285 Die Heinrich-Heine-Rezeption in der im slowenischen ethnischen Gebiet erschienenen Presse bis 18601 Mineja Krisper, Petra Kramberger Abstract Der deutsche Dichter Heinrich Heine (1797–1856) zählt zu den herausragendsten und gleichzeitig kontroversesten Persönlichkeiten seiner Zeit, welche später in den deutschen literarischen Kanon aufgenommen wurden. Die Rezeption Heines in der Vergangenheit zeichnet sich durch wiederholte Ablehnung aus, da sowohl die Gesellschaft als auch Kri- tiker seinen politischen und religiösen Ansichten eher negativ gegenüberstanden. Der vor- liegende Beitrag konzentriert sich auf die Rezeption Heinrich Heines im slowenischen ethnischen Gebiet bis zum Jahr 1860 und gliedert sich in drei Kapitel. Das erste Kapitel untersucht Heines Rezeption vor dem Jahr 1856, das zweite Kapitel beleuchtet seine Re- zeption im Todesjahr des Dichters 1856, während sich das dritte Kapitel der Rezepti- on zwischen den Jahren 1857 und 1860 widmet. Die Studie umfasst eine Analyse von Veröffentlichungen in insgesamt neun journalistischen Organen, die zu dieser Zeit auf dem slowenischen ethnischen Gebiet herausgegeben wurden. Die untersuchten Zeitungen sind die Laibacher Zeitung samt ihren Beilagen, dem Intelligenzblatt zur Laibacher Zeitung, dem Illyrischen Blatt und den Blättern aus Krain, die Carinthia, die Carniolia, die Kmetijske in rokodelske novice, die Zgodnja danica sowie die literarische Zeitschrift Slovenski glasnik. Heines Präsenz ist bis zum Jahr 1860 in nahezu allen genannten Zeitungen mindestens einmal nachweisbar, mit Ausnahme der literarischen Zeitschrift Slovenski glasnik. 1 Der Beitrag ist im Rahmen des Forschungsprogramms Interkulturelle literaturwissenschaftliche Studien (Nr. P6-0265) entstanden, das von der Slowenischen Forschungsagentur aus öffentlichen Mitteln finanziert wird. ACTA NEOPHILOLOGICA UDK: 821.112.2.09-1Heine H.:070(497.4)"1834/1860" DOI: 10.4312/an.56.1-2.285-302 Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 285 4. 12. 2023 12:36:10 286 Mineja Krisper, petra KraMberger Schlüsselwörter: Heinrich Heine, slowenisches ethnisches Gebiet, literarische Rezepti- on, von 1834 bis 1860, deutsche Literatur „V Parizu je umerl malopridnež in zasmehljivec svetih reči, Henrik Heine, kteri je marsikterima vetrenjaku še bolj glavo zmešal.“2 („Razgled“). Mit diesen Worten wird am 3. April 1856 die Meldung über den Tod Heinrich Heines (1797–1856) in der katholischen Zeitung Zgodnja danica eröffnet. Obwohl France Bernik (432) in seinem Beitrag Heinrich Heine in slovenska literatura [Heinrich Heine und die slowenische Literatur] mit diesem Zitat die ambivalente Heine-Rezeption im slowenischen Raum in den 1850er Jahren argumentiert, vermittelt es dennoch kein vollständiges Bild der Heine-Aufnahme in diesem Gebiet. Der vorliegende Beitrag widmet sich der Fragestellung, wie Heinrich Heine bis zum Jahr 1860 im slowenischen ethnischen Gebiet aufgenommen wurde, und basiert auf der Analyse von Zeitungsquellen, die innerhalb dieses Zeitraums im besagten Ge- biet veröffentlicht wurden. Dazu zählen die Laibacher Zeitung (Ljubljana [Lai- bach], 1783–1918)3 samt ihren Beilagen,4 dem Intelligenzblatt zur Laibacher Zei- tung (1814–1874), dem Illyrischen Blatt (1819–1849) und den Blättern aus Krain (1857–1865), die Carinthia (Klagenfurt, 1811–heute)5, die Carniolia (Ljubljana, 1838–1844), die Kmetijske in rokodelske novice (1843–1902), die Zgodnja danica (Ljubljana, 1848–1902) und die literarische Zeitschrift Slovenski glasnik (Klagen- furt, 1858–1868). Der Beitrag ist in drei Kapitel gegliedert: Das erste Kapitel fokussiert sich auf die Rezeption Heinrich Heines vor seinem Tod im Jahr 1856. Das zweite Kapitel beleuchtet seine Rezeption im Todesjahr 1856 und umfasst 2 „In Paris starb der Spötter und Verhöhner heiliger Dinge, Heinrich Heine, der manch einem Windbeutel noch mehr den Kopf verdrehte“ (übersetzt von P. K.). 3 Die Laibacher Zeitung zeichnet sich durch die längste Tradition unter den Zeitungen auf slowe- nischem Gebiet aus und galt während ihres Erscheinens als eine der einflussreichsten (deutschen) Zeitungen. Die Zeitung verfügte über verschiedene Beilagen; zu den bedeutendsten literarisch-un- terhaltenden Beilagen gehören das Laibacher Wochenblatt zum Nutzen und Vergnügen (1804–1810 und 1814–1818), das Illyrische Blatt (1819–1849) und die Blätter aus Krain (1857–1865). Die Lai- bacher Zeitung strebte eine objektive Berichterstattung an und vermied politischen Aktivismus (Žigon, „Laibacher Wochenblatt“ 69-70; vgl. auch Mezeg and Žigon 300-302). 4 Obwohl das Intelligenzblatt zur Laibacher Zeitung, das Illyrische Blatt und die Blätter aus Krain Beilagen der Laibacher Zeitung waren, werden sie im vorliegenden Beitrag als eigenständige Pu- blikationen betrachtet. Dieser Ansatz basiert darauf, dass alle drei Zeitungen sowohl Gedichte von deutschen als auch slowenischen Autoren veröffentlichten; zudem brachten sie Beiträge zur Kultur heraus und somit übernahmen sie eine bedeutende Rolle in der Heine-Rezeption im slowenischen Raum. 5 Die Carinthia (1811–heute) erschien zunächst als eine Beilage zur Klagenfurter Zeitung und ent- wickelte sich dann zu einer eigenständigen wöchentlichen Zeitschrift. Sie vertritt die Auffassung, dass jeder das Recht auf Ausdruck in seiner eigenen Sprache besitzt. Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 286 4. 12. 