„Freiheit, Wohlki«», Kilbmig sir Alle." Nr. 88. Mittwoch, Juli I8L?. VI. Jahrgang Di«.«arburgtt z-> u«n» crschc>ii, ,-d«» Mituvo» und Preis« - sür Maibiirgi gan,iäv>g «! f>., dalbjähria S fl>> »icrtiljShri,, I si. Sl> kr! siirgiiNelluna »»Vau« monailich IV Ir. — mUPost«crs«nd»»n^ »«»Zjähng 8 sl., d^Ibiähiiq 4 sl^, «ietteljähilg S sl. Dit ciiiMal aespallene«armoiidieile wird dt,eii»n-lia«rSiiilchattuiia m,» 10. linziveimall^er mit 15. t»el dreimaliger mit ^^0 kr. l'erechiiet. wo,u fiir jedesmallge Eittschnltii!,^^ 30 kr. Jttseraten.Stempelgebiihr kommen. Zur .jli'schichli' itr»; Tai^e!,. Das ö st tr r e i ch is ch - fr a n z ö si s ch e Vündniß will noch immer nicht von dcr Tatjesordouu,, vuschwinden. 9tach einem Berichte dcr „Schlesischtn Z itn»^^" würd? Örstclrcick neutral bleiben, falls sich der Streit auf Frankreich und Preußen brschränkt: cS würde aber auS dieser Neutralität treten und sich mit Frankreich verbi'ndrn. wenn Ruß« land auf dem KampfplaK erscheint, uin die Pläne des Allslaventliums praktisch zn vcrwertlien — und für einen solchrn Fall sind allerdings bernts bindende Abn'.achntnzen zwischen Oesierreich und Frankreich getroffen wor-den. wrlchrS lrKtere ülirigenS die Notliwendigkeit vollkommen würdit^t. jeden Anlt'ß zu ve»meidcn. dcr Oesterreich vorzeitig in ciuen Kamps hineinzitljen könnte. Von der polnischen Grenze wird berichtet, daß di^ sämmtlichen russischen Truppen, die angeblicl, blos zn den qroneii Manövern vor Powonsk beraugezogen »varcn nnd die nach tem Schluß dcr Lai^er-Übungen den Rückmarsch in das Innere anlrcttn sollten, plötzlich (Scgcn' befehl erhalten ljaben. Es ist an^;rordnet, daß dirse Truppen im Königreiche Polen verbleiben nnd in Garnisonen an der galizischen Grenze verlegt wcrk»en. Diese Verfügung machte ein ungemeines Aufsehen, indem man daran» schließen will, daß eine Aenderung der polltischen Beziehungen Rnßlands zu Oesterreich bevorstche. Pariser Berichte le.^en dem Urthcil. welches daS Schwur-gericht über die That Btrezowskis gesprochen, eine große Tragweite bei und behaupte", es sei zwischen l^en zwci Höftn verabredet norden, daß Berezotvski zum Tode verurtl,rjlt und auf die Fülbitte AleLander'S nach Cayrnne begnadigt werden sollte. Die französische Regierung habe Mlt Sicherheit auf ein TodeSurtheil gerechnkt. Der Staatsanwalt verlangte ein solches als abschreckendes Beispirl und als lAenugtlzuung für AlcLander ; er verlangte eS um so eindringlicher, indem er die Begnadigung als höchstwahrscheinlich in Aussicht stellen, beinahe versprechen konnte. Ihm gegenüber machte der Verth eidiger Arago in ergreifender Weife geltend, daß nach der Hinrichtung Maximilians ein politifchkS TodeSnrthcil in Paris für die ganze GefeUfchaft moralifch nnd politisch unmöglich geworden. Die Geschworenen, mochten sie nun an die vom Staatsanwalt versprochene Begnadigung glauben oder nicht, wollten daS Begnadigungsrecht der öffentlichen Meinung Frankreichs vorbehalten und übten es selbst ans. indem sie mildernde Umstände anerkannten. Man ist in Paris allgemein drr Meinung, daß daS Urtheil für die Regierung sehr peiickch sei. weil der Schnß den Kaiser Napoleon mit treffen konnte, weil einer der Führer der republikanischen Partei. E. Arago. die mildernden Umstände hervor-hob und seinen Antrag durchsetzte, und weil dasselbe auf die Beziehungen zu Rußland nicht ohne Einfluß bleiben könne Eine Annäherung der zwei Höfe wrrde nun unmöglicher sein als je. nnd in russenfeindlichen Kreisen werde man das Urtheil als eine neue Anerkennung der pollnfchen National-Bestrebungen betrachten. Die Zustände in Spanien Verwirren sich immer mehr. Viele bürgerliche und militäiifche Beamte sind zu den Empörern über-gegangen wie man aus den zahlreichen Auffordrrnnj^en an sie ersieht, sich vir die Kriegsgerichte zu stellen. Bon Berkehr ist keine Rede mehr, das Elend ist ungeheuer. So hat denn auch Prinz Humbert von Italien die Einsicht geliabt. die Verbindung mit einer spanischen Infantin abzuschlagen, welche die Kaiserin Eugenie gar zu gern herbeigeführt hätte. Voltjeifinn und Bereiksrecht. Marburg, 23. Juli. Die Borlage der Regierung über das Bereinsrecht und der bezügliche Entwurf dcS Ausschusses, welchen das Abgeordnetenhaus uiederj^efetzt, beweisen, daß Oesterreich mehr geborne Polizeiminister zählt. alS wir befürchtet. Der Polizeisinn gibt sich vor Allem dadurch kund, daß jedem Rechte, welches man nothgcdrungen nicht länger mehr vorenthalten kann. mög. lichst viele einschränkende Bedingungen zur Ausübung angehängt werden. Die Verwirrung und Verdnnkelung dcr Begriffe, die wir der polizeige-mäßen Schulung verdanken, zeil^t am deutlichsten in der Vorlage der Regierung die Bestimmung, welche die Bildung der Bereine gestattet, „insofern? dieselben nach ihrem Ztvecke und nach ihrer Einrichtung weder ein Gesetz, noch bestehende Rechte verletzten, noch das öffentliche Wohl P s e i s e il h « tt n k »z. Po» I H. ltmmt. (Schluß.) Der Iustizratli war wirtlich ein reeljtschaffener. geivissenliafter Mann. „Sie sollen meine Ansicht ohne allen Rückhalt erfahren. Herr Baron." erwiderte er. „Im Anfangendes Verfahrens lagen