303 Kotzebues komische dramatische Formen auf der Ständischen Bühne in Laibach von 1830 bis 18401 Tone Smolej, Tanja Žigon Abstract Die dramatischen Werke des deutschen Dramatikers, Schriftstellers und Librettisten August von Kotzebue (1761–1819) gehörten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht nur zum festen Repertoire des Ständischen Theaters in Laibach (Ljubljana), son- dern Kotzebue gehörte in den 1830er-Jahren, wie aus den Spielplänen ersichtlich, zu den meistgespielten Dramatikern auf der Laibacher Bühne. Es wurden sowohl seine ernste- ren Schauspiele als auch Werke komischen Inhalts aufgeführt. Vor allem bei den Letzte- ren ist eine rege Vielfalt an komischen dramatischen Formen (z. B. Lustspiel, Schwank, Posse) zu verzeichnen, was bei den gespielten Werken anderer Autoren und Autorinnen zu dieser Zeit nicht der Fall war. Im vorliegenden Beitrag werden in Hinblick auf die in Laibach aufgeführten Stücke von Kotzebue die verschiedenen komischen dramatischen Formen dargestellt und erörtert. Schlüsselwörter: August von Kotzebue, Ständisches Theater in Laibach, komische dra- matische Formen, Theatergeschichte, Kulturgeschichte 1 Der Beitrag ist im Rahmen des Forschungsprogramms Interkulturelle literaturwissenschaftliche Studien (Nr. P6-0265) entstanden, das von der Slowenischen Forschungsagentur aus öffentlichen Mitteln finanziert wird. ACTA NEOPHILOLOGICA UDK: 821.112.2.09-22Kotzebue A.v.:792(497.4)"1830/1840" DOI: 10.4312/an.56.1-2.303-323 Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 303 4. 12. 2023 12:36:11 304 Tone Smolej, Tanja Žigon EINLEITUNG Eine übersichtliche Darstellung der Geschichte des deutschsprachigen Theaters und der Theaterproduktion im Ständischen Theater in Laibach (heute Ljubljana)2 steht bis dato noch aus. Im 19. Jahrhundert und somit auch in der hier behan- delten Zeit von 1830 bis 1840 war dies das einzige Theaterhaus in Laibach, der Krainer Hauptstadt, das sowohl von dem deutschen als auch dem slowenischen Publikum besucht wurde, denn von einer nationalen Differenzierung kann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch nicht gesprochen werden.3 Wie es auf den Bühnen des 19. Jahrhunderts üblich war, wurden auf der ständischen Bühne in Laibach sowohl Werke mit Musik, vor allem Opern, aber auch Zauberspiele und Possen mit Gesang, als auch Werke ohne Musik, d. h. „reine Schauspiele“ bzw. Werke ohne Beteiligung eines Komponisten, inszeniert. Während Jože Sivec das Musiktheater in Laibach vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1861 bereits im Jahr 1971 ausführlich behandelte, beschränkt sich die Erforschung der dramati- schen Produktion auf einzelne germanistische Recherchen (vgl. Ludvik, Nemško gledališče und „O Stanovskem gledališču“, Birk, „Die deutschsprachige Dramen- produktion“ und „Die deutsche Bühne“), die sich auf bestimmte Epochen, Auto- ren oder Gattungen beschränken.4 Die slowenische Literaturgeschichte widmete sich bisher viel mehr der Erforschung des slowenischen Theaters und behandelte die deutschsprachige Bühne eher stiefmütterlich, obwohl sich auch das ästheti- sche Empfinden der damaligen slowenischen Intelligenz bezüglich des Theaters in der deutschen Thalia stärker herausbildete. Ein weiterer Grund für das Fehlen detaillierter Studien zur Theatergeschichte besteht darin, dass erst durch die jüngsten Forschungen einerseits viele Archiv- quellen neu entdeckt wurden, andererseits aber auch bis dato unberücksichtigte Quellen ans Licht kamen (Motnik, Žigon und Smolej). Zunächst einmal wer- den im Slowenischen Nationalmuseum die Theaterplakate aufbewahrt (NMS, Comedien-Zettel-Sammlung), die die Theaterdirektoren in der Regel am Tag der Aufführung drucken ließen, um möglichst viele Leute zum Besuch der Theatervorstellung zu animieren. Zum Zweiten stellen die in der slowenischen 2 Für die heutige Hauptstadt Sloweniens wird hier und im Weiteren der historische Name Laibach benutzt, wie es zur behandelten Zeit üblich war. 3 In Laibach lebten in der Mitte des 19. Jahrhunderts etwa 5000 Deutsche, was ungefähr 40% der Gesamtbevölkerung entsprach (Brix 54-55). Die Umgangssprache in der Stadt war Deutsch, auch zu Hause sprach man untereinander gewöhnlich deutsch, man beherrschte aber auch Slowenisch (Vošnjak 15-16). 4 Interesanterweise haben sich die ersten slowenischen Germanisten kaum der Erforschung des deutschsprachigen Theaters in Laibach gewidmet, obwohl sich z. B. Jakob Kelemina (1881–1957) intensiv mit der Dramatik, darunter mit Shakespeare und seinen Dramen beschäftigt hat (Samide und Kramberger 316-320, Kramberger und Samide). Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 304 4. 12. 2023 12:36:11 305Kotzebues komische dramatische Formen auf der Ständischen Bühne ... Theaterforschung bisher kaum beachteten Theaterjournale eine wichtige Quelle dar (vgl. z. B. Ulrich, „Eine statistische Untersuchung des Repertoires“, Žigon, Ulrich, Deutschsprachige Theater-Journale), welche das Theaterpersonal, zumeist Souffleure, entweder zu Neujahr oder am Ende jeder Theatersaison herausgaben und in denen neben einer Aufstellung der Theaterangestellten und Anekdoten aus dem Theaterleben auch der Spielplan der vergangenen Monate zu finden ist. Die Spielpläne können weiterhin anhand der im Archiv der Republik Slowe- nien erhaltenen Buchhaltungsbücher des Ständischen Theaters in Laibach (AS 13) überprüft und ergänzt werden. Ein besonderes Dokument stellt aber auch die umfassende Sammlung von mehr als 1800 Briefen dar, die in den Jahren von 1832 bis 1840 von dem sich im Ruhestand befindenden Hauptmann namens Franz Franz (1779–1840) verfasst und an den Baron Josef Kalasanz von Erberg (1771–1843) in Lusttal (heute Dol bei Ljubljana) adressiert waren, worin unter anderem auch von den Vorstellungen im Laibacher Theater berichtet wird (AS 730).5 Erst aufgrund einer Rekonstruktion des Spielplans6 ist es daher möglich, die Produktion der Ständischen Bühne in Laibach zu kommentieren und auf verschiedene Forschungsaspekte einzugehen. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit einem Segment aus der Theater- geschichte und konzentriert sich auf die komischen Werke des Dramatikers, Schriftstellers und Librettisten August von Kotzebue, die in den 1830er Jahren auf der Ständischen Bühne in Laibach aufgeführt wurden. Obwohl Kotzebue auch als Autor ernsterer Texte in die Literaturgeschichte eingegangen ist, rich- tet sich hier die Aufmerksamkeit auf seine komischen Genres, da kein anderer Dramatiker ein so vielfältiges und abwechslungsreiches komisches Repertoire auf der Laibacher Bühne der 1830er-Jahre vorzuweisen hatte. Die im Folgenden be- handelten Stücke wurden in Laibach im Zeitraum vom Herbst 1829 (Spielsaison 1829/30) bis zum Ende des Jahres 1839, d. h. bis zum Ende der Herbstsaison 1839/40 aufgeführt. In diesem Zeitraum wurden in Laibach mehr als 40 Stücke Kotzebues inszeniert.7 5 Eine wissenschaftliche Auswertung der Briefsammlung, auf die bereits Walter Šmid 1909 auf- merksam wurde (Šmid) und von der auch der Historiker Peter Vodopivec berichtete (Vodopivec) blieb bisher aus. Erst seit Kurzem arbeitet ein Team von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerin- nen unter der Leitung von Dr. Miha Preinfalk (Forschungszentrum der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste/ZRC SAZU) an einer kritischen Edition und Auswertung der Briefe, die 2024 erscheinen soll. 6 Die Spielpläne von 1833/34 bis 1839/40 wurden vor Kurzem von Motnik und Žigon rekonstruiert und werden demnächst veröffentlicht (Motnik und Žigon). 7 Eine Auflistung aller auf der Laibacher Bühne aufgeführten Werke von Kotzebue im behandelten Zeitraum (Herbst 1829 bis 1840) ist im Anhang zu finden. Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 305 4. 12. 2023 12:36:11 306 Tone Smolej, Tanja Žigon KOTZEBUE AUF DER LAIBACHER STÄNDISCHEN BÜHNE Nach dem bisherigen Forschungsstand wurde Kotzebue in Laibach bereits im Sommer 1801 zum ersten Mal aufgeführt, als seine bis dahin unveröffentlichte römische Tragödie Octavia gespielt wurde, worüber das Theaterplakat (Nr. 3) vom 29. Juli 1801 Auskunft erteilt (NMS, Comedien-Zettel-Sammlung). Am 19. Au- gust 1801 (Theaterplakat Nr. 17) wurde daraufhin noch das Lustspiel Die beiden Klingsberg (NMS, Comedien-Zettel-Sammlung) aufgeführt, das auch in in den 1830er-Jahren auf dem Spielplan stand und im Weiteren näher dargestellt wird. Den literarischen Kreis um den Kunstmäzenen, Unternehmer, Gelehrten und Schriftsteller Karl Sigismund Zois, Freiherr von Edelstein (1747–1819) (mehr zu seiner Person Prosenc 444-445) begeisterte danach noch das Versdrama Der Hah- nenschlag, das 1803 in Wien bei Wallishausser erschien. Hierin geht es um das traurige Schicksal eines Jungen namens Fritz, dessen Mutter bei einem Brand ihr gesamtes Hab und Gut, bis auf ihren schönen Hahn Hans, verloren hat. Um zu überleben, verkauft der Junge den Hahn an einen reichen Bauern, der die Hoch- zeit seiner Tochter vorbereitet. In kindlicher Naivität denkt der kleine Fritz, dass der schöne Hahn vom Bauern nur bewundert werden wird. Vor der Schlachtung wird das Tier vom Bräutigam Wilhelm gerettet, der kein anderer ist als der ältere Bruder von Fritz, der nach vielen Jahren aus der Armee zurückgekehrt ist und nun zusammen mit seiner Braut und seinem Schwiegervater seiner Stammfamilie helfen will. Das Werk wurde vom slowenischen Sprachwissenschaftler und Sla- wisten Bartholomäus ( Jernej) Kopitar (1780–1844) in Prosa übersetzt, während die letzten Verse vom aufgeklärten Geistlichen, Dichter, Übersetzer und Redak- teur sowie großen Bewunderer Napoleons, Valentin Vodnik (1758–1819), bear- beitet wurden (Kos 586, Vidmar 195-196).8 Kotzebues Werke gehörten mehr als ein halbes Jahrhundert lang zum festen Repertoire der Ständischen Bühne in Laibach. Interessanterweise behandelte Giesemann in seinem Buch über die slowenische Kotzebue-Rezeption nur die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts und ließ die Präsenz von Kotzebues Wer- ken auf der Laibacher Bühne in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts völlig unbeachtet. Mithilfe der Spielpläne, deren Rekonstruktion anhand der oben erwähnten Quellen möglich war, wird im Weiteren die Kotzebue-Rezeption in Laibach in den 1830er-Jahren analysiert und erörtert. 8 Den Vers, in dem Wilhelm seinen Bruder nach der Mutter fragt: „Wo ist sie, Bruder? Eile! Eile!“, übersetzte Vodnik mit zwei Versen: „Vêd me, bratec, hitro kmali, / Berž tecíva: Kje so mát‘?“, wäh- rend die Antwort des Schwiegervaters („Gospodinjo k‘nam pelali: / Bili ste vbógi – zdaj bogát‘.“) den Versen von Kotzebue relativ treu folgt: „Nun kommt! Wir holen in unsere Mitte / Die arme – nein die reiche Frau.“ (Kotzebue, Der Hahnenschlag 34, Vodnik). Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 306 4. 12. 2023 12:36:11 307Kotzebues komische dramatische Formen auf der Ständischen Bühne ... Die in Laibach aufgeführten Lustspiele Unter allen komischen Werken von Kotzebue, die sich das Laibacher Publikum anschauen konnte, wurden in dem behandelten Zeitraum vorwiegend seine Lust- spiele − und zwar 20 – aufgeführt.9 Schaut man sich die Titel an, stellt man so- gleich fest, dass die bekanntesten Lustspiele aus Kotzebues Feder nicht immer auch die meist gespielten in Laibach waren. So wurde das Lustspiel Die deutschen Kleinstädter trotz seines großen Ruhms und seiner Bekanntheit nur einmal, am 10. November 1830, aufgeführt. Valentin Vodnik war ein Bewunderer des Stücks und wollte es ins Slowenische übersetzen (Omersa 79). Allerdings wurden auch französische Kritiker auf das Stück aufmerksam, denn Kotzebue ließ sich von Louis-Benoît Picards (1769−1828) Komödie La petite ville beeinflussen. Sogar Madame de Staël (120) verglich die beiden Komödien in ihrem Werk D‘Allema- gne wie folgt: „Picard représent les