für Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben< Nedigirt von Johann Hladnik. «H/? 3^l. Samstag den 28. April___________FOAO. VpnVieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern. DinNog und S°mN^ Der ^^.^ Malles iNim Comptoir ganzjährig 3 N. Halt-jährig i si. 30 kr. Durch die Post ganziahrig Ä fi. , hall'iahric, 2 si. ^, ^t. Die Grotten und Abgründe bei Planina < F o r t s e tz u n g,) ^§ch habe absichtlich die bei unserer Grottenfahrt uns zugestoßenen Unfälle angegeben, um auf die Schwieligkeiten einer solche,, Untersuchung und die dabei nöthige,, Voisichts-maßregeln aufmerksam zu machen. In dieser Fahrt, die wir in dcr leisen Ablocht machten, wo möglich in die Adelsberger Grotte zu kommen, jedoch davon weit entfernt waren, fiel mir der llmstand auf: das; das Wasser (stromaufwärts gegangen) die Richtung gegen Südosten nimmt. Das Wasser in der Adelsberger Grotte (die Poik, welche als Unz in Klein-hanlel herauskommen soll) nimmt die nordwestliche Richtung. Geht man aber in die Kleinhausler Grotte, so ist die Richtung des Wassers stromaufwärts bis zur Theilung in zwei A:me nordöstlich. Dann führt der rechte Wasserarm gegen Südostcn, so dasi man vermmhen konnte, es kamc das Wasser von St. Kanzian oder Zirkniz. Die darin aufgefundenen Sagspäne tonnen auch von der St. Kanzianer Sägemühle herkommen. Der linke Wasserarm kaun nicht lange (stromaufwärts) die westliche Richtung nehmen, denn er müßte dann unter das eigene, am Tage liegende Flußbett führen, was gegen die Hydraulik ist^). Jedenfalls ist jedoch Planina sowohl ,!,ir Zirkniz als mit Adelsberg unterirdisch verbunden. Diese Verbindung mit Adelsberg durch die Kleinhäusler Grotte ausfindig ^ machen, wäre der Gewässer, Klippen und Was-lerfallc wege» sehr schwierig. Auch von Adelsberg gegen Pla-mna ,oll mai, Versuche gemacht haben, die aus den nämlichen Gründen mißlangen. Vielleicht käme man auf folgende Art früher zum Ziele: Zwischen Plainna und Adelsberg, beiläufig am halben Wege, liegt um einen Steinwurf östlich von der Straße entfernt, im Gebüsche eiu Abgrund, ein förmlicher Schacht, der acht biö zehn Fuß lang und vier bis sechs Fuß breit ist. , >, D. er nickt weit «°n Mühllhal liegt, so ist er vielleicht in Verbindung mit dem Wasser, das bei Mühllhal aus dcm Boden fliesit. odel es schwßen sich spater l>, zwei Arme und bitten .ine große Insel. Ein hineingeworfener Stein beurkundet seine bedeutende Tiefe. Man kann zuverlässig annehmen, daß sich unten eine Grotte befinde, die weit verzweigt ist*). Eine bergmännische Anfahrt in diesen Schacht (darneben eine Strickleiter) winde es vielleicht möglich machen, die Untersuchung in beiden Richtungen gegen Planina und Adelsberg anzustellen. Man hätte auf diese Art auf ein Mal nur den halben Weg zu machen, und könnte durch den Schacht die nöthigen Hilfsmittel zur weitern Untersuchung nachschicken. Ein gleichzeitiges Entgegenkommen von der Grotte, und beiderseitige Abfeuerung von Pistolenschüssen zur leichtern Orieutirung könnte den ganzen unterirdischen Weg zwischen Planina und Adclsbcrg ausfindig machen. L. Die Haasberger Grotte (sllki'alonlc»). Sie liegt unter dem Schlosse Haasberg am Fuße eines Berges, östlich von der Straße. Daß diese Grotte weit hinein führt, beweiset das große Wasser, das bei starken Regengüssen herausströmt. Die Untersuchung dieser Grotte bei sehr trockener Witterung, wäre, einige enge Orte nnd seichte Wasserkessel (worin man auch Fijche findet) ausgenommen, nicht gar beschwerlich. Nur müßte man statt der Fackeln Anfangs bloß Kerzen brennen, weil in dem engen Raume das große Licht erstickend wirkt und das Kerzenlicht hinlänglich beleuchtet.