nur eine Hyperästhesie der schmerzhaften Stellen war zurückgeblieben, welche sich, wie ich erfuhr, im Laufe dieses Winters vollständig verloren haben soll. — Die Schmerzen sind nicht wiedergekehrt. Vortheilhaft hat sich eine Badekur auch in Fällen von psychischer Hyperästhesie (Hypochondrie), so wie bei Hyperästhesien im Bereiche des Sympathicus erwiesen. b) Krämpfe , sie mögen mehrere oder einzelne Muskelgruppen befallen, durch Ueberanstrengung von Muskeln und Nerven, durch Erkältung, durch feinere Ernährungsstörungen der motorischen Nerven (Schreiberkrampf, Krampf im Bereiche des Nervus Accessorius Willisii) entstanden sein, so wie jene proteusartigen, spinalen, hysterischen Krämpfe, namentlich dann, wenn sie von gewissen, später näher zu erörternden Sexualkrankheiten ausgehen, werden zum grossen Theil erfolgreich mit dem Gebrauche des Römerbades behandelt. c) Lähmungen. In Uebereinstimmung mit den in Gastein und Teplitz - Schönau *) gemachten Beobachtungen findet das Römerbad, vermöge des auf das Nervensystem ausgeübten Reizes, sowie vermöge der Anregung derllaut-und Nierenfunktion, seine Indikation in gewissen Lähmungen und zwar vor Allem in den rheumatischen und gichtischen, sie mögen centrale oder periphere Nervengebiete befallen. Es sind diese Kranlcheitslörrnen ziemlich zahlreich bei uns vertreten, häufig ist damit Atrophie, so wie Verminderung der elektromuskulären Contraktilität einzelner Muskeln verbunden, und es hat sich auch mir die Beobachtung des Dr. Schmelkes*) bestätiget, dass in letzterem Falle die Lähmungen dem Gebrauche der Bäder hartnäckig widerstehen, wenn man nicht erst durch die Anwendung der Induktionselektrizität die verlorene Irritabilität herstellt, wobei nach meinen Beobachtungen bei schmerzhaften Paralysen die Schmerzen bald abnehmen, die Muskeln, indem sie für den elektro-motorischen Reiz empfänglicher werden, an Substanz und Volumen gewinnen, noch lange bevor die willkürliche Bewegung in ihnen zurückkehrt. Das Bad unterstützt und vollendet die Genesung. Unter den Lähmungen einzelner Nerven äste war eine rheumatische Lähmung des Facialis, die schon drei Monate bestanden hatte, in der verflossenen Saison nach vierwöchentlicher Behandlung geheilt. Gleichen Er* folg sah ich in zwei Fällen von Lähmungen der unteren Extremität, welche in Folge schwerer Geburten durch Druck auf den Plexus lumbalis entstanden waren, Erwähnung verdient hier noch folgender Fall. N., *J Tf-jiliiy. gejgen Lähmungen von Dr. Schmelkes, 1855. dreissig Jahre alt, hatte sich beim Nachhausegchen von einem Balle einer heftigen Kälte ausgesetzt. Eine Woche darauf fing er an die Gegenstände doppelt zu sehen und konnte das linke obere Augenlid nicht erheben. Die Pupille stark erweitert, das Sehvermögen des linken Auges geschwächt, die Sensibilität des Auges normal. — Diese periphere Lähmung des Oculomotorius hatte vom Februar bis Juni, also fünf Monate gedauert. Patient war beim Gebrauch der Bäder in weniger als vier Wochen vollständig geheilt. Hysterische Lähmungen sind wenigstens während meines Aufenthaltes in Tüffer nicht vorgekommen, auch finde ich dahin bezügliche Fälle von meinen Vorgängern nicht verzeichnet. Ein achtzehnjähriges, chlorotisches, von den verschiedenartigsten hysterischen Krämpfen heimgesuchtes Mädchen mit unvollkommener Lähmung der unteren Extremitäten konnte wegen Hyperaesthesie mehrerer Hautstellen und leicht eintretender Reflexerscheinungen weder warme noch laue Bäder vertragen. Spinale Lähmungen kommen bei uns nicht selten zur Behandlung, doch gewöhnlich als Atrophie des Rückenmarkes oder als weit vorgeschrittene Spondylarthro-cace, wogegen das Römerbad natürlich keine Hilfe bietet. Nur solche Fälle von Paraplegien, die im Zusammenhange mit anderen rheumatischen Leiden dastehen und nicht zu lange gedauert haben, dürften sich für unsere Thermen eignen. Apoplekti sch Gelähmte suchen häufig und zwar leider meistens ohne genauere Würdigung ihres Zustandes Hilfe in unserem Bade. Eine Besserung darf natürlich nur in leichteren Fällen, nach