lnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordefch. ^ Z.H. Freitag am 1V. Februar 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jede? Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien uo» Meisterhand in Kupfer gestochenes, kolorirtes Costumebild, illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis de« Blattes ist in Laibach ganz« jährig «, halbjährig 3 fl. Durch die k. k. Post unter Couoert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M., und wird halbjährig uorausbczahlt. Alle k. k. Postämter nehme» Pränumeration »n. I n Laibach pränumerirt man beim Verleger »m Raan, Nr. 190, im ersten Stocke. Aehnlichkeiten. kindisches Geschichtchcn — doch werth, daß man's erzählt. Wie einst ein Knab' entdeckte den sechsten Theil der Welt! , Was war's? An Wintcrfenstern nach einer heitern Nacht Des Eises frische Blumen in nie gcseh'uer Pracht. Welch' Staunen, welch' Bewundern ob dem beblümten Glas! Welch' Frage«-, wie? weswegen? wofür? und wer kann das? Reißt »uf die inner« Fenster, — will — doch vom Ofen heiß Verweht der Hauch schier plötzlich der Blumen Silberweiß! , So nimmt uns, was wir lieben, oft neidisch das Geschick; Was wir bewundern, trübet oft schmerzlich unser« Blick: Zu Wasser macht's, wie Blumen uom Vis der Wärme Hauch, Des Schicksals böse Laune, und — Selbstuerschulden auch! Sobald die Eiscslilicn des Knaben Hand berührt. Hat schon des Ofens Samum sie feindlich ihm entführt! Nicht schont' er. was er liebte, was oon Natur so zart; Ist dies nicht oft im Leben auch großer Kinder Art? — Ih r kennt der Reinheit Blumen, auch ist es euch bekannt Das Paradies der Unschuld — ihr wißt, wie solches schwand! — Auf Fenstern seht ihr Tropfen, wenn dort das Eis «ergeht; Nach dem Verlust der Unschuld auch Thräncn, doch — zu spät! — B. Marouschnig. Nachtrag zur Biographie des Papstes Paul Rt. aus dem gräflichen Geschlechte Barbo. erhabene Kirchenoberhaupt, Papst Pau l II. , von dessen Leben und segenreichem Wir­^ ken unlängst in unserer Zeitschrift (Nr. n , 3. Februar d. I.) ausführlich Meldung geschah, ist sowohl in Bezug auf Religion und Kirche, als auch hinsichtlich seiner Abstammung von einem jetzt in Kram einheimischen, alten Grafengeschlechte zu wichtig, als daß wir dem besag­ten Aufsatze noch einige schätzbare und gründliche Daten, die uns über diesen Kirchenfürsten von sehr werther Hand so eben zugekommen sind, nicht ohne Säumen nachtragen sollten. Papst Paul N. war es, der am 18. Jänner 14«9 die Propste! bei St . Stephan in Wien zur Domkirche er­hob; er war es ferner, der unter den Kardinälen, welche sich früher durch die Kleidung in gar nichts, sondern bloß durch ihre Sitze von den übrigen Prälaten unterschieden, die rothen Hüte und die ansehnlichere, r^the Kleidung einführte, wie auch durch große anderweitige Privilegiensie begünstigte. Ein Jahr nach Erhebung der Wiener Propstei St . Stephan zur Domkirche (im Jahre 1470) erließ er die Bulle IiuiMbili«, wodurch er verordnete, daß das Jubiläum, vom Papste Bonifacius VIII. am 22. Februar 130« eingesetzt, nicht jedes hundertste Jahr, wie es vom Stifter angeordnet war, sondern jedes fün f und zwanzigste Jah r gefeiert werden sollte, was bis auf die gegenwärtige Zeit Geltung hat. Endlich hat dieser Papst den Gebrauch der alten Kai­ser, Münzen in den Grund neuer Bauwerke zu legen, um der Nachwelt die Zeit ihrer Erbauung, wie den Namen des zur Zeit regierenden Landesfürsten erkennen zu lassen, erneuert und neu aufgefrischt. Er starb am 2?. Juli 1471, nachdem er 6 Jahre und 11 Monate glorreich regiert hatte. Leopold Kordesch. Der Hund. Novellette von Narcis Maithal. (Beschluß.) Das Wiedersehen seiner Geliebten und die Freude, sicy ihr so nahe zu wissen, gab dem Genesenden alle vorige Kraft und frisches Leben wieder. — Er ordnete, so schnell und gut als es ging, seinen Anzug, und im nächsten Au­genblicke stand er in dem Zimmer, ihm gegenüber.