2023 12:36:10 287Die Heinrich-Heine-Rezeption in der im slowenischen ethnischen Gebiet ... vor allem eine Analyse von Nachrufen. Das dritte Kapitel untersucht seine Re- zeption in den Jahren 1857 bis 1860, also die unmittelbare Zeit nach Heines Tod. Durch diese Analyse erhalten wir einen Einblick in die Reaktion der Slowenen auf Heines Leben und Werk im genannten Zeitrahmen. HEINE IM SLOWENISCHEN RAUM VOR 1856: DIE FRÜHE REZEPTION DES DEUTSCHEN DICHTERS In der Presse des slowenischen ethnischen Gebiets erschienen die ersten Berichte über Heine in den 1830er Jahren. France Bernik (430) vermerkt, dass die erste Meldung über den Dichter am 13. Dezember 1834 im Illyrischen Blatt veröf- fentlicht wurde, während die zweite Erwähnung am 16. November 1839 in der Zeitschrift Carinthia erfolgte. Eine sorgfältige Analyse der Periodika dieser Zeit bestätigt die erste Aussage von Bernik, während die zweite nicht zutrifft. Tatsäch- lich war das Illyrische Blatt die erste Zeitung im slowenischen Gebiet, die Hei- ne und seinen Zeitgenossen Ludwig Börne (1786–1837) 1834 in einem Artikel mit dem Titel Die Wiener Theaterzeitung und der Schriftsteller Saphir erwähnte. In dieser ersten Anführung bewertete ein anonymer Autor Heine negativ: „Börne und Haine sind vielbesprochene Schriftsteller, aber entweder entrüsten sie, oder sie sind giftig und verletzend.“ („Wiener Theaterzeitung“). Obendrein hatte der Autor Heines Nachnamen mit „Haine“ statt „Heine“ irrtümlicherweise falsch ge- schrieben. Die zweite Erwähnung Heines in der „slowenischen“ Presse erfolgte jedoch nicht am 16. November 1839 in der Carinthia, wie von Bernik behauptet,6 sondern Heine wurde bereits am 8. November 1839 in der vaterländischen Zeit- schrift für Kunst, Literatur, Theater und geselliges Leben Carniolia (weitere Informa- tionen zu dieser Zeitschrift vgl. Miladinović Zalaznik) erwähnt. Nur drei Tage danach, am 11. November 1839, erschien in der Carniolia eine weitere Heine-Re- ferenz. Die erste Carniolia-Erwähnung zeigt eine negative Reaktion auf Heines Poesie, die zweite dagegen eine positive. So gibt der erste Artikel an, dass Heines Poesie den Leser mit verrückten, ungewöhnlichen Ideen erfülle: „[...] Nun da sieht man die Früchte der Lektüre; da heißt‘s bei unsern Fräuleins: Saphir, Rü- ckert, Heine und weiß Gott, was noch alles lesen, um den Kopf mit tollen Ideen anzufüllen.“ (Kinou 222). Im Vergleich dazu beschreibt der zweite Artikel Hei- nes Poesie und Schreibweise als „jene liebenswürdige Leichtigkeit, die gefühlvolle Sentimentalität, die man so vortrefflich bei Heine findet.“ (Prenner). Diese vier 6 Es ist anzumerken, dass in Berniks Beitrag ein Fehler bezüglich des Datums aufgetreten ist. Die besagte Veröffentlichung, in der ein gewisser Mansfon konstatiert, dass Heines Äußerungen über die dramatischen Werke von Ernst Raupach (1784–1852) zu kritisch waren (Mansfon), erschien nicht am 16. November, sondern eine Woche zuvor, nämlich am 9. November 1839. Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 287 4. 12. 2023 12:36:10 288 Mineja Krisper, petra KraMberger Erwähnungen Heines bis zum Jahr 1839 deuten auf seine Bekanntheit schon zu Lebzeiten hin. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Erwähnungen Heines nach seinem Tod deutlich zunahmen, wie bereits Bernik (431) in seinem wissenschaftlichen Artikel festgehalten hat. Bereits zu Beginn der Heine-Rezeption zeichnen die erwähnten Artikel im slowenischen Raum ein geteiltes Bild von dem Dichter. Während das Illyrische Blatt und zu einem gewissen Grad auch die Carinthia ihn negativ bewerten, zeigt sich in der Carniolia eine ambivalente Deutung Heines, da er in einem Artikel negativ bewertet wird und im anderen eine positive Haltung ihm gegenüber zum Ausdruck kommt. Die Ambivalenz in der Rezeption Heines fand also bereits in den 1830er Jahren ihren Ursprung und seitdem entwickelten sich im slowenischen Raum zwei divergierende Auffassungen über den deutschen Dichter. Einerseits wurde Heines Poesie positiv bewertet, indem er neben Zeitgenossen wie Uhland, Lenau und Eichendorff genannt wurde, andererseits lehnten einige seine zu scharfe und beleidigende Wortwahl ab. Diese ambivalente Rezeption setzte sich auch nach der Märzrevolution 1848 fort und war besonders in den 1850er Jahren bei dem slowenischen Schriftsteller Janez Trdina (1830–1905) sowie den Dichtern Matija Valjavec (1830–1897) und Fran Jeriša (1829–1855) zu beobachten (Bernik 431). Einige Jahre später erfuhr Heines Dichtung eine positive Resonanz bei den Gym- nasiasten, die sich im Rahmen der berühmten literarischen Schülerzeitschrift Vaje (1854–1855) über ihn äußerten. Zu den Mitgliedern des in handschriftlicher Form erscheinenden Blattes gehörte auch der Dichter Simon Jenko (1835–1869), der li- teraturhistorisch in Slowenien am häufigsten mit Heine in Verbindung gebracht wird, da Heines Werke einen starken ideologischen und stilistischen Einfluss auf Jenkos Schaffen hatten.7 Jenko begann Heines Gedichte in seinen Gymnasial- jahren zwischen 1853 und 1854 zu lesen, als am humanistischen Gymnasium in Ljubljana – wie aus den Jahresberichten hervorgeht – Scholls Lehrbuch Geschichte der Neudeutschen Literatur in Proben und Biographien (Stuttgart 1852)8 verwendet wurde (Bernik 432-434). Darüber hinaus war Jenkos Deutschlehrer der gebildete 7 Wohl auch aufgrund seines konfliktreichen Lebens fühlte sich Jenko von Heines Lyrik außeror- dentlich angezogen und ließ sich zugleich von anderen namhaften Dichtern wie Prešeren, Goethe und Schiller beeinflussen. Somit lassen sich in mehreren Gedichten Jenkos sowohl stilistische als auch inhaltliche Spuren von Heines Einfluss feststellen (Bernik 432-433). Dragotin Kette schrieb in einem Brief an Josip Murn, dass Jenko Heines Diktion nachahme (Kette). 8 In diesem Lehrbuch wurden den Schülern unter anderem Vertreter des Jungen Deutschland vorgestellt. Die Schüler fanden darin biografische Informationen über Börne, Heine, Gutzkow und Laube sowie zehn Gedichte von Heine. Dieses Lehrbuch wurde ausschließlich unmittelbar nach der Gymnasialreform bis zum Jahr 1854 verwendet (Samide 176). In der Folgezeit wurden im slowenischen Raum aber vermehrt slowenische Lehr- und Lesebücher verwendet, da die slowenische Schulbuchproduktion nach der Gymnasialreform von 1848 rasch zunahm (Žigon, „Matej Cigale“ 168). Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 288 4. 12. 2023 12:36:10 289Die Heinrich-Heine-Rezeption in der im slowenischen ethnischen Gebiet ... Sprachwissenschaftler Peter Petruzzi (1799–1875), der höchstwahrscheinlich für seine intensive Heine-Lektüre verantwortlich war (Samide 93). Die Generati- on von Vaje gehörte jedoch zu den letzten, die Heines Poesie in Schulbüchern lasen, bevor die Lektüre von Heines Werken bis 1913 praktisch vollständig von den Lehrplänen verschwand (Samide 144); somit war Scholls Lehrbuch das letzte deutsche9 Lehrbuch auf slowenischem Gebiet, in dem Heines Poesie erschien. Nach diesen ersten Veröffentlichungen in den Blättern Illyrisches Blatt, Carinthia und Carniolia in den Jahren 1834 und 1839 lassen sich bis zum Jahr 1856 vier weitere Artikel finden, die Heine erwähnen. Am 9. Juni 1842 wurde sein Gedicht Frühlingsgruß in der literarischen Beilage Illyrisches Blatt veröffentlicht (Heine, „Frühlingsgruß“). Dies stellte die erste Veröffentlichung eines seiner Gedichte in einer slowenischen Zeitung dar. Am 6. Januar 1843 zitierte die Carniolia Heines Worte „Glacéhandschuhe, nackte Schultern, Zuckerwasser!“ (Quiproquo) aus ei- nem seiner Berichte, der in der Sammlung Französische Zustände (1831–1832) erschienen war. Dies ist das erste Beispiel einer politisch motivierten Erwähnung Heines. Bei der Sammlung Französische Zustände handelt es sich um politisch geprägte Reportagen über die damaligen Ereignisse in Frankreich, was darauf hinweist, dass im slowenischen Raum neben Heines lyrischen auch andere seiner Texte veröffentlicht wurden. Diese Schriften über das Geschehen in Frankreich waren zu Lebzeiten des Dichters eine publizistische Sensation, fesselten die Leser und riefen bei den Behörden Bestürzung hervor, weshalb sie einer strengen Zen- sur unterlagen (Hosfeld 266-268). Trotz dieser politisch gefärbten Erwähnung lässt sich aus den analysierten Zeitungsartikeln schließen, dass seine lyrischen Werke weitaus bekannter waren. Dennoch ist die Tatsache, dass das slowenische Publikum bereits zu dieser Zeit mit einem politisch geprägten Text von Heine in Berührung kam, nicht zu vernachlässigen. Zwischen 1857 und 1860 wird dann mehrmals auch auf das gesellschaftskritische Versepos Atta Troll Bezug genom- men, was darauf hinweist, dass bereits in den 1850er Jahren erste Ansätze der Rezeption von Heines politischer Lyrik im slowenischen Gebiet erkennbar sind und diese Lyrik im Laufe der Zeit einen bedeutenden Platz in der Rezeption des Dichters einnimmt. Ungeachtet dessen lässt sich feststellen, dass Heine im slowenischen Raum in den Anfängen seiner Rezeption und bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer nur als Dichter oder Literat bezeichnet wurde und er nicht mit politischem Aktivismus in Verbindung gebracht wurde. 9 Im Rahmen unserer Studie wurden sämtliche relevanten slowenischen Lesebücher und Le- sehefte von Heines Lebenszeit bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt durchgesehen. Dabei wur- de festgestellt, dass Heines Name in einem solchen Kontext erstmals im Slovenska slovstvena čitanka za učiteljišča [Slowenisches literarisches Lesebuch für Lehrerbildungsanstalten] auftauch- te, welches von Jakob Sket im Jahr 1893 zusammengestellt worden war. Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 289 4. 12. 2023 12:36:10 290 Mineja Krisper, petra KraMberger Vor dem Jahr 1856 erscheinen im Illyrischen Blatt neben den oben genann- ten Artikeln auch die dritte Strophe des Gedichts Ein Jüngling liebt ein Mäd- chen („Cabale und Liebe“), eines von Heines Gelegenheitsgedichten („Feuille- ton“) sowie eine Veröffentlichung über die Honorare angesehener Journalisten, die in der renommierten französischen Literatur- und Kulturzeitschrift Revue des Deux Mondes, die seit 1829 in Paris erscheint, publizierten (Kordesch). Leopold Kordesch, der Autor des Artikels, gibt an, in welcher Höhe sich die Honorare dieser Journalisten bewegen und erwähnt dabei Heine: „Unter die bedeutendsten Honorare – gehören die, welche die Pariser Revuen zahlen. Die Revue des deux Mondes zahlt für den Bogen 150–250 Frcs. (die letztere Summe erhält z. B. Hei- ne) [...]“ (Kordesch). Aus dieser Veröffentlichung geht hervor, dass Heine bereits vor seinem Tod im slowenischen Raum auch als Feuilletonist bzw. angesehener Publizist bekannt war. Die Zeit vor Heines Tod brachte auch die erste freie Nachdichtung seiner Lyrik mit sich; Sveta gora von Miroslav Vilhar (125) wurde nach Heines Gedicht Die Wallfahrt nach Kevlaar nachgedichtet und im Jahr 1851 im Blatt Kmetijske in rokodelske novice10 veröffentlicht.11 Erst 1861 zeigte die Zeitung erneut Interesse an Heines Lyrik, als das berühmte Gedicht Belsazar (1819) von France Zakrajšek (7) übersetzt und veröffentlicht wurde. Dies war die erste offizielle Übersetzung von Heines Lyrik ins Slowenische. DIE HEINE-REZEPTION IM JAHR SEINES TODES (1856) Heinrich Heine verstarb am 17. Februar 1856 in Paris nach einer langwierigen Krankheit. Die Bekanntmachung seines Todes wurde am 26. Februar 1856 zu- nächst in der Laibacher Zeitung unter den allgemeinen Geschehnissen in Frank- reich veröffentlicht, obgleich Heine deutscher Herkunft war. Aus dem Kontext lässt sich schließen, dass die Wahl der Rubrik mit der Tatsache in Verbindung steht, dass Heine einen Großteil seines Lebens in Paris verbrachte und dort auch verstarb. In diesem Bericht über Heines Erbe und seine Beerdigung wird in der Zeitung nur einmal seine deutsche Herkunft erwähnt, jedoch nicht seine jüdi- sche Abstammung: „Der deutsche Dichter wird auf dem Friedhofe Montmartre 10 Damals war der Redakteur der Kmetijske in rokodelske novice Janez Bleiweis (Žigon, „Traduzio- ni di libri“ 398), der später eine Schlüsselrolle im slowenischen nationalen Erwachen spielte. Im Jahr 1857 veröffentlichte die Zeitung einen Artikel, in dem betont wurde, dass Volksbücher in slowenischer Sprache verfasst werden sollten (ebd. 399). Diese Tatsachen weisen darauf hin, dass das Hauptanliegen der Kmetijske in rokodelske novice nicht darin bestand, ausländische Autoren zu veröffentlichen. 