Kr Aunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigier von Franz Hermann von Hcrmannsthal. 223» V^.^N<2«2.3?<2« ^ 5O. Montag am O. November ^ß^H^ No» dieser Zeitschrift crsit>e,nen wöchenllich zn>ei tummeln, iedes Mal ein halber Bogen. Der Der Vlumenkönig. Ni e Luft war erfüllt mit Ulülen und Düften, Getragen vom kosenden Weste; I n blühenden Träume» lagen die Bäume, Eich neigend dem rosigen Morgen. Lr schritt einher, ein kräftiger Jüngling, Der König der werdenden Blumen, I m Purpurmantcl der Tonne, Gestickt mit Lilien und Nosen. Die Krone glänzt' am erleuchteten Haupte Mi t Perlen des himmlischen Thaues; Es war ein blühender Zweig sei» Sceptcr, Die Liebe war sein Gefolge. Da wirbelten aus den grünenden Saaten Die Lerchen empor im Gesänge, D'rein tönte das Schlagen der Finten, Zu grüße» den Noten des Hiimnels; Den Noten, gesendet zu herrschen mit Liebe Am Nlumenlhrone der Liebe, Die schafft, beseelet und wirket, Genährt von der göttlichen Liebe. Die Segensburg von silbernen Wolken Verhüllt nun der König der Milde; Weil nimmer ruht der liebende Geist, Thaut labend der Rege» danieder. I. Hölzer. Der Kraiuer, Primus Trüber. I n der unlängst bei G. B. Teubner in Leipzig erschienenen „Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Ent­stehung und Ausbildung", von Dr. Karl Falkenstein, wird unter Anderm der höchstmerkwürdige Umstand hervor­gehoben, daß um die Mitte des sechszehnten Jahrhunder­t s Bücher in windischer, croatischer und dalmatischer Spra­che mit glagolischer und cyrillischer Schrift im Lande Würt­temberg, und zwar in den Städten Urach und Tübingen, ihr Dasein erhielten, wozu die Reformation die erste Ver­anlassung gab. Primus Trüber , so wird in dem angeführten Werke erzählt, im Jahre 1508 auf der Rastzhitz, einem damals freiherrlich auersperg'schen Dorfe, unweit Laibach geboren, ^84V. Preis des Blattes in in Laibach ganzjährig t>, i»!>l,n 4 sl, E.M., und wird Halbjahr,» «orau«-Verleger »m Nagn, Nr. " gelten läßt, und die Vocale, so wie die Zeichen 8>>, 2>>, i«>>, 0/1, u. s. w. nach der Mundart der Wenden ausspricht. Das Erste, was Trüber ver­faßte, war ein Katechismus und ein ABCdarium, das Eine mit lateinischen, das Andere mit deutschen Buchstaben. Der Versuch erhielt Beifall. Der Verfasser fand aber mit sei­nem besten Willen viele Schwierigkeiten. Zu Nürnberg, und später zu Schwäbisch-Hall wurde der Druck angeblich wegen des Interims verweigert, wahrscheinlich aber, weil man befürchtete, in der unbekannten Sprache könnten Dinge enthalten sein, die mit dem lauteren Worte Gottes nicht übereinstimmten. Es blieb daher Nichts übrig, als den Druck heimlich bewerkstelligen zu lassen. Dies geschah denn auch 15 30 zu Tübingen, und zwar, wie sich vermu­then läßr, unter Begünstigung des Johann Brcntius . Auf Veranlassung des ehemaligen Bischofs von Capo d' Istria, Paul Vergerius, welcher sich der Religion hat­ 2^2 ber ebenfalls geflüchtet und in Oraubündten niedergelassen hatte, verfertigte er eine windische Uebersetzung des Evan­geliums Matthäi. Die morhard'sche Druckerei zu Tübin­gen übernahm auf Kosten des Herzogs Christian vonWür­remberg den Druck. Weil aber Vergerius wegen der mittlerweile in Tübingen ausgebrochenen Pest besorgt war, so mußte eine Presse nach Reutlingen verlegt werden, und Trübe r von Kempten aus dahin kommen, um die Cor­rcctur zu besorgen. So erschien also noch vor Ende des Jahres 1555 das erste Evangelium in windischer Sprache, und im Jahre 155? war der ganze erste Theil des Neuen Testamentes in Druck