Redaction und Expedition: Bahnhosgasse Nr. 15. Inlertionipreise: Sin» , Nr. 267. Mittwoch, 20. November 1878.—Morgen: Maria 11. Jahrg. dtit der Post I Kan,jähr. fl. 12. ' ie'geu dlS s Zeilen ro Ir. Wieder ein Attentat. Wieder sollte ein gekröntes Haupt dem tollkühnen Wahnsinne zum Opfer fallen, und wieder irat der schützende Engel zu rechter Zeit rettend ein. Der Sohn des weiland populärsten Souveräns, König Humbert von Italien, gab während der kurzen Zeit seiner Regierung keinen Anlaß, die Volkswuth gegen seine geheiligte Person zu entfesseln. König Humbert hat die Verfassung Italiens nicht in einem einzigen Paragraphe verletzt, König Humbert hat bis heute seine Regentenpflichten getreu erfüllt und hatte bisher nicht Ursache, vor einem Attentate zu zittern. Das Attentat aus König Humbert ist nicht der Ausfluß der üblen Gesinnung irgend einer geheimen Gesellschaft, es ist lediglich die Ausgeburt einer verwilderten, verwahrlosten, geistig überspannten Banditennatur. Reaktionäre Politiker dürsten Anlaß nehme«, dieses Attentat der „Internationale" nnd der neuen, liberalen Aera zur Last zu legen; reaktionäre Politiker dürften in dem neuesten Attentate ein Attentat auf das monarchische Sistem und ein Erwachen des Republikanismus in Italien erblicken, jedoch derlei Annahmen entbehren jeder Begründung, denn das Hans Savoyen steht anf dem Felsen Petri, cs hat mit Italien seine Größe, seinen Bestand erkauft, und seine Existenz ist gesichert; huldigen auch einige politisch Uebelgestnnte republikanischen Ideen, die Mehrzahl des italienischen Bolkes achtet ihren konstitutionellen König. Ganz Italien verdammt das meuchelmörderische Attentat! Ganz Italien bringt aus Anlaß der glücklichen Rettung dem König Humbert aufrichtigste Sympathien entgegen. Occupationssrage anhören, cs wurde der Ansicht Ausdruck gegeben, daß selbst der Metternich'sche Absolutismus innerhalb gewisser Grenzen den Volkswillen respektiert hat und es sehr traurig sei, daß die Versassungsaera solche Thaten heranreifen ließ, wie die Occupation. Der Regierung wird zur Last gelegt, daß sie gegen Rußland erst dann in die Schranken ge> treten, nachdem es bereits glorreiche Siege zu verzeichnen hatte; wenn das Drei-Kaiser-Bündnis nicht bestanden hätte, wäre der russisch-türkische Krieg vielleicht zu verhindern gewesen; die Ministeranklage hätte aufrecht erhalten bleiben sollen, denn die Minister haben nicht verantwortliche Reichs-, sondern unverantwortliche Hofpolitik getrieben. ' In der Debatte wird auch die Lage der Türkei in den Kreis der Besprechungen mit-eiubezogeu, es wurde betont: an ihrem Unglücke sei die Türkei selbst schuld, da sie den wohlmeinenden Rathschlägen Oesterreichs nicht Gehör gab. Die Türkei habe keine Ursache, über den Berliner Vertrag zu klagen. Andererseits waren während des Verlaufes der Adreßdebatte Stimmen zu vernehmen, die behaupteten : es sei eine Lebensfrage für Oesterreich-Ungarn gewesen, die Bildung eines unter russischem Protektorate stehenden, an den Grenzen Oesterreich-Ungarns sich mästenden südslavischen Reiches zu verhindern und der entsprechendste, sicherste Weg sei die Occupation Bosniens nnd der Herzegowina gewesen. In maßgebenden Kreisen verlautet: die Opposition werde keine Früchte ernten, die Regierung werde ungeachtet der auf sie unternommenen Angriffe ihre bisherige Politik fortfctzen. Es verlautet weiter: Graf Audrafsy werde auf den