MITTHEILUNGEN des Musealvereines für Krain. Jahrgang XIII. 1900. Heft 4 und 5. Q) -T- CD Die Abstammung der Gotsehewer (Gottseheer*). (Sind die Gotsehewep fränkischen oder bairischen Stammes?) Von Dr. Theodor Elze. Als ich im Jahre 1861 die von mir gesammelten Notizen über «Gotschee und die Gotsehewer», die ich selbst weiter zu bearbeiten damals keine Möglichkeit hatte, dem «dritten Jahreshefte des Vereines des krainischen Landesmuseums» als eine noch vielfach zu berichtigende und zu vervollständigende Skizze zum Drucke überließ, geschah dies in der Absicht und Hoffnung , sie künftigen Forschern als ein immerhin brauchbares und in dieser Fülle noch nicht vorhandenes Material zu überliefern, welches weiterer Bearbeitung und Forschung als Anregung und Grundlage dienen möchte. Dies ist denn auch geschehen, indem Schröer (1868, 1870) die Sache in die Hand nahm, dem dann später Obergföll (1888 ff.), Wolsegger (1889 ff.), Linhart, Braune und Hauffen (1895) gefolgt sind. Allein Schröer hatte, indem er sich vorzugsweise mit der Gotsehewer Mundart beschäftigte und die fraglichen Resultate seiner Dialectforschung auch seiner geschichtlichen Auffassung zugrunde legte, der geschichtlichen Darstellung der Entwickelung dieser Colonie, wie mir scheint, eine falsche Grundlage und Richtung gegeben. Denn die deutsche Dialect- * Der um die Geschichtsforschung Krains hochverdiente Forscher schreibt stets Gotsehewer statt Gottseheer, da ihm als Norddeutschen nur die erstere Form geläufig war. (Anmerkung der Redaction.) Mittheilungen des Musealvereines für Krain. Jahrg. XIII, H. 4 und 5. forschung ist überhaupt noch nicht so weit entwickelt, um zu einem fraglosen Urtheile berechtigt zu sein, und dann entscheidet auch die Mundart einer Bevölkerung nicht absolut über deren Geschichte, sondern ihre Geschichte belehrt uns häufig über ihre Mundart. Man erinnere sich z. B. an die geschichtlich bekannten Eroberungen der obersächsischen Mundart. Aber in dieser Art der Forschung liegt eben der Grund zum zwiespältigen Urtheile der Forscher über die Gotschewer und deren Abstammung, indem die älteren derselben sie der Hauptmasse nach für Franken, die neueren hingegen für Bajuvaren (Baiern) erklären. Schröer nimmt unter manchem Schwanken, ihm ohne weitere Untersuchung folgend Obergföll mit völliger Bestimmtheit im Dialect und also auch in der Herkunft der Gotschewer drei verschiedene Schichten an: eine österreichisch-bairische, eine schwäbischalemannische und eine fränkisch-mitteldeutsche, Hauffen endlich nimmt ausschließlich nur einen bairischen Hauptstock an. Um darüber klar zu werden, ist es nöthig, in einem Überblicke sich zu vergegenwärtigen, wie es um die Geschichte, die Colonisation, die Mundart und die Eigennamen (auf die man sich besonders beruft) der Gotschewer bestellt ist. I. Die Geschichte. I. (1339.) Der Patriarch Bertrand von Aquileja gestattete am I. September 1339 dem Grafen Otto von Orten bürg die Anstellung eines Kaplans in der «villa in Mooswald». Hier also hatten die Ortenburger, wohl über Mitterdorf («Altkirchen», Filialkirche von Reifnitz) und Gnadendorf (Wallfahrtsort mit der Frohnleichnamskirche der gleichnamigen Bruderschaft), den ersten kleinen Anfang einer Ansiedelung in ihrem Ungeheuern Waldgebiete (Gotschee) gemacht. Das Landgut (villa) erwuchs allmählich zu einer Meierei, etwa zu einem kleinen Weiler (später das Dorf Moos wald bei Gotschee), und eine größere Zahl von Einwohnern machte eine regel- mäßige Seelsorge daselbst nothwendig. Da jedoch die Entfernung vom Pfarrorte Reifnitz zu groß war (vier Wegstunden), hatte Graf Otto hier eine kleine, anfänglich vielleicht nut-hölzerne Kapelle des hl. Bartholomäus gegründet und einen Friedhof angelegt, und nun wurde eine Kaplanei damit verbunden. Der Hofhalt der Grafen von Ortenburg in Reifnitz bestand großentheils aus Deutschen, denn um 1400 bestand eine bessere deutsche Schule daselbst; die Beamten, Verwalter, Schreiber, Baumeister u. s. f. gehörten zu diesem und wohl nur das niedere Gesinde zum slavischen Volksstamme ; jene mochten von den ortenburgischen Besitzungen in Kärnten und Oberkrain (Radmannsdorf), vielleicht auch aus Tirol (Pusterthal) und Schwaben gekommen sein, und durch deutsche Leute war das Landgut in «MoOswald» gegründet worden; denn der Name ist deutsch (kärntnisch). Hiebei werden die Ortenburger aber auch erkannt haben, dass sie mit ihren eigenen Kräften, auch diejenigen ihrer Besitzungen in Oberkrain und Kärnten dazu gerechnet, in einer Nutzen bringenden Besiedelung ihres ausgedehnten Waldlandes in Unterkrain nicht weit kommen würden, ja dass ihnen dieselbe in absehbarer Zeit nicht möglich sein würde. Aber woher sollten sie Ansiedler in größerer Anzahl bekommen ? Und Deutsche mussten es sein, denn die Slaven hatten bisher hier eine derartige Colonisationsarbeit gescheut, während das Gedeihen der deutschen Colonien, welche die Bischöfe von Freisingen (wohl von ihren eigenen deutschen Besitzungen in Baiern aus) schon im 13. Jahrhundert auf ihrer Besitzung in Oberkrain (Lack) gegründet hatten, den Ortenburgern (in Radmannsdorf) vor Augen lag. Von «Anwerbung» (Hauffen) konnte in jener Zeit keine Rede sein ; es gab damals noch keine Auswanderungs-bureaux und Auswanderungsagenten, von denen man hätte Colonisten «beziehen» (Hauffen) können. Die Bauern waren entweder frei, und deren Anzahl war damals schon sehr ver- ringert, oder hörig; die Freien wollten natürlich nicht freiwillig in die Hörigkeit gehen, und die Hörigen konnten ohne Bewilligung ihrer Herren ihre Huben nicht verlassen. Wo wären aber Herren zu finden gewesen, sei es in Baiern oder Schwaben, in Kärnten oder Tirol, die zum Vortheile des Grafen von Ortenburg ihre eigenen Huben hätten veröden lassen, zumal ein Ersatz für die Abziehenden nicht leicht zu finden war, wie die unbesetzten Huben der freisingischen Besitzungen in Unterkrain zeigen. Die Ortenburger mussten also zuwarten und auf eine günstige Gelegenheit hoffen. Und diese fand sich. 2. (1349 —1350.) Nach einer Angabe Va 1 va s o rs (Ehre Krains, XI. 194^) hat Bischof Thom. Chrön in seinem Kalender von 1590 (1509?) notiert, dass nach einem von ihm im bischöflich freisingischen Archiv zu (Bischof-)Lack gefundenen Schriftstück «Kaiser Karl (IV.) nach Besiegung der Franken und Thüringer dem Grafen Friedrich von Ortenburg auf sein Bitten 300 Männer mit Weibern und Kindern in die Hörigkeit geschenkt habe, da sie wegen ihres Aufstandes anderwärtig hätten bestraft werden müssen ; dieser schickte sie in die Wälder, wo nun Gotschee ist». Dieser Bericht entspricht vollkommen der damaligen Lage der Zeitverhältnisse. Kaiser Karl IV. hatte im Mai 1349 den Gegenkaiser Günther von Schwarzburg zur Abdankung bewogen, dessen Anhänger in Franken und Thüringen überwältigt und war nun bemüht, die Ruhe in diesen Gegenden wieder herzustellen. Anderseits unterließ er nichts, um die Fürsten Österreichs und der deutschen Südmarken für sich zu gewinnen. Graf Friedrich von Ortenburg, ein Bruder des Grafen Otto, des damaligen Besitzers von Reifnitz und der (erst noch zu colonisierenden) unterkrainischen Güter seines Hauses, war damals bischöflich bambergischer Vicedom in Kärnten. Als solcher war er gewiss von Bamberg aus über die Zustände am Main, in Franken, Thüringen und der Wetterau, wo sich die Gegnerschaft der beiden Gegen- kaiser hauptsächlich abspielte, gut unterrichtet, und hatte gute Gelegenheit, eine Bitte an Kaiser Karl gelangen zu lassen. An Fürsprache wird es ihm umsoweniger gefehlt haben, da noch ein anderer Bruder, Graf A Ihre cht (1363 Bischof von Trient), mit Kaiser Karls Schwiegersohn, Herzog Rudolf (IV.) von Österreich, dem Sohne Herzog Albrechts von Österreich, in besonders gutem Einvernehmen stand. (Der deutsche Antheil des Bisthums Trient, Brixen 1866, S. 35.) Dass aber Graf Friedrich von Ortenburg. sei es aus Bruderliebe, sei es zufolge besonderer Abmachungen, sei es aus Familieninteresse (Graf Otto hatte nur einen Sohn, die beiden anderen Brüder waren Geistliche), sich die Colonisation der Besitzungen seines Bruders so angelegen sein ließ, kann niemand wundernehmen (Schröer). Durch Gewährung der Bitte Graf Friedrichs schaffte sich nun Kaiser Karl einerseits eine Ungelegenheit in Mitteldeutschland vom Halse und verpflichtete sich anderseits die mächtigen Ortenburger im Süden ; sie passte ihm also vortrefflich in sein System. Die 300 Männer aber, welche dadurch bestraft wurden, dass sie mit Weibern und Kindern (zusammen also etwa 1500 Personen) zu Hörigen gemacht wurden, waren also früher freie Bauern gewesen, deren Güter der Kaiser vermuthlich einzog. Aber gerade diese Angabe Valvasors ward späterhin ein Stein des Anstoßes. Vodnik (Geschichte Krains, S. 37) übersah zunächst, dass 1509 bei Valvasor ein Druckfehler (für 1390?) ist und verwechselte dann noch dazu das Jahr der Aufzeichnung mit dem des Geschehnisses; daher verwandelte er ohneweiters den Kaiser Karl IV. in den Kaiser Max I. und erzählt nun : Kaiser Max habe 1509 den Grafen Friedrich von Ortenburg 300 «kriegsgefangene Familien» aus Franken und Thüringen übergeben, um sie in der Gegend Gotschee anzusiedeln (!). Klun (Archiv, I. 35) erzählt das wörtlich nach, ohne seine Quelle anzugeben, ohne sich zu erinnern, dass er (a. a. O., S. 25) unter dem Jahre 1420 schon das Aussterben des Orten- burgischen Stammes gemeldet hat, und ohne zu bedenken, dass es «kriegsgefangene Familien» (!) nicht gibt. Eine derartige Geschichtschreibung früherer Zeit mag hier nur erwähnt werden.