MMUWIWNMIUU für Vaterland, Kunst, Wijsenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Korde seh. «H/5 HO. Samstag den 3. Februar FOAO. Von Vieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, Dinstag uno Sanülag. Der Preis ües Nlattrs ist im Comptoir ganzjährig 3 fl., halb, jährig l ss. 30 kr. Durch die Post ganzjährig Ä si, , halbjährig 2 fl. C. M. Uneigennützige Liebe. ^laucllc von C. Sertriun. (Schluß.) ^3^r suchte einen Scharfrichter auf, der als großer Hcilkünstler in der Umgegend berühmt ivar. Firion erzählte ihm die Sache ganz aufrichtig und sagte ihm, wie viele Millionen er besitze, so wie aus welcher Laune seine Tochter sie verheimliche. Ohne dem Arzte Zeit zu lassen, wieder zu sich zu kommen, fuhr er fort, ihm zu berichte,,, daß seine Tochter endlich den Mann gefunden habe, und dieser Mann der Baron von Berg h sey. »Bergh?» f^a.^ der Arzt erstaunt. „Ja," wiederholte Firion, ohne aus der Fassung zu kommen, «und ich ,vu>oe dein Manne 100,000 Frcs. geben, der ihn von seiner tödtlichen Krankheit — heilen, fur immer heilen konnte." Der Arzt verstand die Meinung Firions wohl, denn ein Gebot von 100,000 Fl-cs. schift den Verstand sehr. »Tödtliche Krankheit?" fuhr er forc. »Ein leichter Brust-reiz—doch, wenn er mir folgen will, soll er in zwei Monaten — ganz davon befreiet seyn." „Ich verlasse mich darauf." — »Sie sollen sich m'chc täuschen." «Ich hoffe es." Firion hatte recht, das Vertrauen, das er auf den Arzt gesetzt hatte, wurde nicht getäuscht. Kaum hatte er ihn verlassen, als sich derselbe zu dem Baron von Bergh begab, und ihm Alles erzählte, was er von dem angeblichen Firion gehört hatte. Man dürfte schwerlich errathen, wie Bergh diese Nachricht aufnahm. Man hatte glauben sollen, daß sie ihm unwahrscheinlich vorkommen werde, aber er errieth Alles, denn wie bereits gesagt, er war das Laster in aller Vollkommenheit; er errieth sogleich, daß ihn Firion von dem fraglichen Arzte nur — heilen lassen wolle, um ihn sicherer los zu werden. Bergh fand die Sache sehr geistreich und richtete seine Batterien darnach. Er kehrte zu Nathalien zurück und überredete sie endlich so vollständig als möglich, das; er sie um ihrer selbst willen liebe. Nathalie fühlce sich wegen dieses Triumphes um so glücklicher, da sie einen Augenblick ihn zu verlieren gefürchtet hatte, und wollte diese so uneigennützige, so starke, so wahre Liebe durchaus belohnen; sie erklärte deßhalb ihrem Varer, Bergh sey der einzige Mann, den sie heirathen werde. Gegen alle Erwartung weigerte sich Firion nicht und setzte die Feier der Vermählung nach Ablauf von zwei Mo-nacen fest. Er harte näiülich berechnet, weiter werde es Berg h bei der Pflege des Arztes nicht bringen. Bergh wurde wirklich von Tage zu Tage blässer und schwächer, und konnte trotz seinen Bemühungen Nathalien den wirklichen Zustand seiner Gesundheit lüchr verbergen. Das arme Mädchen wollte darüber ganz verzweifeln, beschuldigte das Schicksal und er fand eine Menge höchst lächerlicher Phrasen gegen das Geschick, welches sie unausgesetzt verfolgen zu wollen schien, da es ihr nun auch die einzige Hoffnung nahm, welche ihr noch in dieser Welt geblieben. Niemand wird nach dem Erzählten glauben wollen, daß die Frau von Bergh dennoch eine Giftmischerin war. Es wird sich zeigen. Nathalie wollte also verzweifeln; Berg h ging dem Tode immer näher, und Firion wurde darüber immer fröhlicher, aber nur auf einige Zeit, denn seine Tochter kam wieder auf eine» Roman-Einfall: »Ach, wenn ich ihn nicht besitzen kann, so will ich doch wenigstens seinen Namen füh- . ren," sagte sie. »So oft ich ihn werde nennen hören, wird er mich an das Herz, das ich verloren, und an das Glück erinnern, das ich zu hoffen hatte." Auf dieser Laune bestand das Madchen unerschütterlich fest. »Wenn er stirbt, ohne daß ich mit ihm vermählt bin, ermorde ich mich auf seinem Grabe. — Ich will seinen Namen führen. Er soll das Pfand