\v. -• • \ , . . »'-Vf , % 4m-* • ' >L/ z ^ NavigationsdikMvrS im Temeswarer Banat, Briefe hydrographischen «Nb physikalischen Inhalts aus K r a i n 6 n Zgnaz Edlen »o„ Born, Wien, brp Johann Paul Krauß, 1781» >«* Ua<«r, “9 X . ‘ Vorrede des Herausgebers. Vergnügen wird man den Fortgang beobach-ten, welchen die Naturgeschichte seit wenigen Jahren in den österreichischen Staaten gewinnet. In den verschiedenen Provinzen dieser Monarchie treten von Zeit zu Zeit Männer auf, welche diesen oder X 2 jenen Vorrede des Herausgebers." jenen Gegenstand der Naturwissenschaft naher beleuchten , einzelne natürliche Körper untersuchen, die Natur theilweise beobachten, oder das, was jeder Provinz eigen ist, aufsammeln und beschreiben. Aus allen diesen Vorbereitungen laßt sich hoffen, daß wir vielleicht eher, als man es vor einigen Jahren muthmaßen konnte, eine nicht ganz unvollkommene natürliche Geschichte der österreichischen Staaten erwarten dürfen. Gegenwärtige Briefe sind kein unwichtiger Beytrag zu dieser Absicht. Sie behandeln die hydrographischen Gegenstände eines Landes, das in diesem Fache so viel Merkwürdiges hat. Frey-lich fällt nunmehr daS Übernatürliche, welches Rir- Vorrede des Herausgebers. Rircher, Valvafjor, und zum Theil auch Steinberg darinn zu suchen schienen, und gefunden zu haben glaubten, größtentheils hinweg. Allein, ist es nicht einer der heilsamsten Endzwecke der Physik, Irrthümer aufzudecken, daö Wunderbare, so viel möglich, aufzuklaren, und zu zeigen, daß die Natur überall nach den einfachestm, von dem Schöpfer ihr vorgeschriebenen Grundsätzen zu Werke gehe? Der Verfasser dieser Briefe — dessen Berufsarbeit e6 seit mehreren Jahren ist, sich mit dem Wasserbau und der Schiffbarmachung der Flüsse abzugeben — schrieb sie zwar nur an mich öu meiner eigenen Belehrung. Sie schienen mir X 3 aber te/rthru/zkZ' vom- de,* J\tonr.rT^ i' l HV f i 'i’!!'1; Wi'i1 11;', 'Av; Vorrede des Zerairsgebers. aber anziehend genug, um sie durch den Druck allgemein bekannt zu machen, welches ich, mit Einwilligung dcS Verfassers, itzt bewerkstellige. Erklä- Erklärung der Vignetcn. i. Vignete, auf dem Titelblatt. ^^chiffreicher Ursprung -es Laybachflusses. Darauf wird die Strecke vorgestellt, auf welcher allenthalben da-Wasser aus dem klüftigen Boden aufsprudelt. An zween Orten rvicd dieses Wasser für Sägemühlen gesammelt, nämlich in dem Busen, welchen ein Absturz der Kalkfel» fett verursachte, und linkerhand ttnch der Anhbhe hin. 2. Vignete, beym Anfang der Vorrede. Laybach gegen die Nordseite vorgestellt. Im weiten Thale , linkerhand des Schloßbcrges, fließt der Laybach» stuft längs der Stadt hinaus; im Thale rechterhand befm* dkt flch ein Abzapfungskanal samt der Schleußenbrücke. Z. Vignete, zu Ende der Vorrede. Schleußenbrücke von Seite des Morastes, eben ge» gen Norden anzusehen , wodurch das Abzapfungswasser in den Kanal einfließt. 4» Vignete, beym Anfang der Erklärung der Vrgneten. Zirknitzer See, dessen Prospekt aus dem Berge Sit» vinza, linkerhand Zirknitz gegen die Mittagsseite, ge* nommcn ist. Das gegenüberstryende Gebirge ist der sogenannte Iavsrnik. 5. Vignete, zu Ende der Erklärung der Vigneten. Eingang 6er vrcrnja jama, einer Hbhle, die entsetz» lich viel Wasser speyet und Fische ausstbßt. Ihr Portal ist, wie cs scheint, durch einen Felsenabsturz gebfnet worden. 6. Vignete, Seite i. Untere Zähle der vranja jama, an deren Boden linkerhand ein in die Tiefe gehender Schlund mit Wasser angefüllt zu sehen ist. 7* Vignete, Seite n. Ansicht -er Bubnarzen gegen Norden. Diese find Gruben auf dem ebenen Seeboden, mit Kalkfelsen von grotesken Figuren angefüllt. Sie werfen das Wasser aus, und verschlingen es wieder. Beym Ablaufe t>c& Sees schlängeln sich einige Rinnsaale zu denselben. Sie heißen Bubnarzen oder Trommlerinnen,weil sie, mit Wasser übw deckt, ein fürchterliches Eetdse von sich hören lassen. 8. Vignete, Seite 12. Eingang der Bucha dulza , eines Schlundes, der unter merkbaren Kalkschichten in eine große Liefe gehet, und mit dem häufigen Wasser eine Menge Fische auswirft. 9» Vignete, Seite 23. Unterste Ahle der Sucha dulza, wo man wegen des am Boden siebenden Wassers nicht weiter kommen kann. Stt der Ferne vorwärts ist eben am Boden eine gewölbte Lefnung abzunehmen, aus deren Tiefe man das dumpfe Geräusche eines abstürzenden Wassers heraufhdrt. 10. Vignete, Seite 24. Die kleine Rarlauza, deren äußerer Zugang bloß vorgestellet wird. Sie verschlinget nur das Wasser, ungeachtet sie ganz verlegt ist. 11. Vignete, Seite 34, Die Skednema, die eben nur von außenher kann ge. zeiget werden. Sie war einmal eine verschlingende Hbhle. X 5 12. Vigne- re. VigneLe, Seite 35» Eingang der großen Rarlauza, unter dem abgebro» cheuen Hange der Kalkschichten. Sie ist die größte waffer» verschlingende Grotte. iz. Vigiiete, Seite 39, Unterste Ahle der großen Rarlauza. Een werter Raum, der vorwärts, wo er in die Tiefe gehet, mit Schilf, Erde und Holzkldtzern verleget ist; seine Decke ist durchgehend«! mit stalaktitischen Zapfen angefüllt. 14. Vignete, (Seite 40. Erster Ausbruch des Zirknitzer Wassers im 0t. Ranzians Walde. In diesem tiefen Abgrunde bricht daö Wasser aus der Hdhle rechterhand hervor, und stürzet sich bey einer Sägemühle vorbey in die Hdble linkerhand. In der ersten kann man über den Wasserspiegel bis auf die entgegengesetzte Wand, in der MytenHdhle nur schwach hindurchsehen. r Z. Vignete, Seite §7. Zweiter Ausbruch des Arkniyer Wassers aus ei» «er Grotte. Hie ungeheure Pforte einer Grotte, vor welcher das Wasser in einen Bassin gesammelt wird, um «ine Sägemühle zu treiben. Ihr Zugang ist sehr be» schwerlich. 16. Viglrete, Seite 58. Innerer Raum dieser Grotte, welcher mit einer Kupoldeckc überwölbet ist. Aus dem hohen Thore linker» Hand fließet das Wasser heraus, und macht die Grotte hindurch mehrere Kaskaden. Nächst diesem ist eine Nische , die nicht tief hineingehet. Diese Grotte wird ganz vom Taglichte beleuchtet. 17. Vignete, Seite 80. Felsenbrücke über dem Zirknitzer Wasser bey 0t. Ranzian. Das Wasser, welches bey ablaufendem See die» sen ganzen Durchlaß übersteigt, verliert sich bey trocknen: rwch vor der Brücke unter das Gesteine. Lbenher stehen zwo Kapellen, nämlich St. Kanzians und St. Benedikts, tieBst des Glbckners Hause. Vignete, Seite 8 r. Vorhof der Grotte, worein sich -as sirkni'yev Wasser stürzt. Dieser geschloffene ovale Abgrund , »vor» ein in der obern Nundung der Durchlaß der Felsen» brücke linkerhand gehet, wird vom Zirknitzer Wasser mit entsetzlichem Brausen bis zur Grotte hinunter bestrbmet. Die auf dem Boden liegenden Kalkstücke sind mit Fluß» rnoose, wie mit dunkelgrünen Kissen, brdeckt. 19. Vignete, Seite 97. Innerer Raum -er Grotte, worein sich das Zirk» Niger Wasser stürzet. Hier verliert sich das Wasser ganz in in einen unterirdischen, ziemlich gerade laufenden Schlund, welches man aus der langen Ansicht der tief hineingehen', den Fackelträger abnimmt. Linkerhand ficht man oben vom Tage herein eine große Oefnung, durch welche eine Menge Erde, Schotter und Stein herabgerollet ist. 20. Vignete, Seite 98. {Eingang zur Adelsberger Grotte, beynahe au? der Mitte des Berges , in welchen nach einer Schichten-spaltung herunter eine Menge Lbcher hineingehen. Durch die gemauerte Brücke fließt die Poike, und verliert sich in die tiefste Höhlung am Fuße des Berges. 21. Vignete, Seite 103* Ansicht -er Adelsberger Grotte von -er Brücke. So zeiget sich diese Grotte, wenn man da* wo man die «poike tief unter einem Felsenbogen wegrau.Ädn hbret, die Länge der Grotte im Angesichte hat. Linkerhand ist ein Weg auf einem schmalen Felsenabsatz, rechterhand die schwarze Tiefe. 22. Vignete, Seite 104. (Eingang zur St. Magdalenen Grotte unweit Adels« Berg, zu unterst eines tiefen , von Felsenwänden umgebe» nen Abgrundes. 2 Z. Vignete, Seite 117. Erste Ansicht dieser Grotte nahe beym Eingänge linkerhand. Eine unordentliche Wölbung, die von einem Mittelpfeiler unterstützet wird, und in die Tiefe sich ver» liert. Ihre Decke ist ganz mit Stalaktiten behängen. Lin» kerhand fällt das Taglicht schwach ein. 24. Vignete, Seite 118* Zrveyte Ansicht dieser ©rotte, worinn Säulen verschiedener Art und Erdße, samt anderen stalaktitischen Produkten vorgcstellet werden. 25. Vignete, Seite 125. Dritte Ansicht dieser Grotte. Ein Prospekt durch eine mit Zapfen behangene Wölbung , und mit Säulen besetzte Abhänge, zur Tiefe hinab. 26. Vignete, Seite 126. Ursprung des Unzflusses aus einer Grotte, aus wel» cher daS Wasser währendem Ablaufe des Zirknitzer Sees gewaltig herausstrdmt. 27. Vignete, Seite 131. Durchschnitt des Gebirges, um das An <- und Ablaufen des Zirknitzer Sees zu erklären. 28. Vignete, Seite 132. Durchschnitte des Gebirges, zur Beweisung des Me» chaniömus einer Quelle, die währendem See fließt, und mit Ablauf desselben zurückbleibt. 29. Vignete, Seite 159. ' Ein Ursprung des Timavus unter hem gräflichen Thurnischen Schlosse bey Duino. Hier wallet das Was» ser unter sichtbaren Kalksteinschichtcn, worauf das Schloß stehet, häufig heraus. 5. Cr- 7tt*n/tyy// tW/tr Erster Brief. Laybach den 15. dottt, 1779» ey der angenehmen Empfindung, mit welche mich so manches Wunderwerk der Natur, seitdem ich von Ihrem Umzange entfernet titn , unterhalten hat, kann es mir nicht gleichgiltig seyn, Ihnen, mein tyeuerster Freund! irgend einen Stoff des rdelsten Vergnügens zu verschweigen. Ich kenne Ihre etil* A vfind- pfindsame Seele , ich kenne Ihre Beschäftigungen auf den Wegen der Natur, und ich kenne auch Ihre Licke zur Wahr» heit, wenn sich dieselbe ohne Schminke in ihrer ursprüng» liehen Gestalt zeigt. Es soll sich also ein Gefolge von Briefen, als kleine Deyträge zur Naturgeschichte Krams, nacheinander bcy Ihnen einfinden. Gegenwärtiges und folgendes Schreiben wird Sie blos von hydraulischen Gegen> ständen der Laybacher Gegend unterrichten, für deren trock> ne Seite ich Sie ein bischen Geduld zu bereit.» bitte. Der Laybachfluß, welcher hier durch die Stadt fließt, entspringt unweit Oberlaybach , (*) einem Markte, der eine Post weit von Laybach entfernet ist. Nahe unt sei', tun Ursprung bricht überhaupt sehr klüftiger Kalkstein her» vor. Am Orte des Ursprunges selbst ist eine Strecke von ungefähr hundert Klaftern, auf welcher das Wasser allenthalben unter den Füßen aus Steinritzen hervorquiltt, ttt «iner solchen Menge, daß es dreh Sagemühlen tce.bt, deren oberste ein kleines Wassecbehältniß , wie in einem Halbmonde von Felsen hat. Dieser Halbmond, wie Sie aus obenanstehender Zeichnung abnehmen können (siehe die ,rste $igrete), scheinet eben von einem durch die Quellen verursachten Felseneinsturz gemacht worden zu seyn. Ober diesem Orte, etwa zwey bis dreyhundert Klaf> m im nahen Thale hinauf, sind noch zween tiefe Schlün» de, (*) Hier soll da« alte Naupoitus gestayden haben, von welchen» der Fluß gleichen Namen erhielt. Laybach soll Acmona gewesen sei)» i wtlchxd man dennoch in Zweifel zj»ht. ■<3--i=sj3KaS33jB«ua» 5 de, welche aber nicht beständiges Wasser geben, sondern nur die Laybach sehr aufschwellen machen, wenn die Un; im Planiner Thale sich ergießt. Am Ende der wasserreichen Strecke, wo ibtc Quellen sehr häufig ausbttchen , wird dieser Fluß alsogleich schiffbar Die immerfort übliche Aufund Abfahrt von Lay» bach bis Oberlaybach um die Triester Straße, die zu Lan» de eben ihren Zug von hier nach Oberlaybach nimmt, ist dessen eine unläugbare Probe. Ungefähr zweyhundert Klaf» 1er unter diesem Hauptursprunge stößt noch die kleine Lay» bach dazu, welche eine halbe Meile her aus dem Gebirge, durch ähnliche Quellen erzeuget, häufiges Wasser bringt. Unter den vielen Wässern > die von allen Seiten au-dem umliegenden Gebirge herabströmen , und sich Mit der Laybach vereinigen, sind besonders merkwürdig die Bistra, welche bey Freudenthal eben schon Sägemühlen treibt- und dann schiffreich wird; die Berounitza; der unter dem Trauerberg entstehende kleine, und der von Moosthal kom» imnde größere Bach; der schiffreiche Fluß Jgg oder Jschi» tza; und endlich Unweit der Stadt Laybach der kleine Gra» den, und die Gradaschza. Alle diese vermehren das Was» ser des Laybachflusses noch ehe, als er zur Stadt kömmt. Sein geringes Gefälle, und die von den obbenanNten Flüs» sen häufiger ankommende Wassermasse, als das enge Profil des Flußbettes bey der Stadt abzuführen vermögend ist, giebt Anlaß zu einem Morast, welcher einen grüßen Theil der Strecke von Oberlaybach bis Laybach unfruchtbar macht. Dieser Morast, welcher, wie Sie wissen, eine merkwürdige A » Unter» 4 Unternehmung veranlasset hat, wie auch die Ursache des schiffrcichen Ursprunges der Laybach, welcher sehr wahr» scheinlich von dem berühmten Zirknitzec See herzuleiten ist, werden für sich der Stoff einiger Schreiben seyn; itzo will ich nur den Laybachfluß von seinem Ilrsprunge, bis zum Saustrom, in welchen er bey Sallach fallt, ver-> folgen. Wenn es je überzeugend war, daß die Bequemlichkeit der Wasserstraße jene der Landstraße in einem ungemem grdßern Derhältniß übertrift, daß man also auf die Schiff« Larmachung der Flüsse das erste Augenmerk beym Entwürfe rines Kommerziums richten solle, so ist es auf der Strecke von Laybach bis Oberlaybach, welche 2 und eine halbe Meile lang ist , nicht durch theoretische Kalkulationen , sondern durch Augenproben ; denn die meisten nach Triest bestimm» ten Frachten, welche in Laybach zu Lande ankommen r werden daselbst auf Schiffe geladen , und , um nur eine Landstraße von zwo Meilen zu ersparen, nach Oberlayback geführt, wo sie wieder an das Land gesetzt, und auf der Triester Straße fortbefbrdert werden. Aber dennoch ist hier anzumerken, daß es auf schiffrcichen Flüssen nur we» nige Strecken von dieser Art giebt: denn, da das Gefälle dieser ganzen Flußlänge nicht über zween Schuh beträgt, so geschieht die Gegenfahrt eben so, wie die Hinabfahrt, mit bloßen Rudern. Don Laybach nach der Sau durch beyläufig 1 J Meile ist dermals keine Schifffahrt üblich, ungeachtet dieselbe vor vielen Jahren mit großen Kosten unternommen, und durch eini» rinige Zeit getrieben worden; die Ruinen von drey Versal» lenen Kanälen sammt ihren Schleußeinverken sind itzt noch zwar ein Betrübniß erregendes Denkmal des patriotischen Eifers, und weit aussehenden Geistes der Vorfahren, der aber nicht in der Folge unterstützet, und fortgepflanzet worden. Die Kanäle wurden angeleget, um Felsengründe, auf welchen Wehren mehrerer Mahlmühlen angelegt sind, zu vermeiden. Die Plane ihrer Anlage, Schleußenkammern, Schützenthdre, welche die zwey Ingenieurs Durchlässe»; und Renner, als Ausführer dieser Werke, selbst haben in Kupfer stechen, und im Jahre 1739 an das Licht kommen lassen, werden Ihnen ohnedi(ß bekannt seyn ; ich will also meiner Beschreibung keine besondere Zeichnung beylegen. Sie wurden im Jahre 1735 mit 200000 Gulden zu Stande gebracht, hatten aber nach ihrer Vollendung hdch* siens nur 13 oder 14 Schiffe von Sallach bis Laybach be, fbrdert; dann machte man von ihnen keinen Gebrauch mehr. Eine Tafel, woraus die Handabhauung durch eine Axt vorgestellet war, konnte sie kaum vor Mißhandlungen schürften ; man schasste die Tafel weg, und überließ sie ihrem Schicksale. Ursachen ihres Verfalls sollen gewesen seyn : itens, daß die Schleußenwerke nicht ganz kunstmäßig ange» legt waren, weil die Schiffe durch allzu viele Schleußen» thbre und durch zu lange Kammern gehen mußten, wobey sehr viele Zeit sowohl zu den Anschwellungen, als zur Oeffnung und Schließung der Thdre vonnbthen war, also daß sie auch 11 bis 2 Tage auf der Wafferfahrt zubrachten, t> und Nieder» lassen der Schützenthdre sehr spat, und unrichtig geschah. Dieses zweyte mochte eine vermutliche Folge des Ersten gewesen seyn. Wenn Sie sich die Mühe geben wollen, die Plane dieser Kanäle in dir Hand zu nehmen, so will ich sie nacheinander vor Ihnen aufführen, und meine Meinung über jeden insonderheit erklären. Der erste Kanal befindet sich gleich unter der Stadt bey der sogenannten Garzarollk» schm Mühle, hat in seiner Länge 40 Klafter, und eine Schleustenkammer, worinn mit zwey Schüßtybrm auf» und abgeschlossen ward. Die auf f der Länge noch stehende steinerne Wände das Kanals würden bcy seiner Herstellung einen beträchtlichen Thril her Kosten vermin» dern, wenn nicht etwa der einst ausgeführte Abzapfungska» nal des Morastes den Gebrauch einer Schleuste hier über» flüstig macht, weil die Schifffahrt alsdann auf dem Abza» pfungskanal könnte fortgesetzet werden ; wobey sich aber eben der Anstand der Länge, und her wenigen Wassermasse bey trockner Zeit einfinden dürfte. Diese Schleuste schei» net, wenn man den Gebrauch der Schützenthdre ausnimmt, keinen großen Zeitverlust bey der Wasserfahrt verursacht zu haben, denn ihre Länge ist von den bisher allgemein übli» chm nichts unterschieden; aber statt der Schützenthdre wünschte ich, daß sowohl sie, als alle übrigen, Stemm» thbre mit Haspeln oder Erdwindm gehabt hätten, weil dis Ursa» Ursachen, welche gegen die Schützenthbre find, hier um desto mehr gelten, da dieser Fluß sehr wenig Schlamm, Sand, Schotter, und Eis mit sich führet. Etwa 300 Klafter von dieser Mühle abwärts bekdmmt die Laybach ei» tun sehr starken Fall, auf einem steinigen Grundbette, welcher eine Untiefe verursachet, und vielleicht sehr großen Anlaß zum Verfall der oben gelegenen Schleußt mag gegeben haben. Wenn die Schifffahrt wiederum einmal sollte hergestellet werden , so müßte man hier diese untiefe tu heben suchen , vielleicht am bequemsten durch eine Mühl-wehre, bey welcher jedoch ein kunstmäßiges Schleußenrverk für die Schifffchrt sollte angebracht werden. Ungeachtet man gemeinigl ch für die Mühlwehren in Ansehung der Schifffahrt wenig vortheilhafte Gesinnungen hat, so finde ich dennoch, daß sie in dem Umstande, wo -Flüsse durch starkes Gefälle ihre Tiefe verlieren, oder wo ihre ganze Wassermaffe sehr klein ist, der Schifffahrt einen wesentlichen Dienst erweisen kbnnen; denn sie schwellen Las Wasser, und machen gleichsam Behältnisse, wo jedes größere Schiff seine Wassertiefe findet, und von einem t'tt den ändern vermittelst der Schleußenwerke fort beförderet werden kann. Der zweyte Kanal ist eben nicht weit von dieser Stre» cke entfernet, seine Länge beträgt beyläufig 170 Klafter, auf welche ein Gefälle von etwa 1 Klafter 4 Schuh einge» theilt war. Dieser hatte zwo Schleustenkammern, und drey Schützenthbre. Von seinen steinernen Wänden und Thbren ist so wenig mehr übrig, iaß ich in dem leeren A 4 Erd- Erdgraben, welcher vorne verdämmet ist, weiter nicht-sls einige kleine Klumpen zerstbrter Mäuer fand. Der dritte Kanal ist bey Kaltenbrunn, der längste aus diesen dreyen, seine Länge beträgt 480 Klafter, darauf stunden 9 Schleußenthdre, zwischen welchen Z Kammern mit 6 Klaftern 3 Schuh Gefälle eingetheilt gewesen seyn sollen. Ursache zur Anlage dieses so langen Kanals war das Felsenbett zu Kaltenbrunn, welches "eine sehenswürdi« ge Scene eines durch ungeheure Bruchstücke fallenden Flus» fes vorstellet, und die ober diesem Falle wegen einiger Landmühlen eingebaute Wehre, wozu eben der aufbrechende Steingrund Anlaß gegeben hat. In diesem ganzen Kanal habe ich kein anderes Ueberbleibsel eines Wassergebäudes ge» sehen, als zwo brüchige Steinwände bey dem untern Schü« tzenthore; und wenn der geradlinichte Graben keine An» zeige gäbe, so würde man nicht einmal den Ort von einem so großen Schleußenwerke, als hier gestanden hat, finden kdnnen. Etwa eine halbe Stunde unter Kaltenbrunn sieht man noch einen kleinen Kanal, der die Spur einer verun» glückten Schleuste trägt. Für jenen glücklichen Zeitpunkt, in welchem einmal diese Schleußenwerke machten hergestellet werden, scheinet mir eine der wichtigsten Anmerkungen zu seyn, daß man nicht mehr so viele Schleußenkammern hintereinander an* bringen, sondern vielmehr ein grdßeres Gefälle auf wenigere bessergebaute vertheilen solle; denn, wenn man in Holland einer Schleußt 11 Doeten ;u zwingen aufbürdet, sy yättr man hier wohl auf eine Kammer 9 Schuh verle» gen 9 gen kbnnen: so aber errichtete man auf dem 480 Klafter langen Kanal 8 Schleußenkammern, bey welchen das Auf» und Abschützen beträchtlichen Zeitverlust machen mußte. Glauben Sie aber, daß sich der glückliche Zeitpunkt ihrer Herstellung bey unserem Alter noch einfinden wird? Wenn Sie meine Meinung erwarten, so muß ich Ihnen aufrichtig gestehen, daß ich beynahe die kühne Hoffnung wage, durch die Vorsagung ihrer Herstellung auch zu unseren Zeiten ein Prophet zu werden. Die Ursache meiner Hoff> ming gründet sich auf folgende ganz einfache Kalkulation. Ueberhaupt berechnet man nach dem geringsten Verhältnis den Dortheil der Wasserfahrt zu jenem der Landstraße wie 10 zu 1, ich sage nach dem geringsten Verhältnisse: denn da man auf ein Pferd zu Lande 10 Zentner rechne:, so pstegt man auf dasselbe zu Wasser am wenigsten 100, oft 150 und auch 200 Zentner zu rechnen. Wenn Zeitver» lust bey der Schifffahrt, Aufwand auf Wasserwerke, litt» terhaltung ndthiger Leute, Unsicherheit und Gefahr }§ = 1 betragen , so hat die Schifffahrt keinen Dortheil vor der Landstraße. Nun der Weg zu Lande von Sallach bis Laybach verhält sich zum Wege der Schifffahrt wie it zu 17 , das ist, der Weg der Schifffahrt beträgt um ^ mehr als die Landstraße. Setze man, daß auf dem Layv bachfluß die nbthigen Schleußenwerke kunstmäßig hergestel» let werden, (und zu einer kunstmäßigen Herstellung for» Lere ich, daß der ganze Fluß durch Meister in der Hydro» technik untersuchet, jeder Dortheil in Acht genommen, und dann der & theile mit in die Rechnung gebracht habe , als z. B. sind: Laß man dadurch die Packungskosten zu Sallach vom Schiffe an das Land, und zu Laybach vom Lande in daö Schiss ersparte; daß die Mühlenwerke, welche bey eder Schleußt auf Unkosten des hohen Aerariums errichtet, und in Pachtung gegeben werden könnten, einen gewissen jäh» lichen Fond zur Unterhaltung der Waffergebäude abwürfen; oder daß das Schleus-enpersonale mit dem Mühlenpersonale durch eine schickliche Verbindung zusamgebracht werden könnte. Wenn dieser Entwurf Ihren Beyfall erhält, so schmeich--le ich mir nicht mit Ungrmide gesagt zu haben, daß ich, be. sonders bey diesen Zeiten, wo die wichtigen Bortheile, die die Schifffahrt der Handelschaft darbeut, den scharfsichtigen Au» gen der Beförderer des gemeinen Besten nicht verborgen bleiben können, ein Prophet zu werden hoffe. Multa renafcentur, quae jam cecidere. Horat, Und nun sey dem freundlichen Genius gedankt, welcher dir Verschüttungskssten der verfallenen Kanäle, welche schon wirklich einmal in Anschlag gebracht wurden, so hoch ausfal» len - 1 •"•i..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... '"'""r. len ließ, daß die Unfreunde der SchisffahrtskanLle von Betreibung ihrer gänzlichen Vernichtung abgeschrecket wurden, und wenigstens die Hoffnung einer leichteren Herstellung fcftt Nachkommen zurückblieb. Zweyter Brief. Laybach den 18. gor». 1779. fRuit vom hiesigen Moraste.