- Sehröer (Ausflug, S. 182 ff.) macht die Sache kürzer. Ohne zu untersuchen, ob Bischof Chrön und Valvasor die Wahrheit sagen konnten und wollten, ob sie einem Missverständnis oder einer Täuschung unterlagen, ohneweiters erklärt er das Ganze für eine Sage (!), in welche sich die Gründung der Gotschewer Niederlassungen durch «Kriegsgefangene» (!) nach der Urkunde vom i.Mai 1563 (a.a.O.,S. 177 f.) gleichfalls auflöse. Allein diese Urkunde des Patriarchen Ludwig sagt über die Anfänge dieser Colonisation kein Wort, und Bischof Chrön spricht nicht von «Kriegsgefangenen» (!). Da es aber in den Häudörfern des ungarischen Berglandes eine ähnliche Sage gibt, so schließt Sehröer, falls diese Sage auf geschichtlichen Thatsachen beruhe, ungeachtet der fast gleichzeitigen Gründung und mundartlicher Verwandtschaft, nicht auf gemeinsamen oder einander nahestehenden Ursprung, sondern dass ein (eingewanderter) Theil der Bevölkerung von Kärnten (?) und Krain (Gotschee) und derjenigen der Häudörfer eine gemeinsame Stammsage mitgebracht haben, oder besser, dass diese Sage aus Kärnten und Krain durch Zuwanderung in die Häudörfer (von der er, ohne einen Grund anzugeben, sich für überzeugt erklärt) verpflanzt worden sei. Auf solche ungegründete und phantastische Annahmen und Behauptungen kann sich die historische Wissenschaft unmöglich einlassen, zumal dieselben auf der unbewiesenen Annahme Schröers beruhen würden, dass ein Theil der Einwanderer in Kärnten unter GrafFriedrich von Ortenburg sitzen blieb und nur die übrigen nach Gotschee weiter zogen. Dagegen lässt sich einfach nur sagen, dass Chrön keine «Sage» berichtet und dass zufolge dieser Annahmen die Gotschewer jedenfalls keine Kärntner gewesen sind Nachdem also Sehr ö er die Angabe Chröns von einer fränkischen Massencolonisation für eine Sage erklärt und dafür seine Hypothese einer allmählichen Zuwanderung aus verschiedenen Ländern und Stämmen untergeschoben hat, kommt er unter manchen Schwankungen, nicht aus geschichtlichen, sondern aus philologischen Gründen (von denen später die Rede sein wird), zu der Ansicht, dass die Hauptmasse der Einwanderer dem österreichisch-bairischen Stamme (den er, wie zur Abwechslung, mitunter auch den bairischösterreichischen nennt) angehöre, jedoch mit einem Zusatze von alemannischer (schwäbischer) und einem stärkeren von mitteldeutscher (fränkischer) Abstammung. Für den letzteren spricht ihm auch besonders der Gesammteindruck, den das Wesen der Gotschewer macht (a. a. 0., S. 190). Obergföll (1888) sagt zwar, dass die historische Forschung, falls sie nicht jeden sicheren Boden verlieren und zu einem eiteln Spiel der Phantasie herabsinken solle, sich in erster Linie an Urkunden halten müsse, hat jedoch der von Valvasor auf bewahrten Notiz des Bischofs Chrön gegenüber nur die Bemerkung: «an sich ist eine solche Schenkung von 300 Rebellen zu Leibeigenen ein Unding, um nicht zu sagen eine Unmöglichkeit». (!) Einen Beweis für diese Behauptung hat Obergföll nicht gegeben, und wenn früher ganz eigenmächtig von «Kriegsgefangenen» gefabelt wurde, so hat er diese zwar richtig in «Rebellen» umgewandelt, dagegen aber ebenso grundlos von «Leibeigenen» gesprochen, was die Gotschewer (im eigentlichen Sinne) niemals waren. Im übrigen hat Obergföll, ganz Schröer folgend, von dem unsicheren Boden der Dialectforschung des letzteren aus eine allmähliche Zuwanderung von Gotschewer Colonisten aus verschiedenen deutschen Ländern angenommen und unterscheidet, ohne historischen Beweis, bloß von diesem Standpunkt aus, mit aller Bestimmtheit drei Schichten: die bairisch-österreichische, die alemannisch-schwäbische und die mittel-deutsch-fränkische. Wolsegger (1892) hält dagegen an Chröns Bericht fest, welcher nach seiner Ansicht ohne Grund vielfach bezweifelt worden ist. Wenn er dann aber weiter hinzufügt, dass diesen Franken und Thüringern bald andere Deutsche, namentlich Schwaben, nachgefolgt seien, ohne dass wir jedoch Kunde von der Zeit ihrer Einwanderung haben, so bleibt er den historischen Beweis für diese Behauptung schuldig, die vermuthlich nur eine Folgerung aus sprachlichen Rücksichten ist, deren Wert (wie schon gesagt) erst später untersucht und gewürdigt werden wird. Hauffen (1895) erklärt die Notiz Chröns «wohl nicht in allen Stücken für glaubwürdig, weil uns aus dritter Hand zugekommen». Dieser Zweifel an Valvasors Genauigkeit der Mittheilung («dritte Hand») ist unberechtigt, und Chröns Glaubwürdigkeit hierin fällt entweder ganz (wie bei Schröer) oder gar nicht. Hauffen greift daher auch sofort zu den sprachlichen (fraglichen) Beweisen und fügt hinzu: «Wenn (1) Franken und Thüringer nach Gotschee kamen, so war ihre Zahl verhältnismäßig gering, denn sie haben in der bairischen (!) Mundart der Ansiedler nur wenige (!) Spuren hinterlassen», und «die schriftliche Notiz (Chröns) mag für einen kleinen Bruchtheil (!) derselben immerhin seine Richtigkeit haben». Danach läge die Ungenauigkeit Chröns nur in der Ziffer, und die Hauptmasse der Einwanderer wäre baju-varischen Stammes, wozu sich verschiedene kleinere Zuwanderungen aus Baiern, Schwaben und Kroatien gesellten, insbesondere aber werden Kärnten und Tirol als Länder bezeichnet, aus denen Graf Otto von Ortenburg leicht habe Colonisten «beziehen» (!) können. Hauffen nimmt also keine Massencolonisation an, sondern eine solche durch einzelne kleine Haufen hie und da angeworbener Auswanderer, deren Dauer er willkürlich bis 1380 ausdehnt, um die von ihm ebenso willkürlich erhöhte Ziffer der Ansiedler von 300 Familien auf «mehrere Tausende» von Menschen (also wenigstens 3000 ! Schröer sagt: «Tausende») zu ermöglichen. Doch dies alles sind, nach Obergfölls Ausdruck, Spiele der Phantasie, ohne irgend welche historische Beweise, lediglich auf sprachliche Anschauungen aufgebaut. II. Die Colonisation. Da über das eigentliche Colonisationswesen des Gotsche-wer Landes keine directe Aufzeichnung vorliegt, so gilt es hier, durch klare Vernunftschlüsse zu einer wahrscheinlichen und richtigen Vorstellung der hieher gehörigen Vorgänge zu gelangen. Hätte Graf Otto von Ortenburg nicht bei seinem Landgut in Mooswald die Unmöglichkeit einer weiteren und ausgedehnteren Colonisation seines ausgedehnten Waldgebietes durch vereinzelte spärliche Zuwanderungen erkannt, so würde er nach Gründung der Kaplanei in Mooswald ([339) gewiss nicht zehn Jahre damit gewartet haben, zumal starke materielle Gründe dafür sprachen. Allein sobald sich ihm die Möglichkeit bot, unternahm er dieselbe vermittelst einer massenhaften und planmäßigen Besiedlung durch deutsche, wegen strafbarer Handlungen in Hörigkeit verstoßene, aus besonderer Begünstigung den Ortenburgern überwiesene Co-lonisten. Wenn auch, wie zu vermuthen, die Verhandlungen Graf Friedrichs von Ortenburg mit Kaiser Karl IV. wegen Überlassung derselben noch im Jahre 1349 stattfanden, so konnte ihre Auswanderung doch erst nach dem Winter, also im Frühsommer 1350, erfolgen. Ohnedies war die Übersiedlung einer so großen Zahl von Menschen, auch wenn sie häufen weis geschah, in damaliger Zeit nicht leicht und erforderte mancherlei Vorkehrungen. Da musste schon für Halt-und Ruheplätze auf dem Wege sowie für Lebensmittel gesorgt werden, wobei in Tirol und Kärnten vielleicht die dort lebenden Grafen Albrecht und Friedrich ihrem Bruder Otto behilflich waren. Hauptsächlich aber galt es für deren Aufnahme bei der Ankunft in Reifnitz hinreichend Unterkunft, Lebensmittel, Geräthschaften u. dgl. in Bereitschaft zu haben. Von hier mussten dann die Ankömmlinge an die für sie bestimmten Ansiedlungsplätze geführt werden, welche vielleicht an ältere Ansiedlungen (Altenmarkt, Kostel, Tappelwerch, Mooswald) sich anlehnten, jedenfalls aber schon mit den noth-diirftigen Baracken für die erste Unterkunft der neuen Colo-nisten versehen sein mussten. So mögen denn auch die Bewohner des Landgutes in Mo Oswald (Mooswald ist ursprünglich nicht der Name des Landgutes, sondern der Gegend, daher «villa in Mooswald», später das Dorf Moschwald) in nahe gelegener Gegend an der Rinshee einen Platz gerodet und daselbst Baracken und Blockhäuser errichtet haben, weshalb die Gegend slovenisch «koče» oder «v’kocah» (vergi, die Ortschaften «Kötsche» in Steiermark und «Kötschach» in Kärnten, mit dem deutschen Umlaut), deutsch Kotsche, Gotsche (daher «civitas in Kotschew», später die Stadt «Gotschee», ohne Umlaut) genannt wurde, zumal das Wort den ndrd. Germanen und den Slaven im Stamme gemeinsam und im Sinne verständlich ist. Diese Plätze wurden den neuen Ansiedlern angewiesen, welche sich nicht nach Belieben ihre Ansitze wählen und diese im Walde (denn es war unzugänglicher Urwald), auf sonniger Bergeshöhe (ohne Wasser) oder gar an «Feldern» und «Feldrainen» (die es noch nicht gab) gründen konnten (Hauffen). Die ersten Ansiedlungsplätze mussten nothwendig in der Nähe von Wasser (Rinshee, Mosche, Kulpa, Cubranka, Reka) und am Rande des Waldes, bei, nicht in den Wäldern gelegen sein, denn zu ihrer Existenz benöthigten die Ansiedler des Wassers, zur Erbauung festerer Blockhütten des Holzes. Bei solcher Gelegenheit mögen die neuen Colo-nisten im Anfänge sich da Holz geholt haben, wo es ihnen am bequemsten war, also nicht in dem noch nicht zugänglichen, erst noch zu lichtenden und zu rodenden Urwalde der Ortenburger, sondern lieber in den nahen, schon gelichteten Wäldern der Auersperger. 3. (1350.) Als der kraftvolle und thätige Patriarch Bertrand von Aquileja im Kriege gegen den Grafen von Görz am 29. Mai 1350 bei Spilanberg in Friaul gefallen war, erreichte Kaiser Karl IV., dass sein roher Halbbruder unehelicher Abkunft Nikolaus (von Luxemburg) das mächtige Patriarchat erhielt und dass der künftige Schwiegervater seiner verlobten Tochter Katharina, Herzog Albrecht (II.) von Österreich, demselben durch einen Heerzug nach Friaul zur Besitznahme des Landes behilflich war. Bei dieser Gelegenheit weilte Herzog Albrecht im August 1350 in Kärnten. Zu Völkermarkt am Freitag vor St. Bartholomäi 1350 ertheilte Herzog Albrecht den gegen benachbarte Hörige klagenden Auerspergern (Auersp. Arch. u. Mitth. 