habitants de la province cherchant sans cesse à imiter Paris, et Kotzebue les bourgeois d‘une petite ville, enchantés et fier du lieu qu‘ils habitent, et qu‘ils croient incomparable“.10 Interessanterweise wurden die beiden Stücke in Laibach bereits in der Spielsaison 1802/03, und zwar an zwei aufeinanderfolgenden Abenden aufgeführt (NMS, Comedien-Zettel-Samm- lung), also waren sie dem Publikum nicht unbekannt. Kotzebues Stück Die deutschen Kleinstädter sollte des Weiteren von man- chen Forschern auch als satirische Gesellschaftskritik interpretiert werden, was übertrieben ist, denn der Autor ist konservativ und sehr auf die Treue zur Herr- schaftsschicht bedacht ( Jung 66). Wie dem auch sein mag: Kotzebue macht sich in dem Stück über die Bewohner der Kleinstadt Krähwinkel lustig, die in der deutschen Literatur inzwischen zu einer Metonymie für einen etwas be- schränkten, spießbürgerlichen Ort geworden ist. Im Lustspiel verbringt Sabine, die Tochter des Bürgermeisters, ein Jahr in der Hauptstadt, wo sie sich in einen Beamten namens Olmers verliebt und nun sehnlichst auf dessen Brief war- tet. Ihrer Großmutter schwindelt sie vor, dass Olmers‘ Porträt in Wirklichkeit das des Königs sei. Andererseits empfiehlt „Frau Unter-Steuer-Einnehmerin“ Staar ihrer Enkelin den „Bau-, Berg- und Weg-Inspektors-Substituten“ Sper- ling, der auch Dichter ist. Die Situation wird komplizierter, als die Nachricht die Stadt erreicht, dass die Kutsche eines wichtigen Beamten mit ministeriellen Befugnissen beschädigt wurde und der Bürgermeister einen Empfang organi- siert. Wie Klotz (18-21) hervorhebt, war Kotzebue einer der ersten, der die 9 Es handelt sich um das seit 1536 belegtes, doch erst mit Gottsched durchgesetztes Ersatzwort für Kömödie, die beiden Begriffe werden meist synonym verwendet (Wilpert 538-539). 10 Auf Deutsch wiedergegeben spricht sie davon, dass Picard die Bewohner der Provinz beschreibt, die ständig versuchen, Paris nachzuahmen, und Kotzebue die Bürger einer Kleinstadt, die von dem Ort, den sie bewohnen, verzaubert und stolz auf ihn sind und ihn für unvergleichlich halten. Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 307 4. 12. 2023 12:36:11 308 Tone Smolej, Tanja Žigon „Komödienformel: Kollektiv und Störenfried“ einführte, die drei Jahrzehnte später von Nikolai Gogol (1809−1852) in seiner Komödie Der Revisor weiter verfeinert werden sollte. Die Großmutter Staar erkennt den Neuankömmling als den Herrscher selbst, der inkognito unterwegs ist. Bald stellt sich jedoch heraus, dass es sich nicht um den Monarchen, sondern um Olmers handelt, der sich schließlich entschieden hat sich zu seiner Liebe zu begeben. Die Stadtda- men, unter ihnen die „Ober-Floß- und Fischmeisterin“ Brendel, sind über die Tischmanieren des Fremden entsetzt, denn er lässt nicht nur das meiste Essen stehen und schenkt dem Kuchen keinerlei Lob, sondern macht sich außerdem über das Gebet lustig. Die Damen meinen, er verfüge offensichtlich weder über Moral noch einen Titel. Aus diesen Gründen lehnt die Familie Olmers als Sa- bines Brautwerber ab. Die Situation verändert sich, als eine berüchtigte Diebin aus dem Gefängnis ausbricht. Olmers beschwichtigt den Bürgermeister, der um den Ruf seiner Stadt fürchtet, und wird damit gleich zum perfekten Brautwer- ber. Als er gesteht den Titel „Geheimer-Kommissionsrath“ zu tragen, wird er schließlich auch von der Großmutter Staar akzeptiert. In der Spielsaison 1833/34 wurde ein weiteres berühmtes Lustspiel von Kotzebue aufgeführt: Die beiden Klingsberg, das der Dramatiker während seiner Zeit als Direktor des Hofburgtheaters geschrieben hatte, wo es 1799 uraufge- führt worde (Gebhardt 117). Wie aus den Plakaten in der Comedien- Zettel- Sammlung hervorgeht (NMS), wurde das Stück in Laibach, wie eingangs er- wähnt, bereits im August 1801 gespielt, also noch bevor das Lustspiel bei Paul Gotthelf Kummer (1750−1835) in Leipzig in Buchform erschien. Die Ent- stehungsgeschichte des Lustspiels basiert auf der zur damaligen Zeit sehr be- kannten, sogar berüchtigten „erotischen Kollision“ zwischen Vater Franz und Sohn Klemens von Metternich in der Wohnung der wohlhabenden Kauffrau Maria Anna Spöttl am Kohlmarkt (Gebhardt 116-117).11 Im Übrigen weist das Lustspiel auch den Einfluss des englischen Restaurationskomikers George Farquhar (1677−1707) auf ( Jenny 1443). Die Handlung dreht sich um die bei- den Grafen Klingsberg, Vater und Sohn, zwei bekannte Wiener Frauenhelden, die sich gelegentlich auch ins Gehege kommen. Als Vater Klingsberg ein Auge auf die mittellose Amalie wirft, ist ihm sein Sohn Adolph bereits mit seinem Besuch bei ihr zuvorgekommen. Amalie lehnt die Annäherungsversuche des alten Grafen ab, während Adolph in der Zwischenzeit auch noch Henriette, ein niedliches Dienstmädchen, besucht, bei dem er eine neue Weste bestellt hat. Als 11 Fürst Metternich empörte sich offensichtlich nicht über das Lustspiel, denn nachdem Kotzebue 1819 von dem Theologiestudenten Karl Ludwig Sand (1795−1820) ermordet worden war, war das Attentat der Anlass dafür, dass Metternich die Karlsbader Beschlüsse einführte, wodurch die Autonomie der Universitäten stark eingeschränkt sowie die Burschenschaften verboten wurden (Gebhardt 11-12). Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 308 4. 12. 