■T , f f- ■ y, <Äf S.sir/y /f Flugblätter für Deutschöfterreichs Recht Äerausgegeben von Dr. A. Wokawa - ■— ...— Nr. 23 .iL.. . - Marburg und seine Umgebung Von Fred du Bois Wieu 1919 Alfred Ä ö l d e r, A niversitätsbuch Händler Marburg und Umgebung ach Graz u- Wien Von je 100 Personen bekannten sich zur deutschen Umgangssprache 888 90-100 E23 90-70 Ei 10-30 llW 70 - 90 S3 30-50 O 0-10 Marburg Sitz der politischen Behörde ©GemeindenoOrtschaften...Grenzed Gerichtsbez. __-Grenze der politischen Bezirke Zweiter offener Brief an Lerrn Dr. R. de Jong van Beck en Donk, Generalsekretär des „Nederlandsche Anti-Oorlog-Raad“ im Laag. Geehrter Lerr und lieber Kollege! Die wohlwollende Aufnahme, die mein erster offener Brief") über die kärntnerische Frage bei Ihnen und Ihren Freunden fand, ermutigt mich, Ihnen einen zweiten, diesmal über die südsteirische Frage, zu schreiben. Beide Fragen stehen in innigem Zusammenhang zu einander, beider Lösung bildet den Inhalt eines und desselben Zuklmftsproblems. Man kann sohin nicht die eine ohne die andere behandeln. Die Lage in den beiden Ländern ist die nämliche auf Grund der gleichförmigen Lattung und der Eroberungssucht der Jugoslawen. Lier und dort trachtet der nationalistische Slowene unter Altsnutzung der gegenwärtig in diesen Staaten herrschenden Verwirrung seine gierige Land auf Gebiete auszuftrecken, die seit Jahrhunderten ganz überwiegend deutsch sind und ihr Gedeihen einzig und allein deutscher Initiatibe rmd deutschem Fleiß verdanken. * ❖ * Welche Beobachtungen kann man heute in Südsteiermark machen? Was die Jugoslawen in Friedenszeiten nie vernlocht hatten, nämlich die Berdrängling der delltschen Verwaltung durchzusehen, das haben sie sich zu unternehmen und durchzuführen beeilt, als im vergangenen Lerbst der Verlauf der großen Ereignisse zu ihren Gunsten ausgefallen war. Jedem Rechtstitel Lohn sprechend, insbesondere ohne sich im mindesten um das Selbstbestimmungs recht der Völker zu kümmern, warfen sie sich mit einer förmlichen Gier vorerst auf die Marburg umgebenden Ortschaften, sodann auf die Stadt selbst, die sie seitdem mit allen Mitteln zu slawisieren trachten. Werden sie ihren Zweck erreichen? Loffentlich nicht, hoffentlich wird der Geist der Billigkeit und Gerechtigkeit auf der Pariser Konferenz doch *) Vgl. Flugblätter für Deutschösterreichs Recht, herausgegeben von Dr. A. Wvtawa, Nr. 10: Bericht eines Schweizers über Kärnten. 4 schließlich den Sieg davonkrage». Es ist Pflicht aller Friedensfreunde, ein so schreiendes Unrecht zu verhindern. Es ist ihre heilige Pflicht, alles daranzusetzen, die Entstehung eines so gefährlichen Jrredentismus im Zentrum des Kontinents mit allen zu Gebote stehenden Mitteln unmöglich zu machen. Wie kann man annehmen, daß deutsche Bevölkerungen, gegenwärtig zwar zur Ohninacht verdanunt, jedoch auf Grund der ihnen innewohnenden, aus gesunder Quelle fließenden Lebensfähigkeit trotzdem geeignet, sich später wieder zu erhrbeil und einen neuen Aufschwung zu nehmen, es sich lange gefallen lassen würden, ein Joch §u ertragen, das man ihnen aufbürden wollte? Der Tag käme bestinunt — und er würde nicht lange auf sich warten lassen — da sie sich empören würden, und es käme zwischen ihnen und ihren Unterdrückern zu hartnäckigen Kämpfen, die in jedem Augenblick den allgemeinen Frieden bedrohen würden. Was ich bezüglich der Gebiete Kärntens schrieb, die gegenwärtig von den Jugoslawen beseht sind, ich kann es hier rücksichtlich Südsteiermarks' nur wiederholen. Wenn die Jugoslawen nicht hinter eine geographische Grenzlinie gedrängt werden, die geeignet ist, in Einkunft jeden Vorstoß ihrerseits auf zuhalten, wird immer die Gefahr fortbestehen, daß