----------------------Erlauben Sie mir aber, daß ich Sie vorher mit der Gegend, die den Morast verursachet, ein bischen bekannt mache. Stellen Sie sich vor eine Fläche von Oberlaybach bis Laybach, die in ihrer Länge 2 deutsche Meilen, in ihrer Breite 1^ Meile beträgt, die rings herum von einem Kettengebirge, das mehrere aus-und emsprmgende Winkel macht, umge-' . ben den ist. Denken Sie sich am Ende dieser Fläche, wo die Stadt Laybach stehet, eine Reihe von Hügeln, die einmal aneinander müssen gehalten haben, die aber itzo an zween Orten unterbrochen find, nämlich da, wo der Lay» bachfluß durch die Stadt fließet, und wo ein Thal den Schloßberg von den übrigen Hügeln absdndert. Was wer» den Sie bey dieser Lage anderes schließen können, alö daß einmal (und wer wird nicht diese Epoche nahe an die Zei» teil der allgemeinen Revolutionen unserer Erdkugel hinaus» setzen ? ) hier ein See gestanden habe, dessen Ursprung von 50 rheilö großen Heils kleinen Bergwässern, worunter nebst der Laybach alle mit ihr sich vereinigende Flüsse sind, herMeiten ist, welcher aber in zwey Thälcrn seinen Ab» fluß fand, nämlich da, wo itzo die Stadt stehet, und hin», ter dem Schloßberge. Zwar konnte er anfangs durch diese 2 Oeffnungen nur Kommunikation mit einem anderen See haben; denn das nach dem Schloßberg gelegene und bis an den Saustrom sich erstreckende große Lapbacherfeld, das eben mit Bergen umgeben ist, was kann es anders gewe» sen seyn, als ein See des Saustroms? Der Schloßberg mußte damals eine Insel seyn, die wie ein Barriere mit» ten in der Kommunikation stund. (*) Die hie und da auf der Morastfläche gähe aufsteigenden kleinen Hügel mit mb digten Wipfeln haben wirklich noch das Ansehen zerstreuter Inseln. Nachdem nun der Saustrom das Laybacherfeld i« verlassen anfieng, so ward auch diesem See durch die 2 Thäler die Thüre gebffnet. Der Ablauf hinter dem Schloß' berge (') Man srhr die zwkytc Digiiete. kerge aber muß vermutlich bald seyn verlassen worden, weil der nach demselben gelegene Grund mit grobsteinigtem Schotter in eine beträchtliche Tiefe hält, in welchem alsö das abfließende Wasser kein fti tiefes Bett gewinnen tonn* te, als bey der Stadt selbst, wo der Grund viel weicher-und dem in die Tiefe arbeitenden Wasser nachgiebiger ist, zudem auch die ungleich größere Weite des Thales bey der Stadt mehr Wasser hinaüsstrdmte. Auf diese Art hat der Laybachstuß samt allen seinen anverwandten Wässern nach Ablauf des großen Sees sein ordentliches Flußbett bis auf eme bestimmte Tiefe, die er dermalen nicht vermehren kann, erhalten. Ich sage eine bestimmte Tiefe, weil er gleich unter der Stadt bey der sogenannten Garzarollischm Mühle einen Felsengrund antraf, aus wel» chem er alles Erdigte bereits schon weggewaschen hat. Die Felsenart ist eine aus abgerundeten großen und kleinen Flußsteinen mit einem kalkartigen Kitte verbundene Masse, worunter die meisten Kalksteine von verschiedener Härte sind. Wenn man einzelne Stücke davon findet, so glau» bet man, mit Mdrtel vermischte Klumpen eingestürzter Mäuer zu sehen. Mich betrogen sie wirklich einmal bepm Schutte einer verfallenen Schleuße. (*) Die ganze Gegend bestättiget mir eine Anmerkung, die ich bey Durchreisung einiger mir und Ihnen bekannten Ebenen zu machen Gelegenheit hatte; sie ist folgende - Jede (*) Äaltbreecia , Lik so fest {nfammtn gebacken ist, daß man Müklstcinc daraus macht. Zeder Felscngrund, den die Master um Laybach (rnftvetschen, bestehet aus diesem tage tage wie eine lange Diagonal durch den Fluß, um Kon» trabande und Schleichhandel auf Schiffen zu verhindern; welches aber nunmehr aus dem Grunde gehoben, und m eine schwimmende hölzerne Kette verwandelt worden. Hier haben Sie die wahren Ursachen der Entstehung des Layba» cher Morastes, nämlich das geringe Gefälle des Flusses, und dessen enges Profil bey der Stadt, wodurch weniger Wasser abstießen kann, als zu einigen Zeiten rufließt; der Überschuß der Wassermasse wird doch Austretung, Mo» rast — oder so etwas heißen müssen. Vor etwa 12 Jahren hatte sich die Krainische Landes» stelle die'Kultur ihrer Provinz sowohl, als die Schiffbar» machung der Flüsse zum Hauptgegenstande ihrer thätigen Wachsamkeit genommen. Ihren scharfsichtigen Augen konnte unmöglich jener große Nutzen unangemerkt bleiben, welcher in das ganze Land den beträchtlichsten Einfluß haben wür» de, wenn man den Bezirk dieses Morastes, der 36750 Aquilejer Campi (*) in sich faßt, zu verbessern und frucht» barer zu machen dächte. Ein Vorschlag, dessen Ausfüh» rung von jeher für mdglich angesehen worden! denn schon bry Freyherrn von Dalvassor,Krainischen Chronologen (**), und bey Herrn Hofkammerrath von Steinberg, jenem flei» ßigen Beobachter des Zirknitzer Sees (***), fand ich den Ent» wurf, diesen Morast durch einen Kanal hinter dem Schloß« berge (*) Diese Anzahl betragt nach dvm Wienermaaß bi« 40 Tausend Joch Acckcr. (**) Ehre des Herzogtum« Kcain. Laybach 1689. (**’") Gründliche Nachricht von dem in dem Jnnerkrain -elegtittit Zirknitzer Tee. Layhach 1758- ^=====R$3S===-o. 17 berge abzuzapfen, ganz deutlich beschrieben. Eine niederländische Kompagnie hatte sich vor vielen Jahren wirklich schon entschlossen, diesen Plan auszuführen, und für alle Kosten, die bey einem so weitschichtigen Unternehmen ge-, wiß beträchtlich, und einer Privatkompagnie furchtbar seyrr mußten, weiter nichts zu fordern, als die freye Benützung des fruchtbar gemachten Grundes blos auf zehn Iah* ke, nach deren Verlauf sie denselben nach dem gewöhnlichen Landeswerth wieder abgetreten hätten. Ich erstaune über die» sen Entschluß, finde ihn aber durchaus nicht ungereimt, und wenn jemals eine Triebfeder für dieses große Werk vorhanden war, so hätte es das Anerbieten dieser Gesell» schaft seyn sollen. Allein, warum es dennoch nicht aus» geführet worden, kann ich Ihnen für dießmal nicht zu wissen machen. Nec feite fas eil omnia, Horat. Nun die Landesstelle von eben diesttt überzeugenden Beweisen gerühret, erbffnete wieder eine neue Aussicht, ließ Untersuchungen durch Kenner vornehmen, Entwürfe und Überschläge abfassen, und schritt mit allgemeinem Ei« fcr zur Wirklichkeit. Herr Maximilian Fremaut, (unver» geßlicher Name!) der zu frühe für den Nutzen der 'öfter-reichischm Staaten starb, bearbeitete zwar einen Abzapfungs« plan, machte ihn aber Nicht vollkommen; vermuthlich war er durch eine Menge anderer Aufträge (denn Sie werden wohl wissen, mit wie viel Arbeiten man ihn auf einmal überhäuftte) daran gehindert. P- Lechi, ein mayländischec Jetuit und geschickter Mathematiker, ward nachher um Rath -rfragt; dieser wollte nach gemachter Untersuchung dem B Fluß- Flußbette der Laybach ein weiteres und tieferes Profil ge> den, um dadurch eine größere Waffermasse fort zu beför» dern, verwarf aber nicht den Vorschlag eines neuen Ka» nalö, sondern hielt ihn nur für allzu kostbar; allein dieser Antrag, von welchem P. Lechi selbst nach der Zeit abstund, würde vielleicht nicht mindere Kosten, als die Leitung ei-yeS neuen Kanals gefordert, und dennoch nicht die gründliche Hoffnung eines guten AusgangeS gegeben haben. Zudem stellen Sie sich vor, wie es dabey der Stadt zu Mu» rhe gewesen wäre, wenn am beiderseitigen User die so na» he gelegenen Häuser nach der ganzen Länge der Stadt hätten ringeriffen werden sollen. Der kaiserliche Rath Herr von Hubert dachte zwar nicht an die Verbreitung des Flusses, als die dem ersten Anblicke nach ungereimt schien, wohl aber an dessen Vertiefung, denn er schlug die Aufhebung der Garzarollischen Mühle vor, um Tiefe und Gefälle, mithin schleunigem Abzug des Wassers zu gewinnen; dennoch dachte er nicht an das Felsenbett des F.luffeö, mU ches eben zu einer Mühle von alten Zeiten her Anlaß ge» geben hat. Die Idee eines eigenen Kanals verwarf er übrigens nicht. Unter allen Entwürfen, die man von dieser Abzapfung abfaßte, ward endlich jener, als der aus theoretischen und praktischen Gründen anwendbarste, gutge» heißen, welchen der Herr Navigationsdirektor an dem Sau» ströme nach einem genauen Nivellement und vorsichtiger Ue» Verlegung mit Einverständniß mehrerer Kenner vorgelegtt hat. Dieser Plan ist in beiliegender kleinen Karte vorge» stellet. (Siche die crstc Kupsertafel.) Ich will das Wesentliche davon in Kürze erklären. Der Der Kanal, welcher im Thale hinter dem Schloß» berge zu führen angetragen ward, bekam eine Länge von 1047 Klafter, auf welcher man ein Gefälle von 2; Klaf» ter erhielt. Seine Grundsohle allein hatte den Abhang von einer ganzen Klafter. Beym ersten Anblicke eines so bestellten Kanals muß es klar seyn, daß, wenn er anderst in gehöriger Breite und Tiefe angeleget wird, sich die ge» wisseste Wirkung einer Abzapfung versprechen läßt; denn der Umschwcif des Flusses durch die Stadt verhält sich zu der Länge des Kanals wie 40: 77, das ist beynahe im dop» pelten Verhältnisse. Unweit seiner Mündung gehet die Karlstädter Straße quer über ihn, und da war es vonnd» then, eine gemauerte Brücke zu errichten, welche anfangs zwar nur mit drey Vdgen angetragen ward, wodurch die Ueberschwemmungsmasse abgeführet, und Vcy niedrigstem Wasserstande des Flusses, in welchem man ihm die ndthige Tiefe bey der Stadt nicht entziehen wollte, durch Einleg» balken der fernere Abzug verhindert werden sollte. In der Folge aber zeigte sich, daß besonders bey einigen nach» einander kommenden nassen Jahren die Ueberschwrmmungs-niasse zu sehr anwachsen würde, als daß sie durch einige drey Leffnungen, die etwa 6 Klafter betragen hätten, abgeleitet werden kbnnte: deswegen hat man die Brücke nach einer Länge von 38 Klaftern, und mit 11 Bdgen, deren jeder mit Einlegbalken zu dffnen und zu schließen ist, angeleget. Ihre Bettung ist wie ein kunstmäßiger Schleu» ßenboden, und unter dem Niveau des niedrigsten Wasser» siandes bey der Mündung des Kanals 9*- Schuh tief an» B 2 flt<- gelegct. (*) Noch befindet sich eilte andere Brücke mit drey Oeffnungen und zwo steinernen Widerlagen, über welche drey Hängwerke angebracht sind, nahe beym Auö-flusse des Kanals, um eine Passage, die ehmals hierüber girng/ zu unterhalten. Der erste Kostenüberschlag, welcher in der Hypothese einer drcpbdgigcn Einlaßbrücke abge--fasset ward, fiel auf 84 tausend Gulden aus; da man aber dem Hrn. Navigationsdirektor die Einwendung machte, daß nicht die ganze Breite des Kanals auszugraben vonnd, then seye, weil man wahrscheinlich vermuthen kdnnte, daß die Gewalt des Abzugwassers denselben gehbrigermaßen ern breiten und austiefen würde, so war der Überschlag auf Coooo fl. herabgesetzt, ein Umstand, der durch vielt Schwierigkeiten, die er nachher verursachte, bewies, daß man zu wenig die Eigenschaft des Grundes eingesehen, und zu viel die Kostenersparung gesuchet habe. Die steinerne Brücke samt ibrem Schleußenzugehdr ist in Absicht auf alle Dortheile vollkommen und prächtig hergcstellet — nur mangelt ihr noch eine Bedachung wider die Witterungs-nässe, die den von gebrannten Steinen gewölbten Bbgen einst nachtheilig sexn dürfte — und da sie allein ihrer standhaften Bauart wegen 50000 st. mag gekostet haben, so ist es für sich klar, daß der 1047 Klafter lange Graben , obgleich er dermalen nur 8 bis 15 Klafter breit ist, und blos im Lhale zwischen dem Schloßberge und dem ge» gen- (*) Aus diese Ä« hätte der Kanal alles Wasser der Layduch an sich jichen, und ihre» Rmnsaal bcy der S-üLt, um dcn-ftlbtn 5» raunten, g«„z treten »icicheu können. , genüber stehenden Hügel eine ansehnliche Hdhe hat, mit 10000 fl. nicht hat kdnnen bestritten werden. In der That sind itzt auf die Brücke und auf den noch zu wenig ausgehobenen Graben schon 132000 st. verwendet worden. Hier muß ich Ihnen eine merkwürdige Begebenheit er» zählen, die ftcb bey der Ausgrabung des Kanals, besonders in der Gegend der Schleußenbrücke, zugetragen hat. Der Grund, über welchen der Kanal gefichret werden muffte, war so mannigfaltig, daß man wegen seiner abwechselnden Vearbeitungsthunlichkeit eine beträchtliche Summe für un-> vorgesehene Zustände dem Kostenüberschlag hätte hinzusetzen kdnnen. Die ersten Strecken des Kanals, als man sie ausgrub, hatten schichtenweise Letten mit Torf, bloßen Torf, Letten mit Sand, dann Schiefer. Die zweyten zwischen dem Schloßberge und dem Hügel, Letten mit Sand, hie und da mit Quellen vermischt, festen Lehm, und dann harten Schiefer. Die dritten endlich eine anhaltende Tiefe von allerhand groben Schotter mit abgerundeten Flursteinen, die ich fast durchgehends kalkartig fand. Diese Strecke ist die längste, und wie leicht zu vermuthen, zum Ausgra> ben die beschwerlichste; sie hat wirklich eine Länge von 550 Klaftern. Als man den Grund zur Schleußenbettunz aushob, geschah nun, daß man viele Tage hintereinander mit der Arbeit so wenig tit die Tiefe kommen konnte, daß vielmehr der auSgearbeitete Grund , welcher hier tiefhalten» der Torf war, aufzusteigen, und sich über den Horizont zu wblben schien. Die Arbeiter, mit welchen der Akkord nach der Kubikklafter getroffen war A geviethen tu Unwillen B z und und Verlegenheit; und wem sollte gut zu Muthe seyn, dem die Arbeit unter den Händen wächst? Man mußte da. her wie in einem Nothfalle alle Kräfte verdoppeln, um auf einmal sowohl den Torfgrund, als das mit demselben häufig aufquellende Wasser zu gewältigen. Die Ursache dieses Phbnomens kann einzig daher geleitet werden, daß die locke» re Torferde, als man ihr die darüber liegende Last deS schweren Lehmbodens im Thale wegnahm , aus hydrostati» schen Gesetzen durch den Druck der nachfinkenden beydersei« tigen Erde ^Schotter »und Schiefersteinmassen in der Mitte (tufzusteigen gezwungen ward. Noch viel wunderbarer aber ist, daß ich in eben dieser Torfart, die in einer beträchtli» chm Tiefe unter dem Lehmgrunde lag, Saamenkdrner fand, die eine rothbraune, frische und glänzende Schaale hatten. Wie, dachte ich, kann es mbglich seyn, daß sich Schilf» saamen durch eine Zeitlänge, die über unser ganzes histow sches Gedächtniß hinaus ist, in dieser Tiefe unversehrt und vollkommen erhält ? Meine Begierde zu weitern Entdeckun» grn hatte mich hier eine Weile mit der angenehmsten Pharv taste unterhalten, aber nur getäuschet, wie den äsopischen Fuchs ; denn ich bffnete die schönen Schaalen, und fand in keiner einen Kern, zu geschweigen den Keim einer in Zukunft möglichen Pflanze ; so hat die Verwesung, ohne die Hülle anzugreifen, klos auf die Keime wirken können! Den-, noch vergnügte mich wieder der Gedanke: Wie lange mußte rben beym Eingänge dieses Thales Wasser stehn, um Torf in dieser Tiefe zu erzeugen? und wie lange mußte es im Abfließen seyn, um die dicke Lehmschicht darüber anzuhälp fen? xrxr.strv. <■ .t ■ v »l- -x ja. g_ ji. u jii.. ;j. J/jitarsCe . 25 Das Werk -er hiest'gen Abzapfung hat keine UuSnah» me von jenem Schicksale, dem die meisten großen hydraulischen Unternehmungen unterworfen find; nämlich, daß auch der durchdringendste menschliche Verstand das Ohnge» führ mancher Umstände, die stch bey der Ausführung äußern, nicht voraus in die Rechnung bringen kann, und daß der vernachläßigte Zeitpunkt, in welchem das Werk mit vereinbarten Kräften betrieben werden muß, demselben das gchäßjge Ansehen eines übel geratenen Entwurfes giebt, wobey der rechtschaffenste Hydrauliker, wenn er auch alles gethan hat, nichts, oder, was er that, mangelhaft -ethan zu haben scheint. Lm vorigen Schreiben sagte ich Ihnen, daß der anfangs bestätigte Ueberschlag von 60000 ff. durch die 132000 ff. wirklich schon überschritten worden, und nun setze ich hinzu, daß dieses Werk dennoch nicht sein Ende errei» chet hat. Ursachen der vermehrten Kosten sind folgende - itenr ist die Abschätzung der für den Kanal bestimmten Gründe auf 14000 Gulden gestiegen , da fie im ersten Ueberschla'-ge etwa um den halben Theil angesetzer worden ; stens war die Durchlaßbrücke anfangs nur mit drey Bdgen auf r0000 ff. angetragen, ward aber nachmals bis auf eilf Bdgen verlängert, und mit 50000 fl. zu Stande gebracht (s. die 3. Dign.); Atens hatte die Ausgrabung des aufsteigrndknTorfgrun-, des mehrere Leute, und wegen beschwerlicher Arbeit bessere Be» zahlung gefordert; 4tenS waren zwey Feuersbrünste, die beynahe die Halbscheid der Stadt Lapbach verheerten, Un» B 5 glücks» glücksfälle, welche die Ausführung deS Werke- sehr zurück^ setzten ; denn wie hätte man Matmal und Arbeiter der allgemeinen Nothdurft entziehen können ? und erhielt man es auch in einer geringen Anzahl, wie theuer und wie langsam mußte der Bau vor sich gehen? Warum es noch nicht zu Ende gebracht worden, ist tie erste Ursache, daß man von dem Überschläge des Di'-rekteurs, welcher gleich anfangs die ndthige Breite und Tiefe des Kanals vorschlug, abgieng, und auf die Gewalt des durchreiffenden Wassers eine Rechnung machte. Zwey. tens, daß man auch den verschmälerten Kanal nicht auf ein* mal und in einer Zeit hergestellet hat, da das erhdhte Wasser vielleicht einige Wirkung hätte thun können; wodurch dann geschah, dast seine Skarpen einsanken , und das Grundbett, welches wirklich schon die Tiefe des nit" drigflen Wasserstandes beym Einflüsse hatte, erhbheten. Ueberhaupt war man bisher in Krain diesem Werke, dessen Ausführung durch solche unglücköfälle verhindert ward, sehr abgeneigt; und ich muß es dem Mistrauen, welches aus der Verzögerung eines lange gehoften Erfolges zu entstehen pfleget, und einem gewissen Dorurtheile, das hier im Lande herrschet, ein wenig zu Gute halten. Man glaubet allgemein / daß die Abzapfung dieses Morastes nie» mal vollkommen zu Stande gebracht werden kdnne, weil das Morastwasser aus unterirdischen Schlünden , welche man hier Seefenster nennt, aufzuquellen, und immerwährende Austretungen zu verursachen scheint. Wahr ist es, daß S1-=^csas=»' 27 Laß das ganze gebirgigte Krain mit solchen unter der Erde streichenden Kanälen, Grotten, und Wasserbehältern an-gefülltt ist ; ein Gegenstand, den die Natur nur halbsicht-bar in diesem Lande bewundern läßt, um die Neugierde witziger Naturforscher zu reizen. Allein es ist auch eine demonstrative Wahrheit, daß, wenn man das Abflußprofil eines Morales nach Verhältniß der in einer Zeit sich sam-. melnden Wassermasse vergrößert, und das Hinterland des Flusses, welches, weil es meistens tiefer, dann die ■Oberfläche des Flusses liegt, als den eigentlichen Jnundations-, bezirk durch Seitenkanäle auf gehörige Art mit dem Haupt* rinnsaal verbindet, alles Morastwasser abfließen müsse, es möge unterirdisch aufgehen, oder oberirdisch zusammen-, strdmen. Noch hake ich Ihnen meine Meinung von diesem ganzen Werke nicht erkläret, und dieß werden Sie schon erwartet haben. Seine Historie, die ich bisher erzählet habe, voraus» gesetzt, will ich sie Ihnen ganz unparteyisch entdecken. Es ist so wahr, als ein in der Mathematik bewiesener Satz, daß die Abzapfung zu Stande gebracht werden kann: denn wem sollte bey einem 1047 Klafter langen Kanal, der 15 Schuhe Gefälle hat, und zum Umschweife des Flusses beynahe wie 1 zu 2 sich verhält, ein Zweifel zu Gemü-the kommen ? Ich wage es auch zu behaupten , daß mit der bereits verwendeten Geldsumme das Morastwasser wirklich schon durch den Kanal abfließen könnte-------------- wenn wenn man jenes, was man itzo weis, gleich anfangs hät-. te voraussehen kdnnen. So nämlich ist man immer der Veste Rathgeber nach geschehener Sache, und aus dem, was sich ereignet hat, erfahrt man, was man hätte veranstalten sollen. Ich gebe also mein Votum über das Werk, nach', dem es schon geschehen ist. Wenn man mich den ersten Entwurf davon hätte machen lassen, so würde ich den S zen erforderlichen Profile angetragen, und keine Rechnung auf die vertiefende und erweiternde Gewalt des Wassers gemacht haben. Die Ursache davon enthält mein voriges Schreiben. Eben deswegen, weil der nach dem Schloß berge gelegene 550 Klafter lange Bezirk aus schweren und grobsteinigten Schottergrunde bestehet, so har das «bstrlv. mende Wasser des hier vor Zeiten gewiß befindlichen Sees die Kraft nicht gehabt, seinen Weg hier Ortes so tief zu be> haupten, als in dem Rinnsaal bey der Stadt, und eben deswegen hätte man auch itzo ihm diese Gewalt nicht zumu . then sollen. Setze man auch den Fall, daß es wirklich durch einen Kanal, der nicht seine gehörige Breite und Tiefe hatte, zum Abflüsse wäre gebracht worden, was hat* te man anders erwarten kbnnen, alö daß die lockeren Schotterskarpen eingestürzet wären , und den ganzen Kanal zwar verbreitet, aber auch seine Grundsohle ausgefül-let, und den Abfluß verhindert hätten ? Wird es doch, wenn der Kanal auch nach seinem ganzen Profile angelegt wird, wird, vonndthen seyn, nach einiger Zeit die Grundsohle, welche durch die abrollenden Ufer erhbhet werden muß, wieder auszugraben, und zwar solang, bis sich der Abfluß mit seinem Profile so zu sagen in ein Gleichgewicht bringt. Wer einmal Kanäle in einem Schottergrunde ringe» schnitten gesehen hat, wird sich von dieser Wahrheit selbst leicht überzeugen kbnnen. Ohne Aussicht auf das Zukünftige hätte ich zwar die Brücke samt ihren Schleußenwerken angelegt, und am al» lerletzten erst den Einlaßgraben auszuheben vorgenommen. Dieses ist wenigstens die natürliche Ordnung des Fürgan» gcs bey allen Wassergebäuden. Würde man gleich anfangs dlos den Kanal zu vollenden, und das Wasser durchzulei» len gedacht haben, ohne vorher die Brücke samt Schleu-kenwerken zu verfertigen, so wäre die ganze gesunde Hydrotechnik aufgebracht gewesen ; denn es würde geheißen haben, man wolle das Werk beym Ende anfangen, man denke erst auf einen Schleußengrund, nachdem man daS Wasser wirklich eingelassen habe, man werde den Rinnsaal der Laybach bey der Stadt zum Nachtheile der Schifffahrt wasserlos machen, und in eine Pfütze verwandeln. Diese waren auch wirklich gründliche Ursachen, warum man bat Schleußenwerk noch vor Ausgrabung des Einlaßkanals also anlegte, daß nur das Ueberschwemmungswasser dadurch ab-geführet, nicht aber die erforderliche Wasserkonsumtion dem Flusse entzogen werden mdchte. Nicht» 30 -S-"-"!——■— »■ Nichts destoweniger aber, wenn ich daS Glück ge» habt hätte, als erster Entwerfer einen prophetischen Blick in die Zukunft hinauöschicken zu dürfen, so würde ich den Ka» not samt Wassereinlassung noch vor der Anlage der Schlru» ßenbrücke auszuführen grwagt haben, ungeachtet die ganze Welt böse auf mich gewesen wäre, und das aus na» tätlichen Gründen fließende Urtheil des Kenners mich daran würde verhindert haben: denn, da dieses Unternehmen das Unglück hatte, daß man von seinem Anfänge aus Vor» urtheilen an der Möglichkeit gezweifelt, und nachher we» gen einiger Unglüctöfälle auch die Fortsetzung gefehlet hat, so hätte es, da der erste Eifer noch wirkte, das vortheil-Hafteste Ansehen dadurch gewinnen kdnnen, daß man durch den wirklichen Abfluß die Möglichkeit desselben bewiesen haben würde, wenn auch die itzt verwendete Geldsumme daran wäre verbraucht worden, ohne einige Brücke oder Schleußt zu verfertigen. Würde man nicht nach m haltenem erwünschten Erfolge eine noch viel größere Summe auf die fernere Nothdurft zu verwenden bereit gewesen seyn, als itzt eine geringere, obgleich der glückliche Aus» gang eben so gewiß ist, als er damals seyn mochte? Diel» leicht, wenn man den fertigen Kanal verdammet hätte, wäre die Bettung der Schleusten und Brücke nicht viel höher zu stehen gekommen, als itzt, da man bey dessen Grundaushebung eine tiefhaltende Torfschicht, und dabey unendliches Wasser gewältigen mußte. Ein Theil dieser unglücklichen und gehäßigen Arbeit wäre dem Kanal, der doch seine .0*^—'--•f3i$323--i »ty gt seine Wirkung gemacht hätte, zur Last gefallen, nicht dem prächtigen Schleußenwerke, das itzt ohne Kanal keine Wir', kung machen kann. Hätte man auch bemerket, daß der Kanal mehr als blos das Ueberschwemmungswasser zum Nachtheile der Stadt, und der Schifffahrt an sich zbhe, was würde leichter gewesen seyn, als in einem Profile ' von höchstens 15 Klafterbreite die Wafferhdhe durch eine Norhwehre zu erhalten ? Allein kaum, dächte ich, wäre dieser Umstand zu befürchten gewesen; ich weis nicht, waS für eine Anschwellungshdhe, was für ein Gefälle, und was für eine Wassermasse ich mir bey Bestrbmung des Kanals vorstellen müßte, um darinn auf dem grobsteinigen Grunde eine Vertiefung zu befürchten, die dem Flusse nur sein gewöhnliches Wasser rauben sollte. Sehen Sie, so würde ich zu Werke gegangen seyn, allein, wie ich schon gesagt , als ein Prophet aus dem Vergangenen. Hier haben Sie nun eine Probe, was für ein furchtbares Wesen es fett, ein Hydrauliker heissen, und wie selten man seine Werke, die mitten in Unglücksfällen Meisterstücke seyn können, im Grunde beurtheilet. Die Vollendung des Abzapfungskanals, welcher sich der Hr. Navigationsdirektor ganz entschlagen hat, ist itzo das Geschäfte des Hrn. Obristlieutenants Struppi, eines würdigen Nachfolgers des großen Fremaut. Sein werksa', mer Eifer betreibet dasselbe nach Wunsche des Staates, und aller hydraulischen Kenner. Sie Sie kblinrn sich kaum vorstellen, mit was für ei* ner Erwartung ich auf den glücklichen Ausgang dieses gro» ßen Werkes hinaussehe ; mit was für einem Vergnügen ich mich in jenen Zeitpunkt versetze, da man sagen wird : Wer hätte geglaubt, daß Wasser an diesem Orte fließen, und eine so lang behauptete Gegend verlassen sollte; da das Geschwader der Fieber mit dem Wasser wegziehen, und reinere Luft geathmet werden wird; da man gleich den Ameisen wird geschäftig seyn, von jedem nassen und dem Seegeflügel bisher wohnbaren Grunde durch Ablaufsgräben das Wasser in den Hauptrinnsaal zu leiten ; da der Land--mann die reiche Aernde auf einem noch vor kurzer Zeit im* fruchtbaren Grunde bewundern, und seines Schweißes bey dessen Bearbeitung mit Lust vergessen wird? — Sterilisve diu palus, aptaque remis, Vicinas urbes alit, St grave fentit aratrum. Horat. Allein sachte !