vollendet, welches den Titel führt: '1'» »^rvi . VtiliiuZi. »l. v. K. x. ^z. Hierbei war ihm ein anderer Priester, Stephan Con­su l, ein geborner „Histerreicher", sowohl bei der Uebersetzung als beim Drucke behülflich. Als Hauptbeförder des siavischen Büchcrdruckes muß hier auch Hanns Ungnad Freiherr von Sonnegg ge­nannt werden, welcher einen beträchtlichen Theil seines Vermögens zur Bestreitung der Kosten verwendete. Er schickte unter Andern, den schon erwähnten Stephan Con­sul im Jahre 1560 nach Nürnberg, um bei dem bekann­ten Bunzcnschneider, Johann Hartwach , und bei dem Schriftgießer Simon Auer nach seiner Anweisung croati­sche, d. i. glagolische Druckschrift verfertigen zu lassen. Eben so berief er den Anton Dalmat a als croatischen Dolmetscher im Jahre 1381 zu sich nach Urach, und schickte ihn nach Tübingen, wo Consul die croatische Druckerei bereits eingerichtet hatte. Hierauf ließ er die beiden nürn­berger Meister Hartwach und Auer zu sich nach Urach berufen, wo mittlerweile (15 61) Trübe r Pfarrer gewor­ den war, um auch hier unter seinen Augen und unter An­leitung Consul's und Dalmata's die sogenannte „Cy. ruliza", d. i. die cyrillischen Schriftcharactere schneiden, gießen, und überhaupt eine eigene Officin anlegen zu lassen. Unter den hier wirkenden Personen werden außer den Obi­gen noch zwei uskokische Priester, Poponichy und Ma­leschewaz, genannt, der Eine aus Serbien, der Andere aus Bosnien gebürtig, nebst einem Gehülfen zum Trans­feriren, Conferiren und Corrigiren, Georg Iuritzschitsch mit Namen, ebenfalls ein Geistlicher. Wenn für windi­schen, glagolischen und cyrillischen Druck nicht hinlängliches Manuscript vorhanden war, so wurde auch in italienischer Sprache gedruckt, und zwar meist Uebcrsetzungen protestan­tischer Schriften, als der augsburgischen Confession, des luther'schen Katechismus u. s. w. Nach des Freiherrn von Ungnad Tode(i3ßi) gerieth die urach'sche Druckerei in's Stocken, und die croatischen Typen, nach der entscheiden, den Schlacht bei Nördlingen von den kaiserlichen Truppen oder von Jesuiten aufgefunden, wanderten als ein Ge­schenk des Kaisers Ferdinand iti. nach Rom in das «c<>!­leZiui» cle pioMZNucllr licle." Die zu Tübingen in slavischer Sprache gedruckten Werke sind: „ABCdarium", croatisch, mit glagolischer Schrift, 1561. 8.— „Katechismus", mit glagolischem und deutschem Ticel. 1561. 8. — „Das neue Testament", croatisch mit glagolischer Schrift, 2 Theile. 1562. 4. — „Das neue Te­stament", croatisch in cyrillischer Schrift. 2 Theile. 1568. 4. — „lV>e!!lu«!>ti>on I^ei Oommunes", croatisch in cyrilli­scher Schrift. 1562. 4. — 1Vl«Il>«r!>t>><>u, I^nei onmmuue«", croatisch in glagolischer Schrift. 1582. 4. — „Augsburgi­sche Confesslon«, in krainischer Sprache. 1562. 4. — „Po­stilla", in croac,scher Sprache mit glagolischer Schrift. 1562. Folio. — Das Nämliche mit cyrillischer Schrift. 1563. 4. Diese beiden Ausgaben sind mit nicht unfeinen Holz­schnitten geziert. —„Dr. Matth. Aulber's (Hofpredigers zu Stuttgart) Predigten vom Hagel«, in croanscher Spra­che mit glagolischer Schrift. 15«2. 4. —„Beneficium Chri­sti", croatisch mit glagolischen Typen. 1562. tl. 8. —- „Geist­liche Lieder," krainisch, unter dem Titel: „Lueclviwvne M^­üi, liütel'L 80 8'«vixn 'l'nstainoitt!» puzleclui Keil — c>lim«5l,.'l '1'ruliei-i!,." 1577. ^> — "'^" ^ ' no-vi '1'e«tlime»t — «Iciisi l>iimn«!>ll 'l'llil'pri», OriUu^l» Nk8t?,I>i» ?,!>erill." i582. 8. — „'!'!» il v«il nnvi^il t«8tl»n>eut» eto." 1582. 