— Der Hund, welcher dem Eintretenden.entgegengesprungen war, konnte nicht genug Freude bezeugen, an dem Wiedersehen seines genesenen Wohlthäters, und krümmte sich dankend zu seinen Füßen. — Ganz verschieden hingegen war der Empfang von Seite der Mutter Am allen s, welche ihm in kurzen und ernsten Worten bedeutete, die Dame, welcher er seinen Hund verkauft habe, sei während seiner Krank­heit gestorben, und hätte ihr den Hund als Eigenthum überlassen. Dieser kalte Ton, mit welchem sie das alles hervorbrachte, kränkte den armen Jüngling, und er empfahl sich daher wieder schüchtern, wie er gekommen. Dafür aber 54 wurde er beim Fortgehen durch einen verstohlenen Hände­ druck seiner Angebeteten entschädigt und alle Herabsetzung bald wieder vergessen. — Juliu s war es um den Hund eben nicht bange, da er überzeugt zu sein glaubte, daß es ihm unter der Pflege Amaliens an nichts ermangeln würde. Ihn wunderte vielmehr das sonderbare, gemessene Benehmen der Mutter seiner Geliebten, welche seit dem Ableben ihrer Schwester, der alten reichen Dame, (denn sie war es, welche die arme, durch den Tod ihres Gatten allen Schutzes und aller Mittel beraubte Witwe in ihr Haus nahm, und ihr Rechte einer Hausfrau einräumte), ihr früheres Ansehen so ziemlich wieder zu behaupten wußte, was er sich aber durch Nachfolgendes sehr bald erklären konnte: Nach der Erbrechung des Testamentes^ welches die Dame hinterlassen, ergab es sich, daß dieselbe einen Drittheil des bedeutenden Vermögens ihrer Schwester, Madame Kur­mann, zuerkannt hatte. Von den zwei übrigen Theilen schwieg die Urkunde gänzlich und wies nur noch ein zweites, versiegeltes Papier, das aber erst nach dem Tode ihres Hundes geöffnet werden durfte, welchen die Sterbende einstweilen der Obsorge ihrer Schwester anzuvertrauen ge­bot. — Der Hund mochte es in dem Hause seiner abermals neuen Gebieterin eben nicht, am besten gehabt haben, und hätte, wenn nicht das arme Mädchen sich manchmal heim­lich, daß die strenge Mutter es nicht gewahrte, seiner er­barmt haben würde, vielleicht Hungers sterben müssen. Da­her es kam, daß derselbe aus alter Anhänglichkeit und Treue oft Tage lang bei seinem früheren Herrn Nahrung suchte, der ihm noch immer von Herzen zugethan war. Juliu s war einige Zeit her ungewöhnlich mehr beschäftiget, es konnte ihm daher nicht leicht auffallen, daß sein Hund schon durch ein Paar Tage her sein Frühmahl verschmäht hatte, welches er regelmäßig jeden Morgen abholen kam, indem er jederzeit durch wiederholtes Pochen an der Thüre Ein­laß begehrte. Es war aber heute eben ein Morgen, an welchem Juliu s etwas länger im Bette bleiben durfte, als er sich des Hundes wieder erinnerte. Unwillkürlich bemächtigte sich seiner eine trübe Ahnung, und er stürzte, ohne sich viel zu besinnen, mit besorgter Miene aus dem Bette, sprang zur Thüre, und wollte eben einen vernehmlichen Ruf nach sei­ nem Caro erschallen lassen, siehe da, er wäre beinahe vor Schmerz in's Knie