bereits erfolgter Resorption und Vern arbung des apoplektischen Herdes gehofft werden, wenn es sich weiter um nichts, als um die allenfalls noch mögliche Erweckung des mangelnden Nerveneinflusses in den gelähmten Theilen handelt. Damit dies aber noch möglich sei, darf die Lähmung nicht schon Jahre lang bestanden haben, so wenig als vor vollkommenem Ablauf der Entzündung in der Umgebung des apoplektischen Herdes eine Badekur rathsam wäre. Lähmungen nach Typhus sind nicht zur Behandlung gekommen, in diesen aber, wie bei BlascnläInnungen alter Leute, könnte man das Römerbad versuchsweise gebrauchen lassen. Ganz im Allgemeinen spricht sich Dr. Macher in seiner Broschüre über Tüffer vom Jahre 1826 in Bezug auf Lähmungen folgendermassen aus: „Gewöhnlich werden Lähmungen erst dann in die Bäder verwiesen, wenn der Arzt an gutem Rath und die Apotheke an Arzneien erschöpft worden ist; dass sie aber auch in solchen verzweifelten Fällen nicht selten noch Heilung bewirken, beweisen die zahlreichen Krücken und Stöcke, welche von geheilten Siechen in unserer Heilanstalt zurückgelassen und ehedem gleichsam als Weihegeschenke in der Kapelle aufgehängt wurden," 3. Frauenkrankheiten. Der überaus günstige Erfolg, der bei gewissen Krankheiten der weiblichen Sexualorgane mit dem Gebrauche unseres Bades erzielt wird, macht ein genaueres Eingehen auf diesen Punkt nöthig. Das Römerbad hat sich als nützlich erwiesen: a) Bei Amenorrhoe (Unterdrückung der bereits im Gange gewesenen Periode) und den gewöhnlich damit verbundenen U t e r in al kol i k en, chronischen Entzündungen der Schleimhaut, des Uterusparenchyms und mehr weniger erheblichen Störungen des Nervensystems. Sind mit der Amenorrhoe gleichzeitig Congestionen zu anderen vom Uterus entfernten Organen vorhanden, so sind Halbbäder mit Nutzen angewendet worden. b) Bei Dysmenorrhoe, schmerzhafter Menstruation, die nicht von organischen Fehlern, sondern von entzündlichen Zuständen des Uterus abhängt, welche sich auch auf die Schleimhaut der Eierstöcke ausdehnen können, oder endlich in Ermangelung aller übrigen Dysmenorrhoe bedingenden Ursachen als Ausdruck einer gestörten Innervation des Uterus betrachtet werden muss. c) Bei vermehrter Blutausscheidung aus der Gebärmutter und zwar nur wenn sie durch Metritis (haemorrha-gica) bedingt ist. — Hierzu gesellt sich meistens noch eine partielle Entzündung des Beckenabschnittes des Bauchfelles. Von mehreren hierher bezüglichen mit auffallend günstigem Erfolge behandelten Fällen will ich nur einen anführen. Maria L.....24 Jahre alt, von guter Konstitution, Mutter eines Mädchens, das sie vor fünf Jahren unter regelmässigem Geburtsverlaufe geboren hatte, wurde zu Anfang des vorigen Winters (1856) wieder schwanger, erlitt aber in Folge heftiger Gemüthsbewegungen im sechsten Monate eine Frühgeburt. Bald darauf stellten sich heftige Fieberbewegungen, Empfindlichkeit und Schmerzhaftigkeit im Unterleibe, so wie Erbrechen ein. Da Patientin sich zur Zeit in einer kleinen Stadt Ober-Italiens befand und sich auch Blutungen aus der Gebärmutter eingestellt hatten, so wurde sie mit Blutentziehungen und Purgirmitteln behandelt, wobei das Fieber nicht ab-, die Schmerzen im Unterleibe aber zunahmen. Nach einigen Wochen aber traten die Erscheinungen der Anämie und mit ihnen ein Nachlass der allgemeinen Reaction ein; auch war das aus dem Uterus hervorfliessende Blut wässeriger geworden. In diesem höchst qualvollen Zustande langte die abgemagerte, sich kaum auf den Füssen haltende, blutleere Kranke an unserem Kurorte an. — Die örtliche Untersuchung ergab eine ziemlich bedeutende (durch die Reise allerdings vermehrte) blutige, wässerige Ausscheidung aus der Gebärmutter. Bei der inneren Untersuchung fand man die Va-ginalportion üdernatös angeschwollen, den Uterus intuines-cirt, bei der Berührung schmerzhaft, die Beweglichkeit vermindert. Die äussere Untersuchung ergab Schmerzhaftigkeit gegen Druck in der unteren Bauchgegend, Bauchdecken nicht gespannt, kein Meteorismus. Unter solchen Umständen wTurde