2023 12:36:11 309Kotzebues komische dramatische Formen auf der Ständischen Bühne ... sie sich weigert, drei Dukaten Almosen von ihm anzunehmen, wirft Adolph das Geld durchs Fenster. Da er damit Henriettes Ehre beleidigt hat, fordert ihn ihr Bruder, der ebenso mittellose Leutnant Stein, zum Duell heraus. Dabei bittet er jedoch Adolph, sich im Falle seines Todes um seine Schwester und seine Frau zu kümmern. Letztlich stellt sich heraus, dass Stein ein Baron und seine Schwester Henriette eine Baronin ist. Nach dieser Erkenntnis ist Adolph sofort wie ausgewechselt und macht Henriette unverzüglich einen Heiratsantrag. Als Adolph daraufhin seinen Vater bei ihr erwischt, muss dieser der Heirat zustim- men. Für weitere Verwirrung wird gesorgt, als an den Tag kommt, dass Amalie eigentlich die verschwundene Ehefrau des Leutnants Stein ist. Der beschämte Graf, der erkennt, dass seine Zeit als Charmeur vorbei ist (Kraft 216), lädt da- nach beide Paare an seinen Hof ein. Bei den beiden Lustspielen, Die deutschen Kleinstädter und Die beiden Klings- berg, handelt es sich um Sittenkomödien (comédie de mœurs), die mit der Kritik an bestimmten Klassen verbunden sind. Ferner weist Charles Rabany (325) auch darauf hin, dass Kotzebue außerdem ein Meister der Charakterkomödie (comédie de caractère) war, wobei er dabei besonders dessen Lustspiel Der ver- bannte Amor oder die argwöhnischen Eheleute hervorhebt, das in Laibach in der Spielsaison 1837/38 aufgeführt wurde. In diesem Stück steht eine imaginäre Parallelität der Charaktere (ebd.) im Vordergund: Zwei Brüder, der Professor der Naturwissenschaften Heinrich und der Arzt Gustav, sind mit zwei Schwes- tern verheiratet. Adolfine ist in Bezug auf ihren Mann krankhaft eifersüch- tig, Heinrich dagegen auf seine Frau Bertha. Adolfine gesteht ihrem Schwager folgendes: Adolfine: Ich! Mein Gott, ich! Die Verlassene, Betrogene, Zermalmte. Professor: Das belieben Sie sich einzubilden. Mein Bruder ist ein Mann. Adolfine: Eben deswegen. Professor: Und Männer sind nie treulos. Adolfine: Wenn sie todt sind. Professor: Männer wissen ihre Begierden zu zähmen. Adolfine: Wenn sie satt sind. Professor: Die Leidenschaften zu bekämpfen – Adolfine: Wenn sie alt werden. Professor: Sie studiren Philosophie – Adolfine: Sind aber keine Philosophen. Professor: Sie bauen der Weisheit Tempel – Adolfine: Und opfern der Thorheit. (Kotzebue, „Der verbannte Amor“ 171) Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 309 4. 12. 2023 12:36:11 310 Tone Smolej, Tanja Žigon Als Kontrast zu solchen Beziehungen schildert Kotzebue in seinem Lustspiel auch die Liebe zwischen Berthas Pflegemutter Gustchen und einem Studenten, der sich als verschollener Bruder der beiden Schwestern entpuppt. Ihre Liebe mildert die eher dramatische Eifersuchtskomödie und beeinflusst die endgültige Versöhnung. Laut Rabany (408) nimmt unter Kotzebues Intrigenkomödien (auch Hand- lungskomödie oder Intrigenstück; comédie d‘intrigue) Der Rehbock oder Die schuld- losen Schuldbewußten einen besonderen Platz ein. Das Lustspiel wurde in Laibach in den 1830er-Jahren fünfmal aufgeführt, während es in der Bearbeitung von Jacques Fromental Halévy (1799−1862) in Frankreich noch in den 1880er-Jahren des Öfteren gespielt wurde. Francisque Sarcey schrieb damals, dass es sich um ein „Meisterwerk der Missverständnisse, in dem ein Mann für eine Frau gehalten wird und umgekehrt“ („le chef d‘œuvre des quiproquo où un homme est pris pour une femme et réciproquement“), handle (Rabany 408). Die Handlung beginnt, als der Pächter Grauschimmel in einem privaten Park einen Rehbock erschießt und daraufhin vom Grafen aus dem Dienst entlassen wird. Die Schuld daran trifft Grete, die junge Frau des Pächters, deren Wunsch nach einem besonderen Essen, ihr Mann erfüllen wollte. Nun möchte sie beim Grafen ein gutes Wort für ihren Ehemann einlegen, der jedoch Vorbehalte hat, da der Graf für seine Vorliebe für junge Mädchen bekannt ist. Zur gleichen Zeit erscheint Baronin Freyling in Männerkleidung bei ihm zu Hause. Die Baronin überredet den Pächter, der glaubt, einen jungen Mann vor sich zu haben, sie zum Grafen zu begleiten und sie dem Grafen als seine Frau Grete vorzustellen. Die Verwirrungen nehmen kein Ende: Sowohl der Graf als auch sein Stallbursche sind von der vermeintlichen Grete angetan; der Letztere bietet Grauschimmel sogar eine große Summe an, wenn er ihm seine Frau überlässt. Der Pächter kann seinen Augen nicht trauen und wundert sich, warum sich alles um den jungen Mann dreht, während die Baronin entsetzt über Grauschimmels Geschäfte ist und sich als Schwester des Grafen ausgibt. Dieser erwartet auch tatsächlich ihre Ankunft, da sie seit Kurzem Witwe ist. Weil die Geschwister seit ihrer Kindheit keinen Kontakt miteinander hatten, erkennt der Graf sie zunächst nicht, hält sie für Grete und versucht sie zu erobern. Auf der anderen Seite bemüht sich der Stallbursche schon vorher um die Zuneigung der Gräfin, die gerne französische Liebesromane liest und sich von ihrem Mann vernachlässigt fühlt. Am Ende entpuppt er sich als ihr leiblicher Bruder, Baron Wolkenstein, der aber wusste, dass es sich um seine Schwester handelt, was inzestuöse Fragen aufwirft. Schließlich erkennen die Geschwister, dass ihre Flirterei unschuldig gewesen ist, doch sie haben trotzdem ein wenig schlechtes Gewissen. Aus diesem Grund wurde das Stück von der zeitgenössi- schen Kritik der Unsittlichkeit bezichtigt (Gebhardt 128). Die Komödie endet mit der Nachricht, dass Grauschimmel in Wirklichkeit nicht den Rehbock des Grafen, sondern seinen eigenen Esel erlegt hat. Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 310 4. 12. 2023 12:36:11 311Kotzebues komische dramatische Formen auf der Ständischen Bühne ... In der Spielsaison 1831/32 wurde auf der ständischen Bühne noch Der Ge- fangene, ein kurzes Lustspiel in einem Aufzug, aufgeführt, das jedoch mit einem Skandal verbunden war: Kotzebue wurde vorgeworfen, die Handlung aus Alex- andre Duvals (1767−1842) Komödie Le Prisonnier ou La Ressemblance übernom- men zu haben, ohne die entsprechende Quelle angegeben zu haben (Rabany 470). Das Stück spielt in einem einzigen Raum, einem Zimmer, in dem die Witwe Stern und ihre Tochter Louise wohnen. Ihrem Zuhause gegenüber befindet sich der Schlossturm, in dem ein gewisser Herr West, der sich aus der Ferne in Lou- ise verliebt, für seine Untaten eingesperrt ist. Auf der anderen Seite wird Luises Mutter von Wests Onkel umworben. Die komischen Effekte werden durch einen Geheimgang ausgelöst, durch den West von