allerdings Verdachts gründe gegen die Gouvernante Emma Schröder vor. Sie kennen sie selbst. Herr Baron ; ich darf sie daher nicht wiederholen. Aber man hat Ihnln wahrscheinlich nicht mitj^etheilt. wie der Verdacht b< sonders durch zivei Umstände bedeutend verstärkt wuide. Beide bezo^^en sich auf die geheime Zusammenkuust zwischen Ihnen nnd der Mamsell Schröder im Walde, und der eine war, daß Sie dem Reitknecht Johann befohlen hatten, zu sagen. Sie sti^n immer mit ilzm zusammen gewesen, und der andere, daß die Mamsrll hartnäckig dle Zusammenkunft mit Ihnen ableugnete. Man glaubte sich dadurch zu dem Schlüsse berechtigt, daß die Mamfell mit Ihtien, Herr Baron, in einem Verl)ältnisse stehe. welchrS Sie so ganz und gar verblendet habe, daß die Gouveruante zuletzt durch einen Mord die Baronin habe an» der Welt schaffen muffen. Und. Herr Baron, ich muß hier ganz offen gegen Sie sein, mein Berd<-cht war derart, daß ich sklbst Sie deS Einverständnisse» mit der Mamsell schuldig hielt. Mein Innere» sträubte sich zwar fortwährend gegen jenen, wie gegen diesen Verdacht-, aber die Thatsachen. wie sie dem Gerichte vorge- bracht w.>rtn. lagen nun einmal da und wrren rechtlich konkludirt. _ Die heutigen Vernehmungen habe die Sach!lige völlig verändert, und jetzt ist sie die: Von den rechten Ttiätern ist aus eine eben so boshafte Weise der Verdacht auf die ^liamsell Schröder lenken gewußt. Die Piamsell ist unschnldig. Die rechten Tliätkr aber ? Erwägen Sie folgende Punkte. Herr Baron: Der Baron Wilibald hat am eonnta,^ Gifr von dcr Scharfrichterei mitgenommen. — Durch Arsenlk. vollständig von derselben Beschaffenheit, ist am Montag die Baronin vergiftet worden. — Kurze Zeit vor dcr Vergiftung hatte der Baron Wilibald eine heimliche Zufam-menkunft mit seiner Schwester in der Nähe de« Ortes der That. Kurze Zeit nach der That kehrte sie in vollem Laufe zu ihm zurück. — Sie trug ein graueS Kleid; ein graueS Kleid Hot nach dem Zeugnisse deS Kammerdieners Konrad dieGiftmifcherin getragen. DaS Herz klopfte ihr noch, als sie zu dem Bruder zurückkam Sie kehrte erst zum Schlosse zurück, als eS dunkel war und man im Schlosse sie und ihr graue» Kleid nicht mehr sah. — Der Baron Wilibald war in der ganzen Zeit heim-lich da geivesen nnd man mußte ihn bei seinem Regimente in der Re-sidcnz vermuthkN. —- DaS Fräulein Fannt» wußte unziveifelliaft. daß die Mamsell Schröder ein graueS Kleid trug. — Der Baron Wilibald hatte leicht ersahren können, vielleicht selbst gesehen, daß die M.mistll Schröder in der Kastanienallle deS Parks geivesen ivar. dort ihr Tuch verloren liatte; das P^ipier mit den Giftresten war leicht in daS Tuch zu tiringen. „Wer koniten danach nun die wahren Thäter sein. Herr Baron?" „Die Dame, welche gnädige Frau auf Boltcnhagen iverden wollte, mußte zugleich die grau Baronin und die von Ilinen. Hcrr Baron, be' vorzugte und ausgezeichnete Gouvernante beseitigcn. Der'Bruder, dcr ihr half, ivar dann der eigentliche Herr auf Boltcnhagen. „Soll ich mich noch weiter und naher aussprechen, Herr Baron?" „Nein," sagte der Baron. „Ich danke Ihnen." Dann ivandte er sich an den Gerichtsschreiber. „Verlassen Sie nn» auf eine halbe Stunde." Dieser verließ daS Zimmer. Dcr Baron und der Iustizrath blieben fast eine g^inze Stunde aUciN. WaS sie in dieser Zeit gesprochen und verhandelt haben, ist nicht bekannt geivorden. — Sie verlilßen gemeinschaftlich da» Gcrichtslokal und gingen zu dem Thurme. in ivelchcm die Gouvernante al» Gefangene ivar. 'Der Gericht-dienrr sol.'.tr ihnen, um da» Gcfängniß aufzuschließen. „Miimsrll Emma." sa.,te der Baron zu der Gefangenen, „meine llilvornchtigkeit hat 'flicht. Sie wieder htnauSzufiihren. Sie sind frei. Man hat Ihnen Unrecht zugefügt; ich werde nach Mlinen Kräften es wieder gtfShrdtN." Der Ausschuß meinte wahrscheinlich, auf die Höhe der Zeit sich emporgtsä)lvungen zu habcn. als er abweicheud von der RcgierungS-vor!.,ge diese Bestimmun,^ also saßte: „Bcrcine sind ttestcittct. insofernc dieselbkn nach ihrem Zweckt und naä» ihrer Einrichtung lvrdcr geseß- oder rechtswidrig, noch staatSgesährlich sind." Wir haben immer g/glaubt. man könne da» öffcntliche Wohl nur ,gefährden, wenn man ein Gesev oder tin bestehendes Rtcht vcrlept — wir h^tbcn immer geglaubt. staatSgksähr. lich könne Jemand nur sein, wenn er gesrß- oder rechtSwidrii^ handUt: die Vorlage der Regierung und der Entwurf deS AuSschuffc« belehren UNS aber, daß die strengen Regeln deS w.ffenschaftlichen Denkens viel zu tinfach sind, als daß sie beim österreichischcn Berein^rccht dürften zur Anwendung kommen. Vereine zur Beförderung d,r Tugend und (Skselligteit und ähnlicher Amecke würdcn die Bevormundung der Polizei leicht ertragen; waS aber von derselben im Keime erstickt oder im WachSthum gelindert, verkrüp ptlt würdk, daS wäre» die politischen Vereine. Diese Bcrejne sind im VerfaffungSstaate nach dem Versammlungsrechte daS beste Mittel, den Wünschen und Forderungen teS BolkeS AuSdruck zu verschaffen. In Ocsterreich. wo zwischen Gesetz und Recht und dem Willcn des GolkeS noch ein 10 weiter Abstand ist die Bildung solcher Bereine cin Gebot der