sie für ihre künftige Ausbreitung jene Pfade benützen, die heute offen vor ihnen liegen. Es wäre dies nichts anderes als das Balkan-Pulverfaß, dem Äerzen Europas näher gerückt, es wäre das Wirrsal eines neuen Mazedonien mit ebensolchen Komitatschibanden, in deren Organisierung die Slowenen gewiß Meister wären. Ich weiß davon ein Lied zu singen, seitdem ich längs der Kärntner Südgrenze Reifen unter-nehmen mußte. * * * Marburg steht heute im Mittelpunkt des Interesses. Ich kenne diese Stadt genau, da ich im Laufe meiner journalistischen Tätigkeit wiederholt Gelegenheit hatte, in ihr zu »veilen. Ich kenne sehr genau ihre völkischen Verhältnisse, ihren sozialen Charakter, ihre wirtschaftliche Bedeutung. Ich kenne die Rolle zur Genüge, die sie bisher in der politischen Geschichte der früheren Monarchie gespielt hat. Überdies habe ich Berichte aus jüngster Zeit zur Land, Briefe von Schweizern, meinen Landsleuten, die in der dortigen Gegend ansässig sind und mich über die dortige Lage sehr genau unterrichtet haben. * Marburg wer könnte es leugnen? — ist eine durch und durch deutsche Stadt. Marburg war auch in der Vergangenheit stets deutsch. Im Jahre 1245 erhielt die Stadt ein deutsches Statut, in dessen Besih sie heute noch ist*). In der Sitzung von 30. Oktober 1918 faßte der sämtliche Bevölkerungsschichten umfassende Geineinderat auf Grund des Wilsonschen Prinzips der Selbstbestimmung der Völker den einstimmigen Beschluß, daß Marburg einen integrierenden Bestandteil der deutschösterreichischen Republik bilde. Diese Erklärung trug ihm am 12. Jänner 1919 die Auflösung durch die jugoslawische Regierung ein. Eine sonderbare Art der Anerkennung der politischen Grundsätze des Präsidenten der Vereinigten Staaten, nicht wahr? Zur Zeit der letzten Wahlen in den Reichsrat, die im Jahre 1911 auf Grundlage des allgemeinen direkten Wahlrechtes vorgenommen wurden, gab es im städtischen Wahlbezirk 5388 Personen, die das aktive Wahlrecht besaßen. Von diesen haben 4736 für die deutschen und nur 340 für die slowenischen Kandidaten gestimmt. Bei den Gemeinderats- und den Landtagswahlen haben die Slowenen überhaupt nie einen Kandidaten aufgestellt. Dies sei nur nebenbei erwähnt, um die Nichtigkeit der jugoslawischen Behauptung zu erweisen, wonach Marburg eine vorwiegend slowenische Bevölkerung habe. Die Wahrheit lautet ganz anders. Dr. Verstovšek, der bekannte ärgste Hetzer unter den minder zartbesaiteten Deutschenfeinden, hat sich nicht gescheut, am 15. November 1918 bei einer feierlichen Gelegenheit öffentlich auszurufen: „Marburg war deutsch bis zum heutigen Tage; von nun ab wird es nie mehr deutsch sein." Dies sagt alles. Es war das Eingeständnis der gewaltsamen Besitznahme, der Verletzung des Rechtes der freien Selbstbestimmung der Völker. Hätte man übrigens den mindesten Zweifel bezüglich des rein deutschen Charakters der Stadt Marburg, würde ein Gang zwischen den Friedhofsmauern der Stadt genüge«, um diesen zu verscheuchen. Die Grabinschriften sprechen dort eine überaus beredte Sprache; man zählt deren ungefähr 20,000, von denen sämtliche bis auf 340 in slowenischer Sprache abgefaßte, deutsch sind. Im Jahre 1910 fand eine Volkszählung statt. Sie ergab die Gesamtziffer von 27.994 Einwohnern, worunter bloß 3823 Slowenen waren. In letzterer Ziffer waren überdies 474 Militärpersonen der dort garnisonierenden Truppen enthalten. Die Stadt hat 1269 Gebäude. Rur 160 von diesen, und zwar befinden sie sich vorwiegend an der äußeren Peripherie, gehören Slowenen. Bezeichnend ist, daß anläßlich des großen jugoslawischen Feiertages am 15. November 1918 ungeachtet des Auftrages, zu beflaggen, von den erwähnten slowenischen Häusern nur 17 beflaggt