Seite 2 Cillier Zeitung Kummer 45 Und nun frage ich, da im erwähnten Aufrufe von der geradezu .unmenschlichen" Behandlung der Slowenen im alte» Oesterreich die Rede ist, dessen jahrhundertelange Regiern» g«m«thoden doch nicht uns als Schuld angeschrieben »erden können — auch unser Volk lebte w der alte« Zeit zumindest nicht weniger unter dem Drucke: Bauernkriege, Segenresormation, 30-jihriger Krieg — ich steig«: gibt «8 in der Zeit de« Erwachen» und der Erstar- folg des slowenischen VolkSbewußtsein viele Pa- ravelen mit den oben angeführten Dingen? In Oesterreich vor de» Kriege? Hatten die Deutschen in jenem Staate wirklich gar so viel zu reden, daß wa» diejenigen, die in dem heutigen Slowenien be- heimatet sind, au» Rache dafür so behandeln muß? So behandeln? Diese Behandlung ist gewissen Herren noch nicht genug. Sie bekommen RührungSzuständ«, wenn sie sich ihre» milden Herzen« un« gegenüber er« innern, und bedauern e« hestig, daß sie nicht zum Aeußersten gegriffen haben. WaS ist da« Aeußerste? Der Stein in Ptuj illustriert es nicht so schars al« nun die Klage, daß die Behörden auch die deut- schen Staatsbürger schützen und sie nicht völlig der Straße überliefern wollen. Wir fordern her- auä'i Daß wir hie und da ein eigene« Konzen ab« halten, also nur den bescheidensten Bruchteil ;der Rechte genießen, di« un« Verfassung und internatio- nal« Verträgt verbürgen! x Ich zweifle nicht daran, daß e« viel« Männer auch tn diesem gegnerischen Lager geben wird.welche die haßvolle Bekämpfung unserer kleinen Minderheit satt haben, die die»« Bekämpfung nicht auf die Dauer al« unverhältniSmäßige Beheizung de« natio- nalen GesühlSapp arote« haben möchten, die heut« sagen könnten, ohne ihren nationalen Hochgefühlen etwaS zu vergeben: ,,Ja, diese» Gegner gegenüber ist e« endlich genug!" Die Besolgung dieser Er- kenntni« würde mehr zur ,,Ehre und Macht" der Heimat beitragen, die auch die unsere ist, al« alle Gewalttätigkeiten der jüngsten Vergangenheit, der Gegenwzrt und alle Klagen darüber, daß drr Staat sie sür die Zukauft zu verhindern gesonnen ist. Dessen bin ich gewiß. Kurze Wachrichten. König Alexander und Königin Maria haben sich zu einem süntzehntägigem Aufenthalt? nach Sinaia begeben; die Regierung«sunk«onm übt während dieser Zeit der Ministerrat au«. — Kruvp und drei seiner in Hast befindlichen Direkioren Keuisleton. Aus demLande derWindischenAüyel. Zwischen Mur und Drau breitet stch ein Mcer von Hügeln au«, auf denen Rebe an Rebe gedeih», die einen „guten Tropfen" liefern. Im übrigen ist diese« Land, wett absei»» von den groben Verkehrswegen ge- lege», in touristischer Beziehung weniger bedeutend — wenn auch die eine oder andere der Höhen eine Herr- liche Aussicht bietet und eine» Besuche» gewiß wert ist, wie der höchstlohnende Kapellenberg bei Radenci. Nur einen Tetl diese» Landstriche», und zwar jene Hügelkette, welch« den nördlichen Abschluß bildet und zugleich di« Scheidelinie »wischen der Mittel» und der (-hemaligen) Untersteiermark darstellt. — Da» Gornja Radgonaer- Kapeller Weingebirge, da« nördlich in da» sogenannte untere Murfeld, nördlich in da» Stainztal übergeht, will ich zum Gegenstand einer Besprechung machen. Interessant itt, daß der Boden einen großen Reich- tun» von Mineralquellen ausweist, und »war gilt die» für die ebenen Teile de» Landstriche», von denen die „Radeiner Heilquelle" eine der gehaltreichsten Quellen ist und um die stch allmählig eiy Surort gebildet hat. Rah« dem Murbette befinden stch Eisenquellen und da« Stainztal weist wenigsten» 8—10 Mineralquellen auf, von denen einst der „Sulzdorfer Sauerbrunn" ein viel begehrte» und bekannte» Getränk war. Doch da diese Quellen weitab von bequemen Verkehr»straßen liegen und von der weitaus besseren Radeiner Quelle überholt wurden, find sie heute ziemlich in Vergessenheit geraten. wurden in da« französische Gefängnis von Zwei- brücken übergeführt. — Ein Wirbelsturm hat in Val Dofsala die Brücken und Straßen zerstört. Der Verkehr über den Simplon ist unterbrochen. Lawinen forderten viel« Menschenleben. — Die Petersburger Oper ist niedergebrannt. — Auf Grund einer Vereinbarung mit