der Kranken mit grösster Vorsicht das 27° R. warme Fürstenbad verordnet, doch vertrug sie dasselbe so gut, fühlte sich bald so erleichtert, dass ich nicht mehr anstand ihr den Gebrauch des wärmeren Römerbadet» zu gestatten, unter dessen Einwirkung die Kranke nach ungefähr 25 Bädern vollkommen geheilt und gekräftiget war und mit den wärmsten Dankgefühlen unseren Kurort verliess. d) Bei der chronischen Anschoppung des Uterus {Infarkt) ; indem durch das Bad die Gefässthätigkeit des Uterus erhöht und dadurch die regressive Metamorphose des erkrankten Gewebes beschleuniget wird. Hier sind Bäder von höherer Temperatur angezeigt und werden auch gut vertragen. Gleichzeitig wird gewöhnlich die warme Uterus-dousche verordnet und während des Badens dürfte in Zukunft die Anwendung des von Dr. Raciborsky anempfohlenen Speculum en bain angezeigt sein. Es ist oft auffällend, wie nach einer gewissen Anzahl Bäder die Schmerzen in der Kreuz- und Lendengegend abnehmen, die consensuellen dyspeptischen und cardialgischen Erscheinungen aufhören, wie Gefühle von Taubsein und Lahmheit verschwinden, die spärliche Menstruation normal, die schmerzhafte schmerzlos wird — wie endlich auch die Blenorrhoe, die gewöhnlich den Infarkt begleitet, sich bedeutend mindert und der allgemeine Gesundheitszustand der Patienten ein bedeutend besserer wird. Gleichzeitig weist die Exploration ein Kleinerwerden der Vaginalportion und des Uterus nach. e) Beim chronischen Katharr des Uterus (Blenorrlioe), wenn er in Begleitung oder in Folge der oben erwähnten Uterusleiden auftritt, so wie wenn er auf Atonie der Gebärmutter in Folge rasch auf einander folgender Geburten beruht. /) Bei Oophoralgien, welche meistens bei hysterischen Frauen vorkommen, sich durch mehr weniger heftige, immer aber qualvolle Schmerzen in der Gegend der breiten Mutterbänder kund geben und gewöhnlich auf Katharr der Eierstöcke beruhen, daher theils als ein entzündliches, theils als ein nevralgisches Leiden zu betrachten sind. Solche Oophoralgien werden, da die Schmerzen zeitweise ganz aussetzen, die Ernährung der Kranken lange ungestört bleibt und materielle Veränderungen meistens nicht nach- weisbar sind, als Theilcrscheinungen der Hysterie angesehen. Diese Schmerzen, deren Hartnäckigkeit bekannt ist, wurden bei einigen unserer Patientinnen durch eine länger fortgesetzte Badekur oft schon während, häufiger aber längere Zeit nach der Kur bedeutend gebessert, wobei dann der gesammte Körper- und Gemüthszustand ein befriedigender wurde. g) Bei chronischen starren Exsudaten um die Gebärmutter herum, ebenso bei retro- und intraperitonealen Exsudaten , wie sie am häufigsten in Folge von Puerperal-entzündungen vorkommen. Wie auffallend rasch solche Exsudate beim Gebrauche des Bades oft aufgesogen werden, möge folgender Fall beweisen. Clara N., 34 Jahre alt, wurde nach einer sonst normalen Geburt von partieller Peritonitis, zu der sich auch noch eine Mastitis hinzugesellte, befallen. Nachdem unter der umsichtigen Behandlung des Professors Spaeth die Entzündungserscheinungen des Bauchfells gewichen und die Abscesse der Brustdrüsse geöffnet worden waren, blieb in der Bauchhöhle ein über faustgrosses Exsudat zurück, welches selbst nach einigen 20 zu Hause gebrauchten Bädern unverändert fortbestand und durch theilweisen Druck auf den plexus lumbalis heftige Schmerzen im rechten Bein, so wie einen subparalitischen Zustand desselben unterhielt. Die Abscesse der Brustdrüse hatten sich geschlossen mit Hinterlassung einer ausgedehnten Infiltration des benachbarten Gewebes und zeitweise stechender ausstrahlender Schmerzen. In solchem Zustande kam die Patientin auf Anrathen des Prof. Spaeth ins Römerbad Tüffer. Bereits nach 14 Tagen fing die Geschwulst an kleiner zu werden, die Schmerzen des Beines wurden gelinder, die Beweglichkeit freier und nach 28 Bädern konnte die Patientin, wohl und blühend aussehend, als vollkommen geheilt ihre Rückreise antreten. Die Infiltration um die Brustdrüse war ebenfalls so wie die Schmerzen vollkommen