preis ganzjährig - Österreich 2 50 8, Deutschland 2 Mark, Italien 8 Lire, Ungarn 2'SO pengS, Tschechoslowakei !2 SR, Jugoslawien 28 Dinar, Schwei, 2 80 Frankes, übrige» Ausland 2 @o!dmark. von »rixen, Grünn, Srar, Ueitmeritz, Irin,, Olmüb, Marburg, Crient, Driest und Wien und Druckerlaubnis des Seneralobern. Left 7. ’ 3uü 1932. XXXV. Jahrgang. Meine Erlebnisse am Hofe des SchilluMnigs Fadiet. Bon P. Isidor ©tang, F. S. C. Es itoar -Ende Jänner Les Jahres 1914. Als ich eines Tages von einem längeren Krankenbesuche in ‘bent vier Stunden von unserer Missionsstation Lul entfernten Dorfe Wan nach Hause zurückkehrte, erzählte mir mein guter 'Superior P. Banholzer, Iben man mit Recht den Apostel des Schillüklandes nennen kann, baß der SchilluWnig Fadiet unsere Missionsstation mit großem Gefolge besucht unlb sich mit ihm sehr freundlich unterhakten habe. An diese Mitteilung knüpfte er -die Bemerkung: „Lieber Pater Stang, itotr müssen uns mehr an den eingeborenen Schillnkkönig halten als an die englische Regierung, unter deren -Schutz das Schilluk-land steht; denn der Schillnkkönig hat eine größere Macht in seinen Händen, als wir glauben, und itoettn wir mit ihm gut fahren, wird das -Christentum in diesem Lande itn= -geahnte, rasche Fortschritte machen. Der König ist seinem-Volke alles: Herrscher, Oberpriester und höchster Richter." Diese Worte des P. Banholzer, der das Schillukland und die -Sitten und -Gebräuche des Volkes kannte wie -wohl -kein anderer seiner Mitbrüder, gingen mir tief zu Herzen; sie waren gewissermaßen fein Testament an mich selbst, seinen Nachfolger im Amte. O hätte ich damals eine leise Ahnung von seinem baldigen Tode gehabt, wie manches würde ich ihn, den großen Kenner -von Land und Leuten, noch gefragt haben, das mir später hätte nützlich sein können, um die -Sitten und Gebräuche -des Schillukvo-kkes voll zu würdigen und ganz zu verstehen. Nach einem Monat schon wurde der gute Hirte seiner Christengemeinde gar zu schnell und unerwartet durch -das tödliche Fieber entrissen und amt 22. Februar rat Schatten des ersten Mifsionskirch-leins zur ewigen Ruhe gebettet. Trauernd rntib weinend umstanden Christen wie Heiden sein Grab. Als die Trauerfeierlichkeiten zu -Ende waren, trat der Häuptlings-sohn Augustin Jogeng auf mich zu, der ich mich in meinem großen Schmerze um meinen heißgeliebten Oberen kaum von feinem frischen Grabe trennen konnte, und sprach folgendermaßen zu mir: „Teurer Water, rät Namen aller Christen und -Katechumenen drücke ich dir unser herz-lichistes Beileid aus über den so schnellen Tod unseres unvergeßlichen-Abundit (P. Banholzer). Wir schauen jetzt auf dich, da du ihm tote ein leiblicher Bruder -warst. Wie d u -dich benimmst, so -weiden auch wir uns -benehmen; fei tapfer und verbeiße den -Schmerz um unsertwillen." Wortlos in meinem -Schmerze trat den teuren Toten nahm ich die zuerst dargereichte Hand meines guten Augustin, und wir schauten in 98 Stern der Neger Heft 7 P. Isidor Stang mit Neuchristen aus Luch seinen Begleitern zum Hofe des Königs Fadiet. stummer Trauer einander an; dann fuhr der gute Häuptlingssohn fort: „Teurer Water, einst hast du mich und meinen Bruder Coa-long in schwerer Krankheit gepflegt und geheilt. Wir folgen btr, wohin du gehst, ttitb bleiben stets deine treuen Söhne. Aber um eines bitte ich dich: Vergiß den König nicht und laß ihm durch einen Boten die Trauer-nachricht melden, denn so will es die Sitte unseres Landes." Jogeng hatte recht. Er als Häuptlingssohn kannte die Sitten und Gebräuche am Königshof sehr gut. Und als er sich mir überdies noch anbot, den König zu besuchen und ihm den Tod des unvergeßlichen P. Banholzer mitzuteilen, ließ ich ihn freudig und mit der sicheren Hoffnung in die königliche Residenz nach Faschoda ziehen, daß er seine Sache gut machen und den König uns günstig stimmen werde. Meine Erwartung in dieser Hinsicht wurde zu meiner eigenen größten Überraschung und Herzensfreude durch Jogeng, der sich aus Dankbarkeit seit feiner Heilung meinen treuen Sohn nannte, bei weitem noch übertroffen. Der schlaue Häuptlingssohn hatte sich nämlich erst gegen Mittag mit seinem Brüder Coalong auf den Weg gemacht, und nach einem Besuch in feinem Heimatdorfe Ottom, das nicht weit von der königlichen Residenz entfernt neben dem Wege liegt, war er am folgenden Tage gerade um die Mittagszeit beim König eingetroffen. Dieser empfing ihn mit allen Ehren, ließ ihn und seinen Bruder mit Hammelfleisch und Negerbier reichlich bewirten, rief dann Jogeng allein zu sich, fragte ihn über uns Missionäre recht gründlich aus, besoüders streifte er dabei das religiöse Leben arts der Missionsstation und sagte zum Schlüsse: „Jogeng, bleibe bei deinem Abuna (Pater), er macht dich glücklich; denn eure Missionäre sind unverheiratet und können daher euch Vater und Mutter sein. Die Missionäre aber am Sobat (er meinte dabei die amerikanische protestantische Mission, welche am Sobat eine Niederlassung hatte) sind verheiratet, treiben Handel uttd haben nur Gebet ohne Opfer. Eine Religion aber ohne Opfer kann nicht die wahre sein, deshalb besitzen sie nicht die wahre Religion. Nur eure Wunas, hat mir der mohammedanische Mamur von Kodak gesagt, haben ein Opfer und hätten die wahre Religion. Noch eines, Jogeng", fuhr der König fort, „mußt du mir jetzt versprechen: Du mußt mich alle Monate besuchen und mir alle Neuigkeiten von der Missionsstation mitteilen, besonders die Besuche der Königssöhne unlb Häuptlinge, die dein Abuna erhalten hat oder die er selbst in ihren Dörfern abgestattet hat." Jageng versprach es dem König, und dieser schenkte ihm dann einen Stier und glaubte nun, ihn als Spion für immer an sich gekettet zu haben. Doch, darin täuschte fits)' der eifersüchtige König Fadiet recht gründlich. Lange wartete ich