Nothwendigkeit. Hätten wir eine förmliche Verfassuuizsulkunde hätten wir in der selben die unveräußerlichen Grundrcchle verbrieft, so fände sich unter den-selben auch daS BereinSncht und eS würde heißen: „DaS Bereinsrecht ist gewährleistet und soll durch kein besonderes Gesetz beschränkt werden." Hätten wir ein solches Rccht. die Mühen der Regierung zur Einbringung der Borlage, die Mühen des AbgeordnctenhauscS und seines Ausschusses, all' daS Sitzen und Schwitzen und waS damit zusammenhängt. ws»rden erspart und wir genöfsen ein Rccht. bei dessen Gebrauch w^r nur zur Beachtung der allgemtineu Gesetze verpflichtet wären. Politische Bereine, ungehemmt in ihrer Bildung und Verzweigung, würden an der politischen Entwicklung der Staatsbürger, au der srtjheit-lichen Entwicklung deS Staates selbst kräftig mitarbeiten. Bei unbe« schränktem BereinSrecht würde die BolkSpartri in der Hauptstadt des Reiches ihren Mittelpunkt haben; in jedem Land würden Zw^igvcreine, in jeder Äadt, in jer größeren Gemeinde OrtSvereine gegründet, die unter sich in der innigsten Verbindung stünden. Würde stch's um einc Bittk, um eine Beschwerde, um daS Begehrcn cines VolkSrechteS handeln und würden dem Bcschlusse deS Wiener Vereines sämmtliche Bercint beistimmen — welch' einen bewältigenden Eindruck milßte nicht die Wil lenSäußerung von Hunderttausenden auf die Regierung, auf die Volks« Vertretung hervorbringen! ? Es ist ein Unglück für jcden Staat, wenn in der Seele seiner Bürger auch nur der Gedanke sich regt, zur Erreichung dtS Z.clcS anderer als streng gesetzlicher Mittel sich zu bedienen — cS ist ein Un^^lück. wenn ein solcher Gedanke zur That werden kann. Beschränkt unser Recht, poli tische Vereine zu bilden, durch kein besonderes Gesetz, bevormundet uns nicht durch die Polizei, wo wir als freie, rechtliche Männer zusammen, stehen möchten und Ihr habt eine Bürgschaft für ehrliches Wollen und Wirken mehr — eine Bürgschaft für politische Bildung, für geSeihlichc Rechts,ntwicklung — eine Bürgschaft, wie keine Polizei der Welt, am »venigsten die österreichische, sie zu leisten vermag. Vermischte Nachrichten. (Mexiko) Seit dem Zahre 182l zählt Me;iko folgende Oberhäupter des Staates: 182l Zturbide. G.neralifsimuS; 182Z Äturbide. Kaiser; 1823 General Guerrero. General Bravo. General R'grete, Dikta- torei,; 1824 General G. Bietoria. Präsident; 1827 General Pedraza. Präsident; 1828 General Gucrrero. Präsident; 162V General Guerrero. Diklntor; 1830 General Bustamente. Präsident; 1i^32 General Pedraza. Piäsidcttt; 1835 General Santa Anna. Piäsident; 1836 St. Jose Justo Caro. Piäsident; 1837 General Buitaincnte. Präsident; 1840 General gariaS. Diktator; 1841 General Bustament«'. Prästdcnt; 1841 General Santa-Anna. Diktator; 1845 General Canalizo. Präsident; 1845 General Herrera. Präsident; 1847 General ParedeS. Präsit»ent; 1850 General Arista. Präsident; 1852 M. I. CeballoS, Präsident; 1853 St. M. Lombardini. Präsident; 1853 General Santa-Anna. Präsident; 1855 Don Jnan Alvarez, Präsident; 1856 General i^omonfort. Präsident; 1858 Don F. Zuloaga. Präsident; 1858 General Miramon. Präsident; (Iuarez. Gezenpräsident); 1859 Don F. Zuloaga. Vieepräsident; 1860 General Miramon. Präsident; 1861 Iuarez. Präsident; 1864 Maximilian, Kaiser (f 19. Juni 1867) ; 1867 Iuarez. Präsident. (Das KinderhauS in Neiv-Aork.) Vor einigen zwanzig Zahlen verließ ein Dentjcher. NainenS Steinbecker, sein HcimatSland, um in Amerika sein Glück zu suchen, daö er zu Hause nicht gefunden. Cr käinpste lange gegen daS Elend an. aber trotz aller seiner Thäti^;keit krönte kein Erfolg seine Anstrengungen; er vegetirte nur. Eine arme AnSgewan« derte lvie er. hatte ihr Geschick an daS seine so traurige geknüpft. Zehn Zahre Verstössen, zehn Jahre 0er Leiden. Sie wurde Mutter; eineS TageS. als Steiiibecker gerade nach dem Hafen gegangen »var. um Arbeit zu suchen, und die Mutter in den Straßen nach einem Stückchen Brod umherlungerte, verschwand daS dam»ilS drei Jal»re alte Kind auS dem elterlichen Hause. Wo war eö hingekommen? Boller Verzweiflung und nach tausend Vergeblichen Nachforschungen, beschlossen die Eltern deS verlornen KindcS Neiv Kork zn verlassen und begaben sich auf daS Zwischen-deck eines AuSwandercrschiffcS nach Kalifornien. Es ivar eine traurige Ueberfahrt. Bor einigen Monaten stieg ein Mann von nngefähr vierzig Jahren im Hafen von Long-Jsland zu Neiv-Aork an'S Land; feine Haltuns,. seine Kleidung verrilthen Reichthum. Eine Frau von ungefähr sunfnndüreißig Jahren begleitete ihn; sie war mager, bleich, und ihre traurigen Augen schiene» fortivaijrend EtwaS oder Jemand zu suchen. E.n Kind, ein armeS kleines Wesen von etiva zwölf Jahren, näherte sich ihnen; eS schien sich kaum aufrecht erhalte» zu können und mit einer vor Schüchternheit und vielleicht auch vor Hunger fast unverständlichen Stimme bat es sie um eine llnterstiitzuug. Die Frau erbebte, diese Stimme halte ihr Herz wie eine Erinnerung getroffen, sie drückte schnell einen Dollar in die Hand deS KindeS. welches ihr lächelnd danken wollte, dann plötzlich einen Schritt zurücktrat und zur Erte fiel. ES ivar vor Erschöpfung ohnmächtig