gesunken; — vor der Thüre ausgestreckt, lag ruhig nach innen gekehrt der todte — gerechter Ver­ muthung nach — verhungerte Hund. — Mab. Kur mann Härte Julius beinahe in's Gesicht gelacht, als sie die thränenvollen Augen und die bebende Lippe des jungen Mannes gewahrte, mit der er den Tod seines einzigen Freundes beklagte; aber plötzlich, als schiene sie sich eines Bessern besonnen zu haben, verwandelte sich ihr bisher ironisches Lächeln in die überraschendste Zuvor­ kommenheit. — Juliu s ging ganz zufrieden über den ungewöhnlich ausgezeichneten Empfang, ohne viel über des­ sen Grund nachzuforschen, wieder nach Hause. Tags dar­ auf erhielt er eine Einladung in das Haus seiner Geliebten; er nahm sie mit Freuden an. Es galt die Eröffnung der versiegelten Schrift, welche dem Testamente der alten Dame beilag, und erst nach dem Tode ihres Hundes eingesehen zu werden anbefohlen wurde. Die Erblasserin erklärte darin die noch übrigen zwei Dritthelle ihres Vermögens, über welche bisher nicht ver­fügt werden durfte, als Eigenthum desjenigen, welchem ihr Hund Caro im Leben am anhänglichsten gewesen wäre. Juliu s wurde von der ganzen Versammlung einhellig als rechtmäßiger Erbe anerkannt. Er nahm das Geld in Empfang, heirathete Amalien und sorgte für ein bequemes Grab seines Hundes, der im Unglücke sein einziger Freund gewesen. Die Berge. Naturhistorische Betrachtung. Ich kenn' ein Buch, von Gotteshand geschrieben Und leserlich für jede Crcatur; Ein Buch, dos einzig unverfälscht geblieben. Das große Buch der heiligen Natur. — Berge haben eine große Anziehungskraft. — Man sagt von einem Magnetenberg, der die Schiffe ansich ziehe; alle Berge haben etwas Magnetisches, das die Menschen, die in den Ebenen wohnen, herbeizieht und die Bewohner der Berge selbst, wenn sie lange in der Fremde sind, mit unwiderstehlichem Heimweh erfüllt. — Aber die Wirkung ihrer Anziehungskraft ist verschieden, je nachdem sie höher oder niederer sind. Kühnere Forscher reizen die Schneege­filde und Gletscher der Alpen zu einmaligem, schauerlich er­hebenden Besuch; aber man steigt gern wieder zu den mäßi­gen Höhen und in die Thäler hinab; kleinere, zugängliche, schon mit organischem Leben bepflanzte Berge ziehen uns immer von Neuem an; man verweilt gerne auf ihren Höhen, man fühlt sich heimisch, wenn man an ihrem Fuße wohnt. Berge, große Seen und das Meer gewähren gleichen Eindruck des Erhabenen, aber ihre Erhabenheit ist verschie­den; dort die Unendlichkeit der Weite, die der mystische Saum des fernen Horizontes verhüllt. Auf Bergen, wie auf dem Meere, herrscht ewiger Wechsel des Lichtes und der Farbe, der Ruhe und der Bewegung. Wie anders ergreift das Meer unsere Seele, wenn es ruhig erhaben, im sanftem Spiele des wechselnden Lichtes sich ausdehnt ins Unendliche, wenn wir des Mondes und der Sterne holdes Antlitz aus seinem ebenen Spiegel zurückgestrahlt erblicken; wie anders, wenn der aufrührerische Sturm seine Wogen emporpeitscht und zu Bergen aufthürmt, wenn Wasser und Himmel, wie mit einander vermengt sind!