11 Da Heine in dieser Veröffentlichung nicht erwähnt wurde, ist sie bei der statistischen Auswertung nicht berücksichtigt worden. Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 290 4. 12. 2023 12:36:10 291Die Heinrich-Heine-Rezeption in der im slowenischen ethnischen Gebiet ... beigesetzt werden und der Leichenzug vom Sterbehause Avenue Malignon aus- gehen [...]“ („Frankreich“ 26. Februar 1856). Der Artikel ist in zwei Teile unter- gliedert, wobei der erste Teil darüber berichtet, dass Heine sein gesamtes Vermö- gen seiner Frau vermacht hat, während der zweite Teil von der Beerdigung am 20. Februar 1856 handelt. Der Tenor des Artikels über Heines Tod klingt im Stil der Laibacher Zeitung weitestgehend neutral, abgesehen von einer Passage, in der der Autor seine Verwunderung über die geringere Teilnahme an der Beerdigung im Vergleich zu den Erwartungen zum Ausdruck bringt: Der Zufluß von Freunden und Verwandten war weniger groß, als man hätte erwarten dürfen, die Zahl derselben mag höchstens achtzig betragen haben. Von Notabilitäten waren zugegen: Mignet, Theophile Gautier, Alexandre Du- mas, außerdem die meisten Journalredakteure und fast sämtliche hier lebende deutsche Journalisten. („Frankreich“ 26. Februar 1856) Eine ähnliche Formulierung findet sich auch in der renommierten französischen Zeitung Journal des Débats, die den Nachruf auf Heine bereits am 22. Februar 1856, vier Tage vor der Veröffentlichung in der Laibacher Zeitung, drucken ließ: Un Journal disait dernièrement, en donnant les détails d’une funèbre cérémo- nie: La foule qui assistait à ce triste spectacle n’était pas nombreuse. [...] Du moins, parmi ce peu de fidèles, on pouvait compter des hommes portant des noms distingués ou illustres dans les lettres et les arts. Nous avons reconnu M. Mignet, de l’Académie Française. Théophile Gautier, Alexandre Dumas, Paul de Saint-Victor, Alexandre Weill, Ernst, Escudier, etc. (Ratisbonne 431) Im zitierten Nachruf erwähnt Louis-Gustave-Fortuné Ratisbonne, dass eine Zei- tung kürzlich ausführlich über Heines Begräbnisfeierlichkeiten berichtet hat. Die Anwesenden bei dieser traurigen Szenerie waren zwar nicht zahlreich, doch befan- den sich unter dieser Handvoll treuer Anhänger einige etablierte und angesehene Namen aus der Literatur- und Kunstwelt, wie beispielsweise François-Auguste Mignet (1796–1884), Mitglied der Französischen Akademie, der Schriftsteller Théophile Gautier (1811–1872), der Schriftsteller Alexandre Dumas (1802– 1870), der Dichter Paul de Saint-Victor (1827–1881), der Journalist Alexandre Weill (1811–1899) usw. Anhand der Ähnlichkeiten zwischen diesen beiden Auf- zeichnungen lässt sich vermuten, dass die Laibacher Zeitung ihren Artikel über Heines Tod entweder auf Basis des Ratisbonne-Nachrufs im Journal des Débats gestaltet oder aber den Originalbericht, auf den Ratisbonne in seinem Nachruf verweist, als Vorlage verwendet hatte.12 12 Dies stellt jedoch nicht das erstmalige Beispiel für eine Verbindung zwischen der Laibacher Zeitung und einer französischen Zeitung dar. Bereits während der Zeit der Illyrischen Provinzen stand die Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 291 4. 12. 2023 12:36:10 292 Mineja Krisper, petra KraMberger Der Artikel in der Laibacher Zeitung berichtet auch darüber, dass Heine jeg- liche religiöse Zeremonie abgelehnt habe und die Familie den Sarg, in dem der Dichter ruhe, wahrscheinlich reklamieren werde, weil sie der Meinung seien, dass dieser Mängel aufweise. Gemäß Heines Wunsch fehlte nämlich das tradi- tionelle weiße Kreuz auf dem Schleier, welcher den Sarg bedeckte.13 Aus diesem Grund wurde der Dichter zuerst in einem provisorischen Grab auf dem Mont- martre-Friedhof beerdigt, anschließend wurde der Sarg dann in das eigentliche Grab überführt. In dieser Nachricht sind keine Bewertungen oder Kommentare zu Heines literarischem Schaffen zu finden, es wird jedoch erwähnt, dass Heine „noch vier Stunden vor seinem Tod […] den Schluß seiner Memoiren [diktierte]“ („Frankreich“ 26. Februar 1856). Die Laibacher Zeitung erinnerte sich am 17. April 1856 erneut an Heine, als sie berichtete, dass der Sarg des Dichters ausgetauscht worden und Heine nun in seinem eigentlichen Grab begraben sei. Auch diese Nachricht wurde – wie bereits die erste – in neutralem Ton verfasst („Frankreich“ 17. April 1856). Neben diesen beiden Nachrichten wurde Heines Name im Jahr 1856 auch am 29. De- zember im Intelligenzblatt zur Laibacher Zeitung in der Rubrik Neujahrsgeschenke erwähnt, in der ein Laibacher Verleger, Janez Giontini, Bücher vorschlägt, die eine ausgezeichnete Wahl für ein Geschenk wären. Unter ihnen befindet sich auch die vierte Ausgabe von Heines Sammelband Neue Gedichte (1844) (Giontini, „Neujahrsgeschenke“). Der zweite Zeitungsartikel, der die Nachricht von Heines Tod veröffentlichte, stammt aus der zuvor zitierten katholischen Zeitung Zgodnja danica. France Ber- nik (432) führt diesen Artikel als Beleg dafür an, dass die Heine-Rezeption in den 1850er Jahren geteilt war und besonders in katholischen Zeitungen äußerst negativ ausfiel. Es ist jedoch anzumerken, dass es schwierig ist, von einer vorherr- schenden negativen Rezeption Heines in katholischen Zeitungen in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts zu sprechen, da die Zgodnja danica die einzige ka- tholische Zeitung war, die zu jener Zeit herausgegeben wurde und folglich die einzige war, die sich zu Heine äußerte. Ähnlich wie die Laibacher Zeitung be- richtete auch die Zgodnja danica, dass die Beerdigung ohne religiöse Zeremonien Laibacher Zeitung nämlich mit der Zeitung Télégraphe Offiziel des Provinces Illyriennes in Verbin- dung (Holz 447). Ein weiteres belegbares Indiz für die Affinität zur französischen Kultur ergibt sich aus den 1850er Jahren, in denen die Laibacher Zeitung mehrfach über die Ansichten französi- scher Sozialisten berichtete (Vodopivec und Zupančič 309). 