— Von hier aus würde man wahrscheinlich nicht lange zu gehen haben, um in die Kleinhausler Grotte zu kommen, und zwar zunächst in die Räume, in welche wir gelangten, da wir am Ufer des ersten linken Armes der Kleinhäusler Grotte über eine steile Anhöhe gingen. Es wäre möglich, von der Haasberger Grotte so weit in die Kleinhäusler Grotte zu dringen, daß man dem müh-samen Ucberschiffen der tiefen Gewässer ausweichen könnte. Das Wasser, welches aus der Kleinhäusler Grotte fließt, vereiniget sich nach einer kurzen Strecke mit dem aus dem Boden quillenden Mühlthaler-Wasser, welches von St. Kan- *) Eine halbe Stunde davon liegt ein zweiter Abgrund. Diese Abgründe stehen gewiß nicht vereinzelt ohne Grölten da. 134 — zian herkommt. Beide Wasser bilden den Unzfiuß, der nach einem kurzen, gewundenen Lauf sich allmählich an mehreren Orren in den porösen Boden verliert, und in Ober-Laibach aus dem Boden herauskommt. Man kann hiemit vor der Hand von Ober-Laibach gegen Planina keine unterirdische Uu-tersuchung längs des Flusses anstellen. Ebenso unmöglich ist es, von Planina gegen OberLaibach die Untersuchung mit einem Kahn zu machen. Bei starken Regengüssen hat der wachsende Unz durch die ganz kleinen Sauglöcher keinen verhältnißmäßigen Abfluß, überschwemmt dann die ganze Ebene und verursacht manches Mal dadurch großen Schaden. Beiläufig eine Klafter über dem Flußbette liegt an dessen Ende eine enge Grotte ((^!), in welche sich das noch höher anwachsende Wasser verläuft und sich gewiß später mir dem in die Sauglöcher sich ergießenden Wasser verbindet, zugleich aber auch diese Grotte mit vielem Schlamm, Aesten und Baumstämmen anschwemmt. Die Untersuchung dieser Grölte ist wohl nicht angenehm: man sinkt bei jedem Tritte in diese angeschwemmten, vermoderten vegetabilischen Substanzen, wobei es auch möglich wäre, daß man in eine mit Aesten überzogene Höhlung versinken würde. Die darin querliegenden Baumstämme machen die Unannehmlichkeit noch größer. Eine Vergrößerung der kleinen Sauglöcher des Uuz würde nicht bloß den Schaden und die Gefahren der Ueber-schwemmung abwenden, sondern auch in landwirthschafclicher Beziehung einen sehr großen Vortheil bringen. Die Kosten dieser Vergrößerung würden bei zweckmäßiger Einleitung zu den daraus entspringenden Vortheilen in geringem Verhältnisse stehen. Um diese Sauglöcher mit möglichst geriugen Kosten und erfolgreich vergrößern zu können, ist die Kenntniß der Lage der unter dem Flußbette liegenden Höhlungen und Grotten, in welche das Wasser sickert, nothwendig, dann läßt es sich erst recht bestimmen, wo und wie man graben soll Ich suchte zu dieser Kenntniß zu gelangen, und untersuchte einige in der Nähe befindliche Höhlungen, die jedoch meinem Zwecke nicht entsprachen *). Meine Hoffnung, unter den U115 zu kommen, ging verloren, bis mir ein Führer sagte: hier, nahe bei Iakobovitz, am Berge zwischen Felsen, ist auch eine Vertiefung, aber man kann nicht hinein, es ist ein Abgrund. Ich ging hin und fand eine stark abhängige Grotte (v) die zu einem Abgrunde führt, der zwar nicht besonders tief, aber zum Hineinfallen gerade recht gelegen ist. Jenseits des Abgrundes führt die Grotte weiter in den Berg. An den Felsenritzen der Seiten-wand ward es mir möglich, über den Abgrund zu kommen, und nach einer kurzen Strecke sah ich vor mir eine breite, gegen drei Klafter tiefe, ebene Höhlung, aus welcher ein starker Luftzug strömte. Mit großem Bedauern, keine Strickleiter bei mir zu haben, schaute ich in diese grabartige Ver- ") Bei diese Gelegenheit fanden wir bei Iakobovitz