8. — Daß auch die Concordienformel in krai­nischer Sprache in Tübingen gedruckt worden, vermuthet Schnurrer in seinem Werke: „Slavischer Vücherdruck in Würtemberg im 16. Jahrhundert." Tübingen, Cotta. 1?»9. 8.; es ist dies jedoch nicht mit Bestimmtheit nachzu­weisen, wohl aber, daß Primus Truber's Sohn, Feli­cia« Trüber, „die Hauspostille Luther's" 1593. Folio, in krainischer Sprache daselbst herausgegeben habe. Alle eben genannten Werke gehören jetzt zu den Seltenheiten. Das Mährchen vom Nogel Schar, dem Pfer­de mit der goldenen Mähne und vom grauen Wolfe. N»n Ioh. Ncp. V°Zl. (Fortsetzung.) „O du junger Iwa n Czarewitsch", sprach zu ihm der Czar Afron , „ist dieses eines ehrlichen Helden würdig, was du gcthan hast? Wärest du zu mir gekommen, so Härte ich dir das Pferd mit der goldenen Mähne in Güte gegeben. Wird es dir jetzt angenehm sein, wenn ich es in allen Königreichen bekannt mache, wie du dich in mei­nem Czarthum so unehrlich benommen hast? — Aber höre, I w a n^ Czarewitsch, wenn du mir einen Dienst erweisen, und nach 3 M^al » Ländern und Z Mal 10 Königreichen 223 ziehen, und mir die Königin Helune, die Schöne ge­nannt, welche ich schon längst mit Herz und Seele liebe, bringen willst, so verzeihe ich dir nicht nur deine Schuld, sondern gebe dir auch das Pferd mit der goldenen Mähne sammt dem Zaume. Wenn du aber im entgegengesetzten Falle nicht gesonnen bist, mir diesen Dienst zu erweisen, so werde ich es in allen Königreichen bekannt machen, daß du ein unehrlicher Held bist, und es genau beschreiben, wie du in meinem Königreiche dich so schlecht benommen hast.« Iwa n Czarewitsch versprach dem Czar Afron , die schöne Helene zu bringen. Er entfernte sich aus den Gemächern des Czars, bitterlich weinend, kam zu dem grauen Wolfe, und erzählte diesem Alles, was mit ihm vorgefallen war. „O junger Iwa n Czarewitsch", brummte der graue Wolf, „warum hast du meinen Rath nicht befolgt, und nahmst den goldenen Zaum ?" — „Wohl habe ich gefehlt, dasi ich dies gethan habe", sagte Iwa n Czarewitsch zu dem grauen Wolfe. „Wohlan," fuhr der Wolf fort, „setze dich auf mich grauen Wolf, ich bringe dich dorthin, wo deine Bestim­mung ist.« Iwa n Czarewitsch setzte sich auf den Rücken des Wolfes, welcher so schnell mir ihm encfioh, wie der schnellste Pfeil eines Bogens. Er lief, wie man so in einer Erzählung sagt, nicht sehr lange Zeit, und kam zuletzt in das Reich der Königin Helene, welche die Schöne genannt wurde. Als er zu einem goldenen Gitter kam, welches den prachtvollen Gar­ten umgab, sagte der Wolf: „Steige jetzt von mir grauem Wolfe ab, und gehe zurück denselben Weg, den wir Hie­her gekommen sind, und warte auf mich in dem großen Thale unter der grünen Eiche." Iwa n Czarewitsch ging, wohin ihm befohlen war. Der graue Wolf aber legte sich unter das goldene Gitter nieder, und wartete die Zeit ab, bis die schöne Königin Helene lustwandeln würde. Am Abende, als die Sonne im Westen unterging, wovon auch die Luft weit kühler wurde, ging die schöne Königin Helene mit ihren Wärterinen und Zofen in den Garten spazieren. Wie sie aber zur Stelle, an wel­cher der graue Wolf hinter dem Gitter lag, kam, sprang dieser mit einem Male in den Garten hinüber, ergriff die schöne Königin Helene, sprang sodann wieder über das Gitter zurück und entfloh mit der Königin, so schnell er konnte. Als er in dem großen Thale bei der grünen Eiche, wo ihn Iwa n Czarewitsch erwartete, anlangte, sprach er zu diesem: „Iwa n Czarewitsch, setze dich geschwind auf mich grauen Wolf.