haben. *) Marburg erhielt um 1200 deutsches Marktrecht, um 1245 deutsches Stadtrecht, das bis 1848 Geltung hatte. Der Herausgeber. Marburg besitzt eine rein deutsche Realschule, ein Lehrerinnenseminar, ein zweisprachiges Gymnasium, eine deutsche Bürgerschule für Knaben, eine ebensolche für Mädchen, 6 Volksschulen, sämtlich deutsch, eine Lehrerbildungsanstalt, die heute noch offiziell als deutsche Anstalt bezeichnet ist und in der bis zum Zeitpunkt der Besitzergreifung durch die Jugoslawen die deutsche Sprache die einzige Unterrichtssprache war. Die letzgenannte Unterrichtsanstalt, desgleichen das vorerwähnte Gymnasium waren seit jeher das Angriffsziel der Slotvenen, welche nach erfolgter Besitznahme den deutschen Lehrkörper ausschließe» zu können gedachten. Die Slowenen haben beit genannten Schulen nicht eine einzige Volks- oder Bürgerschule entgegenzusehen. Sie besitzen bloß eine einzige zweisprachige Volksschule, itttb zwar eine solche, die voit Geistlichen geleitet und überdies zunt großeit Teile voit detttschen Schülern besucht wird. Auf slowenischer Seite empfand turnt in so geringem Maße das Bedürfnis itach Errichtung rein slowenischer Mittelschulen, daß der »ott deutscher Seite ausgehende Vorschlag, in Sankt Georgen an der Südbahn ein rein slowenisches Gymnasium zu errichten, auf glatte Ablehnung stieß. Die steirische Regierung schuf trotzdem, um den Slowenen entgegettzukommeit, im genannten Ort eine landwirtschaftliche Fortbildungsschule, ausgestattet mit den besten Lehrinethoden mtb mit reichlich bemessenen Lehrmitteln, doch fristete diese mangels von Schülern nur ein kurzes Dasein, während ttt Marburg eine für die Deutschen bestimntte ähttliche Anstalt derart überfüllt ist, daß sie nicht in der Lage ist, neue Schüler aufzunehmen. Die wirtschaftliche Bedeutung, die Marburg daitk dem dortigen deutschen Element gewonnen hat, ist ohne weiteres aus den Finanz-institutett ersichtlich, die voit den Deutschen dort ins Leben gerufen wurden. Außer der städtischen Sparkasse, welche der Stadtgemeinde gehört und einen Verkehr von 55 Millionen ausweist, besitzt Marburg an Bankinstituten die Marburger Eskomptebank, Filialen der Steierischen Eskomptebattk von Graz, der Österreichisch-ungarischen Bank mtb der Anglo-österreichischen Bank, ferner eine Vorschußkasse für Marburg tind Umgebung, eine Zentralhilfskasse, eine Darlehenskasse der Süd-bahnangestellten usw. Alle diese Anstalten arbeiten ausschließlich mit deutschem Kapital und besaßen seit ihrer Gründung eine rein deutsche Leitung. Es ist zweifellos, daß sie einem wirklichen Bedürfnisse der Bevölkerung entsprechen. Welche ähnliche Finanzinstitute können nun die Slowenen den erwähnten entgegengestellen? Lange Zeit hindurch belaßen sie eine einzige derartige Anstalt: die „Posojilnica“, die kaum seit 20 Jahren besteht, keinem wirtschaftlichen Bedürfnis entsprach, wohl aber dem ausgesprochenen Zwecke diente, für den Kampf gegen das Deutschtum die erforderlichen Mittel zu sammeln. Jedesmal, wenn ein deutsches Finanzinstitut einem Darlehenswerber, über dessen Kreditfähigkeit ungünstige Informationen eingetroffen waren, einen abschlägigen Bescheid geben mußte, hat die genannte slowenische Bank demselben auf ihr Risiko hin die gewünschte Summe vorgestreckt, um ihn finanziell an sich zu fesseln und für die Wahlperiode in ihre Abhängigkeit zu bringen. Als eines Tages unter den Slowenen eine Spaltung ausbrach, sah die Posojilnica plötzlich eine Konkurrenzunternehmung, die „Ljudska Posojilnica“ neben sich erstehen. Auf Grund ihres vorwiegend politischen und agitatorischen Charakters spielen die beiden genannten Banken auf wirtschaftlichem Gebiet nur eine untergeordnete Rolle