------------------Fast hätte mich meine an» genehme Phantasie verleitet, einen Zeitpunkt herbeyzuziehcn, über welchen noch mehrere Jahre wegeilen werden. Gr» setzt auch, (so werden Sie gewiß schon gedacht haben,) daß der Kanal als das Hauptmittel der Abzapfung vollkonv men hergestellet ist, wird man auch alsogleich den so weit» schichtigen Morastgrund entwässert sehen ? Wird man nicht hi« Yie und da in Verlegenheit gerathen, für Seitengrä» den das hinlängliche Gefälle zu finden , zumal, da viele Gegenden der morastigen Ebenen 12 bis ig Zoll niedriger, als der niedrigste Wafferstand des Flusses gelegen find, und dieser durch Vermehrung des Abzugsprofils zwar alsogleich einen noch niedrigeren Wasserstand , als bisher der nie-, drigste war, erhalten, aber dennoch nicht au? einer fast horizontalen Ebene eine größere Tiefe sobald gewinnen kann? Dieses ist freylich so etwas , wobey sich die Natur nicht übertreiben läßt, wo man, samt aller demonstrativen Gewiß» heit der guten Folge, dennoch mehrere Jahre in stiller Erwar» rung zusehen muß, und wodurch neuerdings in Gemüthern, die nur das Gegenwärtige zu betrachten gewohnt sind, und schon in den ersten Jahren die gewisstn ergiebigen Procente ihres angewandten Geldes suchen, eine Unlust, Mißtrauen/ oder Dorurtheil entstehen könnte. Nichtsdestoweniger aber hat man auch hierinfalls schon Proben gesehen, die, da ste bey noch unausgeführtem Werke vorgenommen worden, für die zukünftige Entwässerung desto mehrere Bürgschaft leisten. Fleißige Landwirthe haben es wirklich gewagt, einen Bezirk ihrer Grundstücke, die ein Thcil des Morastes waren, durch kleine Kanäle mit bestem Erfolge auszutrock» nen. Auf gleiche Art wollte man auch mit dem Terrain zwischen der Jschitza, und dem Laybachffuß verfahren, al» lein man verschob sehr gründlich dieses Unternehmen bis auf die Verfertigung des Hauptkanals, als wodurch maa es leichter und sicherer auözuführcn hojfete. Nun, L scheint 1— scheint mir, Hab ich Ihnen zum Ueberfluffe vom Laybachcr Moraste geschrieben. Bald werden mir andere Ihnen an» ständige Stoffe Vorkommen. Die schbne Witterung begün'-ftiget das Vorhaben meiner Reise nach —- diesen Ort soll der künftige Brief an der Stirne tragen. > Vrerter Brief. Zirknitz den 19. April 1779« ry :clk'icht mit einem lückenvollcn Sce üusgedrlicket werden. I11, Klaiiuschen heißt Juk/u eben ein« tu«e. im von Quellen belebet, die aus Steinritzen so häufig aussprudeln, daß ste Sagen * und andere Mühlwerke tvct<-den. Tie wasserreichesten Lbcher sind sehr vorsichtig ausge-mauert, damit sie nicht der abrollende Schutt verstopfen kbnne. Itzt zwar, da die Trdckne schon so lange Zeit angehalten hat, haben die Quellen auch das für die Werte zureichende Wasser versagt. Die gutherzigen Geistlichen hatten uns, weil kein Wagen diesen Weg machen konnte, Reitpferde gegeben, womit wir fünf Stunden lang über das schroffigte Kalkgebirge bis nach Airknitz ritten. Auf dem hbchsten Gipfel, über welchen unser Weg gehen muß«, le, fiel mein Barometer um anderthalb Zoll von jenem Stande, den er zu Freudenthal hatte; woraus Sie eini» germaßen die beträchtliche Höhe des Bcrzes abnehmen werden. Auf diesem ganzen Wege brach Kalkstein mehr oder weniger am Tage aus, allezeit aber zu meiner Dewunde» rung in Schichten, deren Streichen nach einer Weltge» gend man sicher abnehmen konnte, obwohl dasselbe hie und -a durch Abbrüche und durch das Einsinken einigermaßen verdruckt war. Ueberhaupt machte es eine schiefe Fläche, dessen Horizontallinie von Nord gegen Ost und von Süd gegen West zwischen den zwanzigsten und vierzigsten Grad rintraf, und wovon die Spitze des Neigungswinkels, welcher 30 bis 45 Grad ausmachte, von West gegen Nord eben 20 bis 40 Grade lag. Nicht umsonst beschreibe ich Ihnen die Richtung dieser Schichten schon itzt so ge» nau. Da ich dieselben, den ganzen Weg hindurch, in allen L 3 Der» 3g <^^353»-—--fr Bergen und Hügeln, wo Kalkstein ausbeißt, bemerket habe, so scheine ich mir voraus sagen zu kbnncn, daß ich sie vielleicht in noch entfernteren Gegenden entdecken werde , — wie weit halten nicht diese Kalkgebirge? — ich werde also in der Folge überhoben seyn, bey einzelnen Gegenständen diese Bestimmung zu wiederholen. Die ganze Gebirgskette, über welche ich ritt, ist mit einer erstaunlichen Menge Hügel und Thäler unterbrochen, x worunter einige ganz eingeschlossen find, und dem Ansehen nach natürliche ungeheure Wasserbehälter vorstellen. Alle Vertiefungen und Erhöhungen aber find wiederum mit einer so erstaunlichen Anzahl größerer und kleinerer Gruben angefüllet, daß es schwer fallen würde, bloß auf die* sem Gebcrge alle zusammen zu zählen: ich wenigstens habe mit meinem Auge, welches auf entferntere Strecken nicht reichen konnte, gewiß bey 300 übersehen. Ihre Menge wuchs, je mehr ich dem Berg Slivinza nahte, welcher ein Theil der Gränzen ist, die den Zirknitzer See umge-. ben. Beym Anblick dieser so vielen Gruben und Kesseln, worunter einige in der Tiefe Löcher haben, hatte ich m nen Vorgeschmack von den Ursachen deS Zirknitzer Sees: denn der ganze Bezirk, welchen ich übersah, dünkte mir die Gestalt eines großen Siebes zu haben, worinn tnchtet'-förmige Löcher alles Wasser, das über die Oberfläche des Gebirges fällt, einsaugen, und den unterirdischen Was» serbehältnissen zusenden. Meine Begierde, die sich schon so lange an dem Zirknitzer See einen wichtigen Gegenstand voraus bildete.', wa hältnißmässig sehr in die Länge strecken müssen. Für Heu» te schließe ich. Der beschwerliche Weg hat mich und meine Gefährten sehr abgcmattet; desto sanfter hoffen wir »r Wa&enr i\ Ehe ich Ihnen etwas von dem, was ich heute gesehen habe, erzehle, muß ich voraus melden, daß aus den Stein-bergischrn Kupfern jenes, das er im ersten Kap. von dem Seebodcn und der umliegenden Gegcnd geliefert hat, da-rinjige ist/ das ich durchgehends mit dem, was meine Au» gen sahen, übereinstimmend fand. Nur Schade! daß eS halb halb orthographisch, uv- sehr undeutlich gestochen ist. Ich habe eö versuchet, anstatt Numern die eigentlichen Söenetv nungen der Gruben, Hdhlen und oberirdischen Quellen indessen darein zu setzen. Die übrigen Tafeln, worin die äußern Faccn der Grotten, die Profile ihrer Zugänge, und unterirdischen weiten Oeffnungen gezeichnet find, sind der Natur so ungetreu, daß ich nicht genug bewundere, wie dieser fleißige Seebeobachter so unächte, und phantastische Schilderungen, nach welcher die Natur ihre Grotten Goriza, welches eben ein Hügel heißt. Um den kürzesten Weg bey bry meiner Untersuchung zu nehmen, ließ ich meine Route von einem erfahrnen Fischer bestimmen, und mich von den mannigfaltigen Erscheinungen, Begebenheiten und Wir« kungen genau unterrichten. Von Zirknitz gieng ich nach Unterseedorf, bey welchem in einer kleinen Entfernung zwo große wasserverschlingen'' de Gruben Reschetto und vadonos, dann zwey mindere Ribiska sama und Suprrnava lufT« sich befinden; zwar nicht blos einzelne Gruben, sondern vielmehr (wenn ich so sagen darf) Nester von mehreren großen und kleinen Gruben, zu welchen einige schlängelnde NinnsLle des ob'/ laufenden Sees zusammen treffen. In der größten Tiefe einer solchen Familie von Lücken sieht man den ächtesten Kalkstein mit grotesken Figuren aufbrechen, und, da die» se Steinart cben deswegen so mannigfaltige Schlünde zu sormiren psiegt, so hat es das Ansehen, als wenn daZ Wasser durch Trichter mit vielen Ldchern verseigert werden müßte. Auf diese Art habe ich alle in dem Seeboden be» findliche theils verschlingende, theils wassersveyende Gruben gefunden, blos mit dem Unterschiede, daß einige grd» ßer, einige kleiner waren, diese tiefere, jene mehr ab» wechselnde auf» und niedersteigende Abgründe hatten. Es ist billig zu vermuthen, daß die Grundlage des ganzen Seebodcns aus dergleichen Kalkstein bestehe, über welchen verschiedene Erdarten, die vielleicht ihre Entstehung vom Kalksteine nicht haben, (wenigstens nicht von jenem, der im Grunde liegt) wagerecht durch das Seewaffer an» geschlemmt und verbreitet sind, als z. B. thonartigr schwar» 44 .«*-E«ei3R5!@r=H*mO» schwarze Erde, gelbe und weiße Kreidenerde, und, wel« ches das häufigste ist, Lehm mit Sand und viclartigen Schneckenschalen vermischt. (*) Dieses Erdlager, weit ches den ganzen ebenen Seeboden ausmacht, und welches bey der itzigen Tröckne unter dm Rädern stäubt, muß na« türlicher Weise mehr oder weniger einstnken, über je grd> ßere oder kleinere Schlünde es zu liegen kbmmt, also, daß es an einigen Orten sprudelnde Abgründe, an ändern sanfter anziehende Trichter, hier Siebe mit großem und kleinern Löchern, dort niederstnkende Filtrirkappen vor-' stellet. Das ganze Seethal läßt sich daher wie ein großes Gefäß vorbilden, auf dessen Boden sich das Wasser durch alle Derschlingungs» und Derseigerungsarten verlieret. Ich habe Ihnen schon bey diesen zwo Gruben die Ei» genschaft aller übrigen verschlingenden Abgründe beschrieb ben, und daran ist mein Enthusiasmus Schuld, welcher die ordentliche Erzählung der Gegenstände nicht abwartet, sondern bey irgend einem guten Stoffe sich nach allen sei» nen Kräften äußern will, um nicht die Gelegenheit einer vortheilhaften Erklärung zu versäumen. Dennoch kbmmr mir dieses zu Gute, denn ich werde mich bey den folgenden Gruben von ähnlicher Art nicht wiederholen dürfen, son» (*) Die grotesken Figuren der am Tage liegenden Kalksteine sind überhaupt der ungleichen Verwitterung, die in der ungleichen Textur de« Kalksteine« gegründet scyn mag, turnschreibcn. Ob der Lehm, der den Seeboden deckt, aus dieser Verwitterung entstanden feg ? ist eine Frage, die an einem besseren Orte soll entwickelt werden. sondem nur jenes, was eine jede außer diesem sonderbar res hat, zu erinnern haben. Die folgenden Gruben, die ich besichtigte, find Rei» rie, Sitarza und Rlein -> ponikue. Diese drey sind von den vorigen unterschieden in dem, daß fie Wasser verschlin» gen, wenn der See im Abfließen ist, und Wasser aus» speyen, wenn der See aufzuschwellen anfängt; die Sitar» za wirft alödenn das Wasser wie durch einen Springbrunn aus, vermutlich aus det Ursache, weit fie wenigere en» gere Ldcher, und ordentlichere unterirdische Kanäle hat. Dey der kleinen ponikue erzählte mir mein Geleitsmann den sonderbaren Umstand, daß alle Fischer bcy dieser Gru» be eine sichere Losung vom Anwachsen und Abfließen des Sees haben, weil, wenn sie Wasser auSspeyet, der See gewiß nach einiger Zeit abfließen wird, wenn sic aber Wasser verschlinget, keine Hoffnung zum Abflüsse des SeeS sich so bald zeige. Ich habe dieses besondere Phbnomen kcy Sreinbergen nicht beschrieben gefunden, und deswegen scheinet es mir einigermaßen verdächtig, weil es einem Manne, welcher 14 Jahre an diesem See gewöhnet hat, nicht unbekannt seyn konnte, es müßte ihm nur etwa als einem Scribenten von 74 Jahren sein Gedächtniß ein bis» chen untreu geworden seyn. Die Meinung aller Fischer am Iirknitzer See bestätiget übrigens einstimmig diese Er» sahrung. Ich werde vielleicht Gelegenheit haben, in der Folge dem wahren Grunde dieses Knotens näher zu kommen. srun gelangten wir zu der Grube Livische, welcht eben Wasser siebt, aber die letzte unter allen ist, die das in ihrem Lrater gesammelt Wasser verschlinget, woraus zu schließen ist, daß sic die tiefste unter allen seyn müsse. Der gerade Weg führte uns weiter gegen Osten zu einem Winkel im niedrigeren Gebirge, wo eigentlich die häufigen Quellen, durch welche der See bestrdmet wird, anfangen; er gränzet an den Fuß des Berges Iavornik, welchen man mit Recht den ungeheuren Behälter der Was» serschätze nennen kann. In diesem Winkel entspringen die Quellen Rateri-asch, Zenische, Zemun, Großund Klein »lvberch, Tres» senz, worunter Groß-, Vberch und Tressenz, wie die oben angeführte Grube Siearza, aus ihren kleinen Ldchern und Steinritzen das Wasser springbrunnartig auftreiben. Der ganze Fuß des Berges Iavornik, (und diesen rechne ich von dem erstgemeldten Winkel angefangen bis an die zwo Karlauzen,) bestehet aus Kalkschichten, deren Lage und Neigungswinkel ich Ihnen voraus zu meinem Vergnügen schon bestimmet habe. Je größere oder kleinere Schläuche aus den unterir» dischen Seen des Berges I«vornik hier am Tage ausbre» chen, desto größere oder kleinere Felseneinstürze findet man bey den Ausbrüchen. Was kann geschickter seyn, unterer» dische Wassereintheilungen zu unterhalten, als klüftige Steinlagen, und unter diesen der grotttnformirende Kalk» stein? Pein ? Da man fast eine Stunde lang am Fuße des Brr» ges Iavornik neben solchen Steinschichten zu gehen hat, so werden Sie leicht schlüßen können, daß, wenn einmal die Dorbereitung der zur Aufschwellung des Sees ndthigen Waffermasse vorhanden ist, diese ganze Strecke aus großen» und kleinen Ritzen, Hbhlen und Schlünden, so wie sie der Felsenabbruch gebfftiet hat, das Wasser bald trbpfelnd, bald aufwallend, bald spritzend und sprudelnd, aus grd» ßern Leffnungen aber stromweise Herausstoßen müsse. Ich sah an ihrer ganzen Länge Spuren der mehr oder weniger heftigen Wasserausgüsse, und an einigen Orten wirklich noch schwache Quellen, welche, da sie bey dieser so trocknen Zeit fließen konnten, vermuthlich ihre Ableitung von beständigem Wasserbehältern des 3a»orml« haben müssen. Zwo besondere Stellen an dieser Strecke sind einer deutlicher« Erzählung würdig, nämlich - Gttsschke Oberch und vranja Iama. Die erste stellet einen unordentlichen Haufen übereinander gestürzter Felscnklumpen vor, welche die engen, aber vielfältigen unterirdischen Gänge verdecket haben, also, daß, wenn das Wasser ausbricht, eine Was» serkaskade, welche die Kunst nachzuahmen kaum versuchen dürfte, zu sehen seyn solle. Aus ihr fließt auch bey tro» ckenster Zeit eine beständige Quelle, die fich aber einige Klafter vom Ursprünge weg wieder in die Steinklüften verlieret. Ihren innern Bau hat eben deswegen noch kein Mensch untersuchen kdnrren; destomehr aber läßt es die Vran» vranja 3ge. Am Portal dieser Grube, dessen innere Hdhe 3^ Klafter betragen mag f fand ich die sonst so ordentlichen Steinschich-ten nicht sehr kenntlich, vielmehr bemerkte ich hier das Groteske des ächten Kalksteins. Mein Wegweiser führte mich mit einer brennenden Torsche durch eine sehr niedere Passage (denn ich mußte durch übereinander geworfene Steine, um in der Hdhe nicht anzustoßen, kümmerlich krie» chen) bis tu einer weitern Oeffnung, deren Grdße und Figur Sic aus der Zeichnung abnehmcn werden, («e Signete.) Sie war höchstens 2 Klafter tief unter dem Eingänge, und der schiefe Abhang mag eben nicht mehr als 6 bis 7 Klafter betragen haben. Sie hatte das Ansehen einer wahren großen Kalkkluft, die durch das Abfallen eines in der Mitte Hangenden großen Knauers, oder, wenn sie mit Erde angefüllet war, durch die beständige Wirkung des Wasserauöstoßens entstanden ist. Ich bemerkte in ih» rem Abhängen kein einziges Streichen; allein vielleicht dürfte es durch die Kluft verdrücket, und durch die Tropfsteine, die an den Wänden herab ästefl-rmig schlichen, ver. «0' .9- 49 verdeckt gewesen seyn. Don tiefer großen Kluft konnte man nicht tie'er kommen; denn da, wo ein Schuiuch von etwa einer Klafterbreite in dir Tiefe zu gehe" schien, war stagriircndes Wasser, in welchem ich kleine fische sah, die sich, jeüdcm das Wasser a gezogen war, in dieser Tiefe aufhielten. Diese Höhle speyet, wenn die Seeanschwelluna im Anzuge ist, das weife Wasser aus, also, daß Steinberg sagt, sie könne mit einer ändern Höhle, Sucha -ulza, die ich aber erst morgen sehen werde, den See binnen tve» nig Stunden an füllen t und gestattete den »"vorsichtigen Leuten, die sich etwas länger auf dem trocinen Seeboden verweilet hätten, kaum die Zeit des Entfliehens; da do-H die übrigen Gruben wenigstens etliche Tage zur Anfüllung des Sees vonnbthen hätten. Um desto mehr erstaunte ich über den so kleinen Diameter des tiefsten Schlundes, den ich mir ungesehen viel größer vorgesteliet hatte; ich konnte mir das Phbnsmen der gewaltigen Ausströmung nicht an» -ers erklären, als durch die Geschwindigkeit bey eben der Wassermasse, die aber einen sehr großen Fall von einer Anhöhe voraussetzet. $Rocl> wunderbarer aber ist es, dast diese zwo Höhlen so große und häufige wische auswerfen, den ganzen See, so zu sagen, bevölkern, und den Grund ;u einer gesetzmäßigen Fischerey, die die angränzenden Herrschaften auf dem See haben, seit undenklichen Zeiten geben. D , Wäh> Während daß wir uns in der Grube aüfhrelten, war die Sonne untergegangen. Unser Wegweiser ermahnte uns, den Nest des Tages mit Besichtigung der großen und kleinen Aubnarza, der Gcbn», und dabey befindlichen Po» ,tmfuc zu benützen. Diese Gruben liegen auf dem ebenen Scebette nicht weit vorn krummen Rande, den der See zwischen der Halbinsel Dervoft-k und dem Fuße des 3«-vorniks macht. Sie haben zwar eben das Aussehen / welches ich Ihnen bey den ersten Gruben am ebenen Seebette schon beschrieben habe. Nichtsdestoweniger fand ich es wichtig, von den Lratern der großen und kleinen 23ub»i;r-3« beiliegende Zeichnung, so viel ich in der Eile konnte, zu verfertigen. (7te Dignctc.) Sic find vom grüßten Umfange aus allen übrigen auf der Ebene. Weißer Kalkstein, von großen Spalten durchklüftet, raget beynahe bis an das Niveau des Seebodens hervor. Zwischen säulenfdr-rnigen grotesken Steinmasscn öffnen sich obenher enge, unten aber sehr weite und tiefe Abgründe. Mein Geleits-mann warf durch rin Loch, welches er erst neuerdings durch Wegspühlung der Erde gedffnet fand, mehrere Stei» ne in die Tiefe, deren einige auf einem Felsenabsatz in ihrem Falle gehrmmet, andere aber durch einige Sekunden rollen und abprellen gehöret wurden. Um diese Grotte zu untersuchen, (ich rede hier blos von der großen Subnar-za,) müßte man sich auf gutes Glück in die Tiefe mit Stricken hinablaffen. Soviel ich weis, hat Steinberg auch nicht gewaget, diese unterirdische Reise zu untemeh» mm; <- s- gr men; sagt aber, daß damals, da der obere Zugang noch nicht so sehr als itzt verlegt gewesen, sich einige Waghälse, deren, es mehrere unter den hiesigen Fischern gicbt, erküh» net hätten mit brennenden Torschen hinabzuklettern, und soweit sie konnten, die abwärts streichenden Schlünde zu verfolgen; sie wären dann mit großer Beschwerde in der größten Tiefe zu einer domfbrmigen Grotte gekommen, in welcher die herabhängenden unzählbaren Stalaktiten so viel Wasser abträufelten, daß auf dem untenher gelegenen ruhigen See ein erstaunliches Geräusche entstünde, welches er den so vielen gegen oder übereinander stehenden Konka» vitaten zuschreiben müßte, weil dadurch der Schall wie durch ein Nedrohr bis am Tage hinauf vermehret würde. Steinbergs und der Fischer allgemeine Erfahrung von die» ser Grube ist, daß, wenn man auf dem vollen See in einem Schiffe über diesen Gruben zu stehen kömmt, ein dumpfes, schlagweise tonendes Gepolter bis zum Entsetzen gehbret werde, welches aber mit dem Abfließen des Sers vermurhlich nach und nach sich verlieren, und endlich ver» schwinden muß; denn wir hörten bcy aller unserer Auf» merksamkeil, da wir am Rande der Spalten stunden, nicht das geringste Geräusche; der Name aber dieser und ande> rer umliegenden Gruben, welche ein gleiches Brausen bey vollem See hören lassen, zeuget hinlänglich von ihrer Eigenschaft, denn Bubnarza heißet auf deutsch eine Tromm» lermn. D 2 Dal- 52 =-==iiSKä#==:=T> Dalvassor glaubet überhaupt, daß dieses GttbS dem> jenigen ähnlich sey, welches man auf feuerspeyenden Ber» gen zu hdren pflegt, weil es meistens alsdann am grüß', lichsten wäre, wenn ein Donnerwetter sich über die ge-, schloffenen Thäler des Iavorniks lagert, und durch häufige Schläge, die in unterirdischen Grotten eingeschloffene Lust in Bewegung setzt, also, daß sie von einem Schlund in den ändern dringen, und wie in den äolischen Höhlen furchtbar heulen müsse. Steinberg hingegen meinet, daß, weil er einmal das Geräusche des abrräufelnden WasserS sicher voraussetzen kann, dieses durch die hohlen Gänge wie durch ein Nedrohr vermehret werde. Ich würde es wagen, Ihnen ganz zuversichtlich auch meine Meinung darüber zu erklären, wenn ich das Glücke gehabt hätte, in die Tiefe des polternden Schlundes einzudringen ; weil ich aber dieses nicht thun durfte, so will ich Ihnen wenigstens sagen, was ich aus Vergleichung aller angezogenen Nachrichten schlüßen zu können glaube. Der klatschende Abfall der stalaktitischen Tropfen bringet ein ununterbrochenes gleichförmig * tönendes Sausen hervor, welches, wenn es auch bis am Tage hinauf vermehret wird, niemals stoßweise, wie es die allgemeine Sage ist, vernommen werden kann; zudem sehe ich nicht, wie wir es bey trockenster Zeit nicht hätten hören sollen, da doch alle ©rotten häufiges Wasser eben damals abtrdpfelten. Vielmehr wäre ick geneigt zu glauben, daß die ein» gesperrte Luft eine Mitursache dieser Wirkung sey, daß dieses dieses Geräusche unmittelbar von Abstrdmung -es Wassers in weiten gewblbten H'ohlen, die rotten zusammengepreß» ter Luft niemals ganz kdnnen angefüllet werden, entstehe, und daß, (wenn es doch abwechselnd, und schlagweise zu vernehmen ist,) die abstürzenden Ströme nach Maast der verdichteten und wieder ausgedehnten Luft gleichsam in Pau» sen bald zurückgehalten, bald losgelaffen werden. (*) Wunderbar aber ist mir bey dieser ganzen Sache: istens, daß-bey diesem Getöse niemals Spuren einer auf» wallenden Luft im Seewaffer sollen bemerket werden, wenn man auch gerade über diese Stellen hinsährt, weswegen ich mich mit Fleiße bey mehreren erkundigte; 2tens, daß zwo Hauptgruben samt mehreren kleinen angränzen» den die Eigenschaft des nämlichen Geräusches haben kdn» nen, besonders wenn dasselbe nicht durch eine einzige Ursache, als zum Beyspiele durch das wechselweise abstür» zende Wrsser auf alle Schlünde vertheilet wird. Es müß» ten nur mehrere Schlünde in eine ungeheure Grotte zu» sammcn gehen, oder in mehreren Grotten eine ähnliche Ursache des Geräusches wirken. D Z Sch (*) Dlc Grotten, die ich nachher $u sehen Gelegenheit gehabt, bestätigten mir diese Meinung; einige derselben fand ich so schön gewölhet, und alle ihre Ritzen mit Stalaktite» so schön ausgekiltc«, daß ich nimmermehr zweifelte, ot> die riisammengedrlickte Luft sich lange darinn erhallen, und solche Spielwerke hcrvorbringen könne. Ich hake Sie mit meinem Geschwätze, welches betv noch nichts anders als Muthmaßungen in sich hält, ein bischen geplagt. Gut! daß sich eben die Noute dieses Tages endiget. Gcbn» ist eine blos verseigemde Grube; die an» gränzende Ponikue giebt, und verschlinget Wasser; wir sahen sie noch bey dämmerndem Lichte, und dann nahmen wir unfern Weg über den steinichten Rücken des Isthmus -er Halbinsel Dervosek nach Hause. Nachschrift. Cfnt merkwürdiges Phbnomen, welches ich auf meinen Reisen im Temeswarer Bannate so oft gesehen, und hier auf dem ebenen Seeboden samt meinen Gefährten wieder zu bemerken Gelegenheit hatte, kann ich unmdglich ganz vorbevlassen. Blos in sehr flachen, und auf viele Meilen weit sich erstreckenden Gegenden, besonders, wenn sich der ebene Horizont in dem Himmel hinaus verliert, habe ich den über die Erde etwa 6 Schuh hoch liegenden Theil der Atmosphäre also verdicket gefunden, daß die unter einem sehr spitzigen Winkel darauf einfallenden Lichtstrahlen nicht durchgelassen, sondern abgeprellet werden; welches zu vielen optischen Blendungen Anlaß giebt. Also habe ich in einer Ferne von iooo bis 2000 Klaftern blos die Dä', cher von Dorfgebäuden gesehen, welche mir wie ein durch» sichtiges Wäldchen vorkamen. Also erschienen die hie und da La auf der Ebene stehenden Warthügel ohne Grundlage. Also wurden die etwas hdher emporragenden Objekte, als Bäume, Gebäude, Thürme, u. s. w. doppelt so hoch ge-Mt, weil sie nämlich wie auf einer Waffercbene gespie» fielt wurden. Also sah ich in der weiten Ferne zerstreute große Seen, die bis an den Horizont hinaus wie Meere wurden. Nach Maaß der Annäherung verschwanden sie, und entfernten sich immer. Ja so gar, wenn ich von meinem Sitze im Kalesche, wo ich sie noch sah, aufstund, und mich etwa 3 Schuhe in die Hbhe richtete, so nahmen sie ab, oder erschienen nicht mehr. Als ich die Ursache dieses Spielwerkes der Lichtstrahlen noch nicht kannte, ward ich überdiemaßen durch diese Seltsamkeiten ge» rüytt. Die öftere Ansicht in verschiedenen Umständen, daS Erscheinen und Verschwinden nach Derhältniß der Erhöhung und Erniedrigung, und die Analogie aus op> tischen Experimenten entdeckten mir endlich das ganze Ge-heimniß. Es ist folgendes: agb sey eine fast horizontale Ebene auf eine Weite von 1 bis 2000 Klafter; ad sey ein fernes Objekt, z. B. ein Thurm; bs sey die Erhöhung des Auges über dem Ho» D 4 chont. gS -MApu---,». rizont. Wenn die Lichtstrahlen nach der Direttion ch eh rinfallen, so werden sie etwa in h abgeprellet, und kom» wen dadurch zum Auge e. Es ist eine ganz natürliche Sache, daß, wenn ein Lichtstrahl sehr schief in ein Mit» telding einfällt, dessen Verdickung verhältnismässig an* wächst, derselbe den Grund des Mitteldirgö nicht erreiche, sondern in einer En'frrnung vom Grunde, unter eben dem Winkel, unter welchem er einfiel, abgeprellet werde. £T■:: .M ( in ' ' 1 ^ ’;t == -MMA v ;V »• ^ 8 ■ ■■■ fl • ^llltilllfMllt?!llllirill^VftllllliII!lllllllllH|||||||||||||||ti||U|jf|||ij||H|i|H|!i|HU|U|||iiiii|ui! -fr. ul Sechster Brief. Zivfniq tzen 21. April 1779. Gegenwärtigen Brief, der die Beschäftigung dieses Tages enthalten soll, fange ich mit dem Morgen schon an zu schreiben. Ich habe für meine gestrige Erzählung etwas nachzuholen, und dazu giebt mir eben noch Muße das längere Ausbleiben der Kutsche, die mich bey dem Rest der Zirknitzer Merkwürdigkeiten vorbey führen soll. Don Don den oberirdischen Wässern , die sich in den See ergießen, habe ich Ihnen gestern nichts gemeldet. Sie sind ein beträchtlicher Theil der zusctmmenstrbmenden Was-, sermasse, wenn das Negenwetter etwas länger im Gebirge anhält, oder Wolkenbrüche über die Thäler sich ausschüt» ten. Me Strecke lieget meistens von Westen gegen Osten an der südlichen Seite des Berges Slivinza, welcher auch von den meisten der Erzeuger ist. Steinberg zahlet ihrer neune, man dürfte sie aber billig für sieben ansetzen, weil jwey davon vielmehr zu einem dritten zu rechnen find. Das erste fließet durch Zirknitz und heißt Zirknitz« , ein mühlentreibender Bach, der durch Niederdorf gegen die zwo großen Höhlen Groß »und Klein '-Rarlauza, die ich heute sehen werde, hinfällt, bey trockenem Wetter aber sich ehe in den Secboden verseigert. Das zweyte entspringt aus zwo Quellen , deren eine nahe bey St. Ma> ria Magdalena, wo Steinberg einen Mayerhof hatte, fischreich aus einem Schlunde kbmmt. Beyde zusammen machen daö Bächelgen Globauschik aus, und vereinigen sich mit dem -ritten, welches Martinschiza heißt, und ausserhalb des Dorfes Martinsbach nahe an der Kirche St. Veit aufquillt. Dieieö Wasser soll zugleich ein Gesund' Brunn leyn. Das vierte bricht im Dorfe Grshovo in der Küche eines Bauern, der gewiß seine Bequemlichkeit nicht zu schätzen weis, hellklar und häufig unter dem Namen Trestenig hervor. Bey Scheraunitz vereiniget es sich mit dem fünften, Scherounsl'y Dberch, und eilet unter der Benennung Scherouniza nach der Seegrube Reitie, wohin hm fich auch das z«eytr und dritte ergießt. Das sechste heißt Lipsenzl'zcr. Es bestehet eigentlich aus der Quelle 6teberschi,;a, welche vom Dorfe Stegberg tbmrnt, und dreyen ändern, aus welchen diejenige, die vom heiligen Rreuz und @t. Anna herfließt, wegen ihrer Entstehungs» art Aufmerksamkeit verdienet, weil da, wo sie auö einer Felsenspalte sanft hervor wallet, die reizende Scene eines von hohen Buchen umgebenen und beschatteten Platzes fich dffnet. Ein würdiger Aufenthalt für Dichter! die gerne die Gespräche der Nymphen bey jeder Quelle belau> schen. Im kühlen Schooße dieses Umfanges ist ein artiges Baffein, in welchem sich eine Menge Forellen unterhält, die aber, wenn sich bey trockner Zeit das Wasser verliert, nach der Mündung der Quelle gehen, oder wenn sie da» hin nicht gelangen können, durch wohlthätige Hände zu-, rü# geschaffet werden. Das legte ist die Quelle 8Iata> vez, auf deutsch der goldene Brunn, welche sich mit der Lipsenziza vereiniget, und in einen Kurrent am Seeboden, der nach der Grube Ponikue hinziehet, bey velli Brech ausläuft. Wenn Sie von den Kirchen, deren Steinberg am Umfange des Sees 21 zchlet, und besonders von derJirkr nitzer Kirche etwas wissen wollen, so bitte ich denselben im zweylen Abschnitt des zweyten Kapitels nachzuschlagen.