« Iwa n Czarewitsch setzte sich auf den grauen Wolf, und dieser rannte mit beiden in das Königreich des CzarS Afron. Die Wärtcrinen aber und die Ammen, und alle Zo­ fen, welche mit der schönen Königin spazieren gegangen waren, liefen sogleich in den Palast, und schickten Läufer forc, um den grauen Wolf einzuholen. Wie sehr diese aber auch jagten, so konnten sie ihn dennoch nicht einho­len, und kamen unuerrichteter Sache zurück. Iwa n Czarewitsch, welcher sammt der Königin He­lene auf dem grauen Wolfe saß, verliebte sich über die Maßen in die schöne Königin, und sie sich ebenfalls in den Iwa n Czarewitsch, und als der graue Wolf im Reiche des Czars Afron anlangte, und es nun an der Zeit war, daß Iwan Czarewitsch die schöne Königin Helene in den Palast des Czars Afron führen, und sie selbem überge­ben sollte,, fing er darüber sehr zu trauern und bitterlich zu weinen an. Der graue Wolf fragte ihn: „Warum wei. Nest du, Iwa n Czarewitsch?" Auf dieses sagte Iwa n Czarewitsch zu ihm: „Mein Freund, du grauer Wolf, wie soll ich armer Jüngling nicht weinen und mich nicht grämen, ich liebe die schöne Königin Helene so sehr, und jetzt soll ich sie dem Czar Afron für das Pferd mit der gol­denen Mähne überlassen. Und wenn ich sie ihm nicht über­gebe, so entehrt mich der Czar Afro n in allen Ländern." „Ich habe dir viel gedienc, Iwa n Czarewitsch," sagrc der graue Wolf, „werde dir also auch diesen Dienst er­weisen können. Höre, Iwa n Czarewitsch, ich verwandle mich in die schöne Königin Helene, und du bringst mich zu dem Czar Afro n und nimmst das Pferd mit der gol­denen Mähne; er wird mich für die eigentliche Königin halten, und wenn du auf dem Pferde mit der goldenen Mähne eine gute Strecke fortgeritten bist, so werde ich den Czar Afro n bitten, mich in den Feldern ein wenig spazieren gehen zu lassen. Wenn er mich nun mit den Wärterinen, Ammen nnd Hofdamen lustwandeln läßt, und ich mich mitten im Felde befinden werde, so denke nur fest an mich, und ich werde allsogleich zu dir kommen." Nachdem der graue Wolf diese Worte gesprochen hatte, warf er sich auf die feuchte Erde, und wurde zur schönen Königin Helene, so daß man durchaus nicht er­kennen konnte, daß er nichc jene sei. Iwa n Czarewitsch nahm den in die schöne Helene verwandelten grauen Wolf und ging mit ihm zusammen in den Palast des Czars Afron, die Königin Helene aber ersuchte er, au­ßer den Mauern der Stadt auf ihn zu warten. Wie Iwa n Czarewitsch zum Czar Afro n mit der vermeinten Königin Helene trat, so erfreute sich der Czar unendlich in seinem Herzen, daß er das Kleinod erhalten habe, wel­ches er sich schon so lange gewünscht hatte. Er nahm d,e vermeinte Helene und gab dem Iwa n Czarewitsch das Pferd mit der goldenen Mähne. Iwa n Czarewitsch setzte sich auf das Pferd und verließ die Stadt, setzte die schöne Helene ebenfalls auf dasselbe, und verfolgte mit ihr den Weg nach dem Königreiche des Czars Da l mar. Der graue Wolf aber wohnte drei Tage beim Czar Afro n statt der schönen Königin Helene ; am vierten Tage aber begab er sich zu dem Czar, und bat diesen, ihm zu erlauben, daß er spazieren gehen und sich ein we­nig zerstreuen dürfe. Der König Afro n sagte: „Ach, meine schöne Königin Helene, gerne gebe ich dir die Erlaubniß in den Feldern zu lustwandeln." Sogleich befahl er den Wärtcrinen und Ammen und ^^«?-M allen Hofzofen, mit der vermeinten Helene spazieren zu gehen. Iwa n Czarewitsch aber, welcher mit der schönen Kö-. nigin Helene fortgezogen war und sich mit ihr unterhielt, vergas; ganz auf den grauen Wolf. Mi t einem Male aber erinnerte er sich seiner und rief: «Ach, wo ist mein grauer Wolf?