und können sich mit den deutschen Bankinstituten in keiner Weise messen. Marburg und in weiter Ausdehnung seine Umgebung bilden miteinander eine Gebietseinheit, in der die deutsche Kultur die weitaus vorherrschende ist. Unter mehr als einem Gesichtspunkt steht die Stadt mit allen umliegenden Gemeinden, mögen diese örtlich näher oder entfernter sein, in einem äußerst innigen Zusammenhang, und zwar reicht derselbe bis nach Spielfeld im Norden, bis nach Unterdrauburg a. d. Drau im Westen. Im Süden sind es die Gemeinden Brunndvrf, Pobersch, Thesen, Rotwein, Roßwein, Kötsch und Rogeis; im Norden Leitersberg, Kartschowin, Pößnitz, Ranzenberg und Cgydi; im Osten Mellingberg, im Westen Gams. Rach der im Jahre 1910 vorgenommenen Volkszählung waren sie alle zu 90% mit Deutschen besiedelt, auch hatten sie stets einen aus Deutschen zusammengesetzten Gemeinderat und deutsche Schulen. Die dort lebende slowenische Bevölkerung besteht größtenteils aus Weinbauer- und Taglöhnerfamilien, die auf den Gütern der deutschen Grundbesitzer arbeiten. Die Gemeinden, die sich bis Spielfeld aneinanderreihen, bilden das Bindeglied zwischen Marburg und dem geschlossenen deutschen Sprachgebiet Steiermarks. Die dort lebenden Slowenen sind nahezu zur Gänze Germanophilen, d. h. Anhänger der deutschen Kultur. Der Bezirksausschuß von Marburg, dem die in Rede stehenden Gemeinden in administrativer Richtung unterstehen, war seit 60 Jahren*) ohne Unterbrechung aus Deutschen gebildet, die von der Gesamtbevölkerung, also auch von den Slowenen gewählt wurden. Seit mehr als 20 Jahren war der Bürgermeister von Marburg, Dr. Johann Schmiderer, Obmann des Bezirksausschusses. Dies ist doch ein sprechender Beweis für das Vertrauen, das die slowenische Bevölkerung jederzeit dem deutschen *) Also seit seiner Errichtung. Der Äerausgeber. Element gezollt hat. Auch in anderen, von Marburg weiter abliegenden Gemeinden kann man, wiewohl diese eine überwiegend slowenische Bevölkerung aufweisen, deutlich beobachten, daß auch dort die Vorliebe für deutsche Kultur vorherrscht. Diese Erscheinung ist sogar so offenkundig, daß die jugoslawische Negierung sofort nach ihrer Festsetzung im Lande es für geboten hielt, in 23 solcher Gemeinden den bestehenden Gemeinderat aufzulösen und durch Kommissäre nach ihrer Wahl, ihr ganz ergebene Kreaturen, zu ersetzen. In allen Gegenden Drauaufwärts ist ein inniger wirtschaftlicher Zusammenhang mit Marburg zu beobachten. Sie alle gravitieren nach dieser Stadt, der sie ihr Gedeihen und ihre Eirtwicklung zu verdanken haben. Bis in die letzte Zeit herrschte im ganzen Gebiete von Marburg und Llmgebung das beste Einvernehmen zwischen Deutschen und Sloweiren. 3« • keiner Zeit war auch nur der Schatten eines Konsiikts zwischen den beiden Volksstämmen zu beobachten. Weder die nationalistischen Hetzer und die niedere Intelligenz, noch der Klerus, der sich bereitwillig in den Dienst der Vorgenannten stellte, vermochten durch ihre Herausforderungen den inneren Frieden zu erschüttern. Es stand alles zum besten unter einer Verwaltung, die allen gegenüber mit der gleichen Billigkeit und Gerechtigkeit vorging. Am Marburger Gymnasium gab es einen Lnterstühuugsverein, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, bedürftige Schüler zu unterstützen; die zur Verfügung stehenden Mittel stoffen zu zwei Dritteln aus den Taschen deutscher Wohltäter, kamen aber fast ganz der slowenischen Jugend zu Gute. Ein großer Teil der heutigeil Slowenenführer, unter diesen die ärgsten Feinde deutscher Kultur, verdankte dieser ersprießlichen Einrichtung die Möglichkeit, das Gynnlasium zu besuchen und später an der Universität deir Doktorgrad zu erlangen. Bei den Ämtern