geschwunden. Ii) Bei Sterilität. Es ist einleuchtend, dass in allen jenen Fällen, wo die Unfruchtbarkeit Folge der obenerwähnten Sexualleiden ist, dieselbe gleichzeitig mit diesen gehoben werden kann. 4. Bei chronischem Magen- und Darmkatarrh bringt der Gebrauch unseres Rades, wahrscheinlich durch die ableitende Wirkung auf die Haut, unterstützt durch hinreichende Bewegung im Freien, nicht selten eine raschere und glücklichere Wirkung hervor, als salinische oder alkalinische Mineralwässer. Jedenfalls ist nach dem Gebrauche solcher Wässer das Römerbad als Nach- und Unterstützungskur in den betreffenden Fällen sehr zu empfehlen, und mir sind Patienten aus anderen Kurorten zugekommen, die sich hier bald wesentlich und dauernd erleichtert gefühlt haben. 5. Der chronische Blasenkatarrh, so wie die damit verbundenen Störungen der Sensibilität und Contraktilität der Blase wird erfahrungsgemäss hier geheilt oder gebessert, namentlich wenn ihm eine rheumatische, gichtische oder katarrhalische Ursache zu Grunde liegt, oder wenn er sekundär durch Fortpflanzung der Entzündung nachbarlicher Organe erzeugt worden ist. N. L., Gutsbesitzer in Steiermark, 56 Jahre alt, öfter von Muskelrheumatismus heimgesucht, bekam vor einem Jahre nach Durchnässung der Füsse auf einer Herbstjagd eine Urinverhaltung, die 24 Stunden anhielt und durch ärztliche Hilfe beseitiget wurde, seit jener Zeit kann er den Urin nicht länger als eine halbe Stunde halten. Die Catheterisation der Blase ergibt keinen Stein. Der gelassene Urin ist alkalisch, durch Beimischung muko-purulen-ten Sekretes trübe und lässt beim Stehen ein reichliches zusammengeballtes Sediment fallen, welches aus Schleim-Eiterkugeln, Tripelphnsphaten und Epithelien besteht. Nach 21 Bädern konnte Patient schon über eine Stunde den Urin halten, welcher neutral reagirt und nur eine geringe Sedi-mentirung, welche keine Eiterprobe gibt, zeigt. N. L., 50 Jahre alt, einer unserer gefeiertsten dramatischen Künstler, hatte sich durch Erkältung und andere schädliche Einflüsse einen Blasenkatarrh zugezogen, wie aus der von ihm selbst gegebenen Beschreibung seines ZuStandes und den Aeusserungen erfahrener Aerzte, die ihn behandelten, hervorgeht. Continuirlicher Drang zum Uriniren, Ausscheidung eines trüben, stark sedimentirenden, zeitweise mit etwas Blut gemengten Harns, krampfhafte, äusserst schmerzhafte Zusammenziehungen der Blase, durch die Untersuchung festgestellte Abwesenheit eines Blasensteines, bildeten die hervorragensten Erscheinungen seines qualvollen Leidens, gegen welches zwei -Jahre hindurch die verschiedensten Mittel fruchtlos in Anwendung gebracht wurden, bis Patient nach Tüffer ging, wo schon nach wenigen Bädern ein Nachlass der Symptome und nach zwei Kuren vollständige Heilung eintrat, die sich bereits mehrere Jahre hindurch als dauernd bewährt hat. 6. Hautkrankheiten. Bei der angenehmen, reinigenden, sanften Einwirkung unseres Mineralwassers auf die Haut, und bei dem Umstände, dass die chemische Zusammensetzung des Wassers sowohl, als dessen Temperatur, so wie die ausserordentliche Geräumigkeit der Badelokalität bei sonst gesunden Individuen einen ziemlich langen Aufenthalt im Bade ohne besonders nachtheilige Folgen möglich macht, muss es wohl Wunder nehmen, dass das Römerbad früher von einer so geringen Anzahl Hautkranker besucht wurde, und dass die Aerzte es so selten gegen Hautleiden in Anwendung gezogen haben. — Da ferner im verflossenen Sommer gerade solche Formen am meisten vertreten waren, die keinerlei Erfolg vom Gebrauche des Bades zu erwarten hatten (namentlich drei Fälle von Lupus und einige syphilitische mit Gesehwürsbildung einhergehende Formen»), so halte ich es für meine Pflicht, in Kürze die hauptsächlichsten derjenigen Hautkrankheiten anzugeben, bei denen thells die Erfahrung, theils der rationelle Gesichtspunkt einen günstigen Erfolg der Badekur in Aussicht stellen. Diese sind: a) Das Ekzem (Nässende Flechte, Salzfluss) im Involutionsstadium. Hat das Nässen aufgehört, bleibt nur Rothe der Haut mit Schuppenbildung