der Admiralität wird mit der Bergung der deutschen Flotte, die im Zahre 1919 in Scapaslow versenk« wurde, begonnen. — Aus der Kolonie Webau im Ruhrgebiet werden 500 Eisenbahnerfamilien von den Franzosen ausgewiesen; die Ausgewiesenen müssen Ihre EinrichtuugSgegen« stände zurücklassen. — Aus JSmct Pascha ist wie- dtr ein Attentat geplant gewesen, da« vier Griechen und Armenier, die auf dem Wege nach Lausanne, auSsühren wollten; JSmet steht jetzt ständig unter dem Schutze von vier Geheimpolizisten. — In Neapel fanden Bauern bei Gartenarbeiten einen Krug voll römischer Goldmünzen au« dem ersten Jahrhundert vor Ehristu«. — Eine in Ölten abge» daltene Versammlung einer Gruppe von Schweizer Großbanken hat di« Uebernahme von 25 Millionen Franken der Bölkerbundanleihe sür Oesterreich be- schlössen. — Dir Franzosen haben die Druckerei des „Düsseldorfer Tageblatt«", beschlagnahmt, da sie eine französische illustrierte Tageszeitung in deutscher Sprache herausgeben wollen, die in einer Auflage von 50.000 Exemplaren im Ruhrgebiet verbreitet werden soll; die Setzer und Drucker ha» den da« Anerbieten der Franzosen, die neue Zeitung herzustellen, entschieden abgelehnt.; Politische Rundschau. Inland. Aus der Nationalversammlung. Ja der am 30. Mai abgehaltenen S tzung der Nationalversammlung gelangte zunächst der über die Eröffnung de« Hauses übermittelt« königlich« Uka« zur Verlesung. Im Verlause der Sitzung verla« Ministerpräsident auch eine Deklaration der Regierung zunächst über da« ArbeitSp^ogramm de« Kabinett«, >odann aber auch in bezug auf die Außenpolitik. Hinsichtlich der letzteren wird betont, daß dir Re> gicrung den Nachbaren gegenüber das Prinzip der Versöhnlichkeit vor Augen halten und in allen sol- chen Fragen, die eine Einmischung provozieren, sich von diesem Standpunkt aus entschließen wird. Außen- minister Dr. Nineie gab gleichzeitig ein Expose, in welchem vorzüglich die italienisch« Frage zur Be- sprechung gelangte. Die innerpolitische Lage fand eine Beleuchlung in der Besprechung be« Verhältnisse« mit den Kroaten. Die Deklaration dürste voran«- sichtlich zum Gegenstand heftiger Angriffe seitens der Opposition gemacht werden. In der Parlamentssitzung am 1. Jnui besprach Minister Trisunoo.^ die Ge« haliSsraxe der Professoren und fand In den Land wirtkn, So;ialdemvkcaiea und Demokraten Gegen- redner. Minist«» Präsident Pas ( verlas persönlich die Regierungserklärung. Hierauf schritt man zur Wahl Die Kulturverhältnisse diese» Teile« der Windischen Bühel sind günstig, die Gegend gehört zu den frucht- barsten de» Landes. Der Weinbau bildet dank der sorgsamen Pflege, dem Klima und der mit Mineral- stoffen durchseht«» Lehrnerde die HaupterwerbSquelle. E» gibt viele musterhafte Herrenweingärten und da stch der klein« bäuerliche Besitzer da» gut« Beispiel zunutze machte, begegnet man überall neuen Pflanzungen. E» werden in neuerer Zeit verschiedene R biorten ange- pflanzt, wob«! stch der Boden vorzug»w«ise für Riesling, Burgunder, Portugieser und Traminer eignet. Auf den Höh«n der Weinberge fallen den Fremden die alth«r- gebrachten, auf hohen Stangen befestigten Windräder, Klopotrc genannt, auf, deren monotone» Geklapper eigentümlich anmutet. Nebst dem Weinbau wendet stch die Sorge de» Laadmanne» vornehmlich dem Obstbau zu. Am gesuchtesten ist der Maschanzgerapfel und die Reinette. Früher wurde viel Obst nach Deutschland und Rußland ausgeführt und hierbei hob« Preise erzielt. Der Ackerbau wird tn Fruchtwechselwirtschaft be- trieben; dadurch gedeihen sämtliche Getretdearten vor» züglich. Die Pferdezucht ist namentlich in der Gegend von Wernfee bedeutend. Die hier gezüchteten Pferde sind leichten Schlagt« und sehr gesucht. Die Geflügelzucht ist s«hr verbreite» und wird besonder« die Zucht von Pnran», Enten und Gänsen betrieben. Diese, wie auch £«» saune und Eier, sind ein lukrativer Au»fuhrartikel. Von Jagdtieren ist der Hase, vereinzelt Sich«, dann Reb- hühner und Fasane vielfach zu treffen. Der Fisch» reichtum der Mur hat unter der Murregulierung wegen der unvermeidlichen Beunruhigung der Fische arg gelitten. Da wurden mit der Angel noch Huchea