Kurzer Auszug aus der Lebensbeschreibung und den Wundern des Seligen Bernard von Offida Aus dem Orden des heil. Franciskus der Kapuziner Layenbruders, bey Begehung der Feyerlichkeit seiner Seligsprechung heraus gegeben. Laibach, in der v. Kleinmayerschen Buchhandlung. r 7 9 Pius P abst dieses Namens der Sechste. Zum ewigen Andenken der Sache. Mer immer den mühevollen Weg der Christlichen Vollkomenheit antritt, muß nicht allein Gott , und den Nächsten lie¬ ben , von Micher Liebe alle Tugenden, und die Völle der ganzen Gerechtigkeit entspringet, sondern er muß auch zuerst den Grund der Demuth legen, denn die¬ se ist gleichsam der Gipfel aller ande¬ rer aussproffenden Tugenden, und jene Grundfeste, ohne welcher der erhabene Endzwek des grossen Gebäudes der wah¬ ren Philosophie nicht kann erreichet wer¬ den- Zn Ermanglung dessen unternimt man die Arbeit umsonst, und ohne allen Nutzen, mchDnders als wie einer , der sein Haus auf Sand gebauet hätte; er wandte zwar viele Arbeit an, schäfte aber dennoch keinen Nutzen, blos da¬ rum , weil er keinen festen Grund hierzu gelegt hat. Daher wird fich Niemand wundern, daß aus dem demüthigen Orden der mindern Brüder des heiligen Franziskus, die Kapuziner genannt, -(z )- welcher Orden sein ähnlichstes Bild der apostolischen Vollkommenheit sonders, und allezeit in derDemukh besticket hat, so viele Früchte der Heiligkeit, und Unschuld zum Lob, und Ehre des all¬ mächtigen Gottes, zur Zierde der ka¬ tholischen Kirche / und zum Nutzen des Nächsten hervvrgegangen sind, wovon wir viele mit Christus, seinen Heili¬ gen in dem Himmel Herrschende ver¬ ehren. Unter diesen wahren Weisen, welche den Weg der ächten Verdemüthigung zu wandeln unternommen haben, leuch- tete schon von seiner ersten Jugend an hervor der Diener Gottes Bernard von OMa Layenbruder, und Profeß des besagten Ordens, indem derselbe rach hinterlegter Kindheit, und ange¬ tretenen schlüpfrigen Jugend-Bahne in dem väterlichen landwirthlichen Hau¬ se mit höchster Unschuld der Sitten, und Heiligkeit wünschte, aus Antrieb des heiligen Geistes, um Gott vollkom¬ mener zu dienen, in den Orden der mindern Brüder der Kapuziner zu ge¬ langen. Von dem Tage dieses from¬ men Entschlusses angefangen, kündig- re er seinem Leib, und allen Begier-- lichtesten des Fleisches den heftigsten Krieg an, welche er mit strengem Fa¬ sten, und Kasteyungen bis zu seinem lezten Athemzug in der Bothmaßig- uud D-enstbarkeit erhalten hat. Die Bedürftig-n, und Armen nähme er mit sonderbarer Liebe auf, und obwohl er mir Himmlischen Gaben, und Gna¬ den , besonders mit der Gabe der Weis¬ sagung von Gott beehret war, so ach¬ tete er sich doch für so gering, und unwürdig, als wenn er an allen fenen grossen Dingen, die er doch selbst ge¬ wirtet hat, keinen Antheil hatte. Alles, was irdisch groß, und herrlich war, fän¬ de er nie seines Beyfalls werth, wel¬ ches besonders -er Demuth eigen ist; Daher ist er zu jemn hohen Grad der Tugenden gelanget, daß ihn sowohl die seinigen, als auch andere Menschen noch lebend gleichsam für einen Seligen in dem Himmel gehalten, und gepriesen haben. Unserm apostolischen Amte gemäß, welches der Fürst aller Hirten Christus der Herr durch die unaussprechliche Uivermaß seiner Güte sich gewürdiget hat, unserer Unterwürfigkeit aufzule¬ gen / erachten wir bey diesen Verderb¬ nissen der Zeiten/ in welchen eine ver¬ führerische / hochtrabende Philosophie ganz ungestraft herumschwarmt / Nichts dienlicheres / und heilsameres / als ein höchstes Bsyspiel der christlichen De- muth / und Liebe / Men Gläubigen dar¬ zudringen / und auf den Leuchter zu stel¬ len , damit es allen senen leuchte, die in den Finsternissen/ und in dem Schat¬ ten des- Todes fitzen / auf daß fie ihre Schritte nach den Weg des Friedens richten möchten. Nachdem Wir also eine reift / fleißi¬ ge Erforschung/ und Uiberlegung der Seligsprechung - Prozeßen vorgenom¬ men / und die mit ErUubniß des hei¬ ligen apostolischen Stuhls durch die Versammlung unsrer ehrwürdigen Brü¬ der der heiligen römischen Kirche Kar¬ dinalen/ und Vorsteher der heiligen Gebrauche über die Heiligkeit des Le¬ dens 5 und über die sowohl theologi¬ schen/ als sittlichen Tugenden im Hei¬ denmäßigen Grade/ mit welchen sie in diesen Diener Gottes Bernard vonOffi- da vielfältig geleuchtet, und über die Wunderwerke, die Gott durch seine Fürbitte den Gläubigen zur Offenba¬ rung seiner Heiligkeit gewirket hat, beftattiget; hat eben diese von uns berufene Versammlung, nach zugleich angehörten Meinungen der Rärhe mit einheligem Geiste, und mit einer Stim¬ me für gut befunden, den vorgemeld- ten Diener Gottes, wenn es uns im¬ mer beliebet, öffentlich mit den gewöhn¬ lichen Feyerlichkeiten als einen Geli¬ ngen zu erklären. Dies ist die Ursache, daß wir auf das fromme dringende Bitten des ge¬ sagten Ordens der mindern Brüder des heiligen Franziskus die Kapuziner ge¬ nannt, dem Wir sonderbar geneigt find , Uns bewogen gefunden haben mit Rath der Kardinale aus apostolischer Machts - Vollkommenheit mit diesem Brief die Erlaubuiß zu ertheilen , daß dieser Diener Gottes Bernard von Offida führohin ein Seliger könne ge- nennet werden; sein Leib und seine Reliquien der Verehrung der Gläubi¬ gen (doch ohne solche in öffentlichen Umgangen herum zu tragen) ausge¬ setzt , auch seine Bilder mit Strahlen Md Scheine geziert; die Tagzeiten, und Messe von ihm alle Jahre von dem gemeinen der Beichtiger, die keine Bischöfe sind, mit einem eigenen von Uns gntgeheiffenen Gebethe nach der Vorschrift des römischen Meßbuches, und Brevier an jenem Tage, der von dem Ordinarius, und Kirchenvorste- her verordnet wird, frey und erlaubt verrichtet werden mögen. Diese Tagzeiten und Messe erlauben Wir in dem ganzen Orden der mindern Brüder, die Kapuziner genannt, in der Stadt, und Kirchensprengel von Ascoli, wo seine ehrwürdigen Gebeine und Asche verehret verden; in den Kir- chensprengeln Montalto, und Fermo, allwo er viele und herrliche Beyspiele der Heiligkeit gegeben hat; wie auch allen beyderley Geschlechts Christglau- bigen sowohl weltlichen, als Ordens-' geistlichen, die zu den kanonischen Tag¬ zeiten verbunden sind. Was die Messen betrift, gestatten wir solche auch allen Priestern, welche in eine solche Kirche kommen, wo dieses Fest begangen wird. Uibrigens erlauben wir nur für dieses Jahr, nämlich von der Herausgabe - ( 8 )- dieses Briefes, und in BettesIndiens von dem Tage, an welchem eben dieser Brief Wird dahin gekommen seyn, au- zufaugen, daß diese Feyerlichkert der Seligsprechung dieses Diener Gottes in den Ordenskirchen , und den vorbe- meldten estadken mit den Tagzeiten, und der Messe nach der Art eines grösssrn Doppelfestes nach Bestimmung der ordentlichen Bischöfe, jedoch erst, nachdem diese Feyerlichkeit in derHaupt- klrche der Aposteln zu Rom wird voll¬ bracht worden sein, worzu Wir den 25. May benennen, begangen werden möge. Und hier sollen dre apostoli¬ schen Gesetze, Ordnungen / und De¬ krete , daß keine folche Verehrung ohne Erlaubniß des apostolischen paöftlichen Stuhls vorgenommen werden darf, oder was sonst immer darwider sein möch¬ te , nicht entgegen stehen. Wir Wollen auch, daß der