zurück, so wird die Haut gewöhnlich auch ohne weitere Mittel rein, allein das weiche, seifenartig anzufühlende Wasser des Römerbades befördert, wie ich gesehen habe, die Rückkehr der Haut zur normalen Funktion. In kürzester Zeit schwindet die Rothe und die Abschuppung hört auf. b) Die Pitiriasis universalis (Kleienflechte) und die leichteren Grade von Ichtyosis, indem die Epidermisabstos-sung durch länger fortgesetztes Baden befördert wird und vielleicht eine günstige Veränderung im Papillarkörper angebracht werden könnte. c) Die Psoriasis (Schuppenflechte), eines der unangenehmsten hartnäckigsten Hautleiden. Ein vierzigjähriger Beamter litt seit vier Jahren an Psoriasis diffusa beider Vorderarme, nach vierwöchentlichem, täglich zweimaligem Baden (nach dem Bade wurde der Schweiss unterhalten) waren die Schuppen verschwunden und nur hie und da rosige Flecken zurückgeblieben. d) Der Prurigo (Juckblätterchcn). Obwohl eine nur selten, allenfalls bei jugendlichen Individuen noch heilbare Krankheit, so vermögen doch lange fortgesetzte Bäder den Ausschlag und die damit verbundenen lästigen Erscheinungen auf mehr oder weniger lange Zeit zu beseitigen, und es ist diess von grosser Wichtigkeit, weil in Folge vernachlässigten Prurigos lebensgefährliche Folgekrankheiten entstehen können. e) Die Acne punctata, pustulosa und indurata (die Finne), so wie die Seborrhoe (Schmeerfluss), letztere mag mit flüssigem oder erstarremlem Sekret auftreten. In diesen Fällen werden die Bäder, namentlich dann mit doppeltem Erfolge gebraucht werden, wenn, wie dies Prof. Ilebra durch viele interessante Beispiele nachgewiesen hat, der genannten Hautkrankheit McuBtrualanomalien und Uterinalleiden zu Grunde liegen, welche unter dem Einflüsse des Römerbades beseitiget werden dürften. 7. Oedematische Anschwellungen der Glieder und Steifigkeit in den Gelenken, wie sie bald nach substantiver Entzündung der Gelenke selbst, bald nach eingerichteten Luxationen zurückbleiben, nach Knochenbrüchen, Verstauchungen oder nach Verletzungen in der Nähe der Gelenke vorkommen. In dieser Reihe von Uebeln erfreut sich das Römerbad vielleicht seit Jahrhunderten eines gegründeten äusserst populären Rufes. Nur beispielsweise seien hier einige dahin bezügliche Fälle angeführt. W. N., Student, 16 Jahre alt, hatte sich vor vier Monaten durch einen Fall den rechten Fuss verstaucht. Als Patient hier ankam, zeigte er noch Anschwellung des Fussgelenkes und der Umgebung, Schmerzen bei der Bewegung und das Gefühl grosser Schwäche im Fusse. Nach dreiwöchentlichem Gebrauch des Bades erfolgte vollständige Heilung. Frau M. N. hatte in Folge einer bereits verheilten Fractur des unteren Drittheils des Oberarmknochens Steifigkeit des Ellenbogengelenkes und Schmerz bei der Bewegung desselben zurückbehalten. Nach sechswöchentlichem Baden vollkommene Heilung, welche der Art eingetreten war, dass Patientin das Gelenk zuerst während des Aufenthalts im Bade und späterhin auch ausser demselben frei und schmerzlos bewegen konnte. VII. Gegen - Anzeigen. Nicht angezeigt ist die Therme: a) Bei allen fieberhaften Krankheiten, akuten Entzündungen und akuten Blutungen. b) Bei der Tuberkulose, dem Krebse, bei erschöpfenden Eiterungsprozessen edler Organe und der Knochen. c) Bei weit gediehenen Herz- und Gefässerkrankungen. d) Bei weit verbreiteter Hyperästhesie. e) Bei Personen, die zu Ohnmächten oder zu Convul-sionen neigen, ist das Bad in einigen Fallen gar nicht (z. B. bei Epileptischen), aber immer mit Vorsicht und unter Beisein des Arztes zu gebrauchen. VIII. Anwendung des Bades. Bei dem Gebrauche unserer Thermen ist die Dauer der ganzen Badekur, so wie Zeit und Dauer jedes einzelnen Bades, endlich die Jahreszeit der Kur zu berücksichtigen. Man beginnt gewöhnlich in dem Bade von geringerer Temperatur (Fürstenbad), und wo dies gut vertragen oder allenfalls zu kühl befunden wird, geht der Patient zum wärmeren Römerbassin über. Kranke, für die beide Bassins noch zu warm sind, machen von den Wannenbädern Gebrauch. Bestimmte Anzeigen