— Das erste, was ich diesen Morgen sah , war die berühmte Sucha -ulza, eine Hdhle, die, wie ich schon sag-, te, eben so viel Wasser, als die vranja Iama auSwirft. (8te Blgncte.) Aus der Zeichnung ihres Einganges werden Sie Sie abnehmen kbntten, daß sie zwischen Kalksteinschichten m die Tiefe absinket. Daö Mundloch ist durch Felsenabstürze sehr verlegt, und zum Hinabsteigen beschwerlich. Sie gehet nach einem schiefen Hange von 30 Klaftern ab» wärts, dessen Pcrxendikulärhbhc etwa fünf Klafter betragen mag. Auf dieser ganzen Strecke konnte man an einem einzigen Orte aufrecht stehen, da man übrigens blos mit Kriechen durch die abgefallenen Stücke sich durchwinden muß» le. Auch durfrr man sich nur des Kerzenlichtes hier be» dienen ; denn der Raum war zu enge, als daß der Fackel» rauch nicht unerträglich hätte werden sollen, (yte Mgncte.) Als ich dahin kam, wo daö Wasser weiter zu gehen ver» tot , zeigte sich ein ziemlich geräumiger gerade gehender Schlund, lieber ihn gieng eine Kluft in die Hdye, aus welcher einige Klumpen, die itzo mitten im Wasser sind, herabgefallen seyn mbgen. Am Ende dieses NaumeS, welches, so viel es uns das Kerzenlicht sichtbar machte, sieben bis acht Klafter noch entfernet war, entdeckten wir ein gewblbtes etwa 10 Schuh breites und 5 Schuh hohes Loch am Horizonte, das in die Tiefe gieng ; daraus hbr» ten wir ein Wasser mit dumpfen Geräusche durch Felsen» stücke abstürzen. Aus dem Getdne konnte ich schließen, daß es in einer sehr großen Tiefe, und in einer beträchtlichen Masse seyn müsse. Das Streichen der Kalkschichten war in dieser Tiefe noch sehr merklich, die Abweichung der Horizontallinie dieser schiefen Flächen machte hier einen Winkel von 34 Grad, von Norden gegen Osten, unter finem Neigungswinkel von 25 Graden. Das Wasser, welches welches hellklar, mit und sehr gering ist, hatte keine grd» ßere Kälte, als von io Graden des Thermometers über den Eispunkt. Weil sowohl hier als durch den engen Schlund, durch welchen ich herabgekrochen war, das Hangende und Liegende nicht weit voneinander abstunden, so fand man unter den hangenden Zapfen keine sehr großen unterliegen» den Stöcke; denn diese fangen das abtropfende Wasser auf, und müssen durch das Ausspritzen der aufklatschenden Tropfen mit einem desto größeren Diameter gestaltet werden , je höher die Tropfen fallen. Die größten hangenden Zapfen hatten etwa die Länge eines Schuhes, und eine Dicke von 2 Zollen, die unterliegenden kleinen Stöcke eine Länge von 7 bis 9, und eine Breite von 4 Zollen; diese aber hatten alle obenher eine runde Haube mit einer ,fchi* kleinen Vertiefung, die sie deswegen nicht größer haben konnten, weil die Tropfen nicht hoch herabfallen. Alle Zapfen, Käme, und Säulchen sind von einer bräunlichen und groben Materie, die vom Mittelpunkte strah» lenartig ausläuft. Die äußerste Rinde der Hangenden Za» pfen und Käme ist meistens schwarz, welches vielleicht dem auf » und abschießenden schlammichten Wasser zuzuschrei» ben ist. Ich muß cs eben der außerordentlichen Geschwindig» keit des AuöbrucheS beymessen, daß die Höhle in einer s» kurzen Zeit so erstaunlich viel Wasser giebt. Die Fische, welche auch hier häufig herausgetrieben werden, haben ei» nen viel länger» und beschwerlichem Kanal durch Stalakti» -c=^=5^====> 63 ten und Bruchstücke zu passiren. Ich war nicht so glück» lich, die Brut der schwarzen, blinden, und federlosen En» ten zu finden, von welchen Valvassor träumet, daß sie ein Fischer brym Ausbruche des Wassers auS dieser Hbhle soll Hervorkommen gesehen haben : woraus er zuversichtlich schließet, daß es in dem Javornik einen unterirdischen See geben müsse, der die Brut dieser Thierchen unterhält. Allein seit dem Zeitpunkte, von welchem diese Sa» ge her ist, hat sich mental wieder der Fall eines ähnlichen Phönomenö ereignet, und Steinberg sagt mit Recht, daß es ein Fischermährchen ist, und höchstens vielleicht dadurch habe können veranlasstt werden, daß ein unzeitiges Seege» flügel, welches in äußeren Höhlen zu nisten pflegt, durch die Gewalt des Wassers sey daraus geworfen worden. Nachdem ich mich eine Stunde in der Tiefe aufge» halten hatte, kam ich an das Taglicht. Die durch Ab» brüche geöffneten Schichten geben in dieser Gegend noch die Quellen Uschivaloka z Harte und andere unbenannte mehrere. Kamime und Sujenska Iama, die von hier geradezu gegen die kleine Rarlauza liegen, sind blos ver» seigernde Gruben. Ehe ich von den zwo Rarlauzen et» was sage, muß ich Ihnen von dem Sumpfe piauze mel» den, daß er niemals sein Wasser ganz verliert, welches da» her kommen mag, weil entweder der grottenartige Kalkstein etwas tiefer zu liegen kömmt, oder weil über denselben eine wasserhaltende thonartige Schicht angeschlemmrt ist. Die Fabeln, die Dalvassor von dieser Pfütze meldet, bin ich zu krzäh» erzählen nicht aufgelegt, sie sind vielmehr kedauernS'' al-lachenswürdig. Ueberhaupt komme ich itzs auf die Gegend, gegcn welche das ganze Seewasser abzuströmen scheint. Sie lieget zwischen Nord und West. Das AbstrLmen schließt man daraus, weil hier die größten wafferoerschlingenden Grot» ten sind, worein sich (bios aber in dem Umstände, wenn der See sehr hoch anwächst,) eben so viel Wasser stürzt, als aus der Dranja Jama und Sucha dulza kömmt. Wenn der See seine kleinste Hdhe hat, so fliesit zwar kein Wasser darein; allein es läßt sich ganz gründlich vermuthen , daß das unterirdische Streichen der abziehenden Kanäle eben gegen diese Seite gerichtet seyn müsse. In den drey nacheinander liegenden Hdhlen Klein-Rar» lauza, Skeimenza und Groß-Rarlauza ist das Streichen der Kalksteinschichten auf oben angeführte Art merkbar, c io. Bignctt) In die kleine Rarlauza, wovon Sie den äußern Zugang hierneben gezeichnet sehen, kann man itzo nicht mehr zur Tiefe Hinabkommen. Ich fand sie ganz m t Schilf,Mooö und Erde verleget. Auch Steinberg sagt von ihr, daß rr sie eben deswegen nicht habe besuchen k!>nnen.(n.Biglitte.) Skednenza, die ich Ihnen auch nur in ihrer äußeren 5«te zeigen kann, ist so, wie die kleine Rarlauza, ganj verlegt; dennoch ist bevm Eingänge et e geräumige Höhle voch übrig, in welche sich das Lieh, um die große Som» inerhike zu vermeiden , zu sammeln vflrgt. Diese war auch zu Grembergs Zeiten schon angesüllet, und, obgleich eS ist, daß sie, wie die kleine Rarlauza, Wasser ver^ schltl» schlucket hake, so ist es doch über das Andenken einiger Jahrhunderte hinaus. Daß die abzichenden Löcher des Zirknitzrr Sees im» wer mehr und mehr verstopfet werden, ist ein Umstand/ der einst Veränderungen nach sich ziehen kann. Ich ver» spahre meine weitläufigere Anmerkung hierüber auf ein andersmal. (i2.$igntte) Die große Rarlauza ist noch der einzige Schlund, welcher das Seewaffer stromweise mit erstaunlicher Ge» walt zu sich reißt: seine Mündung, welche sich eben nach dem Streichen des Kalkfelsens richtet, ist noch sehr geräu» mig. Anfangs hat er unter dem Hange einer Schicht ei» nen zwar niedern, aber sehr weiten Platz; dann ist der Abgang durch einen ungeheuren Felsenklumpen verleget. Wenn man diesen übersteiget, so kdmmt man durch efroa 80 Klafter in einer sanften Neigung abwärts zu drey Haupt» gängen, deren jeder mit Erde, Rohrwerk und ändern Kbr» vern nunmehr angefüllet ist. Blos von der tiefesten und weitesten Hbhlung habe ich eine Zeichnung verfertiget. (iz.Dignetk) Ich stand auf einem Hügel, der gaNz aus dürrem Schilf bestund und unter den Füßen einsank. Untenher aber lagen eine Menge Bäume und Sägeklbtzer, die das abfließende Wasser den Sägemühlen geraubet hatte. Vor» wärts, wo der Schlund in die Tiefe zu gehen schien, ent» deckte mein Geleitsmann noch zween Fischerkähne, die das letzte Wasser eben dahin riß , aber nicht weiter fortführen konnte. Diese Hdhle hat das Meiste, was irgend auf dem See grschlvomnml hatte , verschlungen ; so gar daö E Dich, Dich, welches unvorsichtig in die Nähe kam, ward durch ihre Wuth hingerissen. Aus Steinbergs Erzählung läßt fich abnehmen, daß man zu seinen Zeiten noch weit tiefer habe hinabsteigen können; denn er sagt: daß er (vermuth. lich von dem Orte an, wo ich flehen bleiben mußte,) durch einen sehr schweren Zugang bis dahin gekommen sey, wo er eine gewdlbte Hdhle anrraf, an deren Boden ein ruhiges Wasser stund. Er hätte sich aber nicht lange hierauf» halten kdnnen, weil die eingesperrte Lust das Brennen der Torschen . allmählig verhinderte, und sein Celeitsmann selbst, der sonst ein beherzter Mann war, befürchtete, daß, wenn ihnen das Feuer abgehen sollte, sie den Ausgang nimmermehr finden würden. Ungeachtet, wie ich oben sagte, nur das hohe Seewasser in diese Hdhle abfließt, auch kein unterirdisches Rauschen gehöret wird; so gehet dennoch von hier aus ein beständig ges Wasser eine halbe Stunde weit unter der Erde in den St. Ramiens Wald, wo es wieder am Tage ausbricht. Nachdem wir das Mittagsmahl eingenommen hatten, verfügten wir uns nach dem 0t. Kärntens Wald. Durch eine halbe Stunde fuhren wir einen Seitenweg nächst der Adelsberger Straße bis an den Fluß deö schroffigten 6>> birges; da mußten wir über die aufbrechcnden Kalkschichten, die aber dennoch mit Bäumen verschiedener Art verwachsen sind, aufwärts durch eine halbe Stunde gehen. Kaum hatten wir die Aussicht eines freyen Platzes erreichet, so sahen wir in der Mitte desselben einen ungeheuren Abgrund, welcher trichterförmig absank. (I4, Eignete) In seiner Tiefe sah sah ich zwo große Hbhlen,und eine Sägcmühle dabey, wozu ein Haufen abgerindeter Sägeklbtzer oben am Rande zube» teilet lag. Mein Geleitsmann wollte mir hier ein Vergnügen machen und wälzte einige Klbtzer in die Tiefe hinab« Das Brausen der abstürzenden und auf Felsen abprellenden Bäume war ungemein, und im Entsetzen selbst unterhalt» lich, das Zersplittern aber für rin zum Sägen bestimmtes Hol; nicht sehr vorteilhaft. Ich wagte in die Tiefe hin» abrusteigen. Hierzu fand ich einen einzigen gangbaren Weg, auf welchem man Sicherheit halber manchmal auf den Bein» kleidern hinabrutschen mußte. Nahe an der Sägemühle hatte dieser Kessel daS Aussehen, welches die Kopie vor» stellet. Seine Tiefe schätze ich auf 20, die Breite feinte obern Mündung auf 10, und die Länge auf 22 Kiafter. In der rechter Hand liegenden Hdhle war ein kleiner Was» serteich, auf dessen ruhiger Oberfläche sich die Gegend spie» gelte, die auf der ändern Seite der Hbhle lag, wohin man zwar durch dir Wdlbungen des Felsenhanges sehen, aber nicht gelangen konnte. Wie sehr war meine Begierde gereizet , diese durchsichtige Öiotfc zu besuchen, und die Gegenstände, die ich nur im Wasserspiegel erblickte, näher zu betrachten ! Allein wie konnte ich mein Ziel ohne ein Fahrzeug erreichen, da das Wasser dicht an der Seite der Wblbung gieng, und durch anhaltendes Aufwallen nach tingeworfenen Steinen eine große Tiefe verrieth? Dermals konnte die Sagemühle nicht getrieben wer« den, weil die lange Trdckne das nbthige Wasser versagte. Wenn die zwo Rttrlauzen am Zirknitzer See Wasser w E 2 schlist. schlingen, so strdmet dasselbe hier mit entsehliä-em Geräusche von einer Hdhle zur ändern ; und damit das Bassin der Sägemühle nicht zu häufig überschüttet werde, so hat man den wasserspeyenden Schlund, welcher an der rechten Seite der erstgedachren Hdhle von der Tiefe aufgehet, zum Theile vermauert. Wiederum ein Umstand, welcher schäd> Uche Folgen bereits nach sich gezogen hat, und schädlichere nach sich ziehen wird! denn, seitdem diese Sägemühle erbauet worden, bemerket man, daß die zwo Rarlauzen weniger Seewasser, alS vordem, an sich ziehen, und also die Zeit der Ueberschwemmung kennbar verlängert worden sey. Es wäre zu wünschen, daß die unterirdischen Schläuche vielmehr von allem Unrathe, Geholze und Gesteine ge» reiniget, und die ausgießenden Mündungen noch geräumiger gemacht werden kdnnten, denn es ist immer zu vermuthen, daß die abziehenden Kanäle nach einem grdßern Verhältnisse verschlämmet und verleget, als durch den gewaltigsten Ab» stürz ausgefeget werden , ungeachtet auf dem Seeboden neue Ldcher und Schläuche von Zeit zu Zeit zu entstehen scheinen. Allein die Fischerey ist auf dem Zirknitzer Sec der Hauptgegenstand seiner Benützung, und so lange Fischer in dieser Gegend die Obergewalt haben werden, so dürfte es gleichgültig bleiben, wenn auch der See einmal abfldsse und sein Boden nimmermehr die Gestalt eines Ackere ftldeö annähme. Steinberg sagt, es seyen wirklich Spuren vorhanden, daß vor Zeiten die Überschwemmung nicht so weit als itzt müsse gereichet haben, weil der am See gele> gene $ictic Flecken Set-orf noch steuerbare Gründe hat, btt bey jeder Anschwellung gänzlich überdecket werden. Die linker Hand liegende Hdhle verschlinget das Was» ser, welches von der ändern Hbhle durch die Sägmühle kdmmt. Ihre Wölbung ist niedriger, und ihr Schlund gehet in die Tiefe. Nichts destoweniger kann man auch durch sie rin schwaches Licht der von der ändern Seite auf> gehenden Steinwand entdecken. Ehe ich noch diese Grube verlasse, muß ich Ihnen melden, daß das Streichen brr Kalklagen nur oben beym Rande, nicht aber in ber Tiefe merklich ist. Auch — daß mir dieser ganze Abgrund wie eine Oeffnung vorkbmmt, die die Natur ganz wohlthätig gemacht hat, um dem unterir» bischen Zuge des Wassers nachspühren zu können- Was soll ich aber von der Art des Einsturzes sagen , wodurch diese Tiefe ist eröffnet worden? Glauben Sie wohl, daß eine so große Steinmasse, als diese weite Oeffnung in sich fassen mochte, habe versinken kdnnen, ohne untenher einen eben so weiten Raum zu finden, in welchen sie hinabsank? Felseneinsiurz, welcher blos in die Tiefe gehet, läßt sich nicht anders erklären, als durch Sprengung der Decke im« rerirdischer Grotten, aus was immer für einer Ursache die» selbe veranlasset werden mag. Nun kam ich wieder zum Rande dieses Kessels hinaus und athmete freyere und dünnere Luft. Don hier mußte ich über einen steilen Hang durch Steine unb Gesträuche bergab klettern Das Feuer, welches ich in der Gegend brr Zirknitzer Sees an fünf Orten die schönsten Wälder E 3 »et» verwüsten sah, (gewiß aus Nachläßigkeit dcr Landleute, die bey dieser trockmm Zeit die unnützen Gesträuche so wie andere Jahre hindurch aiisbramrten,) hatte auch hier aus eine große Strecke alle Bäume verzehret, also zwar, daß die Wurzeln zwischen den Steinklüsten zu Asche verglimm^ ten, und die Hoffnung eines weitern Nachwachses auf den entblößten Steinrücken verloschen seyn wird. Nach dieser traurigen Gegend der Verwüstung geriet!) ich unvcrmuthet auf die schbnste Aussicht einer Landschaft, die mich je in meinem Leben entzücket hat, zwar von einem Thale umgränzet, das aber nach der Länge ihre Krümmun» gen zu sehen gab. Ein Wasser schlängelte sich nach den Abschüssen der Hügeln fort, und verlor sich endlich in der Ferne nach dcr Wcndung des Thales. Wie hingerissen stand ich eine Weile bey dieser prächtigen Scene. Ich hätte mir Zeit und eine geschickte malerische Hand gewün-(chet, die Schönheit nach der Natur treffen zu können. Während meinem Vergnügen wußte ich nicht, daß ich so nahe an einem ändern Gegenstände war, der zwar nicht reizend, aber crstauiiungöwürdig ist. Ich gieng nur einige Schritte abwärts bis zu einem Zaun, da erblickte ich daS ungeheure Thor einer Hbhle, das linker Hand durch den Abbruch einer Felsenwand gebffnet war, und den Inneren ungemein großen Raum verrieth. ( i.stc Lignccc ) Daraus stürzet zum zweytenmal das Zirknitzer Wasser, welches oben die erwähnte Hbhle verschlungen hatte. Auch hier ist eine Sägemühle angebracht, die ich aber itzt von dem benachbarten Feuer schr beschädigt fand. Der Zugang zu dieser Grotte ross ==--=> 77 Grotte war überaus beschwerlich, denn man mußte sich an einem sehr schmalen Felsenabsatz, neben welchen ein tiefer Wafferkrand war, hinschleichen, und mein Geleitömann mußte mir die Hand reichen, um rin steiles Felsenstück, das dm Eingang halb versperrte, zu übersteigen. ( ietc Signete) Nun — wie erstaunte ich, als ich den inwendigen ungeheuren Raum erblickte? Stellen Sie sich eine runde Kirche mit einer kupolfdrmigen Decke vor, die in ihrer Weite 18 bis 20 und in ihrer Hdhe 12 bis 14 Klafter hat, so werden Sic eine Ldee ihrer Grbße haben. Vom Eingänge linker Hand fleht man ein hohes, aberschma« les Thor mit einem ellivtischen Bogen, lvelches zu einer anderen kleineren Grotte führt. Aus dieser fließet das von der Tiefe aufgetriebene Wasser, und bildet darinn einen kleinen fischreichen Bassin, daraus muf; es btt)in Thore ütev ein Üafterhohes Parapet herabstürzen, dann ziehet es sich klar nach dem ebenen Felsenbette weg, fällt in der Mitte der Hbhle über Stufen von lebendigen Steine, und, nachdem es sich in der Tiefe gesammelt hat, so fließt es gekrümmt am Felsenstücke beym großen Thore hinaus. Ein Anblick, der dichterischen Enthusiasmus erregen kann! — Und wie sollten nicht Nymphen und Musen der griechischen, oder Geister der Ahnen der nordischen Fabel zu Gesichte kommen, wenn sich ein Poet oder Barde hieher verliert, und seine Seele von hoher Begeisterung bey diesen bezau» bernden Bilderiraufschwellen läßt? Der Boden dieser Grotte ist rin ganzer Kalkfels, und nicht wie in anderen Grotten mit losen Stücke« bedeckt. E 4 Diel. J Dielleicht daß dieselben durch die Gewalt des Wassers (welches hier der zurückgelassenen Spur nach zwei) Klafter hoch wächst, wenn der Zirknitzer See abfließt) bey der fob ßeren Oeffnu^g find hinausgetriebcn worden, denn ich kann mir kaum vorstellen, daß vom gewblbtm Domme nicht jene Stücke herabgefallen seyn sollen, die außer der Wölbung hiengcn, weil die Natur noch lange vor der Kunst den Bogendruck beobachtet, auch daher alles, was ausser diesem sich befand, nach und nach losgemacht, und herabgestürzet hat. Die Kupol ist dermals so schbn ausge» rundet, als wenn eine Menschenhand daran gearbeitet hät» re. Die Stalaktiten, die nicht als Zapfen herabhangen, sondern zweigartig an der Loneavität und den Wänden herabschleichen, haben die Ritzen ausgefüllt, und mit einem Kleister überzogen, so daß man das Streichen an der Decke nicht '.mehr bemerken kann. Desto mehrere und grdßere Stalaktiten reizet die innere Grotte, in die ich des Was» sers wegen nicht eindringen konnte. Sie wird nur von jenem Taglichte erleuchtet, welches in die äußere durch die große Eingangsdffnung fällt. Nächst dem Short der in. neren Grotte bffnet sich in der Wand eine Hdhlung in Form einer Nische, die aber nicht sehr weit und tief hinein ge» het, Don dieser abwärts rechter Hand kömmt noch eine andere kleinere zum Dorschein. Dom Boden läuft fast durchgehends eine Steinskarpe stufenweise wifr unterbrochen his Wände hinan. Nachdem ich mich eine Stunde lang in dieser Grotte obgekühtt/ und mit meiner Phantasie unterhalten hatte, trat trat ich wieder meine Reise an. Möchte doch diese Grotte an einen zugänglichem Ort können übertragen werden; sie würde von unschätzbarem Werthe seyn, da fie itzo nur von wenigen Naturforschern besuchet wird! Der trockenen Zeit Hab ich es'zu danken, daß ich durch das schbne Thal, welches ich von der Anhbhe übersah, weiter kommen konnte: denn da beyderseits des fortflie» ßendcn Wassers steile Felsenufer find, so durfte ich über eine dermals trockene Sägmühlwehre steigen, um einen Pfad auf dem Felsenufer zu erreichen. Abwechselnde Sce« mn, deren jede ihre eigene Schönheit hatte, stellten sich dem Anblicke dar, und verschwanden, je nachdem die Krümmungen des Felsenthales dieselbe aufführten, und wieder versteckten. Ein weiterer Raum bffnete fich dann, sondere Kanäle vom Zirknitzer See herstreichen, und der herumliegende Busen, aus dessen gebffneten Schichtm ich wirklich schwache Quellen fließen sah, muß eben vo'l von ähnlichen Schläuchen seyn, welche zusammen so viel Wasser auswerfen, daß ein reißender Wildbach mit entsetzlichem Brausen durch das Thal hinrauscht, der — wäre er nicht von Felsenufern bezwungen — die grdßtt Wuth ausüben würde. Nur noch einen Weg von etlich hundert Klaftern — und eine Wendung im Thale an diesem Bache — so m blickte ich , und mit was für einer Erstaunung! eine na-, türliche blos aus Kalkfels bestehende Brücke. (i7tc Signete ) Hätte mir ein Maler in einer Landschaft eine solche Brü-. cke, die die Natur gebauet haben sollte, vorgrstellet, so würde ich es für eine übertriebene Phantasie gehalten ha» den, die höchstens in der Theatralmalerey erlaubet seyn mag. Allein hier sah ich mit Augen , was id) mir ein zu -bilden nimmermehr gewaget hätte. Diese Brücke war auf einem einzigen Bogen gespannet, dessen Hbhe beyläufig 4 und dessen Weite 4; Klafter harte. Ihre Breite, oder die Länge des gewölbten Wasserganges mochte 10 Klafter setin. Ueber diesem lag eine ungeheure Steinmaße, an dessen senkrechter Wand herab das Streichen der Schichten wenig» stens obenher bemerket werden konnte. Dieses Streichen aber (und zu was für Folgerungen giebt dies Ursache?) ward hier verdrücket, und krümmte sich ein bischen über die Wdlbung des Bogens, also daß die Oberfläche der Brücke gleich ändern gemauerten Brücken eine Anhbhe in der <»u- ■ -er Mitte bekam, auf welcher zwo Kirchen, nämlich des heiligen Kamiens und heiligen Benedicts, nebst des Glbck--. ners Hause und seiner Kornscheuer stehen. Fünfzig Klafter noch vorher, che man zu der Brücke gelangte, verlor sich das Wasser unter dem Gesteine von groben weißen Kalk, stückcn, wc.che obenher mit dunkelgrünem ^lußmoos, dessen Richtung noch von der Gewalt des abschießenden WasserS zeugte, wie mit Kissen bedeckt waren. Wenn Walcher in Tyrol Wunderwerke von Eisbrü" cken, (*) die von den in das Thal abst'nkenden Eisschollen gestaltet wurden, gesehen; so kann ich Ihnen hier das Wunderwerk einer steinernen Brücke von natürlicher Bau* crt aufführen, dessen Alterthum weit über die Wölbungen der Eisschollen hinaus ist. Wie mochte wohl die Natur hierbcy fürgegangen seyn? — Darüber will ich Ihnen ein» mal, wenn ich zu Dause bin, raisoniren. Gewiß ist, daß die Entstehung einer Wblbunz in der Natur nach eben den mechanischen Gesetzen geschehen muß, die die Kunst bey Spannung gemauerter Bbgen beobachtet. Blos allein die Theorie des keilartig eingerichteten Druckes kann einen fest» stehenden Vogen hervorbringen. Ich habe bepnahe eine Versuchung, zu behaupten , daß die Bbgen und Kupolwdlbung in der Architektur blos von den Originalen, die die Natur gebauet hat, so wie die Harmonie der Säulenordnungen von Bäumen als Stü-. (*) Nachrichten reit den Ei«l>ergen in Tyrvl, von Joseph Walcher, aus der 8. I. der Mechanik öffentlichen Lehcec an der Uni-terftta'f ju Wien, 1773» Stützen eines Gedeckes, hergenommen worden. (*) C I8te Signete ) Mir schien, als ob ich wirklich am fürchterlichen Ein» gange des poetischen Schattenreiches, stünde. Ich gierig durch das Thor der Brücke, und kam gleichsam in einen Dorhof hundert zwanzig Klafter lang und 40 breit, der ringsum mit hohen Felsen umgeben war. Ich glaube das Recht zu haben, diesen weiten Raum in Zukunft, wenn die Rede davon seyn soll, Pluto'ö Vorhof nennen zu dür-. fett. (*) Die Historie der meisten ftütiffe, und besonders bet Architektur, gränzet 011 jene Zeiten, da die Menschen noch in Wäldern und Steinklliften ihre Wohnungen hatten. Noth und Hang pach Bequemlichkeit waren die Triebfedern zu allen mechani-schm Handgriffen. Die Natur gab die Originale dazu, und die Kunst machte die nliijlichfte Anwendung, wenn sic nach ihren Leyspielen arbeitete. Ohne von der EntstehungS-ert der babylonischen, ägyptischen und griechischen Architektur etwas zu sagen, will ich nur von der nordischen oder go-thischen erinnert haben, daß fit fast ganz von den schlank und gerade wachsenden Tannenbäumen, die den größten Theil der nordischen Waldungen ausmachen, hergenommen ist. Was sind die achteckigten Säulen dieser Architektur, die au« eben so vielen dünnen und langen Sittlichen bestehen , anderes, als nebeneinanberstehenbe oder ordentlich tin-gegrabene Tannen? Werben davon jw» in ihren Spitze» tUn zusammengebunden; so har man die Figur eines gothi-schen Gewölbes. Ziehet man 4 auf den Ecken eines Lua-drats stehende oben zusammen, so erhält man eine gothische Kteuzwölbung, von der man in det griechischen Architektur -vielleicht darf ich sagen--keine Spur findet. Und endlich, was sind denn die so einförmigen Spitzen auf gothischen Gebäuden, und die Spitzen der Thürme selbst? wen» fit nicht Spitzen der Tonnen fammt ihren äußersten Kronen find ? frtt. Mit einem Gemische von Entchen und Entzücken staunete ich über die furchtbare Schönheit dieses Ortes. Ich entwarf ihn unweit vom Eingänge, der an der vbern Lvncavität des ovalen Platzes linker Hand einbricht — allein für Sie nur ein