Abschrift, oder den grdrukten Exemplaren, welche von dem Verordneten der Versamlung der Kardinale unterschrieben, und mit dem Gigill des Vorstehers derselben bekräftiget sind, eben der Glaube von allen, und an allen Orten sowohl in. als äusser Gerichte solle keygemesseu werden, welchen dieser Brief, wenn er gezeiget, und vorgewiesen würde, erhielte. Eegebm zu Rom zum heili¬ gen Peter unter dem Fischerringe den neunzehnten Tage des Monats May in dem Eintausend siebenhundert fünf und neunzigsten Jahre, unsers Pabst- tumes im Ein und zwanzigsten. I^oeo-j« 8iMIi U. Oarä. LrnLediuL äe HoneZUs. Erinnerung. Obwohl dieser päbstliche Vries an sich selbst «in kurzer Umfang des Lebens, und der Tugenden dies«- Seligen .ist, so wollen wir dennoch ein und ande¬ res von diesem belobten Bernard von Offida zur Erbauung, Nachahmung für fromme ihres See¬ lenheils bestiessen« Christen etwas mehreres aus¬ einander setzen , besonders die Wunderwerke, die der Grund feiner Seligsprechung, diese aber nur insgemein angemerkt, nicht aber umständlich an¬ geführt worden sind, um zu wissen, an wem, oder auf was für eine Art solche Gott durch die Für¬ bitte dieses Seligen ausgeübet habe. Kurzer Auszug aus der Lebensbeschreibung, und den Wun¬ dern des seligen Bernard von Qffida. b» Offida, welcher Ort mit Rücksicht auf die geistliche Gerichtsbarkeit zu dem Hirchensxrenget B — ( lo ) — von Ascoli, in Betref der weltlichen Herrschaft aber nach Momalro gehörte, hat nun der seli¬ ge Bernard am 7. November 1604 das erste Licht der Welt erblicket. Seine tugendhafte Aelretn waren Joseph Peroni, und Dominika Appigna- no von Lffida: unter den 7 Kindern , mit wel¬ chen Gott diese fromme Eheleute gesegnet hat, war er der drittgebohrne, dem bey Empfangung des heiligen Sakraments der Tauf der.Name Dominikus beygelegt wurde. Landwirthschaftliche Verrichtungen waren die Geschäfte dieser christ¬ lichen Familie, welche wegen ihrem erbaulichen Lebenswandel die heilige Familie genennet wur¬ de. Diese ehrwürdige Leitern zufrieden mit dem, was ihnen Gott zngerheilt hat, begnügten sich mit ihren mittelmäßigen Einkünften, und es lag ihnen nichts naher am Herzen, als ihre Kinder nach der Pflicht aller Eheleute gut, und christ¬ lich zu erziehen, sonderbar aber ihren Domini¬ kus, der von Anbeginn seiner Geburt genügsa¬ me Zeichen von sich gab, daß ihn Gott in grossem Maaße mit seinen Gnaden gesegnet, und zu hv-> hern Absichten bestimmet habe. Bey der unermüdeten Sorgfalt seiner tu¬ gendvollen Mutter, die bestens wüste die Unter¬ richtung mit ihren selbst eigenen lebhaften Bey« spielen zu vereinigen, und noch vielmehr wegen der innerlich wirkenden Gnade , entdekre sich gar bald an ihm eine ganz besondere Neigung nach frommen Uibungen. Die ersten mit verwunde- rungsvvller Leichtigkeit erlernten Worte waren Jesus, und Maria, bey deren Aussprechung er ( II ) -E» allzeit zuvor eine demüthige Kniebeugung maA re, und das Haupt ehrerbietigst neigte. Er war höchst begierig die Kenntnisse der achten Religion, und des katholischen Glaubens zu erlernen, mit dem Alter wuchs auch in ihm der Eifer, aus dem Eifer seine Unschuld zu er¬ halten , flöhe er den vftmal gefährlichen Um¬ gang mit andern, so daß er insgemein der jun¬ ge Einsiedler genennet wurde. Das gröste Ver¬ gnügen fand er in einer sein Herz zn Gott er¬ hebenden Einsamkeit, und in der Kirche, wo¬ selbst er sich mit solcher Ehrerbietigkeit und An¬ dacht aufhielt, daß sich alle Gegenwärtige hieran erbauten. Eine seiner löblichen Gewohnheiten war, daß er niemals einiges Geschäft unternahm, als im Namen des