« Und plötzlich, wie es immer geschehen mochte, war der graue Wolf da, stand vor Iwa n Czare­witschund sprach zu ihm: «Setze dich, Iwa n Czarcwitsch, auf mich grauen Wolf, und die schöne Konigin laß auf dem Pferde mir der goldenen Mahne reiten.« Iwa n Czarewicsch setzte sich, wie ihm gesagt wurde, auf den grauen Wolf, und so zogen sie zum Königreiche des Czcirs D a l m a t. (Beschluß folgt.) Neues. (Schiffbruch.) Nachstehenden Auszug aus einem Berichte des Herrn Alessandro Bradichich, Capitains der an der neapolitanischen Küste gescheiterten österreichischen Brigg »Ulak«, entnehmen wir dem „Adler«. Am 3«. August von Fiume abgesegelt, hatte die Brigg „Ulak" öfter mit Gegenwmden zu kämpfen, und sie befand sich erst am 15. September im Angesichte der Insel Pon­za, wo sich gegen Mittag ein so heftiger Orkan erhob, daß man vergebens die Segel zu streichen suchte. Die Wellen hoben sich hauöhoch, der Sturm riß die Segel aus ihren Bandern, der Strudel ergriff das Schiff, schleu­derte es in die Höl)e und bald wieder in die Tiefe, und nur vom großen Mäste zurückgehalten, sank es nicht un­ter, und hielt sich an der linken Seite auf der Meeresfläche. Mi t genauer Noth retteten sich sämmtliche Leute am Bord nach der rechten Seite des Schiffes, wo sie sich mit Stri­cken an die Brüstung binden mußten, um nicht von den hoch über sie weggehenden Wellen fortgetrieben zu werden. I n dieser verzweiflungvollen Lage verblieben sie bis zum 17., also 48 Stunden, ohne Speise und Trank, und ohne daß irgend ein Schiff zu ihrer Rettung herbeigeeilt wäre. Nach­dem des Sturmes Wuch etwas nachgelassen hatte, beschloß sen sie, aus Nahen einige Flöße zusammenzustellen und zu versuchen, ob sie darauf die 2t Miglien entfernte Insel Vendutena erreichen könnten. Von Hunger, Durst und dem fortwährenden Kampfe mit Sturm und Wellen völlig erschöpft, gelang es ihnen dennoch mit unglaublicher An­strengung, in 2-l Stunden die Flöße zusammenzubringen, und nach ?2 stündigen Leiden erreichten sie endlich das er­sehnte Ziel. Die Bewohner der Insel Venduiena nahmen die Schiffbrüchigen gastlich auf und leisteten ihnen brüder­lich allen erforderlichen Beistand. Leider konnte der Bru­der des Capicains und ein Matrose die Leiden nicht über­stehen und sie starben in den Armen ihrer Unglücksgefähr­ten. Die Brigg wurde von einigen Barken in den Hafen von Bajä bugsirt, allein sie sowohl als die Ladung sind im kläglichsten Zustande. —­ (Wasserrausch.) Der „Wasserfreund« berichtet aus Gräfenberg Folgendes: Eine Frau, welche Verdruß hatte, und doch in ihrem Cureifer mehr als 30 Gläser Wasser hinabgoß, stürzte bcsinnunglos zu Boden. Alle Bemühungen um sie blieben ohne Erfolg. Endlich schaffte Prießnitz sie in ein Kaltbad, worin er sie ununterbrochen kalt begießen und zugleich abreiben ließ. Dies dauerte » Stunden, dann ließ er die Frau in ihr Bett bringen und mit nassen Tuchern reiben. Kein Lebenszeichen crat hervor, man hielt die Arme für tobt. Das Verfahren wurde fortgesetzt, aber erst am dritten Tage trat ein mäßiger Schweiß ein, und die Kranke fühlte sich schmerzenfrei und wohl. Prieß­nitz erklärte diesen Fall für einen Wasserrausch, welchen das gähe Trinken einer solchen Menge verursache.