Schattenbild.' Wre daö Zirknitzer Wasser im Abstiegen gewesen, so ich h^er nicht stchen können, denn alsdann wachst dasselbe so hoch an, daß es den ganzen Bogen der Brücke bedeckt, und mit entsetzli» chern Brausen wie der poetische Styx durch diesen Dorhof der Höhle hinstrdmet. Der Boden des Dorhofes ist ab» wechselnd erhöhet, durchgehends aber mit großen Felsen» stücken besäet, die, wenn man fie von der ginne herab» schaute, ganz dunkelgrün des Flußmooses wegen erscheinen würden, da fie doch weisser Kalkstein find. Auf diesen Stücken mußte ich die ganze abfinkende Länge des HofeS hinunter Hüpfen, bis ich zu einer Pforte, die noch grdßer als die Oeffnung der oben beschriebenen Grotte war, gleich als zum Eingänge des erdichteten Schattenreiches kam, worein fich das Zirknitzer Wasser stürzet. ( 19t« »Unctc) Hier öffnete fich die weiteste Grotte, die ich bisher sah, sie hatte in dcr Länge beyläufig 30, in der Breite 20 und in der Höhe 15 Klafter. Ihre Lage hält sich in eben der Richtung mit dem Borhofe, das ist von Süd gegen Norden. Obenher hatte sic einen gewölbten Domm, an welchem nur einige Stalaktiten hiengen, desto mehrere Klüfte aber sichtbar waren, worein sich wilde Tauben ihre Haushaltung machten. Linker Hand, wo die Wölbung sich zu erhöhen schien, brach ein sehr großes Loch vom Tage herein, wodurch sowohl als von der Pforte die Grotte schwach schwach beleuchtet wurde. Durch dieses Loch muß jene Masse von Erde, Schotter und Steinen herabgerollet ftyn, die itzo bevnahe { der Hdhle einnimmt, und eine lange schiefe Fläche gegen das Loch hinauf macht. (*) Das Streik chen der Kalkschichten war hier nur nahe am Boden herum kenntlich. Da, wo derse.be sich senket, gehet rin breiter aber niederer Schlund in die Tiefe; hierein mußte man mit brennenden Torschen sich verfügen. Durch 40 Klafter zog ein geräumiger Gang mit wenigen Krümmungen sachte abwärts, und dann kam man wiederum auf eine große Hdhle, welche wie gewölbt gewesen zu seyn schien, wovon aber die mittleren Keile herakgefallen find, und den Boden bedecket haben. Nun konnte man wegen Unflath vom Moos» werke und zusammen gehäuften Ho zklbtzern nicht weiter kommen. Es ist also zu vermuthm, daß das Zirknitzer Wasser hier in die Tiefe durch einen engen Schlund sich verlieren muß, durch welchen eS iai mit-iebrachte nicht mehr fortschleppen kann. Für heute habe ich dieses Wasser so weit vcr'olgt, als ich konnte. Weiter muß es eine sehr lange unterirdische Reise machen, bis es wieder zu Tage mtebvicht. Mein folgender Brief wird vielleicht schon davon etwaS melden kdnnen. So sehr mich dieses Grottenwerk bisher unterhielt — denn hier äußert die Natur ihre furchtbare Majestät, und zeugt durch Spuren anderer Art von der Allmacht desjeni» gen, (*) (?tfinbcrg wagte »inen viel beschwerlicheren Zugang, als ich; denn er stieg durch de# Loch wie durch einen Schornstein auf der gii'fym Fläche herüb; ich gicng durch die weite Pforte. gen, der in der Stimme des Donners und der brausenden Meereswogen ruft: Ich bin Gott — so gerne verließ ich sie auch wieder, weil meine sanfte Begeisterung beym An» Lücke so vieler dden Gefilde und traurigen Einsiedeleyen end» lich in ein unangenehmes Gefühl von Schwermut!) übergieng. Ich suchte daher bald aus der Finsternis? an das Taglicht hinaus zu kommen. Allein auch dieses verlor sich schon in Dämmerung, und rieth uns nach Hause zu gehen. Der Rückgang aus der Hchle über den schroffigten Boden hinauf war unge« mein beschwerlicher als das Hinabsteigen. —- — Facilis dcfcenfus averni, Sed fuperare graduin, &e. Vir^. Der Weg, welcher uns nach Zirknih zurückführen soll» te, mußte über die Felsenbrücke genommen werden. Bey des Glöckners Hause machten wir einen kleinen Ruhestand, dann begaben wir uns auf der ändern Seite an der Fel-senwand durch einen klafterbreiten Pfad ins Thal hinab. Nirgends war das Streichen der Kalkschichten so merklich, als aus diesem Wege, denn dieser schien entweder von Natur, oder von der Kunst auf einer hervorragenden schiefen Fläche der Schicht gebahnet zu sepn, worüber die hdheren Schichten ausgebrochen worden. Mit waS für einem Der» gnügen bemerkte ich hier wiederum das Streichen unter «ben diesen Abweichungswinkeln, die ich anderswo auf so viele Meilen weit beobachtete? Nach einer kleinen Krümmung, die unseren Weg auf* wärts lenkte, bekam man wieder die vordere Face der Drücke von oben hinab zu sehen. Während meiner Be» ttachtung dieser Gegend hatte ich einen Wunsch, der aber viel» miiigiAii'iiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiii^ go *0^=^SJS^=—!** vielleicht immer ein Wunsch bleiben wird. Ich dachte mir, daß, wenn ich Herr vom Bezirke des Sees wäre, mir kei» ne Ausgabe zu groß scheinen sollte, um wandelbare Straft sen dahin zu machen, wo die Wunderdinge der Natur ver» steckt liegen, und, so reich fle an Entdeckungen find, so wenig zur Aufklärung der Naturgeschichte beytragen. — Vielleicht daß mancher bequemere Naturforscher, und man» cher Lord, der hier in der Nähe nach Italien seine Reise nimmt, sich entschlösse, einen Umschweis zu machen, und ein bischen Zeit der Bewunderung der großen Natur zu widmen — allein ein Wunsch! Wenn ich einmal zu Laybach wieder bin, so werde ich erst über die Theorie des Zirknitzer Sees nach meiner Bequemlichkeit auökramen. , ■mm ;j'.y iMiiis't-ji#1: - WWWW ML y WSLfcriiAf, Miwtk B^^^awBsga,^ii^i1!gaHgas^^aiE«3a»!3aii5{r^iy^isea^aaB^.iBB5MMä lllllllillWIllilillllfllllill'ilillllBIISIIWIIIIIWIIIIlllllllllllWllllinillllllillillFlllliii'l.'llf^lllHi!! .fllillliillllllliilllWIHlflllilllilllllllli^lllllil'^lA'.Hitli UiUlIHS? Sicbcntcr Brief. Adelsberg den 22. April 17794 ^eute früh verließ ich Zirknitz, und richtete meinen Weg Nach Adelöberg. Auf dieser Straße, die 3 Stunden lang währet, zeigte sich allenthalben Kalkstein mit Schichten der schon vorher bemerkten Richtung Nicht weit von Zirknitz sah ich hie und da schneeweissen verwitterten Kalk, wie in Sand aufgeldset, hervorkrechen. Näher gegen Adelökerg i>fnm sich verschiedeye Gruben und Kesseln, ganj F von von Schichten durchstachen, die nur obenher durch Akld» sung größerer Stücke undeutlich werden. Adelsberg selbst liegt in einer kahlen Kalkfleingegend an einem Hügel, auf welchem das Faustrecht ein Schloß zu bauen für gut be> fand. In dieser ganzen Gegend sind Gruben, und ge< schlossen? tiefe Abgründe fast unzählbar. Ich habe zwo der berühmtesten Grotten, deren jede eine besondere Be» schreibung verdiente, hier gesehen. (aotcBigntic.) Die erste ist gleich außer Melsberg unter einem ;ieM'> lich langen Rücken eines Kalkberges, der ganz aus ©chtch* ten von der oben beschriebenen Art bestehet. Aus derAb» bildung ihrer Zugänge werden Sie dieses zur Genüge abneh'. men können. Am Fuße des Berges stürzet sich der Fluß /Poike oder Piuka durch einen Schlund in die Grotte, und nimmt daselbst weiterfort einen unterirdischen Weg. Die Grotte hat zween Zugänge: nämlich durch die Oefnung bey der Poike, die zwar nicht leicht passirt werden kann; und in der Mitte des Berges/ Bey der zweyten gieng ich in Begleitung von 4 Fackelträgern hinein. Anfangs war der Weg sehr enge , und mit vielen säulenartigen Stalaktiten versetzet, deren einige, theils um Raum zu gewinnen, theils um Fremdlinge mit einem zu» ckerähnlichen weiffen Tropfstein zu beschenken, weggebro» chen worden. Nach etwa 50 Klaftern bfnete sich ein un» geheurer Raum, der nach seiner Länge auf Gothische Art (2Ite Liqnete) gewdlbet schien. Da wo ich eben dieses un> lerirdische Gebäude seiner Länge nach im Angesichte hatte, siund ich auf einer Felsenbrücke, unter welcher ich das Poi» kewasser ftiMffct wegrauschen hdrte. Ich schätzte von bet ans die Länge dieser Grotte auf 50 Klafter, die Breire auf 12, und die Hbhe - doch nur von der Brücke angefangen, auch auf 12 Klafter. Die Tiefe von der Brücke abwärts konnte ich harr beurtheilen ; denn beym Torschenlichte war weiter nichts als ein schwarzer Abgrund sichtbar. Die Schwärze aber mag eines Theils vom dunkelgrünen Flußmooße, mit welchem hier das Gesteine des Bodens, eben wie anders» wo, bedecket seyn wird , herrühren. Weil ich die Poike so gut rauschen hdrte, und die hinabgeworfene Steine, die theils auf Felsenstücke, theils auf das Wasser aufklatsch» teil, kaum 3 Sekunden Fallzeit hatten , welches nach deö bekannten Berechnung des nach ungleichen Zahlen wachsen« den Fallraumes beyläufig 20 Klafter ausmacht, so schloß ich, daß dieser Boden nicht viel tiefer als der Fuß des Berges sey, und wunderte mich sehr, wie einige eine sy ungeheure Tiefe dieser Grotte haben angeben können^ Von der Brücke gieng ich vorwärts an einem sich ick» wer schmälernden Felsenabsatz der linken Wand, soweit als ich konnte. Hier sah ich das Ende dieses großen ©c* bäudes, daö sich in eine abwärts gehende Hl>hle verlor, Ein fürchterlich''prächtiger Anblick! Unabsehbare Tiefe, und darüber unordentlich schbn Hangende lange Tropfke» geln! Ueberhaupt verdiente diese Grotte nach vier verschie« denen Prospekten gezeichnet zu werden : nämlich auf dek Brücke, nach der Fronte, die ich, so gut ich konnte, entworfen habe ; dann rechts und links abwärts, uttb üitt F « Ende, Ende. Die ganze Zeit dcs Nachmittags hatten wir bey der zweyten Grotte zugebracht. (22tc Signete.) Unter den vielen Abgründen, die man durch einen stundelangen Weg nach der St. Magdalenkli» Grotte (*) vorbey reiten muß, gicbt einer auf dem kah, len Gebürge den steiltiefen Zugang zu dieser Grotte. Das Mundloch ist unten in der Spitze dcö Kessels ziemlich niedrig, aber auch ziemlich breit. Wenn ich Ihnen alles beschreib den sollte, was darinn ein Oriktograph sehen, und ent', decken kann, so würde ich Ihnen eben soviel schreiben müs» sen, als ich Ihnen bereits von meinen vorigen Neisegegen-ständen geschrieben habe. Mit 4 Männern, die brennende Torschen trugen, stieg ich anfangs auf einer sanften schie» fett Flüche hinunter; und dann welche Ansicht! Glauben Sie mir, daß es mir unmöglich ist, Worte zu finden, die Idee von Grbße und Pracht dieser Grotte auszudrückcn. Als ich etwa 20 Klafter abwärts kam, lagen in einem Halbzirkel drey große Prospekte vor mir, von nicht sehr hohen, aber sehr breiten Wölbungen, die in die schwarze Tiefe sich hinabverloren. Zween Gänge, nämlich der rech» rer Hand liegende, und der mittlere, scheinen nicht soviel durch niedergehende Bögen, als durch stalaktitische Säulen «bgesbndert zu seyn. Der/ welcher rechter Hand zu sehen war, (6. bic23tcSignete) gieng durch einen verdrückten Bogen, der in der Mitte von einem Felsenklumpen unterstützet wurde, zur Tiefe hinab, wohin man wegen vieler Wen» (*) §0 hcißt sie wegen nachstgelkgener St. Mezdalenenkirche. Wendungen, und steilen Abhänge nicht leicht kommen konnte. An der Wand, die die rechte Seite dieses Prospektes ausmacht, war das Streichen der Schichten, doch nur mit Aufmerksamkeit zu erkennen; denn es war dasselbe durch die natürliche Tropfarbeit, wie mit einem Mdrtel hie und da verstrichen. Ueberhaupl ist alles voll von ungeheuren Zapfen, und darunter liegenden wasserauffangenden Stbcken. Die man» nigfaltige Art des Tropfenfallcs gestaltet hier so seltsame , romantische Figuren, daß es mich nicht wunder nimmt, wenn eine lebhafte Phantasie Versteinerungen von Gewäch-sen, Menschen, wilden Thieren, und Abentheucrn zu sc» hen glaubt. Don dieser Phantasie kann ich wirklicher Zeuge sevn. In eben derselben Figur sah einer von meinen Begleitern ein gepanzertes Pferd, ein anderer eine Kanzel , noch ein anderer eine mit Franzenkleidern überlegte menschliche Gestalt. Ein fleißiger Naturforscher findet hier die beste Gelegenheit, die Entstehungsart aller stalaktitischen Produkte ;u entdecken. Ich will Ihnen davon nichts anders sagen, als was ich selbst bemerket habe: nämlich, daß der erste Ansatz eines Hangenden Zapfens ein dünnes mehr oder weniger durchsichtiges Rdhrchen ist ; daß sich darüber der Zapfen wie ein umgekehrter Kegel bildet; daß das Rdhrchen in diesem Kegel nicht jederzeit die Achse ausmacht; daß dasselbe bey sehr lang werdenden Zapfen durch das beständige Absetzen des Kalkes endlich verstopfet wird, und das Wassre nach' der Oberfläche des Kegels abfließt; daß durch den F 3 hohen. hohen, oder niederen Abfall der Tropfen eine steinerne Unterlage nach verschiedener Größe und Figur gestaltet wird ; das; diese Unterlage durch die Gewalt des Tropfenfalles eine Vertiefung in der Mitte bekömmt, woraus das, wie in einer Schüssel gesammelte Wasser sich verspritzet, und ouf dem umher liegenden Boden bald eine hin und wieder aufgerissene Decke, bald wellenförmige Hügel, bald Schwämme und Kohlblumen, bald Wasserkaskaden gestalte, welches alles mit blättrigten und stralmartigen, meistens nach der Fläche fortstreichenden Kalkkriftallisationrn überzo» gen ist; daß durch das immerwährende Auffallen der Tropfen, die ich an einigen Orten in einer jeden Sekunde fallen bemerkte, die Unterlage wie ein runder Stock ( wenn er unter einem Zapfen zu liegen kömmt) in die Höhe wachst, und in einen Diameter, nach Verhaltniß der Fallhöhe und Tropfenausspritzung, sich erweitert; daß in den «nwachsenden Stöcken, die eine Höhe von i bis 2 Klaf<> ler erreichet haben, Absätze zu bemerken find, die am ähnlichsten das von einem Sprmgbrunnrand überfließende Wasser durch die kleineren Nebenzapfen vorstellen ; daß der» gleichen Stöcke obenher eine flachrunde Haube bekommen, die in der Mitte einige Vertiefung beybehält, im untern Umfange aber wie mit einem gekräuselten Pelzwerke umge. den ist , vermutlich deswegen, weil der hohe Stock dev abtropfenden Spitze sich mehr nähert, und die Tropfen nicht sehr weit ausspritzen können ; daß die Verlängerung der Kegel, und Anwachsung der Stöcke nicht in eben dem Behältnisse geschieht; daß vielmehr die Stöcke, weil auf den- denselben die Absetzung besser für sich gehen kann, geschwinder «ufzuwachsen scheinen ; daß endlich der Kegel anfängt dm Stock zu berühren, und auf demselben aufzusitzen; daß das immerfort fließende Wasser, weil es bcyrn Aufsitzen ziemlich Ruhe hat, mehrere Kalkmaterie ablege, und eine Säule hervorbringe ; daß, wenn das Tropfwasser unter den werdenden Zapfen auf der Erde verstießt, oder über eine schiefe Fläche zu geschwind ablaufen kann, der verlängerte Zapfeir Len Boden erreiche, und in demse.ben wie ein umgekehrter Obelisk sich festsetze, endlich aber auch zur Säule werde. Weil ich einmal den Faden meines unterirdischen Ganges unterbrochen habe, so werden Sie mirs zu Gute halten, wenn ich meinen Beobachtungen ein kleines Raisonnement beyfüge. Ich habe oben gesagt, daß Hangende Zapfen in ihrem Anfänge dünne, mehr und weniger durchsichtige Nbhrchen sind. Hier setze ich hinzu, daß sie im Diam.ter die Breite eines mit Kalkmaterie imprägnirten Tropfens haben. Je kürzer sie sind, desto zärter ist ihr Bau, und je länger sie wachsen, desto dicker und durchsichtiger wer» den sie. Die Ursache liegt in der immerwährenden Absetzung der Kalkmatene aus dem Wasser, von welchem das Röhrchen inwendig voll, und auswendig naß ist. Bisher hatte ich eine irrige Meinung von Entstehung der Kalkrdhrchen, und hohlen Zapfen. Ich glaubte, daß ein hohler Lylinder blos daher sich also gestalte, wenn ab-, hängende Halme und Stengel von Vegetabilien durch die Äalkmaterie inkrustirt werden, mit der Zeit aber inwendig verfaulen, und nachdem die morschen Theilchen durch das F 4 Wasser 88 «g- -^*^££35- " - ->!> Wasser herausgespühlet worden, endlich die hohle J»krusta> tion als ihren vorherigen Ueberzug zurücklassen. Allein weit anders verhält fich die Sache in der Natur, als in unserer Einbildung. In allen Grotten, die ich bisher ge-sehen habe, ist keine Spur von dergleichen abhangenden vegeta-bilischen Fäden anzutreffen, und nichtsdestoweniger giebt rigte ehe verdunstet, als es sich zu einem fallenden Tropfen versammeln kann, mithin die Kalkmatem zur kristalliffrten Inkrustation übergehen muß. Die auf dem Boden befind-, liche, haben (wie ich schon gesagt) meistens das Ausspri. tzen der abgefallenen Tropfen — und die Ausdünstung zur Ursache. Nun zu meinem angefangenen Marsche wieder zu-ruck — Das bequemste Hinabsteigen bev den drey Pro-spekten schien durch die rechter Hand gelegene weite Wdl» -ung zu seyn. Ich folgte diesem Gange durch verschiedene, theils enge, theils breite Pässe zwischen Stbcken, tiitd Säu- <*) Scppoli Mineral. S. 4. (**) Ebendaselbst. Säulen bald rechts, bald links , je nachdem es die Be» qucmlichkeit eines bessern Weges forderte, doch beständig! abwärts. C24« Signete.) Au? diesem Wege kam ich zu einem Theater, bey dessen Anblicke ich eine Weile ganz ent* zücket stund. Sie werden schon aus der Kopie meine Er-staunung rechtfertigen können. Säulen verschiedener Art und Grbße, deren Ansicht ihre erstbeschriebene Art bestätiget r nahmen den Platz der Schaubühne ein; und—gleich als hätten sie unbewegliche Rollen gegeneinander zu spielen— so besondere Stellungen und Gruppen machten sie; die aber allein unsere Phantasie, jene fruchtbare Mutter ide«'. lischer Gestalten, auslegen kann, c 25« Signete.) Mit dem anhaltenden Hinabsteigen schien ich mir nun zu einer Perpendikulartiefe von etlichen 20 Klaftern hin» abgekommen zu seyn, als sich die Grotte ungcmein erwei* terte, und durch ein Labyrinth von Felsenstücken, Za» pfen, und Säulen eine unabsehliche schwarze Aussicht in die Tiefe zu betrachten gab. Meine Begleiter ermahnten mich, daß, wenn wir noch tiefer hätten gehen wollen, es vonnbthen gewesen wäre, mehr brennendes Zeug mitzu» nehmen ; man dürfte noch eine Viertelstunde zum Herab-steigen rechnen, blö man auf den wahren Boden der ©rot* tt käme ; nun wäre ihnen kaum soviel von Torschen übrig, daß wir wieder zur Mündung hinaufgelangen könnten. Ich war sehr bbse über diesen Vortrag, weil zu meiner Be* wunderung die Luft an dieser Grotte, vielleicht wegen ei» niges Zuges, sehr erträglich war, auch der Torschenrauch keine Unbequemlichkeit verursachte, und, weil ich wußte, daß daß man ohne Gefahr bis auf den Boden hinabsteigen kön» ne ; allein was konnte ich anders in diesem Falle thuit, als ihnen ihre Nachlässigkeit verweisen, und mich dennoch wieder ihrer Zurückleitung überlassen ? Ich kopirte dann von der Stelle aus, wo ich stehen bleiben mußte, die ungeheure abwärtsstreichende Wölbung, und machte bey dieser Gelegenheit durch Zusammensetzung meiner vorigen Ideen folgende Anmerkung : daß nämlich diese ganze Grotte durch daö Abftnken einer so großen unterirdischen Masse, als et» wa ein Berg von 50 Klafter Höhe, und einer 60 Klafter breiten Basis austrägt, mag gestaltet worden seyn : denn, ungeachtet diese Masse einerseits so dicht an dem übrigen Berge zu halten scheint, daß man auf ihrer Oberfläche keine Abgänge entdecket, so kann man doch auf der andcrn Fläche , die sich nach dem halben Theil einer konischen Fläche hinab erweitert, durch verschiedene Wölbungen mehr oder weniger steil hinunter klettern, also, daß durch hin »und wiedergehende Wege endlich bis zur größten Tiefe zu ge» langen ist. Um die Fläche dieses halben Bergkegels wöl» bet sich nun die Grotte herum, streichet wie dieselbe ab» wärts, kömmt ihr bald näher, bald entfernet sie sich, und macht an einigen Orten Plätze von 40 biS 50 Klafter Weite. Ich schätze für eines der größten Wunderwerke in der Natur eine so ungeheure Wölbung, die den halben Theil eines Berges umgiebt; besonders bey ihrer Entstehung, als sich der absinkende Berg von ihr getrennet hat. Frey-lich mag diese erstaunliche Decke an einigen Orten auf dem Berge Berge ausktzen ; allein die Weite der Wölbung beweiset, das; dennoch das meiste auf einen ordentlichen Bogendruck arkommen muß. Itzt zwar, nachdem die Natur seit soviel Jahrhunderten die stalaktitische Arbeit darinn fortgesetzt, und die Decke durch so viele Säulen gleichsam unterstützet hat, befürchte ich keineswegs mehr, daß diese Grotte (ich nehme blos eine gewaltige Erderschütterung aus) jemals rinstnken werde. Don der Zeit des Wachsthumes der Säulen, und der darüber Hangenden Zapfen hat man noch nichts bestimmtes angeben kbnnen. Einige wollen alle Jahre neue Säulen und Zapfen in diesen Grotten gesehen haben , allein nie» manden ist es noch eingefallen, die entstandenen d- tch ein Zeichen zu bemerken, um nach einem Jahresumlaufe zu wissen, wieviel sie, oder ob einige neuerdings gewachsen find. Würde diese Arbeit von der Natur so geschwind vollbracht, so dürfte meines Erachtens fAott lange mehr keine Grotte zu finden seyn ; dieweil aller ist re Raum seit undenklichen Zeiten hätte müssen ausgefüllet i» .den. Die Äbrper großer Säulen scheinen mir daher ein Werk von vielen Jahrhunderten, und ihr Wachsthum von einem Jahre zum ändern nur einem geübten Auge merkbar zu fern. Die Mannigfaltigkeit so vielek possirlichen und wunderbaren Gegenstände in diesen weitschichtigen Jrrgängen machen auch den gelassensten Zuschauer oft so verwirrt, daß, wenn er sich nur umdrehet, er an einem anderen Orte zu seyn glaubt, und wenn er nach Umschweifen auf den alten Ort zurück kbmmt, seine vorher gehabte Phantasie zu schwach ist. ist, dasselbe ihm als etwas bekanntes vorzustellen. Wie soll also ein flüchtiger Anblick nach einem Jahre von der Grdße und Entstehung der Säulen urtheilen können? Uebrigens scheinet es mir doch nicht unmöglich zu seyn, daß einige kleinere Grotten seit der Epoche allgemeiner Revo» lutionen haben kdnnen zum Theile ausgefüllet werden; aber wie viele tausend Jahre müssen noch vorüber gehen, um den leeren Raum in den ungeheuren Grotten, die ich ge» sehen habe, durch den langsamen Tropfenfall ganz zu einer Steinmasse zu machen? Zum Glücke hatten wir auf der Mitte des Weges, den wir biö zum untersten Prospekte giengen, einen Mann mit einer Torsche zurückgelaffen: denn, als wir uns nun wieder hinaufbegeben wollten- hatten wir uns in dem Labyrinthe von Säulen, und ähnlichen Pässen irre gegan» gen; wir geriethen an eineq stzilen Abhang, welchen hin-anzuklettern fast unmöglich war, über welchen wir also vor» her noch weniger herabsteigen konnten. Vergebens hatten wir eine Weile jenen engen Gang gesuchet, den wir uns passirt zu haben erinnerten. Wir ruften dah^r unscrm zurückgelassenen Wächter zu, vernahmen aber seine Stim» me sehr schwach von obenher. Dieser leitete uns bey der Pforre, die wir suchten, hinaus, un^ also kamen wir wieder an das Laglicht. Ich glaube die Sache nicht zu übertreiben, wenn ich sage: daß man in dieser Grotte einen ganzen Tag zubrin» gen, und dennoch nicht alles sehen könne; daß sie ver» diente von einem Naturforscher als ein Hauptgegenstand unter» untersuchet, unb von einem geschickten Zeichner wenigstens nach 20 verschiedenen Prospekten kopiret ;u werden. Bey der obersten Mündung war eben so, wie wir beym Hinab« steigen bemerket hatten, ein dünner Nebel zu sehen, den wie in der Grotte gar nicht wahrnahmen, ein Zeichen: daß jener Dampf, den man aus tiefen Erdlbchern aufsteigen sieht, nicht aus dem Eingeweide der Erde komme, sondern aus Zusammenstoßung kühler und nasser mit der wär» meren Luft entstehe. Heute Hab ich vom Zirknitzer Wasser nichts gesehen. Den folgenden Brief werden Sie vermuthlich von Laybach wieder erhalten. Vielleicht wird dieser von einem neuen Ausbruche etwas melden kbnnen. Laybach den 25. April 17^9. X/en 2Ztm verließ ich Adelsberg, und machte auf der Post» straße meine Rückreise nach Laybach. Durch eine Strecke des Bimbaumerwalds, welcher beyderseits des Weges auf 5° Klafter ausgehauen ist, fährt man beständig über kahle Mücken, und durch Einstnkung veranlaßte Tiefen, bis zum Berge Maekovitz, der erst gegen das planiner Thal seine Achter Brief. seine ganze Hbhe zeigt. Kaum tfcmmt man über denselben hinab, so erdlnet sich das weite Thal, gegen den Berg heran aber macht es einen engen und tiefen Busen. Hier ist der Ursprung des Unzfluffes. Ein runder, hoher Thurm, dessen Alter man bis auf die Römischen Zeiten hinaussehen will, macht den Erzeugungsort des Flusses sehr kennbar; denn neben einem kleinen Felsenhügel, auf - welckem der Thurm flehet, krümmt sich der enge Busen in das Kalkgebirg hinein, rechter Hand begleitet ihn eine fkile Frlsenwand, und am Ende dicht am Boden liegt die wassererzeugende Grotte, die ich Ihnen hier getreu vorstelle. ( 26te Viuncte.) Niemand aus allen denen, welchen die Lage, und das Gewässer dieser Gegenden bekannt ist, wird zweifeln, dasi das Zirknitzer Wasser unter einem ändern Namen aus dieser Grotte herausbricht. Nur ein einziger Umstand würde diese Mexnung verdächtig machen, das; nemlich hier jederzeit so viel Lasser hervorktmmt, als eine Mühle mit mehnren Gängen, die wirklich in den Busen hinein» gebauet ist, fordern kann, ungeachtet das Zirknitzer Wasser größtenteils verschwunden ist; und in der That kdnnte es widersprechend scheinen, daß das Zirknitzer Wasser hier grd» ßer zu Tage ausbreche, als cs oben verschlungen worden, wenn nichr die PoLke, die sich in di: Adelsberger Grotte stürzt, unter der Erde sich ungezw-'ifklt mit dem Seewasser vereinigte, und gemeinschaftlich unter dem Namen der Unz ausstösse. Da dieses ganze Gebirge mit Wasseradern durch» & 2 JO» zogen ist, und der Barometer das Fallen deS Landes von Zirknitz über Adelsbery bis Planma augenscheinlich beweiset , so läßt sich dawider kaum etwas anderes einwen» Len, als, daß nebst der Poike vielleicht noch andere Was» ser unterirdisch zum Ursprünge der Unz hinstrbmen; daß aber diese Wässer nicht alle untereinander Gemeinschaft haben sollten, und etwa dir Potte hier auszuschließen wäre, wollte