seiner Zelle aus das Haus Stern be- treten kann. Hier stellt er sich als sein Onkel vor und schockiert alle, da man einen älteren Herrn erwartet hat. Während der Onkel seinen Neffen, der wegen guter Führung entlassen werden soll, im Gefängnis besuchen will, gesteht West Louise seine Liebe. Der Onkel entdeckt zur gleichen Zeit den Geheimgang, durch den nun beide Paare zusammengebracht werden. Einige Saisons später, im Januar und September 1837, wurde in Laibach der komische Einakter Der gerade Weg der beste aufgeführt, der sich durch seine mora- lische Botschaft deutlich von allen anderen Komödien Kotzebues unterscheidet. Der Kirchenpatron Major von Murten sucht einen neuen Seelenhirten und will gleichzeitig die Zukunft von Amalie, einer jungen Predigerwitwe, sichern. Der erste Heiratskandidat, Elias Krumm, versucht, sich beim Major einzuschmeicheln, indem er ihn zu einem der Helden erklärt, denen Deutschland seine Freiheit zu verdanken hat. Um ihn auf die Probe zu stellen, stellt von Murten dem Kandida- ten statt Amalie seine alte Haushälterin Frau Krebs vor, die Krumm wegen ihrer beträchtlichen Mitgift gerne heiraten würde. Der zweite Kandidat namens Wahl ist ein hochgebildeter Theologe, der sich weigert, über die Zukunft der jungen Witwe zu verhandeln, denn er liebte in seiner Jugend ein Mädchen, das er nicht vergessen kann. Es stellt sich heraus, dass dies Amalie war, bevor sie ihren vorhe- rigen Mann, den Prediger, heiratete. Der Major nimmt ihn in den Dienst auf und bemerkt: „Dieser Herr klopfte kurzweg an und trat herein; er sagte kurzweg was zu sagen war; er stand im Gefühl seines Werthes; er schlug die Witwe aus und wollte sie nicht einmal sehen. Das war der gerade Weg, und – merken Sie sich das – der gerade Weg der beste“ (Kotzebue, „Gerade Weg“ 242). Kotzebues Possen auf der Laibacher Bühne Die Posse, wie Bernard Poloni („Posse“ 751) hervorhebt, „organisiert sich meis- tens um eine lokale lustige Person, die durch Kleidung, Sprache, Benehmen bzw. Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 311 4. 12. 2023 12:36:11 312 Tone Smolej, Tanja Žigon durch die Konfliktsituationen, in die sie gerät, zum Lachen anregt“ und ist eine „anspruchslose, volkstümliche Komödienform“ (Wilpert 701). Auch Kotzebue pflegte diese Gattung zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Bereits in der Spielzeit 1830/31 wurde in Laibach seine Posse Die Verkleidungen aufgeführt, in der der Dramatiker indirekt die Folgen der Industriellen Revolution anspricht, da ein Tuchfabrikant durch die Engländer vom Bankrott bedroht ist. Um die Wollver- sorgung zu retten, muss seine Tochter Lenore Lorenz den Sohn von Frau Be- senstiel, einer Wollhändlerin, heiraten. Aber auch Lorenz kommt nicht umhin, Lenore zu heiraten. Der Zufall will es, dass Frau Besenstiel die Tante von Leno- res Verlobten Franz ist, der seit einiger Zeit in einem Wandertheater spielt und es kaum erwarten kann, sich an seiner unliebsamen Verwandtschaft zu rächen. Obwohl alle die Ankunft von Frau Besenstiel erwarten, die aus Bequemlichkeit in Männerkleidung reist, taucht unerwartet ihr Sohn Lorenz auf und wird mit seiner verkleideten Mutter verwechselt. Als nämlich Franz als Husarenoffizier verkleidet Lorenz rekrutieren will, greift Lorenz verzweifelt auf eine Lüge zurück und behauptet, er sei eine Frau, die Männerkleidung trage. Als daraufhin auch noch Frau Besenstiel auftaucht, erkennt Franzens Mutter in „ihr“ ihren schon lange abwesenden Mann, der ihr Zwilling ist. Um die wahre Identität festzustel- len, tritt Franz als Polizeikommissar auf und verlangt von seiner Tante Beweise. Darunter befindet sich ein Brief aus Kalkutta, in dem Franzens Vater seine Zwil- lingsschwester bittet, seinem Sohn 20.000 Taler zu überweisen. Als Franz sich zu erkennen gibt, ist seine Tante empört und wirft ihm vor ein falsches Spiel mit ihr zu treiben. Franz jedoch entgegnet, dass dies nur eine kleine Posse sei. Als Ge- sellschafter bietet er Lenores Vater, seinem zukünftigen Schwiegervater, das Geld an, während er selbst nach Indien aufbricht, um seinen kranken Vater zu suchen. In der Spielsaison 1833/34 wurde die Posse Pagenstreiche inszeniert: Obwohl ih- nen gleich drei Leutnants zu Füßen liegen, werden sie von Annlieschen, Trudchen und Kätchen, den Töchtern des Barons, zurückgewiesen, weil ihnen ihr Vetter, der Page Paul, der schreckliche Streiche spielt, die Köpfe verdreht hat. Rabany (476) ist der Meinung, dass Kotzebue diese Figur dem Cherubino aus dem Mariage de Fi- garo nachempfunden hat. Der Baron beschließt daher, seine Töchter mit drei alten Junkern zu verheiraten. Der erste, Heldensinn, kündigt an, dass ihn seine „Rekrutin“ Annlieschen auf seinem Lebensmarsch begleiten wird, worauf Annlieschen erwi- dert, sie habe das Gefühl, dass er schon sehr lange marschiert (Kotzebue, „Pagen- streiche“ 93). Der Junker Kreuzquer verspricht seiner Auserwählten ihr jeden Tag mehrere Stunden lang von seiner Reise durch Pommern zu erzählen, was Trau- dchen als wirklich verlockendes Versprechen beschreibt (ebd. 95). Letztlich fragt Junker Brennessel seine Braut Kätchen, ob sie sich mit Futter auskenne, worauf sie entgegnet, sie habe bisher nur wenig mit Ochsen zu tun gehabt. Da der alte Bräu- tigam ihre Anspielung nicht versteht, fügt er noch hinzu, sie werde jeden Tag mit Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 312 4. 12. 