Herrn, er setzte solches fort mit inbrünstigem Gebethe , und beschloß es mit Dank zu Gort. Beym reifem Alter ließ ihm Gott durch innerliche Einsprechungen die unzweydeutige Stimme hören, daß er sich bewerben möchte, in den Orden der Kapuziner ausgenommen zu werden, da er also den heiligsten Willen Gottes erkannte, verschob er auch keinen Augenblik mehr demselben genau nachzukommen. Der Or¬ dens Provinzial Philipp von Rozagnano nahm ihn auch willig auf, kleidete ihn ein am 15. Februar 162b, und gab ihm hiebey de» Na¬ men Bernard. Gleich im Anfänge, und so auch in der Fortsetzung seines Probierjahrs stellte er an ihm dielen andern ein vorzügliches Muster der Frömr ( 12 ) rmgkeit und eines achten Ordensmannes dar, gelangte daher desto ungehinderter zur heiligen Profeßivn den rz. Hornung 1627 in dem Klo¬ ster zu Camerino in die Hande bes Pater Mi¬ chael Angelus Gott die feyerliche Gelübde des Gehorsams, der Armuth und Keuschheit able¬ gend , wobey ihm beständig am Herzen lag die vollkommste Beobachtung derselben. Sein Ge¬ horsam wartete nicht allzeit so lange , bis der Obere den Befehl gegeben, oder vollendet harte; durch seine Bereitwilligkeit kam er demselben zuvor, und war immer fertig solchen auf das genaueste zu vollziehen, selbst bev den schwere- fien Geschäften, heissesten Sonnenstrahlen, un¬ ter Regen, Schnee, und üblesten Witterungen. Was man pflegt die äusserste Nothdürftig- ikeiten zu nennen, ohne welchen die Menschen nicht leben können, waren die Richtschnur seiner in höchstem Grade beobachteten Armuth; hell glänz¬ te diese sowohl ans seinen Worten, als Tha- ten hervor. Brüder sprach er öfters! lasset euch die geschworne Tugend der Armuth bis an eu¬ ren Lod bestens empfohlen seyn; halten wir daS Wenige für vieles, und lasset uns alles jenes, was wir nicht bedärfen, den Armen Jesu Chri¬ sti zukommen; diese nannte er seine Brüder, sei¬ ne Kinder, und Freunde, ja er that «och mehr, er pflegte in denselben die Person Christi nach dem Ausspruch des Evangeliums zu verehren. Jur Bestättigung seiner Keuschheit soll unö hier genug sein ein vorhandenes eidlich abge¬ legtes Jengniß, welches versichert: daß er sich - c -z) - sein ganzes Leben hindurch eben so keusch, »nd unschuldig erhallen habe, als wie er damal ge« wesen, als er noch ein kleines Kind war. Unr ablaßig bestrebte er sich dahin diese zarte Ju¬ gend bis an seinen Tod sorgfältigst zu bewah¬ ren , wie dieses abermal durch ein anderes Zeng- niß bewährt wird sagend: Er sey gestorben oh¬ ne eine weibliche Person vom Angsichte'gekannt zu haben. Aus dieser Ursache pflegte man ihn auch noch bey seinem hohen Alter insgemein den Novitzen zu nennen. Die seinem Orden eigene Strenge, welche so viele andere Menschen hievon abschrecket, ge¬ blinkte ihm ans Liebe Gortes nur eine Kleinig¬ keit zu seyn. Zilizien, Hunger, Durst, Blösse, Wachen, unzählige Geiselstreiche waren die Waf¬ fen um jeden Aufstand des Fleisches zu besiegen, sie waren zugleich das Mittel sein Kreuz auf sich zu nebmen, und feinem göttlichen Lehrmei¬ ster Jesus Christus nachzufolgen. Nicht weni¬ ger streng behandelte er seinen Geschmack, wel¬ chen er kaum etwas anderes, als rauhe, bit¬ tere Krauter, oder etwas weniges trockenes Brod vergönnte. Beschauet man seine Demuth, so war solche in ihm ganz ausserordentlich: Schritte, Worte, ja sein ganzes übriges Betragen zeigten überall seine Demuth an. Uibte er durch die Gnade Gottes auch noch etwas so grosses aus,so that er doch, als wenn ihm dieses nicht eigen wä¬ re, und lehnte alle Lobeserhebungen ab. Wur¬ de er im Gegentheile