auf die Rückkehr meiner Gesandtschaft. Bereits tourlbe es dunkel und immer noch war keine Spur von ihnen zu sehen. Ich machte mir zuletzt trübe Gedanken über die beiden Helden. Hoffentlich hatten sie mir keine Dummheit begangen und den schnellen Zorn des Königs auf sich und unsere Missionsstation geladen. Doch dafür war ja Jageng viel zu klug, schlau und gewandt. Schon wollte ich mich gegen 10 Uhr nachts zur Ruhe begeben, da klopfte es plötzlich schnell uNd heftig an meine Zimmertüre, und noch hatte ich mich von meinem Erstaunen kaum erholt, stürzte mein Häuptlingssohn Jogeng herein, lief aus mich zu, faßte mich an beiden Händen und wollte sich lachend und scherzend mit mir int Kreise herumdrehen, daß es mir ganz unheimlich wurde und mir zuerst der Gedanke kam, mein treuer Pflegesohn hübe etwas zuviel Negerbier erwischt und wolle sich jetzt in meinem Zimmer austoben. Doch dem war nicht so. Nach dem ersten Freudentaumel wurde Jogeng auf einmal ruhig und brach in die Worte aus: „Abuna wabot." Das heißt: „Vater, wir sind gerettet." Und nun erzählte er mir seine Erlebnisse am Königshof und verschwieg mir auch nicht, daß ihn der König in seiner Eifersucht als Spion in unserer Missionsstation aufgestellt habe. „Doch", fuhr er fort, „Vater, ich gehöre zuerst dir und dann erst als Untertan dem König. Deine Worte sind meine Worte, und nur was du willst, berichte ich dem König und nichts anderes. Du sollst mir und meinem Brtider niemals nachsagen können, wir hätten dich belogen oder betrogen oder gar verraten." Hierauf führte er mich in den nahen Hof und zeigte mir den Stier, den ihm der König geschenkt hatte. Es war ein prächtiges Tier, und jetzt konnte ich es erst begreifen, warum mein Jogeng eine so unbändige Freude hatte, als er mich nach seiner Rückkehr besuchte. Sein Bruder Coalong hatte ein schönes Schaf als Geschenk erhalten und zeigte es mir voll stolzer Freude. Im bayrischen Wallfahrtsort Altötting fand anläßlich des dreihundertsten Todestages des Grafen Tilly eine glänzende Gedenkfeier statt. Tilly, der Heerführer der katholischen Liga während des Dreißigjährigen Krieges, hat im dortigen Marienheiligtum seine letzte Ruhestätte gefunden, denn er war ein inniger Verehrer der Gottesmutter. Mit Recht nennt man ihn den „Heiligen im Harnisch". Im Verlaufe der Feiern zogen Tausende von Pilgern zur Tillykapelle, um dort zu beten. (Atlantic.) In jener Nacht habe ich wohl wenig geschlafen, denn ich machte mir schwere Gedanken, ob mein Jogeng in der Zukunft standhaft bleiben werde. Groß waren ja die Lockungen und Versuchungen von seiten des Königs und seines Hofes. Ich empfahl ihn der lieben Gottesmutter, brachte ihm volles Vertrauen entgegen, und ich hatte mich in ihm nicht getäuscht. Er blieb treu und aufrichtig, wie folgendes Ereignis zur Genüge zeigt- Bier Tage nach seinem Besuch am Königshofe kam gegen Mittag Acotsch, der Neffe und Vertraute des Königs, zu uns und brachte als Geschenk Seiner Majestät vier Flaschen Butterfett mit. Er stellte sich als den Gesandten des Königs vor uitlb bat mich, auch ans meinen Vertrauten ihm einen Jüngling Zu nennen, der würdig sei, meine Angelegenheiten am Königshofe Zu vertreten. Ich stellte ihm sofort meinen Jogeng vor und ernannte ihn zu meinem Stellvertreter am Königshofe. Nun hielt der Neffe des Königs eine längere Rede, die mit den Worten begann: „Abuna, deine beiden Ochsen, Nikär, der scheckige, und Detang, der schwarze, sind bÄannt durch die Größe und Länge ihrer Hörner im ganzen Schilluklande, und das Geläute ihrer Glocken, die sie umgehängt haben, erfreut das Herz -eines jeden Schilluk. Sie singen dein Lob und haben dich bekannt gemacht im ganzen Lande. Doch noch viel größer als deine beiden Ochsen bist ibu selbst. Kein Ochs und Ochsenbesitzer kommt dir gleich an Weisheit uNd Güte, und so ist dein Ruhm an den Königshof nach Faschoda gedrungen, uNd mein Onkel, der große Schillukkönig Fadiet, hat dich mehr als alle seine Whe und Ochsen in sein Herz eingeschlossen, und jetzt bietet er dir durch mich ewige Freundschaft an . . ." Ich drückte dem königlichen Gesandten meine Freude aus über das Vertrauen des Königs zu mir uNd versprach, dem König stets ein guter FreuNd sein zu wollen. Nun aßen wir miteinander zu Mittag, und ich konnte mich des Lachens bäum enthalten, als der Neffe des Königs Gabel, Messer und Lössel handhaben wollte, um zu zeigen, daß er auch die Sitten der Weißen kenne. Er machte nämlich alles verkehrt. Wir aßen Reis uiid ein gekochtes Huhn und tranken Tee dazu. Ja, wahrhaftig, Acotsch, der Neffe des Königs, hatte das Pulver nicht erfunden, denn kaum berührte er das Tischmesser, hatte er sich durch seine Ungeschicklichkeit bereits eine Schnittwunde beigebracht. Und als er begann, mit der Gabel den Reis aus den Löffel aufzuladen lind zum Munde zu führen, da mußte er es selber einsehen, daß es für ihn besser sei, nach alter Schilluksitte mit der natürlichen süns-zinkigen Gabel seiner Hand zu essen. Ehe er nach Hause zurückkehrte, bat er mich um eine Kopfbedeckung und ein Kleid. Ich schenkte ihm eine alte Jacke, die er natürlich verkehrt anzog, und einen alten Hut, der keinen Rand mehr hatte. Er wickelte ein rotes Tuch um den randlosen Hut und feine Stirn herum und ging stolzen 'Schrittes mit seinen neuen Schätzen nach Faschoda zurück. Dia ich dem König bald vorgestellt werden sollte, so unterrichtete mich Jogeng jeden Tag über die Sitten uNd Gebräuche am Königshofe und die verschiedenen Redensarten, die am Königshofe gebraucht werden. Bei den Schilluk gibt es nämlich eine eigene Hofsprache. Noch waren keine zehn Tage vergangen, als Acotsch, der Neffe des Königs, eines Morgens eilends daherkam und mir mitteilte, Seine Majestät der König lasse mich bitten, ihn sofort in seiner Residenz zu besuchen; er hätte