getvorden. Di e beiden Reisenden eilten daraus zu; der Mann nahin das Kind in seine Arme, daS Hemd deS Kleinen verschob sich, er stieß einen Schrei auS! Er liatte eineu ärmlichcn iverthlosen Schmuck, welchen das Kind am Halse trug, erkannt. ES war Steinbecker und seine grau, tv.lche reich und geachtet auS Australien zurückkamen, und dieses z^ind. welches der Zufall, odcr besser die Vorsehung ihnen vor Entbeh« runden sterbend in den Weg gesührt hatte, war ihr verlorner Sohn. Jetzt hat Steinbecker eine Znfluch tstättc gegründet. Ivo jedeS obdachlose Kind etn Lager uiid Na!)rung findet; das ist daS Kind.rhauS. Jeden Abend erscheint in dem „New Nork Herald" rine Personsbeschreibung Derjenigen, welche noch nicht reklamirt sind. Zu jeder Stunde deS Tages klopfen die Polizeibeamten an diese Pforte, und die Kinder werden von barmherzigen Frauen ausgenommen, welche der besten Klasse der Gesellschast angehSren, und welche der Reihe nach diese so schöne, der Frau und der Mutter so würdige Sendung erfüllen. ES sind 200 kleine B.tten in dem Kinderhause, über dtssen Thüre Steinbecker in großen goldenen Buchstabe» diese Worte des Heilands hat anbringen lasten: „Lasset die Kleinen zu mir kommen!" gut zu machen suchen. Kehre« Sie mit mir in mein HauS zurück; seien Sie meinen Kindern ferner die mütterliche Freundin." Er nahm ihre Hand, ste aus der Zelle zu führen. Sie konnte iüm lange nicht folgen. Ein heftiges Zittern hatte sie ergriffen; sie mußte sich noch einmal auf der harten Pritsche niederlassen, um sich auszu-weinen, um durch die Thränen ihre Kräfte wieder zu gewinnen. Dann aber verließ sie an der Hand deS BaronS daS Geiänttniß. Der Zustizrath folgte, zur Bewahrheitung. daß hier ein Akt der Gerechtigkeit vollzogen werde. — Draußen auf dem Schloßhofe stand der PfeifenhanneS mit der grau Freiberg, die schon am Morgen mit ihrn gekoinmen war. Emma Schröder fiel in die Arme der Mutter. Au der einen Hand von dem Gutsherrn, an der anderen von der Mutter geführt, kehrte sie in daS Schloß zurück. Alle Bewohner desselben hatten ihre Genugthuung und ihre Freude darüber. Doch nicht Alle. Der Baron Paul lag krank von den Prügeln, die ihm der Sutscher Friedrich zur Wiedervergeltung ertheilt hatte. Seine beiden Kinder, der Baron Wilibald und daS Fräulein Fanny tvaren verschwunten. Der GerichtSschreiber »var. nachdem er die GerichtSstube h>tte ver« lasse« müssen, zu seinem Gönner, dem Baron Paul geeilt. Fünf Minuten nachher hatte Letzterer einen Wagen anspannen lassen; nach fünf späteren Minuten ivaren der Baron Wilibald und Fräulein Fanny von bannen gefahren. Man hörte und sah auf Boltenhagen nichts wieder von ihnen. Freilich hat man auch nie ivieder etivaS von den llutersuchuNj;S-akten über die Vergiftung der Frali von Mahloiv gesehen oder gehört. An da< landesherrliche Krimiualgericht ivaren sie nicht aligegeben. Der Iustizrath konnte sein Gewiffe» in dieser Beziehung vielleicht mit einem Befehle seine« Gerichttherr» beschwichtigen, vielleicht auch zugleich damit, daß die Reuverdä1»tigk» fort tvaren. tin dringender BeiveiS gegen siei »och nicht vorlag, und ei« voller BetveiS gegen die Abivesende« nicht zu' erlangen sei« »verde. A« diese« mangelnde« Beweis mochte auch »vohl der Gerichtsherr denke«; überdies galt eS seinen nächste» Verwandten. Uitd endlich. war«m hatte man Patrimonialgerichte? Nach etwa zive» Jahren ivurde auf Boltenhagen eine stille Hochzeit, aber von desto «glücklicheren Menschen gefeiert. Der Baron Rudolph von Mahlow vermälilte sich mit der Mamsell, oder, wie sie seit jenen Bege« benhliten auch iin Schlosse hatte genannt werden dürfen, mit dem Fräu« lein Emma Schröder. Mit der Mnttee der Braut ivar auch deren Mann, der Herr Ma-nistratSsekrttär Freiberg erschienen. Die Frau hatte den Namen ihrer Tochter wieder vor ihm nennen dürfen; er ivar sogar ein sehr zärtlicher Stitsvater geivoreei». Einige Wochen später iali deS Abends im Zwielichte in dem kleinen Stübchen zu ebener Erde an der Rückseite d>S linken Schloßflügel zu Boltknhaiien einsam die alte Frau mit tem gekrü»nmten Rücken unv dettt zus.mlmcngcschrutnpsten Gesichte, zn welcher der PfeifenhanneS die Frau Freiberg geführt tjatte. als sie ihre Tochter wiedersehen sollte. Sie saß in t'esem „nd stillem Nachdenken, ivohl ülier längst vergangene Zeiten, über eigene und über fremde Schicksale. Sie ivurde darin gestört. Die Thür ihres StübchenS öffnete sich; der PfeifenhanneS trat ein. Er sah ernst auS. aber weriiger strenge, als er sonst gegen die alte Frau zu sein pflegte. „Guten Abend. Lotte." „Guten Abend. HanneS." Sie konnte eS ihtn doch nur schüchtern erividcrn. „Ich habe Dir rtiv.,S zu sagen. Lotte" Er nahm einen Stuhl und setzte sich ihr gegettübcr. „Lotte, der Scharsrichter ist ta0t." „Großer Gott. HanneS!" „Er ist heute Mor.'