beschimpfet, verlaumdet. *"- ( 14 ) — verspottet, so sähe er seine Beleidiger für die" besten Freunde , ja als Gutthärer an, er woll¬ te sie noch gleichsam rechtfertigen , da er viel- mal wiederholte : daß diese ihn wahrhaft für jenen grossen Sünder erkennten, welcher er auch wirklich sey. Lauter Empfindungen einer un¬ verfälschten grossen Demuth des Herzens. Die göttlichen Tugenden, Glaube, Hoff¬ nung, und Liebe betreffend fände man an ihm in dem rrhabensien Grade. Brennend war sein Eifer in vollkommener Erlernung der Religions- gründen, nm wieder andern eine gleiche Beleh¬ rung milzmheilen, und den katholischen Glauben in seiner Reimgkeit verbreiten zu mögen. Täg¬ lich bate er um Bekehrung der Irrenden, er vergoß sogar häufige Thranen sagend: o hätte ich doch das Glück mein Blut für den allein seligmachenden katholischen Glauben zu vergießen! allein Gott giebt mir diese Gnade nicht, weil !ch solche nicht verdiene. Seine Hoffnung mach¬ te, daß er vielmal von Gott, und dem Him¬ mel redete, auch den frommen Kleinmüthige» vielen Muth einsprache: zweifelt nicht, sagt« er ihnen, daß wir in das Himmelreich gelange» werden; denn nur dieses iss unser wahres Va¬ terland. Nicht minder gkoy war seine Liebe zu Gott, so schon aus dem genüglich erhellet, daß er sich gegen jedermann dahin äufferte: Gott verdiene so sehr geliebt zu werden, daß die Fel¬ sen selbst gegen ihn entbrennen würden, wen» sie des Liebens fähig waren. In vollen Flam¬ men zeigte sich der Eifer für dir Ehre Gortes, — ( IZ ) — und Abwendung der Beleidigungen von diesen? allerhöchsten Herrü Himmels, und der Erde, so, daß Fandulfi Bischof zu Ascoli , und Paganelli Bischof zu Montalro versicherten , daß der Bru¬ der Bernard in ihre» Kirchsprengeln die reich¬ lichsten Fruchten, und ausnehmendsten Nutzen- diesfalls verschaffet habe. Nach der Liebe Gottes nahm bey ihm den zweiten Platz die Liebe des Nächsten ein, daher war es eine seiner ersten Sorgen den geistlichen und leiblichen Bedürfnissen der Menschen zu Hilfe zu. eilen. Es war ihm die Gabe eigen auf eine heynahe wunderbare Art in den Familien Fried, und Einigkeit z» stiften, wie die durch veraltete Feindschaften enrzweylen Gemüther wieder zu vereinigen. Den Armen sprang er nach allen seinen Kräften bey, diese kamen daher Schaar¬ weise zu ihm , selbst die Kinder, welchen die Ael«. ter» nicht genügsame Nahrung verschaffen konn¬ ten, pflegten sich zu trösten, und insgemein zu sagen: lasset uns zum Bruoer Bernard gehen, und daselbst sättigen. Es war keine Krankheit in seiner Nachbarschaft, wohin ihn nicht daö Vertrauen der Leidenden gerufen hatte, konnte er ihnen durch zeitliche Mitte! nicht helfen, s» versäumte er doch die geistlichen nicht, nahm die Zuflucht zu Gott, und den Heilig em durch G e b e k h e, dir Kranken aber tröstete er, machte sie beherzt zur Duldung des Uibels, oder zur vollkommenen Ergebung in den Willen Gottes. In den verwickelrsten Fal¬ len holte Mn Rath bep ihm ein, ja es war - ( i6 ) kaum ein wichtiges, zweifelhaftes Geschäft, wer« übe» man nicht seine Entscheidung erwartete, wo¬ von sehr vieles konnte erzählet werden, wenn es diese wenigen Blätter gestarteten. Die Ord¬ nung der Gerechtigkeit zwischen Gott, und den Menschen beobachtete er auf das vollkommenste, daß man ihn mit allem Rechte nennen durfte, den gerechten Mann, so wie er nicht minder von sei¬ ner Geistesstarke, und Mäßigkeit die schönsten Proben gab. Des grossen Eifers und der vielen Tugen¬ den wegen, womit unser Seliger Gott so ge¬ treu gedienet hat, errheilte ihm derselbe ganz vorzügliche Gaben, als da sind