ciner meiner würdigen Liebe seyn." 38 Nathalie hatte ihre Phantasie durch diesen Gedanken so erhitzt, daß sie bereits für Gift gesorgt, nur ihn ausführen zu können. Firion ging erst mit sich selbst, dann mit einem geschickten und berühmten Arzte zu Rathe, der ihm sagte, nachdem er in der Apotheke erfahren, was der Scharfrichter dein Baron gegeben, von Bergh sey unrettbar verloren. Mit freudigen Herzen und Thränen in den Augen ging Firion fort, und sagte seiner Tochter, er willige in Alles. »Wahrhaftig," sagte er, „eine Frau, die ein Paar Tage nach der Hochzeit Witwe wird, eine jungfräuliche Wicwe — das ist so außerordentlich, daß man Nathalie n wohl diesen ihr noch fehlenden Neiz geben kann." Der Hochzeitstag wurde also festgesetzt, und von Bergh , der sich noch immer stellte, als wisse er von dem großen Vermögen Firio n's nichts, wurde in einer Porcechaise in die Kirche getragen. Sterbend hob man ihn heraus, und er empfing den Segen des Priesters in dem Augenblicke, als man glaubte, er werde verscheiden. Er behielt indeß Kraft genug, um sich zu Firion und auf das Brautbett tragen zu lassen, das sein Sterbelager seyn sollte. Nathalie fand in Allen dem eine gewisse Poesie, der sie sich in dem Grade hingab, daß ihr Vater sie aus dem Zimmer mußte bringen lassen, wo Berg heben sterben sollte. Er fürchtete, dieser Tob werde auf das Gemüth seiner Tochter einen so heftigen Eindruck machen, ob er gleich langst voraus gesehen worden war. Sobald aber Nathalie die Absicht merkce, warum man sie entfernen wollte, benahm sie sich so leidenschaftlich, das; man es für minder gefahrlich hielt, sie zu ihrem kranken Manne zurück kehren zn lassen, als sie mit Gewalt von ihm zu entfernen. Sobald Nathalie frei war, schritt sie ernst nach jenem Zimmer zu, in dem sie allein wachen zu wollen erklärte. Es war unterdes; Nacht geworden. Es war eine schöne Scene. Man denke sich das junge Madchen auf den Knien neben dem Sterbenden, den sie anbetet nnd der seinen letzten Seufzer mit den Worten aushaucht-. »Nathalie, ich liebe Dich!" Gibt es viele dramatischere Lagen, als die, in dem Sterbenden die freudigen Hoffnungen in dem Maße zu erregen, wie er die Fähigkeit verliert, sie genießen zu können? Nathalie öffnete die Thüre und schloß sie hinter sich. Bergh— suß statt zu sterben, in einem großen Lehnstuhle, hatte ein Glas Bordeaux-Wein in der Hand, eine Cigarre in dem Munde und trällerte ein Liedchen. »Welche Unklugheit?" rief Nathalie, als sie den Wein sah. — »Er ist vortrefflich, meine Theure," entgegnete Bergh, indem er aufstand und die Cigarre durch das offene Fenster warf. »Er ist nach Dir und Deinen Millionen das Beste, was dieser liebe Schwiegervater besitzt." Nathalie wich bei dem Anblicke des gesunden und gewandten Barons erschrocken zurück und war betäubt, während Bergh ihre schlanke Taille umfaßte und sagte: »Es war eine Überraschung, die ich Dir bereiten wollte, mein Engel. Komm, und sey kein Kind."—»Ach," rief N a thalie, »das ist ein Verrath von meinem Vater." »Ein Verrath von Deinem Vater, meine Theuere? Verlangtest Du von ihm einen todten Mann? Warst Du auch mit in dein Complote?" — »In welchem Complote?" »Nuu, ich will Alles sagen," fuhr Bergh fort, indem er sich ein zweites Glas einschenkte; »ich will Alles sagen, da-mit wir wissen, wie wir Drei miteinander stehen. Zuerst hat sich Dein Herr Vater, der ein sehr ausgezeichneter Mann ist, gewiß nicht entschlossen, seine Tochter einem Manne, wie ich bin, ohne triftigen Grund zu geben. Wer bin ich? — ein Wüstling, ein Spieler, ein Falsarius!" — »Ein Falsarius!" rief Nathalie. »Es handelt sich um die Kleinigkeit von 2000 Guineen, und Deinem Vater wird die Ehre seiues Schwiegersohnes zu sehr am Herzen liegen, als daß er diese Sache nicht unterdrücken sollte. Wir haben Zeit, der Wechsel wird vor einem Monate nicht vorkommen, nnd dann löst ihn Papa Firion gewiß ein." Nathalie konnte sich von der Wirkung