1861, S. 48) den Rechtsbescheid: dass «die Leute, die bei den Wäldern gesessen sind», in denselben (Auerspergischen) Wäldern «Brennholz und Zimmerholz, so viel sie dessen zu ihrer eigenen Nothdurft bedürfen, nehmen», aber weder verkaufen, noch ihren Herren geben dürfen und dafür von jeder Hube jährlich 2 Hühner und 1 Laibacher Kaufmes Habers an die Auersperger geben sollen. Aus dieser Urkunde ergibt sich, dass in gewissen Auerspergischen Wäldern benachbarte Grundholden anderer Herren ein Nutzungsrecht ausübten, denn gegen ihre eigenen Unterthanen hätten die Auersperger nicht beim Herzoge zu klagen brauchen, — dass sie nicht gegen diese Herren, sondern gegen deren Unterthanen Klage führten, vielleicht um nicht Friedensverträge zu brechen, wie denn erst 1343 ein solcher die vieljährigen Streitigkeiten und Fehden zwischen ihnen und den Ortenburgern beigelegt hatte, — dass die Nutzungsausübung überhaupt als solche oder wenigstens in ihrer Ausdehnung noch neu war, da andernfalls die Klage schon früher erhoben worden wäre, — und dass die «bei den Wäldern gesessenen Leute» zwar Huben besaßen, aber noch zu keiner geschlossenen Gemeinde oder Ortschaft gehörten, da sie sonst nach deren Namen benannt und bezeichnet sein würden. Dies alles aber passt so gut auf die Lage der Gotsche-wer Colonisten im Sommer 1350, dass man sich nicht enthalten kann, dabei an diese zu denken. Doch war die Colonisation damit nicht abgethan, dass neue Ansiedler von fern her ins Land gebracht und an einige Stellen des Waldrandes geführt worden waren, es galt, die Cultur schrittweise in das Innere des Landes zu tragen. Pfadfinder, Jäger und Wegweiser mussten in die unzugänglichen, bis dahin von Bären, Wildschweinen, Wölfen, Luchsen, Wildkatzen, Fischottern und dergleichen wilden Thieren (später, je mehr der Wald gelichtet und das Raubwild vermindert wurde, auch von Hasen, Rehen und Hirschen) bewohnten Waldungen eindringen und die zur Rodung und Ansiedlung geeignetsten und unschwer zugänglichen Stellen aufsuchen, wobei das zu jeder menschlichen Ansiedlung unentbehrliche, aber in der Karstformation dieser Gegenden nicht gar häufige Wasser von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit war. Dann musste der Weg dahin gebahnt und nach einem gewissen Plane ein einzelner Trupp der neuen Ansiedler dahin geführt werden, welche ihrerseits unter steter Abwehr der wilden Thiere daselbst den Wald rodeten, Blockhäuser errichteten und Felder und Wiesen anlegten. Zuletzt kamen herrschaftliche Beamte, um auch hier, wie früher am Waldesrande, die einzelnen Huben abzustecken und zu vertheilen. Und wo mehrere derselben näher beieinander lagen und sich die sonstigen Bedingungen dazu entwickelten, musste die Dorfmark abgesteckt, eine Gemeinde geordnet und deren Verwaltung eingeleitet werden. Derartiges macht sich nicht von selbst und ist auch bei einzelner, zu verschiedener Zeit stattfindender Einwanderung nicht ausführbar, zumal bei der Eifersucht und Streitlust der verschiedenen deutschen Stämme. So waren nun die früher freien Bauern zu unfreien Zinsbauern geworden, zu Grundholden, die zwar ihre Hube nicht «muthweise». sondern meist « kaufrechtlich » als eigen Hab und Gut besaßen und die verliehene Hube wie anderes Eigenthum vererben, vertauschen und verkaufen konnten, aber verpflichtet waren, den mit dem einzelnen, bestimmten Grundbesitz untrennbar verknüpften Zins oder die demselben auferlegte Frohne zu leisten. (Vergi, das Urbar von 1574 in den Mittheilungen des Musealvereines für Krain IV., S. 39.) Auch waren sie der grundherrlichen Schirmgewalt unterworfen und wurden zur Hofgenossenschaft, d. h. zum Hofrecht und Hofgericht, gezogen. In jeder einzelnen Gemeinde wurde übrigens ein «Supan» (slov.), d. i. Bauermeister, Schulze, Dorfrichter, bestellt, dessen richterliche Gewalt allerdings sehr beschränkt war, für dessen Würde jedoch bei der Absteckung der Dorfmark sofort ein oder einige Grundstücke bestimmt wurden. Erwägt man dies alles und rechnet man dazu, dass die neuen Ankömmlinge wenigstens im ersten Jahre, wenn nicht auch im zweiten, ganz erhalten und ernährt, wohl auch mit Geräthen u. s. w. ausgestattet werden mussten, vermuthlich auch einige Zinsfreijahre für den Anfang erhielten, so begreift man leicht, dass diese Colonisation dem Grafen Otto von Orten bürg bedeutende Auslagen veranlassen musste, und so wird die Vermuthung, das Folgende damit in Verbindung zu bringen, zur Wahrscheinlichkeit. 4. und 5. (1358 und 1364.) Graf Otto von Ortenburg wurde 1358 auch Landeshauptmann in Krain (1358 bis 1360), wie sein Bruder Graf Friedrich 1363 Landeshauptmann in Kärnten (1363 bis 1368) und sein anderer Bruder Graf Albrecht 1363 Bischof von Trient (1363 bis 1390), während der vierte Bruder Graf Rudolf schon 1358 die reiche Pfarrei St. Veit bei Sittich innehatte. Noch im selben Jahre seines Antrittes der Landeshauptmannschaft 1358 sah sich Graf Otto, der noch dazu erst 1350 das Schloss Altenberg erkauft hatte, genöthigt, unter Mithaftung seines Bruders Graf Rudolf bei den Juden Mosche und Chatschim die bedeutende Summe von 1000 Mark zu entlehnen und sechs Jahre später (1364) unter Mithaftung seines Bruders Graf Albrecht nochmals die gleiche Summe von 1000 Mark bei den Juden Chatschim und Avidor in Laibach. Man wird schwerlich irren, wenn man diese beiden Thatsachen mit den großen Kosten der Besiedlung des Gotschewer Landes, die letzte namentlich mit dem Schlüsse derselben, in Verbindung bringt. Unter allen Umständen müssen diesem großartigen Colo-nisations-Unternehmen sehr beträchtliche Mittel zugebote gestanden sein, denn es nahm in den nächsten zwölf Jahren eine große und nachhaltige Entwickelung. Weite Strecken des Urwaldes waren gerodet, früher unzugängliche Gegenden urbar gemacht, Wohnungen und Häuser errichtet, Ortschaften gegründet, Gemeinden geordnet, Kirchen gebaut. Im Jahre 1362 gab es schon in fünf Gemeinden (Gotschee, Pölan, Kostel, Ossiunitz, Göteniz) neu erbaute Kirchen, und Graf Otto konnte daran denken, sein Werk durch die kirchliche Ordnung zu krönen. Er wandte sich deshalb an den Patriarchen von Aquileja. 6. (1563.) Der Patriarch Ludwig (IL) della Torre hatte zwar nach einem unglücklichen Kriege im Friedensvertrage zu Wien 21. April 1563 auf die Reichsunmittelbarkeit seiner Lehen in Steiermark, Kärnten und Krain zu Gunsten des Herzogs Rudolf (IV.) von Österreich verzichten müssen (daher dieser seit 1364 den Titel eines «Herzogs von Krain» annahm, und die Ortenburgischen Besitzungen in Unterkrain nun in eine neue Stellung zu Österreich kamen), allein die kirchliche Gewalt des Patriarchen blieb natürlich davon unberührt. Zehn Tage nach jenem unglücklichen Friedenschlusse, Udine, 1. Mai 1363, stellte der Patriarch Ludwig eine Urkunde aus, in welcher er den fünf genannten neuen Gemeinden Curatien bewilligte und dem Grafen Otto von Ortenburg und seinen Nachfolgern das Recht verlieh, an diesen Kirchen geeignete Geistliche anzustellen, vorbehaltlich ihrer Bestätigung durch den Reifnitzer Pfarrer. Damit war denn das eigentliche Colonisations-Unternehmen abgeschlossen. Die Colonie bestand und konnte sich fortan aus und durch sich selbst weiter entwickeln. Graf Otto aber ordnete die letzten ihm übrig gebliebenen finanziellen Sorgen 1364 vermittelst des schon erwähnten zweiten Anlehens bei den Laibacher Juden. Das sind etwa die Ergebnisse und Vorstellungen über die Colonisation von Gotschee, zu denen eine nüchterne, durch keine Nebenrücksichten beeinflusste Geschichtsforschung an der Hand der wenigen geschichtlichen Spuren, die übrig geblieben, gelangen kann. Dem gegenüber hat man aber aus sprachlichen Rücksichten, deren Richtigkeit jedoch weiter nicht geprüft wurde, eine andere Hypothese aufgestellt und diese für Geschichte ausgegeben. III. Die Mundart. Es ist daher nöthig, sich die sprachlichen Forschungen über die Gotschewer Mundart etwas näher anzusehen. Ich hatte dieselbe als fränkisch, der hennebergi-schen nahestehend bezeichnet; das wurde nicht widerlegt, sondern dagegen wurde einfach die bajuvarische Abstammung behauptet. Zwar ist die deutsche Dialectkunde noch sehr zurück, aber man ist oft bereit, etwas als «oberdeutsch», «bairisch», «alemannisch» u. s. w. zu bezeichnen, was sich ebenso auch in anderen Dialecten findet. Dies tritt besonders dem Fränkischen gegenüber hervor, welches anerkanntermaßen die Eigenheit besitzt, Einzelnes der benachbarten Mundarten, Oberdeutsches und Niederdeutsches, in sich zu enthalten, z. B. die Verkleinerungssilben -le und -chen. Aber im allgemeinen herrscht eine große Unkenntnis des Fränkischen und die häufig irreführende Unsitte, für ein sprachliches Vorkommen nur einen einzigen Dialect einzuführen. Schröer, der sich vorher gerade mit dem bairischen Dialecte beschäftigt hatte, fand im Gotschewischen häufige Parallelen, die er daher für bairisch erklärte, woneben er jedoch auch alemannische und fränkische Bestandtheile unterschied. Weil er sich hauptsächlich um den (bekanntlich nicht Ausschlag gebenden) Wortschatz bekümmerte, schlug er im kärntnischen, alemannischen, bairischen u. s. w. Idiotikon nach; ein fränkisches hatte er nicht, und vom Mitteldeutschen, das hier doch hauptsächlich in Betracht zu ziehen wäre, hatte er zu wenig Kenntnis, selbst die von ihm genannten, besonders über den fränkisch-hennebergi-schen Dialect handelnden Schriften durchsuchte er nicht einmal, und so kam es, dass man hinter die meisten Artikel seines gotschewischen Wörterbuches «auch fränkisch» oder (um es wie der Verfasser zu machen) «fränkisch», «mitteldeutsch» schreiben könnte. Wenn jedoch ein Wort zu deutlich niederdeutschen (also im Fränkischen noch möglichen) Charakter zeigte, so half sich Schröer auch wohl mit der oft sonderbaren Annahme einer Zuwanderung (!), aus dem Niederrheinischen rheinaufwärts ins Alemannische, durch die Alpen ins Schweizerische, Tirolische, Kärntnische und von da ins Gotschewische (!). Daher konnte er weder zu einer rechten Erkenntnis der Mundart noch häufig der einzelnen Wörter gelangen. Um dies nachzuweisen, genügt es, hier einige Beispiele anzuführen. «Lache f. : Schlangenhaut.» — Schröer findet im Kärntnischen nur: lóchele und penis (!). Es ist unser nhd. Laken, mhd. lachen, ahd. lahhan, «Tuch, Bettuch, Umhüllung», im Md. noch sehr gebräuchlich, auch ndrd.; — Halslaken, Bettlaken (Bettuch); Badlach (ahd. badalachan; Bademantel), Leilach (mhd. linlachen, Lilachen, Lilach, ahd. linlahhan ; Bettuch). — Hieher gehört auch: «Làchkàwar, Maikäfer» (über dessen Herkunft Schröer natürlich nichts weiß), wegen der Häutung seiner Larven so benannt. «Kawer», Käfer, ist eine meiningische Form. * Geshte f. : das Jenseits.» — Schröer bemerkt dazu: «Dieses Wort ist nun entschieden fränkisch, als Adverb: hèst und gèst ... d. i. hüben und drüben, in Franken bekannt. Merkwürdig ist, dass es hier als Hauptwort erscheint.» Allerdings ist dieses Hauptwort merkwürdig, weil es in der Sprache gar nicht existiert, sondern nur von Schröers kecker Phantasie erfunden (!), aber auf seine Autorität hin von Ober-gföll und Hauffen angenommen worden ist (!). —- Wie alt mögen wohl die fränkischen Formen «hest» und «gest» sein? — Das angebliche gotschewische Hauptwort «Geste» (gespr. Geshte) findet sich in dem Liede' «Von der schönen Meererin», wo es (Hauffen 256, Str. 24) also heißt: ■ Shö Iuet (lasst) mich géan an die geshte schean, An di geshte schean, ibrs proite mèr.» Die Sprecherin