AUS GUTEN STUNDEN ... GEDICHTE VON weil. Dr. Ignaz Knotz HERAUSGEGEBEN VON ADAM PHILIPPOVICH VON FREUDENBERG ZEMUN (SEMLIN) 1940 Buchdruckerel: Stefan Gregor, Qeograd, Vlajhovlceva 4 Semper lucem et solem versus! vZ),. iXgitaz Ütnaiz Nummerierte Ausgabe N? 1.01 .Die grossen Naturforscher und Arzte haben Immer etwas Schwärmerisches, Fanatisches, zum Universellen Hindrängendes gehabt und übten dadurch auf die Jugend und Ihre ganze Umgebung einen unüberwindlichen, priesterlichen, dämonischen Zauber aus". CJ-.Lead.at; u&illvat/i die inen (JCincLevn., jd-cLvLenne, t lLciuietta. und &4~cLam. Als Erinnerung hinterliess mir mit einer Widmung mein lieber Vetter Ignaz lose Blätter seiner Gedichte. Er trug sich noch mit dem Gedanken einer Veröffentlichung, wenigstens für den grossen Kreis seiner Familie und Freunde, doch kamen stürmische Zeiten und das Vorhaben unterblieb. Nun will ich nachholen, was sein Tod vereitelte. Ignaz war ein schaffender Mensch von reichem Gemüt, starkem Temperament und tiefem Familiensinn. Ein rechter Lebensbejaher, hervorgegangen aus dem bunten Gemisch von Völkerschaften auf dem jahrhundertelang umstrittenem Boden der Maria-Theresianischen Militärgrenze, welche Oesterreich und später Ungarn so viele hervorragende Männer schenkte. Die alte oesterreichische Beamtenfamilie, welcher mütterlicherseits auch wir abstammen, in neuen Boden versetzt, bewährte sich hier am besten. Seine heitere Lebensanschauung brachte Ignaz wohl aus dem angesehenen Vaterhaus, das Temperament vererbte ihm seine Grossmutter, eine Ungarin. Die orientalisch bunte Welt in Bosnien und der Herzegovina, wo er wirkte, trug bei zur Erhaltung seiner Lebensfreude bis ins späteste Alter. Die Liebe zu seinem ärztlichen Beruf äusserte sich in erfolgreichem Wirken auf praktischem und wissenschaftlichem Gebiet. Als Primarius des Landeskrankenhauses in Sarajevo war es ihm vergönnt, viel Gutes und Bleibendes zu schaffen. Die fünf Jahrzehnte in Bosnien liessen ihn dieses Land tief ins Herz schliessen. Da es ihm nicht vergönnt war, eine eigene Familie zu gründen, umfasste sein Familiensinn den grossen Kreis der weitverzweigten Verwandtschaft, die er auch in der alten oesterreichischen Heimat aufspürte und mit den Abgewanderten in Verbindung brachte. Viel Güte, noch mehr Liebe und Schaffungsfreude gehörten zu diesem reichen Leben, dessen Niederschlag uns in den folgenden, zu seinen Lebzeiten nur seinen nächsten Angehörigen und intimen Freunden bei besonderen Anlässen mitgeteilten Gedichten verblieb. Ich genoss die Auszeichnung, über meine Mutter, seine liebe Kathi, diesem nächsten Kreis anzugehören. Die Stunden, welche mir mit ihm zu verbringen vergönnt waren, werden mir unvergesslich bleiben. Und ich fühle das Bedürfnis, die Blüten dieses gottbegnadeten Lebens Euch, meine lieben Kinder, zu übermitteln. Erfreut Euch am Duft dieses bis ins höchste Alter gereichten Frühlings. Gott gebe Euch ein ebenso schönes Leben. od-dam (^Jl/ill!)i/1oviclv van ^f-eeudenbeecj. •caz. Ich lieb' das Bild der alten Stadt, sie schmieget behaglich breit sich an die grüne Mur, ein Kranz von ernsten Bergeshäuptern füget sich sanftgeschwungen um die weite Flur, der hohe Schlossberg thronet mitten drein: da konnte ich vom Herzen fröhlich sein als „Studio", und sorglos-glücklich seinl Nach der Idylle kam des Lebens Hast: wie oft hab ich in Sehnsucht dein gedacht, du ferne Stadt: Es wog so manche Last mir federleicht, wenn — wie aus dunkler Nacht ein Stern! — dein Bildnis mir erglänzte fein, nicht gross und laut und buntmodern, o nein; du warst ja damals grün und still — und mein! Nun sage ich noch einen