dringend mit mir zu Der Festakt vor der Stiftskirche in Altötting anläßlich des Tillyjuüiläums. (Atlantic.) reden. Der Besuch solle aber geheimgehalten werden. Sofort begab ich mich zu Fuß mit Jogeng und Aeotsch nach Faschoda in die königliche Residenz. Nachdem wir noch in Quom den Vater unseres Christen besucht und mit uns zu gehen eingeladen hatten, erreichten wir nach drei Stunden die Residenz. Wir wurden in den Hof eines Hauses geführt, und schon nach wenigen Minuten erschien König Fablet. Während meine Begleiter, aus dem Boden kauerNd, sich vor ihm ehrfurchtsvoll verneigten, trat er lächelnd auf mich zu urtlb begrüßte mich herzlich, indem er mir die Hand reichte. Er kannte mich schon von unserer Missionsstation Tonga her, wo er uns im Jähre 1907 besucht hatte. Aus seine Einlädung trat ich mit Jogeng in das Haus ein, wogegen meine zwei anderen Begleiter in ein anderes Haus geführt wurden. Der König und ich nahmen Platz, das heißt, wir setzten uns auf ein großes Giräfsenfell, während Jogeng in einer kleinen Entfernung auf dem Boden kauerte. „Mein lieber Abuna", hob nun der König an, „ich habe mich schon längst nach dir gesehnt und freue mich sehr, daß du gekommen bist. Wir wollen Freunde sein; du hilfst mir und ich helfe dir mit Rat und Tat, wie zwei leibliche Brüder. Nichts soll in Zukunft diese Freundschaft stören." Nun war es an mir, zu reden. Ich besann mich nicht lange und sprach: „Vater aller Väter, deine Worte sind süß und haben mein Herz erfreut. Ja, wir wollen Freunde sein, und ich will dir helfen, wo ich nur immer kann, denn unsere christliche Religion gebietet uns, dem Nebenmenschen zu helfen und mit ihm offenherzig zu sein, frei von Falschheit und Heimtücke. Wir müssen auch unseren Feinden verzeihen und dürfen keine Blutrache wie ihr Schilluk gegen den Nächsten Wen." Nun schien der eifersüchtige Schillukkönig sich selbst zu vergessen, wurde aus einmal ganz weich und erzählte mir, wie er leider den guten verstorbenen P. Banholzer, seitdem er Ni-kang, den Sohn des früheren Königs Jor, in der Missionsstation Lul ausgenommen habe, gehaßt hätte, weil er nämlich geglaubt habe, man wolle ihn vom Throne stürzen und einen Sohn des verstorbenen Königs Jor an seiner Statt zum König machen. Außerdem hätte der Mbundit so gut die Landessprache gelernt und gesprochen, daß einige Großhäuptlinge behauptet hätten, er wolle selbst König werden. Freilich, jetzt nach seinem Tode habe er eingesehen, daß er eigentlich den guten Pater ohne jeden stichhaltigen Grund gehaßt und verfolgt habe. Damit dieses in Zukunft nicht mehr der Fall sei, solle ich ihm versprechen, keine an- Eine Mädchengruppe aus betn Festzug in Altötting. (Atlantic.) MDW Die Kathedrale in Gent (Flandern), in der 1432 das weltberühmte Altarbild der-Gebrndcr van Eyck „Die Anbetung des Lammes" aufgestellt wurde. (Atlantic.) deren Königssöhne zn besuchen und es mit ihm allein zu halten. Wenn aber Königssöhne auf Besuch kämen, solle ich sie nach dem Gastrecht des Landes behandeln. So gäbe es dann kein Mißtrauen mehr gegen mich und den Verleumdungen falscher Schmeichler werde für immer Einhalt getan. Nach Schilluksitte und Überlieferung sieht nämlich jeder Schillükkönig in den Söhnen der verstorbenen Könige seine Rivalen, die ihm beständig nach dem Leben streben, um einst selber König zu werden. Ich versprach dem König, seinen Rat zu befolgen, und bat ihn, wenn er in dieser Beziehung etwas merken sollte, mir es ganz offen mitzuteilen, wie auch ich ihm stets offen unter die Augen treten und freimütig meine Meinung sagen würde. Ich sei mit meinen Mitbrüdern hiehergekommen nicht des Geldes und Gewinnes wegen, sondern um das Wort Gottes zu verkünden, der Himmel und Erde erschaffen und seine zehn Gebote den Menschen gegeben habe. Wir Christen liebten das Gute und verabscheuten das Böse und seien vor Gott verpflichtet, den angestammten Herrscher des Landes zu ehren und auch für ihn zu beten. Der König war hoch-besriedigt, ließ uns Hammelfleisch und Negerbier von feinen Frauen auftragen und gebot ihnen, mir als dem Gesandten Gottes dieselbe >Ehre zu erweisen wie ihm selbst, indem sie auf den Knien rutschend uns bedienen sollten, mit Ehrfurcht und Stillschweigen nach der Sitte der Königsresidenz. Nachdem der König mit mir etwas Fleisch genossen hatte, entfernte er sich, während Jogeng und ich noch weiteraßen und das Negerbier versuchten, das ganz angenehm war und uns bei der herrschenden großen Hitze nicht übel schmeckte. (Fortsetzung folgt.) Ein Palmzweig aus das Grab des Bruders Heinrich Sendker, F. S. C. Bon P. Josef Wewer, F. S. C. (Fortsetzung.) Auch dort floß sein Leben in steter Arbeit einige Jahre vorher bald nach Eröffung der dahin. Die Schreinerwerkstätte, worin Bru- Apostolischen Präfektur errichtet worden; sie der Sendker mit zwei anderen Missions- bildet ein sehr geräumiges, aus festen Steinen brüdern und mehreren Lehrlingen aus dem gebautes Lokal mit einer maschinellen Ein-Stamme der Zuluneger fortan arbeitete, war richtung, die allen modernen Anforderungen Heft 7 Stern der Neger 103 „Die Anbetung des Lammes". Die Hauptstücke des Genter Altares waren früher in Berlin. Infolge des Versailler Vertrages mußten sie zurückgegeben tverden. (Atlantic.) entspricht und es ermöglicht, nicht bloß die Farm, sondern auch die anderen Stationen der Präfekttlr mit den zum Missionsbetrieb erforderlichen und ins Schreinerfach einschlägigen Möbeln und 'Gerätschaften zu versorgen und überdies noch allerlei Bestellungen von Auswärtigen in gewinnbringender Weise zu erledigen. Selbst jede neu zu erbauende Kapelle oder Schule nimmt in dieser Werkstätte ihren Anfang, insoferne der Fachbau mit dem Dachstuhl hier gezimmert wird, um dann nach seinem Bestimmungsort transportiert und dort plangemäß aufgerichtet zu werden. Die