ich niemals behaupten. Aus meiner Zeichnung werden Sie abnehmen können, daß damals, als ich die Grotte besichtigte, aus derselben kein Wasser herausschoß, denn sonst hätte ich diesen Gesichtspunkt nicht wählen kdnnen. Das Wasser quoll da» zumal etwa 50 Klafter hoch von der Grotte weg, den» noch aber so reich zwischen Kalmücken hervor, daß es ei» nen ziemlich starken Mühlenbach ausmachte. Allein, wenn der Zirknitzer See aufschwillt, (und dieses ist meines Erachtens die grdßte Probe, daß die Unz von demselben herzuleiten ist,) so strdmdaS Wasser nicht nur allein aus der Grotte, sondern auch aus dem ganzen Eteinbusen so gewaltig hervor, daß daö ganze Planiner Thal, welches eine halbe Meile in seiner gekrümmten Länge hat, überschwemmet wird. Es ist, um die Kommerzial-straße kirch dieses Thal zu unterhalten, eine zwo bis tritt* halb Klafter hohe Chaussee errichtet worden, und nichts destoweniger geschieht es fast alle Jahre, daß auch diese von der gewaltigen Uebrrschwemmung überstiegen wird, und eine andere Nothstraße muß gebahnet werden. Der Der ganze Fluß, er mag einen See oder einen Bach ausmachen, verliert sich das Thal hindurch in Lbcher, die jenen am Zirknitzer See gleichkommen. Das Profil der Lbcher, und ihrer unterirdischen Abführungskanäle bestim» met die Grbße, und die Dauer der Überschwemmung bey gleicher Witterung. Sind diese nicht ähnliche Erscheinung gen mit jenen, die ich beym Zirknitzer See bemerket habe? und ist nicht daher auch dieses Gebirge von gleichem inner» lichem Baue? Hier verlasse ich wieder das Zirknitzer, mit der Porte vermischte, und unter dem Namen der Unz verseigernde Wasser. Das Kalkgebirg erhebt sich nun aus dem Thale bey Lasee, umschließt bey Lohitsch eine steinigte Fläche, auf der sich alle Wasser in Klüfte verstürzen, und erstrecket sich mit einer Menge querliegender Rücken, über welche die Poststraße gezogen ist, bis Oberlaybach in die Morastcbene hinaus. Ihre Art ist beständig einerley, überall brechen Kalkschichten von gleichförmiger Lage hervor. Ihre Oberfläche bestehet aus einer unzähligen Menge ge» schlossener Thäler, und Kesseln, die nichts anders, alS wahre Filtrirkappen sind, Und itzt komme ich zum Ursprünge der Laybach, von welchem ich Ihnen im ersten Briefe eine Beschreibung geliefert habe. Dieser Ursprung weichet nicht viel ab von der Nich-tungslinie des Unzflusscs mit dem Zirknitzer See, ist nach dem Steigen des Barometers der niedrigste aus allen vorigen, und giebt noch mehr Wasser, als dieselben, weil Gz er cr unmittelbar einen schiffreichen Fluß erzeuget. Wird Ihnen riicht ohne meine Erinnerung derGedanke kommen, daß eben dieser Ursprung das Zirknitzer Wasser sey ? nur durch mehrere unterirdische Zuflüsse vergrößert, weil unterirdische Wasser, je mehrere Gebirge sie durchstrbmen, eben so von Seitenkanälen vermehret werden müssen, wie die oberirdischen von Bächen. In der That, ich zweifle hieran keineswegs, nachdem ich die Lage und Eigenschaft dieser Gebirge gesehen habe, und wenn jemand darüber ein Bedenken haben sollte, den bäte ich hierher zu kommen, und mit eigenen Augen zu urtheilen. Ein gleiches läßt sich auch von den Quellen der Bistra bey Lreudenthal sagen, und der ganze an der Morastfläche gegen Mittag liegende Fuß des Gebirges ist aus eben der Ursache an lebendigem Wasser reich. Die Grotte bey pob'-petsch, die Balvassor zwar nur idealisch geschildert hat, ist an dieser Gegend sehr merkwürdig. Zu der Beschreibung des Laybachursprunges muß ich hier noch hinzusetzen, daß da, wo jtch das häufig aufwal» lende Wasser ganz versammelt, der Fluß einen ziemlich weiten Teich formirt, der eine ungewdhnliche Tiefe hat, daß der weitere Rinnsaal sich sehr verenget f und in Anse, hung der Tiefe deö Teiches seichte ist, ungeachtet er alle hier üblichen Fahrzeuge ohne Hinderniß fortträgt. Ich habe beynahe die Muthmaßung, daß an diejer Stelle eine ungeheure Grotte, durch welche das Wasser ehmals ausbrach, eingestürzet und versunken seyn mochte, b.sonders, da der Stembusen, aus dem das häufigste Was-. ' -> ser ser quillt, durch seine steilen Wände hinlängliches Zeug» niß vom Felsensturze giebt. Nun will ich dieses Wasser ruhig nach der Sau hin» ziehen lassen, denn sonst müßte ich mich wiederholen. Meine Lrey ersten Briefe stünden hier an ihrem eigenen Orte. 1 y./AM 6 4 Ncun- Neunter Brief. Laybach den i. 3tmii 1779. Ä^enn Sie zurückdenken, daß ich Ihnen gesagt hake: ich werde mich zu Laybach nach meiner Bequemlichkeit über die Theorie des Zirknitzer Secs auskramen; und wenn Ihnen da. bey einMt, daß diese Bequemlichkeit über einen Monat schon dauert, so werden Sie eine große Abhandlung erwartet haben, und stch über die kleine Gestalt dieses Briefes sehr verwundern. Allein was soll ich sagen? nichts anders, als als die Wahrheit — ich habe mich selbst betrog«». So mannigfaltig die Natur in ihren Wirkungen ist, so ein» fach ist sie in ihren Ursachen, und, wenn man jeder ihrer Handlungen durch was immer für Umschweife nachspühret, so kbmmt man endlich auf ein einziges Ziel, zu welchem hundert Wege leiten, die beym ersten Antritte entweder ein besonderes Ziel vorauszusetzen schienen, oder eben dieses Ziel auf einer anderen Seite zu sehen gaben. Dieß ist eigentlich der Umstand beym Zirknitzer See. Wenn man einmal seine Erscheinungen ordentlich untersuchet, und sie nach der Reihe methodisch angesetzer hat, so äußert sich seine Theorie von sich selbst, und man erfährt, Laß man sie, ohne zu Feinheiten und tiefen Demonstrationen Zuflucht zu nehmen, auf eine ganz einfache Art erklären kbnne. Dieser Art ist nun die Länge des gegenwärtigen Briefes angemessen; und derselben zufolge werde ich Ihnen nur einen kurzen Lnnbegrif von dem, was ich schon gesagt, oder noch zu sagen habe, ( was aber niemand in Zweifel zieht,) vorlegen; dann aber Sic selbst den Schluß machen lassen. 1) Bestehet das ganze Gebirge, welches den Zirkni-tzer See umgiebt, aus klüftigen Steinschichten von Kalk. Auf seiner Oberfläche befindet sich eine unzählbare Menge geschloffener Thäler, Kessel und Gruben. Ein großer Theil dieses Gebirges ist ganz kahl, und nur da mit ein bischen Erde bedeckt, wo dieselbe der Tiefe wegen nicht fortge. spühlt werden kann. Der innere Bau der Berge ist grotten. artig. Wenn die Zugänge so vieler Grotten bis am Tage ausbrechen, wie viele müssen noch verborgen seyn? Wer E 5 wird wird ihre Anzahl, die Tiefe und Richtung ihrer Lage, die • Grbße ihres inneren Raumes, ihr abwechselndes Streichen, ihre Lommunckationsschlünde bestimmen? und wer wird die Wassermasse, die sie in sich halten kennen, berechnen? Daß sie von einer erstaunlichen Anzahl, und einige darunter von ungeheurer Grbße sepn müssen, läßt sich abnehmen so» wohl aus der unglaublichen Menge Gruben auf der Ober» fläche der Gebirge, die doch nichts anders als eingestürzte Grotten find, als auch ans der beträchtlichen Grbße der daraus kommenden Fische, die nur in großen unterirdischen Seen ihren Aufenthalt haben kdnnen. Was man übrigens immer über ihren Bau, gleichwie es Valvaffor und andere gewagt haben, vernünfteln wollte, ist ganz unnütz. Nichts anders läßt sich mit Grunde schließen, als, daß sie durch irgend eine Art Wblbung bestehen, daß fast die meisten, und nur wenige ausgenommen , Lommunikation unter sich haben, und daß sie, nachdem ihre Behälter durch das von der Oberfläche abstrdmende Wasser angefüllet sind, blos die überflüßige Masse am Fuße des Gebirges in das See« Lette hinausdringen lassen. Zu den Behältnissen der Grotten rechne ich auch jene unterirdischen Kanäle, die unter dem Seeboden wegstrei» chen, wovon vermuthlkch viele ein beständiges Wasser mit sich führen, das vielleicht niemals, bis auf den Ursprung der Unz, Laybach, Bistra und anderer ähnlichen Bäche, zu Tage ausbricht. Zu größerer Bestätigung des grottenartigen Baues der Krainischen Gebirge lege ich Ihnen ein Derzcichniß jener Bäche Bäche und Flüsse bey, die nach der Kraknischen Karte des Flor-anschitsch aus Grotten entstehen und wieder in Grotten hineinstützen. Wenn dieses Berzeichnifi irret, so irrer die Kane als seine Vorgängerin«. Allein warum behaupte ich die'e Eigenschaft blos vom Sende Kram? Das ganze gebirgigte Friaul, Istrien, und die Dalmatische Küste ist von gleicher Beschaffenheit der Gcbirgsund Steinarten. Fast eben so viele Bäche werden dacinn von Klüften verschlungen , und nach einem grdferen oder kleineren unterirdischen Lauf wieder ausge-spien. Nichts als Wunderwerke der Allmacht.' in welche fich unser Gedanke, wie tief er immer einzudringen scheint, verlieren muß, weil ihn das Auge, wohin er will, nicht begleiten kann. 2) Lbcher, die Wasser speyen und verschlingen, sind 12, die cs blos verschlingen, sind 28 an der Zahl. Die rvasserspeyenden liegen gegen Osten und Süden, die em schlingenden gegen Westen und Norden. Diejenigen aus den wasserspeycnden / die das Wasser wie ein Springbrunn von sich werfen, deren es aber nicht über viere giebt, tra» gen durchgehends nicht so viel bey zur Aufschwellung des Sees, als die übrigen, aus welchen cS stromweise hm wallet. Die vranya Jama, und Tucha dulza sind allein vermögend , den Seeboden binnen wenig Stunden rinzufüllen, und mit Fischen zu bevölkern. 3) Der See fließet ungleich geschwinder an, als ab: denn, wenn auf dem umliegenden Gebirge so viel Regen nicderfällt, daß nicht nur allein die unterirdischen Kanäle und Seen Seen angefüllet, und die oberirdcschen Bäche «ngeschwellet werden, sondern auch so viel Wasser in Bereitschaft stehet, als das ordentliche Secbette in sich fassen mag, so wird der See in einer Zeit von 24 Stunden angefüllet. Wor» aus zu schließen ist, daß die Ausdehnung der Gebirgsober-> fläche, die das Negenwasser verschlinget, und dem See zu» sendet, mit dem Inhalte des Sees in irgendeinem Verhältnis) stehe. Hingegcn dauert die Zeit deS Abstusses viel länger, denn nur zu der Zeit, wenn trockenes Wetter anhält, und durch keinen Regen oder anderen Wasserzufluß unterbrochen wird, so muß vorher die große Rarlauza wenig Wasser verschlingen , und die kleine Rarlauza ganz vertrocknen, bis ein gewisser Stein, der auf dem ebenen Seeboden liegt, und wegen des Merkzeichens, das er den Fischern giebt, der Zischerstem genennet wird , zum Vorscheine kdmmt. Alsdann laufen die übrigen 27 Gruben eine nach der an» Lern ab, und geben ordnungsmäßig dir Gelegenheit des reichesten Fischfanges. Man hat aus beständiger Erfahr rung, daß diese 27 Gruben jederzeit binnen 25 Tagen ver» feigem, wenn nur kein neuer Negen einfällt. 4) Der Zirkniher See beobachtet keine gewisse Jahrszeit zum An -'und Ablaufen. Blos das regnerische Wetter kann ihn anfüllen, und das trockne ablaufen ma» chen. Oft geräth er zweymal des Jahres in Abfluß, oft gar nicht, und bisweilen dauert er 2 bis 3 Jahre in sei» mm vollen Maaße. Dom Jahre 1707 bis 1714 ist er durch ganze sieben Jahre einmal abgestoffen. Hingegen ist -«-E—>». XOJ tx wegen außerordentlicher Trdckne sowohl im Winter als Frühling des jetztlaufenden Jahres nicht angeschwollen; rin Ilmstand, der noch sehr selten geschehen ist. Aus allem diesem ist zu schließen, was von jenem be» kannten Räthsel zu halten sey, welches sagt: daß man auf dem Zirknitzer See in einem Jahre fischen und jagen, säen und erndrcn kbnne. Wenn er wie der Nilfluß eine ge« wisse Ankunft seiner Überschwemmungen, und eine gewisse Daurungszeit beobachtete, so kdnnte man ihm mit Recht die Seltenheit der Vereinigung so verschiedener Handlungen in einem Jahre zugestehen. Allein wann ist der Landmann vor seinem Einbrüche gesichert? wer kann die Zeit seines Wegziehens Voraussagen? damit, wenn einmal gesäet worden, sichere Rechnung auf die Erndte zu machen wäre; wie etwa beym Stilstrome, der den Aegiptern in der Zeit ihrer Landarbeiten niemals eine Verwirrung machte. Ich will zugeben, daß man aus Witterungsbeobachtungen auf eine länger anhaltende Nässe oder Trdckne des Jahres in die Zukunft hinaus schlossen, und dann zuweilen es wagen kbnne, auf dem vertrockneten Seeboden das Haidekorn, welches binnen 6 Wochen gesäet und geschnitten wird, an» zubauen; allein für ein ordentliches und alle Jahce übii* ches Säen und Erndten kann niemand Bürge sepn. Der* muthlich also wird dieses ganze Räthsel durch einen blos gewagten und von ungefähr glücklichen Ackerbau seinen Ur, sprung haben. Dieses ist alles, was man voraus setzen kann, um die Grundursache seines An-und Abfiießens ju entdecken. Doch Doch ehe, als ich Ihnen meine Meinung sage, muß ich eine kleine Anmerkung über jenes, was man von ihm ehe» dem gedacht hat, beybringen. So viel mir bekannt ist, hat der berühmte Kircher (*) zuerst die Theorie des Zirknitzer Sees durch einen bet zu erklären gesucht, wovon das Wafferbehäliniß inner» halb den Bergen läge, und der krumme Sirhon bis auf das Eeebette hinaus reichte. Im Frühjahre würden die inne» ren Seen durch Regen und Schneeschmelzrn so hoch an3t» füllet, daß sie durch die stphonische Wirkung o.ne Stusse» tzen bis auf den Grund müßten ausgeleeret we.dcn. Ein artiger Gedanke! für einen Mann , dtr die Gegenden des Sees nicht selber gesehen hat, sondern nur vom Sagenhbren weiß, daß er an und abjulaufen pflegt. Nach ihm haben Valvassor und auch Steinberg eine unendliche Menge Siphonen angenommen, um begreiflich zu machen, wie im Eingeweide deS Berges Javornig von höher liegenden Wasserbehältniffen auf die tieferen, und von diesen auf den Seeboden das gesammelte Regcnwasser ausgeschüttet werde. Ihre Plans und Erklärungen sind blos nach der Phantasie entworfen. Wenn Sie Lust Hit» len, mehr davon zu wissen und zu sehen, so bäte ich Sie, dieselben in ihren Werken nachzulesen. Don Stein» bergen zwar muß ich gestehen, daß er (seine Siphonen aus» genommen) dev Wahrheit viel naher als Balvaffor gekom» mm ist. Nun (*) Zu sciltcm Mundj fubternaeo, Nun also auch meine Meinung — Der ganze Zirkni-Her See, er mbge aus noch so viel hbher liegenden Grot» ten entstehen, ist nichts anders, als eine Ueberschwem» mungöart, zu welcher genug ist, wenn in eben der Zeit mehr Wasser heranfließt, als abfließen kann. Bey der Wirkung des An »und Absiießens hat die Natur keines einzigen Siphons oder Hebers vonnbthen, obgleich ich nicht läugnen will, daß es irgend einen Heber bey diesem Kunstwerke geben könne. Der Beweis meiner Meinung ist aus den obenangeführten 4 Punkten für sich klar. In der Art, daß er von unterirdischen Wässern in so kurzer Zeit, und durch so gewaltige Ausbrüche aufschwillt, ist er von den allgemeinen Überschwemmungen der Flüsse unterschie» den, die von oberirdischen Wässern angehäufet, flch auf Flächen,'die ihr Gefälle vermindern, nach Maaß des ge» hemmten Abflusses verbreiten. (27« Signete.) Wenn Sie sich das Profil der südlichen Gebirge am See nach beyliegender Zeichnung vorflellen, so mag seine Anschwellung überhaupt daher entstehen, daß das Wasser BBB, welches aus den Grotten des Berges a unter dem Seeboden wegfließen kann, wenn die Grotten gühlingö angefüllet werden, mit ungemeincr Gewalt bcy den i'b<-chern CCC ausbrechen; wenn aber der übermässige Zufluß aufhbret, sich in eben die Lbcher CCC verlieren muß. Unter dem Zirknitzer See und seinen umliegenden Ge» birgen fließet beständiges Wasser, deren eines, als ich in die Sucha dulza kam, man bey troctenster Zeit rauschen hbrte. Alle Grotten und Schläuche zusammengenommen machen machen rin unterirdisches Flußbett? auS, daS auf so viele Meilen weit unsichtbar fortstreichet, nur hie und da ein rischen zu Tage ausbricht, überall aber auf seinem Auge oberirdische Wässer durch Schlünde zu sich nimmt, und endlich zu Lberlapbach und in der umliegenden Gegend das finstere Gebiet verläßt, vermuthlich deßwegen, weil es dort keine tiefer liegenden Grotten mehr antrift, in die eS sich neuerdings versenken kdnnte; oder weil, wenn doch einige sind (und wer wird es für eine Unmöglichkeit erklären?) das alldort anfangende Morastbette über dieselben zu lie« gen kömmt, mithin aller leere Raum bis nach dem Sau» ströme hin schon angefüllet seyn muß. Wenn wir jene Strecken betrachten, wo das Zirkni» Her Wasser wieder zum Vorscheine kömmt, als da find istens jener Abgrund, in dessen Tiefe eine Sägmühle ste» het, wo das aus einer Hbhle aufgetriebene Wasser in die gegenüber stehende abstürzet; 2tens das schdne Felsen» thal, welches von dem aus der Kupolgrotte kommenden Wasser bestrbmet wird, und welches dasselbe durch die Fel» senbrücke in eine fürchterliche Hbhle hinabrauschen läßt; ztens das ganze Planiner Thal, wo die Unz, als ein von mehrern Wässern schon angewachsener Fluß, aus einer gros« sen Grotte kdmmt, und (sie mdge das Thal überschwem» mm oder nicht) sich endlich ganz in eine Menge Lbcherver» liert —wenn wir, sage ich, diese Strecken betrachten, was stellen sie uns anderes vor, als eben so viele Zirkm» -er Seen? und wer wird es wagen zu behaupten, daß die Natur zu diesen Phdnomenen des Siphonismus vonnbthen habe? hake? oder daß ste nur um ein bischen etwas mehr als Ueberschwemmungen sind? Ich wenigstens wage eö nicht: denn ich befürchte, daß der einfältigste Sandmann, der der jährliche Zuschauer dieser Erscheinungen ist, über die subtile Theorie, die ich zu Hülfe nehmen müßte, lache» würde. Dennoch habe ich oben Nicht ohne Ursache gesagt: daß ich nicht alle stphonische Wirkung bey diesen grottenartigen Gebirgen schlechterdings wegläugnen wolle. Obgleich es eine nicht geringe Forderung ist, wenn man von der Natur dit Gestaltung eines Hebers verlangt, (weil man immer vor» aussetzen muß, daß der unterirdische Schlauch so viel Luft halte, als vermbge der Statik zu einer fiphonischen Wirkung vonnöthen ist; und wie hart läßt sich ein lufthalten» der Schlauch in klüftigen Kalksteinlagen vorstellen? ) so find nichts destoweniger Spuren vorhanden, die die Gegenwart eines Siphonismas so stark beweisen, daß man sie schwerlich widerlegen würde. Eine Stunde weit von Oberlaybach befindet fich im Gebirge eine Quelle, die den ordentlichen Wechsel des Fließens und Ausbleibens mit bestimmter Daurungszeit beobachtet. Scheuchzer gedenket in seiner Naturhistorie deö Schweizerlandes einer ähnlichen Quelle, die nur Morgens und Abends zu fließen pflegt. (*) Wenn dergleichen Erschei, rumgen nicht durch eine Heberkunst sollten erkläret werden, H so (*) Naturhistorie d,« Schweijerlandeö ater Theil, Zürcher Auflage, S. 139« so ist unserer Mechanik die wahre Ursache noch verborgene Wahrscheinlicher ist es, daß ein natürlicher Diabet da ver» borgen sey. Ich habe schon oben gemeldet, daß, nachdem die letzte Seegrube Livische ihr Wasser ganz verschlungen hat, zwo Quellen, die hbher als der See liegen, und mehr als eine halbe Meile von demselben entfernet sind, Wasser zu ge» den aufhdren; und zwar jene zum H. Kreuz bey Stegberg bald nach Derseigerung dcr Grube, die zu St. Maria Mag» dalena aber bey Steinbergs Mayerhofe um zween Tage spä» ler. Diese Erfahrung ist gewiß. Doch irret sich Stem* derg bey der Erklärung der Ursache, wenn er sagt: daß bey vollem See dasjenige Wasser, welches, vom Ausbru» che der Quellen angefangen, seinen unterirdischen Laus bis unter die Grube Livische hin nimmt, durch die ungleich grdßere und stärker drückende Wassermasse des Sees zurück» gehalten werde; und, weil ober den Duellen immer neues Wasser nachfließt, dasselbe durch diese Mündung seinen Wez nehmen müsse, übrigens aber, wenn die letzte Grube Li» vische vertrocknet ist, so werde auch das Quellwasser nicht zurückgehalten; es könne daher in seinem unterirdischen Schlauche wieder fortfließen, und müsse bey der Mündung Lee gewöhnlichen Ausbruches wieder verschwinden. Diese Erklärung, so wie fit liegt, setzet nichts anders, als mittheilende Ndhren (tubos cornmunicantes) voraus; nämlich einerseits das Becken des Sees, dessen tiefster Ort die Grube Livische ist, andererseits die unterirdischen Schläuche dcr hbher liegenden Quellen; und wem ist im» kr, bekannt, daß in dergleichen Röhren, man nwge sich eine derselben noch so weit und mit ungleich größerer Wassermasse angefüllet vorstellen, die Wassermaffe in der ändern über, das gemeinschaftliche Niveau niemal kbnne hinauf gedrücket werden? Das Secbette also mbge noch so voll seyn, so dürften die Quellen dennoch nicht oben zu Tage ausbre» chen, sondern müßten sich durch ihre Kanäle schlechterdings mit dem Seewasser vereinigen. Allein was ist die wahre Ursache? Ich habe eben so wenig als Steinberg mit mei» neu Augen die Tiefe, in welcher dieses Kunstwerk gebauet ist, durchdrungen. Es bleibt mir also nichts anders, als die Zuflucht zur Analogie mechanischer Kunstwerke übrig« Zum Wasserheben oder Zurückhalten muß man stch-wenn man keine Pumpenkunst anwenden will/ wenigstens der gemeinen Wirkung der Luft bedienen; so wie j. in den von alten Zeiten her bekannten Heronsbrunnen oder in derHellischen Luftmaschine der Schemnitzischen Bergwer» ke geschieht, wobey aber zu bemerken ist- daß alle Wasser» kehältnisse und Rbhren Luft halten müssen > welcher Um» stand, wenn er in der Natur vorkdmmt, gewiß wunder» bar ist« Diesem zufolge wage ich es nun, das Fließen und Ausbleiben der über das Niveau des Zirkniher SeeS gelegenen Quellen mir also vorzustellen: c 28« Signete) a sey die Grube Livische; B der hbher liegende Aus» truch einer Quelle; CG ihr unterirdischer Kanal / der unter der Grube Livische abwärts streicht. Wenn dieser Kanal das ganze Seewasser fassen kann, und sonst keine Hindttniß vorhanden ist; (gleichwie keine ist, wenn der H a See See in seine Gruben sich verlaufen hat,) so hat die Quelle ihre grwdhnliche Laufbahn durch den Kanal, und wird also bey B nicht ausbrechen. Setze man aber, daß sich ihr Kanal irgendwo stark erweitert, oder auf eine Grotte d zukdmmt, in welche er oben einbricht, untenher aber hin> ausgehrt; daß derselbe noch vor Ankunft auf die Grotte in die Tiefe gienge, und dann wieder stiege; daß die Grotte selbst samt ihrem oberen Schlunde lufthältig sey; daß der abziehende Schlauch der Grube Livische E eben auf diese Grotte nach einer Krümmung zugerathe; so wird, wenn der See angeschwollen ist, das Wasser in grösser Menge bey a abschießen, einen grossen Theil der Grotte D (ich setze bis auf die punktirte Linie) anfüllcn, die Luft im oberen Theile derselben zusammenpressen, und die Quelle in ihren Kanal CC zurückzutreten zwingen, welche dann nothwendig obenher bey B ihren Ausgang suchen muß. Also läßt sich beyläufig dieses Phbnomen erklären. Sch schmeichle mir aber keineswegs, die Ursache davon ganz rrrathen zu haben. In der unterirdischen Lirkulation der Wässer, in der Entstehung der Quellen auf Bergen stecket eine Menge mechanischer Kunstgriffe verborgen, dieunslan» ge noch eben so räthsrlhaft bleiben werden, als die Lirku» lation des Blutes im thierischen Leibe. Ich bin vollkom» men überzeugt, daß unsere Mechanik durch Beobachtung und Untersuchung' natürlicher Erscheinungen erst eine wahre Aufnahme hoffen kdnne. Daher wünschte ich, daß groffe erfinderische Geister Gelegenheit, Zeit und Unverdrossenheit genug hätten, die Natur gut zu studiren, und dieselbe bis in ihre verborgenste Winkel zu verfolgen, ehe sie sich in ihre spekulirende Verfassung setzen. Scgnius irritant aninios demilTa per aures, Quam cus funt oculis fubje&a fidelibus — Horau I i .'