Sednrc Nachricht der k. k. Landwirthschaftsgescllschast in Kram an alle Landwirthe dieser Provinz, die Gypsbrüche in Oberkrain betreffend; dann die Mirtel den Gpps von seinen Verfälschungen zu unterscheiden, von Doctor Lorenz von Vest Professor der Cbcmie und Botanik am Joanenn« Mitglied dieser Gesellschaft rc. rc.;» endlich die Abhandlung über die Eigenschaften desGyW^ UNd seine Wirkung auf die Pflanzen von Johann Burger, tilkllirin-ie vr., k. k. Gubernialrath in Triest, und Mitglied der k.k. Landwirthschastß-Gesellschaften.zu Wien, Prag, Brunn, Laibach und München. Kostet gefalzt 8 kr. M. L a i b a ck, jtdrncl! und zu haben bei) Ignaz Alonr Edl. v. Kleinmayr. «KAM, WLMWW Nachricht "her k. k. kramerrscheu Landwirthschafts- Gesellschaft an alle Landwirlhe dieser Prvbinz. sä^ste Gesellschaft, alles beachtend/- was derCultur und der Befruchtung des Grundes und Bodens from¬ men kann, uni dadurch dem §. IV. ihrer allerhöchsten Ortes bestätigten Statuten möglichst zu entsprechen, hat im Laufe des verflossenen JahreS ihre Aufmerksam¬ keit auf die Gypöbrüche in Oberkrain gerichtet, und hat, um sich von deren Örtlichkeit, Mächtigkeit und Be¬ arbeitungsweise die volle Überzeugung zu verschaffen, ihr Mitglied, den Herrn Joseph v. Best, Inhaber des EutS Schroktenthurn und Supplenten der Landwirth- schaftslehre am hiesigen k. k. Lyceum, ersuchet, diese Untersuchung vorzunehmen. Da dieser im obgewichenen Herbste diesem Ansin¬ nen zur vollen, ihm in der letzten allgemeinen Versamm¬ lung vom 2o, November v. I. zuerkannlen, Zufriedenheit dieser Gesellschaft entsprochen hat, so rechnet es sich selbe zur angenehmen Pflicht, die ihr vom gedachten Herrn Mitgliede über diesen Gegenstand gemachte Be¬ schreibung hier im Auszüge mitzutheilen. 4 Auf der Commerzial-Straße, die von Laibach nach Villach führet, befinden sich in Oberkrain, im sogenannten Thalle, auf dem der Straße zur rechten Hand liegenden Gebirge, zwischen Aßling und Lengen¬ feld, § bearbeitete Gypsbrüche. Ich lege zur Verständi¬ gung meiner Beschreibung eine kleine Karte der dafigen Gegend unter Tafel I, und einen Aufriß der Brüche Nro. 3 und 4 unter Tafel II hier bey, so wie ich die bey jedem Bruche verkommenden Steinarten numerirt verlege. I. Gypsbruch bey AßlinI auf dem Berge LeriaE. Grund und Boden, worauf der Bruch betrieben wird, gehört der Gemeinde Aßling, die solchen zeit¬ weise verpachtet. Die daselbst vorkommenden Steinarten sind: Nro. i, 2, 3, grauliche Gypsarren; „ 4 weißlicher Gyps; „ 5 kieselhaltiger Kalkstein; „ 6,-7 Conglomerate, die sich beymGyps befinden; „ 8 rothcr Schieferthon mir Elimmerblättchen; „ y weißlicher detto detto Der Gyps kommt bey diesem Anbruche nur Nie¬ ren - oder nesterweise zwischen den aufrechtstehenden Kalkfelsen, wovon unter Nro. 5 ein Stück beyliegt, vor, und wird mit ordentlichen Stollen gewonnen, wozu Vermahlen zwey im Gange sind, deßhalb kann man auch die Lagerung der Schichten nicht sehen. Der rothe Lhonschiefer ist sowohl bey diesem all den andern drey Brüchen vorhanden, und scheint der beständige Begleiter der Gypses, dem er meisteniheils zur Unterlage dienet, in diesem Gebirge zu seyn. Der weißliche Schieferthon befindet sich hie und da neben dem rothen. Die Conglomerate Nco. 6 und 7 trifft man bald ober, bald unter den Gypsschichten an. II. Gppsbruch bey dem Dorfe Hl-uselnd/L, in dem DodorseliniAr Graben. Von diesem Bruche gehöret Grund und Boden der Gemeinde Lengenfeld, welche denselben ebenfalls in jährlichen Pacht ausgibt. Die daselbst gesammelten Steinarten sind: Nro. io graulicher Gyps mit schwärzlichem Thonschie- - fer gemengt; „ 11, 12 weißer Gyps — Alabaster; „ i3 Sandstein - Conglomerar; „ i4 rother Schieferthon; „ 22 weißer Gyps —aus einem Stollen, der 3o Schritt tiefer als der eigentliche Bruch liegt, und welcher ungefähr 2 Klafter im Ber¬ ge hineingetrieben ist, wo er aus Nestern herausgegraben und an die dahin kommenden Italiener zu Maurer-Arbeiten und zu Gyps« siguren roh verkauft wird. „ 23 weißröthlicher Gyps, der im Bruche selbst hie und da eingesvrengt ist. Die Schichten sind hier regelmäßiger, und von den etwas kieselhaltigen Kalkfelsen »ingeschloffen, wie 6 »in Stück davon bey der Beschreibung der Aßlinger Grube unter Nro. 5 vorkommt. Der rothe Schieferchon Nro. i4 befindet sich unter dein Gypse in beträchtlicher Menge, so wie die Gypsschichten aus ihrer Oberfläche von dem Sand- steinconglomerac Nro. r5 bedeckt werden, welcher aber so mürbe ist, daß man schwer ein ganzes Stück von einigem Umfange bekommen kann. Die Hauptschichten dieses Gypssiötzes bestehen auS dem graulichen Gypse Nro. io; zwischen diesem kom¬ men Streifen von weißem Gypse Nro. n und r2 vor. III. und IV. Gppsbrüche vor dem Dorfe Lengenfeld. Diese beyden Brüche liegen eine halbe Stunde herwärts dem Dorfe Lengenfeld rechts im Gebirge auf einer steilen Hohe. Beyde Brüche liegen sich so nahe, daß die Ent¬ fernung des »inen von dem andern kaum 6 Klafter beträgt. Jeder dieser Brüche hat einen Grundeigenthü- mer für sich, welche Bauern ans dem Dorfe Lengen¬ feld sind, aber auch diese bearbeiten solche nicht selbst, sondern haben die Brüche verpachtet. Da beyde Brüche auf das nähmliche Flotz betrie¬ ben werden, so kömmt auch zwischen ihnen kein be¬ merkbarer Unterschied vor, und ich darf selbe füglich unter einem zusammen fassen. Die Flötzschichten sind hier horizontal gelagert, und fallen mit einer kleinen Neigung widersinnig in d«n Berg hinein 7 zer. fich vie 10- ier on us m- rr. de it- ^er ü- n- ht e- e- ch tt Zu einer kleinern Erklärung habe ich von den Flotzschichten, wie solche bey beyden Brüchen auf ein¬ ander folgen/ eine Zeichnung auf der Tafel II ge¬ wacht/ weil selbe vom Tage aus ohne alle Zimme¬ rung betrieben werden. Zn dieser Zeichnung fängt die erste Schicht: von unten mit rothem Schieferthone aii/ welchen man schon am Fuße der steilen Hohe bemerkt/ von wo aus noch gute 20 Minuten zu steigen sind/ bis man zu dem GypSbruche gelanget. V). Auf diese Schicht folgt der GypS 6) , der hier beynahe durchgehends weiß/ und bey 2 1^2 Klafter mächtig ist; ober dem Gypsr liegt abermahlcn eine ungefähr 3 Schuh mächtige Schicht rothen ThonschieferS/ und dann folgt O) daS Sand¬ stein Conglomerat/ welches so würbe ist/ daß eS schwer hält/ ein ganzes bedeutendes Stück zu bekommen. Zwischen diesem Sandsteine erscheinen hie und da kleine Streifen von dem rothen Thonschiefer; die¬ ser Sandstein macht die letzte Flotzschicht aus/ und ist dem unter Nro. i3 beschriebenen vollkommen ähnlich. Die bey diesen Brüchen gesammelten Sceinarten stud folgende: Nro. i5, i3 weiße Gypsarten; „ 17 weißer Gyps auS der oberstenSchicht-Alabaster; „ i6 Kalkstein von den herumstehenden Felsen ; „ ig/ so rother Schieferthon/ „ Li grüner Schieferthon / der sich hin und wie¬ der zwischen den Gypsschichken befindet. K Über die Auswahl der Sleme zum Stampfen und der weiter» Bereitung derselbe» zu Gyvsmeht, führt Herr v. Vest so manche gerechte Klage, die der Fahrlässigkeit 'der Pächter und Bearbeiter dieser Gypsbrüche zu Schulde» kommt; die Gesellschaft wirs nicht nur diese» wichtigen Nachtheil bey dec Berei¬ tung des rohen Gypses) der ausschließlich dem Feld¬ baue angehört, durch Belehrung und Ermunterung Gränzen zu setzen trachten, sondern sie wird auch be¬ mühet seyn, die weitere Bereitung des Gypses im gebrannten Zustande, sowohl zum Feldbau» als zu Stukator-Arbeiten und Abgüssen, shemöglichst einzu¬ leiten , und wird hierüber eine eigene Ankündigung erlassen. Weiters hat sich Herr v. Vest, um der guten Sache allen möglichen Vorschub zu geben, herbeyge- laffen, an de» Tagen, an welchen ec seine Vorlesun¬ gen über Landwirthschaft halt, d. i. Montags, Dien¬ stags, Mittwochs, Freytags und Samstags jsderWs- che, in dem k. k. Lycealgebaude, im Horsaale dsrLand- wirthschaftslehre nach geendeter Vorlesung, und zwar von i2 bis gegen i Uhr, allen Wißbegierigen sowohl die Örtlichkeit der Gypsbrüche nach der Tafel I, de» Aufriß der Brüche Nro. 5 und 4 nach der Tafe! II, so wie die in seiner Beschreibung aufgsführten Stein¬ axt«», nicht nur vsrzuweisen, sonder» hierüber alle nur wünschenswerthen Auskünfte zu ertheilen. Um aber dem landwirthschaftlichen Publicum auf «ine wohlfeil« Art die Kenntniß der Urstoffe des Gy»> ftt, seine Eigenschaften und sein« Wirkung auf dir Pflanzen zu verschaffen, hat die Gesellschaft die Für« 9 sorge getroffen, daß der hisrortigr Buchdrucker Herr Ignaz AloyS v. Klsinmayr, den vom Herrn Johann Burger/ lVlsäicinoa Ooctor, k. k. Gubernialrakh in Triest und Mitglied dieser Gesellschaft / hierüber ver- faßten und in der Carinthia im Anfänge des JahrS 1822 enthaltenen Aufsatz, — so wie jenen des lVleäicinas Ooctors und Professor der Chemie und Botanik am Joaneum zu Grätz, ebenfalls Mitglied dieser Gesell¬ schaft, Herrn Lorenz v. Vest, welcher im Aufmerk¬ samen vom Jahre 1819 verkommt, und die Mirtel anzeiget, den Gyps von seinen Verfälschungen zu un¬ terscheiden , — abdrucken lassen, und Herr v. Kleinmayr hat sich herbeygelaffen, beyde Aufsätze zusammen gehef¬ tet um 8 kr. zu verkaufen. Laibach den 25. Jänner »825. Von dem beständigen Ausschüsse der k. k. Land» roirlhschafts-Gesellschaft in Kram. Joh. Nep. FreyS. b. Buset in- x. Präsident. Glieder des beständigen Ausschusses: Ioh. Nep. v. Gandini m. x>. Secretär. Franz Hladnig m. p. Präfect. Ioh. Nep. Hradeczky m. p. Bürgermeister und Ständisch «Verordneter. Ioh. Bapt. Kersnik m. p. Professor der Physik. Jacob Zenker m. p. Bez. Eommiffär. LS Für Ländwirthe. Mittel/ den Gyps von seinen Verfälschungen, zu unterscheiden. deicht selten werten anstatt des Gypses, den die Landwirthe als Verbefferzzngsmittel ihrer Wiesen su- chen, andere Steinarten, am häusigsten Kalkstein verkauft, oder er wird mit solchen gemischt. Durch folgendes leichte, von Icderman ausführbare Ver¬ ehren kann man sich überzeugen, ob man wirklich Gyps hat oder nicht. Man pulvert den Stein, der für Typs ausge- geben wird , übergießt ihn in einem Glas mit Schei¬ dewasser, und rühret diejMischung mit einem hölzer¬ nen Spane. Zeigt sich ein Schäumen und Aufbrausen, so ist der Körper ganz oder wenigstens zum Theil Kalkstein. Menn das Aufbrausen nachgelassen, gibt man reichlich Wasser hinzu, laßt das Unaufgelöste sich setzen, und gießt das Klare vom Satze ab. Auf diesen wird wieder etwas Scheidewasser gegeben.- Zeigt sich kein Angriff mehr, so ist der Kalkstein entfernt. Der Satz kann nun allerdings Gyps seyn, ist aber meistens Kieselsand. Auf jeden Fall kann er dem folgenden Ver¬ suche unterworfen werden. Macht das Scheidewasser auf den gepulverten Stein keine Wirkung, so kann er reiner Gyps sevn. Um sich jedoch Gewißheit zu verschaffen, mischt man syn mir) einer gleichen Menge Kohlenpulver: Nun nimmt man einen kleinen Schmelztiegel/ oder in dessen Ermanglung einen kleinen iinglastrtsn Topf, dessen Boden mir Kohlenpulver bedeckt wird, drückt das mir Kohle gut gemischte Gypspulver hinein, und füllt wieder mit Kohle den übrigen leeren Raum aus. Nun wird der Deckel aufgspaßt, und die großem Fugen mit Hafnerchon verschmiert. Dieser Topf wird zwischen Kohlen zum Glühen gebracht, und eine gute halbe Stunde in dieser Hitze erhalten. Nach dem Ausknhlen wird auf die graue Masse mit Wasser versetztes Scheidewasser gegossen. (Essig macht in diesem Falle die nähmliche Wirkung.) War der Stein Gyps oder nur gypshaltig, ss verbreitet sich eine Luftart, welche wie faule Eyer riecht. Zeigt sich diese nicht, so ist der Stein nicht Gyps. Da unverfälschter Gyps mit Scheidewasser nicht aufschäumt, so ist jedes Steinpulver, das mit dieser Saure ein Aufbrausen macht, schon sehr verdächtig, und wenn es sich nur in einiger Menge darin auflöst, ganz verwerflich. Dr. West. iS Von den Eigenschaften des GypseK und seiner Wirkung aufdie Pflanzen. Von Johann Burger, Al. On., «hemahligem ordentl. Lehrer der Landwirthschast und Thier- arzneykunde ai» k. k. Lyceum zu Klagenfurt und Kanzle« derAckerbaugesellschaft in Karnthen, dermahligem ?. ?. Gu- bernialrathe in Triest und Mitglieds der landwirthschaftli- chen Gesellschaften zu Wien, Prag, Brünn, Laibach und München. -^a der Typs gegenwärtig die Aufmerksamkeit der Landwirthe mehr als je erregt, und richtige Vorstellun¬ gen über seine Wirkungsart noch keinesweges allgemein verbreitet sind: so babe ich eS für zweckmäßig gehalten, in einer kurzen Abhandlung, die physisch-chemischen Eigenschaften dieses Minerals und seine Wirkung auf die lebenden Pflanzen zu zeigen, die Ursachen dieser Wir¬ kung zu erklären, und die Widersprüche zu heben, die gegen seine Wirksamkeit gemacht werden ; endlich durch eigene und fremde Erfahrungen seinen wahren Nutzen richtiger, als dieß bis jetzt geschehen ist, zu bestimmen. Gyps nennt man jene Art von Kalkstein, die mit den Säuren weder aufbraust, noch sich in densel¬ ben auflost, und wenn sie gerieben wird, keinen Ge- Euch von sich gibt. (Der gemeine Kalkstein oder Mar¬ mor braust mir den Sauren auf, und löst sich in den¬ selben ; er heißt kohlensaurer Halb. Jener Kalkstein, der weder aufbraust, wenn man Saure auf ihngießr, noch sich im Wasser auflöst, b-ym Reiben aber stinkt, ist phosphorsaurer Kalk, den man Aparit nennt.) Er kommr gewöhnlich in derben Massen in den Kalkgebirgen vor; auch bildet er überall die Umhüllung Les Salzlagers in den Kalkgebirgen. Er