Vorteile dieser Baumethode springen in die Augen, da dadurch die Gründung und der Ausbau einer Missionsstation wesentlich vereinfacht und beschleunigt und nach einem mehr einheitlichen und als zweckmäßig erprobten Plan ausgeführt werden kann. Hier war es also, wo Bruder Sendker seine schon längst bewährte Arbeitskraft einsetzte und auch zur vollen Geltung brachte. Wer zählt die Möbel und Gerätschaften, die dort seine kunst-geübte Hand mit maschinell gesteigerter Geschwindigkeit fabrizierte, die aber noch jahrelang sein Andenken in der Mission leibendig erhalten werden? Bald waren es kirchliche Gegenstände, die für den gottesdienstlichen Gebrauch, bald solche, die für eine Schule oder einen Haushalt in der Mission beistimmt waren. Bei diesem bunten Wechsel von Einrichtungsgegenständen blieb sich jedoch sein Eifer in der Arbeit immer gleich, mochte er dabei auch Mühen und Beschwerden oder selbst Entbehrungen mancher Art zu ertragen haben. Was seinen Arbeitseifer immer von neuem weckte und lebendig erhielt, war ja nicht die Aussicht auf einen materiellen oder zeitlichen Gewinn, sondern das tröstliche Bewußtsein, daß er für die Mission arbeite und deren erhabenes Ziel, nämlich für die Ausbreitung der Kirche und die Bekehrung und Rettung der Neger, kurz, daß er eine apostolische Arbeit verrichte und Die mit einem Kostenaufwand bort 120.000 Schilling wiederhergestellte Orgel im österreichischen Stift Sankt Florian, wo der berühmte Komponist Anton Bruckner bon 1849 bis 1868 als Organist tätig war. (Atlantic.) mithin auch den Lohn -eines Apostels dafür empfangen werde. Eine seiner hervorragendsten Arbeiten in der Mission war ein stattlicher, mit künstlerischem Schnitzwerk gezierter Beichtstuhl, der in der Negerkirche von Maria-Trost ausgestellt wurde. So oft er daher in der Folgezeit am Samstag nachmittag oder Sonntags in der Frühe die Kirche beisuchte, konnte er sehen, wie nun bald ein Neger, bald eine Negerin andächtig vor dem Beichtgitter niederkniete, um durch eine reumütige Beichte die Lossprechung des Priesters und damit die Gnade und Freundschaft Gottes und den Frieden der Seele wiederzuerlangen. Er duvfte sich das Zeugnis geben, selbst dazu mitgewirkt zu haben, und dies mag ihm noch nachträglich seine Arbeit versüßt und ihn getröstet hüben. Bei alldem darf nicht unerwähnt bleiben, daß Brüder Sendker auch seine Pflichten als Ordensmann treu und gewissenhaft erfüllte und sich die Pflege des religiösen Lebens allen Ernstes angelegen sein ließ. In den geistlichen Übungen und den anderen Verrichtungen des gemeinschaftlichen Lebens ging er allen mit gutem Beispiel voran. Auch war er darin pünktlich; nie fehlte er, wenn er nicht durch zwingende Gründe daran teil-zunehmen verhindert war. Täglich empfing er die heilige Kommunion, und dadurch erlangte er zweifelsohne das Licht und die übernatürliche Kraft, deren er beidurfte, um die VortrMichkeit unlb Erhabenheit des Ordens- und Missionsberufes immer klarer zu erkennen und die Tugenden seines Standes auch unter schwierigen Umständen zu üben. Als wahrer Sohn des heiligsten Herzens war er seinen religiösen Mitbrüdern in wirklicher Liebe zugetan; nichts lag ihm ferner als ein herrschsüchtiges Benehmen oder das Buhlen um die Gunst seiner Vorgesetzten oder das Haschen nach dem Lob und Beifall der Leute, so daß man in ihm stets den fcf)ItcE)ten und bescheidenen Ordensmann erkannte, der seiner Umgebung zur Erbauung gereichte. Eine nicht minder kostbare Frucht seines Gebetslebens und innigen Verkehres mit Gott war die, daß er in Kreuz und Leid, woran es ihm gewiß nie fehlte, nicht verzagte, daß er selbst in seiner letzten Krankheit, die seinem Leben ein unerwartet rasches Ende machte, sich mit Geiduld in fein Schicksal ergab und Gott willig sein Leben zum Opfer brachte. (Schluß folgt.) Amschau. Rom. Am 24. April dieses Jahres wur- such des Heiligen Vaters Pius XI. An der den im neuen Propagandakolleg zwei mar- Feier nähmen acht Kardinäle teil, darunter morne Gedenktafeln enthüllt zur Erinne- der Kardinalstaatssekretär Pacelli und der rung an die am 24. April 1931 stattgefun- Kardinalpräsekt der Propaganda Van Rof-dene Einweihung und den damaligen Be- sum. In der Festrede erinnerte der Propa- gandasekretär Erzbischof Salotti an die großen Missionsrundschreiben Pius' XI. und dessen unablässige sonstige Bemühungen um die Förderung der Glaubensverbreitung in den Missionsländern und wies dann auf die herrlichen Erfolge hin, mit denen die päpstlichen Misfionsbeftrebungen gekrönt wurden. Während der verflossenen zehn Regierungsjahre Pius' XI. hat sich das Reich der Kirche gewaltig ausgebreitet, wie die genaue Statistik zeigt. 4000 neue Missionäre haben in dieser Zeit das Evangelisationswerk in Angriffs genommen, die Zahl der einheimischen Priester ist von 2670 auf 4000 gestiegen, 123 neue Missionen sind errichtet und von diesen allein 16 völlig dem einheimischen Klerus anvertraut worden. Die Katholiken der Missionsländer haben um 6,000.000 zugenommen und damit die Höhe von 15% Millionen erreicht. -Nimmt man die Arbeit der Missionsschwestern, ausländischer wie einheimischer, hinzu, dann die große Zähl eingeborener Kleriker, die sich auf das Priestertum vorbereiten, so wird die Geschichte für die Zukunft sich nicht darauf beschränken dürfen, Pius XI. den Papst der Missionen zu nennen, sie wird ihm feierlich bezeugen müssen, daß er der Papst der größten Missionsentwicklung in den letzten Jahrhunderten i st. Mit einem Appell an die Alumnen der Propaganda, den Treueschwur gegenüber der Mif-sionssache zu erneuern, unter der Leitung des Kardinalpräfekten als Soldaten Christi Bannerträger des Evangeliums, Verbreiter des heiligen Glaubens, Eroberer der Zu-kuUft zu sein, schloß Erzbischof Salotti seine mit stärkstem Beifall aufgenommene