Inhalt der Adresse wenig Gewicht legen, die Occupation ist eine abgethane Sache. Der freundliche Empfang der Deputation aus der Herzegowina, der in der Loyalitätsadresse der Notablen vorkommende Passus „getreue Unter- thanen" sind die zuverlässigsten Anzeichen, daß die Occupation sich demnächst in die — wenn auch ofsiziellerseits abgeleugnete — Annexion um-wandeln dürfte. Es ist nicht anzunehmen, daß die freundlichst begrüßte und kaiserlich bewirthete Deputation ohne höheren Wink, ohne höhere Erlaubnis, zwecklos die weite Reise von Mostar nach Wien und Budapest unternommen habe. Nach Ansicht praktischer Politiker wird sich in der Occupationssrage wiederholen, was schon so oft geschehen: man macht sich durch Vorwürfe Luft, man geißelt die ohne Mandat der Volksvertretungen Vonseite der Regierung unternommene Occupation, man wird der Regierung kein Vertrauensvotum entgegenbringen, aber man wird das zur vollständigen Occupation und — Annexion erforderliche Geld votieren, und das ist für die Regierung und für den Grafen Andrassy die Hauptsache. Den Völkern Oesterreich-Ungarns verbleibt deren bisheriges Recht unangetastet, sie dürfen — zahlen! Zur Mission Schnwaloffs Die österreichischen Blätter sprechen, wie das „Journal des Debüts" des näheren ausführt, alle von der Reise des Grafen Schuwalofs nach Wien uud Pest und scheinen von derselben sehr widersprechende Eindrücke zu empfangen. Mißtrauen und Vertrauen halten sich gegenseitig die Wage. Man muß gleichwol gestehen, daß die jüngsten Erklärungen des Lord Beaconsfield in Gnildhall, des Kaisers Franz Josef in Pest und der russischen Regierung in ihren offiziösen Orga-nen auf die allgemeine Lage Enropa's eine 'beschwichtigende Wirkung geübt haben. Es gilt also allgemein für ausgemacht, daß alle Theile den Berliner Vertrag getreu und vollständig ausgeführt wissen wollen, dafür nach Kräften bemüht sind uud in der Folge noch eifriger bemüht sein werden. Man darf mit gutem Vertrauen den Erfolg dieser vortrefflichen Dispositionen abwarten, denen der Graf Schuwalofs in Die ungarische Kronadresse. Die Debatte über die Kronadresse wird im ungarischen Abgeordnetenhaus« in lebhaftester Form fortgesetzt, die Regierung muß die heftigsten Vorwürfe über ihr absolutistisches Vorgehen in der Feuilleton. Eine Erzählung ohne Titel. Von Jean Baptiste. (Fortsetzung.) 11.) Der Englishman. Die Stunde der Abfahrt nahte, und alle Competenten des Eilwagens, sowol die älteren Besitzer als die neuen Ankömmlinge, versammelten sich im großen Hofe des Mauthhaufes, sich gegenseitig betrachtend und musternd. Unter den letzteren befand sich zuerst ein großer, ernster Mann in dunkelblauem Ueberrock von militärischem Ansehen, der die übrigen Passagiere zwar ziemlich höflich begrüßte, auf jede an ihn gerichtete Rede aber ziemlich kurze Antwort gab; desto gesprächiger war dagegen eine lange schmächtige Demoiselle, etwa in Amaliens Alter, mit gescheiteltem Haare, das in Locken L I'enkrmt auf die Schultern herabfiel und worauf ein kleines Schäferhütchen mit rosen-sarbenem Bande saß. Sie hüpfte kindisch nm den großen Wagen herum und rief ri. la Gnrly: „Nein, wahrhaftig, einen so großen Wagen hat Nelly in ihrem Leben noch nicht gesehen." Ein junger Herr in einer schwarzen Pakesche würde nicht allein durch sein Costnme, sondern auch durch ein, alle Augenblicke passend und unpassend angebrachtes: „Als ich noch in London war," hinlänglich bezeugt haben, daß die Hauptstadt Großbritanniens so glücklich gewesen war, ihn einst in ihrem Weichbilde aufzunehmen, wenn er sich auch der Gesellschaft nicht als ein ba,889.