die Gnade wirk¬ sam zu bcthen, die Erforschung des Herzens, auch die geheimsten Essdanken waren ihm nicht verbor¬ gen ; von der Gabe der Prophezeihung haben wir von ihm die herrlichsten Thaten, von seinen wun¬ dervollen Heilungen der Kranken, wollen wir hier gar nichts sagen „wir sind in diesem so kurzen Aus¬ züge kaum fähig auch nur das wenigste von diesem seligen Diener Gottes zu berühren. In diesen heroischen, und langwierigen Tu- gends-Uibungen, dann glänzenden Gaben, wo¬ mit Gott seinen Auserwählren bereichert hat, gesellte sich endlich nach einem sehr langen Le¬ benslauf sein erbaulicher Tod. Als Bruder. Ber¬ nard das Neunzigste Jahr angetretten harre, verstünde er durch himmlische Erleuchtung, daß dieses das lezte seiner mühevollen irrdischen Wan¬ derschaft , und der Monat August der Zeitpunkt seiner Reise aus diesem zeitlichen in das ewige - ( t? ) - glückselige Leben sey. Nie sähe man ihn so ruhig und fröhlich, als in diesem Jahre, aber noch mehr in dem ««ruckenden August. Am zwan igsten hate er seinen Pater Guardian recht inständigst um die Ertheilung der so heilsamen heil. Sa¬ kramenten mit der Bemerkung, daß keine Zeit mehr zu verlieren wäre, denn er war von Oben herab berichtet des nächsten Augenbliks seines To? des. Nach dem zur Wegzehrung erhaltenen En- gelbrod, und lezten Lelung hörte' man nichts mehr, als Anmuthungen gestützt auf die Reli¬ gion , die den Sterbenden so sehr zum Trost dienet. Fest hielte er seinen gekreuzigten Erlö¬ ser in den Händen, welchen ihm nichts mehr, als die Starke des Todes aus solchen winden konnte. Als der Priester zu den Worten kam: fahre hin christliche Seele, bate er den Pater Äuardian um seinen Segen, um vou solchen be¬ gleitet nach den Himmel zu gehen: Dieser aber, von des Hinscheidenden Heiligkeit überzeugt, sag¬ te: warte, ich will aus Kraft des heiligen Gehor¬ sams, daß du bevor mich, und alle diese Um¬ stehenden segnest, unser Seliger segnete sie, und da er hernach von seinem Oberen wieder gesegnet worden, löschte er in Mitte seiner er¬ staunten, und weinenden Mitbrüder ganz sanft, wie ein zu Ende gehendes Licht aus, be» Auf¬ gang der Sonne am 22. August 1694 im 90 Jahre seines Alters in dem Kloster zu Lffida. Der Tod unsers Seligen wurde durch ei¬ ne wunderbare Schnelligkeit verbreitet; die er¬ sten Worte, so man aus dem Munde aller Cin- E — ( 18 ) wohner hörte, waren diese: Der Heilige ist gestorben, der Barer der Armen, der Tröster der Betrübten!!! Nachdem sein ehrwürdiger Leichnahm unter einem erstaunlichen Zulaufe dcS Volkes durch z Tage anSgesetzt war, wurde solcher in eine hölzerne Truhe gelegt , mit dem Siegel des öffentlichen Notars versiegelt , und unter vielem Weinen des häufigst versammelten Volkes mit großer Feyerlichkeit in das für ihn eigends bestimmte Grab beygesetzt, wo Gott nicht aufhöret durch die Verdienste, und Für¬ bitte seines Dieners dessen Verehrer in ihren verschiedenen Anliegen zu erhören. Aus den so vielen Wundern wollen wir nur einzig jene z hier anführen, die von de« heiligen Kongregation geprüfet, und mit dem feperlichen Ausspruche deö heiligsten Vaters PiuS des Sechsten glückselig regierenden PabsieS gut¬ geheissen worden sind. Das erste erfolgte an dem Herrn Fran; Anton Piccari zu Amatrice einer Stadt des Königreichs Neapel, aber un¬ ter den Kirchsprengel von Ascoli gehörig. Die¬ ser Jüngling von i6 Jahre», nachdem er von einem gefährlichen Faulfieber befreiet worden, verfiel bald darauf wiederum in dasselbe mit solchen traurigen Anzeigen, daß sich in der Höhlung des Leibs ein faulendes Ge¬ schwür