einen Tunnel durb elnen Verg- T>>e Entdeckung dieses geräumigen Durchganges erfreute meinen Führer, weil noch keinIakobovitzer um dieses Geheimniß wußt?. tiefung. Die starke Luftströmung hat es mir deutlich gesagt daß man da weit hinein und vielleicht auch unter den nahe liegenden Unz gelangen kann. Diese Entdeckung machre ich leider erst zwei Tage vor meiner Abreise von Planina, sonst würde ich etwas Bestimmteres darüber in Erfahruna ge-bracht haben. (Forts,tzung folqt.) Ianko und seine neunundneunzig Brüder. Mauonischcs Volksnnilirchcn. Von Johnim U. Vogl. (Fortsetzung) Schon mehrere Male hatten sie den Entschluß gef.ißi, einige von ihnen nach dem Verlorenen auszusenden, aberDra-ginja bewog sie immer wieder durch Einwendungen und Bit. ten, von ihrem Vorhaben abzustehen. An dem Vorabend eines großen Festtages harten sich alle hundert Söhne beim Nachtmhale versammelt, und unter-hielten sich eben im abwechselnden Gespräche, als der alre Zekul zu ihnen in die Scube trat, und die Ankunft eines Wanderers ankündete, welcher an dem Hanse um eii,e Nacht-Herberge angehalten habe.. Ianko befahl sogleich, den Fremden hereinzubringen. Der Pilger, ein Mann von hohem Alter, mit schnee weißem Haar und Barte, und gefurchtem, aber wohlwollen... dem Antlitze, erschien, begrüßte Alle auf das freundlichste und bat um Entschuldigung, daß er zum Scörer ihrer Unterhaltung geworden sey. Die Söhne aber räumten ihm sogleich einen Platz an ihrem Tische ein, und setzten ihm Wein und Speisen vor, während ihre Mutter dem Gaste ein weiches Nachtlager bereitete. Während der Pilger sich an dem Mahle erlabte, erzählte er den Anwesenden mancherlei von dem, was ihm auf seinen häufigen Wanderungen begegnet, oder was er Merkwürdiges zu sehen Gelegenheit hatte, und würzte, diese Schilderungen mit allerlei anmuthigeu Geschichten. Er gewau» die Gunst der Söhne Draginja's balo in so hohem Grade, daß diese ihm noch vor dem Schlafengehen das Versprechen abnöchig-ten, einige Tage bei ihnen zu verweilen. Nachdem Alles zu Bette gegangen, und Ianko noch einmal, seiner Gewohnheit gemäß, die Nunde durch die weitläufigen Wirthschaftsgebälide gemacht, und in den Ställen nach.-gesehen hatte, verfügte'auch er sich in seine Scube, um dem Schlaf seinen Tribut zu bringen. Vergebens aber hcttce er sich auf sein Lager geworfen, der Schlummergott blieb ihm dießmal fern, und unwillkürlich drängten sich immer die selciamei, Mittheilungen des alten Pilgers in sein Gedächtniß. Jedoch beschäftigte ihn eine Erzählung desselben mehr als alle übrige, und je länger er über dieselbe nachdachte, um so größere Aehnlichkeit fand er zwischen ihr und der Iugendgeschichre seines eigenen Vaters, welche Draginja ihm uud seinen Brüderu so oft erzählt hatto. Von einer Unruhe, wie er sie früher noch nie gekannt, harte, erfüllt, durchwachte er die Nacht und sah, mir schlaf- 133 losen Augen die Morgendämmerung durch die Fenster hereinbrechen. Noch lange vor der Zeit, welche ihn wieder mit dem Fremden beim Morgenmbiß veieinen sollte, verfügte er sich in das Gemach, in dem sie zur Nacht gesessen, nnd wo er jetzt anf ihn mit größerer Sehnsucht, als ein Jüngling anf seine Geliebte harrte. Endlich erschien der Erwartete. Das Frühstück, welches Dragi „ ja bereitet hatte, wurde vorgesetzt, und der Fremde sowohl als Dragin,a's Söhne nahmen ihre Platze ein. Auch heute ermangelte der freundliche Greis nicht, die Gastfreundschaft seinem Gastfreunde mir unterhaltenden Mittheilungen zu vergelcen. Da vermochte aber Ianko nicht langer an sich zu halten, und fragte ihn: »Sagt mir doch, sehr werther Freund, seyd ihr nie früher