URN_NBN_SI_DOC-JW3DSYQK

35 Polihistor brez univerzitetne izobrazbe ge Anwendung, vermittelt. Auf der nächsten Stufe, in der humanistischen Klasse (Poesie-Klasse), versuchte man, bei den Schülern das Interesse für die Schönheit der klassischen Sprachen zu wecken. In der höchsten Klasse (Rhetorik) lernten die Schüler das richtige Argumentieren und verschiedene Redefähigkeiten. Ein grundlegendes Merkmal der jesuitischen Mittelschulen war die uniformierte Realität, bei der das einheitliche Schulsystem jederzeit den Lehrer-, Schüler- und Lehrbuchaustausch ermöglichte. Zu jener Zeit gab es in Ljubljana noch keine höheren Studien (studia superiora), sie wurden allmählich seit Anfang des 18. Jh. gegründet. Das Ljubljanaer Jesuitengymnasium war zu Valvasors Zeiten zahlenmäßig auch für die heutigen Verhältnisse eine große Schule. Nur ein kleinerer Teil der Gymnasiasten lebte im Inter- nat, dem sogenannten Seminar oder Konvikt. Sonst aber wurde das Gymnasium vor allem von auswärtigen Schülern (Externen) besucht, die sogar rund 90 Prozent aller Schüler ausmachten. Unter ihnen finden wir auch Johann Weichard von Valvasor: Aufgrund seines Berichtes über ein nächtliches Ereignis lässt sich schließen, dass er in der Nähe der städtischen Waage wohnte, höchstwahrscheinlich bei der Familie seines eine Generation älteren Halbbruders Karl. Die Tatsache, dass sich der zukünftige Krainer Polyhistor in der Geburtsstadt Ljubljana ausbildete, blieb sicherlich nicht ohne einen bedeutenden Einfluss auf seine Interessen und sei- ne spätere Schaffenskraft. Die Frage ist nämlich, ob ihn Krain oder die Heimatkunde überhaupt dermaßen angesprochen hätten, wenn er in den Jahren, in denen sich seine Persönlichkeit in- tensiv entwickelt hatte, das Heimatland verlassen hätte. Vielleicht allerdings hätte er sich als Naturwissenschaftler noch mehr geprägt. Doch aufgrund des jungen Alters hätte er die Heimat- verbundenheit mit Krain und den Leuten und Orten im Land viel leichter verlieren können und nicht zuletzt auch an die Verbundenheit mit der Sprache und den Gebräuchen im Heimatland. Nach abgeschlossenem Gymnasium verließ Valvasor für einige Jahre seine Heimat, leider aber wissen wir nicht, wohin ihn seine erste Kavalierreise führte. Mit zwei Unterbrechungen blieb er im Ausland für mehr als ein Jahrzehnt lang. Die gesamten sechziger Jahre waren also die Jahre seiner „Lebensuniversität“, die er in verschiedenen Ländern von Dänemark im Nor- den bis Tunesiens im Süden absolvierte und über die er einige wertvolle Zeugnisse hinterließ. An keiner Stelle erwähnt er einen Kontakt zu irgendeiner Universität. Der Kontakt zur Univer- sitätssphäre auf die eine oder andere Art und Weise ist jedoch nicht ausgeschlossen.

RkJQdWJsaXNoZXIy