— Und die Berge! — wie ruhig erhaben schauen sie nieder, wenn der Him­mel heiter ist und klar, oder nur leichte Silberwollen ihr Haupt umwallen; schrecklich jedoch ist ihr Anblick, wenn der wolkenjagende Sturmwind um sie saust, wenn das nächt­liche Gewölk der Hochgewitter, durch Blitze furchtbar er­leuchtet, donnernd über ihrem Haupte rollt! — Berge sind die Asyle, die letzten Bollwerke und Fe­stungen der Freiheit; von ihnen herab kämpften die Helve-tier einst, kämpften in unserm Jahrhunderte die Bewohner Tirols einen ungleichen Kampf mit mächtigen Feinden glück­lich durch, oder erlagen nicht ohne großen Ruhm. Ja , das Gefühl der Freiheit erfüllt uns nirgends kräftiger, als auf den Bergen. Hier, gleich den seligen Göttern oder den göttlichen Gestirnen, wie die Alten träumten, ferne von der trägen, dicken Erdenluft lebend, entfalten wir in dem reinen, unvergänglichen Aether die Schwingen des Geistes freudiger, und fühlen die unten beklommene, unruhig be­wegte Brust bald beschwichtigt und erquickt. — Großes und Herrliches geschah auf den Bergen. Von einem Berge gab Iehov a das Gesetz unter Donner und Blitz; auf einem Berge ward der Heiland, der Prediger der Liebe, verklärt; auf einem Berge rief der erstaunte Jünger: „Hier ist gut sein! Laßt uns Hütten bauen". Die Berge sind die erhabensten und wichtigsten Denk­male aus der Zeit der Schöpfung; sie sind die Denksäulen, die Obelisken, die Pyramiden der mit Feuer und Wasser, und durch Zerstörung und Verwandlung schaffenden Natur, beschrieben mit kolossalen Hieroglyphen, welche ihre Forscher zu deuten, zu enträthseln bemüht sind. I n ihrem Schooße sind die Todtenkammern, die Mumiengräber der Natur , die auch ihre geschichtlichen Denkmünzen in Ammonshörnern und ähnlichen Versteinerungen über Berge und in die Tiefe geworfen hat. Bei den Alten redeten Orakel aus Vergeshöhlen; so aus der des Trophonius, so das Delphische aus der geheimnisvollen Grotte des Parnasses. Mehr als jemals reden in unserm Jahrhunderte aus Tropfstein- und Kno­ chenhöhlen die stummen Orakel herauf, welche die Priester der Natur zu deuten suchen. — Gedankensplitter. Daß die holde« Blumen leben. Kam mir einst kein Zweifel bei. Und ich wollte keine brechen. Wähnend, daß es Sünde sei. Welke Blumen sind i» Leichen, Liegen NM, erstarrt und kalt; Nie mehr öffnet sich das Auge, Das ein Mal in Lust gestrahlt. . ' Fr. A^lV-crnel. Lückenbüßer. ^ ^ /u^»i. (Warum kommt man mit dem Alleinlernen so sel­ten weit?) Der Mensch, der von sich allein irgend eine Kunst, eine Wissenschaft erlernen will, kömmt selten weit mit seinem Studium, und warum, wenn ich fragen darf? — Wäre ich ein alter, närrischer Philosoph, so würde ich sagen: Darum, weil man bei den Lektionen, die man sich selbst gibt, immer seine eigene Fratze vor Augen hat, immer seine eigene Stimme hört, ob man nun ausfragt oder antwortet. Der Mensch will ein Mal etwas Imponirendes an seinem Lehrer haben, etwas, das Respekt ein­flößt; spielt man aber den eigenen Hofmeister, so kennt man als Schüler zugleich die Schwächen des Meisters. Der Schüler kann sich als Meister in schwierigen Fällen um nichts befragen, was er nicht als Schüler schon wüßte, oder nicht wüßte! — Man kann sich als Hofmeister in eigener Person kein belehrendes, kluges, strenges und zurechtweisendes Gesicht schneiden, worüber man sich als Schüler nicht wieder hinter dem eigenen Rücken lustig machte; endlich ist der Mensch einmal schon so sehr dem Principe des Bösen überantwortet, daß er, wenn er auch seinen eigenen Mentor vor­stellt, bei Disciplinarvergehen sich, dem Schüler , sogar die Stange hält! — Darum, lieben Freunde, gehet zu Andern in die Schule! und nehmet Euer eigenes Selbst lieber zum Er­holungskameraden, als zum Hofmeister an! (Ehrenbezeigung bei hohem Wasserstande.) Ich wohnte in einem kleinen Flecken, nahe an