für die Anwendung höherer oder niederer Temperatur können bei jedem Falle nur individuell festgesetzt werden. Eben so wenig lässt sich im Vorhinein über die Dauer der ganzen Badekur sagen. Bisher war der allgemeine Brauch 21—28 Bäder zu nehmen. Eine solche Zahl wird in vielen, bei weitem aber nicht in allen Fällen hinreichend sein, und es leuchtet von selbst ein, dass, wenn schon der Erfolg einer Behandlung sich nicht immer mit Bestimmtheit voraussagen lässt, die Zeit, binnen welcher dieser eintreten soll, noch weniger a priori angegeben werden kann. Ist nach 28 Bädern gar keine Besserung eingetreten, »o ist es jedenfalls rathsam mit der Kur ganz aufzuhören oder sie auf zwei bis drei Monate zu unterbrechen, ehe 3 man zu einem neuen Cyclus von Bädern seh reitet. Doch selbst Diejenigen, welche nach 21 — 28 Bädern den Kurort ohne Erfolg verlassen, dürfen den Muth und die Hoffnung nicht verlieren, denn die Wirkungen, welche der Gebrauch des Bades anregt, hören nicht so bald auf, und es sind Späterfolge von unserer, wie von allen anderen Heilquellen in hinreichender Menge bekannt. Die Wahl der Tageszeit ist bei einer Badekur nicht gleiehgilrig. Es gibt Krankheitszustände, bei denen dieThätigkeit des Gefäss-Systems nur massig beschleuniget werden darf, andere, bei denen sie erhöht werden muss. — Bei jenen darf keine Tageszeit gewählt werden, wo Puls und Körperwärme auf ihrem Höhepunkt stehen, also namentlich nicht der frühe Nachmittag, bei diesen kann gerade der Nachmittag passend sein, wenn die Verdauung vorüber ist. Sehr geschwächte Personen vertragen des Morgens keine Bäder, während sie ihnen Abends vortrefflich bekommen; auch kann das ganz frühe Baden bei all zu kühler Morgenluft schädlich werden. Im Allgemeinen ist es am passendsten zu baden, ehe der Magen durch eine Hauptmahlzeit angefüllt ist; es muss aber auch einige Stunden vor dem Mittagstische Statt finden, damit die dadurch bewirkte Reaktion im Gefäss- und Sekretions-System theil-weise wenigstens beendet sei, ehe die NahrungsStoffe diese Systeme von Neuem in Anspruch nehmen. Die Dauer jedes einzelnen Bades variirt von einer Viertel, bis zu einer ganzen Stunde, und könnte nur in besonderen Fällen, namentlich in gewissen Hautkrankheiten, über diese Zeit ausgedehnt werden. Jedenfalls aber kann darüber, ob zweimal des Tages gebadet werden soll, nur der Badearzt selbst, der den Kranken und dessen Verhalten zum Bade täglich beobachtet, entscheiden, und es ist hier der Ort hervorzuheben, wie unvorsichtig und tadelnswerth es ist, wenn die Kurgäste sich selbst die Dauer ihres Bades vorschreiben und ohne mit dem Einfluss desselben auf ihren Organismus überhaupt, noch mit den dadurch zu erzielenden Wirkungen vertraut zu sein, sich du roll zu langen oder zu kurzen Aufenthalt im Bade um alle Vortheile der Kur muthwillig bringen. Nach dem Bade ist es nöthig, eine halbe bis ganze Stunde gut aber nicht übermässig zugedeckt (es müsste denn auf besonderes Anrathen des Arztes geschehen) ruhig auszuruhen, ohne jedoch zu schlafen. Bei Beobachtung der eben angegebenen Regeln kommen auch Badeausschlag und Badefieber selten vor und nöthigen fast nie, das Bad aussetzen zu müssen. Noch ist zu bemerken, das s in hartnäckigen Krankheiten eine Kur nicht ausreicht und daher im folgenden Jahr wiederholt werden muss. Was endlich die Wahl der Jahreszeit betrifft, zu welcher man das Bad besuchen soll, so hat man nicht nur Gesundheits-, sondern auch andere Rücksichten im Auge zu behalten. Die Saison wird den ersten Mai eröffnet, aber oft sind schon die letzten Wochen des Aprils zum Gebrauche der Kur geeignet. Die besuchtesten Monate sind Juli und August, aber der September und ein Theil des Monats Oktober können in unserem milden, vom Nordwinde geschützten Orte zum Gebrauche der Bäder, so wie namentlich zu der, seit verflossenem Jahre eingeführten Traubenkur ganz gut benützt werden, um so mehr, als für eine hinreichende Anzahl gut heizbarer Zimmer gesorgt ist. Der Andrang der Gäste in den beiden oben benannten Monaten ist oft so