... . ;, Zehnter Brief. Laybach den Z. 3un. 1779, XX Sie den Stoff meines vorigen Briefes noch in fri« schein Gedächtnis; haben werden, so muß ich Ihnen einige Anmerkungen nachtragen, die als ein Anhang zu demselben Wdgen angesehen werdcn. istenS hat Sttinberg beobachtet, daß während 41 Jahren, welche Zeit zwischen seinem ersten und zweyten Besuch der Zirknitzer Gegend verstrichen war, in dem See» bodm toben große Veränderungen vorgegangen sind. Einige Gru» den waren nach dieser Zeit mit Schlamme, Bäumen und Klötzern verleget, da sie doch bey seinem ersten Besuche offen stunden. In einigen Höhlen sind Felsenstücke vor den Hauptmündungen niedergestürzet, die nothwendig das Profil der Schlünde enger machten. Hingegen sind neue Sicher eröfnet, und neue anziehende Trichter veranlasset ivordcn; dennoch nicht in eben dem Verhältnisse, in wel» chem die Verstopfung geschehen ist, denn Löcher öffneten sich nur auf der Oberfläche des Seebodens, unterirdische Gänge aber wurden nicht neuerdings durchgebrochen, oder erweitert , sondern vielmehr durch die absinkende und fortgeris-sene Massen von Erde und Unrath angefüllet. Nebst dem, (was ich schon oben gemeldet habe,) daß die Unterthanen der angränzenden Dörfer einige Ackerfel» der auf dem Ueberschwemmungsterrain haben; daß die Vermauerung eines Schlundes bey der Sägmühle in dem oben« beschriebenen Felsenkessel vieles zur Verschlämmung der Gruben und längerer Anhaltung des Sees beygetragen habe; muß ich noch erinnern, daß Steinberg verlassene Mühlen» Plätze an Stellen, die itzo vom Seewasser bedecket werden, gefunden habe. Ein untrügliches Zeichen, daß die Mühlen wegen jährlich zunehmender Ausdehnung des Sees höher liegende Plätze längs den, Bächen hinauf suchen mußten Wenn also der See wegen Verstopfung der Abzugskanäle immer anwachsen muß, so ist eine natürliche Folge, daß jene Schläuche, die anderwärts wiederum sein Wasser aus-. werfen, dasselbe mit der Zeit nt einer nach Derhältniß der H 4 Bec» Verstopfung geminderten Masse geben werden, daß also auch das gewöhnlich schiffreiche kleinste Wasser der Laybach ah nehmen dürfte, wenn nicht etwa so viele andere rvasser» reiche Flüsse, von denen ich Ihnen in meinen ersten Briet fen sagte, daß sie sich erst auf der Morastfläche mit der Lay!, kach vereinigen, das beym unterirdischen Laufe geminderte ersetzen. Da man übrigens hier zu Layvach am Gr. Blagaischen Hause wie an einem Pegel ein harmonirendes Steigen und Fallen des Flusses mit dem An * und Ablaufen des Zirkni» tzer Sees und der Unz bemerket, so scheinet die Anmer« kung gedachter Folge nicht ganz ungegründet zu seyn. Wer wird aber die Zeit einer beträchtlichen Abnahme in dir Zukunft hinaus bestimmen? Nichtsdestoweniger hielte ich dafür, daß man zwar die abführenden Kanäle des SeeS nicht erweitern, (welches natürlicher Weise unmöglich ist,) aber trihv die Verstopfung der Ldcher durch Entfernung des Gehölzes, das der See mit sich reissen könnte, einige Anstalten treffen, oder wenigstens die Ausgußprofile nicht vermauern und verlegen solle. Die zweyte Anmerkung ist: daß, wenn jemanden vitU leicht der Gedanke käme, durch Berechnung der in dem See zusammenstrbrnenden Wassermasse und Beobachtung der in einer gewissen Zeit fallenden Menge des Regens die Ge» kirgsoberfläche zu finden, welche das auf fie fallende 9te* genwasser dem Zirknitzer See zusendet, daß, sage ich, zu rathen wäre, diese Arbeit bey Seite zu lassen, ungeach» tet, wenn man dieses wüßte, viele nützliche Schlüsse zu machen machen wären. Ursache aber einer vergeblichen Arbeit roiir» de seyn - istens, weil man nicht weiß, was jene Kanäle, die unter dem See wegstreichen, in sich fassen, denn der See erhält nur daS über fließende Wasser; 2tens, weil man doch auch auf die Tränkung der fruchtbaren Erde jener Berge, die nicht ganz kahl sind, etwas rechnen muß. Wenn man aber auch diese Oberfläche wüßte, so kbnnte man doch die Weite und Gegend ihrer Ausdehnung nicht bestimmen, denn es ist gewiß, daß, da die Gebirge von einsaugender Art aus so viele Quadratmeilen sich erstrecken, nicht alles Wasser dem Zirknitzer See zustrdme, sondern etwa ein höchster Punkt seyn müsse, auf welchem sich die Wässer theilen, und in anderen Gegenden ihre Ausbrüche verursachen. Ich werde mich bemühen, auf meinen künftigen Reisen derglei» chen Punkte aufzusuchen. Die ztr Anmerkung ist von der erstaunlich jähen Was» serausspeiung aus den zwo H'ohlen vranja Iama und Such« dulza, welche Steinberg meistens durch die in den Grotten des Berges Iavornig zusammengepreßte Luft, dann durch salpetrige und schweflichte Dünste erklären will, weil (wie ec sagt) beobachtet wird, daß mit Anzuge eines Donnerwetters, wenn man auch keinen heftigen Platz» regen niedergchen sieht, blos durch Erschütterung von Donnerschlägen das Wasser so gewaltig aus den Klüften herauszubrechen pfleget. Ein Beweis aber solcher Dünste sey auf dem, dem Iavorniy gegenüberstehenden Berge Slivinza, bey dem sogenannten wetterloch, anzutreffen; aus diesem stiegen dichte Nebel auf, die jederzeit Donner» H 5 wet-> roetttc zu erregen pflegten; zu gleicher Zeit kämen auch Nu» ihm von bcträchtlicher Grbße aus der Mündung der Quel» le an seinem Mayerhofe hervor, welches ein Zeichen wäre, daß sich diese Fische in den von schwerer Luft angefüllten Höhlen nicht erhalten könnten. Mit dieser Mey» rning stimmet auch die Sage der Leute überein, mit de» nett ich am See zu sprechen Gelegenheit hatte. Ich will nicht läugnen, daß die beym Herannahm eines Donnerwetters merkbaren elektrischen Wirkungen auch in die Luft.und das Wasser geschloffener Berghöhlen ih» ren Einfluß haben können, welcher das Hervorkommen der Ruthen bey der Steinbergischen Quelle, obgleich ich es nie» mals gesehen, dennoch nicht unglaublich macht. Auch will ich zugeben, daß in einem geschloffenen Lufträume durch elektrische Entzündungen einige Ausdehnung der Luft ge--macht werden kbnne. Allein, daß die in Derghöhlen zu'-sammengepreßte Luft durch Elektricität und schweflichte Dünste also erweitert und elastisch werde, daß sie schon für sich den so heftigen Wafferausguß verursachen sollte, ist wenigstens durch Experimente bisher nicht bewiesen. Die Luft mag wohl durch eine Entzündung, nicht aber durch Anhäufung der Elektricität so heftige Wirkungen Hervorbringen; wäre dieses, so müßten die Wafferausgüffe sehr oft mit Erdbeben begleitet seyn, welche man aber ins-, gemein nicht bemerket. Das sogenannte Wetterloch hat keine ander: Beschaff fenheit, als alle jene Erdlöcher, die mit großen unterirdischen Höhlungen Gemeinschaft haben, von denen Scheuch-- rer zrr kn Betreff des Schweizerlandes sagt: daß mstt bey denselben aus» und einziehende Winde nach Derhältniß der Atmosphäre bemerket. Es streichen nämlich die Winde heraus im Sommer, wenn die inwendig kältere und di» tfre Luft sich ausdchnet, und streichen hinein im Winter, wenn die äußere kältere und dickere Luft sich gegen die innere ms Gleichgewicht setzt. Die im Sommer heraus-klasende Luft ist mit kalten Wafferdünften sehr imprägnirt, und bcvm Mundloche, als bey der Ankunft in eine wär» mere Luftgegend, müssen dieselben in Nebel zusammengerin» nen, auf eben die Art, wie dre Ausdünstungen der Erde zu Wolken werden, wenn sie in eine gewisse sehr hohe und kalte Luftregk'on kommen.. Der jähe Wechsel von Wär» me in Kälte, und von Kälte in Wärme, macht immer im Luftmittel eine Gerinnung, an welcher die dabey vorgehen» de jähe Ausdehnung und Zusammenziehung der Luft und Wassertheilchen Ursache ist. Nun, daß dergleichen Dünste, oder vielmehr ihre Loagu» ratton, weil sie schon auf der Oberfläche der Erde geschieht, eine Veränderung in der nahen Atmosphäre, ja auch eine Vorbereitung zu elektrischen Abänderungen und Anhäufun» gen machen können, ist eben nicht unwahrscheinlich. Scheuch» zer sagt, daß man zwischen hohen Schweizergebirgen, die auch sehr klüftig sind, alle Operationen der Natur in Er» zeugung der Nebel, Wolken und Donnerwetter ganz nahe mit Augen sehen könne. Lägen solche Lbcher nicht mei» stens an Oettern, wo man sie selten beobachten kann, so wären sie, meines Erachtens, die besten Wetterzeiger. Wenn Wenn also, ohne einen heftigen Regen vorauszusetzen, blos die Gegenwart eines Donnerwetters die gewaltige Ausströmung bewirket, so ist dessen keine andere Ursache, als die jähe Verdünnung der Luft in der Atmosphäre über den Gebirgen, welche sowohl bey Ankunft, als währendem Ausbruch der Donnerwetter durch das starke Fallen des Quecksilbers in Barometern bemerket wird. Dadurch er» hält die eingesperrte dickere Luft in den lufthältigen ©rot* ten eine ungemein wirksamere Federkraft, und treibt das Wasser aus den Behältern, auf deren Oberfläche sie drückt, mit Gewalt durch alle Oefnungen hinaus. Wegen außer» ordentlich vermehrter Geschwindigkeit wird sich dann das Wasser nicht mehr in den blos unterirdisch streichenden Schlünden halten kdnnen, sondern am Fuße des Gebirges hundert Auswege zu suchen gezwungen seyn. Allein, wie oft mag es geschehen, daß, weil die Oberfläche der zur Anfüllung des Sees beytragenden Ge« kirge von einem sehr weiten Umkreise ist, ein Donnerwet-ter, wenn es erst zuZirknig von ferne gehbret wird, schon sein meistes Wasser über die geschloffenen Thäler ausgeschüt'. tet hat, ohne nach Zirknitz einen Regen zu senden; das; also, wenn es zu Zirkniy blos donnert, das von weiten her strdmende Wasser noch vor Ankunft des Regens daS Seebette anzufüllen vermögend ist. Wenn ich mir nicht vorgenommen hätte, Ihnen blos allein von Wasserbegebenheiten dieses Sees Nachricht zu geben, so würdr ich Ihnen noch vieles von der artigen Verfassung der Fischerey und der Jagd sowohl zur Sonv mers» mers * als Winterszeit zu sagen haken. GSteintierg, der sich auch dieses in seiner Beschreibung des Zirknitzer SeeS zum Gegenstände nahm, hat davon zum Ueberfluffe geschrie» ben. Ich will mir daher nicht anmaßen, etwas zu tmdj* tcn, was ich blos adschreiben müßte, sondern ersuche Sie, wenn Sie Lust darnach hätten, denselben nachzulesen. Und nun beschließe ich die Materie vom Zirknitzer See; doch nur in soferne mir nicht wieder etwaö ausstdßt, wat auf denselben einige Beziehung hat. m Ctlfter Brief. Laybach den 22. 3tm. 1779. E^och ein Anhang zur Seematerie, die sich aber erst seit meinem letzten Briefe geäußert hat. Ich habe es gewagt, nach dem Grundsätze des Was» serzurückhaltens, welches ich in den zwo Quellen am Zirk» m'tzer See bemerkte, auf eine hydraulische Maschine zu den» ken, die nicht nur allein von oben hccfließendes Wasser zu» rückhalttn, sondern auch rin von unten einfließendes in die Hdht Höhe heben sollte. Denn, wenn (dachte ich) die Theorie des Heronsbrunnensden Phbnomenen dieser zwo Quellen ge» nug thut, so kann das Wasser durch einen unterirdischen Kanal mir Wirkung der Luft eben so hinaufgetricben, wie Las abfallende zurückgehalten werden : und vielleicht ist es mdjilich, daß die Quelle, dir ich mit Steinbergen aus der Hemmung ihres unterirdischen Abfalles herleitete, daher entstehe, daß aus einem Wasserbehältnisse durch Wirkung der Luft, so wie im Heronsbrunn, das Wasser in die Hdhe getrieben werde, und irgendwo am Tage ausbrechen müsse. Nur kände stch ein Unterschied vom Heronsbrunne, daß key den mahnten Quellen der Behälter, der durch seine Anschwellung die Luft zusammrnpressen muß, sich selbst von Zeit zu Zeit ausleeret, und von der sellischcn Luftmaschi» ne, daß die Natur kein künstliches Ventil - und Pippen» werk zu brauchen pflegt. Das erste also suchte ich im Ent» würfe meiner Maschine zu erhalten , das zweyte zu ver» meiden. Aus verschiedenen Angestellten Ver uchen bemerkte ich, daß die Kraft der in einem gewissen Raume zusammenge« preßten Luft sich verhalte wie die Hdhe der Wassersäule, mit welcher fle ini Gleichgewichte stehet, es mbge der Durch» messer der Rbhren von was immer für einer Weite fetm; (die Hdhe der Wassersäule aber rechne ich von der Wasser» ebene innerhalb dem zusammengepreßten Luftraum angefangen bis auf die Oberfläche außer demselben;) also, daß, wenn man sich wie viel immer Ndhren von verschiedenen Diame» lern aus einem zusammengepreßten Lufträume nach einer Krüm» mung mung in die Höhe gezogen vorstellet, (s. die Z. Tafel Fig. I.) die Hdhe AB der Hdhe CD beständig gleich kbmmt. Die Ursache ist ebendieselbe, die in den Wettergläsern das Queck» filber bey gleicher Luftverfassung auf gleiche Hbhen treibt, es mdgen die Rdhren was immer für Diameter haben. Ich berufe mich also statt des Beweises auf diesen bekannten aerometrischen Satz. Daraus aber folget unmittelbar, daß, wenn die äuße» rcn Oberflächm verschiedener Wassersäulen in verschiedenen Hdhen stehen, auch dir inneren Oberflächen in verschiedenen Hdhen nach eben dem Verhältnis; stehen müssen, und, wenn man durch Wassereinfüllung in ein Rohr den Luft» raum zusammen preßt, um in einer ändern vie Wassersäu» le hinaufzudrücken, die höchste Wassersäule immer jene seyn wird, dessen Rohr in Ansehung der übrigen am höchsten zu stehen kbmmt. Also steigt z. B. (Fig. 2) die Säule ab viel hbher, als die Säule BD, blos darum, weil das Rohr bey AB hbher, als bey CD angebracht ist, ungeach» tet die absoluten Hdhen ab und CD einander vollkommen gleich seyn müssen. Bring ich es nun zuwege, daß das oberste Wasser in der gehobenen Wassersäule ausfließen kann, und daß neuerdings ein zu hebendes Wasser in den Luftraum eingelassen wird, so ist die Maschine beynahe fertig. Allein wie kann neues Wasser in einen verdichten Luftraum eingelassen wer» den, ohne die Ursache der Verdichtung zu heben? WaS immer für gekrümmte Nbhren angebracht werden, so ist es gewiß, daß in jeder das Wasser durch die Federkraft der Luft Lust auf titie gleiche Hbhe erhoben wird, und also itt den verdichten Luftraum nicht ausfließen kann. Würde matt aber gerade Rbhren von der Hdhe hinab, oder seitwärts hineinleiten, so ist cs für sich klar, das; eben so viel Luft' herausdringen würde, als Wasser eiilfließt. Sch ließ demnach das Rohr AB (Fig.)) durch welches die Wassersäule gehoben wird, aus einem Wasserbehättniß E über den drückenden Luftraum MN aufsteigen; in die» fcn mußte das gekrümmte Rohr FGH das Wasser aus dem Behälter FD , worein daö Aufschlagwasser beständig zu* fließt, herbeibringen, und bey H in den Behälter E aus» leeren, also, daß derselbe samt dem , mit seinem Niveau übereinstimmenden Theil des Rohrs AB angefüllet ward, alsdann überfloß, und das Wasser in das krumme Rohtf LCD eindrang, wornach der Luftraum gesperret, und das Wasser sowohl im Rohre LCD als im Rohre AB gleichfdr» Mig aufzusteigen gezwungen wurde. Der Ausguß bey B mußte niedriger über das Niveau des Behälters E ange» bracht seyn, alS die Gäule CD lang war - denn (wie ich oben sagte) wenn AB = CD gewesen wäre,so hätte aus der gehobenen Wassersäule ab nichts ausfließen kdn» nen. Als nun das Aufschlagwasser das ganze Rohr CD angefüllet, und im Rohre AB den höchsten Hub gemacht hatte, so war cs vonnbthen, das Wasser im Rohre CD also wiederum zu erniedrigen, daß daö Wasser im Rohre FGH, in welches dasselbe durch die zusammengedrückte Luft zurückgetrieben ward, neuerdings für den folgenden Hub nachfließen tonnte. ' Ä Die!» 13O ■*— • ' MLV--------«- Diese Erniedrigung erhielt ich durch Einsetzung eineS Siphons pq in das Rohr CD, welcher, da er vom Auf-schlagwasser überstiegen ward, in einer kurzen Zeit das Rohr CD bis nahe an C ausleerte, und den Luftraum also vm dünnte, daß neueö Aufschlagwasser für den folgenden Hub durch das Rohr FGH in E ungehindert konnte ausgegossen werden. Das überfließende Wasser brachte wieder im ge-sperrten Lufträume die vorige Wirkung hervor, hob die Wassersäule gegen B in die Hdhe, und goß dieselbe so lange aus, bis der Siphon wieder ablief. Auf diese Art machte die Maschine wechselweise durch Heben und Abfließen ohne Pippen * und Dentilkunst die verlangte Wirkung. Ln den Werken der Natur wird man die unmöglich» leit dieser Hrbungsart nun kaum mehr beweisen, da nicht nur allein von ihrer Möglichkeit, sondern auch von ihrem Daseyn so deutliche Kennzeichen vorhanden sind. Ich we* riigstens finde keinen Unterschied, warum die obenbe» schriebenen Quellen nicht eben so in die Hdhe gehoben, wie von ihrem oberen Falle können zurückgehalten werden. Zu beyden Arten wird eben der Mechanismus erfordert. Don dem Verhältnisse der Theile dieser Maschine, wie auch von ihrer Berechnung kann ich mich itzo unmöglich umständlicher äußern ; nur will ich indessen erinnern : daß sich ihre Berechnung auf die Theorie des Heronsbrunnenö gründet; daß der Raum des Behälters FD der Masse des ju machenden Hubes wenigstens gleich, und jener des Behälters E b.yläufig um ein Drittheil größer seyn müsse; daß die Rlhren ab und FGH einen gleichen, der Heber 1\> m izl PQ hingegen einen merklich größeren Diameter haben solle, als jener des Ausgußrohrs des Aufschlagwaffers ist. Die Zeit, die ich hier zubringe, will ich ganz der Untersuchung und Bewunderung der großen Werke der Natur widmen.. Dieß heißt - ich werde bald wieder reisen. Wenn ich rinmal in Ihrer und Scherffers Gesellschaft seyn werde, so will ich alles mündlich ersehen, was ich itzt unterlkssk. Ich sehe diesem Zeitpunkte mit Sehnsucht entgegen. Zwölfter Brief. L«)>bach den 6. November 1779. (§olarige ich neue Gegenden und Gebirge gegen das Adria» tische Meer hinaussehe, glaube ich mich verbunden zu seyn, Ihnen Nachträge zu liefern, die den hydrographischen Stoff meiner vorigen Briefe mehr aufklären, und bestätigen kdnnm. Als ich den Zirknitzer See zu meinem Gegenstände nahm, so verfolgte ich sein Wasser durch unter und ober» t'rbh irdische Gänge über A^elsbery biö Laybach. Ich machte voraus schon eine Vermuthung, zu welcher mir die Eigen» schaft der klüftigen Kalkgebirge Anlaß gab: daß nämlich nicht alle unterirdische Wässer, die ich zu entdecken Gele, genheit hatte, gegen Laybach und den Saufluß hinstrb» men, sondern daß irgendwo in diesen Gebirgen hohe Schei, tel sepn müßten, aus welchen sich alle Wässer, wie Strah» len aus einem Mittelpunkte, in den weiten Umkreis umher vertheilen; ferner, daß (weil doch diese Gebirge nichts anders als Filtrirmrschinm find) diese vertheilten Aus» flüsse immer durch neues Wasser vermehret, und am Orte, wo sie ausbrechen, zu schiffbaren Flüssen werden können. In der That fand ich durch Bephilfe des Barometers, auf welchen man wenigstens in Anzeigung respektiver Hdhen sichere Rechnung machen kann, ein dergleichen hohes Land, von dem ich mich vermuthungsweise zu sagen getraue, daß von da aus sich die unterirdischen Wässer theilen mdgen, und dieses ist die Gegend bey den Bergen 3um destoweniger, da man oft m den gröbsten Schichten auch den feinsten, zähen, reinen und vielfärbigen Thon antrift. Ich wenigstens finde in der ganzen Gegend keine Svuhv eines vielfältigen, gleich» förmig streichenden, reinen Lhongebirges, so wie Kalkge» berge in einer Ausdehnung von so vielen Quadratmeilen anzutreffen find. Ein Stoff, über den ich noch meine Gedanken versammeln werde! Uebrigens scheinet die Mi» schung aus thon * und kalkattiger Erde der tauglichste Grund -«»T=!5*8iSB8gg»jg»> igg Grund zu setm, auf welchem die geschäftige Natur durch Hinfälligkeit und Auflösung der Degttabilim so mannigfaltige Schätze zum Unterhalte der Menschen hervorbringt. Die hohen Kalkgebirge find hier meistens sehr kahl, kaum findet man auf denselben noch Ueberbleibsel von Waldun» gen; und wo diese weggeschlagen worden, steht man weiter nichts, als elendes Gesträuche, das sich sehr hart zwischen den Steinritzen ernähren muß. Die öden Stcingefilde nehmen immer mehr zu, je näher das Kalkgebirg dem Meere kömmt. Was die Ursache davon sey, können viel» , leicht einige Muthmaßungen in etwas aufklären. Gewiß ist es, daß zu Zeiten der blühenden Rdmi« schen Republik, und noch unter demrKaiserthume, ehe das» selbe durch die Einbrüche nordischer Nationen verheeret worden, diese Gegenden noch um zwcy Drittheile mehr, als itzo bevölkert gewesen sind. Ruinen herrlicher Gebäu» de, verlassene Heerstraßen und Städte, Denkmäler und Grabschriften sind noch Zeugen einer ungemein großen Dolkesmenge, die vermuthlich also angewachsen seyn mag, weil selbst die Kaiser Nero, Trajan und Domitian hier als in einer kühleren Gegend ihre Sommergebäude hatten, wovon noch die Lustbäder zwischen Duino und Aquileja übrig sind. Was für eine Stadt muß Aquileja gewesen seyn, die so lange ein eigenes Patriarchat besaß! zu mv fern Zeiten aber beynahe entvölkert war, und erst seit ei» nigen Jahren durch die Wirksamkeit unserer Monarchinn mehrere Einwohner erhalten hat. Devbl» Bevölkerung ziehet jederzeit Lcrhecrung der Wälder nach sich. Der berühmte Herr von Büffsn will aus eben diesem Grunde die weitschichtigen Wüsten so vieler orierv talischen Länder, welche nach den ältesten historischen Ur» künden zuerst am zahlreichesten bewohnt gewesen find, ganz wahrscheinlich herleiten. Wenn ftch auf dem sehr hohen Berge Nanos die Waldung biö itzt erhalten hat, warum sollten die viel niedrigeren Gebirge umher davon entblößt gewesen seyn? Allein, die Ursache dieses Wald» restes auf dem Nanos ist vielmehr die Unzugänglichkeit seiner steilen Wände, welche die niederen Gegenden vor dem Holzschlage nicht schützte. Aus der Erfahrung, die wir bey unfern Zeiten schon I« Genüge gesammelt haben, wissen wir auch, daß eben dort, wo Wälder von Gebirgen weggeschlagen worden, allen, besonders den Nordwestwinden, größerer Raum, und gleichsam tauglichere Kanäle ihrer Strömung gemacht worden. Davon will ich nur im Borbeygehen die Br» merkung heftiger Stürme, nach Auöhauung der Wälder von Dberlaybnch bis Adelsberg, (welches man wegen der Räubereyen thun mußte,) wie auch die Beunruhigung, die der Triester Hafen von der Bora nach Verheerung eini» gcr Gehölze auf dem Rarst zu erdulden hat, zur Probe beybringen, Wie sehr verhindern Stürme die Besaamung »ines ausgehauenen Waldgrundes! und wie leicht kann dann die fruchtbare Erde, wenn sie kein dickbewachsenes Gedecke über sich hat, von Regengüssen weggeschwemmet wsrdm! Ich will durch alles, was ich itzo gesagt habe, weiter rvekter nichts als eine Muthmaßung bestätigen: baß näm» lich alle diese Gebirge, die itzo ihre Rücken so kahl gegen den Himmel strecken, jemehr sie sich gegen das Meer Hinweisen, vormals mit Erde, und folglich mit Wäldern müssen bedeckt gewesen seyn. Sie, die Sie sehr wohl wissen, daß ähnliche Zufälle, sowohl in Dberdsterreich, als in Stepermark durch unschicklich gemachte Holzschläge sich eräugnet haben, werden meine Meinung nicht miß» billigen. Uebrigens muß ich es doch ihrer BlbjUe danken, daß ich key ihnen das wunderbare gleichförmige Streichen der Kalksteinlagen durch so erstaunliche Entfernungen bemerket habe. — Hier komme ich wieder zu meinem vorigen Stof» fe, von dem ich etwas abgewichen bin. Die allerhöchsten kahlen Gebirge, das ist die Alpen» kette, die eben aus Kalkstein bestehet, und die ich von jeher unbewachsen gewesen zu seyn vermuthe, konnte ich bisher noch nicht besteigen; soviel aber mein Auge in der Nähe, oder mit einem Dollondischen Perspektive entdecken mochte, beobachtete ich wenigstens hie und da ein Streichen , das sich mit ähnlicher Lage schief durch ihr Einge» weide zieht. Je hbher dieses Gebirge steigt, desto dicker und unkennbarer schienen mir die Schichten zu werden; ich konnte dieselben oft nur aus langen, parallellaufenden Felsenabsätzen, die io bis 20 Klafter von einander ent» fern et sind, abnehmen. Gegen die höchsten Gipfel aber verlohren sie sich theils in zerrüttetes, theils pyramidenar« tg aufsteigendcs Gcstcin. 3 5 Was . Was den innern Bau dieser Gebirge betrift, so hat man klare Beweise, daß er eben so beschaffen seyn mag, wie jener der Gebirge um den Zirknitzer See; ja ich ge» traue mich zu behaupten, daß alle Kalksteingebirge, in so» weit fle mit Schichten durchzogen find, und sowohl die 2ulischen Alpen, als die Dalmatische Rüste ausmachen, oberirdisch voll von Trichtern, Abgründen und Lbchern, unterirdisch aber voll von Grotten und Wasscrkanälen seyn müssen, denn eine Menge Bäche und Flüsse sprudeln auS Felsenklüften hervor, ergiessen sich, wenn längeres Regen» rvetter anhält, ungestüm durch Thäler und Ebenen, und verseigern sich wieder in die Erde, aus der sie zum zwey» ten» und drittenmal oft herauskommen. (*) Geschlossene Abgründe, steile Wände, die einen unterirdischen Einsturz verrathen, find aller Orten anzutreffen. Der Berg Na» nos zeigt die deutlichsten Spuren, daß jener Theil, der sich vorher sanfter gegen die Ebene heraus verlieren mußte, nach einer Länge von iooo Klaftern in die Tiefe gesunken sey, und eine 60 bis 80 Klafter hohe Felsenwand zurückgelaffen habe. Zur überflüßigen Probe dienen die Abbrüche von Schichten, die von einem Gebirge zum an» dem quer über Thäler und meilenweite Ebenen ordentlich streichend bemerket werden. Diese wären meine Zeugen, auf die ich mich berufen würde, wenn mir jemand läug» um wollte, daß ungeheure unterirdische Räume, in wel» che die abgebrochenen Berge versunken sind, gewesen seyn inufr (•) Man sehe die Kcainischc Karte der Florianschitsch. müssen, und also wirklich noch uneingestürzte vorhanden seyn können. Nun komme ich vom höchsten Gipfel der Straße nächst dem Berge Nanos in die Wippacher Gegend hinunter. Un* geachtet dieselbe gleichsam einen Busen in Mitre der hdch» sten kahlen Gebirge formirt, so ist dennoch ein wunderbarer Unterschied in diesem Klima von jenem des höheren Landes tu bemerken. Wärmere Sonne, gemäßigtere Luft, die von der vortheilhaftm Gegenlage der Mittagsseite ent» flehen , find Ursache, daß die Landeskultur hier ganz an» ders beschaffen ist, als jene auf der nördlichen Seite des Berges Nanos. Hier hörte ich das erstemal die in Lester» reich unbekannte Likade quitschern, welche Anakreon in rinem Liede, das er ihr sang, • öie süße Prophetinn des Stühtings nennt. Weinberge steigen bis an die Mitte der langen Kalkrücken hinauf. Ihre Pflegling ist der Friaulischen ähnlich, und der Wein ist seiner Güte wegen auch ohne meiner Empfehlung berühmt. Die Wippacher Ebene, weil sie allerseits mit Bergen umgeben ist, hat Spuren eines ehmals hier gestandenen Sees, der dennoch nach Erniedrigung der Meere bald, und häufig abgelaufen seyn muß, denn er hatte durch keinen engen Paß fich durchzuschlagen, und deswegen unterließ er eine schiefe Fläche, die mit groben Flußsteinen sehr be» säet ist. Der Fluß wippach (Frigidus) ist hier die erste Probe meiner obenangeführten Muthmaßung von der Was» sertheilung auf den Häuptern der Gebirge. Nach einigen engt* Angestellten Versuchen, soll eben dieses das Wasser seyn, welches der Fluß Loqua in die Lueycr Grotte stürzt. Die wippach vereiniget sich mit der Isniy oder Lizonzo, und gehet mit derselben dem Meere zu. Zu Görz eröfnet sich eine weite Seene von Ausfich'. ten über das Oesterreichische und Venetianische Zriaul, Herrlicher Anblick! einer Ebene, die bis zur Abendseite hin von Bergen umgrenzet, und durch alle 2anbfuttur> arten verschönert ist. Da, wo die Sonne niedergehet, zeiget die dunkelblaue Ferne, linker Hand eine rmabsehliche Fläche gegen das Adriatische Meer hinaus, rechter Hand die wellenförmig abwachsende Kette der Julischen Alpen. Zween kleinere Berge ragen bey Fara und Medea gleich den In» seln über die Fläche hervor; sie waren auch Inseln, als Meere noch über diese Fläche sich verbreiteten. Zwischen den Vertiefungen des Kalksteins bey Medea fand ich die feinste Art rothen Bolus, dessen Lage und Eigenschaft der Aussetzung hinlänglich beweisen, daß er kein Produkt der Kalksteinsverwitterung sey. \ Der Fluß Lizonzo , der nun das Gebirge verläßt, fängt hier an, seine Herrschaft eben so auözuüben, wie seine Nachbarn, die Flüsse Torre, Tagliamento, Nadi-fone, Piave, Livenze u. s. w. Don Gärz bis Gradiska, an welchem Orte ec einmal einen engeren Paß gehabt hatte, find an seinem Flußbette Ufer von verschiedenen Epochen anzutreffen. Die höchsten, und einige hundert Klafter von einander abstehenden lassen einen See vermu-then, der entweder durch die nicht genug gefallenen Mec- «===!