angesetzet, welches von den Aerzten, ob¬ schon zu spat mußte geöffnet werden; da er aber hierauf nicht besser wurde, kam nach kur¬ zer Zeit die Hektik darzu, die hernach in eine vollkommene verzweiflungsvolle Abzehrung über- Hieng, auf die nach kurzer Frist nach de» Gesetzen der Narur der Tod erfolgen sollte. Bey dieser äußer¬ sten Gefahr wandte sich der betrübte Vater zur Für¬ bitte deS seligen Bernard , und nachdem er auch bey dem Sohne das Vertrauen erwecket hatte, reichte er ihm die Abbildung nebst einigen Reli¬ quien von diesem Seligen dar. Die Hoffnung dieses Leidenden Ware so groß auf die Verdienste des¬ selben, daß er öfters mit einem festen wahren Vertrauen in diese Worte ausbrach: Der Bru¬ der Bernard muß mir Wunder thun, wie eS auch in der That erfolgte. Nachdem hernach der Arzt ihn besuchte, sähe er mit größter Er« fiaunung, daß der Kranke vollständig genese, -das Geschwür ausgetrokuet, und er so kräftig war, daß er selbst mit wunderbarer Behiflichkeir «ufstunde, und sogar am folgenden Tage ausge¬ hen konnte. Das äussere der Wunde verblieb zwar harthäniig, allein durch ein zweytes Wunder ver¬ schwand auch dieses alsogleich, sobald unser Seli¬ ger von dem Jünglinge auf ein neues angerufen wurde. Ein doppeltes Wunder sehen wir auch an -er Anna Tnrchi von Apiro einem Mädchen hon beyläufig 2g Jahren. Diese bekam eine Geschwulst im oben» Theile der linken Brust, die als sie er¬ härtet, in einen wahrhaften Krebsschaden über- gieng. Als die Geschwulst reif wurde, wandte man zwar alle Mittel der Kunst an, aber alle liefen fruchtlos ab, so, daß der Chyrurgus ganz an der Herstellung verzweifelte, und der Leidende» den baldigen Tod ankündigre. Da also der Ge« — ( 22 ) -- hmuch aller leiblichen Mittel die erwartete Hilfe versagte, so ermangelte er nicht der so gefährlich Kranken die Zuflucht, und ein lebhaftes Vertrauen einznreden zu dem seligen Bernard, der wegen den vielen Wundern berühmt war. Die Kranke faß» fe ein kräftiges Vertrauen, und verlangte ein Reli- gttium des Seligen, so sie auch durch Willfährig- feit des Pgter Luardians der Kapuziner erhielte. Wit Hindannsetzung aller andern Mittel legte sie dies auf die kranke Brust, und obwohl sie fast schon zum sterben war, so stand es doch nicht lang an, daß sie sich sehr gestärket fand, ohne Beystan» de eines andern aufstunde; die Leibssglieder leicht bewegte, die Schmerzen waren verschwunden, der Geschmack und Eßlust hergestellt, und die Kranke vollkommen gcheilet. Sie wurde von ihren Be¬ kannten und Freunden besucht, unter welchen sich aber eine befand, die mit ihren unvernünftigen Re¬ den dem Mädchen eine Furcht einjagte, als ob die» fes Uibel von neuem kommen würde, und dahep ein Mißtrauen ob dom Wunder hegte. Dieß war schon genug, daß zur Strafe sich der Krebs den Augenblik wieder einstellre, und zwar auf eine noch gefährlichere Art, als zuvor , ihr den nahen Tod androhend. Der Wundarzt kgm eilends, und die Begebenheit vernehmend, verwiese er ihr be¬ scheiden das gehabte Mißtrauen, er eiferte sie an zu einem festen Vertrauen, ließ ihr von neuem die Reliquien des Seligen auflegen, und siehe ein neues Wunder! nicht allein vergieng das Fieber, der Schmerz und alle andere gefährliche Zeichen, sondern als der kranke Theil aufgehüllet ward, so fand der Arzt mit äußerstem Erstaunen, daß di» geweste tiefe Wunde ausgefüllt, der schlaffe Theil befestiget, alle Erhärtung verschwunden, und die Aberhant selbst wieder ihre gewöhnliche Gleichheit nebst der gesunden Farbe bekommen habe. Anna Tempcranza vom Berg Rubiano aus dem Kirchensprengel von Fermo bekam