13 „Der Verstorbene habe sich jedes religiöse Zeremoniell verbeten; es war kein Geistlicher bei der Beerdigung zugegen; ja auf dem Leichentuche, welches den Sarg bedeckte, fehlte das sonst übliche weiße Krenz. Ebenso hatte er auch gebeten, man möge keine Rede über seinem Sarge halten“ („Frankreich“ 26. Februar 1856). Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 292 4. 12. 2023 12:36:10 293Die Heinrich-Heine-Rezeption in der im slowenischen ethnischen Gebiet ... stattgefunden habe. Allerdings betrachtete die katholische Zeitung dieses Faktum mit kritischem Blick. Die Nachricht in der wöchentlich erscheinenden Zgodnja danica wurde am 3. April 1856 veröffentlicht, zwei Monate nach dem Nachruf in der Laibacher Zeitung. Der Grund für diese zeitliche Verzögerung bleibt un- klar und könnte entweder ein bloßer Zufall oder eine bewusste Entscheidung der Redaktion gewesen sein. In jedem Fall führte diese Verzögerung zu einer (auch emotionalen) Distanz zum tatsächlichen Ereignis, was es der Zeitung zwei Monate nach Heines Tod leichter machte, scharfe Kritik an Heine zu üben. Die Nachricht über Heines Tod wird in der Zgodnja danica auf beinahe theatralische Weise vermittelt, mit dem Ziel, ihre eigene Überzeugung von Heine als verlore- nem und verlassenem Individuum zu verbreiten: V Parizu je umerl malopridnež in zasmehljivec svetih reči, Henrik Heine, kteri je marsikterima vetrenjaku še bolj glavo zmešal. Ne duhovna, ne petja, ne mo- litve, ne žalostnice ni bilo pri njegovim truplu. Bil je grozili, leden pogreb za ledenim nejevercam, stekleno merzlo ohnebje, huda sapa, vnemami ljudje so ga spremljevali, in eden za drugim so se umikali, de bi svojih opravil ne zamudili. – Nespremišljeni občudovavci puhlih, prevzetnih zaničevavcov svete vere, gerdih pisarij in nečistih reči, kdo zmed vas bi hotel zdaj na Heine-tovim mestu biti? („Razgled“) Die Zeitung Zgodnja danica zeichnet ein düsteres Bild von der Beerdigung eines einsamen Mannes, von dem die Menschen sich nicht verabschieden wollten. Der Autor des Artikels vermittelt den Eindruck, dass Heine selbst die Schuld an sei- nem Schicksal trage, insbesondere weil er – so der Autor – „[ein] aufgeblasener, hochmütiger Verächter des heiligen Glaubens“ („Razgled“; übersetzt von P. K.) sei. Dies bestätigt zweifellos Berniks Aussage (432), dass Heine in katholischen Kreisen negativ bewertet wurde. Gleichzeitig ist zu erwähnen, dass konservati- ve Christen im slowenischen Raum auch in späteren Rezeptionsphasen oftmals Gegner von Heines Poesie waren. Die Analyse zeigt, dass der Dichter zweifellos ein eher liberal denkendes Publikum ansprach, was jedoch nicht bedeutet, dass konservative Zeitungen nicht in der Lage waren, Heines Werk positiv zu beur- teilen. Dies kommt insbesondere in den Rezeptionsphasen der Jahre 1897–1898 und 1906–1907 deutlicher zum Ausdruck. Aufgrund der Veröffentlichung in der Zgodnja danica sind somit in Heines Todesjahr Ansätze einer Ambivalenz in der Heine-Rezeption zu erkennen. Allerdings erschwert die begrenzte Anzahl von Zeitungsartikeln (nur 3), die in diesem Jahr über Heine berichten, einen vollstän- digen Einblick in den Stand der Rezeption. Der negative Artikel in der Zeitung Zgodnja danica aus dem Jahr 1856 ist nämlich der einzige seiner Art und prä- sentiert ein völlig gegensätzliches Bild der Rezeption im Vergleich zu anderen Zeitungen jener Zeit. Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 293 4. 12. 2023 12:36:10 294 Mineja Krisper, petra KraMberger HEINES REZEPTION ZWISCHEN 1857 UND 1860 Im Folgenden wird eine statistische Auswertung der Erwähnungen von Heinrich Heine im Zeitraum zwischen 1857 und 1860 präsentiert. Die vorliegenden Daten deuten vornehmlich auf eine positive Rezeption Heines in der slowenischen Pres- se hin. Der Dichter wird innerhalb dieses Zeitrahmens in der Laibacher Zeitung und ihren Beilagen, im Intelligenzblatt zur Laibacher Zeitung und in den Blättern aus Krain, dreizehnmal erwähnt, während er in den Zeitungen Kmetijske in ro- kodelske novice, Zgodnja danica und Carinthia keinerlei Erwähnung findet. Es ist anzumerken, dass im betrachteten Zeitraum keine anderen Zeitungen im slowe- nischen Raum veröffentlicht wurden, mit Ausnahme der literarischen Zeitschrift Slovenski glasnik, die Heine entgegen unseren Erwartungen auch kein einziges Mal erwähnt. Tabelle 1: Heines Präsenz in der periodischen Presse im Zeitraum von 1857 bis 1860 Jahr Zeitung erwähnungen erwähnungen insgesamt 1857 Laibacher Zeitung 3 5 Blätter aus Krain 2 1858 Laibacher Zeitung 2 2 1859 Laibacher Zeitung 2 2 1860 Laibacher Zeitung 1 4Blätter aus Krain 1 Intelligenzblatt zur Laibacher Zeitung 2 Wie bereits erwähnt und aus der Tabelle ersichtlich ist, konzentriert sich die Mehrheit der Erwähnungen Heines in den Jahren 1857 bis 1860 auf die Laiba- cher Zeitung mit insgesamt acht Nennungen. Drei weitere Erwähnungen sind in ihrer Beilage Blätter aus Krain und zwei im Intelligenzblatt zur Laibacher Zeitung zu finden. Innerhalb des Zeitraums von 1857 bis 1860 wurde Heine mit fünf Ver- öffentlichungen am häufigsten im Jahr 1857 genannt, gefolgt von vier Nennun- gen im Jahr 1860. Die geringste Anzahl an Erwähnungen erfolgte in den Jahren 1858 und 1859, als in den Zeitungsarchiven nur jeweils zwei Aufzeichnungen über den Dichter vorzufinden waren, beide in der Laibacher Zeitung. Sowohl die Laibacher Zeitung als auch ihre Beilagen erwähnen Heine in einem vorwiegend Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 294 4. 12. 