hat offenbar zu viel natürliche Logik, um erst «an (?) das Jenseits» und dann «übers breite Meer» gehen zu wollen. Auch müsste nachgewiesen werden, dass in den Worten «an die geshte» ein Acc. Sing, vorliege und nicht ein Acc. Plur., wie es hier in der That der Fall ist. Nun haben wir aber ein gutes deutsches Wort: Gesht m., Gischt (Jischt), mhd. jest, gest, henneberg. Jàst m. (gespr. Jäsht), Gischt, Schaum, zu: jashen, mhd. jesen, gesehen, gischen H. Sachs sagt einmal: «Venus, die du von des Meeres geste warst geboren» (diè schaumgeborene). Die «schöne Meererin» möchte also gern an den Strand gehen, wo die Wogen so schön anschäumen, und dann über das weite, breite Meer ziehen. «Stachaller f. : Stecheiche», buchstäblich Stecheller, anderwärts Stechpalme; Ilex aquifolium. — Schröer fügt hinzu: «aller steht etwa für ahd. elira, was freilich die Erle bezeichnet». Schon im Ahd. gab es die beiden Formen: erila und elira, von denen sich jene als «Erle» mehr im Ober- Mittheilungen des Musealvereines für Krain. Jahrg. XIII, H. 4 und 5. deutschen, diese als «Eller» mehr im Mitteldeutschen (Obersächsischen) und Norddeutschen (auch im Niederdeutschen) erhalten hat. Engl: alder. Schröer berücksichtigt hier also nur das Oberdeutsche. Wie alt mag der Name «Stecheiche» sein? «Wackle n. : Ferkel.» —Schröer: eigentlich österreichisch ist es nicht; «dürfte vom alemannischen Gebiet ins Tirolische und Kärntnische herübergekommen sein, wo es auch wie ein ndrd. Eindringling aussieht». (Zuwanderung!) Die Schweiz. Form «Fähg» (bei Stalder) führt Schröer auf die Vermuthung, ob es nicht als Nebenform von «Vieh» anzusehen sei (!). Die Form «Fari» ist österr. und Vorarlberg.; die Form «Fack, Fackl» ist schwäb., Schweiz., tirol., kärntn. ; beide Formen finden sich nebeneinander im Steirischen. Henneberg. Fackel, Deminutiv Fackele (Fack ist hier ein Familienname). Nördlich von Franken, schon in Nordthüringen und dem Harz, herrscht dieselbe Form, aber mit dem i-Laut: Fickel, so auch brem.. westerw., ostfries. Engl.: pig. Vergi, nhd. Bacher m. (Jägerausdruck: bacharus, großes Schwein), Bache f. : wilder Eber, wilde Sau. «Peute f. : Borg; of peute gaben: borgen; peuten: borgen.» —» So schreibt Schröer (ihm folgend auch Ober-gföll), indem er das Wort von mhd. biuti: Beute, buten: erbeuten ableitet. Ob richtig? — Mhd. bit, beit und biten, beiten; ahd. bita und bitan, beitön: «harren, mit Vertrauen warten»; fränk., cimbr., alemann., schwäb., oberösterr., tirol., steir., aber auch ndrd. (Reyneke Voß); in der Limpurger Chronik, im Reineke Fuchs (hd.), bei Luther, H. Sachs, Butzer, Dieb. Schilling u. a. Beim Spaten: «beiten: expectare, praesto-lari etc., verb. Belg, et Sax. usitatissimum». H. Sachs: beiten, peytten: warten; «Schuld auf Bit machen»; «auf Bitt und Borg»; «zwei Tag, das ist ein kurtze Bit» (Borgung); «drey Wochen ist ein kurtze Bit» (Stundung; für einen Rossdieb, der hingerichtet werden soll). Summa Johannis (1472): «ein Ill Ion des beytens oder porgens». A. Gryphius : «verschenken, verkaufen, verjagen, verwechseln (vertauschen), verbeuten (verborgen)». Die Form «erbeiten», erwarten, findet sich bei H. Sachs, Albr. v. Eybe, Rollenhagen u. a. H. Sachs und Moscherosch gebrauchen übrigens auch das Wort borgen für warten. — Warum soll, wie Schröer behauptet, ein so allgemein verbreitetes Wort «zunächst aus dem Alemannischen» ins Gotschewische gekommen sein? warum nicht aus dem Fränkischen? — Oberg foil nimmt es geradezu als schwäbisch oder schwäbisch-alemannisch an. «Negle n. : der Finger.» «Neigle, Noigle n. : die Neige.» «pucklat: bucklicht, aber auch: gekrümmt)?), z. B. ar hot noch a pucklats nègele: er hat einen gekrümmten Finger, d. i. er hat Geld in der Hand.» — Im Liede beim Sammeln der Hochzeitsgaben («Shteken») heißt es (Elze 28, Schröer 281, Hauffen 344): «Ar hot noch a pucklats nègele, Bier gabm mon (ihm) ze trinken.» Außer der bei Schröer und Hauffen gegebenen Übersetzung («gekrümmten Finger») steht bei beiden noch die ausdrückliche Erläuterung «hält etwas in der Hand > (offenbar zum Geben). Allein das will doch gar nicht recht zusammen passen, dass die Sammelnden einem, der eben etwas geben will, ihrerseits etwas geben, und zwar zu trinken. Aus dem Gefühl dieser Incongruenz ist wohl die andere Lesart der ersten Zeile hervorgegangen: «Durshtik isht ar, durshtik.» Möchte man da nicht lieber auf den fränkischen Dialect zurückgreifen, wohin die Form «gabm» ja auch gehört? Die «Neige heißt fränk. (Ansbach) Nag, henneberg. Näge, Neege, österr. Nägerl, kärntn. Noagl, schwäb. Neigele. Mag jetzt auch immerhin die anscheinend schwäbische Form, als dem Nhd. am nächsten stehend, im jetzigen Gotschewischen gebraucht werden, so könnte doch in dem Liede eine ältere 9* fränkische Form «Neegele» erhalten sein. Und wenn man bei «pucklat» statt an «gekrümmt» an «paucus, poco, Puck» denken könnte, so wäre der Sinn der obigen Worte: Er hat nur noch einen «schäbigen Rest», geben wir ihm zu trinken. Ich gestehe offen, dass ich auch nach Schröers Erklärung vorderhand noch nicht gesonnen bin, das von mir diesen Worten beigesetzte Fragezeichen zu streichen. In der Frage der Mundart, folglich auch der Herkunft der Gotschewer, ganz der «gediegenen Fachkenntnis» (!) Schröers vertrauend, nimmt Obergföll ohne weitere Prüfung (!) dieselben drei Bestandtheile an: einen österreichisch-bairischen, einen schwäbisch-alemannischen und einen fränkisch-mitteldeutschen, wie er durch einzelne Beispiele zu beweisen sucht. «Doch», sagt er, «macht die Mundart im großen und ganzen nicht den Eindruck des .Österreichisch-Bairischen“ (welches er, wie Schröer, auch .Bairisch-Österreichisch“ nennt!) Der Ge-sammteindruck ist eher schwäbisch als bajuvarisch» (!). In der weiteren Entwickelung habe das Mitteldeutsche den kürzeren gezogen, siegreich und mächtig sei hingegen das Alemannische durchgedrungen. Als echt bajuvarisch führt Obergföll an: «Ertag: Dienstag»; dieses findet sich auch cimbr., oberpfälz., fränk. (H. Sachs, Nürnberg), schwäb. (Augsburg, Ulm), bei Abr. a Sta. Clara, in krain. Urkunden des 16. Jahrhunderts, war also jedenfalls schon soviel bei den Nachbarn der Bajuvaren verbreitet, dass es einen direct bairischen Bestandtheil im Got-schewischen nicht beweisen kann. — «Parm, Barm: in der Bedeutung Krippe» ; es ist in dieser Bedeutung schon mhd. und ahd., dann unter fr än ki s ch, schwäb., Schweiz., kärntn., cimbr. und findet sich bei Fischart und H. Sachs, kann also nicht als specifisch bairisch gelten. — «Kaoshpen» : die Holzschuhe der bairischen und tirolischen Älpler (cuspus); ist ein mit der fremden Sache gekommenes und aufgenommenes Fremdwort im Gotschewischen. — Hingegen ist im Gotsche-wischen das bajuvarische «ehß, öhß: ihr» unbekannt, und das e in den Vorsilben be- und ge- sowie im Auslaut (auch des Dativs) und in der Nachsilbe (Part. Perf.) -et wird nicht wie im Bairisch-Österreichischen ausgestoßen, sondern stets deutlich ausgesprochen. Als alemannisches Sprachgut beansprucht Ober-gföll (nach Schröer, Weinhold u. a.) die Verkleinerungssilbe - le , welche trotz anderweitigen vereinzelten Vorkommens für charakteristisch schwäbisch gelten soll. Genauer zugesehen, lautet die Verkleinerungssilbe: bairisch-österr. : -1, -eri, alemann. : -li, -la; PI. -lene, Schweiz. : -li ; PI. -leni, Vorarlberg.: -la; PI. -lane, kärntn. : -la; Pl. -lan, schwäb. : -le; PI. -le, — Madie, Madie, unterfränk. : -le; PI. -li, -lei(n), — Màdie, Mädlei, fränk.-henneberg.: (-lein), -le; PI. -lieh, — Madie, Mädlich, gotschew.: (-lain, -li), -le; PI. -lain (welche Silbe im Gotschewischen auch sonst die nicht vorhandene Silbe -lieh ersetzt, z. B. bàrlain, gräulein, taglain). Daraus ergibt sich schon, dass das Gotschewische nicht sowohl mit dem Alemannischen und Schwäbischen stimmt als mit dem Fränkischen. Dazu kommt, dass das Gotschewische die gleiche Vorliebe für die Verkleinerungsform hat wie das Hennebergische, dass es auch die Verkleinerungssilbe -lain noch erhalten hat (wenigstens in den Liedern, z. B. Mädiglain, Shbeshterlain, Schifflain u. s. w.) wie das Hennebergische, und dass im Gotschewischen neben der oberdeutschen Verkleinerungssilbe -le sich auch die ndrd. -ke (-che, -chen) findet (z. B. Morie, PI. Mörlain, und Merke) wie im Hennebergischen (z. B. Häusle und Hüsche, Stüble und Stibche, Madie und Mäche, Meeche, Mäiche). Zu anderen, von Obergföll als alemannisch, schwäbisch angeführten Wörtern und Formen ist zu bemerken, dass sich manche derselben allerdings in diesen Dialecten am längsten und besten erhalten haben, dass sie aber deshalb denselben nicht ausschließlich angehören. Dahin gehören: «Paiten: warten, borgen», von dem schon früher die Rede war. — «Atte: Vater»; schon goth. ; in der Limpurger Chronik (um 1400) findet sich sogar: «der alt Atte» (der Großvater). — «Polen: werfen» ; wird auch von H. Sachs gebraucht in dem «alten Sprichwort» : «Wer mich bolt, der hat mich im Herzen holt». Im jetzigen Hennebergischen sagt man: «Bär mich wörft, dar hot mich liep.» — «Prasten: bersten, brechen» ; mhd., ahd.; tirol. (noch transitiv, Schweiz.), H. Sachs; nhd. bresthaft; gebresten, Gebresten: nhd., schwäb., H. Sachs, Moscherosch; hess. bresten: sich bekümmern, sich grämen; Schweiz. Brast; Schupp: «ein großer Brast» : ein großes Herzeleid; ndl. bersten; agls. bersten. Engl.: to burst. Die Umstellung der Laute re in er ist offenbar ndrd. Ursprunges, aber auch die erste Form ist nicht bloß alemannisch. — «Präten: Wade»; mhd., ahd. Wade; schon im Mhd. zeigt sich jedoch die nhd. Bedeutung: Braten; Henisch (1616): «Brät: die Waden an des Menschen Schenkeln»; cimbr. Mauseprate: Wade. — «Waintlain: sehr»; Schröer leitet dies Wort fälschlich von «feind, feindlich», ahd. vintlichen, ab, statt von mhd. fin, vin: fein, schön (Adj.), ahd. vinlihso (Adj. und Adv.). Zwischen n und 1 ist mit der Zeit ein unorganischer t-Laut eingedrungen, und die Endsilbe -lain vertritt (wie schon früher bemerkt) die Silbe -lieh. Das Wort lebt noch im nhd. fein («fein artig», «fein stille»), findet sich bei Luther, H. Sachs, Otto von Passau, Burkhard Waldis, Agricola, in Ulm, Augsburg, Nürnberg, bei Rachel («fein heimlich»), im bair., steir. («fein gesund»), dann im österr. feinlich, feindlich, feintlich, kärntn. feintla, schwäb. (Gedicht aus dem 14. Jahrh. bei Laßberg): «er sprang (beim Tanzen) vientlich