Rede. Asien. Die katholischen Missionen von K i a n g s i in Z e n t r a l ch i n a feiern dieses Jahr den 100. Jahrestag ihrer Gründung. In dieser Provinz, einer der bedeutendsten von ganz Ehina, mit einer Gesamtbevölkerungszahl von 24,500.000, hat im Jahre 1832 der französische Lazarist Pater Laribe, unterstützt von vier eingeborenen Gefährten, das Ms-fswnswerk begonnen; er unterstand dabei den Dominikanermissionen von Fukien. Als im Jahre 1838 das Vikariat Kiangsi-Chekiang geschaffen wurde, hatte man ungefähr 6000 Christen. Heute gibt es im Gebiete von Klangst vier Aposto- Kreuz und Leuchter aus Bernstein in Silberfassung, ausgeführt bon der staatlichen preußischen Bernsteinmanufaktur. Der Bernstein, ein versteinertes Pflanzenharz, wird an der Ostsee teils gefischt, teils im Tagbau gegraben. (Atlantic.) lische Vikariate, von nordamerikanischen, französischen und italienischen Lazaristen geleitet. Die Zahl der Katholiken hat 100.000 überschritten, die Gesamtzahl der Missionäre beträgt 146, darunter 76 eingeborene Priester. Verfolgungen blieben der Mission nicht erspart; in verschiedenen Perioden haben acht Glaubensboten ihr Leben geopfert. Auch in den letzten Jahren hatte man viel unter Räuberbanden, kommunistischen Soldaten usw. zu leiben, verschiedentlich wurden Missionäre gefangengenommen. Doch hofft man auch hier, daß unter Sturin und Regen die neue Zukunftssaat reist. Der Salvatorianermissionär P. Büh-I e r, der auf der Suche nach dem Leichnam seines ermordeten Mitbruders P. Melchior Geiser am 2. Dezember verflossenen Jahres in die Gefangenschaft der Räuber geraten war, hat im April d. I. nach viermona-tiger Leidenszeit seine Freiheit wiedererlangt. Anfangs Mai drangen die Truppen des Generals Ma in das Vikariat T s ch i n g t u ein. Die Bevölkerung wurde gebrandschatzt, Bischof Rouchoux, dessen Gefangennahme beabsichtigt war, konnte sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Das 1856 errichtete, den Pariser Missionären anvertraute Vikariat zählt an 60.000 Katholiken. In der Mandschurei, dem Zankapfel Zwischen China und Japan, herrscht trotz Zurückziehung eines großen Teiles der Truppen und der Bildung einer eigenen „mandschurischen" Regierung noch immer eine allgemeine Unsicherheit der Verhältnisse. Die Katholikenzabl beläuft sich aus rund 75.000. Neben deutschen, schweizerischen und französischen Glaubensboten wirken dort auch die Missionäre von Mary-knoll in Kanada. Von dem ihnen unterstellten Vikariat Mukden hat der Heilige Stuhl am 25. Jänner d. I. die Präfektur F u s ch un abgetrennt und P. Raimund Lane zum ersten Apostolischen Präsekten daselbst ernannt. Afrika. Daß die mittelafrikanischen Missionsfelder die aussichtsreichsten sind, ist be- kannt. Einen Beleg dafür bietet auch die am 2. Juni 1923 errichtete Präfektur Aquatoria l - N i l, die von den Söhnen des heiligsten Herzens Jesu aus Verona verwaltet wird. Die Flächenausdehnung der Präfektur beträgt 53.580 Geviertkilometer mit einer Bevölkerungsziffer von 585.000. Nach Mjähriger Missionstätigkeit zählt man schon 27.734 Katholiken und 2462 Taufbewerber, so daß auf 21 Bewohner ein Katholik entfällt. Das Missionspersonal besteht aus 21 Priestern, 11 Brüdern und 29 Schwestern. Einen wesentlichen Teil der Arbeit leisten die sehr zahlreichen einheimischen Katechisten. In der Hauptstation Gulu, dem Sitz be§ Apostolischen Präfekten, wurde ein kleines Seminar zur Heranbildung eingeborener Priester eröffnet. Der Bau einer großen und schönen Kathedrale ist im Gange. Die hiezu nötigen Ziegel —- über eine halbe Million — wurden von den Neubekehrten hergestellt, ohne daß sie für ihre Mühe einen Lohn verlangt haben. Der Apostolische Präfekt von Äguatorial-Nil, Msgr. Antonio Vignato, besuchte kürzlich die sieben Missionsstationen seines Sprengels und hatte dabei ein Abenteuer zu bestehen, das leicht auch für ihn und seine Begleiter, die Patres Antonioli und Valcavi, hätte verhängnisvoll werden können. Von Aringa und dem Stamm der Kulluba ging's mit dem Feldbestellung in China mittels des primitiven Holzpfluges. (Fides.) Auto nach Moyo mitten durch den Stamm der Madi auf einer zum Teil kaum gespurten Straße, die, von Kanälen durchzogen, in der Regenzeit völlig unbefahrbar wird. Nach Überschreitung des Kociflusses läuft der Weg unheimlich schauerlich durch Wälder, die von wilden Tieren bevölkert sind. Gerade auf dieser Strecke gab der Apostolische Präfekt Vollgas, und während er unruhig die Gegend absuchte, hörte er auf einmal ein Stampfen, als ob sich etwas wütend in Bewegung fetzte. Zwischen den Blättern des Wegrandes kam die Schnauze eines riesigen Rhinozeros zum Vorschein. Im Nu warf sich das Ungetüm brüllend auf die Maschine, ein Junges hinterdrein; fast hätte es die Schulter von Monsignore berührt; das heiße Schnauben war deutlich auf dem Gesicht zu spüren . . . und jetzt begann das Tier einen tollen Wettlauf mit dem Automobil, neben dem es wütend und drohend herrannte; der Rücken des Ungeheuers hatte die gleiche Höhe wie das Dach des Autos . . . Der Führer hielt es für gut, zu bremsen und anzuhalten. Die beiden Tiere rannten geradeaus weiter in einer Staubwolke; dann bogen sie rechts ab und verschwanden im Dickicht. Ein Stoß hätte genügt, Wagen und Insassen umzuwerfen . . . Gewiß für Autosportler eine interessante Gegend mit der Aussicht auf ungeahnte Abenteuer! U r u n d i, ein Staat, der an Belgisch-Kongo grenzt und linker belgischem Mandat steht, hat wenigstens 2,000.000 Einwohner; ein solch geschlossenes Gebiet mit einem Flächeninhalt von 28.000 Quadratkilometer beherrscht von einem einzigen Oberhaupt wird man sonst in Afrika nicht leicht wiederfinden. Weihnachten 1930 brach der junge König des Landes, Mwambutfa II., mit dem Herkommen und heiratete eine christliche Prinzessin, Terezia