einem Waldbache, über welchen eine kleine Brücke führte, mit dem hölzernen Standbilde des heiligen Johannes von Nepomuk geziert. Da kamen denn die Bauern zu Fuß und zu Roß, mit und ohne Wagen, und gingen an dem Standbilde des heiligen Patrons zu Zeiten mit , zu Zei­ten ohne Gruß vorüber. Ich spürte dem Grunde dieses wechsel­uollen frommen Sinnes nach, und was war der Grund? — Befand sich im Bache kein Wasser, so zog Niemand den Hut, vermuthlich der Unmöglichkeit wegen, im Wasser zu verunglücken; mit dem Wasser aber kamen die Grüße, und je höher die Wogen, desto tiefer die Bücklinge, je reißender der Fluß, desto eiliger der Gruß! Moschus. Erfahrung. Traue nicht jeglichem Freund! Oft achtet er gleich dich dem Schwämme; Hat er leer dich gepreßt, wirft er verächtlich dich hin. I. C, Etlingcr. Feuilleton des Mannigfaltigen. (Der QbersthofmeisterSr. Majestät des Kaisers von Qesterreich) ist durch seine Ernennung schon im Range der älteste Geheimrath und Staats- und Conferenzminister. Durch ihn werden alle Präsidenten der Hofstellen ihren Gremien vorgestellt, so wie die Geheimräthe beeidigt. Bei den Ehepakten kaiserlicher Familienglieder fügt er zugleich mit dem Haus-, Hof- und Staats­kanzler seine Unterschrift bei. Alle irgend zum Hofe gehörigen Stellen stehen unter ihm. Er selbst wird vom Haus-, Hof- und Staatskanzler Seiner Majestät vorgestellt und legt seinen Eid in den Wohnzimmern des Kaisers ab. Ihm ist die oberste Aufsicht über den gesammten kaiserlichen Haushalt im weitesten Sinne übertragen. Seine Majestät gibt ihm Befehle mittelst Handschrei­ben. Bei öffentlichen Funktionen, wo der Monarch als solcher erscheint, steht der Obersthofmeister allein auf den Stufen zum Throne. Cr ist ferner Oberst sämmtlicher kaiserlicher Garden. Sein stellvertretender Nachfolger ist jedes Mal der Obersthofmar­schall, gegenwärtig Se. Ercellenz, Peter Graf von Gosß. — Seit 1650 sind sich 22 Obersthofmeister des Kaisers in der Würde gefolgt, worunter die fürstlichen Geschlechter Liechtenstein, Schwarzenberg, Dietrichstein, Porcia, Trautmanns­dorf, Stahremberg, Auersperg, Khevenhüller u. s. w. (Die Königin Viktoria von England) wird im kom­menden Frühjahre Deutschland besuchen und zuerst den preußischen Hof. Anfang Mai wird sie nach Dresden kommen, und dann nach Gotha zu ihrem erlauchten Schwiegervater gehen. So viel ist bis jetzt bestimmt, wohl aber möglich, daß sie ihre Reise noch weiter ausdehnen wird. (Gin Goncertzettel nach hundert Jahren.) Wenn die Wuth zum Ueberschwänglichen, die leider jeyt schon in der Musik herrscht, in Zukunft verhältnißmäßig zunehmen sollte, so dürfte ein Concertzettcl in hundert Jahren ungefähr aussehen, wie folgt: I . »Der Polterabend.« Großes Nachtwächter-Noc­turno für 8 Pfeifen, 6 Schnarren und 4 Tuten, mit Begleitung von 60 Topfschlägern. — 2. Chromatischer Galopp, vorgetragen auf dem Bierzapfen. — 3. voucert di-ülant auf der großen Trom­mel, mit Quartettbegleitung von 4 Meerschweinchen. — 4. Va­riationen über: »Schöne Minka, ich muß scheiden« für die Fuhr­mannspeitsche. — ö.lSumphonie von Beethoven , transscribirt für den Schleifstein. — 6. Hollenqualengalopp, für 12 Dresch­flegel und 24 Stiefelknechte. — ?. »Zephyrklänge.