enbor» ; bei Dieb. Schilling («gar fientlich») ; Frölich (Psalter 1534): «feintlich, veindtlich lieb haben » ; Götz von Berlichingen : «in Österreich starb es feindlich», «feindlich böß» ; Göthe: «er that feindlich böse» u. s. w. Ein Wort von solcher Verbreitung in der deutschen Sprache lässt sich wohl nicht mit Recht für den alemannischen oder schwäbischen Dialect allein in Anspruch nehmen. Während also bei genauerer Untersuchung die österreichisch-bairischen und die schwäbisch-alemannischen Sprach-elemente sich immer mehr vermindern, nehmen hingegen die fränkisch-mitteldeutschen immer mehr zu. Obergföll findet und führt deren freilich nur wenige an, und auch diese nicht alle mit Recht, darunter auch das «merkwürdige» Schröer-sche Hauptwort «Geschte», das auch er (wie der Erfinder) «entschieden fränkisch» nennt, und das (schon früher besprochene) «Merke» mit der ndrd. Verkleinerungssilbe -ke. — «Tuten: auf den Hirtenhorn (,Tuthorn“) blasen»; aber nicht bloß in Gotschee, in Franken, Henneberg, Anhalt, Hessen, Nassau, Westerwald wird das Horn «getutet» (vergi. Schröer), sondern auch in Schwaben, Vorarlberg und Steiermark wird es wenigstens «gedudelt». und in der kehllautliebenden Schweiz sogar «gegugt». Mathesius führt als ein altes Sprichwort an: «Schlafe, bis Michel deutet (tutet).» — «Knebel m. : Knöchel.» Es scheint mit mhd. knie, Gen. kniewes, ahd. chnev, Gen. knewes, agls. cnev, Gen. cneowes, gotsch. knia, Gen. kniabes, zusammenzuhängen und ist eine Deminutivform, die bei den Namen von Körpertheilen häufig ist, wie: Knöchel, Schenkel, Nabel, Achsel, Hegel, Schädel, Scheitel, also ursprünglich kleines Knie, mit Verhärtung des w in b; Logau (1759, Wörterbuch): Knebel, «der P'inger» ; cimbr. Knibel, «Knöchel am Finger»; siebenbürg. Kniwel, «Knöchel am Finger» ; anhalt. Knewwel, «Knöchel des Fußes» («in Treck pis an de Knewwel»); ndl. knevel (vergi. Schröer). Dies Wort «Knebel» ist wohl von «Knebel» : fesselndes Querholz, gänzlich zu trennen. Wenn Obergföll noch auf einige Eigenthtimlichkeiten des Gotschewischen hinweist, die sonst nur (wenigstens einigermaßen) im Mitteldeutschen zuhause sind, wie die Bewahrung des auslautenden -e (im Nom. und Dat.), die Aspiration des s, die Verwandlung des 1 in u, des f in w, des w in b, so gehört dies in die Lautlehre, von welcher sogleich mehr die Rede sein wird. Hier nur noch eine Bemerkung zum Wortschatz, zu einem Wort, das weder bei Schröer noch bei Obergföll zu finden ist. Wolsegger (in seiner Beschreibung der gotschewischen Frauentracht, 1891) erwähnt den über das grobleinene, bloß bis zum Knie reichende «Unterpfoid» (Unterhemd) getragenen, ebenfalls aus grober, selbstgemachter Hausleinwand verfertigten, aber bis zur halben Wade herabhängenden Kittel, «konikeiner oder könikeiner, konicheiner oder könicheiner, konigeinder oder königeinder (Part.?) Kittel» genannt. Weder die Bedeutung noch die Abstammung dieses Wortes ist klar. Sollte es etwa mit henneberg, «gönkel» : herabhängen, hängen lassen, verwandt sein? Wohl in dem dunkeln Gefühle, dass der Wortschatz einer Mundart für ihre sprachliche Bestimmung nicht geeignet sei, wandte sich Hauffen mehr der Betrachtung der Lautlehre und der Wortformen zu, wobei ihm freilich das Resultat seiner Forschung im voraus fest stand. Er hatte behauptet, in seiner angeblich historischen Forschung, die jedoch keinen einzigen historischen Beweis beibrachte, sondern wesentlich auf Folgerungen aus seinen sprachlichen Anschauungen beruhte (S. 14), festgestellt zu haben, dass der Hauptstrom der Einwanderer in Gotschee bairischen Stammes gewesen sei. Nachdem er zu diesem Ende die gotschewische Mundart durchforscht hat, sagt er: «Die Betrachtung der Mundart bestätige durchwegs das Ergebnis der historischen Forschung»(l). Es müsste auch merkwürdig zugehen, wenn dies nun nicht der Fall wäre, allein das sprachliche Ergebnis selbst ist eben fraglich. «Der Gesaminteindruck dieser Mundart», sagt er, «ist ohne Zweifel bairisch-österreichisch (? Ober-gföll fand ihn ,eher schwäbisch als bajuvarisch') und kommt dem Kärntnischen am nächsten.» «Es ist eine bairische Mundart» mit schwachen Spuren eines alemannischen, vielleicht (!) auch eines mitteldeutschen Einschlags. Für die schwäbischen Spuren liegt ihm die Vermuthung nahe, dass mit der Herzogin Margarethe von Teck, als sie den Grafen Friedrich von Ortenburg (Graf Ottos Sohn) heiratete und ihren Schreiber Zink (aus Memmingen, später Pfarrer «an der Rieg») mitbrachte, auch schwäbische Ansiedler ins Land kamen (!), die freilich einen eigenthtimlichen, glänzenden Hochzeitszug gebildet hätten. Was sonst Hauffen von alemannischen Anklängen und deren Verhältnis zum Bairischen sagt (S. 27), gilt ebensogut zu Gunsten des Fränkischen wie des Bairischen. Der Vocalismus, dem sich Hauffen in seiner Untersuchung über die Lautlehre zunächst zuwendet, zeige im ganzen den Stand des Bairischen im 13. Jahrhundert, und nebst der Bewahrung alter Ausdrücke und einiger Eigenthümlichkeiten der Wortbildung «erweisen, dass die Gotschewer seit Mitte des 14. Jahrhunderts fern vom bairischen Stamme lebten». So bemühte sich Hauffen, im Gotschewischen Bairisches zu finden, und täuschte sich und vielleicht andere nur darin, dass er das Gefundene einfach «bairisch» nannte, was meist nur als «auch bairisch» hätte bezeichnet werden sollen, da es ebenfalls im Fränkischen und in anderen Mundarten vorhanden ist. Das mögen einige Beispiele (mehr ist hier nicht möglich) beweisen, wobei (nach Hauffens Methode) das «auch» ebenfalls wegbleiben mag. a für mhd. é: fränk., mitteld., obersächs. — i für mhd. i: fränk., mitteld. — ai für mhd. i: fränk., cimbr. — ai für mhd. iu: fränk. — oa für mhd. 6 und ö vor r: fränk. — oi für mhd. ei: schwäb., oberpfälz. — u e für mlid. uo : cimbr. — b, d, g als Tenues gesprochen: frank., henneberg., mitteld. — n für auslautendes m: fränk., henneberg., hess., schwäb. — n im Anlaut abgeworfen, bisweilen als unorganischer Anlaut vorgesetzt: henneberg., hess., schwäb. — d wird im Anlaut abgeworfen: fränk. — d wird der Vorsilbe er vorgesetzt: fränk., henneberg., anhalt., cimbr.— d (t) wird nach n eingeschoben: fränk., obersächs. (siehe früher « waintlain»), — g wird als silbentrennend eingeschoben: anhalt., schles., cimbr. — ch fällt im Auslaut ab: fränk., henneberg. — ch im In- und Auslaut für h: Albr. v. Eybe, Moscherosch. - Noch einige Beispiele aus den von Hauffen ausdrücklich als «bairische Eigentümlichkeiten» bezeichneten Stücken: en des Infinitivs fällt hinter 1, m, n des Stammes ab: fränk., henneberg. — en des Infinitivs wird hinter b und f zu m: fränk., henneberg. — er als übergreifendes Pluralsuffix bei männlichen Hauptwörtern: henneberg. — Der Nominativ schwacher Feminina ohne Hinzufügung eines auslautenden n : henneberg. — Die deutschen Laute für x (gs, chs, ks, cks) werden entweder einfach oder sibillierend aspiriert (tsch) : t hü ring. — Das deutsche z und tz (als sibillante Aspirationen von t : ts) werden durch Aspiration des s (: sh) häufig zu tsh und tsch: fränk., henneberg., hess. —- Daher schreibt der Schwabe Zink umgekehrt ganz folgerecht : Götze für Gotschee (mit dem deutschen Ablaut; vergi. Kötsch in Steiermark und Kötschach in Kärnten; koče, v’kočah in Localform). Und hieher gehören besonders die dem Romanischen entstammenden Wörter mit ce, ci, cei, welche ohnehin diese Laute meist schon in italienischen Dialecten mit zz vertauschen (z. B. Watsche, Witsche, Kitscher, ritschat). Von den drei Ausdrücken, welche meist (Schröer, Hauffen) als Merkmale bairischer und österreichischer Mundart gelten, war schon die Rede; hier ist noch hinzufügen, dass sich bei H. Sachs wie das (früher erwähnte) «Ertag» so auch das Eigenschaftswort «tanke» (als denck) findet, in welcher Form es ohnehin auch noch das mitteldeutche End-e zeigt. — Als nichtbairisch werden bezeichnet: ü, eu (bairisch: öß, enk; siehe früher): fränk. — Die patronymische Genitiv-Wendung -s : fränk., daneben aber auch die (als «bairisch» bezeichnete!) Wendung mit dem Dativ: fränk., obersächs., anhalt. — Was endlich die weitverbreiteten Lautverschiebungen betrifft, welche Hauffen slovenischem Einflüsse zuschreibt, so mag erwähnt werden, dass besonders f : w und w : b auch im Henneberg., Thüring., Hess., Westerw., Nürnberg, und in älteren salzburgischen Schriften erscheinen, wo von slovenischem Einflüsse wohl nicht die Rede sein kann. Man vergleiche z. B. einmal: gotschew. : ber (wer), fränk.: bar, cimbr.: bear, » bie (wie), » bi(e), » bia, > bas (was), » baß, » baz, » benn (wenn), » benn (bann), » benne, » bu (wo), » bu, * bo, » bele (welche), » be, » bel, » beu (warum), » beröm, » beröm. Noch ist hier zu bemerken, dass das gotschew. «beu» (warum) eine ndrd. Form sein dürfte. Engl.: why. Nach diesen Beispielen ist es wohl klar, warum ich schon 1861 auf das südliche Hennebergische als die dem Gotschewischen nächststehende Mundart hingewiesen habe. Nun kann man aber an derselben Stelle kein neues Haus bauen, bevor nicht das alte niedergerissen ist. Hauffen wird alles hier angeführte Fränkische verleugnen oder entkräften müssen, wenn er seine bairische Hypothese aufrecht erhalten will. Und das darf er sich nicht so leicht machen wie die Bestreitung des Urtheiles Schröers, der, aus Franken nach Baiern kommend, das Gesammtwesen der Franken mit dem der Gotschewer vergleicht und dessen Verschiedenheit von dem der Baiern beobachtet. Denn aus Franken gelangt man nicht sofort zu den alpenbewohnenden Oberbaiern und Österreichern (S. 29), und kaum wird jemand Hauffens Ansicht theilen, dass Urbarmachung von Urwäldern und Hinterwäldlerleben einen verfeinernden «Schliff» auf den Gesammtcharakter eines Volksstammes auszuüben vermögen. Aber auch das ist klar, dass ohne genaue Durchforschung und Kenntnis des Fränkischen und der übrigen mitteldeutschen Dialecte ein sicheres Urtheil über die gotsche-wische Mundart zu fällen unmöglich ist, und noch weit weniger von diesem bloß philologischen Standpunkt aus sich über die Herkunft der Gotschewer und die Besiedlung von Gotschee eine gegründete historische Ansicht zu bilden. IV. Die Eigennamen. Dasselbe Ergebnis liefert eine Untersuchung der gotsche-wischen Eigennamen, sowohl der Familiennamen wie der Ortsnamen, welche namentlich (von Obergföll) mit besonderer Vorliebe auch hinsichtlich ihrer sprachlichen Zugehörigkeit erwogen worden sind. I. Bezüglich der Familiennamen sagt Hauffen (S. 26), dass sie, • die uns in der ursprünglichen Gestalt aus dem alten Urbarium (1574) der Herrschaft Gotschee bekannt sind (wie alle Ortsnamen 1), zum größten Theile bairischen Charakter zeigen und nur wenige alemannisch sind». Gegen diesen Ausspruch muss von vornherein auf das entschiedenste Protest eingelegt werden. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts war der Gebrauch der Familiennamen im Bauernstände durchaus noch nicht allgemein, und selbst noch 200 Jahre später klagt das eben erwähnte Urbar (Mitth. IV., S. 27) darüber und führt eine ziemliche Anzahl von Hubenbesitzern nur mit ihren Taufnamen unter Hinzufügung des väterlichen Taufnamens an. In derselben Weise bezeichnet noch heute der Gotschewer mit Vorliebe seine Abstammung unter Bei- seitesetzung seines Familiennamens, gerade wie das auch im Fränkischen, Flennebergischen, Hessischen und Schlesischen noch jetzt gebräuchlich ist (Elze, Gotschee, S. 41). Welche Familiennamen also die Einwanderer mitgebracht haben und dass dieselben in 200 Jahren keinen Veränderungen unterlegen sind, müsste erst bewiesen werden, wenn von der «ursprünglichen» Gestalt der Namen die Rede sein soll. Dagegen spricht im allgemeinen schon die im 16. Jahrhundert herrschende Sorglosigkeit und Ungenauigkeit in der Schreibweise der Eigennamen, besonders der Familiennamen, wovon das genannte Urbar selbst hinreichend Beweise gibt, indem es schreibt: Annderkhol, Annderkholl, Andricolle, — Eibe, Aibe, Aiban, Aibein, — Sterbenz, Sterbeniz, Staruieniz, — Jellen (und das ist schwerlich ein mitgebrachter Name), Jellan, Gellan u. s. w. Welches ist wohl da die «ursprüngliche Gestalt» ? Und schließlich müsste man auch die Persönlichkeit des Schreibers und deren Einfluss auf die Schreibweise kennen. Aus den eben mitgetheilten Beispielen ersieht man schon, dass er kein Got-schewer war und auch die Gotschewer Mundart nicht recht verstand; es mag ein Steirer oder Österreicher gewesen sein, der mit den landesfürstlichen Commissären Graf Borsch und Andr. Mordax zur Herstellung des Urbars ins Land kam und hier die Namen in einer ihm geläufigen Form, oder wie er sie zu vernehmen glaubte, niederschrieb. Aber trotz aller Ungunst, die über diesen Namen gewaltet haben mag, ist es doch unschwer nachzuweisen, dass von den im angeführten Urbar (von 1574) enthaltenen Familiennamen noch jetzt mehr als 90(1) im Hennebergischen leben, selbstverständlich in jetziger hochdeutscher Schreibweise. Im einzelnen sind (wie auch Obergföll bemerkt) fränk. : Kusaldt, Ostermann, Schober (henneberg) u. a. ; mitteld. und ndrd. : Anderkuhl (Kuhle: Grube), Poie, Dilbe, Gode, Gobbe und überhaupt wohl alle Namen, die das auslautende -e bewahrt haben, wie: Braune, Focke, Gliebe, Game, Kame, Garsche (Karsch), Glaie (anderwärts Gley, Chley, henneberg. Kley: Lehm), Krume, Gliebe, Hage, Lobe, Radde, Ruppe (oberdeutsch Rupp), Sosse, Zoppe, Mille, Mulze, Kotze, Tanke (kärntn. Tank, anderwärts Tenek, Denck; vergi, die ndrd. Namen: Linke, Link). Die Namen mit den Verkleinerungssilben -le und - el sind wohl fränkisch (Mandel, Siegel, Stängel sind henneberg. Familiennamen); zur ndrd. Schreibung des Namens «Schgedel» vergleiche den henneberg. Namen Skehl ; «Bischal» ist wohl der mitteld. Name Püschel. Wenn Obergföll alle Namen, die auf -i, -li, -lin, -le endigen, für alemannisch und schwäbisch erklärt, so ist das insofern nicht richtig, als die dialectische Ausschließlichkeit dieser Verkleinerungssilben nicht begründet ist. Er selbst aber sagt, dass, wo Varianten desselben Namens mit -li und -le Vorkommen, die Formen auf -li die älteren und nur die auf -1 e üblich geblieben seien ; nun ist aber die Deminutiv-Endung -le ebensowohl fränk. wie schwäb. Für bajuvar. erklärt Obergföll die Namensbildungen auf -eri, -1 und meist auch die auf - el; allein da diese Formen in Got-schewer Familiennamen auch eine andere Erklärung zulassen, so sind sie zu einer sicheren Ableitung aus dem Bairischen und Österreichischen wenig dienlich. Selbst Hauffen lässt das überkurze e, das er sonst durch einen umgekehrten Buchstaben r bezeichnet, in gotschewischen Wörtern oft ganz aus und schreibt z. B. edl, Rigl, Sabl u. s. w. Was wird erst ein österreichischer Schreiber gethan haben? In späterer Zeit freilich drang dieses ungotschewische Ausstößen des tonlosen e sogar in die Vorsilbe ge- ein. Noch 1574 lautet der Familienname «Geselle» (im jetzigen Hennebergischen Gesell, ohne das auslautende e), jetzt «Gsell», als einfaches Hauptwort «Tschell» (tsch für gs, wie früher bei der Mundart erwähnt wurde). Von großer und entscheidender Wichtigkeit ist dagegen die ndrd. Verkleinerungssilbe -ke (chen), die sich wie in einfachen gotschewischen Hauptwörtern, so auch in Familiennamen findet, z. B. Hanske, Jonke, Janke (henneberg. Name Yank), Laske (henneberg, und hess. Name Leske). Diese Namen zeigen gewiss keinen bairischen oder alemannischen Charakter und weisen uns nach Mitteldeutschland, speciell nach Henneberg, wo sich, wie früher bemerkt, die beiden Verkleinerungssilben -le und -chen begegnen. Möglichenfalls gehören auch die bloß auf - k endigenden Namen ursprünglich hieher, wie Stemk (henneberg. Name Stamm), Sterk (henneberg, und mitteld. Name Stark, Starke). Als charakteristisch verdient hiebei bemerkt zu werden, dass sich in Henneberg die Form «Merk» (Merke: Rübe), in Tirol hingegen die Form «Morl» als Familienname erhalten hat. Besonders merkwürdig aber ist es, dass im Gotsche-wischen beide henneberg. Verkleinerungssilben -ke und -le miteinander an einen Personennamen angehängt werden, um einen neuen Familiennamen (ursprünglich Personennamen) zu bilden. So: Hanskele (Hans; Hansko: Hänschen, gotschew. Familienname), Joschkele (Josch: Joseph; auch Familienname) und (nach Obergföll) Brunskele, Wrinskele (ndrd. Name Bruhns, patronymischer Genitiv). Ähnlich, nur mit umgekehrter Reihenfolge der Verkleinerungssilben, sagt man in der (fränk.) Rheinpfalz: «ä Hüselche» (Häuschen). Nicht weniger merkwürdig ist noch eine andere Eigen-thümlichkeit Gotschewer Familiennamen. Anderwärts kommt es öfter vor, dass in den auf -el und -er endigenden Namen der Endconsonant in der Schreibweise verdoppelt wird, z. B. Kobell, Schätzell, Wedell, Schapell (henneberg.), Eckerr (henneberg.), allein in Gotschee geschieht dies bisweilen mit dem auslautenden - e, so dass dann der Accent auf demselben ruht (wie in den Ortsnamen «Gotschee» und «Rinshee») und dadurch ein neuer Name gebildet wird. Derart sind : Müshe — Müshee, Noshe — Nosche, Petsche — Petschee, Putre — Putree ; hier mag auch hinzugefügt werden : Perz, Persch — Pertschee. Diese Eigentümlichkeit findet sich gleich- mäßig, wenn auch selten, im Fränkischen und Henne-bergischen, z. B. Gischee (Henneberg), Lemmé (Frankfurt am Main). Die auf -er endigenden Familiennamen bezeichnen in Gotschee, wie überall, zunächst jemand, der die im Stammzeitwort ausgedrückte Thätigkeit ausübt, z. B. Sager (auch in Bremen), Hueter, Hutter (henneberg. Hütter), Schkhriuer (ndrd. Schreibweise, vergi. Schgedel; henneberg. Schreiber), und demgemäß einen Gewerbetreibenden, z. B. Büttner (fränk., schles.), Kramer, Gramer, Maurer, Sattler (sämmtlich auch henneberg.), dann einen zu einer Familie, einem Ort, einem Land Gehörigen oder in Beziehung Stehenden, z. B. Erk, Erker (beide auch henneberg.), Hofer (henneberg. Höfer), Schlesinger (auch henneberg.). In diese letztere Reihe gehört auch «Lamperter» (nicht « Lamparter»), d. i. einer, der zur Familie «Lampert» (henneberg. Familienname) gehört; wäre es aber auch der in ganz Deutschland verbreitete Name «Lamparter», so dürfte dabei doch nur an die sogenannten Söldnerscharen, nicht an die Lombarden zu denken sein, und wenn an diese, «so bezeugt dieser Name doch noch immer keine Zuwanderung aus der Lombardei» (wie Schröer behauptet), da nach deutschem Gebrauch Menschen nach längerem Aufenthalt in fremdem Ort und Land auch nach dem Namen derselben genannt werden. Würde der Name allein schon für eine Zuwanderung entscheidend sein, so müsste man folgerecht auch Baier (wovon später noch die Rede sein wird), Frank, Heß, Krainer, Krobat, Schlesinger, Steirer, Steyrer, Steurer, Walsch (Welsche ist auch thüring. Familienname), Windisch, auch Ungerle und Türk eine Zuwanderung aus diesen Ländern bezeugen, was dann allerdings ein ganz artiges Mosaik von Einwanderern in Gotschee ergeben würde. In diese Classe der auf -er endigenden Familiennamen gehören auch die erst in Gotschee entstandenen : Dürnbacher, Schneeberger, Ursperger (Auersperger), Verderber und Got- schewer, Kotscheer selbst. Dieser letzte Name wurde dann wieder slovenisiert, einmal durch die (in neuerer Zeit besonders beliebte) Umänderung der Endsilbe -er in -ar: Hozhevar, ein andermal durch Anhängung der Silbe - tschitsch (-itsch): Gotschewertschitsch, so dass derselbe Mann in Schriftstücken des 16. Jahrhunderts (um 1577) Khotscheuer, Gottscheer, Cotscheuertschiz und Gotschewertschitsch genannt und geschrieben wird. Daher darf man wohl annehmen, dass es mit Malner — Maineritsch, Oswald — Oswalditsch, Schuster — Schusteritsch, Widmar — Widmaritsch, vielleicht auch mit Schranitsch (Schran ist henneberg. Familienname) und Schuelleritsch (Schulerist henneberg. Familienname) dieselbe Bewandnis gehabt habe. Und da diese Art der Bildung von Familiennamen hauptsächlich von Taufnamen ausgeht, wie eben von Oswald und Widmar oder von Kunz (Kuntschitsch) und Peter (Petritsch), so lässt sich vermuthen, dass hier vielfach deutsche Elemente zugrunde liegen und diese Bildung besonders da eingetreten ist, wo früher (noch 1574) die Beifügung des väterlichen Taufnamens zur genaueren Bezeichnung einer Person erforderlich war, daher dann : Clementschitsch, Jan-schitz, Jankovitsch, Kristanitsch, Markovitsch, Martintschitsch, Melcheritsch, Paulitsch (neben Paulson!), Paschitsch u. s. w. Doch mag man sich hiebei erinnern, dass -itz (-itsch) auch im Deutschen, auch im Gotschewischen eine verstärkende Verkleinerungssilbe ist (wie im Italienischen -uccio), z. B. Lampitze, Kalbitze (wobei gelegentlich bemerkt werden mag, dass «Kalb» und «Kalbitz» henneberg. Familiennamen sind). Es könnte nun weiter angeführt werden als mitteld.-fränk. : Panhard (fränk. Bomhard), als mitteld.