ist von verschiedener Farbe, meistens grau, sonst aber auch weiß und halbdurchsichtig, wo er dann Alabaster genennt wird. In den Salzbergen findet man rochen und blauen Gyps. Wenn man den Gyps in reines, kaltes Wasser legt, so löst sich ein Theil desselben in 5oo Thcilen Wasser auf. Setzt man ihn dem Feuer aus ; so verbreitet er einen schwesiichen Geruch, verliert den vierten Theil seines Gewichtes, und seinen festen Zusammenhang. In einem hohen Feuergrade schmilzt er. Ter gebrannte GypS ist weiß, läßt sich leicht Pulvern, und dient in diesem Zustande, ähnlich dem gebrannten Kalke, beym Bauwesen. Er ist >— nach Buchholz >— zusammengesetzt aus Kalk, o,45 Schwefelsäure, und 0,24 Crystalli¬ sationswasser. (Jener Gyps, der kein Cryffallisationswasser ent¬ hält, heißt Anhydrit, und gehört zu den Selten¬ heiten.) Gyps ist demnach mit Schwefelsäure gemischter Kalk, schwefelsaurer Kalk. -4 Seine Auflösung im Wasser ist geschmacklos: BeynH Verdampfen des Wassers schlägt sich der Gyps in klei¬ nen Crystallen zu Boden, die man Selenir nennt. Bringt man in die Gypsauflösung Laugensalze oder kohlenstoffhaltige Körper, so erfolgt ein'e Zerse¬ tzung, und man bemerkt oft einen Len faulen Eyern ähn¬ lichen Geruch: (Manche Mineralquellen riechen nach Kropf- schwamm, oder sie stoßen geschwefeltes Wasserstoffgar aus, was oft der Zersetzung des Gypsss mit den Lau¬ gensalzen des Wassers zugeschrieben werden muß. Das Verderben des Wassers auf Schiffen rührt entweder von dem Holzextract der Fässer, oder von Vergrößern Menge von Gyps her, die in manchen Wassern vor¬ handen ist, und sich in Berührung mit den kohlen¬ stoffhaltigen Theilen zersetzt.) Wenn man fein gepulverten Gyps, im gebrann¬ ten Zustande, über wachsende Pflanzen streuet, sh bemerkt man, daß er das WachSrhum einiger sehr auffallend befördert, auf andere nur gering einwirkt, und für andere sich völlig gleichgültig verhält. Am wirksamsten zeigt er sich beym rothen und weißen Klee, bey der Lucerne, Esparsette und Leit Wicken. Minder auffallend ist seine Wirkung bey den Erbsen, Bohnen, beym Kopfkohle, Lein und dem Rübsen. Ganz unwirksam ist er beffm Getreide und allen andern Grasarten. Da der Gyps eine aus Kalk und Schwefelsäure zusammengesetzte Substanz ist, so entsteht die Frage: ob man dem einen oder dem andern Körper, oder der Mischung beyder die düffserahnliche Wirkung zu- - m schreiben müsse. Nur. durch vergleichende Versuche wer. i- den wir die Antwort hierauf finden. Streuet man atzenden Kalk über die Äcker, s» je werden die darauf befindlichen Pflanzen allerdings ein 'e- vermehrtes Wachsthum äußern; denn der Kalk zersetzt n- den Humus, und macht ihn mehr und schneller im > f Wasser aufloslich, auch geht ein Theil des Kalkes selbst ff- in die Pflanze über: allein es ist eine ungleich größe- as re Menge von atzendem Kalke erforderlich, wenn ei¬ lt- ' ur bemerkliche Wirkung hervorgebracht werden soll, as - als man mit dem Eypse gewöhnlich ausstreuet, auch >er bringt der Kalk nicht so auffallende, so schnelle, und l'" auf eine gewisse Classe von Pflanzen beschränkte Wir- kungen hervor. n- (Wenn man 5oo Pfund Gyps auf ein Wiener Joch auSstreuet, so find darin nur io» Pfund Kalk »l- enthalten. 5oc> Pfund Gyps bewirken unter günstigen sö Verhältnissen einen sehr auffallenden Erfolg, aber aoo chr Pfund Kalk nicht den kleinsten.) . kr? Die Schwefelsäure ist im concentrirten Zustande «ine Flüssigkeit, die alle organischen Körper zerstört, md Wird sehr verdünnte Schwefelsäure über Pflanzen auS- >eü gegossen, die im Sande oHer Thon wachsen, so be- ' -en merkt man entweder keine, oder schädliche Wirkungen; em wird sie aber in einem neutralisirten Zustande über lnd die wachsenden Pflanzen gebracht, oder findet sie ei¬ nen Körper im Boden, mit dem sie sich neutralisirt: urr Kalk, Bittererde, Laugensalze, so äußert sie unter ge: übrigens günstigen, in der Folge zu erwähnenden Um- > der ständen, Wirkungen, welche fenen des natürlichen zu- Expse- gleich sind. iS (Die düngende Wirkung der Opp-lsdorfer Stein¬ kohle, die auS o,53 Eisenvirriol, d. h. schwefelssu- rem Eisen, und nur aus 0,47 Kohlen bestehl, wo¬ von in Thaers Annalen des Ackerbaues, B. X, S. 445, ein ausführlicher Bericht steht; die ähnli¬ chen Wirkungen des mit schwefelsaurem Eisen gemengten Torfes, wovon man in England und Frankreich Ge¬ brauch macht — siehe ThaerS Annalen, D. X, S. 176, und Hermbstädts Archiv B. IV, H. i — müssen aus dem Grunde der Schwefelsäure zugeschrie¬ ben werden, weil Steinkohlen und Torf für sich, und in so geringer Menge angewendet, eine kaum merk¬ lich düngende Wirkung hervorbringen, und der Eisen¬ kalk sich im Boden kaum ändert; und eben deswegen im Bezüge auf die Vegetation als gleichgültig und unthätig betrachtet werden kann.) Es ist demnach die Schwefelsäure, die im Gyps den wirksamen pflanzenernährenden Bestandtheil aus¬ macht. . Aber nicht die freye Schwefelsäure, d. h. die Ver¬ bindung des Sauerstoffes mit dem Schwefel, ist es, welche das Pflanzenwachsthum befördert, sondern die Verbindung dieser Säure mit einem kalischen Körper, oder es ist es vielmehr der Schwefel, der mittelst dieser Beymischung im Wasser auflöslich wird, ohne sauer zu seyn, in welchem Zustande er fast immer giftig auf die Pflanzen einwirkt. Soll diese Meinung richtig seyn, so muss dec bloße Schwefel die gleiche Wirkung wie der Gyps hervorbringen, wenn man ihn in Verbindung mit einem andern Körper, der seine Auflöslichkeit im Was¬ ser L'' ser vermittelt, an die Pflanzen bringt. Ein solcher Kör¬ per ist der Wasserstoff. Mischt man kalische Körper mit Schwefel, und setzt dieselben einem anhaltenden Hitz- grade aus, so erhalt man Schwefelleber. Wird über diese Schwefelleber Wasser geschüttet, so zersetzt sich dasselbe sogleich, und der Wasserstoff des Wassers löst den Schwefel auf, und entweicht zum Theile als ge¬ schwefeltes Wasserstoffgas, das wie faule Eyer stinkt; zum Theile bleibt die Schwefelauflösung aber im Was¬ ser gebunden zurück. Da aber im Boden das Wasser durch die Wechselwirkung desHumus auf denselben bestän¬ dig zerlegt wird, so findet da der Schwefel auch ohne Verbindung mit einem kalischen Körper beständig und genug Wasserstoff, der ihn auflöst, und mit dem Was¬ ser in Mischung bringt. Aus mehreren Versuchen erhellet, daß diese Hy¬ pothese richtig sey, und daß der Schwefel dieselben Wir¬ kungen bey den Pflanzen hervorbringe, wie der Eyps. (Die Betrachtung, daß die Umgebungen der seuerspeyenden Berge in Italien eine besondere und ausnehmende Fruchtbarkeit äußerten, bewogen Herrn Berard den altern, Kaufmann zu kontlieu-les- Issns, im südlichen Frankreich, Versuche mit