— (Gutenberg-Aneldote.) In einer kleinen Stadt, wo jedoch auch ein Gucenbergfest gefeiert werden sollte, bar, wie die „allg. Theaterzeitung« erzählt, der Obermei­ster des dasigen Fleischhauerhandwerks einen dortigen Ge­lehrten um die Inschrift für die neue Handwerksfahne, die beim Zuge vorgetragen werden sollte. Nach kurzer Medi­tation übergab der Poet folgende Inschrift: Wie herrlich strahlest Du im Reich der Geister, O Gutenberg, als Fleischer-Obermeister, Laut soll Dein Ruhm, Dein ew'ger Ruhm erschallen: Die meisten Ochsen sind durch Dich gefallen! — Das vom Kaiser von Marokko dem nordamerikanischen Union-Präsidenten, van Buren , gemachte Präsent, be­stehend in zwei prachtvollen Löwen, wurde öffentlich im Aufstrich verkauft, und der Erlös floß in die Staaskasse, denn der Präsident darf keine Geschenke annehmen. — Mauuigfaltiges. Zum Nuhmc der Ehe. Emma von Ni» dorf erzählt in den »Neisescencn i„ Vaiern, Ti­rol und Schwabe,,», Stuttgart bei Ebner und Seubert, i»4u, ihren Besuch bei dem gemüihlichen Dichter, Instinus Ker n er in Weinoberg. Sic sagt unter Andern,: »Auf dem Wege nach Eberstadt führte Kerne r humori­stisch die Theorie durch, daß der echte Dichter unglücklich sei,! müsse, weil wahre Poesie nur aus Schmerzenstiefen auftauche. Wenn ich nicht meine Frau hätte, sagte er, würde ich auch noch Gedichte machen; aber so deckt die alle Wunden zu, bevor sie zum Liede werden.« Curtius, eine Mcdiciu. Von Alphons de,n Wroßmüthigcn, Konige von Neapel, wird erzählt: sein Vergnügen beim Anhören der Werte des Quintus Curtius sei so groß, und von solcher Wirksamkeit auf seine» Organismus gewesen, daß es ihn, ohne andere Mittel, «°» einem gefährlichen Uebel geheilt habe. Türtische Frauen. Man glaubt allgemein, sagt ein Engländer, der sich langein der Türke, aufhielt, die Türken hätten mehre Frauen, Dies ist aber tei»eswegs der Fall. Der Koran gestattet allerdings dem Sultan sieben, und jede», andern Muftl­manne vier Frauen, es giebt aber gegenwärtig in der Türkei wenig Bei­spiele, daß ein Wann mehr als eine Frau hätte, und ein Bei versscherte mich, daß, mit Ausnahme des Sultans und drei oder vier der reichsten Pa­schas, i» Constantiuopcl wohl kaum fünf Türke» lebten, die mehr »ls eine Frau hätten. Einmal fragte ich einen alten Effendi, wie viele Frauen er habe, und er antwortete: nicht mehr als eine. Als ich entgegnete, es dürfe fast eben so wohlfeil sein, vier Frauen in, Hause zu haben, als eine, ant­wortete er: Vielleicht leben vier Engländerinen friedlich i» einem Hause miteinander, die türkischen Frauen aber müssen verschiedene Häuser haben, und der Mann ist genöthiget, ,so viele Haushaltungen zu haben, als «r Frauen hat. Für Schau spiel er. Talma , der berühmte franzosische Tragiker, richtete, nachdem er den Cäsar gespielt, an Napoleo n die Frage: «Wie habe ich Euer Ma­ jestät gefallen?« — »Gut«, erwicderte der Kaiser; »nur haben Sie zuviel declamirt, es klang Alles pathetisch.« — Talm a entgegnete: »Cäsar ist ein Held im Nimbus des Alterthums strahlend, der Dichter hat Hn im Geiste der a»tikeü Dramen gehalten, jedes seiner Worte ist welthistorisch, und so glaubte ich ihn pathetisch declamiren zu müßen.« — »Was wir eben sprechen«, antwortete derKaiscr, »ist auch welthistorisch: — decla,nire ich?« Alte r Frosch. Bei der Stadt Vorl spalteten vor nicht langer Zeit Holzfäller eine» Baum, und fanden mitten in den, dicken Stamme — es war eine Eiche - in einer kleinen Höhle, 12 Fuß über der Wurzel, einen lebendige» Frosch. Keine Spur von einem Spalte, der zu dieser Höhle geführt hätte, konnte im Holze entdeckt werden. Der Frosch lebte nach seiner Befreiung nur noch in Stunden. Nach der Zahl der Jahresringe zu schließen, muß er wohl 2UU Jahre in diese», Kerker zugebracht haben. Laibach. Druck «nl> Verlag des Joseph Vlasnik.