.en gestorben." „Wart Ihr bei ihm?" „Ich habe ihm die Aul^en zugedrückt. Varher hat er noch Dir und lttir verziehen." „)t»r sagtet eS ihm?" .,3ch sagte ihm ÄlleS. um unser Beider willen. Wir werde« auch (Zollfreie Einfuhr von Kali-Salz.) Die Pmger ptUriotisch ökonomische Gesellschaft l)at in einem von der Statthalterei ihr abt^efordertcn Gutachlcn die zollileie Cinsniir von Kali Salz befürwortet. Dieser silr die Landivirthschaft wicht qe Dünqstoff wird durch den Einsuhr' zoll von 42 kr. für den Zollzentner um 50 seines WertheS vertheuert. (Zur Auslassung der M o n t ur k o m mij s i on c n.) Wie die ersährt, ist die Angele^^enlieit ivet^cn Uebcrlassnng der Lieferung der MontiruugSl)tdürfntsse fiir die Atmre (mit Ausschluß der Flotte) au die Privatindnstric so weit gediehen, daß bereits in Wien die Eröffnung der Eingaben stattgefunden. Es haben mehrere Gesellschaften Antrüge gemacht und ein Vadium von 250,000 Gulden erlegt. An der Spitze einer dieser Gesellschaften fteyt der Prager Fabrikant Robert Krach, eine andere ist durch Skcne in Britnn vertreten. (Die S ü d l, a h n g e se l l sch aft) wird aller Wahrscheinlichkeit nach schon gegen Mitte Au.^ust die Brenner Bahn für de» Frachtenverkchr eröffnen und damit die kluzestc Verbindung zwischen Deutschland und Ittilien herstellen. Die anS Deutschland kommtndcn S udungen werden nach Kufstrin (der nördlichen Grenzstation)^ die von JtalikN abgehenden nach Ala (der sildlicheu Grenzstation) adressirt werden. Mtuburgcr Berichte. (D a m p f li o o t f a h r t auf der Drau.) Vei der Probefahrt, tvelche der Dampfer „Marl>urg" nach Pettau gemacht, hat sich bekantUlich gezeigt, daß die dortige Vriicke zu nieder nnd daß eine besondere Vorrichtung zur Durchfahrt unerläßlich ist. Da von Mklireren Seiten die Frage gestellt wordeu. ob die Gemein!?e Pettan geneit^t wäre. nöthigenfallS die Kosten eines BrüetenllioreS zu trt'gen. so hat ciu Freund des UnteruchinenS sich an den Bürgermeister > Stellvertreter in P ttau Herrn Dr. Franz Strafella gewandt; die Antivort lautet: „Euer Wohlgrboren! Zl)re fchäßlmre Zuschrift v. 12. d. M. ist mir zugekommen. Die Angelegenheit, tvelche Sie darin zur Sprache gebracht habrn. ist so wichtig, darüber der Gem.inde-Ani'schup der Stadt Pettau ,MrNvcrden und emen Beschluß fassen muß. Äv für meine Pelsou bin sür jede» Fortschritt in den Kommunlk UionSmitteln lebhaft eingenommen. Aber auch die übrigen Mit-glieder der Gemcinderrptasenlanz werden es nicht verabsäumen, eine gleiche Gesinnung zu betlzätigen. nnd selbst jene Opfer nicht scheuen, welche mit der Errichtung eilleö Brücklntliores nothwendij^erweise verbunden sind. Ueber den Kostenpunkt müssen wir uns erst nähere Inforin .twn verschaffen. Ich werde seinerzeit Euer Wohlgeboreu den Gemeindebeschluß brklUmt zu geben mich beeiltU." (Einbruch.) Bei dem Gruudbesitzer Herrn Michael Bresnik in WolfSthal haben in dcr Nacht vom 19. auf den 20 Jul« mehrere Diebe drei Thüren erbrochen und zwci Z ntner Schiveinfchmalz iUstohlen. (Die evangelische Getneinde) l)at in ihrer Hauptversamm-lung vom 21.. d. M. beschlossen. Heuer den Bau der Kirche noch nicht zu beginnen und zwar ans dem Grunde, weil die Pachtzeit für die Frauen» tirche erst in zwei Iahren zu Ende gcl)t und oie Preise sür Ziegel, Steine ... im nächsten Jahre wahrscheinlich niederer flehen dürften. In das PreSbyterium ivurden gciväl)lt: Herr D. Hartmaun, Bauunter» nrhmer und Herr K. Reuter. Elseuhandler. (Die Musikkapelle der Ei s e n b ah n-W e rk stä t t e) zählt nun vierundzwanzig Mitglieder, welche unter der Leitung deS Herrn Rubejch sich fleißig üben und lobenSwerthe Proben ihreS Fortschrittes ablegen. Jeden Sonntag, falls die Witterung eS gestattet, spielt dlese Kapelle im WirthSgarten deS Herrn Flscher in der Grazer-Borstadt und waren am 21. d.M. 600 Gäste dort versammelt. (E rt runken.)Der elsjährijze Sohn deS Hrn. GerichtSadjunkten Laßbacher ist gestern Nachmittag beim Baden in der Nähe deS Landhauses ertrunken. Letzte Voft. . ^ aemeinschaftltche Manvvee der Preußen und Skusse« wird ^cht ftattfinven. Ein »ündniß beider Mächte ist gewiß. , . Der Abgang im italienischen Ttaatshanshalt beträgt für das laufende Jehr 217 Millionen Kranken. Moldanifche Senatoren und Abgeordnete haben eine Volks-^sammlung ausgeschrieben, um Über die Trennung von der Walachei zu beratyen. Briefkafte«. Löbliche Redaktion der Marburger Zeitung. Hier. IS. Juli 1867. Durch Veröffentlichung meines Schreibens von 17. d. M. und durch dessen Beantwortung in Ihrem Blatte haben Sie die öffentliche Meinung über deffen Inhalt zum Richter bestellt; deren Urtheil habe ich nicht zu scheuen. Ich würde Ihrer Antwort die Ehre einer Erwiederung nicht angedeihen lassen, hätten Sie mein Schreiben, welches nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt ivar. nicht zum Gegenstande Ihrer Ausfälle ae-macht und ins Lächerliche zu ziehen gesucht — eine sehr schwache Waffe, deren SpiKe sich gegen Sie kehrt; tvaS ich Ihnen im Nachstehenden beiveisen tverde. Adelung (p. 431.Artikelj„Herr". Wien 1808 bei A. Pichler) schreibt: „In weiterkr Bedeutung ist dieses Wort (Herr), sowie daS weibliche Frau auch ein Ehrentvort oder Titl, tvelchen alle männlichen Personen von einigem Stande, solvie von Geringeren, als von Personen ihreS Standes und von Vornehmeren zu bekomman pflege», wenn mar, sie anredet und auch ihrer mit Achtung erwähnt, da man eS dann sowohl ihrem Namen. alS auch ihrer Würde oder dem Namen ihrer