eine Was» sersncht, welche, wie man sagt, durch den ganzen Leib sich ausdehnte. Aus Verabsaumung den Ärz¬ ten zu rufen, und Unterlassung der verordneten Mittel nahm die Wassersucht dermassen zu, daß jedermann alle Hoffnung zur Genesung verlieren mußte; sie wurde daher mit den heiligen Sakra¬ menten versehen, und vom Seelsorger zu einem glückseligen Tod vorbereiter. In eiuer Nacht, da der Priester, um etwas Ruhe zu genießen, wegge¬ gangen , faßte sie ein volles Vertrauen, und ver¬ doppelte die Anrufung zu jenem Seligen; dessen Bildniß sie an der Wand hangen hatte, ohne zn wissen , wen es eigentlich vorstellte, bis sie solches hernach von einer andern Frau vernahm. Im brünstigen Eifer ihres Gebethes erschien ihr der selige Bernard in der Gestalt eines alten Kapu¬ ziners , der sie fragte, was sie verlange? worauf sie demselben ihr gefährliches Uiber entdeckte, der Selige aber sagte ihr zu Wiederholtenmalen: Ste¬ het auf! stehet auf, daS ist nichts! Auf seinen Be¬ fehl stunde die Kranke alsogleich auf, verrichtete, was sie nöthig hatte, begab sich abermal ins Bett, schlief ganz sanft bis zum Tage, und als sie er¬ wachte, sähe sie, daß die ganze ungeheure Ge¬ schwulst , und alles Uibel völlig vergangen war», »»> ( 2 2 ) Ais machte 'sich daher unverzüglich auf, kleidK te sich an, und verrichtete ohne Hinderniß ihre Hausgeschäfte zur grösten Verwunderung des Prie¬ sters , welcher in der Frühe wieder kam nm ihr beyzustehen, und die Seele auSzusegnen. Eben so sehr erstaunte hierüber der Arzt nebst meh¬ reren andern, die nicht aufhörten ein so ausge¬ zeichnet grosses Wunder zu preisen. Hier ist aber noch anznmerken, daß die Erscheinung deS seligen Bernard klar bekräftiget ward durch die Aehnlichkeit des erschienenen Kapuziner» mit dem an der Wand Hangenden Bild, wie dies die Ge¬ nesene getreulich ausgesaget hat. Wie nun dieser selige Diener Gottes de» mühesamen Weg der Christlichen Vollkommenheit, die da bestehet in der Liebe Gottes, und deS Nächsten, angetretten, so hat er ihn auch auf -em festen Grunde der Demuth so glorreich vol¬ lendet, daß ihn Gott nicht nur in dem Himmel mit der Krone der Ehre, und Glori, sondern auch auf Erden in dem Andenken der Menschen ver» herrlicher hat. So belohnet der gerechte Gott seine getreuen Diener. Wenn uns aber die Kirche Selige auf den Altären vorstellet, will sie nicht, daß wir ihre Tugenden nur bewundern, sondern sie will, daß wir selbe auch zugleich eifrig nach¬ ahmen sollen, und dieses soll bey gegenwärtiger Feyerlichkeit das Bestreben eines jeden katholi¬ schen Christen seyn. Dann gleichwie der selige Bernard mit der Gnade Gottes zu einem so frommen, und tugendvollen Leben gelanget ist, — ( 2Z ) — lind hiemit so vieles Wundervolles gewl'rket hak, also wird auch ein jeder aus uns vermittelst eben dieser Gnade so vieles vermögen. Lasset uns demnach die Güte Gottes in Vereinigung der Fürbitte seines seligen Dieners Bernard um die Gnade , nm den Geist der Demuth, der Fröm« rnigkeit, der Buße, und der Beharrlichkeit im Guten beständig anflehen. F. Bitt für uns seliger Bernard ! tz. Auf daß wir theilhaftig werden der Ver¬ heissungen Christi. Kirch en gebeth. O Gott! der du deinem Diener Ber¬ nard den Geist, mit welchem er über die Arme und Dürftige leuchtete/ aus Barm- Herzigkeit verliehen hast, gieb, daß wir Nachfolger seiner Beyspiele werden, und am bösen Tage befreyet zu werden ver¬ dienen , durch unfern Herrn Jesum Chri¬ stum deinen Sohn, der mit dir lebet und regieret/ in Einigkeit des heiligen Geistes Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 75