-ndrd. : Paulson, Papesh (auch Ortsname; Genitiv des ndrd. Namens «Pape» : Pfaff) u.s.w., allein das bisher Angeführte reicht schon hin, um zu zeigen, inwieweit Hauffens obiger Ausspruch über die gotschewischen Familiennamen begründet ist. Doch bleiben für weitere Forschung noch genug, zum Theile romanisch Mittheilungen des Musealvereines für Krain. Jahrg. XIII, H. 4 und 5. 10 klingende Namen übrig. Was ist z. B. «Lamut» ? — Nichts anderes als der in Henneberg lebende Familienname «Lehmuth». 2. Wenden wir uns zu den Ortsnamen. Obergföll (1890) erklärt dieselben, soweit sie überhaupt deutsch seien, für «insgesammt oberdeutschen Charakters» (?), und schließt also auf diesem Gebiete das mi tteld.-fränk. Element aus, das er sonst in der gotschewischen Mundart, auch in den Familiennamen, zugelassen hat. Hauffen behauptet, dass «die Ortsnamen durchwegs oberdeutsch» seien und dass «sie alle bairischen Charakter zeigen», womit er auch das alemann.-schwäb. Element ausschließt, so dass man es hier also mit rein bairischen Sprachresten zu thun hätte. Abgesehen von einigen Gegenden oder Plätzen am Rande des Waldes, deren slavische Benennungen (Göteniz, Ossiuniz, Gotschee) auf eine frühere, hier nicht weiter in Betracht kommende Vorgeschichte hindeuten, ist es ganz natürlich, die Entstehung der Ortsnamen mit der fortschreitenden Colonisation des Landes in Verbindung zu bringen. Die Leute des Grafen Otto von Ortenburg: Verwalter, Schreiber, Rechnungsführer, richterliche Beamte, Jäger u. a., die mit der Installierung der neuen Colonisten zu thun hatten, hatten auch sofort das Bedürfnis, den einzelnen Ansiedlungsplätzen Namen zu geben und diese schriftlich zu fixieren. Diese Leute waren, wie schon gesagt, offenbar Deutsche (in Reifnitz war eine bessere deutsche Schule) von den gräflichen Besitzungen in Oberkrain und Kärnten, vielleicht auch aus Tirol. Nur die niederen Dienstleute werden slavischer Abkunft gewesen sein, konnten sich jedoch mit den neuen (deutschen) Ansiedlern nicht verständigen. Jenen aber lag es nahe, Ortsnamen aus ihrer Heimat zu entlehnen, und da gab es noch, abgesehen von «Pölland» bei Oberdrauburg in Kärnten, einer Ortenburgischen Besitzung, bei Lack in Oberkrain drei Orte, in denen die Grafen von Ortenburg schon 1286 Zehnten besaßen und deren Namen sich nun auch in Gotschee wiederfinden: Pöland (Ebene), Schefel (PL Schäflein), Obrarn (Ansitz der Obern). Die Wichtigkeit des Wassers beim weiteren Vordringen der Ansiedler in den Urwald veranlasste die Bezeichnung dieser Plätze zunächst wohl auch durch die Orten-burgischen Beamten, daher, wie früher schon «in Mooswald» («in Gotschee»), «in der Schueche* (Suchen: Graben), «in der Gomutze» (Gonülz oder Brunndorf), «beim Brunn» (Brunnen), «beim See» (Brunnsee), «bei den Ressen» (Schmückpühl; Röße: eine Lache, in welcher Flachs «gerozzet», zum Faulen gewässert wird), «bei der alten Sag» (Altsag, «Shugedörfle»), «an der Riegg» (Rieg, von «reka» : Fluss) und ähnlich von anderen localen Merkzeichen, «auf der Alben» (Stockendorf; Ort, wo «Stöcke» abgeholzten Waldes stehen), «im tiefen Reuter» (Tiefenreuter), «unter der Steinwandt» (Stein wand ; Untersteinwand). Diese Bezeichnungen blieben auch nach dem Aufkommen schriftmäßiger Ortsnamen noch lange im Volksmunde üblich. Die schriftmäßigen Ortsnamen aber sind nun, wenigstens ihrer Form und Schreibweise nach, wiederum den Ortenburgischen Beamten zu danken, und deren Einfluss auf den «Charakter» und die Form der gotschewischen Ortsnamen darf auch in jener Zeit nicht übersehen werden, da er auch heute noch oft genug sich geltend macht. Wenn noch in neuerer Zeit aus dem Namen «Krapfenfeld» officiell «Grafenfeld» werden konnte, wenn «Gotschee» officiell «Gottschee» (mit zwei tt) geschrieben wird, so wrar es ja auch möglich, dass damalige Beamte den fränk. Namen «Möhrengereuth» in die ihnen näher stehende Form «Mörleinsrauth» umsetzten. Die meisten Ortsnamen aber stammen ursprünglich wohl von den neuen Ansiedlern selbst her, denen die locale Beschaffenheit und Eigenthiimlichkeit den Stoff dazu lieferte. Derart sind: Dürnbach (Dürbich ist ein henneberg. Flurname), Fischbach (henneberg.), Lichtenbach, 10* Otterbach (fränk. ; das Fell der Fischotter wurde als Pelzwerk sehr geschätzt und den Leuten noch im 16. Jahrhunderte von der Herrschaft selbst mit 32 kr., dem doppelten Preise eines Fuchsbalges [16 kr.], bezahlt, während es 100 Jahre später [1648 bis 1675] auf den fürstlich Schwarzenbergischen Besitzungen in Böhmen mit 2 fl., ein Fuchsbalg mit 45 kr. bezahlt wurde), Ruesbach, Schwarzenbach (henneberg.), Weißenbach, Wildbach; — Kaltenbrunn, Scherenbrunn (Grasberg), Taubenbrunn, Tiefenbrunn (Römergrund; Ram : Rabe); — M o s (Moor), M ö sei ; — dann : B u c hb e r g, Hinterberg (Neugereuth), Hohenberg, Hornberg, Hosenberg (Hasen-), Schweinsberg (Oberpfalz), Warmberg; — Büchtel, Feichtbüchel (Ficht-), Fridbüchel, Lankbüchel,Laubbüchel, Schmuckbüchel, Tanzbüchel; — Steinwand, Pokstein, Oberstein, Rottenstein (fränk. Rothenstein), Weißenstein (fränk.); — Riegel, Ramsriegel; — Hohenegg, Ram; — Eben, Masereben; — Ebenthal, Nesselthal (auch Name eines Thaies in Oberkrain), Reinthal, Rosenthal (Rose: Blume überhaupt), Tiefenthal; — Suchen; -— Grüble (thüring. Grub), Winkel (fränk.); — Ort; — weiter: Mittenwald; Langenthon (Tann; in der Oberpfalz: Langen-thonhausen); Graflinden; Gehag (auch henneberg. Flurname); Windischenhaig (a: ai; fränk. Wohnsgehaig, Grafengehaig, — ’s Grafenhaag, — Gräfenhainichen); auch: Gras. Auf die Ansiedlung und die Ansitze beziehen sich die Ortsnamen, welche zunächst das Reuten (Roden) ins Auge fassen. Das Wort «reuten» («roden» ist sächsisch) findet sich nun allerdings in ganz Oberdeutschland (bair.), aber nicht hier allein, sondern auch in Mitteldeutschland, und es darf nicht übersehen werden, dass es allein im bairischen Franken bei 300 (!) und im kleinen Egerlande 20 Ortsnamen gibt, die vom Wort «reuten» gebildet sind. Solche Namen kann man also nicht mit Recht als «oberdeutsch» und «bairisch» statt «fränkisch» bezeichnen. In Gotschee gibt es: Gereuth, Neugereuth (Hinterberg), Brunngereuth, Su chenreu ther , Ti efenreuther, Mörlains-rauth (fränk. Möhrengereuth). Aus den Ansitzen an diesen und anderen Rodungen erwuchsen mit der Zeit Ortschaften und Dörfer, entstanden Felder und Auen, und damit die Ortsnamen: Brundorf (Gomutzen), Fliegendorf, Gnadendorf, Katzendorf, Kerndorf, Kukendorf, Mitterdorf (Altkirchi), Muckendorf, Schalkendorf, Stalldorf, Stelzendorf (Stalzern), Weidendorf (fränk.), Windisch-dorf; — Hasenfeld, Krapfenfeld (jetzt fälschlich Grafenfeld), Lienfeld; — Deutschau, Homerau (jetzt Mrauen), Reichenau (fränk.). Während einige dieser Orte von Gebäuden oder deren Bestimmung ihren Namen erhielten, wie: Altkirch (Mitterdorf), Kotschen (Blockhäuser), Huetterhäuser, Hiriß-gruben (Hirsch-), so wurden dagegen andere einfach nach den dort anfänglich angesiedelten Hauptfamilien benannt, wie: Klindorf (Klin), Krapfenfeld (Kropf), Kumerdorf (henneberg. Familienname: Kummer), Kuntschen (Kunz), Maierle, Plesch, Wetzenbach (Wetz, Wetsch). Ja, es wurde mittelst der Endsilbe -arn (-ern) eine eigene, auch in Mittel- und Norddeutschland nicht unbekannte Form von Ortsnamen gebildet, welche meist den Ansitz einer Anzahl von mehreren zu derselben Familie gehörenden Personen bedeutet. So: Händlern, Koflern, Kotschern, Krapflern, Küchlern, Lacknern, Masern, Obrem, Stalzern, Sürgern, Zöllnern, Zwieslern; Handler ist ein allgemein verbreiteter Familienname, Koflern (auch tirol.) kann auch aus der Erde hervorragende Steine und Felsstücke bedeuten, aber Krapf, Lackner, Sirge sind gotschewische, und Koffel, Kotsch, Küchler, Maaser, Zöllner sind hennebergische Familiennamen. Selbst Zwislern ließe sich aus z’Wiesler (Wißler ist ein hennebergischer, Wieseler ein allgemeiner Familienname) erklären. Es ist schon angedeutet worden, dass viele, etwa3o(!), der gotschewischen Ortsnamen sich in Franken wiederfinden, darunter Mörleinsrauth und Reichenau, daneben in der Oberpfalz Langenthon (-hausen). Unwillkürlich wird man durch Stelzendorf (Stalzern) und Schalkendorf an die thüring. Ortsnamen «Stelzen» bei «Schalkau» (unweit Koburg) erinnert ; hier aber hat die Bedeutung des letzten Namens einen leicht erkennbaren Hintergrund, während bei dem gotschewischen «Schalkendorf», falls dieser Name nicht als Erinnerung an die Heimat gefasst wird, der Sinn ganz wegfällt, selbst wenn man «Schalke» als «Zinsbauern» auffassen wollte (Obergföll), denn alle Ansiedler in Gotschee waren Zinsbauern. Noch mehr kommt man in Verlegenheit mit dem Ortsnamen Kälbersberg, der sich doch nicht in ähnlicher Weise wie «Roßbüchel» (von der Rossweide) deuten lässt ; muss das nicht vielmehr scheinen, als hätte man die Absicht gehabt, sich an den fränkischen Ort «Kälberberg» zu erinnern, dessen Name sich dort dadurch erklärt, dass «Kälber» ein (hen neb ergis cher) Familienname ist. Selbst das schwer zu erklärende Homerau (Urbar von 1574), dessen jetziger Name «Mrauen» wohl daraus nur verkürzt ist, lässt sich nur verstehen, wenn man daran denkt, dass «Hammer» ein (allgemeiner und henneberg.) Familienname ist, das Wort aber in der henneberg. Mundart «Homer» lautet. —- Und wenn man die Annahme hybrider Formen in den gotschewischen Ortsnamen (Obergföll) nicht billigen kann, so bleibt für das gotschewische Prölibel nur die Anknüpfung an einen thüring. Bergnamen, die «Preilipperkuppe» bei Rudolstadt, übrig. Dass der Name Papes niederdeutsch ist (Pape: Pfafif) ist schon früher bei den Familiennamen angegeben worden, und es ist dabei ganz gleichgiltig, ob der Familienname der Ursprung des Ortsnamens war oder umgekehrt. Dieser eine reicht hin, auf dem Gebiete der Ortsnamen die Unrichtigkeit, der Behauptung (Hauffens) zu erweisen, dass sie «durchwegs» oberdeutsch seien. — Von der hervorragendsten Wichtigkeit ist jedoch der Ortsname «Sporeben», entstanden aus «’s Payr Eben» (Urbar 1574, Obergföll). Der Lautübergang von ai durch a in o ist um 1400 ganz richtig; so ist aus Chrainau (1363) Kranaw, das jetzige Kronau geworden, so schreibt Zink für Laibach Labach, in seiner Chronik Löbach. Man vergesse nun nicht, dass das genannte Urbar älter ist als die Notiz des Bischofs Chrön, und dass also damals ebenso, wie bei der Entstehung dieses Namens, der ja dadurch bedingt ist, ringsherum in der Umgegend