Kanyonga. Bald danach ließ er sich unter die Katechnmenen aufnahmen und bat die Weißen Väter um Unterricht in der Glaubenslehre. Als mutmaßlicher Thronerbe wurde ihm ein Sohn Ludwig geboren, der kleine Prinz wurde in der Kirche Unserer Lieben Frau vom Siege getauft. Das Städtchen Oko lepko in West-Nigeria war von einer amerikanischen Gesellschaft hChurch Missionary Society) zum protestantischen Glauben bekehrt worden. Kein katholischer Missionär hätte es wohl wagen können, dort sich niederzulassen. Aber der Schwarze ist reiselustig, und besonders in einem gewissen Alter packt ihn die Wißbegierde; er will sehen, was in der übrigen Welt vorgeht, schnürt sein Bündel und versucht sein Glück in der Ferne. So kam eine Gruppe junger Leute von Okolepko nach einem Orte, der eine katholische Kirche hatte. Man besuchte die Kirche zuerst aus Neugierde, ' dann aus Überzeugung, und schließlich empfingen alle die heilige Taufe. Nach ihrer Rückkehr erzählten Wie die kleinen Schwarzen, unter Leitung einer Missionsschwester, bei der Erstellung von Missionsbauten durch Herbeischleppen der Ziegel mithelfen. (Fides.) sie ihren Freunden, was sie gesehen und erlebt hatten, sprachen von dem Glauben, dem sie jetzt angehörten, und gewannen aus ihrer Umgebung einige für den Katholizismus. Sie verlangten schließlich von der Ortsbehörde einen Platz für eine katholische Missionsstation; ein Priester mußte von Zeit zu Zeit kommen, die neuen Schaflein zu besuchen und denen, die würdig schienen, die heiligen Sakramente zu spenden. Inzwischen starb ein Protestant, ohne daß sein Pastor ihn besucht oder auf den Tod vorbereitet hatte. Die Schwarzen, die nicht verstehen können, warum die Protestanten weniger Sakramente haben sollen als die Raphael Mohasi, der erste einheimische Basutv-Priester, begrüßt seine Mutter, der er eben den Priiniz-segen erteilt hat. Die Priesterweihe spendete ihm der Apostolische Delegat von Südafrika Jordan Gijlswijk. Im Alter von 15 Jahren verließ Mohasi die elterliche Hütte, da ihm fein Vater den Besuch der katholischen Missionsschule verbalen hatte. Nach vorausgegangenem Unterricht empfing er 1909 die hl. Taufe und arbeitete dann eine Zeitlang in den Johannesburger Minen, um sich Geld für das Studium zu verdienen, deni er bei den Maristenbrüdern und im Seminar zu Roma, dem Hauptort des Basutolandes, oblag. (Fides.) Katholiken, beklagten sich bitter über ihren Religionsdiener, der seine Leute hinsterben lasse, ohne sie von ihren Sünden loszusprechen, ohne Wegzehrung und Letzte Ölung. Eine Abordnung mußte bei den Behörden der „Church Missionary Society" vorstellig werden und Aufklärung über den Fall ver-langen. Die Auskunft siel offenbar nicht zur Zufriedenheit aus; denn einige Tage später rief die ganze protestantische Gemeinde — 190 Mann stark — den katholischen Priester, um ihm Kirche und Pfarrhaus zu übergeben. Was half es, daß die protestantischen Geistlichen zum Kadi gingen, um ihre verlorenen Schäslein wiederzugewinnen; kein einziges Mitglied der Gemeinde wollte weiterhin die früheren Glaubenshirten anerkennen. Der Glaubenseifer der Neubekehrten offenbart sich auch darin, daß sie die weitesten Wege zur Mission und Kirche nicht scheuen. Schwarze Katholiken der von Jesuiten versehenen Präfektur Salesbury in Südafrika, die in den Außendistrikten wohnen, müssen an Sonn- und Festtagen etwa 30 Kilometer zurücklegen, um der heiligen Messe beiwohnen und die Sakramente empfangen zu können. Schon um Mitternacht brechen sie auf, um rechtzeitig einzutreffen. Denkt man nicht bloß an beit langen Kirch-weg, sondern auch noch an die Unbilden der Witterung, so erscheint der Opfergeist dieser armen Neger wirklich bewundernswert. Im Gebiet von Sie r r a L e on e, West-afrika, stehen die Häuptlinge dem Missionswerk nicht unfreundlich gegenüber. Doch fand bisher selten einer den Mut, dem gerade bei ihnen so tief eingewurzelten Heidentum zu entsagen. Meistens ist es aber auch nicht möglich, in diesem Teil von Afrika einem kranken Häuptling nahezukommen, und darum muß die Taufe des Häuptlings Kangayu von Bauya in Sierra Leone ein besonderes Ereignis genannt werden. Ein kranker Häuptling wird nach dortigen Gebräuchen ganz abgeschlossen gehalten, und wenn er in Todesgefahr schwebt, ist der Kreis derer, die Zutritt haben, noch enger. Die Öffentlichkeit erfährt von seinem Tode erst nach der Beerdigung gewöhnlich mitten in der Nacht oder bei Tagesanbruch. Ein Flintenschuß verkündet betn Volke 'den Tod seines Oberhauptes. Sofort werden den Gebräuchen entsprechend die Tamtams geschlagen, es folgt ein ununterbrochenes Singen und Tanzen mehrere Tage hindurch. Bekehrungen auf dem Todesbett sind darum äußerst selten. Seit Monaten litt Häuptling Kangayua an Blutvergiftung. Das hätte man wohl geheimgehalten, aber der Arzt ordnete eine Überführung in das Krankenhaus von Moyamba an. Eine katholische Frau hörte von dieser Ankunft .Kangayuas in Moyamba und teilte es den dort stationierten Heilig-Geist-Missionären mit. Pater Welch fand im Hospital den Häuptling dem Tode nahe, aber bereit, sein verflossenes Leben, welches eher alles als heilig war, zu bereuen. Der Sterbende griff nach dem Kruzifix, Der Sohn des Von Anna (Fortsetzung.) Traurig klagte das Missionsglöcklein durch die Morgenstille. In jede Hütte trug es die Trauerkunde: „Der weiße Bruder ist nicht mehr!" Jene, die den beiden Löwen noch untertan waren — es waren einige Wohlhabende —, waren froh, daß das verhaßte Bleichgelsicht tot war, aber sie hielten sich feige in ihren Hütten, da sie eine Revolution unter ihren Stammesgenossen befürchteten. Das Schauspiel, das Pater Werner an diesem Tage erlebte, erinnerte ihn an den Kindermord zu Bethlehem. „Eine Stimme ward gehört zu Rama, viel Weinen und Wehklagen ..." Zur Messe waren