2023 12:36:11 295Die Heinrich-Heine-Rezeption in der im slowenischen ethnischen Gebiet ... positiven oder neutralen Ton, wobei die Bewertung des Dichters tendenziell eher positiv als neutral ausfällt. Tabelle 2: Die Anzahl der Erwähnungen Heines in den Zeitungen im Zeitraum von 1857 bis 1860 und ihre Bewertung Zeitung Positive erwähnungen negative erwähnungen neutrale erwähnungen erwähnungen insgesamt Blätter aus Krain 2 0 1 3 Intelligenzblatt zur Laibacher Zeitung 3 0 0 3 Laibacher Zeitung 4 0 3 7 Die Erwähnungen von Heine in der Presse wurden im Rahmen dieser Un- tersuchung kontextuell eingeordnet. Acht lassen sich eindeutig einem enge- ren literarischen Kontext zuordnen, während die übrigen Erwähnungen mit Anekdoten über Heine (2) oder Berichten über Vertonungen seiner Lyrik (3) verbunden sind. Sieben Artikel, die dem literarischen Kontext zugeordnet wurden, empfeh- len entweder Heines Poesie als Lektüre (Giontini, „Schrift- und Neujahrsge- schenke“ 4. Dezember, 22. Dezember und 29. Dezember 1860), loben seinen Schreibstil (Dr. L. J. und „Kunst und Literatur“) oder setzen sich mit Überset- zungen seiner Poesie in andere Sprachen auseinander („Literatur“, „Vermischte“ 28. November 1859). Es lässt sich ein deutliches Interesse an Heines Poesie er- kennen, was durch einen Bericht aus der Laibacher Zeitung von 1857 zusätzlich bestätigt wird. In diesem Bericht wird dem slowenischen Publikum mitgeteilt, dass Heines Witwe beschlossen habe, seine restliche Poesie posthum bei der Verlagsbuchhandlung Hoffmann und Campe zu veröffentlichen („Tagsneu- igkeiten“). Einer der Artikel im literarischen Kontext, der am 28. November 1859 in der Laibacher Zeitung veröffentlicht wurde, beschäftigt sich mit Über- setzungen von Heines Poesie und kritisiert dabei die englische Ausgabe seines gesellschaftskritischen Versepos Atta Troll. Ein Sommernachtstraum aufgrund einer mangelhaften sprachlichen Umsetzung („Vermischte“ 28. November 1859). Interessanterweise wurde diese Übersetzung in England dennoch positiv aufgenommen. Der Autor des Beitrags zitiert Passagen aus Heines Original- gedicht und vergleicht sie mit der Übersetzung. Dieser Bericht zeigt erneut, dass das slowenische Publikum mit Heines politischer Lyrik vertraut war. Eine Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 295 4. 12. 2023 12:36:11 296 Mineja Krisper, petra KraMberger Betrachtung der Artikel, die in einen engeren literarischen Kontext passen, legt nahe, dass sowohl Heines Werk als auch sein einzigartiger Schreibstil zu jener Zeit bereits recht bekannt waren. In den Blättern aus Krain werden die „salo- pe[] Heine‘sche[] Manier“ (Dr. L. J.) und „Heine‘sche[] Strophen“ 14 (Seunig 190) erwähnt. Heine wird als herausragender Dichter mit charakteristischem Schreibstil präsentiert, den ein breiteres Publikum kennen sollte. Drei Nachrichten berichten auch über Vertonungen von Heines Poesie. In zweien wird erwähnt, dass das Gedicht Die beiden Grenadiere vertont wurde („Großes Konzert“ und „Ein fahrender Sänger“), und einmal wird die Vertonung von Die Loreley („Lokales“) genannt. Die beiden Grenadiere war zu jener Zeit ei- nes der beliebtesten Gedichte Heines aus der Gedichtsammlung Buch der Lieder (erschienen 1827). Interessanterweise wurde das Gedicht in den Zeitungen nur einmal weniger erwähnt als die Sammlung selbst (das Buch der Lieder wird – aber nur in den Literaturhinweisen – dreimal angeführt (Giontini, „Schrift- und Neu- jahrsgeschenke“ 4. Dezember, 22. Dezember und 29. Dezember 1860), Die beiden Grenadiere („Großes Konzert“ und „Ein fahrender Sänger“) und Atta Troll (B. und „Vermischte“ 28. November 1859) werden jeweils zweimal erwähnt, während Die Loreley („Lokales“) und die Sammlung Neue Gedichte (Giontini, „Neujahrs- geschenke“) jeweils nur einmal genannt werden). Die Zeitung Blätter aus Krain charakterisierte im August 1857 das Gedicht Die beiden Grenadiere als poetisch und betonte, dass die Vertonung dieses Gedichts tief in die Seele eindringe („Ein fahrender Sänger“).15 Während dieser Rezeptionsphase sind in den Zeitungen auch Anekdoten über Heine zu finden. Obwohl sie nicht unmittelbar mit seinem dichterischen Schaf- fen in Verbindung stehen, erlauben sie dennoch Rückschlüsse auf Heines gesell- schaftlichen Status. Die Anekdoten zeigen deutlich, wie bekannt Heines Name war und gleichzeitig, wie die Zeitungen den Dichter dem Lesepublikum präsen- tieren wollten. Die erste Anekdote wurde am 21. Dezember 1858 in der Laibacher Zeitung veröffentlicht und war aus der deutschen Kulturzeitschrift Westermanns Monatshefte übernommen worden, wo sie im Zusammenhang mit Erinnerungen an Heine erschienen war. Ein anonymer Autor berichtet über Heines Promotion in Göttingen und erzählt vom geistreichen Wortwechsel zwischen dem Dich- ter und dem Dekan der juristischen Fakultät. Heine habe bereits vor der Vertei- digung seine Prüfungsgebühr auf den Tisch gelegt, woraufhin der Dekan ihm 14 Die Veröffentlichung ist in der Statistik nicht berücksichtigt worden, da sie im Jahr 1862 publiziert wurde. 15 „Der poetische Geist dieser Dichtung, die tiefen Schatten der Nacht, oben das bleiche Licht des aus Nebeln steigenden Mondes, der Haufe der schweigenden, andächtig lauschenden Zuhörer, der feierliche Vortrag des fahrenden Sängers und der süße Ton seiner Leier brachten einen tiefen, die Seele ergreifenden Eindruck hervor.“ („Ein fahrender Sänger“). Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 296 4. 12. 2023 12:36:11 297Die Heinrich-Heine-Rezeption in der im slowenischen ethnischen Gebiet ... Einhalt geboten und gesagt habe: „,Wir mussen Sie ja erst prüfen‘, worauf ihm Heine kurzweg geantwortet habe: ,Prüfet und das Beste behaltet.