ä6ur äs . November. Alois Kutiara, Pfründner, 71 I., Armeuhaus, Marasmus. Gedenktafel aber die am 23. November l 878 stattfindenden Llcilaüonen. 1. Feilb., Kosmaiin'sche Real,, Prevoje, BG. Egg. — 2. Feilb., Pekar'sche Real., Tlatscheuza, BG. Egg. — 2. Feilb., Sorman'sche Real., kolovrat, BG. Krainburg. — 2. Feilb-, Kambi>."schc Real, Möttling, BG. Möttliug. — 2. geilb., Krize'sche Real., Jugorje. BG. Möttling. — — 2. Feilb., Kramarii'sche Real.. Rosalniz, BG. Möttling. — 1. Feilb., Bajt'sche Real., St. Georgen, BG. Krainburg. — 1. Feilb., Zalar'sche Real., KoroZce, BG. Laas. — 1. Feilb., iLkerbec'sche Real., Podgoro, BG. Laas. — I. Feilb., Ravselj'sche Real., Altenmartt, BG. Laas. — 1. Feilb., Obcrstar'sche Real., Slatenegg, BG. Reifniz. — — 3. Feilb, Bozic'sche Real., Pruschendors, BG. Land-straß. — 3. Feilb., Polansek'sche Real., Laase, BG. Stein. — 3. Feilb., Suhadoluik'sche Real., Dolje, BG. Ober-laibach. — 3. Feilb., Baznik'sche Real., Dernovo, BG. Gurkfeld. — 3. Feilb., Zakrajsek'sche Real., Mitterarto, LG. Gurkfeld. — 3. Feilb., Kumse'sche Real., Wröst, BG. Laibach. — 3. Feilb., JankoviL'sche Real-, Bresovic, BG. Laibach. — 3. Feilb., Brolich'sche Real., Anßergoriz, BG. Laibach. — 3. Feilb., Horvat'sche Zieal., Bubnarce, BG. Möttling. — 2. Feilb., Gore'sche Real., Großlack, BG. Treffen. — 2. Feilb., Brajdich'sche Real., Großpnle, BG. Wippach. — 2. Feilb., Kapler'fche Real., Oberfeld, BG. Landstrah. — 1. Feilb., Bratouz'fche Real., Lozice, BG. Wippach. — 1. Feilb., Sterle'sche Lkeal., St. Beit, BG. Laas. — Reass. 1- Feilb-, ZniderM'sche Real., Bloska-polica, BG. Laas. — Relic. Jelleuc'scher Real., Srobotnik, BG. Großlaschiz. — Reass 3. Feilb., Pieea'schc R'eal., Laze, BG. Seiwsetfch. — Reass. 3. Feilb., Grnden'sche Real., St. Michael, BG. Senosetsch. — Zieass. 3. Feilb., Prem-rov'sche Real., St. Michael, BG. Senosetsch. — 1. Feilb., VukZintt'sche Real., BcHakovo, BG. Möttling. — 1. Feilb., Te^ak'sche Real., Rosalniz, BG. Miöttling. Telegramme. Budapest, 19. November. Der Budgetausschuß der Reichsrathsdelegatioii nahm den Bericht über das Kriegsordinarium, wonach die Posten des Voranschlages zumeist nach der Re- gierungsziffer genehmigt werden, an, und beschloß sodann eine Resolution, wonach Äie Berathung des Heeresersordernisses unter Wahrung des Rechtes der Reichsvertretung auf Feststellung der Kriegsstärke und des Rekrutencontingents für 1879, und unbeschadet dieses Rechtes erfolgt. Der Ausschuß genehmigte darnach den Rechnungsabschluß für 1876. Florenz, 19. November. Gestern abends während einer patriotischen Demonstration auf der Piazza Signoria platzte eine Orsinibombe; eS gab zwei Todte und einige Verwundete. Marktbericht von L. Iacobius L Söhne, Berlin-Hamburg. Hamburg, 16. November 1878. In vergangener Woche zeigte sich so ziemlich gute Nachfrage für feinere Sorten Gerste zum Export nach England; in den letzten Tagen ließ jedoch die Kauflust wieder etwas nach. Weizen hat kleinere Zufuhr, dieselbe genügte aber, da für den Versandt nur wenig verlangt wurde; die Preise wichen etwas zurück. Roggen erhält besonders für russische Sorten ziemlich feste Tendenz, einheimische Sorten bleiben knapp. Hafer trotz der nicht großen Borräthe stark