gross, dass trotz neuer umfassender Bauten und immerwährender Vergrösserungen des Kuror-tes, Gäste aus Mangel an Raum unbequem untergebracht oder gänzlich abgewiesen werden müssen. Ausser dem Vortheil einer bequemeren Unterkunft ist noch zu berücksichtigen, dass bei zeitigem Beginne der Kur die Beendigung derselben, so wie die Nachkur, noch in eine günstige Jahreszeit fällt, was gewiss zuweilen von grosser Wichtigkeit ist. Es kann dadurch in einzelnen hartnäckigen Fällen, nach hinreichend langem Aussetzen, in derselben Saison eine Wiederholung der Kur oder die Anwendung anderer _J36 Mineralwässer noch rechtzeitig Statt finden. Ausserdem ist der Gebrauch der Badekur während der wärmsten Jahreszeit, wo Haut und Darmkanal, so wie der ganze Organismus ohnedies erschlafft sind und die aktive Bewegung beschwerlich wird, für manche Kranke weniger zuträglich, als während der gemässigten Monate. IX. Diätetisches Verhalten während der Kur. Die diätetischen Vorschriften während der Kur siud nur in ihrer Allgemeinheit zu bezeichnen und können daher weder umfassend, noch genügend, jedem einzelnen Falle anpassend, gegeben werden. Es ist einleuchtend, dass die Brunnendiätetik sich nicht blos auf den Genuss der Speisen und Getränke beschränkt, sondern das Gesammtieben des Kurgastes umfasst. Massigkeit im Essen und Trinken (die gerade denen am meisten Noth thut, die sich am wenigsten gern dazu bequemen), hinreichende Bedeckung, um sich vor Erkältungen zu bewahren, entsprechende Bewegung im Freien, nach Möglichkeit auf den zahlreichen, schön angelegten Promenaden des Kurortes selbst oder in die so reizende, an Abwechslungen so ergiebige Umgegend; denn nirgends mehr als hier kann der Liebhaber von Fusspartien und Gebirgsausflügen seine Lust befriedigen; frühes Aufstehen und nicht spätes Schlafengehen, Ruhe und Heiterkeit des Gemüt he s sind die Kardinalregeln, für deren gewissenhafte und pünktliche Befolgung die Patienten reichliche Entschädigung finden werden, an deren Nichtbeachtung aber diese, wie jede andere Behandlung scheitern muss. Das hiesige Kurleben gibt nicht leicht Anlass zu Ausschweifungen, das Beisammensein zu gleichen Zwecken und in zahlreicher Gesellschaft fordert ohnediess Alle zur Geselligkeit, Erheiterung und massigen Bewegung auf. Am »Schlüsse dieser Zeilen will ich noch darauf aufmerksam machen, dass auf wiederholtes Verlangen mehrerer Kurgäste, vermöge eines schon im verflossenen Jahre gepflogenen Uebereinkommens der Direktion des Römerbades mit grossen Weinbergbesitzern in Marburg, vom 15. September an, eine Traubenkur als Nachbehandlung in dafür sich eignenden Fällen gebraucht werden kann. Wir begrüssen freudig diese Bereicherung unseres der Gesundheit in so mannigfaltiger Beziehung förderlichen Kurortes, der sich vermöge der vielen ihn auszeichnenden Vorzüge ganz besonders zum Gebrauche einer Traubenkur eignen dürfte. — Zur bequemen Ucbersicht der ökonomischen Einrichtung lasse ich hier den Tarif und die Badeordnung, wie sie von der Badedirektion für das Jahr 1856 festgestellt worden waren, folgen. Hade Tarif und Bade-Ordnuiig. Preise der Zimmer in den verschiedenen Gebäuden des Kurortes. Gut eingerichtete Zimmer, deren die Anstalt 200 zählt, sind zu dem Preise von 25 kr. bis 3 fl. CM. pr. Tag zu vergeben. Preise der Bäder. I. Einzelne Bäder. Ein Bad im Römerbade mit Wäsche.................. ;{{) kr. Ii » » « 'ohne ,................... 24 „ ,; ,. „ Fürstenbad mit oder ohne Wäsche......... 24 „ „ >, Separatbad mit Wäsche. ................. HO „ » » n >, ohne „ .................. 40 „ „ Wannenbad mit oder ohne Wäsche............... 30 „ Bad im Koramunbade mit Wäsche................ 8 „ » » n „ ohne „ ............... 4 „ „ kaltes Douchebad.............................. 20 „ „ „ Sitzbad................................ 10 „ * „ Spritzbad............................... 30 „ II. Bäder im Abonnement. N. B. Dieses berechtiget zum Vor- und Nachmittag-Baden. Ein Abonnement im Römerbade auf 3 Wochen mit Wäsche 9 fl. » „ „ ' , « » » onne » 8- „ „ „ Fiirstenbad auf 3 Wochen mit oder ohne Wäsche...................... 