2023 12:36:11 313Kotzebues komische dramatische Formen auf der Ständischen Bühne ... kräftigen Ochsen zu tun haben. Kätchen bemerkt, sie hege nach dieser ersten Be- gegnung keine Zweifel mehr daran (ebd. 96-97). Nach alldem lassen die Mädchen dem Pagen mitteilen, sich lieber umzubringen als alte Männer zu heiraten. Als der verkleidete Page Paul die Bräutigame zum Schlafzimmer der Schwester des Ba- rons führt, beschließt der Baron genug von den Streichen zu haben und jagt seinen Neffen davon. Um die Verlobung seiner Cousinen zu verhindern, wendet sich Paul nun an die Leutnants. Misstraurisch fragen sie ihn, ob er mit ihnen eine Komödie spielen wolle, worauf er erwidert, sie könnten gleich mit dem vierten Akt beginnen, der damit auch in Kotzebues Stück seinen Anfang nimmt. Der erste Leutnant stellt sich als Stellvertreter des Fürsten von Tschuktschukmutsch vor, der den „Herrn“ Brennessel als Experten für Viehfütterung einstellen möchte, der zweite überbringt als Kurier den Befehl des Königs, dass Heldensinn ein wichtiges Kommando über- nehmen solle, und der dritte bietet Kreuzquer als Verleger an, seine Reiseerinne- rungen zu veröffentlichen. Enttäuscht von den Junkern erlaubt der Baron seinen Töchtern, die Leutnants zu heiraten und gibt seinem Neffen 100 Dukaten, um ihn davon abzuhalten, weitere Streiche zu spielen. Im Januar 1834 wie auch Anfang des Jahres 1835 wurde in Laibach die Posse Der Wirrwarr oder Der Mutwillige gespielt, ein Stück, in dem es ebenso um Mani- pulierungen geht. In der Vorgeschichte fälscht Frau von Langsalm das Testament ihres Bruders, indem sie in dessen letzten Willen die Klausel einbaut, dass sein Sohn Fritz ihre Tochter heiraten muss oder aber ein Drittel des Erbes verliert. Fritz liebt jedoch eine andere, und zwar Babet, die mittellose Nichte des Herrn von Langsalm. Als Babets Vater, derseine Tochter und seinen Bruder lange nicht mehr gesehen hat, wieder nach Hause kommt, stellt Fritz ihn der Familie als Babets Verehrer vor, denn er will die lästige Konkurrenz loswerden. Ferner schwindelt er seiner Tante mit dem Geist der Urgroßmutter etwas vor, was sie in den Wirren der Nacht so sehr erschreckt, dass sie die Testamentsfälschung gesteht. Letztlich wird das Chaos beendet, indem die Tante mit Fritz abrechnet: Er soll sein Erbe bekommen, Babet heiraten, aber nie wieder einen Fuß über ihre Türschwelle setzen. In der Saison 1834/35 wurde ferner die Posse Braut und Bräutigam in einer Person mit einer zentralen Frauenfigur auf die Bühne gestellt. Bereits Rabany (353) hat konstatiert, dass sich die Hauptfigur in dieser Posse durch ihre Intelli- genz von den anderen, meist naiven Figuren unterscheidet. Friederike sollte von einer reichen Verwandten einen Geldbetrag erben, doch der gierige Ehemann ihrer Cousine, der Haupterbin, änderte das Testament. Da ihre inzwischen ver- witwete Cousine nicht auf ihre Briefe antwortete, verkleidete sich Friederike als Leutnant und eroberte ihr Herz. Nun hätte die Cousine den Grafen von Hot- tentott heiraten müssen, und wenn sie ihr Versprechen gehalten hätte, hätte sie ihm die Hälfte ihres Vermögens geben müssen. Deshalb trifft sich Friederike (als Schwester des Leutnants) zum Entsetzen ihres Verlobten Karl, der sich ebenfalls Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 313 4. 12. 2023 12:36:11 314 Tone Smolej, Tanja Žigon an den Verkleidungen beteiligt, auch mit dem Grafen von Hottentott. Beim No- tar, der eigentlich Karl ist, werden die Dokumente vorgelegt und Friederike gibt sich zu erkennen (Kotzebue, „Braut und Bräutigam“ 93-94). Der Graf und ihre Cousine erkennen, dass sie betrogen wurden, doch kann ihre Liebe aus diesen Erfahrungen wie ein Phönix aus der Asche neu aufsteigen. Das Fastnachtsspiel bei Kotzebues Aufführungen in Laibach Das Fastnachtsspiel hat seinen Ursprung im Nürnberg des 15. Jahrhunderts und verbreitete sich später im gesamten deutschsprachigen Raum, wobei die ur- sprünglichen einfachen Texte Witze mit sexuellem und fäkalem Inhalt enthielten (Michael 347, Wilpert 291). Bei Kotzebue ist nicht ganz klar, ob es sich um eine Genrebezeichnung handelt oder tatsächlich um Spiele, die während der Zeit des Karnevals aufgeführt werden sollten. Einige der Figuren bei Kotzebue verkleiden sich ständig, als ob es Karnevalszeit wäre, die anderen jedoch nicht. Kotzebues Erfolgsstück Pächter Feldkümmel von Tippelskirchen wurde in drei Spielsaisons (1830/31, 1836/37, 1837/38) aufgeführt. Charles Rabany (419) hat dieses Werk zu Recht mit Molières Komödie Monsieur de Pourceaugnac in Ver- bindung gebracht, in der ein unbeholfener Mann aus Limoges versucht in Paris eine gewisse Julia zu heiraten, was jedoch von ihren Freunden durch verschiedene Intrigen vereitelt wird. Auch bei Kotzebue kommt der tölpelhafte Feldkümmel aus einem kleinen Dorf in die Wiener Hauptstadt, um die junge Henriette zu heiraten. Wilhelm, der das Mädchen innig liebt, versucht mit seinen Freunden die Heirat zu verhindern. Feldkümmels Besuch bei Madame Lafond, wo seine zukünftige Frau ausgebildet wird, verläuft vollkommen erfolglos, als sich ihre Mitschülerinnen gegen ihn verschwören und ihn beschuldigen, ihnen beim Tanz wehgetan zu haben, ihre Kleider beschmiert, ihre Röcke zerrissen und sogar den Papagei getötet zu habenden der Pächter für einen grünen Raben hält. Danach findet sich Feldkümmel in einem Restaurant wieder, wo ihm déjeûner à la four- chette mit jambon de Bayonne oder frommage de Brie angeboten wird, doch er sehnt sich nur nach einem Schweinebraten und ein paar Würstchen. Als er letztlich einen brennenden Pudding serviert bekommt, den er nach dem Kellner wirft, will er das Restaurant so schnell wie möglich verlassen, wobei er die Gipsfiguren beschädigt, die Wilhelm absichtlich für ihn aufgestellt hat. Wegen seiner gesund- heitlichen Probleme wird Feldkümmel schließlich an einen Psychiater (damals Narrenarzt genannt) überwiesen, der ihn in die Zelle 8 einweist und ihn mit einem seiner Patienten verwechselt; das Motiv des übereifrigen Arztes findet sich übrigens bereits bei Molière. Als Feldkümmel aus dem Irrenhaus entlassen wird, droht ihm Wilhelm, als Anwalt verkleidet, mit einem Prozess, da er vom Kellner, Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 314 4. 12. 