der Marburger Verwaltungsbehörden stand es jedem Sloweilen frei, seine Eingabe in slowenischer Sprache einzu-bringen, bei seiner Einvernahme sich seiner Muttersprache zu bedieilen. Das Amtsblatt erschieil in deutscher uild in slolvenischer Sprache. Die Geschäftsleute in der Stadt und deren Eingestellte hatten genügende Keirntnisse der slowenischen Sprache, um mit der ländlichen Bevölkerung diese Sprache zu sprechen. Seitdem jedoch Marburg mit Gewalt in Besitz genommen wurde, änderte sich die Lage. Die Jugoslawen enthoben in brutaler Weise die Beamten ihres Amtes. Es wurde der deutschen Bevölkerung verboten, sich ihrer Sprache zu bedienen. Alle aintlichen Kundmachungen wurden von nun an nur in slowenischer Sprache abgefaßt. Den Advokaten wurde nicht gestattet, die Klagen ihrer Klienteil in deutscher Sprache einzureichen und vor Gericht in deutscher Sprache zu verhandeln, Unb so geht es weiter.' Ferner finden Gewalttätigkeiten gegen deutsche Geschäfts-lelite statt. Die delltschen Aufschriften und Firmenschilder wurden heruntergerifsen. Deutsche, die sich weigern, ihre Abstammung z>l verleugnen, lverden in Massen verhaftet. Die schlechte Behandlung, die ihnen durch die jugoslawischen Soldaten zuteil wird, bleibt entweder ungestraft oder wird sogar belohnt. Die deutschen Denkmäler werden lnngestürzt. Die delitsche Presse wird geknebelt. Die delltschen Zeitungen werden gezwungen, das zu berichten, was der allmächtige Stadtkommandant, General Mayster — früher „Meister" — zu schreiben erlaubt, ein Mann, dessen deiltsche Abstammung nicht abgeleugnet werden kanil. Diese Zeituilgen zieheil es jedoch vor, das Erscheinen ihres Blattes einzustellen, anstatt den erhaltenen Befehlen zu gehorchen. So zum Beispiel trug der genannte General im Laufe des Jänner nach der Abreise der amerikanischen Kommission einem angeseheneil Marburger Blatte auf, eine beleidigende Äußerung über ben Präsidenten Wilson zu veröffentlichen. Der Zweck dieser Intrige lag klar zutage. Das genannte Blatt ging nicht auf den Leim, sondern weigerte sich, büßte seine mutvolle Handlung zwar durch zweiwöchige Einstellung . . . hatte jedoch die Lacher auf feiner Seite, als die Tatsache bekaililt wurde. Die Zensur wird in tyrannischer Weise ausgeübt. Namentlich die Geschäftsleute leiden ganz besonders unter der argen Belästigung. Eine in jüngster Zeit herausgegebene Verordnung seht ben fortgesetzten Schikanen die Krone auf. Sie schreibt eine strenge Kontrolle über den Besitz der Deutschen vor. Die Leiter industrieller Unter-nehmungen, die Laus- imi> Grundbesitzer dürfen nicht mehr über ihren Besitz verfügen; die Einkünfte müssen in der Weise verwendet werden, wie es die Oberbeamteu des Sequestrierungsamtes verfügell. Mit einem Wort, in Marburg und Umgebung kennt die jugoslawische Regierung fein anderes Gesetz als die Willkür. Uild welche Mittel stehen der delltscheil Bevölkerung zu Gebote, um sich dem auf ihr schwer lastendeil Joche zu entziehen? Etwa der Protest? Anläßlich der Anwesenheit der amerikanischen Kommission hat man sehen können, wozu ein solcher führt. Die Bevölkerung zog damals in Masse auf den Lauptplatz, um den vorzugsweise deutschen Charakter der Stadt zu bezeugen. Diese rein friedliche Kundgebung, als Anerkennung der Prinzipien des Präsidenten Wilson gedacht, endete mit einem Blutbad, weil der General Mayster in einem Wutanfall cs für gut fand, in den Rücken der Manifestanten mit Maschinengewehren hineinznfeuern. Dies iff, verehrter Kerr Kollege, in großen Zügen die Lage >» Marburg und Umgebung. Die Südslawe» sind dort in den ersten Novembertagen gewaltsam eingedrungen und werden, einmal dort eingenistet, ihre Beute erst loslassen, wenn die