‘“ („Vermischte“ 21. Dezember 1859). In der zweiten Anekdote, die am 13. August 1859 auf der Titelseite der Laiba- cher Zeitung in der Rubrik „Unter dem Strich“ veröffentlicht wurde, schreibt ein verzweifelter Feuilletonist darüber, wie er in der unerträglichen Hitze des Som- mers zu arbeiten habe, anstatt Urlaub machen zu können, und dabei an Heine denke, den er den Lesern als Autor des Gedichts Atta Troll vorstellt. Heine hatte einmal großen Durst und wurde hierdurch zum Statistiker. Er berechnete, wie viel Eimer Wein jährlich auf der Erde wachsen, und welcher Anteil hiervon zur Konsumtion für jedes Individuum sämtlicher Rassen […] entfällt. Dabei brachte er heraus, dass er viel zu kurz komme, und sehnte sich, die Kreatur kennen zu lernen, die ihm seinen Musteil Wein wegtrinkt, um ihr Etwas antun zu können. Nun habe ich zwar mit dem Dichter des Atta Troll nichts gemein, als das, was mir eben zu einem Heine abgeht; auch dürfte ich nicht, sondern ärgere mich über den bösen Gesellen, welcher mir meine Ferien- zeit wegreißt. […] Also phantasiert Ihr zum umgekehrten Heine verzweifelnder Feuilletonist, weil er bei 34 Grad Hitze an den Arbeitstisch geschmiedet ist. (B.) Es ist evident, dass Heines Name zu jener Zeit in sämtlichen Gesellschaftsschich- ten weithin bekannt war und die Rezeption seiner Werke nicht allein auf litera- rische Kreise beschränkt blieb. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist auch die Erwähnung seiner Person durch Feuilletonisten, um den Lesern seine Situation besser zu beschreiben, gerade weil sie Heines Lage ähnelte. Zudem wird Heine erneut als Verfasser des satirischen Gedichts Atta Troll hervorgehoben, was als weiterer Beleg für die Rezeption seiner politischen Lyrik dient. In den Zeitungen wird Heine generell als interessante und geistreiche Persönlichkeit präsentiert. In den genannten Anekdoten ist – in Anlehnung an das von Marijan Dović ent- wickelte analytische Modell der Kanonisierung europäischer Kulturschaffender (33) – eine kulturelle Aneignung von Heines Leben zu erkennen, da er – unab- hängig davon, ob die Anekdote auf einer wahren Begebenheit beruht oder nicht – dem Zielpublikum nähergebracht wird. Der Leser empfindet Heine daher als ebenbürtig und erkennt gleichzeitig eine Gleichstellung zwischen ihm und dem Verfasser der Anekdote, da dieser sich mit Heine identifiziert. Die Anekdoten in der Laibacher Zeitung lassen vermuten, dass damit bereits eine Kanonisierung des Autors im slowenischen ethnischen Raum begann. An- dererseits ist in einigen Zeitungen ein vollkommenes Fehlen an Erwähnungen Heines zu verzeichnen. Es stellt sich hierbei die Frage, warum in der Klagenfurter Zeitschrift Carinthia, die den Untertitel Zeitschrift für Vaterlandskunde, Belehrung und Unterhaltung trägt und die auf Heimatkunde, Bildung und Unterhaltung Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 297 4. 12. 2023 12:36:11 298 Mineja Krisper, petra KraMberger spezialisiert ist, nach Heines Tod keine Artikel über ihn veröffentlicht wurden, obwohl er – wie bereits eingangs erwähnt – schon 1839 in dieser Zeitschrift er- wähnt worden war. Zwischen 1815 und 1862 (mit einigen Unterbrechungen) war Simon Martin Mayer (1788–1872) der Herausgeber der Carinthia. Da Mayer auch als Priester tätig war, könnte diese Doppelfunktion dazu geführt haben, dass die Zeitschrift nicht über Heine berichtete, da der Dichter öffentlich kirchliche und religiöse Autoritäten kritisierte. Aufgrund seiner konservativen Ansichten könnte Mayer auch ein Gegner der damals kontroversen Judenemanzipation ge- wesen sein. Heines jüdische Herkunft wäre somit ein weiterer Grund dafür, wa- rum er in der Zeitschrift keinen Platz fand. Eine viel einfachere Erklärung wäre jedoch, dass sich die Carinthia zu jener Zeit auf Themen konzentrierte, die mehr mit ihren aktuellen Zielen übereinstimmten, wie zum Beispiel der Entwicklung von Kärnten (Nußbaumer). Es lässt sich auch erklären, warum Heine nicht in der literarisch-pädagogischen Zeitschrift Slovenski glasnik, die ebenfalls in Klagenfurt herausgegeben wurde und sich für die Entwicklung der slowenischen Sprache und Literatur einsetzte (Stabej 449), erwähnt wurde. Statt ausländischen Autoren den Vorzug zu geben, gab die Zeitschrift der einheimischen Literatur und Dich- tung den Vorrang,16 was der Stärkung der nationalen Identität dienen sollte. FAZIT Basierend auf der Analyse von Zeitungsartikeln wurden die Anfänge der Zei- tungsrezeption Heinrich Heines im slowenischen Kulturraum ermittelt und bewertet. Die gewonnenen Erkenntnisse vervollständigen und erweitern den bisherigen Wissensstand über die Heine-Rezeption in Slowenien. Es wurde fest- gestellt, dass man in Slowenien erstmals in den 1830er Jahren, genauer gesagt im Jahr 1834, durch das Illyrische Blatt, eine Beilage der Laibacher Zeitung, mit Hei- nes Werken in Kontakt kam. Von da an bis zu Heines Tod im Jahr 1856 erschie- nen sowohl sein Name als auch seine Lyrik in den Zeitungen und seine Präsenz im slowenischen Raum nahm stetig zu. Die Analyse der Berichte über seinen Tod im Jahr 1856 bestätigt eine ambivalente Rezeption Heines im slowenischen Raum, da die katholische Zeitung Zgodnja danica in diesem Jahr einen äußerst negativen Artikel über den Tod des deutschen Dichters sowie die Umstände sei- ner Beerdigung veröffentlichte. Die Rezeption von Heine zwischen 1857 und 1860 lässt sich hauptsächlich als Rezeption seiner Lyrik beschreiben. Dreimal wird seine Gedichtsammlung Buch 16 Ein gutes Beispiel dafür ist die Veröffentlichung der Erzählung Fran Levstiks (1831–1887) Martin Krpan z Vrha, die bereits im ersten Erscheinungsjahr der Zeitschrift (1858) erfolgte (Mazi-Lesko- var 138). Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 298 4. 12. 