« Walzer­cyclus für 8 Besen und 4 Waldteufel. — 8- Große Phantasie auf der ueu erfundenen Eselskinnbacken-Harmonika. — 9. Arie von Mozart : »I n diesen heiligen Hallen,« gesungen von dem fünfjährigen Fräulein. N. N. — 10. Großes Concert von Po­ganini, mit den Füßen gespielt von Herrn N. N., welcher dabei auf dem Kopfestehen wird. — 11. Finale für 12 Braupfannen, 24 Amboße, 40 Dampfwagenpfeifen, 1 Donnermaschine und 6 Mör­ser ll lä, ?llixIlHN«. — (Instink t einer Katze.) Eine Familie zu Swansea (Wa­les) hatte eine Lieblingskatze, beschloß aber dieselbe wegen unver­besserlichen Diebshanges aus dem Hause zu schaffen. Der arme Tom wurde einem Schiffskapitän übergeben, der eben nach der Insel Kuba absegelte. Nach einer Reise von vier oder fünf Mo­naten kehrte das Schiff vor etwa einem Monate in den Hafen von Swansea zurück. Wenige Tage nach der Ankunft entsprang Tom, und das Schiff ging ohne ihn wieder in die See. Vor etwa drei Wochen ließ sich eine Katze vor der Hausthüre der er­wähnten Familie mit entsetzlichem Miauen hören. Die Diener­schaft wollte sie wegjagen, sie ließ sich aber nicht verscheuchen. Endlich ließ man sie ein; sie lief sogleich zu ihrer alten Herrin und strich, lustig schnurrend, ihren Rücken an deren Kleide. — Was die Sache ganz außerordentlich macht, ist, daß die Katze über einen breiten Fluß setzen und nach einer Abwesenheit von einem halben Jahre durch den dichtesten Nebel der Stadt ihren Weg nach ihrer alten Wohnung suchen mußte und richtig auch fand. 56 (Marie Taglioni) wurde im Jahre 1805 in Norwegen von italienischen Eltern geboren und wagte ihr erstes Debüt vor dem Pariser Publikum im Theater am Martinsthore im Jahre 1824. Also beinahe im vierzigsten Jahre stehend und im zwan­zigsten Jahre ihrer theatralischen Laufbahn, genießt sie noch die Vergötterung des Publikums der größten Städte Europa's., Das ist gewiß eine Seltenheit und merkwürdig genug, aufgezeichnet zu werden. (I n Siegbnrg) in der Nähe von Bonn, wo bekanntlich die Irrsinnigen na«) dem neuen, in England und Frankreich er­probten System menschlich behandelt werden, wird die Musik als wirksames Mittel , die Unglücklichen zu heilen, angewendet. Bei ihren acht Stunden weiten Wanderungen werden Lieder ge­sungen, die aus Aller Munde ertönen und unglaublich lindernd auf die Gemüther der armen Geisteskranken einwirken. (EinMonumentball.) Künftigen Montag am 19. d.M. findet in Dommayers Sälen in Hietzing bei Wien ein Ball Statt, dessen Reinerträgniß zur Anschaffung eines Denksteines für Lan­ner bestimmt ist. Lanner hat bekanntlich kein unbedeutendes Vermögen hinterlassen und jetzt sollen wieder die Leute tanzen und des Verblichenen Sohn wird dazu aufspielen, damit dem Vater ein Denkstein errichtet werden kann. (Der pünktlichste Vollzug.) Die Strafen der Sclaven in Südamerika für geringe Nergehungen sind Peitschenhiebe. Wenn daher bei den Quaramis ein Weib für irgend eine Uebertretung die Peitsche bekommen soll, so trägt der europäische Sclavenauf­seher den Vollzug der Strafe meistens ihrem Manne auf, über­zeugt, daß dieser den Befehl am pünktlichsten vollziehen werde. (Ein e Wette. ) Zwei berühmte Bassisten prahlten gegen einander mit der Tiefe ihrer Stimmen und gingen darauf eine Wette ein, wer von ihnen gröber singen könnte. Der Erste, sich im Voraus für den Gewinner haltend, ging in seiner Arie bis in das tiefe 0 hinab. Der Andere aber sang ganz lakonisch: »Sie sind ein Esel!