Pariser Konferenz sie dazu zwingt. So wie es Dr. Verstovšek in einer plötzlichen An wandlung von Wahrheitsliebe ausgerufen hat: „Marburg war deutsch bis zum heutigen Tage; von nun ab wird es nie mehr deutsch sein!" Mnb diese Worte hat er gesprochen, als der Wilsonsche Grundsatz des freien Selbstbestimmungsrechtes der Völker bereits allgemein als Grundlage der Friedensverhandlungen angenommen war. Die Steirer wurden durch den plötzlichen Eingriff derart überrascht, daß sie nicht die Zeit fanden, den Widerstand zu organisieren. Was wäre aus dem Komplex der gemischtsprachigen kärntnerischen Gebiete geworden, wenn es dort nicht gelungen wäre, in der ersten Stunde schon deir Einbruch aufzuhalten? Vielleicht sähen wir dann heute Klagenfurt und Villach — diese zwei echt deutschen Städte — das traurige Los Marburgs teilen. In den zweisprachigen Gebieten Kärntens und Steiermarks ist die Lage ein und dieselbe. Ersteres wird gegen Kram zu durch den mächtigen Gebirgsstock der Karawanken, letzteres durch das Bachergebirge abgeschlossen. Diese beiden Abschließungsmauern wurden die Ursache, daß die nördlich dieser Linien angesiedelten Slowenen, nachdem sie jeden Kontakt mit ihren Volksgenossen jenseits des Gebirges verloren, sich im Laufe der Jahrhunderte die Sitten, Gebräuche und die Sprache der deutschen Bevölkerung zu eigen machten, mit der sie sich vermischten. Seit geraumer Zeit sind sie nur mehr dem Namen nach Slowenen. Sie sind vor allem Kärntner in Kärnten und Steirer in Steiermark. Die einen wie die anderen bekunden eine und dieselbe Gesinnung, nämlich die gemeinsame Anhänglichkeit an ihre engere Äeimat, die sie sich im Vereine mit den Deutschen begründet haben. Neben der deutschen Sprache, deren Kenntnis sie für unerläßlich halten, bedienen sie sich eines eigenen Jdionls, das halb slowenisch, halb deutsch ist, der sogenannten „windischen Sprache", deren Vokabeln vornehmlich aus Wörtern bestehen, die deutschen Wurzeln entstammen und slawische Endungen besitzen. Die Sprache, welche in Krain die herrschende ist, ist ihnen sozusagen unverständlich geworden. Äieraus folgt, daß sie die Beibehaltung des status quo wünschen. Ich kann hier alles wiederholen, was ich in meinem Briefe über Kärnten sagte. Was würde man in der Schweiz sagen, wenn Italien unter dem Vorwand, daß der Kanton Tessin die gleiche Sprache spricht, diesen für sich beanspruchen würde? Im Laufe der Zeiten sind die Tessiner ausgezeichnete Schweizer Patrioten geworden und der Irredentismus konnte unter ihnen gar keinen Boden gewinnen. Lind doch ist der genannte Kanton von der übrigen Schweiz durch die ganze breite Alpenkette getrennt, während die kärntnerischen und steirischen Slowenen, von den Krainer Slowenen durch die Karawanken und das Bachergebirge getrennt, Seite an Seite der Deutschen Kärntens und Steiermarks leben. Llnd doch spricht der Tessiner dieselbe Sprache wie der Reichs-italiener, während der Kärntner und der Steirer Slowene sein eigenes Idiom spricht und im allgemeinen seine Stammesgenoffen jenseits der Gebirge nicht versteht. Das Bachergebirge seht nach Osten hin die Karawankenkette fort. Bis dahin erstreckt sich gegen Süden das weite Feld, das im Lause der Jahrhunderte der deutschen Kultur erschlossen wurde. Diesseits dieser Grenzlinien haben die slowenischen Bevölkerungen eine ausgesprochene Vorliebe für Deutschösterreich. Wenn ihnen die Möglichkeit dazu geboten würde, würden sie sich zweifellos bei einer Volksabstimmung nahezu zur Gänze gegen jede Einverleibungsmöglichkeit in Jugoslawien aussprechen. Hieraus folgt, daß die Grenzlinie des Bachergebirges die einzige annehmbare und mögliche sein kann, wenn dem Grundsatz des freien Selbstbestimmungsrechtes