2023 12:36:11 299Die Heinrich-Heine-Rezeption in der im slowenischen ethnischen Gebiet ... der Lieder erwähnt, die die Slowenen ausschließlich auf Deutsch lasen, da die erste Übersetzung von Heines Lyrik ins Slowenische erst 1861 durch France Zakrajšek erfolgte, der das Gedicht Belsazar übersetzte. In dieser Zeit begann auch die Re- zeption von Heines politischen Texten, da sein episches satirisches Gedicht Atta Troll in zwei Zeitungen erwähnt wurde. Auch durch Vertonungen seiner Gedich- te und die Veröffentlichung von Anekdoten über sein Leben erlangte Heine bei den slowenischen Lesern Beliebtheit. Die Analyse der Laibacher Zeitung, des Intelligenzblattes zur Laibacher Zei- tung und der Blätter aus Krain, die Heine zwischen 1857 und 1860 als einzige erwähnen, zeigt, dass die Rezeption von Heine im slowenischen Raum in diesem Zeitraum positiv war, da sich neun positive und vier neutrale Berichte über den deutschen Dichter finden. Diese Periode kann als eine Zeit beschrieben werden, in der Heine als angesehener Dichter und literarische Persönlichkeit akzeptiert wurde. Bis zum Jahr 1860 hatte Heine im slowenischen literarischen Raum be- reits einen festen Platz eingenommen. Die Rezeption des Dichters nahm im slo- wenischen Gebiet bis zum Ende des 19. Jahrhunderts stetig zu und erreichte vor dem Übergang ins 20. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Die Rezeption Heines am Ende des 19. Jahrhunderts ist von mehreren Ambivalenzen geprägt und zeigt eine klare Dichotomie zwischen der Ablehnung des Dichters durch katholische Zeitungen und seiner Akzeptanz durch liberale Zeitungen. Heines Lyrik hat den slowenischen literarischen Raum zweifellos geprägt und Spuren in den Texten und Gedanken slowenischer Literaten hinterlassen. LITERATURVERZEICHNIS Zeitungsquellen „Cabale und Liebe.“ Illyrisches Blatt, 4. November 1848, S. 354. „Die Wiener Theaterzeitung und der Schriftsteller Saphir.“ Illyrisches Blatt, 13. Dezember 1834, S. 184. „Ein fahrender Sänger (Verschiedenes).“ Blätter aus Krain, 22. August 1857, S. 135-136. „Feuilleton.“ Illyrisches Blatt, 15. Mai 1845, S. 80. „Frankreich (Richtamtlicher Teil).“ Laibacher Zeitung, 17. April 1856, S. 381. „Frankreich (Richtamtlicher Teil).“ Laibacher Zeitung, 26. Februar 1856, S. 203. „Großes Konzert.“ Laibacher Zeitung, 12. Juni 1857, S. 533. „Kunst und Literatur (Vermischte Nachrichten).“ Laibacher Zeitung, 12. Mai 1858, S. 429. „Literatur.“ Blätter aus Krain, 12. Mai 1860, S. 72. „Lokales.“ Laibacher Zeitung, 20. Juli 1857, S. 665. Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 299 4. 12. 2023 12:36:11 300 Mineja Krisper, petra KraMberger „Razgled po keršanskim svetu.“ Zgodnja danica, 3. April 1856, S. 64. „Tagsneuigkeiten.“ Laibacher Zeitung, 25. November 1857, S. 1089. „Vermischte Nachrichten.“ Laibacher Zeitung, 21. Dezember 1858, S. 1169. „Vermischte Nachrichten.“ Laibacher Zeitung, 28. November 1859, S. 1085. B. „Klagenfurter Briefe (Feuilleton).“ Laibacher Zeitung, 13. August 1859, S. 731. Dr. L. J. „Literarisches.“ Blätter aus Krain, 3. Oktober 1857, S. 160. Giontini, Janez. „Neujahrsgeschenke.“ Intelligenzblatt zur Laibacher Zeitung, 29. Dezember 1856, S. 1007. Giontini, Janez. „Schrift- und Neujahrsgeschenke.“ Intelligenzblatt zur Laibacher Zeitung, 22. Dezember 1860, S. 764. Giontini, Janez. „Schrift- und Neujahrsgeschenke.“ Intelligenzblatt zur Laibacher Zeitung, 29. Dezember 1860, S. 774. Giontini, Janez. „Schrift- und Neujahrsgeschenke.“ Laibacher Zeitung, 4. Dezem- ber 1860, S. 730. Heine, Heinrich. „Frühlingsgruß.“ Illyrisches Blatt, 9. Juni 1842, S. 93. Kinou, E. Arnold. „Ein Ausflug in die Provinz.“ Carniolia, 11. November 1839, S. 222-223. Kordesch, Leopold. „Feuilleton.“ Illyrisches Blatt, 28. Juni 1847, S. 207-208. Mansfon. „Theaternotizen.“ Carinthia, 9. November 2023, S. 184. Prenner, Carl. „Das Schloß Wagensberg in Krain.“ Carniolia, 8. November 1839, S. 217-218. Quiproquo. „Briefe aus Klagenfurt.“ Carniolia, 6. Januar 1843, S. 288. Seunig, Joseph Friedrich. „Ein treuloses Gemüth.“ Blätter aus Krain, 22. Novem- ber 1862, S. 189-190. Vilhar, Miroslav. „Sveta gora.“ Kmetijske in rokodelske novice, 25. Juni 1851, S. 125. Zakrajšek, France. „Belsazar.“ Kmetijske in rokodelske novice, 2. Januar 1861, S. 7. Primärliteratur Heine, Heinrich. Buch der Lieder. Hamburg, Hoffmann und Campe, 1827. Heine, Heinrich. Heinrich Heine‘s sämtliche Werke. Bd. 19-20. 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Zgo- dovinsko recepcijo Heineja je večkrat zaznamovalo zavračanje pesnika, saj družba in kriti- ki niso bili naklonjeni njegovim različnim prepričanjem, predvsem njegovim političnim in verskim stališčem. Pričujoči prispevek se osredotoča na recepcijo Heineja na Slovenskem do leta 1860 in je razdeljen na tri poglavja. Prvo poglavje raziskuje recepcijo Heineja na Slovenskem pred letom 1856, ko se je Heine prvič pojavil v časopisju in je njegova prisotnost v slovenskem prostoru postopoma naraščala. Drugo poglavje se osredotoča na recepcijo v letu njegove smrti, 1856, pri čemer v središču raziskave stojita dva nekrolo- ga. Prvi je bil objavljen v časopisu Laibacher Zeitung, medtem ko je drugi, edini izrazito negativni zapis o Heineju v tistem času, izšel v časopisu Zgodnja danica. Tretje poglavje obravnava recepcijo med letoma 1857 in 1860. Recepcija Heineja je bila v tem času pre- težno pozitivna, z izrazitim poudarkom na pozitivnem vrednotenju Heinejeve poezije in sloga pisanja. Raziskava zajema analizo izdaj devetih publicističnih organov, ki so v tem obdobju izhajali na Slovenskem. Pregledali smo časopise Laibacher Zeitung, njegove pri- loge Intelligenzblatt zur Laibacher Zeitung, Illyrisches Blatt in Blätter aus Krain, Carinthio, Carniolio, Kmetijske in rokodelske novice, Zgodnjo danico ter literarno revijo Slovenski glas- nik. Heine se do leta 1860 vsaj enkrat pojavi v skoraj vseh navedenih časopisih, z izjemo literarne revije Slovenski glasnik. Ključne besede: Heinrich Heine, slovenski prostor, literarna recepcija, od 1834 do 1860, nemška književnost Acta_Neophilologica_2023_FINAL.indd 302 4. 12. 2023 12:36:11