Verhältnisse vorzusetzen pflegt." Weiters ist eS gesetzlicher usu8 sämmtlicher k. t. Behörden und Aemter, allen Personen „von einigen Stande" diesen Titl zukommen zu lassen. Ich wäre in der Lage, uöthigen Falls den legalen BelveiS her. zustillen. daß sämmtliche Zuschriften, die ich von t. t. Behörden und Aemtern erliielt, dte Aufschrist: „Herrn Max. greiherrn von R." tragen. Auf Ihr „Erachten" kommt eS nicht an -, so lange und infoferne Sie sich in der Oeffentlichkeit betvegen, haben Sie sich nach dem zu rithten, was Gang Utld Gebe ist. ES scheint somit, daß daS von Ihnen citirte; „alte Weib" ihren Adelung und die einschlägigen gesetzlichen usauevn besser im Kopfe hatle, als Sie Herr Redakteur. Zum Schlüsse will ich Ihnen noch den Irrthum benehmen, alS mache eS mir ein Vergnügen, einmal oder zweimal mit oder ohne Bei-fügung des Tills: „Hcrr" oder überhaupt in Ihrem Blatte genannt zu tverdtn — im Gegentheil am Liebsten ist eS mir. »Venn Sie und Ihr Blatt mich ungeschoren lassen. DieS mein letztes Wort in dieser Sache — tS zu veröffentlichen steht Ihnen frei. Achtungsvoll MaL Baron Rast. Herr« Max, Freiherrn von Rast in Marburg. Sie behaupten. Ihr erstes Schreiben sei nicht sür die Oeffentlichkeit bestimmt gewesen! H.iben Sie geglaubt, ich werde Ihre unbegründeten Vorwürfe über Mangel an Takt, UnHöflichkeit. Verletzung deS öffentlichen AustandeS in bürgerlicher Demuth einstecken und im hintersten Winkel bald sterbe» müssen. Lotte, uitd mit dem Tode ist eS doch ein eigen Ding. Man geht gern so wenig belastet, wie eb n möglich auS der Welt. Ge-stern Abend kam einer der Seharfrichterknechte zu mir und fagte. daß eS mit seinem Herrn zu Ende gehe; seit dem Tove seines KindeS sei es so recht nicht mehr mit ihm gewesen. Ich ging zu ihm und sah. daß seine letzte Stunde ual)e war. Da mißte er noch vorher AlleS wissen. „Andreas." s^gte ich zu ihm. „ich habe eine Bitte an Dich." „Was ist cö. Olim Hannes?" fragte er. „Ich bin nicht Dein Ohm. Du bist uicht meiner Schivester Kind." „Wer bin ich denn?" „Du lsast dcu alten Herrn Kuno von Mahlow auf Boltenhagen noch gekannt ?" „Ich habe ihn gekannt." „Er Ivar ein böser, schlechter Mensch." „DaS war er." „Es war Dein Bater und der Vater Deines irrsinnigen BruderS Joachim." — Er wollte doch auf feinem Lager in die Hohe fahren. „Liege ruhig. Andreas." fa.^te ich zu ihm. „Ich will Dir Alles erzähle«: Als Dein Bater ein juuger. liederllcher Iuuker ivar. war ich ein junger, trohiger Bursch. Ich hatte eine Braut, dir ich mehr liebte, als mein Lebeo. Sie wurde mir untreu; der Baron hatte sie verführt. Ich erfuhr es. als ich sie gerade heirathen ivollte. Ich schlvor ihr Rache und dem Baron. Dieser hatte bald nachher geheirathel. Seine Frau gebar ihm eineu Sohn. Du warst es. Acht Tage später kam melue Schwester mit einem Knaben uieder. Sie war die Frau drs Scharf-richterS Graumann. E n paar Rächte nachher nahm ich daS Kind meiner Schwester nnd trug eS nach Boltenh'gen zu der Lotte. Sie ivar Stu-benmädchen im Schlosse; sie hatte die Nachtwache im Vorzimmer der Wöchnerin. Ich gab ihr das Kind meiner Schwester; sie mußte eS in Deine Wie^e legen und Dich herausnehmen und an mich übergeben. Beide wechselten wir vorher die Klerdüng der Kinder. Ich hätte ihr ein Messt? in das Herz gestcßen. wknn sie mir nicht gehorcht hätte. ES »var rinmal mein WiÜe; sie wußle es. Ich trug Dich zur Sch^rfrichterei und legte Dich in die Wiege deS KindeS meiner Schwester. So wurdest Du Andreas Grauman». deS Scharfrichters Sohn, und meiner Schwester Sohn wurde der Junker Eberhard auf Boltenhagen. Ztvei Jahre später genas die Baronin wiederum eineS SöhnleinS, und ^ derselben Zeit gebar anch meine Schtvester wieder einen Knaben. Die beiden Kinder Ivurden vertauscht, wie die vorigen, und der zweite Sohn Deiner Mutter, der Baronin, wurde der Joachim Graumann, und der zweite Sohn meiner Schwester ist der Baron Paul. — Die Geschichte blieb zwischen mir und der Lotte. Nur meine Schwester mußte nach Jahren, als Eure Gesichter so fremde Züge bekamen. Euch mit heimlicher Angst ansehen, und ich konnte ihr die Angst nicht ausreden. Und dann war eS ein besonderes Ding, daß über Dich, wie über Deinen Bruder manchmal der Gedanke kain. daß Ihr doch etwaS Anderes sein müßtet, als wofür Euch die Leute hielten, und den nämlichen Gedanke» hatte der alte Ba» ron Burkhard im Schlosse von den Kindern und Enkeln meiner Schwester, die er im Herzen nie so recht für seine Verwandten anerkennen wollte.