der Nationen entsprochen werden soll. Mehr nach Osten hin folgt die Grenzlinie dem Drautal bis Pettau. Diese Stadt und ihr Distrikt haben im Laufe der letzten Jahrzehnte stets deutschfreundliche Dispositionen gezeigt. Anläßlich der Wahlen hat die dortige Bevölkerung nie ermangelt, den deutschen Kandidaten ihre Stimme zu geben. Falls das Wilsonsche Prinzip überall durchgeführt werden sollte, würde Pettau bestimmt an Deutschösterreich angegliedert werden. Die Festsetzung einer derartigen Grenze würde einerseits den Triumph des Rechtes und der Billigkeit darstellen, anderseits in keiner Weise jugoslawische Interessen verletzen, da es im wahren Sinne des Wortes nördlich des Bachergebirges keine solchen gibt. Überdies würde sie eine Sicherheit für die Zukunft gewähren und dem Frieden eine neue Stütze bauen. Eine gegenteilige Entscheidung hätte für die künftige Gestaltung der politischen Lage im Herzen des Kontinents nur schädliche Folgen. Falls Marburg unb ümgebung in Länden der Krainer Slowenen bliebe, würde durch diese Tatsache ein irredentistischer Herd geschaffen werden, geeignet, die Ruhe in jenen Gebieten und auch in weitab davon liegenden Gegenden unaufhörlich zu gefährden. Außerdem müßte man, falls die Slowenen nicht durch einen ihre Expansionsgelüste einschränkenden Damm zurückgehalten würden, ihren Drang nach Norden als stete Bedrohung empfinden, was die Gefahr von Reibungen mit den angrenzenden Deutschen zu einer dauernden gestalten würde. Sie werden meiner Ansicht beipflichten, geehrter Kerr und Kollege, wenn ich behaupte, daß man, wenn man darangeht, die Grundlagen eines dauernden Friedens zu schaffen, vor allem jeden Keim einer künftigen Zwietracht, eines künftigen Krieges sorgfältig ausscheiden muß. Es ist nun unschwer zu erraten, was geschehen würde, wenn es den Jugoslawen gelänge, jedem Recht zum Lohn, namentlich in klarem Widerspruch mit dem freien Selbstbestimmungsrecht der Völker, die Früchte ihrer Eroberungssucht zu erhalten. Es wäre dies der Anlaß zu erbitterten, langwierigen Kämpfen, die erst dann ein Ende nehmen würden, wenn die Deutschen ihre gute Sache triumphieren gesehen hätten. Die Zeit drängt. Es muß alles aufgeboten werden, auf daß ein so schreiendes Anrecht ungeschehen bleibe. Ich möchte keineswegs der Sache der Jugoslawen schaden. Ich wäre unter den ersten, ihre Interessen zu verteidigen, wenn diese bedroht wären. Jedoch im vorliegenden konkreten Falle kann ich ihnen unmöglich recht geben. Marburg gehört nicht zu ibrem Gebiet.,dieAmaebuna aucb nicbt. Sie haben das Gebiet heute als Eindringlinge, als Eroberer, überschwemmt. Sie mögen ihre Beute freigeben . . . ansonsten sieht Mitteleuropa nicht so bald den Frieden wieder einziehen, dessen es so dringend bedarf. Gestatten Sie mir, verehrter Lerr und Kollege, Sie um Ihre persönliche Unterstützung und die des Anti-Oorlog-Raad inständigst zu bitten, auf daß der so sympathischen — heute unter dem jugoslawischen Druck so überaus schwer leidenden — Bevölkerung von Marburg tmb Umgebung ihr Recht werde. Es handelt sich hier nicht nur um die Anwendung des Prinzips des freien Selbstbestimmungsrechtes der Nationen, sondern auch um die Grundsteinlegung eines neuen Pfeilers für einen guten und dauerhaften Frieden. Ihnen im voraus bestens dankend, bin ich in vorzüglicher Hochachtung Ihr stets ergebFri$ Fred du Bois. Propagandastelle für Deutschösterreichs Recht bittet, J für das nationale Selbstbestimmungsrecht Deutsch-österreichs, welches eine Angelegenheit der internationalen Gerechtigkeit und des dauernden Friedens ist, in Wort und Schrift, in Presse und in Vortragsversamm-lungen so oft und nachdrücklich als möglich einzutreten. Wenden!