-■■-■ qCMgjagTT m > 141 re, oder durch daS engere Profil bey Gradiska entstund. Uebrigens ist er von Gdrz bis an das Meer, in welche-er sich zwischen Duino und Aquileja stürzt, dis auf einigt kleinere Anstände schiffbar. Ich muß Ihnen bey dieser Gelegenheit eine Stelle aus Steinbergen (*) hersetzen, die mir große Acht» samkeit zu verdienen scheint, so wenig ich auch ihren Grund einsehe. Dieser Mann, welcher viele Jahre daS Amt eines Straßenkommissairs in Krain und dem Littorali vertrat, und daher mit den Gebirgen sich sehr bekannt ge» macht haben mußte, äußert bey der Erzehlung eines Pro» jektes von einem Engländer, der vermittelst des Zirknitzer Sees eine Vereinigung mit dem Meere für möglich hielt, seine Gedanken in folgendem Zusätze : Meiner Einsicht nach wüßte ich einen bequemeren mrchm sich angelegen seyn ließ, der Anleitung, die hier die die Natur selbst giebt, getreu zu folgen, und mit Der» wendung beträchtlicher Summen das seit den Hunnischem Einbrüchen öde liegende Land durch alle Kulturarten ;-t verbessern. Auch werden Sie wissen, daß der rechtschaffe» ne Herr Maximilian Fremaut hier die schönste Anlage nach Holländischer Art gemacht, Entwässerungen und An» hägerungen auf den Morastzründen hervorzubringm. Ein Werk, welches itzo noch bestehet, aber ununterbrochene Erhaltung und Fortsetzung erfordert!— Und nun wird meine ganze Seele von Betrübnis; angefüllt. — Eben dieser Fremaut hatte hier sein Leben in den besten Jahren rin» gebüßet. Der unermüdete Eifer, der ihn in jeder Ausfüh» rung seiner Werke begleitete, benahm ihm allen Scheu, sich dem Hauche der giftigen Luft in diesen Gegenden auszusetzen. Ein schöner Fehler! der zwar seinem Geiste Ehre macht, aber in Ansehung des Staates, dem er noch viele Lahre hätte dienen können, beynahe unverzeihlich wird. Das Vertrauen auf seine Wissenschaft und unge* meine Wirksamkeit hatte ihm eine Menge hydraulischer Ge» schäfte, fast zu einerley Zeit, in weit voneinander entlegenen Provinzen aufgebürdet. Seine Seele war groß ge» nug, sie auszuführen, aber sein Körper unterlag. Ich hatte nicht das Glück, diesen Mann von Person zu kennen, dennoch schmeichle ich mir aus den Werken, die er im Temeswarer Banate unternommen hat, und aus den we» nigen zurückgelassenen Schriften seinen redlichen Karakter und weitausgedehntes Kenntniß aller Wafsergegenstände K deuv deutlich abgenommen zu haben. Möchten doch diese Zellen sein Verdienst von Vergessenheit retten fvntuti! Er war Ein Mann, der groß in sich, nicht groß erscheinen wollte, Der für das Wohl de« Staats ein Opfer werden sollte, Ein Mann, der weniger vielleicht geachtet blieb, Weil er mehr that, als predigte und schrieb. * ? f«*' Vergeben <3it mir diese Episode, zu welcher mich daS war» me Gefühl für einen ungekannten großen Mann ve» leitete. Jene Fläche, welche flch von den Karnischen Alpen bis an die Denetianischen Lagunen erstrecket, ist ein Schaum platz, worauf die Natur alle Wirkungen der Bergwässer zeigt, und wo ein Hydrauliker die schönsten Materien, fo* wohl für Beobachtungen, als für Derbesserungsentwürfe finden kann. In der That har diese Gegend schon matt» chen braven Wafferbezwinger hervorgebracht. Alle Flüsse, die diese Ebene bestrdmen, als Torre, Tagliamento, Piave, Livcnze, Brenta u. s. w. haben ihren Ursprung aus kahlen Alpengebirgen. Wenn heftigere Regengüsse nur einige Stunden lang über dieselben ausgeschüttet wer» den, so schwellen sie schon ungemein auf, zu gcschwcigcn, wenn nasses Wetter mehrere Tage hindurch anhält, oder wenn der Schnee auf dem kahlen Gebirge durch jähe Wir-me schmilzt; und was sollte das Wasser auf entblbßten Steinrucken inne halten, daß es nicht die Ebene hinab» strdme? Torre, Torre, und Tagliamento haben oft sehr wenig, oder gar ?ein Wasser. Sie find eigentlich nur Bergstrdme, aber so gewaltig, daß sie binnen wenig Stunden eine er» staunliche Fläche überschwemmen. Wunderbar ist beym Tagliamento, daß, wenn man über sein Flußbette, wel» ches am Orte der Uebersetzung etwa 3 bis 400 Klafter breit ist, im Trocknen zu fahren angefangen hat, beym Ausbruche eines Platzregens man kaum das andere Gestade erreicht, ohne von der heranbrausenden Fluth ergriffen zu werden. Bey den Mittelgebirgen, wo die Wildbäche in Flüsse fich sammeln, fangen dieselben an, ihre ganze Wuth aus» zuüben. Jene sanften Erhöhungen, die auf dieser fast wasserebenen Fläche (und sie ist doch einmal durch die zu» rückweichenden Meere also gestaltet worden) meistens nach den Längen der Flüsse hin gefunden werden, haben gewiß ihre Entstehung dem aus h'oheren Gegenden herabge» schwemmten Erdreich zu verdanken. Wer jemals nur ei» nen Fluß, der noch zwischen Bergen eingeschlossen ist, durch seine Thäler verfolget, und mit Ueberlegung seinem Laufe Mchgedacht hat, wird zur Genüge gesehen haben, daß, wie immer das Thal sich verbreitet, von einem Ge» birge zum ändern kein Platz auf einer Ebene zu finden sey, auf welchem der Fluß nicht je einmal seine Lausbahne gehabt hat; daß jene Abschnitte der Hügel, die itzt steil an die Ebene gehen, untrügliche Zeichen find von der Wegspühlung ungeheurer Bergmassen, die zuvor nach der Neigung der Flächen oder der Abschnitte, entweder weit K 2 in in das Thal hinein, oder über das wirkliche Flußbett« ge> reichet haben; daß alles, was Berge und Thäler durch die reissende Gewalt der Flüsse verlohren, in die Ebenen htn-ausgetragen worden sey; daß die weggeführten Erden und Steine nach Verhältniß ihrer specifischen Schwere sich absetzen, und das Gestein zwar den Gründers Flußbett teö behaupten, und jeweiter der Fluß vom Gebirge sich entfernet, vermindert werden, die Erden aber bey trüben Ueberschwemmungen eben nach Maaß ihrer Schweren die nähern oder weiter entfernten Flußgegenden einnehmen mußten; daß also ein solcher Fluß, wenn er sich selbst ganz überlassen wird, durch dergleichen Grunderhdhungen in der Gegend seines Laufes sich eine Art Dämme macht, und die weiter entfernten Strecken in einer niederem Lage zurücklüßt, und daß dann, wenn die Ueberschwemmungen unmüßig groß werden, und diese Erhöhungen überschreit ten, die tiefer liegenden Länderepen in Moräste verwandelt werden. Dieß sind Sätzx, die man jederzeit aus der Erfahr rung als erwiesen annehmen kann, und aus welchen man ,dte Mittel wider die gewöhnliche Landesverderbung bey gewaltigen Auötretungen herleitet. Ich nehme mir Gele» genheit, diesem zufolge von den Ueberschwemmungen, von ihren Wirkungen, und von ihren Gegenanstalten in diesen Gegenden meine Mepnung zu sagen, ohne mir eine dikta» torische Entscheidung anzumaßen. Da, wo die obengemeldten Flüsse gemeiniglich sich i« ergießen pflegten, haben die benachbarten Landbesitzer zur zur Beschützung ihrer Gründe ziemlich hohe Dämme gegen die Flüsse gebauet, also, daß dieselben vom Mittelgebirge an bis an das Meer beiderseits gleichsam mit starken Wällen begleitet werden. Diese Dämme fand ich zu meiner Bewunderung so nahe an die Flüsse hingesetzt, daß sie oft vom mittelmäßigen Wasser der Flüsse bespühlet wer» den. Dieß kann ich unmöglich gutheiffen. Gewiß ist, daß man die unmäßigen Austretungen der Flüsse verhindern müsse, denn es fordert dieses eine wohlgeordnete Landeskultur, und nur der Stand der Bar» barey kann die Flüsse sich selbst ganz überlassen. Aber auch eben so gewiß ist es, daß man Dämme nicht sehr nahe an die Ufer verlegen, und ihre Austmungen auf eine kleine Breite einschränken solle; denn wie man immer die Dämme erhöhen würde, so dürfte man niemals gesichert seyn, daß nicht der ungestüme Anfall in den Serpenti. nen die Dämme hie und da in kurzer Zeit niederstürzen, und das niedere Land meilenweit überschwemmen werde. Die natürlichen Eigenschaften der Flüsse, u>td ihre Bewegungsgesehe lehren uns, daß sie einen Bezirk um sich her haben wollen, den sie mit ihren jährlichen An» schwellungen bewässern und erhöhen können. Warum soll» te man ihnen nicht ein Terrain auszeichnen, das diese Anschwellung bequem fassen kann, ohne dieselbe in die niederen Landesgegenden unordentlich eindringen zu lassen? Ich meyne also, daß man jedem austretenden Flusse rin eigenes Jnundationsterrain anweisen soll, welches der Maaße seiner größten Überschwemmung angemessen, und K 3 mit mit nicht sehr hohen Dämmen eingeschtossen ist, damit er in denselben alles sein trübes Gemenge absetzen, und die natürlichen Anhägerungen bewirken kann. Zwar will ich eben hierdurch nicht behaupten, dH man auf ewige Zeiten das übrige Land, wenn die Fluß-gegend schon sehr erhöhet ist, (dazu aber gehören Jahrhunderte,) vor allen Austretungen und Morästen sicher stellen könne. Die Natur der Flüsse wirket sich immer gleich, und die Erhöhung des Grundbettes ziehet beständig Erhöhungen der Inundationsmasse nach sich, die endlich die Damme übersteigen kann. Allein dies) ist rin Gegenstand, der die Hydraulik zwmget, ihre Theorie auf die Erfahrung mehrerer Jahrhunderte zu. gründen, und auf Meisterstücke zu denken, die in allen Absichten der Landeskultur genug thun. Außer Holland sind mir wenige weit-aussehende Entwürfe dieser Art bekannt. Die wunderbare Geschicklichkeit, die die Einwohner dieses Landes besitzen, alle Wässer in ihrer Macht zu haben, und sie nach ihrem Belieben zu behandeln, bestehet großentheils in dem, daß man nach Beschaffenheit der Umstände bald Entwässerungen, bald Bewässerungen veranlasset; diese, um Land zu gewinnen, jene, um das gewonnene vom Wasser zu be-freyen. Ich habe nicht ndthig, hierin weitläustig zu werden, oder Proben durch Bcpspiele anzuführen. Dieser Kunstgriff ist gewiß thunlich, denn er ist wirklich die Mit» xime eines ganzen Staates. Im Temeswarer Banate ist auch ein ähnlicher Entwurf für die Flüsse Marosch, Theiß und Donau, welche sehr viele Quadratmeilen dieser Provinz vinz überschwemmen, zwar abgefaßt, aber noch nicht aus> geführet worden. In Ansehung drs Denetianischen Staates, dessen Terra ferma von obenbemeldten Flüssen bestrdmet wird, ist die Auszeichnung ihrer Jnundationsterraine von äus» serfter Wichtigkeit. Flüsse, deren Lauf durch Dämme ver> enget ist, je genauer sie in ihren Gränzen erhalten werden, desio vermögender sind sie, alles Erdund Schlammge» menge unglaublich weit fortzutreiben, ja, wenn sie von Dämmen bis an das Meer begleitet werden, dasselbe btt'-hin auszuladen, und ganz neue Länder durch Anhägerungen ;u erzeugen. Die Meeresseichte erhält zwar den Der «etianischen Inseln eine Unzugänglichkeit für alle Flotten, die aus feindseligen Gesinnungen sich nähern wollten. Eine Gutthat der Natur, die alle Fortifikationsunkosten entbehrlich macht! Aber muß diese Seichte nicht immer zunehmen, und endlich ein festes Land hervorbringen, wenn die benachbarten Flüsse der Terra ferma so vieles Ma» terial dazu in das Meer hinausführen? Die Erfahrung seit einigen Jahrhunderten her be» kräftiget fast unwidersprechlich diese Schlußfolge. (*) Die Unzugänglichkeit zu Wasser auch für kleinere Fahrzeuge wächst von Jahr zu Jahr; die Näumungsunkosten werden in eben dem Verhältnisse vermehret, kleinere Kanäle, die zu räumen sich nicht mehr lohnte, werden verschüttet, und ju ebenen Gassen gemacht. Einige Häfen in den Inseln, von denen man gewiß weis, daß sie in vorigen Zeiten K 4 mv (*) Mall sche bfli Giornale d’ifalia. eingeschiffet werden konnten, stehen itzo unkesucht vtec gar mit Erdreich ausgefüllet- Ueberhaupt sind Spuren, daß Venedig bey ihrer ersten Anlage viel weiter vom fe> (im Lande, als itzo, muß entfernet gewesen seyn. Sollten also die Wässer der Terra ferma keine Ueberschwemmungs» gegenden in Zukunft erhalten, so wird jene Ursache, die den Stein zu ihrem Gründe mitten im Meere geleget hat, destomehr fortfahren, denselben zu erweitern, das ist: Flüsse, deren Ausladungen diese Inseln in einiger Entfernung vom Lande durch die ordentlichen Bewegungen der Ebbe und Fluth hervorbrachten, werden, wie sie es seit ihrer ersten Anlage her thaten, mit langsamen, aber nach mehreren Jahren dennoch kennbaren Wachsthume jene An» hägerungen sortsetzen, die diese wunderbare Beherrscherin» des Meeres einst mit ihrem festen Lande wider ihren Willen verbinden dürfte. —Ich sagte: die Ursache der Anhä» gerungen würde deftsmehr zu wirken fortfahren; denn in der That läßt sich die Epoche der Verbindung mit dem Lande durch die Kunst zwar weit hinaussetzen, nicht aber auf ewige Zeiten vermeiden. Uebrigens hat man eine ganz sonderbare Beobachtung im ganzen Jllyrischen Busen, die mit der Grunderhbhung des Meeres nicht übereinzustimmen scheinet, nämlich: daß d e Meere in Ansehung des festen Landes zunehmcn, und dasselbe unter ihrem Niveau zurücklassen, wenn es nicht auf andere Art wieder erhöhet wird. Also will man zu Triest viele Spuren der alten Stadt unter der Meerebene gefunden haben ; also sollen an der Dalmatischen Küste Bruch» Bruchstücke Römischer Gebäude stehen, deren itzige Einsen» kung in die Erde nicht vermuthen läßt, daß ihre Grund» läge unter dem Meere soll gemacht worden seyn; also ha» ben Stürme in letzteren Zeiten das Meer zu Venedig so sehr anschwellen gemacht, daß cs die Staffeln unweit des herzoglichen Pallafles ükerstieg, den Markusplatz über» schwemmte, und die Brunnenränder zu erhöhen genöthi» get hat. Ich will unter dergleichen mehreren Erfahrungen, nur mit denen, die ich angeführt habe, mich befriedigen, um den scheinenden Widerspruch ausgleichen zu können; wünschte aber, daß ein Natur» und Kunstverständiger sich rin eigenes Geschäfte daraus machte, alle Erfahrungen, die man in zerstreuten Schriften, in mündlicher Ueber» gäbe, oder in der Beschaffenheit dieser Gegenden selbst findet, zu sammeln, und daraus den Grund oder Un» grund unserer bisherigen Muthmaßungen zu entdecken. Die Untiefe des Meeres also wächst, und das Meer scheint zuzunehmcn; wie verträgt sich eines mit dem an» dern? Daß durch Flüsse, besonders in einem Meerbusen, große Anhägerungen geschehen, ist unwidersprechlich. Al» lein was ziehen diese Anhägerungen nach sich? Ich ant» worte, daß sie nicht nur allein das Land, welches sie durchstreichen, sondern auch da, wo sie sich ausladen, den Meergrund in einer fortgesetzten schiefen Fläche erhb, hen; daß diese schiefe Fläche auf viele Meilen weit in den Busen hinein reiche, und nach Maaß ihrer Erhöhung ver» längert werde; daß das von den Flüssen ausgeladene Was» ser darauf eben eine schiefe Fläche, zwar von minderer K 5 Nei» Neigung mache; daß also in einem Meerbusen niemal eine genaue Mcerebene ;u finden sey. Meine barometri< schen Beobachtungen scheinen dieses zu bekräftigen. Bey eben der Witterung war der Mittelstand mehrere Tage zu Venedig um 2f Linien hoher als der Mittelstand zu Triest; welches dem um etwa 12 Klafter tiefer liegenden Niveau von Venedig zuzuschreiben ist. Ich bin aber nicht geneigt, auf diese Beobachtungen den Grund eines Beweises zu bauen. Wenn ein Fluß sein Grundbette erhöhet, so must auch seine Wafferebene erhöhet werden, welches die allge» meine Ursache aller Überschwemmungen in einem flachen Lande ist, wo man vorher von Überschwemmungen nichts gewußt hat; warum sollte nicht selbst durch die Grundes hbhung des Meeres auch das Wasser erhöhet werden, wenn es immer aus den Mündungen der Flüsse neuerdings nach' fließt? Nicht genug. Die Meerfluthen stauen die Fluß» wäiser, so wie jede andere Anschwellungsursache zurück; und muß nicht die Zurückstauung auch auf einer schiefen Fläche, auf welcher immer neues Wasser nachfließt, in eine beträchtliche Weite merkbar werden, und mit Erhd» hung der schiefen Fläche sich erhöhen? Dom Beghakanal im Temeswarer Banat kann ich hievon das gemessenste Beyspicl geben. Eine Schw-llung, die klafrerhoch vermbg des natürlichen Falles des Terrains nur auf eine halbe Meile reichte, verursachte Überschwemmungen auf 10 Meilen weit; aus keiner ändern Ursache, als weil die Schwel» lung im fließenden Wasser nicht wie im flehenden sich mit dem -aYLLV -7-7-- > igg dem Niveau der absoluten Fallhöhe befriediget, sondern über die schiefe Fläche nach Verhältnis) des Zuflusses daS Wasser zurückstauet. Wenn ich einigermaßen beweisen kann, daß die in einem Busen sich ausladenden Flüsse eine Art ordentlicher Strömung im Meere verursachen, so scheine ich mir mit Necht auch die Wirkung der Gründer» höhung und Wasserzurückstauung (doch in einem mindern Verhältnisse als am Lande) denselben zueignen zu dürfen. Die Strömung aber beweiset sich im Venetianischen Meere so deutlich, daß man meines Erachtens nicht leicht widersprechen kann. Denn woher könnte das mit nasser und trockncr Witterung übereinstimmende Steigen und Fallen des Wassers, so wie es in Venedig bemerket wird, seinen Ursprung haben, wenn es nicht von der Strömung der benachbarten Flüsse herzuleiten ist? Im Frühlinge eben dieses Jahres hatten sich alle dortigen Lagunen wegen aus» serordentlicher Tröekne sehr erniedriget; und was für eine Tröckne vermochte bisher im großen Meere eine Abnahme hervorzubringen? Dennoch glauben Sie nicht, daß ich meine Meynung viel über die Gränzen der gründlichen Murh» maßung hinaussetzen wolle, ungeachtet sie mir mehr alS wahrscheinlich vorkömmt. Ich überlasse es den braven Hydraulikern dieser Gegend, (indem sie nähere Beobachter dieser Erscheinungen seyn können,) das Wahre und Eigent» liche dieses Gegenstandes in ein helleres Licht zu setzen. Auf dem Wege von Aquileja nach Duino kömmt die Mündung des Lizonzo vor, welcher durch die Erde, die er aus dem Gebirge herabgetragen hat, eine Zunge in das Meer Meer hinaus anlegte, auf dessen Mitte er seine Straße biö an die Mündung behält; eine Bestätigung der ofrener* wähnten Anhägerung, die zu beyden Seiten der austre-tenden Flüsse bemerket wird. Zu Duino selbst ist der Ursprung des berühmten $r> mavus, von welchem Virgil sagt; Antenor potuit — — — — — — — — — — — fontem fuperare Timavi, Unde per ora novem vaflo cum murmure montis It mare proruptum, & pelago pretnit arva fonanti. Lb dieser Fluß zu Zeiten Dirgils neun Mündungen, oder zu Zeiten derjenigen, die feptemplicis ora Timavi schreiben, nur sieben Mündungen gehabt habe, will ich nicht untersuchen. Mich deucht, der Reim mbchte vielleicht zur Bestimmung einer übrigens beynahe willkürlichen Zahl etwas bcygetragen haben; denn am ganzen Fuße dieses Gebirges brechen so viele grdßere und kleinere Quellen, be» sonders bey anhaltendem Negenwetter, hervor, daß es die Mühe nicht lohnt, sie ängstlich in eine genaue Zahl zu dringen. Eine der beständigen, stärkeren Quellen, die unter dem gräflich Thurnischen Schlosse nächst der St. Jo» hannskrrche durch sichtbare Wallungen aufgehet, habe ich, so gut ich konnte, gezeichnet. (29« Digmte.) An eben diesem Orte fängt er an schiffreich zu werden, dienet aber weiter zu nichts, als zu einem Unterstände für kleinere Fahrzeuge, die aus dem Meere, welches etwa eine Vier» lelstunde davon entfernet ist, in seinen Kanal einlaufen. Daß Daß dieser Ursprung auch ein Zweig jener Wässer sey, die i>er Alpenrücken zwischen dem Littorali und Niederkrain strahlenweise theilet, ist mir nicht mehr zweifelhaft. Ein gewisser P. Jmperati (vermuthlich des Servitenordens ) ein braver Naturkündiger, der sich lange Zeit auf dem gräflichen Schlosse zu Duino aufhielt, schreibt in einem Fragmente seines an Aldrovandi (wie der gelehrte Herr Bianchini, Herausgeber und Kommentator dieses Frag-, mentes glaubt) geschriebenen BriefesEs sey unter Grafen Naymund von Thurn durch viele Untersuchungen aus» gemacht worden, daß der Rekafluß, welcher unweit Siume zweymal aus Felsenklüftrn kbmmt, und wieder sich verlieret, nach einem langen unterirdischen Laufe bey den Quellen des Timavus ausbreche. Es kbmmt ihm aber wunderbar vor, daß mehreres Wasser beym Timavus her» auöquillt, als der Rekafluß in die Erde versenket: ortia enim fuperant fontes. Vermuthlich hatte er nicht den ganzen Umfang dieser Gebirge genau durchsuchet; denn sonst wäre ihm ganz begreiflich gewesen, wie unterirdi» sche Flüsse in Gebirgen, die ganz mit Kanälen durchzogen sind, jeweiter sie fortstrbmen, gleichwie die oberirdischen vermehret werden. Die gewaltigen Ausbrüche, die vaflo cum murmure montis geschehen sollten, bemerket man itzo nicht mehr. Wenn Erdreich und Meere sich in dieser Gegend erhbhet haben, so kann vielleicht der verminderte Fall der unterirdischen Wässer daran Ursache seyn. Das Wasser des Timavus ist trinkbar, aber sehr ungesund. Ob kS vor Zeiten auch so gewesen sey, will ich nicht entscheid den. dm. Im Alterthume findet man keine Spur der Ulige» sundheit, so wie man itzo kein Zeichen einer Vermischung mildem gesalzenen Meerwaffer findet, welches einige ehe» dem behaupten wollten. Ln wie weit Wässer, die einen langen unterirdischen Weg machen, und mehrere stagni» rende Seen, die mit Kalksinter imprägnirt sind , paffiren müssen, der Gesundheit schädlich seyn können, lasse ich Arzeneyverständigen zu beurtheilen über. Uebrigens haben theils wahre, theils erdichtete Phbnomenm dieses berühm» len Flusses zu sinnreichen Hypothesen, die seinen hydrau» lischen Mechanismus erklären sollten, Anlaß gegeben. Der im physischen Fache sehr y-fahrne Herr Bianchini hat sie in einer kleinen Schrift über den Brief des P. Imperati alle gesammelt, untersuchet, und meines Er» achtens die richtigsten Ideen vom Ursprünge des Crnta» vus gegeben. Ich bitte Sie also, denselben darinne nach-julesen. Ueber dieKarstberge, die meistens steile Küsten nachdem Meere hinstrecken , gehet von Duin» die Straße nach Triest. Ich würde Ihnen viel zu wenig Erfahrung zu» muthen, wenn ich Ihnen von der Anlage die,'er Stadt, und ihrem schbnen Hafen, der das Werk des seligen Kaiser Karls, und seiner großen Tochter, unserer besten Monar» chinn, ist, eine Beschreibung machen wollte. Die Verse Horazens: Terra Neptunus claffes aquilonibus arcet, Regis opus! — — — — kann ) ■MMIHMllB tarnt man bis auf die zwey Worte: aquilonibus arcet, im gemessensten Verstände von ihm sagen. Daft die Bora denselben immerzu belästiget, hievon ist das in einer schie» fen Fläche von der Nordseite ablaufende Gebirge, und die Entbldßung desselben von Waldungen, Ursache, wie ich Ihnen schon einmal gesagt habe. Und nun will ich mein langes Schreiben schliessen. Die Begierde, Sie bald zu sehen, läßt mir nicht zu, meh» reres zu schreiben. Wie vielen Stoff habe ich schon für unsere Unterredungen hier gesammelt.' Beylagc zum neunten Briefe. Verzeichniß der merkwürdigen Wässer in Krain, die aus Steinklüsten ganz entweder herauskommen, oder darein sich wieder verlieren. Der Saufluß hat zween Ursprünge, nämlich Uy dem ©ec* ge Wurzen, und im wochemer Thale: dieser geschieht aus einem Felsenloche, jener durch einen Bach, welcher in die Erde stürzt, und wieder hervorkbmmt. Der Laybachfluß entstehet bey (Vberlaybach aus einem Abbruche der Kalkschichten, dann, am nahen Thale hin» auf, aus zwo kleinern von der Tiefe ausgehenden Grotten. Die Bistra kbmmt bey Zreudenthal aus vielen ausgemauer», ten Löchern. Die Ischitza wallet ganz aus einer sehr großen Oefnung herauf. Die Poike bricht aus einer großen Kluft hervor, und stürzet sich in die berühmte MMeberger Grotte, wor-nach sie vermutlich der Unzfluß zu sich nimmt, welcher bey Rleinhä'usel im planiner Thale aus einer Grotte hervorstrbmct , und längö dem Thale in eine Menge Ldcher verseigert. Die Die Loqua stürzet stch in die Lueger Grotte, und kdmmt ganz muthmaßlich wie die wippach bey wippach und St. Veit hervor. Der Gurkfluß verliert sich unweit Zobelsberg in die Erde, und kdmmt bey Dbergurk wieder zum ^Vorscheine. Der Rekafluß stürzet sich in eine Grotte, kbmmt nach ek» nigen hundert Klaftern wieder hervor, und verseigert wieder, bis er nach einem langen unterirdischen Laufe nach ÜDumo kdmmt, wo er als der Timavus auf bewußte Art ausbricht. Die Temenitz verliert sich bey paniqua, kdmmt key vcrch» zezhio wieder heraus, versinket wieder bey Goriskaoas, entstehet zum zweyunmale bey Lueg, und heißt hernach der Prezhnaflust» Die Bäche Lipenlze, Mersla psdiza, Stabliza, Rakou» nak, wie auch die Bäche bey Loitsch, bey (vblak, bey St. (Borgen, bey Paniqua, bcy Stateneck, bey Gst» schee, bey Mitterburg vergehen ganz in die Erde. Unweit des Zirkniyer Sees veriMen Bäche bey Laas, bey Traun,k f bey weikerstorf, bey St. Margarethen. Die Zahl der verfeuernden Quellen ist beynahe unzählbar. 2 Druck- Druckfehler. ©eilt Zeile anstatt lies 6 14 obgeschloffen . . abgrschließen 43 8 Nibirka sama. . Ribteka jama 46 25 Waffereinkheilungen Wasser, nittheilunge» 51 3 fcmn, es . . . deren e« 66 18 St. Kannen« Wald Sr. Kanjians Wald 20 Sk. Kamien« Wald St. Kan;ians Wald 68 24 einmal .... nitmal 75 2 Kamiens . . . KanjianS 87 19 durchsichtiger . . undurchsichtiger 88 20 3. Tvfel z. Fig. z. Tafel 4. Fig. 90 25 Lsteförmipe . . iisttförmigc 108 28 einmal.... llicmal * v y o ' c,««-,OA ? V o o >-V -»Nbki o° . z. ’/ra/ni 'Ti'&mu ng&ris *&■ Co1 WA, '■ V.' »f- k -1, ■ *r ' ffi * -7 t" r, ## « \ ,Z -1 v - Sie - t ' " i lt. ' X i? :~ ‘ . y * 1 i >*>• ‘«J» >>V-, j, f. »: :v * • r i • i--. . . - . •••44 ,1 ..x. X. I ;<.,ar - - :s* gSaSS. 'V . ~-=X£ . ^ w‘* "•! : • :• 7 • - '• x . N\ . '* ;z ' / '.1 V. . • 5» •* -: * l. ' ' : v . ; ... ; "Zte' tY; Ära. ■ Mp •t'fv • . 1 H >'„> ■». -li. ,.v; .- •i-V.» »n«y« *ft-a !">»* ir.f* X ^ t7>