« und gewann die Wette. (Doppelfest.) I m künftigen Mai soll in München das Doppelfest der Vermählung I . I . k. k. H. H. des Erzherzogs Alb recht von Oesterreich mit der Prinzessin Hildegarde von Vaiern und des Prinzen Luitpold von Baicrn mit der Prin­zessin Auguste von Toscana gefeiert werden. (Dem jetzigen türkischen Großherrn) wird kein hohes Lebensalter prophezciht. Er soll so leidend sein, daß er schon mehre Wochen lang nicht vom Lager sich erheben kann. Sein Bruder und wahrscheinlicher Nachfolger ist noch ein Knabe von kaum eilf Jahren. (Selbstmord aus Liebe.) I n Dresden stürzte sich am ?. Jänner d. I . ein junges Mädchen, welches sich von der Treulo­sigkeit ihres Geliebten überzeugt hatte, in's Wasser. Die Un­glückliche hatte sich zum schrecklichen Gange so festlich geschmückt, als wenn sie zum Altare gehen sollte. (Nucktritt des schwarzen Meeres.) Briefe aus Odessa melden die merkwürdige Erscheinung, daß das Meer sich plötzlich beinahe eine halbe Werste vom Lande zurückgezogen hat, wodurch sämmtliche in den beiden Häfen befindlichen Schiffe auf dem Trocke­nen geblieben sind. (Auszeichnung.) Die Compositeure Lindpaintner in Stuttgart und Dr. Friedrich Schneider haben kürzlich die Ver­dienst-Medaille des Ernestinischen Hausordens erhalten. (Die Kettenbrücke in Prag.) Die Mautheinnahme der Kaiser-Franzens-Kettenbrücke in Prag betrug im Monate Jänner dieses Jahres 1427 fl. 19 kr. C. M. (Eine Prügelmaschine.) John Nectercher, ein engli­scher Maschinist, erfand kürzlich eine solche, die jetzt die Aufmerk­samkeit aller Kenner auf sich zieht, die Gestalt eines Klaviers hat, und wie dieses mit Saiten und Tasten versehen ist. Hinten endigt sie in einem Kasten mit vier Füßen, in welchen der zu schlagende Gegenstand gelegt wird, und sobald der vor der Maschine Sitzende die Tasten berührt, bewegen sich unter melodischen Tönen die höchst unmelodischen Stöcke, welche den hinten Liegenden derb durchwalken. Die Strafbaren werden dergestalt nach Noten ge­prügelt. Der Erfinder soll schon von mehren Pädagogen Briefe des schmeichelhaftesten Inhaltes erhalten haben- Literarische Post. Der Redakteur der commerciellen, belletristischen Zeitschrift: »Der Pi!< ger« F. C. Schall in Karlstadt, begründete ein neues Taschenbuch, unter dem Titel: »Bellono«. Krieger-Almanach für 18« (erstes Jahr). Wir weiden in einer der nächste« Nummern der Carnioli » von dieser literari­schen Erscheinung ausführlicher erwähnen. Welche überraschende Fortschritte die ungarische Literatur in einem Zeit» räume von wenigen Jahren gemacht habe, geht »us dem hervor, daß Ungarn bereits folgende Journale in der Laudessprache zählt, und zwar nach den ein­zelnen Fächern: 7 politische, 3 belletristische, I wissenschaftliches, l medicini­sches, 3 für Handel und Qetonomie und 3 religiöse; zusammen l8, — I m Jahre l843 sind im ganzen Frankreich Sl?6 gedruckte Werke, 1879 Kupferstiche und Lithographien und 3is musikalische Werke erschiene». Der bekannte Schriftsteller Lotz, Redakteur der »Original««« ist, Mit» thcilungcn aus Hamburg zu Folge, vor Kurzem gestorben, und Töpfe r hat an seiner Stelle die Redaktion der benannten Zeitschrift übernommen. Bei Ignaz Klang in Wien ist so eben der zweite Band von der nett ausgestatteten Gesammtousgabe von: ,,H,3inu5 nmui« Zecnin poiwug " oder: »Sämmtliche Werke des Wandsbccker Boten« erschienen, welche Notiz Freunden einer heitern Lektüre besonders willkommen sei« dürfte. Der Name dieser äußerst thätigen Buchhandlung bürgt für eine würdige Ausstattung die­ses köstlichen Werkes. Aus dem für das laufende Jahr in Wien erschienenen Prcistarif der erlaubten fremden Journale ist in Bezug auf