— llnd nun, Andreas. Haft Du Berzechung für mich?" „Ich vergebe eS Eu^, Ohm." sagte er. „Möge auch Gott eS Euch vergeben. Er hat eS so gewollt, sonst wäre es nicht geschehen. Und weil eS fein Wille war. wird eS auch gut geivefen fein." Damit starb er. Der PfeifenhanneS schwieg. Auch die alte Lotte sprach lauge nichts. Dann sagte sie: „Hannes, glaubt Ihr an die letzten Worte deS Todten?" „Nein. Lotte." sagte der Alte. „Auch ich nicht. Aber glaubt Ihr. daß Rene und Gebet da oben Erhörung finden können?" „Ich hoffe eS. Litte." „So laß uns beten, inbrünstig zu Gott beten, HanneS. Wieder gut machen können wir nichts. DaS alte Geschlecht ist ausgestorben." meintk Schreibstubt Reue und Leid erwecken? Ihr erster Brief war an die Redaktion tteschricben. brM sich auf den Bericht in einer öffent-lichrn Sache — und ich hätte schwcigtn soUtN ? Einen solchen Brief durftc ich pflichtgemäß gar nicht verheimlichrn. Ich mußte meine Lcser vor den Folt^cn der Unhoflichkcit warnen, mußte mich als abschr.ckendeS Veispitl hinstellen. Ja! mein menschenfreundliches Heiz trirb mich, sogar in Zlirem eigensten Interesse den Brief zn vcröffcntlichtn. Ist cK Jl)nei» nicht krwüilscht, sich wtgen Mangel an Höflichkeit nicht Mll)r art^rrn. nicht mehr Ztit. Tinte, Fedkr und Papier vergenden zu müssen an Unwürdige? Also btim alten Adelung haben sie Trost geholt!? Ucber die streitige Frage werden Sic aber auch bti diesem Spriictiforschcr krinc Aufklärung finden und darum ist eS ein Glück, d^ß Sie mit dcm Schilde der „alten Frau", die sie geringschätzend ein „alteS Weib" nennen, sich zu decken vermögen. Daß die Zuschrifteu der k. k. Behörden an „Herrn Max, Areiherm von Rast" gerichtet sind, will ich nicht bezlveifeln; doch vergessen Sie nicht, zwischen Adresse und Bericht zu unterscheiden. Mag z. B. in dem von mir berichteten Aalle das Geucht an Sie eine Zuschrift erlasien und die Adresse nach Ihrem Wunsche lauten, so glaube ich doch nicht, daß eS in dem Bericht selbst heißen wird: „Bei Herrn Max. Freiherr» von Nast wurde . . — Sie werden gewiß schou manche Briefe erhalten Huben mit der Aufschrift: „Sr. Hochwohl» oder Hochedcljieborcn. dem Herrn M^,L. greiherrn von Mst." — Das ist sonst auch gebräuchlich. Hätte ich nun. dieser Sitte huldigend, in meinen Berichte nicht schreiben sollen: „Bei Sr. Hochedelgeboren. dem Herrn. Max Freiherrn von Rast wurde. . .?" Ich frage aber, waS hätte jeder meiner unpartheischen Leser zu dieser Höflichkeit gesagt, sagen müssen? In den Berichten der Wiener Blätter siber die Sipungen deS Reichsrathes lesen «vir z. B.: „Abgeordneter v. Kaiserfklo", „Grl,f Anton Aucrfperg ..." Hat schou einer di.ser ReichS-räth.- sich mit Redaktionen gezankt, daß sie nicht geschrieben? „Der Ab-,,t0ldnete, Herr Dr. Vdler von Kaiserfcld". oder: „Herr Anton. Traf von Anersperg" ? Und Kaiserseld und Auersperg sind doch andere GrößtN, als Sie, Herr Max Freiherr von Rast! Ungeschoren soll ich Ste künstig lassen? Herzlich gerne. Hab ich denn verlangt, Sie zu scheereu? Haben nicht Sic unnützer Weise den Streit l)egonn.n? Wenn Sie von mir und der Marburger Zeituu,^ so niedere Begriffe haben, warum haben Sie unS beide nicht mit stiller, aristokratischer Berachtuiig gestraft? Ich habe mich durch die Veröffentlichung JhreS ersten Briefes auf den Nichteispruch der öffentlichen Meinung berufen: ich thu's wieder und mit gutem Geivisscn. Aerurtheilt dieser Richter mich, so »verde ich sein Urtheil uicht jcheltcu: fehlen ist menschlich «nd habe ich gefehlt, so geschah eS wirtlich nicht in böser Absicht. Ich glanbe nicht, daß Jemand aus lneiner Berichterstattung Taktlosigkeit, Mangel an Höflichkeit . . . . heranSlrsen wird. Erklärt sich die öffentliche Meinung gegen Tie, dann halten Sie mir den alten Adelung und die „alte Frau" in Ehren: viel-leicht brauchen Sie beruhigende Erläuterungen. Achtungsvoll Franz WieSthaler. TeleMphischer Wiener CourS voin 23. Juli. ü'/, Metaviqne» . - . . . l'8.50 Kreditaktieil........185.— 1360tr Staat».«iileht» . . . 88.S0 Silber.........124.75 Vankaktien.......705.— K. K. Münz-Dutaten .... 6.07 Nr. 6900. (Sö4 EdiN. Vom k. k. Bezirksgerichte Marburg wird bekannt gemacht: ES sei über Ansuchen der Erben die sreiwillige Beräuperung der zum Verlasse der am 16. Mai 1867 verstorbenen Realitätenbesiperin Frau Viktoria UebeleiS gehörigen Fahrnisse, als: Weine, und zwar: tt) bei der Weingartrealität in der Gemeinde PoSruck: 34 Startiu 1866er , 6 1863rr ! PoSrucker Gebirge, 7 '' 1864rr ! 1 „ Rothwein. l?) Bei der Behausung in der Kürutnergasse zu Marburg: 27 V» lstartin 1866er ^ 6 „ 1865er k auS dem Jerusalrmer Gebirge, I^V» .. 1863er 1 Haus', Keller- und Zimmer.EinrichtuugSstücke, Wüsche. Bettzeug, leere Fässer u. s. iv. be>villiget uid zn deren Bornahme die Tagsatzung in der Gemeinde PoSruck auf den S«. Juli l. I. BormittagS von Uhr und Nachmittags von 3—6 Uhr, nöthigenfalls auch auf den darauffolgenden Tag, und in der Kärntnergasse zu Marburg auf den A7. Juli l. I. Norm, von 9—12 Uhr uud Na6)m. von 3—6 Uhr Utld die darauffolgenden Tage mit dem Beisatze angeordnet lvorden, daß die fcilzubiettnden Gegenstände nur um oder über den von den Erbsinteressenten unter Beiziehung eiueS beeideten SchätzmauneS bei der Tags.itznng bekannt z» gebenden AuSrufSpreiS. u. z. die Weine gegen sogieichen Eila.^ der Hälfte dcS Meiftbotlus. die übrigen Fahrnisse aber gegen sogleii)e Barzahlung an dnl Meistbietenden hintangegeben lverden. Marburg a»n 28. Zuni 1867. Geschäftsberichte. Pettau, 19. Juli. (W ochenmarktßder icht.) wetten alt fl.4.8V. uen ft. 4.50, «or» alt st.S.80, neu fl. S.K0. Gerste fl.0.—, Hafer il. 1.70, «uturutz fl. 3.10. Heiden fl. 2.50, Hiesedrein fl. 0, Erdäpfel fl. 0.