angeboten. Mais flau. Zugesührt wurden unscrm Platze: Weizen 11,142 Sack, Roggen 1700 Sack, Gerste 17,695 S., Haser 3322 S., Mais 13,879 S. ^ Eier: Berlin 373 Fässer 207 Nisten, Hamburg: 5 Fässer 2939 Kisten. Weizen: Ruhig, schlesischer Mrk. 200, österreichischer, polnischer Mrk. 170 bis 200, Mecklenburger Birk. 188 bis 194, Nikolajeff Mrk. 165 bis 175. Roggen: Fest, russischer Mrk. 120 bis 126, Mecklenburger Mrk. 138 bis 150. Gerste: Fest, neue österreichische Mrk. 160 bis 170, schlesische, ungarische, böhmische und mährische Mrk. 175 bis 190, feine Mrk. 200 bis 215. Haser: Still, russischer Mrk. 110 bis 135, schlesischer und böhmischer wirk. 150 bis 170, Mecklenburger Mrk. 130 bis 140. Bohnen: Still, mittel Mrk. 155 bis 160, kleine Mrk. 170 bis 182, kleine weiße Mrk 190 bis 220, große weiße Mrk. 260 bis 320. Erbsen: L>till, Fnttererbsen Dirk. 160 bis 170, Koch-erbsen Mrk. 210 bis 230. Mais: Ruhig, rumänischer und Einquantin Mrk. 120 bis 135. Kleesaat: Weiß, ruhig, gering Mrk. 40 bis 50, mittel Mrk. 50 bis 60, fein Mrk. 60 bis 75; dto. roth, still, alt Mrk. 32 bis 38, neu Mrk. 46 bis 50 per 50 Kilo Brutto incl. Sack. Alsike: Ruhig, Mrk. 65 bis 85 nach Qualität Per 50 Kilo Brutto incl. Sack. Timothee: Ruhig, Mrk. 21 bis 23 per 50 Kilo Brutto iucl. Sack. Spiritus: Rectif. Kartoffelspiritus Pr. 100 Liter Mrk. 46 bis 50; rectif. Rübeuspiritus L 100 Perz. Mrk. 46 bis 47. Pflaumen: Serbische Mrk. 22 bis 24 per 50 Kilo, andere Sorten Mrk. 11 bis 20 je nach Qualität. Kümmel: Ruhig, Mrk. 21, neuer Mrk 29 per 50 Kilo. Mntterk orn: Mrk. 65 bis 75 per 50 Kilo. Kanthariden (spanische Fliegen): Mrk. 462 bis 475 pr. 50 Kilo. Wiener Börse vom 19. November. Allgemeine Staat»-siüukä. Papierrente .... Silberrenle .... Goldrente........... StaatSlose. 1839. . „ 1854. . „ 1860. . „ 1860(5tel 1864. . GrunäeatkastuagA- Gkkiuatioaen. Galizien.......... Siebenbürgen . . Lemeser Lanat . Ungarn............ Anäere öffentliche Ankeüen. Wiener Anlehen . Hetien v. Hanken. Kreditanstalt f.H.u.G EScompte-Ges., n.ö. Nalionalbank. . . . üateraekmuagea. «lföld-Bahn .... Donau - Dampfschiff Llisabeth-Weftbayn Ferdinandö-Nordb. Lemberg - Czernowitz Lloyd-Gesellschast . ^ Geld Ware > 6145 61 55 62 70 62 80 71 85 71 95 335— 836 — 107 — 107 50 112 40 112 60 12150 122— 142 — 142 5t' 83 25 84— 7350 74 2.» 74 75 75 50 79 50 80 50 105— 105 25 82 25 82 50 9V — 00 25 230 20 230 3V 789 — 790 - . 116— 116 50 493 — 495 — . 160 50 161— . L023 3027 . 129 50 130— . 235 25 235 50 . 123 75 124 25 . 579— 581— Psanäbriese. »odenkreditanstalt in Gold . . . . in öfterr. Währ. Privritittr-Obkig. Prioatkose. De»isen. London ............ Gekässrte». Dukaten............ 20 HrancS . . . . 100 d. Aleichsmar! Silber............. Geld Ware 111 — 111 25 117— 117 25 ^54— 254 50 69 50 69 75 113 25 113 75 110 25 93 60 99— 93 50 92 25 102 50 85— 99 75 85— 64 75 156 75 109 50 94 60 162 25 14 IIS 20 . 5 58 .9-32»/, .!57'65 .jlvO— 110 50 93 80 99 20 93 75 92 50 103 — 85-25 100— 85 25 65 — 157'— 110 — 94-90 162 50 14 75 II« 30 5 59 S 33 57 75 100 05 Telegrafischer Äursbericht am 20. November. Papier-Rente 6130. — Silber-Rente 62 65. — «old-Rente 7180. — 1860er Staats-Anlehen 112 40. — Bankaktien 788. — Kreditactien 229 — London 116 15. -- Silber 100—. — K. k. Münzdukaten 5 57. — 20-FraneS-I Stücke 9 32'/,. — 100 Reichsmark 57 65. Verleger: Ottomar Bamberg. Für die Redaction verantwortlich: Franz Müller.