2023 12:36:11 315Kotzebues komische dramatische Formen auf der Ständischen Bühne ... dem Besitzer der Gipsfiguren, und anderen verklagt wird. Nun ist Feldkümmel bereit, Henriette und ihre Mitgift dem Anwalt zu überlassen, um Wien so schnell wie möglich zu verlassen. Die Spielzeit 1833/34 endete im März mit Kotzebues Fastnachtsspiel Landhaus an der Herrstraße, in dem der Kammerdiener Balthasar und das Zimmermädchen Nettchen versuchen, ein Haus mit Anwesen zu kaufen, was die Familien ihrer Herren durch Heirat verbinden könnte. Da der jetzige Besitzer Herr von Lorch hartnäckig darauf besteht, das Haus nicht zu verkaufen, weil er vom Garten aus gerne die Leute beobachtet, hecken Nettchen und Balthasar einen Plan aus, um ihm den Besitz zu verleiden. Am Ende gibt Lorch nach und ist bereit, das Haus unter dem geforderten Preis zu verkaufen. Balthasar und Nettchen feiern den Erfolg des Streiches, allerdings, wie Gebhardt (15) konstatiert, verlagert sich in diesem Faschingsspiel die Sympathie des Publikums von den Dienstboten auf den Hausbesitzer Lorch. Kotzebue und der Schwank Im 19. Jahrhundert wurde die Bezeichnung Schwank in der Terminologie des Dramas zum festen Begriff. Sie dient dazu, einen Gegentypus zur Posse zu charakterisieren, die eine stark schematisierende Handlung zeigt, während der Schwank „alle komischen Elemente in eine spannungsreiche, in sich gerundete Handlung“ einordnet und „eine sehr domestizierte komische Person im Mittel- punkt“ hat (Straßner 103, Wilpert 837). Im Unterschied zur Posse wird in einem Schwank versucht, die dargestellte Torheit der Personen durch Klugheit zu schla- gen, und man beabsichtigt dabei unter anderem, wenn nicht gar ausschließlich, die Belustigung der Zuschauer durch Situationskomik und Pointen ohne rühren- de Effekte, ohne Pathos, ohne tiefere Bedeutung (Poloni, „Schwank“ 845). Der Schwank ist auch eng mit dem bürgerlichen Milieu verbunden. Gegen Ende der Spielsaison 1833/34 wurde in Laibach ein Schwank mit dem ungewöhnlichen Titel u. A. w. g., oder Die Einladungskarte auf die Bühne gebracht. Der Plot ist einfach: Ferdinand ist entsetzt, weil sein verwitweter Vater, der Arzt ist, Malchen heiraten möchte, die als Ferdinands Stiefmutter jünger wäre als er. Das Mädchen liebt jedoch Leutnant Schwan; so schmieden Ferdinand und Schwan einen Plan: Sie fälschen eine Einladung an Malchen und erzählen ihrem Vater Vierlingu, dass die Abkürzung u. A. w. g. für „und Abends wird getanzt“ steht. Sie veranstalten ein Fest, zu dem sie auch Ferdinands Vater, den Arzt, einla- den, der den Schwindel bald durchschaut. Er erklärt Vierling, dass die Abkürzung u. A. w. g. etwas anderes bedeute, und zwar „um Antwort wird gebeten“, und dass er selbst nichts mit dem Tanz zu tun habe. Stolz verkündet Schwan, dass er Mal- chens Vater dazu überlistet habe, seine Tochter nachts im Nebel allein in seine Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 315 4. 12. 2023 12:36:12 316 Tone Smolej, Tanja Žigon Wohnung zu bringen, nachdem er die Heirat bei der Polizei angemeldet hatte. Daraufhin bemerkt der wütende Arzt, dass die Abkürzung u. A. w. g. für ihn „und Alle werden gehangen“ bedeute, doch der Sohn rät seinem Vater, es eher als „und Amen wird gesagt“ zu verstehen (Kotzebue, „u. A. w. g.“ 167). SCHLUSSBEMERKUNG Obwohl Kotzebue auch andere Bezeichnungen für seine komischen Texte ver- wendete (z. B. Scherzspiel, Schnurre, Burleske), tauchen am häufigsten die komi- schen dramatischen Formen auf, die im Ständischen Theater in Laibach in den 1830er-Jahren auch am meisten aufgeführt wurden. In den meisten Fällen handelt es sich um Lustspiele, an zweiter Stelle steht die Posse. Interessanterweise wurden in den 1830er-Jahren in Laibach sogar ein Fünftel seiner Possen aufgeführt, wahr- scheinlich hauptsächlich wegen ihrer Kürze, einer seiner vier Schwänke und beide Fastnachtsspiele aus seiner Feder, die auf den Plakaten aus der Comedien-Zettel - Sammlung flasch als Faschingsposse und Posse bezeichnet wurden. Es soll abschließend nochmals betont werden, dass es sich bei Kotzebue um den einzigen in den 1830er-Jahren in Laibach gespielten Dramatiker handelt, bei dem eine bunte Palette verschiedenster komischen Formen zu finden ist. Es ist davon auszugehen, dass das Publikum von Kotzebues komischen Stücken begeistert war, was auch den zeitgenössischen Quellen, in unserem Falle den Briefen von Haupt- mann Franz an Baron von Erberg, zu entnehmen ist. So wird z. B. am 9. Oktober 1833 aus Laibach nach Lusttal wie folgt berichtet: „Die Piece: ‚Die Unvermählte‘ ist gestern im Theater mit vielen [sic!] Beifall gegeben worden. Delle Elsner gab die Titelrolle gut, und Madame Rosenschön die Ziehtochter Leopoldine trefflich mit vielen [sic!] Beifall; beyde wurden mehrmal[s] rauschend gerufen“ (AS 730). Dem- nach war Kotzebue mit seinen verschiedensten komischen dramatischen Texten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts − aus heutiger Sicht − der Publikumsliebling im Ständischen Theater zu Laibach. ANHANG: VERZEICHNIS DER AUFFÜHRUNGEN VON KOTZEBUE AUF DER LAIBACHER BÜHNE (1830–1839) Lustspiele Die Rosen des Herrn von Malesherbes, Lustspiel (1)12; 21.3.1830, 1.12.1832. Der Rehbock, oder Die schuldlosen Schuldbewußten (3); 17.8.1830, 22.11.1832, 20.9.1834, 30.1.1838, 28.9.1839. 12 Die Zahl in Klammern bedeutet die Zahl der Aufzüge. Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 316 4. 12. 2023 12:36:12 317Kotzebues komische dramatische Formen auf der Ständischen Bühne ... Verlegenheit und List (3); 20.10.1830, 12.10.1837. Die deutschen Kleinstädter (4); 10.11.1830. Die Verkleidungen, Lustspiel (2); 20.12.1830. Sorgen ohne Noth und Noth ohne Sorgen, Lustspiel (5); 2.3.1831, 16.2.1839. Die hübsche kleine Putzmacherin, Lustspiel (1); 17.3.1831. Die eifersüchtige Frau, Lustspiel (2); 24.9.1831, 24.11.1831, 25.9.1838. Der häusliche Zwist, Lustspiel (1); 12.1.1832. Der Gefangene, Lustspiel (1); 1.3.1832.13 Die Verwandtschaften, Lustspiel (5); 12.9.1832. Der Straßenräuber aus Kindesliebe, oder Das Kind der Liebe, Lustspiel (5); 5.11.1832, 13.11.1837. Der schelmische Freier, Lustspiel (1); 27.11.1832, 26.12.1832, 18.9.1834. Die beiden Klingsberg, Lustspiel (4); 12.11.1833, 1.10.1839. Das Epigramm, Lustspiel (4); 16.9.1834, 7.1.1837. Donna Diana, Lustspiel (2); 22.9.1836.14 Der gerade Weg der beste, Lustspiel (1); 25.1.1837, 9.9.1837. Der verbannte Amor, oder Die argwöhnischen Eheleute, Lustspiel (4); 5.10.1837, 16.10.1837. Der Wildfang, Lustspiel (3);15 30.10.1838. Intermezzo, Lustspiel (5); 28.11.1838. Das Schreibpult, Schauspiel (4); 18.2.1839. Fastnachtspiele Pächter Feldkümmel von Tippelskirchen, Faschingsposse (sic!) (4); 23.1.1831, 29.1.1837, 25.2.1838. Das Landhaus an der Heerstraße, Posse (sic!) (1); 5.3.1834. 