dem Schwefel anzustellen, den er zu gleichen Theilen mit Asche mengte, um dadurch eine den vulkanischen Aus¬ würfen ähnliche Masse hervorzubringen. Seine Beob¬ achtungen, die er über die Wirkungen dieses Gemen¬ ges, das er über Klee, Luzerne, Getreide und Wiesen ousstreute, und die er in den Lnnales äes arts nt rnötiers, lom. 55. i6sg, erzählt, gaben zum Resul¬ tat«, daß das Wachsthum der beyden erster» Pflanzen s iS auffallend befördert wurde, wahrend er bey den Graf» arten keine bemerkbare Wirkung erkennen konnte. Diese Beobachtung veranlaßte mich im Jahre a8i3, mit Gyps und Schwefel vergleichende Versuche beym Klee zu machen. Vier gleich große Vierecke ei¬ nes Kleeackbrs wurden folgendermaßen bestreuet: Auf so viel Gyps, daß für das Joch rooo Pfd. gekom¬ men waren; auf D 5oo Pfd. Gyps; auf 0 Zoo Pfd. Schwefelpulver; auf O 2oo Pfd. Schwefel, und. auf D ioo Pfd. Schwefel. Das Bestreuen geschah am 17. April, und die darauf folgende Witterung war mehr feucht als trocken, ohne jedoch kalt zu seyn. Schon in der Mitte des May unterschieden sich die gegypsten und geschwefelten Stellen vor den übrigen, durch grö¬ ßere, breitere und dunklere Blätter, bald darauf auch durch höhere und überhaupt größere Pflanzen. Am 25. May besah ich die Versuchstellen genau. Vor al¬ len zeichnete sich das mit 1000 Pfd. pr. Joch be- gypslc Siück aus, dann kam I) mit 200 Pfd. Schwe¬ fel, die übrigen 3 Stücke D, 6, waren sich, dem Ansehen nach, fast ganz gleich, alle schöner- wie der daneben stehende nicht gegypste Klee. In 1000 Pfd. Gyps sind 2i5 Pfd. Schwefel¬ säure enthalten, und da in 100 Theilen Schwefel¬ säure 42 Theile Schwefel enthalten sind, so sind in 1000 Pfd. Gyps 180,6 Pfd. Schwefel vorhanden. Wahrscheinlich bewirkten die in 1000 Pfd. Gyps enthaltenen 108,6 Pfd. Schwefel deswegen eine grö¬ ßere Wirkung, als die daneben auf eine gleich große Zlache gesäelen 2oo, ja Zoo Pfd. Schwefel, weil mittelst des Gypses mehr Schwefel bis zu Ende May r- im Wasser aufgelost worden war, als sich auf den ge. schwefelten Stellen im Wasserstoffs aufloste; denn der Eyvs ist im Wasser geradezu aufloslich, und kann von den Pflanzen eingesaugt werden , wahrend der Schwefel nur im Wafferstoffe auflöslich, sein Lösungsmittel nicht immer in hinlänglicher Menge vorfindet. — ^Ungeachtet der geringen Verschietenheit des Er¬ folges ist doch die Ähnlichkeit der Wirkung dieser Hey¬ den Substanzen so auffallend gleichförmig, daß die Richtigkeit der Folgerung keinem Zweifel unterliegt.) Da die Beförderung des Wachsrhumes der Pflan¬ zen durch Gyps, nicht der Humus aufiösenden Kraft des in ihm vorfindigen Kalkes, sondern nur dem Schwefel zugeschiieben werden muß, dieser aber auf den Humus keine zersetzende Wirkung äußert, so darf der Schwefel nicht unter die Dünger vermitteln¬ den Substanzen: als ätzender Kalk, ätzende und mit-, de Laugensalze, sondern er muß unter die düngenden selbst gezahlt werden. Die größere Wirkung des Gypses in einem rei¬ chen Boden muß der durch den vielen Humus begün¬ stigten Zerlegung des Wassers zugeschrieben werden, wodurch der Schwefel schleuniger aufgelöst, oder in der Pflanze kräftiger ausgeschieden wird.) Mir Unrecht sehen wir bloß die organische Mate¬ rie als nährend an: eS muffen vielmehr alle Elemente, die wir bey der Zerlegung der organischen Materie in derselben vorfinden, im strengen Sinne als nährend, die lebende organische Substanz zusammensetzend, be¬ trachtet werden, wenn sie in einer solchen Verbindung in den Körper der Thiere oder Pflanzen gebracht wer- 2 * . ra den, daß eint Zerlegung und neue Zusammensetzung derselben mit denen im lebenden Körper vorfindigenStof» fen Statt haben kann. Der Schwefel ist ein wesentlicher Destandtheik der organischen Materie; nur ist er nicht in allen Thei- len derselben in gleicher Menge vorhanden. Er fin¬ det sich bey den Thieren häufiger, wie bey den Pflan¬ zen, im Gelben des Eyes am häufigsten/ unmerklich im Holze. Er ist im Kleber der Getreidearten und Hülsenfrüchre, in der eyweißartigen Marerie des Ret¬ tigs / der Rüben u. s. w. Er ist demnach zur Biloung der organischen Materie notwendig, und seine Wir¬ kung auf die Pflanzen nährend, wenn er den Thieren lind Pflanzen in einer solchen Verbindung beygebracht wird, daß sie ihn abscheiden und in einer neuen Mi¬ schung sich aneigncn können. Ob der Gyps im Wasser aufgelöst von den Pflan¬ zenwurzeln angesaugt werde, und die Abscheidung des Schwefels in den Organen der Pflanze vor sich gehe; oder ob der Gyps von außen zerlegt, im Wasserstoff! deS zersetzten Wassers aufgelöst, in Dampfform von den Blättern eingeathmet, in Las Innere der Pflanze gebracht werde, ist uns noch unbekannt. — Wenn wir betrachten, daß der Schwefel im Wasser unauflöslich ist; daß wir den Gyps und Schwefel nur auf die Ober¬ fläche deS Bodens streuen; daß er untergeackert, nutzlos ist: so möchte man fast glauben, daß es die Blätter seyen, welche hier die Nahrung aufnehmcn, indem sie das geschwefelte WafferstoffgaS, welches durch die Wasierdämpfe, die sich mit demselben verbinden, »or dem Verflüchtigen geschützt wird, einsaugen. Weil Lt B aber eben so wahrscheinlich ist, daß die wässerige Gypsauflösung von den Wurzeln angesaugt werde, und da bey der Anwendung des Schwefels es eben so leicht möglich ist, daß die mit geschwefeltem Wafferstoffgas erfüllten Wasserdämvfe den Wurzeln in der Erde wie» der zngeführt werden; und da es endlich analoger ist, die Ansaugung der Nahrung mittelst der Wurzeln auch bey der Gyvs-und Schwefelauflösung anzunehmen: so dürfte dies« letztere Meinung vielleicht die richtigere seyn. Warum wir bey den Grasern keine bemerklichen Wirkungen vom Gypse oder Schwefel wahrnehmen: warum nur bey den Pflanzen mit Hülsenfrüchten und zum Theile auch bey jenen, die öhlhaltige Samen¬ körner tragen, können wir nicht genügend erklären» Wahrscheinlich ist es, daß der Säst in den Blättern der Hülfenfrüchte und Öhlgewächse schon viel Eyweiß» stoss enthält, und daher Schwefel nöthig hat, und daß die Gräser in ihren grünenden Blättern keinen, oder einen sehr geringen Anrheil von Eyweiß haben, und erst später diese Materie zur Bildung des KleberS in den Körnern bedürfen; deßwegen im erstern Falle der Zusatz an Schwefel durch den Gyps das Volumen der Stängel und Blätter vermehrt, im zweyten aber als überfiüßig entweder gar nicht angesaugt wird, und späterhin entweder schon verflüchtigt, oder wegen Mangel der früh abdorrenden Blätter auch wohl nicht ausgenommen, oder nicht ausgescpieden werden kann. Nicht in jeden, Jahre, und nicht an allen Orlen bemerkt man vom Gypse die gleiche Wirkung. In jenen Jahren, die einen feuchten und warmen