schönen Dank für alles Gute in dem Abgesang: Du vielgeliebte Stadt im Lande Steyer, in Treuen denk ich heut und immer dein, du bleibst mir unvergessen, traut und teuer: sollst tausend-tausendmal gegrüsset sein, mein liebes Graz, ja schön gegrüsset sein! e einem. wCLecLeebenen....! Zu einem Wiedersehn vereint die gute Stadt uns alle nach vielen Jahren heut und grfisset uns. Die traute Halle umfängt uns mütterlich und freundlich wie in alten Zeiten und will uns liebreich sacht in der Erinnrung Reich geleiten, geleiten zum versunknen Jugendtraum: nun sollen wieder so hell erklingen heut wie einst die frohen Burschenlieder. • * • Ach, Jugendlieb und Burschenlust, die sind verschollen, weit, begraben ruht ihr töricht Ueberschäumen, Glück und Leid und mancher gute Kamerad dazu aus jungen Tagen. Wie wenig Frohes haben wir einander mehr zu sagen, seit längst schon unsre Lebenswege auseinandergingen und alles anders, als wir träumten, anders ist gekommen! • • * So sann ich für mich hin, mit einmal hört ich tief beklommen ein feines altes Lieblingslied aus schöner Zeit erklingen: „Nach Süden nun sich lenken die Vöglein allzumal, viel Wandrer lustig schwenken die Hüt' im Morgenstrahl . . . Ich lausch' den hellen Stimmen, die im Chor die Weise singen, und sieh: auf ihren Schwingen rauscht noch einmal auf der jungen Jahre beglückend froher Reigen! Ja, der unvergess'ne, wunderbare umfasst mich warm und trägt mich hoch, die Erde bleibt zu meinen Füssen, noch einmal glühet auf der Jugend Bild: ich will es herzlich grüssen! F G' sL Lzzen Der herrliche Palast, erbaut für Diocletian, für Dich, o Kaiser, ganz allein, 8chlie8St eine kleine Stadt nun ein. Es ragt das hehre Monument, das einst Dein Geist ersann, nun goldgebräunt aus der Jahrtausende erhab'nem Schweigen ins tiefe Himmelsblau am Meeresstrande: Edler Mannt In Ehrfurcht wollen wir uns still vor Deiner Grösse neigen. NACHLESE... /neu. Der Heimat Blumen sah ich blfih'n zur Sommerszeit, wie lang ist's herl Ich sah ihr farbig-leuchtend Glüh'n: wie lange sah ich's nimmermehr! Nun Heg ich wund im fremden Land, mein junges Leben will entschwinden, der liebe Gott reicht mir die Hand: werd ich nach Haus noch einmal finden? Getrost, mein armes Herz, und sei nicht mfid! In warmen blauen Nächten leuchten wieder, aus tiefen Sehnsuchtsträumen neu erblüht, der Heimat stille Blumen; alte Lieder umschweben dort den grünen Lichterbaum zur hell'gen Stund', vertraute Glocken klingen! ein dunkler Engel trägt durch weiten Raum zur lieben Heimat mich auf weichen Schwingen. c sDie alte S^cltale. Ja Ja, das ist die liebe alte Schale, die ich dir einst vom Orient gesandt, mein Freund, zum Mokkaschlürfen nach dem Mahle I Als ich sie damals fand, trug sie als Zier ein goldig-grünes Band auf rot- und braunem Grund und war so neu und jung, so fein und glatt: und jetzt?...... ..............Jetzt hat sie einen Sprung! Du mein, sie hat ja lange, lang gehalten die vielen Jahre her: wohl tausendmal beschloss ihr feiner Mokkaduft dein Mahl. Und wir? Und wir?........... Ja, sind denn wir auch immer noch die Alten? Die Alten leider wohl, denn nicht gelungen ist's uns, bis heut' zu bleiben — auch — die Jungen! Mein lieber alter Freund, dein gutes Antlitz trägt ja auch manch feines Sprünglein, das mein Herz bewegt: nur unsre Freundschaft hat, ist sie auch nicht mehr jung — gib mir die Hand! — Gottlob, auch nicht den kleinsten Sprung. Noch duftet würzig aus der fein geborstnen Schale der braune Mokka so wie einst: und doch, und doch! Wir beide bleiben stille, still mit einem Male — und sehen ernst einander an: »Wie lange noch?" c Xie bitteu