dieser schrecklichen Worte nicht erholen. »Wenn Dein Vater diesen Umstand auch nicht völlig kannte, so wußte er doch so viel von mir, daß er Dich mir nur gab, weil er hoffte, von dem Schwiegersohn bald befreit zu werden." ,__ »Mein Vater hätte Ihren Tod voraus gesehen?" »Kein »Sie!" mein Engel. — Nicht blos? voraus gesehen hat er ihn, sondern mir dazu geholfen." — »Mein Vater wollte Sie ermorden?" »Das sage ich nicht; aber er wählte einen Arzt, der mich in die Behandlung nahm. Ich habe die Mittel noch vollständig bei mir, welche er mir verordnete." — »Die Krankheit, die Schwäche, das Hinsterben —" »War gut gespielt, nicht wahr, Nathalie?" — »Sie wußten, wer ich bin?" »So ziemlich mein Engel." __»Daß ich reich bin?" , „Unermeßlich reich, mein Täubchen." — „Und Sie wagten—?" »Nun meine liebe Frau?" Nathalie wenden das Gesicht ab und bedeckte dasselbe mit ihren Händen. Bergh zog sie zurück. Sie weinte. »Du weinst darüber, daß mir die List gelang? Du würdest Dich also über meinen Tod erfreuet haben?" Nathalie schluchzte. »Gott sey Dank, noch bin ich nicht gestorben, Frau Baronin von Bergh, und ich will nun erst das Leben genießen. Komm mein Engel, holde Braut." Nathalie wich entsetzt zurück und wollte entfliehen. »Nicht so, mein Täubchen," sagte er, indem er sie zurück hielt. — „Ich werde rufen." »Warum? Um den Leuten zu sagen, Du wärst trostlos, daß Dein angebeteter Bräutigam nicht todt ist?" 39 — »Wil- müssen uns trennen, Herr von Bergh." »Und warnm?" — »Weil wir nicht zusammen leben können." »Ich hoffe das Gegentheil." __ Dcr Wiener Sarueval — hat dießmal ohne Strauß Vater begonnen, da derselbe des großen Schneefalls und darum der gestörten Expedition auf der Nordbahn halber nicht, wie er gerechnet harte, präcise am >4. v. M. von Prag in Wien eintreffen konnte, zumal er, früheren: Einvernehmen gemäß, am Tage vorher noch in Olmütz z>i spielen hatte. Im k. k. Volksgarten mußte Hin. Strauß darum auch bei der letzten Sonntagsreunion Hr. Capellmcister W la saty lubstiruiren. Ein trübes Znchen für den heurigen Carneval, wenn er ohue Strauß beginnen muß. Uebrigens fehlen heuer ohnedies; die Haupcfactoren zu dem Product eines lebhaften Faschings. Geld und — der frohe Sinn; und so mag's denn hingeben, des Faschings-Eröffnung ohne Strauß, es reimt sich eins zum andern. Papierkorb des Mmüsanten. Einen schlagenden Witz machte ein Unterossicier von der die ungarischen Gefanaenen am 6. Jänner escortirenden Cavallerie, der am Ende des Queues ritt, und dem in Wien sich zudrängenden Publikum zurief: »Nun, jetzt sind die Ungarn da!" Alexander Dumas wurde von einem seiner Gläubiger um Geld gedrängt. »Geld, verehrter Freund," erwiederte der Poet, »wer hat in der jetzigen Zeit Geld? Doch will ich Ihnen einen Wechsel ausstellen." — »Zahlbar?" — »lMimo Republik," antwortete der Dichter. — »Nicht doch, mein Freund, ich bin nicht so pressirr; schreiben Sie drei Monate clalli." Ein englischer Ossicier spielte einst mit ^em Prinz-Regenten von England und verlor bedeutende Summen. Plötzlich stand er mit verzerrtem Gesichte und wildem Blicke auf. »Wo wollen Sie hin?" fragte der Prinz. — »»In's Nebenzimmer, Hoheit, um mich — auszufiuchen, denn in Ihrer Gegenwart darf ich's ja nicht.'" Ein Komiker, der viel Unglück bei jedem Kartenspiele hatte, wurde von einem Kaffehhaus - Gast gefragt, was er denn zur Creirung der deutscheu Flotte beicrageu wolle? — »Ichgebe ihr sehr viel," erwiederte er, »ich gebe ihr mein Pech." Ball Anzeige. Mittwoch an, 7. Februar wird im ständischen Rcdouten . Saale der alljährlich zum Vortheil 0er hierortigen Klcinkinderbewahr - Anstalt Statt findende große Masteilball abgehalten, der immer zu den schönsteil und besuchteren Bällen unserer Hauptstadt gehört. Wir wollen hoffen, daß diese zum Besten ter Kleinen veranstaltete Unterhaltung sich auch heuer keiner geringern Theilnahme erfreuen wirl, als in den verflossenen Jahren. — d —