— pe. Mej^en. Rindfleisch 22. Kalbfleisch ohne Zuwage 22, Schweinfleisch jnng — kr. pr. Pf. Holz 36« hart fl. 7.80, detto weich si. 5.80 vr. Klafter. Holzkohlen hart fl. 0.40, detto weich fl. 0.S5 pr. Metze«. Heu fl. 0.95, Stroh, Lager- fl. 0.90, Streu- fl. 0.60 pr. Centner. Aiigekoinmene in Mnrbiirg. Vom 21. bis 23. Juli. ^Erzherzog Johann." Die Herren: Dr. Petter, kk. Oberstabsarzt, Graz, vrnnner, Dechant, «ltenmarkt. Zindel. Pfarrer, Graz. Ripschl, Pfarrer, Lat. Le»jat, Pfarrer. Scheuern. Nowak. Pfarrer. St. Martin. Boftna, Pfarrer, Wind. Graz. Zinky, Privat, Graz. Prochnihky, Kfm» Waraßdin. Bar. Gall, s Gattin n. Tante, v. Prag. Maier, Reisend., Wien. Herzl, Fabrik., Wien. Winterstein, Bahnbmt., Wien. — Die Krauen: Orecheg u. «oßbacher, Private, Graz. Miller, Beamtkntaattin, Graz. ^Schwarz. Adler." Die Herren: Schniderschip, Vezirkßarü, Tiisser. Evlnik, GutAbes., Triebein. Hondrych, Chordirekt., s. Frau, Sengg. Winter, Beamte, s. j^ra» n. Schwägerin, Klagenfurt. Koblenz» u. Kollmann. Kaufleute. Junk, Operateur, ZiZplitz. Schmidt, GeschSftAreis., Wien. Staub, Aabriksmeister, s. Krau, Saag b. Beiden. Rnthey. Kleischer, St. Lorenzen. Smerich, beurl. kk. Unteroffiz, Graz. Krl. Dobay. Kass., Graz. „Mohren". Die Herren: Bilitz u. Glockler, Kanfl., Wien. WieSuer, Ober-Mehner, Graz. Cßerl, Kutsller. Graz. Vivat, FabrikSdes., Maria Rast. Otiker, Optiker, Italien. Kran Moser, Kaufmannsfran. „Stadt Meran." Die Herren: v. Bognar, kk. Oberstlt., s. Frau, Giirz. Arthur, kk. Oberlt., Wien. Trattnlsi, tt. Bezirkßvorst., Graz. v. SchlUenberg. Priv., Graz, v. Voigt, kk. vabukontroll., Graz. Crele, kk. Lande»ger..«djnntt. Graz. Huber, «usknlt., Graz. Fischer, Maler, Wien. Watzel v. Watzelburg, Kadet, Pest. Kahn, Kfm.. Siiirnberg. Dakauaane. Priester, Zriest. Matlin, Sekonom, m. Fran, Djakovar. Die Frl.: Matzl, Privat, Udine. Lebbl, Kanfmannstochter, Czervenka. Zither Uuterricht «ach der beliebten Uml«>fschtn Methode ertheilt ein hiesiger gebildeter junger Mann. Auskunft Burggaffe Rr. 140,1. Stock> Rr. 3307. (364 Edikt. Alle Diejenigen, ivelche an den Nachlaß der am 7. Oktober 1866 in KranichSselv verstorbenen verwitiveten Mühlbesttzerin Therefia Lau-reutschitsch als Gläubiger eine Forderung zu stellen haben, oder in jenen Rachlaß etwaS schulden. l)aben. Erstere zur Anmeldung und Darthuung ihrer Forderungen. Letztere zur Angabe ihrer Schulden am ««. Juli 1867 9 Ulzr Borm. in der Kanzlei deS AbhandlungS-KommissärS k. t. Notars Herrn Dr. Matthäus Reiter in Marburg zu erscheinen, widrigenS den Gläubigern, wenn die Verlaffenschaft durch die angemeldeten Forderungen elschöpst lvürde. kein iveiterer Anspruch, als insoferne ihnen ein Pfandrecht gebührt zustünde, gegen die Schnldner hingegen im Rechtswege vorgegangen lverden würde. K. k. Bezirksgericht Marburg am 25. Juni 1867. Morge« Dounerstag: Vwßt» VWm- II» Gchlschisls- I'est««Iliv»8«n in äer pieanliv. (N? Gtschästs-Mzeige. Viltrrßritker, Drahtveber, Sitb- »»d Croomtlmachkr, Marburg, Kärutoergaffe Nr. 2lS, empfiehlt z« sia««end billige« Kabrikspreise» alle Gattuuge» Erde«. Saud-, Kohlen- und Schotterwurf Gitter; sotvie SchauerGittrr für Kiräzenfenster und Oberlichten, für Schüttl)ödcn. Magaziue und Kellersenster; ferner Fl egengitter für S.Uons, Speise- Schränke und Fenster. AUe Gattungen Messing-, Eisen- und Holzreuter; die feinsten Seidengaze». Messing »nd Haar-Trommel'Siebe für Apotheker. Spezereihändler und Zuckerbäcker ; Fach Siebe für Hutmatier, Zncker-. Mebl-, Suppen« und Pafsir-Siebe für Küchen, foivie alle Sorten Cilinder Ueberzüge und Sänber-Blatter für Vrauhäuser, Wasser- und Dampsmühlen. für Geschirr-u>d Glassabrikanten; alle Sorten Messing-Siebe, Scherben Reuter und Pucher Blätter le. Alle Gattungen 'gfflschtenen VogUbauer und andere Tbier-Einzäumuntlen. sowie Vtumeu- und Garten Schranken- nebst Lnstliüuser Einflcchtungen; feruer die Vortheilhaftesten Weinbeeren Gitter und Wcinpresse Siebe; auch alle Sorten Nienenhaubeii und Fechs-Bifirr; soivie allen Gattunt^en Trommeln und Pauken Ueberzüge tt. zc. Unterzeichneter besitzt ein vortreffliches Mittel gegen nächtliches Bettnäpkn, soivle gegen Schivächezustände der Harnblase und Geschlechts« organe. Auch finden diese Kranken Aufnahme in deS Unterzeichneten Htilanstalt. Spezialarzt IZi». in Kappel bei Lt. Gallen (Sch«veiz). Eiseilbahil-Fahrordnttng filr Marburg. iXach Wien: Nach Trieft: Abfuhrt: N llh.' M!» Früh. Abfahrt: 8 Uhr 14 Min. Früh. 7 Uhr .'t Min Abends. 8 Uhr 48 Min. Abends, «ach «illach: «bfahrt: S Uhr Früh. Die gemischten Züge verkehren täglich in der Richtung nach Wie,»: Triest: Abfahrt: 1'^ Uhr 34 Min. Mittags. Abfahrt: 1 Uhr 3Z Min. Mittags. Die Eilzüge verkehren täglich zwischen Wien und Teiest. Nach Wien: Nach Trieft: Abfahrt: Z Uhr 46 Min. Mittags. Abfal»rt: 1 llh? öZ Min. Mittags. Fcucr-Signale fiir Marburg. An der großen Glocke deS Stadtpfarr-ThurmeS: 4 Schläge bei einem Brande in der inneren Stadt. 3 „ „ „ „ „ Grazer-Borstadt. 2...... Kärntner-Borstadt. 1 Schlag „ „ „ „ Magbalena-Borstadt. Vekan»»ortlicher Rtdatteur: Aroj Wietttz«tek. A. R. Et. O. Druck u«d Berlog »o« Eduard Ia»fchitz in M«rd>rß. Vekan»»ortlicher Rtdatteur: Aroj Wietttz«tek. A. R. Et. O. Druck u«d Berlog »o« Eduard Ia»fchitz in M«rd>rß.