nur Frauen erschienen. Wehklagend, mit verhüllten Häuptern kamen sie heran, warfen sich neben der Bahre des toten Missionärs auf den Boden und verharrten während der heiligen Messe in dieser Stellung. Zum Ende der heiligen Handlung zogen sie, ohne den Blick zu erheben, unter gleicher lauter Klage wieder ab. Pater Werner rührte diese Trauer. Er mußte an die weinenden Frauen Jerusaletns denken. * Druck und Verlag der Bonifatius-Druckerei in Paderborn. das ihm dargereicht wurde, lind hörte aufmerksam den Vorbereitungsunterricht auf die heilige Taufe an. Er starb kurz nach Empfang des Sakramentes der Wiedergeburt. Die Weltnot der Arbeitslosigkeit macht sich auch in vielen Teilen Afrikas fühlbar und erzeugt mancherlei Unruhen. So wird aus der portugiesischen Kolonie Angola berichtet: Die Lahmlegung des Handels und der mangelnde Absatz einheimischer Produkte wirkt sich auch hier in starker Arbeitslosigkeit aus. Bereits haben sich Banden schwarzer Räuber gebildet, welche die 'Gegend unsicher machen durch Stehlen itnb Plündern. Mehrere Missionsftationen haben bereits den Besuch dieser ungebetenen Gäste erhalten, aber die Behörden haben sofort strenge Maßregeln ergriffen, und so ist der Zustand hoffentlich nicht von langer Dauer. („Fides-Korrespondenz.") Freimaurers. Kayser.* Der Apostolische Delegat bun Südafrika I. Gijlswijk beim Besuch einer Missionsstation. (Fides.) Als Bischof Gonzalez Perez, Apostolischer Vikar von Fer-imnbo Poo, Spanisch-Guinea (Afrika) neulich seineMissioneu besuchte, kam das Volk von allen Seiten herbest um ihn zu grüßen und ihm Geschenke zu bringen. Es tont das Scherslein der Armen: Hühner, Eier und Bananen. Auch die Kinder wollten nicht zurückstehen, und weil sie sonst nichts ihr eigen nannten, holten sie aus dem Wald große Bündel Reisig und Holz. Das Bild ist im Moment aufgenommen, da sie ihre Gaben auf dem Kopf herbeischleppen. JndieserGegendvonSpanisch-Afrika geschah es Vor einigen Monaten, daß der Gouverneur, der die Kruzifixe aus den Schulzimmern der katholischen Missionsschulen entfernen ließ, durch die energische Demonstration der afrikanischen Kinder und ihrer Eltern gezwungen ward,stdie Zeichen des Glaubens sofort wieder anbringen zu lassen. (Fides.) Kaum aber waren die Weiber außer Sehweite, als aus der Ferne ein ohrenbetäubendes, langgezogenes Geheul zu ihm drang. Was war das? Waren es Freunde? Oder kamen Mukaruts und Karullus Anhänger, um auf der Mission ganze Sache zu machen? War ihnen das Opfer dieser Nacht nicht genug? Merkwürdig, er kannte keine Angst. Sterben lernt ein Apostel an jedem Tage von neuem. Das Geheul kam näher und näher. Pater Werner schloß seine Wohnung ab und ging zum Kirchlein. Zu den Füßen des Tabernakels wollte er sterben, wenn es so in der Zulassung der Vorsehung lag. Zu mancher Stunde der Begeisterung hatte er von der Märtyrerpalme geträumt. Dann sah er die Marterkrone von Licht und Glanz um-leuchtet. Wie so ganz anders war die Wirklichkeit! Die Liebe aber war noch die gleiche. Pater Werner wunderte sich selbst über seine Ruhe. Er befahl Gott seine Seele. Dann schloß er das heilige Zelt aus — der eucharistische Gott sollte nicht in Feindeshände fallen. Sobald er erkennen würde, daß es Feinde seien, wollte er den verhüllten Gott sich selbst als Wegzehr geben. Markdurchdringender wurde das Geschrei. Waffen, Streitäxte hörte er gegeneinanderprallen. Wut- und Kampfrufe drangen furchtbar durch die Stille. Sogar Kinderstimmen hörte er zwischen den wilden der Männer. Und diese gaben ihm die Gewißheit, daß es Freunde waren. „Fluch dem Karulln! — Die Hölle dem Mukarut! Das Messer den beiden Teufeln! — Sie haben den weißen Mann getötet. Wehe, wehe!" hörte er sie wild durcheinanderschreien. Langsam stand er auf und sah sich um. In der Türe des Kirchleins stand im vollen Kriegsschmuck — Tureba, schweigend und scheu. Pater Werner ging auf ihn zu und sprach mit leisem Vorwurf: „Tureba, du? Was soll der Aufzug?" Schuldbewußt senkte der Rote das federgekrönte Haupt. „Haben wir dich erschreckt, weißer Vater? Du hast dein Gesicht ganz bleich. Das täte uns leid!", sprach er mit einem ängstlichen Blick auf den Toten. „Mußte ich nicht denken, daß es Feinde seien? Doch sag, was soll das alles?" „Kennst ibu nicht die Sitten unseres Volkes? Als Zuterku, der kleine Häuptling, der uns gut war, von Karullu das Messer bekam, da waren unserer hundert. Um den weißen Bruder klagen mehr als achthundert." Überrascht trat Pater Werner hinaus. Da wimmelte es von Rothäuten, die in Afrikanische Kunst. Die linke Seite des Bildes zeigt eine Maske aus dem Westsudan. Dierechte zwei Httuptlings-sitze mit Ahnenbildern in der Mitte. (Fides.) buntem kriegerischen Auszuge, Äxte, Beile und Messer schwingend, immerfort durcheinanderschrien und -heulten. Sie verstummten, als der Missionär aus dem Kirchlein trat. Dann hörte er vereinzelte Rufe: „Es lebe der gute weiße Vater! Heil dein Manne, der uns liebhat! ..." Die Ruse pflanzten sich fort und wurden zu einem gewaltigen Brausen, das an den alten Urwaldriesen widerhallte. Tiesergriffen sah Pater Werner aus seine Kinder. Nicht alle gehörten zu seiner Herde. Manches Gesicht krönte die bunte Feder-haube, das er aus der Mission noch nie gesehen hatte. Sollte der Heimgegangene sich noch im Tode neue Freunde erworben haben? Mit einer Handbewegung gebot er Ruhe und lud alle für eine Viertelstunde ins Kirchlein. Die Rothäute aber schüttelten die schwarzen Köpfe. Wild sprachen und gestikulierten sie durcheinander. Kaum, daß er ein Wort verstand. Doch so viel wurde ihm klar, daß nun, da die Totenklage um den Ermordeten beendet sei, der zweite Akt, die Blutrache, an der Reihe wäre. Vergeblich mühte er sich, die erregten Wilden zu beruhigen, ihnen von christlicher Vergebung und Feindeslie-be zu predigen. Enttäuscht, ja