ii, dieser Gegend gewesen?" „Wohl war ich hier," antwortete der Greis, „und auch in diesem Hause; aber es sind seit jener Zeit viele, viele Jahre verflossen; denn damals mochre ich ungefähr so alt gewesen seyn, a!s ihr." „Da ihr schon ein Mal hier gewesen," nahm nun Ianko das Wort, ,>so werdet ihr ench wohl auch noch meines Va-ters erinnern." »Nein, mein zunger Freund," antwortete der Pilger, »denn dieses Gehöfte, dazumal um vieles kleiner als jetzt, ge-hörte einein jungen unverheiracheren Landmann, der es später, ich weiß nicht aus welcher Ursache, verließ, um sein Leben in der Einsamkeit zu beschließen." „Wißt ihr noch den Namen dieses Mannes?" «Wohl weisi ich ihn, er nannte sich Nedeljko," „Nedelj ko," riefen die Grüderin freudiger Aufregung. „Und habt ihr," fühl- Ianko fort, „nie mehr erfahren, was aus ihm geworden ist?" „Wir lebten zehn Jahre zusammen in einer Einöde, und trennten uns erst vor wenigen Monaten." „Der Himmel sey gepriesen," brach jetzt mit einem Male Ianko los, „unser Vater lebr!" „Unser Vater lebt!" Unser Vater lebt!" jubelten die andern Brüder.' „Wie?" fragte der Greis?" ihr glaubt wirklich in dem fremde,, Wüstenbewohner euern Vater entdeckt zu haben? und "' >agte mir doch, daß er nie verheirathet gewesen, noch jemals K'"der besessen habe." Ja« k o-. „Der Himmel weiß, was ihn verleitete, nns zu verlaufen; doch werdet ihr euch überzeugen, das; er unser ^ater ist, welcher, als wir hundert Brüder durch besondere Fügung des Himmels zugleich das Licht der Welt erblickten, aus dieser Gegend verschwand. Ich bitte euch, entdeckt uns nur sogleich den Ort, an welchem er sich befindet." , «Das will ich g„„^ ^.^,^ der Greis. Die ganze Familie drängte sich „ach diesen Worten mir der gespanntesten Aufmerksamkeit um den Greis, welcher folgender Weise begann: „Sieben Tagreisen von hier bewohnt Nedeljko eine Höhle, welche rings von Felsentrümmern eingeschlossen, und deren Eingang außer mir und einem lebensmüden Einsiedler, welcher unfern derselben seine Klause besitzt, keinem lebenden Wesen bekannt ist. Jener Einsiedler und ich waren Nedeljko's einzige Vertraute und Freunde; wir machten seine einzige Gesellschaft aus, und nie war er zu bewegen, sich einem andern Menschen, welcher sich in jene Einöde verirrte, zu nähern. Ich glaube daher, daß es euch nicht leicht gelingen wird, ihn zu sprechen." „Wir wollen's versuchen," erwiederte Ianko; „beschreibt nns nur genau den Weg, welcher uns zu jener Höhle führt." „Wenn ich auch dieses thun würde," entgegnete der Greis, „so würdet ihr doch nie zu dem Aufenthalte N e del j-ko's gelangen; doch will ich euch selbst dahin führen." Ein allgemeiner Freudenansruf der Söhne Nedeljko's bezeugte, wie angenehm ihnen dieser Antrag war. „Noch heute," rief Ianko, „will ich alles zur Reise anordne:,, und bevor der Morgen graut, müssen wir uns auf dem Wege befinden." Wie gesagt so gerhan; noch vor Tagesanbruch verließ Ianko mic zweien seiner Brüder in Begleitung des greisen Wanderers unter den Segnungen der -alten Drag in ja und den Glückwünschen ihrer übrigen Söhne die Heimath. (Fyrtsttzung folgt.) Öffentliche Charaktere. 