Frühling haben. L2 ist seine Wirkung dis größte. War diese Jahrszeit tro¬ cken oder zu kalt, so zeigt sich entweder gar keine, oder eine sehr geringe Wirkung. In Thälern, und in einer von den austrocknen¬ den Winden geschützten Lags, ist der Gyps seltener un¬ wirksam > als in den Ebenen- Im Sandboden mißlingt seine Anwendung am häufigsten; in einem mäßig bin- digen Boden bringt er unter übrigens günstigen Ver¬ hältnissen die sicherste und gewisseste Wirkung hervor, und im schweren Thonbodsn erweiset er sich nur dann nützlich, wenn dieser trocken genug, und hinlänglich warm gelegen ist. Aus diesem erhellst, daß ein gehöriger Grad vom Feuchtigkeit und Wärme zusammen vorhanden seyn müsse, wenn der Gyps das Wachsthum der Pflanzen, befördern soll. (Es ist leicht begreiflich, daß er bey großer Trocken¬ heit, und überhaupt, bey einem zü geringen Grade von Feuchtigkeit unwirksam bleibt, denn da mangelt es ihm an dem nöthigen Auflösungsmittel. Daher seine größte Wirksamkeit in thaureichen, geschlossenen Thä- lern, in warmen und feuchten Frühlingen, und in einem mäßig bindigen, weder zu leicht austrocknenden noch zu feuchtem Boden. —> Warum er mir aber in kalten und nassen Jahren, wie z. B. die Jahrs 18-4 und 16 waren, so wenig Nutzen brachte, und warum er überhaupt nur mehr in wärmeren Gegenden und wärmeren Jahrgängen mehr als gewöhnlich nützt, kann nur dadurch erklärt werden, daß in . einem gegebenen Zeitraums mehr Gyps, nicht sowohl im Wasser auf¬ gelöst, als vielmehr in der Pflanze zerlegt wird, wenn s5 »ni größerer Wärmegrad auf den Deden und in die Pflanze einwirkt. „Auf keinem Felde" sagt der Pfarrer Maier von Kupferzell, der sich um die Verbreitung desGypses in Deutschland das größte Verdienst gesammelt hat, „ist der Gyps wirksamer, als auf trocknen, vorzüglich auf sonnigen, nur auf schattigen und feuchten Stellen nicht. Er thut aber auch keine, oder eine nachtbeilige Wirkung auf Stellen , die bey der Hitze den Pflanzen das Wachsthum versagen." Schwerz will in der Pfalz mehrere Orter gefun¬ den haben, wo der Gyvs keine Wirkung machte. Vor¬ züglich ley es in den Niederungen, die einen bröcklich-. ten und doch festen, schweren, bey der Hitze und Trockenheit berstenden, rothen, oder schwärzlich rothen Boden haben, moder Gyps keinen Nutzen bringe, mährend er in derselben Feldflur, aber auf Boden an¬ derer Art, sich sehr wirksam erwiese. Siehe Beobachtun¬ gen über den Ackerbau der Pfälzer, S. 267, 281. —> Ich bin aber auf solche angebliche Erfahrungen sehr mißtrauisch, denn alle Engländer behaupteten noch vor wenigen Jahren, daß der GypS in ihrer Insel nutzlos sey, und jetzt wird er in K e n t, mieDavysagt, schon häufig verwendet. Ein mißlungener Versuch istgewöhn- lich die Veranlassung über den Gegenstand der Frage abzusprechen, und den Gyps entweder als nutzlos oder wohl gar als schädlich zu erklären.) Nach diesen allgemeinen, die Natur und Wirkung des GyvseS betreffenden Erfahrungen und Hypothesen wollen wir nun auch eine nähere Untersuchung vorneh- mrn, über die nützlichste Art ihn zu verwenden, und seine Vertheile bei) der Cultur der verschiedenen Man- zen durch fremde und eigene Erfahrungen nachweisen. Die ersteren Untersuchungen erstrecken sich über die Zeit, wann er ausgestceuet, und über die Menge, in welcher er Verwender werden soll. Die letzteren Untersuchungen sollen durch allgemeine Beobachtungen und vergleichende Versuche seinen Nutzen alSDüngungsmittel verschiedenerPflanzen näher erheben. Man streuet denGyps vor dem Winter, im Früh¬ linge und im Sommer über die Felder. Vielen scheint es gleichgültig zu seyn, ob man im Spaiherbste oder im Frühlings den Typs über die Klee-, Luzern- und Esparsettfelder streut; denn da im Winter die Auflösung des Gypses wahrscheinlich gar nicht v»r sich geht, weil der Frost sie hindert, und falls sie be¬ wirkt worden wäre, weder eingesaugt noch verflüchtiget wird, und so lange im Boden verharret, bis sie durch die steigende Hitze entweder eingesaugt, oder verflüch¬ tiget wird, so gyvsen sie bald vor, bald nach dem Win¬ ter. Es scheint mir aber nicht einerley, ob man in dec. einen oder dec andern Zeit die Felder gypse, und ich glaube, daß es nicht ganz unwichtige Rücksichten gibt, das Gypsen vor dem Frühlinge nicht vorzunehmen. Einmahl ist es möglich, daß die Futterpflanze über Winter zu Grunde geht, und in diesem Falle ist dis Auslage für den Gyps verloren; und da die Pflanzen nur dann mehrere Nahrung aus dem Boden bedürfen, wenn ihr Wachsthum lebhaft erwacht ist, und die Vergrößerung ihres Umfanges Zusatz von Außen be¬ darf, so ist es nicht sowohl überflüßig, als vielmehr verschwenderisch, den Gyxs, eine Nahrung, die kei- yer vorläufigen, langwahrende.n Zersetzung bedarf, wie die organische Materie, früher in den Boden zu brin¬ gen, als ihn die Pflanzen bedürfen, weil er sich sehr bald auflöst, und wenn er nicht gleich darauf singe, saugt wird, sich verflüchtigt und ohne Nutzen für die Pflanzen aus dem Boden verschwindet. — Der wahre Zeitpunct, die vor-oder mehrjährigen Futterpflanzen zu begypsen, ist demnach jener, wenn die Vegetation erwacht ist. Es gibt bey uns viele Landwirthe, die ihren Klee immer im Spälherbste Zypsen, und in trockenen Früh¬ lingen mag das auch wohl seinen Nutzen haben, daß der Gyps früher recht aufgeweicht, und aufloslicher ge¬ macht worden ist. Thaer erzählt in seiner rariuon. Landw. II. Th. 261. S. ebenfalls eine Beobachtung, wo eine begränzte Fläche Roggen im Herbste gegypst, und im Frühlinge mir weißem Klee besäet wllroe. Auf dem gegypsten Stücke wuchs der Klee dicht und üppig, und kam auf den übrigen Orten nur wenig auf. Sommergewachse, das heißt: solche Pflanzen, die im Frühlinge gesäet und im Verlaufe desselben Iah. res auch noch geerntet werden, wie Bohnen, Erbsen, Linsen, Wicken, Lein, Rübsen u. s. w., gypst man, sobald sie die ersten Blatter entfaltet haben. Kopfkohl wird bey uns hin und wieder bey Übersetzen in den Wurzeln gegypst, die man in.eine dicke Gypsbrühe eintaucht, ehe sie übersetzt werden. Anderswo streuet man den Gyps erst dann auf den Kopfkohl, wenn er im Schließen des Kopfes begriffen ist. (Siehe Lhaers Annalen der niedersächsische» Landw. III. 2«hrg. 2. St. 4rS- S.) <8 Man räth auch wohl/ Klee und Luzerne, dis inr Frühlings gesäer worden, entweder bald nach der Saad, wenn die Pflanzen hervorkommen, als nach dem Schnitts des mitausgssäeten Getreides zu gypsen. So meinen auch viele, daß es nützlich sey, die Kleefelder zwey Mahl in demselben Jahre zu gypsen, um dadurch den zweyten und dritten Schnitt eben so ergiebig, als den ersten zu machen. — Ich will die Wirksamkeit des Gypses auf die jungen Pflanzen