drohend sah manches Auge zu ihm hinüber. Sicher war der weiße Mann Gottes gut, aber daß er die in Schutz nahm, die ihren großen Wohltäter getötet hatten, das war unerhört. Ihnen gehörte die Rache. Dieser merkwürdig sanfte Mensch hatte kein Recht, sie ihnen zu nehmen. Pater Werner sah, daß er die in ihrer Urwildheit zu wahrer Blutgier entbrannten Menschen unmöglich beruhigen könne. So nahm er seine Zuflucht zu einer List. „Meine Freunde! Ich danke euch für eure Liebe. Gerne -möchte ich noch länger in eurer Gesellschaft bleiben. Darum bitte ich euch, wenn ihr mich lieb habt, laßt mich an diesem Tage nicht allein, weil ich traurig bin. Ich möchte gerne ein Mahl mit euch halten. Ihr alle seid gute Schützen, ich bin gewiß, ehe es Mittag wird, sitzen wir unter diesem Baume beim Wildbret. Wenn unser Bruder in der Erde schläft, dann mögen wir weiter über Mukarut und Karullu beraten. An diesen beiden Tagen darf keiner durch Blutrache seine Ruhe stören. So will es der gute weiße Gott, der euch alle liebhat." Tiefes Schweigen. Dann Murren — Zustimmung — Widerspruch. Zuletzt schlug sich einer nach dem andern in die Büsche, sich nach einer Beute umzusehen. Pater Werner war wieder allein. Es war ihm sicher nicht um ein Gelage zu tun, aber es war der einzige Ausweg, ein großes Unglück zu verhüten. — Am andern Morgen begrub er den toten Mitbruder unter neuem Wehklagen der Christen in einem an das Kirchlein grenzenden kleinen Palmenhain, den sie zu diesem Zwecke angelegt hatten. Hier, in tiefer Tropenstille, unter einem rohgefügten Holzkreuz, ertoartet Rudolf Mehren, der einst so Ruhelose, in Frieden feinen Ostermorgen. — Am Abende dieses Tages saß Pater Werner traurig in seiner Hütte. Die Einsamkeit, das Alleinsein legte sich in diesen Stunden wieder mit Allgewalt aus seine Seele, nun auch des Bruders sterbliche Hülle nicht mehr bei ihm war. Solange er ihm noch ins friedliche Antlitz hatte sehen können, war er noch nicht ganz allein gewesen. Eine Versuchung wollte nach ihm greifen, unabweisbare Sehnsucht, die Mission wenigstens für eine Zeit zu verlassen und den Trost der Ordensbrüder zu suchen. Auf alle Fülle würde er Nachricht an die Obern senden müssen. Vielleicht auch, daß sich Ersatz fände. Umsonst versuchte er die Geister der Trostlosigkeit zu bannen. Es wollte ihm nicht gelingen. „Was willst du noch hier?" raunte ihm der Versucher zu. „Was willst du gegen ungleich mächtigere Feinde? Der Dolch, der gestern deinen Bruder traf, wird morgen dich erreichen. Wenn dir dein Leben liÄ> ist, so geh! Geh noch in dieser Stunde!" „Weiche von mir, Satan!" In heftiger Abwehr sprang der Grübelnde auf. „Tausendmal lieber ist mir eine einzige Seele als mein eigenes Leben." Mit Aufbietung aller Willenskraft schüttelte er die Versuchung ab und ging zum Tabernakel. Dort kam überirdischer Trost in sein Herz. Wie hatte er nur traurig sein können? Solange ihm dieser nie versagende Freund blieb, konnte er nicht einsam sein. Als der neue Tag durch das schmale Fenster grüßte, lächelte er einem ruhig schlummernden Anbeter ins friedliche Gesicht. Von seinem Kuß erwacht, sah der Schlafende verwundert um sich. Da war er doch wahrhaftig ... — Nun, der Heiland würde ihm nicht zürnen. Ihm war, als hätte sein lächelnder Blick voll Liebe auf ihm geruht und mit der Körperruhe neuen Mut zum Apostelwerke in sein Herz gegossen. Er stand auf und läutete das Glöcklein zum Angelus. Da sah er Tureba auf die Mission zu- kommen. Er schien sehr erregt. Sein Auge wich dem forschenden Blick des Priesters aus. „Was ist geschehen, Tureba? Gutes sicher Tttcf)t. " „Sehr Gutes, Vater. Ich bin es aber nicht gewesen." „Ich verstehe dich nicht." Eine Ahnung stieg in Pater Werner auf. Er dachte an die Blutrache. „Sag selbst, Vater, ist's nicht gut, daß der Schreckliche nun bei den Teufeln ist? Er war ja selbst einer." Verstohlen sah der Rote den Pater von der Seite an, um zu erforschen, ob er erzürnt oder befriedigt sei. Vor dem strengen Blicke des Missionärs aber senkte er den Kopf. „Also doch! Und ich hatte es euch Christen doch verboten. Vielleicht hätte Karullu sich noch bekehrt. Tureba, was wird der gute Heiland dazu sagen, der für seine Mörder betete und der auch Karullus Seele liebt?" „Ich habe es nicht getan. Zalaku aber ist nicht getauft. Doch jetzt will er kommen, nun das Scheusal beim Teufel ist. Er hat ihm gerne das Messer gegeben. In den grünen Sumpf warf er seinen verfluchten Leib, als er wie ein feiger Hund um Gnade winselte. Ja, Vater, Zalaku macht alles ganz." Die Rache funkelte wild in des Neuchristen Augen. Sein ganzes Wesen war unbändige Freude, daß der verhaßte Peiniger endlich seinen Lohn hatte. „Du bist mitschuldig an dem Morde, Tureba", sprach der Priester traurig. „Nun sehe ich, daß du noch ein halber Heide bist." Da war es mit der Freude der armen Rothaut vorbei. Er hatte den weißen Vater betrübt. Das ertrug -er nicht. Nach Art der Eingeborenen warf er sich lang auf die Erde zu des Priesters Füßen und schluchzte: „Tureba nicht böse sein. Tureba hat den weißen Vater so lieb. Der Schreckliche hätte ihn getötet. Deshalb mußte er sterben." „Steh auf, mein Sohn. Es ist geschehen. Gott verzeche es euch. Ihr wußtet nicht, was ihr tatet. Willst du mir einen Dienst erweisen, Tureba?" (Fortsetzung folgt.) Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Kongregation der Missionäre Söhne des heiligsten Herzens Jesu. Verwaltung: Missionshaus „Maria Fatima", Post Unterpremftätten b. Graz, Stmk. Verantwortlicher Redakteur für Österreich: P. Alois SBSttf-ling, F. S. C., Generalafststent, Missionshaus „Maria Fatima", Post Unterpremstätten bet Graz; für Deutschland: P. Heinrich WohnhaaS, F. S. C., Misstonsseminar St. Josef, Ellwangen-Jagst, Württemberg. — Universttäts-Buchdruckerei „Styria, Graz.