keine Baiern wohnten, gerade wie ursprünglich Deutschau in windischer, Windisch-dorf in deutscher Umgebung lagen. Wenn das jetzige «Deutschdorf» in Unterkrain früher «Baiersdorf» hieß, so hat dieses nichts mit der Colonisation von Gotschee, sondern mit einer früheren, durch die Bischöfe von Freisingen dort versuchten Ansiedlung zu thun. Gegenwärtig gibt es ein «Baiersdorf» in Franken, ein «Frankenhausen» in Thüringen, ein «Sachsenfeld» in Steiermark u. s. w. Wollte man aber den Ortsnamen «Sporeben» vom Familiennamen «Baier» (siehe früher) ableiten, wie «Masereben» von «Maaser», so würde man eine Colonisation Gotschees durch Baiern schwerlich behaupten können, während möglichenfalls doch eine kleine Zuwanderung aus bairischem Stamm stattgefunden haben kann. Wenn man nun erwägt, dass einerseits in den gotsche-wischen Ortsnamen so viele Anklänge an Fränkisches und Hennebergisches, überhaupt an Mitteldeutsches Vorkommen , dass aber anderseits gotschewische Ortsnamen, wie : Inlauf, Hornberg, Klindorf, Kukendorf, Lachina, Pockstein, Stelzendorf, Verderb, Verdreng, Widerzug, Wildbach u. a., in Baiern gar nicht vorhanden sind, und andere, wie: Kälberberg, Möhrengereuth, Otterbach, Weidendorf u. a., sich nur im bairischen Franken wiederfinden, so wird man bekennen müssen, dass auch in diesen Ortsnamen Anlass zu den ernstesten und gewichtigsten Bedenken gegen die bajuvarische Hypothese vorliegt. Den Anhängern derselben muss es überlassen bleiben, sich wie mit den Familiennamen Hanschkele, Lamuth, Papesh, so mit den Ortsnamen Homerau, Kälberberg, Mörleinsrauth, Prölibel und Sporeben abzufinden. Anmerkung der Redaction. Als das Manuscript zu obigem Aufsätze von Dr. Th. Elze der Schriftleitung im Mai übermittelt wurde, ahnte niemand, dass der weitgefeierte Historiker damit seine letzte Arbeit auf dem reichen Felde der krainischen Geschichtsforschung aus der Hand gegeben hatte. Ein Schlaganfall raffte ihn am 27. Juni 1900 in Venedig dahin. So ist uns seine Studie über die Gottscheer doppelt wertvoll als letzte Frucht seines wissenschaftlichen, unermüdlichen Schaffens und als Abschiedsgruß an alle seine Bewunderer. Der Musealverein wird seinem hervorragenden Mitarbeiter stets ein treues, ehrenvolles Andenken bewahren. Mittheilungen der Schriftleitung. Das «Repertorium zu Valvasor» wird erst im Winter herausgegeben werden, da der Schriftleiter in den Ferienmonaten verhindert war, daran zu arbeiten. Nachdem die «Laibacher Zeitung» über dieses «Repertorium» (Orts-, Namen- und Sachregister) im Laufe des Sommers schon Ankündigungen gebracht hat, somit die geehrten Herren Vereinsmitglieder darüber unterrichtet sind, bittet die Schriftleitung nur um gütige Nachsicht wegen Verzögerung des Druckes. Ein Grabstein in Töplitz bei Rudolfswert. Von K. Crnologar. In die äußere Wand des Presbyteriums der Pfarrkirche im Curorte Töplitz nächst Rudolfswert ist ein oblonger, oben rund abgeschlossener, I -23 m hoher, 0-69 m breiter, schwarzmarmorner Grabstein der daselbst im Bade am 16. August 1802 verstorbenen Cäcilie, geborenen Zerpak, verehelichten Pogledič und später Draskovic, eingesetzt. Das Denkmal hat zwar in historischer Beziehung für Krain keine besondere Bedeutung, dürfte jedoch, da das bronzene Medaillon über der Grabaufschrift von einem Laibacher, von W. F. Günzler, im Jahre 1803 gegossen und ciseliert wurde, dennoch nicht ohne Wert für die heimische Kunstgeschichte sein. Das erwähnte Relief ist aus Bronze und feuervergoldet und mit einem einfach profilierten Rande versehen. Im runden Felde sind unter einer Grafenkrone zwei Wappen vereinigt. Die Schilde sind oval, das rechte ist quadriert, 1 und 4 hat einen im blauen Felde aus einer mit heraldischen Lilien belegten Krone wachsenden Greif, der in den Pranken einen Reichsapfel hält, in 2 und 3 in Silber steht über der gleichen Krone je ein einköpfiger Adler. Das linke Wappen hat einen rechtsfallenden goldenen Balken, im rechten Felde ist ein gegen das rechte Obereck gehender Bär, gegen ihn ein mit einer Lanze bewaffneter Arm, das untere Feld hat eine näher nicht bestimmbare weiße heraldische Figur in Blau und unten einen grünen dreifachen Hügel in Roth.* * Rechts und links ist heraldisch zu nehmen. Die Farben sind selbstverständlich nur aus der heraldischen Schraffierung entnommen. Was die Ausführung anbelangt, kann in künstlerischer Beziehung weder der Stein noch die Bronze besonderen Anspruch erheben. Wertlos ist das Grabdenkmal eben nicht und wert genug, erhalten zu werden. Die Aufschrift mit lateinischen Majuskeln, wovon einige größer und hier mit großen Buchstaben, die anderen kleiner und hier mit kleinen Buchstaben gedruckt sind, lautet: Hic Jacet II Cecilia natae dara STirpe Patre PAULO II Zerpak, Matre nata Lepossa. Il Anno MDCCLXXIV. die XXII. Odobriš. Il Nupsit II Primum Georgio Pogledich Corniti Terrestri II Nobilium Campi Turopolya, eo fatis cedente II Secundam dedit fidem Ioanni Draškovich II Corniti de Trakostyan. II Equestris Nationalis Regnorum Croatiae, Il & Sclavoniae Militiae Duci. || Sobolem habuit è primo viro quaternam sibi praemortuam II è secundo nullam — pulchra, pia, potens, prudens, pudica, Il Fide, Felicitateque utrumque pellexit Maritum, nihil unquam II Impii, praeter mortem propriam Homihibus intulit. Il Illa valetudine bonam meliorem facere volens has petiit Aquas II & obiit Anno MDCCCII. die XVI Augusti- Il Plangunt Eam Virtus, patria, & aegeni, qubus filia II Amica, & fulcrum erat, plurimum autem 11 Comes IOANNES DRASKOVICH cui cum II illa deliciae, atque vita omnis periere. Il Hoc Ille aeternum posuit Monumentum personae Cordi II vero sibi propius BREZO VICZyE existenti Urnam II constuit lugubrem. Dorf St. Veit bei Sittich 1475 noch ein Markt. Von K. Črnologar. Dei der uralten, ehemals romanischen, später barock umgebauten, dem hl. Vitus geweihten Pfarrkirche zu St. Veit bei Sittich, die eine der ältesten in Krain ist, bestand bereits im Jahre 1140 ein Marktflecken. (Schumi, U. u. Rgb. I., p. 92.) Der Ort musste früher sehr bedeutend gewesen sein, da er der Mittelpunkt einer sehr großen, mehr als 70 Filialen umfassenden, von der Save bis weit hinein in Dürrenkrain reichenden Pfarre war. Bekanntlich durften nur Städte und Märkte Jahrmärkte halten, erst später wurde dieses Recht auch anderen Ortschaften verliehen. Zu Valvasors Zeiten bestanden, wie noch gegenwärtig, in St. Veit fünf Jahrmärkte. Dass der Ort bedeutend war, geht auch daraus hervor, dass Herzog Rudolf hier im Jahre 1360 sein Hoflager aufgeschlagen und von den Ständen die Huldigung entgegengenommen hat. Wem der Markt St. Veit unterthänig war, ist bisher noch nicht klargelegt. Der östliche Theil des Dorfes heißt noch jetzt «Stari trg» (Alter Markt), währenddem der Theil bei der Pfarrkirche und um dieselbe keinen Namen hat. Die Besitzungen um die Kirche herum wurden sämmtlich dem Pfarrhofe zinsbar und unterthänig, währenddem der Ortstheil «Stari trg» anderen Herren gehörte. Der in den Urkunden erwähnte Marktflecken St. Veit wird wohl nur der Ortstheil «Stari trg» gewesen sein. Glücklicherweise ist im Pfarrarchive zu St. Veit eine bisher noch nicht veröffentlichte Pergamenturkunde aus dem Jahre 1475 erhalten. Sie ist schwer lesbar und theilweise beschädigt. Besonders bedauerlich ist es, dass das Siegel abgerissen ist, und wir somit nicht mehr wissen können, was für ein Siegel der Markt Weichselburg, der bis zum Jahre 1478 an der Stelle des gegenwärtigen Dorfes «Stari trg» (Alter Markt) unter Weichselburg stand, geführt hat. Mit der unten angeführten Urkunde vom Montag vor dem Dreikönigstage 1475 bekennt Dorothea, Tochter des «Urssulln» aus St. Veit, dass sie dem Martin Botaliz zu (Rothen)pach (Črnelo, Pfarre Sittich) einen Acker, der gelegen ist «pay hasslaw zu der lakchen», um 10 Pfund guter wiener Pfennig versetzt hat. Derselbe soll mit dem Acker handeln, fahren und thun, als mit seinem andern Gut nach «sacz land vnd markchtczrechten czw Sand vaytt.» Was die Sicherheit dieses Vertrages anbelangt, hat der Pfleger zu Weichselberg, oder unter welche Herrschaft und Gericht ihr Gut kommen sollte, das Rechtsprechen. Es scheint daher, dass jener Acker und wahrscheinlich auch der Markt St. Veit der damals landesfürstlichen Herrschaft Weichselberg (deren Sitz das in Ruinen stehende Schloss «Stari grad» über der Stadt Weichselburg war) unterthänig war. Damit dieser Versatzbrief desto sicherer wäre, hat die obgenannte Dorothea den ehrbaren und weisen Richter und Rath zu Weichselberg gebeten, dass diese ihren Marktsiegel auf den Brief angehängt haben. Weichselburg war bis zum Jahre 1478 noch landesfürstlicher Markt und lag, wo jetzt das Dorf «Stari trg» steht, östlich von der gegenwärtigen Stadt im Thale am Bache Višnjica. Aus alldem geht hervor, dass St. Veit im Jahre 1475 noch ein Markt war, doch weder einen Marktrichter und Rath noch das Siegelrecht hatte, und der Herrschaft und dem Gerichte Weichselberg unterstand, denn sonst hätte Dorothea diesen Brief nicht im Markte Weichselberg besiegeln lassen. Da diese Urkunde auch sonst interessant ist, möge sie hier wörtlich wiedergegeben werden: 1475- Montag vor Dreikönigstag. — Markt Weichselberg. Ich Dorothea d(es) Vrffulln czu Sand vaytt Säligen t o c h t e r bechen für mich vnd all mein Erben vnd thun kund mitt dem offen brieff allen den er für kumbt die in I! fehen hörnt od(er) lefent das ich recht redleych vnd vn-ufprochnleich vnd zu der czeytt — da ich fein volln gebalt hett vnd mit dem rechten boli gethun mocht ver II saczt hab einen akcher der gelegen ift pay hafflaw czu der lakchen czbiffchen herrn michelez kaplan vnd decz ianne Glina akchern dem mar(t)in botalicz czu II..........pach vnd vrfuln fein hauffrawn vnd iren paydn erbn vmb zehn phunt guett biena phenning dar auff vbayft pin von meinem erften man Saligen II .... Jannef kürfna vmb mein haymfteur vnd morgngab des da alles ift zehn phunt guett biena phenning od(er) ab(e)r andren mienf dy gib vnd gäb ift in dem II land czu krain nach lautt meincz hayrats brieff den ich darumb hab vnd fy mwgn man hinfür mit dem obgenanten akchr handln farn vnd thun als mit andern II iren aygn gutt nach facz land vnd markchtczrechtn czw Sand vaytt, doch mit auff genwinn bartn ban ich od(er) mein Erbn od(er) meincz erftn mancz Salign genant janes II Erbn few od yr erbn er meinen vnd in geben dy genant czehn