de« HetreSauSschusseS in den 11 Radikale, 5 Demo- kraten, S Klerikal«, 2 Muselmanen und 1 Landwirt gewählt wurde». Deutsch« Abgeordnete tn den ständigen Ausschüssen der Sftupslina. I« der Sitzung der Nationalversammlung am 30. Mai wurden die ständige« Ausschüsse de« Par» lamente« gewählt. E« sind dies der gesetzgebende Finanz». Immunität«-, administrativ« und P?titions- auSschuß. Der Finanzausschuß besteht an« 31, der gesetzgebende au« 44, die übrigen Ausschüsse au« 21 Mitgliedern Alle Ausschüsse werden für die ganze Dauer de« Parlaments gewählt mit Ausnahme de« Finanzausschusses, der jede« Jahr neuaewählt wird. Boa den deutschen Abgeordneten wurden in den gesetzgebenden Ausschuß Dr. Kraft und Dr. Moser als ordentliche Mitglieder, Professor Täubet als Ersatzmann, in den Finanzausschuß Dr. Kraft und in den JmmunitätSauSschuß Dr. Bartman» gtwählt. Deutsche Abgeordnete bet Pa»l6. Am 2. Juni in den Abendstunde» sucht« der Obmann de« deutschen Klub« Dr. Stephan Kraft gemeinsam «it dem Odmannstellvertreter Dr. Han» Moser und dem Abgeordneten Samuel Schumacher den Ministerpräsidenten Paäid aus, um ihn und die Regierung zum Feste der 200jährigen Wiederkehr der Einwanderung der Schwaben in da« Banat. da« in den letzten Augufttagen in Weißkirchen feierlich begingen weiden soll, einzuladen. An dies« Einla- dung knüpft« sich «ine längere AuSspracqe öber wich, tige TageSftagen des heimischen Deutschtum«. Der Ministerpräsident konferierte auf da« herzlichste mit den deutschen Abgeordneten, denen er geleoentlich der Verabschiedung versicherte, daß er keinen Unterschied zwischen slawischen und nichtslawischen Staatsbürger» mache. Das Hauptorgan der Radikalen über die Deutschen Sloweniens. Unter dem Titel »Die Deutschen in Slowenien und die Ocjuna-, veröffentlicht die „Sa»ouprava" vom 31. Mai, das Hauplorgan der radikalen Partei, einen längeren Artikel, in de» sie die Uebersälle der Orjuna auf Deutsche, scharf verurteilt. Die Deutsche» haben sich, der Samouprava zufolge, von der Ab- grenzringSzeit an vorkommen lopil verhalten und e« tan» idnen gar keine Illoyalität vorgeworfen werde». Auch die Schreibweise ihres Organes, der »Eillier Zeitung", ist mit Rücksicht arj den Staat in voll- kommener Ordnung. E« darf den Deutschen nicht Übel genommen werden, ,t>enn sie sich in einer eige- neu Partei organisiert habe,, denn den übrigen Parteien tonnten sie sich nicht anschließen; ein« Pas- sivität hätie aber al« Be^'.att gegen den Staat ge- deuie: werden können. Deshalb ist das Borgehen der Orjiua gegen die Deutschen unstatthaft, weil es Suche d«S NatiouaUtaatc» sei, di« nationalen Heilig- tümer zu wahre», »ucht aber Sache einzelner. bi» zu 20 Silogramm gefangen. Jetzt komme» »och Hechte, Karpfen, vereinzelt Huchen vor. Der Slow«o« der Windischbüh«! ist sehr intelligent. In Hinsicht seiner Arbeitsamkeit. »uSdauer und feine« c» kann man ihm nur Lob spende». Auffallend ist auch die Gesckicklichkeit für gewiff« Handwerke: al« Tischlerei, Scbloflcrei, Zement waren- crzeugung. Such ckt» Maurer sind di« Leute der Gegend tüchtig und manche gehen in der Fremde einem gute» Verdienste nach. Infolge der Arbeitsamkeit de» Volke» findet man kaum irgendwo in der Gegend Armut. Auch bezüglich der Reinlichkeit kann man nur Gute« sage». Die Häuser, selbst die der ärmeren Leute, die man zuweilen noch au« Hol» und Lehm gebaut und mit Stroh gedeckt vorfindet, machen einen freundlichen Sin - druck. Vor Festtagen werden Hau» und HauSgeräte stet» gründlich gereinigt. Der Wein ist sehr beliebt und spielt eine große Rolle im Leben de» Bolke». Da» Wtrt«hau»l«be» ist stark aulgepräzt und wird Sonntag« da« Gasthau» stark besucht. Bei Hochzeittfeste» geht e« hoch her, di«- «lb«n dauern unter verschirdeneo Zeremonie» mehrere Tage unter lustiger Ungebundcnheit. Räch diesen find di« Primizen die größten Fest- lichkeiten in der Gegend. Ueberhaupt neigt der Windischbühler im Gegen- zu andere» Slowenen z. B. den Bewohnern de« Bachern zu Heiterkeit und GesangSlust und man hört die Arbeit«? oft auch bet der Arbeit finge». Die Lieder de» Volke» sind entweder kirchliche« Inhalt» oder sie handeln von Liebe und von — Wein.