5. Gras Joseph Nndetzky. (Aus der «Münchener Zeitung/') Graf Joseph Radetzky wird am 2. November 83 Jahre alt, doch verrath sein Aeußeres durchaus lein so hohes Alcer; er ist nicht groß, aber kräftig gebaut, ohne stark zu seyn, geht gewöhnlich mit schnellen Schritten sehr gerad und aufrecht umher. Seinen Kopf trägt er hoch und schaut frei hinaus, seine Züge haben einen ungemein gewinnenden Ausdruck und zeigen unverkennbar das Gepräge seiner Herzensgüte. Er lacht gerne, und wenn er sich sehr freut beim Durch-leseu der Berichte über glänzende gelungene Gefechte, oder wenn er sieht, wie die Truppen muthvoll und freudig au-griffen, so umflort sich dagegen sein Blick, wenn er von Gefallenen und Verwundeten hörr, und tiefe Bekümmernis; malt sich um sciue Züge beim Anblick eines menschlichen Elendes. In Garlasco, wo die Soldaten, nachdem sie den Feind bei Gravellone und la Cava zurückgeworfen, einige kleine Excesse begingen, d. h. Brot uud Wein wegnahmen, bestrafte er diese Leute auf's Strengste, ließ durch oen Ortsoorsteher augenblicklich viertausend Zwanziger austheilen und gab zu einer Sammlung, welche die Officiere des Hauptquartiers zu demselben Zwecke unter sich veranstalteten, reich und glänzend. Wie ofr sah ich, daß er zu einzelnen Schildwachen ging und denselben — da es ihnen verboten ist, auf dem Posten etwas anzunehmen — einige Zwanziger in die Patrontasche steckte! In Novara erzählte .man häufig, wie der alte Marschall arme Leute beschenkt habe. Bei dem Vorbeimarsche der Truppen trat er in die Reihen, hier einen alten Unterofsicier begrüßend, dort einem Officier auf die Schultern klopfend, und sprach zu den meist blutjungen Wiener Freiwilligen und Ja- 136 gern freundliche ermunternde Worte. Mir Officieren seiner Umgebung lebt er auf dem vertraulich-angenehmsten Fuße; er zeigt ihnen nie den großen gewaltigen Kriegsmann. Häu-sig trat er mitten unter uns, wenn wir zusammen lachten oder Geschichten erzählten, oder um das Feuer fasten, und mischte fich gerne in die Unterhaltung; er konnte es nicht leiden, wenn Alles von den Sitzen aufsprang und Feldmützen und Cigarren verschwanden; bleiben Sie sitzen, rief er dann, machen Sie keine Sachen! setzc's mir die Mützen auf! Er war beständig wie ein Vater unter seinen Kindern und er-gctzte sich namentlich an der Lust und Fröhlichkeit seiner »Ki-bitze." »Sehen Sie," sagte er mir eines Tages nach der Tafel, »im vorigen Feldzuge hatten wir nicht so viel wie jetzt, da ging's oft mager her, da hat mir Morgens mein Freund H. eine Chocolade angefertigt;" dabei lachte der alte Herr laut nnd fröhlich, »und er soll Ihnen sagen, wo er die Milch dazu hernahm." Das Fclctnm war, daß General W. eine Ziege mit sich führte, von welcher die jungen Officiere in der Morgendämmerung ihre erste und beste Milch stillschweigend für den alten Marschall holten. Die Stimme Radetzky's ist tief und kräftig, seine Anrede an die Officierc Sie; wenn er vergnügt ist, sagt er vielleicht: »meint ihr's nicht auch so, Freund? und bei außerordentlichen Fallen der Gewogenheit sagt er Du, Der Marschall geht Fiüh zu Bett und steht dagegen auch sehr ftüh wieder auf; die Stunden des Abmarsches hält er mit großer Genauigkeit, bricht wohl hie und da früher auf, über nie spater. Berichte, die einlaufen, laßt er sich meistens vorlesen, aber Alles, was abgeht, liest er aufmerksam selbst durch. Seine Handschrift ist nach der alten Schule, aber deutlich und leserlich, eben so seine Unterschrift; bei den Dienstsachen zeich-net er einfach: Radetzky, bei allen Conrtoisieschreiben: Graf Joseph Nadetzky. Oft, wenn es eilig ist, uuterschieibt er seine Depeschen auf dem Knie. Wenn er mit Jemand spricht, so faßt er ihn unter dem Arm und spaziert auf uud üb. Der Feldmarschall reitet fest und sicher und liebt die schnellen Gangarten; so bei Novara wurde mehrere Miglien zwischen Truvpen, zwischen Todten und Verwundeten vorbei , im scharfen Iagdgalopp geritten. Seine Pferde sind starke Mecklenbnrger, meistens Schimmel, sein Sattel deutsch mir reichgestickter Feldmarschallsschabrake, das Kopfzeug des Pferdes mit goldenen Nägeln