nicht in Zweifel zie¬ hen, und ich-glaube allerdings, daß ein zweyreS Gyp¬ sen das WachSthum vermehren werde; nur vermurhe ich, daß in diesen beyden Fallen die Kosten des Eyp- sens durch die geringe Vermehrung des Pflanzenvo¬ lumens nur selten ersetzt werden. — Warum aber der Gyps, wenn er über den Klee, bald nach dem Säen, oder nach dem ersten oder zweyten Schnitte wieder ausgesireuet wird, eine verhältnißmaßig gerin¬ gere Wirkung hervorbringe, als wenn er über den jährigen im Frühlinge angewendet wird, mag wohl darin zu suchen seyn, daß die sehr junge Kleepflanz« für ihren- geringen Bedarf ohnedieß Nahrung genug im Boden findet, und des Gypses nicht bedarf, und daß von ihm wahrscheinlich zu wenig, vielleicht auch nichts mehr vorhanden ist, wenn fie ihn nach wegge¬ brachtem Getreide nöthig hätte. — Warum das Gyp¬ sen im Sommer so selten und nur wenig wirkt, mag der größeren Trockenheit in dieser Jahresfrist zuge- schrieben werden, die seine Auflösung hindert. (Meine eigenen Versuche mit dem Gypsen der Klse-und Luzernfelder bald nach dem Säen, zeigten mir nie eine Wirkung, biedre Kosten deS GypseS ersetzt »7 Harts ; so konnte ich auch in den Jahren i8r5 und »6, wo ich bestimmte Stellen des im Frühlinge gegypste» Kleefeldes im July wiedergyrst , nicht bemerken, daß ich dadurch das Wachsthum derselben vermehrt hatte. - Oft zeigt sich die Wirkung des Gyvses erst bsym zweytcn Kleehiebe, weil der Gyps in der Periode des ersten Wuchses ungünstige Zeit für seine Auflösung fand, wovon ein Beyfpiel inT h a e rs Annalen V. B. S. ^07 erzählt wird, und dann wird man leicht verführt, dem zweyten Gypfen die Wirkung zuzuschreiben , die noch dem ersten gebührt.—Einen sehr günstigen Erfolg vom Gypsiren des Klees im July, der aber im Frühlinge nicht gegvvst worden, kann man in denselben Annalen VI. B. S. 28 lesen, mobey man bedauern muß, daß die Umstande, unter welchen der Wachschum Statt hatte, nicht angegeben sind.) Die Menge des Gypses, die man auf einer gege¬ benen Flache aussäen soll, wird verschieden angegeben, und weil die Verhältnisse dcS Gyvses selbst, und die Um¬ stande, unter denen er seine Wirksamkeit äußern muß, sehr abweichend seyn können, so rühren zweifelsohne die vsrschiedenenAngaben, nach welchen man bald mehr, bald weniger Gyps ausstreuen soll , davon her. Je feiner der Gyps gevulverr, und je weniger er mit anderem Gesteine gemengt ist; je mehr die Mischung des Bodens und dis climatischen Verhältnisse seine Auflösung begünstigen; je größer ist die Wirkung des Gypses, und um so weniger bedarf man von ihm, und umgekehrt; je weniger fein er zermahlen, und wie bey uns gar nicht fein gesiebt; je mehr er mit Kalk oder andern Steinen gemengt ist; je sandiger der Bo- ,2 den , je trockner und regenloser das Clima ist r je ge¬ ringer ist seine Wirkung, und um so mehr ist von ihn; erforderlich, wenn sie nur einigermaßen bemerklich seyn soll. Die geringste Menge von Gyps, wenn er sehr fein zertheilt ist, und die Umstände sein Zersetzen be» günstigen , ist ein Wiener Metzen von i32Pfd. Wiener Gewichc, für das österreichische Joch von 1600 gevierren Wiener Klaftern. Die gewöhnlichere beträgt 4 Metzen oder 556 Pfd.; außerordentlich sind 6 bis 6 Metzen. (In Ober-Ost erreich säst man meistens nur einen Metzen auf das Joch, und doch versichern die dortigen Landwirrhe, daß diese geringeMengs hinläng, lich sey. In Franken säet man 3, Key uns aber durchgehends 4 Metzen pr. Joch. — Unser Gyvs ist zwar nicht unrein, das heißt, es findet sich kein frem¬ des Gestein darin vor; dafür aber ist er grob gepul¬ vert, nicht fein gesiebt, und ich glaube nicht zu viel abzuschlagen, wenn ich den vierten Theil als unauflös¬ lich annehme. Inder Pfalz streuet man, nachMöl- lingers Angabe (in Schwerz Pfalz. Ackerbau S. 189), auf den dortigen Morgen ü5o Pfd., was un¬ gefähr 5oo Pfd. pr. Joch beträgt. — In derSchw e i; gypst man am reichlichsten. Tschiffeli sagt in seinen Briefen über die Stallfürterung und den Kleebau S. 96, daß man um Bern 6 1/8 Wiener Metzen pr. Joch gemeinschaftlich mit dem Kleesamen aussae, und Fel¬ lenberg in Hofwyl säet nach (Schwerz Beschrei¬ bung der Hofwyler-Wirthschaft S. 182) gar 7 1/2 bis 8 3/5 Metzen pr. Joch. Es ist aber ein sehr beträcht- Ucyer Unterschied in dec baren Geidausgabe, ob ich zur Erreichung desselben Zweckei zwey oder zehn Dulden pr. Joch ausgebe, und wenn zwey Centner so viel be¬ wirken wie zehn, so sind die Auslagen für nichts ver¬ schwendet. Es fehlen uns aber vergleichende Versuche über die, Wirkungen, welche bestimmte Quantitäten von Gyps unter gegebenen Bedindungen hervorbrin« gen, und unsere Kenntnisse von seiner Wirkung beru¬ hen auf sehr unbestimmten und unvollkommenen Anga¬ ben. — In den von mir angestellten, oben erzähl¬ ten Versuchen mit Gyps und Schwefel, bewirkten ic> Centner Gyps pr. Joch die auffallendste Vermehrung des Wachsthums; allein sch verabsäumte ebenfalls den Klee auf diesen, und den andern minder gegypsren und geschwefelten Stellen zu wiegen, und verließ mich in der Beunheilung bloß auf das Gesicht.) Damit aber die Landwirthe/ welche die Wirkung deS Gypses noch nicht aus der eigenen Beobachtung kennen, im Voraus wissen, was sie sich ungefähr von demselben zu versprechen haben, will ich sie mit eini¬ gen in landwirthschafclichen Schriften verkommenden, so wie mit meinen eigenen Erfahrungen bekannt machen. In Thaers Annalen des Ackerbaues B. V., S. 411, wird eine vergleichende Erfahrung über den Er¬ trag des gegypsten und ungegypsten Klees erzählt. Der erste Hieb des Klees, wo auf gegypst und ge¬ mäht, auf L nicht gegypst und gemäht, und auf 0 auch nicht gegypst, und statt dem Mähen abgeweider worden, gab der zmeyte Hieb dieses Feldes: Auf an grünem Klee 729g Pfd. pr. Berl. Morgen. 