8 „ ,. Separatbad auf 3 Wochen mit Wäsche 1 {J ,, » » >, ohne „ 12 „ „ n v „ „ ! 4 Wannenbäder mit oder ohne Wäsche.............. 6 Abonnementskarten, die in der Kanzlei auf Vorzeigung einer ärztlichen Verordnung zu losen sind, werden nicht weniger als auf 14 Tage ausgestellt. B a d e b e d i e n u ng. Dem Bademeister oder der Bademeiste-rin für das Abtrocknen nach dem Bade die Person pr. Woche 20 kr. Ausserdem von denjenigen Parteien, die mit eigener Wäsche baden, für das Wischen, Trocknen und Rollen derselben, der Bademeisterin pr. Woche 15 kr. Anmerkung. Vom 15. September bis 1. Juni findet eine Ermässigung eines Drittheils der im Tarif für Miethe und Bäder angegebenen Preise statt. Anderweitige Tax- und Preisangaben und Badeordnang. §. 1. Die sogenannte Kurortstaxe ist von Jedermann, der eich 3 Tage im Badeorte aufhält, pr. Person mit 2 fi. Conv. Münze zu entrichten. Das Dienstpersonal bezahlt nur die Hälfte. §. 2. Die Musiktaxe ist für jede Person , die sich in dem Zeiträume vom 1, Juni bis 15. September hierorts wenigstens 3 Tilge aufhält, mit 1 fl. 20 kr. zu bezahlen. §. 3. Fremde Domestiken dürfen nur im Kommunbade baden und zahlen dafür die entfallende Gebühr des Kommunbades. Denselben kann der Zutritt in die Kurbassins -Ankleidezimmer nicht gestattet werden; wünscht jedoch ein P. T. Kurgast die Badebedienung durch seine eigenen Diener, so wolle dieses dem Badepersonale wegen dessen Verantwortlichkeit gemeldet werden. Dieses entbindet aber nicht von den Badebedienungstaxen. §, 4. Die Badestunden sind Vormittags von 5 bis 12, Nachmittags von 4 bis 9 Uhr festgesetzt. Ausser dieser Zeit, während welcher die Bassins abgelassen, gereiniget und wieder angelassen werden, kann aus Gesundheitsrücksichten das Baden nicht erlaubt werden. §. 5. Jeder Kurgast muss vor dem Gebrauche der Mineralbäder ein Vorbad nehmen. §. 6. Den Fremden und Besuchsgästen ist der Eintritt ins Römerbad nur von 11 — 12 Vormittags und Nachmittags von 6—9 Uhr gestattet. §. 7. Das Schwimmen, Spritzen und andere die Gesellschaft störende Unterhaltungen, so wie das Rauchen in den Bassins kann durchaus nicht gestattet werden. §. 8. Table d'höte im Kursaale ohne Wein und Brot täglich 48 kr. Aul' den Zimmern werden die Diners nach Portionen und das Gedeck pr. Person um 6 kr. höher berechnet. Kinder zahlen die Hälfte. Abends wird nach der Karte servirt, und ebenfalls auf den Zimmern höher berechnet. §. 9. Jeder P. T. Kurgast wird ersucht, im Falle er von der Table d'höte wegzubleiben gedenkt, dies dem Oberkellner bis 9 Uhr Vormittags gefälligst wissen zu lassen. §• 10. Im Kursaale und Nebensalon, worin dasPiano-forte, die Zeitungen, das Wünsche- und Fremdenbuch, dieses von 10--12 Uhr Vormittags, zur allgemeinen Benützung bereit liegen, darf nur immer mit Rücksicht auf die anwesenden Damen geraucht werden. Die Direktion kann dagegen im allgemeinen Interesse der Badegesellschaft durchaus nicht gestatten , da s s die Zeitungen vom Saale fortgetragen werden. Das Billard ist in das Neugebäude verlegt worden. §. 11. Fahrgelegenheiten werden von der Badeanstalt ein- oder zweispännig gestellt, und ist dafür zu zahlen: vom Stationsplatze bis ins Bad pr. Person 10 kr.: nach Cilli zweispännig 4 Gulden; nach Markt Tuffer 2 Gulden; nach S t ein brück 2 Gulden; nach Ratsch ach 2 Gulden 30 Kreuzer. Einspännig nach T ü f f e r oder S t ein brück 1 Gulden 20 Kreuzer; nach Ratschach 1 Gulden 40 Kreuzer. Der Wagen ist in der Kanzlei zu bestellen und auch daselbst zu entrichten. §. 12. Tarife sind in der Kanzlei unentgeltlich zu haben. §. 13. Etwaige Anstände oder Wünsche wollen gefälligst bei der Direktion mündlich vorgebracht oder in'dem im Salon aufliegenden Wünschebuche eingetragen und unterfertigt werden. Auf frankirte Zuschriften bezüglich der Wohnungen und anderer Kurverhältnisse gibt die Direktion des Römer« bades die unverzügliche Auskunft. E F r a t a. Pag. 15 Zeile 7 von noten stutt: es — er, „ 30 „ 19 von oben „ angebracht — angebahnt.