besetzt. Sein Anzug ist ein grauer Rock mit goldbesetztem Kragen, dazn den Cavalleriesäbel nnd Hut mit grünen Federn. Ein wahrhaft kriegerisches interessantes Bild bietet das Hauptquartier in der Nähe eines Gefechtes, so in Vespolate. Schon den ganzen Morgen hörten wir von Novara her den Kanonendonner, bald einzelne Schüsse, bald ganze Lagen. Wir hatten im Hofe des Hauses, wo der Marschall wohnte, gespeist. Nachdem das Eßgeschirr weggeräumt war, bedeckten große Landkarten den Tisch, die Wagen und Handpferde waren bepackt, alle Pferde gesattelt, und was zum Hauptquar- ', tier gehörte, stand im Hofe in einzelnen Grnppen und plau-derte. Der greise Mann spazierte auf und ab, eine Hand in die Seite gestemmt, horchte hie uud da auf den fernen Kanonendonner, warf einen Blick auf die Garde, und sah ernst, aber ruhig aus. Vor dem Hause wogte eine gewaltige Menschenmenge, welche eben so begierig auf den Ausgang des Gefechtes war, wie wir. Sie hatten vor ihren Landsleuten, den Piemontesen, die sich überall durch Naub uud Plünderung ansgezeichnet, einen gewaltigen Respect, und so oft sich der Marschall am Thore blicken ließ, brachten sie ihm ein Lvviv» um das andere. Ungefähr sechs Mädchen aus dem Dorfe — und es schien mir, es waren die schönsten — mochten sich nicht abweisen lassen, und verlangten durchaus dem Marschall die Hand zn küssen. Einige oon uns wollten sie hinein begleiten, doch schienen sie kein großes Vertrauen in uns zu setzen, oder genirten sich vor den andern, genug, der Graf Bachta, ein alter Herr, mußte sie in den Hof be. gleiten, wo sie der Marschall auf's Freundlichste empfing, und jeder von ihnen die Hand reichte. Man kann sich denken, mit welchen Fragen sie draußen von der Dorfgemeinde bestürmt wurden. Unterdessen wurde der Kanonendonner von Novara her immer heftiger; die Ordonnanzen und Adjutanten, die athemlos in den Hof sprengten, brachten Meldung, die Kibihe standen bei ihren Pferden, und für jeden Ritt drängten sich immer zwei bis drei vor, die Berichte vom Schlachtfeld, — meistens mit Bleistift und in guten technischen Ausdrücken geschrieben, als: »die Brigade dringt vor, der Feind beißt auf allen Seiten," — wnrde von dem Feldmarschall, v. Heß und Schönhals gelesen und augenblicklich neue Befehle gegeben. Der betreffende Ordonnanzofficier that einen tüchtigen Zug aus irgend einer freundnachbarlichen Feldflasche, schwang sich in den Sattel, und mit Windeseile ging's hinaus auf die mit Wagen und Mannschaft aller Art bedeckte Landstraße, »l'overn ^iovinn," riefen die Weiber des Orts, denn sie dachten, dcr tommr nimmer wieder. Feuilleton. Ginlasigeld. — Unter Kaiser Leopold I. mußte am Karntnerthore nnd rothenThnr m in Wien zm- Nachts-zeit Einlaßgeld bezahlt werden. Dieses betrug im Jahre 1676 bei ersterem 327 l si. 46 kr., bei letzterem 3548 fi. 48 kr., mithin im Ganzen die Summe von 6820 fi. 34 kr. Gin Wundermädchen in Berlin — macht Auf sehen, uud Tausende strömen zn ihr, um sich sich — heilen zu lassen. Ein Mann, der schon lange Jahre wegen eines kurzen Beins hinkte, ging ebenfalls zum Wundermädchen, um von diesem Uebel befreit zu werden; sie gab ihm als einziges Mittel an, recht ernstlich zu beten. Er befolgte die Weisung, betete aber etwas zu lang, und s^he da, der kurze Fuß war zu lang geworden, so daß er nun wegen des andern jetzt zu kurzen Beins hinken muß.—Ein Student, der das Mädchen prüfen wollte, machte sich einen Höcker, ging zu der Helfenden und bat sie, ihn von seinem Gebrechen zu heilen. Sie versprach es. Als der Student nach Hause kam, hatte er einen wirklichen Höcker. Verleger: Ignaz Alois Kleinmayr.