6 » ,, „ 5355 „ » „ » ee » 35-bo » >» Lo Wenn der Ertrag an Klee auf diesem Felde im Ganzen auch nur gering ist, denn er betragt auf-4. nur 187 2^3 Centner grünen Klees pr. Joch, so er¬ sieht man doch daraus das vortheilhafte Verhältnis; der gegypsten zu den ungegypsken Stellen. Es verhalt sich »ähmlich: V zu I?, wie aoo zu 78; und V. zu 6, wie 100 zu 52. Der Gyps veruiehrte in dem letzten Falle den Er¬ trag um das Doppelte. Im VI. Band derselben Annalen, S. 23 , «stecht eine andere Beobachtung über den nahmlichen Gegen¬ stand, wo der Unterschied noch größer ist. Ein Klee- Acker-Stück von 354 Quadrat-Klaftern wurde mit 14 Maßel Gyps bestreuet, 4 1/8 Metzen pr. Joch. Beym Mähen erhielt man von dieser Fläche Z78 Pfd. grüne Pflanzen, während eine gleich große Fläche von dem Kleeacker- die aber nicht gegypst worden war, nur g3 Pfd. gab. Hier ist das Verhältnis; des gegyps- ken Stückes zum ungegypsten wie roo zu 24. Ich selbst erhielt am 2. July ;8i3 auf einem ziemlich schön bewachsenen, eben im Aufblühen begrif¬ fenen Kleefelde, das ich in der Mitts des Aprils mit 5no Pfd. pr. Joch begypst hatte, von 4 Quadrat- Klaftern: 61 Pfd.; vom nicht gegypsten: 4-7 Pfd. grünen Klee. Dieses beträgt für das Joch im erstere» Falle: 244, und im letztem: r88 Centn. Das Ver- hältniß ist wie 100 zu 77. Ich hatte demnach schon beyw ersten Schnitte fürdie Auslage von 5vk) Pfd. Gyps 56 Centnergrünen Klee'« erhalten, dis mindestens n Centnern Hsu gleich sind. Weniger'auffallend war die Wirkung des Gypses sm Jahre iäl5, wo ich am 8. Juny von einem in vollem Blühen begriffenen und in der Milte April mir 5oo Pfd. Epps bestreutem Kleefeld« von io Qua¬ drat - Klaftern : i35, und von nicht gegypsten: 122 Pfd. Klee erhielt. Das Joch gab vom gegypsten Theile: 2i2 4/5 Centner; vom nicht gegypsten: r^5i/4Csnt- uer. Das Verhaltnisi ist hier wie roo zu gi, Der Überschuß beym ersten Hiebe beträgt hier nur: 1760 Pfd. grünen Klees, etwa: 3 1/2 Centner Heu pr. Joch, und wenn wir annehmen, daß ich beym zweyten Hie¬ be gleichviel Uberschuß erhielt: so kofferen mich y Cent¬ ner Heu 5 Centner GyPS. Nicht gewogen, aber bey- läufig geschätzt, findet man über den Ertrag dergegyps- len Felder eine Menge von Angaben in den Schriften der practischen Landwirthe, vorzüglich in Schwerz schon angeführtem Werke über den Ackerbau der Pfäl¬ zer. Man erfleht aus denselben, daß der Eyps einer der wichtigsten Hebel war, der die berühmten Wirih- schaften am linken Rheinufer, in der Gegend zwischen Weissenburg und Worms, auf jene Hohe gebracht hat, auf der sie nun stehen. Man hält da den Eyps für die wesentlichste Stütze des Kleebaues, der Luzerne, der Esparsette, der Wicken, der Stallfütterung, der Viehzucht, und mithin der ganzen Landwirchschaft. Ich kenne viele Laudwirrhschaften, in denen ver¬ gleichende Versuche mit dem Gypse angesiellt wurden, wobey sich dieser oft in einem sehr hohen Grade aus¬ zeichnete. Herr von W* wollte nie glauben, daß der üppige Wachsthum deS Klees seines Nachbars, meines FreundeS R*, dem Gypse zugeschrieben werden müsse z sondern hielt dieß für eine Folge des bessern Bodens und der starkem Düngung. Um ihn durch einen auf¬ fallenden vergleichenden Versuch hievon zu überzeu¬ gen, säete wein Freund heimlich in das an einem Ab¬ hange liegende Kleefeld seines Nachbars die Anfangs¬ buchstaben seines NahmenS mit Gypse durch den gan¬ zen Acker, und als dieser seine Wirkung gethan hatte, führte er ihn auf eine Stelle , wo er das Kleefeld Übersehen, und in demselben die bsyden Buchstaben, die sich durch dunkle, breite Blatter und höhere Pflan¬ zen sehr auffallend vor den übrigen auszeichneten, be¬ merken konnte. Seit der Zeit ist Herr von W* ein großer Freund des Gypses. -- Laich nicht zur Absicht habe, eine vollständige Geschichte des Gypses als Düngungsmirtel zu schreiben/ sondern nur seine Wirkung zu erklären, und es außer Zweifel zu setzen, daß er nicht zu den Dünger ver¬ mittelnden , d. h. den im Boden vorfindigen Nah¬ rungsstoff auflosenden, sondern zu den wirklich düngen¬ den, d. h. Pflanzen nährenden Substanzen gezählt werden müsse: so könnte ich meins kleine Abhandlung hiermit schließen, Wei! ich glaube, das mir selbst vor- gestsckre Ziel erreicht zu haben, wenn ich nicht ver- muthete, daß die folgenden Bemerkungen über die GypSlagea in K o rnthen, über die Zeit der Einführung des Gypsens, die Größe deS Verbrauches desselben bey uns, so wie über die Art ihn zu verwenden, meinen Lesern eine nicht unwillkommene Zugabe seyn dürfte. Wir haben in Kär n t h e n mehrere bekannte und wahrscheinlich noch sehr viele unbekannte Eypslager in der ungeheuren Kalkgebirgs - Kette der kornischen 53 Alps», die unser Land von Italien und Krain scheiden. Gypsbrüche, die bearbeitet werden/ sind der eine bey Feistritz/ der andere bey Rosenbach/ beyde im Rosen thale; bekannte abeF nicht bearbei¬ tete Gypsbrüche sind bey Wasserleonburg, in der Schütt und zu St. Daniel/ alle drey im Geil- thale. Der Gyps von Feistritz bricht am Abhange bcrKotschna-Alpe. Er istgrau/ glänzend im Bru¬ che/ leicht zu ritze»/ denn man kann ihn mit den Fingernägeln schaben. Seine Form ist blättrig wie Schiefer. Der Gyps von Nosenbach bricht am Abhange des hohen Kum. Er ist etwas lichter von Farbe. Der Pfarrer Maier zu Kupferzell/ dieser Apostel des Gypscs, trug durch seine Schriften über Klee / Gyps/ Stallfütterung u. s. w. auch bey uns sehr wesentlich zur Verbesserung der Landwirthschafc bey. Die Ackerhaugesellschafr von Kärnthen ernann¬ te ihn zum Zeichen ihres Anerkennens seiner Verdien¬ ste zu ihrem Mitglieds, und ein anderes würdiges Mitglied dieser Gesellschaft, der damahlige Pfleger zu Roseck, An ton von Fradeneck, versuchte im Jahre 1777 zuerst den Gyps auf den Feldern von Roseck, einem Gute des Fürsten von Rosenberg. Die von ihm angestellten Versuche mit diesem mine¬ ralischen Dünger sielen so vorthsilhaft aus, daß man nach Gyps suchte, und ihn auch im Rosenbache r- Eraben fand. Man erbaute nun einen Stampf, und von hieraus ward lange Jahre der geringe Bedarf des Landes an Gyps befriedigt. Später entdeckte man den Gypsbruch an der Kotsch na, der zu Feistritz 3 34 gestampft, und von da durch die pieken Frachter der dortigen Gegend nach Klagenfurt geliefert wird. Weil Feistritz um zwey Meilen näher bey Klagen¬ furt liegt, als Rosenbach, und eine größere Con-- currenz von Frachtern in den zahlreichen Dörfern Les untern Rosen thales vorhanden ist, als in dem Graben von Rosenbach: so kann der Feistritzer- Gyps wohlfeiler nach Klagenfurt gestellt werden, und diesem Umstands muß man es zuschreiben, daß von dem letzter» jetztvielleicht achtMahl so viel verkauft wird, als vom erster», denn ich weiß sehr zuverlässig, daß der Stampf in Feistritz 4ooc> CentnerGyps im ver¬ gangenen Jahre aufgepocht und verschickt hat, wahrend man in R o s e n bach nur -?5o Zentner verkaufte. Man schätzt den Rosenbacher Gyps allgemein für besser, und kräftiger wirkend als den letzter»; allein man scheuet die größer» Auslagen bey seinem Ankäufe, denn vom Rosenbacher Gyps kostet der Cent, im Orte selbst einen Gulden Silbergeld, während er in Feistritz um i fl. 4» kr. Papiergeld verkauft wird. Überhaupt suchen die Eigenthümer der beyden Gyps- brüchs einen zu großen Nutzen, und sind dadurch selbst eine sehr wesentliche Ursache, daß der GypS weniges gebraucht wird, als er es verdient. Daß es aber beym Eypse, wie bey jeder andern Neuerung ein halbes Jahrhundert mindestens hergeht, bis man sich von den Vorkheilen desselben, und seiner wahren Anwendung gehörig