13 Das Stück wird nur auf dem Theaterplakat (NMS, Comedien-Zettel-Sammlung 1831/32) ange- führt, im Theaterjournal (Weinpolter 5) wird die Vorstellung nicht erwähnt, was darauf hinweisen könnte, dass das Lustspiel nicht aufgeführt wurde. 14 Das Lustspiel wird nur in dem Brief von Franz Franz an den Baron, datiert auf den 20. September 1836, erwähnt. Man kann davon ausgehen, dass das Stück nicht aufgeführt wurde. Das Theater- plakat für den 22. September 1836 lädt nämlich zu zwei anderen Aufführungen ein, und zwar: Des Mahlers Meisterstück, ein Lustspiel in zwei Aufzügen von Johanna Franul von Weißenthurn, und Der Weiberfeind in der Klemme, ein Lustspiel von Theodor Hell in einem Aufzug (NMS, Comedi- en-Zettel-Sammlung 1836/37). 15 Weder Franz Franz noch der damalige Theaterdirektor in dem Einnahmenbuch (AS13, Einheit 10, Fasz. 15: Theater-Gagen. Stand für die Theater-Jahre 1837/38, 1838/39 und 1839/40) vermerken, ob es sich um ein Lustspiel oder eine Oper handelt. Auf Kotzebues Vorschlag hin wurde nämlich auch eine komische Oper in zwei Akten, Der Wildfang, komponiert; der Komponist war Franz Xaver Huber. Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 317 4. 12. 2023 12:36:12 318 Tone Smolej, Tanja Žigon Possen Der Lügner und sein Sohn, Posse (1); 26.9.1831. Der Wirrwarr, oder Der Muthwillige, Posse (5); 23.1.1834, 15.1.1835. Pagenstreiche, Posse (5); 15.2.1834. Braut und Bräutigam in einer Person, Posse (2); 30.9.1834. Schwänke u. A. w. g., oder Die Einladungskarte, Schwank (1); 22.2.1834. Schauspiele Die Erbschaft, Schauspiel (1); 21.7.1829. Johanna von Montfaucon, romantisches Schauspiel (5); 14.9.1830, 9.12.1832, 21.12.1834, 11.1.1835. Graf Benjowsky, oder Die Verschwörung auf Kamtschatka, Schauspiel (5); 30.1.1831. Stricknadeln, oder Der Weg zum Herzen, Schauspiel (4); 29.12.1832, 14.2.1837. Die Unvermählte, Schauspiel (4); 8.10.1833. Die Corsen, Schauspiel (4); 19.10.1833, 4.4.1838. Die deutsche Hausfrau, Schauspiel (3); 4.11.1833. Die Corsen in Ungarn, Schauspiel (4); 24.2.1835. Bayard, Schauspiel (5); 26.11.1837. Der Bruderzwist, Schauspiel (5); 5.12.1838, 16.1.1839. Lohn der Wahrheit, Schauspiel (5); 13.12.1838. Ritterschauspiel Graf von Burgund, Ritterschauspiel (5); 9.10.1831. Historisches Drama Eduard in Schottland, oder Die Nacht eines Flüchtlings, historisches Drama (3), 15.12.1832. Drama Das Taschenbuch, Drama (3); 17.2.1835. Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 318 4. 12. 2023 12:36:12 319Kotzebues komische dramatische Formen auf der Ständischen Bühne ... Dramatische Legende Der Schutzgeist, dramatische Legende (6); 4.10.1834. LITERATURVERZEICHNIS Archivquellen AS 730 (Arhiv Republike Slovenije/Archiv der Republik Slowenien), Schloss Lusttal, Fasz. 46-47, Briefe des Hauptmanns Franz Franz an den Baron Josef Kalasanz von Erberg. AS 13, Theaterdirektion in Laibach, Einheit 10, Fasz. 12 und 15. 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Leipzig, Kummer/Wien, Klang, 1841. Kotzebue, August von. „Pächter Feldkümmel von Tippelskirchen.“ Theater 27. Leipzig, Kummer/Wien, Klang, 1841. Kotzebue, August von. „Braut und Bräutigam in einer Person.“ Theater 30. Leip- zig, Kummer/Wien, Klang, 1841. Kotzebue, August von. „Der Rehbock oder Die schuldlosen Schuldbewußten.“ Theater 34. Leipzig, Kummer/Wien, Klang, 1841. Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 319 4. 12. 2023 12:36:12 320 Tone Smolej, Tanja Žigon Kotzebue, August von. „Der gerade Weg der beste.“ Theater 35. Leipzig, Kummer/ Wien, Klang, 1841. Kotzebue, August von. „u. A. w. g. oder Die Einladungskarte.“ Theater 36. Leipzig, Kummer/Wien, Klang, 1841. Kotzebue, August von. „Die Verkleidungen.“ Theater 37. Leipzig, Kummer/Wien, Klang, 1841. Mme de Staël. De l‘Allemagne I. Paris, Garnier-Flammarion, 1968. Molière. „Monsieur de Pourceaugnac.“ Œuvres complètes II. Paris, Gallimard, 2010, S. 203-251. Vodnik, Valentin. „Petelinček.“ Zbrano delo. Ljubljana, DZS, 1988, S. 45. 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Na podlagi arhivskih virov, med katerimi so doslej velikokrat spregledani korespondenca med Jožefom Kalasancem baronom Erbergom (1771–1843) in stotnikom Francem Franzem (1779–1840), zbirka plakatov Stanovskega gledališča (t. i. Comedien-Zettel-Sammlung) in dokumenti iz Arhiva Republike Slovenije (fond Gledališke direkcije v Ljubljani), ter na podlagi ohranjenih gledaliških žurnalov (t. i. Theaterjour nale), smo najprej rekonstruirali repertoar ljubljanskega gledališča v 30. letih 19. stoletja. Kot kažejo statistični podatki, je bil Kotzebue v 30. letih 19. stoletja eden naj- pogosteje uprizarjanih dramatikov na ljubljanskem odru. Na sporedu so bile tako njegove resnejše igre kot tudi dramska dela s komično vsebino. Predvsem pri slednjih je mogoče opaziti živahno raznolikost komičnih zvrsti (npr. veseloigra, farsa, burka), kar ne velja za druge avtorje, katerih dela so v tem času uprizarjali. V članku so predstavljene in obravna- vane različne Kotzebuejeve komične dramske zvrsti, ki si jih je v Stanovskem gledališču lahko ogledalo ljubljansko občinstvo. Ključne besede: August von Kotzebue, Stanovsko gledališče v Ljubljani, komične dram- ske zvrsti, gledališka zgodovina, kulturna zgodovina Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 323 4. 12. 2023 12:36:12