Deutschland keine Acndcrung zu be­merken. Das Dcbit der deutschen Zeitschriften bliebsich gleich. Unter den fran­zösischen Journalen sind außer: ,,Innru2l ä««l)el>»l5" und „Iilll'iezle " noch 3 lcgitimistische „I, , ?lnu<:e" ,,1 / Tclio kr»n<:i>iL" und ,,Huutieli«lliie," unter den englischen hingegen Journale aller Farben erlaubt, so wie die in Belgrad erscheinende, serbische Zeitschrift, dann die »Athenio« und das Re-­gierungsblatt aus Athen. Alle bessern belletristischen, religiösen und dem In ­dustrialismus gewidmeten Zeitschriften Englands, Frankreichs und Deutsch» lands sind gestaltet; auch »hat sich die belletristische Journalistik in Wien im Laufe des Jahres 1843 bedeutend gebessert, wie sich auch die Abnahme der beliebtesten Zeitschriften der Residenz, besonders die der treffliche» Volks­schrift: »Hans Iörgel« gesteigert hat. Theatralische Revue. Unverbürgten Nachrichten zu Folge, soll Herr von Holbein seine bisherige Stellung am Hofburgthcater in Wien aufgeben und in eine andere Sphäre der Wirksamkeit treten. Als Nachfolger desselben wird von der einen Seite Herr M. O. Saphir, von der andern Seite Herr Friedrich Halm bezeichnet. Otto Nicolai, Kapellmeister »m Hoftheater nächst dem Karntnerthore in Wien, brachte unlängst seine neue Oper: »Die Heimkehr des Verbannten« dortselbst zur Aufführung, die sich eines großen Beifalls zu erfreuen hatte. Nestroy's Posse: »Lumpacivagabundus« hat sich bis nach Amerika ver­stiegen, und macht zu Philadelphia im deutschen Theater Furore. Von dem Hofkapellmcister Marschncr zu Hannover wird nächstens eine neue, schon vollendete Oper: »Kaiser Adolph von Nassau« zur Aufführung kommen. Wie doch Lißt in Deutschland mit Auszeichnungen überhäuft wird! — Zuerst erhielt er von seinen ungarische» Landsleuten nur einen Ehrendegen, in Königsberg schon einen Doktorhut, in Hechingen gar den Hofrathsmantel, endlich in einem andern Lande Deutschlands «och den Tournicrhelm des Adels. Letztere Auszeichnung hat besonders in Berlin große Theilnahme erregt. Dem unsterblichen Comuonisten Mozar t wurde so eben in Wien ein neues Denkmal errichtet. Es ist sein Leichenstcin auf dem Mafleinsdorfer Kirchhofe, wo er begraben liegt. Den ersten Impuls zur Anschaffung dessel» bc« gab die bekannte k. k. Kammer- und Hofopcrnsängerin, Frau van Has< selt-Barth , welche die Kosten diese« Denksteines ganz aus Eigenem bestritt. Am 3«. Jänner d. I . wurde Mozart' s Grabstein in der Kirche bei den Paulanern auf der Wiedcn, wo zugleich sein berühmtes Requiem ausgeführt wurde, feierlich geweiht. Die goldene Inschrift: »Jung groß, später» kannt, nie erreicht,« ist »uf grauem Marmor und von der Stifterin selbst lapidarisch entworfen, der übrigens diese Verehrung für den großen Tobte« nur zur größten Ehre gereiche» kann. Am 27. Jänner kam im Pcsther Nationalthcater zum ersten Male die große, tragische Originaloper: »Ladislaus Huuyodi« von Franz Erkel , Ka» pellmeister derselben Bühne, Text von Benjamin Egrcssy, unter ungeheuerem Beifall zur Aufführung. Der Compositeur erhielt einen silbernen Becher zum Andenken. Die nächste Saison der italienischen Oper in Wien wird eine der interes» santesten sein. Außer der Tadolini, der Oarcia-Viardot, der Bässe Ronconi und Vorcsi, dem Buffo Rovere, dem Contrealt Alboni, sind auch Juanoff, Feretti, Gardoni und Marini engagirt worden. Auflösung der Eharade in 3tro. 13. Eisenhammer. Laibach. Druck und Verlag des Iysef Blasnik.