überzeugt, liegt in der Natur des gemeinen Landwirthes, der auf einem en¬ gen Raume begränzt, nicht weiß, was außer demsel¬ ben vsrgeht, voll Eigendünkel jede Neuerung verspot» 55 tet, keine vergleichenden Versuche anstellt, sede Aus¬ lage scheuet, nicht durch Schriften und Denken, und noch so bindigeBeweise, sondern einzig nur durch lang anhaltende Anschauung des Nutzens der Neuerung zur Nachahmung derselben gereizt wird. Jetzt nach Jahren fängt man erst allgemach an, den Gyps zu würdigen; er ist ein Wochenmarkts-Artikel in Klagen¬ furt, und wird häufig in das Jauntbal, in das Krapfeld, und selbst in das Lavankthal verführt; und man darf mit Grund vermuthen, dafi sein Ge¬ brauch sich nun eben so schnell vergrößern werde, wie die Culrur des Klees und der Kartoffeln sich setzt ver¬ breitet , die Anfangs mit den gleichen Hindernissen zu kämpfen hatten. Nur auf den Klee, und sehr selten auf Miefen, wird bey uns GypS gestreuet; denn wir haben nicht Luzern - und nicht Efparsettfelder- Auf Getreide har man ihn mehrfältig, und ich selbst wiederhohlt versucht, ohne daß ich und andere eine directe nützliche Wir¬ kung davon hätten bemerken können; aber indirect wirkt der Gyps auf das nachfolgende Getreide äußerst vortheilhait, denn da er das Wachsthum des Klees nicht sowohl in Stängeln und Blättern, als auch in den Wurzeln so sehr befördert: so ist der Acker, der unmittelbar nach Klee mit irgend einer Saat bestellt wird, als neu gedüngt zu betrachten, indem die da¬ rin befindlichen großen und gedrängt bey einander ste- - henden Wurzeln während ihres Verfaulens eine so große Menge pflanzennährender Materie liefern, wie Nur immer eine mäßige Düngung mit Stallmist. (Ich nehme keinen Anstand, den Wurzeln eines * 2 36 gut besetzten und üppig gewachsenen Klees so viele düngende Kraft zuzuschreiben, als aoc> bis i5o Cenc- ner guter Stallmist auf ein Joch bewirken. Diele Annahme ist nicht willkührlich: sie gründet sich auf den Vergleich des Ertrages von Weitzen, der nach Haber, und jenem, der nach Klee folgt, welcher un¬ ter den Haber gesäet worden war. Thaer rechnet in seinen Grundsätzen der ratio¬ nellen Landw. B. I., S. 240 den Klee für den Berliner Morgen um den Werth eines FuderS Mist von 2000 Berliner Pfunden zu, was 87 3/4 Cenr- ner Mist für das Wiener Joch ausmacht. Er schätzt den Kleeacker nicht hoher als eine jährige Egarte , oder ein jähriges Drischfeld, wodurch sein Werrh of¬ fenbar verkürzt wird, wenn wir auch eine schone Egarte annehmen, und nicht ein Drischfeld, das mei¬ stens nur eine sehr karge Weide gewährt. Man betrachte nur den Inhalt des Erdstreifens beym Umpflügen eines Kleeackers, und eines einjäh¬ rigen Weidefeldes, und . man wird nicht zweifelhaft seyn, worin mehr organische Materie sich befindet.) Auf hüglichen und sonnig gelegenen Ortern thut der Gyps mehr Wirkung, wie auf ganz eben liegen¬ den, wie ich in Ober-Österreich und in Kärn- then bemerkte. Auf kalkhaltigem Boden lobt man ihn mehr, und die größten und sichersten Wirkungen des Gyses habe ich nur auf Mergel- und Kalkboden wahrgenommen. (Der Meyer oder Oberknecht der herrschaftlichen Meyerey zu Y*, wo der Boden eine Aufschwemmung von Kalk-und Schicfergerolle ist, äußerte sich zu mir, 37 s. haß. er den GypS nicht für nützlich erachte, weil der Klee immer so üppig davon aufwachse, daß er vor e hem Blühen falls und am Boden faule. — Wie sehr f beneidete ich ihn um diesen Nachtheil, den ihm der h Gyps verursachte; denn auf meinen Ackern in Har- - bach, wo im sandigen Boden nur geringe Spuren von Kalk vorhanden sind, bringt der Gpps nur dann - Vortheil, wenn seine Zersetzung durch eine besonders r fruchtbare FrühlingSwitteruug begünstiget wird.) t Ich glaube zwar nicht, daß ein kalkiger Boden eine wesentliche Bedingung ist, die der Gyps erheischt, t wenn er gewisse und große Wirkungen hervorbringen , soll; denn sonst müßte ich ihn auf meinen Feldern - immer umsonst auSgestreut haben, und er würde in - so vielen Thälern des Landes, die nur von Schiefer- - gediegen umgeben sind, nutzlos seyn: aber ich glau¬ be, daß der Kalk im Boden überhaupt zu seiner grö- > ßern Fruchtbarkeit beyträgt, weil er zum Theile selbst, im kohlensauren Wasser aufgelöst, in die Natur der - Pflanzen übergeht, und indem er die Bindigkeit deS ThoneS mindert, das Verdünsten und Einsaugen deS Wassers, so wie die Zersetzung der düngenden Ma¬ terie im Boden erleichtert. Im besonder» Bezüge auf den Gyps aber däucht es mir, daß der Kalk dadurch zur größeren Wirksam¬ keit desselben beytragt, weil ein solcher Boden mit großer Mürbigkeit, d. h. leichter Theilbarkeit, doch die Feuchtigkeit nicht so schnell verliert, und nicht so geschwind ausdorret wie der Sandboden, und sich ge¬ schwinder und mehr erwärmt, als der Thonboden, wodurch die beyden Bedingungen, die der Gyps zu 38 seiner Auflösung erfordert, Feuchtigkeit und Wörme, im Kalkboden häufiger vereint Vorkommen, als im Sand - oder Thonboden. Wie mangelhaft unsere Kenntnisse über die Wir¬ kung des Gyvses seyen, ersieht der Feser aus diesen kurzen Bemerkungen, dis den gegenwärtigen Zustand unseres Wissens und unserer Anschauung, oder Vor¬ stellung über die düngende Wirkung dieses Minerals darstellen. — Wir missen noch nicht mit Gewißheit, ob der Gyps wirklich nur auf die Pflanzen mit Hül¬ senfrüchten allein wirkt, denn er soll auch dasWachs- thum öhlhaltigen Samen liefernder Pflanzen beför¬ dern, und die Torfasche, die ihre Wirksamkeit größ- tentheils nur dem darin befindlichen Gypse verdankt, so wie die Salinenabfälle, die schwefelsauren Stein¬ kohlen u. s. w., will man auch auf Getreidäcker mit Nutzen verwenden; wir kennen noch so wenig die ver¬ schiedenen Einflüsse und Veränderungen, welche das Clima, die Jahreswitterung und die Natur des Bo¬ dens auf den Gyps äußern, wodurch dieser oft so große, und bald wieder geringe, oder gar keine Wir¬ kung auf das WachSthum der Pflanzen äußert, und endlich mangeln uns jene Kenntnisse noch völlig, nach der Beschaffenheit und Lage des Bodens, die rich- t?gste Zeit, und das wahre Maß von Gyps anzu¬ nehmen. Möge diese kleine Schrift die Landwirthe nicht sowohl über die Wirkungsweise des Gypses belehren, sondern auch Veranlassung seyn, daß Jeder, der den Gyvs anmendst, zugleich vergleichende Versuche über feige Wirkung auf die verschiedenen Pflanzen, über Z9 die beste Zeit der Säet, über den Einfluß des Bo¬ dens, der Lage und so weiter anstelle, damit wir durch die Zusammenstellung vieler, und unter den manigfaltigsten Umstanden vorgenommener Versuche, den wahren Einfluß des Gypses auf die Pflanzen, und seinen wirklichen Werth endlich einsehen und er¬ kennen. G » G«,»